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ST:A:R_11

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<strong>ST</strong>/A/R PRINTMEDIUM WIEN<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Arnulf Rainer<br />

Interview Arnulf Rainer<br />

Aktuelle Architektur<br />

Biennale Venedig 2006<br />

AUTO <strong>ST</strong>/A/R<br />

Literatur<br />

Barock mit Jan Tabor<br />

Aktuelle Kunst<br />

04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Capistrangasse 2/8 • office@star-wien.at • Europa € 3,00<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

3,– Euro


2 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch I – Erstes Buch<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

HERAUSGEBERAGGLOMERAT<br />

Thomas Redl – Künstler<br />

David Staretz - AUTO<strong>ST</strong>/A/R<br />

Rudolf Gerngross - Waran<br />

Dieter Sperl - Literatur<br />

Wladimir Jaremenko Tolstoi - Rechristianisator der Neandertaler<br />

Lukas Goebl - schaffender Architekt<br />

Valie Airport - Flugbegleiterin<br />

Andreas Lindermayr - <strong>ST</strong>/A/R Tagebuch<br />

Werkstatt Wien - immer dabei<br />

Herbert Wulz - Datenkoordinator<br />

Elisabeth Penker - EP positions<br />

Christian Denker - Philosoph<br />

Angelo Roventa - freischaffender Architekt<br />

Heidulf Gerngross - Der heilige Avatar<br />

gesegnet von Arsenik, Bischof von Wien<br />

7 8 9<br />

Betreff: <strong>ST</strong>/A/R HUMAN<br />

Architekturpreis<br />

Editorial:<br />

„Denken ist jammern”<br />

Antwort vom Preisträger Konrad Frey:<br />

Wenn ein Architekt geehrt wird, sind die<br />

Mithelfer und die Ermöglicher mit geehrt:<br />

....meine Frau Bärbl, die seinerzeit, nachdem<br />

sie unsere ersten Kinder zu Bett gebracht<br />

hatte, mit dem weiteren schon im<br />

Bauch, um 10Uhr abends per Autostop<br />

in den Zeichensaal kam, mit einem Korb<br />

Verpflegung für die Nachtstunden. Sie ist<br />

bis heute bei Konzepten und wichtigen<br />

Entscheidungen dabei.<br />

....dann jene Auftraggeber, die sich mit<br />

uns auf das Abenteuer Bauen eingelassen<br />

haben, was immer eine Art Erstbesteigung<br />

mit ungewissem Ausgang ist.<br />

“enlightened Patron“ nennt man sie in<br />

England.<br />

....und auch Heidulf Gerngross hat an der<br />

Dusche seinen Anteil, als Anreger seinerzeit<br />

in Graz: ......die Orientierung nach<br />

dem Weltmaßstab, ..... die Verdichtung<br />

auf die knappste Form,....die Kraft in der<br />

Poesie.<br />

All das drückt sich auch in der von<br />

Gerngross konzipierten Trophäe<br />

“<strong>ST</strong>/A/R Human” aus.<br />

Angelo Roventa empfängt Jedermann. in der Alten Naturrschau Dornbirn<br />

– im zukünftigen Sitz des VAI (Vorarlberger Architektur Institut)<br />

anlässlich der Ausstellung Österreichische Architekturtage 2006.<br />

Details in der <strong>ST</strong>/A/R-Ausgabe 10<br />

Andreas F. Lindermayr<br />

Stadtphilosoph<br />

Aus meinem Tageund<br />

Nachtbuch<br />

14. 9. 06 Do 17 Uhr 25<br />

sonnig und warm wieder - ca 25°<br />

Auf der BA/CA bin<br />

ich in Nähe meiner<br />

Betreuerin, die gerade<br />

die Geldflüsse eines Mannes<br />

unter die Lupe nahm, der<br />

seine Kinder mit Sparbüchern<br />

versorgt, gesessen und habe<br />

zugewartet und zugewartet<br />

und beobachtet, was in mir und<br />

um mich herum passiert. In mir<br />

brodelte eine Stinkwut auf das<br />

Ganze. Auf eine Wirtschaft,<br />

für die der Geldverkehr den<br />

Lebensatem bildet - und auf alle<br />

Repräsentanten dieses vorgeblich<br />

alleinseligmachenden Lebenstils,<br />

wie gewisse Herren einer<br />

gewissen Partei, denen es nun<br />

gelungen ist, Flöttl junior für ihre<br />

Zwecke zu instrumentalisieren.<br />

Übrigens ziert Flöttl jr´s<br />

aufgedunsenes Konterfei zur Zeit<br />

das Cover von News.<br />

Nach einiger Zeit des<br />

Zuwartens betraten zwei junge<br />

Zigeunerinnen die Bank-Filiale<br />

und setzten sich an einen Schalter<br />

im Eingangsbereich, wo sie<br />

sich dem Augenschein nach in<br />

irgendeiner Geldsache beraten<br />

ließen. Der Filialleiter oder<br />

Stellvertreter des Filialleiters gab<br />

kurz vorher an seine Mitarbeiter<br />

eine Warnung durch. Es hätten<br />

sich Ausländer angekündigt, die<br />

irgendwelche Tricks anwenden.<br />

Eh dumm. Aber auch unglaublich<br />

frech, weil sie dann auch noch<br />

Forderungen stellen würden, die<br />

durch nichts gedeckt sind.<br />

So in etwa ging die Rede, gefolgt<br />

von einem Geplauder und<br />

Gemurmel das nun die Runde<br />

durch den Kontor machte.<br />

Ich bin fast zwanzig Minuten<br />

gesessen, bis ich es wagte,<br />

an die sehr relaxed wirkende<br />

und wie es schien, genüsslich<br />

die Finanzlage ihres Kunden<br />

beleuchtende Sachbearbeiterin<br />

die Frage zu richten, wie lange<br />

das noch dauert. Bei dem Fall,<br />

den sie gerade bearbeitete,<br />

ging es um tausende Euros, die<br />

angelegt wurden. In meiner<br />

Sache wäre es lediglich um<br />

eine Mahnung gegangen, die<br />

zweite innerhalb eines Monats,<br />

aufgrund eines Aussenstandes,<br />

wie im Mahnschreiben<br />

geschrieben steht, von 296<br />

Euro. Über ihren Brillenrand zu<br />

mir auf meinen Schleuderstuhl<br />

blickend, erwiderte nun die<br />

Sachbearbeiterin seelenruhig,<br />

daß sie auf jeden Fall noch<br />

fünfzehn bis zwanzig Minuten<br />

braucht. Draussen herrschte ein<br />

spätsommerliches Traumwetter.<br />

Auf das hinauf erhob ich mich<br />

und ging unverrichteter Dinge,<br />

mit der Ankündigung, es morgen<br />

wieder zu versuchen.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch I – Erstes Buch<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 3<br />

Jenseits der Vergänglichkeit<br />

Guten Morgen Weltstadt Wien<br />

Weltstadt Wien<br />

Nachdem die sommerliche Hitze abgestreift ist, hat uns ein wunderschöner Herbst getröstet und die<br />

Melancholie um die verstrichenen Sommertage erträglich gemacht. Man erwacht im pulsierenden<br />

Leben einer Stadt, die ihr Selbstbewusstsein auf neue Weise zelebriert, so als ob sie wie alltäglich sich immer<br />

im Herzen Europas befunden hätte und ebenda ihren vitalen Pulsschlag zeigt – ein lebendiges Zentrum im<br />

Schnittpunkt westlicher und östlicher Hemisphäre, kulturell wie wirtschaftlich, sozial wie gesellschaftlich – ein<br />

lebendiges und vielfältiges Zentrum der Kunst, der Architektur, der Musik, des Theaters und des intelektuellen<br />

Lebens. Und gerade jetzt gibt uns diese Stadt die Möglichkeit, sich mit ihr zu versöhnen und bietet jemand<br />

wie mir, der an einem Tag gleichzeitig in Rom, New York und Marakesch sein möchte, Momente der Ruhe<br />

und des Angekommenseins zu erleben. „Versöhne dich mit der Welt“ steht an der Wand meines freudschen<br />

Ruhezimmers.<br />

Natürlich befinden wir uns nicht mehr im Renaissancemodell der Cita Ideale. Wir leben im 21. Jahrhundert,<br />

mit allen Faktoren und Symptomen unserer Zeit, und sind in das Hier und Jetzt gestellt mit der<br />

Herausforderung dieses Jetzt schöpferisch zu gestalten.<br />

Vergänglichkeit – sic transit gloria mundi<br />

Zeitung ist eines der flüchtigsten Medien, heute gedruckt morgen schon als Unterlage zum Malen oder<br />

als Wickelpapier für den frisch gekauften Fisch verwendet. Dennoch versucht man all seine Energie, seine<br />

Konzentration und seine Weltwahrnehmung auf dieses dünne kaum haltbare Papier zu bringen, um für einen<br />

Moment Leben festzuhalten. Nach dem Erscheinen der Nummer beginnt man wieder von vorne und versucht<br />

den Stein des Sysiphus wieder auf den Berg zu schleppen.<br />

Vielleicht ist gerade das Bewusstsein dieser Flüchtigkeit eine entscheidende Qualität.<br />

Diese Nummer zeigt einen lebendigen Fokus auf das künstlerische, architektonische, literarische, allgemein<br />

gesprochen, kulturelle Leben dieser Stadt, Österreichs, Mitteleuropas: Bilder einer Reise mit Jan Tabor zu<br />

Barockkirchen in Tschechien, <strong>ST</strong>/A/R Team Eindrücke von der Architekturbiennale Venedig, Kunstaktivitäten<br />

im Hangar-7 Salzburg, Auto <strong>ST</strong>/A/R mit und von David Staretz, Architekten Portraits über Nehrer-Medek<br />

und Heinz Lutter, Kleingartenpreis und Wohnbauinitiativen der Stadt Wien, Erwin Wurm im Interview,<br />

Galerie Brunnhofer – ein Ort für junge engagierte Malerei, El Penkers EP Positions für Künstler, Positionen<br />

und Tendenzen, Warans Nicht-Kunst, Dieter Sperls aktuelle Literaturauswahl Schriftwechsel, ein Bericht über<br />

Verdauung des neuen <strong>ST</strong>/A/R Philosophen Christian Denker.<br />

Aus einer intensiven Begegnung mit Arnulf Rainer ist ein 8-seitiger Beitrag entstanden – ein ausführliches<br />

Gespräch mit ihm und ein Fotoessay von Andrea Baczynski.<br />

Arnulf Rainer hat die <strong>ST</strong>/A/R Kunstedition um ein Werk erweitert. Das Coverbild ist eine neue Parafotografie<br />

von ihm exklusiv für <strong>ST</strong>/A/R.<br />

Thomas Redl, Wien, 04/<strong>11</strong>/2006<br />

Foto: Martin Vlk, © 2006


<strong>ST</strong>/A/R Buch I – Erstes Buch Nr. <strong>11</strong>/2006 5<br />

Daß wir vor kurzem erst zu<br />

sein begonnen haben,<br />

schmerzt keinen von uns;<br />

nur daß es zu Ende geht, ist<br />

schade. Diese begrenzte<br />

Dauer – solang mund geht<br />

auf und zu, solang luft geht<br />

aus und ein – ist unser<br />

Thema ...<br />

Ernst Jandl<br />

Titel u. Auszug a. d. Frankfurter Poetik-Vorlesung. Luchterhand SL 567/1985, S.7<br />

Das Öffnen und Schließen des Mundes<br />

Ausstellung von 24. November 2006 bis 27. Jänner 2007<br />

Öffnungszeiten: Montag – Freitag, 15.00 – 18.00 Uhr, Samstag 10.00 – 13.00 Uhr<br />

Galerie Julius Hummel<br />

A-1010 Wien Bäckerstraße 14 Tel. 512 12 96 Fax 512 12 96-4<br />

K.APPEL S.BECKETT G.BRUS T.CASSINI<br />

V. EXPORT P.FRIEBERGER K.I.GOLDBLAT<br />

S.GOSCINSKI F.GRAF M.HOUF R.INDIANA<br />

Z.KOMAT B.KUUII J.J.LEBEL R.LICHTEN<strong>ST</strong>EIN<br />

MAN RAY F.X.MESSERSCHMIDT O.MUEHL<br />

A.RAINER T.REDL G.RÜHM CH.SCHLINGENSIEF<br />

V.SCHWEGLER K.SULIMMA A.TESAREK<br />

A.WARHOL T.WESSELMANN F.WE<strong>ST</strong>


6 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch I<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Architektur und Verdauung<br />

von Dr. Christian W. Denker<br />

Verdauungsvorgänge haben<br />

grundlegende Bedeutung für die<br />

Entwicklung von Architektur. Doch<br />

wie hängt das, was man im Bereich<br />

der Architektur tut, zusammen mit dem, was<br />

dabei im Bereich der Verdauung herauskommt?<br />

Und wie verhält es sich umgekehrt?<br />

Unser Wissen über die wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten zwischen Verdauung und<br />

Architektur ist derzeit leider noch sehr<br />

beschränkt. Insbesondere die wissenschaftliche<br />

Forschung trägt hier noch ihre Kinderschuhe<br />

- ja, im Grunde bleibt noch alles zu tun.<br />

Die geringe Beachtung der Verdauung für die<br />

Bewertung von Baukunst kontrastiert scharf<br />

gegen ihre Bedeutung in der tatsächlichen<br />

Arbeit von Architekten. Die Gestaltung<br />

von ansprechenden Verdauungsräumen<br />

bzw. Küchen und Essräumen. Besonders<br />

wichtig sind Verdauungsvorgänge für<br />

die architektonische Gestaltung im<br />

Bereich sogenannter Bedürfnisstätten,<br />

d. h. insbesondere der Gestaltung von<br />

Pissoirs(Bild: Pissoirs), Aborten(Bild:<br />

Abort), Gemeinschaftsklosetts (Bild:<br />

Gemeinschaftstoiletten) und Donnerbalken<br />

u. a.(Bild: Donnerbalken), sei es nun im<br />

öffentlichen oder im privaten Raum. Die<br />

von Gerhard Steixner entworfene öffentliche<br />

Bedürfnisanstalt im Wiener Bezirk Meidling<br />

macht deutlich, daß gelingende Architektur<br />

verdauungsfördernd wirkt und deshalb das<br />

Geschehen auf dem Markt wohltuend belebt.<br />

<strong>ST</strong>/A/R beglückwünscht die Einrichtung<br />

der Toilette als einen wichtigen Schritt zur<br />

Beförderung der Lust am ästhetischen Denken<br />

in der Stadt Wien!<br />

Aber sehen wir einmal genauer hin: Worin<br />

begründet sich eine positive Verbindung<br />

von Architektur und Verdauung? Es<br />

liegt ja auf der Hand, dass die physische<br />

Verfassung des Verdauungsapparates uns<br />

wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung<br />

von Gebäuden gibt, sei es im Hinblick<br />

auf ihre Ästhetik, ihre Nutzbarkeit oder<br />

ihre metaphysische Bestimmung(Bild:<br />

Kahn). Im großzügigen Umgang mit<br />

verschiedenartigen Raumgestaltungen spiegelt<br />

sich das Verständnis für die Besonderheiten<br />

der einzelnen Verdauungsabschnitte wider,<br />

denn ein Gebäude kann einen Menschen<br />

umschließen wie der Verdauungstrakt die<br />

Nahrung. Ein Eingangsbereich kann dabei<br />

an einen Mund, ein Durchgangsraum<br />

bzw. Flur an die Speiseröhre erinnern. In<br />

Arbeits- und Versammlungsräumen mögen<br />

Assoziationen zum Magen anklingen,<br />

in Aufenthaltsräumen vielleicht an den<br />

Dünndarm, in Abstellkammern an den<br />

Appendix, in Trockenräumen an den<br />

Dickdarm und in Müllauswurfschächten an<br />

das Rektum. Auch feiert die organische Falte<br />

- typisches Konstruktionselement verschiedener<br />

Abschnitte des Verdauungsapparats - in<br />

der Architektur Triumphe und zwar nicht<br />

erst seit dem Barock. Dabei hat die Form<br />

von Falten - besonders der französische<br />

Philosoph Gilles Deleuze unterstreicht dies<br />

mehrfach - nicht allein Auswirkungen auf die<br />

organische Gestalt der Architektur, sondern<br />

ebenso auf die Entwicklung geistiger Kultur:<br />

Was in der Seele geschieht, repräsentiert das,<br />

was in den Organen geschieht und erhält<br />

in der Architektur einen neuen Bezug zum<br />

menschlichen Leben. Die Bezugnahme von<br />

Architektur auf geologische Gegebenheiten<br />

ist gleichzeitig ein Dialog mit unserem<br />

Verdauungstrakt.<br />

Einen weiterer Ansatzpunkt für Überlegungen<br />

zum Zusammenhang zwischen Architektur<br />

und Verdauung ist unser Körpergefühl. Kunst<br />

und besonders Filmkunst bietet mancherlei<br />

Ansatzpunkt zum verbesserten Verständnis der<br />

Bezüge zwischen Architekten und ihrer Arbeit.<br />

Ein Paradebeispiel dafür ist Peter Greenaways<br />

Film Der Bauch des Architekten aus dem Jahr<br />

1987(Bild). Sie erinnern sich vielleicht an seine<br />

Handlung: Ein weltbekannter amerikanischer<br />

Architekt reist auf dem Höhepunkt seiner<br />

Karriere nach Rom. Er ist dort eingeladen,<br />

um eine Architekturausstellung auszurichten.<br />

Allerdings sieht er sich von den römischen<br />

Kollegen zunehmend ins berufliche und<br />

private Abseits gedrängt. Zugleich ringt er<br />

mit immer seltsameren Magenschmerzen.<br />

Ein Arzt diagnostiziert ihm unheilbaren<br />

Magenkrebs. Abends, am Pantheon, entblößt<br />

er daraufhin seinen Bauch mit den Worten: “Er<br />

beißt sie nicht, nur mich. Jesus wäre auch an<br />

Magengeschwür gestorben, hättet ihr ihn nicht<br />

vorher gekreuzigt!” und bricht unter Schmerzen<br />

zusammen. Nachdem ihm nicht nur seine<br />

Frau, sondern auch die Ausstellung endgültig<br />

genommen worden ist, stürzt er sich bei deren<br />

Eröffnung vor den Füßen seiner schwangeren<br />

Frau in den Tod.<br />

Bringt Verdauung die Kreativität zum Erliegen<br />

oder behindert eine gestörte Kreativität die<br />

gesunde Verdauungstätigkeit? Was zählt in<br />

der Architektur, Bauch oder Hirn? Erinnern<br />

wir uns, daß laut Wittgenstein als Ort der<br />

Gedanken ebenso gut das Papier, auf dem wir<br />

schreiben, der Mund, der spricht, oder das<br />

Gehirn in unserem Kopf bezeichnet werden<br />

kann . Architektur soll uns ein sinnliches<br />

Wohlgefühl zu vermitteln. Wenn sie den<br />

Bauch verachtet, so unterstreicht sie oftmals<br />

nichts weiter als die somatischen Störungen<br />

des verantwortlichen Architekten. Kulinarische<br />

Genussfähigkeit und wohlproportionierte<br />

Architektur bilden eine Einheit. Soll Verdauung<br />

bzw. Architektur gelingen, muß Material mit<br />

Freude geformt werden. Die Verwendung<br />

freudloser Proportionen führt schnell zu<br />

unnötigen Störungen und Verzögerungen.<br />

Diese wiederum führen im Extremfall gar<br />

zu Krankheit und Zusammensturz. Viele<br />

Arbeitsprozesse sind nötig, damit ein Architekt<br />

zufrieden und erleichtert auf das Ergebnis<br />

seiner Mühen blicken kann. Zeitdruck, Stress,<br />

Enge, Unachtsamkeit und Erfolgsdruck sind<br />

nur einige der vielen Gründe für Fehlleistungen<br />

bei der Erledigung von Toilettengeschäften<br />

sowie auch von Architekturaufträgen.<br />

Verstopfungsarchitektur ist ein eindeutiges<br />

Anzeichen für den Eintritt von Dekadenz.<br />

Ganze Weltreiche sind mit solcher Architektur<br />

zugrunde gegangen. Die Verdauungsstörungen<br />

eines Architekten können das Lebensgefühl<br />

kleinerer und größerer Menschengruppen<br />

schwerwiegend und dauerhaft schädigen.<br />

Somit komme ich zum letzten Punkt meiner<br />

Ausführungen: den Verdauungsfreuden<br />

der Benutzer von Architektur. Wir haben<br />

es verstanden: Jede Rezeption ist eine<br />

Interpretation einer gleichsam offenen<br />

und geschlossenen organischen Form,<br />

einmalig in ihrer Ausgewogenheit . Dieser<br />

Punkt ist deshalb besonders wichtig, weil<br />

ja die Qualität architektonischer Gestaltung<br />

in einer demokratischen Gesellschaft<br />

ganz weitgehend von der Verdauung des<br />

Architekturbenutzers abhängt bzw. abhängen<br />

sollte. Spätestens seit Baumgartens Versuch<br />

einer wissenschaftlichen Erforschung<br />

von Empfindungen tritt die körperliche<br />

Sinnlichkeit des Zuschauers in das Zentrum<br />

der Ästhetik. Dass die Verdauungstätigkeit<br />

hier von zentraler Bedeutung ist, leuchtet ein.<br />

Hunger, Durst, Völlegefühl oder Durchfall<br />

behindern nicht nur die Freude ästhetischer Tätigkeit,<br />

sondern unsere Genussfähigkeit überhaupt. Empirische<br />

Untersuchungsergebnisse fehlen noch weitgehend, aber<br />

es kann als gesichert gelten, dass unsere ästhetische<br />

Lust an einem Gebäude in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit unserer Verdauungsfreude<br />

steht.<br />

Christian W. Denker<br />

Wollen sie mehr über den Forschungsstand<br />

zum Einfluß von Verdauung auf Architektur<br />

wissen oder einen Beitrag dazu leisten, so<br />

senden Sie bitte den Fragebogen ausgefüllt an<br />

folgende Anschrift:<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Forschungsstelle für Philosophie und<br />

Verdauung,<br />

Capistangasse 2/8, A-1060 Wien<br />

Abdruck in freundlicher<br />

Zusammenarbeit mit der Fa. Trenka


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch I<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 7<br />

Bitte kreuzen Sie an:<br />

Mein ästhetische Lust<br />

Bei Verdauungsstörungen Ich esse gerne ist besonders scharf<br />

nimmt mein Interesse an in wohlproportionierten Palästen. bei Durchfall.<br />

Architektur ab. ❑ Ja ❑ Nein ❑ Ja ❑ Nein<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

nimmt mein Interesse an in wetterschiefen Hütten.<br />

bei Verstopfung.<br />

Architektur zu. ❑ Ja ❑ Nein<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

bleibt mein Interesse an hier und dort. beim Erbrechen.<br />

Architektur gleich. ❑ Ja ❑ Nein<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

Ich interessiere mich für Architektur und Verdauunng<br />

❑ schon immer ❑ ab Heute<br />

✁<br />

Vorname:____________ Alter: ___________________ Beruf: _____________________<br />

mail: ________________________________ Familienstand: _____________________<br />

Der Bau unseres Verdauungstraktes ist funktional und schön.<br />

Eine ausgewogene Ernährung hält unsere organischen Funktionen<br />

in einem sensiblen Gleichgewicht. Doch wie leicht geraten diese<br />

feinsinnigen Proportionen aus dem Lot!<br />

Seit 1909 sorgt das pharmazeutische Unternehmen<br />

Trenka weltweit für harmonische Verhältnisse im Darm.<br />

Die anatomischen Grundlagen der ästhetischen Freude werden<br />

damit verstärkt. Auch deshalb vertrauen Architekturliebhaber<br />

in aller Welt auf die Wirkung der Produktlinie EUCARBON®<br />

Sie finden diesen Fragebogen auch unter: http://www.christian.denker.com/verdauung)<br />

Der Denkerdrink<br />

Man kann sich darüber streiten, was das Besondere<br />

an fritz-kola ist: der höchsterlaubte Koffeingehalt<br />

oder der Hauch Zitrone. Der Koffeingehalt<br />

pro 0,33l Flasche fritz-kola liegt bei 83,3mg Koffein<br />

und schlägt damit locker jede Allerwelts-Cola. Zum<br />

Vergleich: Die typische 0,33 Liter große Cola-Dose hat<br />

zwischen 30 und 40 mg Koffein. Wir von <strong>ST</strong>/A/R haben<br />

noch nie oder nur in ganz speziellen Situationen<br />

verstanden, warum man sich mit einem, irgendeinem<br />

Weniger, wofür und wozu auch immer, zufrieden<br />

geben kann. Das heißt, es bleibt uns nur mehr<br />

der „Hauch an Zitrone“ wofür wir Voten können. Wir<br />

tun es, wenn gleich wir auf der Zitronenseite nicht so<br />

ganz und spontan zu unserer Identität finden wollen,<br />

eher aus Manier und instinktiven Respekt vor den<br />

Zitronen, denn aus sinnlicher Kritik.<br />

fritz-kola wird ausschließlich in Glasmehrwegflaschen<br />

abgefüllt. Plastik und Blech sind nicht angesagt. Ein<br />

klares und deutliches JA hierzu aus der <strong>ST</strong>/A/R-Redaktion.<br />

Wir werden die Macher - Lorenz Hampl und<br />

Mirco Wiegert - für den Red-<strong>ST</strong>AR nominieren. Mehrere<br />

Gründe sprechen dafür, der gewichtigste ist aber<br />

folgende in Wien-Spittelberg auch als fritz-Menü<br />

bekannte und von mir mehrmals erfolgreich getestete<br />

Kombination: man nehme respektive bestelle<br />

eine fritz-kola mäßig kalt und nippe dazu eine Glas<br />

Frizzante, Prosecco oder ähnliches. Der Hauch von<br />

Frische geht direkt ins Denken, die Sinne setzen sich<br />

durch. Die ideale Denkertrinke. Geeignet für den<br />

spontanen Gebrauch vor und nach Sonnenuntergang.<br />

Wenn fritz-kola nach Wien kommt und den<br />

Süden grüßt so bringen wir den <strong>ST</strong>/A/R doch<br />

in den Norden haben wir uns gedacht und<br />

auf europäisch verbindlich bei fritz-kola<br />

angerufen, Termine absolviert und<br />

Konzepte ausgetauscht. Folgende<br />

Idee nimmt nun Platz im europäischen<br />

Zeitungs- und Getränkevertrieb:<br />

Denken und<br />

Trinken gehören zusammen.<br />

fritz-kola liegt weiterhin<br />

voll im Trend: Nicht süßlich<br />

verklebt und blech und bull,<br />

sondern fein, hauch und<br />

frisch. Im Detail funktioniert das so:<br />

Die <strong>ST</strong>/A/R-Zeitungen fahren in einem Container und<br />

mit dem Zug von Wien nach Hamburg. fritz-kola-Extraklasse<br />

natürlich. Dort werden sie von den fritz-kola<br />

Kollegen abgeholt und in das sogenannte Zwischenlager<br />

gebracht. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dies<br />

war einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen,<br />

wer schickt seine Zeitungen schon gerne in ein Lager?<br />

Nur weil ihnen in der Folge dann sehr rasch geholfen<br />

wird, die richtigste, gewissermaßen die allerrichtigste,<br />

LeserIn zu finden, haben wir dem dann doch aus vollem<br />

Herzen zugestimmt. Lorenz Hampel, Mirco Wiegert<br />

und deren Freunde geben <strong>ST</strong>/A/R als Goodies zu<br />

jeder fritz-kola Lieferung in Deutschland dazu. Dadurch<br />

entsteht WinWin, ein ganz kostbares Gut. Europäischer<br />

Nord-Süd-Nord WinWin, gleich<br />

in zwei Genres - dem<br />

Trinken und dem<br />

Lesen. Die fritz-kola<br />

KonsumentIn<br />

bekommt im Res- taurant ihrer<br />

Wahl immer seine<br />

hochinteressanteste<br />

Zeitung. Die Lektüre<br />

wird durch Kof-<br />

fein und dem<br />

„Hauch von Frische“ optimal<br />

unterstützt. Wir Wiener<br />

wissen da s e h r<br />

genau<br />

Bescheid.<br />

Zeitung, Körper und Café ist eine seit Jahrhunderten<br />

perfekt harmonierende Mischung. Nicht nur<br />

dann wenn es um die Verdauung geht. Wir meinen<br />

das könnte schon etwas mit Koffein zu tun haben,<br />

denn es hilft dem Redakteur die LeserIn am Leben<br />

zu erhalten. Die muntere und selbsttätig funktionierende<br />

und nicht die durch allerlei Teaser-Zeug bei<br />

Laune gehaltene LeserIn ist doch die wahre FreundIn<br />

der Redaktion. In der Regel blättert sie elegant und<br />

aufmerksam durch die Seiten, immer interessiert am<br />

Zusammenhang und immer im Stande den sogenannten<br />

inneren Dialog zu führen. Im Gegensatz dazu der<br />

Müde. Immer will er mit Information versorgt werden<br />

- um nicht zu sagen gefüttert werden - fast nichts<br />

kann er selber finden. Ja man muss sagen, im besten<br />

Fall schwimmt er einen durchs Blatt.<br />

Wir von der <strong>ST</strong>/A/R-Redaktion empfehlen daher fritzkola<br />

nicht nur um sich beim Lesern sinnlich arretieren<br />

zu können. Der Hauch von Frische und die gute Dosis<br />

Koffein erlauben uns auch beim Informationsdesign<br />

völlig neue Wege zu beschreiten. fritz-kola kann<br />

als biochemische Lupe eingesetzt werden. Sie wirkt<br />

vor Ort und kann individuell justiert werden. Die<br />

fritz-kola Genießer bleiben während der gesamten<br />

Zeitungslektüre frisch, so zumindest das Kalkül. Wir<br />

können daher auch komplexere Zusammenhänge abbilden.<br />

Kurz und gut, den <strong>ST</strong>/A/R gibt es nun auch in Deutschland:<br />

fritz-kola bringt ihn nach Hamburg. Christian<br />

Denker, unserer <strong>ST</strong>/A/R-Verdauungsphilosoph und<br />

Redaktions-Hamburger begleitet die <strong>ST</strong>/A/R-Zeitungen<br />

in die Hansestadt. Dort hat der Stern seines<br />

Herzens, Anni Harm, alle Kneipen zwischen Kiez<br />

und Langenhorn fachfrauisch durchtestet. Unglaublich<br />

aber wahr: Sie traf dabei Leute, die<br />

Leute kennen, die von Leuten gehört haben<br />

in deren Gaumen noch keine fritz-kola<br />

gesprudelt hat! Das soll sich ändern Weiteres<br />

unter :<br />

www.fritz-kola.de und<br />

www.star-wien.at<br />

Herbert Wulz


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch II - Arnulf Rainer <strong>ST</strong>/A/R 9<br />

ARNULF RAINER<br />

Sept. 2006<br />

Fotoportrait von Andrea Baczynski


10 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - Arnulf Rainer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Foto: Andrea Baczynski, 2006<br />

Jenseits der<br />

Eitelkeit<br />

Gespräch mit Arnulf Rainer<br />

Arnulf Rainer mit frühen Face Farces Arbeiten<br />

Thomas Redl: Meine erste Frage ist:<br />

Wie war die Situation Anfang der 50er<br />

Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg? Welche<br />

Aufbruchsstimmung war da? Wie war die<br />

Atmosphäre in dieser Zeit?<br />

Arnulf Rainer: Die Stimmung war Aufbruch.<br />

Sie sagen es selbst. Man hat ja vorher<br />

nichts gehabt, vor dem Krieg und im Krieg<br />

hat es ja keine Moderne Kunst gegeben.<br />

Zuerst war der Art Club, dann die Wiener<br />

Phantasten, und dann hat Monsignore Otto<br />

Mauer seine Galerie Nächst St. Stephan<br />

gegründet. Viele sind wieder verschwunden,<br />

in den Untergrund oder wo auch immer<br />

hin, aber sie sind verschwunden. Dann<br />

wurde der Strohkoffer, ein Lokal, eingerichtet,<br />

und da haben viele abends getrunken<br />

und sich vollkommen versoffen. Das war<br />

dann nur mehr eine Alkoholikerrunde.<br />

T.R.: Sie haben 1949 mit Ernst Fuchs<br />

und mit anderen Künstler zusammen die<br />

Hundsgruppe gegründet.<br />

A.R.: Ja wir sind beim Art Club nicht zugelassen<br />

worden. Wir waren denen zu unseriös,<br />

nicht genügend ernsthaft. Jetzt haben<br />

wir unseren eigenen Verein gegründet. Das<br />

passiert ja öfter im Leben. Und da haben<br />

wir halt nach einem Namen gesucht, und<br />

wir haben gesagt: Hundsgruppe ist der passende<br />

Name - wir sind einfach die streunenden<br />

Hunde als Künstler. Gruppe 67<br />

oder 33 oder was weiß ich, das haben ja<br />

nur Literaten gemacht, die waren ja alle so<br />

harmlos.<br />

T.R.: Sie haben dann bald begonnen in der<br />

Galerie Nächst St. Stephan auch auszustellen,<br />

beim Otto Mauer.<br />

A.R.: Ja, Otto Mauer hat seine Galerie<br />

gegründet, ca. 1953/54. Da haben wir die<br />

ersten Einzelausstellungen gehabt. Nicht<br />

nur ich natürlich, sondern eine Reihe<br />

von Künstlern. Nicht die Phantasten, der<br />

Phantastische Realismus und Art Club<br />

waren nicht dabei.<br />

T.R.: Aber alles, was die neue Avantgarde<br />

war, hat sich dort versammelt.<br />

A.R.: Nicht die neue, überhaupt die<br />

Avantgarde hat sich dort versammelt. Es<br />

hat Eröffnungen gegeben und so weiter.<br />

Und da sind die Leute gekommen, man<br />

hat nur sehr wenig ausgeschenkt, da sind<br />

sie nur wegen der Kunst gekommen, nicht<br />

wegen dem Freibier.<br />

T.R.: Wenn man jetzt die Zeit der 50er<br />

Jahre in Ihrer Arbeit betrachtet, haben Sie<br />

in einem sehr schnellen Tempo verschiedene<br />

Vokabulare der Moderne bearbeitet,<br />

beginnend von diesen phantastischen,<br />

surrealistischen Zeichnungen bis zu<br />

den Mikroserien, Zentralfigurationen,<br />

Proportionsordnungen, ...<br />

A.R.: ..., Blindzeichnungen, ja, und so weiter.<br />

T.R.: Es war eine Phase des Testens verschiedener<br />

...<br />

A.R.: Nein, ich habe einfach zu viele Ideen<br />

im Kopf gehabt und habe dann immer so<br />

schnell gewechselt. Ich habe mir gesagt: 20,<br />

30 Werke sind genug, jetzt muss ich eine<br />

neue Idee haben. Man hat ja damals nicht<br />

damit gerechnet, dass man überhaupt ein<br />

Künstler ist, der etwas verkauft. Die Kunst<br />

hat man aus einem selbst, aus der geistigen<br />

Erfahrung heraus und für die geistige<br />

Erfahrung gemacht.<br />

T.R.: Es hat in Ihrem Werk ja diesen zentralen<br />

Punkt gegeben, wo die Übermalung stattgefunden<br />

hat. Es war ein radikaler Schnitt,<br />

auch kunstgeschichtlich betrachtet.<br />

A.R.: Das war nicht so radikal, das war allmählich.<br />

Man hat damals kein Geld gehabt,<br />

und die alten Bilder auf dem Flohmarkt<br />

waren billiger als die neuen Leinwände. Da<br />

hat man sich die alten Bilder gekauft und<br />

hat drübergemalt. Dann hat man bemerkt:<br />

Das ist ja ganz interessant, wenn da etwas<br />

darunter ist, das ist ja gar nicht so gleichgültig.<br />

Und da habe ich sozusagen die<br />

verschiedenen Strategien des Übermalens<br />

entdeckt, langsam.<br />

T.R.: Sie haben ja auch Ihre eigenen<br />

Arbeiten übermalt.<br />

A.R.: Ich habe auch immer wieder meine<br />

eigenen überarbeitet. Als es dann soweit<br />

war, dass es bekannt war, haben mir sogar<br />

Kollegen die Bilder gebracht. Auch heute<br />

bringen noch viele Künstler die Bilder und<br />

sagen, sie wollen übermalt werden. Die<br />

meisten sind aber technisch so schlecht,<br />

dass die Übermalung dann mitsamt der<br />

anderen Malerei heruntergeht. Ich muss<br />

das ganz ablehnen. Es geht nur mit den<br />

besten technischen Materialien.<br />

T.R.: Aber es ist doch ein radikales Element,<br />

zu übermalen, auch seine eigene Arbeit<br />

fast bis zum Schwarz abzudecken. Es ist<br />

natürlich auch eine Positionierung, ein<br />

Statement.<br />

A.R.: Ja, sicher. Ich habe den Pinsel genommen<br />

und so lang gearbeitet bis das Bild ganz<br />

schwarz war. Man kann sich heute nicht vorstellen,<br />

wie die materielle Situation damals<br />

war. Ich habe keine Förderung bekommen,<br />

weil ich als verrückt gegolten habe bei der<br />

Gemeinde Wien. Die meisten Künstler<br />

haben von Aufträgen gelebt, in Sozialbauten<br />

haben sie irgendwelche scheußlichen<br />

Figuren hingefräst oder so, das hat es für<br />

mich nicht gegeben. Ich bin Schnee schaufeln<br />

gegangen für die Gemeinde Wien,<br />

nachts hat man ein paar Groschen mehr<br />

bekommen. So hat man sich durchschlagen<br />

müssen in dieser furchtbaren Wiener Stadt.<br />

Dann wie Otto Mauer gekommen ist, hat<br />

sich sehr vieles geändert. Die ÖVP hat die<br />

Moderne und damit uns akzeptiert. Es sind<br />

immer wieder Förderungen gekommen,<br />

und die Sozialisten haben sich nicht mehr<br />

so schimpfen getraut auf die St. Stephan-<br />

Künstler. Aufträge haben sie nach wie vor<br />

keine gekriegt.<br />

T.R.: Also, Otto Mauer war eine zentrale<br />

Figur und ein zentraler Förderer in dieser<br />

Zeit.<br />

A.R.: Er hat Einfluss gehabt. Er war während<br />

des Krieges eingesperrt, das war<br />

damals sozusagen jemand, den man sehr<br />

respektiert hat.<br />

T.R.: Ich habe verschiedene Texte gelesen,<br />

die Sie geschrieben haben.<br />

A.R.: Die widersprechen sich alle. Haben<br />

Sie es bemerkt?<br />

T.R.: Ja. Ein Element, das mich besonders<br />

interessiert, ist diese Schilderung des<br />

Übermalens, dass das Bild durch den langsamen<br />

Vorgang des Übermalens in den,<br />

wie Sie schreiben, großen Ozean zurückgeführt<br />

wird, in diese Unsichtbarkeit.<br />

A.R.: Das ist ein poetisches Bild. Zu poetischen<br />

Bildern lassen sich nicht viele<br />

Erklärungen geben.<br />

T.R.: Ich habe es so wahrgenommen und<br />

interpretiert, dass das Bild an sich sehr<br />

viele Informationen hat, und durch dieses<br />

prozesshafte Übermalen wird es in einen<br />

Zustand der Ruhe zurückgeführt.<br />

A.R.: Die Informationen werden komprimiert<br />

und sind dennoch da.<br />

T.R.: Das heißt, die Informationen sind wie<br />

eine Hintergrundschwingung vorhanden.<br />

A.R.: Sie sind auf jeden Fall eine<br />

Hintergrundschwingung, und deswegen<br />

geht das alles mit dem Übermalen auch<br />

sehr langsam.<br />

T.R.: Weil das Bild hat ja dann nichts mehr<br />

Narratives.<br />

A.R.: Nein, es hat nichts Narratives. Mehr<br />

oder minder ist auch keine Figur mehr<br />

erkennbar oder nur mehr schlecht erkennbar.<br />

T.R.: Eigentlich hat es mit Leere und Fülle<br />

gleichzeitig zu tun, wenn man es so wahrnimmt.<br />

A.R.: Ja, sicher.<br />

T.R.: Ich habe auch dieses Pintorarium-<br />

Manifest von 1959 gelesen.<br />

A.R.: Das ist schon 9 Jahre später.<br />

T.R.: Da sprechen Sie von verschiedenen<br />

Begriffen. Einmal von Schwarzmalerei, einmal<br />

von Langsamkeit und von Malerei als<br />

visuelle Kontemplation. Und dann taucht<br />

noch ein Satz auf, den ich sehr interessant<br />

finde, wo sie schreiben: „Die wirkliche<br />

Malerei kommt erst, nur die Zukunft der<br />

Malerei ist des Interesses wert.“ Wie gültig<br />

ist dieses Manifest fast 50 Jahre später,<br />

kann man sich darauf noch beziehen?<br />

A.R.: Inzwischen ist ja Zeit vergangen. Die<br />

wirkliche Malerei von mir ist später erst<br />

gekommen. Was da Zukunft ist, hat sich in<br />

den nächsten Jahrzehnten dann herauskristallisiert.<br />

T.R.: Es ist ja so, dass ihr Werk der letzten<br />

50 Jahre immer Werkgruppen und<br />

Werkkomplexe aufweist, grob eingeteilt<br />

in die monochromen Übermalungen, die<br />

Kreuze, die Face Farces, die gestischen<br />

Übermalungen, die Fingermalereien. Ist<br />

das eine mögliche Kategorisierung Ihres<br />

Werkes?<br />

A.R.: Ja, es gibt 298 Serien, manche sind<br />

größer, manche sind kleiner. Es gab<br />

damals in den 70er Jahren, glaube ich, eine<br />

Zeitschrift, die die 100 ersten festgehalten<br />

hat. Ich arbeite in Serien, und um alle herauszufinden,<br />

da braucht es einen ganzen<br />

Jahrgang an Kunsthistorikern, und die sind<br />

beschäftigt.<br />

T.R.: Als Werkgruppe hat es auch die


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch II - Arnulf Rainer <strong>ST</strong>/A/R <strong>11</strong><br />

Kreuze gegeben, da findet eine Änderung<br />

des Formates statt, weg vom klassischen<br />

Rechteck oder Quadrat zu einer neuen<br />

Form.<br />

A.R.: Zu verschiedenen Varianten der<br />

Kreuzform.<br />

T.R.: Und das Kreuz ist natürlich in unserer<br />

westlichen Hemisphäre auch stark religiös<br />

belegt.<br />

A.R.: Sicher. Ein Zeichen, ein Symbol,<br />

wenn Sie wollen.<br />

T.R.: Ist das eine Auseinandersetzung mit<br />

religiösen Themen.<br />

A.R.: Eine Auseinandersetzung auch mit<br />

Religion, ja, mit der Theologie und vor allem<br />

eine Auseinandersetzung mit Mystik.<br />

T.R.: Schwarz spielt ja in der Mystik eine<br />

zentrale Rolle.<br />

A.R.: Ja, sehr. Wenn Sie Johannes vom<br />

Kreuz lesen - „Die dunkle Nacht der Seele“,<br />

so heißt sein Hauptwerk - da können Sie<br />

sehr viel nachlesen, was mich inspiriert<br />

hat.<br />

T.R.: Es hat auch die Auseinandersetzung<br />

mit psychopathologischen Situationen<br />

gegeben, mit Grenzsituationen und das<br />

Interesse an Malerei von psychisch Kranken<br />

und dann auch die Malereiversuche mit<br />

Affen. Besteht eine Nähe zu Antonin Artaud<br />

und zu seiner Art zu zeichnen?<br />

A.R.: Artaud war in einer psychiatrischen<br />

Klinik, hat paranoide Symptome gehabt,<br />

aber das hat nicht nur Artaud, das haben<br />

sehr viele Künstler. Im Gegenteil, je mehr<br />

einer ein Genie ist, umso mehr ist er auch<br />

irgendwie Berufsparanoiker.<br />

T.R.: Artaud schreibt davon, dass er als<br />

Ungeübter zeichnet, er zeichnet sozusagen<br />

unkontrolliert und will gar nicht geübt<br />

sein.<br />

A.R.: Das schon, aber er hat auch keine<br />

Akademie. Das ist noch keine besondere<br />

Sache. Er hat sehr gut gezeichnet, ausgesprochen<br />

gut, mit sehr viel Nervenintensität,<br />

das stimmt ohne weiteres. Damals hat man<br />

aber sein zeichnerisches Werk überhaupt<br />

nicht gesehen und nicht gekannt. Das ist<br />

erst viel später zu uns gedrungen.<br />

T.R.: Wie Sie schon erläutert haben, haben<br />

Sie neben der Übermalung der eigenen<br />

Malerei auch kunstgeschichtliche Motive<br />

überarbeitet, zum Beispiel von Rembrandt<br />

oder Canova bis zu Landschaftsstichen<br />

oder floralen Motiven und Motiven aus der<br />

Fauna aus historischen Büchern.<br />

A.R.: Ja, die alte Kunst oder die alte Grafik,<br />

das hat mich immer sehr aufgereizt, es zu<br />

überarbeiten. Das gehört ja zum großen<br />

Komplex der Überarbeitungen, aber nicht<br />

zur Auslöschung. Ich wollte immer auch<br />

noch, dass das alte trotzdem, sogar besser<br />

aufscheint als vorher.<br />

T.R.: Dann hat es ja auch den Schritt gegeben<br />

der Malerei mit den Fingern und den<br />

Füßen, also diesen Schritt weg von traditionellem<br />

Werkzeug.<br />

A.R.: Auch das ist eine Serie von mir, wo<br />

ich nur mit den Fingern gemalt habe oder<br />

auch mit den Füßen in Farbe getrampelt<br />

habe, und da gibt es Bilder, und die Bilder<br />

sprechen für sich.<br />

T.R.: Das ist aber auch das bewusste<br />

Verlassen von traditionellen Wegen.<br />

A.R.: Bewusstes Verlassen der traditionellen<br />

Pinselmalerei sicher auch.<br />

T.R.: Gibt es hier eine Verbindung zum<br />

Aktionismus.<br />

A.R.: Bei mir ist immer der Endzweck<br />

das Bild, nicht die bloße Aktion. Und das<br />

Bild ist nicht nur eine Dokumentation<br />

der Aktion, wie es bei vielen Bildern der<br />

Aktionisten, wie bei Nitsch zum Beispiel<br />

der Fall ist, sondern es ist das Bild das<br />

Haupt- und Endwerk. Es geht nie um das<br />

wie es gemacht wird. Mir geht es schon darum,<br />

aber der Betrachter, der darf gar nicht<br />

mehr erfahren. Ich darf Ihnen auch nicht<br />

allzu viel verraten, weil sonst klammern<br />

sich die Leute an das, wie es gemacht wird<br />

und nicht an das fertige Bild. Der Künstler<br />

will durch das Bild sprechen und nicht<br />

durch irgendwelche Gerüchte, wie er malt.<br />

T.R.: Also bei Nitsch ist es so, dass jetzt die<br />

Fragmente seiner Aktionen in den Museen<br />

gelandet sind, und ursprünglich ging es<br />

doch um die Aktion.<br />

A.R.: Ja, jetzt ist es ein Reliquienhandel<br />

oder, wie man auch dazu sagen kann,<br />

Souvenirhandel geworden. Es kommen<br />

auch bei mir jetzt dauernd Anfragen, also<br />

auch nach meiner Malerkleidung, meinem<br />

Malermantel, den Schuhen und so weiter,<br />

und ich gebe das sehr ungern aus der Hand,<br />

weil durch Nitsch ist so ein Trend gekommen,<br />

dass man das in die Vitrine gibt. Und<br />

das ist etwas für Spezialisten. Vielleicht,<br />

dass ich dem Essl oder, sagen wir, anderen<br />

großen Sammlern etwas zukommen lasse,<br />

aber sonst mag ich diesen Handel mit<br />

Paletten, Künstlersouvenirs und so weiter<br />

nicht.<br />

T.R.: Es ist die Frage, was das noch mit<br />

Kunst zu tun hat.<br />

A.R.: Es darf nur ein Souvenir sein, es<br />

darf nicht extra dafür gemacht sein, das<br />

ist klar. Ja, Kunst, schauen Sie, bei großen<br />

Künstlern wird immer auch in der Vitrine<br />

irgendetwas gezeigt, eine Palette meistens.<br />

Das ist eine eigenartige Sache, aber das hat<br />

sich halt so herausgebildet, und scheinbar<br />

sind die Leute darauf neugierig.<br />

T.R.: Jetzt findet aktuell eine Ausstellung<br />

in der Galerie Ulysses statt. Frau Gabriele<br />

Wimmer hat mir kurz das Konzept erklärt:<br />

und es werden aus 5 Jahrzehnten Malereien<br />

gezeigt, das heißt ein Querschnitt vom<br />

Schaffen, der zu sehen sein wird.<br />

A.R.: Ja, ich habe die Bilder noch nicht<br />

genau gesehen, die sie ausgesucht hat.<br />

Ich war nicht dabei. Es ist ein Querschnitt<br />

durch meine Malerei.<br />

T.R.: Es hat mit der Galerie Ulysses und<br />

auch mit Gabriele Wimmer eine lange<br />

Zusammenarbeit gegeben, und sie hat<br />

über lange Zeit auch das Management und<br />

die Organisation für Sie im nationalen und<br />

internationalen Rahmen gemacht.<br />

A.R.: Als Studentin<br />

hat sie bei mir angefangen,<br />

sozusagen als<br />

Ateliersekretärin. Das<br />

hat sich immer weiter<br />

entwickelt bis zur<br />

Organisation von eigenen<br />

Ausstellungen im<br />

In- und Ausland.<br />

T.R.: Wenn man sich so<br />

Ihre Ausstellungsbiographie<br />

anschaut, gibt<br />

es diesen Schritt, der<br />

nach Amerika führte,<br />

Ankäufe vom Museum<br />

of Modern Art, vom<br />

Guggenheim, auch<br />

eine Retrospektive im<br />

Guggenheim. Das war<br />

zu dieser Zeit sicher<br />

auch ein revolutionärer<br />

Schritt eines österreichischen<br />

Künstlers,<br />

über den nationalen<br />

und deutschsprachigen<br />

Boden hinauszugehen.<br />

A.R.: Kein revolutionärer Schritt, sondern<br />

ein wichtiger Schritt war das. Man<br />

ist immer unglücklich, wenn man in so<br />

einem kleinen Land lebt. Es hat ja damals<br />

die Globalisierung schon begonnen. Vor<br />

allem die Amerikaner, die haben sich mit<br />

allem, was in der Kunst auch außerhalb von<br />

Amerika wichtig war, auseinandergesetzt,<br />

um Ausstellungen zu machen.<br />

T.R.: Es war sicherlich ein wichtiger Schritt,<br />

auch was den Kunstbetrieb betrifft, nach<br />

Amerika zu gehen und dort die Sachen zu<br />

zeigen.<br />

A.R.: Naja, Kunstbetrieb. Ein Künstler<br />

arbeitet natürlich, und dann werden seine<br />

Bilder gezeigt. Sicher, das ja.<br />

T.R.: Im MAK Wien findet derzeit eine<br />

Ausstellung mit Ihren Werken statt. Was<br />

wird da gezeigt?<br />

A.R.: Ich habe immer meine Plakate und<br />

meistens auch die Einladungen selbst entworfen<br />

und gezeichnet. Und im Laufe der<br />

50 Jahre sind hunderte Blätter entstanden,<br />

immer mit Schrift natürlich, weil das ist bei<br />

so etwas das Wichtigste, und das ist jetzt<br />

entdeckt worden. Ich habe natürlich nicht<br />

sehr viele oder nicht alles mehr, aber noch<br />

einiges. Und da hat Peter Noever gesagt,<br />

jetzt überrunde ich alle anderen und zeige,<br />

dass der Rainer eigentlich ein großer<br />

Schriftkünstler ist, ein Schreibkünstler.<br />

T.R.: Verstehe. Und dann gibt es auch das<br />

Projekt mit Freud, das im November im<br />

Sigmund Freud-Museum eröffnet wird.<br />

A.R.: Es gibt auch das Freud-Projekt. Das<br />

sind Porträts, 25 Porträts von Sigmund<br />

Freud von mir ausgewählt und überarbeitet.<br />

T.R.: Besteht ein Naheverhältnis zu<br />

Sigmund Freud?<br />

A.R.: Sigmund Freud war für mich sehr<br />

wichtig, als ich als Sechzehnjähriger, das<br />

war natürlich schon nach dem Krieg, auf<br />

die Traumdeutung gestoßen bin und sie<br />

verschlungen habe, und Träume beobachtet<br />

habe und alles und so weiter. Und ich habe<br />

natürlich diese Interpretation von Freud als<br />

Methode geschätzt. Ob das immer gestimmt<br />

hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen,<br />

aber als Methode, die Aufmerksamkeit und<br />

alles das, das hat mich sehr fasziniert. Ich<br />

habe mir gedacht, jetzt mache ich einmal<br />

eine Art Traummalerei. Also unbewusst,<br />

ich gehe immer nur nach dem nächsten<br />

Schritt, ich weiß nicht, wie es aufhört ...<br />

T.R.: Sind da die Ozeanbilder entstanden?<br />

A.R.: Ja genau, die sind damals etwa 2 Jahre<br />

nach der Traumdeutung entstanden.<br />

T.R.: Es hat auch ziemlich früh Kontakt<br />

zu Maria Lassnig gegeben. War das eine<br />

wesentliche und gegenseitige Inspiration?<br />

A.R.: Das auch. Die hat mich verführt, ich<br />

war noch Mittelschüler, wissen Sie, ich war<br />

17. Sie war 27 und ich 17. Da können Sie<br />

sich ja vorstellen, wie das ist.<br />

T.R.: Das war sozusagen auch die erste<br />

Begegnung mit Moderner Kunst.<br />

A.R.: Nein, ich habe schon längst mit 17<br />

Jahren den ganzen Surrealismus gekannt,<br />

da war sie noch Boeckl-Schülerin, im Boeckl-<br />

Fahrwasser sozusagen, nicht Schülerin von<br />

ihm.<br />

T.R: Aber es war prägend.<br />

A.R.: Es war wichtig. Dort in Klagenfurt<br />

waren wir immer zusammen, und es hat<br />

sonst nichts gegeben. Dadurch waren wir<br />

auch auf uns angewiesen, man hat sich<br />

gegenseitig beobachtet und so weiter.<br />

T.R.: Ich habe in Ihrer Biographie gelesen,<br />

dass Sie irgendwann mit dem Fahrrad nach<br />

Kärnten gefahren sind.<br />

A.R.: Ja, wie die Russen gekommen sind.<br />

Wie die Russen gekommen sind, war ich 14<br />

Jahre alt, und da hätte ich zum Volksstürmer<br />

einrücken sollen, in den Schützengraben,<br />

die Russen aufhalten. Ausgerechnet im<br />

Burgenland, in diesem flachen, nichts<br />

sagenden Land. Da habe ich gesagt: Das<br />

mache ich nicht, im Burgenland, da halte<br />

ich die Russen nicht auf, das ist es mir nicht<br />

wert. Und ich habe mich auf ein Rad gesetzt<br />

und bin noch schnell über den Semmering,<br />

habe schon den Geschützdonner gehört,<br />

und bin sozusagen mit dem Rad nach<br />

Kärnten abgehauen.<br />

T.R.: Es sind, soweit ich gelesen habe, in<br />

dieser Zeit Aquarelle entstanden von eher<br />

menschenleeren Landschaften. Gibt es<br />

davon noch etwas?<br />

A.R.: Das weiß ich nicht, ich habe mir<br />

nichts davon aufgehoben, vielleicht gibt<br />

es sie irgendwo noch. Sie sind sicher nicht<br />

sehr gut.<br />

T.R.: Mich hätten sie interessiert.<br />

A.R.: Ich halte sie für belanglos.<br />

T.R.: Ihre Begegnung mit dem Schulischen<br />

war immer ein bisschen problematisch.<br />

Sie sind ja auf die Akademie gegangen, da<br />

waren Sie einen Tag, dann waren Sie auch<br />

auf der Angewandten.<br />

Hand- und Fingermalerei, 1984/85, Öl auf Karton, auf Holz, 51 x 73,5 cm, Courtesy Galerie Ulysses


Städteplanung / Architektur / Religion Buch II - Arnulf Rainer<br />

<strong>ST</strong>/A/R 13<br />

<strong>ST</strong>/A/R Edition 05, Farbfotografi e, 45 x 60 cm<br />

Arnulf Rainer, Parafotografi e, 2006, als Grundlage diente ein Portrait von Andrea Baczynski


