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Nutzung der Erdwärme Überblick, Technologie ... - Geothermie.ch

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<strong>Geothermie</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />

<strong>Überblick</strong>, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>, Visionen


Inhalt<br />

3 Auf dem Weg zur Diversifikation<br />

Vorwort von Mi<strong>ch</strong>ael Kaufmann<br />

Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE) und<br />

Leiter des Programms EnergieS<strong>ch</strong>weiz<br />

4 <strong>Geothermie</strong><br />

Die Potenziale <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />

<strong>Erdwärme</strong> bietet eine na<strong>ch</strong>haltige und von Klima,<br />

Tages- und Jahreszeit unabhängige Energiequelle.<br />

7 <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

<strong>Erdwärme</strong> für Heiz- und Kühlzwecke<br />

Sondenfel<strong>der</strong> ermögli<strong>ch</strong>en die <strong>Nutzung</strong> des Erdrei<strong>ch</strong>s<br />

sowohl zur Heizung als au<strong>ch</strong> Kühlung.<br />

12 Geostrukturen<br />

Der Baukörper in Verbindung mit <strong>der</strong> Erde<br />

Fundationspfähle und -wände können als Wärme-<br />

taus<strong>ch</strong>er eingesetzt werden.<br />

15 Grundwasser<br />

Ein stetiger Energiefluss im Untergrund<br />

Dank seiner Wärmekapazität ist Grundwasser au<strong>ch</strong><br />

für Heizsysteme interessant.<br />

16 Hydrothermale Energienutzung<br />

Heisse Quellen an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e nutzen<br />

Die <strong>Nutzung</strong> heisser Quellen hat Tradition.<br />

17 Tunnelwasser<br />

Von <strong>der</strong> Energie an den Portalen profitieren<br />

In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wird seit Jahren die Wärme aus<br />

Eisenbahn- und Strassentunneln genutzt.<br />

19 Tiefengeothermie<br />

Aus dem Kristallingestein die Hitze entnehmen<br />

In einigen Tausend Metern Tiefe sind Temperaturen<br />

vorhanden, die zur Strom- und Wärmeproduktion<br />

genutzt werden können.<br />

22 Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung<br />

Grundlagen für optimale <strong>Nutzung</strong> s<strong>ch</strong>affen<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten stehen am Anfang einer erfolg-<br />

rei<strong>ch</strong>en Energienutzung – au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>.<br />

24 International<br />

Auftrieb dank Vorteilen <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />

Den jeweiligen geologis<strong>ch</strong>en Verhältnissen entspre<strong>ch</strong>end<br />

sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e Anlagen im Einsatz.<br />

26 Zukunftsperspektiven<br />

Na<strong>ch</strong>haltige Energieversorgung aus <strong>der</strong> Erde<br />

<strong>Geothermie</strong> spielt bei den Energieperspektiven eine<br />

wesentli<strong>ch</strong>e Rolle.<br />

27 Adressen, Links und Infos<br />

Titelbild:<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e Energie steht in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Tiefe zur<br />

Verfügung: zur Beheizung und Kühlung von Gebäuden, für die<br />

<strong>Nutzung</strong> in Fernwärmenetzen und zur Stromproduktion.<br />

(Bil<strong>der</strong>: Geopower-Basel AG; D4; CREGE)


Auf dem Weg<br />

zur Diversifikation<br />

Wir leben immer no<strong>ch</strong> in einer fossilen Welt. Über 80 % unseres Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong>s basieren auf Erdöl und<br />

Erdgas. Kohlendioxid (CO 2 ) und an<strong>der</strong>e Treibhausgase führen zu einer Verän<strong>der</strong>ung des Klimas, die Belastung<br />

dur<strong>ch</strong> Feinstaub und Kleinstpartikel haben gesundheitli<strong>ch</strong>e Konsequenzen. Ebenso s<strong>ch</strong>wer wiegend sind unsere<br />

Abhängigkeiten dur<strong>ch</strong> die geografis<strong>ch</strong>e Lage <strong>der</strong> fossilen Energiequellen. Je na<strong>ch</strong> internationalen Konflikten<br />

könnte die Energieversorgung damit markant gefährdet sein.<br />

<strong>Erdwärme</strong> ist überall zu finden<br />

Während alle auf die zu Ende gehenden fossilen Energiereserven<br />

im Erdinnern starren, erkennen wir erst jetzt die daneben<br />

liegende, na<strong>ch</strong>haltige und emissionsfreie Energieform,<br />

obs<strong>ch</strong>on diese gewaltige Potenziale aufweist. Die <strong>Erdwärme</strong><br />

ist eine unserer wi<strong>ch</strong>tigsten Energiequellen <strong>der</strong> Zukunft! Sie<br />

erhält zunehmend Bedeutung im Rahmen <strong>der</strong> Strategie für<br />

einen diversifizierten, erneuerbaren Energiemix.<br />

Ein wesentli<strong>ch</strong>er Teil des Energiebedarfs ergibt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />

Heizung und Kühlung von Gebäuden. Die <strong>der</strong>zeitige Entwicklung<br />

ist von zwei Tatsa<strong>ch</strong>en geprägt: Dur<strong>ch</strong> grosse Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

zur besseren Wärmedämmung <strong>der</strong> Gebäudehüllen wird einerseits<br />

<strong>der</strong> Wärmeverbrau<strong>ch</strong> gesenkt. Ein Plus an Wohnflä<strong>ch</strong>e,<br />

immer mehr elektris<strong>ch</strong>e Geräte und Steuerungen, vermehrter<br />

Einsatz von Wärmepumpen usw. führen an<strong>der</strong>seits zu einem<br />

erhöhten Strombedarf.<br />

<strong>Geothermie</strong>: Wärme, Strom und Bandenergie<br />

Die erneuerbaren Energien sind im Kommen. Unter diesen<br />

weist die geothermis<strong>ch</strong>e Energie einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert<br />

auf, denn sie steht je<strong>der</strong>zeit, unabhängig von Wind,<br />

Wetter und Sonneneinstrahlung zur Verfügung. Die <strong>Erdwärme</strong><br />

ermögli<strong>ch</strong>t die Beheizung von kleinen Einfamilienhäusern<br />

bis zu grossen Bürokomplexen. Der Untergrund eines Gebäudes<br />

kann ebenso zur Kühlung genutzt werden.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig wird aber au<strong>ch</strong> die tiefe <strong>Geothermie</strong>, wel<strong>ch</strong>e unter<br />

dem Namen «Deep Heat Mining» jetzt in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz eingeführt<br />

wird: In Basel entsteht zur Zeit eine erste sol<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Stromerzeugungsanlage. Mit dieser beinahe uners<strong>ch</strong>öpfli<strong>ch</strong>en<br />

Quelle lässt si<strong>ch</strong> ein ganzes Stadtquartier beheizen;<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig wird Strom produziert. Es gibt erste Zei<strong>ch</strong>en<br />

dafür, dass bald au<strong>ch</strong> an weiteren Standorten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

sol<strong>ch</strong>e Kraftwerke erstellt und damit grosse Mengen an Bandenergie<br />

erzeugt werden. Die S<strong>ch</strong>weiz hat das Ziel, den Anteil<br />

<strong>der</strong> erneuerbaren Stromproduktion auf mindestens 70 % zu<br />

steigern. Die tiefe <strong>Geothermie</strong> wird hier in 20 bis 30 Jahren<br />

einen bedeutenden Anteil beitragen.<br />

Bekenntnis <strong>der</strong> Politik<br />

Dass diese Entwicklungen mit flankierenden Massnahmen unterstützt<br />

werden müssen, ist selbstverständli<strong>ch</strong>: Dazu gehört<br />

ein Bekenntnis <strong>der</strong> Politik, entspre<strong>ch</strong>ende finanzielle Unterstützungen<br />

für Risikokapital und Einspeisevergütungen für den<br />

erneuerbaren Strom einzuführen. Gerade so wi<strong>ch</strong>tig sind die<br />

begleitenden Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten. Sol<strong>ch</strong>e notwendigen Fors<strong>ch</strong>ungs-<br />

und Entwicklungsanstrengungen, die S<strong>ch</strong>affung nützli<strong>ch</strong>er<br />

Bere<strong>ch</strong>nungswerkzeuge und <strong>Nutzung</strong>ste<strong>ch</strong>nologien<br />

unterstützt das Bundesamt für Energie (BFE) seit langer Zeit<br />

tatkräftig. Und mit dieser Bros<strong>ch</strong>üre, die als Neuauflage des<br />

bisherigen Informationsmittels konzipiert wurde, ist ein<br />

aktueller <strong>Überblick</strong> über die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en <strong>Nutzung</strong>sformen<br />

aber au<strong>ch</strong> über künftige Herausfor<strong>der</strong>ungen gegeben.<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Kaufmann<br />

Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE) und Leiter des<br />

Programms EnergieS<strong>ch</strong>weiz


GEOTHERMIE<br />

Die Potenziale<br />

<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />

<strong>Erdwärme</strong> bietet eine na<strong>ch</strong>haltige und von Klima, Tages- und Jahreszeit<br />

unabhängige Energiequelle für die Wärme- und Stromerzeugung. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Temperaturen ermögli<strong>ch</strong>en eine Vielzahl an <strong>Nutzung</strong>svarianten.<br />

<strong>Erdwärme</strong> gewährt unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong>smögli<strong>ch</strong>keiten; mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe steigt<br />

die errei<strong>ch</strong>bare Temperatur.<br />

(Grafik: CREGE)<br />

<strong>Erdwärme</strong> ist eine nahezu uners<strong>ch</strong>öpf-<br />

li<strong>ch</strong>e Energiequelle. Aufgrund dieser Tat-<br />

sa<strong>ch</strong>e hat die <strong>Geothermie</strong> in den vergan-<br />

genen Jahren stark an Bedeutung ge-<br />

wonnen und ist zu einem Hoffnungsträ-<br />

ger für die Energieversorgung avanciert.<br />

Der Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> in ener-<br />

giepolitis<strong>ch</strong>en Zukunftsszenarien nimmt<br />

deutli<strong>ch</strong> zu.<br />

Vorteile <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />

<strong>Geothermie</strong> gilt als emissionsfreie und<br />

vor Ort nutzbare Energiequelle. Dur<strong>ch</strong><br />

ihre Doppelfunktion, als Spei<strong>ch</strong>er für<br />

Nie<strong>der</strong>temperatur-Heiz- und Kühlsyste-<br />

me, zei<strong>ch</strong>net sie si<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>s aus.<br />

Die <strong>Erdwärme</strong> vermin<strong>der</strong>t Abhängigkei-<br />

ten von Fremdenergie und bietet den<br />

Vorteil unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Anwendungs-<br />

formen.<br />

<strong>Erdwärme</strong> kann vielfältig genutzt wer-<br />

den. In <strong>der</strong> internationalen Rangliste<br />

nimmt die S<strong>ch</strong>weiz bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Geothermie</strong> als Nie<strong>der</strong>temperaturwärme<br />

einen Spitzenplatz ein (ca. 30% <strong>der</strong> neu<br />

erstellten Einfamilienhäuser). Bei <strong>der</strong><br />

Wärmeerzeugung mit <strong>Erdwärme</strong>sonden,<br />

Geostrukturen, Tunnelwässer usw.<br />

konnten bereits zahlrei<strong>ch</strong>e Installationen<br />

realisiert werden. Inzwis<strong>ch</strong>en hat man<br />

aber au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ritte eingeleitet, die zur<br />

Stromerzeugung mit tiefer liegen<strong>der</strong><br />

geothermis<strong>ch</strong>er Energie führen sollen.<br />

Gesetzmässigkeiten <strong>der</strong> Temperaturen<br />

im Untergrund<br />

Die im Tagesverlauf auftretenden Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen<br />

sind bis in eine<br />

Tiefe von rund 50 cm spürbar, jahreszeitli<strong>ch</strong>e<br />

Unters<strong>ch</strong>iede lassen si<strong>ch</strong> bis in<br />

rund zehn Meter Tiefe na<strong>ch</strong>weisen.<br />

Darunter ist die Erdtemperatur – ohne<br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Zirkulation von Grundwasser<br />

– ausserordentli<strong>ch</strong> konstant. Na<strong>ch</strong><br />

einer bewährten Regel ist die Temperatur<br />

in etwa 10 Meter Tiefe im Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt<br />

1 Grad höher als die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e<br />

Lufttemperatur über dem<br />

Boden. Im S<strong>ch</strong>weizer Mittelland liegt die<br />

Bodentemperatur in dieser Tiefe somit<br />

bei 11 bis 12 °C. Bei 50 bis 100 Meter<br />

Tiefe beginnt <strong>der</strong> Berei<strong>ch</strong> des bestimmbaren,<br />

von <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e unbeeinflussten<br />

geothermis<strong>ch</strong>en Gradienten – also<br />

<strong>der</strong> stetigen Temperaturerhöhung mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Tiefe.<br />

Für Heizen und Kühlen<br />

Die <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />

wurden bisher vorwiegend dazu<br />

entwickelt und eingesetzt, Heizenergie<br />

zu generieren: Wärme für Wohn- und<br />

Bürogebäude, für Treibhäuser, Fahrbahntemperierung<br />

und für diverse Produktionsprozesse.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en hat man jedo<strong>ch</strong><br />

erkannt, dass <strong>der</strong> Untergrund au<strong>ch</strong> als<br />

sommerli<strong>ch</strong>er Kältespei<strong>ch</strong>er dienen kann<br />

und si<strong>ch</strong> somit für die immer aktueller<br />

werdende Raumkühlung ideal nutzen<br />

lässt. Mit <strong>Erdwärme</strong>sonden und Geostrukturen<br />

sowie mit Luft-Erdregistern<br />

können Gebäude gekühlt werden, ohne<br />

energieintensive Kältemas<strong>ch</strong>inen einsetzen<br />

zu müssen. Berücksi<strong>ch</strong>tigt man<br />

beide <strong>Nutzung</strong>sarten, Heizen und Kühlen,<br />

so wird die geothermis<strong>ch</strong>e Lösung<br />

no<strong>ch</strong> effizienter, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> interessant<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig ist ein grosses Anwendungspotenzial<br />

erkennbar.<br />

<strong>Nutzung</strong>svarianten in bodennahen<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden, also vertikal verlegte<br />

Wärmetaus<strong>ch</strong>er, werden am häufigsten<br />

eingesetzt, um Wärmepumpen mit <strong>der</strong>


nötigen <strong>Erdwärme</strong> zu versorgen. In den<br />

verlegten U-Rohren zirkuliert eine Wär-<br />

meträgerflüssigkeit. Für kombiniertes<br />

Heizen und Kühlen werden maximal<br />

150 Meter tiefe Sonden verwendet, für<br />

auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Heizzwecke bis zu 400<br />

Meter. In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wurden im Jahr<br />

2005 über 1100 GWh geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Energie genutzt – Tendenz steigend.<br />

Über 50 % dieses Werts stammen von<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden-Anlagen. Im Jahr<br />

2005 kamen beispielsweise knapp<br />

800 000 Laufmeter an <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

hinzu.<br />

Die Erdtemperatur wird bis zu einer gewissen<br />

Tiefe von <strong>der</strong> solaren Einstrahlung<br />

und den klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen beeinflusst.<br />

Darunter wird <strong>der</strong> Energiefluss<br />

mit steigenden Temperaturen erkennbar.<br />

(Grafik: Hessis<strong>ch</strong>es Landesamt für Umwelt<br />

und Geologie, HLUG, Wiesbaden)<br />

<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> und <strong>Nutzung</strong> Leistung Leistung Energieproduktion Energieproduktion<br />

(MW th ) (%) (GWh/a) (%)<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden und Erdregister 450 77 666.3 56<br />

Grundwasser-<strong>Nutzung</strong> 75.4 12.9 114.4 9.6<br />

Thermalwasser 40.8 7 341.4 28.7<br />

Geostrukturen<br />

(Heizung und Kühlung) 7 1.2 15.2 1.3<br />

tiefe Aquifere 6.1 1 37.2 3.1<br />

Tunnel 5.2 0.9 13.7 1.2<br />

Wärme aus tiefen Bohrungen 0.2 0.03 0.9 0.1<br />

Total 584.7 100 1189.2 100<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e Wärmeproduktion 2005 dur<strong>ch</strong> die in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz installierten Leistungen.<br />

(Quelle: L. Ryba<strong>ch</strong> u. H. Gorhan)<br />

Das Prinzip des Wärmeaustaus<strong>ch</strong>es mit<br />

bodennahen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten gilt au<strong>ch</strong> für<br />

Geostrukturen. Hier werden Fundations-<br />

teile von Gebäuden und Tiefbauprojek-<br />

ten energetis<strong>ch</strong> genutzt, indem Rohrlei-<br />

tungen für eine Flüssigkeitszirkulation in<br />

den Betonstrukturen integriert werden.<br />

Mit diesen wird <strong>der</strong> gewüns<strong>ch</strong>te Ener-<br />

gieaustaus<strong>ch</strong> gewährleistet, so dass si<strong>ch</strong><br />

ebenfalls eine Heiz- und Kühl-Wirkung<br />

erzielen lässt.<br />

Au<strong>ch</strong> das Grundwasser mit Tempera-<br />

turen von ca. 8 – 12 °C lässt si<strong>ch</strong> ener-<br />

getis<strong>ch</strong> nutzen. Im Gegensatz zu Ober-<br />

flä<strong>ch</strong>engewässern weist Grundwasser<br />

nur geringe jahrzeitli<strong>ch</strong>e Temperatur-<br />

s<strong>ch</strong>wankungen auf. Grosse Vorkommen<br />

befinden si<strong>ch</strong> vorwiegend entlang von<br />

Flüssen, also in Tälern des Mittellandes<br />

und <strong>der</strong> Voralpen, aber au<strong>ch</strong> an inneralpinen<br />

