Te quiero mit Zitrone - Dresdner Akzente
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<strong>Dresdner</strong> Nachrichten/Donnerstag, 3. September 2009<br />
General und Bauerntochter<br />
Am ersten Oktoberwochenende gibt es in Maxen großes Theater zum Schlachten-Jubiläum<br />
Ein preußischer Generalleutnant<br />
und eine sächsische Hofdame<br />
teilen sich in Maxen ein<br />
Haus. Es funktioniert ganz<br />
wunderbar, die beiden sind<br />
seit Jahren verheiratet, zwei<br />
Kinder haben sie großgezogen.<br />
Jetzt sind sogar schon die Enkel<br />
hin und wieder zu Besuch. Der<br />
Grund für das Einvernehmen<br />
liegt auf der Hand: Generalleutnant<br />
und Hofdame sind Rollen<br />
in einem Theaterstück, Hans-<br />
Jürgen Fischer spielt den Generalleutnant<br />
von Finck, seine<br />
Frau Ulrike ist eine der Hofdamen.<br />
Zusammen <strong>mit</strong> vielen anderen<br />
Laienschauspielern probt<br />
das Ehepaar seit einem Jahr das<br />
Theaterstück „Schlacht bei Maxen“.<br />
Aufgeführt wird es am<br />
ersten Oktoberwochenende,<br />
Anlass ist der 250. Jahrestag<br />
einer entscheidenden Schlacht<br />
im Siebenjährigen Krieg.<br />
Von Thessa Wolf<br />
Es wird keine Toten geben und<br />
keine Verletzten. Und hoffentlich<br />
fehlen auch Schnee und Kälte. Die<br />
hatte das Original nämlich reichlich<br />
zu bieten. Am 20. November<br />
lagerte der preußische General<br />
Friedrich August von Finck <strong>mit</strong><br />
14.000 Mann bei Maxen. Es waren<br />
nicht nur mehr Menschen, als das<br />
Dorf verkraften konnte, sie hatten<br />
auch reichlich Unruhe <strong>mit</strong>gebracht.<br />
Alles, was nicht niet- und<br />
nagelfest war, wurde <strong>mit</strong>genommen,<br />
vor allem, wenn es aus Holz<br />
war. Schließlich wollten die Soldaten<br />
ein bisschen was zum Feuern<br />
und Wärmen haben. Sie holten<br />
auch das Vieh der Bauern und der<br />
Bäcker hatte die gesamten Mehlvorräte<br />
abzugeben. Eigentlich eine<br />
ungute Erinnerung. Dass sie dennoch<br />
gefeiert wird, liegt an dem<br />
sachlichen Geschichtsbewusstsein<br />
vieler Maxener selbst.<br />
„Ich bin Anfang der 90er Jahre<br />
<strong>mit</strong> meiner Familie nach Maxen gezogen“,<br />
erzählt Hans-Jürgen Fischer.<br />
„Und ich stutzte, als ich vom Finckenfang<br />
hörte.“ Die so benannte<br />
Anhöhe vor dem Ort ist ein sprachliches<br />
Überbleibsel aus der Zeit, als<br />
General Finck gefangen wurde und<br />
kurz zum Spottlied wurde.<br />
Ein kurzer Blick in die Geschichte:<br />
Preußen und Österreich haben<br />
beide Schlesien in ihrem machthungrigen<br />
Auge, ausgetragen wird<br />
der Streit in Sachsen. Dort haben<br />
die österreichischen Truppen unter<br />
Feldmarschall Graf Leopold von<br />
Daun Winterquartier in Dresden<br />
bezogen. Auch die Preußen hätten<br />
gern solch ein Winterquartier gehabt,<br />
mussten jedoch von außen<br />
zusehen. Um den Österreichern<br />
die Versorgungswege von Böhmen<br />
nach Dresden abzuschneiden,<br />
machte sich General Finck auf<br />
nach Maxen.<br />
„Eigentlich wurden im Winter<br />
keine Schlachten mehr geschlagen“,<br />
sagt Hans-Jürgen Fischer, der<br />
sich <strong>mit</strong>tlerweile in der Heimatgeschichte<br />
richtig gut auskennt.<br />
„Doch Feldmarschall von Daun<br />
hatte zwei österreichische Prinzen<br />
zu Gast. Der sächsische Hofstaat<br />
war ausgeflogen, die Herren und<br />
Damen weilten zu Besuch in<br />
