Nutzung der Erdwärme Überblick, Technologie ... - Geothermie.ch
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<strong>Geothermie</strong><br />
<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />
<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />
<strong>Überblick</strong>, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>, Visionen
Inhalt<br />
3 Auf dem Weg zur Diversifikation<br />
Vorwort von Mi<strong>ch</strong>ael Kaufmann<br />
Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE) und<br />
Leiter des Programms EnergieS<strong>ch</strong>weiz<br />
4 <strong>Geothermie</strong><br />
Die Potenziale <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />
<strong>Erdwärme</strong> bietet eine na<strong>ch</strong>haltige und von Klima,<br />
Tages- und Jahreszeit unabhängige Energiequelle.<br />
7 <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
<strong>Erdwärme</strong> für Heiz- und Kühlzwecke<br />
Sondenfel<strong>der</strong> ermögli<strong>ch</strong>en die <strong>Nutzung</strong> des Erdrei<strong>ch</strong>s<br />
sowohl zur Heizung als au<strong>ch</strong> Kühlung.<br />
12 Geostrukturen<br />
Der Baukörper in Verbindung mit <strong>der</strong> Erde<br />
Fundationspfähle und -wände können als Wärme-<br />
taus<strong>ch</strong>er eingesetzt werden.<br />
15 Grundwasser<br />
Ein stetiger Energiefluss im Untergrund<br />
Dank seiner Wärmekapazität ist Grundwasser au<strong>ch</strong><br />
für Heizsysteme interessant.<br />
16 Hydrothermale Energienutzung<br />
Heisse Quellen an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e nutzen<br />
Die <strong>Nutzung</strong> heisser Quellen hat Tradition.<br />
17 Tunnelwasser<br />
Von <strong>der</strong> Energie an den Portalen profitieren<br />
In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wird seit Jahren die Wärme aus<br />
Eisenbahn- und Strassentunneln genutzt.<br />
19 Tiefengeothermie<br />
Aus dem Kristallingestein die Hitze entnehmen<br />
In einigen Tausend Metern Tiefe sind Temperaturen<br />
vorhanden, die zur Strom- und Wärmeproduktion<br />
genutzt werden können.<br />
22 Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung<br />
Grundlagen für optimale <strong>Nutzung</strong> s<strong>ch</strong>affen<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten stehen am Anfang einer erfolg-<br />
rei<strong>ch</strong>en Energienutzung – au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>.<br />
24 International<br />
Auftrieb dank Vorteilen <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />
Den jeweiligen geologis<strong>ch</strong>en Verhältnissen entspre<strong>ch</strong>end<br />
sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e Anlagen im Einsatz.<br />
26 Zukunftsperspektiven<br />
Na<strong>ch</strong>haltige Energieversorgung aus <strong>der</strong> Erde<br />
<strong>Geothermie</strong> spielt bei den Energieperspektiven eine<br />
wesentli<strong>ch</strong>e Rolle.<br />
27 Adressen, Links und Infos<br />
Titelbild:<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e Energie steht in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Tiefe zur<br />
Verfügung: zur Beheizung und Kühlung von Gebäuden, für die<br />
<strong>Nutzung</strong> in Fernwärmenetzen und zur Stromproduktion.<br />
(Bil<strong>der</strong>: Geopower-Basel AG; D4; CREGE)
Auf dem Weg<br />
zur Diversifikation<br />
Wir leben immer no<strong>ch</strong> in einer fossilen Welt. Über 80 % unseres Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong>s basieren auf Erdöl und<br />
Erdgas. Kohlendioxid (CO 2 ) und an<strong>der</strong>e Treibhausgase führen zu einer Verän<strong>der</strong>ung des Klimas, die Belastung<br />
dur<strong>ch</strong> Feinstaub und Kleinstpartikel haben gesundheitli<strong>ch</strong>e Konsequenzen. Ebenso s<strong>ch</strong>wer wiegend sind unsere<br />
Abhängigkeiten dur<strong>ch</strong> die geografis<strong>ch</strong>e Lage <strong>der</strong> fossilen Energiequellen. Je na<strong>ch</strong> internationalen Konflikten<br />
könnte die Energieversorgung damit markant gefährdet sein.<br />
<strong>Erdwärme</strong> ist überall zu finden<br />
Während alle auf die zu Ende gehenden fossilen Energiereserven<br />
im Erdinnern starren, erkennen wir erst jetzt die daneben<br />
liegende, na<strong>ch</strong>haltige und emissionsfreie Energieform,<br />
obs<strong>ch</strong>on diese gewaltige Potenziale aufweist. Die <strong>Erdwärme</strong><br />
ist eine unserer wi<strong>ch</strong>tigsten Energiequellen <strong>der</strong> Zukunft! Sie<br />
erhält zunehmend Bedeutung im Rahmen <strong>der</strong> Strategie für<br />
einen diversifizierten, erneuerbaren Energiemix.<br />
Ein wesentli<strong>ch</strong>er Teil des Energiebedarfs ergibt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />
Heizung und Kühlung von Gebäuden. Die <strong>der</strong>zeitige Entwicklung<br />
ist von zwei Tatsa<strong>ch</strong>en geprägt: Dur<strong>ch</strong> grosse Forts<strong>ch</strong>ritte<br />
zur besseren Wärmedämmung <strong>der</strong> Gebäudehüllen wird einerseits<br />
<strong>der</strong> Wärmeverbrau<strong>ch</strong> gesenkt. Ein Plus an Wohnflä<strong>ch</strong>e,<br />
immer mehr elektris<strong>ch</strong>e Geräte und Steuerungen, vermehrter<br />
Einsatz von Wärmepumpen usw. führen an<strong>der</strong>seits zu einem<br />
erhöhten Strombedarf.<br />
<strong>Geothermie</strong>: Wärme, Strom und Bandenergie<br />
Die erneuerbaren Energien sind im Kommen. Unter diesen<br />
weist die geothermis<strong>ch</strong>e Energie einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert<br />
auf, denn sie steht je<strong>der</strong>zeit, unabhängig von Wind,<br />
Wetter und Sonneneinstrahlung zur Verfügung. Die <strong>Erdwärme</strong><br />
ermögli<strong>ch</strong>t die Beheizung von kleinen Einfamilienhäusern<br />
bis zu grossen Bürokomplexen. Der Untergrund eines Gebäudes<br />
kann ebenso zur Kühlung genutzt werden.<br />
Wi<strong>ch</strong>tig wird aber au<strong>ch</strong> die tiefe <strong>Geothermie</strong>, wel<strong>ch</strong>e unter<br />
dem Namen «Deep Heat Mining» jetzt in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz eingeführt<br />
wird: In Basel entsteht zur Zeit eine erste sol<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Stromerzeugungsanlage. Mit dieser beinahe uners<strong>ch</strong>öpfli<strong>ch</strong>en<br />
Quelle lässt si<strong>ch</strong> ein ganzes Stadtquartier beheizen;<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig wird Strom produziert. Es gibt erste Zei<strong>ch</strong>en<br />
dafür, dass bald au<strong>ch</strong> an weiteren Standorten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
sol<strong>ch</strong>e Kraftwerke erstellt und damit grosse Mengen an Bandenergie<br />
erzeugt werden. Die S<strong>ch</strong>weiz hat das Ziel, den Anteil<br />
<strong>der</strong> erneuerbaren Stromproduktion auf mindestens 70 % zu<br />
steigern. Die tiefe <strong>Geothermie</strong> wird hier in 20 bis 30 Jahren<br />
einen bedeutenden Anteil beitragen.<br />
Bekenntnis <strong>der</strong> Politik<br />
Dass diese Entwicklungen mit flankierenden Massnahmen unterstützt<br />
werden müssen, ist selbstverständli<strong>ch</strong>: Dazu gehört<br />
ein Bekenntnis <strong>der</strong> Politik, entspre<strong>ch</strong>ende finanzielle Unterstützungen<br />
für Risikokapital und Einspeisevergütungen für den<br />
erneuerbaren Strom einzuführen. Gerade so wi<strong>ch</strong>tig sind die<br />
begleitenden Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten. Sol<strong>ch</strong>e notwendigen Fors<strong>ch</strong>ungs-<br />
und Entwicklungsanstrengungen, die S<strong>ch</strong>affung nützli<strong>ch</strong>er<br />
Bere<strong>ch</strong>nungswerkzeuge und <strong>Nutzung</strong>ste<strong>ch</strong>nologien<br />
unterstützt das Bundesamt für Energie (BFE) seit langer Zeit<br />
tatkräftig. Und mit dieser Bros<strong>ch</strong>üre, die als Neuauflage des<br />
bisherigen Informationsmittels konzipiert wurde, ist ein<br />
aktueller <strong>Überblick</strong> über die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en <strong>Nutzung</strong>sformen<br />
aber au<strong>ch</strong> über künftige Herausfor<strong>der</strong>ungen gegeben.<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Kaufmann<br />
Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE) und Leiter des<br />
Programms EnergieS<strong>ch</strong>weiz
GEOTHERMIE<br />
Die Potenziale<br />
<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />
<strong>Erdwärme</strong> bietet eine na<strong>ch</strong>haltige und von Klima, Tages- und Jahreszeit<br />
unabhängige Energiequelle für die Wärme- und Stromerzeugung. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Temperaturen ermögli<strong>ch</strong>en eine Vielzahl an <strong>Nutzung</strong>svarianten.<br />
<strong>Erdwärme</strong> gewährt unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong>smögli<strong>ch</strong>keiten; mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe steigt<br />
die errei<strong>ch</strong>bare Temperatur.<br />
(Grafik: CREGE)<br />
<strong>Erdwärme</strong> ist eine nahezu uners<strong>ch</strong>öpf-<br />
li<strong>ch</strong>e Energiequelle. Aufgrund dieser Tat-<br />
sa<strong>ch</strong>e hat die <strong>Geothermie</strong> in den vergan-<br />
genen Jahren stark an Bedeutung ge-<br />
wonnen und ist zu einem Hoffnungsträ-<br />
ger für die Energieversorgung avanciert.<br />
Der Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> in ener-<br />
giepolitis<strong>ch</strong>en Zukunftsszenarien nimmt<br />
deutli<strong>ch</strong> zu.<br />
Vorteile <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />
<strong>Geothermie</strong> gilt als emissionsfreie und<br />
vor Ort nutzbare Energiequelle. Dur<strong>ch</strong><br />
ihre Doppelfunktion, als Spei<strong>ch</strong>er für<br />
Nie<strong>der</strong>temperatur-Heiz- und Kühlsyste-<br />
me, zei<strong>ch</strong>net sie si<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>s aus.<br />
Die <strong>Erdwärme</strong> vermin<strong>der</strong>t Abhängigkei-<br />
ten von Fremdenergie und bietet den<br />
Vorteil unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Anwendungs-<br />
formen.<br />
<strong>Erdwärme</strong> kann vielfältig genutzt wer-<br />
den. In <strong>der</strong> internationalen Rangliste<br />
nimmt die S<strong>ch</strong>weiz bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Geothermie</strong> als Nie<strong>der</strong>temperaturwärme<br />
einen Spitzenplatz ein (ca. 30% <strong>der</strong> neu<br />
erstellten Einfamilienhäuser). Bei <strong>der</strong><br />
Wärmeerzeugung mit <strong>Erdwärme</strong>sonden,<br />
Geostrukturen, Tunnelwässer usw.<br />
konnten bereits zahlrei<strong>ch</strong>e Installationen<br />
realisiert werden. Inzwis<strong>ch</strong>en hat man<br />
aber au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ritte eingeleitet, die zur<br />
Stromerzeugung mit tiefer liegen<strong>der</strong><br />
geothermis<strong>ch</strong>er Energie führen sollen.<br />
Gesetzmässigkeiten <strong>der</strong> Temperaturen<br />
im Untergrund<br />
Die im Tagesverlauf auftretenden Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen<br />
sind bis in eine<br />
Tiefe von rund 50 cm spürbar, jahreszeitli<strong>ch</strong>e<br />
Unters<strong>ch</strong>iede lassen si<strong>ch</strong> bis in<br />
rund zehn Meter Tiefe na<strong>ch</strong>weisen.<br />
Darunter ist die Erdtemperatur – ohne<br />
beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Zirkulation von Grundwasser<br />
– ausserordentli<strong>ch</strong> konstant. Na<strong>ch</strong><br />
einer bewährten Regel ist die Temperatur<br />
in etwa 10 Meter Tiefe im Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt<br />
1 Grad höher als die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e<br />
Lufttemperatur über dem<br />
Boden. Im S<strong>ch</strong>weizer Mittelland liegt die<br />
Bodentemperatur in dieser Tiefe somit<br />
bei 11 bis 12 °C. Bei 50 bis 100 Meter<br />
Tiefe beginnt <strong>der</strong> Berei<strong>ch</strong> des bestimmbaren,<br />
von <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e unbeeinflussten<br />
geothermis<strong>ch</strong>en Gradienten – also<br />
<strong>der</strong> stetigen Temperaturerhöhung mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Tiefe.<br />
Für Heizen und Kühlen<br />
Die <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />
wurden bisher vorwiegend dazu<br />
entwickelt und eingesetzt, Heizenergie<br />
zu generieren: Wärme für Wohn- und<br />
Bürogebäude, für Treibhäuser, Fahrbahntemperierung<br />
und für diverse Produktionsprozesse.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en hat man jedo<strong>ch</strong><br />
erkannt, dass <strong>der</strong> Untergrund au<strong>ch</strong> als<br />
sommerli<strong>ch</strong>er Kältespei<strong>ch</strong>er dienen kann<br />
und si<strong>ch</strong> somit für die immer aktueller<br />
werdende Raumkühlung ideal nutzen<br />
lässt. Mit <strong>Erdwärme</strong>sonden und Geostrukturen<br />
sowie mit Luft-Erdregistern<br />
können Gebäude gekühlt werden, ohne<br />
energieintensive Kältemas<strong>ch</strong>inen einsetzen<br />
zu müssen. Berücksi<strong>ch</strong>tigt man<br />
beide <strong>Nutzung</strong>sarten, Heizen und Kühlen,<br />
so wird die geothermis<strong>ch</strong>e Lösung<br />
no<strong>ch</strong> effizienter, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> interessant<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig ist ein grosses Anwendungspotenzial<br />
erkennbar.<br />
<strong>Nutzung</strong>svarianten in bodennahen<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden, also vertikal verlegte<br />
Wärmetaus<strong>ch</strong>er, werden am häufigsten<br />
eingesetzt, um Wärmepumpen mit <strong>der</strong>
nötigen <strong>Erdwärme</strong> zu versorgen. In den<br />
verlegten U-Rohren zirkuliert eine Wär-<br />
meträgerflüssigkeit. Für kombiniertes<br />
Heizen und Kühlen werden maximal<br />
150 Meter tiefe Sonden verwendet, für<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Heizzwecke bis zu 400<br />
Meter. In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wurden im Jahr<br />
2005 über 1100 GWh geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Energie genutzt – Tendenz steigend.<br />
Über 50 % dieses Werts stammen von<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden-Anlagen. Im Jahr<br />
2005 kamen beispielsweise knapp<br />
800 000 Laufmeter an <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
hinzu.<br />
Die Erdtemperatur wird bis zu einer gewissen<br />
Tiefe von <strong>der</strong> solaren Einstrahlung<br />
