Lifestyle of Health and Sustainability - Home - Ernst & Young ...
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LOHAS<br />
CONSUMER PRODUCTS<br />
RETAIL & WHOLESALE<br />
<strong>Lifestyle</strong> <strong>of</strong> <strong>Health</strong> <strong>and</strong> <strong>Sustainability</strong>
Das Design der Studie<br />
Durch ein unabhängiges Befragungsinstitut<br />
wurden anh<strong>and</strong> eines umfangreichen<br />
Fragebogens mehr als 700 Konsumenten<br />
in allen Regionen der Schweiz<br />
befragt, inwiefern das Thema Gesundheit<br />
und Nachhaltigkeit ihre Kaufentscheidungen<br />
beeinflusst. Ziel der Studie<br />
war es, herauszufinden, wie gut die<br />
Konsumenten über das Thema LOHAS<br />
(<strong>Lifestyle</strong> <strong>of</strong> <strong>Health</strong> <strong>and</strong> <strong>Sustainability</strong>)<br />
informiert sind, wie viel sie sich Bio-,<br />
Fair-Trade- und nachhaltige Produkte<br />
kosten lassen und ob sie bereit wären,<br />
die Marke oder den Anbieter zu wechseln,<br />
wenn sie wo<strong>and</strong>ers ein breiteres<br />
Angebot dieser Produkte erhalten würden.<br />
Untersucht wurde auch, wie wichtig<br />
ein ethisch einw<strong>and</strong>freies Verhalten<br />
der Unternehmen für die Produktwahl<br />
der Konsumenten ist und wie sie auf<br />
Verstösse in diesem Bereich reagieren.<br />
Speziell sollte der Frage nachgegangen<br />
werden, ob die Konsumenten bereit wären,<br />
durch den Kauf bestimmter Produkte<br />
Investitionen für die soziale Gerechtigkeit<br />
und für ethisches Verhalten<br />
zu unterstützen.<br />
Mit 24 Schweizer H<strong>and</strong>elsunternehmen<br />
und Lebensmittelproduzenten wurden<br />
Gespräche darüber geführt, wie wichtig<br />
ihnen die Themen «biologischer Anbau»,<br />
«Fair Trade» und «Nachhaltigkeit»<br />
sind, was die Unternehmen tun, um das<br />
Vertrauen der Konsumenten zu erlangen<br />
oder zu erhalten, und ob sie sich in ausreichendem<br />
Mass auf das veränderte<br />
Konsumverhalten vorbereitet haben.<br />
Die ausgewerteten Antworten sind in<br />
dieser Studie ein<strong>and</strong>er gegenübergestellt,<br />
die sich daraus ergebenden Schluss-<br />
2<br />
Sue Sia Schüpbach<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
CBK – Center for Business<br />
Knowledge Services<br />
Strategic & Business Analyst<br />
Tel. +41 58 286 6864<br />
sue-sia.schuepbach@ch.ey.com<br />
Peter Dauwalder<br />
E RNST & YOUNG – LOHAS<br />
Autoren – Consumer Products-/Retail-Team<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Transaction Advisory Services<br />
Partner<br />
Tel. +41 58 286 4734<br />
peter.dauwalder@ch.ey.com<br />
folgerungen formuliert und die Folgen<br />
für die Betr<strong>of</strong>fenen dargestellt.<br />
Abschliessend werden in drei unterschiedlichen<br />
Szenarien die mögliche Ent-<br />
Martin Gröli<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Audit Services<br />
Partner, Consumer Products/Retail<br />
Sector Leader<br />
Tel. +41 58 286 3250<br />
martin.groeli@ch.ey.com<br />
Roger Amh<strong>of</strong><br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Advisory Services<br />
Partner, Corporate Social<br />
Responsibility Leader<br />
Tel. +41 58 286 4731<br />
roger.amh<strong>of</strong>@ch.ey.com<br />
wicklung von LOHAS sowie die Folgen<br />
für Industrie und H<strong>and</strong>el aufgezeigt.<br />
Inhalt<br />
4 Kernergebnisse im Überblick<br />
10 I. LOHAS – eine Einführung<br />
13 II. Studienergebnisse<br />
28 Zukunftsszenarien<br />
Fachbeiträge<br />
8 Sicherheit in den Unternehmensprozessen fördert die Glaubwürdigkeit<br />
der Unternehmenskommunikation<br />
12 Label-Vielfalt – wer blickt da noch durch?<br />
32 Bekannte Schweizer LOHAS-Labels im Überblick<br />
E RNST E RNST & & YOUNG – – LOHAS 335
Kernergebnisse im<br />
Überblick<br />
LOHAS hat alle erfasst<br />
Dem Konsumenten von heute reicht es nicht mehr, einfach<br />
«nur» schmackhaft satt zu werden. Die Befragung bringt klar<br />
zum Ausdruck, dass Attribute wie «Bio», «aus fairem H<strong>and</strong>el»<br />
und «aus nachhaltiger Produktion» die Kaufentscheidung der<br />
Konsumenten mehr denn je beeinflussen.<br />
Die Konsumenten sind in ihrer Produktwahl nicht nur um ihrer<br />
selbst willen anspruchsvoller geworden, sondern sie befassen<br />
sich auch vermehrt mit den direkten und indirekten Folgen<br />
ihres Konsumverhaltens auf die Umwelt. Die Befragung zeigt,<br />
dass immer mehr Verbraucher bei der Wahl der Einkaufsstätte<br />
oder dem Griff zur Marke den Umgang der Unternehmen<br />
mit der sozialen Verantwortung und ethischen Grundsätzen<br />
berücksichtigen.<br />
Mit ihrem veränderten Verhalten und ihrem steigenden Interesse<br />
für die Herkunft der angebotenen Produkte beeinflussen<br />
die Konsumenten vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung<br />
und des globalen Beschaffungswesens die Investitionen<br />
der Unternehmen. Von den Produzenten wird heute ein<br />
Nachweis einer ethischen Unternehmenspolitik gefordert. Die<br />
Händler wiederum nutzen das Thema LOHAS um das Vertrauen<br />
der Konsumenten zu gewinnen und sich dadurch einen<br />
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs
LOHAS – ein diffuses Bild<br />
«Viele Jäger sind des Hasen Tod!» So<br />
könnte man die Situation umschreiben,<br />
wie sie sich dem Verbraucher darstellt.<br />
Die Vielfalt an Produkten, neuen Produktlinien,<br />
Marken und Qualitätslabels<br />
erschwert heute die Übersicht. Unzählige<br />
Symbole und Botschaften werben um<br />
die Aufmerksamkeit der Konsumenten.<br />
So gab in der Umfrage die Mehrheit der<br />
Konsumenten an, die wichtigsten Bio- ,<br />
Fair-Trade- und Nachhaltigkeitslabels zu<br />
kennen. Bei der <strong>of</strong>fen gestellten Frage,<br />
ob ihnen konkrete Marken einfallen,<br />
waren jedoch weniger als 0 % der Befragten<br />
in der Lage, eine Bio-Marke zu<br />
nennen. Insgesamt wurden über 80 verschiedene<br />
Produkte, Firmen, Verbände,<br />
Marken und Siegel genannt.<br />
Wert- oder Preisbewusstsein?<br />
Die Studie belegt, dass die Qualität bei<br />
den Schweizer Konsumenten mehr zählt<br />
als der Preis. Als Folge des wachsenden<br />
Konkurrenz- und Preisdrucks sowie der<br />
breiteren Produktpalette sind die Konsumenten<br />
jedoch preissensibler und anspruchsvoller<br />
zugleich geworden. «Value<br />
for Money» ist heute ein entscheidendes<br />
Kriterium: Der Konsument möchte für<br />
sein Geld etwas qualitativ Hochstehendes<br />
bekommen. % der befragten Konsumenten<br />
würden für Bio- und Fair-<br />
Trade-Produkte bis zu 10 % mehr bezahlen,<br />
und weitere % würden einen<br />
Preisaufschlag von bis zu 20 % akzeptieren.<br />
Über 80 % aller Befragten sind<br />
somit bereit, für ethisch unbedenkliche<br />
Produkte einen höheren Preis zu zahlen.<br />
Ein weiteres Ergebnis der Studie<br />
ist, dass die Entscheidung für Bio- oder<br />
Fair-Trade-Produkte nicht unbedingt<br />
vom verfügbaren Einkommen abhängt.<br />
Das Interesse differiert zwar nach Alter<br />
und Einkommen, aber bei Weitem nicht<br />
so stark, dass deshalb eine der Zielgruppen<br />
zu vernachlässigen wäre.<br />
Hohe Wechselbereitschaft<br />
Die Studie zeigt, dass 9 % der Befragten<br />
zugunsten eines Bio-Produkts die Marke<br />
wechseln würden unter veränderten Gegebenheiten;<br />
der biologischen Anbaumethode<br />
kommt somit ein höherer Stellenwert<br />
als der Markentreue zu. Rund die<br />
Hälfte der Umfrageteilnehmer gaben an,<br />
dass sie für ein besseres Bio-Angebot<br />
den Händler wechseln würden.<br />
Ausschlaggebend für die Bereitschaft<br />
der Konsumenten, ihren Händler zu<br />
wechseln, ist jedoch nicht nur die Vielfalt<br />
der angebotenen Bio-Produkte. Auch<br />
Aspekte der sozialen Verantwortung gewinnen<br />
an Bedeutung. Drei Viertel der<br />
Teilnehmer erwarten von ihrem Händler<br />
Fair-Trade-Produkte, während sogar<br />
über 90 % der Konsumenten die Marke<br />
wechseln würden, sollte sich herausstellen,<br />
dass deren Hersteller ethisch<br />
bedenkliche Produktionsverfahren anwendet.<br />
LOHAS bietet Chancen für alle<br />
H<strong>and</strong>elsformate<br />
Ausser dem Format «Supermarkt» stehen<br />
allen H<strong>and</strong>elsformaten teilweise erhebliche<br />
Potenziale Wechselwilliger zur<br />
Verfügung. Derzeit sind Supermärkte<br />
der wichtigste Vertriebskanal für Bio-<br />
Lebensmittel: 8 % der befragten Konsumenten<br />
kaufen dort ihre Produkte.<br />
Aber auch der Kauf direkt beim Bauern<br />
oder auf dem Wochenmarkt ist sehr beliebt.<br />
Die Studie zeigt, dass «Direkt vom<br />
Bauern», Wochenmärkte und Quartier-<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
oder Convenience-Läden die Vertriebskanäle<br />
mit dem grössten Neukunden-<br />
potenzial sind. Aber auch Discounter<br />
haben ein grösseres Potenzial: 1 % der<br />
Konsumenten würden von ihrem heutigen<br />
Bio-Händler zu einem Discounter<br />
wechseln. Entscheidend ist, dem Verbraucher<br />
eine entsprechende Bio-Kompetenz<br />
zu vermitteln.<br />
Unabhängig vom Händler erweist sich<br />
die Nähe als Schlüsselkriterium: 8 %<br />
der Konsumenten würden ihren derzeitigen<br />
Anbieter nur dann wechseln, wenn<br />
der neue Anbieter nicht weiter als fünf<br />
Kilometer von der Wohnung entfernt<br />
ist. Man könnte überspitzt formulieren:<br />
«Nähe schlägt Bio!»<br />
Aufbau von Verbrauchervertrauen<br />
– die Verantwortlichkeit verschiedener<br />
Stakeholder<br />
Bei der Frage, ob Bio drin ist, wo Bio<br />
draufsteht, vertrauen 1 % der Konsumenten<br />
auf Zertifizierungen wie Bio<br />
Suisse. Ferner sind % beziehungsweise<br />
9 % der Konsumenten der Meinung,<br />
dass die Händler respektive die<br />
Produzenten die notwendigen Vorkehrungen<br />
treffen müssen, um für ihre<br />
angebotenen Produkte garantieren zu<br />
können.<br />
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist<br />
besser<br />
Ob zertifizierte Organisationen, Händler,<br />
Produzenten oder <strong>and</strong>ere Marktteilnehmer<br />
– die Konsumenten wollen<br />
Sicherheit! Als letztes Glied der Wertschöpfungskette<br />
sind die Detailhändler<br />
die ersten, die eine Verhaltensänderung<br />
der Konsumenten bemerken. Fast 90 %<br />
der befragten Konsumenten erwarten<br />
eine Garantie von ihrem Händler, dass<br />
die von ihm angebotenen Produkte nach<br />
den deklarierten Grundsätzen hergestellt<br />
wurden.<br />
Aus den Antworten der befragten Produzenten<br />
und Händler geht hervor, dass<br />
auch die Unternehmen auf zertifizierte<br />
Labels wie Bio Suisse vertrauen. Die<br />
Mehrheit der befragten Händler verfügt<br />
zudem über ein eigenes Kontrollsystem<br />
für Bio-Produkte. Ein Drittel der<br />
befragten Unternehmen hat noch kein<br />
Kontrollsystem für ihre Lieferanten von<br />
Bio- , Fair-Trade- oder umweltfreundlichen<br />
Produkten eingeführt. Rund zwei<br />
Drittel von ihnen beabsichtigen auch<br />
nicht, solche Kontroll- und Sanktionsinstrumente<br />
einzuführen. Dies lässt sich<br />
sowohl durch den gut organisierten Zertifizierungsprozess<br />
erklären, den die Organisation<br />
Bio Suisse anbietet, als auch<br />
durch das Vertrauen in diese Institution<br />
per se.<br />
Mit Blick auf die wachsende Vielfalt der<br />
Labels und das steigende Konsumentenbewusstsein<br />
für LOHAS ist die Frage<br />
«Reicht das?» berechtigt. Denn die<br />
Konsumenten unterscheiden kaum zwischen<br />
den Funktionen von Produzenten,<br />
Händlern und Institutionen und den Verantwortlichkeiten<br />
innerhalb der Wertschöpfungskette.<br />
Was aber bis zum Konsumenten<br />
durchdringt, sind Preis, Wert<br />
und Eigenschaften des Endprodukts.<br />
Vergangene Lebensmittelsk<strong>and</strong>ale zeigen,<br />
welche grossen Imageschäden ein<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
Unternehmen davonträgt, wenn ein Produkt<br />
nicht hält, was es verspricht. Dies<br />
erfordert vonseiten der Produzenten und<br />
der Händler ein Kontrollsystem, das über<br />
die Produktqualität hinausgeht, und ein<br />
entsprechendes Risikomanagement.
