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NAH DRAN 03_Master_3 - Kinderschutz eV

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Ausgabe 20<strong>03</strong><br />

nah dran<br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

4. Jahrgang • Ausgabe 20<strong>03</strong><br />

Ohne Eltern in<br />

einem fremden Land<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. hilft unbegleiteten minderjährigen<br />

Flüchtlingen, ihr Leben in Deutschland zu meistern<br />

Sie kommen aus Angola, Äthiopien oder Afghanistan. Sie<br />

werden nach München geschickt, ohne gefragt zu werden.<br />

Im Gepäck tragen sie Angst und schlimme Erinnerungen<br />

an seelische und körperliche Gewalt. Sie sind geflohen vor Verfolgung,<br />

Bürgerkrieg oder vor dem Elend ihrer Armut und Hoffnungslosigkeit.<br />

Keine Mutter, kein Vater, keine Angehörigen oder<br />

Freunde begleiten sie. Sie fühlen sich verlassen und fremd. Voller<br />

Sehnsucht nach ihren Familien zuhause sollen sie nun hier, in<br />

einem fremden Land, ihr Leben meistern. „Unbegleitete minder-<br />

AUS DEM INHALT<br />

<strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V.<br />

jährige Flüchtlinge“ (UmF) werden sie in sperrigem Amtsdeutsch<br />

genannt...<br />

Eine von ihnen ist Mia (Name von der Redaktion geändert): Vor<br />

vier Jahren kam sie alleine in München an, gerade 14 Jahre alt,<br />

verängstigt und ohne Deutschkenntnisse. Zuhause in Addis<br />

Abeba waren ihre Eltern im Zuge des eritreisch-äthiopischen<br />

Krieges verhaftet und deportiert worden. Sie war nachts alleine<br />

zurückgeblieben. Ein teuer FORTSETZUNG AUF SEITE 3<br />

Schülerzentrum: Ein Stück Zuhause an der Schule<br />

kids-hotline: Online-Beratung mit System und neuem Look<br />

1 + 1 = 1: Lernwelt für soziale und emotionale Entwicklung<br />

Umbau statt Ausbau: Ein leidenschaftliches Plädoyer<br />


2<br />

nah dran<br />

Inhalt<br />

1 Ohne Eltern in<br />

einem fremden Land<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

hilft unbegleiteten minderjährigen<br />

Flüchtlingen, ihr Leben in Deutschland<br />

zu meistern<br />

3 Geschützter Raum mit<br />

Alltagsstruktur<br />

4 <strong>Kinderschutz</strong>-Lokalderby<br />

5 Erleben heißt Lernen<br />

Kinder und Jugendliche aus dem<br />

Amalie-Nacken-Heim machten bei<br />

einer erlebnispädagogischen<br />

Ferienfahrt wertvolle Erfahrungen<br />

6 Online-Beratung mit System<br />

und neuem Look<br />

Neugestaltung des Online-Beratungsangebotes<br />

kids-hotline für junge<br />

Menschen im Internet<br />

8 Besuch aus Indien<br />

9 Mit Ritterkämpfen<br />

und Luftballon-Post<br />

Bei der Stadtteilwoche Hasenbergl-<br />

Harthof informierte der <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. über sein<br />

Engagement im Sozialraum<br />

10 Beim Sommerfest<br />

auf der Wiese<br />

Zum Einweihung der Kindertagesstätte<br />

Parkstadt Schwabing zeigten Kinder<br />

und Familien aus 16 Nationen, was<br />

Integration bedeuten kann<br />

12 Ein Stück Zuhause<br />

an der Schule<br />

In seinen neu eingeweihten Räumen<br />

bietet das Schülerzentrum am<br />

Schloßberg Förderung und verlässliche<br />

Strukturen für Grund- und<br />

Hauptschüler/innen<br />

15 Wenn Engel feiern...<br />

Der Himmel lachte sprichwörtlich bei<br />

der Einweihungsfeier der Ambulanten<br />

Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach:<br />

„Ein Jahr Feichtstraße!“<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

Liebherrstraße 5, 80538 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 –0<br />

Fax (089) 23 17 16 –9969<br />

info@kinderschutz.de<br />

www.kinderschutz.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Arno Bock, Geschäftsführer<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Mitglieder der Redaktion<br />

Thomas Hartkorn, Sabine Krein, Ulrike Wagner,<br />

Arno Bock, Norbert Blesch<br />

Grafik und Layout<br />

sputniks werbeagentur GmbH, München<br />

Druck<br />

JAWO Druck GmbH<br />

17 Haben Sie etwas<br />

für uns übrig!<br />

Helfen Sie uns, besondere Angebote<br />

für Menschen in sozialen Notlagen zu<br />

verwirklichen, durch Ihre Spende<br />

oder Fördermitgliedschaft<br />

18 Ein eigener Garten als<br />

Spiel- und Übungsraum<br />

19 Kreative Partner<br />

für kreative Jugendhilfe<br />

Die Münchner Webeagentur sputniks<br />

wirbt und informiert seit 1996 rund<br />

um den <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V.<br />

21 Von der patriarchalischen<br />

zur zeitgenössischen Familie<br />

Erfahrungen aus der Ambulanten<br />

Erziehungshilfe mit einer albanischen<br />

Familie in der Sozialregion<br />

Ramersdorf/Perlach<br />

23 Die Zukunft hat begonnen:<br />

1 + 1 = 1<br />

Rahmenkonzept mit Modell-Charakter<br />

zum Aufbau einer „Lernwelt für soziale<br />

und emotionale Entwicklung“<br />

26 Start frei für Perspektive<br />

Dachau<br />

Neues Kooperationsprojekt begleitet<br />

Jugendliche an der Schnittstelle<br />

zwischen Schule und Berufswelt<br />

27 Umbau statt Ausbau:<br />

Ein leidenschaftliches<br />

Plädoyer<br />

Flexibilisierung und Sozialraumorientierung<br />

der Erziehungsangebote<br />

in München<br />

35 „Heiliger St. Florian,<br />

verschon’ mein Haus -<br />

zünd’ andre an!“<br />

Die Landeshauptstadt München<br />

„verkraftet“ ihre Tariferhöhung bei<br />

synchronem Rasenmäher-Sparkurs<br />

gegenüber den freien Wohlfahrtsverbänden<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe<br />

von nah dran ist der 15. Februar 2004.<br />

Beiträge (als Word-Dokument per eMail oder<br />

auf Diskette) sind stets willkommen.<br />

nahdran@kinderschutz.de<br />

Unaufgefordert zugesandte Manuskripte werden<br />

nicht zurückgesandt. Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />

besteht nicht.<br />

nah dran wird kostenlos an Freunde und Interessierte<br />

sowie an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Kinderschuz und Mutterschutz e.V. verteilt.<br />

Ein Anspruch auf Belieferung besteht nicht.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung.<br />

© 20<strong>03</strong><br />

Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Die Qualität der sozialen Arbeit ist in Gefahr:<br />

Allerorts wird davon gesprochen, dass bisherige<br />

Standards aus Kostengründen nicht mehr<br />

gehalten werden können. Die „kritische Lage“<br />

der kommunalen Haushalte wird so plastisch<br />

geschildert, dass ein nennenswerter Widerstand<br />

in der sozialpädagogischen Szene gar<br />

nicht erst aufkommt. Beispiel Vormundschaft:<br />

Die Zahl der Mündel, für die ein Münchner<br />

Vereinsvormund zu sorgen hat, stieg in diesem<br />

Jahr um 33 %, von 30 auf 40. Dadurch<br />

sollen die städtischen Vormünder entlastet<br />

werden, die bislang 70 und mehr Mündel betreuen<br />

mussten. Gleichzeitig wurde der öffentliche<br />

Zuschuss pro Vollzeitstelle für die<br />

freien Träger um 2,61 % gesenkt.<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. hat<br />

der Landeshauptstadt München als Konsolidierungsbeitrag<br />

angeboten, maximal eine<br />

Steigerung auf 35 Mündel mitzumachen, was<br />

bereits eine Reduzierung der Betreuungsdichte<br />

um 16,5 % bedeutet. Dieses Maß ist fachlich<br />

gerade noch zu vertreten, mehr aber<br />

nicht! Allein - unsere Versuche, die Vormundschaftsvereine<br />

zu solidarischem Verhalten zugunsten<br />

ihrer Mündel zu aktivieren, sind letztlich<br />

gescheitert: Alle anderen Träger haben<br />

der Erhöhung auf 40 Fälle zugestimmt.<br />

Dennoch werden wir die Entlastung der<br />

Amtsvormünder in für uns vertretbarem Umfang<br />

mittragen: Trotz Zuschusskürzungen<br />

und „Ebbe“ in unserer eigenen Kasse werden<br />

unsere Mitarbeiter/innen künftig 35 Mündel<br />

(so gut es nur geht) betreuen. Denn durch<br />

die Rückgabe dieser städtischen Pflichtaufgabe<br />

an die Amtsvormundschaft würden wir<br />

die Lage unserer sowie die der städtisch betreuten<br />

Mündel weiter verschärfen. Ihre Vormünder<br />

sind Weichensteller in ihrem Leben.<br />

Überforderung und Stress können leicht dazu<br />

führen, dass Weichen falsch gestellt werden,<br />

Züge ins Leere fahren, entgleisen oder<br />

gar bei einem Zusammenstoß zerstört werden.<br />

Ein solches Schicksal haben Kinder und<br />

Jugendliche, deren Handicap darin besteht,<br />

keine sorgeberechtigten Eltern zu haben,<br />

nicht verdient!<br />

Ihr<br />

Arno Bock


FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />

bezahlter Schlepper hatte sie dann nach<br />

Deutschland gebracht.<br />

So oder ähnlich kommen viele dieser Kinder<br />

und Jugendlichen in Deutschland an.<br />

Sie tragen schwer an ihrem Rucksack aus<br />

Angst, Fremdsein und Verlassenheit. Viele<br />

von ihnen sind durch die politische Verfolgung<br />

ihrer Familien, durch Bürgerkrieg<br />

oder Fluchterlebnisse traumatisiert. Von<br />

Verwandten oder Freunden wurden sie<br />

Schleusern übergeben, die oftmals das gesamte<br />

Vermögen der Familie verlangten.<br />

Ihre Situation in Deutschland ist dann geprägt<br />

von Schuldgefühlen gegenüber ihren<br />

Angehörigen und Freunden in der Heimat<br />

und den sozialen Anforderungen, sich hier<br />

neu zurecht zu finden.<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

übernimmt für solche Kinder und Jugendliche<br />

die Sorge an Eltern statt. In seiner<br />

Abteilung Vormundschaft betreuen die Ju-<br />

ristinnen Beate Matzken und Johanna<br />

Auer-Göpfert als Vereinsvormündinnen für<br />

UmF gegenwärtig 35 Mündel. Vom Erstgespräch<br />

bis zum 18. Lebensjahr sind Asy-<br />

Geschützter Raum mit Alltagsstruktur<br />

Ein weiteres Angebot, mit dem der<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. unbegleiteten minderjährigen<br />

Flüchtlingen (UmF) in ihrer schwierigen<br />

Aufenthaltssituation hilft, ist das<br />

Olga-Heerdegen-Haus: Als Wohnprokjekt<br />

der Intensiven Sozialpädagogischen<br />

Einzelbetreuung<br />

(ISE) des Vereins hat es Ende letzten<br />

Jahres sein neues Domizil in der<br />

Heimperthstraße 13, im<br />

Münchner Stadtteil Hasenbergl<br />

bezogen. Hier<br />

leben derzeit vier UmF<br />

im Zuge ihrer ISE-Maßnahme.<br />

Primäre Ziele<br />

dieser Unterbringung<br />

sind die Vermeidung<br />

von Obdachlosigkeit<br />

sowie das (Wieder-)Erlernen<br />

von Wohnfähigkeit<br />

bzw. die Suche<br />

nach einer für die/den<br />

Einzelnen geeigneten<br />

Wohnform. Gerade im<br />

Hinblick auf die häufig bei der Flucht erfahrene<br />

Traumatisierung soll den jungen<br />

Menschen im Wohnprojekt die Möglichkeit<br />

geboten werden, zur Ruhe zu<br />

kommen und eine neue, eigene Lebensperspektive<br />

zu entwickeln.<br />

„Unsere Jugendlichen haben oft Probleme,<br />

ihre Tage sinnvoll zu strukturieren.<br />

Einerseits können sie die Regelschule<br />

Im Olga-Heerdegen-Haus finden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge<br />

Ruhe und Stabilität, um sich neu zu orientieren<br />

nah dran 3<br />

Mit Starthilfe auf die Bahn des Lebens: Vormündin<br />

Johanna Auer-Göpfert unterstützt ihre<br />

Mündel beim Erwachsenwerden in München<br />

lverfahren durchzufechten, Jugendhilfemaßnahmen<br />

zu begleiten, der Schulbesuch<br />

zu organisieren, berufliche und private<br />

Perspektiven zu eröffnen und vieles<br />

mehr. Und über allem schwebt ständig das<br />

Damoklesschwert der Abschiebung: „Bei<br />

einer Anerkennungsquote von inzwischen<br />

unter 2 % haben die Jugendlichen keine<br />

Chance im Asylverfahren“, sagt Beate<br />

Matzken, die beim <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. seit sechs Jahren UmF betreut.<br />

Zwar hat die Bundesbeauftragte für Migration,<br />

Flüchtlinge und Integration,<br />

Marieluise Beck, angeregt, den UmF in Anbetracht<br />

ihrer Notsituation zumindest bis<br />

zum Abschluss einer Ausbildung einen gesicherten<br />

Aufenthaltstitel zu gewähren<br />

und sie, nachdem sie ihre prägenden Jahre<br />

in Deutschland verbracht haben, hier<br />

„hineinwachsen zu lassen“ - die<br />

wegen mangelnder Sprach-/Lehrstoffkenntnisse<br />

nicht besuchen. Andererseits<br />

erschweren ihnen fehlende Arbeitsgenehmigungen<br />

den Beginn einer<br />

Lehre oder die Aufnahme einer sinnvollen<br />

Beschäftigung. Also hängen sie häufig<br />

nur herum“, erklärt der Leiter des<br />

Wohnprojekts, Robert Sbeczka, zur Situation<br />

der UmF. Das Olga-Heerdegen-<br />

Haus bietet ihnen als Alternative dazu<br />

Unterstützung bei ihrer Alltagsgestaltung,<br />

Kontaktmöglichkeiten<br />

in Gemeinschaftsaktionen, Förderung<br />

zum selbstorganisierten<br />

Wohnen u.a. Alle UmF im Olga-<br />

Heerdegen-Haus werden neben<br />

ihrer Betreuung durch die Mitarbeiter/innen<br />

des Wohnprojekts<br />

sowie durch ihre ISE-Betreuer/innen<br />

auch von Amtsvormündern<br />

betreut, die den jungen<br />

Menschen bei der Suche nach<br />

positiven Lebensperspektiven zu<br />

helfen versuchen.<br />

▲<br />

ROBERT SBECZKA ■


4<br />

nah dran<br />

Kriegsflüchtling Mia baut sich heute ein selbständiges<br />

Leben in Deutschland auf<br />

tatsächliche Situation stellt sich jedoch<br />

anders dar: Die Jugendlichen kämpfen<br />

nach ihrem Asylverfahren mit unsicheren<br />

Aufenthaltstiteln (sie werden z.B. mit<br />

„Grenzübertrittsbescheinigungen“ lediglich<br />

geduldet), die ihnen nicht einmal eine<br />

längerfristige Arbeitserlaubnis verleihen.<br />

Sie sind permanent auf das Wohlwollen<br />

der Ausländerbehörde angewiesen.<br />

Ab 16 Jahren gelten sie im Sinne der Jugendhilfe<br />

im Gegensatz zu den deutschen<br />

Jugendlichen als erwachsen und können<br />

ohne Rücksicht auf ihre seelische Verfassung<br />

in staatlichen Unterkünften untergebracht<br />

werden. Das widerspricht zwar<br />

der „UN-Konvention über die Rechte des<br />

Kindes“, welche ihnen die selben Rechte<br />

auf Förderung und Gleichbehandlung wie<br />

einheimischen Kindern und Jugendlichen<br />

unter 18 Jahren garantiert. Jedoch hat die<br />

deutsche Bundesregierung diese internationalen<br />

Vorgaben nur unter Einschränkungen<br />

ratifiziert. Nach wie vor wird hierzulande<br />

dem deutschen Ausländerrecht<br />

der Vorrang vor den Kindesrechten eingeräumt.<br />

Die Flüchtlinge kommen meist ohne<br />

Deutschkenntnisse an. Ihre Vorstellungen<br />

von Deutschland sind häufig geprägt von<br />

abenteuerlichen Geschichten über Reichtum<br />

und unbegrenzte Möglichkeiten. Die<br />

von Sparzwang, Lehrstellenmangel und<br />

Arbeitslosigkeit bestimmte Realität, auf<br />

die sie hier stoßen, ist für die Jugendlichen<br />

dann nur schwer zu bewältigen. Ohne<br />

ausreichende Sprachkenntnisse schaffen<br />

sie kaum einen Hauptschulabschluss,<br />

ohne diesen haben sie wiederum keine<br />

Chance auf einen Ausbildungsplatz. Um<br />

ihre Defizite auszugleichen, sind zusätzliche<br />

Sprachkurse und Nachhilfe-Angebote<br />

dringend notwendig. Da die öffentlichen<br />

Gelder dafür häufig nicht bereitgestellt<br />

werden, können freie Vormundschaftsträger<br />

wie der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. solche Maßnahmen nur aus<br />

Spendenmitteln unterstützen.<br />

Trotz der großen Hindernisse, sind viele<br />

dieser Jugendlichen sehr motiviert, sich in<br />

die Gemeinschaft zu integrieren und eine<br />

eigenständige Existenz aufzubauen. „Bei<br />

entsprechender Förderung in der Jugend-<br />

<strong>Kinderschutz</strong>-<br />

Lokalderby<br />

ANH schlägt Schloßberg<br />

beim Fußballturnier im<br />

Amalie-Nacken-Heim<br />

Exklusiv für nah dran berichten hier<br />

zwei junge Nachwuchs-Reporter<br />

aus der Gruppe 2 des Amalie-<br />

Nacken-Heims über ein heißes<br />

Kicker-Turnier: Zwei Dachauer Einrichtungen<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V. gaben alles auf<br />

dem Hermann-Stockmann-Rasen,<br />

doch nur eine Mannschaft konnte<br />

gewinnen...<br />

Auch wenn es jetzt schon ziemlich<br />

lange her ist, wollen wir doch noch<br />

von unserem Fußballturnier berichten,<br />

das am 26. März 20<strong>03</strong> bei uns<br />

im Amalie-Nacken-Heim (ANH) stattgefunden<br />

hat. Dazu hatten wir das<br />

Schülerzentrum der Schule am<br />

Schloßberg zu uns eingeladen. Sie<br />

kamen mit einer Mannschaft, wir<br />

vom ANH traten mit zwei Mannschaften<br />

an.<br />

hilfe (z.B. durch Unterstützung beim Spracherwerb,<br />

durch Begleitung, Betreuung,<br />

Wohnangebote, Schul- und Ausbildungsförderung)<br />

schließen 60 % der von uns betreuten<br />

Jugendlichen eine Lehre ab und<br />

sind nach drei bis vier Jahren in Deutschland<br />

integriert“ schildert Beate Matzken<br />

die Situation. „Ich würde jeder und jedem<br />

von ihnen herzlich vergönnen, hier bleiben<br />

zu können“.<br />

Aus der kleinen Mia ist inzwischen eine<br />

selbstbewusste junge Frau geworden. Sie<br />

hat eine Lehre als Friseuse begonnen und<br />

ist aus der Jugendhilfeeinrichtung, in der<br />

sie zwischenzeitlich untergebracht war, zu<br />

ihrem Freund, einem Äthiopier, gezogen.<br />

Ihre Zukunft sieht sie nun in Deutschland.<br />

Nur manchmal kommen noch Gedanken<br />

an Abschiebelager und erzwungene Rückkehr<br />

in ihr hoch - die Angst davor wird<br />

bleiben. JOHANNA AUER-GÖPFERT ■<br />

Kicken, bis die Rasenstücke fliegen<br />

Es war fast fünf Uhr, als die Mannschaften<br />

sich anzogen - und jede war<br />

stolz auf sich und siegesgewiss! ANH<br />

ging voll zur Sache, und die Spiele waren<br />

sehr knapp und spannend. Am<br />

Schluss hat dann ANH 2 gewonnen,<br />

weil sie als einzige kein Spiel verloren<br />

haben. Auf jeden Fall hat es allen viel<br />

Spaß gemacht, und auch das Wetter hat<br />

mitgespielt. Es waren sogar ein paar<br />

Fans da.<br />

Vielleicht kommt ja der Herr Ehrlich vom<br />

Schloßberg mal wieder mit seinen<br />

Jungs vorbei! Und verliert wieder...?<br />

DANIEL BEKE, FLORIN CIOBOTA ■


Junge Gipfelstürmer mit Gruppenleiter<br />

Andreas Brommont (4. von links) auf<br />

dem schneebedeckten Aggenstein<br />

Erleben heißt Lernen<br />

Kinder und Jugendliche aus dem Amalie-Nacken-Heim machten bei einer<br />

erlebnispädagogischen Ferienfahrt wertvolle Erfahrungen<br />

Die diesjährige Oster-Ferienfahrt der<br />

Gruppe 1 des Amalie-Nacken-<br />

Heims (<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V.) war spannend vom ersten bis<br />