und den klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen beeinflusst.<br />
Darunter wird <strong>der</strong> Energiefluss<br />
mit steigenden Temperaturen erkennbar.<br />
(Grafik: Hessis<strong>ch</strong>es Landesamt für Umwelt<br />
und Geologie, HLUG, Wiesbaden)<br />
<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> und <strong>Nutzung</strong> Leistung Leistung Energieproduktion Energieproduktion<br />
(MW th ) (%) (GWh/a) (%)<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden und Erdregister 450 77 666.3 56<br />
Grundwasser-<strong>Nutzung</strong> 75.4 12.9 114.4 9.6<br />
Thermalwasser 40.8 7 341.4 28.7<br />
Geostrukturen<br />
(Heizung und Kühlung) 7 1.2 15.2 1.3<br />
tiefe Aquifere 6.1 1 37.2 3.1<br />
Tunnel 5.2 0.9 13.7 1.2<br />
Wärme aus tiefen Bohrungen 0.2 0.03 0.9 0.1<br />
Total 584.7 100 1189.2 100<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e Wärmeproduktion 2005 dur<strong>ch</strong> die in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz installierten Leistungen.<br />
(Quelle: L. Ryba<strong>ch</strong> u. H. Gorhan)<br />
Das Prinzip des Wärmeaustaus<strong>ch</strong>es mit<br />
bodennahen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten gilt au<strong>ch</strong> für<br />
Geostrukturen. Hier werden Fundations-<br />
teile von Gebäuden und Tiefbauprojek-<br />
ten energetis<strong>ch</strong> genutzt, indem Rohrlei-<br />
tungen für eine Flüssigkeitszirkulation in<br />
den Betonstrukturen integriert werden.<br />
Mit diesen wird <strong>der</strong> gewüns<strong>ch</strong>te Ener-<br />
gieaustaus<strong>ch</strong> gewährleistet, so dass si<strong>ch</strong><br />
ebenfalls eine Heiz- und Kühl-Wirkung<br />
erzielen lässt.<br />
Au<strong>ch</strong> das Grundwasser mit Tempera-<br />
turen von ca. 8 – 12 °C lässt si<strong>ch</strong> ener-<br />
getis<strong>ch</strong> nutzen. Im Gegensatz zu Ober-<br />
flä<strong>ch</strong>engewässern weist Grundwasser<br />
nur geringe jahrzeitli<strong>ch</strong>e Temperatur-<br />
s<strong>ch</strong>wankungen auf. Grosse Vorkommen<br />
befinden si<strong>ch</strong> vorwiegend entlang von<br />
Flüssen, also in Tälern des Mittellandes<br />
und <strong>der</strong> Voralpen, aber au<strong>ch</strong> an inneralpinen<br />
Standorten, wo dur<strong>ch</strong>lässige<br />
wasserführende Kiess<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten anzutreffen<br />
sind. Diese zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> teils dur<strong>ch</strong><br />
Mä<strong>ch</strong>tigkeiten von 30 bis 60 Meter aus.<br />
Mit entspre<strong>ch</strong>enden Bohrungen können<br />
die vorhandenen Grundwasserströme<br />
ers<strong>ch</strong>lossen werden.<br />
Warmes Wasser als Energiequelle<br />
Aber au<strong>ch</strong> Thermalwässer aus tief liegenden,<br />
Grundwasser führenden Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
sind prädestinierte Energielieferanten.<br />
In Thermalbä<strong>der</strong>n – <strong>der</strong> ältesten<br />
Form geothermis<strong>ch</strong>er <strong>Nutzung</strong> –<br />
wird <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Während früher das warme<br />
Wasser einzig zum Baden diente,<br />
kommt heute einer effizienten Ausnutzung<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Wärmemenge<br />
ebenfalls Bedeutung zu. Sogar die Energielieferung<br />
in Nahwärmenetze wird<br />
thematisiert und realisiert. Zu dieser Entwicklung<br />
haben die Anstrengungen beigetragen,<br />
sowohl eine erhöhte Wassers<strong>ch</strong>üttung<br />
als au<strong>ch</strong> Temperatur mit Hilfe<br />
von zusätzli<strong>ch</strong>en Tiefbohrungen zu errei<strong>ch</strong>en.<br />
Hydrothermale Anlagen nutzen<br />
in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Aquifere in Tiefen<br />
von 1500 – 3000 Metern und errei<strong>ch</strong>en<br />
damit Temperaturen von 60 – 350 °C.<br />
Hohe Temperaturen in <strong>der</strong> Tiefe<br />
Wärme aus dem Berginnern konnte in<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, wo mehr als 700 Eisenbahn-<br />
und Strassentunnel vorhanden<br />
sind, ebenfalls nutzbar gema<strong>ch</strong>t wer-
den. Da Tunnel stets eine Entwässerung<br />
des dur<strong>ch</strong>bohrten Gebirges bewirken,<br />
lassen si<strong>ch</strong> die zufliessenden Kluftwasser<br />
sammeln und an den Tunnelportalen zur<br />
Wärmegewinnung nutzen. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Gebirgsüberdeckung eines Tunnels<br />
steigt in <strong>der</strong> Regel au<strong>ch</strong> die zur<br />
Verfügung stehende Wassertemperatur.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e realisierte Anlagen haben in<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz au<strong>ch</strong> die Überzeugung<br />
gestärkt, bei den beiden langen Tunnelprojekten<br />
<strong>der</strong> NEAT (Gotthard- und<br />
Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnel) diese <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong><br />
ebenfalls einsetzen zu können. Die<br />
bisher gemessenen Wassertemperaturen<br />
sind viel verspre<strong>ch</strong>end. Erste Ideen und<br />
Umsetzungsaktivitäten an den Tunnelausgängen<br />
sind vorhanden.<br />
Bis hierher waren die geothermis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Nutzung</strong>smethoden auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für<br />
die Wärme- und Kälteerzeugung vorgesehen.<br />
Einen grossen S<strong>ch</strong>ritt in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Elektrizitätserzeugung bietet das «Enhanced<br />
Geothermal System (EGS) / Stimulierte<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e System (SGS)»,<br />
also das künstli<strong>ch</strong>e Erzeugen eines tief<br />
im Kristallingestein liegenden Wärmetaus<strong>ch</strong>ers.<br />
Mit dieser in Entwicklung stehenden<br />
Te<strong>ch</strong>nik soll es mögli<strong>ch</strong> werden,<br />
Bandenergie, also je<strong>der</strong>zeit verfügbare<br />
Energie, zu erzeugen – einen bei erneuerbaren<br />
Energien selten anzutreffenden<br />
Vorzug. Das in Bohrungen injizierte Wasser<br />
wird im künstli<strong>ch</strong> geklüfteten Kristallingestein<br />
in rund 5 km Tiefe auf 200 °C<br />
erhitzt. Zurück an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e dient<br />
diese Energie zum Betreiben einer<br />
Dampfturbine mit gekoppeltem Generator.<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungsmethoden<br />
Fundierte Analysen <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Ressourcen stehen am Anfang je<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong>.<br />
Diese umfassen sowohl<br />
die grossräumigen Strukturen als<br />
au<strong>ch</strong> die lokalen Verhältnisse. Mit den<br />
bisher entwickelten Methoden lassen<br />
si<strong>ch</strong> beispielsweise geologis<strong>ch</strong>e, hydrogeologis<strong>ch</strong>e<br />
und gesteinsphysikalis<strong>ch</strong>e<br />
Daten in einer 3D-Evaluation vereinen.<br />
Damit können Strömungsverhältnisse<br />
si<strong>ch</strong>tbar gema<strong>ch</strong>t werden und bevorzugte<br />
Gebiete für diverse <strong>Nutzung</strong>sarten<br />
identifiziert werden. Dank <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines drahtlosen Bohrlo<strong>ch</strong>-<br />
Messinstruments ist es heute mögli<strong>ch</strong>,<br />
vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme einer <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />
die lokalen Verhältnisse von<br />
Druck und Temperatur über <strong>der</strong>en gesamte<br />
Länge zu messen. Diese Messung<br />
lässt Rücks<strong>ch</strong>lüsse auf den Untergrund<br />
und die mögli<strong>ch</strong>e Entzugsleistung <strong>der</strong><br />
Info-Box: <strong>Geothermie</strong><br />
Vorteile<br />
– Bandenergie, bedarfsgere<strong>ch</strong>t abrufbar<br />
– emissionsfreie Energiequelle<br />
– erneuerbare, na<strong>ch</strong>haltige Energie<br />
– Einsatz für Wärme- und Kältegewinnung<br />
– Geringer Platzbedarf an <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />
– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Energieerzeugung<br />
– Langfristige Energieperspektiven<br />
– Produktion <strong>der</strong> Wärme am Ort des Bedarfs<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– Analyse und sorgfältige Planung geothermis<strong>ch</strong>er Projekte<br />
– Anlagen zur Stromproduktion in Entwicklung<br />
Informationen<br />
– Bundesamt für Energie (BFE), www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />
– GEOTHERMIE.CH, www.geothermie.<strong>ch</strong><br />
<strong>Erdwärme</strong>sonde zu. Die Sonde wird dabei<br />
im Kunststoffrohr <strong>der</strong> künftigen <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />
abgesenkt und dana<strong>ch</strong> mit<br />
Druck wie<strong>der</strong> herausgespült.<br />
Mit dem «Response Test» werden an einer<br />
fertig erstellten <strong>Erdwärme</strong>sonde die<br />
thermophysikalis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften des<br />
Untergrunds integral über die gesamte<br />
Bohrlo<strong>ch</strong>tiefe ermittelt. Dabei gibt man<br />
eine definierte Wärmeleistung an die<br />
Sondenflüssigkeit ab und misst den Temperaturverlauf<br />
am Ein- und Austritt <strong>der</strong><br />
Sonde. Diese Messwerte können au<strong>ch</strong><br />
dazu genutzt werden, eine dreidimensionale<br />
Simulation des Temperaturfeldes<br />
um eine Sonde zu bere<strong>ch</strong>nen. Dank Entwicklungsarbeiten<br />
an <strong>der</strong> EPFL in Lausanne<br />
steht heute ein portables Gerät<br />
für diese Bohrlo<strong>ch</strong>untersu<strong>ch</strong>ung zur<br />
Verfügung.
ERDWäRMESONDEN<br />
<strong>Erdwärme</strong> für<br />
Heiz- und Kühlzwecke<br />
Während die einzelne <strong>Erdwärme</strong>sonde auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur Heizung von Einfamilienhäusern<br />
genutzt wird, ermögli<strong>ch</strong>en Sondenfel<strong>der</strong> die <strong>Nutzung</strong> des<br />
Erdrei<strong>ch</strong>s sowohl zur Heizung als au<strong>ch</strong> Kühlung von grösseren Gebäuden.<br />
Die kommerzielle <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Erdwär-<br />
me erfolgte in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz s<strong>ch</strong>rittweise<br />
– von <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e aus in immer<br />
grössere Tiefen. Vers<strong>ch</strong>iedene Te<strong>ch</strong>niken<br />
stehen heute zur Verfügung, um die<br />
Vorteile <strong>der</strong> konstanten Temperatur im<br />
bodennahen Untergrund zu nutzen:<br />
– Das vor bald 25 Jahren entwickelte<br />
Erdregister dient <strong>der</strong> Konditionierung<br />
von Luft für Belüftungsanlagen und<br />
Wärmepumpen bei grösseren Gebäu-<br />
den. Die Rohre werden horizontal im<br />
Boden verlegt. Darin kann die dur<strong>ch</strong>-<br />
strömende Luft entwe<strong>der</strong> vorge-<br />
wärmt o<strong>der</strong> gekühlt werden.<br />
– <strong>Erdwärme</strong>körbe werden in geringer<br />
Tiefe platziert und arbeiten mit einer<br />
zirkulierenden Wärmeträgerflüssig-<br />
keit, wel<strong>ch</strong>e die gewonnene Energie<br />
an ein Heizsystem abgibt. Das kom-<br />
pakte System wird als Alternative zu<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden eingesetzt.<br />
– Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren in horizontaler<br />
Ausführung lassen si<strong>ch</strong> ohne Bohrar-<br />
beiten verlegen. Der Energieertrag<br />
wird jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die jahreszeitli<strong>ch</strong>en<br />
Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen bis 10<br />
Meter Tiefe beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />
– <strong>Erdwärme</strong>sonden in vertikaler Aus-<br />
führung stellen heute die meist<br />
verwendete Form <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> geo-<br />
thermis<strong>ch</strong>er Energie in Tiefen von<br />
100 – 400 Meter dar. Sie gewähren<br />
ein konstantes Temperaturniveau<br />
und lassen si<strong>ch</strong> sowohl für Heiz- als<br />
au<strong>ch</strong>, bis ca. 150 Meter Tiefe, für<br />
Kühlzwecke einsetzen. Wärmepum-<br />
pen-Anlagen mit <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
weisen in <strong>der</strong> Regel die besten Leis-<br />
tungszahlen auf.<br />
Heizen und Kühlen<br />
Während die <strong>Erdwärme</strong>sonde eine ideale<br />
Te<strong>ch</strong>nik zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />
für Einfamilienhäuser darstellt, hat sie<br />
au<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>e Vorzüge für Energiesysteme<br />
grösserer Gebäude. Mit so genannten<br />
Sondenfel<strong>der</strong>n, also mehreren<br />
nebeneinan<strong>der</strong> platzierten vertikalen<br />
Sonden, lässt si<strong>ch</strong> hier ein kombinierter<br />
Betrieb von Heizen im Winter und Kühlen<br />
im Sommer realisieren.<br />
Horizontale Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren und einzelne vertikale <strong>Erdwärme</strong>sonden eignen si<strong>ch</strong> als<br />
Wärmequelle beim Einsatz von Wärmepumpen in Einfamilienhäusern.<br />
(Grafik: HakaGerodur AG und CHYN)<br />
Mehrjährige Messungen einer <strong>Erdwärme</strong>sonde:<br />
Temperatur-Tiefenprofile aus den<br />
Messreihen 1986 bis 2001.<br />
(Bild: L. Ryba<strong>ch</strong> u. W.J. Eugster)<br />
Langzeit-Messungen in Elgg<br />
Bei einer <strong>Erdwärme</strong>sonden-Anlage in<br />
Elgg, die man 1986 in Betrieb nahm,<br />
sind seither diverse Messungen<br />
dur<strong>ch</strong>geführt worden. Diese haben<br />
bestätigt, dass eine <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />
keine andauernde Abkühlung des<br />
Untergrunds bewirkt, son<strong>der</strong>n zu<br />
einer Stabilisierung <strong>der</strong> Temperatur<br />
auf etwas tieferem Niveau führt.<br />
Mit verbesserten Bere<strong>ch</strong>nungsmodellen<br />
und Messgeräten wurde die Auslegung<br />
sol<strong>ch</strong>er Sondenfel<strong>der</strong> mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />
Dur<strong>ch</strong> die kombinierte Wärme- und Kälteproduktion<br />
lässt si<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Betriebswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
deutli<strong>ch</strong> steigern. Zur<br />
Abgabe <strong>der</strong> sommerli<strong>ch</strong>en Wärme im<br />
Untergrund bedarf es – je na<strong>ch</strong> Wärmelast<br />
– nur no<strong>ch</strong> einer Umwälzpumpe<br />
(free cooling); auf Kälteaggregate kann<br />
man in vielen Fällen verzi<strong>ch</strong>ten.