Sicherheit in den Unternehmensprozessen<br />
fördert die Glaubwürdigkeit<br />
der Unternehmenskommunikation<br />
Wie die Ergebnisse der vorliegenden<br />
Studie zeigen, berücksichtigen aufgeklärte<br />
Konsumenten nicht nur biologische,<br />
sondern zunehmend auch<br />
ethische und soziale Aspekte für ihre<br />
Kaufentscheidungen. So versuchen die<br />
Konsumenten herauszufinden, wo und<br />
unter welchen Bedingungen ein Produkt<br />
hergestellt wurde: Kinderarbeit, die Verwendung<br />
giftiger und gefährlicher Substanzen<br />
im Herstellungsprozess oder eine<br />
ungerechte Entlöhnung der Arbeitnehmenden<br />
sind nur einige der Faktoren,<br />
über die Konsumenten vermehrt informiert<br />
sein wollen.<br />
Gesetzeskonformes Verhalten (Compliance)<br />
wird von Staat und Gesellschaft,<br />
aber auch von den Stakeholdern der Unternehmen<br />
vorausgesetzt. Nachhaltigkeitsaspekte<br />
fokussieren auf die darüber<br />
hinausgehende Verantwortung der Unternehmen<br />
für das Gemeinwohl. Die Unternehmen<br />
sind angehalten, soziale und<br />
gesellschaftliche Gesichtspunkte sowie<br />
Umweltbelange in ihre Geschäftsprozesse<br />
zu integrieren. Dieses unterneh-<br />
merische Engagement wird unter dem<br />
Begriff «Corporate Social Responsibility»<br />
(CSR) zusammengefasst. Ein aktives<br />
Nachhaltigkeitsmanagement bringt<br />
den Unternehmen zahlreiche Vorteile:<br />
Risikominimierung in der Wertschöpfungskette,<br />
stabile und langfristige Zuliefererbeziehungen,<br />
Motivation der<br />
Mitarbeitenden und ihre Bindung an das<br />
Unternehmen, frühzeitiges Erkennen<br />
von Abweichungen sowie ein positiver<br />
Einfluss auf das Image und die Reputation<br />
des Unternehmens.<br />
Unternehmen, die ihre Verantwortung<br />
nach aussen kommunizieren, aber nicht<br />
halten, was sie versprechen, schaden ihrer<br />
Reputation erheblich. Werden durch<br />
die Medien Missstände in den Produktionsprozessen<br />
aufgedeckt, kann dies für<br />
den Absatz der Produkte und somit für<br />
die betr<strong>of</strong>fenen Produzenten, aber auch<br />
für den Detailh<strong>and</strong>el, schwerwiegende<br />
Folgen haben. Deshalb ist es notwendig,<br />
Verhaltensregeln aufzustellen und für die<br />
kritischen Geschäftsprozesse ein Kontroll-,<br />
Überwachungs- und Sanktions-<br />
system zu implementieren. Kritische<br />
Themen müssen aus Sicht der Aktionäre,<br />
Investoren, Lieferanten und ganz<br />
besonders der Kunden analysiert werden.<br />
Dann müssen Ziele formuliert und<br />
eine Strategie festgelegt werden. Geklärt<br />
werden muss auch, welche Stakeholder<br />
welche Anforderungen an das Unternehmen<br />
stellen. Je nach Anspruchsgruppe<br />
können zur Abklärung Workshops, Umfragen<br />
und Tests hilfreich sein.<br />
Zur Umsetzung der Strategie müssen<br />
spezielle Verhaltenskodizes unter Berücksichtigung<br />
von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
erarbeitet werden; sie sollten die<br />
bereits bestehenden Verfahrensregelungen<br />
ergänzen. Die Verhaltenskodizes<br />
sind die Grundlage für das operative Geschäftsleben.<br />
So sollten beispielsweise<br />
für einen Vertragsabschluss mit einem<br />
Lieferanten oder Produzenten klare Regeln<br />
und Vorgaben gelten.<br />
Ein wirksames Kontroll-, Überwachungs-<br />
und Sanktionssystem beinhaltet<br />
prozessintegrierte Überwachungs-<br />
massnahmen. Dies kann zum Beispiel<br />
die Aufstellung einer Beschaffungsrichtlinie<br />
unter Nachhaltigkeitsaspekten<br />
sein (organisatorische Sicherungsmassnahmen).<br />
Ein <strong>and</strong>erer Aspekt betrifft<br />
beispielsweise die Einkaufsverantwortlichen,<br />
die prüfen müssen, ob Verträge<br />
die bestehenden Vorschriften einhalten<br />
(Kontrollen). Zusätzlich kommen die interne<br />
Revision und unabhängige Dritte<br />
für die Überprüfung der prozessunabhängigen<br />
Überwachungsmassnahmen in<br />
Frage.<br />
Es genügt allerdings nicht, die Ver-<br />
haltensregeln schriftlich festzuhalten<br />
und Nachhaltigkeitsaspekte beispielsweise<br />
in Zuliefererverträgen zu verankern.<br />
Ein Unternehmen kann seine<br />
Reputation schützen oder verbessern,<br />
wenn es glaubwürdig demonstriert, dass<br />
es diese Regelungen auch einhält. Repräsentanten<br />
des Unternehmens und<br />
externe Revisoren sollten dazu die Produktionsstätten<br />
der Zulieferer regelmässig<br />
besichtigen und überprüfen. Diese<br />
Inspektionen sollten auch unangekündigt<br />
wiederholt werden, um kritische<br />
Punkte wie Kinderarbeit, Einhaltung<br />
der Arbeitszeitenregelungen, Arbeits-<br />
sicherheit, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen<br />
und jegliche Form<br />
von Diskriminierung zu kontrollieren<br />
und zu dokumentieren. Entsprechende<br />
Schulungs- und Fördermassnahmen<br />
durch die Unternehmen tragen dazu bei,<br />
dass gerade in den Produktionsstätten<br />
der Schwellenländer alle St<strong>and</strong>ards<br />
eingehalten werden. Mit Blick auf die<br />
Annäherung der Märkte lassen sich<br />
kaum je sämtliche Risiken in komplexen<br />
globalen Wertschöpfungsketten aus-<br />
schliessen. Werden die erwähnten Vorsichtsmassnahmen<br />
ergriffen, lassen sich<br />
diese Risiken jedoch reduzieren und es<br />
kann schnell und pr<strong>of</strong>essionell auf Situationen<br />
reagiert werden, die sonst ausser<br />
Kontrolle geraten könnten. Mit diesem<br />
wirksamen Instrument lässt sich das<br />
Vertrauen der Konsumenten gewinnen<br />
und bewahren – und durch konsequentes<br />
und nachhaltiges H<strong>and</strong>eln weiter verbessern.<br />
Ein umfassendes pr<strong>of</strong>essionelles Nachhaltigkeitsmanagement<br />
gibt dem Unternehmen<br />
die Sicherheit, dass alle Offenlegungen<br />
auch glaubwürdig und verläss-<br />
lich sind. Dies ist auch deshalb wichtig,<br />
weil ein langfristig aufgebautes Vertrauen<br />
durch Fehlverhalten in kürzester Zeit<br />
zerstört werden kann.<br />
8 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 9
I.<br />
LOHAS – eine Einführung<br />
Die Bedeutung von LOHAS<br />
Das Thema LOHAS – <strong>Lifestyle</strong> <strong>of</strong> <strong>Health</strong><br />
<strong>and</strong> <strong>Sustainability</strong> – erobert die Gesellschaft<br />
und die Märkte. Medien, Nahrungsmittelproduzenten,<br />
Detailhändler<br />
und Marktforschungsstudien propagieren<br />
einen gesunden und nachhaltigen<br />
Lebensstil. Im Zentrum dieser Entwicklung<br />
stehen einerseits die Vorteile für<br />
den Einzelnen wie Gesundheit, Wohlbefinden,<br />
Luxus und Bequemlichkeit und<br />
<strong>and</strong>ererseits ein steigendes Bewusstsein<br />
für soziale Verantwortung, ethisch<br />
unbedenkliche Produktionsmethoden,<br />
fairen H<strong>and</strong>el und Nachhaltigkeit.<br />
Das Bewusstsein der Konsumenten für<br />
Gesundheit und Nachhaltigkeit wird im<br />
Alltag durch Medienberichte über Lebensmittelsk<strong>and</strong>ale,<br />
Verbrauchertipps in<br />
Zeitschriften, Studien unabhängiger Institute<br />
zur Produktqualität und -sicher-<br />
heit oder durch Aktivitäten von Umweltschutzgruppen<br />
verstärkt. Zudem steigt<br />
die Unsicherheit der Konsumenten mit<br />
der zunehmenden Globalisierung. Sie<br />
fordern deshalb vermehrt Sicherheit,<br />
Herkunftsnachweise und Glaubwürdigkeit.<br />
Aber auch Aspekte rund um Fairness<br />
und Nachhaltigkeit sind ihnen zunehmend<br />
wichtig. Immer häufiger wird<br />
die Forderung nach Transparenz laut:<br />
Woher stammen die Produkte? Unter<br />
welchen Bedingungen werden sie her-<br />
gestellt? Welche Praktiken wenden die<br />
Produzenten an? Wie verlässlich und<br />
sicher sind die Produkte? Wie fördern<br />
sie die Gesundheit? Und wie schneiden<br />
die Produkte bezüglich Fair Trade und<br />
Nachhaltigkeit ab?<br />
Mit Blick auf dieses wachsende Sicherheitsbedürfnis<br />
fordern auch Anleger zunehmend<br />
Nachweise für eine verantwortungsvolle<br />
Unternehmenspolitik in<br />
den Bereichen Ethik und Nachhaltigkeit.<br />
Sie verlangen, dass die Unternehmen<br />
ihre soziale Verantwortung aktiv<br />
wahrnehmen, indem sie beispielsweise<br />
klare Richtlinien, Kontrollmassnahmen<br />
und Verfahren einführen, die Glaubwürdigkeit<br />
und Qualitätssicherung gewährleisten.<br />
Damit tragen die Unternehmen<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
574<br />
Quelle: Bio Suisse<br />
Umsatztrend für Bio-Produkte in der Schweiz<br />
(Zahlen in CHF Mio.)<br />
654<br />
1998 1999<br />
793<br />
932<br />
nicht nur zu einem nachhaltigen Wachstum<br />
bei, sondern stärken auch das Vertrauen<br />
der Konsumenten.<br />
Marktentwicklung<br />
200 wurde in der Schweiz mit Bio-Produkten<br />
ein Gesamtumsatz von CHF 1,2<br />
Milliarden erzielt. Dies entspricht einer<br />
Wachstumsrate von 1, %. Im Lebensmittelsektor<br />
betrug der Marktanteil von<br />
Bio-Produkten , % und der Pro-Kopf-<br />
Verbrauch CHF 1 0. Die Bio-Industrie<br />
in der Schweiz ist nicht nur fortgeschritten,<br />
sondern hat auch das Potenzial für<br />
weiteres Wachstum.<br />
1056<br />
1152<br />
1188<br />
1183<br />
1202<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
LOHAS – Was steckt dahinter?<br />
LOHAS ist ein moderner Lebensstil, der<br />
die Konsumenten zu einem bewussteren<br />
Verbrauch von Produkten mit gesundheitlichen<br />
Vorteilen anregt, die zudem<br />
nach den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit,<br />
des Umweltschutzes und der<br />
Nachhaltigkeit hergestellt und vertrieben<br />
werden. Informierte Konsumenten erkennen,<br />
wie wichtig ihr persönlicher Beitrag<br />
für die Gesellschaft und für die Umwelt<br />
ist, und unterstützen Geschäftspraktiken,<br />
die sich mit ethischen Grundsätzen vereinbaren<br />
lassen.<br />
Die Frage lautet nun: Was genau wollen<br />
die Konsumenten? Ist LOHAS ein kurzlebiger<br />
Trend oder umreisst LOHAS einen<br />
Anspruch, den die Konsumenten<br />
auch künftig ihren Kaufentscheidungen<br />
zugrunde legen?<br />
Bereits beginnen Begriffe und Definitionen<br />
in diesem Bereich zu erodieren. Die<br />
Anzahl von Labels, Marken und Gütesiegeln<br />
auf dem Markt sowie deren spezifische<br />
Eigenschaften und Richtlinien<br />
sind fast unüberschaubar geworden. Statt<br />
bei den Konsumenten Vertrauen aufzubauen,<br />
verwirrt diese Vielfalt zunehmend<br />
