#480 2020-09

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Z u r G e s c h i ch t e d e r G l o ck e n i n S t . J a ko b Durch ein romanisches Rundbogenportal betritt man unsere Jakobikirche, die ein Kleinod unseres Landes ist. Der Blick des Betrachters wird zunächst zur Apsis gerichtet, die geziert ist von einem Triumphbogen mit romanischer Dekormalerei. Wenn man aber den Blick unter der Empore nach oben richtet, sieht man drei Öffnungen für die Seile, mit denen die Glocken in St. Jakob geläutet wurden. Daher begab ich mich auf die Spur, um mehr über die Glocken in St. Jakob zu erfahren. In der Klosterchronik fand ich eine kleine Abhandlung zur Geschichte der Glocken in Güssing, nachdem am 6. September 1925 die neuen Glocken für der Klosterkirche und für St. Jakob geweiht wurden. Der Chronist neigt dabei, sich zunächst ein wenig der Fantasie hinzugeben. Für ihn hatten beide Kirchen von Anfang an ein Glockengeläute, so nach dem Motto, dass eine Kirche ohne Glocke nicht denkbar sei. Schon gar nicht, was unsere Jakobikirche betrifft, denn die reichen Benediktiner von Pannonhalma haben gewiss auch eine Glocke für St. Jakob angeschafft. Man nahm an, dass die Benediktiner im 12. Jahrhundert nach der Errichtung einer Niederlassung auf unserem Burgberg auch die Jakobikirche errichteten. Doch diese stammt sehr wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert. Historisch belegt ist aber, dass im Jahre 1698 in St. Jakob eine Glocke hing. 1757 wird von einer zweiten Glocke berichtet und 1812 war der Klang von drei Glocken zu hören. Diese Glocken hatten das Gewicht von 224 kg, 122kg und 58kg. Im Ersten Weltkrieg mussten 1917 im Gebiet unserer Pfarre 14 Glocken der Armee für Kriegszwecke zur Verfügung gestellt werden. Damals mussten auch einige Orgelpfeifen diesem Zwecke dienen. Während bald nach dem Ersten Weltkrieg in den Dörfern um Güssing nach und nach wieder Glocken geweiht wurden, schien es in Güssing schwierig zu sein, Geld für neue Glocken aufzutreiben. Schließlich war es aber im Jahre 1925 so weit. Bei herrlichem Wetter fand am 6. September vormittags die Glockenweihe bei der Klosterkirche statt und am Nachmittag wurden dann zwei Glocken in St. Jakob aufgezogen. Die größere Glocke war dem heiligen Jakobus geweiht und wog 98,5 kg und die kleinere Glocke mit einem Gewicht von 69,5 kg war der heiligen Anna geweiht. Jedoch die Freude über diese Glocken währte nicht allzu lange. Schon 15 Jahre später mussten im Zweiten Weltkrieg 1940 zunächst alle Glocken nach Gewicht, Größe und Gussjahr gemeldet werden, bevor dann im Jahre 1942 im Mai die Glocken heruntergenommen und abgeliefert werden mussten. Nur die kleinste Glocke in der Pfarre (in der Filialkirche in Glasing) durfte bleiben und auch die Stahlglocke in Krottendorf. Danach wurden Glocken aus Feinzinklegierung (minderwertiges Material) bestellt. Zunächst drei für die Klosterkirche, für Urbersdorf und für St. Nikolaus. Diese Glocken wurden am 14. Jänner 1943 geweiht. Am 29. März kamen weitere acht Glocken. Bei sieben Glocken wird angeführt, wo sie aufgezogen wurden. Da St. Jakob nicht genannt wird, nehme ich an, dass die achte Glocke dort ihren Platz fand und bis vor kurzem dort erklang. Auf der Glocke gibt es keinen Hinweis. In der Klosterkirche fand am 2. Juli 1950, am Fest Maria Heimsuchung, neuerlich eine Glockenweihe statt. Nun war wieder der Klang einer Bronzeglocke in Güssing zu hören. In den folgenden Jahren wurden auch auf der Burg, in Langzeil und in St. Nikolaus neue Glocken geweiht. Am 25. Juli <strong>2020</strong> wurde nun eine neue Glocke aus Bronze für St. Jakob geweiht. Diese neue Glocke mit dem Gewicht von 62 kg wurde bereits 2014 für eine andere Kirche gegossen, passte aber nicht zum Klang der anderen Glocken dieser Kirche. Sie stammt aus der Glockengießerei der Abtei Maria Laach in Deutschland und wurde vom Benediktiner Michael Reuter gegossen. Auch wenn die Benediktiner von Pannonhalma in Bezug auf eine Glocke in St. Jakob um das Jahr 1200 mehr der Fantasie zuzuordnen sind, so hat nun die Glocke doch mit einem Benediktiner zu tun. Im Lager der Firma Schauer & Sachs harrte sie seitdem aus. Diese Glocke trägt das Bild des heiligen Jakobus und die Inschrift: „Heiliger Jakobus geh mit uns auf den Wegen des Heils.“ Diese Bitte steht da für unsere Pfarre und unser Leben. Diese Bitte steht auch da für unsere Verstorbenen. Wenn die Glocke in unserem Friedhof ertönt, bitten wir Gott, dass der ganze Lebensweg unserer Verstorbenen in Gott das Heil und die Vollendung findet. 4