14 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - Arnulf Rainer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

A.R.: Ja, immer die Aufnahmsprüfung<br />

gemacht, den Betrieb ein bisschen gesehen<br />

und schon wieder weg, weil das habe ich<br />

nicht ausgehalten dort.<br />

T.R.: Also war sozusagen auch in der<br />

Angewandten eine Situation, die für Sie<br />

nicht befruchtend war, oder dieses ganze<br />

System.<br />

A.R.: Ja, ich habe schon meine ersten<br />

Schriftentwürfe gemacht dort, und der<br />

Dozent, der hat das überhaupt nicht verstanden<br />

und gewürdigt. Wenn der gewusst<br />

hätte, dass ich einmal eine Ausstellung im<br />

MAK habe, hätte er vielleicht die Ohren<br />

gespitzt. Und da habe ich gesagt: Wenn der<br />

kein Verständnis dafür hat, dann habe ich<br />

da nichts zu suchen, weil ich liefere mich<br />

solchen Sachen nicht aus.<br />

Übermalung, 1961, Öl auf Rolloleinwand, 96 x 58 cm<br />

T.R.: Also es war ein akademischer<br />

Manierismus, der dort geherrscht hat?<br />

A.R.: Nein, das war kein Manierismus, so<br />

kann man es nicht nennen. Es war so ein<br />

bisschen, wie halt in der Nachkriegszeit der<br />

ganze Betrieb war, so eine abgestandene<br />

Moderne.<br />

T.R.: Um in die Jetzt-Zeit zu gehen. Jetzt<br />

gibt es eine Strömung von, ich würde<br />

sagen, neofigurativer Malerei, das geht<br />

von Hubert Schmalix, Alex Katz bis zur<br />

Leipziger Schule, die sehr illustrativ ist.<br />

Wie sehen Sie diese Strömung, dieses neue<br />

Aufkommen des Figurativen?<br />

A.R.: Schauen Sie, die Vielfältigkeit in der<br />

Kunst hat wahnsinnig zugenommen. Es<br />

gibt keine dominierenden Strömungen<br />

mehr, und weil es etwa 100 Mal so viele Maler<br />

gibt als nach dem Krieg, müssen sie sich<br />

natürlich aufteilen. Der eine macht das, der<br />

andere macht das, und das wird dann sofort<br />

eine Strömung. Aber große Philosophie darf<br />

man daraus nicht machen. Das ist eine reine<br />

Stilrichtung. Der eine bevorzugt das, der<br />

andere das. Genauso wie es Sammler gibt,<br />

die etwas Bestimmtes bevorzugen, oder es<br />

gibt welche, die alles quer durch sammeln,<br />

das ist verschieden. Und Galerien gibt es<br />

auch, die alles quer durch machen. Ich habe<br />

gehört, die Figurativen verkaufen besser<br />

und leichter als die Nicht-Figurativen, und<br />

die technischen Medien-Künstler müssen<br />

hauptsächlich von Stipendien leben. Gut,<br />

so ist es halt, und das sind ja die äußeren<br />

Umstände.<br />

T.R.: Ich sehe es persönlich als redundant,<br />

dieses Neuaufflammen des<br />

Illustrativen, Figurativen, das teilweise ins<br />

Kabarettistische geht von den Motiven her.<br />

A.R.: Ja, sicher ist da Ironie dabei und ein<br />

bisschen absichtliche Willkür als Stil, ein<br />

bisschen trashig. Da gibt es die verschiedenen<br />

Stile, aber das darf man nicht als<br />

Hauptströmung der Zeit betrachten.<br />

T.R.: Wir sind jetzt in einem Pluralismus,<br />

wo die verschiedensten Dinge parallel passieren.<br />

Zurückkommend auf Ihre Arbeit:<br />

Woran arbeiten Sie aktuell?<br />

A.R.: Darüber kann ich<br />

nie sprechen, weil sonst<br />

ist es schon aus. Wenn<br />

ich darüber spreche,<br />

dann mag ich es schon<br />

nicht mehr machen.<br />

Verstehen Sie?<br />

T.R.: Es hätte mich<br />

brennend interessiert.<br />

A.R.: Das soll Sie ja<br />

auch brennend interessieren,<br />

aber eben weil<br />

es ein Geheimnis ist.<br />

T.R.: Dann reden wir<br />

über die letzten 5 Jahre.<br />

A.R.: Das hat ja immer<br />

noch mit den heutigen<br />

Sachen zu tun. Also,<br />

ich lasse niemand in<br />

mein Atelier, überhaupt<br />

nie, das ist grundsätzlich<br />

nicht möglich. Es<br />

haben sich schon viele<br />

geärgert oder vor den<br />

Kopf gestoßen gefühlt,<br />

oder auch Verkäufe<br />

haben nicht stattgefunden.<br />

Aber, schauen<br />

Sie, ich mag nicht über<br />

angefangene Bilder, die<br />

da herumstehen, reden,<br />

das ist mir peinlich.<br />

T.R.: Das Atelier ist<br />

sozusagen ein heiliger<br />

Gral.<br />

A.R.: Das ist kein heiliger Gral, sondern<br />

es ist wie in einem Restaurant, da können<br />

Sie auch nicht immer in der Küche herumschnüffeln.<br />

Das ist nicht heilig, sondern<br />

das stört einfach die Arbeit.<br />

T.R.: Nach den Arbeiten, die fast vollständige<br />

Übermalungen waren, großteils in<br />

Schwarz, die einen radikalen Punkt definierten,<br />

hat es wieder eine Entwicklung<br />

gegeben, wo das Bild offener geworden ist.<br />

Hat dieser Moment der fast vollständigen<br />

Übermalung einen Endpunkt fixiert, wo es<br />

eigentlich nicht mehr weiter gegangen ist?<br />

A.R.: Natürlich ja, in gewissem Sinn schon.<br />

Ja, Schwarz in Schwarz, mehr können Sie<br />

nicht machen. Nur ich komme auch immer<br />

wieder oft darauf zurück. Es reißt mich wieder<br />

ins Schwarz hinein, das kann ohne weiteres<br />

sein, oder in eine andere Farbe.<br />

T.R.: Das ist sozusagen eine Konstanz, die<br />

sich quer durch das Werk zieht.<br />

A.R.: Ja, aber auch durch den Kontrast des<br />

Gegenteiligen.<br />

T.R.: Es gibt in Ihrem Oeuvre auch ein<br />

druckgrafisches Werk.<br />

A.R.: Ja, das druckgrafische Werk hat eine<br />

größere Bedeutung für mich als für andere<br />

Künstler, aber nicht die Lithografie, sondern<br />

nur die Radierung.<br />

T.R.: In der Radierung gibt es Werke<br />

bei Ihnen, die sich in verschiedene<br />

Arbeitszyklen einteilen, wo verschiedene<br />

Stadien definiert sind.<br />

A.R.: Also man kann auf einer druckgrafischen<br />

Platte etwas machen, und dann kann<br />

man wieder darüber arbeiten. Das hat diesen<br />

Vorteil - das ewige Überarbeiten, dass<br />

die jeweiligen Zustände sozusagen dokumentierbar<br />

sind durch die Drucke.<br />

T.R.: Aber sind die Zwischenergebnisse<br />

auch als Bild definiert.<br />

A.R.: Ja, sicher sind sie definiert. Es muss<br />

sich aber auch derjenige, der es auf der<br />

Wand hat, bewusst sein, dass es ein zweites<br />

Stadium gibt oder ein Stadium, das<br />

vorher war, und ein Stadium, das nachher<br />

kommt. Das muss ihn in dauernde Unruhe<br />

versetzen. Wie hat das vorher ausgeschaut,<br />

wie sieht das nachher aus? Deswegen kaufen<br />

die Leute bei mir nie eine Druckgrafik,<br />

sondern sie haben dann die Lebensaufgabe,<br />

dass sie den Vorzuständen und den späteren<br />

Zuständen nachjagen.<br />

T.R.: Das folgt eigentlich einer ähnlichen<br />

Struktur wie bei den Übermalungen, wo es<br />

um ein prozessorientiertes Werk geht.<br />

A.R.: Ja, das ist ein Prozess, orientiert ist es<br />

nicht, aber ein Prozess.<br />

T.R.: Über die aktuellen Arbeiten, gelingt<br />

es mir ja nicht, etwas zu erfahren. Gibt es<br />

in der nächsten Zeit, also 2007, größere<br />

Ausstellungsprojekte?<br />

A.R.: Es gibt heuer noch ein<br />

Ausstellungsprojekt im Burda Museum<br />

in Baden-Baden. Das nächste ist in 2<br />

Wochen in Saragossa, da habe ich den<br />

großen Goya-Preis gewonnen, da findet<br />

auch eine Ausstellung statt. Dann gibt es<br />

in Innsbruck etwas einer Kunsthalle der<br />

Raika, glaube ich. Ja, es ist dauernd was<br />

los, und das Wichtigste ist wahrscheinlich<br />

das Rainer-Museum, das in meinem<br />

Geburtsort Baden entstehen soll. Mitten im<br />

Zentrum steht das sogenannte Frauenbad,<br />

ein klassizistischer Tempel, da haben nur<br />

Frauen baden dürfen, und das habe ich mir<br />

ausgesucht als Rainer-Museum. Aber geboren<br />

bin ich nicht im Frauenbad selbst, sondern<br />

einige Gebäude weiter hat die Kaiserin<br />

Zita damals eine Entbindungsstation für<br />

Künstler errichtet, es war am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts, und dort bin ich geboren.<br />

Aber das Gebäude ist, glaube ich, abgerissen,<br />

das gibt es nicht mehr. Deswegen wird<br />

es in diesem klassizistischen Tempel ein<br />

Rainer-Museum geben. Das ist das wichtigste<br />

Projekt, und da wird schon dauernd verhandelt<br />

und es werden Verträge gemacht<br />

und so weiter.<br />

T.R.: Wann ist geplant, dass es eröffnet<br />

wird?<br />

A.R.: Die Verträge sind schon gemacht,<br />

aber das Gebäude muss umgebaut werden.<br />

Ich schätze, dass es in etwa einem<br />

Jahr eröffnet wird. Es ist aber nicht so, dass<br />

sie die Bilder ankaufen, sondern sie leihen<br />

sich jedes Jahr eine neue Serie aus, die dort<br />

dann ein Jahr hängt. Dadurch soll auch der<br />

ganze Fremdenverkehr von Baden einen<br />

ganz neuen Schwung kriegen, und das sind<br />

scheinbar auch die Überlegungen dieser<br />

Gemeinde. Auf jeden Fall eine kunstfreudige<br />

Stadt, die sich darauf beruft, dass große<br />

Künstler dort geboren wurden.<br />

T.R.: Jetzt sind Ihre Lebensorte einerseits<br />

hier im oberösterreichischem Sauwald und<br />

andererseits in Teneriffa. Hier im Sauwald,<br />

der zum Innviertel gehört, ist ein zurückgezogener<br />

Ort, den Sie schon sehr lange<br />

als Ihren Hauptwohnsitz gewählt haben.<br />

Ist das hier ein Rückzugsort und auch ein<br />

Kraftort für Sie?<br />

A.R.: Ein Kraftort ist es nicht. Es ist zwar<br />

ein Granitort, und man muss viel Kraft<br />

haben, dass man die Steine aufhebt.<br />

Eine harte Arbeit, starke Personen diese<br />

Granitbehauer. Schauen Sie, man wird<br />

immer abgelenkt, herausgerissen aus seiner<br />

Arbeit, und jetzt habe ich mir gedacht:<br />

Jetzt setze ich mich dorthin an diesen Ort,<br />

den finden die Wiener nicht so leicht.<br />

T.R.: Verstehe, das ist ein gutes Argument.<br />

A.R.: Jetzt hat sich aber herausgestellt, dass<br />

durch die modernen Ortungssysteme, das<br />

Navigationssystem, die Leute mich finden.<br />

Die geben Atelier Rainer ein, und dann werden<br />

sie da hergeführt, aber erst in der letzten<br />

Zeit. Jetzt mache ich das meistens so,<br />

dass ich mich als mein eigener Hausknecht<br />

verkleide und immer mit einer Mistgabel in<br />

der Hand. Unvorbereitete Besuche werden<br />

nur vom Hausknecht empfangen und weitergeschickt,<br />

oder sie müssen etwas arbeiten,<br />

zum Beispiel die Äpfel auflesen, oder<br />

die Bäume gehören gepflegt und gestutzt.<br />

Sie sollten eine Baumschere und eine Säge<br />

mitbringen, anders geht es nicht.<br />

T.R.: Also der Ort der Stille ist schon entdeckt<br />

worden. Und Ihr Winterwohnsitz ist<br />

Teneriffa geworden.<br />

A.R.: Mir ist es hier zu kalt. Wir haben ja 10<br />

Grad weniger als in Wien. Die Kälte setzt<br />

einem zu. Jetzt gehe ich im Winter, wenn<br />

es kalt wird, nach Teneriffa.<br />

T.R.: Inspiriert Sie die Landschaft dort, dieses<br />

Vulkangebiet.<br />

A.R.: Ja sicher, das Vulkangebiet, das<br />

inspiriert, ich habe auch eine Serie darüber<br />

gemacht, und ich habe gerade eine<br />

Ausstellung jetzt auf der Nachbarinsel Gran<br />

Canaria mit diesen Arbeiten.<br />

T.R.: Sind das Malereien oder<br />

Fotoarbeiten?<br />

A.R.: Das sind Fotoarbeiten, ich arbeite jetzt<br />

sehr viel mit Foto und Fotoüberarbeitung,<br />

nicht reine Fotos, sondern Fotoüberarbeitungen.<br />

Ich habe sozusagen die Fotografie<br />

dort unten für mich entdeckt, aber was<br />

ich mache, ist nicht Fotografie, wie sie die<br />

Berufsfotografen machen, sondern die so<br />

genannte Parafotografie, da wird mit Licht<br />

und mit Farbe gestaltet. Dadurch dass man<br />

verschiedene Farblinsen, Farbfolien und<br />

so weiter vor die Kamera hält, kommen<br />

lauter unwirkliche Farben hinein. Das<br />

schaut dann nicht so aus wie die ganzen so<br />

genannten Fotografen fotografieren.<br />

T.R.: Es ist ein Abstraktionsgrad.<br />

A.R.: Es ist so, wie ich male, es schaut aus,<br />

so wie ich male. Ich kann auch gegen das<br />

Licht, gegen die Sonne fotografieren. Alle<br />

Sünden, die die Fotografen peinlichst vermeiden<br />

wollen, das sind meine Stärken<br />

geworden.<br />

T.R.: Ist das ein neues Medium für Sie<br />

geworden, und wann ist das Interesse daran<br />

entstanden?<br />

A.R.: Seit 3, 4 Jahren ist das ein neues Medium<br />

für mich, aber ich habe immer schon in<br />

Kombination mit Malerei und Fotografie,<br />

auch durch diese Selbstdarstellungen, ausgiebig<br />

gearbeitet und die überarbeiteten<br />

Fotografien gemacht. Und jetzt stehe ich<br />

hinter der Kamera und nicht davor, und<br />

das ist mein neues Medium. Außerdem<br />

gehe ich schon fast gegen die 80 zu, und<br />

man muss sich in diesem Alter vorbereiten<br />

auf den Rollstuhl, muss sich der Künstler<br />

vorbereiten auf den Rollstuhl. Der schöpferische<br />

Impuls lässt ja nicht nach, auch<br />

wenn man im Rollstuhl sitzt. Jetzt muss<br />

man eine Technik entwickeln, wie man im<br />

Rollstuhl arbeiten kann. Wie es der Matisse<br />

gemacht hat, vom Bett aus zu malen, mag<br />

ich es nicht machen. Und da gibt es eben


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch II - Arnulf Rainer <strong>ST</strong>/A/R 15<br />

die Möglichkeit der Parafotografie, das wird<br />

erst eine große Aufblüte haben, sobald ich<br />

einmal rollstuhlfähig bin.<br />

T.R.: Wir hoffen, dass die Malerei, die mit<br />

Stehen zu tun hat, für Sie noch lange möglich<br />

ist.<br />

A.R.: Sie sind gegen die modernen Medien,<br />

da kann ich nichts machen.<br />

T.R.: Nein, bin ich nicht. Ich wünsche<br />

Ihnen einfach noch viel Zeit zum Malen.<br />

Nochmals auf die Fotografie zurückkommend:<br />

Sie haben in der Fotografie lange<br />

Zeit mit Ihrer eigenen Person gearbeitet,<br />

die eigene Person als Motiv.<br />

A.R.: Gleichzeitig war ich auch Darsteller.<br />

T.R.: Also auch das Experimentierfeld<br />

von gestischen oder auch psychischen<br />

Situationen …<br />

A.R.: ... und mimischen Situationen. Es<br />

sind tausende Fotos von mir gemacht worden,<br />

entweder selbst aufgenommen, jedes<br />

100. ist dann nur genommen worden, oder<br />

eben durch einen Fotografen. Das war aber<br />

nicht eine Beschäftigung mit der eigenen<br />

Person, sondern mit den Möglichkeiten<br />

des Ausdrucks durch Mimik, durch die<br />

Nervenstränge und so weiter.<br />

T.R.: Es ist nicht um die Identität der eigenen<br />

Person gegangen?<br />

A.R.: Wenn es um die Identität geht, dann<br />

haben Sie immer ein soziales Gesicht. Das<br />

ist ja ein Blödsinn, das ist fad, aber es gibt<br />

Künstler, die so arbeiten.<br />

T.R.: Also der Körper und das Gesicht als<br />

mögliches Ausdrucksmittel?<br />

A.R.: Als Ausdrucksmedium, ja. Die<br />

Fotografie dokumentiert das.<br />

T.R.: Dann haben Sie ja auch eine Serie<br />

mit Totenmasken gemacht. Bei den<br />

Totenmasken ist die Präsenz des Todes<br />

doch ganz real. Ist die Auseinandersetzung<br />

mit dem Tod ein wesentliches Element in<br />

dieser Serie?<br />

A.R.: In meinem Alter muss man sich<br />

damit auseinandersetzen. Ja, da bereitet<br />

man sich halt vor. Sie müssen planen:<br />

Wer macht Ihre Totenmaske? Wer macht<br />

das Totenfoto? Wie kann ich das machen?<br />

Wie kann man als Lebender von sich eine<br />

Maske mit schon geschlossenen Augen<br />

machen und die dann bemalen? Und die<br />

Leute wundern sich dann: Nachdem er<br />

schon tot war, hat er das noch bemalt. Das<br />

ist eine Problematik, sehr widerspruchsvoll,<br />

aber der Künstler muss sich eben mit<br />

Widersprüchen auseinandersetzen.<br />

T.R.: Ja, aber die Arbeiten mit diesen<br />

Totenmasken, das war ja schon in den 70er<br />

Jahren, wo Sie damit begonnen haben.<br />

A.R.: Ja, ich habe mein eigenes Gesicht<br />

nicht mehr sehen können durch die<br />

Selbstdarstellungen. Da habe ich gesagt:<br />

Ich möchte etwas anderes - den friedvoll<br />

Ruhenden. Und Modell habe ich keines<br />

gefunden, das wirklich eine so friedvolle<br />

Ruhe ausstrahlen könnte. Es ist sehr schwer,<br />

so jemanden zu finden. Jetzt habe ich mir<br />

gedacht: Ich nehme einfach die Totenmasken,<br />

die sind auf jeden Fall entspannt, die haben<br />

einen entspannten Ausdruck.<br />

T.R.: Ich habe mich in der letzten Zeit<br />

auseinandergesetzt mit Menschen, die im<br />

Schlaf- oder Traumzustand fotografiert<br />

sind. Das hat vielleicht eine Parallelität zu<br />

Ihren Totenmasken, wo es auch um den<br />

Wesensausdruck geht und die aktuelle<br />

Gestik oder Mimik ganz wegfällt. Es ist ein<br />

Moment in einem entspannten, oder man<br />

kann auch sagen, herausgenommenen<br />

Zustand.<br />

A.R.: Da sind Sie Spezialist<br />

für Schlafende, für Fotos von<br />

Schlafenden geworden. Das<br />

gibt es noch nicht, da machen<br />

Sie ein Buch darüber, das wäre<br />

wirklich eine gute Idee. Nur<br />

ob die Schlafenden Sie immer<br />

eintreten und davonschleichen<br />

lassen?<br />

T.R.: Ich fotografiere ja nicht.<br />

Ich mache das mit Foundage-<br />

Material.<br />

A.R.: Ach so, es gibt aber sehr<br />

wenig gutes Material. Also ich<br />

rate Ihnen lieber, nehmen Sie<br />

sich ein Modell und leben Sie<br />

mit dem Modell zusammen.<br />

Wenn es dann schläft, wenn es<br />

dann genügend Vertrauen hat,<br />

dass es neben Ihnen schläft,<br />

dann fotografieren Sie es. Das<br />

ist ein viel kürzerer Weg. Es<br />

gibt sehr wenige Schlafende,<br />

Fotos von Schlafenden, sehr,<br />

sehr wenig. Und dann weiß<br />

man nicht, ob es nicht gestellt<br />

ist. Gestellte Fotos gibt es<br />

natürlich genug, aber wirklich<br />

Schlafende? Oder Sie nehmen<br />

sich eine Fotografin, und Sie<br />

erlauben ihr, wenn Sie schlafen,<br />

dass sie Aufnahmen von<br />

Ihnen macht, das ist auch möglich.<br />

Aber in dem Moment, wo<br />

sie zu laut ist und Sie aufweckt,<br />

gilt es schon nicht mehr.<br />

Andrea Baczynski: Aber das ist<br />

sehr schwierig, ganz leise zu<br />

sein. Es macht immer Klack.<br />

A.R.: Das ist gar nicht schwierig.<br />

Man muss einfach leise<br />

sein und muss in der Nacht aufstehen.<br />

Das Schwierigste sind<br />

immer die Lichtverhältnisse,<br />

da wird nicht viel Licht sein.<br />

Da muss man mit einer langen<br />

Belichtung arbeiten,<br />

sonst werden Sie aufgeweckt.<br />

Und ich sage Ihnen: Nach ein<br />

paar Wochen haben Sie sich schon daran<br />

gewöhnt, da können Sie dann ...<br />

T.R.: ... ständig fotografiert werden. Ich aber<br />

bin in der Position, dass ich sage, dass im<br />

Grunde genommen alles schon abgelichtet<br />

worden ist.<br />

A.R.: Überhaupt nicht. Überhaupt nicht.<br />

T.R.: Oh ja, die Welt ist schon so abgelichtet.<br />

A.R.: So viel gibt es noch. So viel gibt es<br />

noch zu entdecken. Wenn Sie nicht etwas<br />

finden, dann dürfen Sie nicht fotografieren,<br />

wenn Ihnen nicht etwas einfällt.<br />

T.R.: Es gibt einen unglaublichen Fundus<br />

an Fotomaterial, auf den man als Künstler<br />

zurückgreifen kann.<br />

A.R.: Es gibt so viel, das nicht fotografiert<br />

worden ist. Fotografie hat noch viele<br />

Möglichkeiten.<br />

T.R.: Ich danke für das Interview, es war<br />

sehr interessant.<br />

A.R.: Es war ausführlich.<br />

A.B.: Das ist doch alles gute Substanz<br />

gewesen.<br />

Arnulf Rainer in seinem Wiener Atelier<br />

Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so<br />

ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs<br />

in ein Schweigen. Ein kommunizierbares, denn<br />

sonst würden mir andere nicht vor allem jene Bilder<br />

entreißen, welche ich aus reiner Selbstkommunikation<br />

schaffe, und von denen ich hoffe, sie eines Tages zum<br />

Ausdruck einer gänzlichen Ruhe führen zu können,<br />

eben jenes Tiefschlafs oder pränataler Geborgenheit oder<br />

ewigen Friedens oder wie immer man das nennt.<br />

Arnulf Rainer, Textauszug aus „Das ganz dunkle Bild“,<br />

Hirndrang, Verlag Galerie Welz Salzburg, 1980<br />

Es hat mehrere Begegnungen mit Arnulf Rainer gegeben. Andrea<br />

Baczynski und ich trafen Rainer in Wien und an seinem Wohnsitz<br />

im Innviertel, OÖ. In diesem Zuge ist ein Fotoessay von Andrea<br />

Baczynski entstanden.<br />

Diese Fotos dienten Arnulf Rainer als Grundlage für seine<br />

neuen Parafotografien. Ganz aktuell entstanden sind<br />

sie teilweise im <strong>ST</strong>/A/R erstveröffentlicht – Cover und<br />

Doppelseite. Die Doppelseite zeigt die aktuelle <strong>ST</strong>/A/R<br />

Edition 05 von Arnulf Rainer.<br />

Parafotografie * **<br />

*Parafotografie<br />

Foto: Andrea Baczynski, © 2006


16 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - Arnulf Rainer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Foto: Andrea Baczynski<br />

ARNULF RAINER<br />

18. Oktober – 22. November<br />

Di–Fr 12h bis 18h · Sa 10h bis 13h<br />

Wien 1010 · Opernring 21<br />

Telephon: (01) 587 1226 · Fax.: (01) 587 2199


<strong>ST</strong>/A/R Buch III - Aktuelle Kunst<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 23<br />

Museumsschau von Thomas Sturm in Brasilien<br />

Ausstellung: As Lágrimas de Eros* (August/September 2006)<br />

Museo de arte Sacra in Belém, Pará, Brasil<br />

Bacu (Bachus), Acryl auf Leinwand, 40cm x 50cm, 2006<br />

Im aktuellen Diskursfeld über das Verhältnis<br />

von Malerei und Fotografie markiert der<br />

österreichischer Künstler Thomas Sturm eine<br />

Position, die sich zwar schlüssig auf gegenwärtige<br />

Rezeptionsansätze wie Realismus und Figuration<br />

beziehen lässt, allerdings auch in einem sehr<br />

spezifischen Entwicklungszusammenhang gesehen<br />

werden muss.<br />

Damit ist sowohl die Langfristigkeit seiner<br />

entsprechenden Formulierungen als auch die<br />

Grundlage der Ikonografie seiner Bilder gemeint.<br />

Beide Aspekte definieren Sturm als einen Maler, der<br />

schon seit den frühen 1990er Jahren Fragen nach der<br />

eigenen Identität und der persönlichen Erinnerung<br />

in einem medial geprägten Spiegel der Malerei<br />

formulierte.<br />

Das bisherige Oeuvre des nunmehr in Berlin<br />

lebenden Künstlers charakterisiert sich als eine dichte<br />

Abfolge von Zyklen, Serien und Einzelbildern, die<br />

bei aller stilistischer Eigenheit vom Künstler immer<br />

auf den Aspekt des Bildgegenstandes fokussiert<br />

sind. Sturm hat es dabei in den letzten fünfzehn<br />

Jahren geschafft, sich ein technisches Repertoire zu<br />

erschließen, das sämtliche Verhältnismöglichkeiten<br />

zwischen Malerei und Fotografie für das jeweilige<br />

ikonografische Anliegen optimal nützen kann.<br />

In diesem Sinne ist das bisherige Werk auch von<br />

keinem progredierenden Entwicklungsmodell<br />

gekennzeichnet. Techniken werden verschiedentlich<br />

eingesetzt, zurückgestellt, neu aufgegriffen und in<br />

der Versuchsanordnung Malerei analysiert. Hieraus<br />

resultieren Bilder, die die Malerei immer auch als<br />

eine Metaebene in der Bearbeitung von Wirklichkeit<br />

vermitteln. Realitätsfragmente bezeugen Individuelle<br />

und kollektive Bezüge zu einer Welt, der sich Sturm<br />

mit ganz unterschiedlichen Aufmerksamkeiten stellt.<br />

Thomas Sturm ist der Maler seiner Bilder. Damit<br />

ist vor allem ein Hinweis auf das hohe Maß der<br />

Authentizität in der bisherigen Werkgeschichte<br />

gemeint. Abseits einer romantischen Beschwörung<br />

von „inneren“ Bildern steht jede Werkgruppe<br />

in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner<br />

Persönlichkeit.<br />

Die Bilder vermitteln Sehnsüchte, Träume und<br />

Ängste, die zwischen lustvollen und obsessiven<br />

Gedanken durchgespielt werden. So ergibt sich<br />

eine Bildwelt, die von Thomas Sturm vieles erzählt,<br />

ohne etwas zu verraten. Gerade dieses Wechselspiel<br />

macht seine Arbeiten so spannend und vielschichtig<br />

und positioniert sie als einen souveränen und<br />

international orientierten Beitrag der österreichischen<br />

Gegenwartskunst.<br />

Martin Hochleitner, 2006<br />

Textauszug aus „Der Maler und seine Bilder - Zum<br />

Begriff der Malerei im Werk Thomas Sturms“<br />

Thomas Sturm<br />

Geboren 1967 in Gmunden/ Österreich<br />

Lebt in Berlin & Gmunden<br />

Studium an der Kunstuniversität Linz,<br />

Zahlreiche Einzel- und<br />

Gruppenausstellungen im<br />

internationalen Raum<br />

* Die Ausstellung ist benannt nach dem<br />

gleichnamigen Buch „Die Tränen des Eros“<br />

von Georges Bataille<br />

www.thomas-sturm.at<br />

Die Tränen<br />

Birthday present, Wachsskulpturen mit Acryl,<br />

H 40cm, 2006<br />

VER, Leinwände auf Fototapete, 340cm x 380cm, 2006<br />

Kunst.Messe.Linz.2006<br />

Landesgalerie Linz<br />

2 5.- 26. N o v e m b e r 2 0 0 6<br />

Skulptur + Junge Kunst Galerie 422 _ artmark Galerie _ Galerie Brunnhofer _ Galerie<br />

Eder _ Galerie Figl _ Künstlergilde Salzkammergut/Kammerhofgalerie Gmunden<br />

Künstlervereinigung MAERZ _ Oberösterreichischer Kunstverein _ Kunstverein Fa.<br />

Paradigma _ Galerie Pehböck _ Galerie Rytmogram _ Galerie in der Schmiede<br />

Galerie Thiele _ Galerie Zauner zu Gast: Think Tank-Ausstellung „Place(s)“, 2006


24 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch III - Aktuelle Kunst<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Ed Templeton, Dildo on Desk, 2002<br />

Courtesy der Künstler/the artist und/and Roberts & Tilton, Los Angeles<br />

AMERICANS<br />

MEI<strong>ST</strong>ERWERKE AMERIKANISCHER FOTOGRAFIE VON 1940 BIS HEUTE<br />

03|<strong>11</strong>|06 – 04|02|07<br />

Teilnehmende KünstlerInnen:<br />

Diane Arbus|Richard Avedon|Larry Clark|Bruce Davidson|Robert Frank|Lee Friedlander|Peter Hujar|Helen Levitt|Ryan McGinley|Gordon Parks|Rosalind Solomon|Ed Templeton|Burk Uzzle<br />

Museumsplatz 1, im<br />

, A-1070 Wien | Tägl 10–19 Uhr, Do 10–22 Uhr | Infoline +43-1-52189-33 | www.kunsthallewien.at


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Extended Play Positions / Edited by Elisabeth Penker<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

25<br />

PO<strong>ST</strong>-AUTONOMY / DAVID GOLDENBERG<br />

6th Sharjah International Biennale, Sharjah<br />

David Goldenberg and Wim Salki “How to be a perfect guest”, UAE, 2003<br />

With “How to be a perfect guest” the artists intend to generate interactions and creative responses. The huge inflated<br />

“sofa-stairs” are complemented by an office with computers, where the visitors can interact with artists and thinkers<br />

from around the world. These send in material and thoughts via e-mail about how it would be possible to re-invent art<br />

nowadays. The responses can be printed out, put on the wall or taken by the participants.<br />

The artists are assisted by a group of art students from Sharjah.<br />

Symposium on post-autonomy by David<br />

Goldenberg at Tate Modern London<br />

The current stage in PA<br />

Now that the term post-autonomy is clearly embedded, with a brief history, it is now<br />

possible to begin to chart both forwards and backwards the actual implications and<br />

traces of what belongs to this notion post-autonomy.<br />

However, the current stage of development in understanding PA is focused in on<br />

the development of the domain of PA as an actual, concrete space, as opposed to<br />

examining the sources leading up to PA, the problematisation of the term PA or its<br />

theorisation. While the current understanding of this space of PA, is as a completely<br />

new model of art that breaks with the Euro-centric tradition of art. The current platform<br />

for its formation is on the PA website chat room that encourages human-to-human<br />

discussion and free exchange of information. This text is intended to chart this current<br />

thinking.<br />

A brief introduction<br />

I became interested in the notion of post-autonomy from 1998. And between 98 until<br />

approx 03/04 much of my practice consisted in thinking through what is PA, and<br />

whether PA existed as more than a term, vague theory, or something tangible enough<br />

to commit substantial time and effort to realising.<br />

The notion of PA is difficult and requires considerable effort to open up, since there is<br />

a resistance to working with the notion.<br />

While the notion of PA taps into a recent tradition - that includes the theorists Lingner,<br />

Luhmann and Ranciere - which problematizes and questions the "body of the Eurocentric<br />

tradition of art." My understanding of this tradition is that now that a particular<br />

historical moment is complete Vis a Vis the shape of art through the development of<br />

its autonomy, it is now possible to evaluate this body. What these theorists share, is<br />

a dissatisfaction with the trajectory of this Euro-centric tradition, and a need to look at<br />

inventing different possibilities and trajectories. I therefore understand post-autonomy<br />

to occupy this space outside the completion of this historical moment of a Euro-centric<br />

tradition of art that allows us to free up a space for these different possibilities.<br />

What PA therefore introduces is a possibility of developing a complete understanding<br />

of a model of art through "constructing another model" - (without contradicting myself,<br />

the overall shape or available map of the European Global art industry remains<br />

invisible) - with the possibility of fundamental change. This takes us beyond the cul de<br />

sac and defeatism of much recent institutional critique and critical practices.<br />

As a notion the term is ambiguous but an ambiguity that allows movement. Not only<br />

does the term suggest the possibility of exiting whatever it is we understand as a<br />

tradition built on Autonomy, but also the completion of whatever it is we understand<br />

as Autonomy. Further more the term suggests not only the possibility that we no<br />

long have Autonomy, or even a forgetting of what Autonomy is, with the possibility of<br />

rethinking Autonomy or thinking about another notion or fundamental term to replace<br />

Autonomy. Whatever PA implies, what is clear is the suggestion that we are now offered<br />

the possibility of a fundamental rethinking of a contemporary cultural practice, using<br />

or rejecting what we require from the current model to build another model, in other<br />

words, it suggests that we build a new model on our own terms?<br />

A Year of festivities to celebrate the launch of the era of post-autonomy<br />

In the summer of 2005 I announced the beginning of a year of festivities to launch the<br />

era of post-autonomy.<br />

The announcement signalled a shift in working with post-autonomy, instead of "thinking<br />

about PA" there was now a tangible break with the old model and celebration of entry<br />

into another moment, the era and domain of PA.<br />

Up to this point many of the projects were word based. The notion of PA, its shape,<br />

space, understanding was composed out of language and made up of words, a mental<br />

construct or abstraction that bore very little relationship to the existing context -<br />

These works or activities took the form of lecture performances or text as art works<br />

- concerned with fleshing out the theoretical space of post-autonomy and articulating<br />

basic questions about the make up of that space - What is post-autonomy? Is postautonomy<br />

an actual practice? Is post autonomy an actual term we can go onto use?<br />

It is important to realise that the use of text and language could be seen to be more<br />

than words on paper or a theorization of a practice. It could be seen as an actual<br />

process of dematerialisation of the physical attributes we associate with the tradition<br />

of European art. In other words, the use of language could be seen as a process<br />

of "stripping away" the current tradition of the Euro-centric tradition of art back to<br />

a point where it is possible to begin rethinking and rebuilding a new model. Then it<br />

is a question of asking how far back do we need to go in order to begin building a<br />

new model? So not only are we faced with the question of asking how far back do<br />

we need to go, we are also faced with speculating on how do we actually build a new<br />

model. If we propose to speculate on breaking with a Euro-centric model of art we are<br />

also confronted with the problem that no new model has been constructed since the<br />

invention of the tradition of a Euro-centric art in the 18th century.<br />

But then it occurred to me that this process could be taken much further, where it is<br />

possible to go beyond the existing use of language, to test out the very thinking we<br />

embody to understand and shape art. So many of the activities and events between<br />

05-06 can be seen to be preoccupied with this "process of stripping away thinking and<br />

practices linked to the European tradition" whether these activities take the form of<br />

walks, discussions, on-line activities, 48 hr wakes - activities preoccupied with locating<br />

gaps to work in or actions staging the forgetting of ideas.<br />

Nevertheless, the thorny problem remains, how do we know if post-autonomy<br />

constitutes an actual term? How do we know whether it constitutes a real practice?


26 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch IV - Extended Play Positions EP<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

the future once the model of a Euro-Centric tradition is completed and<br />

finished, decoupled from Western Expansionism, but reformulated<br />

against the backdrop of the Global.<br />

We tend to forget that the existing system of Euro-centric art is<br />

relatively young, but having said that, is this system or model the<br />

best model we require at this point in time? Is there a possibility of<br />

developing a completely different model or even improving on this<br />

model? With the series of projects titled post-autonomy I have staged<br />

"thought experiment's" that has sought to speculate on embodying just<br />

such a new model.<br />

So the critics of PA have posed the wrong question, which they have<br />

posed in terms of a continuity and repetition of a Euro-centric tradition<br />

- i.e. "What does a post autonomous practice look like?" And, "what<br />

is the relationship between post-autonomy and the tradition of a Eurocentric<br />

art tradition?" This is just a sign of a lack of nerve, a means of<br />

closing down the argument and potential of PA.<br />

Now that the construction of PA appears to have travelled beyond its<br />

beginning we now need to ask how do we actually use PA?<br />

The launch of the 2nd PA website and publication of the first PA reader.<br />

How do we decide whether the time is ready for post-autonomy to start? If we are<br />

truthful there is of course no way of knowing, all we need to do is to decide it is time<br />

to start, and simply begin. There requires a commitment to entering and working<br />

solely with the issues and domain of post-autonomy (in that respect there is a close<br />

association with the thinking and spirit of Spinoza)<br />

With that in mind, the announcement to begin the era of post -autonomy allowed the<br />

possibility to cross over an invisible threshold into a mental space occupying the actual<br />

space of post-autonomy.<br />

This moment of entering into the domain of post-autonomy triggered off several<br />

processes. If we go along with the idea that post-autonomy concerns itself with the<br />

process of locating a point to start to rethink and reinvent a practice, then the actual<br />

material, which made a particular sense within the context of a European tradition,<br />

suggests a different sense within this new domain, particularly the relationship<br />

between text, thinking, practice or non-practice.<br />

Once we enter into that space or domain, what is that space we have entered? How<br />

do we recognise what is there and navigate around it? If we break with the thinking,<br />

language and logic of a Euro-centric tradition what logic do we resort to make this<br />

space understandable? If we enter the domain or space of PA what we are faced with<br />

is a tangible sense of disorientation, which is perfectly natural. We have entered and<br />

started the process of orientating ourselves, we are looking for the language or tools<br />

to navigate ourselves in that space to start to recognise attributes to build up that<br />

domain.<br />

Post-Autonomy website - http://www.postautonomy.co.uk/blog<br />

In March I launched the second website dedicated to PA, with the assistance of Stefan<br />

Beck. The website functions as a space to collect texts useful to understanding PA,<br />

and a space for regular on-line long distance discussions speculating on building<br />

PA around the notion of participation and communication. To date there have been<br />

discussions with the Gao brothers, Basekamp, Ccred, Interactingarts, Verena kuni,<br />

aihpaf. And extensive on-going detailed discussions on the formation of developing an<br />

understanding of PA.<br />

www.postautonomy.co.uk<br />

Post-Autonomy reader<br />

In October the first Reader on PA was published, and offers a useful cross section of<br />

the various platforms where discussions and writings on PA have taken place during<br />

these early stages in the formation of PA. With excerpts from the PA chat room,<br />

interactingarts wiki page, and specially commissioned essays etc. With texts by David<br />

Goldenberg, Stefan Beck, Miss Gunst, Aahron, Detlev Fischer, Michael Lingner, Kurd<br />

Alsleben.<br />

If we take that further, if we start to look at the possibility of a break, by building a<br />

completely new model, then not only do we need to rethink the idea of continuity and<br />

repetition with the former model of a Euro-centric tradition of art, it is necessary to<br />

think about the notion of work. If the notion of before and after i.e. repetition and<br />

continuity, and relationship of text to practice ceases, and we are in the moment of<br />

building a new model then the logic of what constitutes an idea of a work within this<br />

context breaks down, or rather is premature, since the process of building that new<br />

model is still in progress. The process of building and thinking through that new model<br />

is the work.<br />

Linking post-autonomy with the development of a new model of art<br />

Once we move onto recognizing and accepting post-autonomy as an actual term and<br />

theoretical space, how do we then go onto test out claims for post-autonomy in actual<br />

concrete terms? If post -autonomy is to exist within the real world in competition with<br />

the art industry, and against the context of the socio-political world, what form is postautonomy<br />

to assume in that world?<br />

So far the notion of post-autonomy has been paired or equated with developing a<br />

new model. That directly addresses the apparent problems posed by Globalisation<br />

and the role a Euro-centric practice is seen to play within that process, in so far that<br />

European art is part of the process of spreading European values and life styles. These<br />

problems have been recognised for quite sometime but so far no one has sought to<br />

find a solution. If that is the case maybe we need to find our own solutions, in other<br />

words, artists need to take an active moral responsibility for their own practice. So<br />

the development of this new model we speculate to be equivalent to taking place in<br />

David Goldenberg “Jump into deep water”, Shedhalle,<br />

Zurich, Switzerland, 2006<br />

David Goldenberg, Lives and works in London, UK<br />

David Goldenberg has been active as an artist on the international scene since the early 1990's. Exhibitions include among others: Century City, Tate Modern,<br />

London, UK; Open congress, Tate Britain, London, Uk; Superstore, Laurie Genilliard, London, UK; Charlie's Place, Annely Juda, London, UK; Miniatures, Milch & the<br />

agency, London, UK; Curating post-institutions, ICA, London, UK; Dive into deep water, Shedhalle, Zurich, Switzerland; 6th Sharjah International Biennial, Sharjah,<br />

UAE; Out of space, Kolnischer kunstverein, Koln, Germany; Host, Tramway, Glasgow, Scotland. Fordham gallery at Netwerk vzw/centrum voor hedendaagse kunst.<br />

Aalast, Belguim; Les Marveilles du Monde, Museum of Fine art, Dunkurque, France; <strong>ST</strong>RUKTUR, artist:network, New York, NY, USA; Copy-fight, Centre d'Art Santa<br />

Monica, Barcelona, Spain; Anthology of art, Kunst und Austelungshalle der Bundersrepublik Deutschland, Bonn, Germany; CDZ, Reingunggesellschaft Halle fuer<br />

kunst Reichenbachstr 2, Luenenburg, Germany; Soft logics, Kuenstlehaus, Stuttgart, Germany; Flexplek, Begone grond, Utrecht, The Nederlands.<br />

David Goldenberg (center) and Wim Salki (left)<br />

with students, 6th Sharjah Biennale.<br />

Work can be found in the following publications: Post Autonomy, Gutleut Verlag; New media in late 20th Century, Thames & Hudson; Installation art, Thames &<br />

Hudson; 100 reviews backwards, Pub Alberta press; Netwerk annual; 6th Sharjah International Biennial; Art Anthology, Du Mont Literatur und kunst verlag, Cologne;<br />

Team Compendium, Pub Kellner; Whose afraid of red, white and blue; Pub Article Press; White Window: shared work, Pub KIAD.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Extended Play Positions EP<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 27<br />

Die Künstlerin und Theoretikerin Irene Lucas Ferrandez lebt in Wien, Alicante und Maastricht. In ihrer Dissertation “Supervision of<br />

Paradise” formuliert sie alternative Formate in visual criticism als Ausstellungskonzept um die soziokulturelle und ökologische Realität des<br />

Residentialtourismus an der Costa Blanca(Südspanien). Seit 2006 ist sie “Theory Research Fellow” an der Jan van Eyck Academy in Maastricht,<br />

in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Woman culturing migrating Strategies“ der Gruppe FO/GO LAB.<br />

Ausstellungen 2006: Supervision of Paradise, fabrics on new European communities, Ojo Atomico, Madrid; Movilities FO/GO lab, Künstlerhaus<br />

Stuttgart; Vortrag an der Akademie der bild. Künste, Wien; Vortrag an der JVE Academy Maastricht.<br />

ilucas@gmx.at<br />

Reference Material, La Voz Eco by Irene Lucas in [fem.] ADDITIVES edited by FO/ GO lab, Vienna 2006


<strong>ST</strong>/A/R Buch IV - Extended Play Positions EP Nr. <strong>11</strong>/2006 29<br />

Bildteil.verortet<br />

Medien und die Spatialisierung sozialer Handlungen<br />

kuratiert von gangart<br />

Zentralsparkasse Favoriten, 8.–10. Juni 2006<br />

Medienwerkstatt Wien<br />

in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien / Medientheorie<br />

Bildteil zur Sozialen Sicherheit: Arbeit und die Logik der Logistik<br />

mit Sergio Bologna, Laura Horelli, Dariusz Kowalski, Kamen Stoyanov, Vanessa Redak<br />

Bildteil zu Auswärtigen Angelegenheiten: Medienterritorium Nahost<br />

mit Rashid Masharawi, Thomas Edlinger, Stefanie Wuschitz, Dana Charkasi<br />

Bildteil zu Inneren Angelegenheiten: Aneignung / Enteignung<br />

mit Manfred Neuwirth, Elisabeth Guggenberger/Helmut Voitl, Cornelia Kogoj, Gerda Lampalzer<br />

Die Geographie der industriellen Formationen wird sukzessive von einer anders konnotierten überlagert, der Geographie der<br />

Infrastrukturen, des Verkehrs, des Handels, des Tourismus. Sie erfasst auch die Verschiebung zweier ihrer konstitutiven<br />

Komponenten. Einerseits verändert sich in Folge von neuen Arbeits- und Produktionsbedingungen die Raum/Zeit-<br />

Wahrnehmung, da die private die (präkarisierte) Arbeitssphäre absorbiert; und andererseits generiert die globale<br />

Ökonomisierung räumlicher Ressourcen eine faktische Transformation des Territoriums, des physischen und gebauten Raumes.<br />

Bildteil.verortet fokussiert mit den vorgestellten Videobeiträgen und Vorträgen auf die Wechselwirkung beider Aspekte, der<br />

Raumwahrnehmung und der Raumproduktion. Medienarbeiten und Diskurs thematisieren, wie Gesellschaften ihre Territorien<br />

hinsichtlich Ökonomie, Sicherheit, Strategie und Lebensunterhalt produzieren und organisieren, und reflektieren die nivellierende<br />

und indifferente Normierung, die Logik der Logistik.<br />

www.gangart.org/bildteilweb/bildteiltitel.htm www.medienwerkstatt-wien.at www.dieangewandte.at/bildendeundmedialekunst/medientheorie image: gangart, intervention on found xerocopy


30 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

G A L E R I E N<br />

MUSEEN / IN<strong>ST</strong>ITUTIONEN<br />

Ö S T E R R E I C H<br />

P R O G R A M M<br />

S E P - D E Z . 2 0 0 6<br />

WIEN<br />

01 ARCH & ART GALERIE PALINA<br />

Lange Gasse 4/2, 1080 Wien<br />

T: 01/4089453, mobil: 0664/6447858, F: 01/4089453<br />

palina@gmx.net, www.arch.art.galerie-palina.at<br />

Mo - Fr 14 - 19 Uhr und nach Vereinbarung<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

02 GALERIE ARIADNE<br />

Fleischmanngasse 1, 1040 Wien<br />

T: 0664/876 54 69<br />

galerie@ariadne.at, www.ariadne.at<br />

- 23 Sep Beatrice Dettmann. forêt de la dame<br />

26 Sep - 21 Okt Loui Janelle<br />

24 Okt - 18 Nov Göltl, Zauner, Franke, Helmerdig, Seyerlein<br />

21 Nov - 23 Dez Künstler der Galerie<br />

03 GALERIE ART FLOW<br />

Greinergasse 21/5, <strong>11</strong>90 Wien<br />

T + F: 01/ 3784042<br />

hetzer.maria@aon.at<br />

Sep<br />

Galerie geschlossen<br />

02 Okt - 30 Nov Innen und Außen in Bildern<br />

04 ARTMARK GALERIE<br />

Singerstraße 17,Eing. Grünangergasse, 1010 Wien<br />

T: 01/512 98 80, F: 01/ 512 98 80 4<br />

wien@artmark.at, www. artmark.at<br />

Di - Fr 12 - 18, Sa <strong>11</strong>- 14 Uhr u. auf Anfrage unter 0664/3948295<br />

14 Sep - 07 Okt Heinz Göbel, Hermann Kremsmayer<br />

12 Okt - 09 Nov Franco Ionda, Joseph Heer<br />

16 Nov - 22 Dez A. Marchetti-Lamera, S. Emmelmann, M. Hartnagl, N. Kajiura, S.Osterider<br />

05 ARTOTHEK-GALERIE<br />

Schönlaterngasse 7a, 1010 Wien<br />

T: 01/512 94 76<br />

info@artothek-galerie.at, www.artothek-galerie.at<br />

Di + Mi 12 - 18, Do 10 - 20, Fr 10 - 18 Uhr<br />

05 Sep - 05 Okt Amina Broggi. Die Gefallenen<br />

10 Okt - 09 Nov Kamen Stoyanov. Places where the world breaks away<br />

14 Nov - 14 Dez Nikola Hansalik<br />

06 GALERIE ATRIUM ED ARTE<br />

Lerchenfelderstraße 31, 1070 Wien<br />

T: 01/522 87 38, F: 01/522 87 384<br />

office@atrium-ed-arte.at, www.atrium-ed-arte.at<br />

Di - Fr 14 - 18:30, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

09 Sep - 16 Dez Miriam Schünke. Terror totale - ein Wüstenstück<br />

29 Sep - 04 Nov «und +»-Küstlerbücher des Buches «und» der KünstlerInnen und AutorInnen<br />

der Galerie<br />

07 GALERIE AUGU<strong>ST</strong>IN<br />

Lugeck 3, 1010 Wien<br />

T: 01/512 62 70. mobil: 0676/7000 482, F: 01/512 62 70<br />

galerieaugustin-wien@aon.at, www.galerie-augustin.com<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 13, 14 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 07 Okt Walter Strobl. stadt / still - leben<br />

13 Okt - 04 Nov Patricia Karg. Vitale Farbigkeit in Bild, Skulptur und Glas<br />

08 Nov - 02 Dez Prof.Max Spielmann (1906-1984). Ein Leben für die Kunst - zum 100.Geburtstag<br />

08 GALERIE BEI DER ALBERTINA, ZETTER<br />

Lobkowitzplatz 1, 1010 Wien<br />

T: 01/513 14 16, F: 01/513 76 74<br />

zetter@galerie-albertina.at, www.galerie-albertina.at<br />

Mo - Fr 10 - 18, Sa 10 - 13 Uhr<br />

22 Sep - 12 Okt Malerei-Bildhauerei-Design<br />

20 Okt - 31 Jan Kiki Kogelnik. stricty Kiki perfectly Kogelnik<br />

09 BETRIEBSRAUM GALERIE<br />

Grünangergasse 1, 1010 Wien<br />

T: 01/513 6996, 0676/ 6060700<br />

betriebsraum@gmx.net, www.betriebsraum.net<br />

tägl. 10 - 20 Uhr<br />

01 Sep - 13 Sep Chuen Chu<br />

14 Sep - 10 Okt John White. Artificial Hatch<br />

12 Okt - 08 Nov Renate Lohrmann. Retrospektive<br />

09 Nov - 06 Dez Victor Morrison. Australische Landschaften<br />

07 Dez - 30 Dez Gruppenausstellung diverser Galeriekünstler<br />

10 GALERIE BLEICH-ROSSI<br />

Dominikanerbastei 19, 1010 Wien<br />

T: 01/8901902, F: 01/8901902-15<br />

galerie@bleich-rossi.at, www.bleich-rossi.at<br />

Di - Fr 12 - 18, Sa <strong>11</strong> - 14 u. n. V.<br />

ab 22 Sep: Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

22 Sep - <strong>11</strong> Nov Mischa Reska<br />

17 Nov - Jan Kalin Lindena<br />

<strong>11</strong> RUDOLF BUDJA GALERIE / ARTMOSPHERE WIEN<br />

Freyung 4, Palais Kinsky, 1010 Wien<br />

T: 01/533 98 58, F: 01/533 98 58-28<br />

wien@artmosphere.at, www.artmosphere.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 19, Sa 10 - 13 Uhr<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

12 CHARIM GALERIE<br />

Dorotheergasse 12, 1010 Wien<br />

T: 01/512 09 15, F: 01/512 09 15-50<br />

charim@charimgalerie.at, www.charimgalerie.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

15 Sep - <strong>11</strong> Nov Ivan Bazak. Huzulen und Tiroler<br />

24 Nov - 17 Jan Lisl Ponger. Beute<br />

13 GALERIE CHOBOT<br />

Domgasse 6, 1010 Wien<br />

T: 01/512 53 32, F: 01/512 20 38<br />

chobot@utanet.at, www.kunstnet.at/chobot<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

14 Sep - 25 Okt Bruno Gironcoli - Alfred Hrdlicka u. deren Schüler Herbert Flois, Maria<br />

Bussmann - Ben Siegel<br />

Skulpturen anlässlich 35 Jahre Galerie Chobot<br />

09 Nov - 23 Dez Karl Anton Fleck. Filmmontagen<br />

14 GALERIE HEIKE CURTZE<br />

Seilerstätte 15/16, 1010 Wien<br />

T: 01/5129375, F: 01/ 5134943<br />

heike.curtze@vienna.at, www. kunstnet.at/curtze<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa 12 - 14 Uhr<br />

15 Sep - 14 Okt Klaus Pinter. La conquête de l´air / Au goût baroque<br />

24 Okt - Dominique Evrard<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

15 ENGHOLM ENGELHORN GALERIE<br />

Schleifmühlgasse 3, 1040 Wien<br />

T: 01/585 73 37, F: 01/ 585 73 37 10<br />

office@engholmengelhorn.com, www.engholmengelhorn.com<br />

Di - Fr 13 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

15 Sep - 31 Okt Mark Hosking. Disconnected<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

16 GALERIE WOLFGANG EXNER<br />

Galerie für junge und aktuelle Kunst<br />

Rauhensteingasse 12, 1010 Wien<br />

T: 512 99 17, F: 512 52 65<br />

office@galerie-exner.at, www.galerie-exner.at<br />

Mo - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 17 Uhr<br />

- 10 Sep 15 Künstler - 50 Exponate. Junger Sommer 2006<br />

14 Sep - 09 Okt Reinhard Blum, Johannes Haider, Claudia Hirtl, Antonio Marra, Zekerya Saribatur.<br />

Reflexionen<br />

14 Okt - 06 Nov Martin Praska. Neue Bilder<br />

09 Nov - 04 Dez Programm auf Anfrage<br />

08 Dez - 08 Jan Adolf Frohner, Karl Hikade, Martha Jungwirth, Josef Mikl, Drago Prelog.<br />

Ausgewählt<br />

17 GALERIE JOHANNES FABER<br />

Brahmsplatz 7, 1040 Wien<br />

T + F: 01/505 75 18<br />

office@jmcfaber.at, www.jmcfaber.at<br />

Di - Fr 14 - 18, Sa <strong>11</strong> - 17 Uhr u. n. tel. V.<br />

16 Sep - 02 Dez Lou Bonin-Tchimoukoff. Flowers & Plants. Photographs 1928/29<br />

09 Dez - 03 Feb Recent Acquisitions. Photographs 1840-2006<br />

18 LUKAS FEICHTNER GALERIE<br />

Seilerstätte 19, 1010 Wien<br />

T: 01/5120910<br />

info@feichtnergallery.com, www.feichtnergallery.com<br />

Di - Fr 10 - 18, Sa 10 - 16 Uhr<br />

15 Sep - <strong>11</strong> Nov Bianca Regl. Picture postcards from a neon<br />

wilderness<br />

24 Nov - 20 Jan Miao Xiaochun, RongRong & Inri, Chi Peng, Muchen & Shao Yinong. another<br />

world<br />

19 GALERIE FRANZKE<br />

Himmelpfortgasse 15 - Innenhof, 1010 Wien<br />

T: 0664/ <strong>11</strong>2 8042<br />

sabine.franzke@aon.at, www.galeriefranzke.at<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa 10 - 15 Uhr<br />