– und wirkt sich bereits auf den Detailh<strong>and</strong>el<br />
aus. Denn Konsumenten sind nur<br />
dann bereit, für ein Produkt mehr zu bezahlen,<br />
wenn sie einen zusätzlichen Nutzen<br />
erkennen.<br />
LOHAS-Labels<br />
Die Grundsätze des biologischen Anbaus<br />
sind in der Schweiz in der Verordnung<br />
über die biologische L<strong>and</strong>wirtschaft und<br />
die entsprechende Kennzeichnung der<br />
pflanzlichen Erzeugnisse und Lebensmittel<br />
(«Bio-Verordnung») per 1. Januar 1998<br />
geregelt. Sie gilt für alle «biologischen»<br />
und «ökologischen» Produkte, welche<br />
strengen Richtlinien in Bezug auf Produktion,<br />
Verarbeitung und Kontrolle genügen<br />
müssen. Allerdings werden immer<br />
wieder neue Labels eingeführt, die den<br />
Anschein eines Bio-Labels erwecken. Da<br />
es diesen Labels zum Teil an klaren Spezifikationen<br />
in Bezug auf Ökologie und<br />
Tierschutz mangelt, führen sie zu einer<br />
Verwässerung der Bio-Deklaration.<br />
Neben den bestehenden gesetzlichen Zertifizierungsrichtlinien<br />
gibt es Labels und<br />
Siegel, die sich an eigenen St<strong>and</strong>ards orientieren.<br />
Auch diese verweisen auf ethische<br />
Grundsätze, haben jedoch nur teilweise<br />
einen Bezug zum ökologischen Anbau.<br />
In der vorliegenden Studie werden die<br />
Begriffe «biologisch» und «ökologisch»<br />
im Sinne der Schweizer Bio-Verordnung<br />
verwendet.<br />
Die Bezeichnung «Fair Trade» verweist<br />
auf den H<strong>and</strong>el von Produkten zu fairen<br />
Preisen, auf den Verzicht auf Ausbeutung<br />
der Dritten Welt und auf die Förderung<br />
von besseren Arbeitsbedingungen<br />
durch die Produzenten.<br />
Im Gegensatz zu «Bio» und «Fair Trade»<br />
existiert kein Siegel für «Nachhaltigkeit».<br />
In diesem Zusammenhang hat<br />
sich ein neuer Begriff der «Corporate<br />
Social Responsibility» etabliert. Die<br />
darunter diskutierten Fragen und Verhaltensnormen<br />
decken ein sehr breites<br />
Spektrum ab, ohne jedoch auf eine klare<br />
Differenzierung in «nachhaltige Bewirtschaftung»<br />
und «Ethik im Wirtschaftsleben»<br />
Rücksicht zu nehmen. Ein erheblicher<br />
Spagat von der «Überfischung der<br />
Meere» bis hin zur «Kinderarbeit» ist<br />
zu bewältigen. Gleichzeitig bestehen erhebliche<br />
Überschneidungen z.B. zwischen<br />
Nachhaltigkeit und ökologischer<br />
L<strong>and</strong>wirtschaft oder zwischen Fair Trade<br />
und Ethik im Wirtschaftsleben. Um<br />
die befragten Konsumenten nicht zu<br />
verwirren, beschränkte sich der bei der<br />
Befragung verwendete Terminus «Nachhaltigkeit»<br />
auf die Aspekte «schonender<br />
Umgang mit natürlichen Ressourcen»<br />
und «Umweltschutz». Beim Thema Ethik<br />
im Wirtschaftsleben wurden Kinder-<br />
arbeit, Mitarbeiterdiskriminierung, gesundheitsschädliche<br />
Arbeitsbedingungen<br />
und Lohndumping herausgegriffen.<br />
10 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 11
Label-Vielfalt –<br />
wer blickt da noch durch?<br />
Konsumentenvertrauen basiert auf Information,<br />
Produkt- und Markenvertrautheit<br />
und vor allem auf positiven Erfahrungen.<br />
Dieses Vertrauen wurde in<br />
letzter Zeit getrübt, und zwar sowohl<br />
durch Zwischenfälle in der Lebensmittelsicherheit<br />
– beispielsweise Produktkontaminierungen<br />
und Rückrufaktionen<br />
– als auch durch widersprüchliche Marketingbotschaften.<br />
Als Folge der Globalisierung<br />
der Lebensmittelbranche sind<br />
die Konsumenten ausserdem zunehmend<br />
besorgt über die Lebensmittel- und Getränkesicherheit.<br />
Aufgeklärte Konsumenten, die klare Informationen<br />
über Herkunft und Sicherheit<br />
des Produkts sowie über Eigenschaften<br />
und Praktiken des Herstellers<br />
verlangen, verfolgen dieselben Interessen:<br />
Lebensmittel sollten bedenkenlos<br />
gekauft werden können, ohne dass der<br />
Kunde mit gesundheitlichen Risiken oder<br />
negativen Folgen für die Umwelt rechnen<br />
muss.<br />
Allerdings hat die Vielfalt der Labels mit<br />
ihren unterschiedlichen Merkmalen und<br />
Praktiken Verwirrung bei den Konsu-<br />
menten ausgelöst. In der Schweiz gibt es<br />
über 0 zertifizierte Labels. Auch die<br />
Unternehmen müssen sich mit zahlreichen<br />
Vorschriften und Verfahren ausein<strong>and</strong>ersetzen.<br />
Die Verwendung der Begriffe<br />
und Marketingbotschaften muss<br />
verifiziert und allenfalls müssen die notwendigen<br />
Bewilligungen bei den Behörden<br />
beantragt werden. Entsprechende<br />
Unterlassungen oder mangelnde Kenntnisse<br />
der Legitimitätsproblematik können<br />
zu Konflikten und zusätzlichen Ausgaben<br />
für das Unternehmen führen. Als<br />
Beispiel wird im Folgenden erläutert,<br />
wie die Bezeichnungen «Bio» und «Öko»<br />
korrekt verwendet werden.<br />
Die Begriffe «biologisch» und «ökologisch»<br />
sind in der Schweizer Bio-Verordnung<br />
klar definiert. Die Bezeichnungen<br />
dürfen verwendet werden, wenn mindestens<br />
9 % des Produktinhalts biologisch<br />
angebaut wurden. Dasselbe gilt für importierte<br />
Ware. Die Deklaration als bio-<br />
logisches Produkt ist zulässig, wenn es<br />
gemäss dem von einer staatlich akkreditierten<br />
Zertifizierungsstelle vorgegebenen<br />
Kontrollsystem erzeugt, verarbeitet, importiert,<br />
gelagert und vermarktet wird.<br />
Bis März 200 schrieb die Verordnung<br />
einen vollständig biologischen Anbau –<br />
die Gesamtbetrieblichkeit – vor. Ein Beschluss<br />
des Parlaments führte zuletzt zu<br />
einer Aufweichung der Bio-Verordnung:<br />
Bauern und Betriebe brauchen nun nicht<br />
mehr vollständig biologisch zu arbeiten,<br />
was der konventionellen L<strong>and</strong>wirtschaft<br />
einen grösseren Spielraum in vorgegebenen<br />
Kategorien bietet. Einzelne Zertifizierungsorganisationen<br />
mit privaten<br />
Richtlinien wie Bio Suisse befürchten,<br />
dass dies ihrer Glaubwürdigkeit schade,<br />
und haben beschlossen, ihr Label ausschliesslich<br />
Produkten aus vollständig<br />
biologischem Anbau zu verleihen. Dieser<br />
Schritt bedeutet jedoch eine noch grössere<br />
Vielfalt von Richtlinien und Praktiken,<br />
zumal neben der gesetzlichen Regulierung<br />
auch die privaten Richtlinien<br />
der Zertifizierungs-Organisationen treten.<br />
Dies dürfte zu einer weiter gehenden<br />
Verwässerung des Bio-Labels führen und<br />
den Kunden die Übersicht erschweren.<br />
Schliesslich werden auch die Kontrollsysteme<br />
für Bauern, die sowohl biologischen<br />
als auch konventionellen Anbau<br />
betreiben, noch komplizierter.<br />
II.<br />
Studienergebnisse<br />
Welche Bedeutung hat LOHAS –<br />
ein Lebensstil, bei dem<br />
Gesundheit und Nachhaltigkeit<br />
im Zentrum steht?<br />
Die Anzahl von Labels und Produktlinien,<br />
die ethische Verfahren garantieren<br />
und fördern, hat in den letzten Jahren<br />
stark zugenommen. Gesundheit und<br />
Nachhaltigkeit liegen im Trend. Doch<br />
welche Bedeutung messen die Konsumenten<br />
diesen Aspekten beim täglichen<br />
Einkauf bei?<br />
Laut Studie wünschen sich Schweizer<br />
Konsumenten durchaus Bio-Produkte,<br />
wenn auch in unterschiedlichem Ausmass.<br />
Rund % der Befragten gaben<br />
an, «manchmal» auf die Bio-Kennzeichnung<br />
zu achten. Über ein Drittel<br />
der Befragten ist «häufig» oder «immer»<br />
bemüht, Bio-Lebensmittel zu konsumieren.<br />
Die Studie zeigt auch, dass<br />
die Entscheidung für den Kauf von Bio-<br />
oder Fair-Trade-Produkten nicht primär<br />
von der Höhe des verfügbaren Einkommens<br />
abhängt: Es sind keineswegs nur<br />
Konsumenten mit hohem Einkommen,<br />
die Bio- oder Fair-Trade-Produkte kaufen.<br />
Diese Produkte sind vielmehr auch<br />
Achten Sie beim Einkauf von Lebensmitteln auf die Kennzeichnung als Bio-Produkt?<br />
12 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 1<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
21,5 %<br />
15,8 %<br />
30,0 %<br />
49,6 %<br />
40,9 %<br />
38,7 %<br />
Nein Manchmal Häufig Immer<br />
23,5 %<br />
16,7 %<br />
24,0 %<br />
Gutes Einkommen Durchschnittlich Geringes Einkommen<br />
Achten Sie beim Einkauf von importierten Produkten auf die<br />
Kennzeichnung «Fair Trade» (aus fairem H<strong>and</strong>el kommend)?<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
10,1 %<br />
18,4 %<br />
17,1 %<br />
Kenne ich nicht<br />
15,3 %<br />
25,0 %<br />
20,7 %<br />
39,0 %<br />
20,9 %<br />
25,1 %<br />
20,2 %<br />
20,1 %<br />
23,1 %<br />
11,1 %<br />
20,9 %<br />
15,4 %<br />
15,6 %<br />
7,3 %<br />
Nein Manchmal Häufig Immer<br />
Gutes Einkommen Durchschnittlich Geringes Einkommen<br />
14,0 %
für Konsumenten mit mittleren und<br />
niedrigen Einkommen attraktiv. Anders<br />
ausgedrückt: LOHAS ist nicht nur<br />
ein Thema für Gutverdienende. Wenig<br />
überraschend ist, dass fast drei Viertel<br />
der Konsumenten «Bio» mit «Gesundheit<br />
und gesunder Ernährung» sowie<br />
«artgerechter Tierhaltung» gleichsetzen.<br />
Fair-Trade-Produkte geniessen bei den<br />
Konsumenten einen geringeren Bekanntheitsgrad<br />
als Bio-Produkte. 1 %<br />
der Befragten gaben an, noch nie von<br />
einem Fair-Trade-Label gehört zu haben.<br />
Dies lässt sich mit dem kleineren<br />
Angebot an Fair-Trade-Produkten auf<br />
dem Markt und der vergleichsweise geringeren<br />
Aufklärungsarbeit durch die<br />
Medien erklären. Trotzdem hält mehr<br />
als ein Drittel der Befragten «häufig»<br />
oder «immer» nach Fair-Trade-Produkten<br />
Ausschau. Auch hier sind keine<br />
signifikanten Unterschiede zwischen<br />
den Einkommensklassen festzustellen.<br />
LOHAS liegt in der ganzen Schweiz<br />
im Trend: % der Konsumenten in<br />
der Deutschschweiz, 9 % in der Rom<strong>and</strong>ie<br />
und % in der italienischspra-<br />
1<br />
Achten Sie beim Einkauf auf das Bio- oder Fair-Trade-Label?<br />
(Überblick über die deutsch-, französisch- und italienischsprachige Schweiz)<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
Gesundheit /<br />
gesunde Ernährung<br />
9,6 %<br />
5,1 %<br />
Kenne ich nicht<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
17,3 %<br />
25,7 %<br />
32,9 %<br />
35,3 %<br />
36,3 %<br />
31,6 %<br />
Nein Manchmal Häufig Immer<br />
Deutsch Französisch Italienisch<br />
23,7 %<br />
15,6 %<br />
23,7 %<br />
14,1 %<br />
17,3 %<br />
Wie wichtig sind für Sie persönlich die nachfolgenden Themen?<br />
