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Last und Freude Wissen um das Kind Sprache des ... - Moses Online

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Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />

Wir möchten aus einem Antwortbrief <strong>des</strong> Ministeri<strong>um</strong>s<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Soziales an einen nachfragenden<br />

Pflegevater folgende Erläuterungen wiedergeben:<br />

� Vor einiger Zeit habe man angesichts der finanziellen<br />

Situation der Kommunen von einer Fortschreibung<br />

der <strong>Kind</strong>er- <strong>und</strong> Jugendhilfe-<br />

Pflegegeld-Verordnung abgesehen.<br />

� Die Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte seien an<br />

einem Spielra<strong>um</strong> für die Festlegung der Pflegegelder<br />

ohne Vorgabe durch <strong>das</strong> Land interessiert.<br />

� Den Kommunen solle ohne Vorgabe ermöglicht<br />

werden, anhand der Nachfrage orientierte Pflegegelder<br />

zu vereinbaren, <strong>um</strong> kostenintensivere<br />

Heimunterbringung zu vermeiden.<br />

� Die bisherige Festlegung der Min<strong>des</strong>tbeträge<br />

durch <strong>das</strong> Land diene allein dem Schutz der Pflegepersonen<br />

vor "Lohnd<strong>um</strong>ping", denn bei den in<br />

der Verordnung genannten Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Erziehungsbeiträgen<br />

handele es sich <strong>um</strong> Min<strong>des</strong>tbeträge.<br />

Es bestehe ja die Möglichkeit, <strong>das</strong>s die<br />

Kommunen über die Min<strong>des</strong>tbeträge hinaus auch<br />

höhere Beträge zahlen könnten.<br />

� Wenn es keine lan<strong>des</strong>einheitlichen Richtlinien<br />

mehr gäbe, hätten die Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien<br />

Städte die Möglichkeit, sich an den Empfehlungen<br />

<strong>des</strong> deutschen Vereins zu orientieren <strong>und</strong><br />

somit ein deutliches Zeichen für Pflegefamilien<br />

setzen.<br />

Die Aussage, <strong>das</strong>s Pflegeeltern „vor Lohnd<strong>um</strong>ping<br />

geschützt werden müssen“, ist in zweierlei Hinsicht<br />

sehr bemerkenswert:<br />

1. Wenn davon auszugehen wäre, <strong>das</strong>s eine Änderung<br />

der §§ 20 <strong>und</strong> 21 zu einer höheren Pflegegeldzahlung<br />

führen würde, wäre ein solcher Schutz nicht<br />

nötig.<br />

2. In diesem Zusammenhang von „Lohnd<strong>um</strong>ping“<br />

zu sprechen ist nicht angemessen, denn <strong>das</strong> Pflegegeld<br />

ist der Unterhalt für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> <strong>und</strong> in keinster<br />

Weise der Lohn für die Arbeit der Pflegeeltern.<br />

Pflegeeltern bekommen für ihre Arbeit keinen Lohn.<br />

Bisher wurden freiwillige Möglichkeiten zur finanziellen<br />

Verbesserung nicht genutzt <strong>und</strong> wir zweifeln<br />

sehr daran, <strong>das</strong>s die geplante Gesetzesänderung die<br />

Kommunen zu einer Angleichung der Pflegegelder<br />

an die Empfehlungen <strong>des</strong> Deutschen Vereins veranlassen<br />

wird. Wir alle wissen <strong>um</strong> die angespannte<br />

Finanzsituation der Kommunen. In dieser Situation<br />

ist nicht davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Pflegesätze<br />

erhöht werden. Die Erfahrungen im Bereich der<br />

einmaligen Beihilfen, die von vielen Kommunen<br />

einfach gestrichen wurden, lassen uns Negatives<br />

befürchten. Wir sehen die geplanten Änderungen mit<br />

Besorgnis, trotz der o.a. Erläuterungen <strong>des</strong> Ministeri<strong>um</strong>s.<br />