15 Sep - 14 Okt Arnulf Rainer. XXI Rotationen<br />

17 Okt - 25 Nov Cristina Fiorenza. Baku-Detroit Cuts<br />

30 Nov - 13 Jan Programm auf Anfrage<br />

20 GALERIE FREY CONTEMPORARY ART<br />

Gluckgasse 3, 1010 Wien<br />

T+F: 01/ 5138283, mobil: 0664/ 120 4610, 0664/ 2039697<br />

art@galerie-frey.com, www.galerie-frey.com<br />

Mo - Fr <strong>11</strong> - 19, Sa 10 - 16 Uhr<br />

EndeSep - Nov Jens Lorenzen. Neue Arbeiten<br />

Nov - Jan Harald Gangl. Arbeiten 2005-2006<br />

21 GALERIE GABRIEL<br />

Seilerstätte 19, 1010 Wien<br />

T+F: 01/ 512 78 02<br />

info@galerie-gabriel.com<br />

Mo - Fr 10 - 18, Sa 10 - 16 Uhr<br />

14 Sep - <strong>11</strong> Nov Sigmar Polke. Grafik der letzten 10 Jahre<br />

24 Nov - 10 Feb Triptychon (Beuys,Polke,Schnabel,Kounellis etc.)<br />

22 GALERIE GANS<br />

Kirchberggasse 4, 1070 Wien<br />

T+F: 01/ 8959497<br />

office@galerie-gans.at, www.galerie-gans.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

20 Sep - 25 Okt Lesie De Melo. Spuren<br />

08 Nov - 08 Dez Ulli Wagendorfer. Fotografie<br />

13 Dez - 13 Jan Weihnachtsausstellung<br />

Buch IV - Extended Play Positions EP<br />

23 GALERIE GERERSDORFER<br />

Währinger Straße 12, 1090 Wien<br />

T: 01/3108484<br />

office@gerersdorfer.at, www.gerersdorfer.at<br />

Do - Sa <strong>11</strong> - 20 Uhr<br />

21 Sep - 14 Okt Anna Stangl. Hunde ziehen vorbei<br />

19 Okt - <strong>11</strong> Nov Franz Ringel, Christian Frank. Fieberköpfe<br />

16 Nov - 24 Dez Paul Flora. Neue Zeichungen & Radierungen<br />

24 GALERIE HASLINGER<br />

Gumpendorferstraße 134-136, 1060 Wien<br />

T: 0650/9695197<br />

haslinger@ctr.co.at, www.galerie-haslinger.at<br />

Mo - Fr 14 - 19 Uhr<br />

06 Okt - 06 Nov Magdalena Pfeifer. NaOH + HCL = NaCl + H2O<br />

10 Nov - 30 Dez Franz Wieser. INOX<br />

25 GALERIE ERN<strong>ST</strong> HILGER<br />

Dorotheergasse 5, 1010 Wien<br />

T: 01/512 53 15, F: 01/513 91 26<br />

ernst.hilger@hilger.at, www.hilger.at<br />

Di - Fr 10 - 18, Sa 10 - 16, Do 10 - 20 Uhr<br />

- 30 Sep Erró, Henning, Kolar, Nitsch, Oberhuber, Rotella, Sachs, Staudacher. assemblage<br />

- collage -decollage<br />

05 Okt - 04 Nov Mel Ramos<br />

09 Nov - 09 Dez Eduard Angeli<br />

14 Dez - 21 Jan Programm auf Anfrage<br />

25 HILGER CONTEMPORARY<br />

Dorotheergasse 5, 1010 Wien<br />

T: 01/512 53 15-30, F: 01/512 53 15-32<br />

contemporary@hilger.at, www.hilger.at<br />

Di - Fr 10 - 18, Sa 10 - 16, Do 10 - 20 Uhr<br />

- 30 Sep Ian Burns<br />

05 Okt - 04 Nov Tour, a splice of life - Cape Town to Miami<br />

09 Nov - 09 Dez Massimo Vitali<br />

14 Dez - 21 Jan Daniele Buetti<br />

26 SIEMENS_ARTLAB<br />

Dorotheergasse 12, 1010 Wien<br />

T: 01/512 53 15 30, F: 01/ 513 91 26<br />

artlab@hilger.at, www.hilger.at<br />

Di - Fr 12 - 18, Sa 10 - 14, Do 12 - 20 Uhr<br />

- 30 Sep Ivana Franke, Saso Vrabic<br />

05 Okt - 04 Nov Nobuhiko Numazaki & Valentin Hirsch<br />

09 Nov - 09 Dez Coelestin Engels & Roland Fritz<br />

27 GALERIE HIMMELPFORTE<br />

Himmelpfortgasse 17, 1010 Wien<br />

T: 01/513 97 01, F: 01/513 97 01 20<br />

s.i@h17.at, www.galeriehimmelpforte.at<br />

Di - Do <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

28 GALERIE HOF<strong>ST</strong>ÄTTER<br />

Bräunerstraße 7, 1010 Wien<br />

T: 01/512 32 55, F: 01/512 16 6<br />

office@galerie-hofstaetter.com, www.galerie-hofstaetter.com<br />

Di- Fr <strong>11</strong> - 18, Sa 10 - 14 Uhr<br />

- 14 Okt best of... Marc Adrian, Adolf Frohner, Bruno Gironcoli, Franz Hubmann, Otto<br />

Muehl<br />

03 Nov - 23 Dez Marc Adrian. dreaming doll - magic doll<br />

29 GALERIE HOHENLOHE<br />

Bäckerstraße 3, 1010 Wien<br />

T: 01/512 97 20, F: 01/512 74 19<br />

galerie@galeriehohenlohe.at, www.galeriehohenlohe.at<br />

Mo - Fr <strong>11</strong> - 18 Uhr u. Sa <strong>11</strong>- 15 Uhr<br />

12 Sep - <strong>11</strong> Nov Roland Kollnitz<br />

16 Nov - 30 Jan Imogen Stidworthy<br />

30 GALERIE ULRIKE HROBSKY<br />

Grünangergasse 6, 1010 Wien<br />

T: 01/513 76 76, F: 01/513 76 09<br />

galerie@hrobsky.at, www.hrobsky.at<br />

Di, Mi, Fr 13- 18, Do 13 -20, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr od. nach tel..V.: 0676/5183201<br />

14 Sep - 17 Okt Evelyn Gyrcizka, Gerhard Müller<br />

19 Okt - 25 Nov Armin Göhringer. Holzobjekte<br />

02 Dez - 13 Jan Ursula Bohren, Claudio Magoni<br />

31 SHOWROOM GALERIE HROBSKY<br />

Grundsteingasse 40, <strong>11</strong>60 Wien<br />

T: 0676/518 32 01<br />

Fr 16 - 19, Sa 12 - 15 Uhr<br />

03 Nov - 30 Nov Andrej Pirrwitz. Fliehende Feen. Fotografie<br />

32 GALERIE ANDREAS HUBER<br />

Capistrangasse 3, 1060 Wien<br />

T + F: 01/586 02 37<br />

art@galerieandreashuber.at, www.galerieandreashuber.at<br />

Di - Fr 14 - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 25 Okt Kaucyila Brooke. Vitrinen in Arbeit<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

33 GALERIE JULIUS HUMMEL<br />

Bäckerstraße 14, 1010 Wien<br />

T: 01/512 12 96, F: 01/512 12 964<br />

galerie.hummel@chello.at<br />

Di - Fr 15 - 18, Sa 10 - 13 Uhr<br />

15 Sep - 07 Okt Künstler der Galerie (Talking heads)<br />

13 Okt - <strong>11</strong> Nov Amedeo Modigliani-Alphabet der Liebe<br />

17 Nov - 30 Dez Ray, Muehl Nitsch, Rainer, Schwarzkogler, Warhol u.a. Das Öffnen und<br />

Schliessen des Mundes<br />

34 GALERIE IG BILDENDE KUN<strong>ST</strong><br />

Gumpendorfer Straße 10-12, 1060 Wien<br />

T: 01/ 5240909<br />

galerie@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at<br />

Di - Fr 13 - 18 Uhr<br />

06 Sep - 20 Okt MESSart: S.Lodh, Manmeet; SV Damenkraft: K. Daschner, S.Marte, G.Müller,<br />

C.Nemec. Performance & Practice<br />

24 Nov - 15 Dez Arbeiten der Mitglieder der IG Bildende Kunst<br />

35 GALERIE GRITA INSAM<br />

An der Hülben 3/Seilerstätte, 1010 Wien<br />

T: 01/512 5330, F: 01/512 5330-15<br />

office@galeriegritainsam.at, www.galeriegritainsam.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

- 05 Sep Ken Lum. Untitled<br />

14 Sep - 14 Nov Denny, Giezendanner GRRR, Gomes, Kawamata, Kintera, Löfdahl, McBride, Rios,<br />

Schneider, Schuster Van Wamerdam. Shift<br />

23 Nov - 06 Jan Lynne Cohen, Candida Höfer<br />

36 GALERIE MARTIN JANDA RAUM AKTUELLER KUN<strong>ST</strong><br />

Eschenbachgasse <strong>11</strong>, 1010 Wien<br />

T: 01/585 73 71, F: 01/585 73 72<br />

galerie@martinjanda.at, www.martinjanda.at<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 14 Okt Lois & Franziska Weinberger<br />

25 Okt - 25 Nov Day by Day<br />

06 Dez - Jan Gregor Zivic<br />

37 GEORG KARGL FINE ARTS<br />

GEORG KARGL BOX<br />

Schleifmühlgasse 5, 1040 Wien<br />

T: 01/585 41 99, F: 01/585 41 999<br />

office@georgkargl.com<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 19, Do <strong>11</strong> - 20, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

15 Sep - 04 Nov Artschwager, Muehl, Nauman, Richter. Prints & Multiples (Fine Arts)<br />

Nadim Vardag (Box)<br />

09 Nov - 13 Jan Mark Dion (Fine Arts, Andreas Fogarasi (Box)<br />

38 KNOLL GALERIE WIEN<br />

Gumpendorfer Straße 18, 1060 Wien<br />

T: 01/5875052, MOBIL: 0664/1810848, F: 01/5875966<br />

knollgalerie@aon.at, www.kunstnet.at/knoll<br />

Di - Fr 14 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

20 Sep - 05 Nov Little Warsaw. Sculptures<br />

08 Nov - 13 Jan Natascha Niktin, Akelei Sell. Photographs<br />

39 CHRI<strong>ST</strong>INE KÖNIG GALERIE<br />

Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien<br />

T: 01/585 74 74, F: 01/585 7474-24<br />

christine.koenig@chello.at, www.artfacts.net/koenig, www.kunstnet.at/koenig<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

15 Sep - 04 Nov Constantin Luser. Panoptikum<br />

15 Sep - 04 Nov Fighting Poland - Künstlervideos der Galerie lokal_30, Warschau (Third Room)<br />

10 Nov - 13 Jan Karin Kneffel<br />

40 GALERIE KOSAK HALL<br />

Wiedner Hauptstraße 46, 1040 Wien<br />

T: 01/ 585 2020, F: 01/ 585 2021<br />

office@kosakhall.at, www.kosakhall.at<br />

Mi -Fr 13 - 19, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

15 Sep - 28 Okt Alexander Petlura<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

41 GALERIE KRINZINGER<br />

Seilerstätte 16, 1010 Wien<br />

T: 01/5133006 , F: 01/ 5133006 33<br />

galeriekrinzinger@chello.at, www.galerie-krinzinger.at<br />

Di - Fr 12 - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

14 Sep - 14 Okt Ann-Kristin Hamm. Hot Spring...<br />

Dibbets, Förg, Hersberger, Koether, Krieg, McKenzie, Oehlen, Lasker,<br />

Nattermüller, Owens, Rae, Saul, Zandvliet. ...in Autumn<br />

19 Okt - 18 Nov Valery Koshliakov<br />

23 Nov - 20 Jan Frank Thiel<br />

42 KRINZINGER PROJEKTE<br />

Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien<br />

T: 01/512 81 42<br />

krinzingerprojekte@gmx.at, www.galerie-krinzinger.at<br />

Mi - Fr 15 - 19, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

20 Okt - 22 Dez Exportable Goods. Works from Denmark (Gruppenausstellung)<br />

43 KRO ART GALLERY<br />

Getreidemarkt 15, 1060 Wien<br />

T: 01/5030532, F: 01/ 5872098<br />

office@kroart.at, www.kroart.at<br />

Di - Fr 14 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

28 Sep - 03 Nov Giuseppe Spagnulo. der Vulkan<br />

09 Nov - 22 Dez Arturo Carmassi. Was bleibt<br />

44 GALERIE KROBATH WIMMER<br />

Eschenbachgasse 9, 1010 Wien<br />

T: 01/585 74 70, F: 01/585 74 72<br />

galerie@krobathwimmer.at, www.krobathwimmer.at<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 21 Okt Judith Eisler. Anhauchen<br />

25 Okt - 02 Dez Dorit Margreiter<br />

06 Dez - 20 Jan Berta Fischer<br />

45 GALERIE LANG WIEN<br />

Seilerstätte 16, 1010 Wien<br />

T: 01/512 20 19, F: 01/512 20 19 10<br />

glw@netway.at, www.glw.at<br />

Di - Fr 12 - 18<br />

14 Sep - 14 Okt Katja Praschak. Beach Points<br />

17 Okt - 17 Nov Erna Grünseis-Frank. Venedig undsoweiter<br />

23 Nov - 22 Dez Meisterzeichnung VI<br />

46 LAYR:WUE<strong>ST</strong>ENHAGEN CONTEMPORARY<br />

An der Hülben 2, 1010 Wien<br />

T: 01/524 54 90, F: 01/523 84 22<br />

office@layrwuestenhagen.com, www.layrwuestenhagen.com<br />

Di - Fr <strong>11</strong>- 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

14 Sep - <strong>11</strong> Nov Gruppenausstellung. Elend - Zur Frage der Relevanz von POP in Kunst, Leben u.<br />

öffentlichen Badeanstalten<br />

23 Nov - 20 Jan Andrea Witzmann<br />

layr:wuestenhagen garage: Annelies Oberdanner<br />

47 GALERIE LINDNER<br />

Schmalzhofgasse 13/3, 1060 Wien<br />

T: 01/ 913 44 58, 0676/601 13 22, F: 01/ 913 44 58<br />

galerie.lindner@chello.at, www.galerie-lindner.at<br />

Di - Fr 14 - 18 Uhr<br />

14 Sep - 25 Okt Peter Niedertscheider. Bildzeitraum<br />

09 Nov - 22 Dez Sabine Richter. pradoxa<br />

48 GALERIE MAGNET<br />

Himmelpfortgasse 12, 1010 Wien<br />

T + F: 01/513 10 59<br />

magnet.wien@aon.at<br />

Mo - Fr 10 - 13, 14 - 18, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

01 Sep - 31 Okt Berg, Boeckl, Kolig, Mahringer u.a. Klassische Moderne<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

49 GALERIE MARIE-CHRI<strong>ST</strong>IN MARSCHALEK<br />

Amerlinggasse 17, 1060 Wien<br />

T: 01/5813444, 0676/ 3093753, F: 01/581344418<br />

galerie@mc-marschalek.at, www.galerie-mc-marschalek.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 14 Okt Iris Flexer. Malerei. Wegzeichen in Raum u. Zeit<br />

25 Okt - 18 Nov Marie-Christin Marschalek. Photographie. Verwirrungen<br />

30 Nov - 23 Dez Verschiedene Künstler der Galerie. Weihnachts-ausstellung mit vielen künstler.<br />

Geschenken<br />

50 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART VIENNA<br />

Weihburggasse 26, 1010 Wien<br />

T: 01/904 2004, F: 01/904 2004 44<br />

office@galerie.mam.com, www.galerie-mam.com<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 19, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

51 GALERIE MEYER KAINER<br />

Eschenbachgasse 9, 1010 Wien<br />

T: 01/585 72 77, F: 01/585 75 39<br />

info@meyerkainer.com, www.meyerkainer.com<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

12 Sep - Ende Okt Marcin Maciejowski<br />

Nov - Dez Jorge Pardo<br />

52 GALERIE MEZZANIN<br />

Getreidemarkt 14 / Ecke Eschenbachgasse, 1010 Wien<br />

T: 01/526 43 56, F: 01/526 91 87<br />

mezzanin@chello.at, www.mezzaningallery.com<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

13 Sep - 14 Okt Christina Zurfluh. paintingghosts<br />

25 Okt - Dez Alexander Wolff<br />

53 GALERIE NÄCH<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>. <strong>ST</strong>EPHAN<br />

ROSEMARIE SCHWARZWÄLDER<br />

Grünangergasse 1/2, 1010 Wien<br />

T: 01/512 12 66-0, F: 01/513 43 07<br />

galerie@schwarzwaelder.at<br />

www.schwarzwaelder.at, www.kunstnet.at/st-stephan<br />

Mo - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 16 Uhr<br />

15 Sep - 04 Nov Adam Adach. Stille Beobachtung<br />

24 Nov - 13 Jan Riss/Lücke/Scharnier A., konzipiert von Heinrich Dunst<br />

54 GALERIE PEITHNER-LICHTENFELS<br />

Sonnenfelsgasse 6, 1010 Wien<br />

T + F: 01/587 37 29, Mobil: 0699/135 737 30<br />

galerie@peithner-lichtenfels.at<br />

www.peithner-lichtenfels.at, www.kunstnet.at/peithner-lichtenfels<br />

Di - Fr 10 - 18, Sa 10 - 16 Uhr<br />

08 Sep - 30 Sep Eva Hradil, Albrecht Zauner<br />

06 Okt - 13 Nov Robert Hammerstiel<br />

17 Nov - 21 Dez Österreichische Kunst auf Papier<br />

55 PROJEKTRAUM VIKTOR BUCHER<br />

Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien<br />

T + F: 01/212 69 30<br />

projektraum@sil.at, www.projektraum.at<br />

Di - Do 14 - 19, Fr 10 - 15 Uhr u. n. tel. V.<br />

21 Sep - 20 Okt Benny Dröscher, Mads Gamdrup, Marianne Therese Gronnow, Marie Romer<br />

Westh. Young Art from Denmark<br />

09 Nov - 01 Dez Katia Razumovsky. Monat der Fotografie<br />

56 GALERIE LISA RUYTER<br />

Wiedner Hauptstraße 23-25, 1040 Wien<br />

T: 01/505 61 00, F: 01/505 54 25<br />

info@galerielisaruyter.com, www.galerielisaruyter.com<br />

Di - Fr 13 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

57 GABRIELE SENN GALERIE<br />

Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien<br />

T: 01/5852580, F: 01/5852606<br />

galerie.senn@aon.at, www.galeriesenn.at<br />

Di - Fr 13 - 19, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

15 Sep - 28 Okt Barbara Mungenast<br />

10 Nov - 24 Dez Maria Brunner<br />

58 GALERIE SLAVIK<br />

Himmelpfortgasse 17, 1010 Wien<br />

T: 01/513 48 12, F: 01/5130748<br />

galerie.slavik@vienna.at, www.galerie-slavik.com<br />

Di - Fr 10 - 13, 14 - 18, Sa 10 - 17 Uhr<br />

- 09 Sep Künstler der Galerie. Intern. Schmuckkunst<br />

14 Sep - 14 Okt Kodré, Heindl, Seto, Lippuner. Herbstlese. Japan. Lackobjekte<br />

17 Okt - <strong>11</strong> Nov Heindl, Kodré, Kutschera, Machacek, Rahs, Schmeiser. Österr. Schmuckkunst<br />

14 Nov - 27 Jan Winterreise. Intern. Schmuckkunst<br />

59 GALERIE <strong>ST</strong>EINEK<br />

Eschenbachgasse 4, 1010 Wien<br />

T + F: 01/5128759<br />

galerie@steinek.at, www.galerie.steinek.at<br />

Di - Fr 13 - 18, Sa <strong>11</strong>- 15 Uhr<br />

13 Sep - 20 Okt Robert Barry<br />

24 Okt - 02 Dez Ilse Haider<br />

60 GALERIE <strong>ST</strong>EINEK KUN<strong>ST</strong>HANDEL<br />

Himmelpfortgasse 22, 1010 Wien<br />

T: 06991 9423751<br />

galerie@steinek.at, www.galerie.steinek.at<br />

Di - Fr 14 - 18 Uhr<br />

14 Sep - 14 Okt Franz Ringel. Fieberkopf<br />

61 GALERIE SUPPAN CONTEMPORARY<br />

Habsburgergasse 5, 1010 Wien<br />

T: 01/535 535 4, F: 01/535 535 435<br />

info@suppancontemporary..com, www.suppancontemporary.com<br />

Mo - Fr 10 - 18, Sa 10 - 12.30 Uhr<br />

Sep - Dez Programm auf Anfrage<br />

62 GALERIE ULYSSES<br />

Opernring 21, 1010 Wien<br />

T: 01/587 1226, F: 01/587 2199<br />

ulysses@galerie-ulysses.at, www.kunstnet.at/ulysses<br />

Di - Fr 12 - 18, Sa 10 - 13 Uhr<br />

Sep<br />

Sepp Dreissinger. ...arme poeten & andere seiltänzer<br />

Okt<br />

Arnulf Rainer. Bilder aus drei Jahrzehnten<br />

Nov<br />

Karel Appel. In Memoriam<br />

63 GALERIE V & V<br />

Bauernmarkt 19, 1010 Wien<br />

T: 01/535 63 34, F: 01/810212140<br />

vundv@aon.at, www.kunstnet.at/v+v<br />

Di, Mi 14 - 18.30, Do 14 - 21, Fr, Sa <strong>11</strong> - 18 Uhr u. n. tel. V.<br />

- 13 Sep Karen Pontoppidan. an dich gedacht<br />

15 Sep - 28 Okt Doris Betz. Für Leib u. Seele... Schmuckkunst<br />

02 Nov - 03 Dez Martina Mihulka. Kleider machen Leute<br />

02 Nov - 03 Dez Blanka Sperkova. Drahthüllen<br />

05 Dez - 14 Jan Jahresrückblick 2006<br />

64 GALERIE V & V LINDENGASSE<br />

Lindengasse 5, 1070 Wien<br />

T: 01/535 63 34<br />

Mi - Fr 12.30 - 18.30, Sa <strong>11</strong> - 17 Uhr<br />

Mitte Sep - Lilli Ploskova, Nikolay Sardamov. Lila Pix<br />

65 KUN<strong>ST</strong>HANDEL WIDDER<br />

Johannesgasse 9-13, 1010 Wien<br />

T + F: 01/512 45 69<br />

office@kunsthandelwidder.com, www.kunsthandelwidder.com<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa 10 - 15 Uhr<br />

Sep - Dez Neuerwerbungen<br />

Öle, Aquarelle & Pastelle von Willy Eisenschitz<br />

66 GALERIE HUBERT WINTER<br />

Breite Gasse 17, 1070 Wien<br />

T: 01/524 09 76, F: 01/524 09 769<br />

office@galeriewinter.at, www.galeriewinter.at<br />

Di - Fr <strong>11</strong> - 18, Sa <strong>11</strong> - 14 Uhr<br />

07 Sep - 23 Sep Aoki, Fujimori, Ito, Kuma, Sejima/Nishizawa.<br />

SOBY ō. Skizzen von 6 japan. Architekten<br />

27 Sep - 04 Nov Danica Phelps<br />

08 Nov - 02 Dez Birgit Jürgenssen<br />

07 Dez - Jan Marcia Hafif<br />

67 GALERIE WOLFRUM<br />

Augustinerstraße 10, 1010 Wien<br />

T: 01/512 53 98-15, F: 512 53 98-57<br />

wolfrum@wolfrum.at<br />

Mo - Fr 10 - 18, Sa 10 - 17 Uhr<br />

08 Sep - 07 Okt Mario Dalpra. Neue Arbeiten<br />

Michael Aichhorn (Graph. Kabinett)<br />

13 Okt - 25 Nov Roman Scheidl<br />

Gottfried Salzmann (Graph. Kabinett)<br />

01 Dez - 01 Jan Blaas, Stangl, Farasset, Spira, Schluderbacher<br />

Valentin Oman (Graph. Kabinett)<br />

68 AKADEMIE DER BILDENDEN KÜN<strong>ST</strong>E WIEN<br />

Schillerplatz 3, 1010 Wien<br />

T: 01/58816-0, F: 01/5877977<br />

info@akbild.ac.at, www.akbild.ac.at<br />

Tägl. <strong>11</strong> - 18<br />

20 Okt - 03 Dez Jutta Koether, Silke Otto-Knapp<br />

Okt - Dez Projekte von Studierenden der Akademie<br />

69 ATELIERHAUS DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜN<strong>ST</strong>E WIEN<br />

Lehárgasse 8, 1060 Wien<br />

T: 01/58816-0, F: 01/5877977<br />

info@akbild.ac.at, www.akbild.ac.at<br />

Mo - Sa <strong>11</strong> - 18 Uhr<br />

17 Nov - 03 Dez Kuratorenprojekt 2006<br />

70 ARCHITEKTURZENTRUM WIEN<br />

Museumsplatz 1, im MQ, 1070 Wien<br />

T: 01/522 31 15-23, F: 01/522 31 17<br />

office@azw.at, www.azw.at<br />

Tägl. 10 - 19, Mi 10 - 21 Uhr<br />

dauerhaft a_schau. Österr. Architektur im 20.u. 21 Jht.<br />

23 Okt Dominique Perrault Architecture<br />

14 Sep 09 Okt Atlantic Wall. In Beton gegossener Wahn - 12000 deutsche Bunker am Meer<br />

26 Okt 13 Nov Bauherrenpreis 2006<br />

16 Nov - 05 Feb s2arch. 9 Projekte für Johannesburg<br />

71 BA-CA KUN<strong>ST</strong>FORUM<br />

Freyung 8, 1010 Wien<br />

T: 01/5333726, F: 01/ 5333718<br />

office@ba-ca-kunstforum.at, www.ba-ca-kunstforum.at<br />

Sa - Fr 10 - 19, Fr 10 - 21 Uhr<br />

06 Sep - 05 Nov Markus Lüpertz<br />

15 Nov - 18 Feb Marc Chagall. Meisterwerke 1907-1922<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

72 BASEMENT<br />

Grundsteingasse 8/34-35 2.Hof, <strong>11</strong>60 Wien<br />

T: 0699/ 19230722, 01/19230722, F: 01/ 9230722<br />

claudia-maria.luenig@chello.at, www.cml-katalyst.com<br />

Mi - Fr 17 - 20, Sa, So 16 - 20 Uhr oder nach Vereinbarung<br />

13 Sep - 01 Okt Fuchs, Blum, Schwertsik, White, Kavdanksa, Iordanova, Bila-Guenther, Wodtcke.<br />

Global fusion - Close up 2006<br />

03 Nov - 25 Nov Aghasyan, Vereschak, Zinets, Grabovan, Bersan, Tsibakhashvili, Lapiashvili,<br />

Osepaishvili, Djekshenbaev, Ratushendko. Transborder_exclusion/inclusion<br />

73 DREIZEHNZWEI<br />

Lambrechtgasse 13/2, 1040 Wien<br />

T: 01/9437181<br />

dreizehnzwei@gmx.net, www.dreizehnzwei.cjb.net<br />

Di, Do, Fr 16.30 - 19, Sa <strong>11</strong>.30 - 14 Uhr<br />

22 Sep - 28 Okt Stefan Lux, Katarina Matiasek<br />

Nov - Dez Programm auf Anfrage<br />

74 HOFMOBILIENDEPOT - MÖBEL MUSEUM WIEN<br />

Andreasgasse 7, 1070 Wien<br />

T: 01/ 524 33 57, F: 01/ 524 33 57 -666<br />

info@hofmobiliendepot.at, www.hofmobiliendepot.at<br />

Di - So 10 - 18 Uhr<br />

04 Okt - 07 Jan Zappel, Philipp! Die Welt der Kindermöbel<br />

permanent Sissi im Film - Möbel einer Kaiserin<br />

75 KINDERMUSEUM - SCHLOSS SCHÖNBRUNN ERLEBEN<br />

Schloss Schönbrunn Westtrakt, <strong>11</strong>30 Wien<br />

T: 01/ 8<strong>11</strong> 13 239, F: 01/8<strong>11</strong>13-333<br />

reservierung@schoenbrunn.at, www.schoenbrunn.at<br />

Sa, So + Fei 10 - 17 Uhr (Gruppen: Mo - Fr 09 - 13 Uhr u.n.tel.V.)<br />

- 10 Sep Kaiserliche S(z)eitenblicke<br />

16 Sep - 12 Nov Die Baumeister von Schönbrunn<br />

18 Nov - 07 Jan Religion im kaiserlichen Alltag<br />

76 KÜN<strong>ST</strong>LERHAUS<br />

Karlsplatz 5, 1010 Wien<br />

T: 01/587 96 63, F: 01/587 87 36<br />

office@k-haus.at, www.k-haus.at<br />

Di - So 10 - 18, Do 10 - 21 Uhr<br />

- 17 Sep Bernard Schultze u. Parallelwelten. DeNatura<br />

22 Sep - 29 Okt Lisa Huber, M. Kohler-Heilingsetzer. Tonschnitt<br />

03 Nov - 03 Dez Fotogramme<br />

15 Nov - 14 Dez Peter Sellars. New Crowned Hope<br />

14 Dez - 14 Jan Ona B.<br />

77 KUN<strong>ST</strong>HALLE EXNERGASSE<br />

Währingerstraße 59/2/1, 1090 Wien<br />

T: 01/4012141, F: 01/4012167<br />

kunsthalle.exnergasse@wuk.at, www.kunsthalle.wuk.at<br />

Di - Fr 14 - 19, Sa 10 - 13 Uhr<br />

07 Sep - 07 Okt Autogena, Friedman, Lulic, Nemes, Pask, Potrc, Ressler, Yang. Strategic<br />

Questions<br />

19 Okt - 18 Nov Becker, Bennett, Bergmann, Grübl, Köpcke, P-Orridge, Red, Roush, Taanila,<br />

Weisser. Ear Appeal<br />

78 KUN<strong>ST</strong>HALLE WIEN<br />

Museumsplatz 1, 1070 Wien<br />

T: 01/521 89-33, F: 01/521 89-1260<br />

office@kunsthallewien.at, www.kunsthallewien.at<br />

Tägl. 10 - 19, Do 10 -22 Uhr<br />

- 17 Sep Summer of Love. Psychedelische Kunst der 60er Jahre<br />

- 15 Okt Dorothy Iannone, Lee Lozano. Seek the Extremes..<br />

13 Okt - 25 Feb Raymond Pettibon<br />

03 Nov - 04 Feb Americans, Meisterwerke amerikan. Fotografie von 1950 bis heute. Ein kritischer<br />

Blick<br />

79 KUN<strong>ST</strong>HAUSWIEN<br />

Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien<br />

T: 01/712 04 95, F: 01/712 04 96<br />

info@kunsthauswien.com<br />

www.kunsthauswien.com, www.kunsthauswien.at<br />

Tägl. 10 - 19 Uhr<br />

- 01 Okt HR Giger. Giger in Wien<br />

12 Okt - 25 Feb Sante D´Orazio. Photographs<br />

80 KUN<strong>ST</strong>RAUM NOE<br />

Herrengasse 13, 1014 Wien<br />

T: 01/9042<strong>11</strong>1, F: 01/9042<strong>11</strong>2<br />

office@kunstraum.net, www.kunstraum.net<br />

Di, Mi, Fr <strong>11</strong> - 19, Do <strong>11</strong> - 20, Sa <strong>11</strong> - 15 Uhr<br />

08 Sep - 12 Sep Rainer Prohaska. Local/Food - Restaurant Transformable<br />

06 Okt - 23 Dez Aasan, Breitz, Gröting, Marhöfer, Monk, Nicolai, Schuster, Wieland, Wolff,<br />

Würmell u.a. Klartext Berlin<br />

81 LIECHTEN<strong>ST</strong>EIN MUSEUM. DIE FÜR<strong>ST</strong>LICHEN SAMMLUNGEN<br />

Fürstengasse 1, 1090 Wien<br />

T: 01/319 57 67-252, F: 01/319 57 67-255<br />

info@liechtensteinmuseum.at, www.liechtensteinmuseum.at<br />

Fr - Mo 10 - 17 Uhr<br />

permanent Die Fürstlichen Sammlungen<br />

17 Nov - 19 Mär Unter dem Vesuv. Kunst u. Künstler vom 17.bis zum 19.Jht. in Neapel und seinem<br />

Umfeld aus der Sammlung Harrach<br />

82 MAK - Ö<strong>ST</strong>ERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUN<strong>ST</strong> / GEGENWARTSKUN<strong>ST</strong><br />

Stubenring 5, 1010 Wien<br />

T: 01/7<strong>11</strong> 36-0, F: 01/7131026<br />

office@MAK.at, www.MAK.at<br />

DI (MAK NITE©) 10-24, Mi-So 10-18, 24.+31 Dez: 10-15 Uhr, 25 Dez geschl.<br />

04 Okt - 21 Jan Tone Fink. Textil<br />

18 Okt - 18 Feb Protypes - Next Generation<br />

25 Okt - 04 Mär Hernan Diaz Alonso. Xefirotarch<br />

08 Nov - 25 Mär Susanne Hammer. Short Stories<br />

15 Nov - 25 Feb Johannes Gachnang als Verleger<br />

22 Nov - 10 Dez 100 besten Plakate 05 Dt.land, A, CH<br />

83 MUMOK, MUSEUM MODERNER KUN<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>IFTUNG LUGWIG<br />

Museumsplatz 1, 1070 Wien<br />

T: 01/52500-0, F: 01/52500-1300<br />

info@mumok.at, www.mumok.at<br />

Di - So 10 - 18, Do 10 - 21 Uhr<br />

- 29 Okt Joseph Beuys. Aus der Sammlung des MUMOK<br />

- 26 Nov Review - 25 Jahre Österr. Stiftung Ludwig<br />

20 Okt - <strong>11</strong> Feb Erwin Wurm, Franz Gertsch<br />

15 Dez - 04 Mär Peter Dittmer. Die Amme<br />

15 Dez - 28 Mai Wiener Gruppe, Wr. Aktionismus, Fluxus u. Konzeptkunst aus der Sammlung<br />

84 NAC/HABRES + PARTNER<br />

Hollandstraße 7, 1020 Wien<br />

T: 01/522646533, F: 01/522646566<br />

office@nacpool.at, www.nacpool.at<br />

Di - Fr 15 - 20 u. nach Vereinbarung<br />

projectspace nac/vis-à-vis<br />

Hollandstraße 10, 1020 Wien<br />

T: 01/522646533, F: 01/522646566<br />

office@nacpool.at, www.nacpool.at<br />

Di - Fr 15 - 20 u. nach Vereinbarung<br />

06 Sep - 14 Okt Madga Tothova<br />

21 Sep - 10 Okt 1.Viennabiennale (projectspace)<br />

24 Okt - 25 Nov Carmen Malin<br />

24 Okt - 25 Nov Laura Samaraweerová (projectspace)<br />

29 Nov - 10 Jan Eric M. Kressnig<br />

85 Ö<strong>ST</strong>ERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK - PRUNKSAAL<br />

Josefsplatz 1, 1010 Wien<br />

T: 01/534 10 464, F: 01/534 10 257<br />

oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at, www.onb.ac.at<br />

Di - So 10 - 18, Do 10 - 21 Uhr<br />

- 31 Okt Küchenkunst und Tafelkultur. Kulinarische Zeugnisse aus der Österr.<br />

Nationalbibliothek<br />

01 Dez - 14 Jan Christ ist geboren. Prachthandschriften zum Weihnachtsfest<br />

86 Ö<strong>ST</strong>ERR. NATIONALBIBLIOTHEK IM PALAIS MOLLARD<br />

Herrengasse 9, 1010 Wien<br />

T: 01/534 10 464, F: 01/534 10 257<br />

oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at, www.onb.ac.at<br />

Mo - Mi, Fr - Sa 10 - 14, Do 15 - 19 Uhr<br />

permanent Globenmuseum, Esperantomuseum<br />

87 Ö<strong>ST</strong>ERR. NATIONALBIBLIOTHEK - PAPYRUSMUSEUM<br />

Heldenplatz, Neue Burg, Mitteltor, 1010 Wien<br />

T: 01/534 10 464, F: 01/534 10 257<br />

oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at, www.onb.ac.at<br />

Sep: Mo,Mi-Fr 10 - 16 Uhr; Okt-Dez: Mo,Mi-Fr 10 -17 Uhr<br />

- 30 Nov Mit den Griechen zu Tisch in Ägypten<br />

Permanente Ausstellung<br />

88 SECESSION - VEREINIGUNG BILDENDER KÜN<strong>ST</strong>LERINNEN<br />

Friedrichstr. 12, 1010 Wien<br />

T: 01/587 5307, F: 01/587 5307-34<br />

office@secession.at, www.secession.at<br />

Di - So 10 - 18, Do 10 - 20 Uhr<br />

22 Sep - 12 Nov Julie Ault, Martin Beck. Installation<br />

22 Sep - 12 Nov I-DIRECT ONTOLOGY<br />

24 Nov - 22 Jan Stan Douglas, Judith Hopf, Midori Mitamura<br />

89 <strong>ST</strong>RABAG KUN<strong>ST</strong>FORUM<br />

Strabag Haus, Donau-City-Straße 9, 1220 Wien<br />

T: 01/224 22 1848, F: 01/224 22 1847<br />

kunstforum@bauholding.at, www.strabag-kunstforum.at<br />

Mo - Do 09 - 17, Fr 09 - 13 Uhr<br />

22 Sep - 13 Okt Drago Persic. Art Award 2/2006<br />

20 Okt - 17 Nov Deborah Sengl. Art Award 3/2006<br />

24 Nov - 19 Jan Sevda Chkoutova. Art Award 4/2006<br />

90 WE<strong>ST</strong>LICHT. SCHAUPLATZ FÜR FOTOGRAFIE<br />

Westbahnstraße 40, 1070 Wien<br />

T: 01/5226636, F: 01/5231308<br />

info@westlicht.com, www.westlicht.com<br />

Di, Mi, Fr 14 - 19, WestLicht Eve© Do 14 - 21, Sa,So, Fei <strong>11</strong>- 19 Uhr<br />

12 Sep - 22 Okt World Press Photo 06<br />

07 Nov - 14 Jan Nobuyoshi Araki. Diaries (Love by Leica)


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Extended Play Positions EP<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 31<br />

BORN TO BE<br />

A <strong>ST</strong>AR<br />

Bereits im Titel der<br />

Ausstellung Born to be<br />

a Star (2004) wurden<br />

die Ambivalenzen zwischen<br />

der Sehnsucht nach einem<br />

authentischen Subjekt und<br />

dem durch die Medienkultur<br />

forcierten Imagetransfer<br />

aufgegriffen. Der Konzeption<br />

neuer Strategien in der<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

Star- und Individualitätskult<br />

widmet sich die Publikation<br />

Born to be a Star, welche als<br />

weitere Aspekte des Projektes<br />

die Ausstellungsreihe The<br />

Sound of your Eyes (2006)<br />

und Veranstaltungen von<br />

MusikerInnen und PerformerInnen im temporären Projektraum<br />

Star/o/mat in der K/Haus Passagegalerie einbezieht. Die<br />

Publikation funktioniert als Analyse der im Kontext zum Projekt<br />

Born to be a Star aufgeworfenen Themen rund um Starsysteme,<br />

Antistarkult, Genderclash, Popfeminismus, elektronische Sounds,<br />

performative Strategien und prekäre Produktionsbedingungen.<br />

Neue Akzente gegenüber einer für das Identitätsmarketing<br />

durchlässigen Medienrealität geraten in einer Gegenüberstellung<br />

mit dem künstlerischen Authentitzitätsdiskurs ins Spiel.<br />

Spannende Optionen in der Inszenierung und Konstruktion von<br />

Gegenentwürfen zu den in der Pop- und Populärkultur gehypten<br />

Role-Models und Stargenerierungen gelangen durch post- und<br />

popfeministischen Kunstproduktionen zum Zug.<br />

Jutta Koethers Überdenken der Potentiale der Punkperformance<br />

löst komplexe Impulse der Verführung und Konfrontation aus.<br />

Die performativen Strategien in der Selbstinszenierung der Diva<br />

zwischen Femme Fatale und Femme Fragile skizziert Katarina<br />

Matiasek in dem Text über ihre gemeinsam mit dem elektronischen<br />

Soundkünstler Scanner produzierten Soundvideoinstallation<br />

Diva. Auf die Symptome der Post-Star Ära bezieht sich Jutta<br />

Koether in der Textmontage Shirly in der sie sich mit dem<br />

Aspekt des Starwerdens und dessen Wandel befasst. Gabriele<br />

Werner weist auf die möglichen Metaphern für Identitäts- und<br />

Subjektkonstruktionen hin, die durch das Projekt Born to be a<br />

Star angeboten werden. Die Frage: Wie subkulturell ist meine<br />

Körperintelligenz?, stellt die Reality Researcherin Nina Stuhldreher.<br />

Die zunehmende Bedeutung der Intuition im soziokulturellen Feld<br />

wird von Nina Stuhldreher unter anderem zum Ausgangspunkt<br />

ihrer performativen Kulturkritik. In Dieter Lesage Porträt der<br />

Künstlerin, DJ und Magazinherausgeberin Ina Wudke mit dem<br />

Titel Wudtke’s Way. Everything that Ina does wird akribisch das<br />

Image der Künstlerin als Kulturinvestorin nachgezeichnet, welches<br />

gleichzeitig die Ökonomien kreativer Prozesse widerspiegelt. Justin<br />

Hoffmann verfolgt am Beispiel der postfeministischen Frauenband<br />

Chicks on Speed wie es gelingen kann, in die Rolle von Musikstars<br />

zu schlüpfen und dabei selbst Stars zu werden. Welche Rolle der<br />

urbane Raum in der performativen Markierung einer individuellen<br />

Zeitlichkeit spielen kann, gelangt im Text A Monument for the<br />

Invisible von Cecilie Hogsbro Ostergaard zum Ausdruck.<br />

Publicityträchtige Medienformate bilden ebenso Angriffspunkte<br />

wie Bezüge zu einer Social(Art)History, welche die<br />

Handlungsspielräume künstlerischer Produktivitäten aufzeigen.<br />

Die Ambition erneut Normativitätszwänge zu entschärfen, stellt<br />

sich durch eine Auseinandersetzung mit der Verwertungslogik des<br />

Starsystems auf der performativen Ebene ein.<br />

Mit Beiträgen von:<br />

‘a room of one’s own’, Monica Bonvicini, Anna Ceeh, Chicks On Speed,<br />

Helen Cho, Michelle Deignan, Chilo Eribenne, Christina Ertl/Tobias Hassels,<br />

Female Obsession Spezial, Anita Fricek, Christine Gloggengiesser, Kim<br />

Gordon, Elisabeth Grübl, Grübl & Grübl, Renée Green, Ursula Hübner,<br />

Judith Huemer, Jutta Koether, Katarina Matiasek/ Scanner, Ursula Mayer,<br />

Mike Mills, Begoña Muñoz, Muntean/ Rosenblum, Elisabeth Penker, Anu<br />

Pennanen, Jennifer Reeder, Bernadette Reiter/Theresa Dirtl, Isabel Reiß,<br />

G. Rizo, Nicolas Roeg/Donald Cammel, Constanze Schweiger, Ann-Sofi<br />

Sidén, Studio 3+3, Nina Stuhldreher, Tracy+The Plastics, Rita Vitorelli,<br />

Monika Vision, Justene Williams, Ina Wudtke/Birgit Wudtke, Ina Wudtke/<br />

Inga Svala Thorsdottir. Nummer Zwei: Ein Beitrag von Cosima Rainer mit<br />

Victor Alimpiev/Sergey Vishnevsky, Laura Cottingham/Leslie Singer, Meike<br />

Schmidt-Gleim, Cosima von Bonin, Amelie von Wulffen Sadie Benning/<br />

Kathleen Hanna und Wolf Koenig/ Roman Kroitor. Texte: Peter Bogner,<br />

Justin Hoffmann, Cecilie Høgsbro Østergaard, Jutta Koether, Dieter Lesage,<br />

Nina Stuhldreher, Katarina Matiasek, Christina Nemec, Elisabeth Penker,<br />

Karin Pernegger, Ursula Maria Probst, Raimar Stange, Cosima Rainer, Isabel<br />

Reiß, Gabriele Werner u.a.<br />

Hrsg. Ursula Maria Probst, Peter Bogner/K-Haus, Wien. Schlebrügge Editor, 160<br />

Seiten, ca. 130 Abb., Wien 2006, ISBN 3-900926-15-8, ISBN 978-85160-081-0.<br />

On the occasion of the recent publication of BORN TO BE<br />

A <strong>ST</strong>AR catalogue Julie A. Ryan writes about and talks with<br />

Ursula Maria Probst.<br />

Katarina Matiasek/Scanner,<br />

Diva, 2004<br />

Begoña Muñoz, Let’s play Hippies,<br />

2003<br />

Constanze Schweiger, Die DJ und<br />

wer dahinter steht, Electric Indigo,<br />

2004<br />

Elisabeth Grübl, UG, 2000<br />

Female Obsession Spezial,<br />

Curatorial Work, 2003-2006,<br />

Videoperformance<br />

Elisabeth Penker, The Untitled<br />

Instrument, (Die Bildhauerin), 2004<br />

Monica Bonvincini, Damaged, 2001<br />

a birth-rite, as in born to be. Today seeking stardom is a serious pursuit<br />

in and of itself, as serious as any lifetime goal. But to ‘Be Something’<br />

regularly precedes wanting to ‘Do Something’. Elliot Mintz is the 60-<br />

something year old PR guide and confidant for Paris Hilton, positions he<br />

also held with the late John Lennon. When asked about the juxtaposition<br />

of these two seemingly disparate personalities Mintz offered that “In his<br />

eyes he (Lennon) once stood for the dreams and values of a generation.<br />

And now he represents an heiress (Hilton) who, well, stands for the<br />

dreams and values of a generation.” (Kyle Pope; New York Times, August<br />

27, 2006)<br />

Probst has a candid way of describing her work as a connector of<br />

music performances, art exhibitions and writing. Her choice to work<br />

independently and to fill some gaps she sees in the Vienna art and music<br />

scenes adds vitality and diversification.<br />

Julie A. Ryan: How would you describe the current Vienna music scene?<br />

Ursula Maria Probst: There are a lot of female bands like Pantskirt, First<br />

Fatal Kiss, SV Damenkraft, “z.B.: …”, Silicone Pumpgun, Chick Wings or<br />

Agenda Lobkov in Vienna now. It’s really a very good feeling recognizing<br />

that they become more and more professional and international. Two<br />

weeks ago there was a big festival organized by Fiber at the Fluc.<br />

JAR: What is your relationship to that scene?<br />

UMP: I’m not really involved in the scene because I’m always a kind<br />

of outsider, but I organized a lot of performances at the K/Haus<br />

Passagegalerie and I write sometimes critiques about music in Spike or in<br />

Fiber.<br />

JAR: You are an independent curator by choice. Why do you prefer this<br />

freelance way of working?<br />

UMP: The freelance way of working is also a kind of obsession. For the<br />

last three years I worked the whole time on different projects. I was at the<br />

same time organizer etc. for different events at the K/Haus Passagegalerie,<br />

curator for a project in public space and I have written art criticism and<br />

texts for exhibition catalogues. But, I prefer to be independent and I enjoy<br />

the great luxury to do what I want to do.<br />

JAR: Did you study art history… Or?<br />

UMP: Yes, I studied art history and wrote my masters thesis was on<br />

Louise Bourgeois. This was also the reason why I started to work as an art<br />

critic.<br />

JAR: What do you mean that you started to work as art critic because of<br />

your study of art history?<br />

UMP: In 1998 there was an exhibition in Vienna in which Louise<br />

Bourgeois participated, so I decided to write a review. This was the first<br />

time, and so I continued because I thought it was and it is important to<br />

write more articles about women artists.<br />

JAR: Did you ever meet Louise Bougeois?<br />

UMP: I was in New York at her studio in 1993 and I met her several times.<br />

JAR: In New York this autumn 23% of solo shows are by women (Jerry<br />

Saltz; The Village Voice, October 2, 2006) compared to 19% women in<br />

2005. How do you feel about women being exhibited in Vienna?<br />

UMP: That was the main reason why I started to work as an art critic and<br />

curator. I wanted to support women the best way I know how. I noticed<br />

that also in big exhibitions in Vienna there is a lack of women. The artists<br />

“a room of one’s own” produced interesting works in this context. The<br />

other model is the artist as cultural worker like Ina Wudtke.<br />

JAR: How do you think about organizing events in the art/music context?<br />

UMP: I was surprised that people who visit music events are not<br />

really interested in art at the moment. For some events I organized<br />

performances or videos from artists, punk concerts and DJ’s on one<br />

evening and it was really interesting to notice how the DJ’s struggled with<br />

the artists for space. But there exists a kind of power that is produced this<br />

way and also a cultural dynamic. On the other side, people are fascinated<br />

by places in an art context.<br />

JAR: What projects are you currently working on?<br />

UMP: I’m working on the exhibition project The Sound of your Eyes with<br />

Ursula Hübner, Elisabeth Penker, Anita Fricek, Edith Payer, Ursula Mayer<br />

and Female Obsession Spezial at the K/Haus Passagegalerie. I am also<br />

preparing a workshop about journalism in Kiev, preparing an art concept<br />

for Fluc and writing on different texts<br />

for artists and magazines.<br />

Curated in 2004 by Ursula Maria Probst<br />

at K/Haus Wien, BORN TO BE A <strong>ST</strong>AR<br />

captured a certain zeitgeist of what is<br />

now an absolutely saturated media fame<br />

frenzy. The exhibition played to various<br />

degrees of fame and the infamous<br />

from the rock star and the princess to<br />

the earnest and the posers. The theme<br />

explored the thinness of stardom and<br />

Ursula Maria Probst<br />

the egalitarian implication for fame as<br />

Chicks On Speed, Blop, 2004<br />

Jennifer Reeder, The Plasic Rainbow,<br />

2003<br />

Jutta Koether, Shirly, 2002


32 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch IV - Extended Play Positions EP<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Hans Peter Kuhn in der Tonspur<br />

Klanginstallation ab dem 29. Oktober 2006 im MQ/q21 t ä g l i c h 1 0 : 0 0 - 2 0 : 0 0 h<br />

Soundline - Hyogo Prefectural<br />

Museum of Modern Art, Kobe<br />

Marzahn - bei Licht besehen... Berlin 1999<br />

Hans Peter Kuhn (D) ist Gast der TONSPUR im<br />

MuseumsQuartier und wird eine Klanginstallation<br />

für die TONSPUR_passage entwerfen, die<br />

dort bis Ende Januar 07 zu hören sein wird. Gemeinsam<br />

mit seiner Frau, der Malerin und Performerin<br />

Junko Wada (J), erarbeitet er während<br />

ihres Aufenthaltes, unterstützt vom Tanzquartier<br />

Wien, ein neues Tanzstück.<br />

Aktuell ist Hans Peter Kuhn mit 3 neuen Lichtund<br />

Klanginstallationen bei den Musiktagen in<br />

Donaueschingen und mit einem 18 m hohen<br />

leuchtenden Fragzeichen in der Liverpool Biennial<br />

vertreten.<br />

Heiersturm<br />

Paderborn, 2003<br />

www.hanspeterkuhn.com www.estatic.it<br />

www.junkowada.de<br />

Labyrinth - sonambiente, Berlin 2006<br />

Aus der Tiefe - Galerie e/static Torino<br />

? - Liverpool Biennial 06<br />

Junko Wada<br />

Hans Peter Kuhn bei<br />

den Proben<br />

Tanzquartier Wien<br />

AQUARIUM - Klangkunstforum Berlin, 2000<br />

TONSPUR für einen öffentlichen raum<br />

TONSPUR_passage<br />

Klangarbeiten im MuseumsQuartier Wien<br />

Die Reihe TONSPUR präsentiert Klangarbeiten internationaler Künstler im öffentlichen Raum des MuseumsQuartier Wien.<br />

Ihre mehrkanaligen, das übliche Stereobild aufhebenden Kompositionen erschaffen faszinierende Klangarchitekturen und<br />

begehbare Tonräume.<br />

TONSPUR ist ein quartier21-Projekt von Georg Weckwerth und Peter Szely und startete im September 2003 in der Arena21.<br />

Mit der TONSPUR_passage zwischen MQ-Haupthof und -Staatsratshof wurde ein permanenter Spielort etabliert.<br />

Der visuelle Grundbass zur TONSPUR_passage stammt von Esther Stocker.<br />

www.tonspur.at<br />

| www.georgweckwerth.org | www.szely.org<br />

Betreiber der Tonspur<br />

Peter Szely/ Musiker /<br />

Klangarchitekt<br />

Georg Weckwerth/<br />

Kurator / Künstler<br />

Künstler der TONSPUR: Oliver Bokan, Andres Bosshard, Miha Ciglar, Alvin Curran, Christof Cargnelli, [dy’na:mo], Syl. Eckermann, Ulrich Eller, Silvia Fässler, Klaus Filip, Elmar<br />

Fröschl, Bernhard Gál, Anja Grauf, Oliver Hangl, Ferdinand Harnoncourt-Unverzagt, Franz Hautzinger, Miha Horvat, Robert Jacobsen, Hans Peter Kuhn, Ulrich Kurt Kühn, Augusta<br />

& Kalle Laar, Bernhard Loibner, Tobi Maier, maschek., Norbert Math, Samo Pecar, Elisabeth Penker, Hans-Jürgen Poetz, Michal Rataj, Billy Roisz, Martin Siewert, Sigtryggur Berg<br />

Sigmarsson, Sylva Smejkalova, Andrea Sodomka, Peter Szely, Thilges3, Ulrich Troyer, Erdem Tunakan, Eva Ursprung, Zlatan Vukosavljevic, Junko Wada, Miki Yui, Mia Zabelka.<br />

Photos: gerhardkasner.de (4), Shigefumi Kato, Hans Peter Kuhn, Georg Weckwerth, Alexandra Wolkowicz


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch V - WARAN<br />

<strong>ST</strong>/A/R 33<br />

Liebes fl ex, seit zehn jahren bin ich dauerfett. Ihr müsst mir helfen, alles was ich brauche ist ein bier nach dem anderen, und<br />

Liebes deli- türke stirb langsam 3<br />

Ich hab nichts gegen kanaken, die sind wie kakerlaken, einfach grindig.<br />

Mit kara mustafa, muha-mad ali<br />

Die kurden sind die guaden. Owa die inda wean blinda, wie belinda.<br />

Lieber stefan, bitte halt´s maul bevor ich mir meine schlizohren aufreiße.<br />

Ich scheiß dir ins maul, ich drisch dich. Windelweich du eierschädel b.z.w. -schaaß.<br />

Dear jörgel, thank you for beeing my friend. We care for each other. Take a lick of joe.<br />

hagi in string tangas. Dann tanz ich ab wie die sau.<br />

Dear Mr. President donald duck dich! Ich druck dich. Gscheit durch, in der zeitung.<br />

Hab durchgemacht. Die ganze nacht in die hose. Das ging ordentlich<br />

daneben, kann auch ins auge gehen.<br />

Alexander wurzen hat mich beschissen. Und ich habe gekichert.<br />

Kichererbsenschaaß<br />

Supra dynschiß, herkules scheiße. Cooler als hercooles,<br />

aber schnuddeliger als satan hussein, der auf<br />

eigenen willen begnadigt wurde, obwohl er fan der<br />

todesstrafe ist.<br />

Toyo-ta-g der offenen tür-ke stirb, krepier,<br />

zigeinersackl.<br />

Kiss me quick, i´m comming, watch out, bitch!<br />

Paranoja forever, allianz der aliens, die nächte<br />

des wahnsinns. nebel des grauens<br />

Michael Nuntschacko jackson<br />

Mein affe heißt tarzan, du schuft, du<br />

fotzenknecht ruprecht.<br />

Drogen sind auch nur menschen,<br />

und wollen genauso wie wir<br />

respektiert und lieb gehabt<br />

werden. Heroin macht<br />

unglaublich fi t im<br />

schritt( siehe klaus<br />

krankenhaus)<br />

Kokain macht<br />

arrogant und sexy.<br />

Und bringt dich um<br />

dein gefühl. Siehe<br />

otto müll.<br />

Otto ottifant<br />

– fl ohbeidel, sex ist<br />

überfl üssig.,so wie Luft<br />

zum Atmen<br />

G-punkt ist wie Atlantis man<br />

muss ihn einfach fi nden.<br />

I need Kukident Please push<br />

the button and send me a tom cruise<br />

missle for Schüssel<br />

Peter pan ist mein freund. Und nennt sich<br />

heute the king of pop. Einmal gepoppt<br />

niemehr gestoppt<br />

Bruno groening soll scheißen gehen, und<br />

nicht mehr so viel schimpfen.<br />

Do it like we do it on another discovery<br />

channel<br />

Make it real and kiss me like Madonna di<br />

caprio<br />

Alle Frauen sind Raketen im Bett, und ich hab<br />

eine purshing zwei zwischen den arschbacken.<br />

und nur Blondinen können kochen<br />

Um ehrlich zu sein müsste ich lügen<br />

Bin unsterblich verliebt in mich selbst.<br />

Titti Kaka- hakuna matatta<br />

Hottentottenkönig Rudi hat wegen der Hochzeit zugesagt,<br />

und wird antreten als kampfschwein mike iron butterfl y tyson.<br />

Fliegen um die scheiße kryson.<br />

Der Tonipolsterabend fi ndet heute statt<br />

Gang Bang im Flex. Mit meinem crysler zum kreisler. Du drehst<br />

dich im kreisel.<br />

Werde dir treu sein auch wenn ich dich betrüge. Ich bin glatt wie<br />

ein aal, total loyal.<br />

Royal fl ashback<br />

Was uns verbindet ist KomponentenKleber,( kontinenten kleber)<br />

You make me feel like a natural women- woo man<br />

Don´t call the doctor Don´t call the preacher Don´t call the callboy<br />

Ask for the policia patricia<br />

Feel the power you are my fl ower-power like schoppenhauer shopping city dubai<br />

Vitamin c zapferl, eine stöpseln, dir hängen die wortfetzen im gesicht...<br />

Bussi pussy tschuldigung wortwitz<br />

Braunschweig wenn ich rede. Niki kannst du das radio Lauder drehen.<br />

Niki luder. Ficki lauder. Sei leisa minelly. Erros ramazotti schmußt mit<br />

carotti und pavarotti. Besondere kennzeichen: Jodelt beim blasen. Motto:<br />

aufmucken, sperma schlucken.<br />

Deppert gucken- tischerl rucken an rucken.<br />

Sagts nicht immer schwabos zu den osterreichern, wir sind auch nur<br />

schweinderln.<br />

Zum drüberstreuen noch ein bisschen streusand in die augen. Babara streusand.<br />

Ihr seit´s zum denken zu deppert, und zum wixen zu blad. Zu doof zum blödeln.<br />

Furzegal, besser als ein stoa am schädel. I hob ka knedel. Ihr werdet schon noch sähen, wir sprechen uns noch. gusch schleich dich, ich muß wieder auf die straße der<br />

tieffl ieger. Sieg heidl. Burnheidl. Bladl wach, und hockn staat, und dauerfett im ehebett. Ich bin der heiratsschwindler des jahres. Soviel scheiße wie ich hat noch keiner<br />

geschluckt. Siempre Siemprie Alimente i hau dir die Zähnt ein.<br />

Ich halte alles für möglich, aber prinzipiel wird schon nichts geschehen, aber grundsätzlich wollte ich gar nichts sagen, einfach nur schreiben.und euch die zeit vertreiben, weil<br />

ihr seids alle zum Speiben<br />

Großkotzige Ars chgeigen ich will mich an euch reiben<br />

Securities haben immer so ein Gfries<br />

Kopfschuß mausetot Morgenrot SPÖ killed FPÖ


34 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - WARAN<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

1.)Honig<br />

2.)- gibts ja<br />

3.) ja<br />

4.) wie soll ich das wissen? ich bin kein ausserirdischer<br />

5.) architektur = krieg & frieden<br />

6.) das treiben, das dahintreiben<br />

7.) mit zucker ( gluchose).<br />

8.) ich plane nicht<br />

9.) ein hirngespinst<br />

10.) der sinn<br />

<strong>11</strong>.) ja<br />

12.) gestern<br />

13.) da papa wird’s schon richten. Er hat meine weltreise als studium finanziert.<br />

14.) die realität ist perfekt.<br />

15.) vieles ist möglich.<br />

16.) ich halte nichts, die sind so.<br />

17.) ja.<br />

18.)----wo ist das?<br />

19.) ja.<br />

20.) sehr gerne.<br />

21) TUTTI FRUTTI.<br />

22.) z.B. augen ausstechen.<br />

23.) du irrst.<br />

24.) sehr schwer.<br />

25.) ...am.<br />

26.) ja.<br />

27.) –geduld!<br />

28.) ich bin der heilige avatar. Ehrenmönch der appostolischen kirche.<br />

29.) 1. nein oder ja.<br />

30.) zedernholz, drei hacken.<br />

31.) es gibt keine freizeit, oder nur.<br />

32.) in den usa hab ich lebensversicherungen verkauft und verschenkt.<br />

33.) durchs waschen.<br />

34.) wenn man es nicht mehr merkt.<br />

35.)was es wiegt, das hat es- ich bin weltkrieg.<br />

36.) sitze, sitzen, sitzen,...<br />

37.) ja 1:0<br />

38.) ich bin germane, ein heidewolf.<br />

39.) jenseits von zeit und glück.<br />

40.) gleich groß.<br />

41.) atmen.<br />

42.) genießen.<br />

43.) daily.<br />

44.) wie geht´s jimmy?<br />

45.) 1. aso - man lügt immer selbst.<br />

46.) 1. nein, 2. nein.<br />

47.) ----so.<br />

48.) 1. weiß ich nicht- genieß was du genießen willst.<br />

49.) ich wähle nicht.<br />

50.) 1. dann gibt´s keine wahlen- breche wem brechen gebührt.<br />

51.)- heidulf gerngroß, der heilige avatar.<br />

52.) jede.<br />

53.) durch geist körper und seele.<br />

54.) das alter heilt alle wunden.<br />

55.)hab ich vergessen, diese möglichkeit kenne ich noch nicht.