Standorten, wo dur<strong>ch</strong>lässige<br />

wasserführende Kiess<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten anzutreffen<br />

sind. Diese zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> teils dur<strong>ch</strong><br />

Mä<strong>ch</strong>tigkeiten von 30 bis 60 Meter aus.<br />

Mit entspre<strong>ch</strong>enden Bohrungen können<br />

die vorhandenen Grundwasserströme<br />

ers<strong>ch</strong>lossen werden.<br />

Warmes Wasser als Energiequelle<br />

Aber au<strong>ch</strong> Thermalwässer aus tief liegenden,<br />

Grundwasser führenden Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

sind prädestinierte Energielieferanten.<br />

In Thermalbä<strong>der</strong>n – <strong>der</strong> ältesten<br />

Form geothermis<strong>ch</strong>er <strong>Nutzung</strong> –<br />

wird <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Während früher das warme<br />

Wasser einzig zum Baden diente,<br />

kommt heute einer effizienten Ausnutzung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Wärmemenge<br />

ebenfalls Bedeutung zu. Sogar die Energielieferung<br />

in Nahwärmenetze wird<br />

thematisiert und realisiert. Zu dieser Entwicklung<br />

haben die Anstrengungen beigetragen,<br />

sowohl eine erhöhte Wassers<strong>ch</strong>üttung<br />

als au<strong>ch</strong> Temperatur mit Hilfe<br />

von zusätzli<strong>ch</strong>en Tiefbohrungen zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Hydrothermale Anlagen nutzen<br />

in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Aquifere in Tiefen<br />

von 1500 – 3000 Metern und errei<strong>ch</strong>en<br />

damit Temperaturen von 60 – 350 °C.<br />

Hohe Temperaturen in <strong>der</strong> Tiefe<br />

Wärme aus dem Berginnern konnte in<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, wo mehr als 700 Eisenbahn-<br />

und Strassentunnel vorhanden<br />

sind, ebenfalls nutzbar gema<strong>ch</strong>t wer-


den. Da Tunnel stets eine Entwässerung<br />

des dur<strong>ch</strong>bohrten Gebirges bewirken,<br />

lassen si<strong>ch</strong> die zufliessenden Kluftwasser<br />

sammeln und an den Tunnelportalen zur<br />

Wärmegewinnung nutzen. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Gebirgsüberdeckung eines Tunnels<br />

steigt in <strong>der</strong> Regel au<strong>ch</strong> die zur<br />

Verfügung stehende Wassertemperatur.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e realisierte Anlagen haben in<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz au<strong>ch</strong> die Überzeugung<br />

gestärkt, bei den beiden langen Tunnelprojekten<br />

<strong>der</strong> NEAT (Gotthard- und<br />

Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnel) diese <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong><br />

ebenfalls einsetzen zu können. Die<br />

bisher gemessenen Wassertemperaturen<br />

sind viel verspre<strong>ch</strong>end. Erste Ideen und<br />

Umsetzungsaktivitäten an den Tunnelausgängen<br />

sind vorhanden.<br />

Bis hierher waren die geothermis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Nutzung</strong>smethoden auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für<br />

die Wärme- und Kälteerzeugung vorgesehen.<br />

Einen grossen S<strong>ch</strong>ritt in Ri<strong>ch</strong>tung<br />

Elektrizitätserzeugung bietet das «Enhanced<br />

Geothermal System (EGS) / Stimulierte<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e System (SGS)»,<br />

also das künstli<strong>ch</strong>e Erzeugen eines tief<br />

im Kristallingestein liegenden Wärmetaus<strong>ch</strong>ers.<br />

Mit dieser in Entwicklung stehenden<br />

Te<strong>ch</strong>nik soll es mögli<strong>ch</strong> werden,<br />

Bandenergie, also je<strong>der</strong>zeit verfügbare<br />

Energie, zu erzeugen – einen bei erneuerbaren<br />

Energien selten anzutreffenden<br />

Vorzug. Das in Bohrungen injizierte Wasser<br />

wird im künstli<strong>ch</strong> geklüfteten Kristallingestein<br />

in rund 5 km Tiefe auf 200 °C<br />

erhitzt. Zurück an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e dient<br />

diese Energie zum Betreiben einer<br />

Dampfturbine mit gekoppeltem Generator.<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungsmethoden<br />

Fundierte Analysen <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Ressourcen stehen am Anfang je<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong>.<br />

Diese umfassen sowohl<br />

die grossräumigen Strukturen als<br />

au<strong>ch</strong> die lokalen Verhältnisse. Mit den<br />

bisher entwickelten Methoden lassen<br />

si<strong>ch</strong> beispielsweise geologis<strong>ch</strong>e, hydrogeologis<strong>ch</strong>e<br />

und gesteinsphysikalis<strong>ch</strong>e<br />

Daten in einer 3D-Evaluation vereinen.<br />

Damit können Strömungsverhältnisse<br />

si<strong>ch</strong>tbar gema<strong>ch</strong>t werden und bevorzugte<br />

Gebiete für diverse <strong>Nutzung</strong>sarten<br />

identifiziert werden. Dank <strong>der</strong> Entwicklung<br />

eines drahtlosen Bohrlo<strong>ch</strong>-<br />

Messinstruments ist es heute mögli<strong>ch</strong>,<br />

vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme einer <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />

die lokalen Verhältnisse von<br />

Druck und Temperatur über <strong>der</strong>en gesamte<br />

Länge zu messen. Diese Messung<br />

lässt Rücks<strong>ch</strong>lüsse auf den Untergrund<br />

und die mögli<strong>ch</strong>e Entzugsleistung <strong>der</strong><br />

Info-Box: <strong>Geothermie</strong><br />

Vorteile<br />

– Bandenergie, bedarfsgere<strong>ch</strong>t abrufbar<br />

– emissionsfreie Energiequelle<br />

– erneuerbare, na<strong>ch</strong>haltige Energie<br />

– Einsatz für Wärme- und Kältegewinnung<br />

– Geringer Platzbedarf an <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />

– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Energieerzeugung<br />

– Langfristige Energieperspektiven<br />

– Produktion <strong>der</strong> Wärme am Ort des Bedarfs<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– Analyse und sorgfältige Planung geothermis<strong>ch</strong>er Projekte<br />

– Anlagen zur Stromproduktion in Entwicklung<br />

Informationen<br />

– Bundesamt für Energie (BFE), www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />

– GEOTHERMIE.CH, www.geothermie.<strong>ch</strong><br />

<strong>Erdwärme</strong>sonde zu. Die Sonde wird dabei<br />

im Kunststoffrohr <strong>der</strong> künftigen <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />

abgesenkt und dana<strong>ch</strong> mit<br />

Druck wie<strong>der</strong> herausgespült.<br />

Mit dem «Response Test» werden an einer<br />

fertig erstellten <strong>Erdwärme</strong>sonde die<br />

thermophysikalis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften des<br />

Untergrunds integral über die gesamte<br />

Bohrlo<strong>ch</strong>tiefe ermittelt. Dabei gibt man<br />

eine definierte Wärmeleistung an die<br />

Sondenflüssigkeit ab und misst den Temperaturverlauf<br />

am Ein- und Austritt <strong>der</strong><br />

Sonde. Diese Messwerte können au<strong>ch</strong><br />

dazu genutzt werden, eine dreidimensionale<br />

Simulation des Temperaturfeldes<br />

um eine Sonde zu bere<strong>ch</strong>nen. Dank Entwicklungsarbeiten<br />

an <strong>der</strong> EPFL in Lausanne<br />

steht heute ein portables Gerät<br />

für diese Bohrlo<strong>ch</strong>untersu<strong>ch</strong>ung zur<br />

Verfügung.


ERDWäRMESONDEN<br />

<strong>Erdwärme</strong> für<br />

Heiz- und Kühlzwecke<br />

Während die einzelne <strong>Erdwärme</strong>sonde auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur Heizung von Einfamilienhäusern<br />

genutzt wird, ermögli<strong>ch</strong>en Sondenfel<strong>der</strong> die <strong>Nutzung</strong> des<br />

Erdrei<strong>ch</strong>s sowohl zur Heizung als au<strong>ch</strong> Kühlung von grösseren Gebäuden.<br />

Die kommerzielle <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Erdwär-<br />

me erfolgte in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz s<strong>ch</strong>rittweise<br />

– von <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e aus in immer<br />

grössere Tiefen. Vers<strong>ch</strong>iedene Te<strong>ch</strong>niken<br />

stehen heute zur Verfügung, um die<br />

Vorteile <strong>der</strong> konstanten Temperatur im<br />

bodennahen Untergrund zu nutzen:<br />

– Das vor bald 25 Jahren entwickelte<br />

Erdregister dient <strong>der</strong> Konditionierung<br />

von Luft für Belüftungsanlagen und<br />

Wärmepumpen bei grösseren Gebäu-<br />

den. Die Rohre werden horizontal im<br />

Boden verlegt. Darin kann die dur<strong>ch</strong>-<br />

strömende Luft entwe<strong>der</strong> vorge-<br />

wärmt o<strong>der</strong> gekühlt werden.<br />

– <strong>Erdwärme</strong>körbe werden in geringer<br />

Tiefe platziert und arbeiten mit einer<br />

zirkulierenden Wärmeträgerflüssig-<br />

keit, wel<strong>ch</strong>e die gewonnene Energie<br />

an ein Heizsystem abgibt. Das kom-<br />

pakte System wird als Alternative zu<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden eingesetzt.<br />

– Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren in horizontaler<br />

Ausführung lassen si<strong>ch</strong> ohne Bohrar-<br />

beiten verlegen. Der Energieertrag<br />

wird jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die jahreszeitli<strong>ch</strong>en<br />

Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen bis 10<br />

Meter Tiefe beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />

– <strong>Erdwärme</strong>sonden in vertikaler Aus-<br />

führung stellen heute die meist<br />

verwendete Form <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> geo-<br />

thermis<strong>ch</strong>er Energie in Tiefen von<br />

100 – 400 Meter dar. Sie gewähren<br />

ein konstantes Temperaturniveau<br />

und lassen si<strong>ch</strong> sowohl für Heiz- als<br />

au<strong>ch</strong>, bis ca. 150 Meter Tiefe, für<br />

Kühlzwecke einsetzen. Wärmepum-<br />

pen-Anlagen mit <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

weisen in <strong>der</strong> Regel die besten Leis-<br />

tungszahlen auf.<br />

Heizen und Kühlen<br />

Während die <strong>Erdwärme</strong>sonde eine ideale<br />

Te<strong>ch</strong>nik zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />

für Einfamilienhäuser darstellt, hat sie<br />

au<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>e Vorzüge für Energiesysteme<br />

grösserer Gebäude. Mit so genannten<br />

Sondenfel<strong>der</strong>n, also mehreren<br />

nebeneinan<strong>der</strong> platzierten vertikalen<br />

Sonden, lässt si<strong>ch</strong> hier ein kombinierter<br />

Betrieb von Heizen im Winter und Kühlen<br />

im Sommer realisieren.<br />

Horizontale Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren und einzelne vertikale <strong>Erdwärme</strong>sonden eignen si<strong>ch</strong> als<br />

Wärmequelle beim Einsatz von Wärmepumpen in Einfamilienhäusern.<br />

(Grafik: HakaGerodur AG und CHYN)<br />

Mehrjährige Messungen einer <strong>Erdwärme</strong>sonde:<br />

Temperatur-Tiefenprofile aus den<br />

Messreihen 1986 bis 2001.<br />

(Bild: L. Ryba<strong>ch</strong> u. W.J. Eugster)<br />

Langzeit-Messungen in Elgg<br />

Bei einer <strong>Erdwärme</strong>sonden-Anlage in<br />

Elgg, die man 1986 in Betrieb nahm,<br />

sind seither diverse Messungen<br />

dur<strong>ch</strong>geführt worden. Diese haben<br />

bestätigt, dass eine <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />

keine andauernde Abkühlung des<br />

Untergrunds bewirkt, son<strong>der</strong>n zu<br />

einer Stabilisierung <strong>der</strong> Temperatur<br />

auf etwas tieferem Niveau führt.<br />

Mit verbesserten Bere<strong>ch</strong>nungsmodellen<br />

und Messgeräten wurde die Auslegung<br />

sol<strong>ch</strong>er Sondenfel<strong>der</strong> mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />

Dur<strong>ch</strong> die kombinierte Wärme- und Kälteproduktion<br />

lässt si<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Betriebswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

deutli<strong>ch</strong> steigern. Zur<br />

Abgabe <strong>der</strong> sommerli<strong>ch</strong>en Wärme im<br />

Untergrund bedarf es – je na<strong>ch</strong> Wärmelast<br />

– nur no<strong>ch</strong> einer Umwälzpumpe<br />

(free cooling); auf Kälteaggregate kann<br />

man in vielen Fällen verzi<strong>ch</strong>ten.


Dol<strong>der</strong> Grand Hotel<br />

Züri<strong>ch</strong>: Simulation des<br />

Temperaturfeldes um<br />

eine <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />

als Grundlage für die<br />

Auslegung eines Sondenfelds.<br />

(Grafik: Dol<strong>der</strong> Grand<br />

Hotel / Geowatt AG)<br />

Verlegung <strong>der</strong> Verbindungsrohre<br />

zu den<br />

einzelnen <strong>Erdwärme</strong>sonden.<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden beim Dol<strong>der</strong> Grand Hotel in Züri<strong>ch</strong><br />

Im Mittelpunkt des Energiekonzepts beim Neubau des Dol<strong>der</strong> Grand Hotels in<br />

Züri<strong>ch</strong> stehen 70 <strong>Erdwärme</strong>sonden von je über 150 m Länge, mit wel<strong>ch</strong>en<br />

Wärme und Kälte aus dem Untergrund gewonnen wird. Von Anbeginn <strong>der</strong><br />

Planung war das Energieziel klar: halbierter Verbrau<strong>ch</strong> bei verdoppelter Grösse<br />

des Hotels. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wird mit dem Neubau die Energiebezugsflä<strong>ch</strong>e von<br />

rund 20 000 m2 auf 47 000 m2 erweitert. Gegenüber dem bisherigen Energieverbrau<strong>ch</strong><br />

will man den Heizbedarf um 75 % und den Stromverbrau<strong>ch</strong> um<br />

25 % verringern. Mit einem <strong>Erdwärme</strong>sonden-Feld mit insgesamt ca. 10,6 km<br />

Sondenlänge wird im Winter Wärme entnommen, die man mittels Wärmepumpen<br />

zur Gebäudebeheizung nutzt. Mit Wärmepumpen unterstützt man<br />

au<strong>ch</strong> die Warmwasserbereitung. Im Sommer dient das Sondenfeld als Kältespei<strong>ch</strong>er<br />

für die Kühlung <strong>der</strong> 178 Zimmer. Bereits 2003 wurde eine Versu<strong>ch</strong>sbohrung<br />

dur<strong>ch</strong>geführt, um die Eignung des Untergrunds, <strong>der</strong> vorwiegend aus<br />

typis<strong>ch</strong>en Molassemergeln besteht, zu prüfen. Das geothermis<strong>ch</strong>e Verhalten<br />

konnte mit dem so genannten Response Test untersu<strong>ch</strong>t werden, um damit<br />

die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes zu bestimmen. Im März 2005<br />

musste bereits <strong>der</strong> Verteiler mit den Ans<strong>ch</strong>lüssen für die 70 Sonden positioniert<br />

und anges<strong>ch</strong>lossen werden, denn ans<strong>ch</strong>liessend wurde darüber die<br />

70 cm dicke Bodenplatte des Neubaus vergossen.<br />

Die einzelne <strong>Erdwärme</strong>sonde für<br />

kleine Anlagen<br />

Die für ein Heizsystem erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Energie kann grundsätzli<strong>ch</strong><br />

mit horizontalen Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren<br />

o<strong>der</strong> vertikalen <strong>Erdwärme</strong>sonden gewonnen<br />

werden. Bei horizontaler Verlegung<br />

in 1 bis 2 Meter Tiefe wird im Allgemeinen<br />

neben dem Gebäude ein Erdaushub<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Diese so genutzte Flä<strong>ch</strong>e<br />

kann ni<strong>ch</strong>t weiter überbaut werden.<br />

Weniger Platzbedarf zei<strong>ch</strong>net hingegen<br />

die vertikale <strong>Erdwärme</strong>sonde aus,<br />

wel<strong>ch</strong>e höhere Effizienz und Leistung<br />

erbringen kann und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für die<br />