11,8 %<br />
70,5 % 18,8 % 7,7 %<br />
Umweltschutz 66,1 % 20,8 % 9,6 %<br />
Artgerechte Tierhaltung 65,7 % 20,3 % 9,6 %<br />
Hoher Ernährungswert 58,6 % 23,9 % 12,2 %<br />
Energieeinsparung 46,6 % 25,6 %<br />
19,0 %<br />
Biologischer Anbau 43,3 % 23,6 %<br />
23,1 %<br />
0 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
5 = Sehr wichtig 4 3 2 1 Keine Angaben<br />
chigen Schweiz achten beim Einkaufen<br />
«häufig» oder «immer» auf die Deklaration<br />
«Bio» oder «Fair-Trade».<br />
Von sechs angegebenen Themenbereichen<br />
ist «Gesundheit / gesunde Ernährung»<br />
für 1 % der befragten Konsumenten<br />
am wichtigsten. Ausgewertet<br />
nach Geschlecht und Alter zeigt sich,<br />
dass drei Viertel der Frauen Gesundheit<br />
und Ernährung einen sehr hohen<br />
Stellenwert einräumen, während 1 %<br />
der Männer eine gesunde Ernährung<br />
für sehr wichtig halten. Gesundheitsaspekte<br />
spielen auch bei den über -Jährigen<br />
eine immer wichtigere Rolle: Mehr<br />
als 0 % der Befragten dieser Alterskategorie<br />
gaben an, sie hielten eine gesunde<br />
Ernährung für sehr wichtig. Von<br />
den Jüngeren teilten nur 8 % diese Einschätzung.<br />
Mit zweiter und dritter Priorität nannten<br />
die Befragten die Themenbereiche<br />
«Umweltschutz» und «artgerechte Tierhaltung».<br />
Offenbar achten die Konsumenten<br />
auf Produkte mit dem Bio-Label,<br />
doch die Frage nach dem «biologisch-organischen<br />
Anbau» ist für sie eher nebensächlich.<br />
Manche Konsumenten kaufen<br />
Bio-Produkte, weil sie die umweltfreundlichen<br />
Praktiken der Produzenten unterstützen<br />
wollen; für die meisten ist jedoch<br />
der Faktor Gesundheit für den Kauf von<br />
Bio-Produkten entscheidend. Sie versuchen<br />
dadurch, ihren Konsum von chemischen<br />
Substanzen und «E-Nummern»<br />
einzuschränken. Ältere Frauen legen am<br />
meisten Wert auf biologische Produkte<br />
und eine artgerechte Tierhaltung.<br />
Die Befragung zeigt, dass rund 90 % der<br />
Konsumenten zu einem Markenwechsel<br />
bereit wären, sollte sich herausstellen,<br />
Wie wichtig sind Ihnen nachfolgende Themen beim täglichen Einkauf?<br />
Keine Kinderarbeit<br />
Keine Vergiftung der Umwelt<br />
Keine gesundheitsschädigenden<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Keine Diskriminierung der<br />
Mitarbeiter<br />
Artenschutz<br />
Keine Verschwendung natürlicher<br />
Ressourcen<br />
Keine Dumpinglöhne<br />
4,8<br />
4,6<br />
4,6<br />
4,5<br />
4,4<br />
4,4<br />
4,3<br />
1 2 3 4 5<br />
5 = Sehr wichtig 1 = Unwichtig<br />
dass ein Produzent ethisch bedenkliche<br />
Praktiken wie Kinderarbeit, Diskriminierung<br />
der Mitarbeitenden oder Vergiftung<br />
der Umwelt anwendet.<br />
Da auf der Produktverpackung häufig<br />
Angaben über ethisches Verhalten und<br />
Nachhaltigkeit fehlen, wurden die Konsumenten<br />
gefragt, wie wichtig die einzelnen<br />
ethischen Aspekte für sie sind.<br />
Auf einer Skala von 1 bis erwies sich<br />
der Verzicht auf Kinderarbeit mit ,8 als<br />
das wichtigste Anliegen.<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 1
Bei Produzenten und Händlern geniessen<br />
gesundheitsbezogene Aspekte höchste<br />
Priorität; sie teilen somit die Ansichten<br />
der Konsumenten. Weitere wichtige<br />
Themen und Bedenken der Unternehmen<br />
betreffen die langfristige Sicherung<br />
der Lieferungen, Nachhaltigkeit, Ener-<br />
giesparen und den biologischen Anbau.<br />
Biologischer Anbau, Fair Trade und<br />
Nachhaltigkeit sind auch für die Strategie<br />
der befragten Unternehmen besonders<br />
relevant, wobei dem Thema «Bio»<br />
eine Schlüsselrolle zukommt. Dies lässt<br />
sich darauf zurückführen, dass der<br />
Grossteil der befragten Unternehmen<br />
bereits heute Bio-Produkte anbietet oder<br />
im Sortiment führt.<br />
Wie relevant sind die Themen Bio, Fair Trade und Nachhaltigkeit<br />
für die strategische Ausrichtung Ihres Unternehmens?<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
Gesundheit /<br />
gesunde Ernährung<br />
Langfristig<br />
sichere Versorgung<br />
14 %<br />
Entscheidend<br />
Bio<br />
14 %<br />
57 %<br />
Fair Trade<br />
57 %<br />
50 %<br />
29 %<br />
29 %<br />
Sehr Etwas Gar nicht Keine Angaben<br />
Nachhaltigkeit<br />
Wie relevant sind die nachfolgenden Themen für Ihr Unternehmen?<br />
29 %<br />
7 %<br />
7 %<br />
7 %<br />
57 % 29 % 7 % 7 7% %<br />
50 % 7 % 29 % 14 %<br />
Nachhaltigkeit 43 % 22 % 21 % 7 % 7 %<br />
Biologischer Anbau 29 % 36 % 21 % 14 %<br />
Ökologische Ausrichtung 21 % 37 % 14 % 21 % 7 %<br />
Energieeinsparung 14 % 51 % 21 %<br />
14 %<br />
Fair Trade 14 % 29 %<br />
29 % 21 % 7 %<br />
0 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
5 = Sehr wichtig 4 3 2 1 Keine Angaben<br />
Die Wahrnehmung von Bio,<br />
Fair Trade und Nachhaltigkeit durch<br />
die Kunden<br />
Bio-Labels müssen garantieren, dass sie bestimmte<br />
Kriterien und St<strong>and</strong>ardverfahren<br />
einhalten. Die Konsumenten sind darüber<br />
allerdings nicht umfassend informiert. So<br />
wurde untersucht, was die Konsumenten mit<br />
dem Stichwort «Bio» assoziieren. Am häufigsten<br />
genannt wurde eine gesunde Ernährung<br />
( %), darauf folgen artgerechte Tierhaltung<br />
( %) und Umweltschutz ( 1 %).<br />
Offen bleiben das Verständnis und die Erwartungshaltung<br />
der Konsumenten beim Thema<br />
Bio. Umweltschutz kann beispielsweise Anbaumethoden<br />
ohne konventionelle Pestizide,<br />
Kunstdünger und ionisierende Bestrahlung<br />
bedeuten. Dagegen sind <strong>and</strong>ere Umweltfaktoren<br />
wie die Transportkilometer vom Erzeuger<br />
zum Verbraucher nicht geregelt.<br />
Was verbinden Sie mit Bio?<br />
Gesunde Ernährung , %<br />
Artgerechte Tierhaltung , %<br />
Umweltschutz 0,9 %<br />
Hoher Ernährungswert 0, %<br />
Umweltfreundlicher Anbau 0, %<br />
Energieeinsparung , %<br />
Angesichts der grossen Anzahl Labels mit<br />
mehr oder weniger variierenden oder sich<br />
überschneidenden Merkmalen in Bezug<br />
auf Bio-Anbau, Fair Trade und Nachhaltigkeit<br />
überrascht die zunehmende Desorientierung<br />
bei den Konsumenten wenig.<br />
Die Konsumenten können die Inhalte<br />
der einzelnen Labels nicht mehr aus-<br />
ein<strong>and</strong>erhalten, wodurch ein breiter Interpretationsspielraum<br />
für die Aussage<br />
der jeweiligen Labels entsteht. Der Markt<br />
für Bio-Produkte oder Bio-Labels ist<br />
aus Sicht der Konsumenten recht diffus.<br />
Obwohl die Hälfte der Befragten dem<br />
Bio-Label generell vertraut, konnten über<br />
0 % auf die entsprechende Frage keine<br />
konkrete Marke für Bio-Produkte nennen.<br />
Daraus lässt sich schliessen, dass die<br />
einzelnen Labels von den Konsumenten<br />
nur unbewusst wahrgenommen werden.<br />
Insgesamt wurden über 80 verschiedene<br />
Produkte, Firmen, Verbände, Marken<br />
und Siegel genannt, darunter etwa Hipp,<br />
Heidi und Weleda. Einige als «Bio» genannte<br />
Labels stehen allerdings für Fair<br />
Trade – ein weiterer Hinweis auf die Verwirrung<br />
unter den Konsumenten. Am<br />
häufigsten genannt wurden Coop Naturaplan<br />
und Bio Suisse / Bio Knospe.<br />
Während nur wenige der befragten Konsumenten<br />
auf die <strong>of</strong>fene Frage Bio-Marken<br />
nennen konnten, zeigte die Frage,<br />
ob sie Namen aus einer Liste von Labels<br />
kennen würden, ein <strong>and</strong>eres Resultat. So<br />
erkannten über 80 % der Befragten beispielsweise<br />
Coop Naturaplan; von sich<br />
aus haben nur 1 % dieses Label genannt.<br />
Dieses Ergebnis zeigt, dass es im<br />
Bio-Segment noch keine Marke gibt, die<br />
sich beim Verbraucher als Bio-Marke bewusst<br />
etabliert hat. Dies ist eine Schwäche<br />
und eine Chance zugleich.<br />
Das Ausmass des Markenbewusstseins<br />
der Konsumenten zeigt, welches Potenzial<br />
im Aufbau von Marken – und zwar<br />
sowohl für private Labels als auch für Erzeugermarken<br />
– steckt.<br />
Was gibt den Ausschlag: Mehrwert<br />
oder Preis?<br />
Der Mehrwert von Bio-Produkten ist häufig<br />
mit höheren Herstellungskosten und<br />
einem höheren Verkaufspreis verbunden.<br />
Die Konsumenten sind allgemein bereit,<br />
einen höheren Preis für Bio-Produkte zu<br />
bezahlen – und zwar durchschnittlich 10<br />
bis 20 %: Von den befragten Konsumenten<br />
1 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 1
akzeptieren % einen um maximal 10 %<br />
höheren Preis. Weitere % gaben an, sie<br />
würden für Bio-Produkte bis zu 20 % mehr<br />
bezahlen. Fast 10 % der Befragten würden<br />
sogar bis zu 0 % mehr oder noch mehr<br />
für Bio-Produkte bezahlen. Wenig überraschend<br />
sind die Befragten mit einem<br />
höheren Einkommen eher bereit, einen<br />
Aufpreis zu zahlen. Auch Frauen und ältere<br />
Konsumenten akzeptieren tendenziell<br />
höhere Preise.<br />
Höhere Preise für Bio-Nahrungsmittel<br />
werden in den verschiedenen Sprachregionen<br />
der Schweiz unterschiedlich akzeptiert.<br />
Die befragten Konsumenten aus der<br />
Rom<strong>and</strong>ie sind eher preiskritisch: Nur<br />
zwei Drittel der Befragten würden für<br />
biologische Produkte mehr bezahlen.<br />
Die Bereitschaft der Konsumenten, einen<br />
Mehrpreis zu zahlen, beweist das Marktpotenzial<br />
von LOHAS-Produkten. Die<br />
Ausschöpfung dieses Potenzials erfordert<br />
jedoch eine verstärkte und adäquate<br />
Konsumentenaufklärung und Promotion,<br />
damit die Konsumenten wissen, w<strong>of</strong>ür<br />
LOHAS steht.<br />
Ob 10 bis 20 % höhere Preise genügen,<br />
14 %<br />
13 %<br />
12 %<br />
11 %<br />
10 %<br />
9 %<br />
8 %<br />
7 %<br />
6 %<br />
5 %<br />
4 %<br />
3 %<br />
2 %<br />
1 %<br />
0 %<br />
90 %<br />
80 %<br />
70 %<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
Fallen Ihnen konkrete Marken ein, die für Bio-Produkte stehen?<br />
(<strong>of</strong>fen formulierte Frage)<br />
13,2 %<br />
8,5 %<br />
Coop Naturaplan Bio Suisse &<br />
Bio Knospe<br />
4,6 %<br />
4,4 %<br />
4,1 %<br />
Max Havelaar Demeter<br />
Migros<br />
Engagement<br />
Sind Ihnen nachfolgende Marken bzw. Zertifizierungen bekannt?<br />
81,7 %<br />
75,2 %<br />
67,9 %<br />
57,4 %<br />
56,1 %<br />
48,2 %<br />
45,7 %<br />
43,6 %<br />
38,0 %<br />
30,0 %<br />
27,0 %<br />
25,7 %<br />
Coop Naturaplan<br />
Max Havelaar<br />
Migros Engagement<br />
Bio Suisse<br />
Bio Knospe<br />
