NAH DRAN 03_Master_3 - Kinderschutz eV
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Ausgabe 20<strong>03</strong><br />
nah dran<br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
4. Jahrgang • Ausgabe 20<strong>03</strong><br />
Ohne Eltern in<br />
einem fremden Land<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. hilft unbegleiteten minderjährigen<br />
Flüchtlingen, ihr Leben in Deutschland zu meistern<br />
Sie kommen aus Angola, Äthiopien oder Afghanistan. Sie<br />
werden nach München geschickt, ohne gefragt zu werden.<br />
Im Gepäck tragen sie Angst und schlimme Erinnerungen<br />
an seelische und körperliche Gewalt. Sie sind geflohen vor Verfolgung,<br />
Bürgerkrieg oder vor dem Elend ihrer Armut und Hoffnungslosigkeit.<br />
Keine Mutter, kein Vater, keine Angehörigen oder<br />
Freunde begleiten sie. Sie fühlen sich verlassen und fremd. Voller<br />
Sehnsucht nach ihren Familien zuhause sollen sie nun hier, in<br />
einem fremden Land, ihr Leben meistern. „Unbegleitete minder-<br />
AUS DEM INHALT<br />
<strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V.<br />
jährige Flüchtlinge“ (UmF) werden sie in sperrigem Amtsdeutsch<br />
genannt...<br />
Eine von ihnen ist Mia (Name von der Redaktion geändert): Vor<br />
vier Jahren kam sie alleine in München an, gerade 14 Jahre alt,<br />
verängstigt und ohne Deutschkenntnisse. Zuhause in Addis<br />
Abeba waren ihre Eltern im Zuge des eritreisch-äthiopischen<br />
Krieges verhaftet und deportiert worden. Sie war nachts alleine<br />
zurückgeblieben. Ein teuer FORTSETZUNG AUF SEITE 3<br />
Schülerzentrum: Ein Stück Zuhause an der Schule<br />
kids-hotline: Online-Beratung mit System und neuem Look<br />
1 + 1 = 1: Lernwelt für soziale und emotionale Entwicklung<br />
Umbau statt Ausbau: Ein leidenschaftliches Plädoyer<br />
▲
2<br />
nah dran<br />
Inhalt<br />
1 Ohne Eltern in<br />
einem fremden Land<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
hilft unbegleiteten minderjährigen<br />
Flüchtlingen, ihr Leben in Deutschland<br />
zu meistern<br />
3 Geschützter Raum mit<br />
Alltagsstruktur<br />
4 <strong>Kinderschutz</strong>-Lokalderby<br />
5 Erleben heißt Lernen<br />
Kinder und Jugendliche aus dem<br />
Amalie-Nacken-Heim machten bei<br />
einer erlebnispädagogischen<br />
Ferienfahrt wertvolle Erfahrungen<br />
6 Online-Beratung mit System<br />
und neuem Look<br />
Neugestaltung des Online-Beratungsangebotes<br />
kids-hotline für junge<br />
Menschen im Internet<br />
8 Besuch aus Indien<br />
9 Mit Ritterkämpfen<br />
und Luftballon-Post<br />
Bei der Stadtteilwoche Hasenbergl-<br />
Harthof informierte der <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. über sein<br />
Engagement im Sozialraum<br />
10 Beim Sommerfest<br />
auf der Wiese<br />
Zum Einweihung der Kindertagesstätte<br />
Parkstadt Schwabing zeigten Kinder<br />
und Familien aus 16 Nationen, was<br />
Integration bedeuten kann<br />
12 Ein Stück Zuhause<br />
an der Schule<br />
In seinen neu eingeweihten Räumen<br />
bietet das Schülerzentrum am<br />
Schloßberg Förderung und verlässliche<br />
Strukturen für Grund- und<br />
Hauptschüler/innen<br />
15 Wenn Engel feiern...<br />
Der Himmel lachte sprichwörtlich bei<br />
der Einweihungsfeier der Ambulanten<br />
Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach:<br />
„Ein Jahr Feichtstraße!“<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
Liebherrstraße 5, 80538 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 –0<br />
Fax (089) 23 17 16 –9969<br />
info@kinderschutz.de<br />
www.kinderschutz.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt<br />
Arno Bock, Geschäftsführer<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />
Mitglieder der Redaktion<br />
Thomas Hartkorn, Sabine Krein, Ulrike Wagner,<br />
Arno Bock, Norbert Blesch<br />
Grafik und Layout<br />
sputniks werbeagentur GmbH, München<br />
Druck<br />
JAWO Druck GmbH<br />
17 Haben Sie etwas<br />
für uns übrig!<br />
Helfen Sie uns, besondere Angebote<br />
für Menschen in sozialen Notlagen zu<br />
verwirklichen, durch Ihre Spende<br />
oder Fördermitgliedschaft<br />
18 Ein eigener Garten als<br />
Spiel- und Übungsraum<br />
19 Kreative Partner<br />
für kreative Jugendhilfe<br />
Die Münchner Webeagentur sputniks<br />
wirbt und informiert seit 1996 rund<br />
um den <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V.<br />
21 Von der patriarchalischen<br />
zur zeitgenössischen Familie<br />
Erfahrungen aus der Ambulanten<br />
Erziehungshilfe mit einer albanischen<br />
Familie in der Sozialregion<br />
Ramersdorf/Perlach<br />
23 Die Zukunft hat begonnen:<br />
1 + 1 = 1<br />
Rahmenkonzept mit Modell-Charakter<br />
zum Aufbau einer „Lernwelt für soziale<br />
und emotionale Entwicklung“<br />
26 Start frei für Perspektive<br />
Dachau<br />
Neues Kooperationsprojekt begleitet<br />
Jugendliche an der Schnittstelle<br />
zwischen Schule und Berufswelt<br />
27 Umbau statt Ausbau:<br />
Ein leidenschaftliches<br />
Plädoyer<br />
Flexibilisierung und Sozialraumorientierung<br />
der Erziehungsangebote<br />
in München<br />
35 „Heiliger St. Florian,<br />
verschon’ mein Haus -<br />
zünd’ andre an!“<br />
Die Landeshauptstadt München<br />
„verkraftet“ ihre Tariferhöhung bei<br />
synchronem Rasenmäher-Sparkurs<br />
gegenüber den freien Wohlfahrtsverbänden<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe<br />
von nah dran ist der 15. Februar 2004.<br />
Beiträge (als Word-Dokument per eMail oder<br />
auf Diskette) sind stets willkommen.<br />
nahdran@kinderschutz.de<br />
Unaufgefordert zugesandte Manuskripte werden<br />
nicht zurückgesandt. Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />
besteht nicht.<br />
nah dran wird kostenlos an Freunde und Interessierte<br />
sowie an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Kinderschuz und Mutterschutz e.V. verteilt.<br />
Ein Anspruch auf Belieferung besteht nicht.<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung.<br />
© 20<strong>03</strong><br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Die Qualität der sozialen Arbeit ist in Gefahr:<br />
Allerorts wird davon gesprochen, dass bisherige<br />
Standards aus Kostengründen nicht mehr<br />
gehalten werden können. Die „kritische Lage“<br />
der kommunalen Haushalte wird so plastisch<br />
geschildert, dass ein nennenswerter Widerstand<br />
in der sozialpädagogischen Szene gar<br />
nicht erst aufkommt. Beispiel Vormundschaft:<br />
Die Zahl der Mündel, für die ein Münchner<br />
Vereinsvormund zu sorgen hat, stieg in diesem<br />
Jahr um 33 %, von 30 auf 40. Dadurch<br />
sollen die städtischen Vormünder entlastet<br />
werden, die bislang 70 und mehr Mündel betreuen<br />
mussten. Gleichzeitig wurde der öffentliche<br />
Zuschuss pro Vollzeitstelle für die<br />
freien Träger um 2,61 % gesenkt.<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. hat<br />
der Landeshauptstadt München als Konsolidierungsbeitrag<br />
angeboten, maximal eine<br />
Steigerung auf 35 Mündel mitzumachen, was<br />
bereits eine Reduzierung der Betreuungsdichte<br />
um 16,5 % bedeutet. Dieses Maß ist fachlich<br />
gerade noch zu vertreten, mehr aber<br />
nicht! Allein - unsere Versuche, die Vormundschaftsvereine<br />
zu solidarischem Verhalten zugunsten<br />
ihrer Mündel zu aktivieren, sind letztlich<br />
gescheitert: Alle anderen Träger haben<br />
der Erhöhung auf 40 Fälle zugestimmt.<br />
Dennoch werden wir die Entlastung der<br />
Amtsvormünder in für uns vertretbarem Umfang<br />
mittragen: Trotz Zuschusskürzungen<br />
und „Ebbe“ in unserer eigenen Kasse werden<br />
unsere Mitarbeiter/innen künftig 35 Mündel<br />
(so gut es nur geht) betreuen. Denn durch<br />
die Rückgabe dieser städtischen Pflichtaufgabe<br />
an die Amtsvormundschaft würden wir<br />
die Lage unserer sowie die der städtisch betreuten<br />
Mündel weiter verschärfen. Ihre Vormünder<br />
sind Weichensteller in ihrem Leben.<br />
Überforderung und Stress können leicht dazu<br />
führen, dass Weichen falsch gestellt werden,<br />
Züge ins Leere fahren, entgleisen oder<br />
gar bei einem Zusammenstoß zerstört werden.<br />
Ein solches Schicksal haben Kinder und<br />
Jugendliche, deren Handicap darin besteht,<br />
keine sorgeberechtigten Eltern zu haben,<br />
nicht verdient!<br />
Ihr<br />
Arno Bock
FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />
bezahlter Schlepper hatte sie dann nach<br />
Deutschland gebracht.<br />
So oder ähnlich kommen viele dieser Kinder<br />
und Jugendlichen in Deutschland an.<br />
Sie tragen schwer an ihrem Rucksack aus<br />
Angst, Fremdsein und Verlassenheit. Viele<br />
von ihnen sind durch die politische Verfolgung<br />
ihrer Familien, durch Bürgerkrieg<br />
oder Fluchterlebnisse traumatisiert. Von<br />
Verwandten oder Freunden wurden sie<br />
Schleusern übergeben, die oftmals das gesamte<br />
Vermögen der Familie verlangten.<br />
Ihre Situation in Deutschland ist dann geprägt<br />
von Schuldgefühlen gegenüber ihren<br />
Angehörigen und Freunden in der Heimat<br />
und den sozialen Anforderungen, sich hier<br />
neu zurecht zu finden.<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
übernimmt für solche Kinder und Jugendliche<br />
die Sorge an Eltern statt. In seiner<br />
Abteilung Vormundschaft betreuen die Ju-<br />
ristinnen Beate Matzken und Johanna<br />
Auer-Göpfert als Vereinsvormündinnen für<br />
UmF gegenwärtig 35 Mündel. Vom Erstgespräch<br />
bis zum 18. Lebensjahr sind Asy-<br />
Geschützter Raum mit Alltagsstruktur<br />
Ein weiteres Angebot, mit dem der<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. unbegleiteten minderjährigen<br />
Flüchtlingen (UmF) in ihrer schwierigen<br />
Aufenthaltssituation hilft, ist das<br />
Olga-Heerdegen-Haus: Als Wohnprokjekt<br />
der Intensiven Sozialpädagogischen<br />
Einzelbetreuung<br />
(ISE) des Vereins hat es Ende letzten<br />
Jahres sein neues Domizil in der<br />
Heimperthstraße 13, im<br />
Münchner Stadtteil Hasenbergl<br />
bezogen. Hier<br />
leben derzeit vier UmF<br />
im Zuge ihrer ISE-Maßnahme.<br />
Primäre Ziele<br />
dieser Unterbringung<br />
sind die Vermeidung<br />
von Obdachlosigkeit<br />
sowie das (Wieder-)Erlernen<br />
von Wohnfähigkeit<br />
bzw. die Suche<br />
nach einer für die/den<br />
Einzelnen geeigneten<br />
Wohnform. Gerade im<br />
Hinblick auf die häufig bei der Flucht erfahrene<br />
Traumatisierung soll den jungen<br />
Menschen im Wohnprojekt die Möglichkeit<br />
geboten werden, zur Ruhe zu<br />
kommen und eine neue, eigene Lebensperspektive<br />
zu entwickeln.<br />
„Unsere Jugendlichen haben oft Probleme,<br />
ihre Tage sinnvoll zu strukturieren.<br />
Einerseits können sie die Regelschule<br />
Im Olga-Heerdegen-Haus finden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge<br />
Ruhe und Stabilität, um sich neu zu orientieren<br />
nah dran 3<br />
Mit Starthilfe auf die Bahn des Lebens: Vormündin<br />
Johanna Auer-Göpfert unterstützt ihre<br />
Mündel beim Erwachsenwerden in München<br />
lverfahren durchzufechten, Jugendhilfemaßnahmen<br />
zu begleiten, der Schulbesuch<br />
zu organisieren, berufliche und private<br />
Perspektiven zu eröffnen und vieles<br />
mehr. Und über allem schwebt ständig das<br />
Damoklesschwert der Abschiebung: „Bei<br />
einer Anerkennungsquote von inzwischen<br />
unter 2 % haben die Jugendlichen keine<br />
Chance im Asylverfahren“, sagt Beate<br />
Matzken, die beim <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. seit sechs Jahren UmF betreut.<br />
Zwar hat die Bundesbeauftragte für Migration,<br />
Flüchtlinge und Integration,<br />
Marieluise Beck, angeregt, den UmF in Anbetracht<br />
ihrer Notsituation zumindest bis<br />
zum Abschluss einer Ausbildung einen gesicherten<br />
Aufenthaltstitel zu gewähren<br />
und sie, nachdem sie ihre prägenden Jahre<br />
in Deutschland verbracht haben, hier<br />
„hineinwachsen zu lassen“ - die<br />
wegen mangelnder Sprach-/Lehrstoffkenntnisse<br />
nicht besuchen. Andererseits<br />
erschweren ihnen fehlende Arbeitsgenehmigungen<br />
den Beginn einer<br />
Lehre oder die Aufnahme einer sinnvollen<br />
Beschäftigung. Also hängen sie häufig<br />
nur herum“, erklärt der Leiter des<br />
Wohnprojekts, Robert Sbeczka, zur Situation<br />
der UmF. Das Olga-Heerdegen-<br />
Haus bietet ihnen als Alternative dazu<br />
Unterstützung bei ihrer Alltagsgestaltung,<br />
Kontaktmöglichkeiten<br />
in Gemeinschaftsaktionen, Förderung<br />
zum selbstorganisierten<br />
Wohnen u.a. Alle UmF im Olga-<br />
Heerdegen-Haus werden neben<br />
ihrer Betreuung durch die Mitarbeiter/innen<br />
des Wohnprojekts<br />
sowie durch ihre ISE-Betreuer/innen<br />
auch von Amtsvormündern<br />
betreut, die den jungen<br />
Menschen bei der Suche nach<br />
positiven Lebensperspektiven zu<br />
helfen versuchen.<br />
▲<br />
ROBERT SBECZKA ■
4<br />
nah dran<br />
Kriegsflüchtling Mia baut sich heute ein selbständiges<br />
Leben in Deutschland auf<br />
tatsächliche Situation stellt sich jedoch<br />
anders dar: Die Jugendlichen kämpfen<br />
nach ihrem Asylverfahren mit unsicheren<br />
Aufenthaltstiteln (sie werden z.B. mit<br />
„Grenzübertrittsbescheinigungen“ lediglich<br />
geduldet), die ihnen nicht einmal eine<br />
längerfristige Arbeitserlaubnis verleihen.<br />
Sie sind permanent auf das Wohlwollen<br />
der Ausländerbehörde angewiesen.<br />
Ab 16 Jahren gelten sie im Sinne der Jugendhilfe<br />
im Gegensatz zu den deutschen<br />
Jugendlichen als erwachsen und können<br />
ohne Rücksicht auf ihre seelische Verfassung<br />
in staatlichen Unterkünften untergebracht<br />
werden. Das widerspricht zwar<br />
der „UN-Konvention über die Rechte des<br />
Kindes“, welche ihnen die selben Rechte<br />
auf Förderung und Gleichbehandlung wie<br />
einheimischen Kindern und Jugendlichen<br />
unter 18 Jahren garantiert. Jedoch hat die<br />
deutsche Bundesregierung diese internationalen<br />
Vorgaben nur unter Einschränkungen<br />
ratifiziert. Nach wie vor wird hierzulande<br />
dem deutschen Ausländerrecht<br />
der Vorrang vor den Kindesrechten eingeräumt.<br />
Die Flüchtlinge kommen meist ohne<br />
Deutschkenntnisse an. Ihre Vorstellungen<br />
von Deutschland sind häufig geprägt von<br />
abenteuerlichen Geschichten über Reichtum<br />
und unbegrenzte Möglichkeiten. Die<br />
von Sparzwang, Lehrstellenmangel und<br />
Arbeitslosigkeit bestimmte Realität, auf<br />
die sie hier stoßen, ist für die Jugendlichen<br />
dann nur schwer zu bewältigen. Ohne<br />
ausreichende Sprachkenntnisse schaffen<br />
sie kaum einen Hauptschulabschluss,<br />
ohne diesen haben sie wiederum keine<br />
Chance auf einen Ausbildungsplatz. Um<br />
ihre Defizite auszugleichen, sind zusätzliche<br />
Sprachkurse und Nachhilfe-Angebote<br />
dringend notwendig. Da die öffentlichen<br />
Gelder dafür häufig nicht bereitgestellt<br />
werden, können freie Vormundschaftsträger<br />
wie der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. solche Maßnahmen nur aus<br />
Spendenmitteln unterstützen.<br />
Trotz der großen Hindernisse, sind viele<br />
dieser Jugendlichen sehr motiviert, sich in<br />
die Gemeinschaft zu integrieren und eine<br />
eigenständige Existenz aufzubauen. „Bei<br />
entsprechender Förderung in der Jugend-<br />
<strong>Kinderschutz</strong>-<br />
Lokalderby<br />
ANH schlägt Schloßberg<br />
beim Fußballturnier im<br />
Amalie-Nacken-Heim<br />
Exklusiv für nah dran berichten hier<br />
zwei junge Nachwuchs-Reporter<br />
aus der Gruppe 2 des Amalie-<br />
Nacken-Heims über ein heißes<br />
Kicker-Turnier: Zwei Dachauer Einrichtungen<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V. gaben alles auf<br />
dem Hermann-Stockmann-Rasen,<br />
doch nur eine Mannschaft konnte<br />
gewinnen...<br />
Auch wenn es jetzt schon ziemlich<br />
lange her ist, wollen wir doch noch<br />
von unserem Fußballturnier berichten,<br />
das am 26. März 20<strong>03</strong> bei uns<br />
im Amalie-Nacken-Heim (ANH) stattgefunden<br />
hat. Dazu hatten wir das<br />
Schülerzentrum der Schule am<br />
Schloßberg zu uns eingeladen. Sie<br />
kamen mit einer Mannschaft, wir<br />
vom ANH traten mit zwei Mannschaften<br />
an.<br />
hilfe (z.B. durch Unterstützung beim Spracherwerb,<br />
durch Begleitung, Betreuung,<br />
Wohnangebote, Schul- und Ausbildungsförderung)<br />
schließen 60 % der von uns betreuten<br />
Jugendlichen eine Lehre ab und<br />
sind nach drei bis vier Jahren in Deutschland<br />
integriert“ schildert Beate Matzken<br />
die Situation. „Ich würde jeder und jedem<br />
von ihnen herzlich vergönnen, hier bleiben<br />
zu können“.<br />
Aus der kleinen Mia ist inzwischen eine<br />
selbstbewusste junge Frau geworden. Sie<br />
hat eine Lehre als Friseuse begonnen und<br />
ist aus der Jugendhilfeeinrichtung, in der<br />
sie zwischenzeitlich untergebracht war, zu<br />
ihrem Freund, einem Äthiopier, gezogen.<br />
Ihre Zukunft sieht sie nun in Deutschland.<br />
Nur manchmal kommen noch Gedanken<br />
an Abschiebelager und erzwungene Rückkehr<br />
in ihr hoch - die Angst davor wird<br />
bleiben. JOHANNA AUER-GÖPFERT ■<br />
Kicken, bis die Rasenstücke fliegen<br />
Es war fast fünf Uhr, als die Mannschaften<br />
sich anzogen - und jede war<br />
stolz auf sich und siegesgewiss! ANH<br />
ging voll zur Sache, und die Spiele waren<br />
sehr knapp und spannend. Am<br />
Schluss hat dann ANH 2 gewonnen,<br />
weil sie als einzige kein Spiel verloren<br />
haben. Auf jeden Fall hat es allen viel<br />
Spaß gemacht, und auch das Wetter hat<br />
mitgespielt. Es waren sogar ein paar<br />
Fans da.<br />
Vielleicht kommt ja der Herr Ehrlich vom<br />
Schloßberg mal wieder mit seinen<br />
Jungs vorbei! Und verliert wieder...?<br />
DANIEL BEKE, FLORIN CIOBOTA ■
Junge Gipfelstürmer mit Gruppenleiter<br />
Andreas Brommont (4. von links) auf<br />
dem schneebedeckten Aggenstein<br />
Erleben heißt Lernen<br />
Kinder und Jugendliche aus dem Amalie-Nacken-Heim machten bei einer<br />
erlebnispädagogischen Ferienfahrt wertvolle Erfahrungen<br />
Die diesjährige Oster-Ferienfahrt der<br />
Gruppe 1 des Amalie-Nacken-<br />
Heims (<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V.) war spannend vom ersten bis<br />
zum letzten Augenblick! Acht Jungen im<br />
Alter zwischen 10 und 15 Jahren absolvierten<br />
vom 11. bis zum 20. April einen<br />
erlebnispädagogischen Kurs beim Verein<br />
Outward Bound in Schwangau. Dieser bietet<br />
verschiedene solcher Kurse und Trainings<br />
für Schulen und soziale Einrichtungen<br />
an. „Ferien“ und „Kurs“ - das scheint<br />
