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Digitalisierung

Die Herausforderungen der Messe im digitalen Zeitalter

Messe 4.0

Gesehen und gesehen werden – wir sprechen nicht nur von den Reichen und Schönen. Insbesondere

die B2B Unternehmen sehen Messeauftritte als die wichtigste Marketingmaßnahme im gesamten

Marketingbudget. Die Messeauftritte, auf die man das gesamte Jahr hinarbeitet, können

den Geschäftserfolg enorm beeinflussen. Allerdings haben die imposanten Messestände auch

ihren Preis: Anständige Messestände kosten mindestens 5.000 Euro, hierbei wurden der Auf- und

Abbau, die Anfertigung sowie die technischen Kosten noch nicht berücksichtigt.

Für Startup oder Kleinunternehmer sind dies oft utopische

Summen, die sie sich nicht leisten können. Da kommen die

Kosteneinsparungen durch digitale Messen wie gerufen …,

oder? Das Institut für Messewirtschaft von Herrn Prof. Dr.

Martin Fritze an der Universität zu Köln bietet Studierenden

die Möglichkeit, in Kooperation mit der Koelnmesse GmbH,

Lösungen zu aktuellen Messe-Themen zu entwickeln. In

dem Kurs „Service Innovation“ standen die Studierenden in

diesem Jahr vor der Aufgabe, ein digitales Messeprodukt zu

gestalten. Herr Prof. Dr. Fritze ist selbst über seine Forschung

zum Dienstleistungsmanagement, Konsumentenverhalten

und der Digitalisierung zum Messeschwerpunkt gelangt,

denn das sind alles Bereiche, die das Messewesen von

heute sehr stark beschäftigen. Er beantwortet einige

Fragen für den Rheinzeiger und lässt uns an seiner Sicht

der zukünftigen Messeentwicklungen teilhaben.

Prof. Dr.

Martin Fritze

Hochschullehrer

© Lisa Beller

RheinZeiger: Die Messeplanung hat sich seit einem

Jahrhundert nicht geändert. Wie kommt es, dass diese

Form des Marketings immer noch Bestand hat in

unserer Gesellschaft und wie hat sie sich im Zuge der

Digitalisierung in den letzten 10-15 Jahren verändert?

Prof. Dr. Martin Fritze: Das stimmt, denn eine Konstante

ist das menschliche Bedürfnis nach realen sozialen Interaktionen,

welche sich durch die Geschichte des Messewesens

zieht. Zukünftig wird es aber darauf ankommen, dass

Messen diesem Bedürfnis effizient und fokussiert nachkommen.

Das Messeerlebnis hat sich in den letzten Jahren

verändert und ist vor allem digitaler geworden. Dieser

Trend wird zukünftig auch noch anhalten, vor allem beschleunigt

durch aktuelle Entwicklungen rund um die

Corona-Krise. Das heißt zum Beispiel, dass durch den Einsatz

digitaler Technologien unnötige Warteschlangen auf

Messen der Vergangenheit angehören und an deren Stelle

die dynamische Koordinierung von Besucherströmen und

Begegnungen treten.

Und nun in Abhängigkeit von Corona, konnte

man deutliche Wachstumsfelder sehen? Was war

das Überraschendste für Sie?

Prof. Dr. Martin Fritze: Wir beobachten ganz allgemein

neben der Internationalisierung von größeren Messen eine

Spezialisierung von kleineren Messen, und letzteres auch

außerhalb von großen Messestandorten. Gleichzeitig ist zu

erkennen, dass tradierte Messekonzepte, welche sich nur

langsam oder kaum den aktuellen Bedürfnissen anpassen,

zunehmend um Ihre Daseinsberechtigung kämpfen. Dies

trifft auch auf große Messen mit langer Tradition zu. Der

Messemarkt von heute ist kompromissloser und kritischer,

was eine höhere Innovationsfähigkeit erfordert. Digitale

Alternativen erhöhen den Druck auf analoge Messen, ihre

Nutzendimensionen kritisch zu reflektieren.

Die Corona-Krise wirkt wie in vielen Bereichen auch für

diese Entwicklungen wie ein Brandbeschleuniger. Gleichzeitig

eröffnet die Krise für viele Akteure eine Art Blaupause,

um bestehende Geschäftspraktiken zu hinterfragen.

Dies wird den Druck auf die Messebranche erhöhen.

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