Juli_August 2012 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
Juli_August 2012 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
Juli_August 2012 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Jörg Zink nähert sich als Meister des<br />
Wortes von der anderen Seite und<br />
benutzt die alte Melodie von „In dir ist<br />
Freude“ (EG 398) und schreibt dafür ein<br />
modernes Lied, das den Vergleich mit<br />
dem Text von Schneegass nicht zu<br />
fürchten braucht. Dem noch lebenden<br />
Zink gelingt es, der singenden Gemeinde<br />
für die vertraute Melodie ein neues Lied<br />
zu schenken.<br />
Noch deutlicher als die Vorlage hebt er<br />
das Du hervor. Beide Strophen beginnen<br />
so und führen den Menschen vor Gott als<br />
vertraute Bezugsperson. Die erste mehr<br />
mit Elementen der Schöpfung, die zweite<br />
mit Themen der Geschichte.<br />
Die Tageszeiten singen Gott ihr Lied<br />
zwar leise und verborgen, aber selbst<br />
Sonnensysteme erfüllen auf ihrer Bahn<br />
seinen Willen. Und der Mensch, der singt,<br />
macht diese stille Ahnung hörbar. Er<br />
stimmt in ihr Lied für Gott ein und<br />
stimmt den Planeten zu. Zwischen ihnen<br />
entsteht eine Harmonie.<br />
Jörg Zink schrieb diesen Text schon vor<br />
der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl,<br />
aber er würde auch dem erschütterten<br />
Menschen im Atomzeitalter nichts<br />
anderes in den Mund legen wollen. Die<br />
Schöpfung und die Geschichte werden<br />
auch nach dem GAU von Tschernobyl<br />
und von Fukuschima nicht aus einem<br />
Bilderbuch Gottes zu einem<br />
Horrorszenario. Auch weiterhin erfüllen<br />
die Dinge seinen Willen.<br />
An manchen Stellen wünscht man dem<br />
Lied allerdings ein bisschen mehr<br />
beschreibende Genauigkeit.<br />
Aus dem Kirchenkreis - Fortsetzung<br />
So ist es doch das Kennzeichen des Taus,<br />
das er nicht um uns, sondern unter uns ist.<br />
Der Tau netzt das Gras am Abend und<br />
funkelt am Morgen mit dem aufgehenden<br />
Sonnenlicht wie tausende von Diamanten.<br />
Spinnenweben zwischen den Halmen<br />
oder Raureif machen daraus noch<br />
faszinierendere Bilder.<br />
Zink fasst das bewegende Gefühl des<br />
Dankes in Worte und gibt dem Staunen<br />
Worte, die auch am Meer unter dem<br />
Sternenzelt echt wirken. Schön, dass das<br />
Lied auch in der Form auf verborgene<br />
und nicht übertönende Weise wirbt, in<br />
den Ruhm einzustimmen.<br />
Das gemeinsame Singen verstärkt die<br />
Wirkung des Liedes noch einmal. Der<br />
einsame Sänger stimmt in den Chor der<br />
Gemeinschaft ein. Sie widersprechen oder<br />
widersingen damit einem modernen<br />
Lebensgefühl, als habe Gott sich<br />
zurückgezogen und überließe uns der<br />
Einsamkeit und Angst. Die Sängerinnen<br />
und Sänger vertrauen auf Gottes<br />
fortwährendes Wirken. Gott gibt uns<br />
heute sein gutes Wort. Er geht zum<br />
Geleite an unserer Seite, heißt es im Text.<br />
Es wäre ein Leichtes gewesen, in der<br />
zweiten Strophe Morgen sich auf Sorgen<br />
reimen zu lassen. An Stelle dessen<br />
erwacht der Mensch aus dem Schlaf in<br />
Gott geborgen und umgeben von einer<br />
Welt, die ununterbrochen das<br />
Schöpfungslied singt.<br />
Ihr Ralph Döbbeling<br />
<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> <strong>2012</strong> -9-