Gebäudekühlung einsetzen lässt. <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

können direkt unter dem<br />

Bauwerk platziert werden. Bei einer<br />

Betriebsdauer von 2400 h/a, normalem<br />

Festgestein o<strong>der</strong> einem wassergesättigten<br />

Sediment im Untergrund re<strong>ch</strong>net<br />

man beispielsweise mit einer potenziellen<br />

Leistung von 50 W pro Meter.<br />

Mit den horizontalen Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren<br />

werden zwis<strong>ch</strong>en 16 und 24 W<br />

pro Quadratmeter Flä<strong>ch</strong>e errei<strong>ch</strong>t.<br />

Für <strong>Erdwärme</strong>sonden werden Bohrun-<br />

gen mit Tiefen von 100 bis 400 Meter<br />

und Bohrungsdur<strong>ch</strong>messern bis 160<br />

mm ausgeführt. Die Sonden bestehen in<br />

<strong>der</strong> Regel aus paarweise gebündelten,<br />

U-förmigen, druckfesten Kunststoff-<br />

rohren (Polyethylen). Diese werden mit<br />

einer Wärmeträgerflüssigkeit gefüllt,<br />

nehmen die <strong>Erdwärme</strong> dur<strong>ch</strong> die Bohr-<br />

lo<strong>ch</strong>wand auf und stellen damit die Ver-<br />

bindung zur Wärmequelle si<strong>ch</strong>er. In <strong>der</strong><br />

Regel wird hierbei ein Wasser-Glykol-Gemis<strong>ch</strong><br />

(Sole) verwendet. Über einen<br />

Wärmetaus<strong>ch</strong>er wird die Energie an den<br />

Arbeitskreis <strong>der</strong> Wärmepumpe abgegeben.<br />

Bei Normalbetrieb arbeitet man mit


mögli<strong>ch</strong>st kleinen Temperaturdifferen-<br />

zen zwis<strong>ch</strong>en Vor- und Rücklauf (2 bis<br />

4 K), jedo<strong>ch</strong> mit einer grossen Sole-<br />

Dur<strong>ch</strong>flussrate.<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />

die Erstellung<br />

Der Hohlraum zwis<strong>ch</strong>en den Kunststoff-<br />

rohren und <strong>der</strong> Bohrlo<strong>ch</strong>wand wird na<strong>ch</strong><br />

dem Einbau mit einer Bentonit-Zement-<br />

Suspension vollständig gefüllt. Dadur<strong>ch</strong><br />

wird die thermis<strong>ch</strong>e Anbindung <strong>der</strong><br />

Sonde an den Untergrund gewährleistet.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig stoppt man unerwüns<strong>ch</strong>te<br />

hydraulis<strong>ch</strong>e Verbindungen<br />

entlang <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>sonde. Mit Hilfe<br />

eines zusätzli<strong>ch</strong>en Rohres wird die Suspension<br />

ins Bohrlo<strong>ch</strong> gepumpt und<br />

dieses von unten na<strong>ch</strong> oben aufgefüllt.<br />

Für Bohrungsarbeiten und Montage <strong>der</strong><br />

Sonden stehen Unternehmen im Einsatz,<br />

die mit dem Gütesiegel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

Wärmepumpen S<strong>ch</strong>weiz<br />

(FWS) ausgestattet sind und somit die<br />

qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen<br />

können. Es wird ein Minimum an Platz<br />

für die Positionierung des Bohrgeräts<br />

benötigt. Die Dauer <strong>der</strong> Bohrarbeiten ist<br />

mit ein bis zwei Tagen – je na<strong>ch</strong> Bohrtiefe<br />

– ebenfalls gering.<br />

Energiekonzept als Planungsgrundlage<br />

Bei <strong>der</strong> Auslegung von <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

ist zunä<strong>ch</strong>st ein Gesamtenergiekonzept<br />

zu erstellen. Dabei müssen au<strong>ch</strong><br />

die einzelnen Systems<strong>ch</strong>nittstellen <strong>der</strong><br />

Flüssigkeitskreisläufe von Wärmequelle,<br />

Wärmepumpe und Heizung berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Niedrige Vorlauftemperaturen<br />

<strong>der</strong> Heizung (z.B. bei Bodenheizung)<br />

führen zu einen optimalen Wirkungsgrad<br />

<strong>der</strong> Gesamtanlage. Mit einer<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonde von 150 bis 200 Meter<br />

Tiefe kann ein Einfamilienhaus in <strong>der</strong><br />

Regel monovalent, also ohne Zusatzheizung,<br />

beheizt werden. Tiefere <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

erlauben, da für die Wärmeträgerflüssigkeit<br />

eine höhere Quellentemperatur<br />

genutzt werden kann, den<br />

Einsatz von Klarwasser statt Sole. Dies<br />

kann au<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Grundwassers<strong>ch</strong>utzes<br />

von Bedeutung sein.<br />

Die Kosten einer <strong>Erdwärme</strong>sonde sind<br />

von zahlrei<strong>ch</strong>en Faktoren abhängig. In<br />

<strong>der</strong> Regel re<strong>ch</strong>net man mit CHF 60.– bis<br />

90.– pro Meter Sondenlänge, bzw. CHF<br />

160.– für die gesamte Anlage mit Wärmepumpe.<br />

Die Investitionskosten sind<br />

mit den jährli<strong>ch</strong>en Energiekosten in Verbindung<br />

zu bringen. Die dadur<strong>ch</strong> erziel-<br />

TABS fürs Heizen und Kühlen von grösseren Gebäuden<br />

Thermoaktive Bauteilsysteme (TABS), also in die Betonstruktur eines Gebäudes<br />

integrierte Rohre für das Kühlen und Heizen, werden seit langem in Bürogebäuden,<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Bauten, Hotels usw. eingesetzt. Als Alternative zu den übli<strong>ch</strong>erweise<br />

genutzten Erdregistern für das Konditionieren <strong>der</strong> angesaugten Aussenluft<br />

setzt man heute zunehmend <strong>Erdwärme</strong>sonden ein. Damit lassen si<strong>ch</strong> die<br />

physikalis<strong>ch</strong>en Vorteile von Wasser gegenüber Luft auf das Energiesystem <strong>der</strong><br />

TABS anwenden. Das Sondenfeld versorgt das Gebäude direkt mit <strong>der</strong> nötigen<br />

Kühl-Energie, ohne zwis<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>altete Wärmepumpe. Es ist jedo<strong>ch</strong> auf eine<br />

ausgegli<strong>ch</strong>ene Jahresenergiebilanz zu a<strong>ch</strong>ten, um kein kontinuierli<strong>ch</strong>es Abdriften<br />

<strong>der</strong> Temperatur im Untergrund zu riskieren.<br />

baren Gesamtjahreskosten werden – bei<br />

angemessenen Rahmenbedingungen<br />

des jeweiligen Projekts – wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

sein und langfristige Kostensi<strong>ch</strong>erheit<br />

bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wärmequelle bieten.<br />

Sondenfel<strong>der</strong> für grössere Gebäude<br />

Mit mehreren, nebeneinan<strong>der</strong> angeordneten<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden s<strong>ch</strong>öpft man<br />

ein vergrössertes Erdspei<strong>ch</strong>ervolumen<br />

aus und kann damit Büro-, Gewerbe-,<br />

Industrie- o<strong>der</strong> Hotelbauten mit Wärme<br />

und Kälte versorgen. Die Leitungen <strong>der</strong><br />

einzelnen Sonden werden in Serie ges<strong>ch</strong>altet<br />

in einem Verteiler zusammengeführt,<br />

um eine o<strong>der</strong> mehrere Wärmepumpen<br />

zu speisen.<br />

In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ist in den vergangenen<br />

Jahren ein deutli<strong>ch</strong>er Aufs<strong>ch</strong>wung an<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden erkennbar geworden,<br />

also eine Steigerung an verlegten Laufmetern<br />

Sondenrohre. Dies steht im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zunahme bei<br />

Einfamilienhäusern, aber au<strong>ch</strong> mit dem<br />

Trend zu grösseren Anlagen mit Sondenfel<strong>der</strong>n<br />

zur Heizung und Kühlung<br />

grosser Gebäude.<br />

Wärme- und Kältebedarf bere<strong>ch</strong>nen<br />

Für die Dimensionierung eines Sondenfeldes<br />

sind <strong>der</strong> gesamte Wärme- und<br />

Kältebedarf des Bauobjekts zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Das Energiesystem umfasst<br />

im Allgemeinen neben den <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

entspre<strong>ch</strong>ende Verteilelemente,<br />

die Wärmepumpen, Kältemas<strong>ch</strong>inen<br />

und die notwendigen Spei<strong>ch</strong>er. Die Gewinnung<br />

<strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Wärmeund<br />

Kälteenergie sowie <strong>der</strong> Energiefluss<br />

innerhalb des Gebäudes sind optimal<br />

abzustimmen.


10<br />

Für die Kühlaufgabe ausgelegte <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

dürfen nur 150 Meter tief<br />

ausgelegt sein, weil die Sonde sonst<br />

eine zu hohe Temperatur aufnimmt. Bei<br />

einigen Anlagen wurden zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Sonnenkollektoren installiert, mit<br />

denen während des Sommers Warmwasser<br />

erzeugt und <strong>der</strong> Erdspei<strong>ch</strong>er mit<br />

übers<strong>ch</strong>üssiger Sonnenenergie wie<strong>der</strong><br />

aufgeladen werden kann.<br />

Tiefe Bohrungen für höhere<br />

Temperaturen<br />

Tiefe <strong>Erdwärme</strong>sonden rei<strong>ch</strong>en bis zu<br />

4 000 Meter. Die hier eingesetzten Roh-<br />

re weisen eine koaxiale Form auf: Im<br />

Ringraum fliesst das abgekühlte Wasser<br />

in die Tiefe, im Zentralrohr strömt das<br />

erwärmte Wasser ho<strong>ch</strong>. Das Aussenrohr<br />

besteht in <strong>der</strong> Regel aus einem Stahl-<br />

mantel, <strong>der</strong> zumindest im oberen Be-<br />

rei<strong>ch</strong> vollständig auszementiert wird.<br />

Das Zentralrohr besteht je na<strong>ch</strong> Tempe-<br />

raturverhältnissen aus Kunststoff, aus<br />

glasfaserverstärktem Kunststoff, aus<br />

Fiberglas o<strong>der</strong> aus Stahl. Eine Vakuum-<br />

Isolation zwis<strong>ch</strong>en Auf- und Abstrom<br />

ist vorteilhaft, aber kostspielig.<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> tiefe<br />

Betriebskosten<br />

Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit einer Erdwär-<br />

mesonde, eines Sondenfeldes für<br />

eine Grossüberbauung o<strong>der</strong> des Einsatzes<br />

von energetis<strong>ch</strong> genutzten<br />

Baustrukturen hängt von mehreren<br />

Faktoren ab. Je na<strong>ch</strong> Verglei<strong>ch</strong>sbasis<br />

(Erdölpreis, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> usw.) ergeben<br />

si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Resultate.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> sind geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Systeme heute dank günstiger Betriebskosten<br />

bei einer längerfristigen<br />

Gesamtbetra<strong>ch</strong>tung wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>.<br />

Alle <strong>Erdwärme</strong>sonden eines Sondenfeldes<br />

werden im Verteiler zusammengeführt.<br />

(Bild: Geowatt AG)<br />

Für die Erstellung einer sol<strong>ch</strong>en Anlage<br />

sind eine Tiefbohrbewilligung und evtl.<br />

eine Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung<br />

( > 5 MW th ) erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>. Die nutzbare<br />

Wärmemenge hängt von <strong>der</strong> Betriebsart<br />

und <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Bohrung ab.<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkungen beim Betrieb<br />

Je na<strong>ch</strong> Betriebsweise kann es beim Ent-<br />

zug von Wärme im unteren Berei<strong>ch</strong> zu<br />

einer Erwärmung <strong>der</strong> Bohrumgebung<br />

im oberen Berei<strong>ch</strong> kommen. Dur<strong>ch</strong> den<br />

Bohrvorgang ist es au<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, dass<br />

bis in grosse Tiefen neue Wasserweg-<br />

samkeiten ges<strong>ch</strong>affen werden, wel<strong>ch</strong>e<br />

vor Beendigung <strong>der</strong> Bohrarbeiten dauer-<br />

haft abgedi<strong>ch</strong>tet werden müssen.<br />

Tiefe <strong>Erdwärme</strong>sonden können nur bei<br />

günstigen Gegebenheiten wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

betrieben werden, d.h. bei einer pro-<br />

blemlosen Bohrung, bei hohen Tempe-<br />

raturen und bei optimaler <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

gewonnenen Wärme.<br />

Energiekorb als Alternative<br />

<strong>Erdwärme</strong>körbe werden 2 – 4 Meter tief<br />

im Boden platziert und normalerweise<br />

hydrologis<strong>ch</strong> in Reihe ges<strong>ch</strong>altet. Hier<br />

wird ein spiralförmiges, ca. 2 Meter langes<br />

Rohrbündel ohne Gründungspfahl<br />

in einen ausgehobenen vertikalen Hohlraum<br />

verlegt wel<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong>her wie<strong>der</strong><br />

aufgefüllt werden muss. Die untief verlegten<br />

Wärmetaus<strong>ch</strong>er nutzen die jahreszeitli<strong>ch</strong>eTemperatur-Phasenvers<strong>ch</strong>iebung<br />

aus. Trotz geringer Tiefe zeigen<br />

erste Wirkungsgradbere<strong>ch</strong>nungen Jahresarbeitszahlen<br />

(Verhältnis von produzierter<br />

Wärme zu eingesetztem Strom)<br />

<strong>der</strong> anges<strong>ch</strong>lossenen Wärmepumpen<br />

von ca. 3,5. <strong>Erdwärme</strong>körbe könnten in<br />

Zukunft eine Alternative zu kleinen <strong>Erdwärme</strong>sondenanlagen<br />

darstellen. Sie<br />

sind au<strong>ch</strong> einsetzbar, falls keine Bewilligung<br />

für eine konventionelle <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />

erhältli<strong>ch</strong> ist.<br />

CO als neues Medium für<br />

2<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

In Grundwassers<strong>ch</strong>utzgebieten erhalten<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden mit Sole als Wärmeträgerflüssigkeit<br />

in <strong>der</strong> Regel keine Genehmigung.<br />

In diesem Fall bietet si<strong>ch</strong> als<br />

Alternative ein Wärmerohr mit CO als 2<br />

Medium an. Im Untergrund nimmt CO2 <strong>Erdwärme</strong>sonden ermögli<strong>ch</strong>en die <strong>Nutzung</strong><br />

des Erdrei<strong>ch</strong>es als saisonalen Wärme- und<br />

Kältespei<strong>ch</strong>er.<br />

(Grafik: CUEPE / SUPSI)


die <strong>Erdwärme</strong> auf, verdampft und steigt<br />

auf. Indem die Energie im oberen Teil<br />

des Rohres an einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er abgegeben<br />

wird, kondensiert und verflüssigt<br />

si<strong>ch</strong> CO wie<strong>der</strong> und sinkt entlang<br />

2<br />

<strong>der</strong> Rohrwand zurück.<br />

Das Kohlendioxid zirkuliert somit selbsttätig,<br />

eine Zirkulationspumpe entfällt.<br />

Dadur<strong>ch</strong> reduziert si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Elektrizitätsbedarf<br />

und die Jahresarbeitszahl des<br />

Wärmepumpensystems errei<strong>ch</strong>t höhere<br />

Werte (über JAZ 5).<br />

Contracting entlastet vom Anlagenkauf<br />

Das D4 Lucerne Business Centre in Root (LU) nutzt die geothermis<strong>ch</strong>e Energie für das<br />

Kühlen und Heizen.<br />

(Bild: D4)<br />

Beim Contracting kauft <strong>der</strong> Kunde keine Wärmeerzeugungsanlage mehr, son-<br />

<strong>der</strong>n nur no<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Wärme. Planung, Bau und Betrieb übernimmt <strong>der</strong> Contrac-<br />

tor, <strong>der</strong> au<strong>ch</strong> die Finanzierung regelt. Dieses Prinzip wird sowohl bei kleinen<br />

SUVA-Business-Centre mit Erdspei<strong>ch</strong>er<br />

Das von <strong>der</strong> SUVA Unfallversi<strong>ch</strong>erung erstellte «D4 Lucerne Business Centre» in<br />

Root bei Luzern weist ein umfassendes Energiekonzept auf. Teil davon sind 49<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden, die einen <strong>der</strong> grössten saisonalen Erdspei<strong>ch</strong>er <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

darstellen. Dieser liefert im Winter Wärme, wel<strong>ch</strong>e mit Wärmepumpen auf ein<br />

zur Raumbeheizung notwendiges Temperaturniveau angehoben wird. Im Sommer<br />

dient die Kälte zur Klimatisierung. Der Erdspei<strong>ch</strong>er weist eine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />

von 2 343 m2 und eine Tiefe von 160 Meter auf. In dieser Tiefe beträgt die Nutz-<br />

Temperatur 14,5 °C.<br />

Anlagen für Einfamilienhäuser als au<strong>ch</strong> in zunehmendem Mass bei Grossanlagen<br />

für Büro-, Hotel- und Industriegebäude sowie bei Nahwärmenetzen erfolgrei<strong>ch</strong><br />

angewendet. Für den Hauseigentümer entfällt <strong>der</strong> Investitions- und Verwaltungsaufwand.<br />

