NAH DRAN 03_Master_3 - Kinderschutz eV

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20 nah dran es sollte statt einer fragenden Bitte eine selbstbewusste Aufforderung zur Unterstützung vermittelt werden. Ganz bewusst wurde dazu kein Motiv gewählt, das das Klischee „Arme Menschen, mit denen man Mitleid zu haben hat“ bedient. Stattdessen soll deutlich gemacht werden, dass jeder von sozialer Not betroffen sein kann, auch die „netten Nachbarn von nebenan“, selbst wenn man es ihnen nicht direkt ansieht. Diese Botschaft wird in einigen Motiv-Versionen noch durch Textblöcke unterstützt: „Wer sagt denn, dass Männer in Not verwahrlost aussehen?“, „... dass Frauen in Not nur Lumpen tragen?“, „... dass Kinder in Not nicht auch cool aussehen?“ Gemäß seiner Mit dieser Anzeige zum Thema „Zivilcourage“ gewannen sputniks 1998 den 1. Preis beim Kreativwettbewerb der deutschen Tageszeitungen, an dem bundesweit 250 Werbeagenturen teilnahmen Großplakat zum 100-jährigen Vereinsjubiläum (2001) Werbestrategie setzt der Verein damit nicht auf kurzlebige Knalleffekte, sondern gibt mit den Ideen von sputniks kreative Denkanstöße, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. So konnten sputniks im August 1999 – mit freundlicher Unterstützung durch Ellerhold Großplakate GmbH und Deutsche Eisenbahnreklame GmbH – für den Kinderschutz und Mutterschutz e.V. im Münchner S-Bahnbereich eine dreiwöchige City-Light-Poster Aktion durchführen – zum Selbstkostenpreis, der nur ein Zwanzigstel des für eine solche Aktion üblichen Preises betrug. Zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins im Frühjahr 2001 wurde ein neues zeitgemäßes, dynamisches Motiv mit einer jugendlichen Rollerbladerin und dem Motto „100 Jahre innovative Sozialarbeit“ entworfen. Es sollte damit signalisiert werden, dass der Kinderschutz und Mutterschutz e.V., der in seiner 100-jährigen Geschichte immer flexibel auf die Probleme der jeweiligen Zeit geantwortet hat, auch weiterhin nach vorne blickt, um dynamische, flexible und bedarfsgerechte Hilfen für junge Menschen und ihre Familien zu entwickeln. Zum Jubiläum wurde von sputniks auch eine spektakuläre Graffiti-Aktion in verschiedenen U-Bahnhöfen in München initiiert: Die Deutsche Städte-Medien GmbH (DSM) stellte dazu ausgewählte Großplakatflächen kostenlos zur Verfügung. Darauf durften vom Kinderschutz und Mut- terschutz e.V. betreute Jugendliche - ganz legal - ihre persönlichen Geburtstagsgrüße für den Verein sprühen. Eine Aktion, die dem Verein viel Aufmerksamkeit von Passanten für sich und seine Arbeit brachte und den Jugendlichen einen „coolen“ Eindruck von der Offenheit „ihres“ Hilfe-Trägers gab. Dr. Gernot Wiegand, der Vorstandsvorsitzende des Kinderschutz und Mutterschutz e.V. ist überzeugt: „Wir sind mit Hilfe von sputniks, „unserer“ Werbeagentur, professioneller geworden. Auch in der Sozialen Arbeit wird es immer wichtiger, das, was man tut, in ansprechender Weise darzu- Jugendliche sprühten – ganz legal – ihre „Graffiti-Wünsche“ zum 100. Geburtstag stellen. Die Jahre, in denen man Gutes im stillen Kämmerlein leistete, sind vorbei. Heute muss man Gutes tun und darüber reden! Nur so kann auch in Zeiten schwieriger Finanzierung für soziale Leistungen der gemeinschaftliche Auftrag vermittelt werden, Menschen mit Handicaps nicht auszugrenzen, sondern an unserer Gesellschaft teilhaben zu lassen.“ Dass die Werbeagentur sputniks diese Strategie mit einem guten Gespür für die Visionen des Vereins sehr flexibel, kooperativ und zuverlässig mitgestaltet, ist aktives soziales Engagement. Der Kinderschutz- und Mutterschutz e.V. bedankt sich dafür herzlich und freut sich auf eine weitere kreative Zusammenarbeit! THOMAS HARTKORN ■