zum letzten Augenblick! Acht Jungen im<br />

Alter zwischen 10 und 15 Jahren absolvierten<br />

vom 11. bis zum 20. April einen<br />

erlebnispädagogischen Kurs beim Verein<br />

Outward Bound in Schwangau. Dieser bietet<br />

verschiedene solcher Kurse und Trainings<br />

für Schulen und soziale Einrichtungen<br />

an. „Ferien“ und „Kurs“ - das scheint<br />

sich auf den ersten Blick zu widersprechen.<br />

Doch gerade mit Ferienmaßnahmen<br />

können pädagogisch wichtige Ziele erreicht<br />

werden. Bei dieser Fahrt ging es vor<br />

allem darum, gruppendynamische Prozesse<br />

in Gang zu bringen, um eine bessere<br />

Gruppenidentität zu finden, das Abschied-<br />

Nehmen von einer langjährigen Betreuerin<br />

und Bezugsperson zu verarbeiten sowie<br />

den Umgang mit persönlichen und gemeinsamen<br />

Grenzen zu üben.<br />

Zum Erreichen dieser Ziele hatten sich die<br />

Betreuer/innen bewusst für einen erleb-<br />

nispädagogischen Ansatz entschieden.<br />

Denn dieser ermöglicht eine Bearbeitung<br />

auf einer nicht zwangsläufig kognitiven,<br />

sondern körperlich und Handlungs-/Interaktions-orientierten<br />

Ebene. Zudem kann<br />

durch spannende, Alltags-durchbrechende<br />

Gemeinschaftsunternehmungen in der<br />

Natur die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen<br />

erhöht werden, sich mit diesen<br />

Themen auseinander zu setzen.<br />

Begleitet von zwei weiblichen sowie zwei<br />

männlichen Fachkräften und dem Kursleiter<br />

von Outward Bound stellten sich die<br />

Teilnehmer vielen Herausforderungen, z.B.<br />

beim Klettern an der Kletterwand und am<br />

Naturfelsen, im Hochseilgarten, bei einer<br />

großen Bergtour auf den schneebedeckten<br />

Aggenstein, zwei Mountainbike-Touren,<br />

einer Walderkundung, beim Biwack-<br />

Fahren, bei einer Schluchtüberquerung<br />

und bei vielen weiteren Problemlösungsaufgaben<br />

und Spielen bis zum gelungenen<br />

Absprung mit dem „Flying Fox“ (Freiflug-Seilbahn).<br />

Natürlich gab es auch einen<br />

Pausentag mit Stadtbummel in<br />

nah dran 5<br />

Füssen, und selbstverständlich kam das<br />

Ostereier-Suchen nicht zu kurz!<br />

Alle Teilnehmer waren begeistert von der<br />

rundum gelungenen Fahrt bei sehr guter<br />

Stimmung, Traumwetter, ausgezeichneter<br />

Verpflegung und sehr erfolgreichem Kursverlauf:<br />

Die Jungen waren meist sehr diszipliniert<br />

und lernwillig und haben die<br />

notwendigen Sicherheitsanweisungen gewissenhaft<br />

befolgt. So konnte das geplante<br />

Programm mit viel Spaß vollständig<br />

durchgeführt werden. Am vorletzten Tag<br />

waren die Jugendlichen in der Lage,<br />

Auf der „Jakobsleiter“ braucht man Mut,<br />

Ausdauer und Koordination<br />


6<br />

nah dran<br />

selbständig, ohne Hilfe der Betreuer/innen,<br />

eine voll funktionsfähige und gesicherte<br />

Schluchtüberquerung zu bauen und zu benutzen.<br />

Dazu waren viel Teamarbeit, Konzentration<br />

und Ausdauer notwendig. Der<br />

gemeinsame Erfolg war für jeden Einzelnen<br />

sehr motivierend - sicherlich einer der<br />

Höhepunkte dieses gelungenen erlebnispädagogischen<br />

Ferienkurses.<br />

Der große Moment ereignete sich<br />

früh morgens, an einem Montag,<br />

kurz vor Beginn des diesjährigen<br />

Traum-Sommers auf www.kids-hotline.de:<br />

Am 2. Juni 20<strong>03</strong>, um genau 7.00 Uhr ging<br />

die kids-hotline, das Onlineberatungsangebot<br />

für junge Menschen im Internet des<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz, mit ihren<br />

Webseiten in einem brandneuen Layout<br />

online. Was sich da den unmittelbar und<br />

sehr zahlreich eingeloggten Usern auf den<br />

ersten Blick schon als eine interessante visuelle<br />

Neugestaltung zum Stöbern und<br />

Entdecken anbot, entpuppt sich bei genauerem<br />

Hinsehen als ein technischer<br />

Quantensprung: Hinter dem neuen „Design“<br />

steht eine vollständig neu entwickelte<br />

System-Software, die bisher<br />

weltweit einzigartig ist!<br />

Die „alte“ kids-hotline basierte auf einer<br />

Standardsoftware für Internet-Foren, wel-<br />

Links:<br />

Alle für einen: Mit vereinten Kräften wird ein<br />

Teilnehmer durch das „Spinnennetz“ gefädelt<br />

Rechts:<br />

Nur nicht schwindlig werden: Im Hochseilgarten<br />

geht’s ganz schön luftig zu<br />

Wie man hier sehen kann, geht es bei erlebnispädagogischen<br />

Maßnahmen keineswegs<br />

um vermeintlich „sündteure Abenteuerurlaube“.<br />

Vielmehr überwiegt der Gewinn<br />

für die Kinder und Jugendlichen bei<br />

weitem die Kosten. So greift die Gruppe 1<br />

des Amalie-Nacken-Heims immer wieder<br />

auf das bei dieser Ferienfahrt Erlebte und<br />

Gelernte zurück. Alle Teilnehmer haben<br />

wertvolle Erfahrungen machen können, die<br />

ihnen bei der Bewältigung von Alltagsschwierigkeiten<br />

nachhaltig helfen. Sie<br />

und ihre Betreuer/innen möchten dieses<br />

Erlebnis begeistert weiterempfehlen!<br />

che von ehrenamtlich mitarbeitenden<br />

Technikern im Laufe der letzten Jahre immer<br />

wieder den Anforderungen der Beratung<br />

entsprechend modifiziert worden<br />

war. Die stetig zunehmenden User-Anfragen<br />

zwangen dieses alte System jedoch<br />

immer mehr in die Knie. Deshalb wagte<br />

der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

einen entscheidenden Schritt nach vorne:<br />

Er beauftragte die Münchner Internet-<br />

Agentur Yellowspace smart solutions, eine<br />

vollkommen neue zukunftsfähige System-Grundlage<br />

für die kids-hotline zu entwickeln<br />

und diese für eine zeitgemäße<br />

inhaltliche und graphische Neugestaltung<br />

des Beratungsportals zu nutzen.<br />

Für dieses Produkt gestalteten die Entwickler<br />

auch ein neues Logo mit drei kleinen<br />

Smilies, die binnen kürzester Zeit zum<br />

neuen Markenzeichen der kids-hotline geworden<br />

sind.<br />

Nähere Informationen: Andreas Brommont<br />

(Amalie-Nacken-Heim, Gruppenleiter der<br />

Gruppe 1), Tel. (089) 23 17 16 -8510.<br />

ANDREAS BROMMONT ■<br />

Online-Beratung mit System<br />

und neuem Look<br />

Neugestaltung des Online-Beratungsangebotes<br />

kids-hotline für junge Menschen im Internet<br />

Die „neue“ kids-hotline kennzeichnen drei<br />

Merkmale:<br />

• Kinder und Jugendliche auf der Suche<br />

nach Beratung und Hilfe werden durch<br />

eine direkt an ihren Lebensthemen und<br />

Suchstrategien orientierte Navigation<br />

quasi intuitiv an die für ihre Fragen richtigen<br />

Stellen auf der Webseite geleitet.<br />

Die übersichtliche Neustrukturierung der<br />

Forenberatung erleichtert ihnen das Zurechtfinden.<br />

• Die technischen Funktionen, die für die<br />

Kommunikation und Administration im<br />

Rahmen der Beratung erforderlich sind,<br />

wurden verfeinert und sowohl auf die<br />

Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen<br />

als auch auf die der Beraterinnen und<br />

Berater abgestimmt. Dazu wurden z.B.<br />

zum Gestalten und Bearbeiten eigener<br />

Beiträge, zum Auswählen und Sortieren<br />

von Antworten und zur Koordination von


Von hier aus können junge Menschen ihre Suche nach Beratung und Hilfe im Internet starten:<br />

Die Starseite der neu gestalteten Homepage der kids-hotline<br />

Beratungsverläufen neue und benutzerfreundliche<br />

Optionen eingerichtet.<br />

• Zum datenrechtlichen Schutz der jungen<br />

Menschen wurde bei der Einzelberatung<br />

eine völlig neue Lösung realisiert:<br />

Fand diese früher in Form eines wechselseitigen<br />

eMail-Kontaktes statt, so<br />

wird sie heute mit einem speziell zu diesem<br />

Zweck entwickelten Tool direkt über<br />

die Webseie mit verschlüsselter Datenübertragung<br />

durchgeführt. Damit wird<br />

die kids-hotline dem Vertrauen gerecht,<br />

mit dem sich die jungen Menschen an<br />

sie wenden.<br />

Diese inhaltlichen und technischen Komponenten<br />

macht das neue Layout der<br />

Webseiten mit klaren Strukturen und<br />

selbsterklärenden Symbolen visuell zugänglich.<br />

Das Design bietet mit stilisierten<br />

Bildern von Kindern und Jugendlichen<br />

in warmen, lebendigen Grund-Farben unaufdringlich<br />

Identifikationsmöglichkeiten<br />

an. Gleichzeitig ist es viel abwechslungsreicher<br />

und jugendgerechter gestaltet und<br />

nicht zuletzt auch einfach spannend zu<br />

durchsurfen! Mit diesen Anreizen können<br />

die vielseitigeren Nutzungsmöglichkeiten<br />

transparenter vermittelt werden.<br />

Die wichtigste Innovation besteht jedoch<br />

darin, dass das gesamte Beratungssystem<br />

der kids-hotline auf die Basis einer hoch<br />

flexiblen relationalen Datenbank gestellt<br />

wurde: Mit dem auf dieser Grundlage entwickelten<br />

neuen System hat die kids-hot-<br />

Mitgestaltung hautnah: Einmal jährlich trifft sich das virtuelle Team der ehrenamtlichen Fach- und<br />

Peerberater/innen der kids-hotline im „Real Life“<br />

nah dran 7<br />

line eine zukunftsweisende Voraussetzung<br />

zur Erweiterung ihres Angebotes geschaffen.<br />

Denn mit der neuen Software verfügt<br />

sie jetzt über ein Onlineberatungs-System,<br />

das nicht mehr nur sie selbst für ihre eigene<br />

Beratungstätigkeit einsetzen kann,<br />

sondern es können an dieser Systemlösung<br />

künftig auch andere Institutionen partizipieren:<br />

Wer Onlineberatung anbieten<br />

möchte, muss nun nicht mehr – wie dies<br />

bislang der Fall war – das „virtuelle Rad“<br />

erst für sich neu erfinden, sondern kann<br />

auf die Erfahrungen und Ergebnisse der<br />

kids-hotline aus mehr als vierjähriger Praxis<br />

zurückgreifen und damit Online-Beratung<br />

kostensparend auf dem neuesten<br />

technischen Stand anbieten.<br />

In ersten Ansätzen steht eine solche Partizipation<br />

für drei Münchner Beratungsstellen<br />

bereits kurz vor ihrer Umsetzung:<br />

kibs, die Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle<br />

für männliche Opfer sexueller<br />

Gewalt des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. sowie die Beratungsstellen von<br />

IMMA (Initiative Münchner Mädchenarbeit<br />

e.V.) und Transforma (Privates Institut<br />

zur Transformation und Integration der<br />

Folgen von Schock und Trauma GmbH)<br />

werden in Kooperation mit der kids-hotline<br />

deren System-Software nutzen, um<br />

im Rahmen ihres Beratungsauftrages<br />

selbst Onlineberatung anzubieten.<br />

Um die Steuerung und Qualitätsentwicklung<br />

der kids-hotline effizient weiterführen<br />

zu können, wurde im Zusammenhang<br />

mit der Systemumstellung auch die<br />

Projektleitung personell neu strukturiert.<br />

Die Gesamtleitung des Projekts übernahm<br />

Petra Schopp, welche die kids-hotline<br />

zusammen mit Bertold Nickl und Maik<br />

Smolinski von Beginn an mitaufgebaut<br />

hat. Für die Projektleitung System und<br />

Entwicklung ist nun Maik Smolinski zuständig.<br />

Als Synergie-Effekt wird dieser<br />

künftig in Zusammenarbeit mit dem Netzwerkadministrator<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V., Aleksandr Zabarskiy,<br />

auch die eMail-Administration für den gesamten<br />

Verein übernehmen.<br />

Als sehr spannend, manchmal bis zum<br />

Nervenkitzel, hat Maik Smolinski den<br />


8<br />

nah dran<br />

Höhepunkt der Systemumstellung erlebt:<br />

„Wenige Stunden nach unserem Onlinegang<br />

waren bis zu 200 Besucherinnen und<br />

Besucher gleichzeitig auf der Webseite der<br />

kids-hotline unterwegs. Das war ein<br />

wahnsinnig tolles Gefühl! Allerdings hatte<br />

ich heftige Bedenken, ob unser neues<br />

System, das normalerweise für ca. 100<br />

User ausgelegt ist, diesen Ansturm auch<br />

verkraften würde. Aber dann hat doch alles<br />

gut funktioniert!“. Nach der Einführungs-<br />

und Eingewöhnungsphase sowie<br />

nunmehr bereits sechs Monaten Praxis<br />

mit dem neuen System kann die<br />

kids-hotline eine erfolgreiche Bilanz ziehen:<br />

Die Zahlen der Besucher/innen steigen<br />

weiter an, und die Rückmeldungen<br />

sind durchweg positiv.<br />

Ein besonderes Dankeschön dafür möchte<br />

Petra Schopp allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der kidshotline<br />

aussprechen: Parallel zu ihrem<br />

großen unentgeltlichen Engagement in der<br />

Besuch aus Indien<br />

Die kids-hotline berät über Grenzen hinweg<br />

Das Internet macht’s möglich! Auch im Sinne der Vernetzung<br />

und Globalisierung schafft es dieses Beratungsmedium, über<br />

die Grenzen von Ländern und sogar Kontinenten hinweg wirksam<br />

und erreichbar zu sein. So führte es der kids-hotline<br />

Ende September einen völlig unerwarteten Besuch aus extrem<br />

weiter Ferne zu: Die ehrenamtliche Fachteamerin Dr.<br />

med. Erika Benkel schaute kurz mal eben direkt aus Indien bei<br />

ihrer Projektleitung in der Münchner Liebherrstraße vorbei.<br />

Die Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin lebt<br />

in Delhi und berät von dort aus seit mittlerweile einem Jahr<br />

ehrenamtlich junge Menschen für die kids-hotline. Speziell in<br />

den Foren „Sinn und Leben“, „Sehnsucht“ sowie auch in den<br />

Themenbereichen Medizin, Mädchenforen und Pubertät können<br />

die User in den Beratungen von ihrem psychotherapeutischen<br />

Fachwissen profitieren. Erika selbst beschreibt ihre<br />

Arbeit in der kids-hotline als „eine interessante Aufgabe, die<br />

mir hilft, nicht zu verkrusten, meinen Horizont zu erweitern, in<br />

Verbindung mit den Problemen in Deutschland zu bleiben -<br />

und die mich immer wieder dazu anregt, über Sinn und Leben<br />

nachzudenken.“<br />

Die globale Reichweite des Internets ist in der Beratungarbeit<br />

der kids-hotline zunehmend zu spüren. Gemeinsam mit<br />

Erika aus Indien und den Mitgliedern des Fachteams aus dem<br />

Beratung haben sie die Systementwicklung<br />

und Layout-Neugestaltung in unzähligen<br />

Testläufen kreativ, kritisch und<br />

mit vielen Beiträgen zur Optimierung unterstützt.<br />

„Um auf die ständig wachsende<br />

Nachfrage auch weiterhin mit qualifizierter<br />

Onlineberatung antworten zu können,<br />

brauchen wir allerdings dringend Verstärkung<br />

durch neue ehrenamtliche Mitarbeiter/innen<br />

in unserem Fachteam“, sagt die<br />

Projektleiterin. „Nur so können wir den<br />

rat- und hilfesuchenden jungen Menschen<br />

auch in Zukunft die Unterstützung geben,<br />

die sie benötigen“.<br />

Die kids-hotline ist heute das größte Onlineberatungsangebot<br />

ihrer Art im<br />

deutschsprachigen Raum. Ihre Beratungsforen<br />

sind 24 Stunden am Tag, 7 Tage in<br />

der Woche und 356 Tage im Jahr von jedem<br />

PC der Welt (mit Internetzugang) aus<br />

erreichbar. Jeden Monat erhält sie mehr<br />

als 600 neue Beratungsanfragen, und über<br />

210.000 junge Menschen finden den Weg<br />

auf ihre Webseiten. Diese hohen Zahlen<br />

belegen, dass Onlineberatung bei Kindern<br />

und Jugendlichen sehr gefragt ist und ihnen<br />

einen guten niedrigschwelligen Zugang<br />

bietet. Viele Erfolge in der Beratungspraxis<br />

zeigen auch, dass sie intensiv<br />

genutzt werden kann! Gesellschaftlich und<br />

politisch ist jedoch noch eine Menge Informations-<br />

und Überzeugungsarbeit zu<br />

leisten. Nur wenn öffentliche und private<br />

Partner die Chancen der Online-Beratung<br />

erkennen und sich durch fachliche Kooperation<br />

und finanzielle Förderung an einer<br />

langfristigen Qualitätssicherung und -<br />

entwicklung beteiligen, kann die Vision der<br />

kids-hotline verwirklicht werden - der<br />

Aufbau eines übergreifenden Online-<br />

Beratungsnetzwerks, das hält, was die<br />

kids-hotline ihren Usern schon heute versprechen<br />

und mit ihrem neuen System<br />

jetzt noch effizienter anbieten kann:<br />

„Auch wenn deine Welt mal Kopf steht -<br />

wir sind für DICH da!“<br />

NORBERT BLESCH, ANNETTE GANS, THOMAS HARTKORN ■<br />

Transkontinentale Zusammenarbeit (von links): Maik Smolinski und<br />

Petra Schopp (Projektleitung kids-hotline) begrüßten ihre ehrenamtliche<br />

Fachteamerin Dr. Erika Benkel aus Delhi in München<br />

gesamten deutschsprachigen Raum ist ein Kollege aus Griechenland<br />

beratend tätig. Bei den Usern liegt der Herkunfts-<br />

Schwerpunkt zwar ebenso in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz, es fragen jedoch auch immer wieder Kinder und<br />

Jugendliche aus Frankreich, Luxemburg, Portugal, aus den<br />

USA, Polen sowie selbst aus China und Ägypten um Rat und<br />

Unterstützung an. Die Projektleitung bedankt sich bei dieser<br />

Gelegenheit herzlich bei Erika für ihr Engagement, für das sie<br />

mit dem Medium Internet im wahrsten Sinne des Wortes<br />

Grenzen überwindet. - Zumindest, solange es die Telefondrähte<br />

in Indien mitmachen, die nach Erikas Aussagen im<br />

Störungsfall oft durch bloßes Verknoten per Hand repariert<br />

werden... ;-) PETRA SCHOPP ■


Mit Ritterkämpfen<br />

und Luftballon-Post<br />

Bei der Stadtteilwoche Hasenbergl-Harthof informierte<br />

der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. über sein Engagement im Sozialraum<br />

Vom 27. Juni bis zum 4. Juli 20<strong>03</strong><br />

fand im Münchner Norden<br />

die „Stadtteilwoche Hasenbergl-<br />

Harthof“ statt. Diese Veranstaltung bot<br />

den in der Region ansässigen sozialen<br />

Dienstleistern eine interessante Gelegenheit,<br />

die Bürgerinnen und Bürger über ihre<br />

Angebote zu informieren. Während der<br />

Stadtteilwoche gab es am 28. Juni auch<br />

einen Infomarkt mit Kulturprogramm im<br />

Hasenbergl und am 4. Juli einen sozialen<br />

Nachmittag im Ludwigsfeld. An beiden Tagen<br />

war der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. mit einem Informations-Stand<br />

präsent: Zum ersten Termin traten die<br />

Ambulante Erziehungshilfe (AEH) Hasenbergl/Feldmoching,<br />

die AEH Milbertshofen/Am<br />

Hart/Harthof sowie das Sozialpädagogisch<br />

Betreute Wohnen für Mutter/Vater<br />

und Kind (MVK) gemeinsam<br />

informierend und beratend in Aktion. Bei<br />

der zweiten Veranstaltung hielt die<br />

„Hasenbergler AEH“ alleine die Stellung.<br />

Die Gestaltung dieser Auftritte wurde in<br />

langer Vorbereitung mit viel Einsatz und<br />

phantasievollen Ideen geplant und umgesetzt.<br />

Der Verein stellte sein soziales Engagement<br />

in den Stadtbezirken mit einer<br />

Präsentationswand, Flyern, Jahresberichten<br />

und natürlich in vielen persönlichen<br />

Gesprächen bürgernah vor. Für den<br />

gewissen Stopp- und Aufmerk-Effekt<br />

sorgten dabei besonders zwei Aktionen<br />

zum Mitmachen - das „Hasenbergler Ritterturnier“<br />

und ein „Postversand“ mit Luftballons.<br />

Mit diesen Attraktionen war der Stand<br />

dann auch rege besucht: Viele Kinder und<br />

Jugendliche kamen und hatten eine Menge<br />

Spaß an den Ritterspielen, bei denen<br />

natürlich sowohl Gewinner als auch Verlierer<br />

einen Preis bekamen! Die Eltern in-<br />

Oben:<br />

Wackere Recken schlugen sich ritterlich am<br />

Infostand<br />

Unten:<br />

Familien schickten <strong>Kinderschutz</strong>-Ballons mit<br />

Grüßen auf die Reise<br />

nah dran 9<br />

formierten sich währenddessen am Stand<br />

über die Angebote des Vereins. Gemeinsam<br />

mit ihren Familien ließen sie dann<br />

persönliche Grüße an bunten Ballons mit<br />

Name und Web-Adresse des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. in den Himmel steigen.<br />