Können dank des Contracting für einen bestimmten Wärmebedarf<br />

leistungsstärkere Anlagen geplant werden, so ermögli<strong>ch</strong>t <strong>der</strong>en Betrieb in <strong>der</strong><br />

Regel eine energie-effizientere Wärmeerzeugung. Dies gilt au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

geothermis<strong>ch</strong>er Energiequellen, wel<strong>ch</strong>e als Teil eines Gesamtsystems verstanden<br />

werden. Als Contractor treten zahlrei<strong>ch</strong>e Elektrizitätswerke <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in Ers<strong>ch</strong>einung.<br />

Informationen: www.swisscontracting.<strong>ch</strong><br />

Info-Box: <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

Vorteile<br />

– breite Einsatzmögli<strong>ch</strong>keiten (Einfamilienhaus<br />

bis Grossüberbauungen)<br />

– Sondenfel<strong>der</strong> für Wärme- und<br />

Kältebezug<br />

– Klima unabhängige Wärmequelle für<br />

Heizzwecke<br />

– bewährte Te<strong>ch</strong>nik mit zertifizierten<br />

Bohrunternehmen<br />

– Alternativen in Form von CO -Son- 2<br />

den und <strong>Erdwärme</strong>körben<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– detaillierte Abklärungen des Heizund<br />

Kühlbedarfs des Gebäudes, <strong>der</strong><br />

hydrogeologis<strong>ch</strong>en Bodenverhältnisse<br />

und <strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit<br />

– Simulationen bei Sondenfel<strong>der</strong>n<br />

– Grundwassers<strong>ch</strong>utz<br />

Informationen<br />

– Info-Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH<br />

(Nr. 7, 8 und 10)<br />

– SIA-Dokumentation D 0179, Energie<br />

aus dem Untergrund, Erdrei<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>er<br />

für Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />

11


1<br />

GEOSTRUKTUREN<br />

Der Baukörper<br />

in Verbindung mit <strong>der</strong> Erde<br />

Alle mit <strong>der</strong> Erde in Berührung stehenden Teile <strong>der</strong> Gebäudestruktur, z.B.<br />

Fundationspfähle und -wände können als Wärmetaus<strong>ch</strong>er eingesetzt<br />

werden. Der Untergrund dient als Energiespei<strong>ch</strong>er für das Beheizen und<br />

Kühlen grösserer Gebäude.<br />

Grosse Gebäude werden bei s<strong>ch</strong>wie-<br />

rigem Baugrund in <strong>der</strong> Regel auf Pfähle<br />

gegründet. Enthält das Erdrei<strong>ch</strong> also<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit S<strong>ch</strong>lamm, feinem Sand<br />

und Seekreide, o<strong>der</strong> ist organis<strong>ch</strong>es<br />

Material im Boden, so werden spezielle<br />

Fundationen benötigt. Glei<strong>ch</strong>es gilt bei<br />

unkonsolidierten Aufs<strong>ch</strong>üttungen und<br />

lockeren Ablagerungen. Pfähle dienen<br />

primär <strong>der</strong> Stabilität von Bauwerken.<br />

Zwei Funktionen in einer Geostruktur<br />

Diese Te<strong>ch</strong>nik gewährt aber ni<strong>ch</strong>t nur<br />

die nötige Stabilität, son<strong>der</strong>n ermögli<strong>ch</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> einen Austaus<strong>ch</strong> von <strong>Erdwärme</strong>.<br />

Mit Wärmetaus<strong>ch</strong>errohren aus Polyethy-<br />

len ausgestattet, entstehen Energiepfäh-<br />

le, die dem Boden Wärme entziehen<br />

bzw. Kälte zuführen können. Sol<strong>ch</strong>e<br />

Rohre können in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> hergestellten<br />

Pfählen eingebra<strong>ch</strong>t werden.<br />

Der vorgefertigte Pfahl ist als Ganzes<br />

o<strong>der</strong> in Teilen hergestellt und wird so an<br />

den Einsatzort transportiert. Bei S<strong>ch</strong>leu<strong>der</strong>beton-Hohlpfählen<br />

erfolgt die Montage<br />

<strong>der</strong> Kunststoffrohre erst na<strong>ch</strong> dem<br />

Rammvorgang, ans<strong>ch</strong>liessend wird ein<br />

Hinterfüllmaterial mit optimaler Wärmeleitfähigkeit<br />

eingefüllt. Der Ortsbetonpfahl<br />

entsteht, indem Beton in ein vor-<br />

Energiepfähle erfüllen zwei Aufgaben: Stabilität für das Gebäude und Energieaustaus<strong>ch</strong><br />

mit dem Untergrund. Dazu dienen im Pfahl-Armierungskorb eingelegte Wärmetaus<strong>ch</strong>errohre.<br />

(Bild: CHYN)<br />

gängig dur<strong>ch</strong> Rammen o<strong>der</strong> Bohren ges<strong>ch</strong>affenen<br />

Hohlraum eingebra<strong>ch</strong>t wird.<br />

Dabei werden die Wärmetaus<strong>ch</strong>errohre<br />

am Armierungskorb angebra<strong>ch</strong>t.<br />

Erfolgskontrollen an ausgeführten Projekten<br />

haben inzwis<strong>ch</strong>en bestätigt, dass<br />

diese erweiterte <strong>Nutzung</strong> von Gebäudepfählen<br />

eine optimale Basis für ein effizientes<br />

Heiz- und Kühlkonzept grösserer<br />

Gebäude darstellt.<br />

Wirkung im Untergrund<br />

Energiepfähle haben in <strong>der</strong> Regel keine<br />

Auswirkungen auf s<strong>ch</strong>rumpfungs- und<br />

quellungsanfällige Tons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Eine<br />

Abkühlung unter die Nullgradgrenze ist<br />

wegen <strong>der</strong> Gefahr von Frosts<strong>ch</strong>äden<br />

und vermin<strong>der</strong>ter Verbindung mit dem<br />

Untergrund jedo<strong>ch</strong> zu vermeiden. Bei<br />

Terminal E mit <strong>Erdwärme</strong> versorgt<br />

Der neue Terminal E des Flughafens<br />

Züri<strong>ch</strong> weist eine Länge von 500 Meter<br />

und eine Breite von 30 Meter auf. Da<br />

er in einem Grundwasser-Gebiet gebaut<br />

wurde, mussten 440 Fundationspfähle<br />

eingesetzt werden. Diese rei<strong>ch</strong>en<br />

rund 30 Meter tief und sind in<br />

<strong>der</strong> Grundmoräne verankert. Mit 310<br />

dieser Pfähle wird Energie gewonnen:<br />

Im Sommer dienen sie zur Abgabe <strong>der</strong><br />

Wärme an das Erdrei<strong>ch</strong>, wodur<strong>ch</strong> ein<br />

Free-cooling-System ges<strong>ch</strong>affen wird,<br />

und im Winter wird Wärme für die Gebäudebeheizung<br />

gewonnen. 75 %<br />

<strong>der</strong> Energie zum Heizen und Kühlen<br />

stammen aus den Energiepfählen. Umfangrei<strong>ch</strong>e<br />

Simulationsre<strong>ch</strong>nungen haben<br />

in <strong>der</strong> Planungsphase die Auslegung<br />

dieser Energiepfähle erlei<strong>ch</strong>tert.


Energiepfahlanlagen haben <strong>der</strong> Wär-<br />

mena<strong>ch</strong>fluss sowie hydrogeologis<strong>ch</strong>e<br />

Verhältnisse wesentli<strong>ch</strong>e Bedeutung<br />

für den Wirkungsgrad.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en hat die Bedeutung von Geo-<br />

strukturen zugenommen und umfasst<br />

heute au<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e, im Unter-<br />

grund platzierte Teile von Gebäuden<br />

und Infrastrukturanlagen (z.B. U-Bahn-<br />

Anlagen), also beliebige erdberührte<br />

Betonbauteile, wie S<strong>ch</strong>litzwände, Fun-<br />

dationsplatten und an<strong>der</strong>e Tiefbau-<br />

konstruktionen. Derartige Energienut-<br />

zungsanlagen können unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Dimensionen aufweisen und bei kleinen<br />

Mehrfamilienhäusern o<strong>der</strong> Grossprojekten<br />

eingesetzt werden. Mit dem<br />

ermögli<strong>ch</strong>ten Energieaustaus<strong>ch</strong> lassen<br />

si<strong>ch</strong> Räume erwärmen o<strong>der</strong> kühlen.<br />

Eine Te<strong>ch</strong>nik für Neubauten<br />

Geostrukturen werden nur bei Neubauten<br />

zur Energiegewinnung bzw. für<br />

einen Wärmeaustaus<strong>ch</strong> vorgesehen.<br />

Eine nahe gelegene Energienutzung ist<br />

damit gewährleistet. Energiepfähle<br />

weisen in <strong>der</strong> Regel eine Tiefe von 10<br />

bis 40 Metern auf, und <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>messer<br />

beträgt zwis<strong>ch</strong>en 20 und 200 cm.<br />

Die Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en den Energiepfählen<br />

und dem Verteiler erfolgt meist<br />

unter <strong>der</strong> Bodenplatte des Gebäudes<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Magerbetons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Sofern<br />

keine Setzungen zu erwarten sind,<br />

können die Rohre in Bündeln, Vor- und<br />

Rücklauf jedo<strong>ch</strong> getrennt, in einem<br />

Sandbett verlegt werden. Gegen die Bodenplatte<br />

empfiehlt es si<strong>ch</strong>, eine Wärmedämmung<br />

anzubringen.<br />

Zugängli<strong>ch</strong>e <strong>Erdwärme</strong>sonden in Hohlpfählen in Fully<br />

Die Primars<strong>ch</strong>ule von Fully bei Martigny (VS) wurde im Jahr 2000 als Minergie-<br />

Gebäude konzipiert. Dabei ist für die Wärmeversorgung ein Wärmepumpen-System<br />

gewählt worden. In Anbetra<strong>ch</strong>t des instabilen Untergrunds mussten Fundationspfähle<br />

eingesetzt werden, die man als Energiepfähle ausstatten konnte. 41<br />

von 118 Hohlpfählen mit einer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Tiefe von 23 m sind dafür mit<br />

Doppel-U-Rohren versehen worden. Die an <strong>der</strong> Peripherie des Gebäudes platzierten<br />

Energiepfähle sind – als innovative Lösung – mit vorisolierten, in <strong>der</strong> Fundamentgrube<br />

verlegten Sammelleitungen verbunden. Die zentral liegenden<br />

Pfähle sind hingegen über einen zugängli<strong>ch</strong>en Betriebskanal verbunden. Damit<br />

hat man errei<strong>ch</strong>t, dass die Verbindungsleitungen und die Sondenköpfe errei<strong>ch</strong>bar<br />

geblieben sind und die Bes<strong>ch</strong>ädigungsgefahr während <strong>der</strong> Bauphase deutli<strong>ch</strong><br />

niedriger war. Im Winter beträgt die Temperatur des Glykol-Wasser-Gemis<strong>ch</strong>es<br />

am Sondenaustritt 5 °C. Im Sommer wird das Gebäude mit diesem Leitungsnetz<br />

gekühlt.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>nutzung<br />

muss bereits beim Planungsbeginn berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Inzwis<strong>ch</strong>en wurden<br />

Bere<strong>ch</strong>nungsmethoden entwickelt<br />

und Planungsempfehlungen formuliert,<br />

so dass heute Konzeption, Dimensionierung<br />

und Ausführung von Energiepfahlanlagen<br />

optimal realisiert werden<br />

können. Dazu sind au<strong>ch</strong> die jeweiligen<br />

Gegebenheiten des Untergrunds,<br />

Geologie und Hydrogeologie, im Hinblick<br />

auf die thermis<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong> zu<br />

analysieren.<br />

Bere<strong>ch</strong>nung und Simulation mit<br />

bewährtem Programm<br />

Zur Evaluation von Varianten, <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Ma<strong>ch</strong>barkeit und einer grundlegenden<br />

Dimensionierung von Energiepfählen<br />

lassen si<strong>ch</strong> Bere<strong>ch</strong>nungs- und<br />

Energiepfähle werden beim Primars<strong>ch</strong>ulhaus<br />

in Fully zur Wärme- und Kälteversorgung<br />

eingesetzt.<br />

(Bild: Centre romand de promotion de la<br />

géothermie)<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden sind ausserhalb des<br />

Gebäudefundaments an das Sammelrohr<br />

anges<strong>ch</strong>lossen.<br />

(Grafik: Tecnoservice Engineering SA)<br />

1


1<br />

Mit <strong>der</strong> SIA-Dokumentation D 0190 wird ein<br />

<strong>Überblick</strong> über Planung, Bere<strong>ch</strong>nung und Ausführung<br />

von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en, energetis<strong>ch</strong><br />

genutzten Geostrukturen vermittelt.<br />

SIA-Dokumentation zu energetis<strong>ch</strong><br />

genutzten Geostrukturen<br />

Die primäre Aufgabe von Gründungspfählen<br />

und an<strong>der</strong>en Betonbauteilen<br />

im Erdrei<strong>ch</strong>, allgemein als Geostrukturen<br />

bezei<strong>ch</strong>net, ist die Si<strong>ch</strong>erstellung<br />

<strong>der</strong> Stabilität von Bauwerken. Werden<br />

diese erdberührten Bauteile mit Wärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />

ausgerüstet, so können<br />

sie au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Nutzbarma<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong><br />

untiefen geothermis<strong>ch</strong>en Ressourcen<br />

dienen.<br />

Na<strong>ch</strong>dem zwis<strong>ch</strong>en 1988 und 2003 bereits<br />

drei SIA-Dokumentationen über<br />

die thermis<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong> des Untergrundes<br />

ers<strong>ch</strong>ienen sind, folgte 2005 eine<br />

vierte Publikation, wel<strong>ch</strong>e energetis<strong>ch</strong><br />

genutzte Geostrukturen behandelt. Die<br />

SIA-Dokumentation D 0190 thematisiert<br />

sowohl die theoretis<strong>ch</strong>en Aspekte<br />

von Planung, Bere<strong>ch</strong>nung und Bau von<br />

Geostrukturen als au<strong>ch</strong> die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

und re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kriterien einer<br />

Anlagenkonfiguration. Zudem werden<br />

vers<strong>ch</strong>iedene ausgeführte Projekte bes<strong>ch</strong>rieben.<br />

Simulationsprogramme nutzen. Damit<br />

werden die Wärmeleistung des Systems,<br />

das thermale Potenzial <strong>der</strong> Energiepfähle<br />

und unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Systemkonzepte<br />

bere<strong>ch</strong>net. Der Wärmeaustaus<strong>ch</strong> wird<br />

dynamis<strong>ch</strong> simuliert, so dass eine monatli<strong>ch</strong>e<br />

o<strong>der</strong> jährli<strong>ch</strong>e Energiebilanz erstellt<br />

werden kann. Damit lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine<br />

geeignete Dimensionierung <strong>der</strong> Wärmepumpe<br />

und <strong>der</strong> Kältemas<strong>ch</strong>ine festlegen.<br />

Die Effizienz einer energetis<strong>ch</strong> genutzten<br />

Geostruktur wird erhöht, wenn die Tem-<br />

peratur <strong>der</strong> im Gebäude verteilten<br />

Wärme und Kälte mögli<strong>ch</strong>st nahe <strong>der</strong>jenigen<br />

<strong>der</strong> Wärmeträgerflüssigkeit am<br />

Ausgang <strong>der</strong> Energiepfähle liegt. Im<br />

Weiteren ist es vorteilhaft, wenn mögli<strong>ch</strong>st<br />

wenig zusätzli<strong>ch</strong>e Installationen integriert<br />

sind, die jährli<strong>ch</strong>e Betriebszeit<br />

ho<strong>ch</strong> liegt sowie dur<strong>ch</strong> die Erzeugung<br />

von Wärme und Kälte eine ausgegli<strong>ch</strong>ene<br />

Jahresbilanz ermögli<strong>ch</strong>t wird. Im Fall<br />

einer unausgegli<strong>ch</strong>enen Situation ist<br />

eine Wie<strong>der</strong>aufladung des Erdspei<strong>ch</strong>ers<br />

Info-Box: Geostrukturen<br />

mit Wärme vorzusehen. Um eine langfristig<br />

stabile Geostruktur zu erhalten,<br />

sollte bereits zu Beginn <strong>der</strong> Dimensionierung<br />

eine ausgegli<strong>ch</strong>ene jährli<strong>ch</strong>e<br />

Energiebilanz angestrebt werden.<br />

Grundwassers<strong>ch</strong>utz bei Geo-<br />

strukturen<br />

Energetis<strong>ch</strong> genutzte Geostrukturen<br />

müssen so dimensioniert sein, dass ein<br />

Gefrieren im umliegenden Erdrei<strong>ch</strong> verhin<strong>der</strong>t<br />

wird, um S<strong>ch</strong>äden zu vermeiden.<br />

Es könnte sonst zum Verlust <strong>der</strong><br />

Tragfähigkeit <strong>der</strong> Fundationspfähle kommen,<br />

o<strong>der</strong> unglei<strong>ch</strong>e Hebungen und<br />

Setzungen verursa<strong>ch</strong>en Risse in den Betonelementen.<br />

Die Geostrukturen können einen merkbaren<br />

Einfluss auf das Grundwasser ausüben,<br />

sowohl dur<strong>ch</strong> die Bauarbeiten<br />

als au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Abkühlungs- o<strong>der</strong> Aufwärmeffekte.<br />