sich auf den ersten Blick zu widersprechen.<br />
Doch gerade mit Ferienmaßnahmen<br />
können pädagogisch wichtige Ziele erreicht<br />
werden. Bei dieser Fahrt ging es vor<br />
allem darum, gruppendynamische Prozesse<br />
in Gang zu bringen, um eine bessere<br />
Gruppenidentität zu finden, das Abschied-<br />
Nehmen von einer langjährigen Betreuerin<br />
und Bezugsperson zu verarbeiten sowie<br />
den Umgang mit persönlichen und gemeinsamen<br />
Grenzen zu üben.<br />
Zum Erreichen dieser Ziele hatten sich die<br />
Betreuer/innen bewusst für einen erleb-<br />
nispädagogischen Ansatz entschieden.<br />
Denn dieser ermöglicht eine Bearbeitung<br />
auf einer nicht zwangsläufig kognitiven,<br />
sondern körperlich und Handlungs-/Interaktions-orientierten<br />
Ebene. Zudem kann<br />
durch spannende, Alltags-durchbrechende<br />
Gemeinschaftsunternehmungen in der<br />
Natur die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen<br />
erhöht werden, sich mit diesen<br />
Themen auseinander zu setzen.<br />
Begleitet von zwei weiblichen sowie zwei<br />
männlichen Fachkräften und dem Kursleiter<br />
von Outward Bound stellten sich die<br />
Teilnehmer vielen Herausforderungen, z.B.<br />
beim Klettern an der Kletterwand und am<br />
Naturfelsen, im Hochseilgarten, bei einer<br />
großen Bergtour auf den schneebedeckten<br />
Aggenstein, zwei Mountainbike-Touren,<br />
einer Walderkundung, beim Biwack-<br />
Fahren, bei einer Schluchtüberquerung<br />
und bei vielen weiteren Problemlösungsaufgaben<br />
und Spielen bis zum gelungenen<br />
Absprung mit dem „Flying Fox“ (Freiflug-Seilbahn).<br />
Natürlich gab es auch einen<br />
Pausentag mit Stadtbummel in<br />
nah dran 5<br />
Füssen, und selbstverständlich kam das<br />
Ostereier-Suchen nicht zu kurz!<br />
Alle Teilnehmer waren begeistert von der<br />
rundum gelungenen Fahrt bei sehr guter<br />
Stimmung, Traumwetter, ausgezeichneter<br />
Verpflegung und sehr erfolgreichem Kursverlauf:<br />
Die Jungen waren meist sehr diszipliniert<br />
und lernwillig und haben die<br />
notwendigen Sicherheitsanweisungen gewissenhaft<br />
befolgt. So konnte das geplante<br />
Programm mit viel Spaß vollständig<br />
durchgeführt werden. Am vorletzten Tag<br />
waren die Jugendlichen in der Lage,<br />
Auf der „Jakobsleiter“ braucht man Mut,<br />
Ausdauer und Koordination<br />
▲
6<br />
nah dran<br />
selbständig, ohne Hilfe der Betreuer/innen,<br />
eine voll funktionsfähige und gesicherte<br />
Schluchtüberquerung zu bauen und zu benutzen.<br />
Dazu waren viel Teamarbeit, Konzentration<br />
und Ausdauer notwendig. Der<br />
gemeinsame Erfolg war für jeden Einzelnen<br />
sehr motivierend - sicherlich einer der<br />
Höhepunkte dieses gelungenen erlebnispädagogischen<br />
Ferienkurses.<br />
Der große Moment ereignete sich<br />
früh morgens, an einem Montag,<br />
kurz vor Beginn des diesjährigen<br />
Traum-Sommers auf www.kids-hotline.de:<br />
Am 2. Juni 20<strong>03</strong>, um genau 7.00 Uhr ging<br />
die kids-hotline, das Onlineberatungsangebot<br />
für junge Menschen im Internet des<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz, mit ihren<br />
Webseiten in einem brandneuen Layout<br />
online. Was sich da den unmittelbar und<br />
sehr zahlreich eingeloggten Usern auf den<br />
ersten Blick schon als eine interessante visuelle<br />
Neugestaltung zum Stöbern und<br />
Entdecken anbot, entpuppt sich bei genauerem<br />
Hinsehen als ein technischer<br />
Quantensprung: Hinter dem neuen „Design“<br />
steht eine vollständig neu entwickelte<br />
System-Software, die bisher<br />
weltweit einzigartig ist!<br />
Die „alte“ kids-hotline basierte auf einer<br />
Standardsoftware für Internet-Foren, wel-<br />
Links:<br />
Alle für einen: Mit vereinten Kräften wird ein<br />
Teilnehmer durch das „Spinnennetz“ gefädelt<br />
Rechts:<br />
Nur nicht schwindlig werden: Im Hochseilgarten<br />
geht’s ganz schön luftig zu<br />
Wie man hier sehen kann, geht es bei erlebnispädagogischen<br />
Maßnahmen keineswegs<br />
um vermeintlich „sündteure Abenteuerurlaube“.<br />
Vielmehr überwiegt der Gewinn<br />
für die Kinder und Jugendlichen bei<br />
weitem die Kosten. So greift die Gruppe 1<br />
des Amalie-Nacken-Heims immer wieder<br />
auf das bei dieser Ferienfahrt Erlebte und<br />
Gelernte zurück. Alle Teilnehmer haben<br />
wertvolle Erfahrungen machen können, die<br />
ihnen bei der Bewältigung von Alltagsschwierigkeiten<br />
nachhaltig helfen. Sie<br />
und ihre Betreuer/innen möchten dieses<br />
Erlebnis begeistert weiterempfehlen!<br />
che von ehrenamtlich mitarbeitenden<br />
Technikern im Laufe der letzten Jahre immer<br />
wieder den Anforderungen der Beratung<br />
entsprechend modifiziert worden<br />
war. Die stetig zunehmenden User-Anfragen<br />
zwangen dieses alte System jedoch<br />
immer mehr in die Knie. Deshalb wagte<br />
der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
einen entscheidenden Schritt nach vorne:<br />
Er beauftragte die Münchner Internet-<br />
Agentur Yellowspace smart solutions, eine<br />
vollkommen neue zukunftsfähige System-Grundlage<br />
für die kids-hotline zu entwickeln<br />
und diese für eine zeitgemäße<br />
inhaltliche und graphische Neugestaltung<br />
des Beratungsportals zu nutzen.<br />
Für dieses Produkt gestalteten die Entwickler<br />
auch ein neues Logo mit drei kleinen<br />
Smilies, die binnen kürzester Zeit zum<br />
neuen Markenzeichen der kids-hotline geworden<br />
sind.<br />
Nähere Informationen: Andreas Brommont<br />
(Amalie-Nacken-Heim, Gruppenleiter der<br />
Gruppe 1), Tel. (089) 23 17 16 -8510.<br />
ANDREAS BROMMONT ■<br />
Online-Beratung mit System<br />
und neuem Look<br />
Neugestaltung des Online-Beratungsangebotes<br />
kids-hotline für junge Menschen im Internet<br />
Die „neue“ kids-hotline kennzeichnen drei<br />
Merkmale:<br />
• Kinder und Jugendliche auf der Suche<br />
nach Beratung und Hilfe werden durch<br />
eine direkt an ihren Lebensthemen und<br />
Suchstrategien orientierte Navigation<br />
quasi intuitiv an die für ihre Fragen richtigen<br />
Stellen auf der Webseite geleitet.<br />
Die übersichtliche Neustrukturierung der<br />
Forenberatung erleichtert ihnen das Zurechtfinden.<br />
• Die technischen Funktionen, die für die<br />
Kommunikation und Administration im<br />
Rahmen der Beratung erforderlich sind,<br />
wurden verfeinert und sowohl auf die<br />
Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen<br />
als auch auf die der Beraterinnen und<br />
Berater abgestimmt. Dazu wurden z.B.<br />
zum Gestalten und Bearbeiten eigener<br />
Beiträge, zum Auswählen und Sortieren<br />
von Antworten und zur Koordination von
Von hier aus können junge Menschen ihre Suche nach Beratung und Hilfe im Internet starten:<br />
Die Starseite der neu gestalteten Homepage der kids-hotline<br />
Beratungsverläufen neue und benutzerfreundliche<br />
Optionen eingerichtet.<br />
• Zum datenrechtlichen Schutz der jungen<br />
Menschen wurde bei der Einzelberatung<br />
eine völlig neue Lösung realisiert:<br />
Fand diese früher in Form eines wechselseitigen<br />
eMail-Kontaktes statt, so<br />
wird sie heute mit einem speziell zu diesem<br />
Zweck entwickelten Tool direkt über<br />
die Webseie mit verschlüsselter Datenübertragung<br />
durchgeführt. Damit wird<br />
die kids-hotline dem Vertrauen gerecht,<br />
mit dem sich die jungen Menschen an<br />
sie wenden.<br />
Diese inhaltlichen und technischen Komponenten<br />
macht das neue Layout der<br />
Webseiten mit klaren Strukturen und<br />
selbsterklärenden Symbolen visuell zugänglich.<br />
Das Design bietet mit stilisierten<br />
Bildern von Kindern und Jugendlichen<br />
in warmen, lebendigen Grund-Farben unaufdringlich<br />
Identifikationsmöglichkeiten<br />
an. Gleichzeitig ist es viel abwechslungsreicher<br />
und jugendgerechter gestaltet und<br />
nicht zuletzt auch einfach spannend zu<br />
durchsurfen! Mit diesen Anreizen können<br />
die vielseitigeren Nutzungsmöglichkeiten<br />
transparenter vermittelt werden.<br />
Die wichtigste Innovation besteht jedoch<br />
darin, dass das gesamte Beratungssystem<br />
der kids-hotline auf die Basis einer hoch<br />
flexiblen relationalen Datenbank gestellt<br />
wurde: Mit dem auf dieser Grundlage entwickelten<br />
neuen System hat die kids-hot-<br />
Mitgestaltung hautnah: Einmal jährlich trifft sich das virtuelle Team der ehrenamtlichen Fach- und<br />
Peerberater/innen der kids-hotline im „Real Life“<br />
nah dran 7<br />
line eine zukunftsweisende Voraussetzung<br />
zur Erweiterung ihres Angebotes geschaffen.<br />
Denn mit der neuen Software verfügt<br />
sie jetzt über ein Onlineberatungs-System,<br />
das nicht mehr nur sie selbst für ihre eigene<br />
Beratungstätigkeit einsetzen kann,<br />
sondern es können an dieser Systemlösung<br />
künftig auch andere Institutionen partizipieren:<br />
Wer Onlineberatung anbieten<br />
möchte, muss nun nicht mehr – wie dies<br />
bislang der Fall war – das „virtuelle Rad“<br />
erst für sich neu erfinden, sondern kann<br />
auf die Erfahrungen und Ergebnisse der<br />
kids-hotline aus mehr als vierjähriger Praxis<br />
zurückgreifen und damit Online-Beratung<br />
kostensparend auf dem neuesten<br />
technischen Stand anbieten.<br />
In ersten Ansätzen steht eine solche Partizipation<br />
für drei Münchner Beratungsstellen<br />
bereits kurz vor ihrer Umsetzung:<br />
kibs, die Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle<br />
für männliche Opfer sexueller<br />
Gewalt des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. sowie die Beratungsstellen von<br />
IMMA (Initiative Münchner Mädchenarbeit<br />
e.V.) und Transforma (Privates Institut<br />
zur Transformation und Integration der<br />
Folgen von Schock und Trauma GmbH)<br />
werden in Kooperation mit der kids-hotline<br />
deren System-Software nutzen, um<br />
im Rahmen ihres Beratungsauftrages<br />
selbst Onlineberatung anzubieten.<br />
Um die Steuerung und Qualitätsentwicklung<br />
der kids-hotline effizient weiterführen<br />
zu können, wurde im Zusammenhang<br />
mit der Systemumstellung auch die<br />
Projektleitung personell neu strukturiert.<br />
Die Gesamtleitung des Projekts übernahm<br />
Petra Schopp, welche die kids-hotline<br />
zusammen mit Bertold Nickl und Maik<br />
Smolinski von Beginn an mitaufgebaut<br />
hat. Für die Projektleitung System und<br />
Entwicklung ist nun Maik Smolinski zuständig.<br />
Als Synergie-Effekt wird dieser<br />
künftig in Zusammenarbeit mit dem Netzwerkadministrator<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V., Aleksandr Zabarskiy,<br />
auch die eMail-Administration für den gesamten<br />
Verein übernehmen.<br />
Als sehr spannend, manchmal bis zum<br />
Nervenkitzel, hat Maik Smolinski den<br />
▲
8<br />
nah dran<br />
Höhepunkt der Systemumstellung erlebt:<br />
„Wenige Stunden nach unserem Onlinegang<br />
waren bis zu 200 Besucherinnen und<br />
Besucher gleichzeitig auf der Webseite der<br />
kids-hotline unterwegs. Das war ein<br />
wahnsinnig tolles Gefühl! Allerdings hatte<br />
ich heftige Bedenken, ob unser neues<br />
System, das normalerweise für ca. 100<br />
User ausgelegt ist, diesen Ansturm auch<br />
verkraften würde. Aber dann hat doch alles<br />
gut funktioniert!“. Nach der Einführungs-<br />
und Eingewöhnungsphase sowie<br />
nunmehr bereits sechs Monaten Praxis<br />
mit dem neuen System kann die<br />
kids-hotline eine erfolgreiche Bilanz ziehen:<br />
Die Zahlen der Besucher/innen steigen<br />
weiter an, und die Rückmeldungen<br />
sind durchweg positiv.<br />
Ein besonderes Dankeschön dafür möchte<br />
Petra Schopp allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der kidshotline<br />
aussprechen: Parallel zu ihrem<br />
großen unentgeltlichen Engagement in der<br />
Besuch aus Indien<br />
Die kids-hotline berät über Grenzen hinweg<br />
Das Internet macht’s möglich! Auch im Sinne der Vernetzung<br />
und Globalisierung schafft es dieses Beratungsmedium, über<br />
die Grenzen von Ländern und sogar Kontinenten hinweg wirksam<br />
und erreichbar zu sein. So führte es der kids-hotline<br />
Ende September einen völlig unerwarteten Besuch aus extrem<br />
weiter Ferne zu: Die ehrenamtliche Fachteamerin Dr.<br />
med. Erika Benkel schaute kurz mal eben direkt aus Indien bei<br />
ihrer Projektleitung in der Münchner Liebherrstraße vorbei.<br />
Die Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin lebt<br />
in Delhi und berät von dort aus seit mittlerweile einem Jahr<br />
ehrenamtlich junge Menschen für die kids-hotline. Speziell in<br />
den Foren „Sinn und Leben“, „Sehnsucht“ sowie auch in den<br />
Themenbereichen Medizin, Mädchenforen und Pubertät können<br />
die User in den Beratungen von ihrem psychotherapeutischen<br />
Fachwissen profitieren. Erika selbst beschreibt ihre<br />
Arbeit in der kids-hotline als „eine interessante Aufgabe, die<br />
mir hilft, nicht zu verkrusten, meinen Horizont zu erweitern, in<br />
Verbindung mit den Problemen in Deutschland zu bleiben -<br />
und die mich immer wieder dazu anregt, über Sinn und Leben<br />
nachzudenken.“<br />
Die globale Reichweite des Internets ist in der Beratungarbeit<br />
der kids-hotline zunehmend zu spüren. Gemeinsam mit<br />
Erika aus Indien und den Mitgliedern des Fachteams aus dem<br />
Beratung haben sie die Systementwicklung<br />
und Layout-Neugestaltung in unzähligen<br />
Testläufen kreativ, kritisch und<br />
mit vielen Beiträgen zur Optimierung unterstützt.<br />
„Um auf die ständig wachsende<br />
Nachfrage auch weiterhin mit qualifizierter<br />
Onlineberatung antworten zu können,<br />
brauchen wir allerdings dringend Verstärkung<br />
durch neue ehrenamtliche Mitarbeiter/innen<br />
in unserem Fachteam“, sagt die<br />
Projektleiterin. „Nur so können wir den<br />
rat- und hilfesuchenden jungen Menschen<br />
auch in Zukunft die Unterstützung geben,<br />
die sie benötigen“.<br />
Die kids-hotline ist heute das größte Onlineberatungsangebot<br />
ihrer Art im<br />
deutschsprachigen Raum. Ihre Beratungsforen<br />
sind 24 Stunden am Tag, 7 Tage in<br />
der Woche und 356 Tage im Jahr von jedem<br />
PC der Welt (mit Internetzugang) aus<br />
erreichbar. Jeden Monat erhält sie mehr<br />
als 600 neue Beratungsanfragen, und über<br />
210.000 junge Menschen finden den Weg<br />
auf ihre Webseiten. Diese hohen Zahlen<br />
belegen, dass Onlineberatung bei Kindern<br />
und Jugendlichen sehr gefragt ist und ihnen<br />
einen guten niedrigschwelligen Zugang<br />
bietet. Viele Erfolge in der Beratungspraxis<br />
zeigen auch, dass sie intensiv<br />
genutzt werden kann! Gesellschaftlich und<br />
politisch ist jedoch noch eine Menge Informations-<br />
und Überzeugungsarbeit zu<br />
leisten. Nur wenn öffentliche und private<br />
Partner die Chancen der Online-Beratung<br />
erkennen und sich durch fachliche Kooperation<br />
und finanzielle Förderung an einer<br />
langfristigen Qualitätssicherung und -<br />
entwicklung beteiligen, kann die Vision der<br />
kids-hotline verwirklicht werden - der<br />
Aufbau eines übergreifenden Online-<br />
Beratungsnetzwerks, das hält, was die<br />
kids-hotline ihren Usern schon heute versprechen<br />
und mit ihrem neuen System<br />
jetzt noch effizienter anbieten kann:<br />
„Auch wenn deine Welt mal Kopf steht -<br />
wir sind für DICH da!“<br />
NORBERT BLESCH, ANNETTE GANS, THOMAS HARTKORN ■<br />
Transkontinentale Zusammenarbeit (von links): Maik Smolinski und<br />
Petra Schopp (Projektleitung kids-hotline) begrüßten ihre ehrenamtliche<br />
Fachteamerin Dr. Erika Benkel aus Delhi in München<br />
gesamten deutschsprachigen Raum ist ein Kollege aus Griechenland<br />
beratend tätig. Bei den Usern liegt der Herkunfts-<br />
Schwerpunkt zwar ebenso in Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz, es fragen jedoch auch immer wieder Kinder und<br />
Jugendliche aus Frankreich, Luxemburg, Portugal, aus den<br />
USA, Polen sowie selbst aus China und Ägypten um Rat und<br />
Unterstützung an. Die Projektleitung bedankt sich bei dieser<br />
Gelegenheit herzlich bei Erika für ihr Engagement, für das sie<br />
mit dem Medium Internet im wahrsten Sinne des Wortes<br />
Grenzen überwindet. - Zumindest, solange es die Telefondrähte<br />
in Indien mitmachen, die nach Erikas Aussagen im<br />
Störungsfall oft durch bloßes Verknoten per Hand repariert<br />
werden... ;-) PETRA SCHOPP ■
Mit Ritterkämpfen<br />
und Luftballon-Post<br />
Bei der Stadtteilwoche Hasenbergl-Harthof informierte<br />
der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. über sein Engagement im Sozialraum<br />
Vom 27. Juni bis zum 4. Juli 20<strong>03</strong><br />
fand im Münchner Norden<br />
die „Stadtteilwoche Hasenbergl-<br />
Harthof“ statt. Diese Veranstaltung bot<br />
den in der Region ansässigen sozialen<br />
Dienstleistern eine interessante Gelegenheit,<br />
die Bürgerinnen und Bürger über ihre<br />
Angebote zu informieren. Während der<br />
Stadtteilwoche gab es am 28. Juni auch<br />
einen Infomarkt mit Kulturprogramm im<br />
Hasenbergl und am 4. Juli einen sozialen<br />
Nachmittag im Ludwigsfeld. An beiden Tagen<br />
war der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. mit einem Informations-Stand<br />
präsent: Zum ersten Termin traten die<br />
Ambulante Erziehungshilfe (AEH) Hasenbergl/Feldmoching,<br />
die AEH Milbertshofen/Am<br />
Hart/Harthof sowie das Sozialpädagogisch<br />
Betreute Wohnen für Mutter/Vater<br />
und Kind (MVK) gemeinsam<br />
informierend und beratend in Aktion. Bei<br />
der zweiten Veranstaltung hielt die<br />
„Hasenbergler AEH“ alleine die Stellung.<br />
Die Gestaltung dieser Auftritte wurde in<br />
langer Vorbereitung mit viel Einsatz und<br />
phantasievollen Ideen geplant und umgesetzt.<br />
Der Verein stellte sein soziales Engagement<br />
in den Stadtbezirken mit einer<br />
Präsentationswand, Flyern, Jahresberichten<br />
und natürlich in vielen persönlichen<br />
Gesprächen bürgernah vor. Für den<br />
gewissen Stopp- und Aufmerk-Effekt<br />
sorgten dabei besonders zwei Aktionen<br />
zum Mitmachen - das „Hasenbergler Ritterturnier“<br />
und ein „Postversand“ mit Luftballons.<br />
Mit diesen Attraktionen war der Stand<br />
dann auch rege besucht: Viele Kinder und<br />
Jugendliche kamen und hatten eine Menge<br />
Spaß an den Ritterspielen, bei denen<br />
natürlich sowohl Gewinner als auch Verlierer<br />
einen Preis bekamen! Die Eltern in-<br />
Oben:<br />
Wackere Recken schlugen sich ritterlich am<br />
Infostand<br />
Unten:<br />
Familien schickten <strong>Kinderschutz</strong>-Ballons mit<br />