Dol<strong>der</strong> Grand Hotel<br />
Züri<strong>ch</strong>: Simulation des<br />
Temperaturfeldes um<br />
eine <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />
als Grundlage für die<br />
Auslegung eines Sondenfelds.<br />
(Grafik: Dol<strong>der</strong> Grand<br />
Hotel / Geowatt AG)<br />
Verlegung <strong>der</strong> Verbindungsrohre<br />
zu den<br />
einzelnen <strong>Erdwärme</strong>sonden.<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden beim Dol<strong>der</strong> Grand Hotel in Züri<strong>ch</strong><br />
Im Mittelpunkt des Energiekonzepts beim Neubau des Dol<strong>der</strong> Grand Hotels in<br />
Züri<strong>ch</strong> stehen 70 <strong>Erdwärme</strong>sonden von je über 150 m Länge, mit wel<strong>ch</strong>en<br />
Wärme und Kälte aus dem Untergrund gewonnen wird. Von Anbeginn <strong>der</strong><br />
Planung war das Energieziel klar: halbierter Verbrau<strong>ch</strong> bei verdoppelter Grösse<br />
des Hotels. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wird mit dem Neubau die Energiebezugsflä<strong>ch</strong>e von<br />
rund 20 000 m2 auf 47 000 m2 erweitert. Gegenüber dem bisherigen Energieverbrau<strong>ch</strong><br />
will man den Heizbedarf um 75 % und den Stromverbrau<strong>ch</strong> um<br />
25 % verringern. Mit einem <strong>Erdwärme</strong>sonden-Feld mit insgesamt ca. 10,6 km<br />
Sondenlänge wird im Winter Wärme entnommen, die man mittels Wärmepumpen<br />
zur Gebäudebeheizung nutzt. Mit Wärmepumpen unterstützt man<br />
au<strong>ch</strong> die Warmwasserbereitung. Im Sommer dient das Sondenfeld als Kältespei<strong>ch</strong>er<br />
für die Kühlung <strong>der</strong> 178 Zimmer. Bereits 2003 wurde eine Versu<strong>ch</strong>sbohrung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt, um die Eignung des Untergrunds, <strong>der</strong> vorwiegend aus<br />
typis<strong>ch</strong>en Molassemergeln besteht, zu prüfen. Das geothermis<strong>ch</strong>e Verhalten<br />
konnte mit dem so genannten Response Test untersu<strong>ch</strong>t werden, um damit<br />
die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes zu bestimmen. Im März 2005<br />
musste bereits <strong>der</strong> Verteiler mit den Ans<strong>ch</strong>lüssen für die 70 Sonden positioniert<br />
und anges<strong>ch</strong>lossen werden, denn ans<strong>ch</strong>liessend wurde darüber die<br />
70 cm dicke Bodenplatte des Neubaus vergossen.<br />
Die einzelne <strong>Erdwärme</strong>sonde für<br />
kleine Anlagen<br />
Die für ein Heizsystem erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Energie kann grundsätzli<strong>ch</strong><br />
mit horizontalen Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren<br />
o<strong>der</strong> vertikalen <strong>Erdwärme</strong>sonden gewonnen<br />
werden. Bei horizontaler Verlegung<br />
in 1 bis 2 Meter Tiefe wird im Allgemeinen<br />
neben dem Gebäude ein Erdaushub<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Diese so genutzte Flä<strong>ch</strong>e<br />
kann ni<strong>ch</strong>t weiter überbaut werden.<br />
Weniger Platzbedarf zei<strong>ch</strong>net hingegen<br />
die vertikale <strong>Erdwärme</strong>sonde aus,<br />
wel<strong>ch</strong>e höhere Effizienz und Leistung<br />
erbringen kann und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für die<br />
Gebäudekühlung einsetzen lässt. <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
können direkt unter dem<br />
Bauwerk platziert werden. Bei einer<br />
Betriebsdauer von 2400 h/a, normalem<br />
Festgestein o<strong>der</strong> einem wassergesättigten<br />
Sediment im Untergrund re<strong>ch</strong>net<br />
man beispielsweise mit einer potenziellen<br />
Leistung von 50 W pro Meter.<br />
Mit den horizontalen Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren<br />
werden zwis<strong>ch</strong>en 16 und 24 W<br />
pro Quadratmeter Flä<strong>ch</strong>e errei<strong>ch</strong>t.<br />
Für <strong>Erdwärme</strong>sonden werden Bohrun-<br />
gen mit Tiefen von 100 bis 400 Meter<br />
und Bohrungsdur<strong>ch</strong>messern bis 160<br />
mm ausgeführt. Die Sonden bestehen in<br />
<strong>der</strong> Regel aus paarweise gebündelten,<br />
U-förmigen, druckfesten Kunststoff-<br />
rohren (Polyethylen). Diese werden mit<br />
einer Wärmeträgerflüssigkeit gefüllt,<br />
nehmen die <strong>Erdwärme</strong> dur<strong>ch</strong> die Bohr-<br />
lo<strong>ch</strong>wand auf und stellen damit die Ver-<br />
bindung zur Wärmequelle si<strong>ch</strong>er. In <strong>der</strong><br />
Regel wird hierbei ein Wasser-Glykol-Gemis<strong>ch</strong><br />
(Sole) verwendet. Über einen<br />
Wärmetaus<strong>ch</strong>er wird die Energie an den<br />
Arbeitskreis <strong>der</strong> Wärmepumpe abgegeben.<br />
Bei Normalbetrieb arbeitet man mit
mögli<strong>ch</strong>st kleinen Temperaturdifferen-<br />
zen zwis<strong>ch</strong>en Vor- und Rücklauf (2 bis<br />
4 K), jedo<strong>ch</strong> mit einer grossen Sole-<br />
Dur<strong>ch</strong>flussrate.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />
die Erstellung<br />
Der Hohlraum zwis<strong>ch</strong>en den Kunststoff-<br />
rohren und <strong>der</strong> Bohrlo<strong>ch</strong>wand wird na<strong>ch</strong><br />
dem Einbau mit einer Bentonit-Zement-<br />
Suspension vollständig gefüllt. Dadur<strong>ch</strong><br />
wird die thermis<strong>ch</strong>e Anbindung <strong>der</strong><br />
Sonde an den Untergrund gewährleistet.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig stoppt man unerwüns<strong>ch</strong>te<br />
hydraulis<strong>ch</strong>e Verbindungen<br />
entlang <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>sonde. Mit Hilfe<br />
eines zusätzli<strong>ch</strong>en Rohres wird die Suspension<br />
ins Bohrlo<strong>ch</strong> gepumpt und<br />
dieses von unten na<strong>ch</strong> oben aufgefüllt.<br />
Für Bohrungsarbeiten und Montage <strong>der</strong><br />
Sonden stehen Unternehmen im Einsatz,<br />
die mit dem Gütesiegel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>gemeins<strong>ch</strong>aft<br />
Wärmepumpen S<strong>ch</strong>weiz<br />
(FWS) ausgestattet sind und somit die<br />
qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen<br />
können. Es wird ein Minimum an Platz<br />
für die Positionierung des Bohrgeräts<br />
benötigt. Die Dauer <strong>der</strong> Bohrarbeiten ist<br />
mit ein bis zwei Tagen – je na<strong>ch</strong> Bohrtiefe<br />
– ebenfalls gering.<br />
Energiekonzept als Planungsgrundlage<br />
Bei <strong>der</strong> Auslegung von <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
ist zunä<strong>ch</strong>st ein Gesamtenergiekonzept<br />
zu erstellen. Dabei müssen au<strong>ch</strong><br />
die einzelnen Systems<strong>ch</strong>nittstellen <strong>der</strong><br />
Flüssigkeitskreisläufe von Wärmequelle,<br />
Wärmepumpe und Heizung berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden. Niedrige Vorlauftemperaturen<br />
<strong>der</strong> Heizung (z.B. bei Bodenheizung)<br />
führen zu einen optimalen Wirkungsgrad<br />
<strong>der</strong> Gesamtanlage. Mit einer<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonde von 150 bis 200 Meter<br />
Tiefe kann ein Einfamilienhaus in <strong>der</strong><br />
Regel monovalent, also ohne Zusatzheizung,<br />
beheizt werden. Tiefere <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
erlauben, da für die Wärmeträgerflüssigkeit<br />
eine höhere Quellentemperatur<br />
genutzt werden kann, den<br />
Einsatz von Klarwasser statt Sole. Dies<br />
kann au<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Grundwassers<strong>ch</strong>utzes<br />
von Bedeutung sein.<br />
Die Kosten einer <strong>Erdwärme</strong>sonde sind<br />
von zahlrei<strong>ch</strong>en Faktoren abhängig. In<br />
<strong>der</strong> Regel re<strong>ch</strong>net man mit CHF 60.– bis<br />
90.– pro Meter Sondenlänge, bzw. CHF<br />
160.– für die gesamte Anlage mit Wärmepumpe.<br />
Die Investitionskosten sind<br />
mit den jährli<strong>ch</strong>en Energiekosten in Verbindung<br />
zu bringen. Die dadur<strong>ch</strong> erziel-<br />
TABS fürs Heizen und Kühlen von grösseren Gebäuden<br />
Thermoaktive Bauteilsysteme (TABS), also in die Betonstruktur eines Gebäudes<br />
integrierte Rohre für das Kühlen und Heizen, werden seit langem in Bürogebäuden,<br />
öffentli<strong>ch</strong>en Bauten, Hotels usw. eingesetzt. Als Alternative zu den übli<strong>ch</strong>erweise<br />
genutzten Erdregistern für das Konditionieren <strong>der</strong> angesaugten Aussenluft<br />
setzt man heute zunehmend <strong>Erdwärme</strong>sonden ein. Damit lassen si<strong>ch</strong> die<br />
physikalis<strong>ch</strong>en Vorteile von Wasser gegenüber Luft auf das Energiesystem <strong>der</strong><br />
TABS anwenden. Das Sondenfeld versorgt das Gebäude direkt mit <strong>der</strong> nötigen<br />
Kühl-Energie, ohne zwis<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>altete Wärmepumpe. Es ist jedo<strong>ch</strong> auf eine<br />
ausgegli<strong>ch</strong>ene Jahresenergiebilanz zu a<strong>ch</strong>ten, um kein kontinuierli<strong>ch</strong>es Abdriften<br />
<strong>der</strong> Temperatur im Untergrund zu riskieren.<br />
baren Gesamtjahreskosten werden – bei<br />
angemessenen Rahmenbedingungen<br />
des jeweiligen Projekts – wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
sein und langfristige Kostensi<strong>ch</strong>erheit<br />
bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wärmequelle bieten.<br />
Sondenfel<strong>der</strong> für grössere Gebäude<br />
Mit mehreren, nebeneinan<strong>der</strong> angeordneten<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden s<strong>ch</strong>öpft man<br />
ein vergrössertes Erdspei<strong>ch</strong>ervolumen<br />
aus und kann damit Büro-, Gewerbe-,<br />
Industrie- o<strong>der</strong> Hotelbauten mit Wärme<br />
und Kälte versorgen. Die Leitungen <strong>der</strong><br />
einzelnen Sonden werden in Serie ges<strong>ch</strong>altet<br />
in einem Verteiler zusammengeführt,<br />
um eine o<strong>der</strong> mehrere Wärmepumpen<br />
zu speisen.<br />
In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz ist in den vergangenen<br />
Jahren ein deutli<strong>ch</strong>er Aufs<strong>ch</strong>wung an<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden erkennbar geworden,<br />
also eine Steigerung an verlegten Laufmetern<br />
Sondenrohre. Dies steht im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zunahme bei<br />
Einfamilienhäusern, aber au<strong>ch</strong> mit dem<br />
Trend zu grösseren Anlagen mit Sondenfel<strong>der</strong>n<br />
zur Heizung und Kühlung<br />
grosser Gebäude.<br />
Wärme- und Kältebedarf bere<strong>ch</strong>nen<br />
Für die Dimensionierung eines Sondenfeldes<br />
sind <strong>der</strong> gesamte Wärme- und<br />
Kältebedarf des Bauobjekts zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Das Energiesystem umfasst<br />
im Allgemeinen neben den <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
entspre<strong>ch</strong>ende Verteilelemente,<br />
die Wärmepumpen, Kältemas<strong>ch</strong>inen<br />
und die notwendigen Spei<strong>ch</strong>er. Die Gewinnung<br />
<strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Wärmeund<br />
Kälteenergie sowie <strong>der</strong> Energiefluss<br />
innerhalb des Gebäudes sind optimal<br />
abzustimmen.
10<br />
Für die Kühlaufgabe ausgelegte <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
dürfen nur 150 Meter tief<br />
ausgelegt sein, weil die Sonde sonst<br />
eine zu hohe Temperatur aufnimmt. Bei<br />
einigen Anlagen wurden zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Sonnenkollektoren installiert, mit<br />
denen während des Sommers Warmwasser<br />
erzeugt und <strong>der</strong> Erdspei<strong>ch</strong>er mit<br />
übers<strong>ch</strong>üssiger Sonnenenergie wie<strong>der</strong><br />
aufgeladen werden kann.<br />
Tiefe Bohrungen für höhere<br />
Temperaturen<br />
Tiefe <strong>Erdwärme</strong>sonden rei<strong>ch</strong>en bis zu<br />
4 000 Meter. Die hier eingesetzten Roh-<br />
re weisen eine koaxiale Form auf: Im<br />
Ringraum fliesst das abgekühlte Wasser<br />
in die Tiefe, im Zentralrohr strömt das<br />
erwärmte Wasser ho<strong>ch</strong>. Das Aussenrohr<br />
besteht in <strong>der</strong> Regel aus einem Stahl-<br />
mantel, <strong>der</strong> zumindest im oberen Be-<br />
rei<strong>ch</strong> vollständig auszementiert wird.<br />
Das Zentralrohr besteht je na<strong>ch</strong> Tempe-<br />
raturverhältnissen aus Kunststoff, aus<br />
glasfaserverstärktem Kunststoff, aus<br />
Fiberglas o<strong>der</strong> aus Stahl. Eine Vakuum-<br />
Isolation zwis<strong>ch</strong>en Auf- und Abstrom<br />
ist vorteilhaft, aber kostspielig.<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> tiefe<br />
Betriebskosten<br />
Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit einer Erdwär-<br />
mesonde, eines Sondenfeldes für<br />
eine Grossüberbauung o<strong>der</strong> des Einsatzes<br />
von energetis<strong>ch</strong> genutzten<br />
Baustrukturen hängt von mehreren<br />
Faktoren ab. Je na<strong>ch</strong> Verglei<strong>ch</strong>sbasis<br />
(Erdölpreis, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> usw.) ergeben<br />
si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Resultate.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> sind geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Systeme heute dank günstiger Betriebskosten<br />
bei einer längerfristigen<br />
Gesamtbetra<strong>ch</strong>tung wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>.<br />
Alle <strong>Erdwärme</strong>sonden eines Sondenfeldes<br />
werden im Verteiler zusammengeführt.<br />
(Bild: Geowatt AG)<br />
Für die Erstellung einer sol<strong>ch</strong>en Anlage<br />
sind eine Tiefbohrbewilligung und evtl.<br />
eine Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung<br />
( > 5 MW th ) erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>. Die nutzbare<br />
Wärmemenge hängt von <strong>der</strong> Betriebsart<br />
und <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Bohrung ab.<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkungen beim Betrieb<br />
Je na<strong>ch</strong> Betriebsweise kann es beim Ent-<br />
zug von Wärme im unteren Berei<strong>ch</strong> zu<br />
einer Erwärmung <strong>der</strong> Bohrumgebung<br />
im oberen Berei<strong>ch</strong> kommen. Dur<strong>ch</strong> den<br />
Bohrvorgang ist es au<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, dass<br />
bis in grosse Tiefen neue Wasserweg-<br />
samkeiten ges<strong>ch</strong>affen werden, wel<strong>ch</strong>e<br />
vor Beendigung <strong>der</strong> Bohrarbeiten dauer-<br />
haft abgedi<strong>ch</strong>tet werden müssen.<br />
Tiefe <strong>Erdwärme</strong>sonden können nur bei<br />
günstigen Gegebenheiten wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
betrieben werden, d.h. bei einer pro-<br />
blemlosen Bohrung, bei hohen Tempe-<br />
raturen und bei optimaler <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
gewonnenen Wärme.<br />
Energiekorb als Alternative<br />
<strong>Erdwärme</strong>körbe werden 2 – 4 Meter tief<br />
im Boden platziert und normalerweise<br />
hydrologis<strong>ch</strong> in Reihe ges<strong>ch</strong>altet. Hier<br />
wird ein spiralförmiges, ca. 2 Meter langes<br />
Rohrbündel ohne Gründungspfahl<br />
in einen ausgehobenen vertikalen Hohlraum<br />
verlegt wel<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong>her wie<strong>der</strong><br />
aufgefüllt werden muss. Die untief verlegten<br />
Wärmetaus<strong>ch</strong>er nutzen die jahreszeitli<strong>ch</strong>eTemperatur-Phasenvers<strong>ch</strong>iebung<br />
aus. Trotz geringer Tiefe zeigen<br />
erste Wirkungsgradbere<strong>ch</strong>nungen Jahresarbeitszahlen<br />
(Verhältnis von produzierter<br />
Wärme zu eingesetztem Strom)<br />
<strong>der</strong> anges<strong>ch</strong>lossenen Wärmepumpen<br />
von ca. 3,5. <strong>Erdwärme</strong>körbe könnten in<br />
Zukunft eine Alternative zu kleinen <strong>Erdwärme</strong>sondenanlagen<br />
darstellen. Sie<br />
sind au<strong>ch</strong> einsetzbar, falls keine Bewilligung<br />
für eine konventionelle <strong>Erdwärme</strong>sonde<br />
erhältli<strong>ch</strong> ist.<br />
CO als neues Medium für<br />
2<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
In Grundwassers<strong>ch</strong>utzgebieten erhalten<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden mit Sole als Wärmeträgerflüssigkeit<br />
in <strong>der</strong> Regel keine Genehmigung.<br />
In diesem Fall bietet si<strong>ch</strong> als<br />
Alternative ein Wärmerohr mit CO als 2<br />
Medium an. Im Untergrund nimmt CO2 <strong>Erdwärme</strong>sonden ermögli<strong>ch</strong>en die <strong>Nutzung</strong><br />
des Erdrei<strong>ch</strong>es als saisonalen Wärme- und<br />
Kältespei<strong>ch</strong>er.<br />
(Grafik: CUEPE / SUPSI)
die <strong>Erdwärme</strong> auf, verdampft und steigt<br />
auf. Indem die Energie im oberen Teil<br />
des Rohres an einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er abgegeben<br />
wird, kondensiert und verflüssigt<br />
si<strong>ch</strong> CO wie<strong>der</strong> und sinkt entlang<br />
2<br />
<strong>der</strong> Rohrwand zurück.<br />
Das Kohlendioxid zirkuliert somit selbsttätig,<br />
eine Zirkulationspumpe entfällt.<br />
Dadur<strong>ch</strong> reduziert si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Elektrizitätsbedarf<br />
und die Jahresarbeitszahl des<br />
Wärmepumpensystems errei<strong>ch</strong>t höhere<br />
Werte (über JAZ 5).<br />