Daher sind die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Rahmenbedingungen des<br />

Grundwassers<strong>ch</strong>utzes einzuhalten.<br />

Vorteile<br />

– <strong>Nutzung</strong> des Erdrei<strong>ch</strong>s für Heiz- und Kühlzwecke in Verbindung mit baute<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

notwendigen Strukturelementen (z.B. Fundationspfähle)<br />

– Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Energiepfahlsysteme für spezifis<strong>ch</strong>e Bau- und Bodenbedingungen<br />

– Breite Palette an geostrukturellen Bauteilen<br />

– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> interessante Grundlage für Energiesysteme bei Neubauten<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– Energiesystem als Ausgangsbasis für Bauplanung<br />

– Bere<strong>ch</strong>nungen <strong>der</strong> Langzeitwirkung bei Wärme- und Kältenutzung<br />

Informationen<br />

– SIA-Dokumentation D 0190: <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong> mit Fundationspfählen<br />

und an<strong>der</strong>en erdberührten Betonbauteilen


GRUNDWASSER<br />

Ein stetiger Energiefluss<br />

im Untergrund<br />

Das Grundwasser dient primär zur Trinkwasserversorgung. Dank seiner<br />

grossen Wärmekapazität und konstanten Temperatur ist es au<strong>ch</strong> für<br />

Heizsysteme interessant.<br />

Ist genügend Grundwasser vorhanden,<br />

kann es au<strong>ch</strong> unter s<strong>ch</strong>wierigen Bedin-<br />

gungen, z.B. bei hohem Sandanteil, un-<br />

günstiger Hydro<strong>ch</strong>emie usw. eingesetzt<br />

werden. Die Sedimentfra<strong>ch</strong>t und die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e<br />

Zusammensetzung des Grundwassers<br />

sind bestimmende Faktoren für<br />

die beim Bau zu verwendenden Materialien.<br />

Physikalis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Gegebenheiten<br />

Bei hohem Sandanteil muss <strong>der</strong> Einsatz<br />

einer Bypass-Verbindung vorgesehen<br />

werden, wel<strong>ch</strong>e beim Eins<strong>ch</strong>alten des<br />

Systems aktiviert wird. Ferner sind geeignete<br />

Filtervorri<strong>ch</strong>tungen einzubauen.<br />

Enthält das Grundwasser hohe Eisenund<br />

Mangan-Anteile, so sind spezielle<br />

Filtersysteme o<strong>der</strong> ein sauerstofffreier<br />

Betrieb <strong>der</strong> Anlage vorzusehen. Bei beson<strong>der</strong>s<br />

aggressiver, korrosiver Zusammensetzung<br />

müssen zerlegbare Anlagenteile<br />

aus Kunststoff o<strong>der</strong> rostfreiem<br />

Stahl verwendet werden.<br />

Notwendige Abklärungen<br />

Grundwasser kann beson<strong>der</strong>s in Tälern<br />

entlang grosser Flüsse des Mittellands<br />

und Voralpengebiets, also bei gut dur<strong>ch</strong>lässigen<br />

Kiess<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, in bedeutenden<br />

Mengen vorhanden sein. Für die energetis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Nutzung</strong> müssen jedo<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st<br />

das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz und<br />

die kantonalen Vors<strong>ch</strong>riften erfüllt sein.<br />

Der Gemeinde ist ein Gesu<strong>ch</strong> einzurei<strong>ch</strong>en,<br />

das in <strong>der</strong> Regel dur<strong>ch</strong> die zuständige<br />

kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle beurteilt wird.<br />

Bohrarbeiten, <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Anlage und<br />

die Inbetrieb setzung können erst na<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Bewilligung erfolgen.<br />

Grundlage bilden au<strong>ch</strong> die geologis<strong>ch</strong>hydrogeologis<strong>ch</strong>en<br />

Verhältnisse am<br />

Standort sowie die beson<strong>der</strong>en Auflagen<br />

des Grundwassers<strong>ch</strong>utzes. Die Platzierung<br />

des Entnahmebrunnens muss<br />

im Anströmberei<strong>ch</strong> des Grundwassers<br />

gewählt werden, die Rückgabe im Abströmberei<strong>ch</strong>,<br />

damit kein Kreislaufeffekt<br />

des bereits genutzten Grundwassers ein-<br />

Die energetis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Nutzung</strong> von Grundwasser<br />

erfor<strong>der</strong>t<br />

eine Entnahmebohrung<br />

und eine<br />

Rückführung: mit<br />

Rückgabes<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t (1)<br />

o<strong>der</strong> mit Rückgabebohrung<br />

(2).<br />

(Grafik: Eberhard<br />

& Partner AG)<br />

tritt. Die Wärmeentzugsleistung ist wesentli<strong>ch</strong><br />

höher als bei <strong>Erdwärme</strong>sonden.<br />

Bei tiefer liegenden Grundwasservorkom-<br />

men kann im Rückgabebrunnen eine<br />

Turbine eingesetzt werden, um damit<br />

einen Teil <strong>der</strong> benötigten Elektrizität<br />

für die För<strong>der</strong>ung zurückzugewinnen.<br />

Praxis bietet überzeugende<br />

Beispiele<br />

Die Investitionskosten von Grundwasser-Wärmepumpen-Systeme<br />

ri<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Wärmebedarf, <strong>der</strong><br />

Bohrtiefe, <strong>der</strong> spezifis<strong>ch</strong>en Anlagenkonfiguration<br />

und na<strong>ch</strong> den physikalis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>enRahmenbedingungen.<br />

Da die <strong>Nutzung</strong> von Grundwasser<br />

das effizienteste Wärmepumpen-<br />

System darstellt, darf man mit Jahresarbeitszahlen<br />

von 4 bis 5 re<strong>ch</strong>nen.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig ist – bei korrekter Planung<br />

und Ausführung – eine langfristige<br />

<strong>Nutzung</strong> gewährleistet.<br />

Zur breiten Palette <strong>der</strong> bereits realisier-<br />

ten Projekte gehören beispielsweise<br />

das Feuerwehrgebäude in Sisseln (AG)<br />

sowie die kath. Kir<strong>ch</strong>e und das Pfarr-<br />

haus in Bremgarten (AG), wo eine<br />

stark variierende Grundwassermenge<br />

mit einem Zwis<strong>ch</strong>enkreislauf genutzt<br />

wird. Im Weiteren hat man bei <strong>der</strong><br />

Anlage im Büro- und Wohnhaus <strong>der</strong><br />

Elektro Güller AG in Würenlos (AG)<br />

eine Turbine in <strong>der</strong> Rückführbohrung<br />

eingebaut, und beim Ges<strong>ch</strong>äftshaus<br />

<strong>der</strong> Valiant Bank in Suhr (AG) wird im<br />

Winter dem Grundwasser Wärme<br />

entzogen, im Sommer hingegen übers<strong>ch</strong>üssige<br />

Gebäudewärme zugeführt.<br />

1


1<br />

HyDROTHERMALE ENERGIENUTZUNG<br />

Heisse Quellen<br />

an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e nutzen<br />

Die <strong>Nutzung</strong> heisser Quellen hat Tradition. Mit gezielten Bohrungen kann<br />

Thermalwasser aus tief liegenden, Grundwasser führenden Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

(Aquiferen) zur Wärmegewinnung geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Während bei Thermalbä<strong>der</strong>n ursprüng-<br />

li<strong>ch</strong> – als älteste Form <strong>der</strong> geothermi-<br />

s<strong>ch</strong>en Energienutzung – an <strong>der</strong> Erdober-<br />

flä<strong>ch</strong>e austretende heisse Quellen ge-<br />

fasst wurden, ers<strong>ch</strong>liesst man heute<br />

dur<strong>ch</strong> Bohrungen tiefer liegende, Grundwasser<br />

führende Klüfte und S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

(Aquifere). Da die Temperatur des Untergrunds<br />

im Allgemeinen um rund 30 °C<br />

pro Kilometer steigt, wird das Thermalwasser<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe wärmer.<br />

Mit Hilfe sol<strong>ch</strong>er Bohrungen in tiefere<br />

Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und Aquifere können<br />

Wassermenge und Temperatur von Thermalwasserfassungen<br />

erhöht werden.<br />

Für eine hydrothermale <strong>Nutzung</strong> von<br />

warmen Grundwasserströmen werden<br />

im Allgemeinen zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Te<strong>ch</strong>nik-Konzepte eingesetzt:<br />

Info-Box: Grundwasser / Hydrothermale Energienutzung<br />

Vorteile<br />

– Hohe Wärmekapazitäten auf konstantem Temperaturniveau<br />

– Effizientes Heizen mit Kaskadensystem<br />

– Heizen und Kühlen mögli<strong>ch</strong><br />

Singlette – eine För<strong>der</strong>bohrung: Das im<br />

Thermalbad o<strong>der</strong> in beheizten Gebäuden<br />

genutzte und dadur<strong>ch</strong> abgekühlte<br />

Wasser wird in einen Vorfluter (z.B. ein<br />

Fluss) geleitet.<br />

Doublette – das System umfasst sowohl<br />

eine För<strong>der</strong>- als au<strong>ch</strong> Rückfluss-Bohrung<br />

(Injektion); das dem Aquifer entnommene<br />

Wasser wird wie<strong>der</strong> zurück in den<br />

Aquifer geleitet.<br />

Mit einem Kaskadensystem lässt si<strong>ch</strong> das<br />

Thermalwasser je na<strong>ch</strong> Temperatur für<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Zwecke sowohl im Badebetrieb<br />

als au<strong>ch</strong> für angrenzende<br />

Bauten nutzen.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– Grundwassers<strong>ch</strong>utz<br />

– Vermeiden von Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen Grundwassers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

– Fündigkeit in grösserer Tiefe<br />

Informationen<br />

– Info-Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH (Nr. 9)<br />

– Te<strong>ch</strong>n. Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH (Energie aus dem Grundwasser)<br />

– Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz BUWAL / BAFU 2004<br />

Beim Thermalbad von Lavey-les-Bains<br />

kommt ein Kaskadensystem für eine erweiterte<br />

Wärmenutzung zur Anwendung.<br />

(Foto: Bains de Lavey)<br />

Hydrothermale Energienutzung in<br />

Riehen und Lavey-les-Bains<br />

Bereits seit 1994 nutzt <strong>der</strong> Wärmeverbund<br />

Riehen (BS) rund 64 °C warmes<br />

Wasser aus 1500 Metern Tiefe. Damit<br />

wird die Hälfte des Energiebedarfs<br />

des Wärmeverbunds gedeckt. Rund 20<br />

Liter pro Sekunde werden mit einer<br />

Pumpe an die Oberflä<strong>ch</strong>e geför<strong>der</strong>t<br />

und na<strong>ch</strong> dem Wärmeentzug mit<br />

25 °C in einer zweiten Bohrung wie<strong>der</strong><br />

verpresst.<br />

Das Thermalbad von Lavey-les-Bains<br />

(VD) wird von zwei Quellen mit 55 und<br />

65 °C versorgt. Das zunä<strong>ch</strong>st in einem<br />

Becken gesammelte Thermalwasser<br />

nutzt man daraufhin für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Anwendungen (Kaskadensystem)<br />

auf jeweiligem Temperaturniveau.<br />

HydrothermaleEnergienutzung<br />

von Aquiferen<br />

mit<br />

Hilfe von<br />

Wärmetaus<strong>ch</strong>ern.<br />

(Grafik:<br />

CHYN)


TUNNELWASSER<br />

Von <strong>der</strong> Energie<br />

an den Portalen profitieren<br />

In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wird seit Jahren die Wärme aus Eisenbahn- und Strassentunneln<br />

für die Heizungsunterstützung genutzt. Nun bieten die beiden<br />

NEAT-Tunnel neue, umfassen<strong>der</strong>e Chancen.<br />

Mit dem Bau von Gebirgstunneln fällt<br />

Drainagewasser an, das gesammelt und<br />

an die Portale geleitet wird. In den mei-<br />

sten Fällen führt man es nahe gelege-<br />

nen Oberflä<strong>ch</strong>engewässern zu. Entspre-<br />

<strong>ch</strong>end dem Mass <strong>der</strong> Felsüberdeckung<br />

eines Tunnels kann die Wassertempera-<br />

tur höhere und für eine energetis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Nutzung</strong> interessante Werte von 30 °C<br />

und mehr errei<strong>ch</strong>en. Damit ist<br />

einerseits die direkte Ableitung in Fliess-<br />

gewässer ni<strong>ch</strong>t mehr erlaubt (Gewässer-<br />

s<strong>ch</strong>utzbestimmungen), an<strong>der</strong>seits steht<br />

Nie<strong>der</strong>temperatur-Energie zur Verfü-<br />

gung, die zur Beheizung von Gebäuden<br />

in Portalnähe genutzt werden kann.<br />

An den Portalen <strong>der</strong> beiden NEAT-Eisenbahntunnel<br />

steht geothermis<strong>ch</strong>e Nie<strong>der</strong>temperaturwärme<br />

zur Verfügung.<br />

(Foto: BLS AlpTransit AG)<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und <strong>Nutzung</strong>smögli<strong>ch</strong>-<br />

keiten<br />

Die Gebirgstemperatur nimmt mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Felsüberdeckung zu. Be-<br />

stimmt wird sie dur<strong>ch</strong> die Topografie,<br />

die Wärmeleitfähigkeit <strong>der</strong> Gesteins-<br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und die Wasserzirkulation.<br />

Diese kann einen Transport und somit<br />

eine Umverteilung von Wärme im Ge-<br />

birge bewirken. Beim Tunnelbau sind<br />

Prognosen zu Lage und Zahl von Wasser<br />

führenden Zonen zunä<strong>ch</strong>st für die<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und für die Bauplanung von<br />

grosser Bedeutung. Zuglei<strong>ch</strong> bilden<br />

diese Vorausbere<strong>ch</strong>nungen eine Grund-<br />

lage für die Konzeption geothermis<strong>ch</strong>er<br />

<strong>Nutzung</strong>sideen an den Portalen.<br />

Ein Land <strong>der</strong> Tunnel<br />

Bei se<strong>ch</strong>s von über 700 kürzeren bis<br />

längeren Tunnel <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz sind Nut-<br />

zungsprojekte realisiert worden:<br />

– Bereits seit 1979 wird am Südportal<br />

des Gotthard-Strassentunnels bei<br />

Airolo (TI) das Unterhaltszentrum mit<br />

geothermis<strong>ch</strong>er Energie beheizt.<br />

Etwa 6700 Liter Wasser pro Minute<br />

mit 17 °C werden hier gefasst.<br />

– Beim Hauenstein-Bahntunnel werden<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Olten 150 Wohnun-<br />

gen beheizt – mit <strong>der</strong> Energie von ca.<br />

2500 Liter Wasser pro Minute bei<br />

19 °C als Ausgangspunkt.<br />

– In Kaltbrunn (SG) nutzt man für ein<br />

Mehrzweckgebäude, einen Kin<strong>der</strong>-<br />

garten und eine Zivils<strong>ch</strong>utzanlage das<br />

Tunnelwasser des Ricken-Bahntunnels<br />

(690 Liter pro Minute mit 12 °C).<br />

In Frutigen nutzt das Tropenhaus die Wärme <strong>der</strong> Drainagewässer des Löts<strong>ch</strong>bergtunnels<br />

für Fis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t und den Anbau exotis<strong>ch</strong>er Frü<strong>ch</strong>te.<br />

(Grafik und Foto: Tropenhaus Frutigen)<br />

1


1<br />

– Am Nordportal des Tunnels dur<strong>ch</strong> den<br />

Grossen St. Bernhard wird das Unterhaltsgebäude<br />

beheizt – an Stelle von<br />

Bergwasser hier mit <strong>der</strong> warmen<br />

Tunnelluft.<br />

– In Oberwald (VS) profitieren 177<br />

Wohnungen und ein Mehrzweckgebäude<br />

von den 5400 Liter Wasser pro<br />

Minute mit 16 °C aus dem Furka-<br />

Bahntunnel.<br />

– In Minusio (TI) wird das Sport- und<br />

Erholungszentrum von Mappo mit<br />

Tunnelwasser des Mappo-Morettino-<br />

Tunnels versorgt (983 Liter pro<br />

Minute mit 16 °C).<br />

Mit einer Studie wurde das geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Potenzial von 15 Tunnel untersu<strong>ch</strong>t:<br />

Insgesamt könnte mit diesen Tunnelwässern<br />

eine Leistung von rund 30<br />

MW erzielt werden. Voraussetzung sind<br />

jedo<strong>ch</strong> Wärmeabnehmer in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Tunnelportale.<br />

Info-Box: Tunnelwasser<br />

Vorteile<br />

– Zusatznutzen dur<strong>ch</strong> den Bau einer<br />

Infrastrukturanlage<br />

– Abwärme für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Nie<strong>der</strong>temperaturzwecke<br />

– Abwärmenutzung dank erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

Abkühlung<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– Temperatur und Wassermenge erst<br />

na<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>sti<strong>ch</strong> und Bau bestätigt<br />

– Räumli<strong>ch</strong>e und terminli<strong>ch</strong>e Koordination<br />

mit Tunnelbau<br />

Informationen<br />

– Te<strong>ch</strong>n. Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH<br />

(Tunnelgeothermie)<br />

Geologis<strong>ch</strong>es Tunnelprofil <strong>der</strong> NEAT am Gotthard und Drainagesystem des Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnels.<br />

(Grafik: AlpTransit Gotthard AG / BLS AlpTransit AG)<br />

NEAT-Tunnel bieten umfangrei<strong>ch</strong>e Wärmenutzung<br />

Mit den beiden «Neuen Eisenbahn-Alpen-Transversalen» (NEAT) soll <strong>der</strong> alpenquerende<br />

Transitverkehr von <strong>der</strong> Strasse auf die S<strong>ch</strong>iene verlagert werden. Dur<strong>ch</strong><br />

den Bau <strong>der</strong> Basistunnel am Löts<strong>ch</strong>berg und am Gotthard werden die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungs-Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en Norden und Süden ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Der Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnel führt von Frutigen (BE) na<strong>ch</strong> Raron (VS), ist 34,6 km<br />

lang und als Zwei-Röhren-Tunnel konzipiert. Der Dur<strong>ch</strong>sti<strong>ch</strong> erfolgte im April 2005,<br />

bereits 2007 soll die Eröffnung stattfinden. Um die Mögli<strong>ch</strong>keiten einer thermis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Nutzung</strong> des Drainagewassers zu evaluieren, wurden für die vier Portale <strong>der</strong><br />

beiden NEAT-Tunnel Prognosen zu Wassertemperaturen und Volumenströme erarbeitet.<br />

Daraus abgeleitet konnten die Potenziale dieser Wärmequellen bere<strong>ch</strong>net<br />

werden. Auf dieser Grundlage begann die Erarbeitung von <strong>Nutzung</strong>svarianten. Für<br />

Frutigen, beim Nordportal des Löts<strong>ch</strong>berg-Tunnels, sieht man den Bau eines Tropenhauses<br />

vor, in wel<strong>ch</strong>em exotis<strong>ch</strong>e Frü<strong>ch</strong>te geerntet werden und eine Fis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />

integriert wird. Für das Südportal des Gotthard-Tunnels in Bodio (TI) steht ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Thermalbad als Projektidee zur Diskussion.


