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5 - Steinbergkirche

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34 Aus vergangenen Tagen<br />

Küstenfahrzeug und Frachtsegler mit ca. 2 m bis 2,50 m Tiefgang und einer<br />

Rumpflänge bis zu ca. 30 m. Später, wieder zurück in Europa, nennt sich<br />

Paul „Kapitän“.<br />

Am 24. März 1755 stirbt im Kastell zu Cheribon Senecas Frau Adriana im<br />

Alter von 29 Jahren „in ihrer halben Schwangerschaft nach mehr als drei<br />

Monate langem Leiden an schwerem Fieber und einer auszehrenden Krankheit.“<br />

Die gedruckte Todesanzeige geht nach Nordfriesland an Fedder Feddersen<br />

im Christian-Albrechten-Koog. Adriana wird drei Monate später im<br />

Erbbegräbnis der Familie van Loo in der Groote Kerk zu Batavia beigesetzt.<br />

Die Begräbnisstätte ist im Besitz des Generalgouverneurs Jacob Mossel, Adrianas<br />

Cousin. Adriana hinterlässt 3 Kinder.<br />

Mit seinem Reichtum und in seiner Trauer fühlt Seneca Inggersen sich fest<br />

verbunden mit den Menschen seines Geburtsortes Langenhorn und mit seinen<br />

Verwandten in Nordfriesland. Am 22. Dezember 1756 veranlasst er die<br />

Ausfertigung einer Urkunde, worin er der Kirche zu Langenhorn eine Orgel<br />

stiftet. Er gibt genau jede Einzelheit vor. „Die Front soll auf korinthischen<br />

Säulen ruhen … und das Bild von Joseph auf dem Wagen in Marmor zeigen<br />

… und mit einer Inschrift versehen sein“, die entnommen der Bibel, Genesis,<br />

„ … und ich habe Dich über ganz Ägyptenland gesetzt“, eine Anspielung<br />

auf seine Tätigkeit als Resident in Cheribon ist. Er erwähnt die Waisen und<br />

Witwen, aber auch der ausgewählte Sinnspruch „Gott erhöht die Niedrigen“<br />

lassen eine tiefe Religiosität Senecas erahnen.<br />

In den Briefen des Generalgouverneurs, die jetzt von Batavia an den Residenten<br />

Inggersen in Cheribon gehen, erscheint immer wieder die Frage:<br />

„Was gedenkt hochwohlgeboren mr. Inggersen zu tun?“ Diese Frage beantwortet<br />

er damit, dass der Opperkoopman und Resident Seneca Inggersen am<br />

15. März 1757 um Entlassung aus dem Dienst der Vereinigten Ostindischen<br />

Compagnie der Niederlande und um „repatriring naar patria“, ins Vaterland<br />

zurückkehren zu dürfen bittet.<br />

Für die Heimreise ins Mutterland existieren genaue Bestimmungen. Deren<br />

Einhaltung wird streng überwacht.<br />

-Einheimisches Geld darf nicht mit nach Europa genommen werden. Die<br />

Ostindische Kompanie gibt Gutscheine, die in den Niederlanden eingelöst<br />

werden.<br />

- Sklaven sind vor der Heimreise zu entlassen.<br />

- Nichteuropäern ist die Einreise in die Niederlande verboten.<br />

- Größe und Anzahl der Seekisten, die Zurückreisende mit auf die Retourschiffe<br />

nehmen dürfen, sind genau festgelegt. Ein Überladen der Schiffe,<br />

die vorrangig für den Transport der Handelswaren vorgesehen waren, sollte<br />

vermieden werden. Die Kisten, je nach Dienstgrad in 5 verschiedene Größen<br />

gestaffelt, mussten im Zuckerpackhaus von Batavia erworben werden. Bei<br />

der Verladung auf die Schiffe erhielten die Kisten auf dem Deckel innen ein<br />

VOC-Brandzeichen mit Jahreszahl und wurden vorher auf Schmuggelware<br />

untersucht, in Batavia und in den Niederlanden, in Amsterdam.<br />

Senecas „lieber Garnisons Notar“, wie er ihn in den Briefen immer nennt,<br />

bekommt Anweisungen, Senecas Immobilien, die Häuser und den Kalkbrennofen<br />

in den Bergen „nicht unter 1200 Gulden“, zu verkaufen. Er<br />

erhält außerdem eine Auflistung der „Sklaven und Sklavinnen und deren<br />

Kinder“, ca. 80 bis 90 Namen mit dem Vermerk, dass er, Seneca Inggersen,<br />

sie „entautorisiert“ und der von der Ostindischen Kompanie eingerichteten<br />

Organisation zur Betreuung entlassener Sklaven überlässt. Für einen vornehmen<br />

Mann war es üblich, 100 bis 200 Sklaven zu halten. Die Sklaven<br />

Vorweihnachtszeit<br />

in unserem<br />

Restaurant:<br />

Große Auswahl<br />

an Menüs bei<br />

Kerzenschein und<br />

Kaminfeuer<br />

Wir beraten Sie gern!<br />

stammen hauptsächlich von der Koromandelküste und den Banda-Inseln.<br />

Eltern verkaufen ihre Kinder, Brüder ihre Schwestern und Schwestern ihre<br />

Brüder. Aus welchen Motiven auch immer. Niemand nimmt Anstoß. Sklaven,<br />

die für die VOC arbeiten, erhalten eine Entlohnung. Sie haben die<br />

Chance, sich freizukaufen. Ohne Sklaven ist eine Zuckermühle, in der der<br />

ausgepresste Zuckerrohrsaft gekocht werden muss, oder ist ein Kalkofen am<br />

6ten Breitengrad südlicher Breite, wenn auch in den Bergen, nicht zu betreiben.<br />