Auch die anderen Aussteller schauten<br />

da schon mal vorbei, wie zum Beispiel die<br />

jungen Männer der Freiwilligen Feuerwehr,<br />

die gleich als erste das Ritterturnier bestritten.<br />

So gelang es den Teams, die Präsenz des<br />

Vereins vor Ort im Stadtteil zu zeigen und<br />

weiter bekannt zu machen. Der positive<br />

Kontakt mit den vielen Besucherinnen und<br />

Besuchern am Info-Stand und nicht zuletzt<br />

der große Spaß, den alle Beteiligten<br />

dabei hatten, waren den Einsatz allemal<br />

wert. RALF DIETRICH ■


Beim Sommerfest<br />

auf der Wiese<br />

Zur Einweihung der Kindertagesstätte Parkstadt Schwabing zeigten<br />

Kinder und Familien aus 16 Nationen, was Integration bedeuten kann<br />

Bei strahlend blauem Himmel und<br />

Temperaturen, die alle kleinen und<br />

großen Gäste - und natürlich auch<br />

das Team der Mitarbeiter/innen - ganz<br />

schön ins Schwitzen brachten, fand am 11.<br />

Juli 20<strong>03</strong> die offizielle Einweihungsfeier<br />

der Kindertagesstätte des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. in der Lilly-Reich-<br />

Straße 14, München statt. Es wurde für<br />

alle ein wundervoll bunter und fröhlicher<br />

Tag, der so richtig zur Vielfalt der dabei<br />

vertretenen Kulturen und Nationalitäten<br />

passte. Denn in diesem Kindergarten, der<br />

im September letzten Jahres eröffnet wurde,<br />

tummeln sich mittlerweile in drei vollbesetzten<br />

Gruppen 75 Kinder aus insgesamt<br />

16 Nationen! Sie alle spielen, lachen<br />

und (er)leben hier zusammen und lernen<br />

dabei einander sowie ihr gemeinsames Zuhause,<br />

das neu entstehende Stadtviertel<br />

Parkstadt Schwabing, immer besser kennen.<br />

Zum feierlichen Festakt fanden sich viele<br />

Gäste, darunter Stadtschulrätin Elisabeth<br />

Weiß-Söllner, Werner Lederer-Piloty als<br />

Vorsitzender des Bezirksausschusses, Dr.<br />

Gernot Wiegand, Vorstandsvorsitzender,<br />

und Gerlinde Schneider, stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V., sowie Geschäftsführer<br />

Arno Bock in der zum Festsaal ausgeschmückten<br />

Turnhalle des Kindergartens<br />

ein, um Grußworte und gute Wünsche<br />

zu überbringen.<br />

Kindergartenleiterin Tanja Aumann beschrieb<br />

die besondere Situation der Kindertagesstätte<br />

mit ihrer multikulturellen<br />

Zusammensetzung in einem völlig neuen<br />

Stadtviertel und stellte das darauf zugeschnittende<br />

pädagogische Konzept vor.<br />

Sein Schwerpunkt liegt auf der Integration<br />

der Kinder durch Sprachförderung,<br />

Wertevermittlung, Kennenlernen von ver-<br />

Als Käfer, Bienen und<br />

kleine Vögel begrüßten die Kinder<br />

ihre Gäste mit einem Singspiel<br />

Fühlt sich alles anders an: Beim Sinnesparcours<br />

testeten kleine und große Besucher/innen ihr<br />

Spürvermögen


Beim Sackhüpfen kam man richtig ins<br />

Schwitzen<br />

schiedenen Festen sowie durch erfahrungsbezogene<br />

Projekte, z.B. „Baustelle“<br />

und „Anders sein“. Als wichtige Unterstützung<br />

dazu arbeitet das Team, zu dem auch<br />

ein männlicher Erzieher gehört, intensiv<br />

mit den Eltern zusammen. Elterngespräche,<br />

Elternabende und Elterncafés zu<br />

bestimmten Themen und Anlässen sollen<br />

den Kontakt der Familien untereinander<br />

fördern und ihnen Hilfen zur Eingewöhnung<br />

in den neuen Stadtteil geben.<br />

Durch die Einbindung des Regelkindergartens<br />

in das Jugendhilfeangebot des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. als Betriebsträger<br />

kann u.a. für die Betreuung<br />

verhaltensorigineller Kinder bei Bedarf<br />

auch eine Beratung und spezielle Unterstützung<br />

durch dessen Ambulante Erziehungshilfe<br />

genutzt werden. Darüber hinaus<br />

arbeitet die Kindertagesstätte mit der<br />

mobilen Frühförderung zusammen und<br />

bemüht sich um eine aktive Vernetzung<br />

mit zahlreichen anderen Einrichtungen in<br />

der Sozialregion Schwabing/Freimann.<br />

Bevor zwischen Puppenecke und Bauteppich<br />

in einem der Gruppenzimmer mit<br />

Sekt- und Canapé-Empfang für das leibliche<br />

Wohl der Gäste gesorgt wurde, zauberten<br />

zwölf Vorschulkinder noch einmal<br />

Kindergartenatmosphäre: Sie besangen<br />

das für sie im Anschluss stattfindende<br />

Gartenfest mit ihrem Singspiel „Beim<br />

Sommerfest auf der Wiese“, zu dem sie als<br />

kleine Vögel, Käfer und Bienen tanzend<br />

durch den Festraum schwirrten. Darauf<br />

hieß es für alle Kinder, Eltern, Omas und<br />

Schmunzelmonster mit Designer-Brille:<br />

Der Drache Feuerfauch uns sein Alter Ego<br />

Thomas Hartkorn<br />

Geschwister endlich „Auf die Plätze - fertig<br />

- los!“ zu Wettspielen, Sackhüpfen,<br />

Bastel- und Schminkaktionen sowie zum<br />

vielbesuchten „Sinnesparcours“.<br />

Höhepunkt des Einweihungsfestes war<br />

schließlich ein selbst geschriebenes und<br />

mit viel Liebe und Einsatzfreude von Erzieherinnen<br />

unter der „Regie“ von Thomas<br />

Hartkorn, Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />

des Vereins, einstudiertes Marionettenspiel:<br />

Dabei machten sich die Kinder gemeinsam<br />

mit der Raupe Kicherschmatz,<br />

dem Pferdchen Hopplahopp und dem Raben<br />

Krächz auf die Suche nach dem<br />

„Spielzeugschatz im Zauberspiegel“. Dieser<br />

wurde unter den Tatzen des Drachen<br />

Feuerfauch buchstäblich persönlich von<br />

den Kindern gefunden. Vor lauter Begeisterung<br />

drängten sie sich dabei vor der<br />

Bühne um den „Riesen (Arno) Bock“ und<br />

prüften die Puppen samt Bühnenbild<br />

hautnah auf ihre Echtheit.<br />

Zum Abschluss durften dann alle Kinder<br />

noch bunte Luftballons auf die Reise<br />

schicken, die vielfach unter Tränen losgelassen<br />

wurden, da viele nicht nur eine Karte<br />

mit Grüßen, sondern auch ihr Herz an<br />

ihren Ballon gehängt hatten. Die Kindertagesstätte<br />

Parkstadt Schwabing wird das<br />

Zusammenleben und -lernen dieser Kinder<br />

und ihrer Familien weiter fördern, damit<br />

es auch in Zukunft bunt und vielfältig<br />

werden kann.<br />

TANJA AUMANN, THOMAS HARTKORN ■<br />

Das Kindergartenteam: Nicole Zajonz, Felicitas Wiemer, Köchin Jitka Dytrt, Leiterin Tanja Aumann,<br />

Hildegard Scheuring, Anett Kasper und Alexander Walser (von links)<br />

nah dran 11


12<br />

nah dran<br />

Mit dem Umzug in seine neuen<br />

größeren Räume in der Dr.-Engert-Straße<br />

9, Dachau konnte<br />

das Schülerzentrum am Schloßberg im<br />

Herbst 2002 einen „großen Wurf“ verwirklichen:<br />

Das neue Zuhause im Souterrain<br />

des Schulerweiterungsbaus bot nicht<br />

nur mehr Platz für die seit Oktober 1998<br />

erfolgreich geleistete Schulsozialarbeit mit<br />

einer Hauptschulgruppe. Es ermöglichte<br />

auch die Eröffnung einer zweiten Gruppe<br />

für Grundschulkinder. Jede der beiden<br />

Gruppen verfügt seither über einen kombinierten<br />

Arbeits- und Speiseraum sowie<br />

ein Zimmer für die Freizeitgestaltung. Für<br />

Schüler/innen aller Altersstufen der Schule<br />

am Schloßberg bietet das Schülerzentrum<br />

nun Jugendsozialarbeit mit einem<br />

präventiven, niedrigschwelligen und hal-<br />

boffenen Charakter an. Finanziert wird das<br />

Projekt vom Landkreis Dachau als Träger<br />

der Schule. Bei der offiziellen Einweihungsfeier<br />

des neuen Domizils am 15. Juli<br />

20<strong>03</strong> erhielt das Team des Schülerzentrums<br />

viel Lob und Anerkennung für seine<br />

bisherige Arbeit.<br />

Das flexible pädagogische Angebot des<br />

Schülerzentrums ist auf die Bedürfnisse<br />

der Schülerinnen und Schüler, aber auch<br />

ihrer Eltern zugeschnitten. Es antwortet<br />

auf die immer rasantere Veränderung der<br />

Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen:<br />

Da ihnen in ihren Familien heute vielfach<br />

verlässliche Strukturen fehlen, ist die<br />

Schule für sie oft der einzige strukturierte<br />

Rahmen - sie ist Lebensort und Lebensmittelpunkt.<br />

Die Schulsozialarbeit<br />

Von links: Schülerinnen vom Thekenteam der Hauptschulklassen<br />

bewirten Schulleiterin Roswitha Weiß<br />

(Schule am Schloßberg, Lernförderung), Hermann<br />

Ehrlich (Schülerzentrum am Schloßberg) und Walter<br />

Wüst (Leiter des Amalie-Nacken-Heims) bei der<br />

Einweihungsfeier des Schülerzentrums<br />

(Foto: Toni Heigl)<br />

Ein Stück Zuhause<br />

an der Schule<br />

In seinen neu eingeweihten Räumen bietet das Schülerzentrum am Schloßberg<br />

Förderung und verlässliche Strukturen für Grund- und Hauptschüler/innen<br />

bietet den Kindern und Jugendlichen an<br />

der Schule einen Platz, wo sie nachmittags<br />

ein offenes Ohr finden, Kontakte<br />

knüpfen, Lernen und Freizeit selbst organisieren<br />

und gemeinsam gestalten können.<br />

Für viele ist das eine tolle (manchmal<br />

die einzige) Alternative zum Alleinsein<br />

oder „Rumhängen“.<br />

Zuhören und Lösungen<br />

erarbeiten in der<br />

Hauptschulgruppe<br />

In der Hauptschulgruppe für die Klassenstufen<br />

5 bis 9 werden derzeit insgesamt<br />

60 und täglich etwa 30 Jugendliche<br />

von Projektleiter Hermann Ehrlich und seinen<br />

Mitarbeiterinnen Michaela Wester-


maier und Heike Seitz betreut. Bei ihnen<br />

können die Schüler/innen erstmal „loswerden“,<br />

was sie im Schulalltag frustriert<br />

oder auch gefreut hat, vom verlorenen<br />

Lieblingskuli, über die zwei in Mathe bis<br />

zum Krach mit dem Deutschlehrer wegen<br />

vergessener Hausaufgaben. Die Mitarbeiter/innen<br />

des Schülerzentrums hören zu,<br />

versuchen zu klären und erarbeiten mit<br />

den Jugendlichen Lösungen für schwierigere<br />

Probleme, die immer auf eine konkrete<br />

praktische Unterstützung ausgerichtet<br />

sind. Dies gilt auch dann, wenn sich<br />

Eltern an das Schülerzentrum wenden, z.B.<br />

weil ein Schüler beim „Klauen“ erwischt<br />

wurde, weil es Probleme mit der Klassenlehrerin<br />

gibt o.Ä. Hier können Gesprächsangebote<br />

für Schüler/innen und Eltern<br />

sehr hilfreich sein.<br />

Alltagsstruktur mit<br />

Arbeits- und Freizeit-<br />

angeboten<br />

Das tägliche Programm der Schulsozialarbeit<br />

hilft den Jugendlichen, ihren Alltag<br />

nach dem Unterricht sinnvoll zu strukturieren.<br />

Die Hauptschüler/innen kommen<br />

zwischen 13.00 und 16.00 Uhr in ihre<br />

Gruppenräume. Hier erhalten sie um 13.00<br />

Uhr ein Mittagessen aus der Küche des<br />

Amalie-Nacken-Heims (<strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V.). Daran schließt sich die<br />

Hausaufgabenbetreuung an. Im offenen<br />

Betrieb des Schülercafés können sich die<br />

Jugendlichen dann mit Billard und Fußballkicker<br />

oder am Computer entspannen<br />

und den selbstorganisierten Thekenverkauf<br />

in Anspruch nehmen. An mehreren Wochentagen<br />

finden ab 15.00 Uhr feste Arbeitsgruppen,<br />

wie Internet-Café, Multimedia-Gruppe<br />

und Thekenteam, statt.<br />

Darüber hinaus gibt es für die Schüler/innen<br />

der Hauptschulgruppe noch viele weitere<br />

Angebote zur Gestaltung ihrer Freizeit,<br />

z.B. Ausflüge, Ferienfahrten, Sportturniere,<br />

Feste, Parties usw.<br />

Grundschulgruppe mit<br />

Schlaraffenland<br />

Mit Beginn des Schuljahres 2002/20<strong>03</strong><br />

konnte das Schülerzentrum am Schloß-<br />

berg räumlich und personell um eine<br />

Grundschulgruppe erweitert werden. In<br />

dieser betreuen die Sozialpädagoginnen<br />

Mariana Salapija und Susanne Heppner<br />

derzeit insgesamt 24 Kinder der Klassenstufen<br />

1 bis 4. Die Gruppe umfasst täglich<br />

höchstens 14 Grundschulkinder, die<br />

jeweils für bestimmte Wochentage fest<br />

angemeldet werden.<br />

Nach dem Unterricht erwartet sie eine<br />

freundliche Atmosphäre in gemütlich gestalteten<br />

Räumen. So können sie sich z.B.<br />

in einem großen, hellen Zimmer mit blauer<br />

Lese-Ecke und einem riesigen Berg kuscheliger<br />

Matratzen, Kissen und Polster ihr<br />

eigenes „Schlaraffenland“ einrichten. Bei<br />

früherem Unterrichtsende bleibt Zeit, sich<br />

hier beim Softballspielen oder Matratzenburgen-Bauen<br />

auszutoben und den Betreuerinnen<br />

wichtige Erlebnisse zu erzählen.<br />

Von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr gibt<br />

es dann ein warmes Mittagessen, das die<br />

Gruppe gemeinsam einnimmt. Die Betreuerinnen<br />

nehmen sich dafür mit den<br />

Kindern bewusst viel Zeit, weil ein gemeinsames<br />

Mahl ohne Hektik in vielen Familien<br />

nicht mehr selbstverständlich ist.<br />

Die Kinder sollen sich dabei entspannen<br />

und wohlfühlen können. Anschließend<br />

werden bis 15.00 Uhr die Hausaufgaben<br />

erledigt. Hierbei helfen die Betreuerinnen,<br />

wo es notwendig ist, motivieren die<br />

Grundschüler/innen aber vor allem zu<br />

selbständigem Arbeiten. Danach gibt es<br />

bis 16.00 Uhr je nach Wochentag unter-<br />

nah dran 13<br />

schiedliche sozialpädagogische Freizeitangebote:<br />

Die Kinder können basteln, sich<br />

durch Traumreisen gezielt entspannen, frei<br />

spielen oder am Mädchenclub sowie an<br />

einem Trainingskurs „Fair streiten“ teilnehmen.<br />

In den Ferien bietet ihnen das<br />

Schülerzentrum an einigen Tagen besondere<br />

Aktionen, wie z.B. in diesem Herbst<br />

eine Halloween-Party, oder Ausflüge an.<br />

Ganzheitliche Förderung<br />

Durch den strukturierten Tagesablauf und<br />

die vielfältigen Interessens- und Gesprächsangebote<br />

wird in der Grundschulgruppe<br />

die ganze Persönlichkeit der Kinder<br />

gefördert und gefordert. Der einheitliche,<br />

liebevolle aber konsequente Umgang hilft<br />

den kleinen Besucherinnen und Besuchern,<br />

sich sicher, geborgen und angenommen zu<br />

fühlen. Bei der Auseinandersetzung mit<br />

den Eigenheiten der einzelnen Kinder legen<br />

die Betreuerinnen großen Wert auf eine<br />

enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften<br />

und stehen den Eltern beratend<br />

zur Seite. Bei stärkeren Verhaltensauffälligkeiten<br />

können die Kinder je nach Bedarf<br />

auch an geeignete Einrichtungen der<br />

Jugendhilfe oder an Therapeuten weitervermittelt<br />

werden.<br />

Besonders wichtig für die gesamte Arbeit<br />

des Schülerzentrums ist seine intensive<br />

Kooperation mit dem Lehrer/innen-Kollegium.<br />

Diese reicht von informellen Kontakten<br />

über die Betreuung von<br />

Das Team der Grundschulklassen-Betreuung, Mariana Salapija und Susanne Heppner,<br />

mit Projektleiter Hermann Ehrlich (von links)<br />


14<br />

nah dran<br />

Schüler/innen in Freistunden bis zu Projekten,<br />

Schulausflügen und Klassenfahrten,<br />

von gemeinsamen Elterngesprächen<br />

bis zu Angeboten der Krisenintervention<br />

und Beratung bei Konflikten im Schulalltag.<br />

Viel Lob für die<br />

bisherige Arbeit<br />

Zum sommerlichen Einweihungsfest der<br />

neuen Räume, bei dem u.a. Landrat Hansjörg<br />

Christmann, der Landtagsabgeordnete<br />

Blasius Thätter, acht Bürgermeister/innen<br />

der Stadt und des Landkreises Dachau<br />

sowie die Kreisrätinnen Marianne<br />

Klaffki (Vorstandsmitglied des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V.) und Sylvia<br />

Neumeier zu Gast waren, konnte das Team<br />

des Schülerzentrums bereits auf fast fünf<br />

Jahre gelungener Schulsozialarbeit<br />

zurückblicken. Mehrere Redner/innen würdigten<br />

seinen großen Erfolg: So berichte-<br />

ten die Schulleiterinnen der Schule am<br />

Schloßberg, Roswitha Weiß (Bereich Lernförderung)<br />

und Gabriele Oswald-Kammerer<br />

(Bereich Sprachförderung) mit Begeisterung,<br />

dass das Schülerzentrum „für Kinder<br />

aus teilweise schwierigem Umfeld, in<br />

schwierigen Zeiten, einen Ort des Vertrauens,<br />

der Geborgenheit, der Verlässlichkeit,<br />

fast ein Stück heimatliches Zuhause“<br />

biete. Landrat Hansjörg Christmann<br />

betonte, dass der Landkreis mit der Einrichtung<br />

des Schülerzentrums weitsichtig<br />

auf Prävention gesetzt habe - ein für die<br />

Gesellschaft kostensparender Entschluss,<br />

der dennoch nicht leicht zu vermitteln sei.<br />

Dass dieser Ansatz jedoch nachhaltig erfolgreich<br />

ist, konnte Walter Wüst, Leiter<br />

des Amalie-Nacken-Heims und der Schulsozialarbeit<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. in Dachau mit Freude bestätigen:<br />

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen,<br />

welche höhergradige und damit<br />

teurere Maßnahmen der Jugendhilfe (wie<br />

die Unterbringung in einer Heilpädagogischen<br />

Tagesstätte oder einem Heim)<br />

benötigen, geht an der Schule am Schloßberg<br />

zurück.<br />

Für die Zukunft wünschen sich Hermann<br />

Ehrlich und sein Team eine noch stärkere<br />

Vernetzung ihrer Arbeit mit dem schulischen<br />

Leben. Walter Wüst: „Unser Ziel ist<br />

eine noch stärkere Integration von Schule<br />

und Jugendhilfe“, damit die Entstehung<br />

„schwierigerer Fälle“ möglichst vermieden<br />

werden kann. Dazu entwickelt das Schülerzentrum<br />

am Schloßberg jetzt z.B. gemeinsam<br />

mit der Schule ein Projekt „Auszeit“,<br />

durch das akute Konflikte im Unterricht abgebaut<br />

werden sollen. Die Schulsozialarbeitdes<strong>Kinderschutz</strong>undMutterschutze.V.<br />

in Dachau ist auf einem vielversprechenden<br />

Weg, der auch für andere Schulen/Gemeinden<br />

interessant sein könnte.<br />

Beim Mittagessen in ihrem neuen bunten Gruppenraum können sich die Grundschulkinder entspannen und Gemeinsamkeit erleben<br />

HERMANN EHRLICH, SUSANNE HEPPNER,<br />

MARIANA SALAPIJA, THOMAS HARTKORN ■


Einen guten Draht „nach oben“ hatte<br />

offenbar die Ambulante Erziehungshilfe<br />

(AEH) des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V., als sie am 17. September<br />

20<strong>03</strong> zu ihrem ersten Jahrestag<br />

im neuen Haus am Münchner Ostpark ihre<br />

Einweihungsfeier nachholte. Dabei<br />

musste der junge Rasen, den Jugendliche<br />

im Gartenprojekt letzten Herbst eingesät<br />

und mit liebevoller Pflege über diesen<br />

Jahrtausend-Sommer gerettet haben, seine<br />

erste Biergarten-Feuerprobe bestehen.<br />

Denn bei solch strahlendem Sonnenschein<br />

nahmen zahlreiche Gäste auf den Bierbänken<br />

im großzügig angelegten Garten<br />

Platz.<br />

Eingeladen hatten dazu die beiden AEH-<br />

Teams des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. und des Stadtjugendamts München/Angebote<br />

der Jugendhilfe. Seit einem<br />

Jahr teilen sie sich nun das Haus in<br />

der Feichtstraße 5. Bereits in dieser kurzen<br />

Zeit hat es sich zu einer gern und mit Vertrauen<br />

besuchten Anlaufstelle für Kinder,<br />

Jugendliche und deren Familien, aber auch<br />

Ein Kirschlorbeer zum ersten Jahrestag: Die Feichtstraßen-Teams freuten sich über<br />

das Geschenk von AEH-Leistungsbereichsleiterin Leiterin Ruth Schwab-Betz (5. von links) -<br />