TIEFENGEOTHERMIE<br />

Aus dem Kristallingestein<br />

die Hitze entnehmen<br />

In einigen Tausend Metern Tiefe sind Temperaturen vorhanden, die mit<br />

einem künstli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>affenen Wasserkreislauf an die Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />

gebra<strong>ch</strong>t zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden können.<br />

In Mitteleuropa errei<strong>ch</strong>t man in vier bis<br />

se<strong>ch</strong>s Kilometer Tiefe kristallines Gestein<br />

(Grundgebirge), das Temperaturen um<br />

200 °C aufweist. Mit dem «Stimulierten<br />

Geothermis<strong>ch</strong>en System (SGS)» (Enhan-<br />

ced Geothermal System – EGS) kann die<br />

Energie genutzt werden, indem man<br />

mit Bohrungen in diese Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />

Mit dem Bohrbeginn im 2006 hat die Realisierung <strong>der</strong> Tiefengeothermie in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />

begonnen. Ziel ist ein stimuliertes geothermis<strong>ch</strong>es System zur Wärme- und Stromproduktion.<br />

(Bild: Geopower-Basel AG / DHM)<br />

vordringt, mit Ho<strong>ch</strong>druck eine Klüftung<br />

erzeugt und ans<strong>ch</strong>liessend über eine<br />

zweite Bohrung eine Wasserzirkulation<br />

in Gang setzt. An <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />

wird die gewonnene Energie über Wär-<br />

metaus<strong>ch</strong>er zur Stromerzeugung und<br />

Wärmeabgabe eingesetzt. Mit dieser<br />

<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> wird es mögli<strong>ch</strong> sein, Strom<br />

als Bandenergie zu erzeugen und<br />

kontinuierli<strong>ch</strong> Wärme bereitzustellen.<br />

Geologis<strong>ch</strong>e Eignung findet si<strong>ch</strong><br />

vielerorts<br />

Das grosse Interesse an <strong>der</strong> SGS-Te<strong>ch</strong>no-<br />

logie beruht zum einen auf <strong>der</strong> Tatsa-<br />

<strong>ch</strong>e, dass sie an den meisten Standorten<br />

mit kristallinem Gestein in hö<strong>ch</strong>stens 6<br />

km Tiefe angewandt werden kann, und<br />

zum an<strong>der</strong>n auf dem Vorzug einer CO 2 -<br />

freien Produktion von Elektrizität mit er-<br />

neuerbarer Energie, also na<strong>ch</strong>strömen-<br />

<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>. Zahlrei<strong>ch</strong>e Regionen <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz sind aus geologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t für<br />

sol<strong>ch</strong> eine Anlage geeignet. Für die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

einer SGS-Anlage ist jedo<strong>ch</strong><br />

aus heutiger Si<strong>ch</strong>t nebst <strong>der</strong> Stromproduktion<br />

<strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Übers<strong>ch</strong>usswärme<br />

wesentli<strong>ch</strong>. Ein entspre<strong>ch</strong>end<br />

grosser Wärmeabnehmer, wie z.B. ein<br />

Fernwärmenetz muss also in <strong>der</strong> Nähe<br />

vorhanden o<strong>der</strong> geplant sein.<br />

Mit dem au<strong>ch</strong> als Hot-Fractured-Rock-<br />

Verfahren benannten System setzt man<br />

zunä<strong>ch</strong>st das angebohrte Kristallingestein<br />

mit Wasser unter Druck und versu<strong>ch</strong>t<br />

damit, die vorhandenen S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stellen<br />

und Haarrisse o<strong>der</strong> Klüfte aufzustossen.<br />

Weil das Gestein unter Spannung<br />

steht, erfolgt nun eine geringfügige<br />

Vers<strong>ch</strong>iebung <strong>der</strong> unregelmässigen<br />

Kluftflä<strong>ch</strong>en, so dass eine bleibende<br />

Öffnung resultiert. Mit dieser Stimulie-<br />

1


0<br />

rung ist es mögli<strong>ch</strong>, dass das Gestein<br />

wasserdur<strong>ch</strong>lässig wird – <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>lauf-<br />

erhitzer ist ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>es Prinzip<br />

mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Das Prinzip wurde bereits vor 30 Jahren<br />

dur<strong>ch</strong> ein staatli<strong>ch</strong>es Fors<strong>ch</strong>ungslabor in<br />

New Mexico (USA) realisiert, jedo<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t weiter entwickelt. Später sind Ver-<br />

su<strong>ch</strong>sanlagen in Grossbritannien und in<br />

Japan entstanden, dann folgte das europäis<strong>ch</strong>e<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt in Soultzsous-Forêts<br />

(Frankrei<strong>ch</strong>). In <strong>der</strong> Wüste<br />

Australiens sind bereits mehrere Bohrungen<br />

erstellt worden, um eine SGS-Anlage<br />

zu bauen. Das Interesse an dieser<br />

<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> hat weltweit zugenommen.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen des Gesamtsystems<br />

Die bisherigen Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

tiefen <strong>Geothermie</strong> konzentrierten si<strong>ch</strong><br />

primär auf Fragestellungen, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Ressource und <strong>der</strong>en Ers<strong>ch</strong>liessung betreffen,<br />

d.h. vor allem Probleme <strong>der</strong><br />

Geologie, Bohrte<strong>ch</strong>nik und S<strong>ch</strong>affung<br />

Projekte mit stimulierten geothermis<strong>ch</strong>en Systemen in Basel und Genf<br />

Basel liegt am südli<strong>ch</strong>en Ende des Rheintalgrabens, <strong>der</strong> eine Nahtstelle <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Kontinentalplatte darstellt. Hier<br />

hat si<strong>ch</strong> die Erdkruste verdünnt, wodur<strong>ch</strong> bereits in geringer Tiefe hohe Temperaturen zu erwarten sind, also bereits in<br />

5000 Meter Tiefe 200 °C heisses Gestein zu finden ist. Die geologis<strong>ch</strong>en Voraussetzungen sind günstig. Für eine Produktionsanlage<br />

stellt jedo<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e eines umfangrei<strong>ch</strong>en Fernwärmenetzes ein zentrales Kriterium für die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

geför<strong>der</strong>ten Wärme dar. 1998 begannen die Arbeiten für eine Testbohrung, wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in einer Tiefe von über<br />

2,7 km im kristallinen Grundgestein endete. Der gemessene Temperaturverlauf (Gradient) entspra<strong>ch</strong> den Erwartungen.<br />

Um die S<strong>ch</strong>affung eines unterirdis<strong>ch</strong>en Wärmetaus<strong>ch</strong>ers mit aufgepressten Klüftungen zu überwa<strong>ch</strong>en, sind Hor<strong>ch</strong>bohrun-<br />

gen notwendig, in wel<strong>ch</strong>e Geophone (Ers<strong>ch</strong>ütterungs-Sensoren) eingebra<strong>ch</strong>t werden. Diese zei<strong>ch</strong>nen die Signale <strong>der</strong> Klüf-<br />

tung auf und lokalisieren sie. Mit diesen Daten wird es mögli<strong>ch</strong>, eine dreidimensionale Karte zu erstellen, die als Grundlage<br />

für die Platzierung <strong>der</strong> weiteren Bohrungen dient. In Basel werden se<strong>ch</strong>s in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Tiefen platzierte Hor<strong>ch</strong>boh-<br />

rungen für diese Aufzei<strong>ch</strong>nungen genutzt. Im Frühjahr 2006 hat auf dem Stadtgebiet das Erstellen dieser Produktionsboh-<br />

rungen und <strong>der</strong> Klüftungsarbeiten begonnen. 2007 wird ein erster Zirkulationstest gestartet. Na<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>em Meilen-<br />

stein wird die dritte Tiefenbohrung ausgeführt und die oberirdis<strong>ch</strong>e Energiezentrale erstellt. Ab 2009 soll das Kraftwerk in<br />

Betrieb gehen können. Aus 6 MW elektris<strong>ch</strong>er und 17 MW thermis<strong>ch</strong>er Leistung sollen jährli<strong>ch</strong> rund 31 GWh Strom- und<br />

48 GWh Wärmeproduktion resultieren. Wobei die Betriebsweise entwe<strong>der</strong> wärme- o<strong>der</strong> stromgeführt gewählt werden<br />

kann und damit eine gewisse kundenorientierte Flexibilität ges<strong>ch</strong>affen wird.<br />

Die Anlage soll den Na<strong>ch</strong>weis <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Ma<strong>ch</strong>barkeit einer Produktionsanlage erbringen und die Basis für an<strong>der</strong>e<br />

Standorte s<strong>ch</strong>affen. Eine weitere Anlage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> ist beispielsweise in Genf geplant.<br />

Bereits in den 1990er-Jahren hat man mit einer Bohrung in Thônex bei Genf einen ersten S<strong>ch</strong>ritt hin zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Energienutzung getan. Das inzwis<strong>ch</strong>en lancierte Projekt «Géothermie de Grande Profondeur (GGP)» hat si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st mit<br />

<strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> günstigen Standorten befasst. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Rhône-Halbinsel «Aïre». Zunä<strong>ch</strong>st soll<br />

in ca. zwei Kilometer Entfernung eine Erkundungsbohrung auf 3,7 km erfolgen. Erwartet wird eine erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>e Bohrtiefe<br />

von 6 km, um ein Reservoir für eine Temperatur von 200 °C zu s<strong>ch</strong>affen.<br />

des notwendigen Wasserkreislaufs, also<br />

<strong>der</strong> Realisierung eines Reservoirs usw.<br />

Dabei spielen Fragen <strong>der</strong> Umwandlung<br />

und <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> gewonnenen geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Wärme eine ebenso wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle. Die Verfahren zur Stromerzeugung<br />

aus Wärme niedriger bis mittlerer<br />

Temperatur sind im Prinzip bekannt,<br />

da sie an<strong>der</strong>norts bereits seit Jahren<br />

in geothermis<strong>ch</strong>en Kraftwerken<br />

aber au<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>en Anlagen, z.B. für die<br />

<strong>Nutzung</strong> von Industrie-Abwärme o<strong>der</strong><br />

Biomasse, eingesetzt werden.


Die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Wär-<br />

me weist jedo<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Beson-<br />

<strong>der</strong>heiten auf, wel<strong>ch</strong>e einen grossen Ein-<br />

fluss auf die Systemwahl haben können.<br />

Als wi<strong>ch</strong>tige Aspekte gelten die Tatsa-<br />

<strong>ch</strong>en, dass die <strong>Nutzung</strong>stemperatur<br />

über die Lebensdauer eines geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Systems abnimmt, dies obs<strong>ch</strong>on<br />

die Wärme grundsätzli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>strömt.<br />

Zudem sind beim SGS-Konzept Drucksowie<br />

Wasserverluste im Primärkreis-<br />

lauf mögli<strong>ch</strong>. Damit werden hohe Leis-<br />

tungen <strong>der</strong> Zirkulationspumpen ver-<br />

langt. Es gilt also, dass <strong>der</strong> Massen-<br />

dur<strong>ch</strong>satz und damit die entnehmbare<br />

thermis<strong>ch</strong>e Leistung begrenzt sind.<br />

Info-Box: Tiefengeothermie<br />

Vorteile<br />

– Temperaturniveau für Stromerzeugung<br />

und <strong>Nutzung</strong> in Fernwärmenetzen<br />

– erneuerbare Elektrizitätserzeugung<br />

als Bandenergie<br />

– bedarfsgere<strong>ch</strong>te Energieproduktion<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– im Fors<strong>ch</strong>ungs- und Pilotstadium<br />

– hohe Basis-Investitionen<br />

– geologis<strong>ch</strong>e Abklärungen notwendig<br />

– Realisierung eines Wasserkreislaufs<br />

(Reservoirentwicklung)<br />

Informationen<br />

– www.dhm.<strong>ch</strong><br />

– www.geopower.<strong>ch</strong><br />

– www.geopower-basel.<strong>ch</strong><br />

Start zur S<strong>ch</strong>weizer Tiefengeothermie<br />

Im Jahr 1996 ist auf Initiative des Bundesamts<br />

für Energie (BFE) das so genannte<br />

«Deep Heat Mining»-Projekt gestartet<br />

worden. Damit soll die weltweit<br />

erste Produktionsanlage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> SGS-<br />

<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> realisiert werden. Das umfassend<br />

ausgebaute Fernwärmenetz <strong>der</strong><br />

Stadt Basel war – im Hinblick auf die<br />

kommerzielle <strong>Nutzung</strong> – neben den geologis<strong>ch</strong>en<br />

Vorzügen – ein wesentli<strong>ch</strong>er<br />

Grund für die Standortwahl.<br />

Das europäis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungs- und<br />

Pilotprojekt in Soultz-sous-Forêts<br />

(F) hat mit drei Bohrungen eine<br />

Wärmenutzung im Kristallingestein<br />

errei<strong>ch</strong>t.<br />

(Bil<strong>der</strong>: Soultz-sous-Forêts / CHYN)<br />

EU-Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten in Soultz-sous-Forêts<br />

Das europäis<strong>ch</strong>e SGS-Projekt in Soultz-sous-Forêts (Frankrei<strong>ch</strong>) wurde vor 20<br />

Jahren gestartet. Es handelt si<strong>ch</strong> heute um das grösste und am weitesten fortges<strong>ch</strong>rittene<br />

geothermis<strong>ch</strong>e Projekt zur Stromerzeugung mit Wärme aus grosser<br />

Tiefe. Inzwis<strong>ch</strong>en bestehen drei Bohrungen bis 5000 m Tiefe, mit denen bereits<br />

Zirkulations-Tests dur<strong>ch</strong>geführt wurden. Die Enden <strong>der</strong> Bohrungen weisen Abstände<br />

von 600 – 700 Meter auf. Sukzessive sind mit Ho<strong>ch</strong>druck Gesteinsklüfte<br />

erzeugt worden. Dabei hat man au<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t, wie die hydraulis<strong>ch</strong>e Verbindung<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Bohrungen im Untergrund funktioniert. Die SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong><br />

hat mit dieser Anlage einen wi<strong>ch</strong>tigen Meilenstein errei<strong>ch</strong>t.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> erfolgte allerdings s<strong>ch</strong>rittweise in grössere<br />

Tiefen. Am elsässis<strong>ch</strong>en Standort wurden bis heute geklüftete Reservoirs in<br />

2000, 3500 und 5000 Metern unter dem Boden erstellt. Erst seit 1998 konzentrieren<br />

si<strong>ch</strong> die Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten auf den tiefsten Berei<strong>ch</strong>, wo ein Reservoir<br />

von ca. 2.5 km3 erzeugt werden konnte.<br />

1


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Grundlagen für<br />

optimale <strong>Nutzung</strong> s<strong>ch</strong>affen<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten stehen am Anfang einer erfolgrei<strong>ch</strong>en Energienutzung<br />

– au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>. Geologie, Bohrte<strong>ch</strong>nik und Energiegewinnung<br />

und -umwandlung heissen die Tätigkeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> künftigen Fors<strong>ch</strong>ung.<br />