Natur Plus (sel, Manor)<br />
Fair Trade<br />
Biovita<br />
Bi<strong>of</strong>arm<br />
Bi<strong>of</strong>orce (A,Vogel)<br />
Demeter<br />
Hipp<br />
um die Mehrkosten biologischen Anbaus<br />
zu decken, ist eine <strong>and</strong>ere Frage. Dem<br />
Konsumenten ist wohl bewusst, dass<br />
z.B. der Ernteertrag je Hektar nach Bio-<br />
Richtlinie bewirtschafteter Flächen geringer<br />
ist. Aber sie sind nicht in der Lage,<br />
zu beurteilen, wie viel es kosten muss,<br />
bis sie ein Bio-Produkt aus nachhaltiger<br />
Produktion und ethischen sowie sozialen<br />
Aspekten entsprechend mit gutem Gewissen<br />
konsumieren können.<br />
Es ist bekannt, dass mit positiven Emotionen<br />
wie Status, Image oder Ästhetik<br />
mehr Geld zu verdienen ist als mit der<br />
blossen Befriedigung der Grundbedürfnisse.<br />
Auch ist es nicht von der H<strong>and</strong> zu<br />
weisen, dass sich diese Emotionen einfacher<br />
mit einem Gegenst<strong>and</strong> verbinden<br />
lassen, der für alle sichtbar und als solcher<br />
identifizierbar ist. Den Lebensmitteln,<br />
welche aus dem K<strong>of</strong>ferraum des<br />
Cabrios ins Designerhaus getragen werden,<br />
sieht man nicht an, dass man sich<br />
für gesunde, nachhaltig produzierte, fair<br />
geh<strong>and</strong>elte Produkte entschieden und damit<br />
einen Beitrag für die Gesundheit der<br />
Familie, die Erhaltung unseres Lebensraums<br />
und die Reduzierung der Not in<br />
der Dritten Welt geleistet hat.<br />
Es wird heute noch zu wenig getan, das<br />
Image von LOHAS zu fördern bzw. Bio,<br />
Fair Trade und Nachhaltigkeit mit Status<br />
zu versehen. Bei der Bewerbung dieser<br />
Attribute fehlt es den Unternehmen<br />
– mit einigen Ausnahmen – an Kreativität.<br />
Meist bleibt es bei dem reinen Hinweis<br />
der Zertifizierung auf dem Produkt<br />
oder dann einer konsumentenunfreundlichen<br />
Überflutung von Produkt- oder<br />
Labelinformationen. Die Schaffung positiver<br />
Emotionen ist meist nicht gegeben.<br />
Wenn überhaupt, dann ist dies <strong>of</strong>t<br />
Sind Sie bereit, für biologische Produkte mehr Geld auszugeben?<br />
18 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 19<br />
Nicht bereit (0 %)<br />
Etwas mehr (
Aspekt, dass die Mehrzahl der befragten<br />
Detailhändler angaben, dass die unter<br />
dem Siegel «Fair Trade», «Bio» und<br />
«Nachhaltigkeit» geführten Produkte,<br />
und hier ganz besonders Bio-Produkte,<br />
rentabler als konventionelle Produkte<br />
sind.<br />
Hohe Wechselbereitschaft<br />
Die Einführung von Produktkategorien,<br />
die auf einen gesunden, nachhaltigen<br />
und ethischen Konsum ausgerichtet<br />
sind, schafft nicht nur eine höhere Preiselastizität,<br />
sondern auch einen gewissen<br />
Wettbewerbsvorteil. Angesichts des<br />
grossen Produktangebots, der globalen<br />
Beschaffung, aber auch weil sich die Bevölkerung<br />
ihrer sozialen Verantwortung<br />
zunehmend bewusst wird, sind die Konsumenten<br />
deutlich kritischer, anspruchsvoller<br />
und weniger markenloyal geworden.<br />
Zusätzlich verwirrt das übergrosse<br />
Produktangebot die Konsumenten zunehmend.<br />
Zertifizierte Labels und Produktlinien,<br />
welche mit ihrem Mehrwert<br />
eine gesundheitsfördernde Wirkung und<br />
ethische/nachhaltige Produktionspraktiken<br />
zugleich unterstützen, bieten den<br />
Konsumenten eine Qualitätssicherung<br />
100 %<br />
80 %<br />
60 %<br />
40 %<br />
20 %<br />
0 %<br />
In welchen Produktkategorien legen Sie Wert auf Bio-Produkte?<br />
86,2 %<br />
Gemüse<br />
25,0 %<br />
79,6 %<br />
Früchte<br />
70,5 %<br />
Fleisch<br />
43,2 %<br />
Käse<br />
38,5 %<br />
Milchprodukte<br />
32,8 %<br />
Fisch<br />
18,7 %<br />
Grundnahrungsmittel<br />
7,7 %<br />
Gewürze und Öl<br />
6,0 %<br />
Babynahrung<br />
Würden Sie die Marke zugunsten eines Bio-Produkts wechseln?<br />
6,0 %<br />
69,0 %<br />
Ja<br />
Nein<br />
Keine Angaben<br />
5,6 %<br />
Wasch-/<br />
Putzmittel<br />
und begünstigen ein gutes Gewissen.<br />
Darunter leidet hingegen die Markenloyalität:<br />
Konsumenten vertrauen eher Werten,<br />
die enger mit der Beschaffung, der<br />
Produktion und den Verarbeitungsmethoden<br />
zusammenhängen. Laut Umfrage<br />
wären 9 % der Befragten bereit, von<br />
einem Markenprodukt auf ein Bio-Produkt<br />
umzusteigen.<br />
Nicht nur die Markenloyalität, auch die<br />
Händlerloyalität nimmt im Zuge des veränderten<br />
Marktklimas ab. Ein besseres<br />
Angebot von Bio- oder Fair-Trade-Produkten<br />
könnte die Hälfte der befragten<br />
Konsumenten zu einem Händlerwechsel<br />
veranlassen. % der Befragten gaben<br />
an, sie würden den Anbieter zugunsten<br />
eines garantierten und umfassenden<br />
Angebots aus nachhaltiger Produktion<br />
wechseln.<br />
LOHAS bietet Chancen für alle<br />
H<strong>and</strong>elsformate<br />
Wenn die Loyalität zum Händler schwindet<br />
und so viele Konsumenten bereit<br />
sind, ihren Anbieter wegen eines garantierten<br />
und umfassenderen Bio-Angebots<br />
zu wechseln, stellt sich die Frage, wer<br />
Würden Sie wegen eines besseren Bio-Angebots Ihren Händler wechseln?<br />
20 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 21<br />
48,0 %<br />
42,0 %<br />
1,0 %<br />
51,0 %<br />
Ja<br />
Nein<br />
Keine Angaben<br />
Würden Sie wegen eines umfassenderen<br />
Produktangebots aus fairem H<strong>and</strong>el den Händler wechseln?<br />
9,0 %<br />
49,0 %<br />
Ja<br />
Nein<br />
Keine Angaben
am meisten vom LOHAS-Trend pr<strong>of</strong>itiert.<br />
Die Konsumenten wurden deshalb<br />
auch gefragt, wo sie derzeit einkaufen,<br />
wo sie Bio-Produkte einkaufen und wo<br />
sie Bio-Lebensmittel und -Getränke einkaufen<br />
würden, falls die Produktpalette<br />
erweitert würde. Die letzte Frage beantworteten<br />
die Konsumenten anh<strong>and</strong> einer<br />
Skala von 1 bis , wobei für die grösste<br />
Wechselbereitschaft steht.<br />
Klare Marktführer unter den Grossverteilern<br />
sind Migros und Coop: 8 % respektive<br />
8 % der Befragten kaufen dort ein. Auf<br />
Rang drei und vier sind Denner und Manor,<br />
die sich bei jüngeren Konsumenten<br />
grösserer Beliebtheit erfreuen. Manor ist<br />
auch in der Rom<strong>and</strong>ie gut vertreten.<br />
Die Studie zeigt, dass der Supermarkt der<br />
bestgenutzte Vertriebskanal für Bio-Lebensmittel<br />
ist: 8 % der befragten Konsumenten<br />
kaufen dort ihre Bio-Produkte.<br />
Am zweit- und dritthäufigsten werden<br />
Bio-Produkte direkt vom Bauernh<strong>of</strong> oder<br />
auf dem Wochenmarkt eingekauft.<br />
Auf die Frage nach konkreten Händlern,<br />
bei denen Bio-Produkte gekauft werden,<br />
wurden insgesamt 1 Namen ge-<br />
90 %<br />
80 %<br />
70 %<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
Würden Sie für ein garantiertes und umfassenderes<br />
Angebot aus nachhaltiger Produktion den Anbieter wechseln?<br />
23,0 %<br />
85,9 %<br />
Coop<br />
82,6 %<br />
Migros<br />
2,0 %<br />
30,1 %<br />
Denner<br />
Wo kaufen Sie ein?<br />
24,5 %<br />
Manor<br />
75,0 %<br />
17,2 %<br />
Spar<br />
15,0 %<br />
Globus<br />
Aldi<br />
14,6 %<br />
13,4 %<br />
Ja<br />
11,8 %<br />
Nein<br />
Keine Angaben<br />
11,3 %<br />
Müller<br />
Reformhaus<br />
Volg (Primo/<br />
Vis-à-Vis)<br />
Carrefour<br />
nannt. Die Spitzenplätze belegen Coop<br />
und Migros: Über 0 % der Kunden setzen<br />
beim Einkauf von Bio-Produkten auf<br />
die dort angebotene Produktpalette. Müller<br />
Reformhaus und Volg sind bei ihren<br />
Kunden für den Verkauf von biologischen<br />
Produkten ebenfalls sehr beliebt.<br />
Die durchschnittliche Bereitschaft der<br />
befragten Konsumenten, ihren Anbieter<br />
für ein umfassenderes Bio-Produkt-<br />
Angebot zu wechseln, lag auf der Skala<br />
von 1 bis («kein Wechsel» bis «Wechsel<br />
selbstverständlich») durchschnittlich<br />
bei , wobei «Supermarkt» und «Direkt<br />
vom Bauernh<strong>of</strong>» am häufigsten genannt<br />
wurden. Interessant ist das Ergebnis<br />
folgender Auswertung: Werden die mit<br />
und gewerteten Antworten addiert,<br />
liefert die Differenz dieser Summe zum<br />
Anteil der Konsumenten, welcher den<br />
betreffenden Verkaufskanal für den Einkauf<br />
von Bio-Produkten bereits benutzt<br />
hat, einen Hinweis auf das tatsächliche<br />
Wechselpotenzial.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass das Potenzial<br />
des «klassischen» Supermarktes eher beschränkt<br />
ist. Bei den Supermärkten ist<br />
das Risiko, Marktanteile zu verlieren,<br />
Bei welchem Händlertyp haben Sie Bio-Produkte eingekauft?<br />
22 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 2<br />
90 %<br />
80 % %<br />
70 % 82,4<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
Supermarkt<br />
47,1 %<br />
Direkt vom Bauernh<strong>of</strong><br />
37,4 %<br />
Wochenmarkt<br />
31,6 %<br />
Warenhaus<br />
26,4 %<br />
Reformhaus<br />
19,7 %<br />
17,4 %<br />
Quartier- oder<br />
Convenience-Laden<br />
Drogerie<br />
13,5 %<br />
Discounter<br />
Würden Sie bei einem verbesserten Bio-Angebot<br />
künftig Bio-Produkte bei folgenden H<strong>and</strong>elsformen kaufen?<br />
4,5 %<br />
4,0 %<br />
%<br />
3,5 % 3,9<br />
3,0 %<br />
2,5 %<br />
2,0 %<br />
1,5 %<br />
1,0 %<br />
0,5 %<br />
0 %<br />
Supermarkt<br />
3,8 %<br />
Direkt vom Bauernh<strong>of</strong><br />
3,4 %<br />
Wochenmarkt<br />
2,7 %<br />
Warenhaus<br />
2,7 %<br />
Reformhaus<br />
3,1 %<br />
2,6 %<br />
Quartier- oder<br />
Convenience-Laden<br />
Drogerie<br />
3,6 %<br />
Discounter<br />
2,8 %<br />
Internet<br />
1,4 %<br />
Internet
ereits inhärent. Gewinner sind hingegen<br />
die Bauern, die Wochenmärkte und<br />
die Quartier- oder Convenience-Läden,<br />
die ein erhebliches Potenzial aufweisen,<br />
das durch ein innovatives und intelligentes<br />
Produktsortiment und ent-<br />
sprechende Marketingkampagnen ausgeschöpft<br />
werden könnte. Ein weiterer<br />
Gewinner könnten die Discounter mit<br />
einem Wechselpotenzial von 1 ,8 %<br />
sein. Weil sie nur eine kleine Palette<br />
von Bio-Produkten anbieten, ist im<br />
heutigen Detailh<strong>and</strong>elsumfeld das Vertrauen<br />
der Konsumenten gering. Ausserdem<br />
werden Discounter von den<br />
Konsumenten möglicherweise kaum als<br />
Anbieter von Bio-Lebensmitteln wahrgenommen:<br />
Über % der Kunden von<br />