Contracting entlastet vom Anlagenkauf<br />
Das D4 Lucerne Business Centre in Root (LU) nutzt die geothermis<strong>ch</strong>e Energie für das<br />
Kühlen und Heizen.<br />
(Bild: D4)<br />
Beim Contracting kauft <strong>der</strong> Kunde keine Wärmeerzeugungsanlage mehr, son-<br />
<strong>der</strong>n nur no<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Wärme. Planung, Bau und Betrieb übernimmt <strong>der</strong> Contrac-<br />
tor, <strong>der</strong> au<strong>ch</strong> die Finanzierung regelt. Dieses Prinzip wird sowohl bei kleinen<br />
SUVA-Business-Centre mit Erdspei<strong>ch</strong>er<br />
Das von <strong>der</strong> SUVA Unfallversi<strong>ch</strong>erung erstellte «D4 Lucerne Business Centre» in<br />
Root bei Luzern weist ein umfassendes Energiekonzept auf. Teil davon sind 49<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden, die einen <strong>der</strong> grössten saisonalen Erdspei<strong>ch</strong>er <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
darstellen. Dieser liefert im Winter Wärme, wel<strong>ch</strong>e mit Wärmepumpen auf ein<br />
zur Raumbeheizung notwendiges Temperaturniveau angehoben wird. Im Sommer<br />
dient die Kälte zur Klimatisierung. Der Erdspei<strong>ch</strong>er weist eine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />
von 2 343 m2 und eine Tiefe von 160 Meter auf. In dieser Tiefe beträgt die Nutz-<br />
Temperatur 14,5 °C.<br />
Anlagen für Einfamilienhäuser als au<strong>ch</strong> in zunehmendem Mass bei Grossanlagen<br />
für Büro-, Hotel- und Industriegebäude sowie bei Nahwärmenetzen erfolgrei<strong>ch</strong><br />
angewendet. Für den Hauseigentümer entfällt <strong>der</strong> Investitions- und Verwaltungsaufwand.<br />
Können dank des Contracting für einen bestimmten Wärmebedarf<br />
leistungsstärkere Anlagen geplant werden, so ermögli<strong>ch</strong>t <strong>der</strong>en Betrieb in <strong>der</strong><br />
Regel eine energie-effizientere Wärmeerzeugung. Dies gilt au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />
geothermis<strong>ch</strong>er Energiequellen, wel<strong>ch</strong>e als Teil eines Gesamtsystems verstanden<br />
werden. Als Contractor treten zahlrei<strong>ch</strong>e Elektrizitätswerke <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in Ers<strong>ch</strong>einung.<br />
Informationen: www.swisscontracting.<strong>ch</strong><br />
Info-Box: <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
Vorteile<br />
– breite Einsatzmögli<strong>ch</strong>keiten (Einfamilienhaus<br />
bis Grossüberbauungen)<br />
– Sondenfel<strong>der</strong> für Wärme- und<br />
Kältebezug<br />
– Klima unabhängige Wärmequelle für<br />
Heizzwecke<br />
– bewährte Te<strong>ch</strong>nik mit zertifizierten<br />
Bohrunternehmen<br />
– Alternativen in Form von CO -Son- 2<br />
den und <strong>Erdwärme</strong>körben<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– detaillierte Abklärungen des Heizund<br />
Kühlbedarfs des Gebäudes, <strong>der</strong><br />
hydrogeologis<strong>ch</strong>en Bodenverhältnisse<br />
und <strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit<br />
– Simulationen bei Sondenfel<strong>der</strong>n<br />
– Grundwassers<strong>ch</strong>utz<br />
Informationen<br />
– Info-Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH<br />
(Nr. 7, 8 und 10)<br />
– SIA-Dokumentation D 0179, Energie<br />
aus dem Untergrund, Erdrei<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>er<br />
für Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />
11
1<br />
GEOSTRUKTUREN<br />
Der Baukörper<br />
in Verbindung mit <strong>der</strong> Erde<br />
Alle mit <strong>der</strong> Erde in Berührung stehenden Teile <strong>der</strong> Gebäudestruktur, z.B.<br />
Fundationspfähle und -wände können als Wärmetaus<strong>ch</strong>er eingesetzt<br />
werden. Der Untergrund dient als Energiespei<strong>ch</strong>er für das Beheizen und<br />
Kühlen grösserer Gebäude.<br />
Grosse Gebäude werden bei s<strong>ch</strong>wie-<br />
rigem Baugrund in <strong>der</strong> Regel auf Pfähle<br />
gegründet. Enthält das Erdrei<strong>ch</strong> also<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit S<strong>ch</strong>lamm, feinem Sand<br />
und Seekreide, o<strong>der</strong> ist organis<strong>ch</strong>es<br />
Material im Boden, so werden spezielle<br />
Fundationen benötigt. Glei<strong>ch</strong>es gilt bei<br />
unkonsolidierten Aufs<strong>ch</strong>üttungen und<br />
lockeren Ablagerungen. Pfähle dienen<br />
primär <strong>der</strong> Stabilität von Bauwerken.<br />
Zwei Funktionen in einer Geostruktur<br />
Diese Te<strong>ch</strong>nik gewährt aber ni<strong>ch</strong>t nur<br />
die nötige Stabilität, son<strong>der</strong>n ermögli<strong>ch</strong>t<br />
au<strong>ch</strong> einen Austaus<strong>ch</strong> von <strong>Erdwärme</strong>.<br />
Mit Wärmetaus<strong>ch</strong>errohren aus Polyethy-<br />
len ausgestattet, entstehen Energiepfäh-<br />
le, die dem Boden Wärme entziehen<br />
bzw. Kälte zuführen können. Sol<strong>ch</strong>e<br />
Rohre können in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> hergestellten<br />
Pfählen eingebra<strong>ch</strong>t werden.<br />
Der vorgefertigte Pfahl ist als Ganzes<br />
o<strong>der</strong> in Teilen hergestellt und wird so an<br />
den Einsatzort transportiert. Bei S<strong>ch</strong>leu<strong>der</strong>beton-Hohlpfählen<br />
erfolgt die Montage<br />
<strong>der</strong> Kunststoffrohre erst na<strong>ch</strong> dem<br />
Rammvorgang, ans<strong>ch</strong>liessend wird ein<br />
Hinterfüllmaterial mit optimaler Wärmeleitfähigkeit<br />
eingefüllt. Der Ortsbetonpfahl<br />
entsteht, indem Beton in ein vor-<br />
Energiepfähle erfüllen zwei Aufgaben: Stabilität für das Gebäude und Energieaustaus<strong>ch</strong><br />
mit dem Untergrund. Dazu dienen im Pfahl-Armierungskorb eingelegte Wärmetaus<strong>ch</strong>errohre.<br />
(Bild: CHYN)<br />
gängig dur<strong>ch</strong> Rammen o<strong>der</strong> Bohren ges<strong>ch</strong>affenen<br />
Hohlraum eingebra<strong>ch</strong>t wird.<br />
Dabei werden die Wärmetaus<strong>ch</strong>errohre<br />
am Armierungskorb angebra<strong>ch</strong>t.<br />
Erfolgskontrollen an ausgeführten Projekten<br />
haben inzwis<strong>ch</strong>en bestätigt, dass<br />
diese erweiterte <strong>Nutzung</strong> von Gebäudepfählen<br />
eine optimale Basis für ein effizientes<br />
Heiz- und Kühlkonzept grösserer<br />
Gebäude darstellt.<br />
Wirkung im Untergrund<br />
Energiepfähle haben in <strong>der</strong> Regel keine<br />
Auswirkungen auf s<strong>ch</strong>rumpfungs- und<br />
quellungsanfällige Tons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Eine<br />
Abkühlung unter die Nullgradgrenze ist<br />
wegen <strong>der</strong> Gefahr von Frosts<strong>ch</strong>äden<br />
und vermin<strong>der</strong>ter Verbindung mit dem<br />
Untergrund jedo<strong>ch</strong> zu vermeiden. Bei<br />
Terminal E mit <strong>Erdwärme</strong> versorgt<br />
Der neue Terminal E des Flughafens<br />
Züri<strong>ch</strong> weist eine Länge von 500 Meter<br />
und eine Breite von 30 Meter auf. Da<br />
er in einem Grundwasser-Gebiet gebaut<br />
wurde, mussten 440 Fundationspfähle<br />
eingesetzt werden. Diese rei<strong>ch</strong>en<br />
rund 30 Meter tief und sind in<br />
<strong>der</strong> Grundmoräne verankert. Mit 310<br />
dieser Pfähle wird Energie gewonnen:<br />
Im Sommer dienen sie zur Abgabe <strong>der</strong><br />
Wärme an das Erdrei<strong>ch</strong>, wodur<strong>ch</strong> ein<br />
Free-cooling-System ges<strong>ch</strong>affen wird,<br />
und im Winter wird Wärme für die Gebäudebeheizung<br />
gewonnen. 75 %<br />
<strong>der</strong> Energie zum Heizen und Kühlen<br />
stammen aus den Energiepfählen. Umfangrei<strong>ch</strong>e<br />
Simulationsre<strong>ch</strong>nungen haben<br />
in <strong>der</strong> Planungsphase die Auslegung<br />
dieser Energiepfähle erlei<strong>ch</strong>tert.
Energiepfahlanlagen haben <strong>der</strong> Wär-<br />
mena<strong>ch</strong>fluss sowie hydrogeologis<strong>ch</strong>e<br />
Verhältnisse wesentli<strong>ch</strong>e Bedeutung<br />
für den Wirkungsgrad.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en hat die Bedeutung von Geo-<br />
strukturen zugenommen und umfasst<br />
heute au<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e, im Unter-<br />
grund platzierte Teile von Gebäuden<br />
und Infrastrukturanlagen (z.B. U-Bahn-<br />
Anlagen), also beliebige erdberührte<br />
Betonbauteile, wie S<strong>ch</strong>litzwände, Fun-<br />
dationsplatten und an<strong>der</strong>e Tiefbau-<br />
konstruktionen. Derartige Energienut-<br />
zungsanlagen können unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Dimensionen aufweisen und bei kleinen<br />
Mehrfamilienhäusern o<strong>der</strong> Grossprojekten<br />
eingesetzt werden. Mit dem<br />
ermögli<strong>ch</strong>ten Energieaustaus<strong>ch</strong> lassen<br />
si<strong>ch</strong> Räume erwärmen o<strong>der</strong> kühlen.<br />
Eine Te<strong>ch</strong>nik für Neubauten<br />
Geostrukturen werden nur bei Neubauten<br />
zur Energiegewinnung bzw. für<br />
einen Wärmeaustaus<strong>ch</strong> vorgesehen.<br />
Eine nahe gelegene Energienutzung ist<br />
damit gewährleistet. Energiepfähle<br />
weisen in <strong>der</strong> Regel eine Tiefe von 10<br />
bis 40 Metern auf, und <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>messer<br />
beträgt zwis<strong>ch</strong>en 20 und 200 cm.<br />
Die Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en den Energiepfählen<br />
und dem Verteiler erfolgt meist<br />
unter <strong>der</strong> Bodenplatte des Gebäudes<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Magerbetons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Sofern<br />
keine Setzungen zu erwarten sind,<br />
können die Rohre in Bündeln, Vor- und<br />
Rücklauf jedo<strong>ch</strong> getrennt, in einem<br />
Sandbett verlegt werden. Gegen die Bodenplatte<br />
empfiehlt es si<strong>ch</strong>, eine Wärmedämmung<br />
anzubringen.<br />
Zugängli<strong>ch</strong>e <strong>Erdwärme</strong>sonden in Hohlpfählen in Fully<br />
Die Primars<strong>ch</strong>ule von Fully bei Martigny (VS) wurde im Jahr 2000 als Minergie-<br />
Gebäude konzipiert. Dabei ist für die Wärmeversorgung ein Wärmepumpen-System<br />
gewählt worden. In Anbetra<strong>ch</strong>t des instabilen Untergrunds mussten Fundationspfähle<br />
eingesetzt werden, die man als Energiepfähle ausstatten konnte. 41<br />
von 118 Hohlpfählen mit einer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Tiefe von 23 m sind dafür mit<br />
Doppel-U-Rohren versehen worden. Die an <strong>der</strong> Peripherie des Gebäudes platzierten<br />
Energiepfähle sind – als innovative Lösung – mit vorisolierten, in <strong>der</strong> Fundamentgrube<br />
verlegten Sammelleitungen verbunden. Die zentral liegenden<br />
Pfähle sind hingegen über einen zugängli<strong>ch</strong>en Betriebskanal verbunden. Damit<br />
hat man errei<strong>ch</strong>t, dass die Verbindungsleitungen und die Sondenköpfe errei<strong>ch</strong>bar<br />
geblieben sind und die Bes<strong>ch</strong>ädigungsgefahr während <strong>der</strong> Bauphase deutli<strong>ch</strong><br />
niedriger war. Im Winter beträgt die Temperatur des Glykol-Wasser-Gemis<strong>ch</strong>es<br />
am Sondenaustritt 5 °C. Im Sommer wird das Gebäude mit diesem Leitungsnetz<br />
gekühlt.<br />
Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>nutzung<br />
muss bereits beim Planungsbeginn berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden. Inzwis<strong>ch</strong>en wurden<br />
Bere<strong>ch</strong>nungsmethoden entwickelt<br />
und Planungsempfehlungen formuliert,<br />
so dass heute Konzeption, Dimensionierung<br />
und Ausführung von Energiepfahlanlagen<br />
optimal realisiert werden<br />
können. Dazu sind au<strong>ch</strong> die jeweiligen<br />
Gegebenheiten des Untergrunds,<br />
Geologie und Hydrogeologie, im Hinblick<br />
auf die thermis<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong> zu<br />
analysieren.<br />
Bere<strong>ch</strong>nung und Simulation mit<br />
bewährtem Programm<br />
Zur Evaluation von Varianten, <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Ma<strong>ch</strong>barkeit und einer grundlegenden<br />
Dimensionierung von Energiepfählen<br />
lassen si<strong>ch</strong> Bere<strong>ch</strong>nungs- und<br />
Energiepfähle werden beim Primars<strong>ch</strong>ulhaus<br />
in Fully zur Wärme- und Kälteversorgung<br />
eingesetzt.<br />
(Bild: Centre romand de promotion de la<br />
géothermie)<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden sind ausserhalb des<br />
Gebäudefundaments an das Sammelrohr<br />
anges<strong>ch</strong>lossen.<br />
(Grafik: Tecnoservice Engineering SA)<br />
1
1<br />
Mit <strong>der</strong> SIA-Dokumentation D 0190 wird ein<br />
<strong>Überblick</strong> über Planung, Bere<strong>ch</strong>nung und Ausführung<br />
von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en, energetis<strong>ch</strong><br />
genutzten Geostrukturen vermittelt.<br />
SIA-Dokumentation zu energetis<strong>ch</strong><br />
genutzten Geostrukturen<br />
Die primäre Aufgabe von Gründungspfählen<br />
und an<strong>der</strong>en Betonbauteilen<br />
im Erdrei<strong>ch</strong>, allgemein als Geostrukturen<br />
bezei<strong>ch</strong>net, ist die Si<strong>ch</strong>erstellung<br />
<strong>der</strong> Stabilität von Bauwerken. Werden<br />
diese erdberührten Bauteile mit Wärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />
ausgerüstet, so können<br />
sie au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Nutzbarma<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong><br />
untiefen geothermis<strong>ch</strong>en Ressourcen<br />
dienen.<br />
Na<strong>ch</strong>dem zwis<strong>ch</strong>en 1988 und 2003 bereits<br />
drei SIA-Dokumentationen über<br />
die thermis<strong>ch</strong>e <strong>Nutzung</strong> des Untergrundes<br />
ers<strong>ch</strong>ienen sind, folgte 2005 eine<br />
vierte Publikation, wel<strong>ch</strong>e energetis<strong>ch</strong><br />
genutzte Geostrukturen behandelt. Die<br />
SIA-Dokumentation D 0190 thematisiert<br />
sowohl die theoretis<strong>ch</strong>en Aspekte<br />
von Planung, Bere<strong>ch</strong>nung und Bau von<br />
Geostrukturen als au<strong>ch</strong> die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
und re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kriterien einer<br />
Anlagenkonfiguration. Zudem werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene ausgeführte Projekte bes<strong>ch</strong>rieben.<br />
Simulationsprogramme nutzen. Damit<br />
werden die Wärmeleistung des Systems,<br />
das thermale Potenzial <strong>der</strong> Energiepfähle<br />
und unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Systemkonzepte<br />
bere<strong>ch</strong>net. Der Wärmeaustaus<strong>ch</strong> wird<br />
dynamis<strong>ch</strong> simuliert, so dass eine monatli<strong>ch</strong>e<br />
o<strong>der</strong> jährli<strong>ch</strong>e Energiebilanz erstellt<br />
werden kann. Damit lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine<br />
geeignete Dimensionierung <strong>der</strong> Wärmepumpe<br />
und <strong>der</strong> Kältemas<strong>ch</strong>ine festlegen.<br />
Die Effizienz einer energetis<strong>ch</strong> genutzten<br />
Geostruktur wird erhöht, wenn die Tem-<br />
peratur <strong>der</strong> im Gebäude verteilten<br />
Wärme und Kälte mögli<strong>ch</strong>st nahe <strong>der</strong>jenigen<br />
<strong>der</strong> Wärmeträgerflüssigkeit am<br />
Ausgang <strong>der</strong> Energiepfähle liegt. Im<br />
Weiteren ist es vorteilhaft, wenn mögli<strong>ch</strong>st<br />
wenig zusätzli<strong>ch</strong>e Installationen integriert<br />
sind, die jährli<strong>ch</strong>e Betriebszeit<br />
ho<strong>ch</strong> liegt sowie dur<strong>ch</strong> die Erzeugung<br />
von Wärme und Kälte eine ausgegli<strong>ch</strong>ene<br />
Jahresbilanz ermögli<strong>ch</strong>t wird. Im Fall<br />
einer unausgegli<strong>ch</strong>enen Situation ist<br />
eine Wie<strong>der</strong>aufladung des Erdspei<strong>ch</strong>ers<br />
Info-Box: Geostrukturen<br />
mit Wärme vorzusehen. Um eine langfristig<br />
stabile Geostruktur zu erhalten,<br />
sollte bereits zu Beginn <strong>der</strong> Dimensionierung<br />
eine ausgegli<strong>ch</strong>ene jährli<strong>ch</strong>e<br />
Energiebilanz angestrebt werden.<br />
Grundwassers<strong>ch</strong>utz bei Geo-<br />
strukturen<br />
Energetis<strong>ch</strong> genutzte Geostrukturen<br />
müssen so dimensioniert sein, dass ein<br />
Gefrieren im umliegenden Erdrei<strong>ch</strong> verhin<strong>der</strong>t<br />
wird, um S<strong>ch</strong>äden zu vermeiden.<br />
Es könnte sonst zum Verlust <strong>der</strong><br />
Tragfähigkeit <strong>der</strong> Fundationspfähle kommen,<br />
o<strong>der</strong> unglei<strong>ch</strong>e Hebungen und<br />
Setzungen verursa<strong>ch</strong>en Risse in den Betonelementen.<br />
Die Geostrukturen können einen merkbaren<br />
Einfluss auf das Grundwasser ausüben,<br />
sowohl dur<strong>ch</strong> die Bauarbeiten<br />
als au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Abkühlungs- o<strong>der</strong> Aufwärmeffekte.<br />
Daher sind die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Rahmenbedingungen des<br />
Grundwassers<strong>ch</strong>utzes einzuhalten.<br />
Vorteile<br />
– <strong>Nutzung</strong> des Erdrei<strong>ch</strong>s für Heiz- und Kühlzwecke in Verbindung mit baute<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