Frank Krasniqi, Toni Egerer, Thomas Friedrich, Claudia Möhres-Wünsche, Maike Lorenz,<br />

Matthias Kraus, Marianne Käser, Iska Voigt Bauregger, Miriam Roth,<br />

Steffi Zeller, Christoph Lutz (von links)<br />

Wenn Engel feiern...<br />

Der Himmel lachte sprichwörtlich bei der Einweihungsfeier<br />

der Ambulanten Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach:<br />

„Ein Jahr Feichtstraße!“<br />

für zahlreiche Fachkräfte aus der Region<br />

entwickelt. Konkrete Hilfen bei Erziehungsschwierigkeiten<br />

werden hier ebenso<br />

kompetent geleistet wie fachlicher Austausch,<br />

Vernetzung und Kooperation.<br />

Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des Vereins für Sozialarbeit<br />

e.V. sind die beiden Teams für die Ambulante<br />

Erziehungshilfe in der Sozialregion<br />

Ramersdorf/Perlach zuständig. In enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen<br />

Sozialdienst (ASD) bemühen sie sich, den<br />

zahlreichen Anfragen mit qualifizierten<br />

Angeboten gerecht zu werden. Dabei ist<br />

eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

entstanden, deren positive Atmosphäre<br />

während der Feier immer wieder zu<br />

spüren war. So waren viele Kooperationspartner<br />

gekommen, um die AEH-Teams zu<br />

beglückwünschen.<br />

Claudia Möhres-Wünsche (<strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V.) und Frauke Henrichs<br />

(Stadtjugendamt München), die beiden<br />

Leiterinnen der Teams, führten mit<br />

Charme durch das Festprogramm. Gabriele<br />

Berz, die Abteilungsleiterin des Stadtjugendamtes<br />

München/Angebote der<br />

Jugendhilfe, Norbert Blesch, der stell-<br />

Kooperation mit Charme: Frau Henrichs, Stadtjugendamt München/Angebote der Jugendhilfe (links),<br />

und Claudia Möhres-Wünsche vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. (rechts) leiten die Team des<br />

Ambulanten Erziehungshilfe Ramersdorf/Perlach<br />

▲<br />

15


16<br />

nah dran<br />

vertretende Geschäftsführer des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V., Karl-Heinz<br />

Weyrich, der Außenstellenleiter des ASD<br />

Ost 1 und Norbert Gutzeit, der Sprecher<br />

von REGSAM (Regionalisierung Sozialer<br />

Arbeit in München) kommentierten in<br />

ihren Gruß-Reden die aktuelle Situation<br />

der Erziehungshilfe in München und gaben<br />

ihrer Hoffnung auf eine weitere gelingende<br />

Zusammenarbeit und eine befriedigende<br />

Versorgung der Region mit Ambulanter<br />

Erziehungshilfe Ausdruck.<br />

Auch Prof. Frank Groner, Dekan des Fachbereichs<br />

Soziale Arbeit der Katholischen<br />

Stiftungsfachhochschule München, und<br />

Bernadette Raschke, Jugendbeauftragte<br />

des Bezirksausschusses beglückwünschten<br />

die beiden AEH Teams für das erfolgreiche<br />

erste Jahr in der Feichtstrasse.<br />

Zwischendurch „bezauberte“ Michael Heß<br />

vom AEH-Team Au/Haidhausen/Bogenhausen<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. im wahrsten Sinne des Wortes<br />

durch seine magischen Kunststücke. Dabei<br />

sorgte er mit feinsinnigen Bezügen auf die<br />

... als auch beim Bau der endlosen Kugelbahn<br />

Gelungene Zusammenarbeit der Jugendhilfe-Partner: Sowohl beim Zaubern mit Norbert Gutzeit<br />

(REGSAM), Magier Michael Hess (AEH Au/Haidhausen/Bogenhausen) und Yasmin Riza (Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe München Landkreis)...<br />

Lücken und Tücken der sozialpädagogischen<br />

Praxis für so manches Schmunzeln.<br />

Mit „New Games“, bei denen die Gäste<br />

einmal mehr ihre Team-Fähigkeit unter<br />

Beweis stellen konnten, leiteten die Mitarbeiter/innen<br />

des Hauses dann zwanglos<br />

zum „genüsslichen“ Teil der Veranstaltung<br />

über: Für das tolle Buffet war die „Junge<br />

Arbeit Neuperlach“ verantwortlich, die bei<br />

dieser Gelegenheit beispielhaft zeigte, wie<br />

im 16. Stadtbezirk Jugendliche zur beruflichen<br />

(Wieder-)Eingliederung gefördert<br />

werden und ihr Können den Einrichtungen<br />

des sozialen Netzwerks zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Ein Resümée des Festes, über das sich die<br />

AEH-Teams und Leistungsbereichsleiterin<br />

Ruth Schwab-Betz sehr gefreut haben, zog<br />

Eva-Maria Huber, die Leiterin des Altenund<br />

Service-Zentrums Ramdersdorf, in einem<br />

Brief an die Gastgeber/innen: „Es war<br />

eine rundherum gelungene Feier. Unkomplizierte<br />

Festredner und -rednerinnen, unterbrochen<br />

von einem Zauberer, der es verstand,<br />

beeindruckende Kunststückchen mit<br />

Fachlichkeit zu paaren und ein hervorragendes<br />

Buffet“.<br />

Beim Genießen von Leckerbissen, Sonnenschein<br />

und guter Laune wuchsen die<br />

Gäste und Gastgeber an diesem Nachmittag<br />

weiter zusammen in der gemeinsamen<br />

Verantwortung für „ihre Sozialregion“ Ramersdorf/Perlach.<br />

RUTH SCHWAB-BETZ ■


Haben Sie etwas<br />

für uns übrig!<br />

Helfen Sie uns, besondere Angebote für Menschen<br />

in sozialen Notlagen zu verwirklichen, durch Ihre Spende<br />

oder Fördermitgliedschaft<br />

Besondere Situationen und Lebensbedingungen bedürfen besonderer Antworten. Das gilt<br />

besonders, wenn Menschen in soziale Not geraten. Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

bietet solche Antworten - konkret, individuell und flexibel auf die Lebenswelt und die persönliche<br />

Lage der/des Einzelnen zugeschnitten. Wir unterstützen Kinder, Jugendliche und ihre<br />

Familien dort, wo und so, wie sie es benötigen. Wir bieten keine Hilfe von der Stange, sondern<br />

ein vielfältiges Spektrum von innovativer vernetzter Jugendhilfe aus einer Hand.<br />

Gute Hilfe ist nicht umsonst<br />

Viele unserer Einrichtungen und Projekte können wir (noch) über öffentliche Zuschüsse (teil-)finanzieren.<br />

Doch die immer knapper werdenden Sozialhaushalte, auf die allseits mit dem Abbau<br />

sozialer Leistungen reagiert wird, führen dazu, dass wir unsere Aufgaben nur noch mit stetig<br />

steigender Eigenbeteiligung erfüllen können.<br />

Weil sich die Not von Menschen aber nicht nach gewährten Zuschüssen richtet, gilt für uns<br />

auch in Zukunft der Grundsatz: Wenn eine Hilfe notwendig und sinnvoll ist, und wir einen Weg<br />

finden, sie zu finanzieren, dann bieten wir sie auch an!<br />

Wir sind dringend auf Spenden angewiesen<br />

• für unkonventionelle Hilfen im Einzelfall<br />

Die Sozialgesetzgebung garantiert keine lückenlose Absicherung. Immer wieder fallen<br />

Menschen durch das soziale Netz, weil sie nicht in die „Säulenordnung“ des Hilfesystems<br />

hineinpassen. Mit Spenden können wir ihnen dennoch helfen.<br />

• für die Weiterentwicklung und den Neuaufbau von Hilfeprojekten<br />

Um zeitnah und zielgenau Not zu lindern, müssen Hilfeformen weiter- oder neu entwickelt<br />

werden. Mit Spenden können wir kreative zukunftsweisende Ideen verwirklichen.<br />

• zur Sicherstellung einer dauerhaften Hilfe<br />

Wo die Zuschüsse der öffentlichen Hand nicht ausreichen (oder ganz fehlen), wollen wir<br />

auch in Zukunft Angebote aus eigenen Mitteln finanzieren. Als Non-Profit-Unternehmen<br />

können wir nur mit Spenden dafür sorgen, dass Menschen unsere Hilfe so lange erhalten<br />

können, wie sie sie benötigen.<br />

Helfen Sie uns, damit wir helfen können<br />

• durch Ihre Spende<br />

Machen Sie mit jedem Euro ein wenig mehr Hilfe möglich!<br />

Spendenkonto 7818300<br />

Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 700 205 00)<br />

Wenn Sie eines unserer Projekte gezielt unterstützen möchten,<br />

geben Sie uns bitte dessen Namen als Kennwort an.


• durch regelmäßige Spenden im Rahmen einer Fördermitgliedschaft<br />

Bauen Sie mit an der zukunftsorientierten Weiterentwicklung<br />

unserer Hilfeangebote!<br />

Geben Sie für Ihre Fördermitgliedschaft im beiliegenden Formular Ihren Spendenbeitrag<br />

an, und senden Sie es mit Ihrer Unterschrift an: <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.,<br />

Liebherrstraße 5, 80538 München, Fax (089) 23 17 16 -9969.<br />

Als Fördermitglied erhalten Sie regelmäßig unsere Zeitschrift nah dran, mit der wir Sie<br />

informieren möchten, wofür wir Ihre Spenden einsetzen. Auf Wunsch veröffentlichen wir Ihren<br />

Namen auf unserer Dankesseite im Internet unter www.kinderschutz.de.<br />

Gerne informieren wir Sie auch persönlich zu unserem Verein und unseren Angeboten:<br />

Tel. (089) 23 17 16 -0.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Ihr<br />

Für den Mehrfarbdruck (S. 17-20)<br />

danken wir sputniks werbeagentur GmbH, München<br />

Seit seinem Umzug in ein neues Zuhause im Frühjahr 20<strong>03</strong> hat<br />

das Sozialpädagogisch Betreute Wohnen für Mutter/Vater<br />

und Kind des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. nun erstmals<br />

einen kleinen Garten zur Verfügung. Dadurch kann die<br />

ganzheitliche Entwicklungsförderung der betreuten Kinder<br />

jetzt mit kreativen Spiel- und Naturerfahrungen in einem sicheren<br />

Freiraum unterstützt werden. Der Garten soll als motorisches<br />

und soziales Übungsfeld Neugierde wecken, die<br />

Sinneswahrnehmung und das „Be-Greifen“ fördern und zur<br />

Entwicklung eines positiven Körpergefühls beitragen.<br />

Dazu benötigt das Projekt aber noch die Grundausstattung:<br />

Neben einem großen Sandkasten mit Sonnensegel und Wasserstelle<br />

zum „Matschen“ wäre ein kleines Holzhäuschen für<br />

aufregende Kuckuck- und Versteckspiele sehr schön. Hier<br />

wäre auch Platz für die<br />

beliebten Rollenspiele,<br />

zu denen sich Kinder<br />

gerne in „ihr Haus“<br />

zurückziehen.<br />

Viele der betreuten<br />

Kinder bedürfen motorischer<br />

Förderung, da<br />

sie bei ihren alleinerziehenden,<br />

oft noch<br />

minderjährigen Müttern/Vätern<br />

beengt<br />

aufwachsen. Dazu wäre<br />

ein kleiner „Fuhr-<br />

park“ mit Bobby-Cars und einem<br />

Laufrad zum Trainieren<br />

des Gleichgewichtssinnes<br />

zweckmäßig. Ein Kriechtunnel<br />

kann helfen, Ausdauer und<br />

Kraft zu üben, Hüpfball und<br />

Schaukel-Pferd stärken die<br />

Muskulatur.<br />

Um die Mütter/Väter in ihrer Erziehungskompetenz<br />

zu stärken,<br />

soll ihnen der Garten auch<br />

Anregungen geben, wie sie die<br />

Energie und Aufmerksamkeit<br />

ihrer Kinder positiv lenken und<br />

binden können. Der Aufbau ei-<br />

Dr. Gernot Wiegand<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

Ein eigener Garten als Spiel- und Übungsraum<br />

Spielspaß mit Trainingseffekt für ein<br />

gutes Körpergefühl<br />

Hoffentlich geht’s bald wieder<br />

nach draußen...<br />

ner Spiele-Kiste mit Materialien, die große und kleine Menschen<br />

zu gemeinsamem Ausprobieren anregen, macht viel<br />

Spaß und stärkt die Eltern-Kind-Interaktion. Hier hinein<br />

gehören Seil- und Ballspiele sowie Balancegeräte, die sich<br />

die Kinder mit den helfenden Händen größerer Personen erobern<br />

können. Auch ein Schwungtuch fördert das gemeinsame<br />

Aktivwerden der Erwachsen mit ihren Kindern. Und<br />

wenn es draußen mal kräftig regnet, kann durch die Bereitstellung<br />

von „Matschhosen“ in verschiedenen Größen eine<br />

zu starke Einschränkung der Kinder vermieden werden.<br />

Damit der Kreativgarten vielleicht schon im nächsten Frühling<br />

Wirklichkeit werden kann, bitten wir Sie um Ihre Unterstützung!<br />

RENATE LANGBEIN ■


Kreative Partner<br />

für kreative Jugendhilfe<br />

Die Münchner Werbeagentur sputniks wirbt und informiert seit 1996<br />

rund um den <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

Alles aus einer Hand: Dieser Grundsatz<br />

gilt beim <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V. nicht nur für<br />

sein innovatives vielseitiges Jugendhilfeangebot,<br />

sondern auch für dessen wirkungsvolle<br />

Präsentation durch Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Werbung. Mit der Münchner<br />

Werbeagentur sputniks hat der Verein<br />

dafür genau den richtigen Partner gefunden:<br />

Für die verschiedensten Informationsund<br />

Werbeprodukte des Vereins - von<br />

Spendenbriefen, Imageprospekten, Flyern,<br />

Konzepten, Jahresberichten, Großflächenplakaten,<br />

Messetafeln, Werbemitteln über<br />

den, in Zusammenarbeit mit der Webdesign-Agentur<br />

Yellowspace smart solutions<br />

gestalteten, Internetauftritt bis hin zur<br />

Hauszeitschrift „nah dran“ - hat das sputniks-Team<br />

kreative Gestaltungs-Ideen verwirklicht.<br />

Bei all diesen Aufträgen ermöglicht die<br />

Zusammenarbeit mit seiner „Hauswerbeagentur“<br />

dem Verein, professionelles Sozialmarketing<br />

mit Corporate Design sehr<br />

kostengünstig durchzuführen. Um Produktionskosten<br />

sparen zu helfen, haben<br />

sich mehrmals sogar Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von sputniks sowie deren Kinder<br />

selbst als Fotomodelle für Präsentationsmotive<br />

zur Verfügung gestellt. Darüber<br />

hinaus profitiert der Verein von den<br />

vielfältigen Kontakten der Agentur, über<br />

die immer wieder interessante Partner für<br />

unkonventionelle Werbeprojekte miteingebunden<br />

werden können.<br />

Seit 1997 verwendet der <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V. ein modernes „key visual“<br />

nah dran 19<br />

Immer auf der Suche nach kreativen Werbekonzepten für den<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. – das sputniks Team (von links):<br />

Christoph Fries (Fotograf), Achim Mayr (Grafik),<br />

Anja Kelén (Kontakt, Text), Margit Pabst (Text),<br />

Hans Kelén (Geschäftsleitung, Konzeption, Kontakt)<br />

(Schlüsselmotiv) auf Plakaten, Spendenbriefen,<br />

Imagefoldern und auch auf seiner<br />

Homepage im Internet. Es zeigt eine Familie,<br />

die in einer Krise steckt: Die Familienmitglieder<br />

sind voneinander abgewandt<br />

und schauen in unterschiedliche Richtungen.<br />

Die Headline „Haben Sie etwas für<br />

uns übrig!“ vermittelt einen Appell mit<br />

doppelter Bedeutung: „Haben Sie Geld für<br />

uns übrig! - Haben Sie Sympathie für uns!“<br />

Dafür wurde gezielt kein Frage-, sondern<br />

ein Ausrufezeichen verwendet, denn<br />

▲<br />

City-Light-Poster<br />

Aktion mit doppelsinniger<br />

Aufforderung.<br />

(1999)


20<br />

nah dran<br />

es sollte statt einer fragenden Bitte eine<br />

selbstbewusste Aufforderung zur Unterstützung<br />

vermittelt werden.<br />

Ganz bewusst wurde dazu kein Motiv gewählt,<br />

das das Klischee „Arme Menschen,<br />

mit denen man Mitleid zu haben hat“ bedient.<br />

Stattdessen soll deutlich gemacht<br />

werden, dass jeder von sozialer Not betroffen<br />

sein kann, auch die „netten Nachbarn<br />

von nebenan“, selbst wenn man es<br />

ihnen nicht direkt ansieht. Diese Botschaft<br />

wird in einigen Motiv-Versionen noch<br />

durch Textblöcke unterstützt: „Wer sagt<br />

denn, dass Männer in Not verwahrlost<br />

aussehen?“, „... dass Frauen in Not nur<br />

Lumpen tragen?“, „... dass Kinder in Not<br />

nicht auch cool aussehen?“ Gemäß seiner<br />

Mit dieser Anzeige zum Thema „Zivilcourage“<br />

gewannen sputniks 1998 den 1. Preis beim<br />

Kreativwettbewerb der deutschen Tageszeitungen,<br />

an dem bundesweit 250 Werbeagenturen<br />

teilnahmen<br />

Großplakat zum<br />

100-jährigen<br />

Vereinsjubiläum<br />

(2001)<br />

Werbestrategie setzt der Verein damit<br />

nicht auf kurzlebige Knalleffekte, sondern<br />

gibt mit den Ideen von sputniks kreative<br />

Denkanstöße, die nachhaltig im Gedächtnis<br />

bleiben.<br />

So konnten sputniks im August 1999 – mit<br />

freundlicher Unterstützung durch Ellerhold<br />

Großplakate GmbH und Deutsche Eisenbahnreklame<br />

GmbH – für den <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. im Münchner<br />

S-Bahnbereich eine dreiwöchige<br />

City-Light-Poster Aktion durchführen –<br />

zum Selbstkostenpreis, der nur ein Zwanzigstel<br />

des für eine solche Aktion üblichen<br />

Preises betrug.<br />

Zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins<br />

im Frühjahr 2001 wurde ein neues zeitgemäßes,<br />

dynamisches Motiv mit einer jugendlichen<br />

Rollerbladerin und dem Motto<br />

„100 Jahre innovative Sozialarbeit“ entworfen.<br />

Es sollte damit signalisiert werden,<br />

dass der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V., der in seiner 100-jährigen Geschichte<br />

immer flexibel auf die Probleme<br />

der jeweiligen Zeit geantwortet hat, auch<br />

weiterhin nach vorne blickt, um dynamische,<br />

flexible und bedarfsgerechte Hilfen<br />

für junge Menschen und ihre Familien zu<br />

entwickeln.<br />

Zum Jubiläum wurde von sputniks auch<br />

eine spektakuläre Graffiti-Aktion in verschiedenen<br />

U-Bahnhöfen in München initiiert:<br />

Die Deutsche Städte-Medien GmbH<br />

(DSM) stellte dazu ausgewählte Großplakatflächen<br />

kostenlos zur Verfügung. Darauf<br />

durften vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mut-<br />

terschutz e.V. betreute Jugendliche - ganz<br />

legal - ihre persönlichen Geburtstagsgrüße<br />

für den Verein sprühen. Eine Aktion, die<br />

dem Verein viel Aufmerksamkeit von Passanten<br />

für sich und seine Arbeit brachte<br />

und den Jugendlichen einen „coolen“ Eindruck<br />

von der Offenheit „ihres“ Hilfe-Trägers<br />

gab.<br />

Dr. Gernot Wiegand, der Vorstandsvorsitzende<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. ist überzeugt: „Wir sind mit Hilfe von<br />

sputniks, „unserer“ Werbeagentur, professioneller<br />

geworden. Auch in der Sozialen<br />

Arbeit wird es immer wichtiger, das, was<br />

man tut, in ansprechender Weise darzu-<br />

Jugendliche sprühten – ganz legal – ihre<br />

„Graffiti-Wünsche“ zum 100. Geburtstag<br />

stellen. Die Jahre, in denen man Gutes im<br />

stillen Kämmerlein leistete, sind vorbei.<br />

Heute muss man Gutes tun und darüber<br />

reden! Nur so kann auch in Zeiten schwieriger<br />

Finanzierung für soziale Leistungen<br />

der gemeinschaftliche Auftrag vermittelt<br />

werden, Menschen mit Handicaps nicht<br />

auszugrenzen, sondern an unserer Gesellschaft<br />

teilhaben zu lassen.“<br />

Dass die Werbeagentur sputniks diese<br />

Strategie mit einem guten Gespür für die<br />

Visionen des Vereins sehr flexibel, kooperativ<br />

und zuverlässig mitgestaltet, ist aktives<br />

soziales Engagement. Der <strong>Kinderschutz</strong>-<br />

und Mutterschutz e.V. bedankt<br />

sich dafür herzlich und freut sich auf eine<br />

weitere kreative Zusammenarbeit!<br />

THOMAS HARTKORN ■


Von der patriarchalischen<br />

zur zeitgenössischen Familie<br />

Erfahrungen aus der Ambulanten Erziehungshilfe mit einer albanischen Familie<br />

in der Sozialregion Ramersdorf/Perlach<br />

Fran Krasniqi ist gebürtiger Kosovo-<br />

Albaner und war 19 Jahre als Lehrer in<br />

seiner Heimat tätig. Seit 1996 arbeitet<br />

er als muttersprachlicher Betreuer und<br />

später als Sozialpädagogischer Familienhelfer<br />

bei der Arbeiterwohlfahrt<br />

München sowie ab 2000 beim <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. mit mehreren<br />