Denner und Aldi kaufen dort jedenfalls<br />
keine Bio-Lebensmittel. Sollten die<br />
Discounter dieses Sortiment ausbauen,<br />
müssten sie die Werbung und die Konsumentenaufklärung<br />
verstärken, um<br />
das Potenzial in diesem Bereich ausschöpfen<br />
zu können.<br />
Unabhängig vom Vertriebskanal erweist<br />
sich die Nähe als eines der Schlüsselkriterien.<br />
Der Händler sollte nicht weiter<br />
als fünf Kilometer von der Wohnung der<br />
Konsumenten entfernt sein.<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
-5 %<br />
-3,1 %<br />
Supermarkt<br />
Wie weit darf ein Händler mit einem Bio-Angebot von Ihrer Wohnung entfernt sein?<br />
Keine Angaben<br />
6 – 10 km<br />
11 km und mehr<br />
Wechselpotenzial zwischen den Vertriebskanälen<br />
1 – 2 km<br />
3 – 5 km<br />
28,5 %<br />
Direkt vom Bauernh<strong>of</strong><br />
19,7 %<br />
Wochenmarkt<br />
0,4 %<br />
Warenhaus<br />
4 %<br />
37 %<br />
31 %<br />
17 %<br />
11 %<br />
0,1 %<br />
27,2 %<br />
9,8 %<br />
Reformhaus<br />
Quartier- oder<br />
Convenience-Laden<br />
Drogerie<br />
14,8 %<br />
Discounter<br />
4,4 %<br />
Internet<br />
Ethisches Verhalten und nachhaltige<br />
Produktion<br />
Der Bio-Sektor wächst seit geraumer<br />
Zeit kontinuierlich: Das Bewusstsein<br />
der Verbraucher für die damit verbundenen<br />
Themen wird weiter geschärft, und<br />
immer mehr Konsumenten achten von<br />
sich aus auf Bio-Produkte. Ethisches<br />
Verhalten und Nachhaltigkeit sind dabei<br />
entscheidende Faktoren. Schliesslich<br />
erwarten drei Viertel der befragten<br />
Konsumenten von ihrem Anbieter Fair-<br />
Trade-Produkte. Noch aussagekräftiger<br />
sind die Erwartungen der Konsumenten<br />
hinsichtlich ethisch einw<strong>and</strong>freien Verhaltens.<br />
Im Zuge der Globalisierung wächst das<br />
Bewusstsein für die soziale Verantwortung<br />
– bei den Medien und auch bei den<br />
Konsumenten. Von den Medien sensibilisiert,<br />
achten die Konsumenten bei der<br />
Produktwahl zunehmend auf ihr Gewissen<br />
und auf ethische Grundsätze. Entsprechend<br />
zeigen sie sich auch gegenüber<br />
den Produktionsmethoden immer<br />
anspruchsvoller und kritischer.<br />
Im Rahmen der Studie wurden die Konsumenten<br />
auch über die Bedeutung von<br />
Fair Trade, Nachhaltigkeit und ethischem<br />
Verhalten befragt. Die Befragten stuften<br />
diese Aspekte als so wichtig ein,<br />
dass mehr als 90 % angaben, sie würden<br />
die Marke wechseln, falls sich herausstellen<br />
sollte, dass ein Produzent ihren<br />
ethischen Ansprüchen – beispielsweise<br />
Verzicht auf Kinderarbeit, gesunde Arbeitsbedingungen<br />
– nicht genügt.<br />
Wird zusätzlich zu diesem deutlichen<br />
Ergebnis auch die Tatsache berücksichtigt,<br />
dass 1 % der Befragten noch nie etwas<br />
von Fair-Trade-Labels gehört haben,<br />
zeigt sich das grosse Potenzial einer gezielten<br />
Förderung der Markenbekanntheit<br />
und der Konsumentenaufklärung.<br />
Das Vertrauen der Konsumenten liesse<br />
sich weiter stärken, wenn Produzenten<br />
und Händler das Angebot an nachhaltig<br />
und ethisch hergestellten Produkten ausbauen<br />
würden.<br />
Ähnlich wie bei Bio-Produkten würden<br />
über 80 % der Konsumenten einen Auf-<br />
Sind Sie bereit, für ein Produkt, welches aus<br />
fairem H<strong>and</strong>el stammt, mehr Geld auszugeben?<br />
2 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 2<br />
Nicht bereit (0 %)<br />
Etwas mehr (
tige Produktion verantwortlich seien. Sie<br />
befürworten entsprechende Garantien<br />
nicht nur von den Produzenten, sondern<br />
auch von einer neutralen Institution.<br />
Die Konsumenten bringen den Händlern<br />
grundsätzlich Vertrauen entgegen. Sie<br />
erwarten allerdings, dass die Händler<br />
Produkte aus ihrem Angebot entfernen,<br />
wenn bekannt wird, dass bei deren Herstellung<br />
gegen ethische Verhaltensrichtlinien<br />
verstossen wurde. Fast 90 % der<br />
Befragten erwarten eine Garantie von<br />
den Händlern, dass die von ihnen angebotenen<br />
Produkte nach den deklarierten<br />
Grundsätzen hergestellt wurden. Drei<br />
Viertel der Konsumenten würden ihren<br />
Händler wechseln, um ein garantiertes<br />
und besseres Angebot an umweltfreundlichen<br />
Produkten zu erhalten – vorausgesetzt,<br />
dass der neue Händler nicht mehr<br />
als fünf Kilometer entfernt ist. Ein Drittel<br />
der befragten Konsumenten erwartet,<br />
dass sich der Händler nicht mehr als<br />
zwei Kilometer vom Wohnort befindet.<br />
Kurz zusammengefasst:<br />
1. Konsumenten erwarten von ihrem<br />
Händler eine umfassende Palette von<br />
Bio-, Fair-Trade- und umweltfreundlichen<br />
Produkten;<br />
2. Konsumenten würden ihren Händler<br />
wegen eines garantierten und besseren<br />
Angebots an nachhaltigen Produkten<br />
wechseln;<br />
. Konsumenten erwarten entsprechende<br />
Garantien vom Produzenten,<br />
von den Händlern und von den relevanten<br />
Institutionen.<br />
Als letztes Glied der Wertschöpfungskette<br />
spürt der Händler zuerst, wenn<br />
die Konsumenten ihr Verhalten ändern.<br />
Für die Konsumenten ist es irrelevant,<br />
welche Funktionen Produzenten und<br />
Händler wahrnehmen oder wie die Verantwortlichkeiten<br />
innerhalb der Wert-<br />
schöpfungskette liegen. Was hingegen<br />
bis zu ihnen durchdringt, sind Preis,<br />
Wert und Eigenschaften des Endprodukts<br />
im Ladengeschäft.<br />
Die Antworten der befragten Lebensmittelproduzenten<br />
und Detailhändler<br />
weisen darauf hin, dass auch diese allgemein<br />
auf zertifizierte Labels wie Bio<br />
Suisse vertrauen. Die Mehrheit der befragten<br />
Händler verfügt über ein eigenes<br />
Kontrollsystem für Bio-Produkte. Vor<br />
allem haben die grossen Detailhändler<br />
in der Schweiz bereits ein hausinternes<br />
Kontrollsystem für ihre Eigenmarken<br />
eingeführt. Dagegen hat rund ein Drittel<br />
der befragten Produzenten und Händler<br />
bisher kein Kontrollsystem für Lieferanten<br />
eingeführt, die Bio-, Fair-Trade-<br />
oder umweltfreundliche Produkte<br />
liefern. Rund zwei Drittel der Produzenten<br />
und Händler beabsichtigen auch<br />
nicht, solche Kontroll- und Sanktionsinstrumente<br />
einzuführen. Dies lässt sich<br />
sowohl durch den gut organisierten Zertifizierungsprozess<br />
erklären, den die Organisation<br />
Bio Suisse anbietet, als auch<br />
durch das Vertrauen in diese Institution<br />
per se.<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
LOHAS ist, wie die Studie zeigt, ein<br />
sehr komplexes Thema mit zahlreichen<br />
Überschneidungen, was die Übersichtlichkeit<br />
erschwert. So ist es schwierig<br />
einzuschätzen, wo in der Wertschöp-<br />
fungskette Risiken durch Nichteinhaltung<br />
von Vorschriften oder Zuwiderh<strong>and</strong>lungen<br />
auftreten können und was<br />
unternommen werden kann, um diese<br />
Risiken bereits in einem frühen Stadium<br />
zu erkennen und anzugehen. Die Herausforderung<br />
für die Händler und für die<br />
Produzenten liegt darin, die Produktsicherheit<br />
zu gewährleisten und sicherzustellen,<br />
dass der spezifische Mehrwert<br />
von LOHAS-Produkten unter strikter<br />
Einhaltung von Bio-, Fair-Trade- , Nachhaltigkeits-<br />
sowie sozialer St<strong>and</strong>ards erreicht<br />
wird. Verstösse gegen die Lebensmittelsicherheit<br />
können weitreichende<br />
Folgen für ein Unternehmen oder eine<br />
Marke haben wie Boykott, Wechsel der<br />
Kunden zu <strong>and</strong>eren Händlern oder Marken<br />
sowie Imageschaden – kurz: Die<br />
Verbraucher kündigen das Vertrauen.<br />
Sowohl ein Kontrollsystem als auch ein<br />
adäquates Risikomanagement sind deshalb<br />
bei den Produzenten und bei den<br />
Händlern erforderlich.<br />
Worauf vertrauen Sie beim Kauf von Bio-Produkten?<br />
22,5 %<br />
Zertifizierungs-<br />
Organisation<br />
38,7 %<br />
44,4 %<br />
50,6 %<br />
Produzent Einzelh<strong>and</strong>el Bio-Label<br />
Verantwortung wird aber nicht nur von<br />
den Produzenten und Händlern gefordert,<br />
sondern auch von den öffentlichen<br />
und privaten Organisationen. Auch sie<br />
müssen einen einheitlichen Auftritt und<br />
abgestimmte St<strong>and</strong>ards bieten, die es<br />
den Konsumenten ermöglichen, klar zu<br />
erkennen, welche Aspekte sie berücksichtigen<br />
wollen und erwarten dürfen.<br />
Umfassende Kontroll- und Sanktionssysteme<br />
bieten den Unternehmen zudem die<br />
Möglichkeit, ihren Kunden Versprechen<br />
abzugeben, die sie auch halten können.<br />
Das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen,<br />
aufzubauen und zu bewahren,<br />
ist für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Denn sämtliche Bemühungen für<br />
ein umfassendes Angebot an Bio-, Fair-<br />
Trade- und umweltfreundlichen Produkten<br />
bringen wenig, wenn die Konsumenten<br />
ihr Vertrauen in die Produzenten<br />
und Händler verlieren.<br />
Planen Sie, ein Kontrollsystem für die Lieferanten von<br />
Bio-, Fair-Trade- oder umweltfreundlichen Produkten einzuführen?<br />
2 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 2<br />
Nein<br />
Ja<br />
Keine Angaben<br />
Verfügen Sie über ein Kontrollsystem für die Lieferanten<br />
von Bio-, Fair-Trade- oder umweltfreundlichen Produkten?<br />
Nein<br />
Ja<br />
Keine Angaben<br />
7 %<br />
0 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %<br />
7 %<br />
14 %<br />
14 %<br />
22 %<br />
29 %<br />
29 %<br />
29 %<br />
28 %<br />
29 %<br />
29 %<br />
36 %<br />
35 %<br />
43 %<br />
64 %<br />
64 %<br />
0 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %<br />
57 %<br />
64 %<br />
Bio-Produkte Fair-Trade-Produkte Umweltfreundliche Produkte<br />
Bio-Produkte Fair-Trade-Produkte Umweltfreundliche Produkte
Zukunftsszenarien<br />
Was passiert, wenn sich ein Viertel der Bevölkerung<br />
mit biologisch erzeugten Lebensmitteln ernähren will?<br />
Ausgehend von den Befragungen wurden<br />
im Rahmen der vorliegenden Studie<br />
drei mögliche Zukunftsszenarien entwickelt.<br />
Dabei wurde davon ausgegangen,<br />
dass sich das angegebene Verhalten der<br />
Konsumenten und die geplanten strategischen<br />
Massnahmen von Produzenten<br />
und Händlern gegenseitig verstärken wer-<br />
Marktanteil<br />
Bio-Produkte 2020<br />
Konsumentenverhalten<br />
Betriebsformen<br />
und Angebot<br />
Marketing<br />
Supply Chain<br />
Management<br />