Von der patriarchalischen zur zeitgenössischen Familie Erfahrungen aus der Ambulanten Erziehungshilfe mit einer albanischen Familie in der Sozialregion Ramersdorf/Perlach Fran Krasniqi ist gebürtiger Kosovo- Albaner und war 19 Jahre als Lehrer in seiner Heimat tätig. Seit 1996 arbeitet er als muttersprachlicher Betreuer und später als Sozialpädagogischer Familienhelfer bei der Arbeiterwohlfahrt München sowie ab 2000 beim Kinderschutz und Mutterschutz e.V. mit mehreren albanischen Familien. Für nah dran berichtet er aus seinen Erfahrungen über die kulturellen, sozialen und individuellen Lebensbedingungen und Probleme einer Familie aus dem Kosovo, die er im Rahmen von Ambulanter Erziehungshilfe (AEH) als Mitarbeiter des Regionalteams Ramerdorf/Perlach betreut. Die historische Entwicklung der Familie in Albanien Man kann in der albanischen Kultur zwei Familienarten unterscheiden: die patriarchalische Familie und die zeitgenössische Familie. Die patriarchalische Familie ist ein altes Familienmodell, das auch heutzutage noch von einem Teil der albanischen Bevölkerung, insbesondere in den Dörfern und auf den Bergen, gelebt wird. Sie hat viele Mitglieder und umfasst mehr als zwei Generationen. Diese Form der Familie entwickelte sich aus historischen Erfahrungen und Bedürfnissen, weil das albanische Volk in einer sehr langen Zeit unter fremder Herrschaft lebte: Das Land wurde 500 Jahre lang von den Türken und 100 Jahre von den Slawen regiert. Die Bevölkerung wurde in dieser Zeit nicht durch das Gesetz geschützt und war von den Herrschenden ausgeschlossen. Es war daher üblich, dass jene Familien, welche mehr Männer im Hause hatten, sich selbst beschützen und sich ihren Lebensunterhalt erarbeiten konnten, so dass in der patriarchalischen Familie die Jungen viel erwünschter waren als die Mädchen. Dadurch, dass viele Verheiratete in einem Haus zusammen wohnten, fehlten die Familienwärme und die Intimität. Ein Mann musste die Dominanz über seine Frau bewahren, und die Frau musste zeigen, dass sie ihren Mann mehr respektierte als liebte. Diese Gesetze und Traditionen, die sich von denen anderer Völkern unterscheiden, sind ein Erbe unserer Vorfahren: Sie waren ständig der Gefahr ausgesetzt, so dass die Männer permanent bereit sein mussten, nah dran 21 Eine albanische Familie in München findet neue Wege für das Zusammenleben und die Erziehung ihrer Kinder den Feind zu bekämpfen und keine tieferen Emotionen gegenüber ihren Frauen zeigen konnten. Die zeitgenössische Familie besteht dagegen hauptsächlich aus Eltern und ihren Kindern. In dieser Familienform ist die Verbindung zwischen den Menschen viel besser und stärker, und die Emotionen werden viel intimer geteilt. Um die Erziehung der Kinder kümmern sich beide Elternteile gemeinsam. Die Entstehung der zeitgenössischen Familie in Albanien ist der Schulung und Ausbildung der Frauen im Zuge der Industrialisierung (in der Zeit von 1970 bis 1980) zu verdanken. Diese Epoche brachte den Familien Beschäftigung und ▲
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