NAH DRAN 03_Master_3 - Kinderschutz eV
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nah dran<br />
über die Stadtgrenzen hinaus unter dem<br />
Titel „Umbau statt Ausbau“ bekannt. Seine<br />
Zielsetzung vereint heute Teile der Verwaltungsreform<br />
und den fachlichen, qualitativen<br />
Umbau der Erziehungshilfe unter<br />
einem konzeptionellen Dach.<br />
Das Projekt „Umbau statt<br />
Ausbau“<br />
Die eigentliche Geburtsstunde von „Umbau<br />
statt Ausbau“ war der Spätsommer<br />
2000, als Prof. Dr. Maria Kurz-Adam (Katholische<br />
Stiftungsfachhochschule München,<br />
Abt. Benediktbeuern) und Dr. Ulrich<br />
Frick (Universität Regensburg) der Landeshauptstadt<br />
München die Ergebnisse ihrer<br />
Analyse zur Inanspruchnahme stationärer<br />
Erziehungshilfen 1 vorlegten. Zum<br />
gleichen Zeitpunkt musste der Münchner<br />
Stadtrat einen Nachtragshaushalt in Höhe<br />
von umgerechnet knapp 13 Mio. € für<br />
Erziehungshilfeleistungen beschließen.<br />
Beide Ereignisse gaben den Impuls zur Erarbeitung<br />
einer Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />
im Rahmen der Facharbeitsgemeinschaft<br />
nach § 78 SGB VIII „Hilfen<br />
zur Erziehung“, die am 28. November 2001<br />
als „Empfehlung zur Qualitätsentwicklung<br />
aller Hilfen zur Erziehung in der Landeshauptstadt<br />
München mit dem Ziel der Sozialraumorientierung<br />
und Flexibilisierung“<br />
verabschiedet wurde. Sie bildet den Kern<br />
für die Projektbeschreibung „Umbau statt<br />
Ausbau - Qualitätsentwicklung der ambulanten,<br />
teilstationären und stationären<br />
Erziehungshilfen in München“ 2 (QE).<br />
Sozialraumorientierung und<br />
Flexibilisierung a l l e r Hilfen<br />
zur Erziehung<br />
Die Richtung des Münchner Reformprozesses<br />
bringt bereits die Überschrift der<br />
Qualitätsentwicklungsempfehlung zum<br />
Ausdruck: Es ist erklärtes Ziel, dass zukünftig<br />
a l l e Erziehungshilfen sozialraumorientiert<br />
und flexibel angeboten werden.<br />
Im Zuge dessen wurde am 1. Februar 20<strong>03</strong><br />
der Kanon der AEH um die ambulante<br />
Form der Intensiven Sozialpädagogischen<br />
Einzelbetreuung (ISE) erweitert und in die<br />
sozialräumliche Struktur eingegliedert.<br />
Parallel dazu wurden Vereinbarungen mit<br />
den Trägern teilstationärer Hilfen geschlossen,<br />
wie diese langfristig sozialräumlich<br />
und flexibel angeboten werden<br />
können. Seit Ende Mai diesen Jahres befindet<br />
sich die Landeshauptstadt München<br />
gemeinsam mit den Einrichtungen der stationären<br />
Erziehungshilfe auf dem Weg in<br />
die Sozialregionen und hin zu mehr Flexibilität.<br />
Paradigmenwechsel<br />
„Umbau statt Ausbau“ liegt letztlich die<br />
kritische Annahme zugrunde, dass die Organisation<br />
und das Handeln innerhalb des<br />
Erziehungshilfesystems fatalerweise derart<br />
angelegt sind, dass sie zwangsläufig kostensteigernd<br />
wirken, zumindest aber die<br />
Kostenplanung und –steuerung erschweren.<br />
Aus diesem Grunde stehen im Mittelpunkt<br />
des Reformprogramms sowohl die Qualität<br />
der Organisation und der Prozesse innerhalb<br />
des von öffentlichen wie freien<br />
Trägern gestalteten Erziehungshilfesystems<br />
als auch die Qualität des pädagogischen/erzieherischen<br />
Handelns selbst. Es<br />
geht darum, zu fragen, wie der Hilfebedarf<br />
im Einzelfall erschlossen werden<br />
kann, wie die Erziehungshilfe zu organisieren<br />
und zu steuern ist und wie sie letztlich<br />
angeboten und ausgestaltet werden<br />
soll.<br />
Die Umsetzung der Leitziele Sozialraumorientierung<br />
und Flexibilisierung aller Erziehungsangebote<br />
bedeutet dabei nicht<br />
das Gleiche „nur“ in einem neuen Gewand:<br />
Mit dem Reformvorhaben „Umbau statt<br />
Ausbau“ steht ein tatsächlicher Paradigmenwechsel<br />
an!<br />
Kritische Stimmen werden an dieser Stelle<br />
eventuell behaupten, dass der einzige<br />
Paradigmenwechsel im Bemühen der öffentlichen<br />
Verwaltung läge, Kosten einzusparen.<br />
Manche zurückliegenden Erfahrungen<br />
mögen diesem Grundverdacht sogar<br />
Vorschub geleistet haben. Dass es<br />
dabei a u c h um Kostenkonsolidierung<br />
geht, war nie bestritten. Wer aber „Umbau<br />
statt Ausbau“ n u r als Sparinstrument<br />
betrachtet bzw. es ausschließlich als sol-<br />
Die Projektbeschreibung mit Qualitätsentwicklungsempfehlung<br />
der „Fach-ArGe 78“<br />
ist zu beziehen über das Stadtjugendamt<br />
der Landeshauptstadt München<br />
ches einsetzen will, der beweist, dass er<br />
nicht verstanden hat, um was es geht. Und<br />
was noch schlimmer ist: Er missbraucht<br />
das Projekt und gefährdet seinen Erfolg.<br />
Kostendruck und Verwaltungsreform sind<br />
sicherlich die eine Seite. Für die Praxis und<br />
damit für die Klientinnen und Klienten von<br />
Erziehungshilfe geht es aber vielmehr um<br />
eine tatsächliche Neubewertung der bisherigen<br />
Ansätze bis hin zur Umsetzung<br />
wirklich veränderter Konzepte.<br />
Im Dickicht des Alltags:<br />
Anspruch und Wirklichkeit,<br />
Visionen und Hindernisse<br />
Um zu erschließen, worin der entscheidende<br />
Paradigmenwechsel tatsächlich besteht,<br />
muss man das Projekt „Umbau statt<br />
Ausbau“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />
betrachten. Dabei wird deutlich, wie<br />
sehr sich dieser Prozess im Spannungsfeld<br />
von Anspruch und Wirklichkeit realisiert.<br />
Bedarfsorientierung<br />
Die so genannte Orientierung am individuellen<br />
erzieherischen Bedarf ist der zentrale<br />
Ausgangspunkt, von dem aus sich die<br />
Forderungen nach Flexibilisierung und die