Grüßen auf die Reise<br />
nah dran 9<br />
formierten sich währenddessen am Stand<br />
über die Angebote des Vereins. Gemeinsam<br />
mit ihren Familien ließen sie dann<br />
persönliche Grüße an bunten Ballons mit<br />
Name und Web-Adresse des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. in den Himmel steigen.<br />
Auch die anderen Aussteller schauten<br />
da schon mal vorbei, wie zum Beispiel die<br />
jungen Männer der Freiwilligen Feuerwehr,<br />
die gleich als erste das Ritterturnier bestritten.<br />
So gelang es den Teams, die Präsenz des<br />
Vereins vor Ort im Stadtteil zu zeigen und<br />
weiter bekannt zu machen. Der positive<br />
Kontakt mit den vielen Besucherinnen und<br />
Besuchern am Info-Stand und nicht zuletzt<br />
der große Spaß, den alle Beteiligten<br />
dabei hatten, waren den Einsatz allemal<br />
wert. RALF DIETRICH ■
Beim Sommerfest<br />
auf der Wiese<br />
Zur Einweihung der Kindertagesstätte Parkstadt Schwabing zeigten<br />
Kinder und Familien aus 16 Nationen, was Integration bedeuten kann<br />
Bei strahlend blauem Himmel und<br />
Temperaturen, die alle kleinen und<br />
großen Gäste - und natürlich auch<br />
das Team der Mitarbeiter/innen - ganz<br />
schön ins Schwitzen brachten, fand am 11.<br />
Juli 20<strong>03</strong> die offizielle Einweihungsfeier<br />
der Kindertagesstätte des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. in der Lilly-Reich-<br />
Straße 14, München statt. Es wurde für<br />
alle ein wundervoll bunter und fröhlicher<br />
Tag, der so richtig zur Vielfalt der dabei<br />
vertretenen Kulturen und Nationalitäten<br />
passte. Denn in diesem Kindergarten, der<br />
im September letzten Jahres eröffnet wurde,<br />
tummeln sich mittlerweile in drei vollbesetzten<br />
Gruppen 75 Kinder aus insgesamt<br />
16 Nationen! Sie alle spielen, lachen<br />
und (er)leben hier zusammen und lernen<br />
dabei einander sowie ihr gemeinsames Zuhause,<br />
das neu entstehende Stadtviertel<br />
Parkstadt Schwabing, immer besser kennen.<br />
Zum feierlichen Festakt fanden sich viele<br />
Gäste, darunter Stadtschulrätin Elisabeth<br />
Weiß-Söllner, Werner Lederer-Piloty als<br />
Vorsitzender des Bezirksausschusses, Dr.<br />
Gernot Wiegand, Vorstandsvorsitzender,<br />
und Gerlinde Schneider, stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V., sowie Geschäftsführer<br />
Arno Bock in der zum Festsaal ausgeschmückten<br />
Turnhalle des Kindergartens<br />
ein, um Grußworte und gute Wünsche<br />
zu überbringen.<br />
Kindergartenleiterin Tanja Aumann beschrieb<br />
die besondere Situation der Kindertagesstätte<br />
mit ihrer multikulturellen<br />
Zusammensetzung in einem völlig neuen<br />
Stadtviertel und stellte das darauf zugeschnittende<br />
pädagogische Konzept vor.<br />
Sein Schwerpunkt liegt auf der Integration<br />
der Kinder durch Sprachförderung,<br />
Wertevermittlung, Kennenlernen von ver-<br />
Als Käfer, Bienen und<br />
kleine Vögel begrüßten die Kinder<br />
ihre Gäste mit einem Singspiel<br />
Fühlt sich alles anders an: Beim Sinnesparcours<br />
testeten kleine und große Besucher/innen ihr<br />
Spürvermögen
Beim Sackhüpfen kam man richtig ins<br />
Schwitzen<br />
schiedenen Festen sowie durch erfahrungsbezogene<br />
Projekte, z.B. „Baustelle“<br />
und „Anders sein“. Als wichtige Unterstützung<br />
dazu arbeitet das Team, zu dem auch<br />
ein männlicher Erzieher gehört, intensiv<br />
mit den Eltern zusammen. Elterngespräche,<br />
Elternabende und Elterncafés zu<br />
bestimmten Themen und Anlässen sollen<br />
den Kontakt der Familien untereinander<br />
fördern und ihnen Hilfen zur Eingewöhnung<br />
in den neuen Stadtteil geben.<br />
Durch die Einbindung des Regelkindergartens<br />
in das Jugendhilfeangebot des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. als Betriebsträger<br />
kann u.a. für die Betreuung<br />
verhaltensorigineller Kinder bei Bedarf<br />
auch eine Beratung und spezielle Unterstützung<br />
durch dessen Ambulante Erziehungshilfe<br />
genutzt werden. Darüber hinaus<br />
arbeitet die Kindertagesstätte mit der<br />
mobilen Frühförderung zusammen und<br />
bemüht sich um eine aktive Vernetzung<br />
mit zahlreichen anderen Einrichtungen in<br />
der Sozialregion Schwabing/Freimann.<br />
Bevor zwischen Puppenecke und Bauteppich<br />
in einem der Gruppenzimmer mit<br />
Sekt- und Canapé-Empfang für das leibliche<br />
Wohl der Gäste gesorgt wurde, zauberten<br />
zwölf Vorschulkinder noch einmal<br />
Kindergartenatmosphäre: Sie besangen<br />
das für sie im Anschluss stattfindende<br />
Gartenfest mit ihrem Singspiel „Beim<br />
Sommerfest auf der Wiese“, zu dem sie als<br />
kleine Vögel, Käfer und Bienen tanzend<br />
durch den Festraum schwirrten. Darauf<br />
hieß es für alle Kinder, Eltern, Omas und<br />
Schmunzelmonster mit Designer-Brille:<br />
Der Drache Feuerfauch uns sein Alter Ego<br />
Thomas Hartkorn<br />
Geschwister endlich „Auf die Plätze - fertig<br />
- los!“ zu Wettspielen, Sackhüpfen,<br />
Bastel- und Schminkaktionen sowie zum<br />
vielbesuchten „Sinnesparcours“.<br />
Höhepunkt des Einweihungsfestes war<br />
schließlich ein selbst geschriebenes und<br />
mit viel Liebe und Einsatzfreude von Erzieherinnen<br />
unter der „Regie“ von Thomas<br />
Hartkorn, Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />
des Vereins, einstudiertes Marionettenspiel:<br />
Dabei machten sich die Kinder gemeinsam<br />
mit der Raupe Kicherschmatz,<br />
dem Pferdchen Hopplahopp und dem Raben<br />
Krächz auf die Suche nach dem<br />
„Spielzeugschatz im Zauberspiegel“. Dieser<br />
wurde unter den Tatzen des Drachen<br />
Feuerfauch buchstäblich persönlich von<br />
den Kindern gefunden. Vor lauter Begeisterung<br />
drängten sie sich dabei vor der<br />
Bühne um den „Riesen (Arno) Bock“ und<br />
prüften die Puppen samt Bühnenbild<br />
hautnah auf ihre Echtheit.<br />
Zum Abschluss durften dann alle Kinder<br />
noch bunte Luftballons auf die Reise<br />
schicken, die vielfach unter Tränen losgelassen<br />
wurden, da viele nicht nur eine Karte<br />
mit Grüßen, sondern auch ihr Herz an<br />
ihren Ballon gehängt hatten. Die Kindertagesstätte<br />
Parkstadt Schwabing wird das<br />
Zusammenleben und -lernen dieser Kinder<br />
und ihrer Familien weiter fördern, damit<br />
es auch in Zukunft bunt und vielfältig<br />
werden kann.<br />
TANJA AUMANN, THOMAS HARTKORN ■<br />
Das Kindergartenteam: Nicole Zajonz, Felicitas Wiemer, Köchin Jitka Dytrt, Leiterin Tanja Aumann,<br />
Hildegard Scheuring, Anett Kasper und Alexander Walser (von links)<br />
nah dran 11
12<br />
nah dran<br />
Mit dem Umzug in seine neuen<br />
größeren Räume in der Dr.-Engert-Straße<br />
9, Dachau konnte<br />
das Schülerzentrum am Schloßberg im<br />
Herbst 2002 einen „großen Wurf“ verwirklichen:<br />
Das neue Zuhause im Souterrain<br />
des Schulerweiterungsbaus bot nicht<br />
nur mehr Platz für die seit Oktober 1998<br />
erfolgreich geleistete Schulsozialarbeit mit<br />
einer Hauptschulgruppe. Es ermöglichte<br />
auch die Eröffnung einer zweiten Gruppe<br />
für Grundschulkinder. Jede der beiden<br />
Gruppen verfügt seither über einen kombinierten<br />
Arbeits- und Speiseraum sowie<br />
ein Zimmer für die Freizeitgestaltung. Für<br />
Schüler/innen aller Altersstufen der Schule<br />
am Schloßberg bietet das Schülerzentrum<br />
nun Jugendsozialarbeit mit einem<br />
präventiven, niedrigschwelligen und hal-<br />
boffenen Charakter an. Finanziert wird das<br />
Projekt vom Landkreis Dachau als Träger<br />
der Schule. Bei der offiziellen Einweihungsfeier<br />
des neuen Domizils am 15. Juli<br />
20<strong>03</strong> erhielt das Team des Schülerzentrums<br />
viel Lob und Anerkennung für seine<br />
bisherige Arbeit.<br />
Das flexible pädagogische Angebot des<br />
Schülerzentrums ist auf die Bedürfnisse<br />
der Schülerinnen und Schüler, aber auch<br />
ihrer Eltern zugeschnitten. Es antwortet<br />
auf die immer rasantere Veränderung der<br />
Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen:<br />
Da ihnen in ihren Familien heute vielfach<br />
verlässliche Strukturen fehlen, ist die<br />
Schule für sie oft der einzige strukturierte<br />
Rahmen - sie ist Lebensort und Lebensmittelpunkt.<br />
Die Schulsozialarbeit<br />
Von links: Schülerinnen vom Thekenteam der Hauptschulklassen<br />
bewirten Schulleiterin Roswitha Weiß<br />
(Schule am Schloßberg, Lernförderung), Hermann<br />
Ehrlich (Schülerzentrum am Schloßberg) und Walter<br />
Wüst (Leiter des Amalie-Nacken-Heims) bei der<br />
Einweihungsfeier des Schülerzentrums<br />
(Foto: Toni Heigl)<br />
Ein Stück Zuhause<br />
an der Schule<br />
In seinen neu eingeweihten Räumen bietet das Schülerzentrum am Schloßberg<br />
Förderung und verlässliche Strukturen für Grund- und Hauptschüler/innen<br />
bietet den Kindern und Jugendlichen an<br />
der Schule einen Platz, wo sie nachmittags<br />
ein offenes Ohr finden, Kontakte<br />
knüpfen, Lernen und Freizeit selbst organisieren<br />
und gemeinsam gestalten können.<br />
Für viele ist das eine tolle (manchmal<br />
die einzige) Alternative zum Alleinsein<br />
oder „Rumhängen“.<br />
Zuhören und Lösungen<br />
erarbeiten in der<br />
Hauptschulgruppe<br />
In der Hauptschulgruppe für die Klassenstufen<br />
5 bis 9 werden derzeit insgesamt<br />
60 und täglich etwa 30 Jugendliche<br />
von Projektleiter Hermann Ehrlich und seinen<br />
Mitarbeiterinnen Michaela Wester-
maier und Heike Seitz betreut. Bei ihnen<br />
können die Schüler/innen erstmal „loswerden“,<br />
was sie im Schulalltag frustriert<br />
oder auch gefreut hat, vom verlorenen<br />
Lieblingskuli, über die zwei in Mathe bis<br />
zum Krach mit dem Deutschlehrer wegen<br />
vergessener Hausaufgaben. Die Mitarbeiter/innen<br />
des Schülerzentrums hören zu,<br />
versuchen zu klären und erarbeiten mit<br />
den Jugendlichen Lösungen für schwierigere<br />
Probleme, die immer auf eine konkrete<br />
praktische Unterstützung ausgerichtet<br />
sind. Dies gilt auch dann, wenn sich<br />
Eltern an das Schülerzentrum wenden, z.B.<br />
weil ein Schüler beim „Klauen“ erwischt<br />
wurde, weil es Probleme mit der Klassenlehrerin<br />
gibt o.Ä. Hier können Gesprächsangebote<br />
für Schüler/innen und Eltern<br />
sehr hilfreich sein.<br />
Alltagsstruktur mit<br />
Arbeits- und Freizeit-<br />
angeboten<br />
Das tägliche Programm der Schulsozialarbeit<br />
hilft den Jugendlichen, ihren Alltag<br />
nach dem Unterricht sinnvoll zu strukturieren.<br />
Die Hauptschüler/innen kommen<br />
zwischen 13.00 und 16.00 Uhr in ihre<br />
Gruppenräume. Hier erhalten sie um 13.00<br />
Uhr ein Mittagessen aus der Küche des<br />
Amalie-Nacken-Heims (<strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V.). Daran schließt sich die<br />
Hausaufgabenbetreuung an. Im offenen<br />
Betrieb des Schülercafés können sich die<br />
Jugendlichen dann mit Billard und Fußballkicker<br />
oder am Computer entspannen<br />
und den selbstorganisierten Thekenverkauf<br />
in Anspruch nehmen. An mehreren Wochentagen<br />
finden ab 15.00 Uhr feste Arbeitsgruppen,<br />
wie Internet-Café, Multimedia-Gruppe<br />
und Thekenteam, statt.<br />
Darüber hinaus gibt es für die Schüler/innen<br />
der Hauptschulgruppe noch viele weitere<br />
Angebote zur Gestaltung ihrer Freizeit,<br />
z.B. Ausflüge, Ferienfahrten, Sportturniere,<br />
Feste, Parties usw.<br />
Grundschulgruppe mit<br />
Schlaraffenland<br />
Mit Beginn des Schuljahres 2002/20<strong>03</strong><br />
konnte das Schülerzentrum am Schloß-<br />
berg räumlich und personell um eine<br />
Grundschulgruppe erweitert werden. In<br />
dieser betreuen die Sozialpädagoginnen<br />
Mariana Salapija und Susanne Heppner<br />
derzeit insgesamt 24 Kinder der Klassenstufen<br />
1 bis 4. Die Gruppe umfasst täglich<br />
höchstens 14 Grundschulkinder, die<br />
jeweils für bestimmte Wochentage fest<br />
angemeldet werden.<br />
Nach dem Unterricht erwartet sie eine<br />
freundliche Atmosphäre in gemütlich gestalteten<br />
Räumen. So können sie sich z.B.<br />
in einem großen, hellen Zimmer mit blauer<br />
Lese-Ecke und einem riesigen Berg kuscheliger<br />
Matratzen, Kissen und Polster ihr<br />
eigenes „Schlaraffenland“ einrichten. Bei<br />
früherem Unterrichtsende bleibt Zeit, sich<br />
hier beim Softballspielen oder Matratzenburgen-Bauen<br />
auszutoben und den Betreuerinnen<br />
wichtige Erlebnisse zu erzählen.<br />
Von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr gibt<br />
es dann ein warmes Mittagessen, das die<br />
Gruppe gemeinsam einnimmt. Die Betreuerinnen<br />
nehmen sich dafür mit den<br />
Kindern bewusst viel Zeit, weil ein gemeinsames<br />
Mahl ohne Hektik in vielen Familien<br />
nicht mehr selbstverständlich ist.<br />
Die Kinder sollen sich dabei entspannen<br />
und wohlfühlen können. Anschließend<br />
werden bis 15.00 Uhr die Hausaufgaben<br />
erledigt. Hierbei helfen die Betreuerinnen,<br />
wo es notwendig ist, motivieren die<br />
Grundschüler/innen aber vor allem zu<br />
selbständigem Arbeiten. Danach gibt es<br />
bis 16.00 Uhr je nach Wochentag unter-<br />
nah dran 13<br />
schiedliche sozialpädagogische Freizeitangebote:<br />
Die Kinder können basteln, sich<br />
durch Traumreisen gezielt entspannen, frei<br />
spielen oder am Mädchenclub sowie an<br />
einem Trainingskurs „Fair streiten“ teilnehmen.<br />
In den Ferien bietet ihnen das<br />
Schülerzentrum an einigen Tagen besondere<br />
Aktionen, wie z.B. in diesem Herbst<br />
eine Halloween-Party, oder Ausflüge an.<br />
Ganzheitliche Förderung<br />
Durch den strukturierten Tagesablauf und<br />
die vielfältigen Interessens- und Gesprächsangebote<br />
wird in der Grundschulgruppe<br />
die ganze Persönlichkeit der Kinder<br />
gefördert und gefordert. Der einheitliche,<br />
liebevolle aber konsequente Umgang hilft<br />
den kleinen Besucherinnen und Besuchern,<br />
sich sicher, geborgen und angenommen zu<br />
fühlen. Bei der Auseinandersetzung mit<br />
den Eigenheiten der einzelnen Kinder legen<br />
die Betreuerinnen großen Wert auf eine<br />
enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften<br />
und stehen den Eltern beratend<br />
zur Seite. Bei stärkeren Verhaltensauffälligkeiten<br />
können die Kinder je nach Bedarf<br />
auch an geeignete Einrichtungen der<br />
Jugendhilfe oder an Therapeuten weitervermittelt<br />
werden.<br />
Besonders wichtig für die gesamte Arbeit<br />
des Schülerzentrums ist seine intensive<br />
Kooperation mit dem Lehrer/innen-Kollegium.<br />
Diese reicht von informellen Kontakten<br />
über die Betreuung von<br />
Das Team der Grundschulklassen-Betreuung, Mariana Salapija und Susanne Heppner,<br />
mit Projektleiter Hermann Ehrlich (von links)<br />
▲
14<br />
nah dran<br />
Schüler/innen in Freistunden bis zu Projekten,<br />
Schulausflügen und Klassenfahrten,<br />
von gemeinsamen Elterngesprächen<br />
bis zu Angeboten der Krisenintervention<br />
und Beratung bei Konflikten im Schulalltag.<br />
Viel Lob für die<br />
bisherige Arbeit<br />
Zum sommerlichen Einweihungsfest der<br />
neuen Räume, bei dem u.a. Landrat Hansjörg<br />
Christmann, der Landtagsabgeordnete<br />
Blasius Thätter, acht Bürgermeister/innen<br />
der Stadt und des Landkreises Dachau<br />
sowie die Kreisrätinnen Marianne<br />
Klaffki (Vorstandsmitglied des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V.) und Sylvia<br />
Neumeier zu Gast waren, konnte das Team<br />
des Schülerzentrums bereits auf fast fünf<br />
Jahre gelungener Schulsozialarbeit<br />
zurückblicken. Mehrere Redner/innen würdigten<br />
seinen großen Erfolg: So berichte-<br />
ten die Schulleiterinnen der Schule am<br />
Schloßberg, Roswitha Weiß (Bereich Lernförderung)<br />
und Gabriele Oswald-Kammerer<br />
(Bereich Sprachförderung) mit Begeisterung,<br />
dass das Schülerzentrum „für Kinder<br />
aus teilweise schwierigem Umfeld, in<br />
schwierigen Zeiten, einen Ort des Vertrauens,<br />
der Geborgenheit, der Verlässlichkeit,<br />
fast ein Stück heimatliches Zuhause“<br />
biete. Landrat Hansjörg Christmann<br />
betonte, dass der Landkreis mit der Einrichtung<br />
des Schülerzentrums weitsichtig<br />
auf Prävention gesetzt habe - ein für die<br />
Gesellschaft kostensparender Entschluss,<br />
der dennoch nicht leicht zu vermitteln sei.<br />
Dass dieser Ansatz jedoch nachhaltig erfolgreich<br />
ist, konnte Walter Wüst, Leiter<br />
des Amalie-Nacken-Heims und der Schulsozialarbeit<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. in Dachau mit Freude bestätigen:<br />
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen,<br />
welche höhergradige und damit<br />
teurere Maßnahmen der Jugendhilfe (wie<br />
die Unterbringung in einer Heilpädagogischen<br />
Tagesstätte oder einem Heim)<br />
benötigen, geht an der Schule am Schloßberg<br />
zurück.<br />
Für die Zukunft wünschen sich Hermann<br />
Ehrlich und sein Team eine noch stärkere<br />
Vernetzung ihrer Arbeit mit dem schulischen<br />
Leben. Walter Wüst: „Unser Ziel ist<br />
eine noch stärkere Integration von Schule<br />
und Jugendhilfe“, damit die Entstehung<br />
„schwierigerer Fälle“ möglichst vermieden<br />
werden kann. Dazu entwickelt das Schülerzentrum<br />
am Schloßberg jetzt z.B. gemeinsam<br />
mit der Schule ein Projekt „Auszeit“,<br />
durch das akute Konflikte im Unterricht abgebaut<br />
werden sollen. Die Schulsozialarbeitdes<strong>Kinderschutz</strong>undMutterschutze.V.<br />
in Dachau ist auf einem vielversprechenden<br />
Weg, der auch für andere Schulen/Gemeinden<br />
interessant sein könnte.<br />
Beim Mittagessen in ihrem neuen bunten Gruppenraum können sich die Grundschulkinder entspannen und Gemeinsamkeit erleben<br />
HERMANN EHRLICH, SUSANNE HEPPNER,<br />
MARIANA SALAPIJA, THOMAS HARTKORN ■
Einen guten Draht „nach oben“ hatte<br />
offenbar die Ambulante Erziehungshilfe<br />
(AEH) des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V., als sie am 17. September<br />
20<strong>03</strong> zu ihrem ersten Jahrestag<br />
im neuen Haus am Münchner Ostpark ihre<br />
Einweihungsfeier nachholte. Dabei<br />
musste der junge Rasen, den Jugendliche<br />
im Gartenprojekt letzten Herbst eingesät<br />
und mit liebevoller Pflege über diesen<br />
Jahrtausend-Sommer gerettet haben, seine<br />
erste Biergarten-Feuerprobe bestehen.<br />
Denn bei solch strahlendem Sonnenschein<br />
nahmen zahlreiche Gäste auf den Bierbänken<br />
im großzügig angelegten Garten<br />
Platz.<br />
Eingeladen hatten dazu die beiden AEH-<br />
Teams des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. und des Stadtjugendamts München/Angebote<br />
