Last und Freude Wissen um das Kind Sprache des ... - Moses Online
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Magazin www.moses-online.de Oktober 2012<br />
Bewältigungsstrategien<br />
Bewältigungsstrategien sind verhaltensorientierte<br />
oder intrapsychische Anstrengungen zur Überwindung<br />
einer Belastung. "Wie kann ich eine Belastung<br />
überwinden? Was kann ich tun, <strong>um</strong> handlungsfähig<br />
zu werden?"<br />
Die Pflegeeltern richten ihre Bemühungen <strong>und</strong> ihr<br />
Handeln auf übergeordnete Ziele aus. Für sie ist es<br />
wichtig, <strong>das</strong>s es den Mitgliedern ihrer Familie (Partner,<br />
<strong>Kind</strong>er, Pflegekinder) <strong>und</strong> ihnen selbst gut geht.<br />
Außerdem sind ihre Bemühungen darauf ausgerichtet<br />
– auch in durchaus widrigen Umständen – handlungsfähig<br />
zu sein <strong>und</strong> zu bleiben.<br />
Umgang mit Emotionen<br />
Pflegeeltern sind besonders glücklich <strong>und</strong> zufrieden,<br />
wenn die Entwicklung <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong> einen positiven<br />
Verlauf nimmt <strong>und</strong> <strong>das</strong> Pflegekind emotional<br />
positiv auf sie reagiert.<br />
Eine Pflegemutter beschreibt dies folgendermaßen:<br />
„Dann kommt noch <strong>das</strong> Highlight, <strong>das</strong>s er Fahrrad<br />
fährt. ‚Der Junge wird nie Fahrrad fahren. Da<br />
brauchen Sie sich gar keine Gedanken machen.’ Wir<br />
haben ein Fahrrad gekauft. Mein Mann hat <strong>das</strong> vom<br />
Trampeln her leichter gemacht. Dann hat er sich<br />
Pfingsten mit ihm hier hingestellt <strong>und</strong> Fahrradfahren<br />
geübt – die ganze Straße hat applaudiert – der<br />
fuhr, von jetzt auf gleich. Das war ein absolutes<br />
Highlight.“<br />
Der Wunsch nach einer positiven Entwicklung <strong>des</strong><br />
Pflegekin<strong>des</strong> wird selbstverständlich nicht immer<br />
erfüllt, was von den Pflegeeltern z<strong>um</strong> Teil als<br />
schmerzliches Erlebnis beschrieben wird. Pflegeeltern<br />
müssen zu recht kommen mit einem „Wechselbad<br />
der Gefühle“. Enorme <strong>Freude</strong>n über Entwicklungsfortschritte<br />
stehen im harten Gegensatz zu<br />
Trauer <strong>und</strong> Verzweiflung bei ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Rückschritten <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong>.<br />
Pflegeeltern brauchen diverse Netzwerke<br />
Die Betreuung eines Pflegekin<strong>des</strong> ist eine zeitlich<br />
<strong>und</strong> emotional äußerst anspruchsvolle Tätigkeit. Die<br />
Pflegeeltern kümmern sich täglich <strong>um</strong>fassend <strong>um</strong><br />
die Belange <strong>und</strong> Bedürfnisse ihrer Pflegekinder. Bei<br />
<strong>Kind</strong>ern mit einer schweren Erkrankung oder einer<br />
Behinderung steigt <strong>das</strong> Ausmaß der Betreuungszeit<br />
z<strong>um</strong> Teil erheblich. Einige Pflegeeltern, die ihre<br />
Pflegekinder beim Sterben begleiten, berichten von<br />
besonders emotionalen Belastungen. Die Ergebnisse<br />
verdeutlichen, <strong>das</strong>s es neben den persönlichen Aspekten<br />
äußerst wichtig ist, über die Unterstützung<br />
von privaten <strong>und</strong> professionellen Netzwerken zu<br />
verfügen. Dann gelingt es den Pflegeeltern nicht nur<br />
ihr Leben <strong>und</strong> ihre Tätigkeit in einer Pflegefamilie<br />
zu organisieren <strong>und</strong> die unweigerlich auftretenden<br />
Probleme zu bewältigen, sondern darüber hinaus den<br />