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch V - WARAN


Städteplanung / Architektur / Religion Buch V - WARAN<br />

<strong>ST</strong>/A/R 37<br />

Deutschland wartet auf den<br />

Anschlusstrefffer


38 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - WARAN<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Ossi S. MuÇin<br />

Ossi S. MuÇin<br />

Ich Ossi. S.MuCin geboren am<br />

<strong>11</strong>.09.1958 in Istanbul. Ich habe in<br />

meinem Leben so alle Job´s durch<br />

gemacht die es gibt. Ganz Hagenbrunn<br />

habe ich reich gemacht durch meine<br />

Spengler, Kfz- Lackierer Tätigkeit.<br />

Nebenbei habe ich meine Künstlerischen<br />

Tätigkeiten verfolgt und nie aufgegeben.<br />

Und mich modernst weitergebildet.<br />

Musik, Design b.z.w. Architektonische<br />

Meisterleistungen vollbracht.<br />

Für meinen großen Fokus brauche ich<br />

auch ein großes Areal sprich Schloß<br />

(1Euro), Grundstück samt See und<br />

Bergen. Da ich in der Lage bin über<br />

eine Werkstätte zu verfügen, von da<br />

aus ich arbeiten kann und meine 36<br />

Spezialberufe, die ins Künstlerische<br />

wachsen, ausüben kann. Da ich keine<br />

andere Wahl habe muß ich mich public<br />

machen, obwohl ich lieber im Untergrund<br />

tätig bin.<br />

Außerdem bin ich Veranstalter im<br />

Derwisch, und habe dort schon 56<br />

Veranstaltungen positiv getätigt. Hiermit<br />

lade ich alle Leute ein die, die neue<br />

MuCin Mega CD mit zu produzieren.<br />

Jeden Mittwoch im Derwisch( bringt eure<br />

Instrument mit).<br />

Mit 29 habe ich meine Schwester verloren.<br />

Sie wurde auf der Baumgartner Höhe<br />

niedergespritzt, Nur weil sie für einen<br />

Moment die Nerven verlor.<br />

Wir alle haben eine wahre Künstlerin<br />

verloren. Nun verfolge ich all das was ihr<br />

vorbehalten blieb mit einem mörderischen<br />

Drang weiter.<br />

Ich habe am lerchenfeldergürtel nr. 29 eine öffentlich<br />

zugängliche werkstatte geschaffen. Es wird dort täglich<br />

von 10 bis 19 uhr gekünstelt, gearbeitet musiziert,<br />

oder was auch immer. Schauen sie vorbei, und lassen<br />

sie sich sehen.<br />

Ossmans art reservoir. galerie / atelier/ werkstatt<br />

Lerchenfeldergürtel 29, vorbei an den völlig zerfetzten<br />

postkästchen, und im innenhof dann rechts. Prinzipiell<br />

ist alles verkäuflich!


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

<strong>ST</strong>/A/R 39<br />

Gegenwart :<br />

Cafe Derwisch ist Kultur, Gastronomie, Chillout, Party ...<br />

Vermittler von Musikkursen : Musikschule Multikulti -<br />

Hauptsächlich Saz und Gitarre - Räumlichkeit im selben Haus<br />

Musikabende zum Teil spontan / zum Teil organisiert .<br />

Eigene Musikgruppen welche sich hier formieren und proben .<br />

Filmabende / Partys<br />

Kinder lernen Saz<br />

Memo legt mit Hand an<br />

Zukunft :<br />

Derwisch<br />

Wöchentlicher Club :<br />

Club Derwisch ab 24 Nov 2006 jeden Freitag :<br />

mixed Oriental Lounge / Live Musik + Live Mitschnitte / Video<br />

Projektion / Freier Eintritt /<br />

Verwirklichung eigener und Fremder Projekte . Unterstützt durch<br />

den Verein Kultuthaus Derwisch und Verein IKA !<br />

Musikarbeit mit Kindern<br />

Weitere Aktivitäten im Haus :<br />

Musikkurse : unterstützt durch Vereine IKA und Kulturhaus<br />

Derwisch : Gruppenunterricht - 50 Eur/mon 1 x pro Woche<br />

Memo<br />

Verein IKA : Verein für Interkulturellen Austausch und<br />

Bereicherung der Wiener Kunst und Musiksszene<br />

Verein Kulturhaus Derwisch : Verein zur<br />

Unterstützung kultureller Tätigkeiten .<br />

Shisha-Lounge<br />

Kathi<br />

Musik Studio IKA : Betrieb ab November<br />

2006 : Studio zu günstigen Konditionen<br />

geführt vom Verein IKA .<br />

Video Produktionen IKA : Video Studio<br />

zu günstigen Konditionen geführt vom<br />

Verein IKA<br />

Ziele : Kulturstätte / Plattform / CD+Video<br />

Produktionen / Eigene Bands / Eigene<br />

Tanzgruppen<br />

Der Aufnahmeraum im Studio<br />

Rudi<br />

Veranstaltungen (auch extern) u.s.w<br />

www.cafederwisch.com<br />

Lerchenfelder Gürtel 29<br />

Tel.: 492 61 10<br />

Öffnungszeiten: 14 00 –04 00<br />

U-Bahn Station:<br />

U6 Thalia Strasse<br />

Das Studio im Umbau<br />

Jan Maria<br />

Party<br />

Pavel Baxant<br />

San Sebastian<br />

Baxant


40 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - WARAN<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VI - in situ<br />

<strong>ST</strong>/A/R 41<br />

Einladung<br />

<strong>ST</strong>/A/R Performance<br />

im MAK<br />

am Do. 7.12.2006<br />

(Freitag Feiertag)<br />

18:00 Kunstauktion im Vortragssaal<br />

20:00 Performances – Modeschau / Kunstvideos/<br />

Performancekünstler aus Paris / Priesterweihe /<br />

Präsentation <strong>ST</strong>/A/R 12 /<br />

22:00 Live Musik – Rumänische Jazzband /<br />

Dl’s / Bar / Videos<br />

MAK Säulenhalle + Galerie<br />

MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Stubenring 5, A-1010 Wien<br />

Die <strong>ST</strong>/A/R Performance findet anläßlich des 3-jährigen Bestehens von <strong>ST</strong>/A/R statt,<br />

gleichzeitig wird die <strong>ST</strong>/A/R-Zeitung 12 präsentiert.<br />

Über den Wirkungsraum von über 3 Jahren sind bis dato 12 Nummern erschienen mit einer Gesamtseitenanzahl von 1.416 Seiten. In<br />

diesem Archiv sind sehr viele Künstler, Architekten, Designer, Literaten und kulturell Tätige unterschiedlichsten Couleurs gespeichert;<br />

von international renommierten Personen wie Franz West, Arnulf Rainer, Coop Himmelblau, Ferdinand Schmatz bis zu jungen noch<br />

großteils unbekannten Künstlern, Architekten, Literaten.<br />

Dieses über viele kulturelle Branchen und unterschiedliche gesellschaftliche Strukturen gehende Klientel von <strong>ST</strong>/A/R soll sich gemeinsam<br />

an einem Ort treffen und damit das schöpferisch energetische Potential spürbar machen, das sich aktuell in Wien, Mitteleuropa,<br />

Europa befindet, ungeachtet der verschiedenen Genres und gesellschaftlichen Couleurs.<br />

Somit stellt die <strong>ST</strong>/A/R Performance einen schöpferisch, energetischen Raum in situ dar.


42 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - in situ<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

<strong>ST</strong>/A/R Kunstedition<br />

Thomas Redl<br />

Andrea Baczynski<br />

Franz Graf<br />

Otto Zitko<br />

Thomas Redl, O.T., 2003, Rollenoffsetdruck und Siebdruck auf Zeitungspapier<br />

Andrea Baczynski, The Thirteen Classics, Beijing/China, 2005, mehrfärbiger Siebdruck auf Papier<br />

Franz Graf, Vorderseite: O.T., Rückseite: Werde..., 2005; Doppelseitiger Siebdruck auf Zeitungspapier<br />

Otto Zitko, O.T., 2006, Siebdruck auf Folie<br />

<strong>ST</strong>/A/R hat eine Kunstedition herausgegeben<br />

KünstlerInnen, mit denen <strong>ST</strong>/A/R eng zusammenarbeitet, haben Siebdrucke im Format<br />

einer <strong>ST</strong>/A/R-Doppelseite (45 x 60 cm) gestaltet:<br />

Thomas Redl, Andrea Baczynski, Franz Graf, Otto Zitko.<br />

Gedruckt bei Kunstsiebdruck Andreas Stalzer, Wien.<br />

Die Edition ist in einer eigens angefertigten Mappe zusammengefasst und kostet gesamt 1.200 euro (inkl. MwSt)<br />

Zur aktuellen <strong>ST</strong>/A/R Nr. <strong>11</strong> ist eine neue Edition herausgegeben worden:<br />

Arnulf Rainer, Parafotografie (45 x 60 cm), abgebildet auf den Seiten 12-13<br />

Zu beziehen bei <strong>ST</strong>/A/R. Capistrangasse 2/8; 1060 Wien; email: redl@star-wien.at


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VI - in situ <strong>ST</strong>/A/R 43<br />

RAINER ÜBER FREUD<br />

Die Ausstellung wurde im Herbst 2005 konzipiert. In der Folge wählte Arnulf Rainer 27 Freud-Porträts aus, die ihm die Sigmund Freud Privatstiftung<br />

zur Verfügung stellte. Die Ausstellung dokumentiert Rainers Zugang zum Begründer der Psychoanalyse: „Ich wollte Freud ins Gesicht blicken“.<br />

„Arnulf Rainers Schaffen scheint auf den ersten Blick dem Sigmund Freuds kontradiktorisch. Spürt Freud der Wahrheit nach und dem Ursprung der Triebe,<br />

indem er Schicht für Schicht von dem entfernt, womit das Unbewusste das scheinbar Unerträgliche vergräbt, erscheint Rainer als der große Zudecker, Verhüller,<br />

Übermaler. In Wahrheit tut er jedoch nichts anderes als Freud: Indem er mehr und mehr verdeckt, was ihm unwichtig ist, schält Rainer den Kern des Wesentlichen<br />

heraus. Sein Überzeichnen ist ein Akzentuieren und Verdeutlichen.“ Walter Persché, Österreichisches Kulturforum Prag<br />

Mit dieser Ausstellung setzt das Sigmund Freud Museum die 1989 begonnene Richtung fort, die Beziehung zwischen Psychoanalyse und Kunst zu<br />

thematisieren.<br />

23. Nov. 2006 – 19. März 2007 • Täglich 9-17 Uhr • Sigmund Freud Museum • Wien IX, Berggasse 19 • www.freud-museum.at


Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI - in situ<br />

<strong>ST</strong>/A/R 45<br />

1. 15 APRIL 2003 2.<br />

3. 4. 5.<br />

6. 7. 8. 9. 10. AUGU<strong>ST</strong> 2006<br />

Über den Wirkungsraum von über 3 Jahren sind bis dato <strong>11</strong> Nummern erschienen mit einer<br />

Gesamtseitenanzahl von 1.416 Seiten. In diesem Archiv sind sehr viele Künstler, Architekten, Designer,<br />

Literaten und kulturell Tätige unterschiedlichsten Couleurs gespeichert; von international renomierten<br />

Personen bis zu jungen noch großteils unbekannten Künstlern, Architekten, Literaten ......


46 <strong>ST</strong>/A/R Buch II - in situ<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Attention!<br />

Immer wenn<br />

Sie den <strong>ST</strong>/A/R<br />

in den Händen<br />

halten, können<br />

Sie ein Feuer<br />

entfachen!<br />

<strong>ST</strong>/A/R bietet: Panoramadoppelseiten / Doppelseiten / Einzelseiten /<br />

1/2 Seiten / 1/3 Seiten / / Herausnehmbare 4-seitige Beiträge und 8-<br />

seitige Bücher (auch Mehrdruck) /// <strong>ST</strong>/A/R erscheint 4 x jährlich /<br />

Auflage 10.000 / österreichweiter Vertrieb /Für nähere Informationen<br />

rufen Sie Heidulf Gerngross 0664 5213307 (0–24Uhr erreichbar)!!!<br />

vinissimo<br />

Als Oase im Dschungel unterschiedlichster Schnell- und Fertigküchen<br />

ist das Vinissimo schon länger bekannt. Durch<br />

den neu engagierten Koch Bernhard Riedl (Schüler von<br />

Gerold Kulterer, Restaurant Vincent) hat das Vinissimo noch weiter<br />

gewonnen und die Speisekarte hat sich interessant erweitert. Das<br />

Repertoire bietet feine italienische Küche verbunden mit österreichischer<br />

Küche, und das täglich frisch gekochte Mittagsmenü ist für<br />

jeden, für den Mittagessen mehr als Schnellnahrungsaufnahme in<br />

der zu kurz angesetzten Pause ist, wie eine sinnliche Reise ins Land<br />

der lukullischen Genüsse.<br />

Ein kurzer Auszug aus dem Mittagsangebot:<br />

Steirische Rahmsuppe mit Schwarzbrot, darauffolgend klassische<br />

Rindsroulade mit Wurzelrahmsauce und Kerbelspirali oder Kürbis-<br />

Artischokengröstl mit Lauch-Weißweinfondue (vegetarisch), alternativ<br />

zur Suppe kann man immer frischen Blattsalat mit Balsamico-<br />

Olivenöl oder mit Schilcheressig-Kernöl bzw. das Dessert wählen;<br />

am nächsten Tag wird gebratenes Fischfilet mit Kräuterlinguine und<br />

Kohlrabigemüse serviert, um tags darauf zum geschmorten Kalbtafelspitz<br />

mit getrüffeltem Erdäpfelpüree zurück zu kehren.<br />

Das Mittagsmenü kostet nur 6,60 euro und die Weinauswahl ist wie<br />

gewohnt sehr umfangreich, und man freut über die fachkundige<br />

Weinberatung und die treffsichere Weinempfehlung.<br />

Zur Weihnachtszeit bietet das Vinissimo für Weihnachtsfeiern spezielle<br />

Menüs in unterschiedlichen Ausführungen inklusive Weinbegleitung<br />

für kleinere Gruppen bis hin zu größeren Gruppen von<br />

über 40 Personen.<br />

Mittagsmenü zwischen 12.00 und 14.00,<br />

Abendküche von 18.00 bis 22.00,<br />

dazwischen kalte Schmankerl und hausgemachte Kuchen.<br />

vinissimo<br />

Franz Haslinger, Vinothek & Bistro<br />

Windmühlgasse 20/52, A-1060 Wien<br />

Tel: +43-1-586 48 88<br />

www.vinissimo.at<br />

Als besondere Geschenksidee wartet ein<br />

„flüssiger Adventkalender“ mit<br />

Gewürztraminer Grappa Jahrgang 2000<br />

von Mariell


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VI - in situ <strong>ST</strong>/A/R 47<br />

Gott<br />

Pink Prints - street wear, individuelle footprint-T-Shirts!!! um<br />

19 Euro, mail@assocreation.com / Kennwort: „i am a st/a/r”<br />

Die Immendorff-Bibel<br />

von BILD<br />

Mit einzigartigen Bildern des<br />

Künstlers Prof. JÖRG IMMENDORFF<br />

Rechnungsbeleg für ein T-shirt zum <strong>ST</strong>/A/R-Sonderpreis von 20 Euro<br />

<strong>ST</strong>/A/R- A B O<br />

Die Immendorff-Bibel von BILD<br />

Mit einzigartigen Bildern von Prof. JÖRG IMMENDORFF<br />

Mit dem Text »Die Gute Nachricht«<br />

1.008 Seiten / gebunden / wattierter Einband<br />

in Lederoptik / mit Goldprägung und Lesebändchen<br />

€ 19,95 (D) / € 20,50 (A) / SFr 36,10<br />

ISBN 3-579-05498-8<br />

GÜTERSLOHER<br />

VERLAGSHAUS


48 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - in situ<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Go, see, call ...<br />

office@werkstattwien.at


<strong>ST</strong>/A/R Buch VII - Literatur<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

49<br />

Auszüge aus dem Cut-Up-Fieber von Wolfgang Sysak, Rosarotes Rauschen von Alexandra<br />

Turek, zwei Lithografien von Christine Huber, Die andere Stimme der Terroristin von August<br />

Staudenmayer, Pariser Passagen von Bettina Galvagni, Die Freuden der Jagd von Ulrich<br />

Schlotmann, Die Dakini-Dialoge, Aufzeichnungen aus dem Himalaya von Peter Pessl, Coca<br />

Cola und das Ende der Kindheit von Wolfgang Hermann, ein Screenshot von Liesl Ujvary.<br />

SCHRIFT WECHSEL<br />

HITZE ODER REGEN<br />

Dieter Sperl<br />

Sein bislang letztes Buch, das der Schriftsteller zu schreiben, die wie die Hitze sein sollten,<br />

vor mehr als zwei Jahren abgeschlossen und die an besonders heißen Tagen über dem<br />

alsdann einem Verlag zur Veröffentlichung Asphalt schwebte, oder die wie schnelle und<br />

angeboten hatte, kam ihm nun, da es endlich überraschende Regenschauer vom Himmel<br />

publiziert war und vor ihm auf dem Tisch lag, kommen sollten, - berauschend und erfrischend.<br />

weit von ihm fortgerückt vor, und voll von Jedes literarische Buch müsse stets sinnlich<br />

Verlangen und Sehnsüchten, die mit ihm kaum sein und glaubhaft aus Körpersäften bestehen,<br />

noch etwas zu tun hatten.<br />

hatte er seiner Frau gegenüber bemerkt, einen<br />

Beim Wiederlesen schien es ihm sogar, als sozialen Raum durchqueren müsse es überdies,<br />

ob er die möglichen Wirkkräfte der einzelnen um letzten Endes ins Offene zu weisen, wie ein<br />

kleinen Prosastückchen überhaupt nicht mehr Flugzeug, das mit seiner vielfältigen Besatzung<br />

nachvollziehen könne, so fremd waren sie ihm am Himmel eine Kondensspur ziehe, die man<br />

geworden. Diese Partikel noch zu schreibender Minuten später nicht mehr ausmachen könne.<br />

Geschichten oder noch auszuformender<br />

Und etwas, das wahrhaftig universell über jeden<br />

Rhythmen schlugen wohl zu Anfang seines gerade gelesenen Satz hinaus treibe, müsse<br />

Buches eine gemeinsame, wenn auch bloß immer zugegen sein, sagte er, eine Art von<br />

atmosphärische Richtung vor, verliefen sich Leere als Botenstoff, unmissverständlich spürbar,<br />

jedoch, von Seite zu Seite immer häufiger, um sichtbar in jedem Ausdruck, absolut offen und<br />

am Ende im Niemandsland ihrer Möglichkeiten beweglich. Was in seinem Buch zu lesen stand,<br />

zu versanden. Seiner Frau gegenüber hatte er waren dagegen eher mit Politik voll geschriebene<br />

die Veröffentlichung als sentimentales Gerümpel Gesichtszüge, die in ihren Bedeutungshorizonten<br />

bezeichnet, als unverständliche Sehnsuchtsgegend, relativ festgezurrt waren. Dennoch machte der<br />

die er dem Leser aufgetischt hatte. Aber als er Schriftsteller ein zufriedenes Gesicht, als er<br />

vor mehr als vier Jahren mit dem Buch anfing, sein Buch betrachtete, während an der Wand<br />

hatte er sich vorgenommen, Geschichten rechts von seinem Schreibtisch ein stilles<br />

LITERATUR<br />

2 CUT-UPS<br />

Wolfgang Sysak<br />

Wolfgang Sysak, geboren 1958, lebt nach Aufenthalten in Brighton,<br />

Amsterdam und Berlin heute in Wien. Jazz-Gitarre-Studium am Konservatorium<br />

der Stadt Wien. Musikprojekte in England und Österreich (Dick Damage,<br />

Sprays, Version City Bronx, Blue Chip, Nova Express, pvc sound & lyric<br />

constructions). Schreibt derzeit Lyrik und Kurzgeschichten (Veröffentlichungen<br />

in Literaturzeitschriften und Anthologien, Publikationsliste siehe<br />

http://members.chello.at/pvc_sound_and_lyric/).<br />

rhombusartiges Sonnenstück erschien, das in<br />

jenem Moment, da er es bemerkte, auch schon<br />

wieder verschwand. Daraufhin schrieb er die<br />

folgende Notiz auf das Deckblatt seines Buches:<br />

Jeder Augenblick, der auf mich zutritt, ist noch nie<br />

gelebt worden zuvor, solcherart frei von Vorstellungen,<br />

- und zugleich ewig während.<br />

ALS <strong>ST</strong>RUKTURDETERMINIERTE SY<strong>ST</strong>EME<br />

SIND WIR VON AUSSEN PRINZIPIELL<br />

NICHT GEZIELT BEEINFLUSSBAR, SONDERN<br />

REAGIEREN IMMER IM SINNE DER EIGENEN<br />

<strong>ST</strong>RUKTUR. SO KANN ICH NICHT <strong>ST</strong>EUERN,<br />

WIE MEINE WORTE WIRKEN: JEDER<br />

LIE<strong>ST</strong>, WAS ER ODER SIE LIE<strong>ST</strong>, DAFÜR<br />

TRAGE ICH KEINE VERANTWORTUNG!<br />

NICHT DIESER TEXT LEGT FE<strong>ST</strong>, WAS<br />

SIE LESEN, SONDERN IHRE <strong>ST</strong>RUKTUR,<br />

IHRE JEWEILIGE BEFINDLICHKEIT. DABEI<br />

OBLIEGT ES JEDOCH ALLEIN MIR, KEINEN<br />

UNSINN ZU VERZAPFEN, DENN ICH BIN<br />

SELB<strong>ST</strong> VERANTWORTLICH FÜR DAS, WAS<br />

ICH SCHREIBE, BLOSS BIN ICH NICHT<br />

VERANTWORTLICH FÜR DAS, WAS SIE LESEN.<br />

(Humberto Maturana)<br />

>> sperl@star-wien.at


50 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VII - Literatur<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Rosarotes Rauschen<br />

Alexandra Turek<br />

Du hörst nichts außer dich und deinen Körper,<br />

schwerelos und ganz, Wellendruck und nichts,<br />

ganz ganz ganz, ein Treiben und wie du dich<br />

immer wieder hineinsetzt, in die nächste Woge, ins Meer<br />

und ins Salz.<br />

Die Stimmen vom Strand, weit weg, du liegst<br />

benommen im Sand und siehst das Leben wie aus einer<br />

großen rosaroten Ohrmuschel vorübersausen.<br />

Unterdessen, an der Strandbar, einige Menschen im<br />

modischen Schwimmgewand, man hört „Leila“, und<br />

„Knock, knock, knockin` on a heaven`s door.“<br />

Auf den Tischen, halbverzerrte dicke Fritten, dazwischen<br />

Pappbecher und Kaffee Frappé, kalt und milchig, und,<br />

woran erinnern sie sich noch?<br />

Satt und grell ist das grüne Licht der Insel, fleischig und<br />

gierig wie ein starkes Lebensgefühl, und grün, so grün ist<br />

es dort, der Geruch so intensiv wie das Grillgewürz aus<br />

Nachbarsgarten, etwas was picken bleibt und wiederkehrt<br />

mit jeder kleinen Brise, wie Öl und Fett, Gewürz und Salz.<br />

Wir trinken davon und über uns die Fieberhitze. Ich lass<br />

dich auf heißen Zehenspitzen hupfen, leg dich wieder in<br />

den Sand, lass dich nichts mehr spüren, ich reiß dich fort,<br />

während andere reden und es draußen brodelt, fünf Euro<br />

für den Sonnenschirm, blau ist der Himmel und grün<br />

ist mein Dorf, der weiße Kalk wie eine herausgeputzte<br />

Stadtfassade.<br />

Der Individualtourist, der, der sich gestern mit dir<br />

ein Taxi geteilt hat, begegnet dir auf ungewohnten<br />

Wegen, und erst nach kurzem Überlegen bringt er ein<br />

leises, halbherziges Hallo über die Lippen, er zögert, das<br />

merkst du genau, für mehr als einen kleinen Augenblick,<br />

er ist müde und abgekämpft, vom Reisen gezeichnet,<br />

seinen Status möchte er nicht verraten und keine<br />

Staatsbürgerschaft teilen, hier am vollem Strand. Nachts<br />

sitzt er allein mit einem Buch am Strand, beharrlich auf<br />

der Suche nach seiner Robinsoninsel.<br />

Anderswo werden Geschäfte gemacht, es wird gerannt.<br />

Flink bewegen sich athletische Kellner zwischen engen<br />

Familientischen hin und her, schupfen gegrilltes Essen<br />

hin und her, weiße Hemden blitzen zwischen zermürbten<br />

Gesichtern auf, noch eine Karaffe Wein, ein kleiner<br />

Augenschein, wie in einer Abendvorstellung, in der der<br />

Schauspieler sein Publikum immer wieder anspricht bis er<br />

ihm ein kurzes müdes Lächeln abringt.<br />

Am Strand posiert ein wunderhübsches Mädchen mit<br />

langem seidigem schwarzem Haar und macht dabei ein<br />

komisches Gesicht. Drei junge Männer mit einem Bier in<br />

der Hand. Alte dicke Frauen reden laut am Wegesrand. Du<br />

schreibst geheime Zeichen in den Sand, du hörst das Meer,<br />

die Menschen, ein Gemurmel wie von weitem her.<br />

Plötzlich bist du in einem dichten Wald und gehst<br />

wieder auf weichem Sand. Da irgendwo da hinten liegt<br />

deine Herberge. Da irgendwo da draußen sollte dein<br />

Zuhause sein.<br />

Du hörst es wieder Rauschen, von oben her. Es ist das<br />

Lied des Windes in den Baumzipfeln, das gedämpfte<br />

Heulen eines Hundes in der Ferne, nimm mich bei der<br />

Hand, ich fürchte mich im Dunkeln, wo nichts ist außer<br />

mein Atem, mein nackter Fuß der dumpf in den Sand<br />

tritt, und rundherum nur Luft voll Rosmarin und Pinien<br />

und dunkles Grün, eindringlich und dicht wie ein wildes<br />

gehetztes Tier das deinen Weg kreuzt.<br />

Dort wo die Lichter brennen ist alles ausgemacht. Dort<br />

Die Freiheit ist eine<br />

Seeräuberbeute, ein Handschlag<br />

für diesen Augenblick, komm, lass<br />

uns weiter dreist Handelswege<br />

durchbrechen.<br />

wo die Wege enden, sitzen fremde Männer am Lagerfeuer<br />

um sich aufzuwärmen. Sie lieben harte Getränke, sie<br />

lieben lange Geschichten im Wind. Der Hintergrund, ein<br />

Schiff mit schlaffem schwarzem Segel, bedrohlich wie ein<br />

verlassenes Piratenboot.<br />

Voll oder leer, wild oder sanft,<br />

laut oder teilnahmslos, subjektiv<br />

still spreche ich aus meiner<br />

Meeresblase.<br />

Des langen Reisens müde<br />

ist die Meute gestrandet um zu stehlen<br />

und brandzuschatzen, ja, Hasenblutrot am<br />

Horizont und grün glänzt das Gold wie die<br />

zehn menschengroß hohe Galionsfigur des Bootes,<br />

Zickzackkurs, Flintenbüchsen, ein Ende wie ein<br />

Enterhacken.<br />

Die Sterne funkeln still, die Beute wird am Tag gemacht.<br />

Rasch wird eingesammelt, sie werden zu Gefangenen<br />

gemacht und mit einem dicken Seil zusammengepackt.<br />

Einige Frauen verziehen das Gesicht, ein kleiner kurzer<br />

Riss wie bei einer Notlüge. Sich selbst überlassen, seufzen<br />

all die Verlassenen und erheben schreckliche Klagen,<br />

warum ist gerade uns dies geschehen? Sag es, und dein<br />

Durst löscht sich mit süßem Tone.<br />

Ganz langsam tut sich ein leises menschliches Raunen<br />

zusammen. Die Vor und Nachteile von ein und derselben<br />

Sache werden wiederholt aufgezählt. Es ist rot am<br />

Horizont. Wer hat Recht, die da oben oder die da unten?<br />

Es ist kalt, denken sich nun auch jene, die sich bereits eine<br />

neue Route zurechtgelegt haben, und: Was wird weiter mit<br />

uns geschehen?<br />

Derart eingeschlossen, werden die Lagernden schnell<br />

von Krankheiten befallen, sie waschen und pflegen sich<br />

nicht mehr. Mit Tüchern am Kopf schützen sie sich vor der<br />

Tageshitze, mit Tüchern umleiben sie ihre müden Körper<br />

im Schlaf.<br />

Jäger ziehen durch die Wälder und erledigen rasch und<br />

sauber ihre Beute. Hinterm Baum, ein Versteck so groß<br />

wie ein Mensch und ein Kind, das seinen Fuß zögernd<br />

ins kalte Meerwasser tut. Medusenschaum, nur noch ein<br />

Traum.<br />

Am späten Nachmittage, ein starkes klares Licht. Eine<br />

Möwe verfolgt majestätisch das Schiff, ihr weiter Bogen<br />

lässt sie den Himmel hoch gleiten.<br />

Die Freiheit ist eine Seeräuberbeute, ein Handschlag<br />

für diesen Augenblick, komm, lass uns weiter dreist<br />

Handelswege durchbrechen. Und Feste feiern wie sie<br />

fallen, überschwänglich Siege zählen.<br />

Es werden Hölzer aufgestellt, das fette Fleisch am Spieß<br />

gebraten. Wein fließt in Strömen und Bier wird gebracht.<br />

Du liegst am Strand und träumst von tausend zarten<br />

Langustenschwänzen. Ein Totentanz, die feinen kleinen<br />

Knochen aufgeteilt. So liegst du also da, meine Schöne.<br />

Ich hab an süße Früchte grad gedacht und an am Galgen<br />

baumeln, abgeschlagene Köpfe, aufgespießt, an weite<br />

Bögen, Basaltgrotten und Schlupfwinkel, das Fernrohr<br />

fest in der Hand erkunden wir die nächste Insel. Das Wort<br />

Schatz und dein Leuchten in den Augen, du Glasauge, du.<br />

Schläfrig sein, keine Ordnung mehr, nur Öl.<br />

Vorher oder nachher salzen? Erlösung,<br />

ein Gebet zum Meeresgott. Kein<br />

Geburtsort mehr, meine Bibliothek<br />

ist leer, kein Wort, der Seemannstod.<br />

Ich schieß im Finstern blind in die<br />

Mannschaft, spricht der Pirat, damit sich die<br />

Übriggebliebenen wieder freuen können. Ist mir doch<br />

egal, sagt das Meerungeheuer. Mein Freund, ich bin<br />

untröstlich. Schildkrötenbrot. Flaschenpost. Weißt du wie<br />

viele Schätze immer wieder ein und ausgegraben werden?<br />

Mein Herz, blaugrün, klar, tief. Unterscheiden heut und<br />

morgen. Der Durst, der Wind, der Zufluchtstort. Ein Schiff<br />

mit dem Namen Idylle fährt vorbei. Goldmanschetten, das<br />

Modewort. Angenehm, kein Rauschen, kein Ort.<br />

Alexandra Turek, geboren 1971 in Wien. Seit 2001 Assistenzen<br />

an verschiedenen Wiener Theatern, Hauptaugenmerk Regie und<br />

Dramaturgie. Schreibt Lyrik und Kurzprosa.<br />

Lithografien<br />

Christine Huber<br />

Christine Huber<br />

geb. 1963 in Wien, lebt in Wien<br />

und Mörbisch / Burgenland.<br />

Lyrik, Libretti, visuelle Poesie,<br />

Lithografie. Mitwirkung in der<br />

Alten Schmiede, von 1994-<br />

2005 im Rahmen der Reihe<br />

“Textvorstellungen”, seit 2005<br />

im Rahmen des club poetique<br />

bei der Reihe “DICHTFE<strong>ST</strong>”.<br />

Publikationen (Auswahl): “das<br />

doch das bauschen kennt”<br />

(edition ch, Wien 2001); “über<br />

maß und schnellen” (mit<br />

Lithografien; Das Fröhliche<br />

Wohnzimmer Edition 2006).<br />

Zusammenarbeiten mit<br />

Komponisten aus dem Bereich<br />

Neue Musik, zuletzt: Mitarbeit<br />

am Libretto zu “BEGEHREN”<br />

(Beat Furrer, Graz 2005); “to<br />

navigate is to construct” (gem.<br />

mit Alexander Stankovski; ORF<br />

/ Kunstradio 2006). Seit 2006<br />

Generalsekretärin der GAV<br />

(gem. mit Gerhard Jaschke).


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VII - Literatur<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 51<br />

Die andere Stimme der Terroristin<br />

Anmerkungen zu GUDRUN ENSSLIN, RAF-Mitglied und Selbstmörderin<br />

August Staudenmayer<br />

Bei mir redet man sowieso nur gegen die<br />

Wand. Ich kann nicht reden, wenn man<br />

nicht auf mich hört. Ich kann nur reden,<br />

wenn man nicht auf mich hört. Ich will mich vor<br />

allen Dingen umdrehen dabei können. Ich will<br />

Platz dafür haben. Ich rede auch gegen Wände.<br />

Ich habe Nächte lang gegen Wände geredet. Ob<br />

die Anderen auch gegen Wände reden, weiß ich<br />

nicht. Sie tun jedenfalls so. Nein, sie tun<br />

jedenfalls bei mir so. Mit den vielen<br />

Bedeutungen, die ein Satz haben kann, hatte ich<br />

nie umgehen können. Und wenn schon. Da<br />

sagte jemand etwas, und ich suchte mir aus, was<br />

er damit meinte. Vor allem saß ich als Kind<br />

nicht halbnackt auf einem Tisch und ließ mich<br />

von Verwandten erwartungsvoll beobachten. Ich<br />

hatte einiges drauf. Nur bei großen Schmerzen<br />

musste ich hin- und herlaufen, aber auch nur<br />

am Anfang, später ertrug ich sie einfach, hielt<br />

sie einfach aus, lenkte meine Gefühle in eine<br />

andere Richtung. Dafür bekam ich dann<br />

Fernsehverbot. Bei Liebes- und Gewaltszenen<br />

sagte niemand etwas aus meiner Familie, ich<br />

spürte aber, dass sie vor allem meinen Vater<br />

beklemmten, die Liebesszenen. Bei<br />

Gewaltszenen blühte er künstlich auf, als wäre<br />

im Glashaus die Sonne aufgegangen. Meine<br />

Mutter zeigte bei Gewaltszenen eigentlich keine<br />

Reaktion, jedoch bei Liebesszenen begann sie<br />

meistens zu weinen, oder wenigstens wässerten<br />

ihre Augen. Natürlich wurde ich oft belohnt,<br />

wenn ich kluge Dinge zu etwas, was gerade im<br />

Fernsehen lief, sagte. Hierbei wurde sehr<br />

penibel unterschieden, was gut oder schlecht für<br />

den Ruf der Familie war. Mit Bestrafungen<br />

konnte ich immer rechnen, wenn ich nicht<br />

genügend nachdachte. Das Denken wurde aber<br />

immer wichtiger, weil ich meinen Gefühlen<br />

nicht mehr traute. Also stellte ich mir vor, dass<br />

ich alles denken konnte. Nur wenn ich<br />

manchmal einen Gedanken ausplapperte,<br />

konnte es gefährlich werden. In der Schule wie<br />

zuhause, es war überall dasselbe, später auch auf<br />

der Arbeitsstätte. Wenn ich den Mund<br />

Ich will euch gefährlich<br />

bleiben. Einer Gefahr<br />

gegenüber muss man<br />

immer aufmerksam sein.<br />

aufmachte, ging’s los. Ich musste mich<br />

anschließend oft entschuldigen, meistens<br />

wusste ich gar nicht wofür. Wenn ich mit<br />

keinem mehr redete, sondern nur mehr dachte,<br />

konnte ich mir viele Probleme ersparen. Später<br />

würde ich dafür als sozial inkompetent<br />

abgestempelt werden. Dabei wusste ich genau,<br />

was ich von meiner Umwelt wollte, nur konnte<br />

ich es denen nicht sagen, die es anging.<br />

Vielleicht wird man von außen gesprochen,<br />

wenn man nicht mehr spricht. Lieber in sich<br />

eingeschlossen, als von den Anderen<br />

ausgeschlossen. Lieber ein- für allemal in sich<br />

eingeschlossen, als ein- für allemal von den<br />

Anderen ausgeschlossen. Aber Worte –<br />

gesprochene wie gehörte – haben auch<br />

lebenswichtigen Nährwert. Trotzdem – stumm<br />

zu sein, konnte ich mir gut vorstellen. Vielleicht<br />

auch taub, oder taubstumm, nein, eher nur<br />

stumm, dafür aber ernstlich. Schlucken und<br />

Verdauen sind nicht dasselbe. Schlucken konnte<br />

ich viel, aber verdauen nicht. Dazwischen blieb<br />

einiges liegen und faulte vor sich hin. Damit<br />

spürt man halt einen Teil von sich nicht mehr.<br />

Dieser Teil wird sozusagen taub, gefühllos,<br />

stumm kann man dazu eher nicht sagen. Die<br />

Verbindung ist eben dadurch beträchtlich<br />

gestört. Es gibt keinen Fluss mehr, kein<br />

Durchströmen, es liegt gewissermaßen ein<br />

Damm dazwischen, eine Sperre. Und in diesem<br />

Bereich, zwischen Geschluckthaben und<br />

Nichtverdauenkönnen, sieht man alles. Sogar<br />

den Tod eines Familienangehörigen, oder den<br />

Selbstmord. Überall viele Tränen. Wie oft hatte<br />

ich Vater oder Mutter in Gedanken sterben<br />

lassen und geweint. Am Grab hätte ich alles<br />

zugegeben, alle Schuld gestanden, um endlich<br />

verdauen zu können. Einen Selbstmord jedoch<br />

habe ich mir nie nur denken können. Vielleicht<br />

habe ich deshalb so große Angst vor ihm.<br />

Einmal hatte ich laut darüber nachgedacht, weil<br />

kein Platz mehr in mir dafür war, oder der<br />

Gedanke selbst zu groß war. Meines Vaters Zorn<br />

brach über mich herein. Ich war drauf und dran,<br />

neue Schuld auf mich zu laden. Ich hatte mir<br />

immer vorgestellt, dass meine Illusionen Geisel<br />

wären und ich in Geiselhaft. Die Illusion, dass<br />

einmal alles vorbei und alles nur mehr schön für<br />

mich sei, war die größte und brachte – als Geisel<br />

genommen – die größte Selbstverachtung, den<br />

größten Selbsthass ein. Wenn ich mich nicht,<br />

mit allen Mitteln niederdrückend,<br />

selbstbeherrschte, würde ich diese schönste<br />

Illusion verlieren, einfach draufgehen, einfach<br />

verrecken. Da tut man schon einiges, dass das<br />

nicht passiert. Selbstmord oder nicht, wenn ich<br />

einmal gestorben bin, werden sie alle an<br />

meinem Grab stehen und weinen. Keiner wird<br />

sich als erster wegzugehen trauen. An meinem<br />

offenen Grab werden sie plötzlich einsehen, wie<br />

Aber Worte – gesprochene<br />

wie gehörte – haben<br />

auch lebenswichtigen<br />

Nährwert.<br />

Schuppen wird es von ihren Augen fallen, dass<br />

sie eigentlich mein ganzes Leben lang vor einem<br />

offenem Buch gestanden hätten, in dem sie nur<br />

zu lesen und einige Male umzublättern<br />

gebraucht hätten. In eurem Gewissen möchte<br />

ich nicht stecken. Aber noch atme ich. Zwar<br />

schwer, aber ich atme noch. Wer weiß, wie<br />

lange. Wenn sich einmal meine Brust<br />

unbekümmert heben kann, ist meine Nase<br />

verstopft; ist meine Nase mal frei, fühlt sich<br />

mein Brustraum total verklemmt an. Aber ich<br />

atme noch. Noch komme ich durch. Mit meinen<br />

Augen habe ich nur im Freien Schwierigkeiten.<br />

Wenn es so etwas gibt, habe ich „Augen für<br />

geschlossene Räume“. Wenn mein Blick nicht<br />

abschweift, kann ich ihn halten, und er mich,<br />

und wir können uns vertrauen; im Bund zu dritt<br />

findet sich die Wirklichkeit ein. Mein Vater<br />

brachte ohne weiteres mein Bild von der<br />

Wirklichkeit ins Wanken. Mit ihm stand und fiel<br />

es. Und meistens fiel es, wenn es gerade schön<br />

war. Tränen sind kein guter Mörtel für brüchige<br />

Wirklichkeiten. Für die Liebe etwa? Wen ich<br />

alles abgöttisch geliebt hatte. Mindestens alle,<br />

die ich abgrundtief gehasst hatte. Mein Gesicht<br />

und mein Körper gehörten mir. Ich hatte geteilt.<br />

Meine Sprache gehörte euch, aber meine<br />

Körpersprache gehörte mir. Und als Draufgabe<br />

gehörte euch noch mein Lächeln. Lächeln ist ein<br />

guter Mörtel für brüchige Wirklichkeiten. Aber<br />

welches! Tränen trocknen aus, Liebe versiegt, in<br />

der Wüste steht alles, was ich will. Ihr sollt mich<br />

nicht saftig und kräftig kriegen, sondern<br />

ausgemergelt und vertrocknet. Wenn ihr mich<br />

haben wollt, müsst ihr mich erst vor dem<br />

Überleben retten. Und wenn ich mitten in<br />

eurem Versuch abspringe und zurücklaufe, habt<br />

ihr kein Recht, mich zu halten. Denn was wisst<br />

ihr denn schon? Ich will euch gefährlich bleiben.<br />

Einer Gefahr gegenüber muss man immer<br />

aufmerksam sein. Kaum dreht man sich weg,<br />

lässt die Augen fallen, schnappt sie zu.<br />

Gefährlich bleiben, ich meine, nicht mit<br />

Selbstmorddrohungen, sondern wirklich. Eine<br />

konkrete Gefahr darstellen. Für Leib und Seele,<br />

Mitmensch und Land, für das ganze System, für<br />

das aufzubauen so viele geschuftet hatten. Und<br />

vor allem als Gefahr ernst genommen werden.<br />

In diesem Sinn als Wirklichkeit nicht wackeln.<br />

Voll und stabil gefährlich sein. Jaja, das hält, das<br />

ist echte deutsche Gefährlichkeit. Da kann man<br />

draufklopfen, da kann man auch mal mit ‘ner<br />

Angst von ‘ner ganzen Stadt rüber, zu hundert<br />

Prozent in Deutschland gefertigt. Aus uns<br />

Kindern wurden gefährliche Maschinen. Und<br />

nicht am Ende aller Tage, sondern am Anfang.<br />

Was mir alles verboten wurde, was gefährlich<br />

sei; ich glaube, Kinder waren keine darunter.<br />

Erwachsene schon. Genau erklärt, warum<br />

welche Männer gefährlich sind. Genau erklärt,<br />

warum welche Frauen gefährlich sind. Da blieb<br />

nicht viel über für die unbekümmerte Hingabe.<br />

Bleibt man schon lieber in festen Schranken.<br />

Auslieferung. Wie sieht das denn aus? Nicht vor<br />

den Anderen. Gut angezogen bedeutet gut<br />

entwickelt. Kleider machen Leute. Arm, aber<br />

sauber. Ein Leben lang sauber bleiben.<br />

Versprochen? So sauber, wie das Grab der<br />

Eltern; aber welches Leben lang? Sauberkeit, das<br />

erste Recht der Armen wurde gewährt.<br />

Wahrscheinlich aus Angst vor Seuchengefahr<br />

der Reichen. Was sich unter dem sauberen<br />

Mäntelchen abspielte, war jedem egal. Wie viel<br />

schmutziges Blut aus Wunden floss. Wo die<br />

Wunden herkamen, sagte ich nicht. Ich hatte<br />

damit ja auch nichts zu tun, für meine<br />

Verletzungen zu haften, Verantwortung zu<br />

übernehmen. Ich war sowieso ausgeliefert. Ich<br />

wollte nur nicht allein sein. Verfolgten sie mich,<br />

wie einen Film; sie hätten garantiert nichts<br />

gesehen. Ja, wo verletzt die sich denn?, hätten<br />

sie sich gefragt. In einem Film von der heilen<br />

Welt sieht man das nie. Verletzt- und<br />

Alleingelassenwerden kommen nur in einer<br />

subtilen Dramaturgie vor. Jedoch nie in einer<br />

schwer beladenen Pathetik. Es waren auch nur<br />

ganz kleine Beschimpfungen und<br />

Zurückweisungen, Erniedrigungen und<br />

Demütigungen, Erpressungen und Drohungen.<br />

Vaters immer wiederkehrende Sprüche. Und<br />

Mutters immer<br />

wiederkehrende Sprüche. Bild : Dieter Sperl<br />

Sie wurden des<br />

Beschwörens nicht müde.<br />

Und des Herabwürdigens.<br />

Jedoch wenn man tot ist,<br />

und das Grab noch nicht<br />

zu, haben sie alle von<br />

Trauer erleuchtete<br />

Gesichter und blicken auf<br />

einen herab oder hinauf, je<br />

nachdem, weil dann – dann<br />

verwechseln sie einen<br />

gleich mit Gott. Im Leben<br />

haben sie uns nicht einmal<br />

für Menschen gehalten.<br />

Diese Gnade kommt zu<br />

spät. Erst einmal heraus zu<br />

finden, wer man ist, um<br />

anschließend sich für ein<br />

gutes Leben einzurichten,<br />

dafür wird einem keine Zeit<br />

gelassen. Obwohl sie<br />

eigentlich in Hülle und<br />

Fülle vorhanden wäre. Sich<br />

eine bessere Welt zum<br />

Leben zu verschaffen, wird<br />

ja als geradezu schamlos<br />

angesehen. Das gäbe das<br />

Leben uns nicht auf. Was<br />

dann? Vielleicht<br />

weiterleiden. Nur nicht sich<br />

anhören, was dieser jene,<br />

dieser ganz spezielle<br />

Mensch zu sagen hat.<br />

Einfach nicht hinhören. Aber trotzdem genau<br />

aufpassen, auf jedes Wort, jeden Laut, jede<br />

Geste, dass man sofort losschlagen kann,<br />

unterbinden, verhaften, wenn’s mal nicht genau<br />

ins Schema passt. Gott behüte – das Schema.<br />

Was ich schon über das göttliche Schema<br />

nachgedacht habe. Ich kann mich nicht daran<br />

gewöhnen, dass die Fügung über mich kommt.<br />

Vielleicht als Beifügung. So zum darüber<br />

Nachdenken. Je weniger man irgendwo dazu<br />

gehört, desto mehr glaubt man, unbedingt damit<br />

verbunden zu sein.<br />

Ist das die Bedeutung des Sprichworts: Blut ist<br />

dicker als Wasser? Oder: Blut zieht immer? Man<br />

kann sich aus gewissen Fesseln nicht befreien.<br />

Vor allem dann nicht, wenn sie gezogenes Blut<br />

sind, das von Schlägen her rührt. Was noch dazu<br />

jeder in der Familie sehen kann. Dann beginnt<br />

der Hass stärker zu binden als alles Andere.<br />

Hass bindet alle Kräfte. Ich glitt immer wieder<br />

an der Wand ab, sobald ich dazu gehören wollte.<br />

Ich hatte – obwohl ich es immerfort anders<br />

versuchte – für jeden Schritt einen Gegenschritt<br />

einprogrammiert. Für jede Maßnahme eine<br />

Gegenmaßnahme. Für jeden Entwurf einen<br />

Gegenentwurf. Und immer gleich in derselben<br />

Sekunde. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung,<br />

wie etwas funktionieren sollte. Politik? Eine<br />

Weltanschauung? Darunter verstand ich,<br />

wie man die Welt aus großen Kinderaugen<br />

ansieht. Arm, aber sauber. Meine Argumente<br />

entsprangen viel mehr dem Gefühl für Sprache,<br />

als dem Gefühl für Gerechtigkeit. Aber ich<br />

musste immer wieder nachdenken über die<br />

Probleme um mich. Weil man es MUSS als<br />

junger, aufgeschlossener Mensch. Weil man<br />

den Thesen der Alten etwas entgegen halten<br />

musste. Jeder eigene, von mir selbst erfühlte<br />

Schritt, wäre aufgeflogen als subversiver<br />

Schritt gegen den Vater, die Übermacht. In<br />

Wirklichkeit brauche ich gar keinen Platz, null<br />

Raum. Rückentfaltung. Der Film ist verkehrt<br />

eingespannt. Ist schon gut so, in der ganz<br />

engen Gebärmutter der eigenen Vorstellung.<br />

Jeder Schritt, wenn ich ihn wirklich gemacht<br />

hätte, hätte den Vater umgebracht. Die<br />

Illusion, dass da nichts wäre, wogegen ich<br />

einschreiten müsste, war die Geisel, mit der<br />

ich mich beherrschte. Wenn ich nicht spurte,<br />

bestand die Gefahr, sie zu verlieren. Ohne<br />

Illusion ist Nichts. Die Selbstbeherrschung<br />

ist der erwachsene Teil in mir. Sonst hat<br />

er nichts gelernt, nichts entwickelt. Meine<br />

Selbstbeherrschung ist die einzige Berechtigung,<br />

als erwachsen zu gelten. Das In-Zaum-<br />

Halten des Hasses. Immer haarscharf an der<br />

Messerklinge vorbei. Ich habe keine Ahnung,<br />

wenn ich von der Besseren Welt spreche. Ich<br />

kann mir vorstellen, was andere damit meinen.<br />

So geschärft ist mein Denken. Ich denke das<br />

alles. Aber wenn mir „Bessere Welt“ einfällt,<br />

zieht sich mein Herz zusammen.<br />

August Staudenmayer; geboren 1961 in<br />

Herzogenburg, NÖ.; lebt seit fünfzehn Jahren als<br />

Autor und Werbetexter in Wien.<br />

Regelmäßige Radio-Publikationen im ORF auf Ö 1<br />

(„Texte“, „Beispiele“, „Literaturminiatur“) und Ö 3<br />

(„Einfach zum Nachdenken“) seit 1996.<br />

Publikationen: „Waldschallers Einsatz“, Ritter Verlag,<br />

2005; „Der Strandgutsammler“, Tyrolia Verlag, 2002.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VII - Literatur Nr. <strong>11</strong>/2006 53<br />