der Jugendhilfe. Seit einem<br />
Jahr teilen sie sich nun das Haus in<br />
der Feichtstraße 5. Bereits in dieser kurzen<br />
Zeit hat es sich zu einer gern und mit Vertrauen<br />
besuchten Anlaufstelle für Kinder,<br />
Jugendliche und deren Familien, aber auch<br />
Ein Kirschlorbeer zum ersten Jahrestag: Die Feichtstraßen-Teams freuten sich über<br />
das Geschenk von AEH-Leistungsbereichsleiterin Leiterin Ruth Schwab-Betz (5. von links) -<br />
Frank Krasniqi, Toni Egerer, Thomas Friedrich, Claudia Möhres-Wünsche, Maike Lorenz,<br />
Matthias Kraus, Marianne Käser, Iska Voigt Bauregger, Miriam Roth,<br />
Steffi Zeller, Christoph Lutz (von links)<br />
Wenn Engel feiern...<br />
Der Himmel lachte sprichwörtlich bei der Einweihungsfeier<br />
der Ambulanten Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach:<br />
„Ein Jahr Feichtstraße!“<br />
für zahlreiche Fachkräfte aus der Region<br />
entwickelt. Konkrete Hilfen bei Erziehungsschwierigkeiten<br />
werden hier ebenso<br />
kompetent geleistet wie fachlicher Austausch,<br />
Vernetzung und Kooperation.<br />
Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern des Vereins für Sozialarbeit<br />
e.V. sind die beiden Teams für die Ambulante<br />
Erziehungshilfe in der Sozialregion<br />
Ramersdorf/Perlach zuständig. In enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen<br />
Sozialdienst (ASD) bemühen sie sich, den<br />
zahlreichen Anfragen mit qualifizierten<br />
Angeboten gerecht zu werden. Dabei ist<br />
eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
entstanden, deren positive Atmosphäre<br />
während der Feier immer wieder zu<br />
spüren war. So waren viele Kooperationspartner<br />
gekommen, um die AEH-Teams zu<br />
beglückwünschen.<br />
Claudia Möhres-Wünsche (<strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V.) und Frauke Henrichs<br />
(Stadtjugendamt München), die beiden<br />
Leiterinnen der Teams, führten mit<br />
Charme durch das Festprogramm. Gabriele<br />
Berz, die Abteilungsleiterin des Stadtjugendamtes<br />
München/Angebote der<br />
Jugendhilfe, Norbert Blesch, der stell-<br />
Kooperation mit Charme: Frau Henrichs, Stadtjugendamt München/Angebote der Jugendhilfe (links),<br />
und Claudia Möhres-Wünsche vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. (rechts) leiten die Team des<br />
Ambulanten Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach<br />
▲<br />
15
16<br />
nah dran<br />
vertretende Geschäftsführer des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V., Karl-Heinz<br />
Weyrich, der Außenstellenleiter des ASD<br />
Ost 1 und Norbert Gutzeit, der Sprecher<br />
von REGSAM (Regionalisierung Sozialer<br />
Arbeit in München) kommentierten in<br />
ihren Gruß-Reden die aktuelle Situation<br />
der Erziehungshilfe in München und gaben<br />
ihrer Hoffnung auf eine weitere gelingende<br />
Zusammenarbeit und eine befriedigende<br />
Versorgung der Region mit Ambulanter<br />
Erziehungshilfe Ausdruck.<br />
Auch Prof. Frank Groner, Dekan des Fachbereichs<br />
Soziale Arbeit der Katholischen<br />
Stiftungsfachhochschule München, und<br />
Bernadette Raschke, Jugendbeauftragte<br />
des Bezirksausschusses beglückwünschten<br />
die beiden AEH Teams für das erfolgreiche<br />
erste Jahr in der Feichtstrasse.<br />
Zwischendurch „bezauberte“ Michael Heß<br />
vom AEH-Team Au/Haidhausen/Bogenhausen<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. im wahrsten Sinne des Wortes<br />
durch seine magischen Kunststücke. Dabei<br />
sorgte er mit feinsinnigen Bezügen auf die<br />
... als auch beim Bau der endlosen Kugelbahn<br />
Gelungene Zusammenarbeit der Jugendhilfe-Partner: Sowohl beim Zaubern mit Norbert Gutzeit<br />
(REGSAM), Magier Michael Hess (AEH Au/Haidhausen/Bogenhausen) und Yasmin Riza (Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe München Landkreis)...<br />
Lücken und Tücken der sozialpädagogischen<br />
Praxis für so manches Schmunzeln.<br />
Mit „New Games“, bei denen die Gäste<br />
einmal mehr ihre Team-Fähigkeit unter<br />
Beweis stellen konnten, leiteten die Mitarbeiter/innen<br />
des Hauses dann zwanglos<br />
zum „genüsslichen“ Teil der Veranstaltung<br />
über: Für das tolle Buffet war die „Junge<br />
Arbeit Neuperlach“ verantwortlich, die bei<br />
dieser Gelegenheit beispielhaft zeigte, wie<br />
im 16. Stadtbezirk Jugendliche zur beruflichen<br />
(Wieder-)Eingliederung gefördert<br />
werden und ihr Können den Einrichtungen<br />
des sozialen Netzwerks zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Ein Resümée des Festes, über das sich die<br />
AEH-Teams und Leistungsbereichsleiterin<br />
Ruth Schwab-Betz sehr gefreut haben, zog<br />
Eva-Maria Huber, die Leiterin des Altenund<br />
Service-Zentrums Ramdersdorf, in einem<br />
Brief an die Gastgeber/innen: „Es war<br />
eine rundherum gelungene Feier. Unkomplizierte<br />
Festredner und -rednerinnen, unterbrochen<br />
von einem Zauberer, der es verstand,<br />
beeindruckende Kunststückchen mit<br />
Fachlichkeit zu paaren und ein hervorragendes<br />
Buffet“.<br />
Beim Genießen von Leckerbissen, Sonnenschein<br />
und guter Laune wuchsen die<br />
Gäste und Gastgeber an diesem Nachmittag<br />
weiter zusammen in der gemeinsamen<br />
Verantwortung für „ihre Sozialregion“ Ramersdorf/Perlach.<br />
RUTH SCHWAB-BETZ ■
Haben Sie etwas<br />
für uns übrig!<br />
Helfen Sie uns, besondere Angebote für Menschen<br />
in sozialen Notlagen zu verwirklichen, durch Ihre Spende<br />
oder Fördermitgliedschaft<br />
Besondere Situationen und Lebensbedingungen bedürfen besonderer Antworten. Das gilt<br />
besonders, wenn Menschen in soziale Not geraten. Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
bietet solche Antworten - konkret, individuell und flexibel auf die Lebenswelt und die persönliche<br />
Lage der/des Einzelnen zugeschnitten. Wir unterstützen Kinder, Jugendliche und ihre<br />
Familien dort, wo und so, wie sie es benötigen. Wir bieten keine Hilfe von der Stange, sondern<br />
ein vielfältiges Spektrum von innovativer vernetzter Jugendhilfe aus einer Hand.<br />
Gute Hilfe ist nicht umsonst<br />
Viele unserer Einrichtungen und Projekte können wir (noch) über öffentliche Zuschüsse (teil-)finanzieren.<br />
Doch die immer knapper werdenden Sozialhaushalte, auf die allseits mit dem Abbau<br />
sozialer Leistungen reagiert wird, führen dazu, dass wir unsere Aufgaben nur noch mit stetig<br />
steigender Eigenbeteiligung erfüllen können.<br />
Weil sich die Not von Menschen aber nicht nach gewährten Zuschüssen richtet, gilt für uns<br />
auch in Zukunft der Grundsatz: Wenn eine Hilfe notwendig und sinnvoll ist, und wir einen Weg<br />
finden, sie zu finanzieren, dann bieten wir sie auch an!<br />
Wir sind dringend auf Spenden angewiesen<br />
• für unkonventionelle Hilfen im Einzelfall<br />
Die Sozialgesetzgebung garantiert keine lückenlose Absicherung. Immer wieder fallen<br />
Menschen durch das soziale Netz, weil sie nicht in die „Säulenordnung“ des Hilfesystems<br />
hineinpassen. Mit Spenden können wir ihnen dennoch helfen.<br />
• für die Weiterentwicklung und den Neuaufbau von Hilfeprojekten<br />
Um zeitnah und zielgenau Not zu lindern, müssen Hilfeformen weiter- oder neu entwickelt<br />
werden. Mit Spenden können wir kreative zukunftsweisende Ideen verwirklichen.<br />
• zur Sicherstellung einer dauerhaften Hilfe<br />
Wo die Zuschüsse der öffentlichen Hand nicht ausreichen (oder ganz fehlen), wollen wir<br />
auch in Zukunft Angebote aus eigenen Mitteln finanzieren. Als Non-Profit-Unternehmen<br />
können wir nur mit Spenden dafür sorgen, dass Menschen unsere Hilfe so lange erhalten<br />
können, wie sie sie benötigen.<br />
Helfen Sie uns, damit wir helfen können<br />
• durch Ihre Spende<br />
Machen Sie mit jedem Euro ein wenig mehr Hilfe möglich!<br />
Spendenkonto 7818300<br />
Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 700 205 00)<br />
Wenn Sie eines unserer Projekte gezielt unterstützen möchten,<br />
geben Sie uns bitte dessen Namen als Kennwort an.
• durch regelmäßige Spenden im Rahmen einer Fördermitgliedschaft<br />
Bauen Sie mit an der zukunftsorientierten Weiterentwicklung<br />
unserer Hilfeangebote!<br />
Geben Sie für Ihre Fördermitgliedschaft im beiliegenden Formular Ihren Spendenbeitrag<br />
an, und senden Sie es mit Ihrer Unterschrift an: <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.,<br />
Liebherrstraße 5, 80538 München, Fax (089) 23 17 16 -9969.<br />
Als Fördermitglied erhalten Sie regelmäßig unsere Zeitschrift nah dran, mit der wir Sie<br />
informieren möchten, wofür wir Ihre Spenden einsetzen. Auf Wunsch veröffentlichen wir Ihren<br />
Namen auf unserer Dankesseite im Internet unter www.kinderschutz.de.<br />
Gerne informieren wir Sie auch persönlich zu unserem Verein und unseren Angeboten:<br />
Tel. (089) 23 17 16 -0.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Ihr<br />
Für den Mehrfarbdruck (S. 17-20)<br />
danken wir sputniks werbeagentur GmbH, München<br />
Seit seinem Umzug in ein neues Zuhause im Frühjahr 20<strong>03</strong> hat<br />
das Sozialpädagogisch Betreute Wohnen für Mutter/Vater<br />
und Kind des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. nun erstmals<br />
einen kleinen Garten zur Verfügung. Dadurch kann die<br />
ganzheitliche Entwicklungsförderung der betreuten Kinder<br />
jetzt mit kreativen Spiel- und Naturerfahrungen in einem sicheren<br />
Freiraum unterstützt werden. Der Garten soll als motorisches<br />
und soziales Übungsfeld Neugierde wecken, die<br />
Sinneswahrnehmung und das „Be-Greifen“ fördern und zur<br />
Entwicklung eines positiven Körpergefühls beitragen.<br />
Dazu benötigt das Projekt aber noch die Grundausstattung:<br />
Neben einem großen Sandkasten mit Sonnensegel und Wasserstelle<br />
zum „Matschen“ wäre ein kleines Holzhäuschen für<br />
aufregende Kuckuck- und Versteckspiele sehr schön. Hier<br />
wäre auch Platz für die<br />
beliebten Rollenspiele,<br />
zu denen sich Kinder<br />
gerne in „ihr Haus“<br />
zurückziehen.<br />
Viele der betreuten<br />
Kinder bedürfen motorischer<br />
Förderung, da<br />
sie bei ihren alleinerziehenden,<br />
oft noch<br />
minderjährigen Müttern/Vätern<br />
beengt<br />
aufwachsen. Dazu wäre<br />
ein kleiner „Fuhr-<br />
park“ mit Bobby-Cars und einem<br />
Laufrad zum Trainieren<br />
des Gleichgewichtssinnes<br />
zweckmäßig. Ein Kriechtunnel<br />
kann helfen, Ausdauer und<br />
Kraft zu üben, Hüpfball und<br />
Schaukel-Pferd stärken die<br />
Muskulatur.<br />
Um die Mütter/Väter in ihrer Erziehungskompetenz<br />
zu stärken,<br />
soll ihnen der Garten auch<br />
Anregungen geben, wie sie die<br />
Energie und Aufmerksamkeit<br />
ihrer Kinder positiv lenken und<br />
binden können. Der Aufbau ei-<br />
Dr. Gernot Wiegand<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
Ein eigener Garten als Spiel- und Übungsraum<br />
Spielspaß mit Trainingseffekt für ein<br />
gutes Körpergefühl<br />
Hoffentlich geht’s bald wieder<br />
nach draußen...<br />
ner Spiele-Kiste mit Materialien, die große und kleine Menschen<br />
zu gemeinsamem Ausprobieren anregen, macht viel<br />
Spaß und stärkt die Eltern-Kind-Interaktion. Hier hinein<br />
gehören Seil- und Ballspiele sowie Balancegeräte, die sich<br />
die Kinder mit den helfenden Händen größerer Personen erobern<br />
können. Auch ein Schwungtuch fördert das gemeinsame<br />
Aktivwerden der Erwachsen mit ihren Kindern. Und<br />
wenn es draußen mal kräftig regnet, kann durch die Bereitstellung<br />
von „Matschhosen“ in verschiedenen Größen eine<br />
zu starke Einschränkung der Kinder vermieden werden.<br />
Damit der Kreativgarten vielleicht schon im nächsten Frühling<br />
Wirklichkeit werden kann, bitten wir Sie um Ihre Unterstützung!<br />
RENATE LANGBEIN ■
Kreative Partner<br />
für kreative Jugendhilfe<br />
Die Münchner Werbeagentur sputniks wirbt und informiert seit 1996<br />
rund um den <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
Alles aus einer Hand: Dieser Grundsatz<br />
gilt beim <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V. nicht nur für<br />
sein innovatives vielseitiges Jugendhilfeangebot,<br />
sondern auch für dessen wirkungsvolle<br />
Präsentation durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Werbung. Mit der Münchner<br />
Werbeagentur sputniks hat der Verein<br />
dafür genau den richtigen Partner gefunden:<br />
Für die verschiedensten Informationsund<br />
Werbeprodukte des Vereins - von<br />
Spendenbriefen, Imageprospekten, Flyern,<br />
Konzepten, Jahresberichten, Großflächenplakaten,<br />
Messetafeln, Werbemitteln über<br />
den, in Zusammenarbeit mit der Webdesign-Agentur<br />
Yellowspace smart solutions<br />
gestalteten, Internetauftritt bis hin zur<br />
Hauszeitschrift „nah dran“ - hat das sputniks-Team<br />
kreative Gestaltungs-Ideen verwirklicht.<br />
Bei all diesen Aufträgen ermöglicht die<br />
Zusammenarbeit mit seiner „Hauswerbeagentur“<br />
dem Verein, professionelles Sozialmarketing<br />
mit Corporate Design sehr<br />
kostengünstig durchzuführen. Um Produktionskosten<br />
sparen zu helfen, haben<br />
sich mehrmals sogar Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von sputniks sowie deren Kinder<br />
selbst als Fotomodelle für Präsentationsmotive<br />
zur Verfügung gestellt. Darüber<br />
hinaus profitiert der Verein von den<br />
vielfältigen Kontakten der Agentur, über<br />
die immer wieder interessante Partner für<br />
unkonventionelle Werbeprojekte miteingebunden<br />
werden können.<br />
Seit 1997 verwendet der <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V. ein modernes „key visual“<br />
nah dran 19<br />
Immer auf der Suche nach kreativen Werbekonzepten für den<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. – das sputniks Team (von links):<br />
Christoph Fries (Fotograf), Achim Mayr (Grafik),<br />
Anja Kelén (Kontakt, Text), Margit Pabst (Text),<br />
Hans Kelén (Geschäftsleitung, Konzeption, Kontakt)<br />
(Schlüsselmotiv) auf Plakaten, Spendenbriefen,<br />
Imagefoldern und auch auf seiner<br />
Homepage im Internet. Es zeigt eine Familie,<br />
die in einer Krise steckt: Die Familienmitglieder<br />
sind voneinander abgewandt<br />
und schauen in unterschiedliche Richtungen.<br />
Die Headline „Haben Sie etwas für<br />
uns übrig!“ vermittelt einen Appell mit<br />
doppelter Bedeutung: „Haben Sie Geld für<br />
uns übrig! - Haben Sie Sympathie für uns!“<br />
Dafür wurde gezielt kein Frage-, sondern<br />
ein Ausrufezeichen verwendet, denn<br />
▲<br />
City-Light-Poster<br />
Aktion mit doppelsinniger<br />
Aufforderung.<br />
(1999)
20<br />
nah dran<br />
es sollte statt einer fragenden Bitte eine<br />
selbstbewusste Aufforderung zur Unterstützung<br />
vermittelt werden.<br />
Ganz bewusst wurde dazu kein Motiv gewählt,<br />
das das Klischee „Arme Menschen,<br />
mit denen man Mitleid zu haben hat“ bedient.<br />
Stattdessen soll deutlich gemacht<br />
werden, dass jeder von sozialer Not betroffen<br />
sein kann, auch die „netten Nachbarn<br />
von nebenan“, selbst wenn man es<br />
ihnen nicht direkt ansieht. Diese Botschaft<br />
wird in einigen Motiv-Versionen noch<br />
durch Textblöcke unterstützt: „Wer sagt<br />
denn, dass Männer in Not verwahrlost<br />
aussehen?“, „... dass Frauen in Not nur<br />
Lumpen tragen?“, „... dass Kinder in Not<br />
nicht auch cool aussehen?“ Gemäß seiner<br />
Mit dieser Anzeige zum Thema „Zivilcourage“<br />
gewannen sputniks 1998 den 1. Preis beim<br />
Kreativwettbewerb der deutschen Tageszeitungen,<br />
an dem bundesweit 250 Werbeagenturen<br />
teilnahmen<br />
Großplakat zum<br />
100-jährigen<br />
Vereinsjubiläum<br />
(2001)<br />
Werbestrategie setzt der Verein damit<br />
nicht auf kurzlebige Knalleffekte, sondern<br />
gibt mit den Ideen von sputniks kreative<br />
Denkanstöße, die nachhaltig im Gedächtnis<br />
bleiben.<br />
So konnten sputniks im August 1999 – mit<br />
freundlicher Unterstützung durch Ellerhold<br />
Großplakate GmbH und Deutsche Eisenbahnreklame<br />
GmbH – für den <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. im Münchner<br />
S-Bahnbereich eine dreiwöchige<br />
City-Light-Poster Aktion durchführen –<br />
zum Selbstkostenpreis, der nur ein Zwanzigstel<br />
des für eine solche Aktion üblichen<br />
Preises betrug.<br />
Zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins<br />
im Frühjahr 2001 wurde ein neues zeitgemäßes,<br />
dynamisches Motiv mit einer jugendlichen<br />
Rollerbladerin und dem Motto<br />
„100 Jahre innovative Sozialarbeit“ entworfen.<br />
Es sollte damit signalisiert werden,<br />
dass der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V., der in seiner 100-jährigen Geschichte<br />
immer flexibel auf die Probleme<br />
der jeweiligen Zeit geantwortet hat, auch<br />
weiterhin nach vorne blickt, um dynamische,<br />
flexible und bedarfsgerechte Hilfen<br />
für junge Menschen und ihre Familien zu<br />
entwickeln.<br />
Zum Jubiläum wurde von sputniks auch<br />
eine spektakuläre Graffiti-Aktion in verschiedenen<br />
U-Bahnhöfen in München initiiert:<br />
Die Deutsche Städte-Medien GmbH<br />
(DSM) stellte dazu ausgewählte Großplakatflächen<br />
kostenlos zur Verfügung. Darauf<br />
durften vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mut-<br />
terschutz e.V. betreute Jugendliche - ganz<br />
legal - ihre persönlichen Geburtstagsgrüße<br />
für den Verein sprühen. Eine Aktion, die<br />
dem Verein viel Aufmerksamkeit von Passanten<br />
für sich und seine Arbeit brachte<br />
und den Jugendlichen einen „coolen“ Eindruck<br />
von der Offenheit „ihres“ Hilfe-Trägers<br />
gab.<br />
Dr. Gernot Wiegand, der Vorstandsvorsitzende<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. ist überzeugt: „Wir sind mit Hilfe von<br />
sputniks, „unserer“ Werbeagentur, professioneller<br />
geworden. Auch in der Sozialen<br />
Arbeit wird es immer wichtiger, das, was<br />
man tut, in ansprechender Weise darzu-<br />
Jugendliche sprühten – ganz legal – ihre<br />
„Graffiti-Wünsche“ zum 100. Geburtstag<br />
stellen. Die Jahre, in denen man Gutes im<br />
stillen Kämmerlein leistete, sind vorbei.<br />
Heute muss man Gutes tun und darüber<br />
reden! Nur so kann auch in Zeiten schwieriger<br />
Finanzierung für soziale Leistungen<br />
der gemeinschaftliche Auftrag vermittelt<br />
werden, Menschen mit Handicaps nicht<br />
auszugrenzen, sondern an unserer Gesellschaft<br />
teilhaben zu lassen.“<br />
Dass die Werbeagentur sputniks diese<br />
Strategie mit einem guten Gespür für die<br />
