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NAH DRAN 01-04.4 - Kinderschutz eV

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10<br />

nah dran<br />

„Es ist sicherlich nicht dem Leiter der<br />

Dachauer Arbeitsagentur anzulasten,<br />

dass ihm durch die Vergabevorschriften<br />

der Bundesagentur für Arbeit die<br />

Hände gebunden sind. Wir haben es<br />

vor allem dieser Behörde zu verdanken<br />

(welche die Maßgabe zu öffentlichen<br />

Vergabeverfahren beim Abschluss<br />

ihrer eigenen Beraterverträge<br />

wohl kurzerhand unter den verstaubten<br />

Amtsschreibtisch fallen ließ), dass<br />

das Projekt Chance an einen ortsfremden<br />

Billiganbieter ging. So lässt<br />

man funktionierende Netzwerke und<br />

effektive Synergien gekonnt verpuffen!<br />

Dabei wird gemunkelt, dass der<br />

‚Preisunterschied’ zum <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. im Hunderter-<br />

Euro-Bereich lag... Wie dem auch sei:<br />

Millionenschwere Beraterverträge von<br />

zweifelhafter Effizienz werden eben<br />

anders behandelt als kleine, aber erfolgreiche<br />

soziale Projekte. In Zeiten<br />

‚knapper Kassen’ scheinen Fragen der<br />

Qualität keine Rolle mehr zu spielen.“<br />

Norbert Blesch,<br />

Geschäftsführer des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V.<br />

(z.B. der Drogenberatung und dem Sozialpsychiatrischen<br />

Dienst) vor Ort zusammen,<br />

um die Jugendlichen nicht perspektivlos<br />

ausscheiden zu lassen, sondern ihnen<br />

den Zugang zu anderen individuell geeigneten<br />

Hilfeangeboten zu erleichtern.<br />

Da die Bundesagentur für Arbeit Projekte<br />

wie Chance3 grundsätzlich nur auf Schuloder<br />

Kalenderjahr-Dauer fördert, sollte die<br />

Maßnahme ursprünglich bereits Ende Dezember<br />

2003 auslaufen. Aufgrund der<br />

starken Nachfrage hatte es dann noch<br />

eine Verlängerung um drei Monate bis<br />

zum 31. März 2004 gegeben. Zum anschließend<br />

geplanten Neustart in den vierten<br />

Jahrgang war für den <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. aber (wieder mal)<br />

Zittern um die Weiterführung angesagt.<br />

Denn die Bundesagentur für Arbeit verlangt<br />

in ihren neuen Vergaberichtlinien<br />

auch für lokale und regionale Fördermaßnahmen<br />

eine bundesweite Ausschreibung.<br />

Und da die Zeiten bekanntlich hart sind,<br />

bekommt dabei der Anbieter mit dem „bil-<br />

ligsten“ (nicht unbedingt besten) Produkt<br />

den Zuschlag.<br />

Mit der Überzeugung, dass wir durch die<br />

Qualität unserer Arbeit der effizienteste<br />

und damit auch langfristig günstigste Anbieter<br />

sind, bewarben wir uns dennoch intensiv<br />

bei der Arbeitsagentur um eine<br />

Fortsetzung des Projekts. Leistungsbereichsleiter<br />

Walter Wüst führte immer<br />

wieder ins Feld, dass der <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V. in Dachau seit langem<br />

als Anbieter qualifizierter sozialer Dienstleitungen<br />

allseits anerkannt ist: „Wir können<br />

uns im Gegensatz zu den ortsfernen<br />

‚Riesen’ der Branche gar keine minderwertige<br />

Arbeit leisten. Wer auf uns setzt,<br />

kann auf Erfahrung, Verantwortung und<br />

Innovation vertrauen! Mit unserem Projekt<br />

Chance haben wir in dreijähriger Praxis<br />

sehr positive Kontakte zu Schulen,<br />

Lehrbetrieben und allen wichtigen Partnern<br />

der berufsbezogenen Infrastruktur<br />

aufgebaut sowie ein spezifisches, branchenübergreifendes<br />

Know-How entwickelt,<br />

dass in der Region Dachau konkurrenzlos<br />

ist. Darauf sollte die Bundesagentur<br />

für Arbeit nicht verzichten.<br />

Dass wir das Projekt nach unserer Konzeption<br />

weiterführen könnten, hoffte auch<br />

Albert Kugler, Leiter der Agentur für Arbeit<br />

Dachau. Er lobte gegenüber der Süddeutschen<br />

Zeitung (Dachauer SZ, 11. März<br />

2004) die „hervorragende Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsagentur“ und kritisierte<br />

die Vorschrift zur bundesweiten Ausschreibung<br />

eines Nachfolgeprojektes: „Es<br />

gibt darüber Unmut in allen Arbeitsagenturen.<br />

(...) Örtliche Träger kennen sich in<br />

ihrem Umfeld einfach besser aus. Sie können<br />

die lokalen Gegebenheiten beurteilen.<br />

Da kann ein Fremdanbieter nicht mithalten“.<br />

Schließlich gehe es „nicht um die<br />

preisgünstigste Beschaffung von Putzmitteln,<br />

sondern um Menschen“.<br />

Es sollte jedoch anders kommen: Trotz engagierter<br />

Überzeugungsarbeit wurde das<br />

Projekt Chance gegen alle guten Argumente<br />

ab dem 1. Mai 2004 dem billigsten<br />

Konkurrenten übertragen. Erste Auswirkung:<br />

Da die Maßnahme gemäß der bundesweiten<br />

Ausschreibung erst zu diesem<br />

Mathe-Formeln und Lampenfieber im gleichen<br />

Trainingsgang bearbeiten: In der kleinen Gruppe<br />

fällt es leichter, Hemmungen aufzulösen und<br />

Ergebnisse darzustellen<br />

Termin wieder neu beginnen konnte, dem<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. aber<br />

bis zur verordneten Schließung seines Angebotes<br />

(Ende März) von der Arbeitsagentur<br />

noch Teilnehmer/innen zugewiesen<br />

wurden, kam es zu einem vollen Monat<br />

Stillstand, während dem die Jugendlichen<br />

unversorgt bleiben mussten. Weitere Zukunftsperspektiven:<br />

Das Projekt wird im<br />

Dezember diesen Jahres (wieder mal) neu<br />

ausgeschrieben...<br />

Zum Schluss noch was Erfreuliches: Der<br />

ehemalige Einzelhandels-Azubi mit der<br />

einst zu „großzügigen“ Auslegung der Eigentumsverhältnisse<br />

hat sein Herz für die<br />

Seniorenarbeit entdeckt, die Abiturientin<br />

aus der Slowakei lernt mit viel Freude bei<br />

Vinzenzmurr, der funktionale Analphabet<br />

wird Metzgereifachverkäufer und besucht<br />

dazu die Kolping-Sonderberufsschule mit<br />

gutem Erfolg. Vor seinem Ausbildungsbeginn<br />

haben wir ihm aber noch beigebracht,<br />

wie man „Metzger“ schreibt... Wir<br />

wünschen allen ehemaligen und künftigen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern des<br />

Projekts Chance viel Glück und Erfolg für<br />

ihre berufliche Zukunft!<br />

JULIA TRÖGER ■

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