Warschau.“ Daun hatte also ein<br />
bisschen Narrenfreiheit – und<br />
er wollte vor den Prinzen angeben,<br />
nach dem Motto: Euch zeig<br />
ich mal, wie man eine Schlacht<br />
schlägt.<br />
Das Ergebnis waren Tote und<br />
Verwundete auf beiden Seiten. Allerdings:<br />
Die Österreicher hatten<br />
doppelt so viele Soldaten wie die<br />
Preußen. „Es muss ein ziemliches<br />
Bild der Verwüstung gewesen sein“,<br />
sagt Fischer. „General Finck zog<br />
sich daraufhin <strong>mit</strong> dem Rest der<br />
Armee nach Falkenhain-Ploschwitz<br />
zurück und beriet sich.“ Und jetzt<br />
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kommt der <strong>Te</strong>il der Geschichte, der<br />
jedes Fest würdig macht: Die Preußen<br />
ergeben sich und retten da<strong>mit</strong><br />
vermutlich vielen Menschen das<br />
Leben. „Das hatte es bis dahin noch<br />
nie gegeben“, betont Fischer, „dass<br />
ein preußischer General, sozusagen<br />
ein Vorbild an Disziplin und<br />
Gehorsam, den Gehorsam verweigert.“<br />
Finck sei nach dem Ende des<br />
Krieges der Prozess gemacht worden,<br />
er musste ein Jahr in Festungshaft<br />
und starb wenige Jahre darauf,<br />
kaum vierzigjährig.<br />
An all das wird vom 2. bis 4. Oktober<br />
erinnert. Die Maxener haben<br />
das Jubiläum etwas vorgezogen,<br />
einfach weil es Anfang Oktober<br />
wärmer ist als Ende November.<br />
Denn im historischen Biwak schläft<br />
man ganz klassisch in Zelten. Gekocht<br />
wird auf dem Feuer. Alle tragen<br />
ihre historischen Uniformen<br />
– alle 300 Mann. „Es kommen etwa<br />
300 Darsteller aus Polen, Tschechien<br />
und aus ganz Deutschland“,<br />
so Hans-Jürgen Fischer. „Am Sonnabend,<br />
dem 3. Oktober stellen sie<br />
dann die Schlacht nach.“ Er selbst<br />
wird als Trommler dabei sein – <strong>mit</strong><br />
seinem Tambour, der blau-rot-weißen<br />
Uniform und der goldfarbenen<br />
Trommel. Die Kostüm-Uniform<br />
ist ein Unikat, eine originalgetreue<br />
Nachbildung wie alle Uniformen<br />
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übrigens. Das ist bei historischen<br />
Biwaks Bedingung.<br />
Beim Theaterstück von Bethiola<br />
Schulze und <strong>mit</strong> der Musik von<br />
Peter Flache müsste man es nicht<br />
ganz so genau nehmen. Und doch<br />
halten sich alle an das, was ihnen<br />
von Geschichtsbildern bekannt ist.<br />
Ulrike Fischer näht noch eifrig an<br />
Kappen, Schürzen und Hauben.<br />
Auch ihre Tochter wird eine tragen.<br />
Denn Julia Fischer ist in dem<br />
Stück Nicole Müller, die Bauerntochter,<br />
die einen verwundeten<br />
Deserteur findet und sich in ihn<br />
verliebt. Mutter Ulrike, die sächsische<br />
Hofdame, ist <strong>mit</strong> Perücke zu<br />
sehen. Und Vater Hans-Jürgen, der<br />
General von Finck, <strong>mit</strong> dem bekannten<br />
Dreispitz. Noch liegt dieser<br />
im Wohnzimmer des Fischer-<br />
Hauses in Maxen, bezogen <strong>mit</strong><br />
schwarzem Samt und <strong>mit</strong> goldener<br />
Borte verziert. Er wird auch nach<br />
den Gefechten noch so schön aussehen.<br />
Denn die reale Geschichte<br />
ist zum Glück schon 250 Jahre alt.<br />
n Informationen<br />
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Foto: Betina Kurnoth<br />
„Schlacht bei Maxen“, Voraufführung:<br />
19. September, dann<br />
2., 3. und 4. Oktober, Naturbühne<br />
Maxen<br />
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