Erfolgsfaktoren<br />
im Wettbewerb<br />
den. Ein verbessertes Angebot, klar definierte<br />
St<strong>and</strong>ards und neu positionierte<br />
Marken steigern die Nachfrage und umgekehrt.<br />
Zufriedene Konsumenten werden<br />
«mit den Füssen und dem Portemonnaie<br />
abstimmen», welchen Vertriebskanal<br />
und welche Produkte sie bevorzugen und<br />
wieweit die neuen Angebote ihren Erwar-<br />
Von «Nische» bis «Boom»: Drei Szenarien beschreiben die mögliche Entwicklung von LOHAS<br />
Szenario 1<br />
«Nische»<br />
7,5 %<br />
• Schwankendes, leicht ansteigendes<br />
Interesse<br />
• Impulse durch Sk<strong>and</strong>ale, Katastrophen<br />
• Detailhändler, Quartierläden und<br />
Discounter bauen Bio aus, Fokus: Frische<br />
• Reine Bio-Supermärkte überleben<br />
auf Dauer nicht<br />
• Opportunistisches Aufgreifen von «Bio»<br />
als Trendthema<br />
• Aufbau diverser Marken, Labels,<br />
Zertifikate<br />
• Selbstverpflichtungen überwiegen<br />
• Bio zur Frischepr<strong>of</strong>ilierung<br />
• Preis<br />
• Stetig steigendes Interesse<br />
• Alle Bevölkerungsschichten kaufen<br />
regelmässig Bio-Artikel, zumindest als<br />
Ergänzung<br />
• Regionale und erste nationale Bio-<br />
Ketten etablieren sich, wachsen stark<br />
• Alle Betriebsformen decken<br />
kompetentes Basissortiment ab<br />
• Hersteller und Händler bauen<br />
Bio-Marken strategisch auf<br />
• Vorstufen werden systematisch<br />
kontrolliert<br />
• Selektive Sicherung von Kapazitäten<br />
• Qualität<br />
• Preis/Leistung<br />
Szenario 2<br />
«Mainstream»<br />
15 %<br />
tungen gerecht werden. In jedem Fall darf<br />
von einem weiteren Wachstum ausgegangen<br />
werden. Die vorliegenden Ergebnisse<br />
der Konsumentenbefragung weisen darauf<br />
hin, dass ein Marktanteil von 2 % bis<br />
2020 durchaus möglich ist.<br />
Einen Überblick über die drei Szenarien<br />
bietet nachstehende Abbildung:<br />
Szenario 3<br />
«Boom»<br />
25 %<br />
• LOHAS wird dominierender Lebensstil<br />
• Höhere Preise werden akzeptiert<br />
• Konsumenten kaufen zum Teil<br />
ausschliesslich Bio<br />
• Nationale Bio-Ketten haben sich<br />
etabliert, «Konventionelle» stellen auf<br />
Bio um<br />
• Bio-Supermärkte und -Discounter sind<br />
die am stärksten wachsenden Lebensmittel-Unternehmen<br />
• Retail-Bio-Br<strong>and</strong>s dominieren im<br />
Wettbewerb<br />
• Grosse Hersteller sind gezwungen auf<br />
Bio umzustellen<br />
• Integriertes Management und Kontrolle<br />
der Supply Chain<br />
• Händler/Hersteller besitzen/kontrollieren<br />
zum Teil Agrar-Vorstufen<br />
• Zugang zu Ressourcen<br />
• Glaubwürdigkeit, Vertrauen<br />
• Qualität, Marke<br />
Szenario 1:<br />
LOHAS bleibt Nische<br />
Sollten die Detailhändler ihr Angebot<br />
an Bio-Lebensmitteln nicht vergrössern<br />
und die Chancen verpassen, auf die Forderung<br />
der Konsumenten nach besserer<br />
Information einzugehen, unverwechselbare<br />
Markenzeichen zu etablieren und<br />
das jetzt verwirrende Angebot klar zu<br />
deklarieren, muss von einem Marktanteil<br />
der Bio-Produkte von , % bis 2020<br />
ausgegangen werden. Zwar würden einzelne<br />
Lebensmittelsk<strong>and</strong>ale die Nachfrage<br />
nach Bio etwas vergrössern, doch<br />
Bio ist weiterhin ein Nischenmarkt – und<br />
eine verpasste Chance. Das Etablieren<br />
einer gut sortierten Auswahl scheitert,<br />
und weil die Bio-Produktion bescheiden<br />
bleibt, sind genügend Anbauflächen<br />
für einen flächendeckenden kontrollierten<br />
Anbau vorh<strong>and</strong>en. Im Wettbewerb<br />
zählt letztlich nur der Preis, und Produkte<br />
aus konventionellem Anbau sind<br />
diesbezüglich den Bio-Produkten überlegen.<br />
Bio bleibt ein Pr<strong>of</strong>ilierungs- und<br />
Nischenthema.<br />
Szenario 2:<br />
LOHAS wird zum Mainstream<br />
Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass<br />
der Markt auf die Wünsche der Kunden<br />
zumindest hinsichtlich Angebot, Information<br />
und Markenzeichen reagieren<br />
wird. Anbieter und Produzenten schärfen<br />
ihr Pr<strong>of</strong>il und setzen gezielt auf ihre<br />
Bio-Marken. In diesem Szenario ist ein<br />
Marktanteil der Bio-Produkte von 1 %<br />
bis 2020 durchaus realistisch. Ein Lebensmittelsk<strong>and</strong>al<br />
nach dem <strong>and</strong>eren<br />
verstärkt das Interesse der Konsumenten<br />
an Bio und den damit verbundenen Themen.<br />
Alle Bevölkerungsgruppen kaufen<br />
regelmässig Bio-Produkte. Als Folge<br />
überwachen die Lebensmittelindustrie<br />
und der Detailh<strong>and</strong>el die steigenden<br />
Kurven in ihrer Produktionskette systematisch<br />
und sichern sich genügend Anbaukapazitäten,<br />
um Lieferengpässe zu<br />
vermeiden. Bio ist zum Mainstream geworden.<br />
Szenario 3:<br />
LOHAS dominiert und Bio boomt!<br />
Aber was wäre, wenn der Trend, den<br />
die vorliegende umfassende Konsumentenbefragung<br />
zum Thema Bio aufzeigt,<br />
eintritt? Was wäre, wenn LO-<br />
HAS zum dominierenden Lebensstil<br />
würde – mit einem Marktanteil dieser<br />
Produkte von 2 % im Jahr 2020? Nationale<br />
Bio-Grossverteiler und sogar<br />
Bio-Discounter werden etabliert. Wie<br />
Wholefoods in den USA wird der führende<br />
Bio-Grossverteiler die neue Nummer<br />
eins der Schweizer Lebensmittelhändler.<br />
Falls dieses Szenario eintritt,<br />
wird dies weitreichende Folgen für die<br />
künftigen Unternehmensstrategien und<br />
-prozesse haben: Produzenten und Detailhändler<br />
analysieren ihre Organisation,<br />
um die individuellen Risiken bei<br />
der Herstellung und dem Verkauf von<br />
Bio-Produkten zu identifizieren. Faire<br />
H<strong>and</strong>elspraktiken und die Kriterien<br />
der Nachhaltigkeit müssen gewährleistet<br />
sein. Dazu müssen die Unternehmen<br />
zwingend eine Risikovermeidungsstrategie<br />
entwickeln und ein solides Risikomanagementsystem<br />
aufbauen.<br />
Im Bereich Produktion werden folgende<br />
Fragen gestellt: Welche Länder<br />
28 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 29
werden die Agrarrohst<strong>of</strong>fe liefern? Wo<br />
gibt es organische Anbauflächen? Wie<br />
kann die Kontrolle der Lieferanten vertraglich<br />
geregelt werden? Welche Zertifizierungs-,<br />
Scoring-, Kontroll- und<br />
Sanktionssysteme braucht es? Um LO-<br />
HAS in ihre internen Prozesse einzubinden,<br />
müssen die Unternehmen spezielle<br />
Monitoring- und Kontrollsysteme<br />
entwickeln und einführen. Transparente<br />
Kontrollmassnahmen müssen sicherstellen,<br />
dass Lieferanten, Produzenten,<br />
Mitarbeitende und Vertriebspartner die<br />
vorgeschriebenen St<strong>and</strong>ards einhalten.<br />
Ein speziell entwickeltes System, beispielsweise<br />
eine entsprechende Balanced<br />
Scorecard, muss zudem die Einhaltung<br />
der St<strong>and</strong>ards prüfen.<br />
Auch im Bereich Einkauf ergeben sich<br />
zahlreiche Herausforderungen: Wo gibt<br />
es verlässliche Bezugsquellen für organischen<br />
Anbau? Brauchen Detailhändler<br />
eigene Produktionsstätten oder gar<br />
Anbauflächen? Welche Vertriebsstrukturen<br />
sollen Bio-Produzenten nutzen?<br />
Ist der Aufbau von Eigenmarken erforderlich<br />
und sinnvoll? Wie sind diese zu<br />
gestalten? Wie muss ein Bio-Category-<br />
Management aussehen? Welche Preisgestaltung<br />
ist sinnvoll und welche Marken<br />
sollen verwendet werden? Welche<br />
Lieferantenmanagementsysteme und<br />
-kontrollen sind zusätzlich zur Qualitätssicherung<br />
erforderlich? Um die-<br />
se Fragen zu beantworten, müssen eine<br />
Lieferanten-Scorecard und ein Managementsystem<br />
aufgebaut werden, das die<br />
speziellen Anforderungen von LOHAS<br />
berücksichtigt. Dieses System muss sicherstellen,<br />
dass die Lieferanten sämtliche<br />
Vorgaben einhalten, und die Anforderungen<br />
für die Implementierung in<br />
die LOHAS-Strategie definieren. Dazu<br />
gehören eine pr<strong>of</strong>essionelle Stamm-<br />
datenerfassung, die Hinterlegung von<br />
Selbstverpflichtungserklärungen sowie<br />
die Dokumentation von Zielvereinbarungen<br />
und Kontrollen.<br />
Das Supply Chain Management wird<br />
sich mit Fragen beschäftigen, wie eine<br />
regionale Logistik für frische Produktion<br />
aufzubauen ist und wie sich diese auf<br />
die Zentralisierungsbestrebungen abgestimmt<br />
werden kann. Es wird ausserdem<br />
zunehmend schwierig werden, die<br />
Logistik international zu bewältigen.<br />
Geänderte Anbau- und Lieferstrukturen<br />
bedingen, dass neue Logistiklösungen<br />
entwickelt und umgesetzt werden. Mit<br />
Blick auf die Umstellung auf Bio-, Fair-<br />
Trade- und Nachhaltigkeitsprodukte<br />
müssen Produzenten und Detailhändler<br />
ihre Beschaffungsketten analysieren,<br />
bewerten und weiterentwickeln. Ständig<br />
streng überwacht werden muss die Einhaltung<br />
der Bio-, Fair-Trade- oder Nachhaltigkeits-Kriterien<br />
– inklusive Reduzierung<br />
des CO 2 -Ausstosses und der<br />
Klimabelastung durch Transportwege.<br />
Das Marketing muss die geänderten<br />
Bedingungen berücksichtigen und die<br />
Konsumenten perfekt auf die LOHAS-<br />
Produkte ansprechen. Zunächst muss<br />
geklärt werden, wie eine Bio-Strategie<br />
lückenlos kommuniziert werden kann:<br />
Sämtliche Massnahmen – wie Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Inserate, Ladengestaltung,<br />
Sonderangebotsplatzierung bis hin<br />
zur Beschriftung der Produkte – müssen<br />
sich nach der LOHAS-Strategie richten.<br />
Die Filialleiter müssen schliesslich wissen,<br />
welche Informationen zum Zeitpunkt<br />
des Verkaufs erforderlich sind.<br />
Der Vertrieb muss den Schwerpunkt<br />
der künftigen Vertriebskanalstrategie<br />
identifizieren und die Bedienungsqua-<br />
lität, die Kundenberatung und den Personaleinsatz<br />
festlegen. Ausserdem ist<br />
zu klären, welche St<strong>and</strong>orte sich für Direktanlieferungen<br />
der Bio-Bauern eignen.<br />
Nicht zuletzt müssen alle Beteiligten der<br />
Lebensmittelindustrie ihre Strategie bezüglich<br />
des LOHAS-Trends überdenken.<br />
Wer wird im Vorteil sein? Werden sich<br />
vertikale Anbieter (wie zum Beispiel<br />
Alnatura in Deutschl<strong>and</strong>) durchsetzen,<br />
die von der Produktion bis zum Verkauf<br />
die gesamte Versorgungskette kontrollieren?<br />
Werden Bio-Discounter entstehen?<br />