Die Dakini-Dialoge.<br />

Aufzeichnungen aus dem Himalaya<br />

Peter Pessl<br />

Einige wenige, unvollständige<br />

Anmerkungen zum Schreiben<br />

der „Dakini - Dialoge“:<br />

Was mir vorkam, aufschien, schon lange<br />

vor dem eigentlichen Reisen durch einige<br />

entlegenere Gegenden Nordindiens,<br />

wie Spiti, Lahaul, Ladakh, war die Idee<br />

einer “Reisesprache”, die aus Notizen<br />

vor Ort, präzisen und schwankenden,<br />

ernsthaften und gespielten, zahlreichen<br />

Aufzeichnungen, Scheinaufzeichnungen<br />

auch, Erlebnissen, Scheinerlebnissen<br />

freilich, vagen Zeichnungen, Fotos, sich<br />

abzeichnend, die Chance eines Noch einmal<br />

- Erzählens ermöglichen sollte, eines sanften<br />

Vorsprechens, jenseits, aber sich immer<br />

gewiss, der Zerstörtheit, Unmöglichkeit<br />

des Erzählens, der Unbrauchbarkeit der<br />

Erzählformen für den Erkenntnisgewinn,<br />

ein im Porösen balancierendes Sprechen,<br />

Aussprechen, Vorsprechen, das Prosagedichte,<br />

Gedichte, Kataloge, Bildliches aufnimmt<br />

und sich anverwandelt und spottet jedem<br />

Erkenntnisgewinn. Einigermassen wichtige<br />

Überlegungen waren: Das Fremde ist<br />

das Eigene (vice versa). Das Unbekannte<br />

ist immer bekannt (vice versa). Es gibt<br />

keine Fakten. Erkenntnisgewinn ist dem<br />

Menschen nicht möglich. Nichts existiert.<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind<br />

eins. Aussenwelt und Innenwelt sind eins und<br />

gemeinsam Illusion. Traum. Wahn. Wie man<br />

will. Wenn es gelänge, mit den verschärften<br />

Möglichkeiten einer “Reisesprache”, mit<br />

„Des unbetonten Materials“<br />

18. August, mittags, heißer Vorplatz der Ugyen<br />

Sanag Chöling Gompa, Pavese liegend (und<br />

klappernd mit der Rendite), die blaue Dakini<br />

sich vor uns in immenser Größe ausbreitend:<br />

raumgleich!<br />

Was aber vorkam im Themenpark: „Feste,<br />

Rituale, Sprache und Gegensprache Spiti“ war,<br />

zum ersten Mal, die Schreckensbilanz einer noch<br />

gar nicht beendeten, eben erst begonnenen<br />

Reise, die Erzählreise (visiere ich an): Pavese<br />

kritisierte mir die (angstvolle) Sprache meines<br />

Reiseberichts, wie er es nannte, als leicht,<br />

allen Mitteln, die Körper, Rede und Geist<br />

so zur Verfügung stehen, das Gewebe der<br />

Illusion zu durchlöchern, es schiene hindurch<br />

die ursprüngliche Wirklichkeit, würde ein<br />

buddhistischer Lama sagen, die offene Leere<br />

ist. Also Aushebelung der Scheinwirklichkeit<br />

mittels der zumindest momentweise<br />

aufblitzenden Wirklichkeit. Also das<br />

Schreiben naturgemäss als Meditation, als<br />

spirituelle Praxis. So die spielerisch und<br />

leichthin ausgesprochene Annahme.<br />

In den Ländern des Himalaya-Raumes,<br />

Indien, Tibet, Nepal usw. bedeutet eine Dakini<br />

(Sanskrit: “Himmelstänzerin”) ein Wesen, das<br />

im Bereich der Gottheiten und Geistwesen,<br />

aber auch als erleuchtete menschliche<br />

Praktizierende und Lehrerin auftreten kann.<br />

Im tantrischen Vajrajana - Buddhismus stellt<br />

sie eine der drei Wurzeln der religiösen Praxis<br />

dar.<br />

In Peter Pessls Dakini - Dialogen ist<br />

die Dakini die ebenso fiktive wie reale<br />

Reiseführerin auf einer Expedition des<br />

Erzählers in das im Norden Indiens, an der<br />

Grenze zu Tibet gelegene Spiti - Tal. Zugleich<br />

ist sie seine Übersetzerin vom Gesehenen<br />

und Erlebten zum Beschriebenen, sowie<br />

von den vertrauten Geistern und Dämonen<br />

des eingenen Inneren zu den unbekannten<br />

Gottheiten, Geistern und Legenden des<br />

Himalaya. Verwandt scheint sie den<br />

geflügelten Musen und Genien der westlichen<br />

Mythologie als Botin, Förderin der Künste und<br />

Wissenschaften, als schöpferisches weibliches<br />

Prinzip.<br />

schlimmer als das: leichtgläubig, Informationen<br />

gestreut, und Standardbericht, ein schüchterner<br />

Mörder sei ich vor einem rauchenden<br />

Menschen-Schornstein (sagte er dann),<br />

Abb. „Der Geist des klaren Lichts“<br />

und, beim ersten Ansturm des Angstvollen<br />

merkwürdig stoisch, plan (abgedreht) in den<br />

Anwendungen, Waschungen der Sprache und<br />

nasses Idiom, als ernsthafter Sammler von den<br />

freigelegten Dingen und Ereignissen desavouiert,<br />

worauf ich antwortete (Bammel), dass diese<br />

Verfahrensweise mit Behelfsnamen in Netzen<br />

(der Wissbegier), die bei der folgenden<br />

Treibjagd vor die Ausgänge des Sprachwaldes<br />

gespannt, schiere Zufallsnamen sind, dass<br />

diese Verhaltensweise des unbetonten Materials<br />

mir einzig und allein für diesen einen<br />

Bericht unserer in Unsummen gezählten<br />

Sommerreise eingefallen sei (und mich<br />

beherrsche), (unbetont) meine Verzweiflungen<br />

und Krankheiten, Widerstände und Totschlag<br />

ignorierend als die einzig menschenmögliche,<br />

richtige, Reisesprache, während sie außerhalb<br />

davon (in meinem üblichen Handwerk), dem<br />

Mordmetier, auf der O-Lichtung,<br />

Abb. „Der Geist des klaren Lichts“<br />

stumme Tastatur, bei einer Million Grad Plus<br />

(und Minus!), bei der Motor-Ramme, auch<br />

mit glücklicher Hand mit Sicherheit zu nichts<br />

zu gebrauchen sei, (wäre sie sonst nicht)<br />

sie würde mich vorschnell zu langweilen<br />

beginnen (Appell), wäre nicht fortsetzbar,<br />

(obwohl es bei mir kaum je Fortsetzungen von<br />

einmal gezeigten Tötungen gibt), nicht aus<br />

Geldgründen, Niedertracht, Neid vor einem<br />

Spiegel, und nicht aus dem Vorwand (der<br />

Blindheit) einer geschlossenen Menschen-<br />

Identität, das Auf- und Abräumen stünde im<br />

Mittelpunkt, des Tellers, der Erzählung (von Reif<br />

Häresie), (das ist) Sammeln und Zerstreuen<br />

(sooft) in einem, immer nahe am Abbruch,<br />

an der Kippe, Gespinst, und das (fallende)<br />

Reisen, das Berichten über das scheinbare,<br />

fallende Reisen, so habe er (Pavese) es genannt,<br />

während wir doch in Wahrheit nirgendwo seien,<br />

hingelangten, hinkämen, (sofern die Silben)<br />

Abb. „Der Geist des klaren Lichts“<br />

von den Schallquellen nirgendwo ankämen,<br />

stillstünden, einem Zaunpfahl gleich auf der<br />

Weide stehen wir still, eine schwarze Stele<br />

seien wir, ein Totenmal, das Reisen aber nur<br />

ein Vorwand (Schlag), Karnevalsbühne und<br />

Folie für das Zerstreuen, jedes Mittelpunkts,<br />

jedes Anhaftens an einem Mittelpunkt,<br />

oder Normpunkt (Gegenschlag), wie Pavese<br />

verstand, das Sprechen über (scheinbar) weit<br />

entfernte Menschen-Figuren und Menschen-<br />

Begebenheiten (die so heißen, weil sie nämlich<br />

nicht Tiere und Pflanzen, Gesteins- oder<br />

Erdbegebenheiten sind) nur ein Versuch des<br />

Versteckens, des Abschweifens, verzweifelt<br />

Abfallens von jedem menschenmöglichen<br />

Resultat, „von der verfluchten Recherche nach<br />

Resultat“, wie Pavese es aussprach, aber ein<br />

Versuch der gelingt!, sodass der Leser, der<br />

ein Mauler, Minutenleser sei (Affe), an der<br />

Schmauchspur festhalten könne<br />

und an dem traurigen Menschenverstand, (am<br />

Limit schrammend) nicht merke, dass doch<br />

eigentlich nichts gekommen sei, vorgekommen<br />

sei nichts, sondern alles sei, vorwärts und<br />

rückwärts radiert, das Zeichenpapier zerrissen,<br />

verschwunden in diesem Zahn-Bericht, in<br />

seinen schwammigen Körper-Barrieren,<br />

isolierten Sprech-Quartieren, Inseln,<br />

Bruchholz, alles (und nichts) aufgezählt,<br />

rückwärtsgezählt, mit diesem Triumph-Bericht<br />

nicht benannt, sondern eindeutig umbenannt<br />

sei, zurückgezählt an den Abbruch der<br />

Menschen-Existenz, an dem Kälte herrsche, das<br />

unmenschliche Heulen, Nebel (Inexistenz), dass<br />

dieses namenlose Berichten eine Vermischung<br />

zwischen dem Erfundenen und dem<br />

Tatsächlichen sei, im Fließen des Menschenlebens<br />

der Schrift, das es (ja!) gar nicht gäbe, keines von<br />

beiden (nein!), was es gäbe sei Wahn, wo die<br />

Bedeutung kreuzt,<br />

Abb.„Jhula über den Pin-Fluss“ (79)<br />

Löschen dieses Wahns, wieder Wahn (wann),<br />

„wann werde ich dort eine Wirkzahl finden, die<br />

Primzahl Quintessenz?“, so fragte Pavese (sagte<br />

ich sagte sie), käme (ich) die Böschungen mit<br />

den Gedankenströmungen herab, mit den Eseln<br />

links und rechts an einer roten Leine, Singvögel<br />

Circen für dich und die anderen Wolkenfrauen<br />

in einem roten Netz, mit dem blauen Lamm<br />

in den Armen (belämmert), nachdem ich den<br />

tief unter uns im Talboden fließenden Pin<br />

in einer Jhula, einer Metallkiste an einem<br />

den Fluss überspannenden Seil mittels eines<br />

zweiten, eines Zugseils (unter Geistesangriffen)<br />

überquert hatte, den Wiesenhang (als ob nie<br />

etwas geschehe, als ob nie etwas geschehen sei)<br />

durch die (möglichen) Felder im zunehmenden<br />

Nachmittagswind hinaufgewandert war, der<br />

dort im Erzählsommer jedesmal aufkommt und,<br />

tobend,<br />

Abb. „Phurpu“ (80)<br />

bis zum Sprechmorgen bleibt, (dann und wann)<br />

aus den, im engsten Umkreis, völlig verschieden<br />

schmeckenden Gebirgsbächen Zeichen trank,<br />

gemeinsam gehend und sprechend, während<br />

du flüsterst: „für alles zahlt man!“, und „für<br />

alles schafft man an!“, mit den Buchen, den<br />

„starken Kerlen“ (wie es heißt), einer kleinen<br />

Spielgruppe des Drukpa Kagyupa-Ordens19 (wie<br />

meine Dakini gerne sagt), oder des Nyingmapa-<br />

Ordens, wie ich gestern verstand, die als<br />

halbnomadische, schamanische Schausteller<br />

(schwebend), Tranceorakel (mit ihren Tieren)<br />

unterwegs zwischen Spiti und Ladakh, den<br />

sie schon dringend erwartenden Einwohnern<br />

die buddhistische Lehre in Form von<br />

Theateraufführungen, Spielen, antiken Chören<br />

und Ritualen vorbringen, und, (ist es nicht) wie<br />

in jedem Sommer, zur Vorbereitung des (von<br />

ihnen)<br />

Abb. „Lhalung, Ser-Lakhang“ (81)<br />

nur mehr im abgelegenen Pin-Tal aufgeführten<br />

Pho-Bar Rdo Gcog-Rituals, „das Brechen des<br />

Steins“, (ist es nicht vorbei), einen schweren<br />

Quader, der einer kleinen Stele in Ton<br />

und Ausführung gleichkommt, aus den<br />

umliegenden, völlig wüsten Bergen auf ihren<br />

Rücken zum Ritualplatz schleppen, während<br />

die blaue Wesensdakini mir erzählt, dass dieses<br />

Ritual zur Befreiung der Menschen des Tales<br />

von den dämonischen Kräften (selbst) von dem<br />

schon besprochenen tibetischen Mahasiddha<br />

Thang-stong-Gyalpo gestiftet worden sei<br />

(Depots), der mit ihm Dämonen aus den<br />

Fundamenten seiner eben erst errichteten und<br />

von diesen Dämonen (wiederum selbst) über<br />

Nacht wieder zum Einsturz gebrachten Klöster<br />

vertrieben hatte, wie die meisten der Feste<br />

und Rituale der Einwohner Spitis am Ende<br />

des Sommers (der Erntearbeit) und im kurzen<br />

Herbst,<br />

Abb. „Tormas“ (82)<br />

noch vor dem Einbrechen eines halbjährigen<br />

Winters, in dem nichts mehr ginge, gefeiert<br />

werden (und sind), (ist es nicht) die Hochzeiten<br />

im November, wonach man sich (für die kalten<br />

Monate) in die Häuser zurückziehe zu Cha,<br />

Chang und Arrak, also gesalzenem Buttertee,<br />

Gerstenbier und Schnaps, dem (indischen)<br />

Spaß- und Tränenaufgebot der TV-Anlagen<br />

(die ich sah), die (bei Solarzellen) auf den<br />

Flachdächern zunehmend angebracht sind,<br />

wenn aber (sie) ausgesetzt dem Wüten des<br />

Wetters, den ganzjährig wirksamen Geistesgiften,<br />

Krankheiten selbst hervorbrächten, die für ihre<br />

magische Heilkunst berühmten Nyingmapa-<br />

Lamas von Kungri sie mit eigens dafür<br />

angefertigten und in einem Torma-Schrank<br />

im Kloster das Jahr über streng verschlossen<br />

gelagerten Tormas aus getrocknetem und<br />

bemaltem, mit geheimen Mantras20 aktiviertem<br />

Gerstenbrei,<br />

Abb. „Der Geist des klaren Lichts“ (83)<br />

die sie einnähmen, heilten, und, wie sie (seit<br />

Jahrhunderten erfolgreich) glauben, von den<br />

in sie eingedrungenen Krankheitsdämonen<br />

befreien (richtiggestellt), diesen vorläufigen Sieg<br />

über jene Dämonen (wiederum selbst), denn<br />

einen anderen gäbe es nicht, denn was aufkomme<br />

löse sich, was verschwinde käme immer wieder<br />

zurück, aber feierten sie mit dem Da Chang-Fest<br />

im Februar, bei dem ein Pfeil von einem Dach<br />

aus in Richtung des Flusses geschossen werde,<br />

(wie es hieß) alle sechs bis sieben Jahre feierten<br />

sie Sonchok, die „Nach-Tod-Zeremonie“, zu<br />

der sie mir (unter dem Titel: „zur Rede stehen“)<br />

mit den Handzeichen eigene umfangreiche<br />

Belehrungen zu Körper, Rede und Geist gab, das<br />

Jahr ihrer Geistesfeste aber endet mit dem Gyalto-<br />

Fest Ende Dezember, Losar, das Neujahrsfest,<br />

feierten sie wie die Tibeter, im März, Thon<br />

Thon,<br />

das Ende des Höllen-, des Himmelswinters, wie<br />

man will, wie sie mit Fußzeichen anzeigte, im<br />

April, Lapsol, die Anrufung der Gottheiten, nach<br />

der Aussaat des Getreides, und (im Flüstern<br />

evakuiert) (vom Ruin) Pavese erwähnte noch<br />

im November die Gutor-Feste, die böse Geister<br />

(woher und wohin?) vertreiben und eine gute<br />

Zukunft vorbereiten sollen (was immer, ein<br />

Anland?, das sei, sein könne), in Tabo Chakhar<br />

genannt, was aber die weltlichen Feste, er<br />

sagte (sagte sie), die Körperfeste, betrifft, ist<br />

das beste Namkhar, ein Reiterfest, bei dem in<br />

der Verwaltungshauptstadt Kaza im Herbst<br />

die Geschicklichkeit auf den kleinen, den<br />

schnellsten Pferden gezeigt und fröhliche<br />

Besucher herbeikämen aus allen, den vier<br />

Landesteilen Sham, Pin, Bhar und Thud, „es<br />

genügt mir, dass ich glaube zu sprechen!“,<br />

antwortete Pavese, „es muss nicht sein!“, sei<br />

doch: „nach meinem langen Totsein das Ohr<br />

am Fuß und der Mund in den Därmen, Erde am<br />

Leichenkörper der Anschauung!“<br />

„Die Daikini-Dialoge“ von Peter Pessl<br />

erscheinen im Ritter Verlag.<br />

Zu bestellen unter : <br />

ISBN 978-3-85415-397-9<br />

Peter Pessl, geb. 1963 in Frankfurt/M.,<br />

seit 1984 freier Schriftsteller und seit Beginn der 90er<br />

Radiokünstler, lebt nach Jahren in Graz, Südsteiermark,<br />

Wien, Latium seit 1999 wieder in Wien. Beiträge in<br />

Anthologien und Literaturzeitschriften.<br />

Zahlreiche Publikationen. Bisher im Ritter Verlag erschienen:<br />

„Blumarine“. Letzte Erzählungen zur Revolution (1998)


54 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VII - Literatur<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Pariser Passagen<br />

(Chroniken, Teil 1: 2005-2006)<br />

Bettina Galvagni<br />

Yom Kippur<br />

Kleine Mädchen in schwarzen Samtkleidern mit weißen<br />

Strümpfen, in der an Jugenstilkurhäuser erinnernden Synagoge<br />

von Hector Guimard in der rue Pavée. Ich verbringe ein<br />

Drittel der Zeit mit Beobachten, ein Drittel mit Weinen, ein<br />

Drittel mit beinahe neutralen Gedanken an einem geöffneten<br />

Fenster im Treppenhaus. An dem Fenster hat der Herbst<br />

etwas Frühlingshaftes, und es ist, als würde selbst die Luft um<br />

Vergebung der Sünden bitten. Am späteren Nachmittag entdecke<br />

ich Gila Lustiger an der Balustrade im zweiten Stock, und<br />

plötzlich fühle ich mich vollkommen allein, in dieser Synagoge,<br />

deren Architektur zart wie eine Pflanze ist, in dieser Straße, dieser<br />

Stadt...<br />

Tod eines Grashüpfers<br />

Drei Tage lang hatten wir ein süßes Haustier: einen städtischen<br />

Grashüpfer. Er kletterte über Lebensmittel und Bücher, und<br />

abends machte er kleine Spaziergänge auf der Wand. Nachts<br />

schlief er in meinem Zimmer, auf dem Boden neben dem Bett.<br />

Heute morgen sah ich ihn reglos dort liegen. Nur die diaphanen<br />

Fühler bewegten sich leicht, als berührten sie die Tasten eines<br />

winzigen Instruments. Ich nahm das Tierchen in meine Hand<br />

und streichelte es. Die Fühler wichen sanft-wie-Algen-im-Meer<br />

vor mir zurück, die Augen blieben zwei starre schwarze Punkte.<br />

Gegen Mittag starb der Grashüpfer in meiner Hand, und ich legte<br />

die Leiche in eine Schachtel.<br />

Free Zone<br />

Ich sah „Free Zone“ zusammen mit zwei anderen Kinobesuchern<br />

spätabends im Kino „Montparnasse Bienvenüe“. Der Film<br />

beginnt mit dem bekannten Pessach-Lied „Had Gadia“, gesungen<br />

von Chava Alberstein. „Had Gadia“ erzählt in hyperbolischen<br />

Wiederholungen von dem vielfachen Unglück, das mit dem Kauf<br />

eines Lammes begonnen hat. Rebecca – Natalie Portman - sitzt in<br />

einem Taxi und weint-bis-zum-Ende-des-Liedes. Aus irgendeinem<br />

Grund hat die Verbindung dieses Liedes mit diesem Gesicht<br />

eine starke Wirkung auf das Bewußtsein: als ob man etwas Sehr<br />

Wichtiges (über Schönheit oder Trauer) verstehen würde... Der<br />

erste Teil des Films ist voller Superimpositionen, die Rebeccas<br />

zerbrochene Liebesgeschichte in einen Fieberphantasien-Grad-an-<br />

Unwirklichkeit tauchen.<br />

Sainte Anne<br />

Die Straßen im Park des berühmt-berüchtigten psychiatrischen<br />

Krankenhauses Sainte Anne sind alle nach Künstlern und<br />

Schriftstellern benannt, es gibt einen Parc Charles Baudelaire,<br />

eine Rue André Breton usw. Obwohl es jetzt eiskalt ist (und zwar<br />

noch viel kälter als an anderen Orten der Stadt – nicht umsonst<br />

heißt die nächstgelegene Métro-Station Glacière), sind die Bäume<br />

im Parc Charles Baudelaire noch immer grün und fröhlich wie<br />

fleischfressende Pflanzen. Nun, da ich das alles zum ersten Mal<br />

sehe, empfinde ich etwas von dem, was ich empfand, als ich<br />

Steinhof zum erstenmal sah, vermischt mit jener heimlichen<br />

Resignation, die selbst die-noch-immer-grünen-Blätter-im-<br />

Parc-Charles-Baudelaire-hinter-ihrer-Fröhlichkeit ausstrahlen...<br />

Damals, als ich Steinhof zum erstenmal sah, war mein Leben<br />

noch nicht so eingefroren gewesen wie jetzt – jetzt bin ich eine<br />

Art kleines rotes Eichhörnchen im ironischen Parc Charles<br />

Baudelaire: eine erwachsene Frau in der herbstlichen Epiphanie<br />

eines Zentrums für Geisteskranke, dessen Inneres anziehend<br />

und unheimlich ist... Meine Haare sind rot wie die Blätter-dienicht-rot-geworden-sind,<br />

und ich kann nicht mehr „ein Mädchen<br />

imitieren“. Später, bei Glacière, steigt eine blondgelockte Frau, die<br />

ein faszinierendes Gesicht hat, mit mir zusammen in die Métro<br />

ein, ihre Haut ist so glatt wie ein Eislaufplatz vor dem Auftritt<br />

einer Eiskunsttänzerin - und auch in sie kann ich mich nicht<br />

verwandeln, sie nicht imitieren, obwohl sie eine Frau-und-kein-<br />

Mädchen-mehr ist.<br />

Violett<br />

Heute mittag, in der Synagoge, waren wieder die zwei kleinen<br />

Schwestern da, die den gleichen Daunenmantel haben (die eine<br />

der Schwestern erinnert mich irgendwie an Anne Frank – ich<br />

liebe es, ihr Gesicht zu betrachten, das klug und undurchdringlich<br />

ist) – dieser Mantel ist von einem so sublimen Violett, wie<br />

ich es niemals zuvor gesehen habe, einem matten Violett, das<br />

gleichzeitig graudurchsichtig ist wie die Wolken und wie der<br />

Montparnasse-Turm (mein Fixpunkt in dieser Stadt).<br />

Mara<br />

Die Schwester eines Mädchens aus meiner Klasse, Mara, spielte<br />

Cello am Konservatorium – Mara hatte ein wachshelles Gesicht<br />

und rehbraunes Haar, meistens zu einem Schwanz gebunden,<br />

große rehbraune Augen, sie war sehr real (determiniert,<br />

selbstbewußt, fröhlich, unabhängig wie eine Katze), und wenn<br />

sie in das Innere des Konservatoriums verschwand, verwandelte<br />

sie sich in reinen Glanz... Ich fand nun heraus, daß Mara seit<br />

einigen Jahren in England lebt und unter anderem bei Benjamin<br />

Wallfisch studierte, dem Sohn von Anita Lasker-Wallfisch, die in<br />

Auschwitz in Alma Rosés Orchester Cello gespielt hatte.<br />

Anouk Aimée<br />

Am Ausgang des Madeleine-Theaters wartete ich zusammen mit<br />

einem jungen Mann und seiner Mutter auf Anouk Aimée. Ich<br />

hörte den jungen Mann flüstern: „Anouk Aimée ist heute, mit<br />

ihren siebzig Jahren, noch immer eine femme fatale.“ Ich vermied<br />

es, den Mann im Kamelhaarmantel genauer anzusehen. Er war<br />

mir unsympathisch, er sah neureich aus. Als Anouk Aimée – ganz<br />

in Schwarz - erschien, lief die Mutter des Mannes sofort auf sie<br />

zu und sprach mit ihr. Dann stand ich plötzlich allein vor Anouk<br />

Aimée und dachte an das rote Seidenwickelkleid, das sie gerade in<br />

dem Stück (einem völlig uninteressanten Stück) getragen hatte.<br />

Ich fragte leise: „Madame Aimée, dürfte ich bitte ein Autogramm<br />

von Ihnen haben.“ Sie lächelte. Ich sah in ihr Gesicht, das<br />

Gesicht von Myriam in „La petite prairie aux bouleaux“. Ihre<br />

dunklen Augen glänzten, sie wirkte ruhig, und wie in ihren<br />

Filmen bemerkte man sofort ihre ironische Intelligenz. Sie<br />

fragte mich, woher ich sei... Sie war da, in der dunklen Straße<br />

vor dem Theater, wie eine brennende Kerze, und dann war sie<br />

weg. Ich fühlte mich allein und irgendwie dumm. Ich dachte,<br />

daß es furchtbar traurig sei, jemanden um ein Autogramm zu<br />

bitten. Und ich dachte, daß Anouk Aimée zwar da, aber auch<br />

nicht da war. Lichtjahre trennten uns in dem Moment, in dem wir<br />

aufeinandertrafen, auf der dunklen Straße vor dem Madeleine-<br />

Theater. Ah ja, ich sagte ihr, daß ihre Darstellung Myriams in<br />

„La petite prairie aux bouleaux“ mich sehr beeindruckt hatte.<br />

Sie freute sich wirklich darüber. Es war kalt, und es schneite ein<br />

... was jedoch dieses „Ich“<br />

anbelangt, dieses erzählende,<br />

persönliche, fiktive Ich, es ist<br />

nichts anderes als ein Huhn-dasdie-Körner-aufpickt-die-gerade-vorihm-liegen,<br />

ein neutrales Huhn;<br />

manchmal fühlt es etwas, wenn es<br />

ein Korn aufpickt, und oft fühlt es<br />

nichts... B.G.<br />

wenig. Als ich die Rolltreppe zur Métro hinunterstieg, fragte ich<br />

mich, wo in Paris Anouk Aimée wohnte, was für ein Buch sie<br />

gerade am Abend im Bett las, ob sie eine Katze hatte (ich denke<br />

nicht), ob sie jetzt ein Bad nehmen würde (in einem Interview<br />

hatte sie einmal behauptet, sie dusche nie, sie liebe es, lange zu<br />

baden). Sie ist ein Mensch, eine Frau... aber, wie soll ich sagen,<br />

auch ein wenig mehr.<br />

Kleptomanie<br />

Mein Nachmittag im Salon du Livre endete sehr erfolgreich:<br />

sieben gekaufte und sieben gestohlene Bücher. Ich war krankhaft<br />

stolz darauf. Jemand hatte mir einmal erklärt, daß Buchmessen<br />

vor allem dazu da seien, daß man Bücher stehle! Ich beschloß,<br />

daß zumindest meine erste Pariser Buchmesse zu diesem Zweck<br />

da sein sollte, und so konzentrierte ich mich von Anfang an auf<br />

die Planung meines Verbrechens. Ich sah mir alle möglichen<br />

Stände an, und da ich etwas blaß aussah, fächelten mir einige<br />

Verleger und Buchhändler mit ihren Büchern etwas Luft zu... Erst<br />

am israelischen Stand erklärte mir eine der Buchhändlerinnen,<br />

was es mit den kleinen runden grünen Aufklebern auf sich hatte...<br />

Wenn man ein Buch bezahlte, wurde einer von diesen Aufklebern<br />

auf das Buch geklebt, damit das Sicherheitspersonal am Ausgang<br />

gestohlene Bücher sofort identifizieren könne (die Verkäuferin<br />

am deutschen Stand war allerdings schlampig: obwohl ich W.G.<br />

Sebalds Buch gekauft hatte, versah sie es nicht mit einem dieser<br />

konfettigrünen Aufkleber; vielleicht hatte sie eine dunkle Ahnung,<br />

daß ich kurz vorher Barbara Hahns Buch über Hannah Arendt...<br />

eingesteckt hatte). Ich lächelte die Buchhändlerin an. Ich war<br />

sicher, daß man mich nicht erwischen würde. Ich überlegte ruhig,<br />

welchen Ausgang ich wählen sollte. Ich verließ die Halle nach<br />

einem Mann-der-durchsucht-wurde, mit dem sanften Lächeln<br />

einer Jungfrau.<br />

Hélène Cixous erinnert mich an<br />

Bettina von Arnim<br />

Ich hatte mir schon immer gewünscht, einmal an einem<br />

Séminaire von Hélène Cixous teilzunehmen. Vorher war ich mit<br />

einer Freundin in einer Bäckerei verabredet. Wir tranken Tee und<br />

unterhielten uns auf deutsch. Eine dunkelgelockte Frau stürzte an<br />

unseren Tisch und schrie, wir sollten diese schreckliche Sprache<br />

leiser sprechen. Ich sprach sehr leise, denn mir war schlecht.<br />

Ein paar Minuten später schrie die Frau noch lauter, wir sollten<br />

überhaupt aufhören, diese Sprache zu sprechen. „Je ne peux<br />

plus. Je ne veux plus l’entendre. Jamais plus.“ Ich wußte sofort,<br />

wovon sie sprach, war aber so schockiert, daß ich anfing zu zittern<br />

und „Pourquoi?“ hervorstieß, obwohl ich es wußte. Es war, als<br />

müßte ich das Wort hören, um es ertragen zu können. Auschwitz.<br />

Die Frau bekam beinahe einen hysterischen Anfall, hielt sich<br />

die Ohren zu und stülpte sich ihre Mütze über den Kopf. Die<br />

Bäckerei war voller Leute..., und die Frau konnte sich nicht mehr<br />

beruhigen. Wir wußten nicht, was wir tun sollten. Vor allem<br />

konnten wir nicht sagen, daß es auch Juden gab, die deutsch<br />

sprachen.<br />

Es regnete in Strömen, als wir an der Station Cité Universitaire<br />

aus dem RER stiegen. Hélène Cixous sprach in der Maison<br />

Heinrich Heine zum Thema Rêver et oublier, im Zusammenhang<br />

mit Derrida, natürlich. (Offensichtlich träumt sie von Derrida,<br />

so wie Hannah Arendt von Adorno träumte.) Mir war furchtbar<br />

schlecht, als wir die Maison Heinrich Heine erreichten. Aber<br />

dann sah ich Hélène Cixous dort sitzen, in diesem verglasten<br />

Teil des Hauses, an dem die Regentropfen leise abperlten. Ich<br />

war beinahe glücklich... Ihr intensives Gesicht, die Augen, die<br />

sie so schminkt, als ob sich über dem Auge jeweils ein zweites<br />

unsichtbares Auge befände – im übrigen ist sie schrecklich<br />

gekleidet, und sie ist dünn und voller Kraft, und ihre Stimme ist<br />

klar und auf zärtliche Weise energisch wie die einer Sängerin,<br />

die Mahler singt. Am Anfang fiel es mir schwer, ihren Gedanken<br />

zu folgen, aber dann bildete alles eine Einheit – der Regen, das<br />

Glas, Hélène, ihre Sätze -, und ich war krank, und Hélène war die<br />

Ärztin-mit-den-richtigen-Medikamenten.<br />

In der ersten Pause lief ich zu ihr, um „Voiles“ und „L’Amour<br />

même dans la boîte aux lettres“ signieren zu lassen. „Comment<br />

vous vous appelez?“ „Bettina“ „Vous avez de la chance.“ Sie<br />

begann, in eines der Bücher zu schreiben. „Pourquoi?“ stieß<br />

ich schüchtern hervor. „Pour votre nom, Bettina.“ „Je déteste ce<br />

nom.“ „Mais c’est Bettina“, sagte Hélène und blickte mich an.<br />

„Quelle Bettina?“ fragte ich, obwohl es klar war, wen sie meinte.<br />

„Bettina von Arnim, bien entendu!“ „Oui...“ Ich setzte mich<br />

wieder hin und las die Widmung im ersten Buch: „Pour Bettina<br />

la bonne et la douce.“ Ich schloß die Augen, und dann hatte ich<br />

ein eigenartiges Gefühl, wie in dem Moment, als ich in „L’Amour<br />

même“ gelesen hatte: „On a fait l’amour.“<br />

Die Anästhesistin<br />

Vor der „Untersuchung“ befand ich mich in einem<br />

Krankenhauszimmer, das einer „Box“ glich. Dort mußte ich<br />

mir ein OP-Kleid aus hellblauem, vollkommen durchsichtigem<br />

Papier anziehen. Dann führte man mich in einen abgedunkelten<br />

grauen Untersuchungsraum voller Monitore und Schläuche.<br />

Das erste, was ich dort wirklich wahrnehme, ist die schreckliche<br />

Schönheit der Anästhesistin. Sie ist nicht mehr ganz jung, blond,<br />

groß, ihr Gesicht ist anziehend, und ihre feminine, elegante<br />

Haltung erinnert an Catherine Deneuve in „Die letzte Metro“.<br />

Sie lächelt vor sich hin, und sie hält diese Spritze in der Hand<br />

(sie läßt etwas von der transparenten Flüssigkeit darin durch die<br />

Nadel tropfen), diese sterile perfekte Spritze, die sie zur Königin<br />

über Leben und Tod macht, zu meiner Königin über Leben<br />

und Tod. Am liebsten wollte ich sie anschreien: „Warum sind<br />

Sie auf so schreckliche Weise schön?“ Sie war plötzlich verärgert<br />

(wie schön ist eine schöne Frau, wenn sie sich aufregt), weil die<br />

Untersuchung von ihren Kollegen nicht ordentlich vorbereitet<br />

worden war. Sie schrie-herum-ohne-die-laszive-Sanftheit-einerschönen-Frau-einzubüßen:<br />

„Mais je ne peux pas travailler<br />

comme ça!“ Ihr weißer Mantel war leuchtender als das Kostüm<br />

von Padmé Amidala aus „Star Wars“. Als ich schließlich auf<br />

dem Untersuchungsbett lag und sie in einer einzigen perfekten<br />

Geste ein Venflon legte und die Spritze mit der transparenten<br />

Flüssigkeit ansetzte, haßte ich sie dafür, daß sie mich unbewußt<br />

dazu zwang, sie zu verehren. Mit ihrer selbstbewußten<br />

halbdunklen Schauspielerinnenstimme wünschte sie mir<br />

„einen schönen Traum“, fügte dann aber gleich hinzu: „Oder<br />

imaginieren Sie etwas, was Sie unbedingt tun oder erreichen<br />

wollen, und machen Sie im Schlaf den ersten Schritt in diese<br />

Richtung!“ Ich schlief ein, und später hatte ich einige Mühe,<br />

wieder aufzuwachen. Der Aufwachraum war unirdisch und leer<br />

– und plötzlich saß ich, meinen Regenmantel auf den Knien,<br />

mitten im Gang der Station. Wenn ich Tee trinken und Zwieback<br />

essen könne, ohne umzufallen, meinte die Krankenschwester, sei<br />

alles gut. Eine große Ärztin mit kurzen grauen Locken und einem<br />

bezaubernden Lächeln und einer Stimme-die-einem-Heimweheinflößte-nach-irgendetwas<br />

blieb vor mir stehen und sagte:<br />

„Sie sind gesund, wo also liegt das Problem... Sie wollen sich<br />

zerstören, nicht wahr?“ Woher weiß sie das, fragte ich mich...<br />

BETTINA GALVAGNI, geboren 1976 in Bozen. Derzeitiger Wohnort:<br />

Paris. Veröffentlichungen: „Melancholia“, Residenz Verlag, Salzburg,<br />

Wien 1997 (Roman); „Persona“, Luchterhand Literaturverlag, München<br />

2002 (Roman). Beiträge in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen<br />

(Italien, Österreich, Deutschland, Schweiz, Kroatien, Polen, USA).<br />

Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 1987/88,<br />

Ernst-Willner-Preis 1997, Rauriser Literaturpreis 1998.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VII - Literatur<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 55<br />

Die Freuden der Jagd<br />

Ullrich Schlotmann<br />

Der Mann der in den Wald hineingeht denkt insgeheim/im<br />

Stillen dies (für sich) – „richtig ist: es schießt – mir nichts/dir<br />

nichts – ‚wie ein Blitz’ – mir durch den – in dieser Hinsicht – ‚in<br />

puncto: Funkenflug/& was das Zünden von Ideen anbelangt’ –<br />

nicht eben unterbelichteten – ‚sprich: Mangel keineswegs leidenden/<br />

(sonstige) Defizite mitnichten aufweisenden’ – Dez – dies: ach, wie<br />

groß ist (doch) die Jagd, wie (unermesslich) magnifik sind (nicht)<br />

deren Freuden (doch)“ – im Vergleich zu: (eben) jenen – „(eher)<br />

schlichten/im Prinzip – (mehr als) deprimierenden“ – Dingen des<br />

täglichen Lebens, mit denen man sich ansonsten<br />

herumzuschlagen und abzuplagen hat und die Zeit totzuschlagen<br />

(sich) gezwungen sieht?! Allein (schon): das Halali – „wenn es<br />

geblasen auf (original) Jagdhörnern/nicht (etwa) auf Tröten, die<br />

denen ähneln, die dir (kalt) lächelnd von (fetten) Mamsellen auf<br />

Jahrmärkten – genauer: an (schäbigen) Schießbuden (ebenda) als<br />

Trostpreis ausgehändigt werden, nachdem du ein Magazin/nach<br />

dem anderen – ‚stinksauer über die mit Vorbedacht verstellten<br />

Visiere’ – verballert/in den (zappelnden) Kugelfang gejagt hast“ –<br />

das Wann die Hunde losgelassen und – last/(but) not least: das<br />

Wann die Jagd zu Ende & vollbracht – „Herrschaften, versetzt es<br />

unsereins & unsresgleichen nicht – Hand aufs Herz:<br />

(automatisch) in einen der Ekstase (durchaus) vergleichbaren<br />

Zustand – und: um wie viel mehr nicht (auch) den Vierbeiner an<br />

unserer Seite?“ Dieser nehme – „im Prinzip: jeder Terrier, jeder<br />

Golden Retriever und – allen voran: der – im Normalfall – (sehr)<br />

ambitioniert zu Werke gehende/wie ein Berserker sich zuweilen<br />

gebärdende Irish Setter – ‚ein Irr-/& Derwisch vor dem Herrn –<br />

(ganz) klar: ohne (jede) Konkurrenz unter den Totverbellern, der<br />

seinesgleichen nicht hat im Kreis der auserkorenen/für die Jagd<br />

sich (überhaupt nur) eignenden Rassen’ – jeder (halbwegs)<br />

normale Schweißhund, der sein Herz (noch) am rechten Fleck,<br />

nimmt“ – doch (sehr genau) wahr: den (enormen) Gänsehautfaktor<br />

– „sag ich (jetzt) mal“ – der Situation – „heißt es: auf, zu Pferd – ’s<br />

geht los! – hoch zu Ross dem Reineke Fuchs nach, im<br />

(gestreckten) Galopp dem Isegrim hinterdrein!“ Freudig erregt<br />

Wesentlichen – sich vom<br />

mittelhochdeutschen sweiß her/oder<br />

(auch) vom swet der alten Sachsen ab.<br />

Beides habe – „lehren uns die<br />

Etymologen – und wir wollen ihnen – da/<br />

in dem Punkt – (einmal) Glauben<br />

schenken“ – nicht nur die Bedeutung von aus den Poren des<br />

Körpers austretendes Feuchtes, sondern sei auch im Sinne von<br />

sprudelndes Blut überliefert und – „eine Zeit lang (zumindest)“ –<br />

(durchaus) gebräuchlich gewesen – „eine Art (von) tabuisierender<br />

Umschreibung (wohl)“ – in welcher sie – „bis auf den heutigen<br />

Tag“ – in der Jägersprache erhalten. Demnach sei ein<br />

Schweißhund jemand – „oder besser (gesagt): etwas“ – der – „bzw.<br />

das“ – (stark) auf Blut abfahre – „wittert er (nur) geringste<br />

Mengen (davon), schon ist (bald) kein Halten mehr, er muss<br />

jenen, der (da) so verheißungsvoll tropft, (unbedingt) haben/ihm<br />

den Garaus machen, koste es, was es wolle, kein Vertun – in der<br />

(vorbezeichneten) Sache. Mit der Nase auf dem Boden geht es<br />

(bald schon) – ‚ohn (allzu) großen Verzug’ – dahin, wie an der<br />

Schnur gezogen – rasch: auf/& davon – im Kopf (mutmaßlich)<br />

Bilder, die in dunklem/fast schwarzem Ochsenblutrot gehalten<br />

und den einen/oder anderen – unter Umständen – an die<br />

(kranken) Orgien/Mysterienspiele eines Hermann Nitsch (etwa) –<br />

‚des selbst ernannten Masters of Schlachtabfall’ – gemahnen<br />

mögen. Jeden einzelnen (von ihnen) macht der Ruch und macht<br />

das (leidenschaftliche) Verlangen – danach: desjenigen, der (da)<br />

so (unverschämt) gut duftet, (möglichst) bald/in der<br />

(aller)kürzesten Zeit habhaft zu werden, (völlig) kirre zwischen<br />

den (gespitzten) Ohren, sie drohen, sollten sie die (dazugehörige)<br />

Person, das (dazugehörige) Stück Wild (etwa) nicht (gleich) zu<br />

fassen bekommen/nichts zwischen ihre (gottverdammten)<br />

Beißerchen kriegen, (relativ) unverhohlen – damit: stante pede –<br />

närrisch zu werden/(komplett) blöde – wobei: dies das<br />

Allerschlimmste (wohl) – bei weitem – (noch) nicht wäre!“ Einmal<br />

habe man – „mit eigenen Augen“ – mit ansehen müssen, wie<br />

(irgend)etwas in der Richtung. Jetzt geht alles (sehr) schnell/<br />

(alles) seinen (gewohnten) Gang. Ein Rad fasst in das andere –<br />

was getan werden muss: (das) wird getan, es gibt keinen<br />

Aufschub (mehr), wozu (denn) auch sollte der gut sein? Die<br />

Hunde: (sie) sind (schon) ganz außer Rand & Band – über Stock<br />

geht es (dahin)/& (über) Stein, zügig – huiii, wie (da) die Fetzen<br />

fliegen!“ – und um die (spitzen) Eckzähne (herum), lasse sich<br />

(wahrheitsgemäß) anfügen, der (nasse) Zungenlappen schlabbere –<br />

„und der Schaum des Speichels rührt. Das Ho-ho-ho! der Treiber/<br />

deren – (ganz) behäbiger – Sing/Sang (irgendwo) fernab – plus:<br />

das (dazugehörige) Schlagen von Holz an Holz/mit (hölzernen)<br />

Prängeln gegeneinander: es gibt (dazu) den – mehr/oder weniger<br />

– gleichmäßigen Takt an/mischt sich mit den ersten/(noch) etwas<br />

(sehr) zaghaften Versuchen der Gewehre/wächst sich (schließlich)<br />

zu einem (ganz) exorbitanten – ja: infernalen Krawall aus. „Und<br />

erst (später) am Abend klingt es (langsam) – ‚nach/& nach’ –<br />

ab/(es) verebbt (gemach), bevor es (dann) – ganz/& gar – zum<br />

Stillstand kommt (...). Ruhe ist – mit einem Mal – wieder – ‚und<br />

Friede eingekehrt’ – Stille legt sich – ‚wie ein samtenes Bahrtuch/<br />

die pechschwarze Nacht (etwa)’ – über das (ganze) Land. Das<br />

(nun) also war das (große) Halali der Parforcejagd – hat man das<br />

auch einmal mitgemacht. Der Hirsch, der das Signal vernahm, er<br />

warf (zunächst) auf – ‚das: ja’ – verhoffte (auch wohl) – doch: nur<br />

(für) kurz, dann wusste er (irgendwo) tief in seinem Inneren –<br />

jawohl: er hat verspielt/’s ist aus! Solch ein Hirsch weiß nur<br />

(all)zu gut, was die Stunde und – vor allen Dingen: wem sie<br />

letztmalig geschlagen – mehr noch: (er) schickt sich, wie es sich<br />

(für ihn) doch geziemt, in sein Schicksal, das unvermeidlich. Das<br />

Blatt – ‚in dem Fall’ – bietet er dem Schuss des Waidmanns dar –<br />

vernehmen Mann & Hund (da) den Gruß des Waldhorns – und:<br />

erwidern ihn auf ihre/ihnen (jeweils) eigne Art & Weise. All die<br />

Pointer, Deutsch-Drahthaar und (div.) Teckel fangen – „wie auf<br />

ein geheimes/verabredetes Kommando (hin)“ – an, mit den (weit)<br />

herauslappenden Leckern zu hecheln, die Männer schwenken<br />

(dazu) mit den Hüten in den Lüften herum, die Pferde wiehern<br />

(übermütig), (sie) steigen auf den Hinterhufen und strullen mit<br />

sattem/(derb) pladderndem Strahl ein letztes Mal in die<br />

quatschnassen Furchen der Felder – es ist – alles/in allem – eine<br />

ziemliche Anspannung zu konstatieren/(förmlich) wie mit<br />

Händen zu greifen. Quirlig sind die Terrier, tummeln<br />

umeinander – so: wie die agilen/höchlich vif-alerten<br />

Quecksilberperlen tun, die dem Fieberthermometer entsprungen,<br />

da es zu Bruch ging/auf dem Küchenboden aufschlug – ähnlich:<br />

giftig – im übertragenen Sinn – „(ganz) unangenehme – ja: fatale<br />

Folgen – unter Umständen – für denjenigen zeitigend, der mit<br />

den einen (entweder)/oder den anderen in Berührung kommt.<br />

Fühlen Sie (doch) nur (einmal): ihnen beult der Puls die Ohren –<br />

die Schwanzspitze: (sie) pumpt (heftigst)/zittert (richtiggehend) –<br />

wie wenn: sie (elektrisch) aufgeladen wäre.“ Dementsprechend<br />

schwer sei sie (aber) auch zu handhaben, die Meute von<br />

frisierten/(denkbar) hochgezüchteten Vierbeinern, die mehr<br />

gemein/& in common habe mit (irgendwelchen) scharf gemachten<br />

Handgranaten – als mit: (ganz) normalen – Durchschnittstölen/<br />

halbwegs (zumindest noch) ansprechbaren Exemplaren. „Es sind<br />

(eben)/& bleiben diese – im Grunde (genommen) – (doch):<br />

Schweißhunde und keine (verzärtelten) Kuscheltiere.“ Das habe<br />

(nun) nichts damit zu tun, dass sie bei der Jagd (besonders) stark<br />

schwitzten – „das auch, schon“ – aber: leite die Bezeichnung,<br />

unter der sie (hier) alle (kurzerhand) subsumiert würden – im<br />

solch ein Rasender – „der weder ein wusste/noch aus (mehr)“ –<br />

sich (selbst) – „und zwar: mit Haut & Haaren“ – aufgefressen<br />

habe – „ja: Sie haben mich (richtig) verstanden“ – rasend vor<br />

(unstillbarem) Verlangen/(ganz) außer sich vor (maßlosem)<br />

Haben-/Happa-Happa-machen-Wollen – „aber: Nicht-Können.“<br />

Er habe (zunächst) – (ganz) harmlos – am (eigenen) Schwanz zu<br />

knabbern begonnen – „das hat einem (aber) noch nicht (wirklich)<br />

zu denken gegeben/allenfalls einen zweiten, neiderfüllten Blick<br />

riskieren lassen“ – dann sei es (alsbald) jedoch die (krachenden)<br />

Knorpel des Rückgrats entlanggegangen – bis hin – schließlich:<br />

zu den (knirschenden) Zähnen am entgegengesetzten Ende, die<br />

sich letzt (gar) selbst zermalmt hätten – zermahlt: zu feinem,<br />

gipsartigem Staub – „(...) da ist man (dann) doch (etwas) stutzig<br />

geworden.“ Wer – „wie ich“ – Augenzeuge geworden solch<br />

abnormer Szenen, die – „in guter/alter Splatterfilmmanier<br />

unterlegt mit ekligen/(wirklich) obszön klingenden Saug-/&<br />

Schlotzgeräuschen“ – selbst den Hartgesottensten unter den<br />

Snuff-Enthusiasten – über kurz/oder lang – an dessen – (ganz)<br />

persönliche – Schmerzgrenze (heran)führten – „ich weissage<br />

Ihnen“ – der halte seinen Hund nun/& in Zukunft nicht (mehr)<br />

allzu kurz an der Leine/sehe (vielmehr) zu, dass dieser – dann/&<br />

wann – (auch) etwas anderes als die eigenen Knochen zu fressen<br />

bekomme. Hier/& jetzt sei (also) nicht die (rechte) Zeit/der<br />

(passende) Ort (zudem) nicht – dazu: den Hund zu übertriebener<br />

Zurückhaltung anzuleiten, so/oder so. „Ihm sollte (jetzt) nicht –<br />

auf Biegen/oder Brechen – absoluter Gehorsam abverlangt<br />

werden, nein – losgekoppelt/& (einfach mal) machen lassen!“ – heiße<br />

(vielmehr) die Devise & Losung, die momentan angesagt – „da: es<br />

losgeht, der Hund (schon) anzieht – im Hintergrund bläst<br />

jemand: Gute Jagd – oder (auch): Auf, auf zum fröhlichen Jagen –<br />

es röhrt (tief) in ihm (drinnen) noch einmal, dann erstirbt (auch)<br />

dies (bald) ganz. Wie zum Zeichen – ja: ich will, bin (nun) mit<br />

allem, was geschehen soll/& (noch) kommen mag, (auch)<br />

einverstanden, habe (sowieso) vor langer Zeit schon meinen Frieden<br />

mit Gott & der Welt gemacht – geht der Hirsch steif – nichts/<br />

destotrotz: (auch) majestätisch & voller Würde – ‚wie kein<br />

Zweiter’ – in die Knie – bereit: die Sterbesakramente – ‚das<br />

Abendmahl, die letzte Ölung (etc.)’ – zu empfangen. Das<br />

Gestänge, das er – ‚das (ganze) vergangene Jahr über’ – zu solch<br />

imposantem Ausmaß geschoben, scheint ihm (plötzlich) schwer<br />

wie Blei (zu sein) – er muss sich (nun einmal) hinlegen/alle viere<br />

von sich strecken, unbedingt. Prall ist der Bauch und dunkel die<br />

Naht, entlang der eröffnet wird – gasende Darmschlingen kullern<br />

heraus! Ja: (wahrhaft) groß & einzigartig sind die Freuden der<br />

Jagd. Größer (noch) ist kein Ding – ‚sowohl: im Himmel/als auch:<br />

(hier) auf Erden’ – schal schmeckt alles andere, schal &<br />

abgestanden (danach).“ Und habe einer (erst einmal) Blut geleckt –<br />

in dem (herkömmlichen) Sinn – „schmeckt dem der Schnaps aus<br />

dem Flachmann nicht mehr – ernsthaft: will der (gar) nichts<br />

anderes (mehr) haben“ – und sei dem – „aus meiner Sicht“ –<br />

(wohl) nichts (mehr) hinzuzufügen – so: wie er die Dinge sehe.<br />

Ulrich Schlotmann, geb. 1962.<br />

Veröffentlichungen im Maas und Ritter Verlag.


