zuerich Wirtschaft 3 2020 Emag
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Highlights<br />
«Die Migros hat vorschnell gehandelt»<br />
Die Migros hat die Dubler-«Mohrenköpfe» wegen Rassismus-Vorwürfen aus ihren<br />
Regalen entfernt. Andere Händler wollen folgen. Eine vorschnelle Reaktion, die<br />
andere Lieferanten verunsichern könnte, sagt der Experte.<br />
Reputations-Experte Bernhard Bauhofer sieht den Entscheid<br />
der Migros kritisch. Diese hat Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem<br />
Sortiment gestrichen. Jetzt überlegen sich auch Volg und Spar,<br />
ob sie das Produkt weiterhin verkaufen sollen. Der Nidwaldner<br />
Getränkehändler Lussi sieht den Verkauf der Süsswaren unkritisch.<br />
Der Name habe gerade für junge Menschen keine negative<br />
Bedeutung – sondern stehe nur für eine Süssigkeit.<br />
Darum gehts<br />
Migros hat die Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment gestrichen,<br />
weil der Name nicht mehr zeitgemäss ist. Andere<br />
Händler überlegen sich, das Gleiche zu tun. Laut dem Reputations-Experten<br />
Bernhard Bauhofer war das eine vorschnelle<br />
Handlung. Damit sei eine langjährige Partnerschaft beendet<br />
worden, das könnte andere Lieferanten verunsichern. Dubler<br />
müsse sich aber überlegen, ob das Produkt auch in Zukunft beliebt<br />
bleibe mit seinem Namen. Die Dubler-«Mohrenköpfe» stehen<br />
unter Beschuss. Jetzt hat die Migros das Produkt entfernt<br />
und erntet von Dubler-Fans Kritik. Kann sich ein Unternehmen<br />
in so einer Situation überhaupt richtig verhalten?<br />
Reputations-Experte Bernhard Bauhofer: Unternehmen wie die<br />
Migros müssen sich neuen Verantwortungen stellen. Themen<br />
wie Nachhaltigkeit, Geschlechtergleichstellung und eben auch<br />
Rassismus müssen behandelt werden. Dabei geraten Unternehmen<br />
in die Schusslinie und ernten oft von beiden Seiten Kritik.<br />
Trotzdem finde ich, dass die Migros vorschnell gehandelt hat,<br />
als sie die Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment gestrichen<br />
hat. Das war taktisch nicht sehr klug, da es sich bei dem<br />
Markennamen um ein starkes Label handelt.<br />
Das bedeutet das Ganze für die Firma Dubler?<br />
Dubler ist der grosse Verlierer in der ganzen Geschichte. Die Migros<br />
hat ihre Muskeln spielen lassen und eine langjährige Partnerschaft<br />
einfach beendet. Das kann auch andere Lieferanten<br />
verunsichern, die jetzt die Loyalität der Migros hinterfragen<br />
werden. Dass Dubler den Namen «Mohrenkopf» weiterführen<br />
will, ist verständlich. Sollte das Produkt in Zukunft aber an Beliebtheit<br />
verlieren, kann das der Firma schnell existenzielle Probleme<br />
bringen.<br />
Kritik am Markennamen<br />
Das Familienunternehmen Dubler produziert seit 1946 unter<br />
dem Namen «Mohrenkopf» Süssigkeiten in Waltenschwil AG.<br />
Das Komitee gegen rassistische Süssigkeiten hat die Aargauer<br />
Firma bereits 2017 aufgefordert, den Namen des Produkts zu<br />
ändern. Denn der Name «Mohrenkopf» sei eine herabwürdigende<br />
und rassistische Bezeichnung für den Kopf einer dunkelhäutigen<br />
Person. Der Besitzer der Firma Dubler, Robert Dubler,<br />
zeigte sich empört über die Vorwürfe und will bei dem Namen<br />
bleiben.<br />
Quelle: 20 min<br />
Was hätte die Migros denn besser machen können?<br />
Sie hätte das Gespräch mit Dubler suchen und einen Kompromiss<br />
erarbeiten sollen. Eine Möglichkeit wäre es gewesen, eine<br />
spezielle Linie nur für die Migros mit Dubler zu erarbeiten, die<br />
einen anderen Namen bekommt. Jetzt wirkt es so, als hätte<br />
die Migros auf einen Tweet von einer Kundin eine wichtige Geschäftsbeziehung<br />
beendet. Sollte sich ein Unternehmen also<br />
von seinen Kunden besser nicht vorschreiben lassen, was es tun<br />
soll? Jede Firma, die nicht an der Börse ist, kann natürlich nach<br />
eigenem Gutdünken entscheiden, welche Produkte im Sortiment<br />
bleiben. Schlussendlich sitzen die Konsumenten aber am<br />
längeren Hebel: Sie können ein Unternehmen wie die Migros<br />
boykottieren.<br />
Schlussendlich hat das Ganze der Migros viel Aufmerksamkeit<br />
gebracht – war das Ganze ein PR-Coup?<br />
Nein, in dieser Diskussion geht es nicht um Aufmerksamkeit.<br />
Die Migros hat bereits eine der stärksten Brands in der Schweiz.<br />
Die ganze Aktion wirkt vorschnell und weist darauf hin, dass das<br />
Management nervös ist. Das Unternehmen stösst bei Wachstum<br />
und Profitabilität an seine Grenzen. Das setzt die Führungsetage<br />
unter Druck und führt zu solchen Entschlüssen.<br />
Bernhard BauhoferFounder &<br />
Managing Partner von Sparring Partners GmbH<br />
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