Geologis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen bilden<br />

die Grundlage für eine Abs<strong>ch</strong>ätzung <strong>der</strong><br />

geothermis<strong>ch</strong>en Potenziale. Gesteine<br />

mit hoher Di<strong>ch</strong>te weisen in <strong>der</strong> Regel höhere<br />

Wärmekapazitäten und -leitfähigkeiten<br />

auf als lockere S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit geringerer<br />

Di<strong>ch</strong>te. Berücksi<strong>ch</strong>tigen muss<br />

man aber au<strong>ch</strong> den Wassergehalt. Porenrei<strong>ch</strong>e<br />

Gesteine sind oft wassergesättigt,<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e Energiefors<strong>ch</strong>ung:<br />

Simulation <strong>der</strong> Temperatur im Untergrund<br />

mit Finite-Elemente-Methode.<br />

(Grafik: Geowatt AG)<br />

wodur<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> die Wärmekapazität und<br />

-leitfähigkeit gegenüber trockenem Material<br />

erhöhen kann. Diese Tatsa<strong>ch</strong>en<br />

sind bei Bere<strong>ch</strong>nung und Bau von geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Anlagen einzubeziehen.<br />

Für eine weitere Verbreitung geothermis<strong>ch</strong>er<br />

Anwendungen sind geologis<strong>ch</strong>e<br />

und felsme<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsaktivitäten<br />

relevant. Nur mit einer kontinuierli<strong>ch</strong>en<br />

Verbesserung <strong>der</strong> geologis<strong>ch</strong>en<br />

Kenntnisse sowie <strong>der</strong> Entwicklung geeigneter<br />

Mess- und Simulationsinstrumente<br />

zur Beurteilung <strong>der</strong> zu erwartenden Leis-<br />

tungszahlen bei geothermis<strong>ch</strong>en Anlagen<br />

können die ermittelten Potenziale<br />

genutzt werden.<br />

Für die Planung, Auslegung und Betrieb<br />

von <strong>Erdwärme</strong>sonden stellt beispielsweise<br />

die Wärmeleitfähigkeit des Untergrunds<br />

einen zentralen Parameter für<br />

die errei<strong>ch</strong>bare Effizienz <strong>der</strong> Gesamtanlage<br />

dar. Für präzise Datenerfassung<br />

wurde <strong>der</strong> Response Test entwickelt, mit<br />

wel<strong>ch</strong>em an einer fertig eingebauten<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonde die<br />

Wärmeleitfähigkeit über die<br />

gesamte Bohrungslänge ermittelt<br />

werden kann. Dur<strong>ch</strong> Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten<br />

ist es zudem<br />

mögli<strong>ch</strong> geworden, dreidimensionale<br />

Simulationen des Temperaturverlaufs<br />

bei <strong>Erdwärme</strong>sonden auszuführen<br />

und damit Grundlagen für die Dimensionierung<br />

von Sondenfel<strong>der</strong>n zu<br />

s<strong>ch</strong>affen.<br />

Mit Unterstützung des Bundesamts für<br />

Energie (BFE) und <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Geophysikalis<strong>ch</strong>en Kommission hat die<br />

Geowatt AG Züri<strong>ch</strong> in den vergangenen<br />

Jahren einen Ressourcenatlas <strong>der</strong> Nords<strong>ch</strong>weiz<br />

erstellt, worin mit Hilfe von geologis<strong>ch</strong>er,<br />

geothermis<strong>ch</strong>er und hydrogeologis<strong>ch</strong>er<br />

Analysen und 3D-Modellierungen<br />

die Potenziale für Wärmeund<br />

Stromproduktion ausgewiesen sind.<br />

Innovationen bei Bohrte<strong>ch</strong>nik und<br />

Energieumwandlung<br />

Dur<strong>ch</strong> innovative Entwicklungen im<br />

Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bohrte<strong>ch</strong>nik werden si<strong>ch</strong> die<br />

Investitionskosten senken lassen. Die<br />

ETH Züri<strong>ch</strong> arbeitete beispielsweise an<br />

einem im 5. Fors<strong>ch</strong>ungsrahmenprogramm<br />

<strong>der</strong> EU integrierten Projekt zur<br />

Konzeption eines neuartigen Bohrsystems<br />

mit. Dabei wird ein elektris<strong>ch</strong> betriebener<br />

Bohrmotor an <strong>der</strong> Spitze eines<br />

ho<strong>ch</strong>festen S<strong>ch</strong>lau<strong>ch</strong>s montiert. Das<br />

zeitaufwändige We<strong>ch</strong>seln des abgenutzten<br />

Bohrkopfs würde damit verkürzt.<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e Energie fällt in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Temperaturen an, was die<br />

Umwandlung in Nutzenergie, also Wär-<br />

me und Strom, anspru<strong>ch</strong>svoll ma<strong>ch</strong>t.<br />

Die Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung wird die<br />

bestehenden Umwandlungste<strong>ch</strong>niken<br />

und -systeme weiter optimieren sowie<br />

innovative Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Verbesserung<br />

von Wirkungsgrad und Senkung<br />

CREGE – das neue <strong>Geothermie</strong>-<br />

Fors<strong>ch</strong>ungszentrum<br />

Das 2004 gegründete CREGE (Centre<br />

de re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e en géothermie) umfasst<br />

45 Institutionen aus zwölf Kantonen.<br />

Angesiedelt ist das Zentrum bei <strong>der</strong><br />

Universität Neu<strong>ch</strong>âtel, um die dortige<br />

<strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ungsgruppe des<br />

Centre d’hydrogéologie (CHyN) zu<br />

stärken und <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung<br />

und -Lehre in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz klarere<br />

Strukturen zu verleihen. Mit<br />

dabei sind Universitätsinstitute, ETH,<br />

Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen, Bund und Kantone,<br />

Vereine sowie Unternehmungen.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten Tätigkeitsberei<strong>ch</strong>e<br />

des CREGE sind die angewandte<br />

Fors<strong>ch</strong>ung, Lehre, Promotion<br />

sowie Dienstleistungen für geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Aufgabenstellungen.<br />

Informationen: www.crege.<strong>ch</strong>


Eine von <strong>der</strong> EPFL in Lausanne entwickelte<br />

Kompakteinheit für den Response Test.<br />

(Bild: SVG)<br />

<strong>der</strong> Investitionskosten finden müssen.<br />

Neben thermodynamis<strong>ch</strong>en Prozessen<br />

und <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n werden zurzeit au<strong>ch</strong><br />

thermostatis<strong>ch</strong>e Prinzipien untersu<strong>ch</strong>t.<br />

<strong>Geothermie</strong> als Faktor <strong>der</strong><br />

Raumentwicklung<br />

Die Zusammenhänge von Raumentwick-<br />

lung und <strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung spielen<br />

zunehmend im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

eine Rolle. Das urbane Wa<strong>ch</strong>stum<br />

stösst weltweit an Grenzen, die negativen<br />

Auswirkungen dur<strong>ch</strong> Umweltvers<strong>ch</strong>mutzungen,<br />

Mobilitätsbelastungen<br />

usw. sind offenkundig. Eine na<strong>ch</strong>haltige<br />

Stadtentwicklung muss die Potenziale<br />

des Untergrunds berücksi<strong>ch</strong>tigen und<br />

gezielt nutzen, so au<strong>ch</strong> die dort zur Verfügung<br />

stehende Energie. Interdisziplinäre<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten, die sowohl<br />

natur- als au<strong>ch</strong> sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Ansätze behandeln, sind im Gange, um<br />

die Faktoren Raum, Wasser, Energie und<br />

Geomaterial bei <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

sinnvoll einbeziehen zu können.<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz – Herausfor<strong>der</strong>ungen dur<strong>ch</strong> breitere <strong>Nutzung</strong><br />

Dank <strong>der</strong> CO -freien Wärme- und Stromproduktion bietet die <strong>Geothermie</strong><br />

2<br />

einen wi<strong>ch</strong>tigen Umweltvorteil. Die Ansprü<strong>ch</strong>e des Umwelt-, Grundwasserund<br />

Bodens<strong>ch</strong>utzes sind jedo<strong>ch</strong> ernst zu nehmen.<br />

Geothermis<strong>ch</strong>e Energieanlagen sind grundsätzli<strong>ch</strong><br />

bewilligungspfli<strong>ch</strong>tig. Das Bundesamt<br />

für Umwelt (BAFU) formuliert die Ri<strong>ch</strong>tlinien,<br />

Kantone und Gemeinden sind Gesetzgeber<br />

und Vollzugsbehörde. Dabei spielt das<br />

Grundwasser die zentrale Rolle, da die <strong>Nutzung</strong><br />

als Trinkwasser ein prioritäres Anliegen<br />

ist und stets über <strong>der</strong> Energienutzung<br />

steht.<br />

<strong>Erdwärme</strong>sonden und Geostrukturen<br />

können eine potenzielle Gefährdung<br />

unterirdis<strong>ch</strong>er Gewässer<br />

darstellen:<br />

– dur<strong>ch</strong> den Bau können Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en<br />

Wasserleitern ges<strong>ch</strong>affen werden<br />

– Mengen und Qualität <strong>der</strong> einzelnen Grundwasserströme können dadur<strong>ch</strong><br />

beeinflusst werden<br />

– Wärmeträgerflüssigkeit kann zu einer Kontamination dur<strong>ch</strong> Frosts<strong>ch</strong>utzmittel<br />

führen<br />

– bei horizontal verlegten Erdregistern und Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren können dur<strong>ch</strong><br />

die Abkühlung des Untergrunds Verzögerungen des Pflanzenwa<strong>ch</strong>stums,<br />

vermin<strong>der</strong>te Fru<strong>ch</strong>tbarkeit und Biodiversität sowie Aktivitätsvermin<strong>der</strong>ung<br />

von aeroben Bakterien (Bodenfunktion) auftreten.<br />

Dur<strong>ch</strong> den von geothermis<strong>ch</strong>en Anlagen erfolgten Energieaustaus<strong>ch</strong> kann bei<br />

Kühlfunktion aber au<strong>ch</strong> eine Erwärmung des Bodens stattfinden. Dies vor allem<br />

an wärmeren Standorten. Die Folgen sind: vermehrte Wasserverdunstung,<br />

Austrocknungsrissbildung und Bakterienzunahme im Grundwasser.<br />

Na<strong>ch</strong> Vors<strong>ch</strong>riften des Bundes ist im Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt eine Temperaturs<strong>ch</strong>wankung<br />

des Grundwassers von nur +/- 3 °C zulässig, will man negative Auswirkungen<br />

vermeiden (siehe au<strong>ch</strong> «Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz», BAFU 2004).<br />

Fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Planung und Ausführung einer geothermis<strong>ch</strong>en Anlage sind<br />

Voraussetzung für den S<strong>ch</strong>utz von Umwelt und Grundwasser.


INTERNATIONAL<br />

Auftrieb dank<br />

Vorteilen <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />

Den jeweiligen geologis<strong>ch</strong>en Verhältnissen entspre<strong>ch</strong>end sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

geothermis<strong>ch</strong>e Anlagen im Einsatz. Weltweite Tendenz:<br />

stark zunehmend.<br />

Über 99 % <strong>der</strong> Erde sind heisser als<br />

1000 °C, nur ein Tausendstel <strong>der</strong> Erd-<br />

masse, die obersten 3 km sind kühler als<br />

100 °C. In einer Tiefe von 10 – 20 Me-<br />

ter liegt die Erdtemperatur in Mittel-<br />

europa bei ca. 12 °C. Darüber wird die<br />

Temperatur vom Klima beeinflusst. In<br />

tieferen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten wirken geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Gesetzmässigkeiten, d.h. alle 33<br />

Meter ca. 1 Grad Erwärmung.<br />

Weltweit nimmt heute die <strong>Nutzung</strong> geo-<br />

thermis<strong>ch</strong>er Energie rasant zu. Im Jahre<br />

2005 errei<strong>ch</strong>te die installierte Leistung<br />

für die Wärmeproduktion rund 28 000<br />

MW th . Bei <strong>der</strong> Erzeugung von Elektrizi-<br />

tät kann ebenfalls ein Aufs<strong>ch</strong>wung fest-<br />

gestellt werden, <strong>der</strong> zu dem heutigen<br />

Wert von 8 900 MW el führte. Zurzeit<br />

sind in zehn Län<strong>der</strong>n Anlagen im Bau,<br />

die demnä<strong>ch</strong>st insgesamt über 500<br />

MW leisten werden; bis 2010 wird man<br />

el<br />

das Niveau von 10 000 MW übers<strong>ch</strong>rit-<br />

el<br />

ten haben.<br />

Die USA und Philippinen sind mit instal-<br />

lierten Leistungen von jeweils rund<br />

2000 MW el an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> aus Geo-<br />

thermie Strom produzierenden Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Welt. Dann folgen Mexiko und In-<br />

donesien, bevor <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>e Spit-<br />

zenreiter Italien mit über 700 MW el an-<br />

zutreffen ist.<br />

Deuts<strong>ch</strong>land<br />

In Deuts<strong>ch</strong>land kann zur Zeit dank eines<br />

nationalen Investitionsprogramms ein<br />

Aufs<strong>ch</strong>wung <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> festgestellt<br />

werden. Während die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

untiefen <strong>Erdwärme</strong> mit <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>eidene Werte aufweist,<br />

wird bereits mit etwa 30 geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Zentralen warmes Wasser aus tiefer<br />

liegendem Grundwasser (Aquifere)<br />

für die Beheizung von Wohnhäusern,<br />

Thermalbä<strong>der</strong>n und Treibhäusern genutzt.<br />

So werden beispielsweise im bayris<strong>ch</strong>en<br />

Erding rund 2000 Wohnungen<br />

Land installierte Leistung Stromproduktion<br />

(MW el ) (GWh/a)<br />

USA 2 564 17 917<br />

Philippinen 1 930 9 253<br />

Mexiko 953 6 282<br />

Indonesien 797 6 085<br />

Italien 791 5 340<br />

Japan 535 3 467<br />

Neuseeland 435 2 774<br />

Island 202 1 406<br />

Costa Rica 163 1 145<br />

El Salvador 151 967<br />

Kenya 129 1 088<br />

weitere 283 1 062<br />

Total 8 933 56 786<br />

Internationale Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> für die Stromproduktion in 2005.<br />

(Quelle: Bertani 2006)<br />

dur<strong>ch</strong> 65 °C warmes Wasser über ein<br />

Wärmenetz versorgt.<br />

Bereits bestehen Bohrungen bis 3000 m<br />

Tiefe. Mit s<strong>ch</strong>räg abgelenkter Bohrungste<strong>ch</strong>nik<br />

werden mögli<strong>ch</strong>st viele Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

mit Wasservorkommen dur<strong>ch</strong>stossen.<br />

Mit einer zweiten Bohrung wird<br />

daraufhin ein Kreislauf erzeugt. Erwartete<br />

Wassertemperatur von 150 °C liefern<br />

genug für Wärme- und Stromproduktion.<br />

Bohrungen bestehen au<strong>ch</strong> in Landau<br />

(Pfalz) und bei Neuenburg am Rhein.<br />

Diese sind Teil einer umfassen<strong>der</strong>en<br />

Idee, im Rheintalgraben ca. 20 hydrothermale<br />

Anlagen zur Stromerzeugung<br />

zu erri<strong>ch</strong>ten.<br />

Italien<br />

Günstige geologis<strong>ch</strong>e Verhältnisse sind<br />

in Italien in <strong>der</strong> Toskana – um Lar<strong>der</strong>ello<br />

– sowie im Westen Sardiniens und in<br />

einzelnen Gebieten Siziliens zu finden.<br />

Der Bezirk Lar<strong>der</strong>ello, wo bereits in<br />

1000 Metern Tiefe Aquifere mit Heissdampf<br />

auftreten, <strong>der</strong> zur Stromerzeugung<br />

genutzt wird, liegt in einer 300<br />

km langen Zone mit interessanten geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Perspektiven. Die Anfänge<br />

rei<strong>ch</strong>en in Lar<strong>der</strong>ello bis 1777 zurück,<br />

als man erstmals die aus <strong>der</strong> Erde austretenden<br />

Dämpfe zu nutzen begann.<br />

Bereits vor über hun<strong>der</strong>t Jahren baute<br />

man hier Anlagen zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Stromerzeugung. Das erste Kleinkraftwerk<br />

wurde dort bereits 1904 für Be-


leu<strong>ch</strong>tungszwecke erri<strong>ch</strong>tet und später<br />

immer weiter ausgebaut. Heute sind<br />

rund 540 MW el installiert. Die Wärme-<br />

quelle ist ein in <strong>der</strong> Erdkruste stecken<br />

gebliebener Magma-Pfropfen, <strong>der</strong> so<br />

heiss ist, dass er das Oberflä<strong>ch</strong>enwasser<br />

verdampfen lässt. Dur<strong>ch</strong> Bohrungen ge-<br />

langt man an den 150 bis 260 °C heis-<br />

sen Dampf, <strong>der</strong> über isolierte Rohrlei-<br />

tungen zu den Turbinen im Kraftwerk<br />

geleitet wird. In Kühltürmen wird <strong>der</strong><br />

abgearbeitete Dampf verflüssigt. Das<br />

no<strong>ch</strong> heisse Wasser wird wie<strong>der</strong> in die<br />

Tiefe gepumpt. Bere<strong>ch</strong>nungen haben<br />

gezeigt, dass mit den geothermis<strong>ch</strong><br />

nutzbaren Gebieten in <strong>der</strong> Toskana und<br />

in Lazio so viel Strom produziert werden<br />

könnte, um den Bedarf Italiens zu erfül-<br />

len. Vorgesehen sind daher weitere Ex-<br />

plorationsbohrungen, so dass mit einem<br />

Ausbau <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> sowohl zur<br />

Wärme- als au<strong>ch</strong> Stromerzeugung ge-<br />

re<strong>ch</strong>net werden kann.<br />

Frankrei<strong>ch</strong><br />

In Frankrei<strong>ch</strong> sind einige Dutzend geo-<br />

thermis<strong>ch</strong>e Heizanlagen seit Jahr-<br />

zehnten in Betrieb. Diese befinden si<strong>ch</strong><br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Pariser Umfeld und im<br />

