3–09 Thomas Dominik Meier, neuer ZHdK-Rektor - Zürcher ...
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zett <strong>3–09</strong> / ausstellung<br />
cut out!<br />
Als charakteristisches Schweizer Kunsthandwerk<br />
zieht der Scherenschnitt seit über hundert<br />
Jahren Kunstschaffende in seinen Bann.<br />
Der Schnitt ins Papier bedeutet heute, mit<br />
ungewohnten Techniken und zusätzlichen<br />
Materialien zu experimentieren, sich ins<br />
Skulpturelle zu emanzipieren oder den drei-<br />
dimensionalen Raum zu erobern. Die Ausstellung<br />
„Scherenschnitte − Kontur pur“ im<br />
Museum Bellerive zeigt die enorme Vielfalt<br />
dieser Kunstform. Tanja Trampe*<br />
Die Aktualität der Materie bildete die Vorraussetzung, gemeinsam<br />
mit der 7. Scherenschnitt-Ausstellung desSchwei- Schwei- SchweiSchweizerischen Vereins Freunde des Scherenschnitts dasOszillieren dieser Technik zwischen den Kunstgattungen zu<br />
reflektieren. „Scherenschnitte – Kontur pur“ bringt das weite<br />
Spektrum der rund 100 jurierten Arbeiten in einen Dialog mit<br />
Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Die Verbin- Verbindung<br />
der Künste ist das zentrale Thema dieser Ausstellung.<br />
Die Definition „Scherenschnitt“ zu dehnen, war die Ausgangslage<br />
von Recherchen auf Kunstmessen, in Galerien sowie<br />
bei Atelierbesuchen, die ein unerwartetes Potenzial an<br />
Arbeitsweisen freilegten. Die Auswahlkriterien für die rund<br />
40 Werke aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland,<br />
Dänemark, England und den USA waren neben denjenigen<br />
der inhaltlich-formalen Qualität ein eigenständiges Gepräge<br />
und die Innovation, die Grenzen des Scherenschnitts auszuloten.<br />
Politisch, ökologisch und persönlich motivierte<br />
Kunstwerke<br />
„Würden Pollock, Matisse oder Hokusai unverhofft zurückkehren<br />
und meine aus ihren Werken geschnittenen Arbeiten<br />
sollten ihnen missfallen, so würde ich die Falzungen wieder<br />
zurückklappen.“ Mit Ironie macht sich der Berliner Künstler<br />
Stefan Saffer an den Werken seiner Vorbilder zu schaffen, und<br />
nicht minder scharfzüngig ist Simon Periton, der kulturell geprägte<br />
Gewaltsymbole auf schlichte Rapporte reduziert. Um<br />
die Spuren dessen, was das Papier einst war, kreisen Amie<br />
Dicke, Sandra Kühne und Kirsten Kindler sowie Hanna von<br />
Goelers „Incursions“, eine irakische Banknote, deren Schattenwurf<br />
mit den uns bekannten Medienbildern korrespondiert.<br />
In Yuken Teruyas Papiertüte taucht der Baum als höchst<br />
artifizielles Souvenir nochmals auf. Charlotte McGowan-<br />
Griffin wird, ebenso wie Ana Strika, deren schwebende Räume<br />
aus Licht, Text und Zeichnung auf persönliche Erlebnisse zurückgehen,<br />
eine raumspezifische Arbeit realisieren. Die markigen<br />
Messerschnitte von Lisa Hubers „Sintflut“ gewähren<br />
der kunstgeschichtlich verankerten Darstellung wieder etwas<br />
Unvollendetes. Malerisch mutet Gabriele Baschs Wandbehang<br />
„Status“ an, der sich zwischen Wand und rückseitig lack<br />
ierter Papierfläche manifestiert. Julia Horstmann, Emil Salto,<br />
Andrea Heller sowie Pascale Mantovani hingegen schreiten<br />
eine Grenze zum absoluten Schwarz ab.<br />
Eine reizvolle Metapher zur Symmetrie des Scherenschnitts<br />
bildet der geöffnete Menschenkörper, dem sich Christa Donner<br />
und Nadja Schöllhammer aus ungleichen Richtungen<br />
nähern. Annette Schröters überdimensionales Vexierbild<br />
„Frauen in Waffen“ geht von der hochkunstfernen Trivial-<br />
ästhetik aus, deren gegensätzliche Milieus die Graffiti-Künstlerin<br />
Swoon miteinander vermählte, indem sie traditionelle<br />
Scherenschnitte quer über Berliner Hauseingänge klebte.<br />
* Tanja Trampe ist wissenschaftliche Mitarbeitern am Museum Bellerive und<br />
Kuratorin der Ausstellung (tanja.trampe@zhdk.ch).<br />
Ausstellung „Scherenschnitte − Kontur pur“:<br />
bis 4. April 2010, Di−So 10−17 h, Museum Bellerive,<br />
Höschgasse 3, 8008 Zürich<br />
Begleitprogramm unter: www.museum-bellerive.ch<br />
Bild oben links: Lucrezia Bieler, „Beauty and Beast“, 2009, prämiert vom<br />
Schweizerischen Verein Freunde des Scherenschnitts<br />
Bild oben rechts: Yuken Teruya, „Notice Forest“, 2007, Papiertüte, geschnitten,<br />
Stück von Berliner Bürgersteig, 18 x 45 x 50 cm, © Yuken Teruya; CourCourtesy Galerie Murata & Friends, Berlin