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Landkreis_Leer

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INDUSTRIE – 3D-DRUCK<br />

DIGITALISIERTE MANUFAKTUR<br />

Die Geschichte von einem jungen Ingenieur, der die konventionelle<br />

Fertigung umkrempelt<br />

Es ist nicht zu hoch gegriffen: Der 3D-<br />

Druck ist eine technische Revolution.<br />

Zwangsläufig muss der Konstrukteur<br />

komplett anders denken. Er zeichnet<br />

sein Modell nicht mehr zweidimensional<br />

auf Papier, sondern muss sich vorstellen<br />

können, wie aus einer Idee ein Maschinenteil,<br />

eine Figur oder ein Werkzeug<br />

geformt wird.<br />

Auto gehören zur Produktpalette. Ähnliches<br />

ist für maßgefertigte Kleidung,<br />

Schuhe und Maschinenteile denkbar –<br />

fast alles kann aus dem 3D-Drucker<br />

kommen.<br />

Eine Vision für den Einzelhandel: Schuhhändler<br />

könnten im Netz den Bauplan<br />

Raumfahrttechnik an der Hochschule<br />

Bremen. Nebenbei arbeitet er am<br />

Bremer Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik<br />

und Angewandte Materialforschung,<br />

ehe er an der Hochschule<br />

Osnabrück noch ein Master-Studium<br />

für Angewandte Werkstoffwissenschaften<br />

draufsattelt.<br />

Das Fließband machte einst die Massenproduktion<br />

möglich. 3D-Drucker<br />

wirken in die andere Richtung. Ihr Ziel<br />

ist, individuelle Bauteile günstig herzustellen.<br />

Es geht um die digitalisierte<br />

Manufaktur.<br />

Der 3D-Drucker benötigt nur<br />

einen Bauplan und einen Rohstoff:<br />

Beispiel eines gedruckten Einzelstücks<br />

ohne Zweckbestimmung.<br />

Das Prinzip des 3D-Drucks verkehrt die<br />

Fertigungsweise, wie wir sie kennen.<br />

Bisher wird ein Produkt aus einem<br />

Stück Holz, Kunststoff oder Metall<br />

geschnitten, geschlagen, gefräst oder<br />

gedrechselt. Das Werkstück entsteht<br />

durch Trennung. Jetzt aber geschieht<br />

das genaue Gegenteil: Es wird nichts<br />

mehr zerkleinert bis zum fertigen<br />

Ergebnis, sondern hinzugefügt. Fachleute<br />

nennen das „additive Fertigung“,<br />

plakativer ist der Begriff 3D-Druck.<br />

Foto: privat<br />

Foto: Privat<br />

Das Gerät braucht nur zwei Dinge:<br />

einen Bauplan und einen Rohstoff – zumeist<br />

flüssige Kunststoffe, Harze, Keramikpulver,<br />

aber auch Metall. Mit beidem<br />

gefüttert, baut der 3D-Drucker nach<br />

elektronischer Anleitung das Werkstück.<br />

Spritzdüsen oder auch Laser tragen oder<br />

schmelzen Schicht für Schicht den Rohstoff<br />

auf eine Grundfläche auf.<br />

Schon jetzt krempelt die neue Technologie<br />

die Zahntechniker-Branche um. Aber<br />

sie spuckt nicht nur Zähne aus, sondern<br />

auch Prothesen. Prototypen in der Forschung<br />

oder schlicht Ersatzteile fürs<br />

für ihr neuestes Modell verkaufen, eine<br />

App vermisst die Füße passgenau – und<br />

aus diesen Daten fertigt der 3D-Drucker<br />

im Copyshop um die Ecke den maßgeschneiderten<br />

Schuh.<br />

Pascal Gerlach aus Westoverledingen<br />

hat sich dem 3D-Druck verschrieben.<br />

Der 27-jährige Ingenieur gründet bereits<br />

2017 als Student seine Firma Gerlach<br />

3D-Druck. Nach der Realschule macht<br />

er eine Mechatroniker-Lehre, holt dann<br />

das Abitur nach, verwirft seinen Traum,<br />

Pilot zu werden, und studiert Luft- und<br />

Die Zeit im Fraunhofer-Institut bringt<br />

ihn zum 3D-Druck. Er kauft einen<br />

kleinen Drucker, produziert Figuren für<br />

Freunde und Verwandte – und erkennt<br />

die wirtschaftliche Chance. Er kauft<br />

einen professionellen Drucker und<br />

fertigt Bauteile für Firmen und Privatpersonen.<br />

Pascal Gerlach versteht sich nicht als<br />

reiner Fertiger, sondern als Entwickler,<br />

Berater und Hersteller: „Der Kunde kauft<br />

das ganze Paket, von der Idee bis zum<br />

Produkt.“<br />

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