Visionen des Vereins sehr flexibel, kooperativ<br />
und zuverlässig mitgestaltet, ist aktives<br />
soziales Engagement. Der <strong>Kinderschutz</strong>-<br />
und Mutterschutz e.V. bedankt<br />
sich dafür herzlich und freut sich auf eine<br />
weitere kreative Zusammenarbeit!<br />
THOMAS HARTKORN ■
Von der patriarchalischen<br />
zur zeitgenössischen Familie<br />
Erfahrungen aus der Ambulanten Erziehungshilfe mit einer albanischen Familie<br />
in der Sozialregion Ramersdorf/Perlach<br />
Fran Krasniqi ist gebürtiger Kosovo-<br />
Albaner und war 19 Jahre als Lehrer in<br />
seiner Heimat tätig. Seit 1996 arbeitet<br />
er als muttersprachlicher Betreuer und<br />
später als Sozialpädagogischer Familienhelfer<br />
bei der Arbeiterwohlfahrt<br />
München sowie ab 2000 beim <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. mit mehreren<br />
albanischen Familien. Für nah dran<br />
berichtet er aus seinen Erfahrungen<br />
über die kulturellen, sozialen und individuellen<br />
Lebensbedingungen und Probleme<br />
einer Familie aus dem Kosovo, die<br />
er im Rahmen von Ambulanter Erziehungshilfe<br />
(AEH) als Mitarbeiter des<br />
Regionalteams Ramerdorf/Perlach betreut.<br />
Die historische Entwicklung<br />
der Familie in Albanien<br />
Man kann in der albanischen Kultur zwei<br />
Familienarten unterscheiden: die patriarchalische<br />
Familie und die zeitgenössische<br />
Familie.<br />
Die patriarchalische Familie ist ein altes<br />
Familienmodell, das auch heutzutage<br />
noch von einem Teil der albanischen Bevölkerung,<br />
insbesondere in den Dörfern<br />
und auf den Bergen, gelebt wird. Sie hat<br />
viele Mitglieder und umfasst mehr als<br />
zwei Generationen. Diese Form der Familie<br />
entwickelte sich aus historischen Erfahrungen<br />
und Bedürfnissen, weil das albanische<br />
Volk in einer sehr langen Zeit<br />
unter fremder Herrschaft lebte: Das Land<br />
wurde 500 Jahre lang von den Türken<br />
und 100 Jahre von den Slawen regiert.<br />
Die Bevölkerung wurde in dieser Zeit<br />
nicht durch das Gesetz geschützt und<br />
war von den Herrschenden ausgeschlossen.<br />
Es war daher üblich, dass jene Familien,<br />
welche mehr Männer im Hause hatten,<br />
sich selbst beschützen und sich ihren Lebensunterhalt<br />
erarbeiten konnten, so dass<br />
in der patriarchalischen Familie die Jungen<br />
viel erwünschter waren als die Mädchen.<br />
Dadurch, dass viele Verheiratete in einem<br />
Haus zusammen wohnten, fehlten die Familienwärme<br />
und die Intimität. Ein Mann<br />
musste die Dominanz über seine Frau bewahren,<br />
und die Frau musste zeigen, dass<br />
sie ihren Mann mehr respektierte als liebte.<br />
Diese Gesetze und Traditionen, die sich<br />
von denen anderer Völkern unterscheiden,<br />
sind ein Erbe unserer Vorfahren: Sie waren<br />
ständig der Gefahr ausgesetzt, so dass die<br />
Männer permanent bereit sein mussten,<br />
nah dran 21<br />
Eine albanische<br />
Familie in<br />
München findet<br />
neue Wege für<br />
das Zusammenleben<br />
und die<br />
Erziehung ihrer<br />
Kinder<br />
den Feind zu bekämpfen und keine tieferen<br />
Emotionen gegenüber ihren Frauen<br />
zeigen konnten.<br />
Die zeitgenössische Familie besteht dagegen<br />
hauptsächlich aus Eltern und ihren<br />
Kindern. In dieser Familienform ist die Verbindung<br />
zwischen den Menschen viel besser<br />
und stärker, und die Emotionen werden<br />
viel intimer geteilt. Um die Erziehung der<br />
Kinder kümmern sich beide Elternteile gemeinsam.<br />
Die Entstehung der zeitgenössischen<br />
Familie in Albanien ist der Schulung<br />
und Ausbildung der Frauen im Zuge der<br />
Industrialisierung (in der Zeit von 1970 bis<br />
1980) zu verdanken. Diese Epoche brachte<br />
den Familien Beschäftigung und<br />
▲
22<br />
nah dran<br />
Emanzipation: Als die Frauen begannen,<br />
beruflich zu arbeiten, mussten die Männer<br />
zunehmend in der Küche und Erziehung<br />
mithelfen und dazu auf viele ihrer patriarchalischen<br />
„Männertreffs“ verzichten.<br />
Wie in jeder Entwicklungsgesellschaft gab<br />
es dabei Differenzen und Probleme zwischen<br />
den konservativen Familien, wo der<br />
Mann über alles herrschen musste, und<br />
den zeitgenössischen Familien, die sich um<br />
eine Gleichberechtigung der Ehepartner<br />
bemühten.<br />
Zwischen Tradition<br />
und Emanzipation im<br />
Schatten des Krieges<br />
Mit den Schwierigkeiten in diesem Spannungsfeld<br />
muss sich auch eine Familie<br />
auseinandersetzen, die ich seit Juli 2000<br />
im Rahmen der Sozialpädagogischen Familienhilfe<br />
und seit Januar 2001 im Rahmen<br />
der Ambulanten Erziehungshilfe<br />
(AEH) des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. betreue. Diese Familie stammt aus<br />
dem Kosovo und lebte früher in einem Dorf<br />
im großen Familienkreis, d.h. mit bäuerlicher,<br />
ländlicher und traditioneller Mentalität.<br />
Die Kinder sind in ihrer Heimat von<br />
der serbischen Polizei mit Gewalt aus der<br />
Schule auf die Straße geworfen worden.<br />
Fremde Personen haben sie außer Landes<br />
gebracht, ohne dass ihre Eltern davon erfuhren.<br />
Im September 1999 hat sich die<br />
Familie in Deutschland endlich wieder zusammengefunden.<br />
Aufgrund ihrer Kriegserlebnisse<br />
und der großen kulturellen<br />
Unterschiede haben sich die Familienmitglieder<br />
in Deutschland mit vielen Problemen<br />
auseinandersetzen müssen, wie z.B.<br />
mit gesundheitlichen und psychischen<br />
Traumatisierungen sowie mit Erziehungs-,<br />
Sprach-, Aufenthaltserlaubnis- und Integrationsproblemen.<br />
Der Vater befindet sich wegen eines<br />
Fußleidens und anderer gesundheitlicher<br />
Probleme in ärztlicher und wegen seiner<br />
Kriegstraumatisierung in psychotherapeutischer<br />
Behandlung bei REFUGIO. Er ist ein<br />
gutmütiger und zurückhaltender Mensch<br />
und spricht sehr wenig Deutsch. Ihn konnte<br />
ich meistens als Ansprechpartner im<br />
Kontakt mit Behörden, Schule und Ärzten<br />
gewinnen. Er ist mit vier Stunden halbtags<br />
beschäftigt.<br />
Die Mutter ist ebenso traumatisiert und<br />
wird bei REFUGIO psychotherapeutisch<br />
behandelt. Sie hatte aufgrund ihrer Traumatisierung<br />
viele Probleme mit anderen<br />
Nachbarn, woraufhin die Familie in andere<br />
Räume versetzt wurde. Sie beherrscht<br />
die deutsche Sprache in Grundkenntnissen<br />
und nimmt aktiv an der Kommunikation<br />
teil. Sie arbeitet in Vollzeit.<br />
Der ältere Sohn leidet u.a. an einer kompensierten<br />
chronischen Niereninsuffizienz:<br />
Er wurde bereits einige Male in einer Kinderklinik<br />
operiert, so dass die linke Niere<br />
nun zu 79 % und die rechte zu 11 % funktionieren.<br />
Zur Zeit wird auch er bei REFU-<br />
GIO psychotherapeutisch behandelt. Er besucht<br />
die Schule zur Erziehungshilfe in<br />
Links:<br />
Beim Fußball-Kicken<br />
mit der Familie kann<br />
AEH-Betreuer Fran<br />
Krasniqi von den<br />
albanischen Jungs<br />
noch lernen<br />
Rechts:<br />
Gleichberechtigung<br />
geht auch durch den<br />
Magen: Der Vater<br />
hilft beim Kochen<br />
Riem sowie nachmittags eine der dortigen<br />
sozialpädagogischen Gruppen. Zusätzlich<br />
nimmt er an einer heilpädagogischen<br />
Übungsbehandlung teil. Früher ist er mit<br />
dem Gesetz in Konflikt gekommen und<br />
hatte Probleme mit Gewalt. Bevor seine<br />
Eltern nach Deutschland kommen konnten,<br />
lebte er ein Jahr lang in der Obhut eines<br />
Onkels in München. Er berichtet über<br />
diese Zeit, dass er zwar gut versorgt gewesen<br />
sei, seine Familie aber sehr vermisst<br />
habe, da es wenig Gelegenheit gab, über<br />
seine Probleme zu sprechen. In letzter Zeit<br />
hat er Freunde gefunden und ist Mitglied<br />
eines Fußballvereins geworden.<br />
Der jüngere Sohn leidet an einem angeborenen<br />
schweren Herzfehler sowie an<br />
chronischer Inappetenz und extremem<br />
Untergewicht. Aufgrund der Kriegsgeschehnisse<br />
wie auch der Flucht hatte auch<br />
er traumatische Erlebnisse und befindet<br />
sich in psychologischer Betreuung. Diese<br />
Erlebnisse wirken sich entscheidend auf<br />
die Entwicklung von Kindern aus, was sich<br />
in schulischen Problemen und Verhaltensaufälligkeiten<br />
äußert. Der Junge bekam<br />
wöchentlich Deutsch-Nachhilfe.<br />
Die Tochter wurde von der serbischen Polizei<br />
so misshandelt, dass ihr die vorderen<br />
Zähne ausbrachen. Durch das lange Alleinsein<br />
u.a. in der Gemeinschaftsunterkunft<br />
ist sie sehr aggressiv geworden. Im<br />
Januar 2002 wurde sie in einem Kindergarten<br />
aufgenommen. Aber seit dem Umzug<br />
der Familie hat sie noch keinen Platz<br />
in einem anderen Kindergarten erhalten.
Ziele und Probleme der<br />
Betreuungsarbeit<br />
Die Familie wird von mir in erzieherischen<br />
Fragen sowie zur Befähigung der Eltern zu<br />
einer selbständigen Lebensorganisation in<br />
Deutschland beraten und betreut. Dazu<br />
musste ich am Anfang erst einmal das Vertrauen<br />
der Familie zu mir aufzubauen. Das<br />
war nicht leicht, weil in der albanischen<br />
Gesellschaft eine Unterstützung durch<br />
Ambulante Erziehungshilfe nicht bekannt<br />
ist. Deshalb war es für die Familie schwierig,<br />
mit einem Fremden über ihre privaten<br />
Probleme zu sprechen.<br />
Schon allein die Regelung existenzieller<br />
Lebensgrundlagen durch „fremde“ Hilfe<br />
Nach einer Vorbereitungszeit von<br />
nur elf Monaten hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. Anfang<br />
September 20<strong>03</strong> sein neues Rahmenkonzept<br />
zur Integration von Schule<br />
und Jugendhilfe unter dem Dach einer<br />
Ganztagsschule vorgestellt. Der Titel<br />
nah dran 23<br />
1+<br />
Kinder und Jugendliche, deren soziale und<br />
war für die Familie zunächst nur schwer<br />
anzunehmen. Für ihre Aufenthaltserlaubnis<br />
musste ich einen Rechtsanwalt einschalten,<br />
dessen Honorar der <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. getragen hat. Vom<br />
Verein erhielt ich auch Geld, um Weihnachtsgeschenke<br />
für die Familie zu kaufen.<br />
Aus dem „Adventskalender für gute Werke“<br />
der Süddeutschen Zeitung hat die Familie<br />
eine Spende in Höhe von 2.000 DM<br />
erhalten. Nach Bedarf wurde die Familie<br />
vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
einige Male durch Sachspenden, wie z.B.<br />
Spielsachen, einem Fahrrad, Sportanzügen,<br />
einem Kindercomputer und anderen<br />
Geschenken unterstützt. Für alle diese Zuwendungen<br />
sind die Familienmitglieder<br />
sehr dankbar!<br />
Die Zukunft hat begonnen:<br />
1 + 1 = 1<br />
Visionen mitgestalten: Beim Open Space mit<br />
Zukunftswerkstatt brachten Kinder, Jungendliche<br />
und Familien ihre Ideen und Bedürfnisse ein<br />
Rahmenkonzept mit Modell-Charakter zum Aufbau einer<br />
„Lernwelt für soziale und emotionale Entwicklung“<br />
„1 + 1 = 1“ ist nicht etwa die Folge einer<br />
manifesten Dyskalkulie (zu Deutsch: Rechenschwäche)<br />
- sondern mit Blick auf<br />
emotionale Entwicklung nachhaltig gefährdet<br />
ist, äußerst folgerichtig: Die Zukunft<br />
der pädagogischen Arbeit mit diesen<br />
Insgesamt habe ich versucht, die lebenspraktischen<br />
Fertigkeiten der Familie zu fördern<br />
und die Machtstellungen innerhalb<br />
der Familie auszugleichen. Die Themen, die<br />
wir u.a. besprochen und erarbeitet haben,<br />
waren: Den Kindern mehr Zeit schenken,<br />
aber auch Grenzen setzen, Kontakte mit<br />
anderen Familien knüpfen und pflegen,<br />
Termine einhalten, Deutsch-Sprachkurse<br />
besuchen und die gemeinsame Freizeit gestalten.<br />
Die Familie hat das Angebot der<br />
Ambulanten Erziehungshilfe des <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. mittlerweile<br />
mit großer Dankbarkeit nutzen können.<br />
Sie gestaltet ihre Lebenssituation aktiv mit<br />
und entwickelt sich weiter auf ihrem Weg<br />
von der patriarchalischen zur zeitgenössischen<br />
Familie. FRAN KRASNIQI ■<br />
jungen Menschen liegt in einem integrativen<br />
Ansatz. Aus „1“, der Schulbildung<br />
und „1“, der Jugendhilfe soll „1“ werden:<br />
Eine Lernwelt für soziale und emotionale<br />
Entwicklung. Mit dem neuen Konzept legte<br />
der Verein den Grundstein für eine zukunftsorientierte<br />
Fortsetzung seiner innovativen<br />
Bildungs- und Erziehungsarbeit.<br />
Zeitgemäße Bildungsund<br />
Erziehungsarbeit in<br />
brüchigen Mauern<br />
Bereits seit einigen Jahren hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. in Dachau<br />
einen immer schwieriger werdenden<br />
Spagat zu bewältigen: Im Amalie-Nacken-<br />
Heim mit seiner Heilpädagogischen Tagesstätte<br />
werden mehr als 40 Kinder und<br />
Jugendliche heilpädagogisch bzw. therapeutisch<br />
betreut. Die benachbarte Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />
besuchen fast<br />
60 Schülerinnen und Schüler, die hier<br />
▲
24<br />
nah dran<br />
1=1<br />
wird der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
So soll die Zukunft aussehen: Junge Menschen entwarfen ihren Zukunftstraum von einer Lernwelt in Wort und Bild<br />
neben der Vermittlung von Wissen vor allem<br />
auch in ihrer sozialen und emotionalen<br />
Entwicklung gefördert werden. Betrachtet<br />
man die dort immer wieder erfolgreich<br />
geleisteten Beiträge zum<br />
Gelingen von Biographien, so dürfen die<br />
Arbeitskonzepte von Heim und Schule mit<br />
Recht das Prädikat „zeitgemäß“ tragen. Im<br />
krassen Gegensatz dazu steht jedoch der<br />
bauliche Zustand beider Einrichtungen.<br />
Wie Dr. Gernot Wiegand, der Vorstandsvorsitzende<br />
des Vereins, in der letzten Ausgabe<br />
von nah dran berichtete, bedürfen die<br />
Gebäude dringend einer Generalsanierung.<br />
Um allerdings ein Heim dieser Größe und<br />
eine Schule zu sanieren, ist weit mehr erforderlich<br />
als nur Architektenentwürfe,<br />
Projekt- und Zeitpläne und die notwendigen<br />
finanziellen Mittel. Es stellte sich die<br />
Frage, wie eine Sanierung im „laufenden<br />
Betrieb“ überhaupt realisiert werden kann.<br />
Die betreuten Kinder und Jugendlichen<br />
können während der Baumaßnahmen ja<br />
nicht einfach nach Hause geschickt werden.<br />
Gerade weil sie vielfach selbst aus instabilen<br />
„Baustellen-artigen“ Verhältnissen<br />
kommen, ist ihnen das Leben und Lernen<br />
in einem mehrjährigen Provisorium<br />
eigentlich nicht zuzumuten.<br />
Aus dieser Not heraus wurde ein bestechender<br />
Gedanke geboren: Im Idealfall<br />
e.V. an geeignetem Ort ein neues Gebäude<br />
errichten, in dem Bildung, Förderung<br />
und (Erziehungs-)Hilfe integriert angebo-<br />
ten werden können. Die Kinder und<br />
Jugendlichen könnten dann bis zur Fertigstellung<br />
in ihrem gewohnten Umfeld<br />
bleiben und brauchten „nur“ einmal umzuziehen.<br />
Dass die pädagogische Arbeit so<br />
von den Baumaßnahmen unbeeinträchtigt<br />
bliebe, besticht umso mehr, weil die<br />
Realsierung eines Neubaus im Vergleich<br />
zur Generalsanierung nicht einmal zu wesentlich<br />
höheren Kosten führen würde.<br />
Neu bauen heißt<br />
neu konzipieren<br />
Was bereits die Sanierungs-Lösung nahelegt,<br />
kann mit einem Neubau noch viel effizienter<br />
verwirklicht werden: Beide bieten<br />
die große Chance für einen Innovationsschub<br />
auch in konzeptioneller<br />
Hinsicht. Deshalb beschloss der Vorstand<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
im September 2002 die Erarbeitung eines<br />
neuen gemeinsamen pädagogischen Konzeptes<br />
für die Dr.-Elisabeth-Bamberger-<br />
Schule und das Amalie-Nacken-Heim mit<br />
seiner Heilpädagogischen Tagesstätte. Dieses<br />
Konzept sollte nicht nur inhaltlich innovativ<br />
und zukunftsweisend sein, sondern<br />
der gesamte Entwicklungsprozess<br />
wurde mit den Methoden eines kreativen<br />
Ideenmanagements sehr offen, bedürfnisnah<br />
und effizient gestaltet.<br />
Alle einbinden,<br />
die es angeht<br />
So war die intensive Beteiligung der<br />
„Betroffenen“ von Beginn an ein zentrales<br />
Anliegen des Vorstandes. Im Rahmen eines<br />
„Open Space“ mit „Zukunftswerkstatt“ unter<br />
Leitung der Moderatoren Margarete<br />
Hascher-Kück (Supervision) und Urs Kreyenbühl<br />
(Personal- und Organisationsentwicklung)<br />
nahmen im Februar 20<strong>03</strong> sowohl<br />
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />
als auch deren Eltern an<br />
mehreren Workshops teil. Je nach Alter<br />
und Fähigkeiten formulierten und visualisierten<br />
sie schriftlich, mit gemalten<br />
Bildern oder Collagen ihre persönlichen<br />
Anforderungen, die eine Jugendhilfe-Einrichtung<br />
und eine Schule zur Erziehungshilfe<br />
zukünftig erfüllen müssten. Die konkreten<br />
Ergebnisse dieser Workshops bildeten<br />
die Arbeitsgrundlage für ein eintägiges<br />
Expertenhearing des Vorstandes mit Vertreterinnen<br />
und Vertretern aus den Bereichen<br />
Schule, Bildung, regionaler und überregionaler<br />
Jugendhilfe, Politik, Wirtschaft<br />
(u.a. Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber)<br />
und Finanzwesen im März 20<strong>03</strong>.<br />
Aus Bedürfnissen pädagogische<br />
und räumliche<br />
Visionen entwickeln<br />
Danach ging es „Schlag auf Schlag“: Die<br />
stellvertretenden Leiterinnen der Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />
und des Amalie-<br />
Nacken-Heims, Ursula Stieler und Gudrun<br />
Brunold, wurden mit der konzeptionellen<br />
Feinarbeit beauftragt. Am 28. Mai 20<strong>03</strong><br />
lag das pädagogische Konzept dem Vor-
stand zur Beschlussfassung vor, der mit<br />
Überzeugung zustimmte. Anfang Juli 20<strong>03</strong><br />
begann die Arbeit am so genannten<br />
„Raumprogramm“: In mehreren Arbeitssitzungen<br />
wurden die aus der pädagogischen<br />
Sicht entwickelten Anforderungen<br />
an eine Lernwelt für soziale und emotionale<br />
Entwicklung in eine zukünftige räumliche<br />
Gestaltung übertragen. Hierzu brachten<br />
Mitarbeiter/innen aller Ebenen aus<br />
Heim und Schule mit hohem Engagement<br />
ihre Erfahrungen und Ideen ein. Am 10.<br />
September 20<strong>03</strong> konnten die mit dem Projektmanagement<br />
beauftragte Münchner<br />
Architektin Ursula Schiefele-Hamp und<br />
der stellvertretende Geschäftsführer des<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. Norbert<br />
Blesch das Konzept beim Kultusministerium<br />
einreichen. Nachdem die Geschäftsleitung<br />
auch bereits Gelegenheit<br />
hatte, Kultusministerin Monika Hohlmeier<br />
persönlich über das Projekt zu informieren,<br />