Südwesten des Landes. Da die warmen<br />

Tiefenwässer oft sehr salzhaltig sind,<br />

können sie na<strong>ch</strong> dem Wärmeentzug<br />

ni<strong>ch</strong>t an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e abgeführt wer-<br />

den, son<strong>der</strong>n müssen über eine Injekti-<br />

onsbohrung in das Aquifer-Reservoir in<br />

rund 1,8 bis 2 km Tiefe zurückgeführt<br />

werden. Die gewonnene Energie wird<br />

über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er an das lo-<br />

kale Heiznetz abgegeben.<br />

Einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert weist das<br />

EU-Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt im elsässis<strong>ch</strong>en<br />

Soultz-sous-Forêts auf, wo die <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>der</strong> tiefen <strong>Geothermie</strong> seit Jahren er-<br />

fors<strong>ch</strong>t wird und als Grundlage für die<br />

Erstellung von Produktionsanlagen mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> des Stimulierten Geo-<br />

thermis<strong>ch</strong>en Systems (SGS) dienen<br />

kann.<br />

Ziele <strong>der</strong> Europäis<strong>ch</strong>en Union<br />

Die Europäis<strong>ch</strong>e Union EU hat bereits<br />

1997 ein Weissbu<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>t:<br />

«Energy for the future: Renewable sour-<br />

Land installierte Leistung Wärmeproduktion<br />

(MW th ) (GWh/a)<br />

USA 7 817 8 678<br />

S<strong>ch</strong>weden 3 840 10 001<br />

China 3 687 12 605<br />

Island 1 791 6 615<br />

Türkei 1 177 5 451<br />

Dänemark 821 1 211<br />

Ungarn 694 2 206<br />

Italien 607 2 099<br />

S<strong>ch</strong>weiz 582 1 175<br />

Deuts<strong>ch</strong>land 505 808<br />

Kanada 461 707<br />

Norwegen 450 643<br />

weitere 5 393 20 423<br />

Total 27 825 72 622<br />

Internationale Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> für die Wärmeproduktion in 2005.<br />

(Quelle: Lund et al. 2005)<br />

Da<strong>ch</strong>organisation<br />

GEOTHERMIE.CH<br />

Verstärkte Kommunikation, intensi-<br />

vierte Beratung, ein Ausbau bei <strong>der</strong><br />

Netzwerkbildung sowie Weiterbil-<br />

dungsangebote und Qualitätsaspekte<br />

sind wesentli<strong>ch</strong>e Aufgaben <strong>der</strong> Da<strong>ch</strong>-<br />

organisation GEOTHERMIE.CH. Da-<br />

mit können die Interessen <strong>der</strong> Erd-<br />

wärmenutzung stärker vertreten und<br />

die Vernetzung in <strong>der</strong> Energieszene<br />

bes<strong>ch</strong>leunigt werden. Ferner soll da-<br />

mit die Umsetzung <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklungen zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />

Energienutzung geför<strong>der</strong>t und die<br />

Marktsensibilisierung für die unter-<br />

s<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anwendungen deutli<strong>ch</strong><br />

erhöht werden. Trägerin <strong>der</strong> Da<strong>ch</strong>or-<br />

ganisation ist die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ver-<br />

einigung für <strong>Geothermie</strong> (SVG).<br />

Information: www.geothermie.<strong>ch</strong><br />

ces of energy - White Paper for a Com-<br />

munity strategy and action plan». Darin<br />

wurden <strong>Geothermie</strong>-Zielwerte für das<br />

Jahr 2010 definiert. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Direkt-<br />

nutzung für Heizzwecke konnte das Ziel<br />

(5000 MW th ) bereits 2003 übertroffen<br />

werden; bei <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Strom-<br />

erzeugung ist davon auszugehen, dass<br />

das Ziel von 1000 MW el ) – angesi<strong>ch</strong>ts<br />

<strong>der</strong> gegenwärtigen Zuwa<strong>ch</strong>sraten – bis<br />

2010 mühelos errei<strong>ch</strong>t werden kann.


ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN<br />

Na<strong>ch</strong>haltige Energieversorgung<br />

aus <strong>der</strong> Erde<br />

Vision <strong>der</strong> Energieperspektiven ist eine na<strong>ch</strong>haltige Energieerzeugung und<br />

-nutzung. <strong>Geothermie</strong> spielt dabei eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle, denn sie arbeitet<br />

emissionsfrei – rund um die Uhr und das ganze Jahr.<br />

Wärmepumpen, wel<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />

Energie nutzen, gehören zu den am<br />

stärksten wa<strong>ch</strong>senden Anwendungen<br />

unter den erneuerbaren Energien. Die<br />

weltweit zu verzei<strong>ch</strong>nende Zunahme an<br />

<strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> basiert vor allem<br />

auf dieser <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>. Dabei wird ni<strong>ch</strong>t<br />

nur während <strong>der</strong> Heizperiode dem Erd-<br />

spei<strong>ch</strong>er Wärme entzogen, son<strong>der</strong>n<br />

au<strong>ch</strong> sommerli<strong>ch</strong>e Abwärme zugeführt,<br />

um Gebäude kühlen zu können. Je bes-<br />

ser dieser Jahresausglei<strong>ch</strong> geplant und<br />

betrieben wird, umso effizienter kann<br />

<strong>der</strong> Untergrund langfristig genutzt wer-<br />

den. Dur<strong>ch</strong> die wa<strong>ch</strong>sende Erfahrung,<br />

verbesserte Planungshilfen und die<br />

starke Verbreitung und Marktdiffusion<br />

wird die Kombination von Wärme-<br />

pumpe und geothermis<strong>ch</strong>er Energienut-<br />

zung zu einem etablierten Element <strong>der</strong><br />

Gebäudeplanung.<br />

Wa<strong>ch</strong>stum des bereits Bewährten<br />

Ausgehend von den in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in-<br />

stallierten geothermis<strong>ch</strong>en Systemen<br />

darf man erwarten, dass das künftige<br />

Wa<strong>ch</strong>stum vor allem in den bereits be-<br />

währten Sektoren von <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />

zur Wärmenutzung sowie von Sonden-<br />

fel<strong>der</strong>n und Geostrukturen fürs Heizen<br />

und Kühlen stattfinden wird. Ausserdem<br />

zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die zunehmende Be-<br />

deutung des Contractings ein weiterer<br />

Ausbau von Anlagen mit erneuerbarer<br />

Energie ab, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine gewisse<br />

Unabhängigkeit von Energiepreis-<br />

s<strong>ch</strong>wankungen und -steigerungen aus-<br />

zei<strong>ch</strong>nen. Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit gegen-<br />

über fossilen Energieträgern sowie die<br />

längerfristige Planungs- und Bere<strong>ch</strong>-<br />

nungszuverlässigkeit kommt stärker<br />

zum Tragen.<br />

Aufgabenspektrum für Fors<strong>ch</strong>ung<br />

und Entwicklung<br />

Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung werden si<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> intensiver auf Qualitätsverbesserungen<br />

und mögli<strong>ch</strong>e Kostensenkungen bei<br />

bestehenden <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n sowie auf<br />

innovative Lösungen in allen Berei<strong>ch</strong>en<br />

<strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Energienutzung<br />

konzentrieren. Mit dem Fors<strong>ch</strong>ungszentrum<br />

CREGE ist eine ideale Basis dafür<br />

ges<strong>ch</strong>affen und die nötige Netzwerkbildung<br />

realisiert worden. Und die Da<strong>ch</strong>organisation<br />

GEOTHERMIE.CH bietet<br />

eine verstärkte Kommunikation, Beratung<br />

und Bildungsangebote.<br />

Standpunkt des Bundesamts für Energie BFE<br />

Das Ziel ist vorgegeben: Im Rahmen des Kyoto-Protokolls und des CO -Gesetzes sollen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz die CO -Emissionen bis<br />

2 2<br />

2010 um 10 % gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden. Als Strategie hat das Bundesamt für Energie (BFE) definiert,<br />

sowohl die Energieeffizienz zu erhöhen als au<strong>ch</strong> vermehrt erneuerbare Energien einzusetzen, dies vor allem zur Substitution<br />

von fossilen, importierten Energieträgern. Dabei spielt die <strong>Geothermie</strong> vor allem im Wärmesektor bereits heute eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle, künftig soll sie aber au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> Elektrizitätserzeugung zum Einsatz kommen.<br />

Im Hinblick auf den grossen Energieverbrau<strong>ch</strong> im Gebäudeberei<strong>ch</strong> für Raumwärme und Kühlung setzt das BFE auf forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e<br />

Baustandards, wie Minergie, Minergie-P und Passivhaus, sowie auf verstärkte Anstrengungen beim Erneuern von bestehendem<br />

Wohnraum. Hier ermögli<strong>ch</strong>en geothermis<strong>ch</strong>e Systeme mit Wärmepumpen, grosse Potenziale auszus<strong>ch</strong>öpfen.<br />

Bei <strong>der</strong> tiefen <strong>Geothermie</strong> na<strong>ch</strong> dem SGS-Verfahren sind bei mittelfristiger Betra<strong>ch</strong>tung bis 2035 rund ein Dutzend Standorte<br />

denkbar, wobei sinnvollerweise die Wärmeabnahme über Fernwärmenetze realisiert werden sollte. Wi<strong>ch</strong>tige Massnahmen,<br />

wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> vom BFE unterstützt werden, sind entspre<strong>ch</strong>ende För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie<br />

die Optimierung von Rahmenbedingungen (z.B. Risikokapitalme<strong>ch</strong>anismen).<br />

Die Chance einer emissionsfreien Produktion von Bandenergie (Wärme und Strom), wel<strong>ch</strong>e die <strong>Geothermie</strong> bietet, steht beim<br />

BFE im Mittelpunkt des Interesses.


ANHANG<br />

Adressen, Informationen<br />

Bundesamt für Energie (BFE)<br />

Berei<strong>ch</strong>sleiter <strong>Geothermie</strong><br />

Markus Geissmann<br />

Postfa<strong>ch</strong>, CH-3003 Bern<br />

markus.geissmann@bfe.admin.<strong>ch</strong><br />

www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />

GEOTHERMIE.CH<br />

Da<strong>ch</strong>organisation <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Vereinigung für <strong>Geothermie</strong><br />

(SVG)<br />

Dr. Roland Wyss, Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />

Zür<strong>ch</strong>erstrasse 105, CH-8500 Frauenfeld<br />

info@geothermie.<strong>ch</strong><br />

www.geothermie.<strong>ch</strong><br />

Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />

des Bundesamts für Energie (BFE)<br />

Programmleiter<br />

Dr. Rudolf Min<strong>der</strong><br />

Ru<strong>ch</strong>weid 22, CH-8917 Oberlunkhofen<br />

rudolf.min<strong>der</strong>@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Berei<strong>ch</strong>sleiter<br />

Markus Geissmann<br />

Postfa<strong>ch</strong>, CH-3003 Bern<br />

markus.geissmann@bfe.admin.<strong>ch</strong><br />

CREGE<br />

Fors<strong>ch</strong>ungszentrum für <strong>Geothermie</strong><br />

Dr. François-D. Vuataz<br />

c/o CHyN, Université de Neu<strong>ch</strong>âtel<br />

11, Rue Emile-Argand<br />

CH-2009 Neu<strong>ch</strong>âtel<br />

francois.vuataz@crege.<strong>ch</strong><br />

www.crege.<strong>ch</strong><br />

Markteinführung Zentral- und Nord-<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Eberhard & Partner AG<br />

Dr. Mark Eberhard<br />

S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>enallee 29, CH-5000 Aarau<br />

service@eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />

www.eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />

(> <strong>Geothermie</strong>)<br />

Markteinführung Osts<strong>ch</strong>weiz<br />

Dr. Roland Wyss GmbH<br />

Zür<strong>ch</strong>erstrasse 105, CH-8500 Frauenfeld<br />

geothermie@rwgeo.<strong>ch</strong><br />

www.rwgeo.<strong>ch</strong><br />

Markteinführung Romandie<br />

Centre romand de promotion de la<br />

géothermie<br />

Jules Wilhelm, Ing. conseil<br />

Chemin du Fau-blanc 26<br />

CH-1009 Pully<br />

jules.wilhelm@geothermie.<strong>ch</strong><br />

Markteinführung Tessin<br />

c/o LEEE-SUPSI<br />

Dr. Daniel Pahud<br />

Case postale 110<br />

CH-6952 Canobbio<br />

daniel.pahud@geothermie.<strong>ch</strong><br />

För<strong>der</strong>gemeins<strong>ch</strong>aft Wärmepumpen<br />

S<strong>ch</strong>weiz (FWS)<br />

Informationsstelle Wärmepumpen<br />

Steinerstrasse 37, CH-3006 Bern<br />

info@fws.<strong>ch</strong><br />

www.fws.<strong>ch</strong><br />

Informationsmittel<br />

Bundesamt für Energie (BFE) / Energie-<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

– S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Statistik für erneuerbare<br />

Energien<br />

– Energiefors<strong>ch</strong>ung, <strong>Überblick</strong>sberi<strong>ch</strong>te <strong>der</strong><br />

Programmleiter<br />

– www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />

GEOTHERMIE.CH<br />

– Zeits<strong>ch</strong>rift GEOTHERMIE.CH<br />

– Info- und Te<strong>ch</strong>n. Blätter<br />

– www.geothermie.<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein (SIA)<br />

– Dokumentation D 0179, Energie aus dem<br />

Untergrund, Erdrei<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>er für mo<strong>der</strong>ne<br />

Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />

– Dokumentation D 0190, <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Erdwärme</strong> mit Fundationspfählen und an-<br />

<strong>der</strong>en erdberührten Betonbauteilen<br />

Bundesamt für Umwelt (BAFU)<br />

– Wegleitung für die <strong>Nutzung</strong> von Erd-<br />

wärme mit ges<strong>ch</strong>lossenen <strong>Erdwärme</strong>-<br />

sonden<br />

– Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz, 2004<br />

– www.umwelt-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Bundesamt für Energie (BFE)<br />

CH-3003 Bern<br />

Konzept, Text und Redaktion<br />

Dr. Harald Gorhan<br />

Leiter BFE-Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />

(bis 2006)<br />

CH-5600 Lenzburg<br />

Dr. Rudolf Min<strong>der</strong><br />

Leiter BFE-Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />

(ab 2006)<br />

CH-8917 Oberlunkhofen<br />

Jürg Wellstein<br />

CH-4058 Basel<br />

Redaktionelle Mitarbeit<br />

Dr. Walter Eugster<br />

Polydynamics Engineering<br />

CH-8048 Züri<strong>ch</strong><br />

wje@polydynamics.<strong>ch</strong><br />

Dr. Mark Eberhard<br />

Eberhard & Partner AG<br />

CH-5000 Aarau<br />

eberhard@eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />

Dr. Daniel Pahud<br />

SUPSI – LEEE – DACD<br />

CH-6952 Canobbio<br />

daniel.pahud@supsi.<strong>ch</strong><br />

Dr. François-D. Vuataz<br />

CREGE – Fors<strong>ch</strong>ungszentrum für <strong>Geothermie</strong><br />

c/o CHyN, Université de Neu<strong>ch</strong>âtel<br />

CH-2009 Neu<strong>ch</strong>âtel<br />

francois.vuataz@crege.<strong>ch</strong><br />

Lektorat<br />

Prof. Dr. Ladislaus Ryba<strong>ch</strong><br />

GEOWATT AG<br />

CH-8050 Züri<strong>ch</strong><br />

ryba<strong>ch</strong>@geowatt.<strong>ch</strong><br />

Jules Wilhelm, Ing. conseil<br />

Centre romand de promotion de la géothermie<br />

CH-1009 Pully<br />

jules.wilhelm@geothermie.<strong>ch</strong><br />

Dr. Roland Wyss<br />

Da<strong>ch</strong>organisation GEOTHERMIE.CH<br />

CH-8500 Frauenfeld<br />

geothermie@rwgeo.<strong>ch</strong><br />

Gestaltung<br />

Senger Interactive<br />

CH-8057 Züri<strong>ch</strong>


<strong>Geothermie</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />

<strong>Überblick</strong>, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n, Visionen<br />

Herausgeber: Bundesamt für Energie (BFE) · CH-3003 Bern<br />

Bezug: BBL · Vertrieb Publikationen · CH-3003 Bern · www.bbl.admin.<strong>ch</strong>/bundespublikationen<br />

Bestellnummer 805.016d/10.2006/2000

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