100 Jahre Georgia Augusta - (K)ein Grund zum Feiern
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<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Georgia</strong> <strong>Augusta</strong> Gottingensis<br />
Ungleichgewicht kann auch der (vielversprechende) akademische Nachwuchs,<br />
der – soviel muss „Juvenalis“ zugestehen – <strong>ein</strong>e beträchtliche Abordnung für<br />
den Festzug stellt, nur schwer ausgleichen (5):<br />
Sieh’, da bewegt’ sich ver<strong>ein</strong>et die Fakultät dieser Hochschul’,<br />
Welche begleitet hinzog von der Gegenwart blühenden Kindern.<br />
Greise, der Ehrfurcht Ziel, und von Thaten umleuchtete Männer,<br />
Bürger vergangener Zeiten, 76 gereifet im Sturme des Lebens,<br />
Welche die Ed’le ernährte am Busen der Weisheit und Liebe,<br />
Die den Geburtstag fei’rten der hundertjährigen Mutter,<br />
Welche mit ewiger Jugend der Erde Geschlechter begrüße.<br />
Im Anschluss an dieses schöne Bild schreitet <strong>ein</strong> schier endloser, illustrer Festzug<br />
würdig von der Bibliothek zur Johanneskirche, in der die hochansehnliche<br />
Festversammlung andächtig der Predigt lauscht; wie „Juvenalis“ betont, haben<br />
nicht wenige der Festgäste die Gnade Gottes auch bitter notwendig.<br />
Zunächst beschreibt er die Tracht der Funktionäre. Diese Thematisierung<br />
des dress-code’s hat <strong>ein</strong>en aktuellen Hintergrund: Die Talare waren <strong>zum</strong><br />
Zeitpunkt der Säkularfeier längst obsolet – viele hatte man zu Gunsten der<br />
Professorenwitwenkasse bereits verkauft; vorzugsweise trug man bürgerliches<br />
Schwarz oder Hofkleidung; die Säkularfeier gab Anlass zu <strong>ein</strong>em heftigen Disput,<br />
da die Theologen in schwarzen Talaren, den theologischen Doktormänteln,<br />
<strong>zum</strong> Festakt ersch<strong>ein</strong>en wollten; an den anderen Fakultäten wollte man<br />
aber nicht mehr auf die farbenfrohen Talare aus dem 18. Jahrhundert zurückgreifen;<br />
schließlich setzte sich die Kompromisslösung Friedrich Christoph<br />
Dahlmanns, <strong>ein</strong>es der späteren „Göttinger Sieben“, durch: Man entschied sich<br />
generell für schwarze Talare, an denen Kordeln in den Farben der jeweiligen<br />
Fakultät angebracht wurden. 77 „Juvenalis“ schreibt dazu anspielungsreich (6):<br />
Zahllose waren hier schwarz, wie Trauernde pflegen zu wandeln,<br />
Trau’rten sie über Verletzung der Pflichten, die Gott uns gebietet?<br />
Viele – erschienen geschmückt im Gewande der herrschenden Sitte! 78<br />
76 Diese die Vergangenheit verklärende Haltung kehrt in der Satire mehrfach wieder<br />
(vgl. 54, 71 & n. 121) und unterstreicht in ihrer absichtsvollen Rückwärtsgewandt-<br />
heit die zutiefst kritische <strong>Grund</strong>haltung des Verfassers.<br />
77 von Thadden, R. (1988). 1837 – die Universität im Königreich Hannover, in: Moeller,<br />
B. (Hrsg. – 1988). Stationen der Göttinger Universitätsgeschichte 1737 – 1787<br />
– 1837 – 1887 – 1937. Eine Vortragsreihe. Göttingen (Göttinger Universitätsschriften<br />
A 11), 46-67, hier: 58-60.<br />
78 Ebenda, 59 (über die Kontroverse um die Talare zwischen den Freunden Jacob<br />
Grimm und Friedrich Christoph Dahlmann): Er [Grimm] erklärte sich entschieden ge-<br />
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