wird der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. zur Realisierung der Lernwelt<br />
nun weiterführende Gespräche mit<br />
den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung<br />
aufnehmen.<br />
So kann die Zukunft aussehen: Konkrete Angebote einer Lernwelt für soziale und emotionale<br />
Entwicklung (Graphik im Rahmenkonzept „1 + 1 = 1“)<br />
Gute Ideen brauchen<br />
ein Zuhause<br />
nah dran 25<br />
Dr. Gernot Wiegand hatte in nah dran einen<br />
fiktiven „Rückblick“ aus der Zukunft<br />
auf die „Geschichte“ der Projektentwicklung<br />
gewagt, welcher erst im Jahr 2006<br />
endete - nicht ohne Grund: Bis die Lernwelt<br />
ihre Pforten öffnen kann, steht dem<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. noch<br />
ein langer Weg bevor.<br />
Gegenwärtig wird mit Nachdruck nach einem<br />
geeigneten und finanzierbaren<br />
Grundstück gesucht. Dies gestaltet sich<br />
bisher als äußerst schwieriges Unterfangen,<br />
bei dem bedauerlicherweise die Zahl<br />
der Rückschläge gegenüber den Lichtblicken<br />
noch überwiegt. Sehr sinnvoll wäre<br />
eine bauliche Integration in das geplante<br />
„Schulzentrum Augustenfeld“. Hier<br />
könnten viele Synergieeffekte, z.B. beim<br />
Schülertransport oder für die Mittagsverpflegung<br />
genutzt werden. „Wir suchen<br />
rund 12.000 Quadratmeter in fußläufiger<br />
Entfernung zur S-Bahn“ sagte Geschäftsführer<br />
Arno Bock gegenüber der Süddeutschen<br />
Zeitung (Dachauer SZ, 21. November<br />
20<strong>03</strong>). Dafür stehen Zuschüsse<br />
des Freistaats Bayern zum Abruf bereit.<br />
Doch obwohl die Stadt Dachau aus städtebaulichen<br />
Gründen eine Absiedlung von<br />
Heim und Schule aus dem reinen Wohngebiet<br />
in Dachau-Süd grundsätzlich befürwortet,<br />
fehlt bisher für einen Neubau<br />
in Augustenfeld ein klares Signal, „eine<br />
sichtbare, deutliche Unterstützung“ von<br />
ihrer Seite. Inzwischen wird laut Arno<br />
Bock die Zeit knapp, „weil uns die Hütte<br />
über dem Kopf zusammenbricht“. Würde<br />
der Verein dadurch zu einer aufwändigen<br />
Sanierung auf dem bisherigen Grundstück<br />
gezwungen, wäre eine Absiedlung aus<br />
Dachau-Süd „für die nächsten 30 Jahre<br />
vom Tisch“.<br />
Trotz dieser Erschwernisse geht die konzeptionelle<br />
Arbeit bereits weiter. Was im<br />
Rahmenkonzept umrissen wurde, gilt es<br />
nun mit konkreten alltagstauglichen Inhalten<br />
zu füllen. Der <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V. hält Wort: Die Zukunft<br />
junger Menschen wird (weiter) gedacht!<br />
NORBERT BLESCH ■
26<br />
nah dran<br />
Start frei für Perspektive<br />
Dachau<br />
Zum Beginn des neuen Schuljahres<br />
konnte der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. den Startschuss geben<br />
für ein bundesweit einzigartiges Projekt<br />
- „Perspektive Dachau“: Seit Anfang<br />
September 20<strong>03</strong> werden die Schülerinnen<br />
und Schüler der Klassenstufe 8 an den beiden<br />
Hauptschulen Dachau-Süd und Dachau-<br />
Ost (ausgenommen die Mittlere-Reife-<br />
Klassen) im Fach Arbeitslehre zusätzlich<br />
zum Regelunterricht von einer sozialpädagogischen<br />
Fachkraft begleitet.<br />
Die Schwerpunkte liegen dabei in<br />
den Bereichen Berufswahl, Bewerbung,<br />
Praktikumsbegleitung und Ausbildungsplatzssuche.<br />
Durch eine intensivere Berufsorientierung<br />
sowie durch verstärkte<br />
Zusammenarbeit zwischen Schule und Arbeitswelt<br />
soll dieses Angebot die Ausbildungs-<br />
und Beschäftigungschancen der<br />
Jugendlichen deutlich verbessern.<br />
Neues Kooperationsprojekt begleitet Jugendliche an der<br />
Schnittstelle zwischen Schule und Berufswelt<br />
Im Mittelpunkt des Projekts steht eine<br />
durch kultusministeriellen Beschluss ermöglichte<br />
Verlängerung der flexiblen Praktikumzeit<br />
in der 8. Klasse auf bis zu sechs<br />
Wochen. Durch Betriebsbesuche, Bewerbungstrainings,<br />
Kontakte mit dem Arbeitsamt<br />
sowie durch persönliche Beratung<br />
werden die Schüler/innen bei ihrer Praktikums-<br />
und Ausbildungsplatzwahl intensiv<br />
unterstützt. Auch die Lehrbetriebe/-Institutionen<br />
profitieren vom Angebot der<br />
Perspektive Dachau: Schon während des<br />
Praktikums werden sie von Projektleiter<br />
Frieder Parche mit begleitet. So können sie<br />
z.B. die Möglichkeit einer Vorauswahl von<br />
Auszubildenden nutzen und später<br />
während der Ausbildungszeit eine Beratung<br />
in Anspruch nehmen.<br />
An dem neu entwickelten flexiblen Konzept<br />
der Perspektive Dachau haben neben<br />
dem <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
viele Einrichtungen und Fachkräfte im<br />
Landkreis Dachau mitgearbeitet, so u.a. das<br />
Arbeitsamt, der Kreisjugendring-Pfleger<br />
Projektleiter Frieder<br />
Parche (links) und<br />
Leistungsbereichsleiter<br />
Walter Wüst<br />
(Amalie-Nacken-Heim)<br />
wollen die Berufsintegration<br />
junger<br />
Menschen intensiv<br />
fördern<br />
Ulrich Wamprechtshammer und die beteiligten<br />
Schulen. Die Finanzierung einer vollen<br />
Planstelle ermöglicht das Bundesprojekt<br />
„Lernende Regionen – Förderung von<br />
Netzwerken“, das Geldmittel für die Schaffung<br />
regionaler Lernforen zur Verfügung<br />
stellt. Die Trägerschaft hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />
und Mutterschutz e.V. übernommen,<br />
der bereits über vielfältige Erfahrungen<br />
und Kontakte im Bereich beruflicher<br />
Integration aus seinem erfolgreichen Projekt<br />
Chance verfügt: Auch dieses Angebot<br />
für Jugendliche, die beim Einstieg in den<br />
Ausbildungs-/Berufsmarkt Unterstützung<br />
brauchen, hat der Verein zum Schuljahresbeginn<br />
mit modifiziertem Konzept als<br />
„Chance 3 “ neu gestartet.<br />
Frieder Parche freut sich mit Walter Wüst,<br />
Leiter des Amalie-Nacken-Heims, dass mit<br />
der Perspektive Dachau nach langer konzeptioneller<br />
Vorbereitung die vernetzte<br />
Zusammenarbeit zwischen Schulen und<br />
Berufswelt in Dachau künftig noch intensiver<br />
gestaltet werden kann.<br />
FRIEDER PARCHE ■
In der Münchner Jugendhilfelandschaft<br />
vollzieht sich - langsam aber sicher –<br />
ein gewaltiger Umbruch: Unter dem<br />
programmatischen Titel „Umbau statt<br />
Ausbau“ sollen Schritt für Schritt alle<br />
Erziehungsangebote nach den Kriterien<br />
Flexibilität und Sozialraumorientierung<br />
neu ausgerichtet werden. nah dran hat<br />
Norbert Blesch, den stellvertretenden<br />
Geschäftsführer des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />
Mutterschutz e.V., im Frühsommer<br />
20<strong>03</strong> gebeten, aus erster Hand über<br />
diesen spannenden und spannungsvollen<br />
Reformprozess zu berichten. Als Vertreter<br />
der Ambulanten Erziehungshilfe in<br />
der Facharbeitsgemeinschaft nach § 78<br />
SGB VIII „Hilfen zur Erziehung“ der Landeshauptstadt<br />
München ist er intensiv<br />
an der Gestaltung des Projekts beteiligt.<br />
Herausgekommen ist dabei ein differenziertes,<br />
bisweilen kritisches, vor allem<br />
aber ein leidenschaftliches Plädoyer<br />
für „Umbau statt Ausbau“.<br />
Vom Spardruck zum<br />
Paradigmenwechsel<br />
Wer nach dem Ursprung von „Umbau statt<br />
Ausbau“ sucht, wird letztlich bei der Frage<br />
nach der Finanzierbarkeit sozialer<br />
Dienstleistungen landen: Stetig steigende<br />
Kosten und die berechtigte Forderung<br />
nach Verwaltungs- und Leistungstransparenz<br />
haben die Kommunen zu Reformen<br />
gezwungen, sowohl auf der Ebene der (Sozial-)Verwaltung,<br />
als auch in fachlicher<br />
Hinsicht.<br />
Die Antwort der Münchner Sozialverwaltung<br />
hieß (und heißt) Modernisierung im<br />
Sinne des „Neuen Steuerungsmodells“, in<br />
dessen Mittelpunkt die Optimierung und<br />
Vereinfachung des Verwaltungshandelns<br />
stehen: Hierzu wurde das Münchner<br />
Stadtgebiet in 13 Sozialregionen aufgeteilt<br />
und damit begonnen, die Sozialverwaltung<br />
analog dieser Aufteilung zu de-<br />
Qualitätsentwicklung der Hilfen zur Erziehung<br />
in München: Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
blickt auf einen langen, herausfordernden Weg -<br />
doch es geht bergauf!<br />
Umbau statt Ausbau:<br />
Ein leidenschaftliches Plädoyer<br />
Flexibilisierung und Sozialraumorientierung der Erziehungsangebote in München<br />
nah dran 27<br />
zentralisieren. Der Aufbau von Sozialbürgerhäusern<br />
in jeder der Sozialregionen<br />
wurde in Angriff genommen.<br />
Die fachliche Antwort sollte entsprechend<br />
bundesweiter Entwicklungen<br />
„Flexibilisierung der Jugendhilfe“ heißen:<br />
So wurden mit dem 1. Januar 2000 die bis<br />
dato mehr oder weniger nebeneinander<br />
existierenden Erziehungshilfen „Soziale<br />
Gruppenarbeit“, „Erziehungsbeistandschaft“<br />
und „Sozialpädagogische Familienhilfe“<br />
unter dem neuen Namen „Ambulante<br />
Erziehungshilfe“ (AEH) zusammengefasst.<br />
Die in diesem Bereich tätigen<br />
Träger wurden auf die 13 Sozialregionen<br />
aufgeteilt und übernahmen die Verantwortung<br />
für die Versorgung der ihnen jeweils<br />
zugeordneten Regionen mit ambulanten<br />
Erziehungsangeboten.<br />
Mittlerweile ist der Münchner Reformprozess<br />
der Kinder- und Jugendhilfe<br />
▲
28<br />
nah dran<br />
über die Stadtgrenzen hinaus unter dem<br />
Titel „Umbau statt Ausbau“ bekannt. Seine<br />
Zielsetzung vereint heute Teile der Verwaltungsreform<br />
und den fachlichen, qualitativen<br />
Umbau der Erziehungshilfe unter<br />
einem konzeptionellen Dach.<br />
Das Projekt „Umbau statt<br />
Ausbau“<br />
Die eigentliche Geburtsstunde von „Umbau<br />
statt Ausbau“ war der Spätsommer<br />
2000, als Prof. Dr. Maria Kurz-Adam (Katholische<br />
Stiftungsfachhochschule München,<br />
Abt. Benediktbeuern) und Dr. Ulrich<br />
Frick (Universität Regensburg) der Landeshauptstadt<br />
München die Ergebnisse ihrer<br />
Analyse zur Inanspruchnahme stationärer<br />
Erziehungshilfen 1 vorlegten. Zum<br />
gleichen Zeitpunkt musste der Münchner<br />
Stadtrat einen Nachtragshaushalt in Höhe<br />
von umgerechnet knapp 13 Mio. € für<br />
Erziehungshilfeleistungen beschließen.<br />
Beide Ereignisse gaben den Impuls zur Erarbeitung<br />
einer Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />
im Rahmen der Facharbeitsgemeinschaft<br />
nach § 78 SGB VIII „Hilfen<br />
zur Erziehung“, die am 28. November 2001<br />
als „Empfehlung zur Qualitätsentwicklung<br />
aller Hilfen zur Erziehung in der Landeshauptstadt<br />
München mit dem Ziel der Sozialraumorientierung<br />
und Flexibilisierung“<br />
verabschiedet wurde. Sie bildet den Kern<br />
für die Projektbeschreibung „Umbau statt<br />
Ausbau - Qualitätsentwicklung der ambulanten,<br />
teilstationären und stationären<br />
Erziehungshilfen in München“ 2 (QE).<br />
Sozialraumorientierung und<br />
Flexibilisierung a l l e r Hilfen<br />
zur Erziehung<br />
Die Richtung des Münchner Reformprozesses<br />
bringt bereits die Überschrift der<br />
Qualitätsentwicklungsempfehlung zum<br />
Ausdruck: Es ist erklärtes Ziel, dass zukünftig<br />
a l l e Erziehungshilfen sozialraumorientiert<br />
und flexibel angeboten werden.<br />
Im Zuge dessen wurde am 1. Februar 20<strong>03</strong><br />
der Kanon der AEH um die ambulante<br />
Form der Intensiven Sozialpädagogischen<br />
Einzelbetreuung (ISE) erweitert und in die<br />
sozialräumliche Struktur eingegliedert.<br />
Parallel dazu wurden Vereinbarungen mit<br />
den Trägern teilstationärer Hilfen geschlossen,<br />
wie diese langfristig sozialräumlich<br />
und flexibel angeboten werden<br />
können. Seit Ende Mai diesen Jahres befindet<br />
sich die Landeshauptstadt München<br />
gemeinsam mit den Einrichtungen der stationären<br />
Erziehungshilfe auf dem Weg in<br />
die Sozialregionen und hin zu mehr Flexibilität.<br />
Paradigmenwechsel<br />
„Umbau statt Ausbau“ liegt letztlich die<br />
kritische Annahme zugrunde, dass die Organisation<br />
und das Handeln innerhalb des<br />
Erziehungshilfesystems fatalerweise derart<br />
angelegt sind, dass sie zwangsläufig kostensteigernd<br />
wirken, zumindest aber die<br />
Kostenplanung und –steuerung erschweren.<br />
Aus diesem Grunde stehen im Mittelpunkt<br />
des Reformprogramms sowohl die Qualität<br />
der Organisation und der Prozesse innerhalb<br />
des von öffentlichen wie freien<br />
Trägern gestalteten Erziehungshilfesystems<br />
als auch die Qualität des pädagogischen/erzieherischen<br />
Handelns selbst. Es<br />
geht darum, zu fragen, wie der Hilfebedarf<br />
im Einzelfall erschlossen werden<br />
kann, wie die Erziehungshilfe zu organisieren<br />
und zu steuern ist und wie sie letztlich<br />
angeboten und ausgestaltet werden<br />
soll.<br />
Die Umsetzung der Leitziele Sozialraumorientierung<br />
und Flexibilisierung aller Erziehungsangebote<br />
bedeutet dabei nicht<br />
das Gleiche „nur“ in einem neuen Gewand:<br />
Mit dem Reformvorhaben „Umbau statt<br />
Ausbau“ steht ein tatsächlicher Paradigmenwechsel<br />
an!<br />
Kritische Stimmen werden an dieser Stelle<br />
eventuell behaupten, dass der einzige<br />
Paradigmenwechsel im Bemühen der öffentlichen<br />
Verwaltung läge, Kosten einzusparen.<br />
Manche zurückliegenden Erfahrungen<br />
mögen diesem Grundverdacht sogar<br />
Vorschub geleistet haben. Dass es<br />
dabei a u c h um Kostenkonsolidierung<br />
geht, war nie bestritten. Wer aber „Umbau<br />
statt Ausbau“ n u r als Sparinstrument<br />
betrachtet bzw. es ausschließlich als sol-<br />
Die Projektbeschreibung mit Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />
der „Fach-ArGe 78“<br />
ist zu beziehen über das Stadtjugendamt<br />
der Landeshauptstadt München<br />
ches einsetzen will, der beweist, dass er<br />
nicht verstanden hat, um was es geht. Und<br />
was noch schlimmer ist: Er missbraucht<br />
das Projekt und gefährdet seinen Erfolg.<br />
Kostendruck und Verwaltungsreform sind<br />
sicherlich die eine Seite. Für die Praxis und<br />
damit für die Klientinnen und Klienten von<br />
Erziehungshilfe geht es aber vielmehr um<br />
eine tatsächliche Neubewertung der bisherigen<br />
Ansätze bis hin zur Umsetzung<br />
wirklich veränderter Konzepte.<br />
Im Dickicht des Alltags:<br />
Anspruch und Wirklichkeit,<br />
Visionen und Hindernisse<br />
Um zu erschließen, worin der entscheidende<br />
Paradigmenwechsel tatsächlich besteht,<br />
muss man das Projekt „Umbau statt<br />
Ausbau“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />
betrachten. Dabei wird deutlich, wie<br />
sehr sich dieser Prozess im Spannungsfeld<br />
von Anspruch und Wirklichkeit realisiert.<br />
Bedarfsorientierung<br />
Die so genannte Orientierung am individuellen<br />
erzieherischen Bedarf ist der zentrale<br />
Ausgangspunkt, von dem aus sich die<br />
Forderungen nach Flexibilisierung und die
Ausgestaltung zielgenauer Erziehungsangebote<br />
ableiten lassen. Was aber ist das<br />
genau: „der individuelle erzieherische Bedarf“,<br />
und wie wird er festgestellt?<br />
Sowohl bei der Feststellung des erzieherischen<br />
Bedarfs, als auch bei der Ausgestaltung<br />
der konkreten Hilfe schreibt § 36 SGB<br />
VIII die Beteiligung der Betroffenen vor.<br />
Bereits an dieser Stelle ist die Haltung der<br />
Fachkräfte entscheidend: Ist der individuelle<br />
erzieherische Bedarf das, wovon die<br />
Fachkräfte glauben, dass die Betroffenen<br />
es brauchen, oder ist er das, von dem die<br />
Betroffenen sagen, dass sie es wollen? Die<br />
Frage nach dem „Brauchen“ oder „Wollen“<br />
ist die Frage danach, wie die Klientinnen<br />
und Klienten gesehen werden: Werden sie<br />
als Objekte von Erziehungshilfe verstanden<br />
oder als Subjekte?<br />
Bedarfsorientierung im Sinne der neuen<br />
Qualität von Erziehungshilfe lässt hier nur<br />
eine Antwort zu: Im Mittelpunkt der Hilfeplanung<br />
muss der Wille der Betroffenen<br />
stehen! Die sozialarbeiterische Kompetenz<br />
liegt darin, den Willen der Betroffenen zu<br />
erschließen, ihn vom reinen Wunsch zu<br />
unterscheiden und mit dem in Einklang zu<br />
bringen, was aus fachlicher Sicht in der<br />
konkreten Situation der/des Einzelnen angezeigt<br />
ist.<br />
Dies erfordert einen grundlegenden Einstellungswechsel:<br />
Es muss unterschieden<br />
werden zwischen dem, was die Betroffenen<br />
selbst formulieren, was sie verändert<br />
wissen wollen und dem, was die Fachkräfte<br />
sich als „das Richtige“ für den Einzelfall<br />
vorstellen. Während Letzteres tendenziell<br />
von der Vorstellung einer optimalen<br />
Entwicklung des Kindes oder<br />
Jugendlichen ausgeht, wird sich der Wille<br />
der Betroffenen eher an aktuellen Gegebenheiten<br />
und an ihrer konkreten Notlage<br />
orientieren. Wenn Hilfeplanung an dieser<br />
Stelle als wirklicher Aushandlungsprozess<br />
verstanden werden soll, dann kann das Ergebnis<br />
dieses Aushandelns „lediglich“ ein<br />
gemeinsamer Nenner sein, auf den sich<br />
die Beteiligten einigen können. Dieser gemeinsame<br />
Nenner wird irgendwo zwischen<br />
der „idealtypischen“ Vorstellung der<br />
Fachkräfte von dem, was als das Richtige<br />
zu erachten ist, und der konkreten Situation<br />
der Betroffenen liegen, aus der heraus<br />
sie ihren Willen formulieren. Nur ein Hilfearrangement,<br />
dass diesen gemeinsamen<br />
Nenner widerspiegelt, kann und darf das<br />
Prädikat „bedarfsorientiert“ tragen. Kurz-<br />
Adam und Köhler sprechen in diesem Zusammenhang<br />
von der „neuen Bescheidenheit“<br />
(vgl. QE, S. 18).<br />
Flexibilisierung hin zu individuellen<br />
Hilfearrangements<br />
Wie aber können bedarfsgerechte und<br />
hochgradig individuelle Hilfearrangements<br />
zustande kommen? Diese Frage führt auf<br />
direktem Wege zur Betrachtung der Organisation<br />
des Erziehungshilfesystems an<br />
sich, das bislang nach der Struktur des<br />
Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII)<br />
ausgerichtet war und in vielerlei Hinsicht<br />
auch noch ist:<br />
Für jede Hilfeart gab und gibt es einen<br />
eigenständigen Paragraphen, bisweilen<br />
eine eigenständige und mit anderen Arten<br />
nicht kompatible Finanzierung, unterschiedliche<br />
Zuständigkeiten auf Seiten des<br />
Jugendamtes und unterschiedliche Träger<br />
und Einrichtungen, die sich auf einzelne<br />
Hilfearten spezialisiert haben. Und weil<br />
das System derart gestaltet ist, denken die<br />
Fachkräfte, welche über die geeignete Hilfe<br />
mit entscheiden, ebenfalls in diesen Kategorien.<br />
Dies führte bisher dazu, dass man<br />
noch vor der Frage danach, wie und durch<br />