notwendigen Strukturelementen (z.B. Fundationspfähle)<br />
– Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Energiepfahlsysteme für spezifis<strong>ch</strong>e Bau- und Bodenbedingungen<br />
– Breite Palette an geostrukturellen Bauteilen<br />
– Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> interessante Grundlage für Energiesysteme bei Neubauten<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– Energiesystem als Ausgangsbasis für Bauplanung<br />
– Bere<strong>ch</strong>nungen <strong>der</strong> Langzeitwirkung bei Wärme- und Kältenutzung<br />
Informationen<br />
– SIA-Dokumentation D 0190: <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong> mit Fundationspfählen<br />
und an<strong>der</strong>en erdberührten Betonbauteilen
GRUNDWASSER<br />
Ein stetiger Energiefluss<br />
im Untergrund<br />
Das Grundwasser dient primär zur Trinkwasserversorgung. Dank seiner<br />
grossen Wärmekapazität und konstanten Temperatur ist es au<strong>ch</strong> für<br />
Heizsysteme interessant.<br />
Ist genügend Grundwasser vorhanden,<br />
kann es au<strong>ch</strong> unter s<strong>ch</strong>wierigen Bedin-<br />
gungen, z.B. bei hohem Sandanteil, un-<br />
günstiger Hydro<strong>ch</strong>emie usw. eingesetzt<br />
werden. Die Sedimentfra<strong>ch</strong>t und die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e<br />
Zusammensetzung des Grundwassers<br />
sind bestimmende Faktoren für<br />
die beim Bau zu verwendenden Materialien.<br />
Physikalis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Gegebenheiten<br />
Bei hohem Sandanteil muss <strong>der</strong> Einsatz<br />
einer Bypass-Verbindung vorgesehen<br />
werden, wel<strong>ch</strong>e beim Eins<strong>ch</strong>alten des<br />
Systems aktiviert wird. Ferner sind geeignete<br />
Filtervorri<strong>ch</strong>tungen einzubauen.<br />
Enthält das Grundwasser hohe Eisenund<br />
Mangan-Anteile, so sind spezielle<br />
Filtersysteme o<strong>der</strong> ein sauerstofffreier<br />
Betrieb <strong>der</strong> Anlage vorzusehen. Bei beson<strong>der</strong>s<br />
aggressiver, korrosiver Zusammensetzung<br />
müssen zerlegbare Anlagenteile<br />
aus Kunststoff o<strong>der</strong> rostfreiem<br />
Stahl verwendet werden.<br />
Notwendige Abklärungen<br />
Grundwasser kann beson<strong>der</strong>s in Tälern<br />
entlang grosser Flüsse des Mittellands<br />
und Voralpengebiets, also bei gut dur<strong>ch</strong>lässigen<br />
Kiess<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, in bedeutenden<br />
Mengen vorhanden sein. Für die energetis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Nutzung</strong> müssen jedo<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st<br />
das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz und<br />
die kantonalen Vors<strong>ch</strong>riften erfüllt sein.<br />
Der Gemeinde ist ein Gesu<strong>ch</strong> einzurei<strong>ch</strong>en,<br />
das in <strong>der</strong> Regel dur<strong>ch</strong> die zuständige<br />
kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle beurteilt wird.<br />
Bohrarbeiten, <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Anlage und<br />
die Inbetrieb setzung können erst na<strong>ch</strong><br />
<strong>der</strong> Bewilligung erfolgen.<br />
Grundlage bilden au<strong>ch</strong> die geologis<strong>ch</strong>hydrogeologis<strong>ch</strong>en<br />
Verhältnisse am<br />
Standort sowie die beson<strong>der</strong>en Auflagen<br />
des Grundwassers<strong>ch</strong>utzes. Die Platzierung<br />
des Entnahmebrunnens muss<br />
im Anströmberei<strong>ch</strong> des Grundwassers<br />
gewählt werden, die Rückgabe im Abströmberei<strong>ch</strong>,<br />
damit kein Kreislaufeffekt<br />
des bereits genutzten Grundwassers ein-<br />
Die energetis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Nutzung</strong> von Grundwasser<br />
erfor<strong>der</strong>t<br />
eine Entnahmebohrung<br />
und eine<br />
Rückführung: mit<br />
Rückgabes<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t (1)<br />
o<strong>der</strong> mit Rückgabebohrung<br />
(2).<br />
(Grafik: Eberhard<br />
& Partner AG)<br />
tritt. Die Wärmeentzugsleistung ist wesentli<strong>ch</strong><br />
höher als bei <strong>Erdwärme</strong>sonden.<br />
Bei tiefer liegenden Grundwasservorkom-<br />
men kann im Rückgabebrunnen eine<br />
Turbine eingesetzt werden, um damit<br />
einen Teil <strong>der</strong> benötigten Elektrizität<br />
für die För<strong>der</strong>ung zurückzugewinnen.<br />
Praxis bietet überzeugende<br />
Beispiele<br />
Die Investitionskosten von Grundwasser-Wärmepumpen-Systeme<br />
ri<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Wärmebedarf, <strong>der</strong><br />
Bohrtiefe, <strong>der</strong> spezifis<strong>ch</strong>en Anlagenkonfiguration<br />
und na<strong>ch</strong> den physikalis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>enRahmenbedingungen.<br />
Da die <strong>Nutzung</strong> von Grundwasser<br />
das effizienteste Wärmepumpen-<br />
System darstellt, darf man mit Jahresarbeitszahlen<br />
von 4 bis 5 re<strong>ch</strong>nen.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig ist – bei korrekter Planung<br />
und Ausführung – eine langfristige<br />
<strong>Nutzung</strong> gewährleistet.<br />
Zur breiten Palette <strong>der</strong> bereits realisier-<br />
ten Projekte gehören beispielsweise<br />
das Feuerwehrgebäude in Sisseln (AG)<br />
sowie die kath. Kir<strong>ch</strong>e und das Pfarr-<br />
haus in Bremgarten (AG), wo eine<br />
stark variierende Grundwassermenge<br />
mit einem Zwis<strong>ch</strong>enkreislauf genutzt<br />
wird. Im Weiteren hat man bei <strong>der</strong><br />
Anlage im Büro- und Wohnhaus <strong>der</strong><br />
Elektro Güller AG in Würenlos (AG)<br />
eine Turbine in <strong>der</strong> Rückführbohrung<br />
eingebaut, und beim Ges<strong>ch</strong>äftshaus<br />
<strong>der</strong> Valiant Bank in Suhr (AG) wird im<br />
Winter dem Grundwasser Wärme<br />
entzogen, im Sommer hingegen übers<strong>ch</strong>üssige<br />
Gebäudewärme zugeführt.<br />
1
1<br />
HyDROTHERMALE ENERGIENUTZUNG<br />
Heisse Quellen<br />
an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e nutzen<br />
Die <strong>Nutzung</strong> heisser Quellen hat Tradition. Mit gezielten Bohrungen kann<br />
Thermalwasser aus tief liegenden, Grundwasser führenden Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
(Aquiferen) zur Wärmegewinnung geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Während bei Thermalbä<strong>der</strong>n ursprüng-<br />
li<strong>ch</strong> – als älteste Form <strong>der</strong> geothermi-<br />
s<strong>ch</strong>en Energienutzung – an <strong>der</strong> Erdober-<br />
flä<strong>ch</strong>e austretende heisse Quellen ge-<br />
fasst wurden, ers<strong>ch</strong>liesst man heute<br />
dur<strong>ch</strong> Bohrungen tiefer liegende, Grundwasser<br />
führende Klüfte und S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
(Aquifere). Da die Temperatur des Untergrunds<br />
im Allgemeinen um rund 30 °C<br />
pro Kilometer steigt, wird das Thermalwasser<br />
mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe wärmer.<br />
Mit Hilfe sol<strong>ch</strong>er Bohrungen in tiefere<br />
Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und Aquifere können<br />
Wassermenge und Temperatur von Thermalwasserfassungen<br />
erhöht werden.<br />
Für eine hydrothermale <strong>Nutzung</strong> von<br />
warmen Grundwasserströmen werden<br />
im Allgemeinen zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Te<strong>ch</strong>nik-Konzepte eingesetzt:<br />
Info-Box: Grundwasser / Hydrothermale Energienutzung<br />
Vorteile<br />
– Hohe Wärmekapazitäten auf konstantem Temperaturniveau<br />
– Effizientes Heizen mit Kaskadensystem<br />
– Heizen und Kühlen mögli<strong>ch</strong><br />
Singlette – eine För<strong>der</strong>bohrung: Das im<br />
Thermalbad o<strong>der</strong> in beheizten Gebäuden<br />
genutzte und dadur<strong>ch</strong> abgekühlte<br />
Wasser wird in einen Vorfluter (z.B. ein<br />
Fluss) geleitet.<br />
Doublette – das System umfasst sowohl<br />
eine För<strong>der</strong>- als au<strong>ch</strong> Rückfluss-Bohrung<br />
(Injektion); das dem Aquifer entnommene<br />
Wasser wird wie<strong>der</strong> zurück in den<br />
Aquifer geleitet.<br />
Mit einem Kaskadensystem lässt si<strong>ch</strong> das<br />
Thermalwasser je na<strong>ch</strong> Temperatur für<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Zwecke sowohl im Badebetrieb<br />
als au<strong>ch</strong> für angrenzende<br />
Bauten nutzen.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– Grundwassers<strong>ch</strong>utz<br />
– Vermeiden von Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen Grundwassers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
– Fündigkeit in grösserer Tiefe<br />
Informationen<br />
– Info-Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH (Nr. 9)<br />
– Te<strong>ch</strong>n. Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH (Energie aus dem Grundwasser)<br />
– Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz BUWAL / BAFU 2004<br />
Beim Thermalbad von Lavey-les-Bains<br />
kommt ein Kaskadensystem für eine erweiterte<br />
Wärmenutzung zur Anwendung.<br />
(Foto: Bains de Lavey)<br />
Hydrothermale Energienutzung in<br />
Riehen und Lavey-les-Bains<br />
Bereits seit 1994 nutzt <strong>der</strong> Wärmeverbund<br />
Riehen (BS) rund 64 °C warmes<br />
Wasser aus 1500 Metern Tiefe. Damit<br />
wird die Hälfte des Energiebedarfs<br />
des Wärmeverbunds gedeckt. Rund 20<br />
Liter pro Sekunde werden mit einer<br />
Pumpe an die Oberflä<strong>ch</strong>e geför<strong>der</strong>t<br />
und na<strong>ch</strong> dem Wärmeentzug mit<br />
25 °C in einer zweiten Bohrung wie<strong>der</strong><br />
verpresst.<br />
Das Thermalbad von Lavey-les-Bains<br />
(VD) wird von zwei Quellen mit 55 und<br />
65 °C versorgt. Das zunä<strong>ch</strong>st in einem<br />
Becken gesammelte Thermalwasser<br />
nutzt man daraufhin für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Anwendungen (Kaskadensystem)<br />
auf jeweiligem Temperaturniveau.<br />
HydrothermaleEnergienutzung<br />
von Aquiferen<br />
mit<br />
Hilfe von<br />
Wärmetaus<strong>ch</strong>ern.<br />
(Grafik:<br />
CHYN)
TUNNELWASSER<br />
Von <strong>der</strong> Energie<br />
an den Portalen profitieren<br />
In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz wird seit Jahren die Wärme aus Eisenbahn- und Strassentunneln<br />
für die Heizungsunterstützung genutzt. Nun bieten die beiden<br />
NEAT-Tunnel neue, umfassen<strong>der</strong>e Chancen.<br />
Mit dem Bau von Gebirgstunneln fällt<br />
Drainagewasser an, das gesammelt und<br />
an die Portale geleitet wird. In den mei-<br />
sten Fällen führt man es nahe gelege-<br />
nen Oberflä<strong>ch</strong>engewässern zu. Entspre-<br />
<strong>ch</strong>end dem Mass <strong>der</strong> Felsüberdeckung<br />
eines Tunnels kann die Wassertempera-<br />
tur höhere und für eine energetis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Nutzung</strong> interessante Werte von 30 °C<br />
und mehr errei<strong>ch</strong>en. Damit ist<br />
einerseits die direkte Ableitung in Fliess-<br />
gewässer ni<strong>ch</strong>t mehr erlaubt (Gewässer-<br />
s<strong>ch</strong>utzbestimmungen), an<strong>der</strong>seits steht<br />
Nie<strong>der</strong>temperatur-Energie zur Verfü-<br />
gung, die zur Beheizung von Gebäuden<br />
in Portalnähe genutzt werden kann.<br />
An den Portalen <strong>der</strong> beiden NEAT-Eisenbahntunnel<br />
steht geothermis<strong>ch</strong>e Nie<strong>der</strong>temperaturwärme<br />
zur Verfügung.<br />
(Foto: BLS AlpTransit AG)<br />
Si<strong>ch</strong>erheit und <strong>Nutzung</strong>smögli<strong>ch</strong>-<br />
keiten<br />
Die Gebirgstemperatur nimmt mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Felsüberdeckung zu. Be-<br />
stimmt wird sie dur<strong>ch</strong> die Topografie,<br />
die Wärmeleitfähigkeit <strong>der</strong> Gesteins-<br />
s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und die Wasserzirkulation.<br />
Diese kann einen Transport und somit<br />
eine Umverteilung von Wärme im Ge-<br />
birge bewirken. Beim Tunnelbau sind<br />
Prognosen zu Lage und Zahl von Wasser<br />
führenden Zonen zunä<strong>ch</strong>st für die<br />
Si<strong>ch</strong>erheit und für die Bauplanung von<br />
grosser Bedeutung. Zuglei<strong>ch</strong> bilden<br />
diese Vorausbere<strong>ch</strong>nungen eine Grund-<br />
lage für die Konzeption geothermis<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Nutzung</strong>sideen an den Portalen.<br />
Ein Land <strong>der</strong> Tunnel<br />
Bei se<strong>ch</strong>s von über 700 kürzeren bis<br />
längeren Tunnel <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz sind Nut-<br />
zungsprojekte realisiert worden:<br />
– Bereits seit 1979 wird am Südportal<br />
des Gotthard-Strassentunnels bei<br />
Airolo (TI) das Unterhaltszentrum mit<br />
geothermis<strong>ch</strong>er Energie beheizt.<br />
Etwa 6700 Liter Wasser pro Minute<br />
mit 17 °C werden hier gefasst.<br />
– Beim Hauenstein-Bahntunnel werden<br />
in <strong>der</strong> Nähe von Olten 150 Wohnun-<br />
gen beheizt – mit <strong>der</strong> Energie von ca.<br />
2500 Liter Wasser pro Minute bei<br />
19 °C als Ausgangspunkt.<br />
– In Kaltbrunn (SG) nutzt man für ein<br />
Mehrzweckgebäude, einen Kin<strong>der</strong>-<br />
garten und eine Zivils<strong>ch</strong>utzanlage das<br />
Tunnelwasser des Ricken-Bahntunnels<br />
(690 Liter pro Minute mit 12 °C).<br />
In Frutigen nutzt das Tropenhaus die Wärme <strong>der</strong> Drainagewässer des Löts<strong>ch</strong>bergtunnels<br />
für Fis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t und den Anbau exotis<strong>ch</strong>er Frü<strong>ch</strong>te.<br />
(Grafik und Foto: Tropenhaus Frutigen)<br />
1
1<br />
– Am Nordportal des Tunnels dur<strong>ch</strong> den<br />
Grossen St. Bernhard wird das Unterhaltsgebäude<br />
beheizt – an Stelle von<br />
Bergwasser hier mit <strong>der</strong> warmen<br />
Tunnelluft.<br />
– In Oberwald (VS) profitieren 177<br />
Wohnungen und ein Mehrzweckgebäude<br />
von den 5400 Liter Wasser pro<br />
Minute mit 16 °C aus dem Furka-<br />
Bahntunnel.<br />
– In Minusio (TI) wird das Sport- und<br />
Erholungszentrum von Mappo mit<br />
Tunnelwasser des Mappo-Morettino-<br />
Tunnels versorgt (983 Liter pro<br />
Minute mit 16 °C).<br />
Mit einer Studie wurde das geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Potenzial von 15 Tunnel untersu<strong>ch</strong>t:<br />
Insgesamt könnte mit diesen Tunnelwässern<br />
eine Leistung von rund 30<br />
MW erzielt werden. Voraussetzung sind<br />
jedo<strong>ch</strong> Wärmeabnehmer in <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> Tunnelportale.<br />
Info-Box: Tunnelwasser<br />
Vorteile<br />
– Zusatznutzen dur<strong>ch</strong> den Bau einer<br />
Infrastrukturanlage<br />
– Abwärme für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Nie<strong>der</strong>temperaturzwecke<br />
– Abwärmenutzung dank erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>er<br />
Abkühlung<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– Temperatur und Wassermenge erst<br />
na<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>sti<strong>ch</strong> und Bau bestätigt<br />
– Räumli<strong>ch</strong>e und terminli<strong>ch</strong>e Koordination<br />
mit Tunnelbau<br />
Informationen<br />
– Te<strong>ch</strong>n. Blätter <strong>der</strong> GEOTHERMIE.CH<br />
(Tunnelgeothermie)<br />
Geologis<strong>ch</strong>es Tunnelprofil <strong>der</strong> NEAT am Gotthard und Drainagesystem des Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnels.<br />
(Grafik: AlpTransit Gotthard AG / BLS AlpTransit AG)<br />
NEAT-Tunnel bieten umfangrei<strong>ch</strong>e Wärmenutzung<br />
Mit den beiden «Neuen Eisenbahn-Alpen-Transversalen» (NEAT) soll <strong>der</strong> alpenquerende<br />
Transitverkehr von <strong>der</strong> Strasse auf die S<strong>ch</strong>iene verlagert werden. Dur<strong>ch</strong><br />
den Bau <strong>der</strong> Basistunnel am Löts<strong>ch</strong>berg und am Gotthard werden die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Ho<strong>ch</strong>leistungs-Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en Norden und Süden ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Der Löts<strong>ch</strong>berg-Basistunnel führt von Frutigen (BE) na<strong>ch</strong> Raron (VS), ist 34,6 km<br />
lang und als Zwei-Röhren-Tunnel konzipiert. Der Dur<strong>ch</strong>sti<strong>ch</strong> erfolgte im April 2005,<br />
bereits 2007 soll die Eröffnung stattfinden. Um die Mögli<strong>ch</strong>keiten einer thermis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Nutzung</strong> des Drainagewassers zu evaluieren, wurden für die vier Portale <strong>der</strong><br />
beiden NEAT-Tunnel Prognosen zu Wassertemperaturen und Volumenströme erarbeitet.<br />
Daraus abgeleitet konnten die Potenziale dieser Wärmequellen bere<strong>ch</strong>net<br />
werden. Auf dieser Grundlage begann die Erarbeitung von <strong>Nutzung</strong>svarianten. Für<br />
Frutigen, beim Nordportal des Löts<strong>ch</strong>berg-Tunnels, sieht man den Bau eines Tropenhauses<br />
vor, in wel<strong>ch</strong>em exotis<strong>ch</strong>e Frü<strong>ch</strong>te geerntet werden und eine Fis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />
integriert wird. Für das Südportal des Gotthard-Tunnels in Bodio (TI) steht ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Thermalbad als Projektidee zur Diskussion.
