Juli_August 2012 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
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Von Versöhnung singen<br />
Verzeihen, Vergeben, Versöhnen - das<br />
sind Wort-Wege, auf denen man sich<br />
einander (wieder) annähert. Oft sind die<br />
ersten Schritte auf diesem Weg sehr<br />
schwierig und kosten Überwindung.<br />
Die Gefühle dabei sind widersprüchlich.<br />
Die Vernunft mahnt, ein Einsehen zu<br />
haben: Denn es kann nur weitergehen,<br />
wenn man sich versöhnt. Doch das Herz<br />
bäumt sich auf: Es ist (zu) schwer.<br />
Vergeben, Verzeihen, Versöhnen<br />
können nur in Gang kommen, wenn<br />
eine oder einer den ersten Schritt macht.<br />
Und das passiert nicht irgendwie,<br />
sondern es muss gewollt werden.<br />
Man kann auch sagen: Versöhnung ist<br />
ein Kraftakt. Sie kostet Überwindung<br />
und Mut. Auch Vergebung ist ein Risiko,<br />
denn man weiß nicht, ob sie<br />
angenommen wird.<br />
Wenn es gelingt, dann fühlt sich das<br />
Leben leicht an. Dann hat man etwas<br />
geschafft. Doch bei aller Mühe, trotz so<br />
vieler gesuchter und gefundener Worte,<br />
trotz allem guten Willen, den man<br />
eingesetzt hat – man weiß: Es ist ein<br />
Wunder.<br />
„Wie ein Fest nach langer Trauer“; das<br />
Lied ist für das Christival 88 von Jürgen<br />
Werth geschrieben; die Melodie dazu<br />
hat Johannes Nitsch komponiert. Es<br />
gehört ursprünglich in ein Musical, das<br />
die Geschichte von Josef (1. Mose 37-50)<br />
erzählt. Am Ende liegen sich die tief<br />
zerstrittenen Brüder in den Armen.<br />
Aus dem Kirchenkreis - Fortsetzung<br />
Das Lied singt von diesem Wunder.<br />
Man kann fast dazu tanzen, die<br />
Leichtigkeit feiern; und die Bilder für<br />
das Wunder vielfältig besingen: Wie ein<br />
Blatt an toten Zweigen, wie Regen in<br />
der Wüste, wie ein Wort von toten<br />
Lippen, wie ein „Ich-mag-dichtrotzdem-Kuss“.<br />
Die Bilder für<br />
Versöhnung reizen auch zur Diskussion<br />
und vielleicht entstehen auch ganz neue.<br />
Dass Bilder entstehen, hängt an der<br />
Intensität der empfundenen Freude. Das<br />
Lied ermutigt, Freude intensiv<br />
zuzulassen.<br />
„Wie ein Fest nach langer Trauer“ hat<br />
dem Lied für den Monat <strong>Juli</strong> den<br />
Namen gegeben. Trauer ist eine<br />
Grundstimmung, die wir immer wieder<br />
erleben: nach Enttäuschung, Misserfolg,<br />
Abschied, Krankheit, Tod. Wir staunen,<br />
wenn wir plötzlich wieder Freude am<br />
Leben haben. Das Gefühl ist anders als<br />
vorher – und doch ist es Freude.<br />
Daraus ein Fest zu machen, diese<br />
österliche Erfahrung mitten im Jahr als<br />
Fest zu feiern, davon singt dieses Lied.<br />
Es erzählt von dem alltäglichen Ostern<br />
und von dem Mut, Auferstehung immer<br />
wieder als Fest zu feiern. Sommerliche<br />
Feste sind Feste des Lebens,<br />
Auferstehungsfeste.<br />
Und auch das ist ein Fest: wenn man<br />
(wieder) singen kann.<br />
Ihre Viola Kennert<br />
(Superintendentin)<br />
<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> <strong>2012</strong> -7-