welche Unterstützung die aus dem festgestellten<br />
Bedarf resultierenden Ziele erreicht<br />
werden können, die Frage stellte, in<br />
welcher Hilfeart oder auch durch welche<br />
Einrichtung diese Hilfe angeboten werden<br />
könnte.<br />
Die Orientierung am individuellen erzieherischen<br />
Bedarf ist jedoch etwas anderes<br />
als die Orientierung an organisatorischen,<br />
Träger-bezogenen oder gesetzlichen Kategorien!<br />
Für eine bedarfsgerechte Hilfegestaltung<br />
erscheint das mit der Einführung<br />
des SGB VIII gewachsene System<br />
eher träge - für die heutigen Anforderungen<br />
vielleicht sogar ungeeignet, weil es<br />
die notwendige Flexibilität für eine individuelle<br />
Hilfe eher verhindert. Denn die In-<br />
nah dran 29<br />
dividualität eines erzieherischen Bedarfs<br />
ist letztlich nicht in standardisierten, vordefinierten<br />
und voneinander abgegrenzten<br />
Hilfepakten tatsächlich abzubilden.<br />
Denkt man den Gedanken, dass das System<br />
die Ideen leitet, konsequent zu Ende,<br />
würde das letztlich zu der berechtigten<br />
Forderung führen, dass gar keine Angebote<br />
mehr „vorgehalten“ werden dürfen.<br />
Denn das Existieren von Angeboten an sich<br />
ist bereits Ideen-leitend, es schafft Nachfrage.<br />
Ein flexibles System, das der Individualität<br />
des erzieherischen Bedarfs tatsächlich<br />
Rechnung tragen will, muss es ermöglichen,<br />
ganze Hilfeformen und Teile davon<br />
flexibel miteinander zu kombinieren. Mit<br />
der Regionalisierung der AEH und deren<br />
Erweiterung um Teile der ISE ist in München<br />
bereits ein wesentlicher Schritt in<br />
diese Richtung getan. Entscheidend dabei<br />
ist, dass alle Hilfen in ein einheitliches Finanzierungssystem<br />
eingebunden sind. Eine<br />
weitere Steigerung an Flexibilität wird<br />
jedoch davon abhängig sein, ob und wie es<br />
gelingen wird, die noch nicht konsequent<br />
regionalisierten Angebote der Erziehungsberatungsstellen<br />
sowie der teilstationären<br />
und stationären Hilfen hier zu integrieren.<br />
Kooperative Erschließung<br />
individueller Hilfearrangements<br />
Bei aller Beteiligung der Betroffenen wird<br />
Erziehungshilfe nach wie vor und in Zukunft<br />
immer auch auf der Grundlage einer<br />
fachlichen Einschätzung zustande kommen.<br />
Zur Qualifizierung dieser Schlüsselstelle<br />
im Verfahren der Hilfeerschließung wurden<br />
im Frühsommer 20<strong>03</strong> so genannte<br />
„Regionale Fachteams“ eingeführt. Diese<br />
setzen sich gegenwärtig jeweils zusammen<br />
aus einer Vertreterin oder einem Vertreter<br />
der den Hilfeplan koordinierenden<br />
Vermittlungsstelle (VMS), der für die Familie<br />
bzw. den Einzelfall zuständigen<br />
Fachkraft des Allgemeinen Sozialdienstes<br />
(ASD) bzw. der Bezirkssozialarbeit (BSA)<br />
sowie aus Vertreterinnen und Vertretern<br />
der in der Sozialregion verorteten Am-<br />
▲
30<br />
nah dran<br />
bulanten Erziehungshilfe. In manchen Regionen<br />
nimmt bereits eine/e Vertreter/in<br />
der örtlich zuständigen Erziehungsberatungsstelle<br />
teil.<br />
Von Seiten des öffentlichen Trägers soll<br />
zukünftig lediglich vorgeklärt werden, ob<br />
im Einzelfall eine Hilfe zur Erziehung (§<br />
27 ff SGB VIII) angezeigt ist. Alle Fälle<br />
nach § 27 sollen dann im Regionalen<br />
Fachteam besprochen werden mit dem<br />
Ziel, einen Vorschlag für die konkrete Ausgestaltung<br />
der Hilfe zu ermitteln, mit dem<br />
dann die zuständige Fachkraft des ASD<br />
wiederum in das „entscheidende“ Hilfeplangespräch<br />
mit den Betroffenen und<br />
dem dann hinzugezogenen Träger der Hilfe<br />
geht.<br />
Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin,<br />
dass im Rahmen des Regionalen Fachteams<br />
eine Entscheidung vorbereitet werden<br />
kann, die nicht an kategorialen Grenzen<br />
(Hilfearten, Institutionen, Gesetze)<br />
Halt macht. Das Regionale Fachteam soll<br />
helfen, die Hürden der systembedingten<br />
Trägheit bei der Suche nach individuellen<br />
Hilfearrangements zu überwinden.<br />
Für den Erfolg der Regionalen Fachteams<br />
wird es entscheidend sein, ob und inwieweit<br />
vor allem die Beteiligten auf Seiten<br />
der öffentlichen Verwaltung bereit sind,<br />
sich auf die damit verbundenen Veränderungen<br />
einzulassen. Schon vor Einführung<br />
der Regionalen Fachteams wurde deutlich,<br />
dass sich die für das Hilfeplanverfahren<br />
zuständigen Sozialbürgerhäuser bzw. ASD-<br />
Außenstellen in den Regionen unterschiedlich<br />
entwickeln. Während das neue<br />
Konzept von einem tatsächlich kooperativen<br />
Verfahren der Hilfeerschließung ausgeht<br />
und dies von vielen Vertreterinnen<br />
und Vertretern in der öffentlichen Verwaltung<br />
begrüßt wird, halten einzelne an einem<br />
eher hoheitlich orientierten Verständnis<br />
von Hilfezuweisung fest. Auf diese<br />
Weise entsteht gegenwärtig eine<br />
Zweiklassen-Administration: Von der einen<br />
Seite wird die Gesamtsituation der jeweiligen<br />
Sozialregion und die Versorgung<br />
der Bürgerinnen und Bürger mit bedarfsgerechten<br />
Angeboten der Erziehungshilfe<br />
zunehmend als gemeinsame und partner-<br />
Soziale Versorgung auf dem Reißbrett: Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. übernahm mit<br />
sozialräumlich orientierten Erziehungsangeboten Verantwortung in neuen Wirkungsfeldern<br />
schaftliche Verantwortung des öffentlichen<br />
Trägers und der freien Träger verstanden.<br />
Auf der anderen Seite stehen diejenigen,<br />
welche die ASD- bzw. BSA-Aufgaben<br />
offenbar ausschließlich als<br />
hoheitliches Verwaltungshandeln betrachten,<br />
in dessen Rahmen man über Hilfen<br />
zu entscheiden hat und in dessen Zuge<br />
die Betroffenen dann eine Hilfe zugewiesen<br />
bekommen. Neben dem Problem,<br />
dass diese Auffassung selbstverständlich<br />
dazu prädestiniert ist, die Betroffenen weiterhin<br />
in ihrer Objektstellung zu belassen,<br />
scheint für diese zweite Gruppe die frühzeitige<br />
Beteiligung (außer-amtlicher) Dritter<br />
eine Bedrohung ihrer eigenen Fachlichkeit<br />
darzustellen.<br />
Bedarfsgerecht ausgestaltete<br />
Hilfe<br />
Aber auch auf Seiten derer, die die konkrete<br />
Hilfe anbieten, ist ein Umdenkprozess<br />
notwendig und auch bereits in Gang<br />
gekommen. Sozialpädagogisches Handeln<br />
wird zukünftig wieder mehr in den Mittelpunkt<br />
rücken müssen. So wird es notwendig<br />
werden, Dissense zwischen den<br />
Akteuren im Familiensystem und darüber<br />
hinaus im gesamten sozialen Gefüge eines<br />
jungen Menschen bzw. seiner Familie<br />
deutlich zu machen, Verantwortlichkeiten<br />
konkreter und transparenter zu formulieren<br />
und festzuschreiben und sowohl Kontroll-Optionen<br />
als auch Konsequenzen offen<br />
zu legen. Die Betroffenen selbst mit<br />
ihren Ressourcen müssen verstärkt in ihre<br />
Rolle als Hauptakteure begleitet werden.<br />
Eine solche Herangehensweise wird<br />
sich von einer Familienhilfe-Praxis unterscheiden,<br />
für die zuletzt eine familientherapeutische<br />
Zusatzqualifikation quasi<br />
Grundvoraussetzung war. Nicht ohne<br />
Grund wird in diesem Zusammenhang immer<br />
wieder auch die „Enttherapeutisierung“<br />
von Erziehungshilfe gefordert.<br />
In diesem Zusammenhang wird immer<br />
wieder die Kritik laut, es sollten dadurch<br />
Standards abgesenkt werden. Den Chancen<br />
von „Umbau statt Ausbau“ aufgeschlossen<br />
gegenüber stehend muss aber<br />
konstatiert werden, dass es nicht um den<br />
Abbau von Standards geht, sondern um<br />
deren Veränderung - um neue Ansätze,<br />
welche es vermögen, die Hilfeberechtigten<br />
aus ihrer Objektstellung heraus in die<br />
Position von Subjekten zu bringen. Diejenigen,<br />
die hier einen „Standard-Abbau“<br />
einklagen, scheinen sich schwer zu tun mit<br />
den Herausforderungen der „neuen Bescheidenheit“.
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
Der Verein bietet heute als freier Träger Ambulante Erziehungshilfe in 5 von 13 Münchner<br />
Sozialregionen an: Hasenbergl/Feldmoching, Milbertshofen/Am Hart/Harthof, Schwabing/Freimann,<br />
Au/Haidhausen/Bogenhausen, Ramersdorf/Perlach<br />
Sozialraumorientierung<br />
Wenn hier im Rahmen des Reformprozesses<br />
von der Sozialraumorientierung gesprochen<br />
wird, so sind damit nur peripher<br />
die Verwaltungsreform an sich und die Organisation<br />
sozialer Dienste in Sozialregionen<br />
gemeint. Auch bezeichnet Sozialraumorientierung<br />
nicht oder nur zu einem ganz<br />
geringen Teil die Vernetzung sozialer Einrichtungen<br />
in Arbeitskreisen oder Arbeitsgemeinschaften.<br />
Sozialraumorientierung<br />
bedeutet aus der Sicht von „Umbau statt<br />
Ausbau“ vor allem eine neue Qualität<br />
Sozialer Arbeit!<br />
Der Sozialraum als Ressource<br />
Die Notwendigkeit, Sozialraumorientierung<br />
als Ansatz für die Arbeit mit Einzelnen,<br />
Familien und auch Gruppen zu etablieren,<br />
resultiert aus der Tatsache, dass<br />
Adressatinnen und Adressaten von Hilfeangeboten<br />
diese nur dann auch als Hilfe<br />
wahrnehmen, wenn sie mit ihrer Lebenswelt<br />
und ihrem Alltagsraum korrespondieren<br />
(vgl. QE, S. 19).<br />
Dass der soziale Nahraum zahlreiche Ressourcen<br />
bereitstellt, die in die konkrete Arbeit<br />
mit einbezogen werden können, ist<br />
hinlänglich bekannt. Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der Erziehungshilfe stehen hier<br />
jedoch zunächst vor einer Grundsatzentscheidung:<br />
Sie müssen sich bewusst entscheiden,<br />
ob sie gezielt auf solche Ressourcen<br />
setzen wollen, oder ob sie z.B. bestehende<br />
Bindungen ihrer Klientel zu<br />
anderen Institutionen, zu Vereinen, zur<br />
Clique, zu einer Pfarrgemeinde oder die<br />
Einbeziehung von Nachbarn als störendes<br />
Eindringen in ihr Hoheitsgebiet bzw. als<br />
Gefährdung ihres professionellen Handelns<br />
betrachten. Sicherlich darf die Einbeziehung<br />
sozialräumlicher Ressourcen nicht<br />
zu einem Instrument bloßer Kostenersparnis<br />
im Sinne einer „billigen“ pseudoprofessionellen<br />
Sozialen Arbeit verkommen.<br />
Die sinnvoll differenzierte Nutzung<br />
solcher Ressourcen ist vielmehr ein gebotenes<br />
Instrument der Handlungs- und Lösungsorientierung<br />
von Hilfe.<br />
Der Sozialraum als Entwicklungsgröße<br />
Mit der Regionalisierung der AEH wurde<br />
die sozialräumliche Orientierung von Erziehungshilfe<br />
spürbar aufgewertet. Die<br />
Träger der Erziehungshilfe sollen durch ihre<br />
Arbeit zur Weiterentwicklung einer<br />
präventiven Sozialplanung beitragen (vgl.<br />
QE, S. 6). Den in den Regionen tätigen Trägern<br />
stehen gegenwärtig ca. 10 % der Arbeitszeit<br />
für Aufgaben in diesem Sinne zur<br />
nah dran 31<br />
Verfügung. Sozialraumorientierung meint<br />
in München aber (bedauerlicherweise)<br />
nicht zwangsläufig Soziale Arbeit im Sinne<br />
der Gemeinwesenarbeit. Eines wie auch<br />
immer gearteten („übergreifenden“ oder<br />
„unabhängigen“) Fallbezuges bedarf es<br />
weiterhin. Erziehungshilfe wäre aufgrund<br />
ihrer vielfältigen Erfahrungen aus der alltäglichen<br />
Arbeit sicherlich geradezu prädestiniert,<br />
aktiver in eine gemeinwesenorientierte<br />
Richtung zu wirken. Es könnte,<br />
ja müsste Aufgabe einer nachhaltig wirksamen<br />
Erziehungshilfe sein, derart Einfluss<br />
auf einen Sozialraum zu nehmen, dass<br />
einzelfallbezogene Problemlagen überhaupt<br />
erst gar nicht mehr entstehen.<br />
Aber so weit ist die Entwicklung in München<br />
noch nicht. Ganz im Gegenteil: Weil<br />
sozialräumliche Arbeit in einem umfassenderen<br />
Sinne letztlich nicht in den<br />
Pflichtleistungsbereich von Erziehungshilfe<br />
fällt, ist das Wenige, das derzeit bereits<br />
möglich ist, spätestens an dem Punkt gefährdet,<br />
an dem über Einsparungen nachgedacht<br />
wird. Oder umgekehrt formuliert:<br />
Spätestens wenn Wartelisten im Bereich<br />
der Einzelfallhilfen zu entstehen beginnen,<br />
wird der Ruf laut, die fehlenden Ressourcen<br />
vom sozialräumlichen Kontingent<br />
wegzunehmen. Die nahe Zukunft wird zeigen,<br />
ob das Sozialreferat zu seinem Wort<br />
steht, wonach die gesamte Struktur einer<br />
Sozialregion als Entwicklungsgröße betrachtet<br />
werden soll, „für die alle Beteiligten<br />
– Verwaltung und Steuerung, Bezirkssozialarbeit<br />
und erzieherische Hilfen –<br />
Verantwortung tragen müssen“ (vgl. QE,<br />
S. 22).<br />
Die Erziehungshilfe im Sozialraum<br />
Unbenommen der zuvor angedeuteten<br />
Zurückhaltung wird Erziehungshilfe als<br />
Bestandteil eines Sozialraumes betrachtet.<br />
Die Qualitätsentwicklung fordert sogar,<br />
dass sie in den Sozialregionen derart<br />
organisiert werden soll, dass sie präventiv<br />
wirken und dass der Zugang ins Hilfesystem<br />
- wenn nötig, dann - zeitnah erfolgen<br />
kann. Dass dies gegenwärtig eher<br />
schwierig ist, hat zwei Ursachen: Zum einen<br />
empfinden Bürgerinnen und Bürger es<br />
als stigmatisierend, wenn sie Erziehungshilfe<br />
in Anspruch nehmen müssen.<br />
▲
32<br />
nah dran<br />
Und zum anderen sind die Zugänge zur<br />
Hilfe selbst in der Regel eher hochkomplex,<br />
verworren, wenig transparent und<br />
zeitintensiv gestaltet.<br />
Institutionen der Erziehungshilfe – seien<br />
es beratende, betreuende, therapeutische<br />
oder die Sozialverwaltung selbst – bewegen<br />
sich über weite Strecken parallel zum<br />
und nicht im Alltag der Bürgerinnen und<br />
Bürger. Erziehungshilfe ist ein System, das<br />
erst dann in ihren Wahrnehmungsbereich<br />
gelangt, wenn Schwierigkeiten im Umgang<br />
mit Kindern und Jugendlichen, wenn<br />
Schwierigkeiten in der Erziehung auftreten<br />
bzw. wenn diese Schwierigkeiten nicht<br />
mehr auszuhalten sind. Weil das Sondersystem<br />
Erziehungshilfe zu weit von den<br />
Bürgerinnen und Bürgern entfernt ist, erfolgt<br />
eine Kontaktaufnahme oftmals erst<br />
zu einem Zeitpunkt, an dem es im Grunde<br />
bereits zu spät ist. Hinzu kommt, dass eine<br />
solche Kontaktaufnahme an sich als<br />
hochgradig belastend empfunden wird.<br />
Erziehungshilfe muss daher – wie soziale<br />
Dienstleistung insgesamt – ihr bisweilen<br />
pseudotherapeutisches Glashaus verlassen,<br />
vor Ort präsenter, in ihrem Handeln<br />
transparenter und zu einem Bestandteil<br />
des bürgerschaftlichen Lebens werden.<br />
Dies könnte sie vor allem dadurch erreichen,<br />
dass sie, wie oben gefordert, zusätzlich<br />
zu aller (Einzelfall-)Hilfe sichtbar<br />
Mitverantwortung für das Gemeinwesen<br />
übernimmt, in dem sie tätig ist.<br />
In diesem Zusammenhang ist die Frage zu<br />
beantworten, wie Bürgerinnen und Bürger<br />
zukünftig Zugang in das Hilfesystem<br />
finden können. Wenn es wirklich erklärtes<br />
Ziel ist, dass die Hilfezugänge adressatenfreundlicher<br />
gestaltet und vereinfacht<br />
werden sollen, dann bedarf es eines Strukturwandels,<br />
der es möglich macht, dass<br />
Hilfesuchende diesen Bedarf dort und<br />
dann äußern können, wo und wann er auftritt.<br />
Grundvoraussetzung dafür wäre, dass<br />
an dieser ersten Stelle der Kontaktaufnahme<br />
für die Betroffenen nicht eine Reise<br />
durch die Instanzen beginnt, weil eben<br />
gerade diese Stelle zufälligerweise nicht<br />
zuständig ist. Zuständig sollte „jeder“ sein<br />
können, auch die Schule, die Pfarrge-<br />
meinde, der Fußballtrainer. Die Umgestaltung<br />
der Zugänge in diesem Sinne wird<br />
aber nur gelingen, wenn der öffentliche<br />
wie die freien Träger bereit sind, Verfahren<br />
und Finanzierungsmodelle zu entwickeln,<br />
die solches ermöglichen.<br />
Partnerschaftlichkeit zwischen<br />
dem öffentlichen Träger und<br />
den freien Trägern<br />
Zur „neuen“ Qualität von „Umbau statt<br />
Ausbau“ zählt die Partnerschaftlichkeit,<br />
und zwar in mehrerer Hinsicht: An oberster<br />
Stelle steht sicherlich der partnerschaftliche<br />
Umgang der Erziehungshilfe<br />
mit ihrer Klientel. Dies wurde eingangs bereits<br />
in Ansätzen beschrieben. Partnerschaftlichkeit<br />
ist ebenso gefordert bei der<br />
Gestaltung der Kooperationsbeziehungen<br />
zwischen den Erziehungshilfeträgern in<br />
den Sozialregionen. Die Qualität Partnerschaftlichkeit<br />
bezieht sich aber auch auf<br />
das Verhältnis zwischen öffentlichem Träger<br />
und freien Trägern.<br />
Diese Partnerschaftlichkeit, die nach Meinung<br />
von Kurz-Adam und Köhler auch<br />
zum bisherigen Erfolg im Projekt „Umbau<br />
statt Ausbau“ selbst beigetragen hat (vgl.<br />
QE, S. 20 f), kann auf zwei Ebenen betrachtet<br />
werden:<br />
Im Projekt „Umbau statt Ausbau“<br />
Ausgestattet mit einem notwendigen Maß<br />
an Frustrations-, Verwunderungs- und<br />
Ernüchterungstoleranz – und zwar auf öffentlicher<br />
wie auf freier Trägerseite – kann,<br />
bezogen auf den bisher gemeinsam gestalteten<br />
Prozess, durchaus von transparenten<br />
Entscheidungsprozessen und guten<br />
Verhandlungen gesprochen werden.<br />
Ein weiterer Erfolg von „Umbau statt Ausbau“<br />
wird sich aber nicht von alleine einstellen:<br />
Zum einen wird er davon abhängig<br />
sein, ob es den Trägern und Verbandsvertreterinnen<br />
und -vertretern gelingt,<br />
sich von der Vorstellung zu verabschieden,<br />
dass vom Jugendamt nichts kommen kann,<br />
hinter dem nicht auch eine (böse) Absicht<br />
steht, ... dass sowieso schon alles fertig<br />
geplant ist, ... dass das Jugendamt letztlich<br />
ohnehin das tun wird, was es will. (Denn:<br />
Wer zahlt schafft an!) Die freien Träger<br />
hatten und haben, was in der Vergangenheit<br />
vielleicht nicht häufig der Fall war,<br />
die Möglichkeit zur tatsächlichen Mitgestaltung.<br />
Sie sind gut beraten, sich nicht<br />
auf die Position zurückzuziehen, dass Stillhalten<br />
Schlimmeres verhindert, sondern<br />
sich aktiv am Geschehen zu beteiligen.<br />
Auf der Seite des öffentlichen Trägers wird<br />
entscheidend sein, welche Rolle die „Verwaltungstreuen“<br />
spielen werden, für die<br />
Erziehungshilfe nicht mehr als die Komposition<br />
von Dienstanweisungen und Verfahren<br />
zu sein scheint, für die die Krone<br />
der Erziehungshilfe deren Verwaltung und<br />
Zuweisung ist - und der freie Träger ihr<br />
Erfüllungsgehilfe.<br />
Eine Zäsur im bisherigen Prozess darf hier<br />
nicht unerwähnt bleiben: Es ist der Zeitpunkt,<br />
an dem in der Landeshauptstadt<br />
München im Frühsommer 2002 die Haushaltssperre<br />