TIEFENGEOTHERMIE<br />
Aus dem Kristallingestein<br />
die Hitze entnehmen<br />
In einigen Tausend Metern Tiefe sind Temperaturen vorhanden, die mit<br />
einem künstli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>affenen Wasserkreislauf an die Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />
gebra<strong>ch</strong>t zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden können.<br />
In Mitteleuropa errei<strong>ch</strong>t man in vier bis<br />
se<strong>ch</strong>s Kilometer Tiefe kristallines Gestein<br />
(Grundgebirge), das Temperaturen um<br />
200 °C aufweist. Mit dem «Stimulierten<br />
Geothermis<strong>ch</strong>en System (SGS)» (Enhan-<br />
ced Geothermal System – EGS) kann die<br />
Energie genutzt werden, indem man<br />
mit Bohrungen in diese Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />
Mit dem Bohrbeginn im 2006 hat die Realisierung <strong>der</strong> Tiefengeothermie in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
begonnen. Ziel ist ein stimuliertes geothermis<strong>ch</strong>es System zur Wärme- und Stromproduktion.<br />
(Bild: Geopower-Basel AG / DHM)<br />
vordringt, mit Ho<strong>ch</strong>druck eine Klüftung<br />
erzeugt und ans<strong>ch</strong>liessend über eine<br />
zweite Bohrung eine Wasserzirkulation<br />
in Gang setzt. An <strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e<br />
wird die gewonnene Energie über Wär-<br />
metaus<strong>ch</strong>er zur Stromerzeugung und<br />
Wärmeabgabe eingesetzt. Mit dieser<br />
<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> wird es mögli<strong>ch</strong> sein, Strom<br />
als Bandenergie zu erzeugen und<br />
kontinuierli<strong>ch</strong> Wärme bereitzustellen.<br />
Geologis<strong>ch</strong>e Eignung findet si<strong>ch</strong><br />
vielerorts<br />
Das grosse Interesse an <strong>der</strong> SGS-Te<strong>ch</strong>no-<br />
logie beruht zum einen auf <strong>der</strong> Tatsa-<br />
<strong>ch</strong>e, dass sie an den meisten Standorten<br />
mit kristallinem Gestein in hö<strong>ch</strong>stens 6<br />
km Tiefe angewandt werden kann, und<br />
zum an<strong>der</strong>n auf dem Vorzug einer CO 2 -<br />
freien Produktion von Elektrizität mit er-<br />
neuerbarer Energie, also na<strong>ch</strong>strömen-<br />
<strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>. Zahlrei<strong>ch</strong>e Regionen <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>weiz sind aus geologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t für<br />
sol<strong>ch</strong> eine Anlage geeignet. Für die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
einer SGS-Anlage ist jedo<strong>ch</strong><br />
aus heutiger Si<strong>ch</strong>t nebst <strong>der</strong> Stromproduktion<br />
<strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Übers<strong>ch</strong>usswärme<br />
wesentli<strong>ch</strong>. Ein entspre<strong>ch</strong>end<br />
grosser Wärmeabnehmer, wie z.B. ein<br />
Fernwärmenetz muss also in <strong>der</strong> Nähe<br />
vorhanden o<strong>der</strong> geplant sein.<br />
Mit dem au<strong>ch</strong> als Hot-Fractured-Rock-<br />
Verfahren benannten System setzt man<br />
zunä<strong>ch</strong>st das angebohrte Kristallingestein<br />
mit Wasser unter Druck und versu<strong>ch</strong>t<br />
damit, die vorhandenen S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stellen<br />
und Haarrisse o<strong>der</strong> Klüfte aufzustossen.<br />
Weil das Gestein unter Spannung<br />
steht, erfolgt nun eine geringfügige<br />
Vers<strong>ch</strong>iebung <strong>der</strong> unregelmässigen<br />
Kluftflä<strong>ch</strong>en, so dass eine bleibende<br />
Öffnung resultiert. Mit dieser Stimulie-<br />
1
0<br />
rung ist es mögli<strong>ch</strong>, dass das Gestein<br />
wasserdur<strong>ch</strong>lässig wird – <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>lauf-<br />
erhitzer ist ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>es Prinzip<br />
mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
Das Prinzip wurde bereits vor 30 Jahren<br />
dur<strong>ch</strong> ein staatli<strong>ch</strong>es Fors<strong>ch</strong>ungslabor in<br />
New Mexico (USA) realisiert, jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t weiter entwickelt. Später sind Ver-<br />
su<strong>ch</strong>sanlagen in Grossbritannien und in<br />
Japan entstanden, dann folgte das europäis<strong>ch</strong>e<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt in Soultzsous-Forêts<br />
(Frankrei<strong>ch</strong>). In <strong>der</strong> Wüste<br />
Australiens sind bereits mehrere Bohrungen<br />
erstellt worden, um eine SGS-Anlage<br />
zu bauen. Das Interesse an dieser<br />
<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> hat weltweit zugenommen.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen des Gesamtsystems<br />
Die bisherigen Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
tiefen <strong>Geothermie</strong> konzentrierten si<strong>ch</strong><br />
primär auf Fragestellungen, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Ressource und <strong>der</strong>en Ers<strong>ch</strong>liessung betreffen,<br />
d.h. vor allem Probleme <strong>der</strong><br />
Geologie, Bohrte<strong>ch</strong>nik und S<strong>ch</strong>affung<br />
Projekte mit stimulierten geothermis<strong>ch</strong>en Systemen in Basel und Genf<br />
Basel liegt am südli<strong>ch</strong>en Ende des Rheintalgrabens, <strong>der</strong> eine Nahtstelle <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Kontinentalplatte darstellt. Hier<br />
hat si<strong>ch</strong> die Erdkruste verdünnt, wodur<strong>ch</strong> bereits in geringer Tiefe hohe Temperaturen zu erwarten sind, also bereits in<br />
5000 Meter Tiefe 200 °C heisses Gestein zu finden ist. Die geologis<strong>ch</strong>en Voraussetzungen sind günstig. Für eine Produktionsanlage<br />
stellt jedo<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e eines umfangrei<strong>ch</strong>en Fernwärmenetzes ein zentrales Kriterium für die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
geför<strong>der</strong>ten Wärme dar. 1998 begannen die Arbeiten für eine Testbohrung, wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in einer Tiefe von über<br />
2,7 km im kristallinen Grundgestein endete. Der gemessene Temperaturverlauf (Gradient) entspra<strong>ch</strong> den Erwartungen.<br />
Um die S<strong>ch</strong>affung eines unterirdis<strong>ch</strong>en Wärmetaus<strong>ch</strong>ers mit aufgepressten Klüftungen zu überwa<strong>ch</strong>en, sind Hor<strong>ch</strong>bohrun-<br />
gen notwendig, in wel<strong>ch</strong>e Geophone (Ers<strong>ch</strong>ütterungs-Sensoren) eingebra<strong>ch</strong>t werden. Diese zei<strong>ch</strong>nen die Signale <strong>der</strong> Klüf-<br />
tung auf und lokalisieren sie. Mit diesen Daten wird es mögli<strong>ch</strong>, eine dreidimensionale Karte zu erstellen, die als Grundlage<br />
für die Platzierung <strong>der</strong> weiteren Bohrungen dient. In Basel werden se<strong>ch</strong>s in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Tiefen platzierte Hor<strong>ch</strong>boh-<br />
rungen für diese Aufzei<strong>ch</strong>nungen genutzt. Im Frühjahr 2006 hat auf dem Stadtgebiet das Erstellen dieser Produktionsboh-<br />
rungen und <strong>der</strong> Klüftungsarbeiten begonnen. 2007 wird ein erster Zirkulationstest gestartet. Na<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>em Meilen-<br />
stein wird die dritte Tiefenbohrung ausgeführt und die oberirdis<strong>ch</strong>e Energiezentrale erstellt. Ab 2009 soll das Kraftwerk in<br />
Betrieb gehen können. Aus 6 MW elektris<strong>ch</strong>er und 17 MW thermis<strong>ch</strong>er Leistung sollen jährli<strong>ch</strong> rund 31 GWh Strom- und<br />
48 GWh Wärmeproduktion resultieren. Wobei die Betriebsweise entwe<strong>der</strong> wärme- o<strong>der</strong> stromgeführt gewählt werden<br />
kann und damit eine gewisse kundenorientierte Flexibilität ges<strong>ch</strong>affen wird.<br />
Die Anlage soll den Na<strong>ch</strong>weis <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Ma<strong>ch</strong>barkeit einer Produktionsanlage erbringen und die Basis für an<strong>der</strong>e<br />
Standorte s<strong>ch</strong>affen. Eine weitere Anlage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> ist beispielsweise in Genf geplant.<br />
Bereits in den 1990er-Jahren hat man mit einer Bohrung in Thônex bei Genf einen ersten S<strong>ch</strong>ritt hin zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Energienutzung getan. Das inzwis<strong>ch</strong>en lancierte Projekt «Géothermie de Grande Profondeur (GGP)» hat si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st mit<br />
<strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> günstigen Standorten befasst. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Rhône-Halbinsel «Aïre». Zunä<strong>ch</strong>st soll<br />
in ca. zwei Kilometer Entfernung eine Erkundungsbohrung auf 3,7 km erfolgen. Erwartet wird eine erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>e Bohrtiefe<br />
von 6 km, um ein Reservoir für eine Temperatur von 200 °C zu s<strong>ch</strong>affen.<br />
des notwendigen Wasserkreislaufs, also<br />
<strong>der</strong> Realisierung eines Reservoirs usw.<br />
Dabei spielen Fragen <strong>der</strong> Umwandlung<br />
und <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> gewonnenen geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Wärme eine ebenso wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle. Die Verfahren zur Stromerzeugung<br />
aus Wärme niedriger bis mittlerer<br />
Temperatur sind im Prinzip bekannt,<br />
da sie an<strong>der</strong>norts bereits seit Jahren<br />
in geothermis<strong>ch</strong>en Kraftwerken<br />
aber au<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>en Anlagen, z.B. für die<br />
<strong>Nutzung</strong> von Industrie-Abwärme o<strong>der</strong><br />
Biomasse, eingesetzt werden.
Die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Wär-<br />
me weist jedo<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Beson-<br />
<strong>der</strong>heiten auf, wel<strong>ch</strong>e einen grossen Ein-<br />
fluss auf die Systemwahl haben können.<br />
Als wi<strong>ch</strong>tige Aspekte gelten die Tatsa-<br />
<strong>ch</strong>en, dass die <strong>Nutzung</strong>stemperatur<br />
über die Lebensdauer eines geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Systems abnimmt, dies obs<strong>ch</strong>on<br />
die Wärme grundsätzli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>strömt.<br />
Zudem sind beim SGS-Konzept Drucksowie<br />
Wasserverluste im Primärkreis-<br />
lauf mögli<strong>ch</strong>. Damit werden hohe Leis-<br />
tungen <strong>der</strong> Zirkulationspumpen ver-<br />
langt. Es gilt also, dass <strong>der</strong> Massen-<br />
dur<strong>ch</strong>satz und damit die entnehmbare<br />
thermis<strong>ch</strong>e Leistung begrenzt sind.<br />
Info-Box: Tiefengeothermie<br />
Vorteile<br />
– Temperaturniveau für Stromerzeugung<br />
und <strong>Nutzung</strong> in Fernwärmenetzen<br />
– erneuerbare Elektrizitätserzeugung<br />
als Bandenergie<br />
– bedarfsgere<strong>ch</strong>te Energieproduktion<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– im Fors<strong>ch</strong>ungs- und Pilotstadium<br />
– hohe Basis-Investitionen<br />
– geologis<strong>ch</strong>e Abklärungen notwendig<br />
– Realisierung eines Wasserkreislaufs<br />
(Reservoirentwicklung)<br />
Informationen<br />
– www.dhm.<strong>ch</strong><br />
– www.geopower.<strong>ch</strong><br />
– www.geopower-basel.<strong>ch</strong><br />
Start zur S<strong>ch</strong>weizer Tiefengeothermie<br />
Im Jahr 1996 ist auf Initiative des Bundesamts<br />
für Energie (BFE) das so genannte<br />
«Deep Heat Mining»-Projekt gestartet<br />
worden. Damit soll die weltweit<br />
erste Produktionsanlage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> SGS-<br />
<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> realisiert werden. Das umfassend<br />
ausgebaute Fernwärmenetz <strong>der</strong><br />
Stadt Basel war – im Hinblick auf die<br />
kommerzielle <strong>Nutzung</strong> – neben den geologis<strong>ch</strong>en<br />
Vorzügen – ein wesentli<strong>ch</strong>er<br />
Grund für die Standortwahl.<br />
Das europäis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungs- und<br />
Pilotprojekt in Soultz-sous-Forêts<br />
(F) hat mit drei Bohrungen eine<br />
Wärmenutzung im Kristallingestein<br />
errei<strong>ch</strong>t.<br />
(Bil<strong>der</strong>: Soultz-sous-Forêts / CHYN)<br />
EU-Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten in Soultz-sous-Forêts<br />
Das europäis<strong>ch</strong>e SGS-Projekt in Soultz-sous-Forêts (Frankrei<strong>ch</strong>) wurde vor 20<br />
Jahren gestartet. Es handelt si<strong>ch</strong> heute um das grösste und am weitesten fortges<strong>ch</strong>rittene<br />
geothermis<strong>ch</strong>e Projekt zur Stromerzeugung mit Wärme aus grosser<br />
Tiefe. Inzwis<strong>ch</strong>en bestehen drei Bohrungen bis 5000 m Tiefe, mit denen bereits<br />
Zirkulations-Tests dur<strong>ch</strong>geführt wurden. Die Enden <strong>der</strong> Bohrungen weisen Abstände<br />
von 600 – 700 Meter auf. Sukzessive sind mit Ho<strong>ch</strong>druck Gesteinsklüfte<br />
erzeugt worden. Dabei hat man au<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t, wie die hydraulis<strong>ch</strong>e Verbindung<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Bohrungen im Untergrund funktioniert. Die SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong><br />
hat mit dieser Anlage einen wi<strong>ch</strong>tigen Meilenstein errei<strong>ch</strong>t.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> SGS-<strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> erfolgte allerdings s<strong>ch</strong>rittweise in grössere<br />
Tiefen. Am elsässis<strong>ch</strong>en Standort wurden bis heute geklüftete Reservoirs in<br />
2000, 3500 und 5000 Metern unter dem Boden erstellt. Erst seit 1998 konzentrieren<br />
si<strong>ch</strong> die Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten auf den tiefsten Berei<strong>ch</strong>, wo ein Reservoir<br />
von ca. 2.5 km3 erzeugt werden konnte.<br />
1
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Grundlagen für<br />
optimale <strong>Nutzung</strong> s<strong>ch</strong>affen<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten stehen am Anfang einer erfolgrei<strong>ch</strong>en Energienutzung<br />
– au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>. Geologie, Bohrte<strong>ch</strong>nik und Energiegewinnung<br />
und -umwandlung heissen die Tätigkeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> künftigen Fors<strong>ch</strong>ung.<br />
Geologis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen bilden<br />
die Grundlage für eine Abs<strong>ch</strong>ätzung <strong>der</strong><br />
geothermis<strong>ch</strong>en Potenziale. Gesteine<br />
mit hoher Di<strong>ch</strong>te weisen in <strong>der</strong> Regel höhere<br />
Wärmekapazitäten und -leitfähigkeiten<br />
auf als lockere S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit geringerer<br />
Di<strong>ch</strong>te. Berücksi<strong>ch</strong>tigen muss<br />
man aber au<strong>ch</strong> den Wassergehalt. Porenrei<strong>ch</strong>e<br />
Gesteine sind oft wassergesättigt,<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e Energiefors<strong>ch</strong>ung:<br />
Simulation <strong>der</strong> Temperatur im Untergrund<br />
mit Finite-Elemente-Methode.<br />
(Grafik: Geowatt AG)<br />
wodur<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> die Wärmekapazität und<br />
-leitfähigkeit gegenüber trockenem Material<br />
erhöhen kann. Diese Tatsa<strong>ch</strong>en<br />
sind bei Bere<strong>ch</strong>nung und Bau von geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Anlagen einzubeziehen.<br />
Für eine weitere Verbreitung geothermis<strong>ch</strong>er<br />
Anwendungen sind geologis<strong>ch</strong>e<br />
und felsme<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsaktivitäten<br />
relevant. Nur mit einer kontinuierli<strong>ch</strong>en<br />
Verbesserung <strong>der</strong> geologis<strong>ch</strong>en<br />
Kenntnisse sowie <strong>der</strong> Entwicklung geeigneter<br />
Mess- und Simulationsinstrumente<br />
zur Beurteilung <strong>der</strong> zu erwartenden Leis-<br />
tungszahlen bei geothermis<strong>ch</strong>en Anlagen<br />
können die ermittelten Potenziale<br />
genutzt werden.<br />
Für die Planung, Auslegung und Betrieb<br />
von <strong>Erdwärme</strong>sonden stellt beispielsweise<br />
die Wärmeleitfähigkeit des Untergrunds<br />
einen zentralen Parameter für<br />
die errei<strong>ch</strong>bare Effizienz <strong>der</strong> Gesamtanlage<br />
dar. Für präzise Datenerfassung<br />
wurde <strong>der</strong> Response Test entwickelt, mit<br />
wel<strong>ch</strong>em an einer fertig eingebauten<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonde die<br />
Wärmeleitfähigkeit über die<br />
gesamte Bohrungslänge ermittelt<br />
werden kann. Dur<strong>ch</strong> Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten<br />
ist es zudem<br />
mögli<strong>ch</strong> geworden, dreidimensionale<br />
Simulationen des Temperaturverlaufs<br />
bei <strong>Erdwärme</strong>sonden auszuführen<br />
und damit Grundlagen für die Dimensionierung<br />
von Sondenfel<strong>der</strong>n zu<br />
s<strong>ch</strong>affen.<br />
Mit Unterstützung des Bundesamts für<br />
Energie (BFE) und <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Geophysikalis<strong>ch</strong>en Kommission hat die<br />
Geowatt AG Züri<strong>ch</strong> in den vergangenen<br />