albanischen Familien. Für nah dran<br />

berichtet er aus seinen Erfahrungen<br />

über die kulturellen, sozialen und individuellen<br />

Lebensbedingungen und Probleme<br />

einer Familie aus dem Kosovo, die<br />

er im Rahmen von Ambulanter Erziehungshilfe<br />

(AEH) als Mitarbeiter des<br />

Regionalteams Ramerdorf/Perlach betreut.<br />

Die historische Entwicklung<br />

der Familie in Albanien<br />

Man kann in der albanischen Kultur zwei<br />

Familienarten unterscheiden: die patriarchalische<br />

Familie und die zeitgenössische<br />

Familie.<br />

Die patriarchalische Familie ist ein altes<br />

Familienmodell, das auch heutzutage<br />

noch von einem Teil der albanischen Bevölkerung,<br />

insbesondere in den Dörfern<br />

und auf den Bergen, gelebt wird. Sie hat<br />

viele Mitglieder und umfasst mehr als<br />

zwei Generationen. Diese Form der Familie<br />

entwickelte sich aus historischen Erfahrungen<br />

und Bedürfnissen, weil das albanische<br />

Volk in einer sehr langen Zeit<br />

unter fremder Herrschaft lebte: Das Land<br />

wurde 500 Jahre lang von den Türken<br />

und 100 Jahre von den Slawen regiert.<br />

Die Bevölkerung wurde in dieser Zeit<br />

nicht durch das Gesetz geschützt und<br />

war von den Herrschenden ausgeschlossen.<br />

Es war daher üblich, dass jene Familien,<br />

welche mehr Männer im Hause hatten,<br />

sich selbst beschützen und sich ihren Lebensunterhalt<br />

erarbeiten konnten, so dass<br />

in der patriarchalischen Familie die Jungen<br />

viel erwünschter waren als die Mädchen.<br />

Dadurch, dass viele Verheiratete in einem<br />

Haus zusammen wohnten, fehlten die Familienwärme<br />

und die Intimität. Ein Mann<br />

musste die Dominanz über seine Frau bewahren,<br />

und die Frau musste zeigen, dass<br />

sie ihren Mann mehr respektierte als liebte.<br />

Diese Gesetze und Traditionen, die sich<br />

von denen anderer Völkern unterscheiden,<br />

sind ein Erbe unserer Vorfahren: Sie waren<br />

ständig der Gefahr ausgesetzt, so dass die<br />

Männer permanent bereit sein mussten,<br />

nah dran 21<br />

Eine albanische<br />

Familie in<br />

München findet<br />

neue Wege für<br />

das Zusammenleben<br />

und die<br />

Erziehung ihrer<br />

Kinder<br />

den Feind zu bekämpfen und keine tieferen<br />

Emotionen gegenüber ihren Frauen<br />

zeigen konnten.<br />

Die zeitgenössische Familie besteht dagegen<br />

hauptsächlich aus Eltern und ihren<br />

Kindern. In dieser Familienform ist die Verbindung<br />

zwischen den Menschen viel besser<br />

und stärker, und die Emotionen werden<br />

viel intimer geteilt. Um die Erziehung der<br />

Kinder kümmern sich beide Elternteile gemeinsam.<br />

Die Entstehung der zeitgenössischen<br />

Familie in Albanien ist der Schulung<br />

und Ausbildung der Frauen im Zuge der<br />

Industrialisierung (in der Zeit von 1970 bis<br />

1980) zu verdanken. Diese Epoche brachte<br />

den Familien Beschäftigung und<br />


22<br />

nah dran<br />

Emanzipation: Als die Frauen begannen,<br />

beruflich zu arbeiten, mussten die Männer<br />

zunehmend in der Küche und Erziehung<br />

mithelfen und dazu auf viele ihrer patriarchalischen<br />

„Männertreffs“ verzichten.<br />

Wie in jeder Entwicklungsgesellschaft gab<br />

es dabei Differenzen und Probleme zwischen<br />

den konservativen Familien, wo der<br />

Mann über alles herrschen musste, und<br />

den zeitgenössischen Familien, die sich um<br />

eine Gleichberechtigung der Ehepartner<br />

bemühten.<br />

Zwischen Tradition<br />

und Emanzipation im<br />

Schatten des Krieges<br />

Mit den Schwierigkeiten in diesem Spannungsfeld<br />

muss sich auch eine Familie<br />

auseinandersetzen, die ich seit Juli 2000<br />

im Rahmen der Sozialpädagogischen Familienhilfe<br />

und seit Januar 2001 im Rahmen<br />

der Ambulanten Erziehungshilfe<br />

(AEH) des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. betreue. Diese Familie stammt aus<br />

dem Kosovo und lebte früher in einem Dorf<br />

im großen Familienkreis, d.h. mit bäuerlicher,<br />

ländlicher und traditioneller Mentalität.<br />

Die Kinder sind in ihrer Heimat von<br />

der serbischen Polizei mit Gewalt aus der<br />

Schule auf die Straße geworfen worden.<br />

Fremde Personen haben sie außer Landes<br />

gebracht, ohne dass ihre Eltern davon erfuhren.<br />

Im September 1999 hat sich die<br />

Familie in Deutschland endlich wieder zusammengefunden.<br />

Aufgrund ihrer Kriegserlebnisse<br />

und der großen kulturellen<br />

Unterschiede haben sich die Familienmitglieder<br />

in Deutschland mit vielen Problemen<br />

auseinandersetzen müssen, wie z.B.<br />

mit gesundheitlichen und psychischen<br />

Traumatisierungen sowie mit Erziehungs-,<br />

Sprach-, Aufenthaltserlaubnis- und Integrationsproblemen.<br />

Der Vater befindet sich wegen eines<br />

Fußleidens und anderer gesundheitlicher<br />

Probleme in ärztlicher und wegen seiner<br />

Kriegstraumatisierung in psychotherapeutischer<br />

Behandlung bei REFUGIO. Er ist ein<br />

gutmütiger und zurückhaltender Mensch<br />

und spricht sehr wenig Deutsch. Ihn konnte<br />

ich meistens als Ansprechpartner im<br />

Kontakt mit Behörden, Schule und Ärzten<br />

gewinnen. Er ist mit vier Stunden halbtags<br />

beschäftigt.<br />

Die Mutter ist ebenso traumatisiert und<br />

wird bei REFUGIO psychotherapeutisch<br />

behandelt. Sie hatte aufgrund ihrer Traumatisierung<br />

viele Probleme mit anderen<br />

Nachbarn, woraufhin die Familie in andere<br />

Räume versetzt wurde. Sie beherrscht<br />

die deutsche Sprache in Grundkenntnissen<br />

und nimmt aktiv an der Kommunikation<br />

teil. Sie arbeitet in Vollzeit.<br />

Der ältere Sohn leidet u.a. an einer kompensierten<br />

chronischen Niereninsuffizienz:<br />

Er wurde bereits einige Male in einer Kinderklinik<br />

operiert, so dass die linke Niere<br />

nun zu 79 % und die rechte zu 11 % funktionieren.<br />

Zur Zeit wird auch er bei REFU-<br />

GIO psychotherapeutisch behandelt. Er besucht<br />

die Schule zur Erziehungshilfe in<br />

Links:<br />

Beim Fußball-Kicken<br />

mit der Familie kann<br />

AEH-Betreuer Fran<br />

Krasniqi von den<br />

albanischen Jungs<br />

noch lernen<br />

Rechts:<br />

Gleichberechtigung<br />

geht auch durch den<br />

Magen: Der Vater<br />

hilft beim Kochen<br />

Riem sowie nachmittags eine der dortigen<br />

sozialpädagogischen Gruppen. Zusätzlich<br />

nimmt er an einer heilpädagogischen<br />

Übungsbehandlung teil. Früher ist er mit<br />

dem Gesetz in Konflikt gekommen und<br />

hatte Probleme mit Gewalt. Bevor seine<br />

Eltern nach Deutschland kommen konnten,<br />

lebte er ein Jahr lang in der Obhut eines<br />

Onkels in München. Er berichtet über<br />

diese Zeit, dass er zwar gut versorgt gewesen<br />

sei, seine Familie aber sehr vermisst<br />

habe, da es wenig Gelegenheit gab, über<br />

seine Probleme zu sprechen. In letzter Zeit<br />

hat er Freunde gefunden und ist Mitglied<br />

eines Fußballvereins geworden.<br />

Der jüngere Sohn leidet an einem angeborenen<br />

schweren Herzfehler sowie an<br />

chronischer Inappetenz und extremem<br />

Untergewicht. Aufgrund der Kriegsgeschehnisse<br />

wie auch der Flucht hatte auch<br />

er traumatische Erlebnisse und befindet<br />

sich in psychologischer Betreuung. Diese<br />

Erlebnisse wirken sich entscheidend auf<br />

die Entwicklung von Kindern aus, was sich<br />

in schulischen Problemen und Verhaltensaufälligkeiten<br />

äußert. Der Junge bekam<br />

wöchentlich Deutsch-Nachhilfe.<br />

Die Tochter wurde von der serbischen Polizei<br />

so misshandelt, dass ihr die vorderen<br />

Zähne ausbrachen. Durch das lange Alleinsein<br />

u.a. in der Gemeinschaftsunterkunft<br />

ist sie sehr aggressiv geworden. Im<br />

Januar 2002 wurde sie in einem Kindergarten<br />

aufgenommen. Aber seit dem Umzug<br />

der Familie hat sie noch keinen Platz<br />

in einem anderen Kindergarten erhalten.


Ziele und Probleme der<br />

Betreuungsarbeit<br />

Die Familie wird von mir in erzieherischen<br />

Fragen sowie zur Befähigung der Eltern zu<br />

einer selbständigen Lebensorganisation in<br />

Deutschland beraten und betreut. Dazu<br />

musste ich am Anfang erst einmal das Vertrauen<br />

der Familie zu mir aufzubauen. Das<br />

war nicht leicht, weil in der albanischen<br />

Gesellschaft eine Unterstützung durch<br />

Ambulante Erziehungshilfe nicht bekannt<br />

ist. Deshalb war es für die Familie schwierig,<br />

mit einem Fremden über ihre privaten<br />

Probleme zu sprechen.<br />

Schon allein die Regelung existenzieller<br />

Lebensgrundlagen durch „fremde“ Hilfe<br />

Nach einer Vorbereitungszeit von<br />

nur elf Monaten hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. Anfang<br />

September 20<strong>03</strong> sein neues Rahmenkonzept<br />

zur Integration von Schule<br />

und Jugendhilfe unter dem Dach einer<br />

Ganztagsschule vorgestellt. Der Titel<br />

nah dran 23<br />

1+<br />

Kinder und Jugendliche, deren soziale und<br />

war für die Familie zunächst nur schwer<br />

anzunehmen. Für ihre Aufenthaltserlaubnis<br />

musste ich einen Rechtsanwalt einschalten,<br />

dessen Honorar der <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. getragen hat. Vom<br />

Verein erhielt ich auch Geld, um Weihnachtsgeschenke<br />

für die Familie zu kaufen.<br />

Aus dem „Adventskalender für gute Werke“<br />

der Süddeutschen Zeitung hat die Familie<br />

eine Spende in Höhe von 2.000 DM<br />

erhalten. Nach Bedarf wurde die Familie<br />

vom <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

einige Male durch Sachspenden, wie z.B.<br />

Spielsachen, einem Fahrrad, Sportanzügen,<br />

einem Kindercomputer und anderen<br />

Geschenken unterstützt. Für alle diese Zuwendungen<br />

sind die Familienmitglieder<br />

sehr dankbar!<br />

Die Zukunft hat begonnen:<br />

1 + 1 = 1<br />

Visionen mitgestalten: Beim Open Space mit<br />

Zukunftswerkstatt brachten Kinder, Jungendliche<br />

und Familien ihre Ideen und Bedürfnisse ein<br />

Rahmenkonzept mit Modell-Charakter zum Aufbau einer<br />

„Lernwelt für soziale und emotionale Entwicklung“<br />

„1 + 1 = 1“ ist nicht etwa die Folge einer<br />

manifesten Dyskalkulie (zu Deutsch: Rechenschwäche)<br />

- sondern mit Blick auf<br />

emotionale Entwicklung nachhaltig gefährdet<br />

ist, äußerst folgerichtig: Die Zukunft<br />

der pädagogischen Arbeit mit diesen<br />

Insgesamt habe ich versucht, die lebenspraktischen<br />

Fertigkeiten der Familie zu fördern<br />

und die Machtstellungen innerhalb<br />

der Familie auszugleichen. Die Themen, die<br />

wir u.a. besprochen und erarbeitet haben,<br />

waren: Den Kindern mehr Zeit schenken,<br />

aber auch Grenzen setzen, Kontakte mit<br />

anderen Familien knüpfen und pflegen,<br />

Termine einhalten, Deutsch-Sprachkurse<br />

besuchen und die gemeinsame Freizeit gestalten.<br />

Die Familie hat das Angebot der<br />

Ambulanten Erziehungshilfe des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. mittlerweile<br />

mit großer Dankbarkeit nutzen können.<br />

Sie gestaltet ihre Lebenssituation aktiv mit<br />

und entwickelt sich weiter auf ihrem Weg<br />

von der patriarchalischen zur zeitgenössischen<br />

Familie. FRAN KRASNIQI ■<br />

jungen Menschen liegt in einem integrativen<br />

Ansatz. Aus „1“, der Schulbildung<br />

und „1“, der Jugendhilfe soll „1“ werden:<br />

Eine Lernwelt für soziale und emotionale<br />

Entwicklung. Mit dem neuen Konzept legte<br />

der Verein den Grundstein für eine zukunftsorientierte<br />

Fortsetzung seiner innovativen<br />

Bildungs- und Erziehungsarbeit.<br />

Zeitgemäße Bildungsund<br />

Erziehungsarbeit in<br />

brüchigen Mauern<br />

Bereits seit einigen Jahren hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. in Dachau<br />

einen immer schwieriger werdenden<br />

Spagat zu bewältigen: Im Amalie-Nacken-<br />

Heim mit seiner Heilpädagogischen Tagesstätte<br />

werden mehr als 40 Kinder und<br />

Jugendliche heilpädagogisch bzw. therapeutisch<br />

betreut. Die benachbarte Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />

besuchen fast<br />

60 Schülerinnen und Schüler, die hier<br />


24<br />

nah dran<br />

1=1<br />

wird der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

So soll die Zukunft aussehen: Junge Menschen entwarfen ihren Zukunftstraum von einer Lernwelt in Wort und Bild<br />

neben der Vermittlung von Wissen vor allem<br />

auch in ihrer sozialen und emotionalen<br />

Entwicklung gefördert werden. Betrachtet<br />

man die dort immer wieder erfolgreich<br />

geleisteten Beiträge zum<br />

Gelingen von Biographien, so dürfen die<br />

Arbeitskonzepte von Heim und Schule mit<br />

Recht das Prädikat „zeitgemäß“ tragen. Im<br />

krassen Gegensatz dazu steht jedoch der<br />

bauliche Zustand beider Einrichtungen.<br />

Wie Dr. Gernot Wiegand, der Vorstandsvorsitzende<br />

des Vereins, in der letzten Ausgabe<br />

von nah dran berichtete, bedürfen die<br />

Gebäude dringend einer Generalsanierung.<br />

Um allerdings ein Heim dieser Größe und<br />

eine Schule zu sanieren, ist weit mehr erforderlich<br />

als nur Architektenentwürfe,<br />

Projekt- und Zeitpläne und die notwendigen<br />

finanziellen Mittel. Es stellte sich die<br />

Frage, wie eine Sanierung im „laufenden<br />

Betrieb“ überhaupt realisiert werden kann.<br />

Die betreuten Kinder und Jugendlichen<br />

können während der Baumaßnahmen ja<br />

nicht einfach nach Hause geschickt werden.<br />

Gerade weil sie vielfach selbst aus instabilen<br />

„Baustellen-artigen“ Verhältnissen<br />

kommen, ist ihnen das Leben und Lernen<br />

in einem mehrjährigen Provisorium<br />

eigentlich nicht zuzumuten.<br />

Aus dieser Not heraus wurde ein bestechender<br />

Gedanke geboren: Im Idealfall<br />

e.V. an geeignetem Ort ein neues Gebäude<br />

errichten, in dem Bildung, Förderung<br />

und (Erziehungs-)Hilfe integriert angebo-<br />

ten werden können. Die Kinder und<br />

Jugendlichen könnten dann bis zur Fertigstellung<br />

in ihrem gewohnten Umfeld<br />

bleiben und brauchten „nur“ einmal umzuziehen.<br />

Dass die pädagogische Arbeit so<br />

von den Baumaßnahmen unbeeinträchtigt<br />

bliebe, besticht umso mehr, weil die<br />

Realsierung eines Neubaus im Vergleich<br />

zur Generalsanierung nicht einmal zu wesentlich<br />

höheren Kosten führen würde.<br />

Neu bauen heißt<br />

neu konzipieren<br />

Was bereits die Sanierungs-Lösung nahelegt,<br />

kann mit einem Neubau noch viel effizienter<br />

verwirklicht werden: Beide bieten<br />

die große Chance für einen Innovationsschub<br />

auch in konzeptioneller<br />

Hinsicht. Deshalb beschloss der Vorstand<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

im September 2002 die Erarbeitung eines<br />

neuen gemeinsamen pädagogischen Konzeptes<br />

für die Dr.-Elisabeth-Bamberger-<br />

Schule und das Amalie-Nacken-Heim mit<br />

seiner Heilpädagogischen Tagesstätte. Dieses<br />

Konzept sollte nicht nur inhaltlich innovativ<br />

und zukunftsweisend sein, sondern<br />

der gesamte Entwicklungsprozess<br />

wurde mit den Methoden eines kreativen<br />

Ideenmanagements sehr offen, bedürfnisnah<br />

und effizient gestaltet.<br />

Alle einbinden,<br />

die es angeht<br />

So war die intensive Beteiligung der<br />

„Betroffenen“ von Beginn an ein zentrales<br />

Anliegen des Vorstandes. Im Rahmen eines<br />

„Open Space“ mit „Zukunftswerkstatt“ unter<br />

Leitung der Moderatoren Margarete<br />

Hascher-Kück (Supervision) und Urs Kreyenbühl<br />

(Personal- und Organisationsentwicklung)<br />

nahmen im Februar 20<strong>03</strong> sowohl<br />

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />

als auch deren Eltern an<br />

mehreren Workshops teil. Je nach Alter<br />

und Fähigkeiten formulierten und visualisierten<br />

sie schriftlich, mit gemalten<br />

Bildern oder Collagen ihre persönlichen<br />

Anforderungen, die eine Jugendhilfe-Einrichtung<br />

und eine Schule zur Erziehungshilfe<br />

zukünftig erfüllen müssten. Die konkreten<br />

Ergebnisse dieser Workshops bildeten<br />

die Arbeitsgrundlage für ein eintägiges<br />

Expertenhearing des Vorstandes mit Vertreterinnen<br />

und Vertretern aus den Bereichen<br />

Schule, Bildung, regionaler und überregionaler<br />

Jugendhilfe, Politik, Wirtschaft<br />

(u.a. Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber)<br />

und Finanzwesen im März 20<strong>03</strong>.<br />

Aus Bedürfnissen pädagogische<br />

und räumliche<br />

Visionen entwickeln<br />

Danach ging es „Schlag auf Schlag“: Die<br />

stellvertretenden Leiterinnen der Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />

und des Amalie-<br />

Nacken-Heims, Ursula Stieler und Gudrun<br />

Brunold, wurden mit der konzeptionellen<br />

Feinarbeit beauftragt. Am 28. Mai 20<strong>03</strong><br />

lag das pädagogische Konzept dem Vor-


stand zur Beschlussfassung vor, der mit<br />

Überzeugung zustimmte. Anfang Juli 20<strong>03</strong><br />

begann die Arbeit am so genannten<br />

„Raumprogramm“: In mehreren Arbeitssitzungen<br />

wurden die aus der pädagogischen<br />

Sicht entwickelten Anforderungen<br />

an eine Lernwelt für soziale und emotionale<br />

Entwicklung in eine zukünftige räumliche<br />

Gestaltung übertragen. Hierzu brachten<br />

Mitarbeiter/innen aller Ebenen aus<br />

Heim und Schule mit hohem Engagement<br />

ihre Erfahrungen und Ideen ein. Am 10.<br />

September 20<strong>03</strong> konnten die mit dem Projektmanagement<br />

beauftragte Münchner<br />

Architektin Ursula Schiefele-Hamp und<br />

der stellvertretende Geschäftsführer des<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. Norbert<br />

Blesch das Konzept beim Kultusministerium<br />

einreichen. Nachdem die Geschäftsleitung<br />

auch bereits Gelegenheit<br />

hatte, Kultusministerin Monika Hohlmeier<br />

persönlich über das Projekt zu informieren,<br />

wird der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. zur Realisierung der Lernwelt<br />

nun weiterführende Gespräche mit<br />

den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung<br />

aufnehmen.<br />

So kann die Zukunft aussehen: Konkrete Angebote einer Lernwelt für soziale und emotionale<br />

