22.09.2020 Aufrufe

VDV Jahresbericht 2019/2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der Regionalisierungsmittel nicht abgeflossene<br />

Gelder in Höhe von 2,8 Mrd. Euro aufgelaufen.<br />

Beibehaltung der Nutzerfinanzierung – Einstieg<br />

in die Drittnutzerfinanzierung<br />

Die notwendigen Investitions- und Angebotsoffensiven<br />

sind dabei nicht zum Nulltarif zu haben.<br />

Öffentliche Mobilität hat einen Wert, den sie auch<br />

behalten muss. Momentan wird jeder Euro für den<br />

Ausbau von Angeboten benötigt – eine weit wirksamere<br />

Maßnahme als Tarifabsenkungen, wie die<br />

Ergebnisse der Modellprojekte sowie das Beispiel<br />

Wien deutlich zeigen. Die Ticketeinnahmen in Höhe<br />

von 13,338 Mrd. Euro sind für die Verkehrsunternehmen<br />

(VU) dabei die wesentliche Finanzierungssäule,<br />

um den Betrieb im ÖPNV zu finanzieren. Daher<br />

führen die landauf und landab geführten Debatten<br />

über die Einführung eines 365-Euro-Tickets und die<br />

damit verbundene Subventionierung eines Großteils<br />

dieser Einnahmen durch Steuermittel unternehmerisch<br />

und verkehrspolitisch auf den falschen Weg.<br />

PBefG – Marktordnung und Pooling<br />

Neben Finanzierungsfragen bildeten die Diskussionen<br />

um die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) den zweiten großen Schwerpunkt<br />

der verkehrspolitischen Debatten im ÖPNV. Nachdem<br />

es gelungen ist, das Thema Planungsbeschleunigung<br />

im PBefG vorab durch Bundestag und Bundesrat zu<br />

beschließen, verbleiben noch zwei besonders relevante<br />

Fragestellungen für die weitere politische<br />

Diskussion.<br />

Ein Themenkomplex sind dabei die aus der vergangenen<br />

Legislaturperiode offengebliebenen Fragestellungen<br />

rund um die Marktordnung, Sozialstandards<br />

sowie das Thema eines durch den Bundesverband<br />

Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) geforderten<br />

Anspruchs auf allgemeine Vorschrift. Mit dem<br />

Grundsatzurteil vom 10. Oktober <strong>2019</strong> ist indes klar,<br />

dass sich aus dem bestehenden PBefG kein Anspruch<br />

herleiten lässt. In seinem Urteil bestätigte das Bundesverwaltungsgericht<br />

(BVerwG) die Position, die<br />

der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (<strong>VDV</strong>)<br />