13<br />

Pflegeeltern sind Menschen, die einem fremden<br />

<strong>Kind</strong> die Möglichkeit bieten wollen in einer Familie<br />

aufzuwachsen <strong>und</strong> ihm ein Zuhause zu geben. Was<br />

Pflegeeltern jedoch erwartet, hat nichts mehr mit der<br />

Vorstellung von heiler Familie gemein. Sie nehmen<br />

ein <strong>Kind</strong> auf, <strong>das</strong> oft schwer tra<strong>um</strong>atisiert <strong>und</strong> verhaltensauffällig<br />

ist <strong>und</strong> völlig außer Stande, einem<br />

Erwachsenen zu vertrauen. Pflegeeltern müssen<br />

daher ihr eigenes Familienleben, ihre Vorstellungen<br />

von Erziehung <strong>und</strong> ihren Tagesablauf an <strong>das</strong> Pflegekind<br />

anpassen. Viele Pflegeeltern, meist die Mütter,<br />

geben ihre berufliche Tätigkeit auf, <strong>um</strong> sich intensiv<br />

<strong>um</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> kümmern zu können. Diese Aufgabe<br />

kostet viel Kraft, Geduld, Zeit <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />

zur ständigen Weiterbildung <strong>und</strong> Weiterentwicklung,<br />

<strong>um</strong> den Bedürfnissen <strong>des</strong> <strong>Kind</strong>es gerecht zu<br />

werden. Sie übernehmen die Verantwortung für ein<br />

<strong>Kind</strong> in einer sehr schwierigen Lebenssituation. Es<br />

kann <strong>und</strong> darf nicht zu den Aufgaben von Pflegeeltern<br />

gehören, immer wieder über die finanziellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen verhandeln zu müssen. Aber immer<br />

wieder, so auch jetzt, sind sie dazu gezwungen, genau<br />

<strong>das</strong> zu tun. Es ist für uns entwürdigend, als Bittsteller<br />

behandelt zu werden. Die finanzielle Absicherung<br />

<strong>des</strong> Pflegeverhältnisses durch angemessene<br />

Unterhaltszahlungen für <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> muss gesichert<br />

sein.<br />

Es steht außer Frage, <strong>das</strong>s die Unterbringung in einer<br />

Pflegefamilie bei weitem nicht so kostenintensiv wie<br />

eine Heimunterbringung ist. Um der <strong>Kind</strong>er, aber<br />

auch <strong>um</strong> der Finanzen willen, soll es zukünftig mehr<br />

Pflegeverhältnisse geben. Leider stehen jedoch nicht<br />

ausreichend neue Pflegefamilien zur Verfügung. Seit<br />

Jahren wurde versä<strong>um</strong>t, <strong>das</strong> Pflegekinderwesen in<br />

der Öffentlichkeit so positiv darzustellen, <strong>das</strong>s wieder<br />

mehr junge Familien bereit sind, ein <strong>Kind</strong> in ihre<br />

Familie aufzunehmen. Inzwischen müssen sogar<br />

immer mehr Kleinkinder in Heimen untergebracht<br />

werden.<br />

Wir befürchten,<br />

� <strong>das</strong>s die absurde Situation entstehen könnte, <strong>das</strong>s<br />

die Unterhaltsleistungen für Pflegekinder gekürzt<br />

werden, <strong>um</strong> Heimunterbringung besser finanzieren<br />

zu können. Das hieße, den Teufel mit dem<br />

Beelzebub auszutreiben.<br />

� <strong>das</strong>s, wenn die Entscheidung über die Höhe der<br />

Unterhaltsleistungen in der Verantwortung der<br />

örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe liegt,<br />

es dazu kommen wird, <strong>das</strong>s in jeder Kommune<br />

andere Beträge gezahlt werden. Ein Pflegekind in<br />

Zeitz bekäme dann einen anderen Unterhalt als<br />

ein Pflegekind in Arendsee.<br />

� <strong>das</strong>s somit eine Gleichbehandlung der Pflegekinder<br />

nicht mehr gegeben ist. Je<strong>des</strong> Jugendamt arbeitet<br />

anders <strong>und</strong> die Wertschätzung der Arbeit<br />

von Pflegeeltern ist von Kommune zu Kommune<br />

sehr unterschiedlich. Es wird massive Unter-

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