Glockenweihe in unserer Pfarrkirche St. Jakob Ein leider kleines, aber doch sehr feines Fest durften wir am Patrozinium unserer Pfarrkirche St. Jakob, dem 25. Juli <strong>2020</strong>, feiern: eine G l o c k e n w e i h e ! Ein Aufruf unseres Pfarrers Pater Raphael mit dem Ersuchen um Spenden für eine neue Glocke trug reiche Frucht. Neben zahlreichen Kleinspendern, die ihren wertvollen Beitrag zum Gelingen des Vorhabens leisteten, waren es im Besonderen zwei Pfarrangehörige, denen eine neue Glocke für St. Jakob ein besonderes Anliegen war und die sich großzügigst dafür einbrachten. Auch die Stadtgemeinde beteiligte sich mit einem namhaften Betrag. So war es möglich, eine neue Glocke zu erwerben, die Elektrifizierung des Geläutes durchzuführen und die Turmjalousien zu renovieren. Was uns „älteren Jahrgängen“ aus früheren, den unmittelbaren Nachkriegsjahren, noch als riesige Pfarrfeste in Erinnerung sind, als in vielen Pfarren neue Glocken angeschafft und geweiht wurden, geschah nunmehr in unserer, der wohl ältesten Pfarrkirche unserer Diözese, in kleinem und bescheidenem Rahmen, was nicht zuletzt der Corona-Pandemie geschuldet war. Die neue Glocke mit dem Relief des Apostels Jakobus und der Inschrift „Heiliger Jakobus geh mit uns auf den Wegen des Heils“ war vor dem Altar in der Kirche mit Blumen geschmückt. Der Gottesdienst begann mit einem unter die Haut gehenden Hymnus einer Bläsergruppe der Stadtkapelle Güssing, wonach Stadtpfarrer Pater Raphael in seinen Eröffnungsworten das Zustandekommen der Glocke erläuterte. Als Glockenpaten nannte er Elfriede Sury und Walter Oswald, die sich für dieses besondere Ehrenamt bestens empfohlen und gerne zur Verfügung gestellt haben. Der Weiheakt erfolgte nach der Predigt mit einem Gebet, dem Besprengen mit Weihwasser, dem Beräuchern und der Salbung mit Chrisam. Nach einem Loblied wurde die geweihte Glocke von Mitarbeitern der Firma „Schauer & Sachs“ in den Turm gebracht und an ihrem nunmehrigen „Arbeitsplatz“ montiert. Man sah so manche Träne glitzern, als nach dem Schluss des Gottesdienstes die neugeweihte Glocke durch den neuen elektrischen Antrieb geläutet wurde und sich in die Glockentöne das von unserem Organisten Franz Stangl intonierte und von den Bläsern begleitete „Großer Gott wir loben dich“ mischte. Es war berührend. Danke allen, die zur Schaffung des neuen Geläutes einen Beitrag geleistet und auch allen, die zur Glockenweihe mitgewirkt oder auch nur daran teilgenommen haben, ganz besonders aber dem Initiator des neuen Geläutes, unserem Stadtpfarrer Pater Raphael. Gerhard Krammer Kreuzweihe in Glasing Am 27. Juni wurde das von Alois Mondschein geschnitzte Kreuz in den Glasinger Bergen von Pater Raphael in einer sehr würdigen Andacht gesegnet. Trotz Corona-Zeiten kamen sehr viele, um dieses Kunstwerk zu bestaunen. Alois Mondschein erzählte, wie es für ihn dazu kam, so ein Kreuz zu schnitzen. Seine erste Fußwallfahrt nach Mariazell vor zwei Jahren war der Anlass dazu, dieses Werk in Angriff zu nehmen. Es soll den ganzen Weg vom Entschluss zu dieser Wallfahrt bis zum Einzug in die Basilika deutlich werden lassen. Wer sich einmal die Zeit nimmt, unter der wunderschönen Kulisse der Glasinger Bergen dieses Kruzifix näher zu betrachten, wird auch feststellen, dass dieser Weg bestimmt nicht einfach und geradlinig ist, sondern so manche Hürde in sich verbirgt. Für die „Mariazellgeher“ soll dieses Kreuz nun jährlich Ziel einer ihrer Trainingsmärsche sein. Der Reinerlös der anschließenden Agape kommt der Filialkirche Glasing zugute. Filialausschuss Glasing Weitere Fotos und ein Video von der Glockenweihe finden Sie in der Bildergalerie unter www.pfarreguessing.at 5
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