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Bohnenkalender 2013<br />
„Biodiversität ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit“.<br />
(Vandana Shiva)<br />
Wieviele Bohnensorten kennen Sie? Nun, halt grüne,<br />
sagen Sie? Aber nein, es gibt auch gelbe und lilafarbene.<br />
Und gesprenkelte. Und breite und schmale,<br />
runde und ovale, lange und kurze, gerade und gekringelte.<br />
Und das sind nur die Fisolen, die Bohnenhülsen.<br />
Auch die Bohnenpflanzen unterscheiden sich von<br />
ganz niedrigen, nicht mehr als zwei Handbreit hohen<br />
bis hin zu langrankenden, drei und mehr Meter hohen.<br />
Die hübschen Blüten der Gartenbohnen sind weiß, gelb<br />
oder violett, die der Feuerbohnen weiß oder feuerrot,<br />
die der Puffbohnen weiß-schwarz. Am eindrucksvollsten<br />
lässt sich Vielfalt jedoch an Bohnenkernen sichtbar<br />
und greifbar machen. Natur und bäuerliche Züchtung<br />
haben eine fast unüberschaubare Verschiedenartigkeit<br />
an Formen und Farben hervorgebracht: kleine und große,<br />
reiskornartige, kugelige und platte, von weiß bis<br />
schwarz, mit Sprenkeln, Punkten und Zeichnungen. Die<br />
Vielfalt drückt sich auch in den Namen aus, wie Alte<br />
Aldeiner, Monstranzbohne, Ying Yang oder Posthörnchen.<br />
Eine Vielfalt, die ungemein fasziniert und zum<br />
Sammeln verführt!<br />
Hinter dieser äußerlichen Diversität verbirgt sich<br />
eine genetische Vielfalt, die sich in vielen weiteren<br />
wichtigen Eigenschaften wie etwa Widerstandsfähigkeit<br />
gegen Schädlinge oder Kulturdauer auswirkt.<br />
Polyspora – ein Festtagsgericht<br />
ZUTATEN<br />
Ackerbohnen<br />
Kichererbsen<br />
Erbsen<br />
Mais<br />
Hafer<br />
Olivenöl, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Zitronensaft<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Trockenfrüchte und den Hafer einweichen und zu<br />
einer dicken Suppe kochen. Zum Schluss mit Olivenöl,<br />
Knoblauch, Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmeckem.<br />
Wörtlich übersetzt bedeutet dieses Gericht „viele Samen“.<br />
Es ist ein Eintopf, in dem verschiedene Hülsenfrüchte<br />
und Getreidearten enthalten sind, also eine<br />
sehr reichhaltige und besondere Speise. Deshalb wird<br />
11<br />
Kommerziell ist diese Vielfalt allerdings weder bei<br />
Bohnen noch sonstigen Arten zu haben, sondern im Gegenteil<br />
von den großen, mehr und mehr monopolistischen<br />
Saatgutfirmen mit ihren Hochleistungs- und zunehmend<br />
gentechnologisch modifizierten Sorten bedroht. Seit<br />
1900 sind weltweit über dreiviertel der über die Jahrtausende<br />
entstandenen Kultursorten verlorengegangen.<br />
Dabei ist die Erhaltung eines großen Genpools nicht<br />
zuletzt angesichts des drohenden Klimawandels überaus<br />
wichtig. Um einem weiteren Sortenverlust sowie der<br />
Abhängigkeit von den wenigen großen Saatgutfirmen Einhalt<br />
zu gebieten, versuchen Initiativen wie der Verein<br />
VEN in Deutschland, Arche Noah in Österreich oder Pro<br />
Specie Rara in der Schweiz, alte nicht-kommerzielle<br />
Sorten zum Beispiel durch Sammelreisen zu sichern und<br />
durch permanenten Wiederanbau durch ein breites Netz<br />
an ErhalterInnen vor dem Verschwinden zu bewahren.<br />
Auch am Münchner Umweltzentrum (MUZ e.V.) ist durch<br />
die Aktivitäten im Experimentiergarten ein kleines<br />
Saatgutarchiv insbesondere mit Bohnen im Entstehen.<br />
Falls Sie mithelfen wollen, eine Sorte durch die<br />
Pflanzung in Ihrem eigenen Garten zu erhalten, wenden<br />
Sie sich bitte an das Ökologische Bildungszentrum<br />
München. Wir freuen uns auf Sie!<br />
Dr. Vandana Shiva, promovierte indische Quantenphysikerin. Sie wurde für ihr Engagement in den Bereichen Umweltschutz, Biologische Vielfalt, Frauenrechte und Nachhaltigkeit<br />
mehrfach ausgezeichnet, unter vielen anderen mit dem Alternativen Nobelpreis. Arche Noah, Schiltern, Österreich – www.arche-noah.at - Der Verein ARCHE NOAH mit weit über 6000<br />
Mitgliedern setzt sich seit über 20 Jahren für die Erhaltung, Verbreitung und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. Über die Vermehrung durch Arche Noah selbst sowie das<br />
aufgebaute ErhalterInnen-Netzwerk ist mittlerweile ein Sortenhandbuch mit weit über tausend Sorten an Gemüse-, Obst- und Kräutersorten entstanden. VEN – www.nutzpflanzenviel<br />
falt.de – Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V. Pro Specie Rara – www.prospecierara.ch - Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt<br />
von Pflanzen und Tieren. MUZ Saatgutarchiv – im Aufbau<br />
es nicht an jedem beliebigen Tag,<br />
sondern nur am Festtag „Mariä<br />
Tempelgang“ gegessen, am<br />
21. November.<br />
Rezept von Maria<br />
Montsenigos