Entwicklung (Graphik im Rahmenkonzept „1 + 1 = 1“)<br />

Gute Ideen brauchen<br />

ein Zuhause<br />

nah dran 25<br />

Dr. Gernot Wiegand hatte in nah dran einen<br />

fiktiven „Rückblick“ aus der Zukunft<br />

auf die „Geschichte“ der Projektentwicklung<br />

gewagt, welcher erst im Jahr 2006<br />

endete - nicht ohne Grund: Bis die Lernwelt<br />

ihre Pforten öffnen kann, steht dem<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. noch<br />

ein langer Weg bevor.<br />

Gegenwärtig wird mit Nachdruck nach einem<br />

geeigneten und finanzierbaren<br />

Grundstück gesucht. Dies gestaltet sich<br />

bisher als äußerst schwieriges Unterfangen,<br />

bei dem bedauerlicherweise die Zahl<br />

der Rückschläge gegenüber den Lichtblicken<br />

noch überwiegt. Sehr sinnvoll wäre<br />

eine bauliche Integration in das geplante<br />

„Schulzentrum Augustenfeld“. Hier<br />

könnten viele Synergieeffekte, z.B. beim<br />

Schülertransport oder für die Mittagsverpflegung<br />

genutzt werden. „Wir suchen<br />

rund 12.000 Quadratmeter in fußläufiger<br />

Entfernung zur S-Bahn“ sagte Geschäftsführer<br />

Arno Bock gegenüber der Süddeutschen<br />

Zeitung (Dachauer SZ, 21. November<br />

20<strong>03</strong>). Dafür stehen Zuschüsse<br />

des Freistaats Bayern zum Abruf bereit.<br />

Doch obwohl die Stadt Dachau aus städtebaulichen<br />

Gründen eine Absiedlung von<br />

Heim und Schule aus dem reinen Wohngebiet<br />

in Dachau-Süd grundsätzlich befürwortet,<br />

fehlt bisher für einen Neubau<br />

in Augustenfeld ein klares Signal, „eine<br />

sichtbare, deutliche Unterstützung“ von<br />

ihrer Seite. Inzwischen wird laut Arno<br />

Bock die Zeit knapp, „weil uns die Hütte<br />

über dem Kopf zusammenbricht“. Würde<br />

der Verein dadurch zu einer aufwändigen<br />

Sanierung auf dem bisherigen Grundstück<br />

gezwungen, wäre eine Absiedlung aus<br />

Dachau-Süd „für die nächsten 30 Jahre<br />

vom Tisch“.<br />

Trotz dieser Erschwernisse geht die konzeptionelle<br />

Arbeit bereits weiter. Was im<br />

Rahmenkonzept umrissen wurde, gilt es<br />

nun mit konkreten alltagstauglichen Inhalten<br />

zu füllen. Der <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V. hält Wort: Die Zukunft<br />

junger Menschen wird (weiter) gedacht!<br />

NORBERT BLESCH ■


26<br />

nah dran<br />

Start frei für Perspektive<br />

Dachau<br />

Zum Beginn des neuen Schuljahres<br />

konnte der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. den Startschuss geben<br />

für ein bundesweit einzigartiges Projekt<br />

- „Perspektive Dachau“: Seit Anfang<br />

September 20<strong>03</strong> werden die Schülerinnen<br />

und Schüler der Klassenstufe 8 an den beiden<br />

Hauptschulen Dachau-Süd und Dachau-<br />

Ost (ausgenommen die Mittlere-Reife-<br />

Klassen) im Fach Arbeitslehre zusätzlich<br />

zum Regelunterricht von einer sozialpädagogischen<br />

Fachkraft begleitet.<br />

Die Schwerpunkte liegen dabei in<br />

den Bereichen Berufswahl, Bewerbung,<br />

Praktikumsbegleitung und Ausbildungsplatzssuche.<br />

Durch eine intensivere Berufsorientierung<br />

sowie durch verstärkte<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule und Arbeitswelt<br />

soll dieses Angebot die Ausbildungs-<br />

und Beschäftigungschancen der<br />

Jugendlichen deutlich verbessern.<br />

Neues Kooperationsprojekt begleitet Jugendliche an der<br />

Schnittstelle zwischen Schule und Berufswelt<br />

Im Mittelpunkt des Projekts steht eine<br />

durch kultusministeriellen Beschluss ermöglichte<br />

Verlängerung der flexiblen Praktikumzeit<br />

in der 8. Klasse auf bis zu sechs<br />

Wochen. Durch Betriebsbesuche, Bewerbungstrainings,<br />

Kontakte mit dem Arbeitsamt<br />

sowie durch persönliche Beratung<br />

werden die Schüler/innen bei ihrer Praktikums-<br />

und Ausbildungsplatzwahl intensiv<br />

unterstützt. Auch die Lehrbetriebe/-Institutionen<br />

profitieren vom Angebot der<br />

Perspektive Dachau: Schon während des<br />

Praktikums werden sie von Projektleiter<br />

Frieder Parche mit begleitet. So können sie<br />

z.B. die Möglichkeit einer Vorauswahl von<br />

Auszubildenden nutzen und später<br />

während der Ausbildungszeit eine Beratung<br />

in Anspruch nehmen.<br />

An dem neu entwickelten flexiblen Konzept<br />

der Perspektive Dachau haben neben<br />

dem <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

viele Einrichtungen und Fachkräfte im<br />

Landkreis Dachau mitgearbeitet, so u.a. das<br />

Arbeitsamt, der Kreisjugendring-Pfleger<br />

Projektleiter Frieder<br />

Parche (links) und<br />

Leistungsbereichsleiter<br />

Walter Wüst<br />

(Amalie-Nacken-Heim)<br />

wollen die Berufsintegration<br />

junger<br />

Menschen intensiv<br />

fördern<br />

Ulrich Wamprechtshammer und die beteiligten<br />

Schulen. Die Finanzierung einer vollen<br />

Planstelle ermöglicht das Bundesprojekt<br />

„Lernende Regionen – Förderung von<br />

Netzwerken“, das Geldmittel für die Schaffung<br />

regionaler Lernforen zur Verfügung<br />

stellt. Die Trägerschaft hat der <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. übernommen,<br />

der bereits über vielfältige Erfahrungen<br />

und Kontakte im Bereich beruflicher<br />

Integration aus seinem erfolgreichen Projekt<br />

Chance verfügt: Auch dieses Angebot<br />

für Jugendliche, die beim Einstieg in den<br />

Ausbildungs-/Berufsmarkt Unterstützung<br />

brauchen, hat der Verein zum Schuljahresbeginn<br />

mit modifiziertem Konzept als<br />

„Chance 3 “ neu gestartet.<br />

Frieder Parche freut sich mit Walter Wüst,<br />

Leiter des Amalie-Nacken-Heims, dass mit<br />

der Perspektive Dachau nach langer konzeptioneller<br />

Vorbereitung die vernetzte<br />

Zusammenarbeit zwischen Schulen und<br />

Berufswelt in Dachau künftig noch intensiver<br />

gestaltet werden kann.<br />

FRIEDER PARCHE ■


In der Münchner Jugendhilfelandschaft<br />

vollzieht sich - langsam aber sicher –<br />

ein gewaltiger Umbruch: Unter dem<br />

programmatischen Titel „Umbau statt<br />

Ausbau“ sollen Schritt für Schritt alle<br />

Erziehungsangebote nach den Kriterien<br />

Flexibilität und Sozialraumorientierung<br />

neu ausgerichtet werden. nah dran hat<br />

Norbert Blesch, den stellvertretenden<br />

Geschäftsführer des <strong>Kinderschutz</strong> und<br />

Mutterschutz e.V., im Frühsommer<br />

20<strong>03</strong> gebeten, aus erster Hand über<br />

diesen spannenden und spannungsvollen<br />

Reformprozess zu berichten. Als Vertreter<br />

der Ambulanten Erziehungshilfe in<br />

der Facharbeitsgemeinschaft nach § 78<br />

SGB VIII „Hilfen zur Erziehung“ der Landeshauptstadt<br />

München ist er intensiv<br />

an der Gestaltung des Projekts beteiligt.<br />

Herausgekommen ist dabei ein differenziertes,<br />

bisweilen kritisches, vor allem<br />

aber ein leidenschaftliches Plädoyer<br />

für „Umbau statt Ausbau“.<br />

Vom Spardruck zum<br />

Paradigmenwechsel<br />

Wer nach dem Ursprung von „Umbau statt<br />

Ausbau“ sucht, wird letztlich bei der Frage<br />

nach der Finanzierbarkeit sozialer<br />

Dienstleistungen landen: Stetig steigende<br />

Kosten und die berechtigte Forderung<br />

nach Verwaltungs- und Leistungstransparenz<br />

haben die Kommunen zu Reformen<br />

gezwungen, sowohl auf der Ebene der (Sozial-)Verwaltung,<br />

als auch in fachlicher<br />

Hinsicht.<br />

Die Antwort der Münchner Sozialverwaltung<br />

hieß (und heißt) Modernisierung im<br />

Sinne des „Neuen Steuerungsmodells“, in<br />

dessen Mittelpunkt die Optimierung und<br />

Vereinfachung des Verwaltungshandelns<br />

stehen: Hierzu wurde das Münchner<br />

Stadtgebiet in 13 Sozialregionen aufgeteilt<br />

und damit begonnen, die Sozialverwaltung<br />

analog dieser Aufteilung zu de-<br />

Qualitätsentwicklung der Hilfen zur Erziehung<br />

in München: Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

blickt auf einen langen, herausfordernden Weg -<br />

doch es geht bergauf!<br />

Umbau statt Ausbau:<br />

Ein leidenschaftliches Plädoyer<br />

Flexibilisierung und Sozialraumorientierung der Erziehungsangebote in München<br />

nah dran 27<br />

zentralisieren. Der Aufbau von Sozialbürgerhäusern<br />

in jeder der Sozialregionen<br />

wurde in Angriff genommen.<br />

Die fachliche Antwort sollte entsprechend<br />

bundesweiter Entwicklungen<br />

„Flexibilisierung der Jugendhilfe“ heißen:<br />

So wurden mit dem 1. Januar 2000 die bis<br />

dato mehr oder weniger nebeneinander<br />

existierenden Erziehungshilfen „Soziale<br />

Gruppenarbeit“, „Erziehungsbeistandschaft“<br />

und „Sozialpädagogische Familienhilfe“<br />

unter dem neuen Namen „Ambulante<br />

Erziehungshilfe“ (AEH) zusammengefasst.<br />

Die in diesem Bereich tätigen<br />

Träger wurden auf die 13 Sozialregionen<br />

aufgeteilt und übernahmen die Verantwortung<br />

für die Versorgung der ihnen jeweils<br />

zugeordneten Regionen mit ambulanten<br />

Erziehungsangeboten.<br />

Mittlerweile ist der Münchner Reformprozess<br />

der Kinder- und Jugendhilfe<br />


28<br />

nah dran<br />

über die Stadtgrenzen hinaus unter dem<br />

Titel „Umbau statt Ausbau“ bekannt. Seine<br />

Zielsetzung vereint heute Teile der Verwaltungsreform<br />

und den fachlichen, qualitativen<br />

Umbau der Erziehungshilfe unter<br />

einem konzeptionellen Dach.<br />

Das Projekt „Umbau statt<br />

Ausbau“<br />

Die eigentliche Geburtsstunde von „Umbau<br />

statt Ausbau“ war der Spätsommer<br />

2000, als Prof. Dr. Maria Kurz-Adam (Katholische<br />

Stiftungsfachhochschule München,<br />

Abt. Benediktbeuern) und Dr. Ulrich<br />

Frick (Universität Regensburg) der Landeshauptstadt<br />

München die Ergebnisse ihrer<br />

Analyse zur Inanspruchnahme stationärer<br />

Erziehungshilfen 1 vorlegten. Zum<br />

gleichen Zeitpunkt musste der Münchner<br />

Stadtrat einen Nachtragshaushalt in Höhe<br />

von umgerechnet knapp 13 Mio. € für<br />

Erziehungshilfeleistungen beschließen.<br />

Beide Ereignisse gaben den Impuls zur Erarbeitung<br />

einer Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />

im Rahmen der Facharbeitsgemeinschaft<br />

nach § 78 SGB VIII „Hilfen<br />

zur Erziehung“, die am 28. November 2001<br />

als „Empfehlung zur Qualitätsentwicklung<br />

aller Hilfen zur Erziehung in der Landeshauptstadt<br />

München mit dem Ziel der Sozialraumorientierung<br />

und Flexibilisierung“<br />

verabschiedet wurde. Sie bildet den Kern<br />

für die Projektbeschreibung „Umbau statt<br />

Ausbau - Qualitätsentwicklung der ambulanten,<br />

teilstationären und stationären<br />

Erziehungshilfen in München“ 2 (QE).<br />

Sozialraumorientierung und<br />

Flexibilisierung a l l e r Hilfen<br />

zur Erziehung<br />

Die Richtung des Münchner Reformprozesses<br />

bringt bereits die Überschrift der<br />

Qualitätsentwicklungsempfehlung zum<br />

Ausdruck: Es ist erklärtes Ziel, dass zukünftig<br />

a l l e Erziehungshilfen sozialraumorientiert<br />

und flexibel angeboten werden.<br />

Im Zuge dessen wurde am 1. Februar 20<strong>03</strong><br />

der Kanon der AEH um die ambulante<br />

Form der Intensiven Sozialpädagogischen<br />

Einzelbetreuung (ISE) erweitert und in die<br />

sozialräumliche Struktur eingegliedert.<br />

Parallel dazu wurden Vereinbarungen mit<br />

den Trägern teilstationärer Hilfen geschlossen,<br />

wie diese langfristig sozialräumlich<br />

und flexibel angeboten werden<br />

können. Seit Ende Mai diesen Jahres befindet<br />

sich die Landeshauptstadt München<br />

gemeinsam mit den Einrichtungen der stationären<br />

Erziehungshilfe auf dem Weg in<br />

die Sozialregionen und hin zu mehr Flexibilität.<br />

Paradigmenwechsel<br />

„Umbau statt Ausbau“ liegt letztlich die<br />

kritische Annahme zugrunde, dass die Organisation<br />

und das Handeln innerhalb des<br />

Erziehungshilfesystems fatalerweise derart<br />

angelegt sind, dass sie zwangsläufig kostensteigernd<br />

wirken, zumindest aber die<br />

Kostenplanung und –steuerung erschweren.<br />

Aus diesem Grunde stehen im Mittelpunkt<br />

des Reformprogramms sowohl die Qualität<br />

der Organisation und der Prozesse innerhalb<br />

des von öffentlichen wie freien<br />

Trägern gestalteten Erziehungshilfesystems<br />

als auch die Qualität des pädagogischen/erzieherischen<br />

Handelns selbst. Es<br />

geht darum, zu fragen, wie der Hilfebedarf<br />

im Einzelfall erschlossen werden<br />

kann, wie die Erziehungshilfe zu organisieren<br />

und zu steuern ist und wie sie letztlich<br />

angeboten und ausgestaltet werden<br />

soll.<br />

Die Umsetzung der Leitziele Sozialraumorientierung<br />

und Flexibilisierung aller Erziehungsangebote<br />

bedeutet dabei nicht<br />

das Gleiche „nur“ in einem neuen Gewand:<br />

Mit dem Reformvorhaben „Umbau statt<br />

Ausbau“ steht ein tatsächlicher Paradigmenwechsel<br />

an!<br />

Kritische Stimmen werden an dieser Stelle<br />

eventuell behaupten, dass der einzige<br />

Paradigmenwechsel im Bemühen der öffentlichen<br />

Verwaltung läge, Kosten einzusparen.<br />

Manche zurückliegenden Erfahrungen<br />

mögen diesem Grundverdacht sogar<br />

Vorschub geleistet haben. Dass es<br />

dabei a u c h um Kostenkonsolidierung<br />

geht, war nie bestritten. Wer aber „Umbau<br />

statt Ausbau“ n u r als Sparinstrument<br />

betrachtet bzw. es ausschließlich als sol-<br />

Die Projektbeschreibung mit Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />

der „Fach-ArGe 78“<br />

ist zu beziehen über das Stadtjugendamt<br />

der Landeshauptstadt München<br />

ches einsetzen will, der beweist, dass er<br />

nicht verstanden hat, um was es geht. Und<br />

was noch schlimmer ist: Er missbraucht<br />

das Projekt und gefährdet seinen Erfolg.<br />

Kostendruck und Verwaltungsreform sind<br />

sicherlich die eine Seite. Für die Praxis und<br />

damit für die Klientinnen und Klienten von<br />

Erziehungshilfe geht es aber vielmehr um<br />

eine tatsächliche Neubewertung der bisherigen<br />

Ansätze bis hin zur Umsetzung<br />

wirklich veränderter Konzepte.<br />

Im Dickicht des Alltags:<br />

Anspruch und Wirklichkeit,<br />

Visionen und Hindernisse<br />

Um zu erschließen, worin der entscheidende<br />

Paradigmenwechsel tatsächlich besteht,<br />

muss man das Projekt „Umbau statt<br />

Ausbau“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

betrachten. Dabei wird deutlich, wie<br />

sehr sich dieser Prozess im Spannungsfeld<br />

von Anspruch und Wirklichkeit realisiert.<br />

Bedarfsorientierung<br />

Die so genannte Orientierung am individuellen<br />

erzieherischen Bedarf ist der zentrale<br />

Ausgangspunkt, von dem aus sich die<br />

Forderungen nach Flexibilisierung und die


Ausgestaltung zielgenauer Erziehungsangebote<br />

ableiten lassen. Was aber ist das<br />

genau: „der individuelle erzieherische Bedarf“,<br />

und wie wird er festgestellt?<br />

Sowohl bei der Feststellung des erzieherischen<br />

Bedarfs, als auch bei der Ausgestaltung<br />

der konkreten Hilfe schreibt § 36 SGB<br />

VIII die Beteiligung der Betroffenen vor.<br />

Bereits an dieser Stelle ist die Haltung der<br />

Fachkräfte entscheidend: Ist der individuelle<br />

erzieherische Bedarf das, wovon die<br />

Fachkräfte glauben, dass die Betroffenen<br />

es brauchen, oder ist er das, von dem die<br />

Betroffenen sagen, dass sie es wollen? Die<br />

Frage nach dem „Brauchen“ oder „Wollen“<br />

ist die Frage danach, wie die Klientinnen<br />

und Klienten gesehen werden: Werden sie<br />

als Objekte von Erziehungshilfe verstanden<br />

oder als Subjekte?<br />

Bedarfsorientierung im Sinne der neuen<br />

Qualität von Erziehungshilfe lässt hier nur<br />

eine Antwort zu: Im Mittelpunkt der Hilfeplanung<br />

muss der Wille der Betroffenen<br />

stehen! Die sozialarbeiterische Kompetenz<br />

liegt darin, den Willen der Betroffenen zu<br />

erschließen, ihn vom reinen Wunsch zu<br />

unterscheiden und mit dem in Einklang zu<br />

bringen, was aus fachlicher Sicht in der<br />

konkreten Situation der/des Einzelnen angezeigt<br />

ist.<br />

Dies erfordert einen grundlegenden Einstellungswechsel:<br />

Es muss unterschieden<br />

werden zwischen dem, was die Betroffenen<br />

selbst formulieren, was sie verändert<br />

wissen wollen und dem, was die Fachkräfte<br />

sich als „das Richtige“ für den Einzelfall<br />

vorstellen. Während Letzteres tendenziell<br />

von der Vorstellung einer optimalen<br />

Entwicklung des Kindes oder<br />

Jugendlichen ausgeht, wird sich der Wille<br />

der Betroffenen eher an aktuellen Gegebenheiten<br />

und an ihrer konkreten Notlage<br />

orientieren. Wenn Hilfeplanung an dieser<br />

Stelle als wirklicher Aushandlungsprozess<br />

verstanden werden soll, dann kann das Ergebnis<br />

dieses Aushandelns „lediglich“ ein<br />

gemeinsamer Nenner sein, auf den sich<br />

die Beteiligten einigen können. Dieser gemeinsame<br />

Nenner wird irgendwo zwischen<br />

der „idealtypischen“ Vorstellung der<br />

Fachkräfte von dem, was als das Richtige<br />

zu erachten ist, und der konkreten Situation<br />

der Betroffenen liegen, aus der heraus<br />

sie ihren Willen formulieren. Nur ein Hilfearrangement,<br />

dass diesen gemeinsamen<br />

Nenner widerspiegelt, kann und darf das<br />

Prädikat „bedarfsorientiert“ tragen. Kurz-<br />

Adam und Köhler sprechen in diesem Zusammenhang<br />

von der „neuen Bescheidenheit“<br />

(vgl. QE, S. 18).<br />

Flexibilisierung hin zu individuellen<br />

Hilfearrangements<br />

Wie aber können bedarfsgerechte und<br />

hochgradig individuelle Hilfearrangements<br />

zustande kommen? Diese Frage führt auf<br />

direktem Wege zur Betrachtung der Organisation<br />

des Erziehungshilfesystems an<br />

sich, das bislang nach der Struktur des<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII)<br />