56 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VII - Literatur<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Coca Cola und das Ende der Kindheit<br />

Wolfgang Hermann<br />

Etwas wie ein Riss ging mit einemmal durch Herrn Funirs<br />

Kindheit. Beim Fangenspielen, beim Versteckspiel,<br />

beim Schnitzen von Pfeil und Bogen hörte er jemanden<br />

ihm ins Ohr flüstern: „Das sind Kinderspiele, aber du bist<br />

doch kein Kind mehr. Wie lächerlich du bist, hier im Versteck<br />

hinter dem Schuppen.“ Dieser Jemand war er selbst, und<br />

seine Einflüsterungen wurden immer gemeiner. Es waren<br />

Sommerferien, das Gras stand hoch in den Wiesen. Herr<br />

Funir rannte durch die Wiesen, versteckte sich hinter einem<br />

alten Birnbaum. Er legte seine Wange an die rauhe Rinde<br />

des Baums und spürte sich selbst. Die Wange an der Rinde<br />

des Baums ist meine Wange, dachte es in ihm. Und er fühlte<br />

Übereinstimmung mit dem Baum, mit der Wiese, mit seinem<br />

Hiersein in diesem Augenblick, an dieser Stelle. Ein Windhauch<br />

berührte seine nackten Arme und er bekam eine Gänsehaut<br />

vor Glück. Für einen langen Augenblick war er nichts als<br />

Übereinstimmung, als glückliches Ja zu diesem Ort, zu dieser<br />

Welt, die ihn aufnahm. Aus diesem Augenblick näherte sich<br />

ein Schatten, ein taubes Gefühl in der Magengrube, etwas, das<br />

schwieg und doch deutlich sprach. Herr Funir wußte nicht, was<br />

es war, aber er begriff, daß er Abschied nehmen würde von der<br />

Welt des Versteckspiels im hohen Gras, von den Lichtbahnen in<br />

den Ritzen zwischen den Brettern im Schuppen.<br />

Als Herr Funir an der Haustür läutete, öffnete seine Mutter.<br />

Gleich beim ersten Schritt ins Haus wußte Herr Funir, daß<br />

etwas anders war. Etwas Fremdes lag in der Luft, war es ein<br />

Geruch? Er betrat das Wohnzimmer und erkannte seinen Vater.<br />

Herr Funir senior war aufgeräumt, er trug sein Besuchsgesicht.<br />

Auf dem Sofa saßen eine fremde Frau und ein Mädchen, das<br />

etwa so alt war wie Herr Funir. Die beiden kamen aus einer<br />

anderen Welt, das sah Herr Funir sofort.<br />

Herr Funir wurde der fremden Frau vorgestellt. Er reichte ihr<br />

die Hand. Fast hätte er sie zurückgezogen, so kalt, so wächsern<br />

fühlte sich die ihre an. Die Augen dieser Frau waren blau und<br />

kalt. Das war Tante Teofila. Herr Funir sah sie zum erstenmal.<br />

Das Mädchen war seine Cousine Elfi. Er hatte gewußt, daß er<br />

eine Tante und eine Cousine hatte und daß sie in der Stadt Wien<br />

lebten. Aber daß Tante und Cousine aus Fleisch und Blut waren,<br />

das hatte er nicht gewußt.<br />

Na, fragte Tante Teofila und sah ihn durchdringend an, was<br />

machst du so den ganzen Tag?<br />

Herr Funir wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Was<br />

sollte er schon den ganzen Tag machen? Es war Sommer, das<br />

Gras stand hoch in den Wiesen, Freunde warteten auf Herrn<br />

Funir. Die Schule war weit weg, wenn auch nicht so weit, daß sie<br />

nicht als kleiner Stich immer wieder durch seinen Kopf zuckte.<br />

Herr Funir fragte, ob er etwas zu trinken bekäme. Und<br />

zwar meinte er nicht das übliche Leitungswasser, sondern<br />

ein Glas von der Limonade, die Mutter Funir für besondere<br />

Gelegenheiten irgendwo versteckt hielt.<br />

Mutter Funir wußte, woran ihr Sohn dachte und sah ihn<br />

komplizenhaft an. Jetzt war der Weg für Herrn Funir frei, und er<br />

sprach mutig das Zauberwort aus: Coca Cola. Gibt es Coca Cola,<br />

fragte er.<br />

Tante Teofila zögerte keinen Augenblick. Wie ein Tonband<br />

sagte sie mechanisch: „Coca Cola ist die Vorstufe zum<br />

Rauschgift!“, und sah Herrn Funir durchdringend an. Cousine<br />

Elfi nickte gehorsam. Herr Funir sah Mutter Funir an, die<br />

verunsichert war. Herr Funir senior nützte die Gelegenheit, um<br />

seine Autorität zu demonstrieren: „Der Bub braucht keine Coca<br />

Cola. Himbeersaft ist sowieso besser gegen Durst.“<br />

Zufrieden nickte Tante Teofila, und auch Cousine Elfi<br />

nickte. Mutter Funir ging in die Küche und brachte einen Krug<br />

Himbeersaft. Herr Funir hasste Tante Teofila, und er fand<br />

Cousine Elfi blöd.<br />

Vater Funir öffnete eine Flasche Rotwein und kredenzte<br />

seiner Schwester Teofila ein Glas. Frau Funir lehnte wie immer<br />

ab, sie trank lieber ein Glas Himbeersaft mit Herrn Funir und<br />

ihrer Nichte Elfi.<br />

Herr Funir hat Tante Teofila und Cousine Elfi seitdem nicht<br />

wiedergesehen. Tante Teofilas Ausspruch über Coca Cola hat<br />

er nie vergessen. Später erzählte Mutter Funir, Tante Teofila<br />

schlafe mit ihrer Tochter Elfi in ihrer kleinen Wohnung am Rand<br />

der Stadt Wien in einem Bett. Da war Herr Funir erwachsen,<br />

und auch Cousine Elfi mußte erwachsen sein. In Tante Teofilas<br />

Leben gab es keinen Mann. Und auch in Elfis Leben gab es<br />

keinen Mann. Sie war wie ihre Mutter Lehrerin geworden. Später<br />

sah Herr Funir auf einem Foto die dreißigjährige Elfi. Sie hatte<br />

die kalten, schönen Augen ihrer Mutter, mit der sie das Bett<br />

teilte.<br />

Geistergespräch<br />

Herr Funir ist auf Besuch bei Abdullah. Abdullah fragt: Wie<br />

geht es dir? Es geht, sagt Herr Funir, es geht. Du siehst<br />

aus, als wärest du ohne Seele hier, sagt Abdullah. Ja,<br />

ich sehe es: Du bist nicht bei dir. Deine Seele hast du irgendwo<br />

vergessen. Erinnerst du dich?<br />

Ja, im Flugzeug war mir, als ziehe man mir die Haut ab, sagt<br />

Herr Funir. Das war vor einem Monat. Meinst du, die haben was<br />

mit mir gemacht?<br />

Hier in eurem kleinen Land ist alles sehr nett, sagt Abdullah.<br />

Im Haus gibt es Licht, Wasser und Strom. Die Wege zum Haus<br />

und in der Stadt sind asphaltiert, man kann gehen, ohne daß<br />

man fällt. Man kann erschütterungsfrei mit dem Auto fahren.<br />

Aber man geht und spürt es nicht. Überhaupt sehe ich hier viele<br />

Gespenster. Ich sehe sie auf der Straße, sie grüßen einander,<br />

sie gehen und stehen, ohne daß sie es merken. Und während<br />

sie miteinander reden, denken sie an etwas anderes. Nein, sie<br />

denken nicht, sie werden gedacht. Ja, sagt Abdullah und zeigt<br />

seine schönen weißen Zähne, sie werden gedacht.<br />

Sie werden gedacht, fragt Herr Funir. Wer denkt wen?<br />

Setzt ihr hier nicht hundertmal euren Namen unter ein<br />

Papier und nennt es Vertrag und Grundbuchauszug und<br />

Kontoauszug und Kredit? Und spürt ihr nicht eine seltsame<br />

Befriedigung, wenn ihr solche Papiere unterschreibt? Ich<br />

glaube, ihr unterschreibt zu oft. Man kann nicht soviele Papiere<br />

unterschreiben und leben wollen, als wäre nichts. Diese Papiere<br />

sind Geister und jede Unterschrift bindet euch an einen neuen<br />

Geist.<br />

Du übertreibst, Abdullah, sagt Herr Funir.<br />

Wenn du meinst, sagt Abdullah, und ist ein bischen beleidigt.<br />

Aber schau dich doch an, sagt er. Bist du etwa glücklich, so wie<br />

du jetzt dastehst? Ich sehe doch, was los ist. Du bist nicht hier<br />

und bist nicht dort. Du bist heute hohl wie ein Gespenst. Geh<br />

zurück zum Flughafen und hole deine Seele ab!<br />

Wie denn, fragt Herr Funir.<br />

Sei doch kein Kind, sagt Abdullah. Bei uns weiß jeder Mann,<br />

wie er seine Seele zurückholt. Er setzt sich hin und wartet. Und<br />

wenn die Seele da ist und er sie spürt, dann geht er und ist<br />

glücklich. Auch hier in diesem Kleine-Kästchen-Land kann ein<br />

Mann glücklich sein. Er muß nur gehen, wenn er geht, essen,<br />

wenn er isst, und lieben, wenn er liebt. Abdullah schaut Herrn<br />

Funir an. Ja, ihr tut nicht, was ihr tut. Ihr geht und denkt an<br />

Geschäfte. Ihr esst und denkt an Geschäfte. Ihr schläft mit einer<br />

Frau und denkt an eine andere. Das ist die Krankheit, die euch<br />

zu Gespenstern macht.<br />

Jetzt sieht Herr Funir deutlich wie durch ein Gestänge, wie<br />

durch Unterholz hindurch, wovon Abdullah redet. Er sieht durch<br />

die Wände der gepflegten neuen Häuser hindurch das kleine<br />

rohe Gestell des Lebens der Menschen, die leben und sich nicht<br />

kennen und nicht wissen, was sie für sich tun können. Und er<br />

sieht sich selbst, wie er sich verzweifelt ans Leben klammert, wie<br />

er zittert vor Todesangst. Was willst du festhalten, fragt Abdullah,<br />

schau dem Tod ins Auge - Abdullah verwendet Metaphern -,<br />

schrei ihn herbei, den Tod, schrei: Komm, Tod, herbei, komm,<br />

Herzinfarkt, herbei! - und du wirst sehen, der Tod kommt nicht.<br />

Herr Funir denkt an die Worte im Hagakure: „Stell dir<br />

jeden Morgen aufs neue vor, daß du bereits tot bist. Halte dich<br />

jeden Morgen, wenn dein Geist friedvoll ist, ohne Unterlaß<br />

für tot, denke über verschiedene Arten des Todes nach, stelle<br />

dir deine letzten Augenblicke vor, wie von Pfeilen, Kugeln und<br />

Schwertern in Einzelteile zerfetzt zu werden, von einer Woge<br />

weggespült, in ein rasendes Feuer springend, von einem Blitz<br />

erschlagen, in einem großen Erdbeben untergehend, von einer<br />

schwindelerregenden Klippe stürzend, an einer tödlichen<br />

Krankheit leidend oder plötzlich tot umfallend.“ Da wird Herrn<br />

Funir warm an den Fußsohlen und warm an den Händen. Siehst<br />

du, sagt Abdullah, jetzt ist deine Seele in dich zurückgekehrt.<br />

Du hast Glück gehabt! Manchmal dauert es sehr lange, bis die<br />

Seele in den Körper zurückkehrt, und manchmal kommt sie nie<br />

zurück. Jetzt, wo du deine Seele wieder hast, kann ich dir das<br />

ruhig sagen.<br />

Abdullahs kleiner Sohn kommt mit einem strahlenden<br />

Lächeln herein und springt seinem Vater auf den Schoß. Siehst<br />

du, sagt Abdullah, bei den Kindern ist noch alles beisammen,<br />

Seele und Körper sind noch nicht getrennt. Deshalb ist das<br />

Kindermachen und das Kinderhaben das Schönste auf der Welt.<br />

Du solltest auch ein Kind machen! Nimm dir eine Frau und<br />

mach ihr ein Kind! Du wirst sehen, das ist der Kitt, der alles<br />

zusammenhält.<br />

Auf dem Nachhauseweg spürt Herr Funir noch immer die<br />

Wärme an den Fußsohlen und Händen. Er weiß, daß er eben<br />

Zeuge eines Zaubers war. Alles war ganz einfach, und daß es so<br />

einfach war, das war der Zauber daran.<br />

Desktopfoto Nr. 2 , von Liesl Ujvary, 6.09.2006. Schriftstellerin: Texte, Bilder, Musik<br />

Wolfgang Hermann, geb. 1961 in Bregenz, Studium in Wien,<br />

anschließend lange Auslandsjahre, u.a. in Frankreich und Japan. Seit<br />

dem ersten Prosabuch „Das schöne Leben“ (Hanser 1988) zahlreiche<br />

Bücher, zuletzt: „Fliehende Landschaft“, Roman (2000); ins tagesinnere,<br />

Gedichte (2002); „Das japanische Fährtenbuch (2003); Das Gesicht in<br />

der Tiefe der Straße“ (2004); „Herr Faustini verreist“, Roman (Deuticke<br />

2006).


<strong>ST</strong>/A/R Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

57<br />

Galerie Brunnhofer<br />

Ein Ort für junge zeitgenössische Kunst<br />

Die Galerie Brunnhofer Linz ist einer der engagiertesten Orte für<br />

zeitgenössische Kunst in den Bereichen Malerei, Installation und<br />

Objektkunst in Oberösterreich. Durch rege Messebeteiligung im<br />

europäischen Raum ist es der Galerie gelungen ein über Österreich<br />

hinausgehendes Netz an Kunstinteressenten und Sammlern aufzubauen.<br />

Dadurch wird jungen Künstlern die Möglichkeit eröffnet im europäischem<br />

Kontext präsent zu sein.<br />

Thomas Redl: Was ist der Schwerpunkt und das<br />

Programm deiner Galerie?<br />

Stefan Brunnhofer: Meine Frau Elisabeth und<br />

ich haben 1998 eine Galerie gegründet mit dem<br />

Schwerpunkt zeitgenössischer, junger Kunst dabei<br />

besonders Malerei, Skulptur und Installation. Wir<br />

versuchen, jungen Künstlern und Künstlerinnen<br />

die Möglichkeit zu geben, sich am internationalen<br />

Kunstmarkt zu positionieren.<br />

T.R.: Aktuell wird eine Ausstellung mit Arbeiten<br />

von Josef Danner eröffnet und damit gleichzeitig<br />

die neuen Galerieräume. Wie sehen die neuen<br />

Galerieräume aus?<br />

S.B.: Ursprünglich haben unsere KünstlerInnen auf<br />

ca.450m”präsentiert mit einer Raumhöhe von 4,5m.<br />

Wir haben aber festgestellt, dass dieser, fast museal<br />

wirkender Raum zwar für viele Kunstwerke ideale<br />

Bedingungen bot, gleichzeitig aber auch ebensoviele<br />

überforderte. So haben wir uns entschlossen,<br />

die Galerieräume im selben Gebäude in den<br />

sogenannten “Altbau“ zu verlagern.<br />

Nach 3-monatiger Umbauvase haben wir jetzt auf<br />

100m2 Ausstellungsfläche, 4 fensterlose quadratische<br />

Räume geschaffen die ideale Bedingungen für unser<br />

Galerienprogramm bieten.<br />

T.R.: Vom Standpunkt Linz ausgehend bist du auf<br />

vielen Messen vertreten. Welche Messe sind für dich<br />

wichtig?<br />

S.B.: Gerade wenn man von einem Standort aus<br />

wie Linz agiert sind Messeauftritte ein wichtiger<br />

Bestandteil der Galerientätigkeit. Für unsere Galerie<br />

die sich wie erwähnt besonders um zeitgenössische<br />

junge Kunst kümmert sind Messen wichtig die sich<br />

auch vorwiegend dieser Thematik aufgeschlossen<br />

zeigen. So gehen wir momentan auf Messen wo<br />

“junge Kunst“ für eine Bewerbung die Voraussetzung<br />

ist bzw. wo es Schwerpunkte für “junge Kunst“ gibt.<br />

Das heißt, Galerie spezialisiert auf junger Kunst,<br />

Alter der eingereichten KünstlerInnen nach oben<br />

beschränkt usw. Leider gibt es davon<br />

zu wenige. Durch unsere Auftritte<br />

auf adäquaten Messen in Frankfurt,<br />

Köln, London, Miami, Berlin<br />

konnten wir unsere KünstlerInnen<br />

in wichtigen großen internationalen<br />

Sammlungen und Galerien<br />

unterbringen.<br />

T.R.:Welche Künstler werden durch<br />

deine Galerie vertreten und welche<br />

sind der Schwerpunkt?<br />

S.B.: Vertretene KünstlerInnen der Galerie sind:<br />

W.D.Bauer, Lucia Dellefant, Josef Danner, Moritz<br />

Götze, Aurelia Gratzer, Judith Huemer, Ronald<br />

Kodritsch, Oliver Kropf, Inge Kracht, Anton<br />

Petz, Birgit Sauer, Christoph Schirmer, Manfred<br />

Schluderbacher, Elisabeth Sonneck, Thomas Sturm,<br />

Kurt Straznicky, Christa Mayrhofer.<br />

Die Hauptschwerpunkte sind zur Zeit: Lucia<br />

Dellefant, Moritz Götze, Aurelia Gratzer, Inge Kracht,<br />

Anton Petz, Birgit Sauer, Christoph Schirmer,<br />

T.R.:Neben der Galerie betreibst du auch einen<br />

Skulpturengarten? Was zeigst du dort?<br />

S.B.: Der Skulpturengarten ist eine permanent<br />

wachsende Ausstellung. Der Großteil der Skulpturen<br />

wird angekauft und soll ständig erweitert werden.<br />

Es gibt keine besonderen Schwerpunkte bis auf<br />

die Witterungsbeständigkeit. Zu sehen sind z.B.<br />

Skulpturen von Erwin Reiter, Tone Fink, Theo<br />

Blaickner, Thomas Kühnapfel, Alfred Hrdlicka, Birgit<br />

Sauer, u.a. Weiters gibt es beim Skulpturengarten<br />

auch eine permanente Ausstellung auf 150m” mit<br />

Arbeiten unserer GaleriekünstleInnen und weiters<br />

ausgewählte Arbeiten u.a. von Hubert Schmalix,<br />

Siegfried Anzinger, Alois Mosbacher, Anselm<br />

Glück, Alfred Klinkan, Hans Fronius, Markus<br />

Prachensky, Peter Sengl. Geöffnet wir nur nach tel.<br />

Terminvereinbarung.<br />

Aktuelle Ausstellung – Josef Danner<br />

„Die Fortsetzung des Alltags mit anderen Mitteln”<br />

Bis 25 November 2006<br />

Ursprünglich der „abstrakten“ Linie der „Neuen Wilden“ zugeordnet, hat sich<br />

die Arbeit Josef Danners sowohl als Maler , als Texter und Grafiker sowie als<br />

Gestalter von Plakatinstallationen im öffentlichen Raum zunehmend konzeptuell<br />

entwickelt. Kontinuierlich fließen Textelemente in die bildnerische Arbeit ein.<br />

Anstatt „Natur“ werden gesellschaftlich produzierte Mythen und deren mediale<br />

Darstellung in Sprache und Bild zum Ausgangspunkt der Reflexion.<br />

Unter Nutzung neuer technischer Medien und des „Sampelns“ von Bildmaterial<br />

entsteht ein persönliches Universum, das durch überraschende Kombinationen<br />

von Bild und Sprache den Betrachter intellektuell auf quasi „surrealistische“<br />

Weise herausfordert. So gewonnene „ virtuelle Bilder “ können wieder<br />

Ausgangspunkt für Transformationen in Malerei und Zeichnung sein oder<br />

auch direkt als Druckgrafik das Spektrum der „Malerei“ erweitern.<br />

Danners ursprüngliche bildnerischeTechniken wie Malerei und Zeichnung<br />

werden also nicht aufgegeben sondern kontinuierlich auf „ neue Füße“<br />

gestellt.<br />

Zur Serie „Strange Angels“<br />

Ansicht der Galerieräume mit Arbeiten von Josef Danner<br />

2001 wurde damit begonnen, stark emotional besetzte Bilder aus dem Fundus<br />

des uns von Tag zu Tag geleitenden medialen Nervenkitzels zu sammeln ,<br />

einige davon zu scannen und mittels diverser Computerprogramme soweit zu<br />

abstrahieren, daß sie eine quasi archetypischen Verdichtung erreichten.<br />

Zentral kristallisierte sich die Figur des Feuerwehrmannes als “apokalyptischer<br />

Held” und “katastrophischer Schutzengel” heraus.<br />

Ich begann eine Serie über diesen Themenkreis zu malen, wobei mich besonders<br />

das Spannungsfeld zwischen der technischen Exaktheit der Computerbilder<br />

und dem Pathos der “expressiv” gemalten Bilder interessiert.<br />

Galerie Brunnhofer<br />

A-4020 Linz, Hafenstraße 33<br />

Tel.: 0043 (0)664 / 38 18 104<br />

FAX: 0043 (0)732- 77 83 21-75<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di bis Do 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Fr 10 – 15.00, Sa 10 – 13.00<br />

und nach tel. Vereinbarung<br />

mail: art@brunnhofer.at<br />

homepage: www.brunnhofer.at/galerie<br />

Aktuelle Termine (Ausstellungen/Kunstmessen)<br />

Galerie Brunnhofer, Josef Danner, 12.Okt.06 – 25.Nov.06<br />

Art Fair Köln, 1.Nov.06 – 5.Nov.06<br />

Kunst.Messe.Linz, 24.Nov. – 26.Nov.06<br />

Galerie Brunnhofer, Manfred Schluderbacher, 6.Dez.06 – 12.Jän.07<br />

Galerie Brunnhofer, Birgit Sauer, 16.Jän.07 – 3.März 07<br />

Art Los Angeles, 25.Jän.07 – 28.Jän.07<br />

Mark Moore Gallery, Aurelia Gratzer, Christoph Schirmer,<br />

LA-USA 31.März 07 – 12.Mai 07<br />

Galerie Brunnhofer, Moritz Götze, 14.März 07 – 30.April 07<br />

Galerie Brunnhofer, Mark Moore Gallery Artists, 10.Mai 07 – 30.Juni 07<br />

Josef Danner<br />

1955 in Amstetten / Niederösterreich geb.<br />

Studium Germanistik, Geschichte und<br />

Philosophie in Wien;<br />

in den 80er Jahren Mitglied diverser<br />

Musikgruppen: „Molto Brutto“,<br />

„Ganslinger“ (Kassettenproduktionen&<br />

CD’s, 2 LP’s Plattenedition „Singles-Club“);<br />

Einzel- & Gruppenaussstellungen im<br />

europäischen Raum.<br />

Studienaufenthalte in Paris und Island.<br />

Lebt und arbeitet in Niederösterreich,<br />

Wien und im Burgenland.<br />

Arbeiten des Künstlers befinden sich<br />

sowohl in öffentlichen (Museum des 20.<br />

Jhdts., MUMOK Wien, Neue Galerie<br />

Graz, NÖ Landesmuseum St.Pölten,<br />

Neue Galerie Linz) als auch in privaten<br />

Sammlungen (Museum des Stiftes<br />

Admont, Generali Foundation etc.)<br />

Aus der Serie “Strange Angels“ 2005-06,<br />

Mischtechnik / Lw., 258x183cm


58<br />

Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Christoph Schirmer<br />

„Distorted Heroes“ - 2006<br />

Bildbearbeitungsprogrammen erstellt, sondern vom Künstler während des<br />

Arbeitsprozesses kognitiv übersetzt.<br />

Klassische malerische Lösungen per se werden so um computergenerierte<br />

Darstellungsweisen ergänzt und um virtuelle Wahrnehmungsformen<br />

erweitert.<br />

Über die Arbeiten<br />

Florian Steininger, Kurator BA-CA Kunstforum - 2005<br />

Christoph Schirmers Malereibegriff fügt sich in jene optische Matrix ein, die<br />

jenseits des guten alten Guckkastenprinzips zu finden ist. Die Farbmaterie<br />

befindet sich oft reliefhaft auf der Oberfläche, verstärkt durch eine grelle,<br />

ins psychedelische kippende Farbpalette, die das aggressive Pulsieren<br />

des Bildes intensiviert. Anstelle des beschaulichen Blickes in die Bildtiefe<br />

wird die Netzhaut des Betrachters aggressiv attackiert, ähnlich den optisch<br />

flimmernden Effekten von Timessquare-Reklameschildern oder leuchtend<br />

flirrenden Flipper- und Spielautomaten in Las Vegas oder in Bowlinghallen.<br />

“Meersau”, Acryl auf Leinwand, 180 x 150 cm, 2006<br />

CHRI<strong>ST</strong>OPH SCHIRMER<br />

Christoph Schirmer entnimmt die einzelnen (Anti-<br />

) Heldendarstellungen seiner Bildkompositionen<br />

von virtuellen Medien, wie etwa DVDs oder Computeranimationen.<br />

Diese werden einerseits durch den Vorgang<br />

der Malerei an sich entfremdet und andererseits durch die<br />

Entfernung aus der ihnen zugedachten und üblicherweise<br />

bekannten Umgebung in einen neuen Kontext gestellt.<br />

Zusätzlich kommt es auf dem Bildträger zu einem<br />

Zusammentreffen von Charakteren, Objekten und<br />

Elementen, das der „virtuellen Realität“ nicht entspricht,<br />

sondern der persönlichen Imagination Schirmers<br />

entspringt.<br />

In den malerischen Flächenlösungen ist eine<br />

gewisse „digitalisierte Visualisierung“ spürbar.<br />

Diese werden jedoch nicht mit Hilfe von digitalen<br />

1979 geboren in Vorau / Steiermark<br />

1998 Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste,<br />

Wien<br />

1998–03 Studium Institut für Wissenschaften und<br />

Technologien in der Kunst, Wien<br />

Institut für Geographie und<br />

Regionalforschung, Wien<br />

1999–04 Studium Malerei und Grafik, Akademie der<br />

bildenden Künste Wien<br />

Lebt und arbeitet in Wien<br />

Schon in den späten 1990er Jahren spielt die Farbe als Materie eine<br />

übergeordnete Rolle. Schirmer „deponiert“ Acrylfarbe in schlierenartigen<br />

Konstellationen auf den Bildträger, die sich zu Netzen und Farbknäueln<br />

verdichten. Er übersteigert damit Jackson Pollocks Drip-Painting-Verfahren,<br />

indem der Blick in die Tiefe durch die Materialschlacht an Farbe verdeckt<br />

wird. Auch Pollock hat sich mittels der geklecksten, teils materiell<br />

sedimentierten Farbe auf der Leinwand von der sensiblen malerischen<br />

Qualität entzogen, an jenen Stellen, wo aber die dünnflüssige Farbe von dem<br />

Textil der Leinwand aufgesogen wurde, sind höchst sensible malerische<br />

Zonen entstanden.<br />

In den aktuellen Arbeiten reduziert Schirmer diesen radikalen materiellen Farbauftrag. Wenn<br />

auch manchmal die Acryl- und Lackschicht erhabene Stellen aufweist, tendiert der Maler reine<br />

Farbzonen malerisch zu verarbeiten. Vibrierende farblich fein nuancierte Bildzonen entstehen, die<br />

dem Werk eine neue räumliche Spannung verleihen. Dieser malerischen Räumlichkeit wirken die<br />

emblematischen Figuren und Motive entgegen, sowohl in ihrer zweidimensionalen Wirkung als<br />

auch in der inhaltlichen Aussage. Dennoch intendiert Schirmer eine abstrakte Komposition, in der<br />

Figuration und rein malerische Bereiche selbstverständlich ineinander übergehen können oder im<br />

Dialog zu einander stehen.<br />

Der Künstler zählt zu jener Generation, die selbstverständlich diametrale Modi miteinander<br />

vereinbaren kann. Die akademisch anmutende Trennung von Figur und Abstraktion gehört<br />

der Geschichte der Moderne an, in der ja Narration und das Thema der menschlichen Figur<br />

anachronistische Inhalte waren. Neo Rauch, Daniel Richter oder Franz Ackermann sind jene<br />

internationalen Beispiele, bei denen dieser freie Umgang in der Malerei manifestiert wird. Wie<br />

auch sie referiert Schirmer in einer komplex verschlüsselten Bildsprache über den Alltag, die<br />

Jugendkultur, den sozialen Zwang, den Industrie und Werbung der Gesellschaft aufoktruieren.<br />

In seinen Arbeiten um 2002/03 übt Schirmer mit seiner Malerei noch ironische Kritik an den<br />

gesellschaftlichen Umständen der westlichen Zivilisation, wie etwa in dem Werkblock: Beautiful<br />

People – The Have Nots. Gezeigt werden Symbole der kapitalistischen und ästhetischen Macht:<br />

Kleidung, Autos, Designer-HIFI-Geräte, schicke Bars und Gucci-Girls versus der Tristesse der No-<br />

Future-Generation am Rande der Verarmung, Kriminalität und der Selbstaufgabe.<br />

In den neuesten Werken möchte sich der Künstler mehr auf die strukturell-kompositorischen<br />

Herausforderungen des Tafelbildes an sich konzentrieren und die gegenständlichen Motive noch<br />

deutlicher als malerische Chiffren gemeinsam mit den abstrakten Zonen verweben.<br />

Christoph Schirmers künstlerische Position vereint in direkter sowie sensitiver Weise die<br />

Ikonografie der Jugendkultur und des Alltags mit komplexen Herausforderungen an das Medium<br />

Malerei per se.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 59<br />

Bei Schirner kommt es beim Bildträger zu einem Zusammentreffen<br />

von Charakteren, Objekten und Elementen, das der „virtuellen<br />

Realität“ nicht entspricht, sondern der persönlichen Imagination<br />

Schirmers entspringt.<br />

“Hacker im Fleisch”, Acryl auf Leinwand, 180 x 150 cm, 2006


<strong>ST</strong>/A/R Buch VIII - Galerie Brunnhofer Nr. <strong>11</strong>/2006 61<br />

“Mr. And Mrs. B’s Time Window“, Acryl, Farbstift, Kreide / 176 x 237cm, 3-teilig, 2006<br />

DIE WELT HINTER DEN DINGEN<br />

Zu den jüngsten Arbeiten von Inge Kracht<br />

„Wir müssen wieder gute Nachbarn der nächsten Dinge werden<br />

und nicht so verächtlich wie bisher über sie hinweg<br />

nach Wolken und Nachtunholden hinblicken.“ (Friedrich Nietzsche)<br />

In erster Linie war die Neue Sachlichkeit an der Dingwelt selber interessiert. Das Objekt an sich war das<br />

Primäre, und seine Isolierung und Formalisierung mit den Mitteln der Kunst das Ziel. Wieland Schmied<br />

postuliert fünf entscheidende Momente, die die neusachliche Kunst charakterisieren. „(1) Die Nüchternheit<br />

und Schärfe des Blicks, eine unsentimentale, von Emotionen weitgehend freie Sehweise; (2) die Richtung des<br />

Blicks auf das Alltägliche, Banale, auf unbedeutende und anspruchslose Sujets… (3) einen statisch festgefügten<br />

Bildaufbau… (4) die Austilgung der Spuren des Malprozesses, die Freihaltung des Bildes von aller Gestik der<br />

Handschrift; und (5) schließlich eine neue geistige Auseinandersetzung mit der Dingwelt.“ 1)<br />

Auch bei Inge Kracht (1957 in Dülmen/Westfalen geboren) steht der banale Alltagsgegenstand im Zentrum<br />

des Interesses, wird zum Ausgangspunkt für ihre künstlerische Arbeit. „Die Dinge teilen sich in manchen<br />

Momenten mit einer besonderen Eindringlichkeit und Intensität mit. Sie veranlassen mich, über ihre Existenz<br />

nachzudenken. Wenn ich mich mit den Dingen auseinandersetze, den sogenannten alltäglichen, gewöhnlich<br />

sichtbaren, entwickeln sie eine Eigendynamik, erscheinen verändert, als gäbe es eine Welt hinter der Welt.<br />

Am Ende ist es der Versuch nicht das Ding abzubilden, sondern das, was es ausgelöst hat“, so Inge Kracht<br />

und malt Bilder, die versuchen, hinter den Augenschein der Gegenstände zu gelangen, wobei sie sich auf<br />

Immanuel Kants Konzept des „Dings an sich“ bezieht. „Wir erkennen ein Ding als Gegenstand unserer<br />

Wahrnehmung nur so, wie es uns eingekleidet in den Ausbauungsformen Raum und Zeit, in den Kategorien<br />

und Verstandesgesetzen so erscheint. Wie es an sich beschaffen ist, werden wir niemals erkennen.“ 2)<br />

Inge Kracht setzt sich mit den Wechselwirklungen zwischen Raum und Zeit, Materie und Metaphysik<br />

auseinander. Die meisten ihrer jüngsten Arbeiten bestehen aus drei Teilen: (1) die „sachliche“ Darstellung<br />

der Dinge, (2) Ornament und Muster und (3) die monochrome – oft kalligrafisch erweiterte - Fläche. Das<br />

Ornament – Alois Riegl, einer der wichtigsten Vertreter der „Wiener Schule der Kunstgeschichte“, forderte<br />

bereits 1893 die Anerkennung des rein künstlerischen Wesens des Ornaments und die Loslösung vom<br />

Gebrauchsgegenstand – entwickelt sich bei Inge Kracht aus dem in einer geradezu hyperrealistischen<br />

Schärfe dargestellten Gegenstand, welcher von der Künstlerin am PC zerteilt, gespiegelt, verzerrt und<br />

als neu entwickelte Form in intensiver Farbigkeit auf die Leinwand übertragen wird. „Ich stelle mit<br />

einem Ornament oder Muster einen Bezug zum Wesen des Gegenstands her und konstruiere eine Idee,<br />

beziehungsweise eine vorgestellte Struktur, auf deren Ordnung, die zu erkennen ich versuche, alles,<br />

was ist, basiert,“ erklärt Inge Kracht, „ich empfinde das Ornament auch als einen anderen Blick auf die<br />

Gesetzmäßigkeit und Ordnung die in allen Dingen dieser Welt verborgen ist.“<br />

Der dritte Teil, die monochrome Fläche, beruhigt. In der Malerei markiert die Monochromie einen<br />

Grenzbereich. Im strengen Sinn begriffen, beschränkt sie sich auf einfarbige, in Helligkeit und Tonalität<br />

kaum variierende Bilder. Das Spektrum individueller Gestaltung ist reduziert und es fehlt an expliziten<br />

Bezügen zur außerbildlichen Realität. Teilweise überzieht Inge Kracht ihre monochromen Flächen in<br />

Spiegelschrift - für den Betrachter, wenn überhaupt, nur schwer entschlüsselbar, für die Künstlerin, die<br />

seit ihrer Kindheit diese Art der Schreibens praktiziert, eine Selbstverständlichkeit – mit komplexen<br />

Texten aus Büchern, die sie gerade liest.<br />

Die Bilder von Inge Kracht sind Metaphern für philosophische Fragestellungen und ein Versuch einer<br />

neuen/anderen Leseart von „Realität“.<br />

Angelika Gillmayr<br />

1)<br />

Wieland Schmied: Neue Sachlichkeit und Magischer Realismus in Deutschland 1918-1933, Hannover 1969, S. 26<br />

2)<br />

Ding an sich – nach Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“, zitiert aus „Philosophisches Wörterbuch“,<br />

Stuttgart 1974, S. 124<br />

Inge Kracht<br />

1957 in Dülmen/Westf., Deutschland geboren, Hauptwohnorte jeweils für einige Jahre in<br />

Wuppertal, München, Hanau/Main, Regensburg, Hanau/Main, Linz-A., Langenargen-D<br />

1983-85 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien, MK für Tapiiserie<br />

1985-86 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien,<br />

Studienrichtung Graphik/Malerei<br />

1986-91 Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung<br />

in Linz, Prof. F. Riedl, Diplom 1991<br />

1991-96 Unterrichtstätigkeit an der HBLA für künstlerisches Gestalten, Linz<br />

1993-97 Assistentin an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung<br />

Linz, MK Textil<br />

Seit 1997 freischaffend tätig<br />

Lebt und arbeitet in Langenargen (D)


62 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Aurelia Gratzer<br />

Dieses Zitieren, das gerade in der jungen aufkommenden Malerei der neuen Figuration immer wieder im<br />

Gegenstand aufkeimt, wendet Aurelia Gratzer hier bewusst auf einer anderen Ebene an, man könnte fast<br />

sagen auf einer intellektuellen Meta-Ebene. Es sind nicht die im Jugendkult basierenden „Aha-Erlebnisse“ der<br />

Gegenstandswelt, die in ihren ruhigen Bildern, die von der Raumproblematik geprägt sind, auftreten, sondern<br />

es handelt sich hier um die Übersetzung der Malereigeschichte des letzten Jahrhunderts in ihre eigene Malerei.<br />

Biographie<br />

1978 geboren in Hartberg / Steiermark<br />

1997 Aufnahme an der Akademie der<br />

bildenden Künste, Wien<br />

1997–03 Studium Institut für Wissenschaften und<br />

Technologien in der Kunst, Wien,<br />

Universität Wien<br />

Studium der Mathematik, Universität Wien<br />

1999–04 Studium Malerei und Grafik, MS Schmalix<br />

Lebt und arbeitet in Wien<br />

“Mutters Wiederkehr”, Acryl auf Leinwand, 2006, 150 x 150 cm<br />

Über die Arbeit - 2005<br />

von Eva-Maria Bechter<br />

Die Bildwelt von Aurelia Gratzer ist eine rein Malerische. Die Problemstellungen der<br />

Malereigeschichte werden in ihren Bildern reflektiert und finden ihre Lösung in einer<br />

sehr subjektiven Vorgehensweise. War die Malerei über Jahrhunderte dazu da, ein Abbild<br />

der Realität – einen so genannten Blick aus dem Fenster – auf die Leinwand zu bannen, so<br />

stellt gerade Aurelia Gratzer ganz bewusst diese Abbildhaftigkeit in Frage.<br />

Ausgang ihrer Werke sind Fotografien – teils selbst gemachte, teils aus Zeitschriften<br />

entlehnte. Die Räume, die uns entgegentreten, sind Mittel zum Zweck. Die zentralperspektivische<br />

Wiedergabe der Räumlichkeiten wird zerlegt in einzelne Flächen. Fein<br />

säuberlich erarbeitet sie sich, gleichsam eines Drehbuches, die Vorgehensweise ihrer<br />

Malerei, in der die Vorlage aufgeteilt wird in flächige Zitate der Malerei, die dann wieder in<br />

eine eigene, spannende Dreidimensionalität umgewandelt wird. Der Zufall findet hier kaum<br />

einen Platz, auch wenn Aurelia Gratzer in jüngster Zeit das Abweichen dieses vorgegebenen<br />

Plans bewusst zulässt.<br />

“Backdraft”, Acryl auf Leinwand, 50 x 50 cm<br />

In einer langsamen, in Schichten aufgebauten Maltechnik wird nun die Zentralperspektive<br />

überführt: Die linearen Merkmale der Perspektive werden nicht verändert, und doch<br />

wirken sie beim Betrachter unlogisch, abweichend von der vorgegebenen Realität. Die<br />

Stuhlbeine in der Werksreihe der „Sitzgruppe“ lassen keine erkennbare Tiefenwirkung<br />

zu, genauso wenig wie die reduzierte Farbwahl hierzu beiträgt. Während ihrer Studienzeit<br />

in der Meisterklasse Schmalix hat Aurelia Gratzer die Problematik der Flächigkeit noch<br />

mit Hilfe der Figur gelöst, wobei auch diese – genauso wie in den neuen Arbeiten der<br />

Raum – Mittel zum Zweck war. In einer Zusammenfügung von Farbnuancen hat sie die


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 63<br />

“Daphne 1”, Acryl auf Leinwand, 150 x 150 cm<br />

Figur von ihrer Funktion gelöst und in einer an die Intarsientechnik<br />

erinnernden Aneinanderreihung von ornamentalen Ebenen mit dem<br />

Hintergrund verschmolzen. Die Wahrnehmung steht in der Kunst<br />

Aurelia Gratzers immer im Mittelpunkt. Nicht nur die Wahrnehmung<br />

des Betrachters ihrer Bilder, sondern auch ihre eigene. Basierend auf<br />

der urtümlichsten Interpretation der Erkenntnis, arbeitet sie überdies<br />

oft mit Hilfe der eingeprägten Erinnerung. Ihre ornamentalen<br />

Muster gehen so auch immer wieder auf gesehene und bewusst<br />

eingeprägte Erlebnisse zurück. Die Frage der Veränderung solcher<br />

Wahrnehmungen stellt Aurelia Gratzer – die vor ihrem Studium der<br />

Kunst am „Institut für Wissenschaft und Technologie in der Kunst“<br />

Mathematik studiert hat – nicht nur sich selbst sondern auch dem<br />

Rezipienten ihrer Malerei.<br />

Ist es Zufall, in den gegebenen Farbnuancen so etwas wie ein Bild von<br />

Mark Rothko zu erkennen? Die Verehrerin dieses Malers des „Colour<br />

Field Paintings“ möchte mit genau diesen Zitaten der Malerei der<br />

Thematik des so genannten „Es erscheint wie ein…“ selbstbewusst<br />

entgegentreten. Man kann sich noch so bemühen einen Künstler zu<br />

„imitieren“, man wird immer die subjektive Handschrift erkennen.<br />

Diese Wahrheit steckt in den unterschiedlichsten Schichten und<br />

Flächen von Aurelia Gratzers Malerei. Das Werk „Who is afraid of red,<br />

realism and Cy?“ aus dem Jahre 2005 geht schon im Titel auf diese<br />

Problematik ein. Der Fries, der den Tisch säumt, auf dem eine Vase<br />

mit Callas steht, erinnert in der Maltechnik an die feinen mit Bleistift<br />

ausgeführten Kritzeleien des amerikanischen Malers Cy Twombly.<br />

Darunter meint der Kenner der Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts<br />

eine Art Reminiszenz an Gerhard Richter zu erkennen.<br />

Dieses Zitieren, das gerade in der jungen aufkommenden Malerei der<br />

neuen Figuration immer wieder im Gegenstand aufkeimt, wendet<br />

Aurelia Gratzer hier bewusst auf einer anderen Ebene an, man könnte<br />

fast sagen auf einer intellektuellen Meta-Ebene. Es sind nicht die<br />

im Jugendkult basierenden „Aha-Erlebnisse“ der Gegenstandswelt,<br />

die in ihren ruhigen Bildern, die von der Raumproblematik geprägt<br />

sind, auftreten, sondern es handelt sich hier um die Übersetzung der<br />

Malereigeschichte des letzten Jahrhunderts in ihre eigene Malerei.<br />

Auch die Farbschichten der neueren Malereigeneration. Ihre Farben<br />

sind erdig, sind teils bevorzugte Nuancen von ihr und bedingen sich<br />

aus ihren Nachbarflächen.<br />

In der Malerei von Aurelia Gratzer steckt sehr viel Tiefgang, sehr viel<br />

Reflektion und es bietet sich an, sich genauer mit dem Gesehenen<br />

auseinander zu setzen. Ein flüchtiger Blick auf das Werk wird nicht<br />

genügen.


64 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch VIII - Galerie Brunnhofer<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Anton Petz<br />

„Demo”, Öl auf Leinwand 240 x 205 cm<br />

Die Genauigkeit malerischer Unschärfe<br />

Zur Malerei von Anton Petz als Gegenentwurf zur TV-Realität<br />

In einer Wirklichkeit, in der die Suche nach dem eigenen Standort im Hagel massenmedial vermittelter<br />

Bilder und Botschaften, problematisch und schwierig geworden ist, stellt sich auch für den bildenden<br />

Künstler die Frage nach dem realistischen Bild neu. Die klassische Position der Moderne, eine Gegenwelt<br />

zur gesellschaftlichen Realität aufzubauen, funktioniert in ihrer reinen Oppositionshaltung nicht mehr. Die<br />

Frage nach dem Darstellungsgegenstand und die Umsetzung mit bildlichen Mitteln muss neu angegangen<br />

werden. Wenn die Wahrnehmung und das Bewusstsein von Wirklichkeit massgeblich von der Dominanz<br />

massenmedialer Bilder geprägt sind, dann liegt es nahe, den Prozess des Bildermachens selbst, die Frage<br />

nach dem Realismusgehalt von Bildern ins Zentrum künstlerischer Aufmerksamkeit zu rücken.<br />

Die Herausforderung liegt darin, das vorhandene Material der Wirklichkeit, all diese Bilder, die uns täglich<br />

ins Wohnzimmer gebracht werden, und all diese vermeintlichen Fakten und Nachrichten, die uns täglich ein<br />

Gefühl der Informiertheit suggerieren, direkt in die Kunst einfließen zu lassen. Durch den künstlerischen<br />

Zugriff darauf wird es transparent, und somit zur Reflexion geeignet und porös gemacht.<br />

Anton Petz konzentriert sich dabei auf die Bedeutung und Wirkung von massenmedial, vor allem durch<br />

das Fernsehen verbreiteter Bilder, und er verfolgt damit eine der wichtigsten Bedingungen unserer<br />

Realitätswahrnehmung.<br />

Im Zentrum seiner Bestandsaufnahme stehen verschiedene Darstellungen von Menschenmengen. Es<br />

geht dabei nicht um konkrete Ereignisse in der Weltgeschichte oder um politisch nachvollziehbare und<br />

einzuordnende Vorgänge und Zusammenhänge, aber jeder Betrachter, der jene Arbeiten von Anton<br />

Petz sieht, wird unweigerlich an Nachrichtenbilder des UN-Sicherheitsrates, der Börse, an Bilder von<br />

Großdemonstrationen oder an Aufnahmen überfüllter Flüchtlingsschiffe erinnert. Die gemalten Bilder<br />

beabsichtigen keine nähere Kennzeichnung der Einzelpersonen. Die gestisch und schnell gesetzten<br />

Pinselstriche erschaffen eine farbmächtige Welt aus Waagrechten, Senkrechten und Diagonalen, aus<br />

vereinzelt runden und kreisförmigen Elementen, die mit beeindruckendem Schwung zielsicher und<br />

ganzflächig gesetzt sind. Geht man nahe an die Leinwand heran, lässt sich kein mimetisches Abbild mehr<br />

finden, der Betrachter befindet sich in einem Farb- und Formenraum, der die Wahrnehmung vollständig<br />

umgreift. Tritt er aber zurück von der Leinwand, so setzt der Wiedererkennungseffekt dieser uns zwar<br />

vertraut anmutenden Bilder ein, deren Farben und formale Gestaltung jedoch deutlich von der Überschärfe<br />

des gepixelten Fernsehbildes abweichen.<br />

Kompositorisch variiert Anton Petz bei seinen großformatigen Leinwandbildern zwischen zwei<br />

Herangehensweisen. Die erste Herangehensweise besteht darin, eine raumgreifende und ganzflächige, an<br />

das All-over eines Jackson Pollock erinnernde Ausgestaltung der Leinwand vorzunehmen, wie zum Beispiel<br />

bei dem Bild „große Demo“. Aus der Menschenschar, die von verborgenen Verursachern in einen Rhythmus<br />

versetzten wurde, ragen die hochgehaltenen Plakate, Fahnen und Demostrationstransparente wie Akzente<br />

heraus. Darauf sind jedoch keinerlei Schriftzeichen zu entziffern, geschweige denn zu lesen: Das Zeigen<br />

wird thematisiert, nicht der Inhalt. Ähnliches kann beim Bild „Börse I“ auch festgestellt werden, wo Monitore<br />

und von den Menschen in den Händen gehaltene Papiere die Informationsträger darstellen. Aber auch hier<br />

wird die Information lediglich behauptet und nicht tatsächlich vermittelt. Eine vergleichbare Funktion haben<br />

die Schriftstücke im Bild „UN-Sicherheitsrat“.<br />

Die zweite Herangehensweise besteht darin, dass Anton Petz ein Bildzentrum<br />

vorgibt, um welches sich die Menschen gruppieren, dies ist z. B. der Fall bei der<br />

Arbeit „Brunnen“, oder er bildet ein fokussierendes Zentrum, in welchem die<br />

Menschen sich befinden, wie bei der Arbeit „Boatpeople“. Das gemeinschaftliche<br />

Agieren der Massen ist das Thema, kompositorisch und malerisch auf<br />

beeindruckende und überwältigende Weise gelöst. Dabei bleibt das Bezugssystem<br />

immer das Verhältnis von Gesellschaft und Einzelindividuum, das sich formal<br />

zum Beispiel in dem Bild „Brunnen“ durch die Wiederaufnahme der Kreisform<br />

des großen Brunnens in den zahlreichen kleinen Kreisen der Wassergefäße der<br />

Wartenden spiegelt.<br />

Der Raum, den Anton Petz erzeugt, ist nicht statisch, sondern aktiv. Dies ist wenig<br />

überraschend bei den Naturlandschaften, aber um so ungewöhnlicher bei den<br />

Innenräumen, deren Architektur wie bei einem futuristischen Bild ein dynamisches<br />

Eigenleben zu entwickeln scheint. So hat der Betrachter zum Beispiel bei dem Bild<br />

„Börse I“ den Eindruck nach innen stürzender, kippender Monitorwände oder bei<br />

„UN-Sicherheitsrat“ evoziert der runde Tisch eine heftige Kreisbewegung, die wie eine<br />

zentrifugale Kraft direkt auf die im Bild gruppierten Menschen einwirkt. Konzentration<br />

und Diffusion halten sich dabei das Gleichgewicht. Es entsteht ein klar gegliedertes<br />

Kompositionsgerüst, gegen das der gestische Pinselstrich Schläge auszuteilen scheint.<br />

Diese rufen jedoch faktisch die rhythmisierte Struktur und Komposition der Bilder<br />

erst hervor. Die Energie schlägt zwischen der nervösen Einzelbewegung und dem<br />

Eindruck eines ganzflächigen Bildes hin und her. Die Bildidee wird bei Anton Petz<br />

mit der Bildstruktur in eine stimmige Deckung gebracht und die Eigendynamik des<br />

gesamten Bildkonstruktes somit thematisiert. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken<br />

daher die die Bilder bestimmenden Kräfte, denen nicht nur die gemalten Bildsubjekte,<br />

sondern auch wir als Betrachter ausgeliefert sind.<br />

Judith Bader / Städtische Galerie Traunstein<br />

Biographie<br />

1962 geboren in Graz, lebt in München<br />

1981-87 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien<br />

1987 Würdigungspreis des Bundesministeriums<br />

Akademiefreundepreis<br />

Auslandsstipendium Madrid<br />

1993 - 97 Gastprofessor , Akademie der Bildenden Künste, Wien<br />

1996 Anerkennungspreis, Bauholding Kunstpreis für Malerei,<br />

Klagenfurt<br />

1997 Plakatgestaltung, „Große Kunstausstellung“,<br />

Haus der Kunst München<br />

seit 2001 Mitglied des Beirats, Kunstverein Rosenheim<br />

www.brunnhofer.at/galerie


<strong>ST</strong>/A/R Buch IX - Reise<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

65<br />

Reise zur Biennale 2006 im<br />

Golf TDI „El Diabolo“ des Architekten<br />

Fritz Göbl Krems von Krems-Wien<br />

nach Kötschach-Mauthen / Timau /<br />

Venedig / Duino / Trieste / Ljubljana /<br />

Neusiedl / Wien.<br />

Biennale Team alphabethisch:<br />

Dede, Mahsuni, Architekt; TR<br />

Gerngross, Heidulf, Architekt; A<br />

Goebl, Lukas, Architekt; A<br />

Tolstoi, Wladimir, Generalsekretär; RU<br />

Ulrich, Oliver, Architekt; D<br />

€<br />

ANKUNFT IN VENEDIG<br />

Diesel von SHELL, Kaffee von ILLY,<br />

Zigarillos von MOODS, Haargel von<br />

WELLA, Creme von NIVEA, Golf von<br />

VOLKSWAGEN.<br />

<strong>ST</strong>/A/R dankt den AHNEN.


66 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

KÖTSCHACHER DOM<br />

Buch IX - Reise<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Vorläufer der digitalen Architektur von Greg Lynn<br />

POLINIK<br />

Bar/ Hotel<br />

Erlenhof<br />

YVONNE<br />

Grundstücksuche für einen Archiquantstein von Heidulf Gerngross vor dem Kötschacher Dom


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Reise<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 67<br />

Ö<strong>ST</strong>ERREICHPOLITIK<br />

WAHL<br />

<strong>ST</strong>/A/R gratuliert den<br />

GRÜNEN<br />

und allen anderen<br />

Politikern auch<br />

WIESE IN KÖTSCHACH<br />

GRAFIK: Gustl & Schnauffi


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Reise Nr. <strong>11</strong>/2006 69<br />

ASOU GEATS<br />

Diese Seiten sind eine neue Ära der Bildgeschichte.<br />

GoeblGerngross<br />

Tischlbonger Deutsch<br />

Hinweis für Linguisten<br />

DA „8“ TIMAU<br />

Hinweis für Karibiktouristen<br />

In der Bar da„8“ in TIMAU frühstückte das <strong>ST</strong>/A/R- Biennale- Team Grappa, Vino,<br />

Averna, Speck, Formaggio, Cafelatte, Aqua ...<br />

PFLICHTFOTO<br />

von Wladimir Tolstoi<br />

Die freundliche Signora<br />

Nandini schenkte dem<br />

Biennale-Team die<br />

Tischlbonger Lokalzeitung<br />

„asou geats“.<br />

A MI GO<br />

er ist das Symbol für das <strong>ST</strong>/A/R- Biennale- Team<br />

SEHEN SEHEN SEHEN Maozetung


70 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch IX - Reise<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT CLOSED THE CIRCLE<br />

Foto: Barbara Doser<br />

After 7 years of work to<br />

install 12 Sunpendulum<br />

Time-Eyes (video cameras<br />

facing the sky) in 12 time<br />

zones around the earth<br />

Hofstetter Kurt has finally<br />

installed the 12th and last<br />

Time-Eye on the Marshall<br />

Islands. On August 24th the<br />

„Closing of the Circle“ - event<br />

was celebrated at Majuro.<br />

www.sunpendulum.at<br />

Thanks to he Austrian National<br />

Tourist Office for supporting -<br />

not just Austria even Mozart was<br />

present in the big Sunpendulum<br />

event.


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Reise<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 71<br />

Photo von WT Bauch von HG


72 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch IX - Reise<br />

In memoriam In memoriam Zelko Zelko Wiener Wiener (4.7.1953 (4.7.1953 - 19.9.2006) - 19.9.2006)<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Zelko Wienerr<br />

“Heute “Heute denke denke ich, dass ich, dass es darum es darum geht, geht, eigene eigene<br />

Arbeitsvorgaben Arbeitsvorgaben zu entwickeln zu entwickeln und dass undder dass Wunsch der Wunsch<br />

nach gesellschaftlicher nach gesellschaftlicher Resonanz Resonanz zudem zudem mit vielmit Arbeit viel Arbeit<br />

verbunden verbunden ist; mitist; demitWarten Warten darauf darauf ist es also ist esnicht<br />

also nicht<br />

getan. getan. Ich habe Ichentschieden, habe entschieden, dass meine dass Arbeit meine relevant Arbeit relevant<br />

ist. Dasist. istDas die Basis ist dieund Basis Triebfeder und Triebfeder meines meines Tuns.” Tuns.”<br />

(Artist statement (Artist statement 1998) 1998)<br />

www.zeitgenossen.info<br />

w w w. z w e w i t w. g e z n e o i t s g s e n o . c s o s me n . c o m<br />

GE EL LA AS S SE EN NH HE EI TI T GE<br />

E<br />

DDU UL LD DL LI EI EB BE EV VI SI SI I ON<br />

N<br />

L L U U S S T T K K U U N N S S T T R R E E F F L L E E X X I I<br />

O N N C C O M M U U N N I T I T Y Y E E N N TT<br />

W I C I C K K L L U U N N G W I S I S S E E N N P P E E RR<br />

F F E E K K T T I I O N N F F O R R S S C C H H U U NN<br />

G E E N N D D L L O S S I I G K K E E I T I T H H O F F F NN<br />

U U N N G E E N N G A A GE GE M E E N N T T L L E E I DI D<br />

E E N N S S C C H H A A F F Td Td uu<br />

w e w iwl lemw i si lsl my ou i s s y ou


<strong>ST</strong>/A/R Buch X - Biennale<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

73<br />

Biennale 2006<br />

1. Preis<br />

Den ersten Preis der<br />

Nationalpavillons gewinnt die<br />

öffentliche Toiletteanlage -<br />

made in Italy (Architekt unerwähnt)<br />

<strong>ST</strong>/A/R gratuliert


74 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch X - Biennale<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

1. Preis<br />

für die von Jan Tabor<br />

persönlich getestete<br />

wasserlose Toilettanlage mit<br />

Kotförderband aus Edelmetall.<br />

Der Ehrenmönch der<br />

apostolischen Kirche<br />

würdigt den 1.Preis.<br />

Kulturfotos: Wladimir Jaremenko Tolstoj ©<br />

Erleichtert und<br />

zufrieden verlässt Gina<br />

Lollobrigida das <strong>ST</strong>/A/R<br />

Heiligtum .


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Fotos und Bericht vom<br />

<strong>ST</strong>/A/R Biennale Team (v.l.n.r):<br />

Mahsuni Dede, TR<br />

Oliver „Gerhard“ Ulrich, D<br />

Lukas „Gustl“. Goebl, A<br />

Heidulf „Schnauffi“Gerngross, A<br />

Wladimir Tolstoj, RU<br />

Buch X - Biennale<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 75<br />

Edelmensch<br />

im roten Teppich<br />

Schlafquartiere in Venedig<br />

Der Architekt Oliver “Gerhard” Ulrich auf der Terasse seines deutschen<br />

Pavillons.<br />

Die Architekten Gerngross und Göbl beim Vorschlaf vor dem französischen<br />

Pavillion, worauf sie von den französischen Freunden mit Drogen gefüttert, in<br />

einen Tiefschlaf versetzt und in Hängematten gelagert wurden.


