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3–09 Thomas Dominik Meier, neuer ZHdK-Rektor - Zürcher ...

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32<br />

zett <strong>3–09</strong> / ausstellung<br />

cut out!<br />

Als charakteristisches Schweizer Kunsthandwerk<br />

zieht der Scherenschnitt seit über hundert<br />

Jahren Kunstschaffende in seinen Bann.<br />

Der Schnitt ins Papier bedeutet heute, mit<br />

ungewohnten Techniken und zusätzlichen<br />

Materialien zu experimentieren, sich ins<br />

Skulpturelle zu emanzipieren oder den drei-<br />

dimensionalen Raum zu erobern. Die Ausstellung<br />

„Scherenschnitte − Kontur pur“ im<br />

Museum Bellerive zeigt die enorme Vielfalt<br />

dieser Kunstform. Tanja Trampe*<br />

Die Aktualität der Materie bildete die Vorraussetzung, gemeinsam<br />

mit der 7. Scherenschnitt-Ausstellung desSchwei- Schwei- SchweiSchweizerischen Vereins Freunde des Scherenschnitts dasOszillieren dieser Technik zwischen den Kunstgattungen zu<br />

reflektieren. „Scherenschnitte – Kontur pur“ bringt das weite<br />

Spektrum der rund 100 jurierten Arbeiten in einen Dialog mit<br />

Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Die Verbin- Verbindung<br />

der Künste ist das zentrale Thema dieser Ausstellung.<br />

Die Definition „Scherenschnitt“ zu dehnen, war die Ausgangslage<br />

von Recherchen auf Kunstmessen, in Galerien sowie<br />

bei Atelierbesuchen, die ein unerwartetes Potenzial an<br />

Arbeitsweisen freilegten. Die Auswahlkriterien für die rund<br />

40 Werke aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland,<br />

Dänemark, England und den USA waren neben denjenigen<br />

der inhaltlich-formalen Qualität ein eigenständiges Gepräge<br />

und die Innovation, die Grenzen des Scherenschnitts auszuloten.<br />

Politisch, ökologisch und persönlich motivierte<br />

Kunstwerke<br />

„Würden Pollock, Matisse oder Hokusai unverhofft zurückkehren<br />

und meine aus ihren Werken geschnittenen Arbeiten<br />

sollten ihnen missfallen, so würde ich die Falzungen wieder<br />

zurückklappen.“ Mit Ironie macht sich der Berliner Künstler<br />

Stefan Saffer an den Werken seiner Vorbilder zu schaffen, und<br />

nicht minder scharfzüngig ist Simon Periton, der kulturell geprägte<br />

Gewaltsymbole auf schlichte Rapporte reduziert. Um<br />

die Spuren dessen, was das Papier einst war, kreisen Amie<br />

Dicke, Sandra Kühne und Kirsten Kindler sowie Hanna von<br />

Goelers „Incursions“, eine irakische Banknote, deren Schattenwurf<br />

mit den uns bekannten Medienbildern korrespondiert.<br />

In Yuken Teruyas Papiertüte taucht der Baum als höchst<br />

artifizielles Souvenir nochmals auf. Charlotte McGowan-<br />

Griffin wird, ebenso wie Ana Strika, deren schwebende Räume<br />

aus Licht, Text und Zeichnung auf persönliche Erlebnisse zurückgehen,<br />

eine raumspezifische Arbeit realisieren. Die markigen<br />

Messerschnitte von Lisa Hubers „Sintflut“ gewähren<br />

der kunstgeschichtlich verankerten Darstellung wieder etwas<br />

Unvollendetes. Malerisch mutet Gabriele Baschs Wandbehang<br />

„Status“ an, der sich zwischen Wand und rückseitig lack<br />

ierter Papierfläche manifestiert. Julia Horstmann, Emil Salto,<br />

Andrea Heller sowie Pascale Mantovani hingegen schreiten<br />

eine Grenze zum absoluten Schwarz ab.<br />

Eine reizvolle Metapher zur Symmetrie des Scherenschnitts<br />

bildet der geöffnete Menschenkörper, dem sich Christa Donner<br />

und Nadja Schöllhammer aus ungleichen Richtungen<br />

nähern. Annette Schröters überdimensionales Vexierbild<br />

„Frauen in Waffen“ geht von der hochkunstfernen Trivial-<br />

ästhetik aus, deren gegensätzliche Milieus die Graffiti-Künstlerin<br />

Swoon miteinander vermählte, indem sie traditionelle<br />

Scherenschnitte quer über Berliner Hauseingänge klebte.<br />

* Tanja Trampe ist wissenschaftliche Mitarbeitern am Museum Bellerive und<br />

Kuratorin der Ausstellung (tanja.trampe@zhdk.ch).<br />

Ausstellung „Scherenschnitte − Kontur pur“:<br />

bis 4. April 2010, Di−So 10−17 h, Museum Bellerive,<br />

Höschgasse 3, 8008 Zürich<br />

Begleitprogramm unter: www.museum-bellerive.ch<br />

Bild oben links: Lucrezia Bieler, „Beauty and Beast“, 2009, prämiert vom<br />

Schweizerischen Verein Freunde des Scherenschnitts<br />

Bild oben rechts: Yuken Teruya, „Notice Forest“, 2007, Papiertüte, geschnitten,<br />

Stück von Berliner Bürgersteig, 18 x 45 x 50 cm, © Yuken Teruya; CourCourtesy Galerie Murata & Friends, Berlin

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