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100 Jahre Georgia Augusta - (K)ein Grund zum Feiern

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<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Georgia</strong> <strong>Augusta</strong> Gottingensis<br />

Hätt’ Juvenalis gesprochen als Doctor der vier Fakultäten, 122<br />

Sicher hätt’ er enthüllt: Was Noth thut Diesem, auch ferner:<br />

Wie man kastei’t die Vernunft im Wahn’ dann Gnad’ zu erringen! – 123<br />

Warum haben wir nicht <strong>ein</strong> Buch der Gesetze für Alle? –<br />

Wie auch: Das Chaos des Jus, in Gebirgen von Büchern verdunkelt. – 124<br />

Daß oft die Herr’n Mediciner die Kranken gottlos probiren, 125<br />

Deutlich dem Volke sogar durch homoi’pathische Schriften. 126<br />

– 127<br />

Wie Philosophen auch gleichen den Bauherr’n Babylon’s sprechend,<br />

Welche den Wolken zustiegen und endlich sich selbst nicht verstanden.<br />

Ist wol der Götze Europa’s die tabellarische Weisheit? 128<br />

Der offiziellen Festtagsstimmung tut dies freilich k<strong>ein</strong>en Abbruch, <strong>zum</strong>al in<br />

der feierlichen Sitzung der Göttinger Akademie noch zusätzlich der Sieger der<br />

anlässlich der Festivitäten gestellten Preisaufgabe gekürt wird, und schließlich<br />

endet der dreitägige Festmarathon (und damit auch der zweite Gesang) in <strong>ein</strong>er<br />

rauschenden Ballnacht. Die plötzliche Begeisterung(sfähigkeit) des sonst<br />

so kritischen Verfassers überrascht nach allem, was bisher zu lesen stand, doch<br />

<strong>ein</strong> wenig (12):<br />

Dann zu des Festes Beschluß ließ man <strong>ein</strong>’n Ball sich bewegen,<br />

Riesenhaft, und burschikos; – ich will jetzt weiter nichts sagen,<br />

Als: – – Wir erleben nicht wieder <strong>ein</strong> Fest, wo so sich bekundet<br />

Liebe zur Wissenschaft, und königlich – glanzvolles Leben!!!<br />

Doch diese Verblüffung hält nicht lange an; denn bereits in Vers 1 des dritten<br />

und letzten Gesangs ist es mit diesem versöhnlichen Ton endgültig vorbei. 129<br />

122 Diese Formulierung ist unverhohlen den oft zitierten Versen Habe nun, ach! Philosophie,<br />

| Juristerei und Medizin, | Und leider auch Theologie! | Durchaus studiert, mit heißem<br />

Bemühn. aus Fausts berühmtem Monolog (Faust I, 354-357) nachempfunden.<br />

123 i.e. Theologie.<br />

124 i.e. Jurisprudenz.<br />

125 i.e. Medizin.<br />

126 Dieser Seitenhieb trifft Samuel Hahnemann (1755-1843), den berühmten Göttinger<br />

Begründer der Homöopathie. – Vgl. Gawlik, W. (1996). Samuel Hahnemann.<br />

Synchronopse s<strong>ein</strong>es Lebens. Geschichte, Kunst, Kultur und Wissenschaft bei<br />

Entstehung der Homöopathie 1755-1843. Stuttgart. – Hahnemann, S. (2003).<br />

Gesammelte Werke. Digitale Volltextausgabe auf CD-ROM. Berlin.<br />

127 i.e. Philosophie resp. Artisterium.<br />

128 Die unüberbrückbare Kluft zwischen dem Fremd- und dem Selbstbild der Universität<br />

Göttingen wird in diesem schonungslosen Abschnitt besonders deutlich.<br />

129 Vgl. 59.<br />

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