ausgerichtet war und in vielerlei Hinsicht<br />

auch noch ist:<br />

Für jede Hilfeart gab und gibt es einen<br />

eigenständigen Paragraphen, bisweilen<br />

eine eigenständige und mit anderen Arten<br />

nicht kompatible Finanzierung, unterschiedliche<br />

Zuständigkeiten auf Seiten des<br />

Jugendamtes und unterschiedliche Träger<br />

und Einrichtungen, die sich auf einzelne<br />

Hilfearten spezialisiert haben. Und weil<br />

das System derart gestaltet ist, denken die<br />

Fachkräfte, welche über die geeignete Hilfe<br />

mit entscheiden, ebenfalls in diesen Kategorien.<br />

Dies führte bisher dazu, dass man<br />

noch vor der Frage danach, wie und durch<br />

welche Unterstützung die aus dem festgestellten<br />

Bedarf resultierenden Ziele erreicht<br />

werden können, die Frage stellte, in<br />

welcher Hilfeart oder auch durch welche<br />

Einrichtung diese Hilfe angeboten werden<br />

könnte.<br />

Die Orientierung am individuellen erzieherischen<br />

Bedarf ist jedoch etwas anderes<br />

als die Orientierung an organisatorischen,<br />

Träger-bezogenen oder gesetzlichen Kategorien!<br />

Für eine bedarfsgerechte Hilfegestaltung<br />

erscheint das mit der Einführung<br />

des SGB VIII gewachsene System<br />

eher träge - für die heutigen Anforderungen<br />

vielleicht sogar ungeeignet, weil es<br />

die notwendige Flexibilität für eine individuelle<br />

Hilfe eher verhindert. Denn die In-<br />

nah dran 29<br />

dividualität eines erzieherischen Bedarfs<br />

ist letztlich nicht in standardisierten, vordefinierten<br />

und voneinander abgegrenzten<br />

Hilfepakten tatsächlich abzubilden.<br />

Denkt man den Gedanken, dass das System<br />

die Ideen leitet, konsequent zu Ende,<br />

würde das letztlich zu der berechtigten<br />

Forderung führen, dass gar keine Angebote<br />

mehr „vorgehalten“ werden dürfen.<br />

Denn das Existieren von Angeboten an sich<br />

ist bereits Ideen-leitend, es schafft Nachfrage.<br />

Ein flexibles System, das der Individualität<br />

des erzieherischen Bedarfs tatsächlich<br />

Rechnung tragen will, muss es ermöglichen,<br />

ganze Hilfeformen und Teile davon<br />

flexibel miteinander zu kombinieren. Mit<br />

der Regionalisierung der AEH und deren<br />

Erweiterung um Teile der ISE ist in München<br />

bereits ein wesentlicher Schritt in<br />

diese Richtung getan. Entscheidend dabei<br />

ist, dass alle Hilfen in ein einheitliches Finanzierungssystem<br />

eingebunden sind. Eine<br />

weitere Steigerung an Flexibilität wird<br />

jedoch davon abhängig sein, ob und wie es<br />

gelingen wird, die noch nicht konsequent<br />

regionalisierten Angebote der Erziehungsberatungsstellen<br />

sowie der teilstationären<br />

und stationären Hilfen hier zu integrieren.<br />

Kooperative Erschließung<br />

individueller Hilfearrangements<br />

Bei aller Beteiligung der Betroffenen wird<br />

Erziehungshilfe nach wie vor und in Zukunft<br />

immer auch auf der Grundlage einer<br />

fachlichen Einschätzung zustande kommen.<br />

Zur Qualifizierung dieser Schlüsselstelle<br />

im Verfahren der Hilfeerschließung wurden<br />

im Frühsommer 20<strong>03</strong> so genannte<br />

„Regionale Fachteams“ eingeführt. Diese<br />

setzen sich gegenwärtig jeweils zusammen<br />

aus einer Vertreterin oder einem Vertreter<br />

der den Hilfeplan koordinierenden<br />

Vermittlungsstelle (VMS), der für die Familie<br />

bzw. den Einzelfall zuständigen<br />

Fachkraft des Allgemeinen Sozialdienstes<br />

(ASD) bzw. der Bezirkssozialarbeit (BSA)<br />

sowie aus Vertreterinnen und Vertretern<br />

der in der Sozialregion verorteten Am-<br />


30<br />

nah dran<br />

bulanten Erziehungshilfe. In manchen Regionen<br />

nimmt bereits eine/e Vertreter/in<br />

der örtlich zuständigen Erziehungsberatungsstelle<br />

teil.<br />

Von Seiten des öffentlichen Trägers soll<br />

zukünftig lediglich vorgeklärt werden, ob<br />

im Einzelfall eine Hilfe zur Erziehung (§<br />

27 ff SGB VIII) angezeigt ist. Alle Fälle<br />

nach § 27 sollen dann im Regionalen<br />

Fachteam besprochen werden mit dem<br />

Ziel, einen Vorschlag für die konkrete Ausgestaltung<br />

der Hilfe zu ermitteln, mit dem<br />

dann die zuständige Fachkraft des ASD<br />

wiederum in das „entscheidende“ Hilfeplangespräch<br />

mit den Betroffenen und<br />

dem dann hinzugezogenen Träger der Hilfe<br />

geht.<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin,<br />

dass im Rahmen des Regionalen Fachteams<br />

eine Entscheidung vorbereitet werden<br />

kann, die nicht an kategorialen Grenzen<br />

(Hilfearten, Institutionen, Gesetze)<br />

Halt macht. Das Regionale Fachteam soll<br />

helfen, die Hürden der systembedingten<br />

Trägheit bei der Suche nach individuellen<br />

Hilfearrangements zu überwinden.<br />

Für den Erfolg der Regionalen Fachteams<br />

wird es entscheidend sein, ob und inwieweit<br />

vor allem die Beteiligten auf Seiten<br />

der öffentlichen Verwaltung bereit sind,<br />

sich auf die damit verbundenen Veränderungen<br />

einzulassen. Schon vor Einführung<br />

der Regionalen Fachteams wurde deutlich,<br />

dass sich die für das Hilfeplanverfahren<br />

zuständigen Sozialbürgerhäuser bzw. ASD-<br />

Außenstellen in den Regionen unterschiedlich<br />

entwickeln. Während das neue<br />

Konzept von einem tatsächlich kooperativen<br />

Verfahren der Hilfeerschließung ausgeht<br />

und dies von vielen Vertreterinnen<br />

und Vertretern in der öffentlichen Verwaltung<br />

begrüßt wird, halten einzelne an einem<br />

eher hoheitlich orientierten Verständnis<br />

von Hilfezuweisung fest. Auf diese<br />

Weise entsteht gegenwärtig eine<br />

Zweiklassen-Administration: Von der einen<br />

Seite wird die Gesamtsituation der jeweiligen<br />

Sozialregion und die Versorgung<br />

der Bürgerinnen und Bürger mit bedarfsgerechten<br />

Angeboten der Erziehungshilfe<br />

zunehmend als gemeinsame und partner-<br />

Soziale Versorgung auf dem Reißbrett: Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. übernahm mit<br />

sozialräumlich orientierten Erziehungsangeboten Verantwortung in neuen Wirkungsfeldern<br />

schaftliche Verantwortung des öffentlichen<br />

Trägers und der freien Träger verstanden.<br />

Auf der anderen Seite stehen diejenigen,<br />

welche die ASD- bzw. BSA-Aufgaben<br />

offenbar ausschließlich als<br />

hoheitliches Verwaltungshandeln betrachten,<br />

in dessen Rahmen man über Hilfen<br />

zu entscheiden hat und in dessen Zuge<br />

die Betroffenen dann eine Hilfe zugewiesen<br />

bekommen. Neben dem Problem,<br />

dass diese Auffassung selbstverständlich<br />

dazu prädestiniert ist, die Betroffenen weiterhin<br />

in ihrer Objektstellung zu belassen,<br />

scheint für diese zweite Gruppe die frühzeitige<br />

Beteiligung (außer-amtlicher) Dritter<br />

eine Bedrohung ihrer eigenen Fachlichkeit<br />

darzustellen.<br />

Bedarfsgerecht ausgestaltete<br />

Hilfe<br />

Aber auch auf Seiten derer, die die konkrete<br />

Hilfe anbieten, ist ein Umdenkprozess<br />

notwendig und auch bereits in Gang<br />

gekommen. Sozialpädagogisches Handeln<br />

wird zukünftig wieder mehr in den Mittelpunkt<br />

rücken müssen. So wird es notwendig<br />

werden, Dissense zwischen den<br />

Akteuren im Familiensystem und darüber<br />

hinaus im gesamten sozialen Gefüge eines<br />

jungen Menschen bzw. seiner Familie<br />

deutlich zu machen, Verantwortlichkeiten<br />

konkreter und transparenter zu formulieren<br />

und festzuschreiben und sowohl Kontroll-Optionen<br />

als auch Konsequenzen offen<br />

zu legen. Die Betroffenen selbst mit<br />

ihren Ressourcen müssen verstärkt in ihre<br />

Rolle als Hauptakteure begleitet werden.<br />

Eine solche Herangehensweise wird<br />

sich von einer Familienhilfe-Praxis unterscheiden,<br />

für die zuletzt eine familientherapeutische<br />

Zusatzqualifikation quasi<br />

Grundvoraussetzung war. Nicht ohne<br />

Grund wird in diesem Zusammenhang immer<br />

wieder auch die „Enttherapeutisierung“<br />

von Erziehungshilfe gefordert.<br />

In diesem Zusammenhang wird immer<br />

wieder die Kritik laut, es sollten dadurch<br />

Standards abgesenkt werden. Den Chancen<br />

von „Umbau statt Ausbau“ aufgeschlossen<br />

gegenüber stehend muss aber<br />

konstatiert werden, dass es nicht um den<br />

Abbau von Standards geht, sondern um<br />

deren Veränderung - um neue Ansätze,<br />

welche es vermögen, die Hilfeberechtigten<br />

aus ihrer Objektstellung heraus in die<br />

Position von Subjekten zu bringen. Diejenigen,<br />

die hier einen „Standard-Abbau“<br />

einklagen, scheinen sich schwer zu tun mit<br />

den Herausforderungen der „neuen Bescheidenheit“.


<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

Der Verein bietet heute als freier Träger Ambulante Erziehungshilfe in 5 von 13 Münchner<br />

Sozialregionen an: Hasenbergl/Feldmoching, Milbertshofen/Am Hart/Harthof, Schwabing/Freimann,<br />

Au/Haidhausen/Bogenhausen, Ramersdorf/Perlach<br />

Sozialraumorientierung<br />

Wenn hier im Rahmen des Reformprozesses<br />

von der Sozialraumorientierung gesprochen<br />

wird, so sind damit nur peripher<br />

die Verwaltungsreform an sich und die Organisation<br />

sozialer Dienste in Sozialregionen<br />

gemeint. Auch bezeichnet Sozialraumorientierung<br />

nicht oder nur zu einem ganz<br />

geringen Teil die Vernetzung sozialer Einrichtungen<br />

in Arbeitskreisen oder Arbeitsgemeinschaften.<br />

Sozialraumorientierung<br />

bedeutet aus der Sicht von „Umbau statt<br />

Ausbau“ vor allem eine neue Qualität<br />

Sozialer Arbeit!<br />

Der Sozialraum als Ressource<br />

Die Notwendigkeit, Sozialraumorientierung<br />

als Ansatz für die Arbeit mit Einzelnen,<br />

Familien und auch Gruppen zu etablieren,<br />

resultiert aus der Tatsache, dass<br />

Adressatinnen und Adressaten von Hilfeangeboten<br />

diese nur dann auch als Hilfe<br />

wahrnehmen, wenn sie mit ihrer Lebenswelt<br />

und ihrem Alltagsraum korrespondieren<br />

(vgl. QE, S. 19).<br />

Dass der soziale Nahraum zahlreiche Ressourcen<br />

bereitstellt, die in die konkrete Arbeit<br />

mit einbezogen werden können, ist<br />

hinlänglich bekannt. Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Erziehungshilfe stehen hier<br />

jedoch zunächst vor einer Grundsatzentscheidung:<br />

Sie müssen sich bewusst entscheiden,<br />

ob sie gezielt auf solche Ressourcen<br />

setzen wollen, oder ob sie z.B. bestehende<br />

Bindungen ihrer Klientel zu<br />

anderen Institutionen, zu Vereinen, zur<br />

Clique, zu einer Pfarrgemeinde oder die<br />

Einbeziehung von Nachbarn als störendes<br />

Eindringen in ihr Hoheitsgebiet bzw. als<br />

Gefährdung ihres professionellen Handelns<br />

betrachten. Sicherlich darf die Einbeziehung<br />

sozialräumlicher Ressourcen nicht<br />

zu einem Instrument bloßer Kostenersparnis<br />

im Sinne einer „billigen“ pseudoprofessionellen<br />

Sozialen Arbeit verkommen.<br />

Die sinnvoll differenzierte Nutzung<br />

solcher Ressourcen ist vielmehr ein gebotenes<br />

Instrument der Handlungs- und Lösungsorientierung<br />

von Hilfe.<br />

Der Sozialraum als Entwicklungsgröße<br />

Mit der Regionalisierung der AEH wurde<br />

die sozialräumliche Orientierung von Erziehungshilfe<br />

spürbar aufgewertet. Die<br />

Träger der Erziehungshilfe sollen durch ihre<br />

Arbeit zur Weiterentwicklung einer<br />

präventiven Sozialplanung beitragen (vgl.<br />

QE, S. 6). Den in den Regionen tätigen Trägern<br />

stehen gegenwärtig ca. 10 % der Arbeitszeit<br />

für Aufgaben in diesem Sinne zur<br />

nah dran 31<br />

Verfügung. Sozialraumorientierung meint<br />

in München aber (bedauerlicherweise)<br />

nicht zwangsläufig Soziale Arbeit im Sinne<br />

der Gemeinwesenarbeit. Eines wie auch<br />

immer gearteten („übergreifenden“ oder<br />

„unabhängigen“) Fallbezuges bedarf es<br />

weiterhin. Erziehungshilfe wäre aufgrund<br />

ihrer vielfältigen Erfahrungen aus der alltäglichen<br />

Arbeit sicherlich geradezu prädestiniert,<br />

aktiver in eine gemeinwesenorientierte<br />

Richtung zu wirken. Es könnte,<br />

ja müsste Aufgabe einer nachhaltig wirksamen<br />

Erziehungshilfe sein, derart Einfluss<br />

auf einen Sozialraum zu nehmen, dass<br />

einzelfallbezogene Problemlagen überhaupt<br />

erst gar nicht mehr entstehen.<br />

Aber so weit ist die Entwicklung in München<br />

noch nicht. Ganz im Gegenteil: Weil<br />

sozialräumliche Arbeit in einem umfassenderen<br />

Sinne letztlich nicht in den<br />

Pflichtleistungsbereich von Erziehungshilfe<br />

fällt, ist das Wenige, das derzeit bereits<br />

möglich ist, spätestens an dem Punkt gefährdet,<br />

an dem über Einsparungen nachgedacht<br />

wird. Oder umgekehrt formuliert:<br />

Spätestens wenn Wartelisten im Bereich<br />

der Einzelfallhilfen zu entstehen beginnen,<br />

wird der Ruf laut, die fehlenden Ressourcen<br />

vom sozialräumlichen Kontingent<br />

wegzunehmen. Die nahe Zukunft wird zeigen,<br />

ob das Sozialreferat zu seinem Wort<br />

steht, wonach die gesamte Struktur einer<br />

Sozialregion als Entwicklungsgröße betrachtet<br />

werden soll, „für die alle Beteiligten<br />

– Verwaltung und Steuerung, Bezirkssozialarbeit<br />

und erzieherische Hilfen –<br />

Verantwortung tragen müssen“ (vgl. QE,<br />

S. 22).<br />

Die Erziehungshilfe im Sozialraum<br />

Unbenommen der zuvor angedeuteten<br />

Zurückhaltung wird Erziehungshilfe als<br />

Bestandteil eines Sozialraumes betrachtet.<br />

Die Qualitätsentwicklung fordert sogar,<br />

dass sie in den Sozialregionen derart<br />

organisiert werden soll, dass sie präventiv<br />

wirken und dass der Zugang ins Hilfesystem<br />

- wenn nötig, dann - zeitnah erfolgen<br />

kann. Dass dies gegenwärtig eher<br />

schwierig ist, hat zwei Ursachen: Zum einen<br />

empfinden Bürgerinnen und Bürger es<br />

als stigmatisierend, wenn sie Erziehungshilfe<br />

in Anspruch nehmen müssen.<br />


32<br />

nah dran<br />

Und zum anderen sind die Zugänge zur<br />

Hilfe selbst in der Regel eher hochkomplex,<br />

verworren, wenig transparent und<br />

zeitintensiv gestaltet.<br />

Institutionen der Erziehungshilfe – seien<br />

es beratende, betreuende, therapeutische<br />

oder die Sozialverwaltung selbst – bewegen<br />

sich über weite Strecken parallel zum<br />

und nicht im Alltag der Bürgerinnen und<br />

Bürger. Erziehungshilfe ist ein System, das<br />

erst dann in ihren Wahrnehmungsbereich<br />

gelangt, wenn Schwierigkeiten im Umgang<br />

mit Kindern und Jugendlichen, wenn<br />

Schwierigkeiten in der Erziehung auftreten<br />

bzw. wenn diese Schwierigkeiten nicht<br />

mehr auszuhalten sind. Weil das Sondersystem<br />

Erziehungshilfe zu weit von den<br />

Bürgerinnen und Bürgern entfernt ist, erfolgt<br />

eine Kontaktaufnahme oftmals erst<br />

zu einem Zeitpunkt, an dem es im Grunde<br />

bereits zu spät ist. Hinzu kommt, dass eine<br />

solche Kontaktaufnahme an sich als<br />

hochgradig belastend empfunden wird.<br />

Erziehungshilfe muss daher – wie soziale<br />

Dienstleistung insgesamt – ihr bisweilen<br />

pseudotherapeutisches Glashaus verlassen,<br />

vor Ort präsenter, in ihrem Handeln<br />

transparenter und zu einem Bestandteil<br />

des bürgerschaftlichen Lebens werden.<br />

Dies könnte sie vor allem dadurch erreichen,<br />

dass sie, wie oben gefordert, zusätzlich<br />

zu aller (Einzelfall-)Hilfe sichtbar<br />

Mitverantwortung für das Gemeinwesen<br />

übernimmt, in dem sie tätig ist.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Frage zu<br />

beantworten, wie Bürgerinnen und Bürger<br />

zukünftig Zugang in das Hilfesystem<br />

finden können. Wenn es wirklich erklärtes<br />

Ziel ist, dass die Hilfezugänge adressatenfreundlicher<br />

gestaltet und vereinfacht<br />

werden sollen, dann bedarf es eines Strukturwandels,<br />

der es möglich macht, dass<br />

Hilfesuchende diesen Bedarf dort und<br />

dann äußern können, wo und wann er auftritt.<br />

Grundvoraussetzung dafür wäre, dass<br />

an dieser ersten Stelle der Kontaktaufnahme<br />

für die Betroffenen nicht eine Reise<br />

durch die Instanzen beginnt, weil eben<br />

gerade diese Stelle zufälligerweise nicht<br />

zuständig ist. Zuständig sollte „jeder“ sein<br />

können, auch die Schule, die Pfarrge-<br />

meinde, der Fußballtrainer. Die Umgestaltung<br />

der Zugänge in diesem Sinne wird<br />

aber nur gelingen, wenn der öffentliche<br />

wie die freien Träger bereit sind, Verfahren<br />

und Finanzierungsmodelle zu entwickeln,<br />

die solches ermöglichen.<br />

Partnerschaftlichkeit zwischen<br />

dem öffentlichen Träger und<br />

den freien Trägern<br />

Zur „neuen“ Qualität von „Umbau statt<br />

Ausbau“ zählt die Partnerschaftlichkeit,<br />

und zwar in mehrerer Hinsicht: An oberster<br />

Stelle steht sicherlich der partnerschaftliche<br />

Umgang der Erziehungshilfe<br />

mit ihrer Klientel. Dies wurde eingangs bereits<br />

in Ansätzen beschrieben. Partnerschaftlichkeit<br />

ist ebenso gefordert bei der<br />

Gestaltung der Kooperationsbeziehungen<br />

zwischen den Erziehungshilfeträgern in<br />

den Sozialregionen. Die Qualität Partnerschaftlichkeit<br />

bezieht sich aber auch auf<br />

das Verhältnis zwischen öffentlichem Träger<br />

und freien Trägern.<br />

Diese Partnerschaftlichkeit, die nach Meinung<br />

von Kurz-Adam und Köhler auch<br />

zum bisherigen Erfolg im Projekt „Umbau<br />

statt Ausbau“ selbst beigetragen hat (vgl.<br />

QE, S. 20 f), kann auf zwei Ebenen betrachtet<br />

werden:<br />

Im Projekt „Umbau statt Ausbau“<br />

Ausgestattet mit einem notwendigen Maß<br />

an Frustrations-, Verwunderungs- und<br />

Ernüchterungstoleranz – und zwar auf öffentlicher<br />

wie auf freier Trägerseite – kann,<br />

bezogen auf den bisher gemeinsam gestalteten<br />

Prozess, durchaus von transparenten<br />

Entscheidungsprozessen und guten<br />

Verhandlungen gesprochen werden.<br />

Ein weiterer Erfolg von „Umbau statt Ausbau“<br />

wird sich aber nicht von alleine einstellen:<br />

Zum einen wird er davon abhängig<br />

sein, ob es den Trägern und Verbandsvertreterinnen<br />

und -vertretern gelingt,<br />

sich von der Vorstellung zu verabschieden,<br />

dass vom Jugendamt nichts kommen kann,<br />

hinter dem nicht auch eine (böse) Absicht<br />

steht, ... dass sowieso schon alles fertig<br />

geplant ist, ... dass das Jugendamt letztlich<br />

ohnehin das tun wird, was es will. (Denn:<br />

Wer zahlt schafft an!) Die freien Träger<br />

hatten und haben, was in der Vergangenheit<br />

vielleicht nicht häufig der Fall war,<br />

die Möglichkeit zur tatsächlichen Mitgestaltung.<br />

Sie sind gut beraten, sich nicht<br />

auf die Position zurückzuziehen, dass Stillhalten<br />

Schlimmeres verhindert, sondern<br />

sich aktiv am Geschehen zu beteiligen.<br />

Auf der Seite des öffentlichen Trägers wird<br />

entscheidend sein, welche Rolle die „Verwaltungstreuen“<br />

spielen werden, für die<br />

Erziehungshilfe nicht mehr als die Komposition<br />

von Dienstanweisungen und Verfahren<br />

zu sein scheint, für die die Krone<br />

der Erziehungshilfe deren Verwaltung und<br />

Zuweisung ist - und der freie Träger ihr<br />

Erfüllungsgehilfe.<br />

Eine Zäsur im bisherigen Prozess darf hier<br />

nicht unerwähnt bleiben: Es ist der Zeitpunkt,<br />

an dem in der Landeshauptstadt<br />

München im Frühsommer 2002 die Haushaltssperre<br />

verhängt wurde. Von diesem<br />

Zeitpunkt an stand das Erreichte in Sachen<br />

Partnerschaftlichkeit auf Messers<br />

Schneide. Das „gute Verhandeln“ (vgl. QE,<br />

S. 20) wich dem Diktat des Mächtigeren.<br />

Das inhaltliche Ringen wich der permanenten<br />

(Be-)Drohung der freien Träger<br />

durch den öffentlichen Partner nach der<br />

Devise: „Wer zu unseren Bedingungen<br />

nicht mitmachen will, der macht eben<br />

nicht mit!“ Wenn in solchen Aussagen die<br />

Respektierung der Eigenständigkeit der<br />

Träger zum Ausdruck kommen sollte, so<br />

war es eine Phase, in der der Respekt<br />

merkwürdige Züge annahm...<br />

Trotz dieser Erschütterungen konnten beide<br />

Seiten zu ihrem partnerschaftlichen<br />

Umgang miteinander zurückfinden. Es<br />

scheint ein Fundament gelegt zu sein, das<br />

Erschütterungen standzuhalten in der Lage<br />

ist und von dem man hoffen darf, dass<br />

seine Festigkeit weiter zunimmt.<br />

Im (sozialräumlichen) Arbeitsalltag<br />

Bezogen auf die Kernaufgaben im Alltagsgeschehen<br />

gibt es sowohl ein Mehr<br />

als auch ein Weniger an Partnerschaftlichkeit:<br />

Ob mehr oder weniger ist dabei<br />

jeweils abhängig von den konkret handelnden<br />

Personen, von deren Koopera-


Keine Zeit zum Rasten, aber ein guter Moment zur Reflexion: Der stellvertretende Geschäftsführer<br />