Sicher ist nur eins: Schon heute<br />
sollten Produktegruppen überprüft<br />
und Vorbereitungen für die Umstellung<br />
auf Bio-Sortimente getr<strong>of</strong>fen werden.<br />
Die Zeit ist reif für Potenzialanalysen,<br />
Benchmarking, Best Practice, Entwicklung<br />
von H<strong>and</strong>lungsalternativen, Konzeption<br />
und die Umsetzung von Strategien<br />
für H<strong>and</strong>elsbetriebstypen, die ein<br />
Bio-Sortiment anbieten. Denn auch in<br />
der Lebensmittelindustrie haben die ersten,<br />
die den geänderten Konsumentenbedürfnissen<br />
Rechnung tragen, einen<br />
Vorteil – und bereits sind die ersten Mitbewerber<br />
Richtung LOHAS gestartet.<br />
Fazit: Wenn der Bio-Anteil am Lebensmittelumsatz<br />
bis 2020 auf 2 % steigen<br />
wird, bedeutet dies weitreichende Änderungen<br />
und Herausforderungen für<br />
die ganze Branche. Es ist Zeit, sich entsprechend<br />
vorzubereiten.<br />
0 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs 1
Bekannte Schweizer LOHAS-Labels im Überblick<br />
Sämtliche Bio-Lebensmittel müssen die strengen Auflagen der Schweizer Bio-Verordnung erfüllen.<br />
Diese entspricht der Bio-Richtlinie der EU und definiert die minimal einzuhaltenden Anforderungen<br />
für die Bio-Produktion.<br />
Über % der befragten Konsumenten kennen die nachfolgenden Labels. Ein kurzer Überblick zeigt, w<strong>of</strong>ür sie stehen:<br />
«Bio Natur Plus», das Bio-Label von Manor,<br />
steht für:<br />
• L<strong>and</strong>wirtschaft im Einklang mit natürlichen<br />
Kreisläufen und Prozessen<br />
• Nutztiere verbringen ihr Leben auf<br />
Bio-Betrieben und fressen Bio-Futter<br />
• Anpassung der Nutztierzahl an die<br />
H<strong>of</strong>düngermenge und die H<strong>of</strong>fläche<br />
• Kein Einsatz chemisch-synthetischer<br />
Hilfsst<strong>of</strong>fe und Zutaten<br />
• Kein Einsatz gentechnisch veränderter<br />
Organismen und Folgeprodukte<br />
• Keine Bestrahlung der Lebensmittel<br />
(ionisierende Strahlen)<br />
Das Label der Max-Havelaar-Stiftung<br />
(Schweiz) steht für fairen H<strong>and</strong>el mit<br />
Produkten aus wirtschaftlich benachteiligten<br />
Regionen des Südens. Ziel des<br />
fairen H<strong>and</strong>els ist die Verbesserung der<br />
Arbeits- und Lebensbedingungen von<br />
Kleinbauern und Plantagenarbeitenden.<br />
Produkte mit dem Max-Havelaar-Gütesiegel<br />
werden gemäss internationalen<br />
St<strong>and</strong>ards produziert und geh<strong>and</strong>elt. Die<br />
Einhaltung der St<strong>and</strong>ards wird von einer<br />
unabhängigen Zertifizierungsstelle kontrolliert.<br />
Max-Havelaar-zertifizierte Produkte<br />
sind im Schweizer Detailh<strong>and</strong>el<br />
und in der Gastronomie erhältlich.<br />
Das Bio-Programm der Migros fördert<br />
eine naturnahe, nachhaltige L<strong>and</strong>wirtschaft.<br />
Sämtliche inländischen Bio-Produkte<br />
der Migros stammen von Betrieben,<br />
die nach den Richtlinien der Schweizerischen<br />
Vereinigung für biologischen<br />
L<strong>and</strong>bau (Bio Suisse) produzieren. Bio-<br />
Produkte werden ohne chemische Pflanzenschutzmittel<br />
und Kunstdünger hergestellt.<br />
Flugtransporte und Gentechnologie<br />
sind strikt verboten. Tiere müssen regelmässig<br />
Auslauf ins Freie haben und überwiegend<br />
biologisches Futter bekommen.<br />
BIO SUISSE KNOSPE<br />
Mindestens 90 % der Rohst<strong>of</strong>fe müssen<br />
aus der Schweiz stammen.<br />
BIO KNOSPE<br />
Über 10 % der Rohst<strong>of</strong>fe sind importiert, diese<br />
unterliegen gleichwertigen Richtlinien und Kontrollen.<br />
Bio Suisse ist der Dachverb<strong>and</strong> von über<br />
0 kantonalen und regionalen Organisationen<br />
der ökologischen L<strong>and</strong>wirtschaft in<br />
der Schweiz, der am 1. September 1981<br />
in Basel gegründet wurde.<br />
Die Produkte der von Bio Suisse zertifizierten<br />
Produzenten können mit dem Label<br />
«Knospe» ausgezeichnet werden.<br />
Die Knospe von Bio Suisse steht für:<br />
• Gesamtbetrieblichkeit: Bei Knospe-<br />
Bauernhöfen produziert immer der<br />
ganze Betrieb Bio, nicht nur einzelne<br />
Betriebszweige<br />
• Soziale Mindestanforderungen: Bio<br />
Suisse verlangt von allen Knospe-<br />
Bauern die Einhaltung sozialer Mindestst<strong>and</strong>ards<br />
bei der Beschäftigung<br />
von Arbeitskräften<br />
• Verzicht auf den Einsatz von Gentechnik<br />
• Verzicht auf chemisch-synthetische<br />
Spritzmittel und Kunstdünger<br />
• Förderung der Artenvielfalt: Mindestens<br />
% der bewirtschafteten Fläche<br />
müssen bei Knospe-Betrieben als<br />
ökologische Ausgleichsflächen ausgeschieden<br />
werden; Reb- und Baumkulturen<br />
müssen begrünt sein<br />
Hergestellt im Rahmen<br />
der Umstellung auf die<br />
biologische L<strong>and</strong>wirtschaft.<br />
Gilt für Umstellungsbetriebe<br />
(zwei Jahre Umstellungszeit)<br />
• Klimaschutz: Knospe-Produkte dürfen<br />
nicht mit dem Flugzeug transportiert<br />
werden<br />
• Energiesparen: Die Beheizung von<br />
Gewächshäusern für die Knospe-Gemüseprodukte<br />
im Winter ist verboten<br />
– Gewächshäuser dürfen lediglich<br />
frostfrei gehalten werden<br />
• Keine Rodung von Urwaldflächen:<br />
Für Knospe-Produkte dürfen keine<br />
Urwaldflächen gerodet werden<br />
• Lückenlose Verfolgbarkeit: Auch bei<br />
Importen muss jedes Knospe-Produkt<br />
bis zum einzelnen Bauern zurückverfolgt<br />
werden können<br />
• Verzicht auf Farb- und Aromast<strong>of</strong>fe<br />
oder färbende Zutaten. So wird z.B.<br />
bei einem Erdbeerjoghurt mit der<br />
Knospe die rote Färbung nicht mit<br />
R<strong>and</strong>ensaft verstärkt<br />
• Verzicht auf Bestrahlung (z.B. Mikrowellen)<br />
von Lebensmitteln<br />
• Verzicht auf Vitaminisierung<br />
• Verzicht auf gehärtete Fette (Knospe-Produkte<br />
weisen praktisch keine<br />
Transfette auf)<br />
• Möglichst ökologische Verpackung<br />
• Regelmässige unabhängige Kontrollen<br />
von Anbau und Verarbeitung<br />
2 E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
E r n s t & Y o u n g – LoHAs<br />
Coop «Naturaplan» steht für Lebens-<br />
mittel aus biologischer L<strong>and</strong>wirtschaft,<br />
hergestellt nach den strengen Richtli-<br />
nien der Schweizerischen Vereinigung<br />
für biologischen L<strong>and</strong>bau (Bio Suisse)<br />
und ausgezeichnet mit der Knospe. Neben<br />
den gesetzlichen Mindestanforderungen<br />
an Bio-Produkten wie dem Verbot<br />
von chemischen Pflanzenschutzmitteln,<br />
Kunstdüngern oder GVO müssen Naturaplan-Produkte<br />
zusätzlich folgende<br />
Anforderungen erfüllen:<br />
• Gesamtbetrieblichkeit (der ganze Betrieb<br />
muss biologisch produzieren,<br />
nicht nur einzelne Betriebszweige)<br />
• Soziale Mindestanforderungen<br />
• Förderung der Artenvielfalt durch<br />
ökologische Ausgleichsflächen<br />
• Keine Rodung von Urwaldflächen<br />
• Schonung der Wasserressourcen<br />
• Verbot von Flugtransporten<br />
• Keine Beheizung der Gewächshäuser<br />
• Schonende Verarbeitung, z.B. keine<br />
Zugabe von Farb- und Aromast<strong>of</strong>fen,<br />
keine gehärteten Fette
Das Design der Studie<br />
Durch ein unabhängiges Befragungsinstitut<br />
wurden anh<strong>and</strong> eines umfangreichen<br />
Fragebogens mehr als 700 Konsumenten<br />
in allen Regionen der Schweiz<br />
befragt, inwiefern das Thema Gesundheit<br />
und Nachhaltigkeit ihre Kaufentscheidungen<br />
beeinflusst. Ziel der Studie<br />
war es, herauszufinden, wie gut die<br />
Konsumenten über das Thema LOHAS<br />
(<strong>Lifestyle</strong> <strong>of</strong> <strong>Health</strong> <strong>and</strong> <strong>Sustainability</strong>)<br />
informiert sind, wie viel sie sich Bio-,<br />
Fair-Trade- und nachhaltige Produkte<br />
kosten lassen und ob sie bereit wären,<br />
die Marke oder den Anbieter zu wechseln,<br />
wenn sie wo<strong>and</strong>ers ein breiteres<br />
Angebot dieser Produkte erhalten würden.<br />
Untersucht wurde auch, wie wichtig<br />
ein ethisch einw<strong>and</strong>freies Verhalten<br />
der Unternehmen für die Produktwahl<br />
der Konsumenten ist und wie sie auf<br />
Verstösse in diesem Bereich reagieren.<br />
Speziell sollte der Frage nachgegangen<br />
werden, ob die Konsumenten bereit wären,<br />
durch den Kauf bestimmter Produkte<br />
Investitionen für die soziale Gerechtigkeit<br />
und für ethisches Verhalten<br />
zu unterstützen.<br />
Mit 24 Schweizer H<strong>and</strong>elsunternehmen<br />
und Lebensmittelproduzenten wurden<br />
Gespräche darüber geführt, wie wichtig<br />
ihnen die Themen «biologischer Anbau»,<br />
«Fair Trade» und «Nachhaltigkeit»<br />
sind, was die Unternehmen tun, um das<br />
Vertrauen der Konsumenten zu erlangen<br />
oder zu erhalten, und ob sie sich in ausreichendem<br />
Mass auf das veränderte<br />
Konsumverhalten vorbereitet haben.<br />
Die ausgewerteten Antworten sind in<br />
dieser Studie ein<strong>and</strong>er gegenübergestellt,<br />
die sich daraus ergebenden Schluss-<br />
2 34<br />
Sue Sia Schüpbach<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
CBK – Center for Business<br />
Knowledge Services<br />
Strategic & Business Analyst<br />
Tel. +41 58 286 6864<br />
sue-sia.schuepbach@ch.ey.com<br />
Peter Dauwalder<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Transaction Advisory Services<br />
Partner<br />
Tel. +41 58 286 4734<br />
peter.dauwalder@ch.ey.com<br />
E RNST E RNST & & YOUNG – – LOHAS<br />
Autoren – Consumer Products-/Retail-Team<br />
folgerungen formuliert und die Folgen<br />
für die Betr<strong>of</strong>fenen dargestellt.<br />
Abschliessend werden in drei unterschiedlichen<br />
Szenarien die mögliche Ent-<br />
Martin Gröli<br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Audit Services<br />
Partner, Consumer Products/Retail<br />
Sector Leader<br />
Tel. +41 58 286 3250<br />
martin.groeli@ch.ey.com<br />
Roger Amh<strong>of</strong><br />
<strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong> AG<br />
Advisory Services<br />
Partner, Corporate Social<br />
Responsibility Leader<br />
Tel. +41 58 286 4731<br />
roger.amh<strong>of</strong>@ch.ey.com<br />
wicklung von LOHAS sowie die Folgen<br />
für Industrie und H<strong>and</strong>el aufgezeigt.<br />
E RNST & YOUNG – LOHAS 35
ERNST & YOUNG www.ey.com/ch<br />
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03-D-EY0004