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Jahresbericht 2018

Überblick über die Aktivitäten des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, im Kalenderjahr 2018

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Zwischen Trauer und Triumph<br />

Das Schicksalsjahr 1918 als ambivalenter Gedenkanlass<br />

Als wir im Gedenkjahr <strong>2018</strong> nach den<br />

Folgen des Ersten Weltkriegs fragten,<br />

tat sich ein großer Spannungsbogen<br />

auf. Wir haben als Kulturforum stets<br />

das gesamte östliche (Mittel-)Europa im<br />

Blick – ist es da möglich, sich zwischen<br />

Trauer und Triumph zu entscheiden?<br />

Zweifelsfrei spielt beides ins Gedenken<br />

hinein, und so wollten wir diese Problematik<br />

auch in unseren Angeboten zum<br />

Ausdruck bringen. Es ging dabei um die<br />

vor hundert Jahren neu gegründeten<br />

Nationalstaaten genauso wie um den<br />

Zerfall der scheinbar festgefügten Ordnung<br />

der alten Imperien, um Identitätsfindung<br />

genauso wie um den Entzug<br />

von Identitätsgrundlagen, um Friedensverträge<br />

wie um nationale Propaganda.<br />

Die seinerzeit neu entstehenden nationalen<br />

Ikonografien, ob zur Glorifizierung<br />

der eigenen Nation<br />

oder zum Beweinen ihres<br />

Schicksals, bieten für<br />

diese Fragen vielfältige<br />

Illustrationsmöglichkeiten.<br />

Bei unseren Vorträgen,<br />

Podiumsgesprächen,<br />

Filmvorführungen und Ausstellungsbeteiligungen<br />

aber<br />

merkten wir, dass es nach vier Jahren<br />

der Auseinandersetzung mit dem Ersten<br />

Weltkrieg auch eine gewisse Ermüdung<br />

des Interesses gab – und dass es noch<br />

ganz andere Gedenkanlässe gibt, die<br />

heute die Menschen bewegen, zumal<br />

sich immer wieder herausstellte, dass<br />

die Ergebnisse des Jahres 1918 den Keim<br />

für einen großen Teil des Unglücks des<br />

20. Jahrhunderts in sich trugen.<br />

Auf offizieller und großer Bühne<br />

war das Augenmerk auf das Europäische<br />

Kulturerbejahr <strong>2018</strong> gerichtet.<br />

Dabei stellten auch wir einen Teil unserer<br />

Aktivitäten, die sich ja grundsätzlich<br />

mit einem heute gemeinschaftlichen<br />

Erbe befassen, unter das von der<br />

Europäischen Kommission ausgerufene<br />

schaurig-schöne Motto »Sharing Heritage«.<br />

Dazu gehörten etwa unsere<br />

Ausstellungen zur Backsteingotik<br />

Hinrich Brunsbergs,<br />

zum jüdischen Leben<br />

an der Oder und zur<br />

deutsch-böhmischjüdischen<br />

Familie<br />

Schalek sowie die Erzählwerkstätten<br />

mit Schülern im<br />

südöstlichen Europa.<br />

»Triumph« auf dem Titelblatt unseres Jahresthemenprogramms.<br />

Die um 1918 herausgegebene<br />

Postkarte nach einem Gemälde von Josef<br />

Koči zeigt allegorisch das Erwachen der slowakischen<br />

Nation: In slowakische Hirtentrachten<br />

gekleidete Männer haben eine göttliche<br />

Erscheinung, im Hintergrund ist der Dreiberg<br />

mit Patriarchenkreuz zu sehen, der auch das<br />

Staatswappen der Slowakei schmückt.<br />

© Herder-Institut, Marburg, Bildarchiv<br />

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