<strong>ST</strong>/A/R Buch X - Biennale Nr. <strong>11</strong>/2006 77<br />

ALMUTH SPIEGLER<br />

Es war einmal ein fremder Fürst auf<br />

Besuch in Venedig. Seine Ankunft in<br />

feinstem weißen Leinen, gehüllt in<br />

würzig duftenden Tabakrauch und<br />

gekrönt von dunkel schimmerndem<br />

Glas auf dem Gesichtserker gelang<br />

derart strahlend, dass die Umstehenden<br />

verstummten und ihre Fackeln<br />

erhoben zum blitzenden Gewitter, um<br />

den Augenblick besser bewahren zu<br />

können.<br />

Der Fürst brachte reichlich Gaben<br />

mit aus seinem gebirgigen Lande,<br />

darunter ein prächtig geheimnisvolles<br />

Spielzeugmodell, eine Art trojanisches<br />

Pferd, von dem niemand wusste, was<br />

sich darin verbarg. Und er gab ein großes<br />

Fest zu seinen Ehren, die Schatzkisten<br />

waren von der Heimat reichlich gefüllt.<br />

Die Einladungen ließ er prägen auf<br />

kostbares Edelmetall und von Vasallen<br />

verteilen. Wer sie erhielt, bekam Einlass<br />

in den Palazzo, wo der Fürst mit engstem<br />

Gefolge im ersten Stock opulent tafelte,<br />

trank und Geschäfte machte.<br />

Wenn die Luft zu stickig wurde, traten<br />

die Edlen hinaus auf den Balkon<br />

und blickten amüsiert hinab auf die<br />

erwählten Vertreter des Volkes, wie sie<br />

zu ebener Erde für ihre Herren tanzten.<br />

Denn die Musik war so laut, der Wein<br />

so schlecht und teuer, dass fast nichts<br />

anderes zu tun übrig blieb.<br />

Außer Pizza essen am Markus platz<br />

und die Architekturbien nale samt ihrer<br />

Proponenten das sein zu lassen, was sie<br />

ist.<br />

Netzwerke sind immer horizontal,<br />

könnte man meinen. In Venedig<br />

schafften es Österreichs Biennale-<br />

Gesandte trotzdem, eine “Network”-<br />

Party hierarchisch steil aufzustellen. Aber<br />

so sind sie, die Alpenland-Architekten.<br />

Auch ohne Turmverbau schaffen sie es,<br />

im Ausblick beschränkt zu sein.<br />

almuth.spiegler@diepresse.com<br />

KONRAD FREY<br />

Leiden Architekten an einer Störung des<br />

Realitätssinnes, zu glauben, dass Meta-<br />

Cities des 21.Jahrhunderts ein Manifest<br />

der Architekturbiennale 2006 brauchen<br />

können?<br />

In der Sommerakademie Salzburg mit<br />

Jakob Bakema haben Wolfgang Prix,<br />

Konrad Frey, Heidulf Gerngross u.a. 1966<br />

physische Stadtmodelle entworfen und –<br />

infiziert auch von den genialen Zeichen<br />

“City in Space” und Flugzeugträger im<br />

Marchfeld – geglaubt, was Brauchbares<br />

für die Stadtentwicklung vorzuschlagen.<br />

“Altspatz” war damals die von Walter<br />

Pichler eingebrachte Kennzeichnung<br />

für Zurückgebliebene. Und 1925<br />

hat Le Corbusier den Kiesler gefragt:<br />

“Beabsichtigen Sie, die Stadt von<br />

Zeppelinen abzuhängen?”<br />

In der Tat haben sich die Städte dann<br />

anders entwickelt. Und ohne Architekten<br />

zu fragen.<br />

Haben wir daraus was gelernt?<br />

Wiedereinmal war es Manuela Hötzl,<br />

die die erste Grundsatzkritik zum<br />

Biennaleauftritt Österreichs ausspricht<br />

(Architektur & Bauforum 15. Sep. 06).<br />

Und Walter Titz hat in der Kleinen<br />

Zeitung am 8. September etwas<br />

nachgelegt. Zu diesem Anlass noch<br />

einige Anmerkungen:<br />

Wo bleiben die Aufträge aus den<br />

Megacties?<br />

Ist es das Nicht-wahr-haben-wollen<br />

unseres Nicht-mehr-gebraucht-werdens,<br />

wenn wir mit einer Ausstellung von<br />

„Form, Raum, Netz“ so tun, als wär´<br />

nix? Oder sehe ich nur die Relevanz<br />

dieser Präsentation für Singapur oder<br />

Sao Paolo nicht?<br />

Eine Frage wird im Österreichpavillion<br />

schon gestellt. Nämlich die nach dem<br />

Rollenverlust der Architektenschaft,<br />

insbesondere als Stadtgenerator. Und<br />

die Antwort wird gleich mitgebracht.<br />

Durch Jahrhunderte haben Baumeister<br />

Hauptrollen gespielt. Die Ratlosigkeit<br />

gegenüber der Marginalisierung ist noch<br />

größer als in anderen Berufen, die nicht<br />

mehr gebraucht werden. Aber das kann<br />

im Rummel schon mal leicht übersehen<br />

werden. So ist die Ratlosigkeit und die<br />

schon chronische Realitätsverweigerung<br />

(fast) des ganzen Berufsstandes ungewollt<br />

die durchaus nützliche Message dieser<br />

Biennale.<br />

Was wäre also interessanter und<br />

spannender, als neue Strategien für die<br />

eh nicht mehr so neue Wirklichkeit zu<br />

thematisieren.<br />

In Wirklichkeit sind wir schon froh, wenn<br />

uns Wirtschaft oder Politik irgendwo ein<br />

Platzerl zur Verfügung stellen und einer<br />

als Hofnarr der Gesellschaft ein Gebäude<br />

zum kulturellen Kitzel hinstellen darf.<br />

Wissen Sie, dass die Behörden in Venedig<br />

jeglichen Versuch, aktuelle, auch nur<br />

temporäre Architektur zur Biennale,<br />

außerhalb der definierten Räume<br />

aufzustellen, autoritär unterbinden? (so<br />

2004: Gerngross fragen).<br />

Wie lange kann das noch gehen, dass<br />

wir unsere eigene Irrelevanz betreiben?<br />

Wie lange noch zuwarten mit kritischer<br />

Selbstbefragung und Strategien zu neuer<br />

Positionierung?<br />

Ich polemisiere nicht. All das wird schon<br />

seit langem von Toten und Lebenden<br />

aus den eigenen Reihen weisgesagt. Der<br />

Österreich-Pavillon ist der letzte Beweis.<br />

Was haben sie aus dem gewaltigen<br />

Bild des Flugzeugträgers gemacht:<br />

ein niedliches Pappmodell auf das<br />

der Besucher hinabblicken kann. Oh<br />

Graus!<br />

Ich hatte vom Österreichbeitrag zu<br />

diesem Zukunftsthema erwartet, dass<br />

über Architektur und Stadtplanung<br />

Hinausweisendes gebracht wird.<br />

Warum hat man nicht In- und<br />

Auslandsösterreicher geholt, die<br />

aktuell relevantes vorzuzeigen<br />

haben: zu kybernetischem Denken;<br />

Netzwerkdenker jenseits von Design;<br />

Algorithmendenker; Planer, die sich mit<br />

dem Unplanbaren auseinandersetzen;<br />

oder – last but not least – über „nonarchitecture“-Projekte<br />

schon vor 40<br />

Jahren im Grazer Zeichensaal..........?<br />

Oder mal eine Architekturausstellung<br />

ohne Gebäude?<br />

Österreich hätte die Chance gehabt,<br />

auch als Land ohne Megacity in der<br />

Weltaufmerksamkeit der Biennale<br />

intellektuelle Kompetenz vorzustellen.<br />

Und Fragen zum Thema zu machen, wie<br />

etwa:<br />

· Ist das vom Biennaledirektor<br />

angekündigte “Manifest für Städte<br />

des 21. Jahrhunderts” tatsächlich ernst<br />

gemeint?<br />

· Warum ist die moderne Stadtplanung<br />

so daneben gegangen?<br />

· Gibt es den Architekten als<br />

Stadtgenerator noch?<br />

· Ist die Ausbildung großer Stadtgebilde<br />

ihrem Wesen nach planbar/steuerbar?<br />

· Ist die Planung von oben herab<br />

überhaupt wünschenswert?<br />

· Wie müssen wir umlernen, um unsere<br />

Fähigkeiten - außer zur Verschönerung<br />

wenigstens punktuell wirksam<br />

einzubringen?<br />

· Was könnten Strategien für die neue<br />

Wirklichkeint sein?<br />

· Was für Projekte machen Konsulenten<br />

aus Österreich in Megacities?<br />

Aber wahrscheinlich ist die<br />

Österreichschau eh ganz treffend: so ist<br />

es eben.<br />

“Too old to help” hat James Joyce als 20-<br />

jähriger zum 37-jährigen William Butler<br />

Yeats gesagt.<br />

JAN TABOR HAT UNS VERSPROCHEN<br />

Polinik, der schönste Berg der Welt in Kötschach-Mauthen<br />

Arsenale 2006<br />

Die Realität ist perfekt und das ist die Gerechtigkeit. DIE REALITÄT I<strong>ST</strong> GERECHT. - Avatar<br />

Göbl fragt Gerngross: „Wos sogst du zur Biennale 2006?“<br />

Gerngross sagt: „Man lernt immer.“<br />

Gerngross fragt Göbl: „Was sogst du zur Biennale 2006?“<br />

Göbl sagt: „Biennale ist gut, Kötschach ist besser.“<br />

Göbl fragt Tolstoij: „Wos sogst du zur Biennale 2006?“<br />

Tolstoi sagt: „2002 war besser im Österreichpavillon.“<br />

Tolsoi fragt Mahsuni: „Wos sogst du zur Biennale 2006?“<br />

Mahsuni sagt: „Wie gewohnt.“<br />

Mahsuni fragt Olli Ulrich: „Wos sogst du zur Biennale 2006?“<br />

Olli Ulrich sagt: „ Ich habe schon besser geschlafen.“<br />

Dichteskulpturen der Weltstäde London, Sao Paolo, Mexico City


78 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch X - Biennale<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Yael Reisner and her husband Peter Cook<br />

meet the austrian biennale team.<br />

Heidulf Gerngross zeigt den aktuellen <strong>ST</strong>/A/R 10 während sich Peter Cook am<br />

österreichische Biennalebuch <strong>ST</strong>ADT = FORM RAUM NETZ festhält.<br />

Peter and Heidulf remember their common time at the UCLA in 1968/69.<br />

*<br />

17 years married<br />

Hans Hollein<br />

“Air Craft Carrier” 1964<br />

Museum of Modern Art New York


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch X - Biennale<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 79<br />

Biennale commissioner Wolf D. Prix<br />

Österreich<br />

Pavillon<br />

Diebstahl<br />

der<br />

Illusionen*<br />

Friedrich Kiesler<br />

“City In Space” 1925<br />

Nachbau 2006<br />

WÜR<strong>ST</strong>ELNETZWERK 2006<br />

von Architekt<br />

Professor Eichinger oder<br />

Andrea Börner, Bärbel Müller<br />

*<br />

Bilder<br />

Hans Hollein<br />

“Flugzeugträger”<br />

Entmystifizierung 2006<br />

und Text von Göbl, Gerngross, Ulrich, Tolstoi, Mahsuni<br />

Senf<br />

Ehre wem Ehre gebührt


735<br />

515<br />

Die Capella Verticale ist ein Betonturm in dessen Inneren der Besucher über Holzsprossen 5 Meter na<br />

Die Abgeschlossenheit bietet ihm Schutz vor der Aussenwelt und die Möglichkeit zur inneren Einkehr,<br />

im Sinne der mittelalterlichen Eremitenhöhlen.<br />

Die Schräge des Turmes erlaubt kein Sitzen oder aufrechtes Stehen, sondern erzwingt eine statisch un<br />

Körperhaltung zwischen Knien und Lehnen.<br />

Der Sehschlitz am Knickpunkt zwischen Besucher- und Glockenturm<br />

ermöglicht einen begrenzten Ausblick auf die Moorlandschaft am Fusse des Turms.<br />

Vor dem Abstieg läutet man die Glocke über Kopf, deren Schallwellen sich in der Röhre nach oben und<br />

So geläutert verlässt man den Ort der Isolation und Geborgenheit, um wieder in den Alltag einzutauche<br />

18<br />

80 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch X - Biennale<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Capella Verticale<br />

Walchsee / Tirol<br />

© 2006 sputnic<br />

SPUTNIC<br />

Die Capella Verticale ist ein Betonturm in dessen Inneren der Besucher über Holzsprossen 5 Meter nach oben steigt.<br />

Die Abgeschlossenheit bietet ihm Schutz vor der Aussenwelt und die Möglichkeit zur inneren Einkehr,<br />

im Sinne der mittelalterlichen Eremitenhöhlen.<br />

Die Schräge des Turmes erlaubt kein Sitzen oder aufrechtes Stehen, sondern erzwingt eine statisch unsaubere<br />

Körperhaltung zwischen Knien und Lehnen.<br />

Der Sehschlitz am Knickpunkt zwischen Besucher- und Glockenturm<br />

ermöglicht einen begrenzten Ausblick auf die Moorlandschaft am Fusse des Turms.<br />

Vor dem Abstieg läutet man die Glocke über Kopf, deren Schallwellen sich in der Röhre nach oben und unten ausbreiten.<br />

So geläutert verlässt man den Ort der Isolation und Geborgenheit, um wieder in den Alltag einzutauchen.<br />

Capella Verticale<br />

Geisteshöhe 7,35 m<br />

Gebetshöhe 5,15 m<br />

<strong>ST</strong>/A/R Freund Architekt Norbert Steiner · sputnic baut Architekturgeschichte


<strong>ST</strong>/A/R Buch XI - Russland<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

81


82<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Bischof Arsenik<br />

(Alexey Zubakov)<br />

geb. 17.04.1963 in der sowjetischen<br />

Provinzstadt Pskov als Sohn eines<br />

kommunistischen Parteiführers und<br />

einer Parteisekretärin. Nach der Matura<br />

studierte er Geschichte der KPdSU am<br />

Pädagogischen Institut in Pskov.<br />

Nach einer Erscheinung der<br />

Gottesmutter von Kazan im Dorf<br />

Malaja Tolba im Jahre 1981, wo<br />

er ein Praktikum als Schullehrer<br />

absolvierte, entschloss er sich,<br />

sich in der dortigen Russischorthodoxen<br />

Kirche taufen zu<br />

lassen.<br />

1986 geht er in das<br />

Priesterseminar nach Leningrad<br />

(St. Petersburg). Danach wurde<br />

sein Vater degradiert und für<br />

3 Jahre als Professor für<br />

Marxismus-Leninismus an die<br />

Havanna-Universität nach Kuba<br />

geschickt.<br />

Am 16.06.1991 wurde Alexey<br />

Zubakov durch den Bischof Prokl<br />

von Wolga zum Diakon geweiht.<br />

Am 29.06.1997 weihte ihn der<br />

Bischof Evtichij von Sibirien zum<br />

Priester.<br />

Im Jahre 1997 geht er nach<br />

Deutschland ins Iov-Potschaevskij<br />

Kloster. Wenige Monate später sandte<br />

ihn der Bischof Mark von Deutschland<br />

nach Kopenhagen um dort die Russischorthodoxe<br />

St. Nikolaus Kathedrale zu<br />

betreuen.<br />

1999 wird er nach Wien gesandt.<br />

Buch XI - Russland<br />

Kunst und Kirche<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Apostolische<br />

Kirche<br />

Nach der Oktoberrevolution 1917<br />

in Russland wurden alle Kirchen<br />

verboten und verfolgt. Erst im Jahre<br />

1943 während des Militärkampfes<br />

mit Großdeutschland um die<br />

Herrschaft in Europa erlaubte Josef<br />

Stalin die Russische orthodoxe Kirche<br />

um den Patriotismus zu stärken. Aus<br />

sibirischen Lagern wurden 2 Bischöfe<br />

nach Moskau gebracht um eine neue,<br />

dem kommunistischen Staat gehorsame,<br />

Kirchenhierarchie zu etablieren. Der<br />

Rest der Bischöfe und Priester blieb im<br />

Untergrund. Erst nach dem Zerfall der<br />

Sowjetunion bekam die Untergrund-<br />

Katakombenkirche staatliche Anerkennung<br />

in Russland. Am 13.Mai 2000 wird in<br />

Moskau die Russische Apostolische Kirche<br />

vom Justizministerium registriert. Die<br />

von Stalin ins Leben gerufene Russische<br />

Orthodoxe Kirche wird nach wie vor<br />

vom russischen Staat kontrolliert und<br />

gesteuert.<br />

Die Christlich-Apostolische Kirche<br />

greift auf die Traditionen der Zeiten vor<br />

der Spaltung der Christlichen Kirchen<br />

in Östliche Griechisch-orthodoxe<br />

und Westliche Römisch-katholische<br />

zurück.<br />

Die Priester der Apostolischen<br />

Kirche werden durch<br />

bischöfliche Handauflegung<br />

geweiht.<br />

Angelo Ro<br />

Im Jahre 2001 geht er nach Russland ins Optima-Puschkin Kloster.<br />

Im Jahre 2002 weiht er nach einem Vortrag von Heidulf Gerngross<br />

im Russischen Museum den Archiquant und das Volksbuch in der<br />

Kathedrale an der Basiliusinsel in St. Petersburg.<br />

Am 1.Mai 2004 anlässlich der EU-Erweiterung weihte er im MAK eine<br />

Palette <strong>ST</strong>/A/R 04 - Zeitungen.<br />

Am 26.05.2006 wird er durch den Metropoliten Vitalij von Moskau<br />

und Kolyma zum Bischof von Wien und West-Europa geweiht.<br />

Seit <strong>11</strong>.06.2006 beginnt er seine Tätigkeit in Wien und gründet die<br />

Apostolische Kirche Österreich. Am selben Tag weihte er das<br />

Pygmalion-Theater in der Alserstrasse 43.<br />

Am 17.06 wird das Russische Lyzeum in der<br />

Liechtensteinstrasse, 12 geweiht.<br />

Am 26.08.2006 wird im Palais Liechtenstein in Wien Architekt<br />

Angelo Roventa zum Diakon der Apostolischen Kirche geweiht.<br />

Diakon Igor Metel wird zum Priester geweiht. Wladimir<br />

Jaremenko-Tolstoj wird zum Psalmenleser und Unterdiakon<br />

geweiht.<br />

Am 27.08.2006 wird Architekt Heidulf Gerngross im Palais<br />

Liechtenstein in Wien zum Ehrenmönch der Apostolischen<br />

Kirche ernannt unter dem Namen „Der heilige Avatar“.<br />

Am 29.08.2006 werden Heidulf Gerngross, Horia X. und<br />

Forin Y. in den Katakomben von Zistersdorf zu Ehrenmönchen<br />

und Unterdiakonen geweiht. Am gleichen Abend wird Angelo<br />

Roventa an Rande eines niederösterreichischen Maisfeldes zum<br />

Erzdiakon der Apostolischen Kirche geweiht.<br />

Am 06.09.2006 wurde der „Christlich-Apostolische<br />

Kulturverein“ von österreichischen Behörden bewilligt.<br />

Text von W. Tolstoj: Generalsekretär der Apostolischen Kirche<br />

Besuch beim „noch Priester“ Arsenik nach einem vermeintlichem<br />

Attentat in St. Petersburg – Labung mit Fruchtsäften und Coca-Cola.<br />

Rechts Tolstoj und Gerngross


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XI - Russland<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 83<br />

venta am Weg zum Pater-Angelo<br />

Ehrenmönch Heidulf Gerngross - der heilige Avatar<br />

Bischof Arsenik weiß(t) den Weg<br />

Der Jung-Oligarch Andrej Melnichenko und seine<br />

Frau Alexandra (ehem. Miss Jugoslawia). Getraut<br />

von Arsenik im Jahr 2005 in Cap d‘Antibes<br />

Tolstoj als Neandertaler anlässlich der Ausstellung<br />

„Heidulf von Kärnten“ Klagenfurt - Napoleonstadl 1999


<strong>ST</strong>/A/R Buch XI - Russland Nr. <strong>11</strong>/2006 85<br />

Hansjörg Tengg der österreichische Oligarch<br />

hat eine Erscheinung ... oh Angelo...


86 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Mit der Ausstellung „Sweet Home<br />

Vienna“ im Oberen Belvedere<br />

präsentiert Peter Pongratz zwei neue<br />

Werkgruppen von Bildern, Zeichnungen<br />

und Skulpturen der Öffentlichkeit.<br />

Pongratz, Gründungsmitglied der von<br />

Otto Breicha 1968 ins Leben gerufenen<br />

Gruppe „Wirklichkeiten“, wurde 1940<br />

in Eisenstadt geboren, wuchs in Graz<br />

auf und stand mit der Literaturszene des<br />

Forum Stadtpark in engem Kontakt; so<br />

etwa mit Wolfgang Bauer, Peter Handke<br />

oder Gerhard Roth, deren Werke er<br />

immer wieder bildnerisch begleitete.<br />

Pongratz setzte sich von Beginn an<br />

mit wesentlichen künstlerischen<br />

Oppositionsfeldern des 20.<br />

Jahrhunderts auseinander und gilt als<br />

früher Vertreter des postmodernen<br />

Künstlertypus. Wissenschaftlichethnologische<br />

Rückgriffe auf Urbilder der<br />

Stammeskunst sind dabei ebenso wichtig<br />

wie die Kunst der Geisteskranken.<br />

Seine archaische Formensprache mit<br />

expansiver Gestik stehen Kinderkritzelei,<br />

Art-Brut, Graffiti und teilweise auch den<br />

Comics der Pop-Art nahe.<br />

Die jüngste Serie „Sweet Home<br />

Vienna“ verknüpft in schriller<br />

Buntheit, aber auch in monochromer<br />

Gestaltung Figurendarstellungen mit<br />

Wort- und Satzfragmenten. Zugleich<br />

ist diese Werkgruppe jedoch ein<br />

bissiger Kommentar gegen die sich<br />

priesterlich gebenden Experten der<br />

Kunstinstitutionen und ihre gläubigen<br />

Gemeinden. Eine heitere Gegenwelt zu<br />

diesen Stadtansichten bilden die in den<br />

Neunzigerjahren auf der Insel Korcula<br />

entstandenen arkadischen Garten-Bilder.<br />

Ergänzt wird die Schau mit einigen<br />

Skulpturen aus Eisen, Holz und<br />

Kunststoff, die ebenfalls ihren<br />

Entstehungsort in Dalmatien haben.<br />

Buch XI - Russland<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

PETER PONGRATZ<br />

Peter Pongratz.<br />

Sweet Home Vienna<br />

Neue Arbeiten 1998 - 2006<br />

Oberes Belvedere.<br />

01. November 06 bis<br />

04. Februar 07<br />

Oberes Belvedere


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XI - Russland<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 87


88 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XI - Russland<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Heidulf wird zum Ehrenmönch<br />

Der heilige Avatar<br />

Heidulf, Horia, Forin - Ehrenmönche<br />

Bischof<br />

Arsenik


<strong>ST</strong>/A/R Buch XII - Barock<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

89<br />

Barock<br />

<strong>ST</strong>/A/R Hinweis<br />

Grenzenlos - Zeitenlos<br />

Klöster im Herzen Europas<br />

20.Okt.06 – 12.Jän.07<br />

Ausstellungszentrum im Ringturm,<br />

WIENER <strong>ST</strong>ÄDTISCHE Versicherung<br />

A-1010 Wien, Schottenring 30<br />

Photo: „Gustl“ Göbl<br />

Die Veranstaltungsreihe ARCHITEKTUR<br />

IM RINGTURM präsentiert Klöster<br />

aus Mitteleuropa (Österreich,<br />

Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn,<br />

Slowenien). Die Ausstellung versteht<br />

sich als Beitrag zu einer Weitung<br />

der Sicht auf die gemeinsame<br />

Geschichte und Kultur Mitteleuropas.<br />

Sie vermittelt anhand zahlreicher<br />

Fotos von Prof. Gerhard Trumler und<br />

einer einfühlsamen historischen<br />

Begleitung die Faszination der<br />

Grenzenlosigkeit und Zeitenlosigkeit<br />

der mitteleuropäischen Klosterwelt.<br />

An der Architektur und künstlerischen<br />

Ausstattung gerade der Klöster wird<br />

dieses grenzenlose Europa sichtbar.<br />

Künstler wie Auftraggeber agierten<br />

international – somit sind die<br />

Klosterbauten auch Zeugnisse einer<br />

großen grenzenlosen Kunstlandschaft.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog beim<br />

Verlag Christian Brandstetter, Wien<br />

Barocke Mitteilung von Architekt Heidulf Gerngross


90 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XII - Barock<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Archiquant<br />

Photo: HG<br />

Kirche P. Maria Krtinska<br />

Architekt Giovanni Santini-Aichel<br />

Das Forum experimenteller Architektur f.e.a. übernimmt die geistige Führung im postdestruktiven Zeitalter.


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XII - Barock <strong>ST</strong>/A/R 91<br />

„das forum<br />

experimenteller<br />

architektur“ (fea)<br />

mit Jan Tabor hat eine<br />

Initiationsreise zu zwei<br />

Barock-Kirchen in<br />

der Nähe von Brünn<br />

veranstaltet – Santini<br />

Bauten.<br />

HG: „Ich ging in die<br />

Kirche ca. 2 Minuten.<br />

Der Grundriss war eine<br />

Massage - erster Raum,<br />

zweiter Raum, dritter<br />

Raum, vierter Raum und<br />

zurück.<br />

Die dicken Wände<br />

vibrieren – der Himmel<br />

erscheint zwischen<br />

den Gesimsen wie ein<br />

Vorhimmel zum Himmel.<br />

Die Außenwelt vibriert<br />

mit den Wänden, der<br />

Innenraum ist mit<br />

der ganzen Welt in<br />

Verbindung. Und die<br />

Mitteilung heisst:<br />

„Eine zwei Meter<br />

dicke Wand hat mehr<br />

Weltkontakt als eine<br />

Glashaut.<br />

H.G “natural born architekt”


Buch XII - Barock Nr. <strong>11</strong>/2006 93<br />

<strong>ST</strong>/A/R Buch XII - Barock Nr. <strong>11</strong>/2006 93<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Inspiration im SINNREICH Atelier De Es Schwertberger . Webgasse 41 . A-1060 Wien . www.dees.at


94 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XII - Barock<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

*<br />

17 years married<br />

WAUNZ - 2-geschossige Wohnkapsel. H. G. 1967<br />

<strong>ST</strong>/A/R - Netzwerk im Östereich- Pavillon


Nr. <strong>11</strong>/2006 Buch XII - Barock <strong>ST</strong>/A/R 95<br />

Friedrich Kiesler<br />

“City In Space” 1925<br />

Nachbau 2006<br />

Hans Hollein<br />

“Flugzeugträger”<br />

Entmystifizierung 2006<br />

*<br />

Bilder und Text von Göbl, Gerngross, Ulrich, Tolstoi, Mahsuni<br />

<strong>ST</strong>/A/R bedankt sich bei Gregor Eichinger für seine Netzwerkanregung (man lernt immer)


96 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XII - Barock<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Der selige JAN TABOR zeigt uns die WELT


<strong>ST</strong>/A/R Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

97<br />

David Staretz<br />

AUTO<strong>ST</strong>/A/R<br />

Redigiert, schreibt und<br />

fotografiert<br />

Ranking: Top five of ...<br />

Quadfahren mit Rotax<br />

Skoda Roomster<br />

Bei Ron Dennis in England<br />

Mercedes-McLaren-Prototyp<br />

Alle Fotos: David Staretz


98 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

ranken, aber richtig<br />

Knappe, klare, feine Listen: Die Top-Rankings von AUTO<strong>ST</strong>AR.<br />

Best & Worst, Eleganz, Genie und Peinlichkeit.<br />

Einmal müssen selbst die letzten Dinge klargestellt werden.<br />

Die 5 überflüssigsten Dinge am Auto<br />

1. Reservereifen (solange man ihn nicht braucht)<br />

2. Privatsender im Radio<br />

3. Haltegriff, fahrerseitig<br />

4. Duftzerstäuber, Wunderbäume<br />

5. Händler-Aufkleber<br />

Die 5 besten Road-Songs<br />

1. Bruce Springsteen: Thunder Road<br />

2. Townes van Zandt: Racing in the Street<br />

3. Larry Barrett: Old Black Car<br />

4. R.E.M.: Drive<br />

5. Bruce Springsteen: Nebraska<br />

Die 5 besten Filme übers Auto<br />

1. LeMans<br />

2. Bullitt<br />

3. Driver<br />

4. Duell<br />

5. Traffic<br />

Die 5 besten Erfindungen im Auto<br />

1. Lenkrad<br />

2. Retourgang<br />

3. Handbremse<br />

4. ABS<br />

5. Audi Multitronic-Getriebe<br />

Die 5 schönsten Autos der Welt<br />

1. Bugatti Atlantic<br />

2. Cisitalia 202<br />

3. Ferrari 250 GT SWB Berlinetta<br />

4. Alfa Romeo Bertone<br />

5. Jaguar XJ6 Serie II<br />

5 sexiest Cars<br />

1. Chevrolet Corvette 67-74<br />

2. Ford Cobra<br />

3. Jaguar E<br />

4. Chrysler Viper<br />

5. Ferrari 356 GTB<br />

Die 5 guthässlichsten Autos der Welt<br />

1. Citroen Ami 6<br />

2. Ford Anglia 105E<br />

3. Renault 15 TL<br />

4. VW 4<strong>11</strong> LE<br />

5. DKW F 12<br />

Die 5 unpeinlichsten Autos der Welt<br />

1. NSU Ro 80<br />

2. Citroen DS 19<br />

3. Audi 80<br />

4. Land Rover 88<br />

5. Bugatti T 35<br />

Die 5 unnötigsten Erfindungen<br />

1. Massagesitze<br />

2. Cabrio-Windschott<br />

3. Heizdrähte in der Frontscheibe<br />

4. Vans<br />

5. Lenkradheizung<br />

5 mal verzichtbarstes Zubehör<br />

1. Schockfarbene Scheibenwischerspoiler<br />

2. Auto-Perser<br />

3. Gehäkelte Klopapierrollenschoner<br />

4. La Cucharacha-Hupe<br />

5. Lenkradbezug mit Akupressurnoppen<br />

Die 5 falschgeschriebensten Autonamen<br />

1. Porsche Boxter<br />

2. Skoda Oktavia<br />

3. Lambhorgini Uracco/Diabolo<br />

4. Huyndai Triburon/Galopper<br />

5. Alfa Spyder<br />

Die 5 unmöglichsten Autonamen<br />

1. Gurgel Xavante XT<br />

2. Daf Daffodil<br />

3. Citroën Xsara Picasso<br />

4. Hindustan Ambassador Mk II<br />

5. Ssangyong Musso<br />

Die 5 aufregendsten Autonamen<br />

1. Iso Grifo Lusso Coupé<br />

2. Bizzarini GT Strada 5300<br />

3. Monteverdi High Speed Hemi<br />

4. Cadillac Fleetwood Eldorado<br />

5. Aston Martin Shooting Brake<br />

Die 5 besten Auto-Ingenieure<br />

1. Ferdinand Porsche<br />

2. Ettore Bugatti<br />

3. Béla Barenyi<br />

4. Andre Citroën<br />

5. Alec Issigonis<br />

Die 5 größten Flops<br />

1. Ford Edsel<br />

2. DeLorean DMC-2<br />

3. Aston Martin Lagonda<br />

4. Alfa Romeo Arna<br />

5. Saab Sonett 2<br />

Die 5 Top-Designer<br />

1. Sergio Pininfarina<br />

2. Battista Farina<br />

3. Jean Bugatti<br />

4. Giorgio Giugiaro<br />

5. Giovanni Bertone<br />

Die 5 schlechtesten F1-Fahrer Österreichs<br />

1. Walter Stuppacher<br />

2. Dieter Quester<br />

3. Hans Binder<br />

4. Harald Ertl<br />

5. Jo Gartner<br />

5 beste Tricks gegen Diebstahl<br />

1. Reste von Abschleppseil vorne<br />

2. Tragbare Öllache unterlegen<br />

3. Je 2.0 bar Reifenluft auslassen<br />

4. Mit Kalk “wird verschrottet” oder MA 48 draufpinseln<br />

5. Grindiger Lenkradbezug aus Kunstfell<br />

Skulptur „Federleicht“ von David Staretz, Ausstellung im KONTOR <strong>ST</strong>ARETZ Liechtensteinstrasse <strong>11</strong>, 1090 Wien


<strong>ST</strong>/A/R Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 99<br />

Quad – zweispurig Motorradfahren<br />

Durch den Fluß und in die Wälder<br />

Kanadas: ATVs sind nützlich,<br />

machen Spaß und lassen die<br />

Natur näher kommen, als man<br />

bisweilen wünscht<br />

Das Aufsteigen geht wie beim Motorrad, nur<br />

besser: Man findet ein stabiles Trittbrett<br />

vor. Umfallen kann man garantiert nicht.<br />

Aus generöser Höhe lässt man sich gelassen<br />

über die breite Sitzbank fallen. Sofort kommt ein<br />

verbessertes Gefühl auf, eine Art cowboymäßiges<br />

Vorhandensein: So einer bin ich, breitbeinig,<br />

vorgeneigt, doppelt entschlossen mit angewinkelten<br />

Ellbogen. Helm drüber und Visier zack.<br />

Rotax, also: BRP, was für Bombardier Recreational<br />

Products steht, hat nach Kanada eingeladen, in die<br />

Urheimat der All Terrain Vehicles. Nach kurzer<br />

Einschulung entlässt man mich ins weite Land<br />

rund um Valcourt.<br />

Über sparsame Fingerbewegungen wird der<br />

Motor gestartet, ein leiser Tuktuk, und der Rest ist<br />

Gasgeben und Bremsen.<br />

Man drehthier nicht am Lenkergriff wie beim<br />

Motorrad, sondern schiebt einen Regelhebel mit<br />

dem Daumen vor, was den einleuchtenden Vorteil<br />

besitzt, nicht schwankungsabhängig am Gas zu<br />

melken. Gebremst wird per Fuß (rechts) und<br />

per Hand (links), und grundsätzlich gleichzeitig.<br />

Grundsätzlich darf man auch nie vom Trittbrett<br />

steigen, die Einklemmgefahr ist groß.<br />

Man muss dem Fahrzeug vertrauen mit seinen<br />

dreidimensional karierten Gummiwalzen, und gern gibt man sich der<br />

Lenkung hin, die sich den leichtesten Weg garantiert selber sucht. Hier<br />

offenbart sich am deutlichsten der Unterschied zwischen schwerem<br />

Gerät wie dem M 650/800 und einem 400-ccm-Leichtgewicht: Beim<br />

massigen ATV mit seiner Brachialleistung von maximal 63 PS hat man<br />

Passagierrolle, während der 400er eher unter Fahrereinfluss steht, was<br />

eigene Akrobatik betrifft.<br />

Das Terrain hier im kanadischen Outback ist sumpfig, durchsetzt<br />

von Waldeinsprengseln, was oft präzises Heranfahren zwischen die<br />

Bäume voraussetzt. Große Erleichterung: der Retourgang. Er wird,<br />

wie beim Automatikauto, mittels Gang-Shifter eingelegt, der sich<br />

hier rechts am Tank befindet. Die riemenscheibengesteuerte CVT-<br />

Automatik funktioniert in jeder Situation präzise und verlässlich.<br />

Auch in den Sumpfpassagen empfiehlt sich dosiertes Dranbleiben.<br />

Einige der Fahrzeuge in unserer Fahrgruppe sind mit Seilwinde<br />

ausgestattet, was man gern zur Kenntnis nimmt. Manchmal gelingt<br />

es, zwischen den ausgefahrenen Spuren zu bleiben, was die Gefahr<br />

des Aufsitzens verringert. Manchmal schalte ich den Allradantrieb<br />

aus, um Unterschiede festzustellen. Aber erst meinem Vordermann<br />

gelingt ein eindrucksvolle Demonstration, als er eine Schlammpassage<br />

versehentlich mit reinem Hinterradantrieb durchwühlt. Meine Kamera<br />

ist heute noch nicht ganz sauber.<br />

Vom Wesen der Quads:<br />

Sie stehen für unkomplizierte Bedienbarkeit, erstaunliche<br />

Geländetalente, relativ geringe Anforderungen an das Können der<br />

Fahrer. Es gibt Moped- und Motorradversionen, insofern herrscht<br />

Helmpflicht. Wer sich auf die bisher mögliche Anmeldung als<br />

landwirtschaftliches Zugfahrzeug beruft und keinen Helm aufsetzt, ist<br />

selber schuld. Österreich ist im Business dick dabei: Das Rotax-Werk<br />

in Gunskirchen mit seinen mehr als fünftausend Mitarbeitern und<br />

einem Output von bislang sechs Millionen Motoren ist ein Big player<br />

der Branche. Die Fertigung der BRP-ATVs (der Hersteller nennt sie<br />

CanAm) läuft allerdings in Valcourt, Kanada, und später in Juarez,<br />

Mexico, womit man den Verlockungen einer Billiglohn-Produktion<br />

folgt.<br />

ATVs sind funktionsgeladen und man wünschte sich vielleicht ein<br />

ausgeprägteres Design. Die zahlreichen Konkurrenten schauen alle<br />

gleich aus, technisch zählen die BRP-Quads als besonders raffiniert und<br />

sportgeeignet. Die flüssigkeitsgekühlten Viertakt-Einzylinder-Motoren<br />

werden zwischen 175 und 650ccm angeboten und sind meist mit<br />

Variatorgetriebe (CVT: continuous variable transmission) ausgestattet.<br />

Rotax-Motoren gelten als drehmomentstark und zuverlässig.<br />

Vom Propellerschlitten zum Ski-doo<br />

Joseph-Armand Bombardier war ein Erfinder im edison’schen<br />

Sinne, zu einer Zeit, als es auf technischen Gebieten noch mehr<br />

Fragen als Antworten gab. Wer in den schneereichen Weiten rund<br />

um Montreal aufwuchs steckte bereits tief in einem Problem. Der<br />

junge Bombardier experimentierte schon als vierzehnjähriger mit<br />

luftschraubengetriebenen Kufenfahrzeugen, wovon<br />

ein ausgezeichnetes Firmenmuseum in seiner<br />

Heimat Valcourt (Quebec) Zeugenschaft ablegt.<br />

Mit kettengetriebenen Schneefahrzeugen gelang<br />

Bombardier schließlich auch ein finanzieller<br />

Durchbruch. Das Unternehmen wurde 1942 von<br />

Bombardier unter dem Namen L’Auto-Neige<br />

Bombardier Limitée gegründet. Eine der ersten<br />

Acquisitionen war die deutsch-österreichische<br />

Motorenfabrik Rotax, deren Hauptwerk sich heute<br />

im öberösterreichischen Gunskirchen befindet.<br />

Rotax-Motoren treiben Bombardier Ski-doos, Seedoos,<br />

Can-Ams (Quads) seit fünfzig Jahren.<br />

Zwei Begriffs-erklärungen: Rotax setzt sich<br />

zusammen aus Rotation Axle, Ski-doo ist ein<br />

Scheibfehler, den man dem richtig gemeinten<br />

Ski-dog vorzog, und BRP wurde 2003 vom<br />

Großkonzern (Flugzeug- und Bahnhersteller)<br />

Bombardier Aerospace herausgekauft, um sich<br />

gewinnträchtig auf das Kerngeschäft Schneemobile,<br />

ATV (All Terrain Vehicles) und Wasserfahrzeuge zu<br />

konzentrieren.<br />

Heute ist BRP international hervorragend aufgestellt,<br />

seine Produktpalette umfasst Sturzhelme, Karts,<br />

Rotax-Engines, die Außenbordermarken Johnson<br />

und Evinrude (die durch den neuen Besitzer in<br />

kürzester Zeit in die Gewinnzone rückgeführt<br />

wurden), sowie Ski-doos, Sea-doos (und Kleinboote)<br />

sowie Quads, mit denen man sich hinter<br />

Umsatzriesen wie Polaris, Honda, Yamaha e. a.<br />

auf Platz sieben weiß, während sich Schneemobile,<br />

Personal Watercrafts, Sport Boats und Ultralight-<br />

Motoren in ihrem Marktumfeld jeweils auf Platz eins<br />

behaupten.<br />

Außerdem beliefert man BMW und Aprilia mit<br />

Rotax-Motoren.<br />

Straßenzugelassene Can-Am ATVs, allradgetriebene<br />

Viertakter mit 400 bis 800 ccm, mit Leistungsoutput<br />

zwischen 28 und 62 PS, erreichen zivile<br />

Höchstgeschwindigkeiten bis Tempo 140.


<strong>ST</strong>/A/R Buch XI - Russland Nr. <strong>11</strong>/2006 101<br />

Ich bin zwei Autos<br />

Der neue klare Skoda Roomster<br />

gefällt durch schlankes Design und üppige Talente<br />

Fotos: David Staretz<br />

Roomster, also Rummsta, das<br />

ist wieder so ein Radikalbegriff<br />

aus der Namens-Jukebox teurer<br />

Spezialagenturen. Kaum modern, schon<br />

veraltet. Synthetische Namen wie Avensis,<br />

VelSatis, Astra, Meriva gehen dem Käufer<br />

ums Maul, biedern sich unverfänglich an.<br />

Dabei ist der wagen selber wohltuend<br />

spröde, bewußt ungefällig, markant und,<br />

das ist heute die schönste Tugend: schlank.<br />

Wo heute das Aufgeblähte die<br />

konturlosen Designtrends vorgibt, sich<br />

die Autos ihren Besitzern und deren<br />

ernährungsproblematischen Kindern<br />

anbiedern, ist der Roomster eigentlich<br />

nüchtern, obwohl man sich gern die<br />

Banderole vorstellen möchte:<br />

ICH BIN 2 AUTOS.<br />

Thomas Ingenlath, der Designer, der<br />

sich aus der damals jungen Audi-<br />

Designer-Generation (A2, TT) zum Skoda-<br />

Designchef (und nunmehrigen Leiter des<br />

neuen Konzern-Designstudios in Potsdam)<br />

entwickelt hat, skizziert die Roomster-Idee<br />

auf der Dinner-Serviette: “Vorne kann man<br />

sich die Kanzel eines Passagierflugzeuges<br />

vorstellen, dynamisch zurückgebürstet,<br />

aber sehr stabil. Betrachten Sie den<br />

markanten Aufschwung an der B-Säule.<br />

Und den hinteren Karosserieteil kann<br />

man sich ganz gut als Haus vorstellen:<br />

Aufrecht, geräumig, gut zugänglich und<br />

mit Aussicht”.<br />

Tatsächlich haben die Rücksitzpassagiere<br />

einen leicht erhöhten Überblick.<br />

Insgesamt wird die befreite Atmosphäre<br />

noch durch das (aufpreispflichtig)<br />

durchgehend freie Glasdach erhellt,<br />

das sich über zwei leichte Schubrollos<br />

dimmen, aber nicht völlig verdecken lässt.<br />

Ich fuhr den Roomster 1,4 mit dem 86-<br />

PS-Benziner, was vielleicht nicht die<br />

klügste Wahl bedeutete. Der Motor gefällt<br />

zwar in der Stadt, aber Dieselverwöhnte<br />

vermissen das bullige Drehmoment bei<br />

Kellerdrehzahlen. Das interessanteste<br />

Triebwerk kommt leider erst Anfang<br />

nächste Jahres raus, der aus dem Fabia<br />

bekannte und bewährte 105-PS-TDI.<br />

Vorerst müssen sich Dieselfreunde mit<br />

dem 80-PS-TDI begnügen sowie mit zwei<br />

weiteren Benzinern zu 64 und 105 PS.<br />

Auch ein 70-PS-TDI wird erwartet sowie,<br />

im Jahre 2007, ein 105 PS starker 1,6-l-<br />

Benziner mit 6gang-Tiptronic.<br />

Gerade um den sechsten Gang würde man<br />

heute schon sehr bitten, denn der 86-PS-<br />

Wagen, wie ich ihn fuhr, verlangt gerade<br />

auf der Autobahn, wenn man Tacho 140<br />

eingeregelt hat, nach Abschwächung der<br />

Geräuschkulisse. Die jetzt anliegenden<br />

viertausend Touren entfalten sich<br />

sprunghaft zum Crescendo, ab Tempo<br />

125 wird die Geräuschkulisse zum<br />

bestimmenden Thema, dem man durch<br />

erhöhte Radiolautstärke nur kurzzeitig<br />

beizukommen glaubt.<br />

Man merkt: Schalldämmung<br />

(Entkoppelung des Motorlärms) ist nach<br />

wie vor teuer.<br />

Auch die Farbe holte nicht alle<br />

Möglichkeiten raus: Rot lässt im<br />

Room<strong>ST</strong>/A/R<br />

Heckbereich nicht die Feinheiten der<br />

eigenwilligen Heckleuchtengestaltung zur<br />

Geltung kommen.<br />

Der besprochene Wagen kostet in<br />

der Grundausführung 18.430€, dazu<br />

summieren sich im <strong>ST</strong>/A/R-Testwagen<br />

noch Posten wie: Ablagepaket um<br />

55,–. Es beinhaltet zwei offene Ablagen<br />

hinten, ein flexibles Abstellfach am<br />

rechten Radhaus sowie Ablagefläche<br />

an den hinteren Seitentüren. Dieser<br />

Posten ist symptomatisch für die heute<br />

aktuelle Aufpreisgestaltung. Geboten<br />

werden Extras, die so selbsterklärend<br />

und nachhaltig vernünftig wirken, dass<br />

man gerne den einmaligen Betrag zulegt.<br />

Ähnliches gilt für die Abschaltbarkeit des<br />

Beifahrerairbags zwecks Kindersitz (55,-),<br />

das Brillenfach im Dach (15,–), die coole<br />

Dachreling (165,–), das elektronische<br />

Stabilisierungsprogramm ESP (415,–), die<br />

elektrischen Fensterheber hinten (180,–,<br />

noch ganz gut verzichtbar), den Klapptisch<br />

um 30 Euro oder die Kopfstütze für den<br />

hinteren Mittelsitz (verzichtbar, aber 30<br />

Euro sind andererseits nicht viel Geld).<br />

Ungern wird man, dank psychologischer<br />

Unterstützer durch den netten Herrn in<br />

Nadelstreif und rosa Krawatte, auf das<br />

innovative Kurvenlicht verzichten wollen<br />

(465,– da lässt man sich nicht lumpen),<br />

oder auf das kleine Lederpaket mit dem<br />

zwingenden namens Dynamic, das<br />

Dreispeichen-Lenkrad, Schalthebelknauf<br />

und Handbremsgriff umfasst (Euro 335,–).<br />

Wer einmal mit dem Navigationssystem<br />

vertraut war, wird nicht auf das<br />

Anbaukästchen Via Michelin verzichten<br />

wollen, das allerdings reichlich scheppert<br />

(735,_). Das Panoramadach ist ein Must<br />

um 735,–, beheizbare Scheibenwaschdüsen<br />

sieht zwar keiner, bewähren sich aber<br />

im Winter! Um vorausschauende 20<br />

Euro wohlfeil. Bleiben noch Tempomat<br />

(140,–, autobahn-baustellenerprobt) und<br />

die Teppichfußmatten, die man mit ein<br />

bisserl Handeln gratis umsonst kriegt<br />

(womit man sich über 45 ersparte Euro<br />

ins Fäustchen freuen kann). Beim Unterschreiben<br />

des Kaufvertrages blinzelt man etwas nervös<br />

über 21.965 Euro, aber was soll’s, ist ja nur die<br />

einmalige Zahlung.<br />

Ja, so kommen die Autos ins Haus: Immer<br />

teurer als geplant. Jedoch: Als österreichischer<br />

Käufer kann man sich über die Fahrersitz-<br />

Höhenverstellung, das automatische Tagfahrlicht,<br />

4 Airbags und das CD/MP3-Radio grundfreuen.<br />

Wer flexible Innenräume liebt, kann den<br />

Roomster sozusagen als Anbau-Mansarde<br />

betrachten. Bis zu zwanzig verschiedenen<br />

Sitzpositionen lassen sich angeblich durchspielen,<br />

einen Preis für den, der das wirklich ausprobiert.<br />

Man kann aber drauf vertrauen, dass alles<br />

ganz leicht zu bedienen ist und sich die<br />

kompliziertesten Konstellationen, die Standuhren<br />

und ältere Familienangehörige beinhalten, zu aller<br />

Zufriedenheit ausführen lassen.<br />

Das Herzstück des Roomsterfahrens ist die<br />

ausgezeichnete Servolenkung, die sich dem<br />

Tempo anpasst und beim Rangieren fast von<br />

selbst kreiselt. Insofern liebt man die abklappbare,<br />

höhenverstellbare Mittelkonsole als Ellbogen-<br />

Anlehnung und Gesamtstabilisierung. Nett, aber<br />

verzichtbar: Der piepsende Parkassistent. Noch<br />

ein Wort zum Kurvenlicht: tatsächlich handelt<br />

es sich dabei um die beiden eh vorhandenen<br />

Nebelscheinwerfer, die bei jeweiligem starken<br />

Lenkeinschlag aktiviert werden und so zum<br />

Beispiel das Einfahren in eine nächtliche<br />

Schrägparklücke aufs freundlichste erhellen.<br />

Der Roomster stellt sich in der Liga der Vernunft-<br />

Vans gegen so Langweiligkeits-Klassiker wie<br />

Opel Meriva, Zafira, Renault Scenic, aber auch<br />

gegen den Kommunalcharme eines VW Caddy<br />

und wie die Postlieferanten alle heißen. Insofern<br />

hat der Roomster wirklich einen neuen Trend<br />

angerissen: Das neocoole Crossover-Fahrzeug<br />

für die Feuilleton-LeserInnen mit Landhaus, das<br />

Transportmodul für die Designerboutiquen in der<br />

urbanen Einkaufszone.<br />

Denn Skoda hat es seit Fabia und Octavia immer<br />

gut verstanden, klares, ganz leicht unterkühltes<br />

Design zu schaffen, das sich nicht anbiedert und<br />

jegliche Art von eigenen Projektionen zulässt<br />

wie ein gutes Bild, das sich erst im Kopf des<br />

Betrachters fertig stellt.<br />

Das Instrumentarium ist sehr gut ablesbar,<br />

alle Hebel und Schalter leicht zu bedienen und<br />

keineswegs überdesignt. Die Zahl und Anordnung<br />

der Ablagen ist klug überlegt, die Sitze straff und<br />

komfortabel, auf langen Reisen kann man sich<br />

bisweilen am Dach-Haltegriff hochziehen, den<br />

man generöserweise auch dem Fahrer spendiert<br />

hat.<br />

Der Zugang nach hinten mit den großzügig<br />

herausgearbeiteten Türen (mit vertikal versenkten<br />

Außengriffen) hat etwas Herrschaftliches, die<br />

Sitzposition ist, zusammen mit Längs- und<br />

Neigungsverstellung, generös.<br />

Der Verbrauch unseres 86-PS-Testwagens blieb<br />

deutlich unter zehn Litern, Reichweiten von knapp<br />

sechshundert Kilometern sind pro Tankfüllung<br />

zu erzielen. Schönes Detail: Die ausklappbaren<br />

Plastikhaken im Laderaum. Daran lassen sich<br />

Plastiksackerln aufrecht festhängen.<br />

Wir vergeben an den Skoda Roomster zehn von<br />

zwölf <strong>ST</strong>/A/R-Sternen.<br />

Roomster


102 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Daimler-Benz McLaren Edition 722<br />

Daheim bei Dennis<br />

In seinem PARAGON, einer Denk-, Test- und Autofabrik auf allerhöchstem Standard,<br />

sorgt Mc-Laren-Chef Ron Dennis für HiTech und saubere Schreibtische.<br />

Mensch sieht immer Proportionen,<br />

auch wenn er es nicht weiß”, sagt<br />

“Der<br />

Ron Dennis, der Eigentümer und<br />

Geschäftsführer von McLaren. Er steht vor einer<br />

auf Himmel, Wiese und Wasseranlage reduzierten<br />

Ideallandschaft, die sich außerhalb der imposanten<br />

Glasfassade befindet und von einer Zufahrtsstraße namens<br />

Ron’s Drive durchmessen wird. Wir befinden uns auf<br />

dem sogenannten Boulevard, der diesen geschwungenen<br />

Weg im Inneren des skelettierten Gebäudes fortsetzt und<br />

zugleich eine Hall of Fame offenbart. Hier stehen einige<br />

der erfolgreichsten CanAm- und Formel1-Renngeräte,<br />

genealogisch zurückreichend bis zu Bruce McLarens<br />

erstem Rennfahrzeug, auf dem der Australier bereits mit<br />

fünfzehn Jahren seine ersten Rennen fuhr.<br />

Zurück zu Ron Dennis. Mit großer finanzieller<br />

Anteilnahme von Mercedes hat er hier in Woking (etwa<br />

eine Chauffeurstunde vom Londoner Zentrum entfernt)<br />

von Norman Foster eine Denk- und HiTech-Fabrik<br />

errichten lassen, die bereits architektonisch das Programm<br />

vorgibt. Das Paragon genannte Gebäude ist nur elf Meter<br />

hoch, aber achtzehn Fingertrakte sorgen für gleichmäßige<br />

Lichtaufnahme. Die gesamte Anlage ist künstlich oder<br />

natürlich taghell, im Zweifel weiß, nur die durchwegs<br />

schlanken Menschen heben sich schwarzgekleidet ab. Alles<br />

ist clean, auf geradezu absurde Weise aufgeräumt, wie für<br />

einen James-Bond-Dreh vorbereitet. Jeder schreibtisch hat<br />

Direktzugang zum Müllschlucker. Angeblich macht Ron<br />

Dennis selber die Schließrunde und schmeißt alles ins<br />

Loch, was liegen geblieben ist.<br />

Nur eine kleine Zelle ist dem Bösen zugeeignet: Wie im<br />

Purgatorium stehen blaßgrün beleuchtete Menschen auf<br />

engstem Raum hinter Glas versperrt, schecklicher Qualm<br />

umhüllt sie, ihre Mundwinkel glühen bei jedem Atemzug:<br />

Raucher. Der diskrete Besucher tut, als hätte man nichts<br />

gesehen.<br />

Die erwähnten Proportionen der flachen, schwungvoll<br />

dahinstrebenden Glas- und Stahlkonstruktion gehen<br />

übrigens vom Maß 1,8 Meter aus, das entspricht der<br />

Länge einer japanischen Tatami-Matte. Alle wesentlichen<br />

Elemente strukturieren sich nach diesem Maß. “No<br />

single thing will jump out on you. That’s partly where the<br />

elegance of the building lies”.<br />

*<br />

Umso deutlicher springt hervor, weshalb wir diesmal<br />

hier eingeladen sind: Der neue Mercedes-Benz SLR<br />

McLaren 722 Edition, ein Evolutionsmodell des vor zwei<br />

Jahren präsentierten Supersportcoupés. Er lauert hier<br />

mit hochgespannter Einstiegstür auf einer Drehscheibe,<br />

während Drinks uns Canapeés gereicht werden.<br />

Der SLR entsteht in Woking unter der Verwendung von<br />

Highend-Komponenten, die bei DaimlerChrysler und<br />

McLaren hergestellt werden: Der 5,5-Liter V8 stammt von<br />

AMG aus Affalterbach, wo er nach dem Grundsatz “One<br />

man one engine” hergestellt wird.<br />

Die Rohkarosserie aus Kohlefaser und<br />

Glasfaserkunststoffen wird bei McLaren Composites in<br />

Portsmouth (Südengland) gebacken. Lackiert und montiert<br />

wird hier in Woking, der Wagen wird buchstäblich mit der<br />

Hand gebaut.<br />

Die Edition 722 ist um geringes stärker ausgelegt,<br />

modellstrategische 26 PS, die den Wert auf jetzt 650<br />

steigern. Die auf 150 Stück limitierte Kleinserie hat ein<br />

dynamischeres Fahrwerk, verbesserte Aerodynamik und<br />

betont sportliche Innenausstattung. Sie ist mit historischer<br />

Konnotation aufgeladen: 7:22 war die Startzeit des<br />

legendären Siegerteams Moss/Jenkinson bei der Mille<br />

Miglia 1955, die sie auf einem Mercedes-Benz 300 SLR<br />

bestritten.<br />

Dieser Namensverpflichtung begegnet man mit Werten<br />

wie 337 km/h Höchstgeschwindigkeit (SLR: 334 km/h) oder<br />

0-100 in 3,6 Sekunden (SLR: 3,8). Erstaunlich, was 26 PS<br />

noch ausrichten können.<br />

Wie ernst man Eventualitäten wie die neue<br />

Fahrwerksabstimmung nimmt, zeigt ein kurzer Blick<br />

ins Allerheiligste: auf einer computergesteuerten<br />

Stempelanlage durchläuft gerade ein Formel1-Chassis die<br />

virtuelle Monza-Strecke. Die Versuchsanordnung erinnert<br />

an einen Boxring. Jedesmal, wenn die virtuellen Curbs<br />

überfahren werden, geht ein massiver Schlag durch den<br />

Wagen. Straffere Federraten und Stoßdämpferkennungen<br />

„Umso deutlicher springt<br />

hervor, weshalb wir diesmal<br />

hier eingeladen sind...<br />

sogen für erhöhte Fahrstabilität. Um zwanzig Prozent<br />

verringerte Wankbewegungen zusammen mit<br />

neuen 19-Zoll-Alu-Schmiede-Rädern ermöglichen<br />

höhere Kurvengeschwindigkeiten. Auch die Bremsen<br />

konnten durch den größeren Durchmesser verstärkt<br />

werden. Die Keramik-Brembos erreichen dramatische<br />

Verzögerungswerte in der 34-Meter-Liga (aus Tempo 100).<br />

Im hauseigenen Windkanal, der Tornados über ein<br />

rasendes Stahlband schickt (in der F1 sind die freistehend<br />

drehenden Räder ein enormer Messfaktor) wurden<br />

Downforce erhöht und cW-Wert gesenkt. Eine markante<br />

Spoilerlippe in der Bugkante (Airsplitter) sorgt für besseren<br />

Airflow, wozu natürlich der völlig glatte Unterboden


<strong>ST</strong>/A/R Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 103<br />

beiträgt sowie Radspoiler vor der Hinterachse. Der elektrisch bis zur Luftbremse verstellbare Heckspoiler<br />

erhöhnt die Downforce an der Hinterachse um weitere fünfzig Kilo, das wären dann insgesamt 172 kg.<br />

Im Cockpit erkennt man körpernahe Schalensitze mit auffälligen Kontrastnähten im 300-SL-Rot, die 722-<br />

Prägung auf den Kopfstützen und rote Sicherheitsgurte. Schalt- und Handbremshebel sind mit griffigem<br />

Wildleder bezogen, beim Lenkrad kommen zwei Ledersorten zum Einsatz. Auch der Instrumentenblock<br />

wurde neu gestaltet. Der Werkstoff Carbon drängt an der Mittelkonsole zur puristischen Sichtbarkeit.<br />

Das Edition-Modell ist trotz aller Maßnahmen um 44 kg leichter geworden. Die inszenierte Übergabe<br />

des SLR McLaren an Millionäre beinhaltet eine hochdramatische Sound- und Filmshow, viel Rauch<br />

und eindrucksvolle Lichteffekte. Auf einer hauseigenen Teststrecke werden die Käufer eingewiesen und<br />

