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Online Programmheft Die Agonie und die ... - Theater Dortmund

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„THIS AMERICAN LIFE“ – SENDUNG VOM 16. MÄRZ 2012 (NATIONAL PUBLIC RADIO)<br />

Moderator Ira Glass im Gespräch mit Charles Duhigg von der New York Times<br />

(Auszug)<br />

(...)<br />

GLASS Ein Aspekt, über den Sie <strong>und</strong> David Barboza in Ihrer Serie berichten, sind <strong>die</strong> schmalen Gewinnmargen für Apple-<br />

Zulieferer. Können Sie uns mehr dazu sagen, <strong>und</strong> über <strong>die</strong> Relevanz?<br />

DUHIGG Gerne. Weil es eine große Rolle spielt. Apple ist bei den Zulieferern dafür<br />

bekannt, einer der aggressivsten Verhandlungspartner überhaupt zu sein, wenn es<br />

um <strong>die</strong> Preise geht, <strong>die</strong> sie bereit sind zu zahlen. Denn jeder weiß, dass, wenn man<br />

Apple als Klienten gewinnt, gewinnt man gleichzeitig enorm an Reputation. Also<br />

versucht im Prinzip jeder Zulieferer, mit Apple zusammenzuarbeiten, weil das wie<br />

eine Qualitätssiegel ist.<br />

GLASS Dass sie hohe Qualität produzieren können, <strong>und</strong> das in hoher Quantität?<br />

DUHIGG Genau. Apple ist der Gold-Standard. Und deswegen hat Apple <strong>die</strong>se enorm starke<br />

Verhandlungsposition. Und <strong>die</strong> nutzen sie, so sagten mir meine Quellen, sehr<br />

aggressiv, sie kommen <strong>und</strong> sagen „Zeigt uns eure gesamte Kostenstruktur, jeden<br />

Posten, der Geld kostet, <strong>und</strong> eure internen Finanzen. Und wir werden euch eine<br />

hauchdünne Gewinnmarge geben, <strong>die</strong> ihr behalten dürft.“<br />

Diverse Firmen <strong>und</strong> diverse Aktivisten außerhalb von Firmen haben berichtet,<br />

dass einer der Gründe, warum <strong>die</strong> Bedingungen bei Apple-Zulieferern so hart<br />

sind, ist, weil sie buchstäblich nicht das Geld haben, bessere Bedingungen zu<br />

finanzieren, dass, sobald Apple auftaucht <strong>und</strong> sagt „Wir werden euch hauchdünne<br />

Gewinnmargen geben“, dass dann <strong>die</strong> Zulieferer anfangen, an allen Ecken zu<br />

sparen. Oder es sich nicht leisten können, mehr Menschen für <strong>die</strong> Fließband-<br />

Arbeit einzustellen, was verhindern würde, dass <strong>die</strong> Arbeiter so lange Schichten<br />

haben.<br />

(...)<br />

GLASS Alle, <strong>die</strong> solche Produkte besitzen, sollen <strong>die</strong> sich jetzt schlecht fühlen?<br />

DUHIGG Es ist nicht meine Aufgabe, jemandem zu sagen, ob er sich schlecht fühlen soll<br />

oder nicht. Ich bin Reporter bei der New York Times. Meine Aufgabe ist es,<br />

Fakten zu sammeln <strong>und</strong> letztendlich jedem selbst <strong>die</strong>se Entscheidung zu<br />

überlassen. Ich kann Ihnen das Argument nennen, das mir gegenüber genannt<br />

wurde, als es darum ging, warum man sich schlecht fühlen sollte, <strong>und</strong> jeder kann<br />

davon halten, was er will.<br />

Das Argument war, dass es in <strong>die</strong>sem Land mal Zeiten gab, in denen harte<br />

Arbeitsbedingungen Teil des wirtschaftlichen Fortschritts waren. Als Nation<br />

haben wir irgendwann entschieden, dass das inakzeptabel ist. Wir haben Gesetze<br />

verabschiedet, <strong>die</strong> verhindern sollten, dass amerikanische Arbeiter jemals wieder<br />

solchen harten Arbeitsbedingungen ausgesetzt sein würden. Und was heute<br />

passiert, ist, dass wir, anstatt <strong>die</strong>sen Lebensstandard zu exportieren - was in<br />

unserer Macht läge - wir <strong>die</strong>se harten Arbeitsbedingungen in ein anderes Land<br />

exportiert haben. Sollten man sich also schlecht fühlen, wenn jemand zwischen 12<br />

13

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