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Leseprobe_Divjak

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ihn endgültig verstummen“. Im Schweigen transportiert<br />

und perpetuiert das geschönte Gesicht das<br />

Modell eines natürlichen Gesichts, das „dem Subjekt<br />

die Fiktion einer segensreichen Kraft beschert,<br />

aber dessen Faszination in seiner perfekten Entsprechung<br />

zum Verlangen nach dem Code liegt, im<br />

Fetischismus des Signifikanten begründet ist“. 17<br />

Die faziale Fiktion ist somit als rückläufige Entfaltungsbewegung<br />

zu verstehen. Die postoperative<br />

Erstarrung der Gesichtszüge wird zum Disziplinierungsfetisch,<br />

die Vitalitäts-Maske zur Schablone<br />

der Kodierung von Expressivität.<br />

Filmmaske, Special Effects (CGI), Postproduktion<br />

à la Photoshop und reale Eingriffe sind mittlerweile<br />

de facto ununterscheidbar geworden.<br />

Das leibhaftige Spektakel tobt heute in den Gesichtern<br />

der Medienprominenz.<br />

Die Zeit hat viele Gesichter, und jegliches Gesicht<br />

kämpft gegen die Zeit.<br />

Die Wahrnehmung von Gesichtern, ihre Darstellung<br />

und ihre Interpretation hat sich im Wandel<br />

der Zeit freilich verändert. War der Faltenwurf bei<br />

der historischen Statue, ob Halbfigur oder Ganzkörperdarstellung,<br />

Ausdruck des naturalistischkünstlerischen<br />

Nonplusultra, so sind heute das<br />

Herausmeißeln ebenmäßiger Züge, die Herstellung<br />

von glatten Projektionsflächen das Ideal in der Produktion<br />

des aktualisierten Mediengesichts.<br />

Gesichter haben viele Facetten, und mediale<br />

Momentaufnahmen zeigen mögliche Manifestationen<br />

konkreter Gesichter.<br />

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