Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 09/2020
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EDITORIAL<br />
„Mehr Innovationen, aber schnell!“<br />
Haben Sie bei der Überschrift gezuckt? Kein Wunder, denn Innovationen<br />
kann niemand herbeibefehlen. Dennoch gewinnt man mitunter den Eindruck,<br />
als säße mancher Teilnehmer in Podiumsdiskussionen genau dieser<br />
Illusion auf. An die Unternehmerschaft gewandt, heißt es da zuweilen:<br />
„Nun seid mal schön innovativ! An fehlendem Geld soll´s nicht scheitern.“<br />
Die Debatte rund um das Thema „Kohleausstieg und Strukturwandel“ liefert<br />
einschlägige Beispiele. Doch ganz so einfach ist es nicht.<br />
„Innovation“ – ein schillernder Begriff<br />
Der schillernde Begriff „Innovation“ ist in aller Munde. An Definitionen<br />
mangelt es nicht; wir schlagen schlicht folgende vor: „Um Innovationen<br />
geht´s, wenn der Markt `hurra!´ schreit.“ Denn: Welche der ungezählten<br />
Ideen kreativer Menschen als tragfähig gelten kann, entscheidet der Markt<br />
allein. Tragfähige Ideen entstehen selten im Alleingang. Oft ist es der Austausch zwischen <strong>Wirtschaft</strong><br />
und Wissenschaft, der Innovationsfrüchte trägt. Und dieser lässt sich - durch geeignete<br />
Rahmenbedingungen - befördern. Hier kann die Politik durchaus etwas tun.<br />
Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau, und Prof. Dr. Thomas<br />
Brockmeier, Hauptgeschäftsführer<br />
Innovationspolitik – oft nicht mehr als „gut gemeint“<br />
Doch nicht immer tut sie das Richtige. Gerade bei der Innovationspolitik bleibt es oft beim „gut<br />
gemeint“, Beispiel Kohleausstieg: Die einschlägigen Gesetze zur Strukturstärkung sollen diesen<br />
bis 2038 abfedern. Auf der Liste der vorrangigen Projekte sehen wir viele wünschenswerte<br />
strukturpolitische Vorhaben, zu denen in den Kommunen niemand ernsthaft „nein“ sagen dürfte.<br />
Auch Leuchtturmprojekte mit dem Etikett „Innovation“ sind dabei: der Ausbau des Forschungsund<br />
Gründungsstandortes Weinberg Campus in Halle (Saale), das Bioeconomy Hub in Leuna und<br />
das geplante Dienstleistungszentrum in der Region. Diese Projekte werden durchaus auf unser<br />
Innovationskonto einzahlen, allerdings nur eine erste Teilrate.<br />
Kohleausstieg und Strukturstärkung: Geburtsfehler im Gesetzeswerk<br />
Aktuelles – und abschreckendes - Beispiel: Das Strukturstärkungsgesetz setzt vor allem auf Projekte<br />
der öffentlichen Hand. Die IHK-Organisation hatte im Vorfeld versucht, diesen Geburtsfehler<br />
zu verhindern und auf gezielte Förderung von Forschung in Unternehmen und Hochschulen<br />
sowie die Ansiedlung von neuen Firmen gedrängt. Leider vergebens.<br />
Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bringt unserer Region zwei zentrale Belastungen:<br />
eine höchstwahrscheinlich unsicherere sowie teurere Stromversorgung. Denn keine der proklamierten<br />
politischen Maßnahmen gewährleistet die für uns bisher selbstverständliche Versorgungssicherheit<br />
mittels Elektroenergie. In der Folge drohen Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />
verloren zu gehen. Eine Strukturstärkung, die den Namen verdient, brächte einen Ansatz, der diese<br />
Probleme angeht.<br />
Doch Berlin ist hier viel zu kurz gesprungen. Auf die Schnelle ließen sich kaum flächendeckend<br />
Projekte definieren, die die Innovationskraft in Unternehmen und Hochschulen stärken.<br />
Aber wir wollen nicht jammern. Im vorliegenden Heft zeigen wir Ihnen, wie innovativ unsere<br />
Region und ihre Unternehmen bereits heute sind. Das sollte uns dann doch ein wenig optimistisch<br />
stimmen!<br />
Prof. Dr. Steffen Keitel<br />
Prof. Dr. Thomas Brockmeier<br />
Die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ ist das<br />
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>09</strong>/<strong>2020</strong> 1