des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V., Norbert Blesch, zieht eine Bilanz mit Zukunftsperspektiven<br />

zu „Umbau statt Ausbau“<br />

tionsverständnis und von der Hilfeart, um<br />

die es im Einzelfall geht.<br />

Mit der Haushaltssperre und seit der Einführung<br />

so genannter Kontingente für stationäre<br />

Unterbringungen nahmen Hinweise<br />

auf konkrete Einzelfälle zu, in denen<br />

von Seiten des öffentlichen Trägers das<br />

Qualitätsmerkmal Partnerschaftlichkeit<br />

nahezu zum Erliegen kam. Wenn über die<br />

Beendigung einer stationären Hilfe ohne<br />

Beteiligung der Einrichtung und der Sorgeberechtigten<br />

zugunsten einer (scheinbar<br />

kostengünstigeren) Inobhutnahme<br />

entschieden wird, dann kann wohl kaum<br />

noch von Partnerschaftlichkeit gesprochen<br />

werden. Es gibt derart zahlreiche Hinweise,<br />

die vermuten lassen, dass der Münchner<br />

Sozialreferent wohl eher schlecht informiert<br />

ist, wenn er in einem offiziellen<br />

Schreiben verlauten lässt, dass in München<br />

immer noch jedes Kind oder jeder Jugendliche<br />

die für ihn notwendige Hilfe erhalten<br />

hat.<br />

Es ist zu hoffen (und zugleich die Aufgabe<br />

aller am Prozess „Umbau statt Ausbau“<br />

Beteiligten), dass die vereinbarten Qualitätsmerkmale<br />

nicht einem falsch verstandenen<br />

Spardiktat zum Opfer fallen<br />

und Praktiken Einzug halten, die z.B. aus<br />

dem Versicherungswesen bekannt sind: Einen<br />

Antrag erstmal ablehnen und darauf<br />

hoffen, dass weniger als 50 % in den Widerspruch<br />

gehen. Das würde zwar unbestritten<br />

viel Geld sparen helfen, wäre aber<br />

alles andere als partnerschaftlich und<br />

transparent!<br />

Ausblick<br />

Die Münchner Erziehungshilfe hat bereits<br />

eine beträchtliche Wegstrecke zurückgelegt<br />

in ihrem Bemühen um- statt auszubauen.<br />

Sicherlich wird es sie noch weiterhin geben,<br />

die hinlänglich bekannten Diskussionen<br />

um die Definitionen von Sozialraum,<br />

nah dran 33<br />

Sozialregion und Lebensraum, die Diskussionen<br />

um Fallverantwortung und Federführung<br />

sowie um das Wunsch- und<br />

Wahlrecht. Sicherlich wird es auch künftig<br />

noch diejenigen geben, die behaupten,<br />

dass sie all das, was „Umbau statt<br />

Ausbau“ will, schon lange machen und<br />

nicht verstehen, was „Umbau statt Ausbau“<br />

überhaupt will. Und sicherlich auch<br />

diejenigen, die veränderte Standards als<br />

Standard-Absenkung definieren. Es wird<br />

schließlich nach wie vor diejenigen geben,<br />

die am alten Verhältnis zwischen<br />

dem öffentlichen Träger und den freien<br />

Trägern festhalten wollen, weil Feindbilder<br />

so wunderbar zur eigenen Identitätsbildung<br />

beitragen. Wie auch immer, es wird<br />

sich hierbei wohl eher um das Nicht-<br />

Wahrhaben-Wollen derer handeln, die immer<br />

noch glauben, dass das Reformvorhaben<br />

„Umbau statt Ausbau“ durch Aussitzen<br />

ohne Veränderungen überlebt<br />

werden kann - eine irrtümliche Annahme.<br />

Die wirklichen Aufgaben, die anstehen,<br />

können wie folgt umrissen werden:<br />

Qualifizierung der Handelnden<br />

im Sinne der neuen Fachlichkeit, im Sinne<br />

der „Bescheidenheit des gemeinsamen<br />

Nenners“, im Sinne der tatsächlichen Bedarfs-<br />

und Sozialraumorientierung: Hierzu<br />

bedarf es der gegenseitigen Großzügigkeit<br />

sowohl derer, die in den Regionen<br />

bereits versuchen, nach diesen Qualitätskriterien<br />

zu handeln, als auch derjenigen,<br />

die ihnen noch folgen werden. Träger- und<br />

Hilfe-übergreifendes Miteinander- und<br />

Voneinander-Lernen wird in den nächsten<br />

Jahren die Erziehungshilfelandschaft<br />

Münchens neu prägen.<br />

„Umzug“ wirklich a l l e r Erziehungsangebote<br />

in die Regionen<br />

Dieser Umzug muss bedeuten, dass sich<br />

alle Einrichtungen der Erziehungshilfe gemeinsam<br />

mit dem zuständigen Sozialbürgerhaus<br />

und den anderen Trägern in einer<br />

Region an der Verantwortung für die Versorgung<br />

mit Erziehungsangeboten beteiligen<br />

- was etwas gänzlich anderes ist, als<br />

(Betreuungs-)Plätze zu füllen und zu erhalten.<br />


34<br />

nah dran<br />

Und: Es gilt, die Vision von der Sozialraumorientierung<br />

dahingehend zu erweitern,<br />

dass man diesem Qualitätsmerkmal folgend<br />

nicht beim Kanon der gegenwärtig<br />

in der Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />

gefassten Hilfen stehen bleiben kann und<br />

dass die Umsetzung einer solchen Vision<br />

nicht an der Struktur der öffentlichen Töpfeverwaltung<br />

scheitern darf.<br />

Herstellen eines ausgewogenen<br />

Verhältnisses von Versorgungsanspruch<br />

und Trägerautonomie<br />

Es gilt, den Anspruch der Regionen auf<br />

Versorgung mit geeigneten Erziehungsangeboten<br />

sicherzustellen und kompatible<br />

Strukturen für die hierzu notwendigen gelingenden<br />

Trägerkooperationen zu schaffen<br />

bei gleichzeitiger Bewahrung der Autonomie<br />

und der eigenen Profile der Träger.<br />

Herstellen eines ausgewogenen<br />

Verhältnisses von dezentralen<br />

Strukturen und zentraler Steuerung<br />

Wie viel Eigenständigkeit und individuelle<br />

Entwicklung kann und will die Steuerung<br />

im Sozialreferat den Sozialregionen,<br />

ihren Sozialbürgerhäusern und den Trägern<br />

zugestehen? Wird es in den einzelnen<br />

Sozialregionen zum Beispiel möglich sein,<br />

dass sich Erziehungshilfe noch kleinräumlicher<br />

organisiert, was langfristig betrachtet<br />

im Sinne der Sozialraumorientierung<br />

nur konsequent wäre?<br />

Es gilt, effektive aber schlanke Instrumente<br />

der Steuerung und des Controllings zu<br />

entwickeln, die derart gestaltet sind, dass<br />

sie dem Bedarf und berechtigten Interesse<br />

nach Steuerung genügen, eine Überregulierung<br />

aber verhindert wird.<br />

Entwicklung eines der neuen Qualität<br />

Vorschub leistenden Finanzierungsmodells<br />

Es muss ein Modell entwickelt werden, das<br />

Anreize zu kreativen Hilfearrangements<br />

schafft, die kostenintensive Erziehungshilfeformen<br />

zu verhindern helfen. Ein solches<br />

Finanzierungsmodell muss es ermöglichen,<br />

dass Einrichtungen der Erziehungshilfe<br />

dafür finanziert werden, dass<br />

sie Erziehungshilfefälle abbauen oder ver-<br />

meiden. Bildlich gesprochen: Eine stationäre<br />

Einrichtung darf sich zukünftig<br />

nicht mehr finanziell tragen, weil sie belegt<br />

ist, sondern weil sie leer steht! Das<br />

Verhindern von Erziehungshilfefällen muss<br />

sich lohnen, auch für die Träger der Erziehungshilfe<br />

selbst.<br />

Und: Spätestens bei der Finanzierungsfrage<br />

wird sich die Rolle des stadteigenen<br />

Anbieters klären, und man wird die Frage<br />

beantworten müssen, wie die Ungleichbehandlung<br />

der freien Träger gegenüber dem<br />

städtischen Träger überwunden werden<br />

kann.<br />

Die größte Herausforderung aber wird es<br />

sein, geeignete Antworten auf die (angeblich)<br />

leeren öffentlichen Kassen zu finden.<br />

Es ist eine Utopie, zu glauben, dass im<br />

Rahmen von Erziehungshilfe Kosten<br />

schlagartig sinken könnten, weil Erziehungshilfe<br />

als Anspruch der Bürgerinnen<br />

und Bürger in der Sozialgesetzgebung verankert<br />

ist und bleiben muss. Realistisch<br />

erscheint hingegen, dass durch eine konsequente<br />

Umsetzung dessen, was mit<br />

„Umbau statt Ausbau“ begonnen wurde,<br />

der Kostenanstieg verlangsamt und die<br />

Planungssicherheit sowohl für die öffentliche<br />

Hand als auch für die freien Träger<br />

der Erziehungshilfe selbst gesteigert werden<br />

kann. Die Verantwortlichen stehen<br />

künftig vor der Wahl, der Verlockung von<br />

kurzfristigen Verbesserungen finanztechnischer<br />

Kennzahlen zu erliegen oder sich<br />

für nachhaltig wirkende Lösungen zu entscheiden.<br />

Wenn ihnen Letzteres gelingt,<br />

dann besteht vielleicht sogar eine gewisse<br />

Chance, dass die Utopie nicht zwangsläufig<br />

eine solche bleiben muss.<br />

NORBERT BLESCH ■<br />

1. Kurz-Adam, Maria; Frick, Ulrich: Umbau statt Ausbau<br />

- Analyse der Inanspruchnahme stationärer Erziehungshilfen<br />

der Landeshauptstadt München von 1996<br />

- 1999. Evaluation der Massnahmen von 1996 - 1998.<br />

Benediktbeuern, Regensburg: August 2000.<br />

2. Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stadtjugendamt<br />

(Hg.): Umbau statt Ausbau. Qualitätsentwicklung<br />

der ambulanten, teilstationären und stationären<br />

Erziehungshilfen in München. Facharbeitsgemeinschaft<br />

§ 78 SGB VIII „Hilfen zur Erziehung“.<br />

München: Februar 2002.<br />

Oft genug geht die derzeitige<br />

Spardiskussion in unserem<br />

Staat nach dem „Florians-<br />

Prinzip“ vonstatten: „Sparen ist ja<br />

okay, aber bitte nicht bei mir!“ So auch<br />

hier im schönen München...<br />

Man erinnere sich an die Tarifrunde im<br />

Öffentlichen Dienst: Die Kommunen<br />

sind pleite, dem Land geht’s schlecht,<br />

der Bund muss die Arbeitslosigkeit<br />

finanzieren – und dennoch findet der<br />

Tarifabschluss große Zustimmung auf<br />

kommunaler Ebene. Der Presse war zu<br />

entnehmen, dass die Münchner Stadtspitze<br />

die 80 Mio. €, welche der Tarifabschluss<br />

gekostet hat, für „verkraftbar“<br />

hält. Und die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Öffentlichen<br />

Dienstes müssten ja auch an der allgemeinen<br />

Einkommensentwicklung<br />

beteiligt werden.<br />

Um hier kein Missverständnis aufkommen<br />

zu lassen: Dies ist kein Plädoyer<br />

für einen grundsätzlichen Verzicht auf<br />

Lohnerhöhungen! Aber es muss erlaubt<br />

sein, einmal kritisch darüber nachzudenken,<br />

welche Konsequenzen ein solcher<br />

Tarifabschluss für die soziale<br />

Landschaft in dieser Stadt hat:<br />

Nahezu im gleichen Atemzug mit der<br />

Erhöhung der Tarifgehälter im Öffentlichen<br />

Dienst verordnete die Landeshaupstadt<br />

München nach der „Rasenmäher-Methode“<br />

die Kürzung fast aller<br />

Zuschüsse für soziale Leistungen<br />

um 2,61 %. Gegenüber den freien<br />

Wohlfahrtsverbänden ist das Florian<br />

pur! Denn in aller Regel erhalten diese<br />

eben nur Zuschüsse zu ihren Projekten<br />

und keine echte kostendeckende<br />

Finanzierung - obschon sie häufig<br />

kostengünstiger arbeiten als die Öffentliche<br />

Hand. Und diese Zuschüsse<br />

werden ja wohl gerade im Interesse<br />

der Realisierung einer sozialen Stadt<br />

gegeben: Die Leistungen der Wohlfahrtspflege<br />

sollen jenen Bürgerinnen<br />

und Bürgern zugute kommen, die sie<br />

am nötigsten brauchen. Doch die<br />

Schere zwischen öffentlichem Zuschuss<br />

und Kostendeckungsbeitrag


geht weiter auseinander. Und dies insbesondere<br />

wegen des Anstiegs der Personalkosten!<br />

Viele freie Verbände sind nicht tarifgebunden,<br />

sondern wenden eigene<br />

Arbeitsvertragsrichtlinien<br />

an, die den Automatismus des Tarifvertrages<br />

nicht kennen. Das ist<br />

einerseits auch ihr Glück, weil die<br />

Träger sonst keine Möglichkeit hätten,<br />

die defizitäre Entwicklung abzufangen.<br />

Wären sie tarifgebunden,<br />

so käme in manchen Fällen eine<br />

Tariferhöhung dem Aus für eine<br />

soziale Einrichtung gleich. Andererseits<br />

bleibt anzumerken, dass die Verbände,<br />

Vorstände, Betriebsräte und Mitarbeiter/innen<br />

verständlicherweise kritisch<br />

auf solche Entwicklungen reagieren, weil<br />

ihnen weniger Geld bei höheren Aufwendungen<br />

zur Verfügung steht. Kritisch reagieren<br />

sie dann auch, wenn Berufskolleginnen<br />

und -kollegen eine Lohnerhöhung<br />

bekommen, aber der eigene Träger, der sowieso<br />

mit seinem Eigenbeitrag die Stadt<br />

„sponsert“, die gleiche Erhöhung nicht leisten<br />

kann, sondern sogar noch um einen<br />

Pauschalbetrag gekürzt wird.<br />

Da fragt man sich: Für wen arbeiten die<br />

freien Wohlfahrtsverbände eigentlich? Sie<br />

sind doch keine Beschäftigungsfirmen für<br />

Sozialpädagogen! Sie sind an der Verwirklichung<br />

einer sozialen und solidarischen<br />

Gesellschaft mit ihren vielen ehrenamtlichen<br />

Strukturen, ihrem persönlichen und<br />

idealistischen Einsatz maßgeblich beteiligt.<br />

Jede Tätigkeit und jedes Engagement<br />

von Bürgerinnen und<br />

Bürgern in den freien Verbänden der<br />

Wohlfahrtspflege bringen für unsere<br />

Gesellschaft deutlich mehr Gewinn als<br />

nah dran 35<br />

„Heiliger St. Florian, verschon’<br />

mein Haus - zünd’ andre an!“<br />

Die Landeshauptstadt München „verkraftet“ ihre Tariferhöhung bei synchronem<br />

Rasenmäher-Sparkurs gegenüber den freien Wohlfahrtsverbänden<br />

Soll der Heilige Florian in<br />

München nur die öffentlichen<br />

Haushalte beschützen?<br />

die eingesetzten Mittel kosten! Dieses (berechtigte)<br />

Statement war in den Jubelund<br />

Jubiläumsreden der vergangenen Jahre<br />

aus dem Munde der Laudatorinnen und<br />

Laudatoren, Glückwunschüberbringer/innen<br />

und offiziellen Vertreter/innen der Gesellschaft<br />

immer wieder zu hören.<br />

Das Aushungern der Verbände ist dagegen<br />

für unsere Gesellschaft eine mehrfach teure<br />

Angelegenheit: Ein Verein, der seine soziale<br />

Arbeit aus finanziellen Gründen einstellen<br />

muss, reißt nicht nur ein Loch in<br />

die Versorgung der Menschen, die Hilfe<br />

brauchen. Es gehen auch die Arbeitsplätze<br />

seiner Mitarbeiter/innen verloren. In der<br />

Folge haben wiederum die Sozialkassen<br />

wegen der arbeitslosen Mitarbeiter/innen<br />

höhere Aufwendungen, und das bürgerschaftliche<br />

Engagement der Menschen, die<br />

diese wichtige Arbeit geleistet haben,<br />

bleibt ungenutzt. Gesellschaftspolitisch ist<br />

dies eine höchst bedenkliche Entwicklung!<br />

Wäre es da nicht an der Zeit, die kleinen<br />

und großen Egoismen zu überwinden und<br />

der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft<br />

entgegenzuwirken - vielleicht auch durch<br />

eigenen Verzicht? Vielleicht kann man<br />

auch „klug“ sparen! Einige Vorschläge dazu<br />

hat der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />

e.V. in der Vergangenheit schon gemacht...<br />

Aber wer will das hören?<br />

„Heiliger St. Florian, verschon’ mein Haus<br />

- zünd’ andre an!?“ ARNO BOCK ■


Amalie-Nacken-Heim<br />

Heilpädagogische Tagesstätte<br />

Hermann-Stockmann-Straße 13<br />

85221 Dachau<br />

Tel. (089) 23 17 16 -8410<br />

Fax (089) 23 17 16 -8419<br />

amalie-nacken-heim@kinderschutz.de<br />

hpt@kinderschutz.de<br />

Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />

Hermann-Stockmann-Straße 13<br />

85221 Dachau<br />

Tel. (089) 23 17 16 -8910<br />

Fax (089) 23 17 16 -8919<br />

bamberger-schule@kinderschutz.de<br />

Schülerzentrum am Schloßberg<br />

Schulsozialarbeit, Dachau<br />

Dr.-Engert-Straße 9<br />

85221 Dachau<br />

Tel. (089) 23 17 16 -8820<br />

Fax (089) 23 17 16 -8829<br />

schuelerzentrum.schlossberg@kinderschutz.de<br />

Perspektive Dachau<br />

Chance3 Münchner Straße 11<br />

85221 Dachau<br />

Tel. (089) 23 17 16 -8720<br />

Fax (089) 23 17 16 -8729<br />

perspektive@kinderschutz.de<br />

chance@kinderschutz.de<br />

Kurt-Seelmann-Wohngruppen<br />

SBW/ISE, Dachau<br />

Gottesackerstraße 19<br />

85221 Dachau<br />

Tel. (089) 23 17 16 -8110<br />

Fax (089) 23 17 16 -8119<br />

wohngruppen@kinderschutz.de<br />

Ambulante Erziehungshilfe (AEH)<br />

Liebherrstraße 5<br />

80538 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -7010<br />

Fax (089) 23 17 16 -7019<br />

aeh@kinderschutz.de<br />

Jugendberatung Kreppe<br />

Schulsozialarbeit, München<br />

An der Kreppe 5<br />

81667 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -7610<br />

Fax (089) 23 17 16 -7619<br />

kreppe@kinderschutz.de<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

– Geschäftsstelle –<br />

Liebherrstraße 5 • 80538 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 –0 • Fax (089) 23 17 16 –9969<br />

info@kinderschutz.de<br />

Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen (SBW)<br />

Kathi-Kobus-Straße 11<br />

80797 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9013<br />

Fax (089) 23 17 16 -9219<br />

sbw@kinderschutz.de<br />

SBW für Mutter/Vater und Kind (MVK)<br />

Heimperthstraße 13<br />

80935 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9013<br />

Fax (089) 23 17 16 -9319<br />

mvk@kinderschutz.de<br />

Intensive Sozialpädagogische<br />

Einzelbetreuung (ISE)<br />

Kathi-Kobus-Straße 11<br />

80797 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9010<br />

Fax (089) 23 17 16 -9419<br />

ise@kinderschutz.de<br />

Olga-Heerdegen-Haus (ISE-Wohnprojekt)<br />

Heimperthstraße 13<br />

80935 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9550<br />

Fax (089) 23 17 16 -9559<br />

wohnprojekt@kinderschutz.de<br />

Kindertagesstätte Parkstadt Schwabing<br />

Lilly-Reich-Straße 14<br />

80807 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -7230<br />

Fax (089) 23 17 16 -7239<br />

kita@kinderschutz.de<br />

kibs – Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle<br />

für männliche Opfer sexueller Gewalt<br />

Kathi-Kobus-Straße 11<br />

80797 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9120<br />

Fax (089) 23 17 16 -9119<br />

kibs@kibs.de<br />

kids-hotline<br />

Liebherrstraße 5<br />

80538 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9950<br />

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info@kids-hotline.de<br />

www.kids-hotline.de<br />

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Ja! - Ich unterstütze das Hilfeangebot des<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. durch meine Fördermitgliedschaft<br />

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jährlich<br />

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werden. Die Mitgliedschaft eines fördernden Mitgliedes kommt durch<br />

schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorstand zustande. Mit einer<br />

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Förderung des Vereins ve rbunden. (Satzung, § 3 Mitglieder)<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. ist wegen Förderung der Jugendfürsorge<br />

und Erziehung durch Bescheinigung des Finanzamtes München für<br />

Körperschaften, Steuernummer 9143/843/61105, vom 15.11.2002 als<br />

gemeinnützig anerkannt.<br />

Ich überweise meinen Förderbeitrag auf das<br />

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Kontonummer 7818300<br />

Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 700 205 00)<br />

Ich bitte um Ausstellung einer<br />

Jahresspendenquittung<br />

Ich wünsche die Veröffentlichung meines Namens<br />

im Internet auf der Dankesseite des <strong>Kinderschutz</strong><br />

und Mutterschutz e.V. (www.kinderschutz.de)<br />

Ich bitte um Zusendung der aktuellen Satzung<br />

Datum, Unterschrift Fördermitglied<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. hilft seit 1901 Kindern, Jugendlichen und Familien in sozialer Not:<br />

Wir bieten Antworten auf schwierige Situationen und Lebensbedingungen - konkret, individuell und flexibel,<br />

wir engagieren uns für die Zukunft junger Menschen mit zeitgemäßer innovativer Jugendhilfe aus einer Hand!<br />

<strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V.<br />

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