schon seit der PBefG-Novelle 2013 vertritt: Die „allgemeine<br />

Vorschrift“ ist ein wichtiges Instrument<br />

zum Ausgleich tariflicher Vorgaben, aber der Aufgabenträger<br />

hat die Wahl, ob er eine allgemeine Vorschrift<br />

erlassen oder einen öffentlichen Dienstleistungsauftrag<br />

vergeben möchte. Das höchste deutsche<br />

Verwaltungsgericht machte dabei auch deutlich, dass<br />

ein Anspruch weder aus dem Europarecht noch aus<br />

dem PBefG oder gar aus der in Art. 12 Grundgesetz<br />

(GG) niedergelegten Berufsfreiheit folgt.<br />

Der zweite Diskussionskomplex betrifft die Frage,<br />

wie ein Zulassungsregime für Pooling-Verkehre aussehen<br />

kann, das einerseits einen sicheren Rechtsrahmen<br />

für die Implementierung solcher „individuell-öffentlicher“<br />

Verkehrsarten schafft, andererseits<br />

aber die Daseinsvorsorgeverpflichtung öffentlicher<br />

Mobilität insbesondere im ländlichen Raum stärkt<br />

und nicht zu mehr Verkehr oder einer Rosinenpickerei<br />

zulasten öffentlich finanzierter Angebote führt.<br />

Erfreulicherweise ist es gelungen, die Debatte hier zu<br />

versachlichen, verkehrliche Wirkungen sowie Chancen<br />

und Risiken dieser Angebote besser auszuleuchten<br />

und damit auch dazu beizutragen, dass sich in der<br />

politischen Landschaft die Debatte über eine weitgehende<br />

Liberalisierung des PBefG im Bereich des<br />

Mietwagens deutlich abgeschwächt hat. Vielmehr<br />

stehen inzwischen ÖPNV-integrierte Lösungen und<br />

mögliche Beiträge im ländlichen Raum zur ergänzenden<br />

Sicherstellung der Daseinsvorsorge im Zentrum<br />

der Diskussionen.<br />

„Deutschland mobil 2030“<br />

Neben der Arbeit in konkreten Gesetzgebungsvorhaben<br />

auf Bund- und Länderebene ist es gerade in Zeiten,<br />

in denen angefangen wird, den ÖPNV als „Problemlöser“<br />

zu begreifen, wichtig, sich auch in die<br />

entsprechenden gesellschaftspolitischen Debatten<br />

einzubringen und seine eigene Vision von der zukünftigen<br />

Entwicklung des Sektors darzulegen.<br />

Daher haben sich der <strong>VDV</strong>, die kommunalen Spitzenverbände,<br />

der ADAC, die Bauindustrie und der ACE<br />

Auto Club Europa – unterstützt von rund 40 Mitgliedern<br />

des <strong>VDV</strong> – zusammengeschlossen, um die Kampagne<br />

„Deutschland mobil 2030“ aus der Taufe zu heben.<br />

Neben der Zusammenarbeit mit der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Mobilitätsgipfeln auf<br />

Bundesebene wurde hierbei in fünf weiteren regionalen<br />

Formaten über die Notwendigkeiten der Verkehrswende<br />

und die dafür passenden Rahmenbedingungen<br />

sowie Mobilität in ländlichen Räumen und<br />

Pendlerverkehre diskutiert und kommuniziert.<br />

Die Arbeitgeberinitiative des <strong>VDV</strong><br />

Bis 2030 müssen allein im ÖPNV von ca. 150000<br />

Stellen etwa 74000 Stellen wiederbesetzt werden.<br />

Das heißt, fast 50 Prozent neue Mitarbeiter werden<br />

benötigt, nur um den Status quo aufrechtzuerhalten.<br />

Hinzu kommen rund 50 000 weitere Stellen, wenn<br />

der für die Verkehrswende notwendige Aufwuchs<br />

der Angebote bewältigt werden soll.<br />

Daher müssen sich Branche und Unternehmen als<br />

attraktive Arbeitgeber sichtbarer machen. Nach den<br />

positiven Voten der Mitgliederversammlung war<br />

<strong>2019</strong> das erste Jahr der Arbeitgeberinitiative. Der<br />

Aufbau des Marktplatzes und der dort nutzbaren<br />

Produkte für die Teilnehmer, der Launch der Homepage<br />

und des Stellenmarktes waren dabei die zentralen<br />

Aufgaben, die erfolgreich bewältigt wurden.<br />

Highlight war dabei sicher die Präsentation der Initiative<br />

in den ZDF-heute-Nachrichten und bei der dpa<br />

Deutschen Presse-Agentur, mit der rund acht Mio.<br />

potenzielle Bewerber erreicht werden konnten. Auch<br />

die monatliche Nutzerzahl auf der Homepage von<br />

rund 15 000 Interessierten ist<br />

für eine solche junge Initiative<br />

sicher als Erfolg zu sehen.<br />

Dr. Jan Schilling<br />

Geschäftsführer ÖPNV<br />

t 0221 57979-154<br />

schilling@vdv.de<br />

Verbandspolitik im ÖPNV<br />

<strong>VDV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2019</strong>/<strong>2020</strong> 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!