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City-Magazin-Ausgabe-2020-10-Wels

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Dr. Thomas

DUSCHLBAUER

ZU GUTER LETZT …

Warum jetzt auch noch so eine technische

Universität? Ja, natürlich müssen wir unsere

Industrie digital für den Wandel rüsten und ja,

wir haben hier beste Bedingungen für eine TU.

Aber haben Sie schon einmal an all die Eltern im

Städtedreieck gedacht, die froh sind, wenn ihre Kinder

nach dem Schulabschluss nicht noch länger zu Hause

hocken? Ein Nachbar in unserer Straße hat z.B. alles

getan, um seinem Sohn ein Medizinstudium in Graz

oder Wien schmackhaft zu machen. Denn er hat sich

nichts sehnlicher gewünscht, als das Jugendzimmer in

ein Sadomaso-Studio umzubauen, um dort mit seiner

Frau selbst Doktorspiele zu praktizieren. Aber nein,

Schneckenpatz! Seitdem es das Studium auch in Linz

Lieber Herr Landeshauptmann!

gibt, ist daraus nichts geworden. Und schließt man gar

aus dem schulischen Werdegang des Herrn Sohnes auf

die noch folgende Studienzeit, dann wird mein Nachbar

das SM-Studio nur noch mit dem Rollator betreten oder

dort gleich in der Urne Platz nehmen können.

So viele Hoffnungen werden jetzt zerstört! Mit

dieser modernen und attraktiven TU stürzen Sie so viele

Eltern in die Verzweiflung, die gehofft haben, ihren

technisch begabten Sprößlingen nach der Matura einen

Koffer in die Hand zu drücken, damit sie endlich das Hotel

Mama verlassen, um in ein anderes Bundesland zu

ziehen. Mein Sohn hat es in den Ferien immerhin schon

alleine bis zum Attersee geschafft, was eine echte

Wohltat war. Da haben wir auch in Kauf genommen, ihn

in Schörfling mit dem Auto abzuholen, weil er sich bei

der Hinfahrt in den falschen Zug gesetzt hat und es von

Bregenz dann schon einer weiter Weg zurück in das

Salzkammergut war. Aber jetzt kann ich mir die

sturmfreie Bude wohl abschminken bis ich alt und grau

und auf Viagra bin. Könnten Sie die neue Universität

nicht wenigstens irgendwo am Rand von Oberösterreich

bauen, damit sich an den Vorlesungstagen die Fahrt

unserer Kinder nach Linz, Wels oder Steyr nicht mehr

auszahlt? Auch in Kollerschlag oder in Eichbichl soll es

ja sehr schön sein und dort lassen sich bestimmt

gemütliche Studentenheime bauen. Viele Hotel

Mama-Hoteliers wären Ihnen da äußerst dankbar.

Was wurde aus? Heimische Prominenz von gestern, heute betrachtet

Friedrich Christian Zauner (83) Zauner hat das Schreiben aufgegeben – ein Augenleiden hat seine literarische

Laufbahn jäh beendet. Dennoch beschäftigt ihn nach wie vor die Literatur. Oft

Zauner (Jg. 1938) gilt vielfach als

kreisen seine Gedanken um die Inszenierung seiner Evangelienspiele – Theaterstücke,

die Geschichten aus der Bibel zum Leben erwecken. Jeden Sommer –

bedeutendster lebender Literat Oberösterreichs.

Er maturierte an der Linzer und das seit 2004 – bringt er eines davon auf der Theaterbühne hinter seinem Haus

Lehrerbildungsanstalt, lebt aber seit zur Aufführung. Nur dieses Jahr fielen die Vorstellungen dem Coronavirus zum

1965 als freier Schriftsteller in seinem Opfer. Zauner, selbst kein Kirchgänger, findet die herkömmliche Religion teilweise

Heimatort Rainbach bei Schärding. Sein „kitschig“. Dennoch faszinieren ihn die Helden des Alten Testaments. Sie sind keine

Heiligen, sondern zwiespältige Menschen, die mitunter schwere Fehltritte be-

Meisterwerk, der vierteilige Romanzyklus

„Das Ende der Ewigkeit“, schildert gehen. In dieser Hinsicht ähneln sie Politikern oder Top-Managern. Bereits am

detailgenau den gesellschaftlichen Anfang seiner Laufbahn begann der preisgekrönte Autor, diese Theaterstücke zu

Umbruch zwischen 1900 und 1938 aus verfassen. Keine Bühne wollte sie allerdings produzieren. Trotzdem ließ er sich

der Sicht von Innviertler Dorfbewohnern.

Von 1989 bis 2016 leitete er den se Werke als Publikumsmagnete. Bald gehen seine vier Kinder in Pension; dann

nicht entmutigen, sondern schrieb weiterhin Bibeldramen. Nun erweisen sich die-

O.Ö.-P.E.N.-Club mit Sitz in Linz. wollen sie nach Rainbach zurückkehren und sein Lebenswerk fortsetzen.

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ZAUNERS ALBTRAUM. Sich seines Lebenswerks schämen zu müssen.

Fotos: Friedrich Zauner – Foto Sokoloff

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