Jahren einen Ressourcenatlas <strong>der</strong> Nords<strong>ch</strong>weiz<br />
erstellt, worin mit Hilfe von geologis<strong>ch</strong>er,<br />
geothermis<strong>ch</strong>er und hydrogeologis<strong>ch</strong>er<br />
Analysen und 3D-Modellierungen<br />
die Potenziale für Wärmeund<br />
Stromproduktion ausgewiesen sind.<br />
Innovationen bei Bohrte<strong>ch</strong>nik und<br />
Energieumwandlung<br />
Dur<strong>ch</strong> innovative Entwicklungen im<br />
Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bohrte<strong>ch</strong>nik werden si<strong>ch</strong> die<br />
Investitionskosten senken lassen. Die<br />
ETH Züri<strong>ch</strong> arbeitete beispielsweise an<br />
einem im 5. Fors<strong>ch</strong>ungsrahmenprogramm<br />
<strong>der</strong> EU integrierten Projekt zur<br />
Konzeption eines neuartigen Bohrsystems<br />
mit. Dabei wird ein elektris<strong>ch</strong> betriebener<br />
Bohrmotor an <strong>der</strong> Spitze eines<br />
ho<strong>ch</strong>festen S<strong>ch</strong>lau<strong>ch</strong>s montiert. Das<br />
zeitaufwändige We<strong>ch</strong>seln des abgenutzten<br />
Bohrkopfs würde damit verkürzt.<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e Energie fällt in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Temperaturen an, was die<br />
Umwandlung in Nutzenergie, also Wär-<br />
me und Strom, anspru<strong>ch</strong>svoll ma<strong>ch</strong>t.<br />
Die Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung wird die<br />
bestehenden Umwandlungste<strong>ch</strong>niken<br />
und -systeme weiter optimieren sowie<br />
innovative Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Verbesserung<br />
von Wirkungsgrad und Senkung<br />
CREGE – das neue <strong>Geothermie</strong>-<br />
Fors<strong>ch</strong>ungszentrum<br />
Das 2004 gegründete CREGE (Centre<br />
de re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e en géothermie) umfasst<br />
45 Institutionen aus zwölf Kantonen.<br />
Angesiedelt ist das Zentrum bei <strong>der</strong><br />
Universität Neu<strong>ch</strong>âtel, um die dortige<br />
<strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ungsgruppe des<br />
Centre d’hydrogéologie (CHyN) zu<br />
stärken und <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung<br />
und -Lehre in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz klarere<br />
Strukturen zu verleihen. Mit<br />
dabei sind Universitätsinstitute, ETH,<br />
Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen, Bund und Kantone,<br />
Vereine sowie Unternehmungen.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten Tätigkeitsberei<strong>ch</strong>e<br />
des CREGE sind die angewandte<br />
Fors<strong>ch</strong>ung, Lehre, Promotion<br />
sowie Dienstleistungen für geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Aufgabenstellungen.<br />
Informationen: www.crege.<strong>ch</strong>
Eine von <strong>der</strong> EPFL in Lausanne entwickelte<br />
Kompakteinheit für den Response Test.<br />
(Bild: SVG)<br />
<strong>der</strong> Investitionskosten finden müssen.<br />
Neben thermodynamis<strong>ch</strong>en Prozessen<br />
und <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n werden zurzeit au<strong>ch</strong><br />
thermostatis<strong>ch</strong>e Prinzipien untersu<strong>ch</strong>t.<br />
<strong>Geothermie</strong> als Faktor <strong>der</strong><br />
Raumentwicklung<br />
Die Zusammenhänge von Raumentwick-<br />
lung und <strong>Geothermie</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung spielen<br />
zunehmend im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />
eine Rolle. Das urbane Wa<strong>ch</strong>stum<br />
stösst weltweit an Grenzen, die negativen<br />
Auswirkungen dur<strong>ch</strong> Umweltvers<strong>ch</strong>mutzungen,<br />
Mobilitätsbelastungen<br />
usw. sind offenkundig. Eine na<strong>ch</strong>haltige<br />
Stadtentwicklung muss die Potenziale<br />
des Untergrunds berücksi<strong>ch</strong>tigen und<br />
gezielt nutzen, so au<strong>ch</strong> die dort zur Verfügung<br />
stehende Energie. Interdisziplinäre<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten, die sowohl<br />
natur- als au<strong>ch</strong> sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Ansätze behandeln, sind im Gange, um<br />
die Faktoren Raum, Wasser, Energie und<br />
Geomaterial bei <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />
sinnvoll einbeziehen zu können.<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utz – Herausfor<strong>der</strong>ungen dur<strong>ch</strong> breitere <strong>Nutzung</strong><br />
Dank <strong>der</strong> CO -freien Wärme- und Stromproduktion bietet die <strong>Geothermie</strong><br />
2<br />
einen wi<strong>ch</strong>tigen Umweltvorteil. Die Ansprü<strong>ch</strong>e des Umwelt-, Grundwasserund<br />
Bodens<strong>ch</strong>utzes sind jedo<strong>ch</strong> ernst zu nehmen.<br />
Geothermis<strong>ch</strong>e Energieanlagen sind grundsätzli<strong>ch</strong><br />
bewilligungspfli<strong>ch</strong>tig. Das Bundesamt<br />
für Umwelt (BAFU) formuliert die Ri<strong>ch</strong>tlinien,<br />
Kantone und Gemeinden sind Gesetzgeber<br />
und Vollzugsbehörde. Dabei spielt das<br />
Grundwasser die zentrale Rolle, da die <strong>Nutzung</strong><br />
als Trinkwasser ein prioritäres Anliegen<br />
ist und stets über <strong>der</strong> Energienutzung<br />
steht.<br />
<strong>Erdwärme</strong>sonden und Geostrukturen<br />
können eine potenzielle Gefährdung<br />
unterirdis<strong>ch</strong>er Gewässer<br />
darstellen:<br />
– dur<strong>ch</strong> den Bau können Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en<br />
Wasserleitern ges<strong>ch</strong>affen werden<br />
– Mengen und Qualität <strong>der</strong> einzelnen Grundwasserströme können dadur<strong>ch</strong><br />
beeinflusst werden<br />
– Wärmeträgerflüssigkeit kann zu einer Kontamination dur<strong>ch</strong> Frosts<strong>ch</strong>utzmittel<br />
führen<br />
– bei horizontal verlegten Erdregistern und Erdrei<strong>ch</strong>kollektoren können dur<strong>ch</strong><br />
die Abkühlung des Untergrunds Verzögerungen des Pflanzenwa<strong>ch</strong>stums,<br />
vermin<strong>der</strong>te Fru<strong>ch</strong>tbarkeit und Biodiversität sowie Aktivitätsvermin<strong>der</strong>ung<br />
von aeroben Bakterien (Bodenfunktion) auftreten.<br />
Dur<strong>ch</strong> den von geothermis<strong>ch</strong>en Anlagen erfolgten Energieaustaus<strong>ch</strong> kann bei<br />
Kühlfunktion aber au<strong>ch</strong> eine Erwärmung des Bodens stattfinden. Dies vor allem<br />
an wärmeren Standorten. Die Folgen sind: vermehrte Wasserverdunstung,<br />
Austrocknungsrissbildung und Bakterienzunahme im Grundwasser.<br />
Na<strong>ch</strong> Vors<strong>ch</strong>riften des Bundes ist im Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt eine Temperaturs<strong>ch</strong>wankung<br />
des Grundwassers von nur +/- 3 °C zulässig, will man negative Auswirkungen<br />
vermeiden (siehe au<strong>ch</strong> «Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz», BAFU 2004).<br />
Fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Planung und Ausführung einer geothermis<strong>ch</strong>en Anlage sind<br />
Voraussetzung für den S<strong>ch</strong>utz von Umwelt und Grundwasser.
INTERNATIONAL<br />
Auftrieb dank<br />
Vorteilen <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong><br />
Den jeweiligen geologis<strong>ch</strong>en Verhältnissen entspre<strong>ch</strong>end sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
geothermis<strong>ch</strong>e Anlagen im Einsatz. Weltweite Tendenz:<br />
stark zunehmend.<br />
Über 99 % <strong>der</strong> Erde sind heisser als<br />
1000 °C, nur ein Tausendstel <strong>der</strong> Erd-<br />
masse, die obersten 3 km sind kühler als<br />
100 °C. In einer Tiefe von 10 – 20 Me-<br />
ter liegt die Erdtemperatur in Mittel-<br />
europa bei ca. 12 °C. Darüber wird die<br />
Temperatur vom Klima beeinflusst. In<br />
tieferen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten wirken geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Gesetzmässigkeiten, d.h. alle 33<br />
Meter ca. 1 Grad Erwärmung.<br />
Weltweit nimmt heute die <strong>Nutzung</strong> geo-<br />
thermis<strong>ch</strong>er Energie rasant zu. Im Jahre<br />
2005 errei<strong>ch</strong>te die installierte Leistung<br />
für die Wärmeproduktion rund 28 000<br />
MW th . Bei <strong>der</strong> Erzeugung von Elektrizi-<br />
tät kann ebenfalls ein Aufs<strong>ch</strong>wung fest-<br />
gestellt werden, <strong>der</strong> zu dem heutigen<br />
Wert von 8 900 MW el führte. Zurzeit<br />
sind in zehn Län<strong>der</strong>n Anlagen im Bau,<br />
die demnä<strong>ch</strong>st insgesamt über 500<br />
MW leisten werden; bis 2010 wird man<br />
el<br />
das Niveau von 10 000 MW übers<strong>ch</strong>rit-<br />
el<br />
ten haben.<br />
Die USA und Philippinen sind mit instal-<br />
lierten Leistungen von jeweils rund<br />
2000 MW el an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> aus Geo-<br />
thermie Strom produzierenden Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Welt. Dann folgen Mexiko und In-<br />
donesien, bevor <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>e Spit-<br />
zenreiter Italien mit über 700 MW el an-<br />
zutreffen ist.<br />
Deuts<strong>ch</strong>land<br />
In Deuts<strong>ch</strong>land kann zur Zeit dank eines<br />
nationalen Investitionsprogramms ein<br />
Aufs<strong>ch</strong>wung <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> festgestellt<br />
werden. Während die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
untiefen <strong>Erdwärme</strong> mit <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>eidene Werte aufweist,<br />
wird bereits mit etwa 30 geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Zentralen warmes Wasser aus tiefer<br />
liegendem Grundwasser (Aquifere)<br />
für die Beheizung von Wohnhäusern,<br />
Thermalbä<strong>der</strong>n und Treibhäusern genutzt.<br />
So werden beispielsweise im bayris<strong>ch</strong>en<br />
Erding rund 2000 Wohnungen<br />
Land installierte Leistung Stromproduktion<br />
(MW el ) (GWh/a)<br />
USA 2 564 17 917<br />
Philippinen 1 930 9 253<br />
Mexiko 953 6 282<br />
Indonesien 797 6 085<br />
Italien 791 5 340<br />
Japan 535 3 467<br />
Neuseeland 435 2 774<br />
Island 202 1 406<br />
Costa Rica 163 1 145<br />
El Salvador 151 967<br />
Kenya 129 1 088<br />
weitere 283 1 062<br />
Total 8 933 56 786<br />
Internationale Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> für die Stromproduktion in 2005.<br />
(Quelle: Bertani 2006)<br />
dur<strong>ch</strong> 65 °C warmes Wasser über ein<br />
Wärmenetz versorgt.<br />
Bereits bestehen Bohrungen bis 3000 m<br />
Tiefe. Mit s<strong>ch</strong>räg abgelenkter Bohrungste<strong>ch</strong>nik<br />
werden mögli<strong>ch</strong>st viele Gesteinss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
mit Wasservorkommen dur<strong>ch</strong>stossen.<br />
Mit einer zweiten Bohrung wird<br />
daraufhin ein Kreislauf erzeugt. Erwartete<br />
Wassertemperatur von 150 °C liefern<br />
genug für Wärme- und Stromproduktion.<br />
Bohrungen bestehen au<strong>ch</strong> in Landau<br />
(Pfalz) und bei Neuenburg am Rhein.<br />
Diese sind Teil einer umfassen<strong>der</strong>en<br />
Idee, im Rheintalgraben ca. 20 hydrothermale<br />
Anlagen zur Stromerzeugung<br />
zu erri<strong>ch</strong>ten.<br />
Italien<br />
Günstige geologis<strong>ch</strong>e Verhältnisse sind<br />
in Italien in <strong>der</strong> Toskana – um Lar<strong>der</strong>ello<br />
– sowie im Westen Sardiniens und in<br />
einzelnen Gebieten Siziliens zu finden.<br />
Der Bezirk Lar<strong>der</strong>ello, wo bereits in<br />
1000 Metern Tiefe Aquifere mit Heissdampf<br />
auftreten, <strong>der</strong> zur Stromerzeugung<br />
genutzt wird, liegt in einer 300<br />
km langen Zone mit interessanten geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Perspektiven. Die Anfänge<br />
rei<strong>ch</strong>en in Lar<strong>der</strong>ello bis 1777 zurück,<br />
als man erstmals die aus <strong>der</strong> Erde austretenden<br />
Dämpfe zu nutzen begann.<br />
Bereits vor über hun<strong>der</strong>t Jahren baute<br />
man hier Anlagen zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Stromerzeugung. Das erste Kleinkraftwerk<br />
wurde dort bereits 1904 für Be-
leu<strong>ch</strong>tungszwecke erri<strong>ch</strong>tet und später<br />
immer weiter ausgebaut. Heute sind<br />
rund 540 MW el installiert. Die Wärme-<br />
quelle ist ein in <strong>der</strong> Erdkruste stecken<br />
gebliebener Magma-Pfropfen, <strong>der</strong> so<br />
heiss ist, dass er das Oberflä<strong>ch</strong>enwasser<br />
verdampfen lässt. Dur<strong>ch</strong> Bohrungen ge-<br />
langt man an den 150 bis 260 °C heis-<br />
sen Dampf, <strong>der</strong> über isolierte Rohrlei-<br />
tungen zu den Turbinen im Kraftwerk<br />
geleitet wird. In Kühltürmen wird <strong>der</strong><br />
abgearbeitete Dampf verflüssigt. Das<br />
no<strong>ch</strong> heisse Wasser wird wie<strong>der</strong> in die<br />
Tiefe gepumpt. Bere<strong>ch</strong>nungen haben<br />
gezeigt, dass mit den geothermis<strong>ch</strong><br />
nutzbaren Gebieten in <strong>der</strong> Toskana und<br />
in Lazio so viel Strom produziert werden<br />
könnte, um den Bedarf Italiens zu erfül-<br />
len. Vorgesehen sind daher weitere Ex-<br />
plorationsbohrungen, so dass mit einem<br />
Ausbau <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong> sowohl zur<br />
Wärme- als au<strong>ch</strong> Stromerzeugung ge-<br />
re<strong>ch</strong>net werden kann.<br />
Frankrei<strong>ch</strong><br />
In Frankrei<strong>ch</strong> sind einige Dutzend geo-<br />
thermis<strong>ch</strong>e Heizanlagen seit Jahr-<br />
zehnten in Betrieb. Diese befinden si<strong>ch</strong><br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Pariser Umfeld und im<br />
Südwesten des Landes. Da die warmen<br />
Tiefenwässer oft sehr salzhaltig sind,<br />
können sie na<strong>ch</strong> dem Wärmeentzug<br />
ni<strong>ch</strong>t an <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e abgeführt wer-<br />
den, son<strong>der</strong>n müssen über eine Injekti-<br />
onsbohrung in das Aquifer-Reservoir in<br />
rund 1,8 bis 2 km Tiefe zurückgeführt<br />
werden. Die gewonnene Energie wird<br />
über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er an das lo-<br />
kale Heiznetz abgegeben.<br />
Einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert weist das<br />
EU-Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt im elsässis<strong>ch</strong>en<br />
Soultz-sous-Forêts auf, wo die <strong>Nutzung</strong><br />
<strong>der</strong> tiefen <strong>Geothermie</strong> seit Jahren er-<br />
fors<strong>ch</strong>t wird und als Grundlage für die<br />
Erstellung von Produktionsanlagen mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong> des Stimulierten Geo-<br />
thermis<strong>ch</strong>en Systems (SGS) dienen<br />
kann.<br />
Ziele <strong>der</strong> Europäis<strong>ch</strong>en Union<br />
Die Europäis<strong>ch</strong>e Union EU hat bereits<br />
1997 ein Weissbu<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>t:<br />
«Energy for the future: Renewable sour-<br />
Land installierte Leistung Wärmeproduktion<br />
(MW th ) (GWh/a)<br />
USA 7 817 8 678<br />
S<strong>ch</strong>weden 3 840 10 001<br />
China 3 687 12 605<br />
Island 1 791 6 615<br />
Türkei 1 177 5 451<br />
Dänemark 821 1 211<br />
Ungarn 694 2 206<br />
Italien 607 2 099<br />
S<strong>ch</strong>weiz 582 1 175<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 505 808<br />
Kanada 461 707<br />
Norwegen 450 643<br />
weitere 5 393 20 423<br />
Total 27 825 72 622<br />
Internationale Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> <strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> für die Wärmeproduktion in 2005.<br />
(Quelle: Lund et al. 2005)<br />
Da<strong>ch</strong>organisation<br />
GEOTHERMIE.CH<br />
Verstärkte Kommunikation, intensi-<br />
vierte Beratung, ein Ausbau bei <strong>der</strong><br />
Netzwerkbildung sowie Weiterbil-<br />
dungsangebote und Qualitätsaspekte<br />
sind wesentli<strong>ch</strong>e Aufgaben <strong>der</strong> Da<strong>ch</strong>-<br />
organisation GEOTHERMIE.CH. Da-<br />
mit können die Interessen <strong>der</strong> Erd-<br />
wärmenutzung stärker vertreten und<br />
die Vernetzung in <strong>der</strong> Energieszene<br />
bes<strong>ch</strong>leunigt werden. Ferner soll da-<br />
mit die Umsetzung <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklungen zur geothermis<strong>ch</strong>en<br />
Energienutzung geför<strong>der</strong>t und die<br />
Marktsensibilisierung für die unter-<br />
s<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anwendungen deutli<strong>ch</strong><br />
erhöht werden. Trägerin <strong>der</strong> Da<strong>ch</strong>or-<br />
ganisation ist die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ver-<br />
einigung für <strong>Geothermie</strong> (SVG).<br />
Information: www.geothermie.<strong>ch</strong><br />
ces of energy - White Paper for a Com-<br />
munity strategy and action plan». Darin<br />
wurden <strong>Geothermie</strong>-Zielwerte für das<br />
Jahr 2010 definiert. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Direkt-<br />
nutzung für Heizzwecke konnte das Ziel<br />
(5000 MW th ) bereits 2003 übertroffen<br />
werden; bei <strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Strom-<br />
erzeugung ist davon auszugehen, dass<br />
das Ziel von 1000 MW el ) – angesi<strong>ch</strong>ts<br />
<strong>der</strong> gegenwärtigen Zuwa<strong>ch</strong>sraten – bis<br />
2010 mühelos errei<strong>ch</strong>t werden kann.
ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN<br />
Na<strong>ch</strong>haltige Energieversorgung<br />
aus <strong>der</strong> Erde<br />
Vision <strong>der</strong> Energieperspektiven ist eine na<strong>ch</strong>haltige Energieerzeugung und<br />
-nutzung. <strong>Geothermie</strong> spielt dabei eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle, denn sie arbeitet<br />
emissionsfrei – rund um die Uhr und das ganze Jahr.<br />
Wärmepumpen, wel<strong>ch</strong>e geothermis<strong>ch</strong>e<br />
Energie nutzen, gehören zu den am<br />
stärksten wa<strong>ch</strong>senden Anwendungen<br />
unter den erneuerbaren Energien. Die<br />
weltweit zu verzei<strong>ch</strong>nende Zunahme an<br />
<strong>Geothermie</strong>-<strong>Nutzung</strong> basiert vor allem<br />
auf dieser <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>. Dabei wird ni<strong>ch</strong>t<br />
nur während <strong>der</strong> Heizperiode dem Erd-<br />
spei<strong>ch</strong>er Wärme entzogen, son<strong>der</strong>n<br />
au<strong>ch</strong> sommerli<strong>ch</strong>e Abwärme zugeführt,<br />
um Gebäude kühlen zu können. Je bes-<br />
ser dieser Jahresausglei<strong>ch</strong> geplant und<br />
betrieben wird, umso effizienter kann<br />
<strong>der</strong> Untergrund langfristig genutzt wer-<br />
den. Dur<strong>ch</strong> die wa<strong>ch</strong>sende Erfahrung,<br />
verbesserte Planungshilfen und die<br />
starke Verbreitung und Marktdiffusion<br />
wird die Kombination von Wärme-<br />
pumpe und geothermis<strong>ch</strong>er Energienut-<br />
zung zu einem etablierten Element <strong>der</strong><br />
Gebäudeplanung.<br />
Wa<strong>ch</strong>stum des bereits Bewährten<br />
Ausgehend von den in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz in-<br />
stallierten geothermis<strong>ch</strong>en Systemen<br />
darf man erwarten, dass das künftige<br />
Wa<strong>ch</strong>stum vor allem in den bereits be-<br />
währten Sektoren von <strong>Erdwärme</strong>sonden<br />
zur Wärmenutzung sowie von Sonden-<br />
fel<strong>der</strong>n und Geostrukturen fürs Heizen<br />
und Kühlen stattfinden wird. Ausserdem<br />
zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die zunehmende Be-<br />
deutung des Contractings ein weiterer<br />
Ausbau von Anlagen mit erneuerbarer<br />
Energie ab, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine gewisse<br />
Unabhängigkeit von Energiepreis-<br />
s<strong>ch</strong>wankungen und -steigerungen aus-<br />
zei<strong>ch</strong>nen. Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit gegen-<br />
über fossilen Energieträgern sowie die<br />
längerfristige Planungs- und Bere<strong>ch</strong>-<br />
nungszuverlässigkeit kommt stärker<br />
zum Tragen.<br />
Aufgabenspektrum für Fors<strong>ch</strong>ung<br />
und Entwicklung<br />
Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung werden si<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> intensiver auf Qualitätsverbesserungen<br />
und mögli<strong>ch</strong>e Kostensenkungen bei<br />
bestehenden <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n sowie auf<br />
innovative Lösungen in allen Berei<strong>ch</strong>en<br />
<strong>der</strong> geothermis<strong>ch</strong>en Energienutzung<br />
konzentrieren. Mit dem Fors<strong>ch</strong>ungszentrum<br />
CREGE ist eine ideale Basis dafür<br />
ges<strong>ch</strong>affen und die nötige Netzwerkbildung<br />
realisiert worden. Und die Da<strong>ch</strong>organisation<br />
GEOTHERMIE.CH bietet<br />
eine verstärkte Kommunikation, Beratung<br />
und Bildungsangebote.<br />
Standpunkt des Bundesamts für Energie BFE<br />
Das Ziel ist vorgegeben: Im Rahmen des Kyoto-Protokolls und des CO -Gesetzes sollen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz die CO -Emissionen bis<br />
2 2<br />
2010 um 10 % gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden. Als Strategie hat das Bundesamt für Energie (BFE) definiert,<br />
sowohl die Energieeffizienz zu erhöhen als au<strong>ch</strong> vermehrt erneuerbare Energien einzusetzen, dies vor allem zur Substitution<br />
von fossilen, importierten Energieträgern. Dabei spielt die <strong>Geothermie</strong> vor allem im Wärmesektor bereits heute eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle, künftig soll sie aber au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> Elektrizitätserzeugung zum Einsatz kommen.<br />
Im Hinblick auf den grossen Energieverbrau<strong>ch</strong> im Gebäudeberei<strong>ch</strong> für Raumwärme und Kühlung setzt das BFE auf forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e<br />
Baustandards, wie Minergie, Minergie-P und Passivhaus, sowie auf verstärkte Anstrengungen beim Erneuern von bestehendem<br />
Wohnraum. Hier ermögli<strong>ch</strong>en geothermis<strong>ch</strong>e Systeme mit Wärmepumpen, grosse Potenziale auszus<strong>ch</strong>öpfen.<br />
Bei <strong>der</strong> tiefen <strong>Geothermie</strong> na<strong>ch</strong> dem SGS-Verfahren sind bei mittelfristiger Betra<strong>ch</strong>tung bis 2035 rund ein Dutzend Standorte<br />
denkbar, wobei sinnvollerweise die Wärmeabnahme über Fernwärmenetze realisiert werden sollte. Wi<strong>ch</strong>tige Massnahmen,<br />
wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> vom BFE unterstützt werden, sind entspre<strong>ch</strong>ende För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie<br />
die Optimierung von Rahmenbedingungen (z.B. Risikokapitalme<strong>ch</strong>anismen).<br />
Die Chance einer emissionsfreien Produktion von Bandenergie (Wärme und Strom), wel<strong>ch</strong>e die <strong>Geothermie</strong> bietet, steht beim<br />
BFE im Mittelpunkt des Interesses.
ANHANG<br />
Adressen, Informationen<br />
Bundesamt für Energie (BFE)<br />
Berei<strong>ch</strong>sleiter <strong>Geothermie</strong><br />
Markus Geissmann<br />
Postfa<strong>ch</strong>, CH-3003 Bern<br />
markus.geissmann@bfe.admin.<strong>ch</strong><br />
www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />
GEOTHERMIE.CH<br />
Da<strong>ch</strong>organisation <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong>-<strong>Nutzung</strong><br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Vereinigung für <strong>Geothermie</strong><br />
(SVG)<br />
Dr. Roland Wyss, Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />
Zür<strong>ch</strong>erstrasse 105, CH-8500 Frauenfeld<br />
info@geothermie.<strong>ch</strong><br />
www.geothermie.<strong>ch</strong><br />
Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />
des Bundesamts für Energie (BFE)<br />
Programmleiter<br />
Dr. Rudolf Min<strong>der</strong><br />
Ru<strong>ch</strong>weid 22, CH-8917 Oberlunkhofen<br />
rudolf.min<strong>der</strong>@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Berei<strong>ch</strong>sleiter<br />
Markus Geissmann<br />
Postfa<strong>ch</strong>, CH-3003 Bern<br />
markus.geissmann@bfe.admin.<strong>ch</strong><br />
CREGE<br />
Fors<strong>ch</strong>ungszentrum für <strong>Geothermie</strong><br />
Dr. François-D. Vuataz<br />
c/o CHyN, Université de Neu<strong>ch</strong>âtel<br />
11, Rue Emile-Argand<br />
CH-2009 Neu<strong>ch</strong>âtel<br />
francois.vuataz@crege.<strong>ch</strong><br />
www.crege.<strong>ch</strong><br />
Markteinführung Zentral- und Nord-<br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
Eberhard & Partner AG<br />
Dr. Mark Eberhard<br />
S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>enallee 29, CH-5000 Aarau<br />
service@eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />
www.eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />
(> <strong>Geothermie</strong>)<br />
Markteinführung Osts<strong>ch</strong>weiz<br />
Dr. Roland Wyss GmbH<br />
Zür<strong>ch</strong>erstrasse 105, CH-8500 Frauenfeld<br />
geothermie@rwgeo.<strong>ch</strong><br />
www.rwgeo.<strong>ch</strong><br />
Markteinführung Romandie<br />
Centre romand de promotion de la<br />
géothermie<br />
Jules Wilhelm, Ing. conseil<br />
Chemin du Fau-blanc 26<br />
CH-1009 Pully<br />
jules.wilhelm@geothermie.<strong>ch</strong><br />
Markteinführung Tessin<br />
c/o LEEE-SUPSI<br />
Dr. Daniel Pahud<br />
Case postale 110<br />
CH-6952 Canobbio<br />
daniel.pahud@geothermie.<strong>ch</strong><br />
För<strong>der</strong>gemeins<strong>ch</strong>aft Wärmepumpen<br />
S<strong>ch</strong>weiz (FWS)<br />
Informationsstelle Wärmepumpen<br />
Steinerstrasse 37, CH-3006 Bern<br />
info@fws.<strong>ch</strong><br />
www.fws.<strong>ch</strong><br />
Informationsmittel<br />
Bundesamt für Energie (BFE) / Energie-<br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
– S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Statistik für erneuerbare<br />
Energien<br />
– Energiefors<strong>ch</strong>ung, <strong>Überblick</strong>sberi<strong>ch</strong>te <strong>der</strong><br />
Programmleiter<br />
– www.energie-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />
GEOTHERMIE.CH<br />
– Zeits<strong>ch</strong>rift GEOTHERMIE.CH<br />
– Info- und Te<strong>ch</strong>n. Blätter<br />
– www.geothermie.<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein (SIA)<br />
– Dokumentation D 0179, Energie aus dem<br />
Untergrund, Erdrei<strong>ch</strong>spei<strong>ch</strong>er für mo<strong>der</strong>ne<br />
Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />
– Dokumentation D 0190, <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Erdwärme</strong> mit Fundationspfählen und an-<br />
<strong>der</strong>en erdberührten Betonbauteilen<br />
Bundesamt für Umwelt (BAFU)<br />
– Wegleitung für die <strong>Nutzung</strong> von Erd-<br />
wärme mit ges<strong>ch</strong>lossenen <strong>Erdwärme</strong>-<br />
sonden<br />
– Wegleitung Grundwassers<strong>ch</strong>utz, 2004<br />
– www.umwelt-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong><br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Bundesamt für Energie (BFE)<br />
CH-3003 Bern<br />
Konzept, Text und Redaktion<br />
Dr. Harald Gorhan<br />
Leiter BFE-Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />
(bis 2006)<br />
CH-5600 Lenzburg<br />
Dr. Rudolf Min<strong>der</strong><br />
Leiter BFE-Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm <strong>Geothermie</strong><br />
(ab 2006)<br />
CH-8917 Oberlunkhofen<br />
Jürg Wellstein<br />
CH-4058 Basel<br />
Redaktionelle Mitarbeit<br />
Dr. Walter Eugster<br />
Polydynamics Engineering<br />
CH-8048 Züri<strong>ch</strong><br />
wje@polydynamics.<strong>ch</strong><br />
Dr. Mark Eberhard<br />
Eberhard & Partner AG<br />
CH-5000 Aarau<br />
eberhard@eberhard-partner.<strong>ch</strong><br />
Dr. Daniel Pahud<br />
SUPSI – LEEE – DACD<br />
CH-6952 Canobbio<br />
daniel.pahud@supsi.<strong>ch</strong><br />
Dr. François-D. Vuataz<br />
CREGE – Fors<strong>ch</strong>ungszentrum für <strong>Geothermie</strong><br />
c/o CHyN, Université de Neu<strong>ch</strong>âtel<br />
CH-2009 Neu<strong>ch</strong>âtel<br />
francois.vuataz@crege.<strong>ch</strong><br />
Lektorat<br />
Prof. Dr. Ladislaus Ryba<strong>ch</strong><br />
GEOWATT AG<br />
CH-8050 Züri<strong>ch</strong><br />
ryba<strong>ch</strong>@geowatt.<strong>ch</strong><br />
Jules Wilhelm, Ing. conseil<br />
Centre romand de promotion de la géothermie<br />
CH-1009 Pully<br />
jules.wilhelm@geothermie.<strong>ch</strong><br />
Dr. Roland Wyss<br />
Da<strong>ch</strong>organisation GEOTHERMIE.CH<br />
CH-8500 Frauenfeld<br />
geothermie@rwgeo.<strong>ch</strong><br />
Gestaltung<br />
Senger Interactive<br />
CH-8057 Züri<strong>ch</strong>
<strong>Geothermie</strong><br />
<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Erdwärme</strong><br />
<strong>Überblick</strong>, <strong>Te<strong>ch</strong>nologie</strong>n, Visionen<br />
Herausgeber: Bundesamt für Energie (BFE) · CH-3003 Bern<br />
Bezug: BBL · Vertrieb Publikationen · CH-3003 Bern · www.bbl.admin.<strong>ch</strong>/bundespublikationen<br />
Bestellnummer 805.016d/10.2006/2000