verhängt wurde. Von diesem<br />
Zeitpunkt an stand das Erreichte in Sachen<br />
Partnerschaftlichkeit auf Messers<br />
Schneide. Das „gute Verhandeln“ (vgl. QE,<br />
S. 20) wich dem Diktat des Mächtigeren.<br />
Das inhaltliche Ringen wich der permanenten<br />
(Be-)Drohung der freien Träger<br />
durch den öffentlichen Partner nach der<br />
Devise: „Wer zu unseren Bedingungen<br />
nicht mitmachen will, der macht eben<br />
nicht mit!“ Wenn in solchen Aussagen die<br />
Respektierung der Eigenständigkeit der<br />
Träger zum Ausdruck kommen sollte, so<br />
war es eine Phase, in der der Respekt<br />
merkwürdige Züge annahm...<br />
Trotz dieser Erschütterungen konnten beide<br />
Seiten zu ihrem partnerschaftlichen<br />
Umgang miteinander zurückfinden. Es<br />
scheint ein Fundament gelegt zu sein, das<br />
Erschütterungen standzuhalten in der Lage<br />
ist und von dem man hoffen darf, dass<br />
seine Festigkeit weiter zunimmt.<br />
Im (sozialräumlichen) Arbeitsalltag<br />
Bezogen auf die Kernaufgaben im Alltagsgeschehen<br />
gibt es sowohl ein Mehr<br />
als auch ein Weniger an Partnerschaftlichkeit:<br />
Ob mehr oder weniger ist dabei<br />
jeweils abhängig von den konkret handelnden<br />
Personen, von deren Koopera-
Keine Zeit zum Rasten, aber ein guter Moment zur Reflexion: Der stellvertretende Geschäftsführer<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V., Norbert Blesch, zieht eine Bilanz mit Zukunftsperspektiven<br />
zu „Umbau statt Ausbau“<br />
tionsverständnis und von der Hilfeart, um<br />
die es im Einzelfall geht.<br />
Mit der Haushaltssperre und seit der Einführung<br />
so genannter Kontingente für stationäre<br />
Unterbringungen nahmen Hinweise<br />
auf konkrete Einzelfälle zu, in denen<br />
von Seiten des öffentlichen Trägers das<br />
Qualitätsmerkmal Partnerschaftlichkeit<br />
nahezu zum Erliegen kam. Wenn über die<br />
Beendigung einer stationären Hilfe ohne<br />
Beteiligung der Einrichtung und der Sorgeberechtigten<br />
zugunsten einer (scheinbar<br />
kostengünstigeren) Inobhutnahme<br />
entschieden wird, dann kann wohl kaum<br />
noch von Partnerschaftlichkeit gesprochen<br />
werden. Es gibt derart zahlreiche Hinweise,<br />
die vermuten lassen, dass der Münchner<br />
Sozialreferent wohl eher schlecht informiert<br />
ist, wenn er in einem offiziellen<br />
Schreiben verlauten lässt, dass in München<br />
immer noch jedes Kind oder jeder Jugendliche<br />
die für ihn notwendige Hilfe erhalten<br />
hat.<br />
Es ist zu hoffen (und zugleich die Aufgabe<br />
aller am Prozess „Umbau statt Ausbau“<br />
Beteiligten), dass die vereinbarten Qualitätsmerkmale<br />
nicht einem falsch verstandenen<br />
Spardiktat zum Opfer fallen<br />
und Praktiken Einzug halten, die z.B. aus<br />
dem Versicherungswesen bekannt sind: Einen<br />
Antrag erstmal ablehnen und darauf<br />
hoffen, dass weniger als 50 % in den Widerspruch<br />
gehen. Das würde zwar unbestritten<br />
viel Geld sparen helfen, wäre aber<br />
alles andere als partnerschaftlich und<br />
transparent!<br />
Ausblick<br />
Die Münchner Erziehungshilfe hat bereits<br />
eine beträchtliche Wegstrecke zurückgelegt<br />
in ihrem Bemühen um- statt auszubauen.<br />
Sicherlich wird es sie noch weiterhin geben,<br />
die hinlänglich bekannten Diskussionen<br />
um die Definitionen von Sozialraum,<br />
nah dran 33<br />
Sozialregion und Lebensraum, die Diskussionen<br />
um Fallverantwortung und Federführung<br />
sowie um das Wunsch- und<br />
Wahlrecht. Sicherlich wird es auch künftig<br />
noch diejenigen geben, die behaupten,<br />
dass sie all das, was „Umbau statt<br />
Ausbau“ will, schon lange machen und<br />
nicht verstehen, was „Umbau statt Ausbau“<br />
überhaupt will. Und sicherlich auch<br />
diejenigen, die veränderte Standards als<br />
Standard-Absenkung definieren. Es wird<br />
schließlich nach wie vor diejenigen geben,<br />
die am alten Verhältnis zwischen<br />
dem öffentlichen Träger und den freien<br />
Trägern festhalten wollen, weil Feindbilder<br />
so wunderbar zur eigenen Identitätsbildung<br />
beitragen. Wie auch immer, es wird<br />
sich hierbei wohl eher um das Nicht-<br />
Wahrhaben-Wollen derer handeln, die immer<br />
noch glauben, dass das Reformvorhaben<br />
„Umbau statt Ausbau“ durch Aussitzen<br />
ohne Veränderungen überlebt<br />
werden kann - eine irrtümliche Annahme.<br />
Die wirklichen Aufgaben, die anstehen,<br />
können wie folgt umrissen werden:<br />
Qualifizierung der Handelnden<br />
im Sinne der neuen Fachlichkeit, im Sinne<br />
der „Bescheidenheit des gemeinsamen<br />
Nenners“, im Sinne der tatsächlichen Bedarfs-<br />
und Sozialraumorientierung: Hierzu<br />
bedarf es der gegenseitigen Großzügigkeit<br />
sowohl derer, die in den Regionen<br />
bereits versuchen, nach diesen Qualitätskriterien<br />
zu handeln, als auch derjenigen,<br />
die ihnen noch folgen werden. Träger- und<br />
Hilfe-übergreifendes Miteinander- und<br />
Voneinander-Lernen wird in den nächsten<br />
Jahren die Erziehungshilfelandschaft<br />
Münchens neu prägen.<br />
„Umzug“ wirklich a l l e r Erziehungsangebote<br />
in die Regionen<br />
Dieser Umzug muss bedeuten, dass sich<br />
alle Einrichtungen der Erziehungshilfe gemeinsam<br />
mit dem zuständigen Sozialbürgerhaus<br />
und den anderen Trägern in einer<br />
Region an der Verantwortung für die Versorgung<br />
mit Erziehungsangeboten beteiligen<br />
- was etwas gänzlich anderes ist, als<br />
(Betreuungs-)Plätze zu füllen und zu erhalten.<br />
▲
34<br />
nah dran<br />
Und: Es gilt, die Vision von der Sozialraumorientierung<br />
dahingehend zu erweitern,<br />
dass man diesem Qualitätsmerkmal folgend<br />
nicht beim Kanon der gegenwärtig<br />
in der Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />
gefassten Hilfen stehen bleiben kann und<br />
dass die Umsetzung einer solchen Vision<br />
nicht an der Struktur der öffentlichen Töpfeverwaltung<br />
scheitern darf.<br />
Herstellen eines ausgewogenen<br />
Verhältnisses von Versorgungsanspruch<br />
und Trägerautonomie<br />
Es gilt, den Anspruch der Regionen auf<br />
Versorgung mit geeigneten Erziehungsangeboten<br />
sicherzustellen und kompatible<br />
Strukturen für die hierzu notwendigen gelingenden<br />
Trägerkooperationen zu schaffen<br />
bei gleichzeitiger Bewahrung der Autonomie<br />
und der eigenen Profile der Träger.<br />
Herstellen eines ausgewogenen<br />
Verhältnisses von dezentralen<br />
Strukturen und zentraler Steuerung<br />
Wie viel Eigenständigkeit und individuelle<br />
Entwicklung kann und will die Steuerung<br />
im Sozialreferat den Sozialregionen,<br />
ihren Sozialbürgerhäusern und den Trägern<br />
zugestehen? Wird es in den einzelnen<br />
Sozialregionen zum Beispiel möglich sein,<br />
dass sich Erziehungshilfe noch kleinräumlicher<br />
organisiert, was langfristig betrachtet<br />
im Sinne der Sozialraumorientierung<br />
nur konsequent wäre?<br />
Es gilt, effektive aber schlanke Instrumente<br />
der Steuerung und des Controllings zu<br />
entwickeln, die derart gestaltet sind, dass<br />
sie dem Bedarf und berechtigten Interesse<br />
nach Steuerung genügen, eine Überregulierung<br />
aber verhindert wird.<br />
Entwicklung eines der neuen Qualität<br />
Vorschub leistenden Finanzierungsmodells<br />
Es muss ein Modell entwickelt werden, das<br />
Anreize zu kreativen Hilfearrangements<br />
schafft, die kostenintensive Erziehungshilfeformen<br />
zu verhindern helfen. Ein solches<br />
Finanzierungsmodell muss es ermöglichen,<br />
dass Einrichtungen der Erziehungshilfe<br />
dafür finanziert werden, dass<br />
sie Erziehungshilfefälle abbauen oder ver-<br />
meiden. Bildlich gesprochen: Eine stationäre<br />
Einrichtung darf sich zukünftig<br />
nicht mehr finanziell tragen, weil sie belegt<br />
ist, sondern weil sie leer steht! Das<br />
Verhindern von Erziehungshilfefällen muss<br />
sich lohnen, auch für die Träger der Erziehungshilfe<br />
selbst.<br />
Und: Spätestens bei der Finanzierungsfrage<br />
wird sich die Rolle des stadteigenen<br />
Anbieters klären, und man wird die Frage<br />
beantworten müssen, wie die Ungleichbehandlung<br />
der freien Träger gegenüber dem<br />
städtischen Träger überwunden werden<br />
kann.<br />
Die größte Herausforderung aber wird es<br />
sein, geeignete Antworten auf die (angeblich)<br />
leeren öffentlichen Kassen zu finden.<br />
Es ist eine Utopie, zu glauben, dass im<br />
Rahmen von Erziehungshilfe Kosten<br />
schlagartig sinken könnten, weil Erziehungshilfe<br />
als Anspruch der Bürgerinnen<br />
und Bürger in der Sozialgesetzgebung verankert<br />
ist und bleiben muss. Realistisch<br />
erscheint hingegen, dass durch eine konsequente<br />
Umsetzung dessen, was mit<br />
„Umbau statt Ausbau“ begonnen wurde,<br />
der Kostenanstieg verlangsamt und die<br />
Planungssicherheit sowohl für die öffentliche<br />
Hand als auch für die freien Träger<br />
der Erziehungshilfe selbst gesteigert werden<br />
kann. Die Verantwortlichen stehen<br />
künftig vor der Wahl, der Verlockung von<br />
kurzfristigen Verbesserungen finanztechnischer<br />
Kennzahlen zu erliegen oder sich<br />
für nachhaltig wirkende Lösungen zu entscheiden.<br />
Wenn ihnen Letzteres gelingt,<br />
dann besteht vielleicht sogar eine gewisse<br />
Chance, dass die Utopie nicht zwangsläufig<br />
eine solche bleiben muss.<br />
NORBERT BLESCH ■<br />
1. Kurz-Adam, Maria; Frick, Ulrich: Umbau statt Ausbau<br />
- Analyse der Inanspruchnahme stationärer Erziehungshilfen<br />
der Landeshauptstadt München von 1996<br />
- 1999. Evaluation der Massnahmen von 1996 - 1998.<br />
Benediktbeuern, Regensburg: August 2000.<br />
2. Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stadtjugendamt<br />
(Hg.): Umbau statt Ausbau. Qualitätsentwicklung<br />
der ambulanten, teilstationären und stationären<br />
Erziehungshilfen in München. Facharbeitsgemeinschaft<br />
§ 78 SGB VIII „Hilfen zur Erziehung“.<br />
München: Februar 2002.<br />
Oft genug geht die derzeitige<br />
Spardiskussion in unserem<br />
Staat nach dem „Florians-<br />
Prinzip“ vonstatten: „Sparen ist ja<br />
okay, aber bitte nicht bei mir!“ So auch<br />
hier im schönen München...<br />
Man erinnere sich an die Tarifrunde im<br />
Öffentlichen Dienst: Die Kommunen<br />
sind pleite, dem Land geht’s schlecht,<br />
der Bund muss die Arbeitslosigkeit<br />
finanzieren – und dennoch findet der<br />
Tarifabschluss große Zustimmung auf<br />
kommunaler Ebene. Der Presse war zu<br />
entnehmen, dass die Münchner Stadtspitze<br />
die 80 Mio. €, welche der Tarifabschluss<br />
gekostet hat, für „verkraftbar“<br />
hält. Und die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Öffentlichen<br />
Dienstes müssten ja auch an der allgemeinen<br />
Einkommensentwicklung<br />
beteiligt werden.<br />
Um hier kein Missverständnis aufkommen<br />
zu lassen: Dies ist kein Plädoyer<br />
für einen grundsätzlichen Verzicht auf<br />
Lohnerhöhungen! Aber es muss erlaubt<br />
sein, einmal kritisch darüber nachzudenken,<br />
welche Konsequenzen ein solcher<br />
Tarifabschluss für die soziale<br />
Landschaft in dieser Stadt hat:<br />
Nahezu im gleichen Atemzug mit der<br />
Erhöhung der Tarifgehälter im Öffentlichen<br />
Dienst verordnete die Landeshaupstadt<br />
München nach der „Rasenmäher-Methode“<br />
die Kürzung fast aller<br />
Zuschüsse für soziale Leistungen<br />
um 2,61 %. Gegenüber den freien<br />
Wohlfahrtsverbänden ist das Florian<br />
pur! Denn in aller Regel erhalten diese<br />
eben nur Zuschüsse zu ihren Projekten<br />
und keine echte kostendeckende<br />
Finanzierung - obschon sie häufig<br />
kostengünstiger arbeiten als die Öffentliche<br />
Hand. Und diese Zuschüsse<br />
werden ja wohl gerade im Interesse<br />
der Realisierung einer sozialen Stadt<br />
gegeben: Die Leistungen der Wohlfahrtspflege<br />
sollen jenen Bürgerinnen<br />
und Bürgern zugute kommen, die sie<br />
am nötigsten brauchen. Doch die<br />
Schere zwischen öffentlichem Zuschuss<br />
und Kostendeckungsbeitrag
geht weiter auseinander. Und dies insbesondere<br />
wegen des Anstiegs der Personalkosten!<br />
Viele freie Verbände sind nicht tarifgebunden,<br />
sondern wenden eigene<br />
Arbeitsvertragsrichtlinien<br />
an, die den Automatismus des Tarifvertrages<br />
nicht kennen. Das ist<br />
einerseits auch ihr Glück, weil die<br />
Träger sonst keine Möglichkeit hätten,<br />
die defizitäre Entwicklung abzufangen.<br />
Wären sie tarifgebunden,<br />
so käme in manchen Fällen eine<br />
Tariferhöhung dem Aus für eine<br />
soziale Einrichtung gleich. Andererseits<br />
bleibt anzumerken, dass die Verbände,<br />
Vorstände, Betriebsräte und Mitarbeiter/innen<br />
verständlicherweise kritisch<br />
auf solche Entwicklungen reagieren, weil<br />
ihnen weniger Geld bei höheren Aufwendungen<br />
zur Verfügung steht. Kritisch reagieren<br />
sie dann auch, wenn Berufskolleginnen<br />
und -kollegen eine Lohnerhöhung<br />
bekommen, aber der eigene Träger, der sowieso<br />
mit seinem Eigenbeitrag die Stadt<br />
„sponsert“, die gleiche Erhöhung nicht leisten<br />
kann, sondern sogar noch um einen<br />
Pauschalbetrag gekürzt wird.<br />
Da fragt man sich: Für wen arbeiten die<br />
freien Wohlfahrtsverbände eigentlich? Sie<br />
sind doch keine Beschäftigungsfirmen für<br />
Sozialpädagogen! Sie sind an der Verwirklichung<br />
einer sozialen und solidarischen<br />
Gesellschaft mit ihren vielen ehrenamtlichen<br />
Strukturen, ihrem persönlichen und<br />
idealistischen Einsatz maßgeblich beteiligt.<br />
Jede Tätigkeit und jedes Engagement<br />
von Bürgerinnen und<br />
Bürgern in den freien Verbänden der<br />
Wohlfahrtspflege bringen für unsere<br />
Gesellschaft deutlich mehr Gewinn als<br />
nah dran 35<br />
„Heiliger St. Florian, verschon’<br />
mein Haus - zünd’ andre an!“<br />
Die Landeshauptstadt München „verkraftet“ ihre Tariferhöhung bei synchronem<br />
Rasenmäher-Sparkurs gegenüber den freien Wohlfahrtsverbänden<br />
Soll der Heilige Florian in<br />
München nur die öffentlichen<br />
Haushalte beschützen?<br />
die eingesetzten Mittel kosten! Dieses (berechtigte)<br />
Statement war in den Jubelund<br />
Jubiläumsreden der vergangenen Jahre<br />
aus dem Munde der Laudatorinnen und<br />
Laudatoren, Glückwunschüberbringer/innen<br />
und offiziellen Vertreter/innen der Gesellschaft<br />
immer wieder zu hören.<br />
Das Aushungern der Verbände ist dagegen<br />
für unsere Gesellschaft eine mehrfach teure<br />
Angelegenheit: Ein Verein, der seine soziale<br />
Arbeit aus finanziellen Gründen einstellen<br />
muss, reißt nicht nur ein Loch in<br />
die Versorgung der Menschen, die Hilfe<br />
brauchen. Es gehen auch die Arbeitsplätze<br />
seiner Mitarbeiter/innen verloren. In der<br />
Folge haben wiederum die Sozialkassen<br />
wegen der arbeitslosen Mitarbeiter/innen<br />
höhere Aufwendungen, und das bürgerschaftliche<br />
Engagement der Menschen, die<br />
diese wichtige Arbeit geleistet haben,<br />
bleibt ungenutzt. Gesellschaftspolitisch ist<br />
dies eine höchst bedenkliche Entwicklung!<br />
Wäre es da nicht an der Zeit, die kleinen<br />
und großen Egoismen zu überwinden und<br />
der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft<br />
entgegenzuwirken - vielleicht auch durch<br />
eigenen Verzicht? Vielleicht kann man<br />
auch „klug“ sparen! Einige Vorschläge dazu<br />
hat der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. in der Vergangenheit schon gemacht...<br />
Aber wer will das hören?<br />
„Heiliger St. Florian, verschon’ mein Haus<br />
- zünd’ andre an!?“ ARNO BOCK ■
Amalie-Nacken-Heim<br />
Heilpädagogische Tagesstätte<br />
Hermann-Stockmann-Straße 13<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8410<br />
Fax (089) 23 17 16 -8419<br />
amalie-nacken-heim@kinderschutz.de<br />
hpt@kinderschutz.de<br />
Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />
Hermann-Stockmann-Straße 13<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8910<br />
Fax (089) 23 17 16 -8919<br />
bamberger-schule@kinderschutz.de<br />
Schülerzentrum am Schloßberg<br />
Schulsozialarbeit, Dachau<br />
Dr.-Engert-Straße 9<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8820<br />
Fax (089) 23 17 16 -8829<br />
schuelerzentrum.schlossberg@kinderschutz.de<br />
Perspektive Dachau<br />
Chance3 Münchner Straße 11<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8720<br />
Fax (089) 23 17 16 -8729<br />
perspektive@kinderschutz.de<br />
chance@kinderschutz.de<br />
Kurt-Seelmann-Wohngruppen<br />
SBW/ISE, Dachau<br />
Gottesackerstraße 19<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8110<br />
Fax (089) 23 17 16 -8119<br />
wohngruppen@kinderschutz.de<br />
Ambulante Erziehungshilfe (AEH)<br />
Liebherrstraße 5<br />
80538 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -7010<br />
Fax (089) 23 17 16 -7019<br />
aeh@kinderschutz.de<br />
Jugendberatung Kreppe<br />
Schulsozialarbeit, München<br />
An der Kreppe 5<br />
81667 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -7610<br />
Fax (089) 23 17 16 -7619<br />
kreppe@kinderschutz.de<br />
<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />
– Geschäftsstelle –<br />
Liebherrstraße 5 • 80538 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 –0 • Fax (089) 23 17 16 –9969<br />
info@kinderschutz.de<br />
Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen (SBW)<br />
Kathi-Kobus-Straße 11<br />
80797 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9013<br />
Fax (089) 23 17 16 -9219<br />
sbw@kinderschutz.de<br />
SBW für Mutter/Vater und Kind (MVK)<br />
Heimperthstraße 13<br />
80935 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9013<br />
Fax (089) 23 17 16 -9319<br />
mvk@kinderschutz.de<br />
Intensive Sozialpädagogische<br />
Einzelbetreuung (ISE)<br />
Kathi-Kobus-Straße 11<br />
80797 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9010<br />
Fax (089) 23 17 16 -9419<br />
ise@kinderschutz.de<br />
Olga-Heerdegen-Haus (ISE-Wohnprojekt)<br />
Heimperthstraße 13<br />
80935 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9550<br />
Fax (089) 23 17 16 -9559<br />
wohnprojekt@kinderschutz.de<br />
Kindertagesstätte Parkstadt Schwabing<br />
Lilly-Reich-Straße 14<br />
80807 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -7230<br />
Fax (089) 23 17 16 -7239<br />
kita@kinderschutz.de<br />
kibs – Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle<br />
für männliche Opfer sexueller Gewalt<br />
Kathi-Kobus-Straße 11<br />
80797 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9120<br />
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