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100 Jahre Georgia Augusta - (K)ein Grund zum Feiern

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<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Georgia</strong> <strong>Augusta</strong> Gottingensis<br />

lett die Unzulänglichkeit aller Philosophie andeutete, die es bis jetzt noch nicht zu<br />

<strong>ein</strong>er bestimmten <strong>Grund</strong>farbe gebracht hat. Das Incarnat der Medicin bedarf k<strong>ein</strong>er<br />

weiteren Erklärung, und an dem Schwarz der Theologie mag man entweder<br />

das Geheimniß, in welches sich Gott gehüllt hat, oder in welches er von der Wissenschaft<br />

gehüllt worden ist, erkennen. 82<br />

In dieser Gewandung geht man zunächst in die Messe, bei der Pastor<br />

Liebner83 die Festpredigt hält, 84 dann bewegt sich der Festzug zur Akademie,<br />

wo mehrere Festreden folgen. Für <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Weile ist der Ton nun feierlich<br />

und getragen und hat vordergründig nichts Satirisches mehr an sich. Hier zeigt<br />

sich, wie wichtig die Lektüre der Anmerkungen für das Verständnis des<br />

Haupttextes ist.<br />

Die Anmerkungen als Instrument der Lesersteuerung<br />

Auf drei Seiten (25-27), die am Ende der Satire abgedruckt sind, vertieft<br />

„Juvenalis“ <strong>ein</strong>ige ihm besonders wichtige Passagen; signifikant ist gleich der<br />

programmatische erste Eintrag (25):<br />

Ankunft des Juvenalis, – <strong>ein</strong>es deutschen Christen unserer Zeit, welcher leider<br />

schon durch <strong>ein</strong>e wichtige Formverletzung, durch den Mangel <strong>ein</strong>er schmeichlerischen<br />

Zueignung und langen grundgelehrten Vorrede s<strong>ein</strong>em Ansehn sehr im Lichte<br />

stand. M<strong>ein</strong>e hochgeehrten deutschen Leserinnen! [!] zürnen Sie nur nicht auch<br />

über den unwillkührlich entstandenen Herzens-Erguß in lat<strong>ein</strong>ischer Sprache, 85<br />

wodurch klar bezeugt wird, daß dies Gedicht weder Kirche noch Staat verletzen<br />

will, bitten Sie vielmehr für den nach gewöhnlicher Ansicht zu kühnen Verfasser<br />

bei den gestrengen Herren, welche im dritten Gesange geschildert werden, ich m<strong>ein</strong>e<br />

bei <strong>ein</strong>igen der Herren Rezensenten. 86<br />

Auffällig ist, dass sich „Juvenalis“ hier explizit an Leserinnen, nicht an Leser<br />

wendet, von denen er sich (augenzwinkernd) <strong>ein</strong> gutes Wort bei besonders<br />

kritischen Rezensenten erhofft. Charakteristisch ist, dass er sämtliche Bereiche<br />

anspricht, in denen er mit Kritik rechnen muss. – Die Anmerkungen sind in<br />

ihrer Gesamtheit wichtig für das vertiefte Verständnis der Satire. Mit besonde-<br />

82 Beurmann (1838), 53-54.<br />

83 Er tat dies in s<strong>ein</strong>er Funktion als Universitätsprediger.<br />

84 Vgl. 43-44.<br />

85 Der Verfasser bezieht sich hier auf die <strong>ein</strong>gangs (vgl. 15-17) vorgestellte und der<br />

Satire vorangestellte captatio benevolentiae.<br />

86 Vgl. 59-61.<br />

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