3–09 Thomas Dominik Meier, neuer ZHdK-Rektor - Zürcher ...
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zett <strong>3–09</strong> / hochschule<br />
„Mir liegt ausserordentlich<br />
viel<br />
an einer offenen<br />
Gesprächskultur.“<br />
Kultur wiederum versucht sich zuweilen als Antipode zum<br />
ökonomistischen Mainstream zu positionieren. Mit diesen<br />
Widersprüchen muss auch eine Kunsthochschule umgehen<br />
können. In gewissen Bereichen ist managementorientiertes<br />
Handeln notwendig. Im Kerngeschäft einer Kunsthochschule<br />
sind betriebswirtschaftliche Werkzeuge dagegen selten<br />
zielführend. Letztlich geht es um das Erkennen der eigenen<br />
Grenzen und um gegenseitigen Respekt. Darin habe ich inzwischen<br />
etwas Übung. Berechtigt ist sicher der Anspruch,<br />
dass das Management einer Hochschule von analoger Qualität<br />
zu sein hat wie jene in Lehre und Forschung.<br />
Welche Beziehung haben Sie zur Kunst – auch als Privatmensch?<br />
Ich arbeite seit meinem Abgang von der Universität im kulturellen<br />
Bereich, als Vermittler, Öffentlichkeitsarbeiter, Ausstellungsmacher,<br />
Museumsdirektor und Direktor einer Kunsthochschule.<br />
Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck meiner<br />
Neigungen. Diesem Engagement liegt die Überzeugung zugrunde,<br />
dass erst die Kultur den Menschen zum Menschen<br />
macht. Ihre grösste Leistung liegt darin, Orientierungswissen<br />
jenseits kurzfristiger Rationaliäten zu generieren. In einer<br />
orientierungsarmen Zeit, die sich primär ökonomisch definiert<br />
und sich in immer schnelleren Zyklen von Höhe- zu<br />
Tiefpunkten und wieder zurück bewegt, ist das besonders<br />
wichtig. Ich war immer begeisterter Kulturgänger, oft an den<br />
Rändern des etablierten Kulturbetriebs. Über lange Jahre war<br />
ich zudem auf Amateurniveau musikalisch aktiv. Inzwischen<br />
ist das „strictly private“.<br />
Welche Ihrer Fähigkeiten halten Sie für besonders wertvoll bei<br />
der Tätigkeit als Kunsthochschul-<strong>Rektor</strong>?<br />
Ich denke, dass ich die Grenzen meiner Kompetenzen inzwischen<br />
ganz gut kenne. Das erlaubt mir, an eben diese Grenzen<br />
zu gehen. Zudem war es meiner Arbeit bislang nicht abträglich,<br />
dass ich mir auch als Insider immer eine gewisse Aussensicht<br />
bewahren konnte.<br />
Verraten Sie uns auch etwas über Ihre Schwächen?<br />
Meine Schwächen haben sicher via Mund-zu-Mund-Propaganda<br />
den Weg von Bern nach Zürich längst gefunden. Ich<br />
kann hier immerhin anführen, dass es in der Regel ziemlich<br />
gute Argumente braucht, um mich vom Gegenteil dessen zu<br />
überzeugen, woran ich glaube. Gleichzeitig liegt mir an einer<br />
offenen Gesprächskultur ausserordentlich viel.<br />
Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen für<br />
die <strong>ZHdK</strong> in der Zukunft?<br />
Stichwortartig gehören zu den wichtigsten Herausforderungen:<br />
die Vollendung der Fusion und die Weiterentwicklung<br />
der gemeinsamen Vision <strong>ZHdK</strong>, der weitere Aufbau und<br />
die Bündelung der Forschung, die Etablierung des PhD, die<br />
Qualitätssicherung, die Finanzen, die Realisierung des Toni-<br />
Areals, die Internationalisierung, die verstärkte Integration in<br />
den Kultur- und Hochschulplatz Zürich, das Engagement für<br />
den Kunstausbildungsplatz Schweiz sowie die stärkere Anbindung<br />
an die Kreativwirtschaft.<br />
Als rechtlich selbstständige Teilschule der <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
ZFH verfügt die <strong>ZHdK</strong> über eine vergleichsweise grosse<br />
Autonomie. Welche Chancen sehen Sie darin?<br />
Die relative Eigenständigkeit ist ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Er favorisiert eine „artgerechte“ Entwicklung und<br />
Positionierung dieser Hochschule. Der zweite Schritt wäre,<br />
den Kunsthochschulen auch auf Bundesebene ein solche<br />
Eigenständigkeit zuzugestehen. Erst dann sind wir mit unseren<br />
internationalen Partnerhochschulen auf Augenhöhe.<br />
Ich hoffe sehr, dass dieser zweite Schritt im Rahmen der Verhandlungen<br />
um das neue Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz<br />
getan werden kann.<br />
Leider ist die finanzielle Situation auch im Bildungswesen<br />
nicht rosig ...<br />
Der Mittelzufluss nimmt tendenziell ab. Das war, wenn man<br />
sich die Bundesbeiträge und die Beiträge der Kantone anschaut,<br />
schon vor der Krise so. Bedauerlich ist, dass dieser<br />
Rückgang eingesetzt hat, bevor die Hochschulen ihre Aufbauphase<br />
abschliessen konnten. Wichtig für die finanzielle<br />
Weiterentwicklung der <strong>ZHdK</strong> sind drei Punkte: Erstens bin<br />
ich froh darüber, dass die Budgets der autonomen Teile der<br />
ZFH bislang nicht als kommunizierende Gefässe betrachtet<br />
wurden mit einem Mittelabfluss für die <strong>ZHdK</strong> und einem Zufluss<br />
an jene Hochschulen, deren Wachstum ohne Numerus<br />
clausus ungebremst weitergeht. Zweitens halte ich es für unabdingbar,<br />
dass die <strong>ZHdK</strong> ihre Kostenstruktur optimiert, um<br />
ihre Vielfalt als grösste Stärke zu bewahren und unbedachten<br />
Abbau zu vermeiden. Und drittens werden wir uns darum<br />
bemühen müssen, zusätzliche Finanzierungsquellen zu aktivieren.<br />
„Ich freue mich sehr<br />
auf den gemeinsamen<br />
Campus im Toni-<br />
Areal.“<br />
Als Ihr Rücktritt in Bern bekannt wurde, war im „Bund“ zu<br />
lesen, dass die Berner Kulturszene mit Ihnen eine profilierte<br />
Persönlichkeit verliert. In welcher Form werden Sie sich in der<br />
ungleich grösseren <strong>Zürcher</strong> Kulturszene einbringen?<br />
Das wird sich zeigen. Ich bin grundsätzlich sehr an einem<br />
guten Verhältnis zu den kulturellen Organisationen und Institutionen<br />
vor Ort interessiert. Aufgrund der Vielfalt und der<br />
Qualität ihrer Angebote ist die <strong>ZHdK</strong> in hohem Mass kooperations-<br />
und anschlussfähig. Dank ihrer Grösse wäre sie auch<br />
in der Lage, hier etwas zu bewegen. Interessant ist das jedoch<br />
nur, wenn den beteiligten Partnern aus solchen Verbindungen<br />
Vorteile erwachsen. Ich kann im Moment nicht abschätzen,<br />
was hier möglich und sinnvoll ist. In einem ersten<br />
Schritt werde ich den Kontakt zu den Exponentinnen und