besonderen Reiz <strong>und</strong> die besonderen <strong>Freude</strong>n ihres<br />
eigenen Lebensentwurfs zu genießen. Welche Un-<br />
9<br />
terstützung erhalten die Pflegeeltern aus ihrem Umfeld?<br />
Unterstützung im Rahmen der Familie<br />
Für viele Pflegeeltern ist die eigene Partnerschaft die<br />
wesentliche Gr<strong>und</strong>voraussetzung für ihre Tätigkeit<br />
<strong>und</strong> den eigenen Lebensentwurf. Das gegenseitige<br />
Vertrauen, die verlässliche Unterstützung im Alltag<br />
<strong>und</strong> in besonders schwierigen Situationen sowie der<br />
vertrauliche <strong>und</strong> regelmäßige Austausch zwischen<br />
dem Pflegeelternpaar werden betont. Außerdem ist<br />
die Partnerschaft für viele Pflegeeltern ein Garant<br />
für Ausgleich <strong>und</strong> Regeneration. Gesicherte Zeiträ<strong>um</strong>e<br />
der Zweisamkeit, in denen die eigenen Belange<br />
<strong>und</strong> nicht die der <strong>Kind</strong>er im Vordergr<strong>und</strong> stehen,<br />
sind nicht selbstverständlich, aber nötig<br />
Deutlich wird, <strong>das</strong>s die Paare Freirä<strong>um</strong>e für sich<br />
selbst brauchen, <strong>um</strong> sich <strong>um</strong> ihre Partnerschaft<br />
kümmern zu können. Auch die Gruppe der "Alleinerziehenden"<br />
Pflegemütter benötigen Freirä<strong>um</strong>e für<br />
sich selbst (Regeneration, Aufbau <strong>und</strong> Erhalt von<br />
Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> Partnerschaft)<br />
Leibliche <strong>Kind</strong>er der Pflegeeltern<br />
Die leiblichen <strong>Kind</strong>er spielen in den Überlegungen<br />
der Pflegeeltern eine wesentliche Rolle. Sie können<br />
<strong>das</strong> Pflegeverhältnis stabilisieren, wenn sie von Beginn<br />
an in die Entscheidung ihrer Eltern einbezogen<br />
wurden, ein Pflegekind in der Familie aufzunehmen.<br />
Werden sie hinsichtlich dieser Entscheidung nicht<br />
berücksichtigt, besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s sie <strong>das</strong> Pflegeverhältnis<br />
boykottieren. Die Pflegeeltern betonen<br />
in diesem Zusammenhang die herausragende Entwicklung<br />
der sozialen Kompetenzen ihrer leiblichen<br />
<strong>Kind</strong>er.<br />
Eine Pflegemutter erzählt:<br />
„Da kommen immer wieder Bestätigungen, <strong>das</strong>s wir<br />
es bis jetzt richtig gemacht haben. Vor allen Dingen,<br />
wenn ich sehe, wie toll die Großen sich durch die<br />
zwei Kleinen entwickelt haben. Also, die haben denen<br />
ganz viel beigebracht. Und die wären auch nicht<br />
so, wenn unsere Pflegekinder nicht wären. Und wie<br />
h<strong>und</strong>ertprozentig die dahinter stehen. Ja, <strong>das</strong> beeindruckt<br />
mich immer wieder.“<br />
Gegenseitige emotionale Beziehung<br />
Für Pflegeeltern ist es wichtig, <strong>das</strong>s sie zu ihrem<br />
Pflegekind eine gegenseitige emotionale Beziehung<br />
entwickeln. Positive emotionale Rückmeldungen <strong>des</strong><br />
Pflegekin<strong>des</strong> sind für die Pflegeeltern außerdem<br />
bedeutsam, auch wenn die Möglichkeiten <strong>des</strong> Pflegekin<strong>des</strong><br />
aufgr<strong>und</strong> seiner Erkrankung oder Behinderung<br />
<strong>und</strong> seiner biografischen Erfahrungen z<strong>um</strong> Teil<br />
eingeschränkt sind.<br />
Weitere Verwandte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />
Weitere Verwandte der Pflegeeltern sind hilfreich,<br />
wenn sie Verständnis hinsichtlich der Entscheidung<br />
für <strong>das</strong> Pflegeverhältnis zeigen <strong>und</strong> die Pflegeeltern