Diese Arbeit war Sklavenarbeit. Niemand wollte sie freiwillig machen.<br />

Senecas Sklaven werden auf dem Seeweg nach Batavia gebracht. Nicht alle<br />

kommen in Batavia an. Viele sind wohl über Bord gesprungen aus Angst vor<br />

der unsicheren Zukunft. Sie mussten von der Liste gestrichen werden.<br />

Der Oberkaufmann Seneca Inggersen übergibt der Ostindischen Kompanie<br />

ein detailliertes Verzeichnis seines Vermögens. Die Verwaltung dieses „Nachlasses“<br />

liegt insgesamt bei der „bank courant en (und) bank van leening“<br />

in Batavia. Von dieser Bank erhält Mr. Inggersen noch bis in die siebziger<br />

Jahre des 18. Jahrhunderts hinein jährlich die Bilanzen seiner Schuldner,<br />

überwiegend chinesische Schiffsführer.<br />

Am 25. Mai 1757 findet im Kastell zu Cheribon die Übergabe des Kontors<br />

an Senecas Nachfolger, Pieter Cornelis Hasselaer, im Beisein des Garnisonnotars<br />

statt. Seneca übergibt und empfängt verschiedene Geldsummen,<br />

Frachtpapiere, Lieferscheine und Rechnungen. Oft wird das Schiff die „Admiral<br />

de Ruyter“ genannt, die vor wenigen Wochen von einer Japanreise<br />

nach Deshima, in der Bay von Nagasaki gelegen, zurückgekehrt war. Der<br />

Kapitän hatte neben der Ladung für die Kompanie auch Seide und Porzellan<br />

für Seneca auf dessen Rechnung an Bord. Erwähnt wird mehrmals die<br />

Jagt „De Neederlandsche maagd“, die Seneca der Kompanie überlässt.<br />

Hasselaer ist verheiratet mit Gertruyda, Tochter des Generalgouverneurs<br />

Jacob Mossel. In den folgenden Jahren schreibt Hasselaer viele Briefe an<br />

die Hohe Regierung in Batavia und entschuldigt sich immer wieder dafür,<br />

dass er nicht fähig sei, die Geschäftsergebnisse seines Vorgängers zu erreichen.<br />

Es würde ihm nicht gelingen, ein ähnlich gutes Verhältnis zu den<br />

Sultanen aufzubauen. Zwischen dem Sultan von Indramayu, Sultan Japoe,<br />

und Seneca bestand eine enge Freundschaft, die der Sultan selbst in seinem<br />

Testament mit „wie ein Vater zu seinem Sohn“ beschreibt. Beide waren begeisterte<br />

Pferdeliebhaber.<br />

Einige Tage später verlässt „mr. Inggersen“ mit seinen 3 Töchtern den Hafen<br />

von Cheribon an Bord des Schiffes „Admiral de Ruyter“ mit dem Ziel Batavia.<br />

Wie aus dem Frachtbrief zu erkennen, ist die Admiral de Ruyter überwiegend<br />

beladen mit Puderzucker, geschältem Reis und „Djati-Balken“.<br />

Im Oktober sind alle 8 Schiffe der Retourflotte in Batavia versammelt. Die<br />

großen Schiffe liegen tiefbeladen vor Anker. Die Stauer haben ihre Arbeit getan.<br />

Von ihnen hängt es ab, ob die kostbaren Schätze Ostindiens unbeschädigt<br />

und trocken die Niederlande erreichen. Die Retourschiffe verfügen über<br />

eine geschätzte Tragfähigkeit von 700 bis 1000 Tonnen. Der Versicherungswert<br />

jeder Schiffsladung beträgt durchschnittlich mehr als 400.000,00 Gulden.<br />

In der Mitte des 18.Jahrhunderts besitzt die VOC 37 Schiffe dieser Größe.<br />

Der kleinste Hohlraum wird genutzt. Was die Schiffe an Ware nicht mitnehmen<br />

können, wird verbrannt. Es kommt der Tag des Bittgottesdienstes. In<br />

Batavia ruht alles. Jeder betet, um eine glückliche Reise. Nach altem Brauch<br />

gibt der Generalgouverneur für alle „qualifizierten Personen“ der Flotte das<br />

Abschiedsmahl. Am 1. Oktober 1757 unterschreibt Seneca seine „Entschädigungsakte“<br />

(van indemniteit). Mit dieser Formalität bescheinigt er, dass<br />

nach Verlassen Batavias von seiner Seite keine Ansprüche an die Compagnie<br />

mehr bestehen.<br />

Nach 24 Dienstjahren in den Tropen ist die<br />

Heimreise nach Europa für Seneca ein Abschied<br />

von einem unvorstellbar luxuriösen Lebensstil,<br />

Überfluss und Prunk, aber auch ein Abschied<br />

Bau- und Möbeltischlerei<br />

von einer Gesellschaft, die wenig durch Stan-<br />

Treppenbau<br />

desprivilegien geprägt ist.<br />

Peter Graewin<br />

Der verhältnismäßig kleine Konvoi, oft sind es<br />

Tischlermeister<br />

mehr als 12 Schiffe, startet am 29. Oktober 1757,<br />

um 7 Monate später in den Niederlanden zu sein.<br />

Die Passagierliste der Walcheren unter „Schipper<br />

Tischlerei Brunsholm<br />

Tel. 0 46 37 / 12 54 • Fax 12 22

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