Cheftester Goodwin erzählt mir von eindrucksvollen Szenen, in denen er sechzigjährige Damen am Steuer<br />

des SLR nicht aus seinem Windschatten wichen.<br />

In Österreich hat man etwa null komma neun Mal die Chance, der Edition 722 ansichtig zu werden,<br />

gefahren von Herrschaften, die 556.800 Euro dafür ausgegeben haben, was, damit man sich richtig was<br />

vorstellen kann, in alter Währung etwa 6,7 Millionen Schilling entspricht.<br />

Daheim bei Dennis<br />

Mercedes – McLaren


104 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XIII - Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Wollt ihr ein WIRKLICH teures Auto sehen? Diesen Prototyp fuhr und fotografierte ich<br />

in Südafrika anlässlich der Arbeit über das offizielle SLR-McLaren-Buch. Er diente als<br />

fahrendes Labor für die letzten Fragen: Wie gewöhnen wir der Carbon-Motorhaube das<br />

Vibrieren bei Tempo 300 ab? Wie kriegen wir bei nämlicher Geschwindigkeit das Waschwasser auf<br />

die Scheibe? Er war wild verkabelt, alles Technische lag roh zutage. Das Camouflage-Design des<br />

damals noch inoffiziellen Autos stammte von Technikern, die mit Duct-Tape zugange waren.<br />

Christian Ludwig, der deutsche Tourenwagen-Meister, machte die Abstimmunngsfahrten. Man<br />

hatte eine verlassene Rennstrecke irgendwo im Niemandsland ausfindig gemacht, mit Steilkurven<br />

und hölzernen Leitschienen. Bei Tempo 240 in der Randzonenkinematik erklärte er mir:<br />

„Totaler Wahnsinn, was wir hier machen. In der Formel1 würden sie sich das nie trauen!“ (Alle<br />

Tourenwagenfahrer haben einen F1-Komplex.) Ich gab ihm recht und hoffte, dass ich einem Abflug<br />

über die Kurvenrampe wenigstens noch einen Genuss abgewinnen würde. Diese Landschaft!<br />

Später waren wir in Kyalami zugange, aus dem Hubschrauber heraus versuchten wir, den Wagen<br />

zu filmen. Der Pilot hatte massiv zu tun, mit dem Helikopter scannte er die Strecke ab, bei Start<br />

und Ziel knüppelte er die Maschine über den Goodyear-Bogen, ohne Platz zu verschenken. Immer<br />

hinter dem SLR-McLaren her. Später, als die Verkaufsmodelle erschienen, war ich enttäuscht über ihr<br />

handzahmes Aussehen.<br />

Exklusiv für <strong>ST</strong>/A/R von David Staretz<br />

Mercedes-McLaren-Prototyp


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch XIV - Vinzenz<br />

<strong>ST</strong>/A/R 105<br />

Vinzenz<br />

du<br />

Hutdesign und<br />

Produktion von<br />

Heidulf Gerngross<br />

Marke Huflattich<br />

für HutAtelier<br />

Viktoriya<br />

Sitochina<br />

Lederergasse 4<br />

1080 Wien<br />

<strong>ST</strong>/A/R - Gewinnspiel<br />

Wer ist der berühmte österreichische Architekt auf diesem Bild?<br />

O Otto Wagner<br />

O Adolf Loos<br />

O Wolf D. Prix<br />

O Robert Pretsch<br />

O J.B. Fischer von Erlach<br />

O Heinrich Freiherr von Ferstel<br />

O Friedensreich Hundertwasser<br />

Foto: Boris „FIFTY“ Steiner<br />

Ankreuzen und gewinnen!<br />

Schneiden Sie entlang der gestrichelten<br />

Linie und schicken Sie die Karte an das<br />

<strong>ST</strong>/A/R Redaktionsbüro:<br />

<strong>ST</strong>/A/R - Wien<br />

Capistrangasse 2/8<br />

A - 1060 WIEN<br />

Aus allen richtigen Einsendungen verlosen<br />

wir tolle Preise:<br />

- ein <strong>ST</strong>/A/R Abo<br />

- ein Abendessen mit dem berühmten<br />

Architekten (falls noch lebendig)<br />

- jeweils ein Exemplar aller bisherigen<br />

<strong>ST</strong>/A/R - Ausgaben (<strong>11</strong> Zeitungen)


106 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XIV - Vinzenz<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Diplom SS 2005 an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Wolf D. Prix<br />

Lukas O. Goebl<br />

Teilnahme an Wettbewerben in Tartu, Grafenegg, Wien, Krems<br />

Kreierte mit Lucas Kulnig den YOUNG - <strong>ST</strong>/A/R<br />

Mitglied des <strong>ST</strong>/A/R- Herausgeberagglomerats<br />

www.explicit-architecture.com<br />

Ausstellungen in Lyon, Wien, Bratislava, Kosice...<br />

lukas@arch-goebl.at<br />

Zeichnet an Stadtutopien in verschiedenen Maßstäben<br />

+43 676 6174500<br />

Baut mit Fritz Göbl und Rex Bolecek ein Museum für Adolf Frohner, Ernst Krenek... in Krems<br />

Arbeitet mit der Industriellenvereinigung und mit Daniel Podmirseg an der Vernetzung von Bratislava und Wien


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XIV - Vinzenz <strong>ST</strong>/A/R 107<br />

Bauherrenpreis 2006<br />

Bauherrenpreis 2006<br />

der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs<br />

Ppag Architekten<br />

LOBENDE ERWÄHNUNGEN<br />

(P_29) (P_13) Kirche Einfamilienhaus Gallpach, PA1 OÖZurndorf, Bgld<br />

Kath. Bettina Pfarramt Stimeder Gallspach mit Diözese Linz<br />

Pfarrer Ppag Architekten Mag. Johann Gmeiner<br />

Arch Ernst Beneder und Anja Fischer<br />

(P_29) Kirche in Gallpach, OÖ<br />

Kath. Pfarramt Gallspach mit Diözese Linz<br />

Pfarrer Mag. Johann Gmeiner<br />

Arch Ernst Beneder und Anja Fischer<br />

der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs<br />

der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs<br />

Der Bauherrenpreis 2006 – vergeben von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs – würdigt Bauvorhaben, welche in<br />

der Verwirklichung ihrer Bauaufgabe, der Ausführung, der architektonischen Gestalt, in ihrem gesellschaftlichen Engagement und<br />

innovatorischen Charakter als vorbildlich zu bezeichnen sind – exzeptionelle Lösungen, die auf Grund intensiver Kooperation von<br />

Bauherren Der Bauherrenpreis und Architekten 2006 – zustande vergeben gekommen von der Zentralvereinigung sind.<br />

der Architekten Österreichs – würdigt Bauvorhaben, welche in<br />

Hinter der Verwirklichung jedem realisierten ihrer Bauaufgabe, Projekt steht der nicht Ausführung, nur ein Architekt, der architektonischen sondern auch ein Gestalt, Bauherr. in ihrem Große gesellschaftlichen Bauwerke, qualitätsvolle Engagement und<br />

du<br />

Architektur, innovatorischen beispielgebender Charakter als Städtebau vorbildlich beruhen zu bezeichnen ebenso sind auf einem – exzeptionelle – oft gemeinschaftlichen Lösungen, die auf – Konzept Grund intensiver und einem Kooperation artikulierten von<br />

Bedürfnis Bauherren als und auch Architekten auf der künstlerischen zustande gekommen und kreativen sind. Potenz des Entwerfers. Im Idealfall steigern sich Vision des Architekten<br />

und Hinter des jedem Bauherrn realisierten zu exemplarischen Projekt steht Resultaten. nicht nur Diese ein Architekt, oft wesentliche sondern Rolle auch des ein Bauherrn Bauherr. Große zu erkennen Bauwerke, und qualitätsvolle<br />

durch einen Preis<br />

anzuerkennen, Architektur, beispielgebender war – vor beinahe Städtebau 40 Jahren beruhen – die Idee, ebenso die auf wir einem der – Zentralvereinigung oft gemeinschaftlichen der Architekten – Konzept Österreichs und einem zur artikulierten<br />

Verwirklichung Bedürfnis als auch brachten. auf der künstlerischen und kreativen Potenz des Entwerfers. Im Idealfall steigern sich Vision des Architekten<br />

Hochkarätige und des Bauherrn Jurien zu beurteilen exemplarischen nicht primär Resultaten. Bauwerke, Diese sondern oft wesentliche Prozesse Rolle und Resultate des Bauherrn eines zu dialektischen erkennen und Vorgangs durch einen zwischen Preis<br />

Architekt anzuerkennen, und Bauherrn, war – vor der beinahe sich in 40 qualitätsvoller Jahren – die und Idee, zukunftsweisender die wir in Zentralvereinigung Architektur niederschlägt Architekten – oft gegen Österreichs große zur Widerstände.<br />

Verwirklichung Die Verbundenheit brachten. mit dem ausgezeichneten Bauherrn – der nicht notwendigerweise nur der Geldgeber, sondern etwa<br />

auch Hochkarätige der Nutzer Jurien oder beurteilen Ideenspender nicht sein primär kann, Bauwerke, der für das sondern Konzept Prozesse und seine und Durchsetzung Resultate eines Verantwortliche dialektischen – Vorgangs wird gewürdigt. zwischen<br />

Seit Architekt 1967 begleitet und Bauherrn, dieser der Preis sich der in Zentralvereinigung qualitätsvoller und nun zukunftsweisender die österreichische Architektur Architekturentwicklung niederschlägt – – oft er gegen wird im große In- und Widerstände.<br />

oft Die kopiert Verbundenheit – ist mit somit dem gültiges ausgezeichneten Zeugnis und Bauherrn Dokumentation – der nicht für notwendigerweise die wirkenden Kräfte nur der in der Geldgeber, Gestaltung sondern und etwa<br />

Ausland<br />

Formulierung auch der Nutzer unserer oder Umwelt. Ideenspender sein kann, der für das Konzept und seine Durchsetzung Verantwortliche – wird gewürdigt.<br />

Aus Seit 132 1967 Einreichungen begleitet dieser österreichweit Preis der Zentralvereinigung hat die Jury – Hans nun Hollein, die österreichische Wien (Vorsitz) Architekturentwicklung Marta Schreieck, Wien, – Thomas er wird im van In- den und<br />

Valentyn, Ausland oft Köln kopiert – 15 Bauherrenpreise – und ist somit gültiges und acht Zeugnis lobende und Erwähnungen Dokumentation vergeben. für die wirkenden Kräfte in der Gestaltung und<br />

Formulierung unserer Umwelt.<br />

Aus 132 Einreichungen österreichweit hat die Jury – Hans Hollein, Wien (Vorsitz) Marta Schreieck, Wien, Thomas van den<br />

(P_15) Fertigungshalle Obermayr<br />

(P_62) Wirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten<br />

Valentyn, Köln – 15 Bauherrenpreise und acht lobende Erwähnungen vergeben.<br />

Obermayr Holzkonstruktionen GmbH<br />

Wirtschaftskammer Niederösterreich<br />

DI Hans Christian Obermayr und DI Bernhard Obermayr<br />

Präsidentin KR Sonja Zwazl / Kammerpräs. KR Franz Wiedersich<br />

Architekten: (P_15) Fertigungshalle F2 Architekten ZT Obermayr GmbH, Markus Fischer, Christian Frömel<br />

Architekten: (P_62) Wirtschaftskammer Rüdiger Lainer + Partner Niederösterreich, ZT GmbH St. Pölten<br />

Obermayr Holzkonstruktionen GmbH<br />

Wirtschaftskammer Niederösterreich<br />

(P_23) DI Hans BTV-Stadtforum Christian Obermayr Innsbruck und DI Bernhard Obermayr<br />

(P_70 Präsidentin und P_102) KR Sonja Loisium Zwazl & Loisium / Kammerpräs. Hotel u. KR Weinkunstgarten Franz Wiedersich Loisium<br />

BTV Architekten: Bank für F2Tirol Architekten und Vorarlberg ZT GmbH, AGMarkus Fischer, Christian Frömel<br />

Loisium Architekten: Weinvisionen, Rüdiger Lainer Weinbau + Partner Steininger, ZT GmbH Loisium Hotel, Raiffeisen-Holding NÖ-Wien,<br />

Konsul Direktor Peter Gaugg /Direktor Mag. Matthias Moncher<br />

Weingut Bründlmayer<br />

Architekt: (P_23) BTV-Stadtforum Heinz Tesar Innsbruck<br />

Tuula (P_70 und Dkfm. P_102) Gerhard Loisium Nidetzky & Loisium Hotel u. Weinkunstgarten Loisium<br />

BTV Bank für Tirol und Vorarlberg AG<br />

Karl Loisium Steininger Weinvisionen, / Annemarie Weinbau Haimerl Steininger, / Mag. Loisium Susanne Hotel, Kraus-Winkler Raiffeisen-Holding NÖ-Wien,<br />

(P_24) Konsul Wiener Direktor Stadt- Peter u. Gaugg Landesbibliothek-Tiefspeicher<br />

/Direktor Mag. Matthias Moncher<br />

Dr. Weingut Kurt Miesenböck Bründlmayer / Mag. Willi Bründlmayer<br />

Wiener Architekt: Stadt- Heinz u. Tesar Landesbibliothek, MA 34<br />

Architekten Tuula und Projekt Dkfm. 70: Gerhard Steven Holl Nidetzky mit Sam/Ott-Reinisch<br />

Ing. Rudolf Kaizler<br />

Architekten Karl Steininger Projekt 102: / Annemarie ko a la Landschaftsarchitekten<br />

Haimerl / Mag. Susanne Kraus-Winkler<br />

Architekten: (P_24) Wiener Hempel Stadt- Architekten u. Landesbibliothek-Tiefspeicher<br />

ZT GmbH<br />

Dr. Kurt Miesenböck / Mag. Willi Bründlmayer<br />

Wiener Stadt- u. Landesbibliothek, MA 34<br />

(P_70) Architekten Wiener Projekt Stadthalle 70: Steven Holl – Neubau mit Sam/Ott-Reinisch<br />

Halle F<br />

(P_ Ing. 39) Rudolf Haus_H Kaizler<br />

Wiener Architekten Stadthalle Projekt 102: Betriebs- ko a la und Landschaftsarchitekten<br />

Veranstaltungsges.mbH – Projekt:<br />

Mag Architekten: a . Verena Hempel u. Mag. Architekten Stefan Halvax ZT GmbH<br />

Dir. DI Helmut Jerabek / Dir. Prof. Dr. Gerhard Feltl / Dir. Peter Gruber<br />

Architekten: Caramel Architekten<br />

Architekten: (P_70) Wiener Dietrich/Untertrifaller Stadthalle – Neubau ZT GmbH Halle F<br />

(P_ 39) Haus_H<br />

Wiener Stadthalle Betriebs- und Veranstaltungsges.mbH – Projekt:<br />

(P_42) Mag a . Besucherzentrum Verena u. Mag. Stefan im Österr. Halvax Parlament<br />

(P_86) Dir. DI Wohnbau Helmut Jerabek ›Look‹ / Dir. Prof. Dr. Gerhard Feltl / Dir. Peter Gruber<br />

Republik Architekten: Österreich Caramel Architekten<br />

BUWOG Architekten: GmbH Dietrich/Untertrifaller ZT GmbH<br />

Nationalratspräsident Dr. Andreas Kohl / Parlamentsvizedir. Dr. Sigurd Bauer Dr. Gerhard Schuster<br />

Parlamentsdirektor (P_42) Besucherzentrum Dr. Georg im Posch Österr. Parlament<br />

Architekt: (P_86) Wohnbau Gert Mayr-Keber ›Look‹<br />

Architekten: Republik Österreich Geiswinkler & Geiswinkler Architekten ZT GmbH<br />

BUWOG GmbH<br />

Nationalratspräsident Dr. Andreas Kohl / Parlamentsvizedir. Dr. Sigurd Bauer (P_92) Dr. Gerhard Architektonische Schuster Begleitplanung S 35, Brucker Schnellstraße<br />

(P_43) Parlamentsdirektor Uniqa Tower Dr. – Neubau Georg Posch der Konzernzentrale<br />

ASFINAG Architekt: Gert BMG Mayr-Keber Pernegg<br />

Uniqa Architekten: Versicherungen Geiswinkler AG & Geiswinkler Architekten ZT GmbH<br />

DI Franz Lenz<br />

Präsident KR Herbert Schimetschek / Vorstandsdir. Dr. Gottfried Wanitschek<br />

Architekt: (P_92) Architektonische Alfred Bramberger Begleitplanung S 35, Brucker Schnellstraße<br />

Vorstandsdir. (P_43) Uniqa Dr. Tower Andreas – Neubau Brandstetter der Konzernzentrale<br />

/ DI Ernst Morgenbesser<br />

ASFINAG BMG Pernegg<br />

Architekten: Uniqa Versicherungen Heinz Neumann AG und Partner ZT GmbH<br />

(P_<strong>11</strong>4) DI Franz T-Center Lenz St. Marx<br />

Präsident KR Herbert Schimetschek / Vorstandsdir. Dr. Gottfried Wanitschek mm Architekt: Liegenschaftsbesitz Alfred Bramberger GmbH<br />

(P_57) Vorstandsdir. Gartenstadt Dr. Andreas Roland Brandstetter Rainer-Siedlung, / DI Ernst St. Pölten Morgenbesser<br />

CEO DI Thomas Jakoubek<br />

Alpenland Architekten: Siedlungsgenossenschaft, Heinz Neumann und Partner St. Pölten ZT GmbH Wohnungsgenossenschaft mbH,<br />

Architekten: (P_<strong>11</strong>4) T-Center Architektur St. Consult Marx ZT GmbH – Domenig/Eisenköck/Peyker<br />

WET Wohnbauges.mbH<br />

mm Liegenschaftsbesitz GmbH<br />

Dir. (P_57) LH Gartenstadt a.D. Mag. Siegfried Roland Ludwig Rainer-Siedlung, / Prok. Mag. St. Robert Pölten Rintersbacher<br />

(P_120) CEO DI Buchhandlung Thomas Jakoubek Wiederin<br />

Direktor Alpenland Wilhelm Siedlungsgenossenschaft, Gelb / Dir. KR Ferdinand St. Pölten Rubel Wohnungsgenossenschaft mbH, Bücher Architekten: Wiederin, Architektur Studienverlag Consult ZT Markus GmbH Hatzer, – Domenig/Eisenköck/Peyker<br />

Tiroler Sparkasse<br />

Architekten: WET Wohnbauges.mbH<br />

Roland Rainer mit Johanna Rainer, Wallner & Partner ZT GmbH<br />

Mag. Thomas Wiederin / Markus Hatzer / DI Stephan Bstieler<br />

Dir. LH a.D. Mag. Siegfried Ludwig / Prok. Mag. Robert Rintersbacher<br />

Architekt: (P_120) Rainer Buchhandlung Köberl Wiederin<br />

(P_60) Direktor Wohnhausanlage Wilhelm Gelb / Nussberggasse<br />

Dir. KR Ferdinand Rubel<br />

Bücher Wiederin, Studienverlag Markus Hatzer, Tiroler Sparkasse<br />

AIV Architekten: Generali Roland Versicherungs Rainer mit AG Johanna Rainer, Wallner & Partner ZT GmbH<br />

Mag. Thomas Wiederin / Markus Hatzer / DI Stephan Bstieler<br />

Dir. Klaus Edelhauser<br />

Architekt: Rainer Köberl<br />

Architekt: (P_60) Wohnhausanlage Hans Peter Petri Nussberggasse<br />

AIV Generali Versicherungs AG<br />

Dir. Klaus Edelhauser<br />

Architekt: Hans Peter Petri<br />

LOBENDE ERWÄHNUNGEN<br />

(P_13) Einfamilienhaus PA1 Zurndorf, Bgld<br />

Bettina Stimeder<br />

(P_51) Gläserne Fußgängerbrücke<br />

Neubaugürtel, Wien<br />

BM Ing. Richard Lugner<br />

Arch Bulant & Wailzer<br />

(P_51) Gläserne Fußgängerbrücke<br />

(P_85) Neubaugürtel, Hotel am Wien Bahnhof Innsbruck<br />

Raiffeisen BM Ing. Richard Evolution Lugner Develop. GmbH<br />

DI Arch Hellia Bulant Mader-Schwab & Wailzer<br />

Arch Manzl/Ritsch/Sandner<br />

(P_85) Hotel am Bahnhof Innsbruck<br />

Raiffeisen Evolution Develop. GmbH<br />

DI Hellia Mader-Schwab<br />

Arch Manzl/Ritsch/Sandner<br />

(P_98) Fußgängerunterführung FLUC_2,<br />

Bock Wagner OEG, Martin Wagner<br />

Arch Klaus Stattmann<br />

(P_99) (P_98) Wohn- Fußgängerunterführung und Bürohaus Fotostudio FLUC_2,<br />

Kaindl-Hönig, Bock Wagner OEG, Szbg. Martin Wagner<br />

Stephan Arch Klaus Kaindl-Hönig Stattmann<br />

Arch Forsthuber / Scheithauer<br />

(P_99) Wohn- und Bürohaus Fotostudio<br />

Kaindl-Hönig, Szbg.<br />

Stephan Kaindl-Hönig<br />

Arch Forsthuber / Scheithauer<br />

(P_<strong>11</strong>8) Centrum_Odorf, Tirol<br />

IIG Innsbruck Immobilien GmbH<br />

Prok. Ing. Helmut Rofner<br />

Arch Froetscher / Lichtenwagner<br />

(P_<strong>11</strong>8) Centrum_Odorf, Tirol<br />

(P_132) IIG Innsbruck Dokumentationsarchiv Immobilien GmbH des<br />

Österr. Prok. Ing. Widerstandes, Helmut Rofner Wien<br />

Dr. Arch Brigitte Froetscher Bailer / Lichtenwagner<br />

Arch Falkeis & Falkeis.Senn<br />

(P_132) Dokumentationsarchiv des<br />

Österr. Widerstandes, Wien<br />

Dr. Brigitte Bailer<br />

Arch Falkeis & Falkeis.Senn


Städteplanung / Architektur / Religion Buch XIV - Vinzenz<br />

<strong>ST</strong>/A/R 109


<strong>11</strong>0 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XIV - Vinzenz<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

* siehe Seite 120


C M Y CM MY CY CMY K<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 Buch XIV - Vinzenz <strong>ST</strong>/A/R <strong>11</strong>1<br />

* siehe Seite 120


<strong>11</strong>2 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XIV - Vinzenz<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

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Simens Elin<br />

Ins_<strong>ST</strong>AR_30x45.indd 1<br />

25.10.2006 16:08:29 Uhr


<strong>ST</strong>/A/R Buch XV - Nehrer + Medek Nr. <strong>11</strong>/2006 <strong>11</strong>3<br />

NEHRER + MEDEK<br />

Manfred Nehrer führt das WERK von NEHRER + MEDEK mit neuen Partnern fort...<br />

Aus NEHRER + MEDEK wurde ab 2004 NMPB (NEHRER + MEDEK † + Pohl + Bradic)<br />

MANFRED NEHRER<br />

von 1982–1990 Präsident der Architektenkammer<br />

seit 1996 Präsident des Künstlerhauses<br />

30 Jahre Architektur im Kontext


<strong>11</strong>4 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XV - Nehrer + Medek<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Sanierung/ Erweiterung der alten Tabakfabrik<br />

RAFFINIERTE HÄNGEKON<strong>ST</strong>RUKTION<br />

Höhere technische Bundeslehranstalt Wien Ottakring 1997<br />

N M: Gekonnter Umgang mit ALT und NEU!


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XV - Nehrer + Medek<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 <strong>11</strong>5<br />

1999<br />

Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft<br />

Projektleiter: Herbert Pohl, Wolfgang Huber<br />

Statik Albau: Fritsch, Chiari & Partner<br />

Statik Neubau: Wolfdietrich Ziesel<br />

Künstlerischer Beitrag: Waltraud Cooper<br />

sämliches Bild- und Textmaterial aus dem Buch NEHRER + MEDEK, Verlag Anton Pustet<br />

1988 Time Square Wien


<strong>ST</strong>/A/R Buch XV - Nehrer + Medek Nr. <strong>11</strong>/2006 <strong>11</strong>7<br />

1. Preis 2006 Volksschule Montelaa (Baubeginn Mai 2007)<br />

Manfred Nehrer: Die städtebaulichen Anforderungen werden in unserer Arbeit immer bedeutender.


<strong>11</strong>8 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XV - Nehrer + Medek<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Hauptschule Zistersdorf 1986<br />

Ein Konzept von Nehrer + Medek: Kluge Konstruktionen ermöglichen eine Summe von Funktionen.<br />

Statik: Wolfdietrich Ziesel<br />

Widmung an Heidulf Gerngross im Buch Nehrer + Medek<br />

Lieber Manfred: Nicht nur eurer Werk,<br />

sondern auch deine Handschrift ist schön und<br />

großzügig! H.G.<br />

Reinhard Medek - Freund und Partner über den Tod hinaus<br />

Manfred Nehrer


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Personalhochhaus “Klinotel”<br />

Buch XV - Nehrer + Medek Nr. <strong>11</strong>/2006 <strong>11</strong>9<br />

Bauherr: Republik Österreich, Stadt Wien, ARGE AKH<br />

Projektleiter: Herbert Pohl, Günter Seegerer<br />

Konsulent für Hochhausplanung: Harry Seidler<br />

Statik: Emmerich Friedl, Hubert Rinderer<br />

Künstlerischer Beitrag: Manfred Walkolbinger 1999


120 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XV - Nehrer + Medek<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

winner<br />

Wilhelmskaserne<br />

Wohn- und Bürobebauung.<br />

Städtebaulicher Wettbewerb,<br />

1. Preis 2005.<br />

Realisierung:<br />

Wohnbereich: gemeinsam mit<br />

Otto Häuslmayr. Walter Ifsits,<br />

Walter Stelzhammer.<br />

Bürohaus: NMPB. Baubeginn 2007.<br />

Fertigstellung 2008<br />

*<br />

Fachhochschule St. Pölten<br />

Entwurf 2005<br />

Baubeginn Jänner 2006<br />

Fertigstellung Juli 2007<br />

PORR & Siemens<br />

Generalunternehmer und Betreiber<br />

für 25 Jahre


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch XVI - Lutter<br />

<strong>ST</strong>/A/R 121<br />

SHOP FÜR ARCHITEKTUR<br />

Stararchitekt<br />

HEINZ LUTTER<br />

HEINZ LUTTER


122 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVI - Lutter<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

1070 Wien, Schottenfeldgasse 23<br />

Hervorragende Tischlerarbeiten der Werkstätte Walder fü<br />

Tischlerei, 9931 Ausservillgraten 42 ; Telefon 04843/54 77; Mobil<br />

0664/160 15 38 Herr Walder; E-Mai


Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XVI - Lutter <strong>ST</strong>/A/R 123<br />

Interview:<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Es freut mich, daß Du in unser Büro gekommen bist,<br />

um für Star a bisserl was aus Deinem Leben und von Deiner<br />

Arbeit zu erzählen. Du hast etwas ganz Neues gemacht. Du<br />

hast im 7. Bezirk einen Shop für Architektur eröffnet. Magst<br />

Du uns erzählen, was Du damit bezweckst?<br />

Lutter: Ja, also paß auf, die Idee war so, ich hab oben im<br />

letzten Geschoß ein Büro gemietet und das Erdgeschoßlokal<br />

war leer, frei. Ich bin immer wieder dort vorbeigekommen<br />

und hab reingeschaut und mir gesagt ‚das ist interessant, was<br />

läßt sich damit machen?’ Also hab ich mich erkundigt, bin<br />

auch hineingegangen und hab von drinnen rausgeschaut.<br />

Da hab ich gesehen, das ist ziemlich städtisch, da gibt’s eine<br />

Kreuzung, da ist viel los, da ist Verkehr, da fahren viele Autos.<br />

Ich hab mir gedacht, ‚ich weiß net, das taugt mir, das hat<br />

was’. Dann hab ich mich mit einer langjährigen Mitarbeiterin<br />

zusammengesetzt: ‚Weist Du Michi, wir sollten irgendwas<br />

machen da unten, das reizt mich, das ist spannend. Wir sitzen<br />

da oben im Elfenbeinturm, wir Architekten, machen auf elitär<br />

und sofisticated und finden uns selbst so richtig gut, aber<br />

wenn zehn von uns miteinander sitzen, dann ist das gar nicht<br />

zum auszuhalten! Ich jedenfalls habe damit oft ein Problem.<br />

Also: Raus aus dem Elfenbeinturm! Machen wir an Shop für<br />

Architektur, wo wir Architektur verkaufen’.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Was verkauft man denn da und wie geht das denn?<br />

Lutter: Was wir verkaufen sind die geistigen, immateriellen<br />

Leistungen die unsere Hirne erbringen. Wenn Du sonst zum<br />

Architekten gehst, dann sagt der Dir: ‚das dauert ein Jahr<br />

wenn ich anfange und kostet viel Geld’. Er verkauft ganze,<br />

fertige Produkte. Wir dagegen sezieren unsere Leistungen,<br />

wir schneiden sie auf, wie in einer Computer-Tomographie.<br />

Unsere Leistung besteht aus vielen verschiedenen Leistungen<br />

und die verkaufen wir, einzeln. Wir haben das Geschäft auf<br />

das eingerichtet, was einer braucht, der ein Projekt macht.<br />

Wurst was! Oft geht’s um Grundstücke, um Fragen der<br />

Bauordnung und Anschlüsse, die vielen, vielen Dinge, die<br />

ein Projekt mit sich bringen kann. Was mach ich, wenn ich<br />

eine Terrasse auf dem Dach bauen oder einen Kleingarten<br />

ausbauen will? Brauch ich da die Baupolizei, den Eigentümer<br />

oder einen Rechtsanwalt?<br />

<strong>ST</strong>/A/R : Da braucht es dann geschultes Personal das<br />

Antworten gibt...<br />

Lutter: Im Shop sitzt eine Mitarbeiterin, die bei mir jahrelang<br />

als Architektin gearbeitet hat. Die weiß vieles und den Rest<br />

müssen wir erarbeiten. Wir wissen ja nicht überall sofort<br />

Bescheid, aber einiges wissen wir schon.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Und dann verkauft Ihr Eure Informationspakete dort<br />

direkt zu festen Preisen?<br />

Lutter: Sobald wir wissen worum es geht klären wir Preise ab.<br />

Wenn ich mir etwas anschaue vor Ort, dann kostet das fünfzig<br />

oder hundert Euro, wie auch immer, wir machen das dann<br />

vorab aus. Dann gibt es eine Beratung nach Bedarf, ich stehe<br />

zur Verfügung um Fragen zu besprechen.<br />

03:51:<strong>ST</strong>/A/R: Wonach fragen Dich Deine Kunden?<br />

Lutter: Wie kann ich eine Stiege einbauen um zwei<br />

Wohnungen zusammenzulegen? Welche Materialien sollte ich<br />

für bestimmte Arbeiten verwenden? Welche Alternativen gibt<br />

es zu meinen Plänen? Soll ich diese oder jene Räumlichkeit<br />

kaufen, ist sie ihren Preis wert?<br />

<strong>ST</strong>/A/R: In Wien ist euer Shop für Architektur sicher eine<br />

einmalige Einrichtung?<br />

Lutter: Ich glaube in Österreich, wir sind jedenfalls die Ersten.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Abends veranstaltet Ihr Informationstreffen im Büro?<br />

Lutter: Wir schauen abends oft Filme an. Das Programm<br />

orientiert sich an Themen, die unsere Gäste interessieren. Wir<br />

kooperieren dabei mit einer Rechtsanwaltskanzlei, die machen<br />

die rechtliche und wir die architektonische Beratung. Gerade<br />

hatten wir eine Veranstaltung zum Thema Dachterrasse.<br />

Was kann und was darf gemacht werden? Demnächst stellen<br />

wir eine Arbeit von der Weimarer Bauhausuniversität aus.<br />

Der Vorsteher des 7. Bezirks der Thomas Blimlinger hat das<br />

eingefädelt.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Hat er dazu die Initiative ergriffen?<br />

Lutter: Dem Blimlinger gefällt was ich mache, weil es im<br />

Bezirk viele leere Geschäftslokale gibt. Teils sind die Mieten<br />

sehr hoch, teils erscheinen die Lokale nicht als attraktiv.<br />

Der Bezirk hat sich mit dem Thema beschäftigt und dazu<br />

verschiedene Entwürfe gemacht. Die wurden bei uns<br />

ausgestellt.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Das freut mich, daß Du mit Deinem Geschäft<br />

Initiative im Kleinbereich ergreifst. Wir brauchen ja mehr<br />

als immer nur Weltarchitektur. Wie paßt das zu Deinen<br />

bisherigen Aktivitäten?<br />

Lutter: Angefangen habe ich ja als alternativer Architekt, mit<br />

biologischen und ökologischen Wohnhäusern. Diesen Weg<br />

habe ich dann verlassen.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Was war der Grund?<br />

Lutter: Mir schien das damals als zu aufgesetzt. Das war die<br />

Zeit der sogenannten Edelgrünen, der bürgerlichen Grünen.<br />

Die wollten, daß jedes Haus wie ein Dorf aussieht. Alles<br />

sollte ökologisch ausschauen. Das war mir zu dogmatisch.<br />

Es hat auch noch nicht hingepaßt. Alles hat mehr gekostet,<br />

aber es war nicht klar, wie sich das amortisieren sollte. Es<br />

etwas besser geworden, aber es gibt ja immer noch zu wenig<br />

Förderung. Ich hab das dann jedenfalls verlassen und mich<br />

in den neunziger Jahren mit der Gestaltung von Restaurants<br />

als Erlebnisbereich beschäftigt. Orte an denen man Tanzen,<br />

Essen, trinken und Musik machen kann. Das hat sich in<br />

der Kärntnerstrasse ergeben, wo wir ein geschossiges Lokal<br />

gestaltet haben.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Worum ging es Euch dabei?<br />

Lutter: Mit verschiedenen Künstlern haben wir versucht ein<br />

Thema zu entwickeln. Was ist das Thema Essen? Was kann<br />

das alles? Was gibt es für Genüsse, was gibt es für harte und<br />

was gibt es für weiche Früchte? Das haben wir umgesetzt<br />

in Architektur. Wir haben uns auch mit Inszenierung<br />

auseinander gesetzt. Wo soll und will der Gast gesehen<br />

werden? Und wo nicht? Neben dem Funktionellen haben wir<br />

Gefühlswelten berücksichtigt und inszeniert. Da hat es ein<br />

paar Lokale gegeben, in denen wir diesen Weg gegangen sind.<br />

Leider hat halt der Betreiber nicht das Geschick gehabt, diese<br />

Lokale entsprechend zu führen.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Zwischen Auftraggeber und Architekt muß ein<br />

harmonisches Zusammenspiel bestehen. Wenn das Herz des<br />

Auftraggebers nicht dabei ist, dann ist es sinnlos, überhaupt<br />

etwas zu machen.<br />

Lutter: Die Beziehung kann durchaus kontrovers sein. Das<br />

kann ja Energie erzeugen. Wenn der Auftraggeber immer nur<br />

sagt „Ja, ja, paßt eh, ja, ja, paßt eh“ ist das meistens schlecht.<br />

Grad wenn der manchmal dagegen ist, aber bereit ist, mit mir<br />

zu kämpfen, dann kann was Gutes rauskommen.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Mit dem Statikbüro von Helmut Locher arbeitet ihr<br />

auch schon lange zusammen?<br />

Lutter: Seit der Zeit des Alternativprojektes in der<br />

Schottenfeldgasse 78. Wir haben das zusammen gemietet,<br />

das Haus dahinten, gemeinsam mit anderen befreundeten<br />

Architekten und Künstlern. Wir haben das gemietet um<br />

zu schauen das wir miteinander was machen. Das hat sich<br />

dann nicht so entwickelt, wie ich das geglaubt hab. Aber die<br />

Querverbindung mit dem Locher ist sehr stark geworden und<br />

natürlich sind die Projekte dann gut gelaufen, weil man im<br />

Haus miteinander kommunizieren konnte.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Und was kam danach?<br />

Lutter: Dann sind andere Aufträge gekommen. Besonders die<br />

Dachwohnungsgeschichte hat mich sehr beschäftigt und mir<br />

die spezielle Wiener Situation klarer gemacht. Das Wiener<br />

Bürgerhaus oder die Gründerzeithäuser, das ist alles sehr<br />

lieb und wertvoll, sodaß man nichts verändern darf oder soll.<br />

Irgendwann hat es dann diesen Gewaltakt gegeben, diese<br />

Provokation der Spitalgasse: ‚So, jetzt zeig ich Euch, daß man<br />

durchhaus auf ein Gründerzeithaus was draufsetzen kann,<br />

was mit dem Haus zunächst einmal gar nichts zu tun hat“.<br />

Die Immanenz, die Überzeugung, daß über jede Fensterachse<br />

eine Gaube gehört, ist in Frage zu stellen. Nicht daß ich<br />

gegen die Erhaltung der Bauten wäre oder Zusammenhänge<br />

ablehne, aber man muß das differenziert sehen und bei jedem<br />

Haus kann das anders sein. Wir haben dann die Auftraggeber<br />

ein bißchen überrumpelt.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Die Auftraggeber verstanden die Pläne wohl nicht so<br />

genau?<br />

Lutter: Natürlich nicht, keiner hat so ganz genau gewußt was<br />

da passiert. Wir haben das Projekt eingereicht, dann haben wir<br />

es zurückbekommen und haben eine Auswechslungsplanung<br />

gemacht. Über die haben wir rübergezeichnet und es hat<br />

keiner mehr so wirklich erkannt, was das für ein Projekt war,<br />

weil das zunächst ja ganz blöd und banal ausgeschaut hat.<br />

Wir haben dann diese Holzleinenzeichnung gemacht, die in<br />

der Auswechslungsplanung nicht so ganz leicht zu erkennen<br />

war. Daraus haben sich dann andere Dachgeschoßprojekte<br />

ergeben.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Dann hast Du auch Wettbewerbe gewonnen?<br />

Lutter: Wenn Bauherren Architekten suchen, aber nicht<br />

wissen wen, dann schreiben sie mitunter kleine Wettbewerbe<br />

aus, zum Beispiel für Einfamilienhäuser, auf eine sehr positive<br />

Art und Weise. Da habe ich mitgemacht und gewonnen.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Wie beschreibst Du nach 30 Jahren Tätigkeit Deine<br />

Zufriedenheit mit Wien?<br />

Lutter: Also selbstständig arbeite ich ja erst seit zwanzig<br />

Jahren.<br />

<strong>ST</strong>/A/R: Das bedeutet aber schon was, also das ist schon zu<br />

schätzen!<br />

Lutter: Ich sags so: es wir viel geraunzt und gejammert. Ich<br />

tu das überhaupt nicht. Ich find das im Grunde ziemlich<br />

super was hier passiert, mit all den Facetten die Wien hat.<br />

Ich war gerade zehn Tage in China, da ticken die Uhren<br />

anders. Über das was wir hier täglich diskutieren, etwa eine<br />

Überhöhung von 50 cm, fangen die gar nicht erst zu reden<br />

an. Aber mittlerweile habe ich gelernt mit den Behörden<br />

umzugehen, sehe das Positive und find einen Weg. Früher bin<br />

ich ein bisserl aggressiv aufs Amt gegangen. Das hab ich jetzt<br />

überhaupt nicht mehr, sondern gehe gerne hin und suche<br />

auch Rat: ‚du wie geht das, wie mach ma das?’<br />

r Heinz Lutter<br />

l walder.tischlerei@utanet.at


Städteplanung / Architektur / Religion Buch XVI - Lutter<br />

<strong>ST</strong>/A/R 125<br />

Lutters Dachlandschaften<br />

Fotos: Anna Blau<br />

Ihr Spezialist für Planung, Fertigung und Montage im Bereich Glasdächer und Glasfassaden.<br />

Mit eigenen Aluminiumprofi len sind wir unabhängig von Systemlieferanten.<br />

Unser Know-How ist Ihr Erfolg. Spezielle Projekte werden nach Naturmaß gefertigt.<br />

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Penthouse<br />

Sankt Veit Gasse 4 - 6, Wien 13<br />

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Tel +43 732 38 20 36-0 Fax +43 732 38 46 82<br />

Geschäftsleitung: Ing. Johannes Eßmeister<br />

Mobil +43 676 83 88 16 00<br />

▲<br />

<strong>ST</strong>/A/R FREUT SICH ÜBER DIE GELUNGENE ZUSAMMENARBEIT!!!<br />

Meidlinger Hauptstrasse 15 / Arndtstrasse 89, Wien 12 Fotos: Margherita Spiluttini<br />


126 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVI - Lutter<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Fotos: Margherita Spiluttini<br />

Albertgasse 35. Wien 8<br />

Die Adaptierung der bestehenden Räumlichkeiten zu<br />

einem modernen Büro für die Conwert Immobilien


Nr. <strong>11</strong>/2006 Buch XVI - Lutter<br />

<strong>ST</strong>/A/R 127<br />

Dachgeschoßausbau<br />

Meidlinger Hauptstrasse 15 / Arndtstrasse 89, Wien 12<br />

Haus W<br />

Einfamilienhaus, Wien 13<br />

Lutters<br />

elegante<br />

Innenräume


128 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVI - Lutter<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Danke<br />

Haus K<br />

coming<br />

soon….


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch XVII - Kleingartenpreis <strong>ST</strong>/A/R 129<br />

WIEN<br />

WIEN<br />

Wohnbaustadtrat<br />

Werner Faymann<br />

P h o t o : w w w. k o r r a k . c o m


130 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVII - Kleingartenpreis<br />

Nr. 09/2006<br />

Preisverleihung Kleingartenpreis 2006<br />

Photowettbewerb: „Mein Stückchen Erde – Grün-Oasen in der Stadt“<br />

Immer dabei:<br />

Die Siegerpreise gestiftet von:<br />

Ing Wilhelm Wohatschek<br />

Kleingartenzentralverband<br />

Chefredakteur<br />

Christoph Dichand<br />

3.<br />

1.<br />

Dir. Walter Zambelli,<br />

BA-CA<br />

2.<br />

Christian Oxonitsch, Landtagsabgeordneter<br />

und Gemeinderat<br />

Wohnbaustadtrat Werner Faymann<br />

1. Preisträger<br />

Familie Wanieczek<br />

2. Preisträger<br />

Bürgermeister Michael Häupl<br />

Peter Korrak besuchte die Preisträger in ihren Kleingärten<br />

Familie Monese<br />

Familie Krüger<br />

3. Preisträger


Nr. 09/2006<br />

Buch XVII - Kleingartenpreis<br />

1. Preis<br />

Rosemarie Monese<br />

23 Punkte Kleingartenverein Landstrasser Gürtel,<br />

3., Ghegastraße 2, Parzelle 53, 321 m 2<br />

2. Preis<br />

Peter Wanieczek<br />

13 Punkte Kleingartenverein<br />

10., Rudolfshügel - Friesenplatz,<br />

Parzelle 21 210 m 2<br />

Jury<br />

Jurysitzung zum „Kleingartenpreis der Stadt Wien“<br />

(abgehalten am 12.09.2006)<br />

(Von l. nach r.:) Ing. Wilhelm Wohatschek, Zentralverband<br />

der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter; Sandra<br />

Auer, Wohnservice Wien GmbH; Christian Schantl, Büro der<br />

Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung;<br />

Christian Oxonitsch, Landtagsabgeordneter und Gemeinderat,<br />

Vorsitzender des Wiener SPÖ Gemeinderatsklubs; Mag.<br />

Claudia Nekvasil-Kelnhofer, Wohnservice Wien GmbH; Martina<br />

Schimek, Wohnservice Wien GmbH; August Pribil, Bank Austria<br />

Creditanstalt; nicht im Bild <strong>ST</strong>/A/R-Photograph Peter Korrak<br />

3. Preis<br />

Brigitte Krüger<br />

Größe Kleingarten<br />

<strong>11</strong> Punkte Kleingartenverein Rosental,<br />

14., Heschweg 239 / D 350 m 2


Städteplanung / Architektur / Religion Buch XVII - Kleingartenpreis<br />

<strong>ST</strong>/A/R 133<br />

Wer kümmert sich um die Wiener…<br />

Stadtrat Faymann und Bürgermeister Häupl<br />

Alle Informationen zum Angebot des geförderten<br />

Wohnbaus in Wien erhalten Wohnungssuchende<br />

im Wohnservice Wien.<br />

Alle Fotos: Peter Korrak für Wiener Wohnen. Büro: Stadtrat Faymann<br />

Persönliche Beratung:<br />

Montag bis Freitag von 8.00 – 20.00 Uhr,<br />

1020 Wien, Taborstraße 1-3.<br />

Telefonisch: 24 503-100<br />

Internet: www.wohnservice-wien.at


134 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVII - Kleingartenpreis<br />

Nr. 09/2006<br />

Patent 22, ein Konzept für ein ökonomisches und<br />

NEU!<br />

Dieses Projekt wird in Wien 22 in der Podhagskygasse realisiert und hat in einer Gemeinschaftsarbeit von Werkstatt Wien<br />

Wohnbaumanagementges.m.b.H den Bauträgerwettbewerb, unter dem Motto „Neue Siedlerbewegung“ gewonnen


Nr. 09/2006<br />

<strong>ST</strong>/A/R 135<br />

individuelles Kleingartenhaus der Werkstatt Wien<br />

office@werkstattwien.at<br />

NEU!<br />

Patent 22<br />

Spiegelfeld Architektur Management und „ÖSG“ Stadtentwicklungs- und<br />

Visualisierung: Magic Boltrik


136 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch XVII - Kleingartenpreis<br />

Nr. 09/2006<br />

Haus kr35<br />

Noch bevor wir die Kleingärten als Markt entdeckt haben, haben wir uns gezielt die Frage gestellt, wie klein<br />

kann ein Haus sein, ohne auf ein zeitgemäßes Raumgefühl verzichten zu müssen. Viele von uns sind in<br />

überdimensionierten Einfamilienhäusern aufgewachsen, die ihren Besitzern dann im Alter über den Kopf<br />

wachsen. I Projektteam Haus kr35 m Lebenszyklus eines Hauses wird der zur Verfügung stehende Raum höchstens 20<br />

Jahre lang wirklich ausgenutzt. In den restlichen Jahren steht der größte Teil leer, weil die Kinder nicht mehr zuhause<br />

wohnen oder weil andere Veränderungen im Leben eingetreten sind. Eine Ressourcenverschwendung die auch aus<br />

ökologischen Gründen keinen Sinn macht.<br />

Seit der Umwidmung der Kleingärten für ganzjähriges Wohnen, war es für uns nahe liegend dort unsere sol-Hauskonzepte<br />

umzusetzen. Kleine Häuser zu bauen haben wir also nie als eine Einschränkung empfunden, sondern immer als kreative<br />

Herausforderung.<br />

Da wir in der Regel nicht für Millionäre bauen, zeigt sich die Qualität im kreativen Umgang mit den vorhandenen<br />

Ressourcen. Dies betrifft einerseits die finanziellen Möglichkeiten der Auftraggeber, andererseits die eingesetzten<br />

Materialien, wie Holz als nachwachsender Rohstoff, der Energieverbrauch, sowie die ästhetische Gestaltung der Häuser.<br />

Unsere Kunden schätzen den Umstand, dass sol Niedrigenergiehäuser sind. Sie sind aus Holz gebaut, was auf lange<br />

Sicht eine Reihe von Vorteilen bietet. Holz schafft ein angenehmes Raumklima, das die Luftfeuchtigkeit auf natürliche<br />

Weise reguliert, frei von Schadstoffen und Chemie. Das gezeigte Haus kr35 ist ein Kleingartenhaus in wunderschöner<br />

Waldrandlage des Wienerwaldes<br />

Architekturbüro planhaus/Kleingartenhaus kr35<br />

Projektteam Haus kr35: Claudia Pöllabauer-Tscherteu, Wolgang Leeb, Christoph Schaumberger<br />

www.planhaus.at • Schiffamtsgasse 10 • 1020 Wien<br />

Architektin Dipl. Ing. Claudia Pöllabauer-Tscherteu<br />

Haus kr35


<strong>ST</strong>/A/R Buch XVIII - MAK<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

137<br />

Foto: Andrea Baczynski<br />

„Don Giovanni ist ein Wiener“<br />

Ch. L. Attersee<br />

Wiener Städtische feiert Mozartjahr<br />

mit monumentaler Ringturm Verhüllung von Attersee<br />

Der Ringturm, die Zentrale der Vienna Insurance Group im Zentrum von Wien, war für sechs Wochen<br />

das weltgrößte malerische Monument: Die Wiener Städtische realisierte damit ein Projekt des<br />

österreichischen Malers Christian Ludwig Attersee, der für die Verhüllung des Ringturms ein eigens<br />

geschaffenes Don Giovanni Sujet für eine etwa 4.300 Quadratmeter riesige Netzfolie geschaffen hat.


138 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Buch XVIII - MAK<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Architektur mit den Winden<br />

Ausstellungsort: Napoleonstadel – Kärntens Haus der Architektur<br />

Dauer der Ausstellung 10. – 30. November 2006<br />

Eröffnung mit Vortrag von Gion A. Caminada, am Do 9. November 2006<br />

Die Ausstellung steht unter der Patronanz der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, ARGE ALP<br />

Gion A. Caminada „Cul zuffel e l’aura dado”<br />

Kuratiert von Bettina Schlorhaufer<br />

Gion Caminada ist einer der Hauptvertreter der aktuellen Schweizer<br />

Baukultur und genießt hohes internationales Ansehen. Seit etwa<br />

zehn Jahren setzt er sich mit seinem Heimatort Vrin in der Val<br />

Lumnezia auseinander, wo er nicht nur als Architekt und Dorfplaner<br />

fungiert, sondern auch auf politischer Ebene tätig war.<br />

Nachdem die Gemeinde Vrin immer mehr Einwohner durch<br />

Abwanderung verlor, wurden Strategien erarbeitet, die dem<br />

weiteren Sinken der Bevölkerungszahl entgegenwirken und damit<br />

den Weiterbestand des Dorfes auf der Basis seiner agrikulturellen<br />

Struktur sichern sollten. Die Rationalisierung der landwirtschaftlichen<br />

Methoden hatte aber zur Folge, dass für die bäuerliche Produktion neue<br />

Wirtschaftsbauten errichtet werden mussten. Ihre architektonische<br />

Gestaltung stammt von Gion Caminada, der mit seinen Entwürfen<br />

auch dafür verantwortlich zeichnet, dass das geschlossene historische<br />

Ortsbild von Vrin und das der benachbarten Weiler nicht wie andernorts<br />

zerstört wurden. Für seine Heimatregion entwickelte er Bauten, deren<br />

Ästhetik genauso hoch ist wie ihre Traditionsverbundenheit und ihre<br />

Funktionalität. Die Gemeinde ist aufgrund ihrer für den gesamten<br />

Alpenraum vorbildlichen Baukultur mit mehreren Preisen ausgezeichnet<br />

worden, zuletzt mit dem Arge-Alp-Preis 2004.<br />

Neben einer Vielzahl von Wirtschaftsbauten und Wohnhäusern tragen<br />

auch das Schulhaus von Duvin und das „Unterhaus“, ein Mädcheninternat<br />

der Klosterschule von Disentis, Gion Caminadas architektonische<br />

Handschrift. Jüngst trat er mit dem Umbau des kleinen Hotels Alpina in<br />

Vals hervor.<br />

Der romanische Titel der Ausstellung, „Cul zuffel e l’aura dado“, kann als<br />

„Architektur mit den Winden“ übersetzt werden. Die Schau steht also ganz<br />

im Zeichen von Luftbewegungen, die wie zwei höchst unterschiedliche<br />

programmatische Strömungen auf das Schaffen Gion Caminadas<br />

einwirken: „Zuffel“ ist die traditionelle Bezeichnung der Einwohner von<br />

Vrin für einen rauen, stürmischen, aber nicht allzu kalten Wind aus dem<br />

Süden. Er bläst von den Bergspitzen und der angrenzenden Hochebene<br />

Greina in die Val Lumnezia herunter (in unseren Breiten mit der Dramatik<br />

eines Föhnsturmes vergleichbar). „L’aura dado“ ist trotz ihres lyrischen<br />

Namens kein mildes Lüftchen. Sie ist eher eine kalte, bissige Brise, die<br />

aus dem Norden über die entlegenen Orte des Tales hereinfegt. Jede der<br />

beiden Luftströmungen bringt unterschiedliche Informationen in das Tal<br />

oder führt zu einer spezifischen Prägung der hier lebenden Menschen und<br />

der sie umgebenden Natur.<br />

„Cul zuffel e l’aura dado“ ist ein Ausstellungstitel mit viel Poesie, und<br />

dennoch ist er als Summe der Aspekte zu verstehen, die Gion Caminada<br />

am Weg vom Schreiner zum Architekten begleitet und beeinflusst haben.<br />

Als anerkannter Baukünstler ist er 1999 einem Ruf an die renommierte<br />

ETH, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, gefolgt, wo er<br />

seither eine Assistenzprofessur innehat.<br />

Die Personale bietet einen Überblick über das Gesamtwerk Gion<br />

Caminadas und gibt Einsicht in seine Leitgedanken über Dorfplanung<br />

und Landschaftsschutz. In Verbindung mit seinen Bauten und Projekten<br />

zeigt die Schau auf, wie Gion Caminada Entwurfsprozesse gestaltet und<br />

vorbereitet, indem er sozioökonomische Grundlagenforschung betreibt<br />

und so „Bau-Aufgaben“ zuerst auf analytischem Weg löst. Anhand einer<br />

Vielzahl von detailliert dargestellten Bauprojekten dokumentiert die<br />

Ausstellung darüber hinaus, welche beispielhafte Gestaltungsvielfalt<br />

durch Gion Caminada im massiven Holzbau entstanden ist und was<br />

für – vielfach unterschätzte – Ausdrucksformen die Materialien Beton<br />

und Ortbeton annehmen können. Neben Plänen und Modellen dienen<br />

die durchwegs von Lucia Degonda stammenden Fotografien zur<br />

geschlossenen Präsentation der realisierten Bauvorhaben.<br />

Zur Ausstellung ist eine gleichnamige Monografie im Quart Verlag/<br />

Luzern erschienen. Die Publikation enthält neben den Plänen von Gion<br />

Caminada und den Fotografien von Lucia Degonda Texte von Bettina<br />

Schlorhaufer, Gion A. Caminada, Peter Schmid, Leo Tuor, Martin<br />

Tschanz, Walter Zschokke, Peter Rieder und Jürg Conzett (ISBN 3-907631-<br />

69-2, ca. CHF 78,–/EUR 49,–).<br />

Foto: Lucia Degonda<br />

Ausstellung und Buch<br />

entstanden mit freundlicher<br />

Unterstützung von:<br />

Gemeinde Meran<br />

Autonome Provinz Bozen – Südtirol<br />

Autonome Region Trentino - Südtirol<br />

Südtiroler Sparkasse AG<br />

Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />

Stiftung Ars Rhenia<br />

Stiftung Pro Helvetia<br />

Kanton Graubünden<br />

Tischlerei Höller, Leifers<br />

ETH Zürich<br />

Stadtgemeinde Imst<br />

Vorarlberger Architekturinstitut<br />

Bündner Kunstmuseum Chur<br />

Gion A. Caminada<br />

Geboren 1957 in Vrin<br />

Ausbildung zum Bauschreiner<br />

Besuch der Kunstgewerbeschule<br />

Nachdiplomstudium Architektur ETH<br />

Architekturbüro in Vrin<br />

Seit 1998 Assistenzprofessor an der ETH in Zürich<br />

für Architektur und Entwurf<br />

Werkverzeichnis<br />

Orts- und Gestaltungsplanung, Vrin<br />

Um- und Neubau Gemeindehaus, Vrin<br />

Neubau Gemeindehalle, Vrin<br />

Neubau Schulhaus, Duvin<br />

Wohnhäuser und Ställe, Val Lumnezia und<br />

Surselva<br />

Wohnhaus Walpen, Blatten/VS<br />

Telefonkabine, Vrin<br />

Schlachthaus für Direktvermarktung, Vrin<br />

Totenstube (Stiva da morts), Vrin<br />

Umbau Hotel Alpina, Vals<br />

Neubau „Unterhaus“, Mädcheninternat der<br />

Klosterschule, Disentis<br />

Auszeichnungen<br />

Auszeichnung vorbildhafter Bauten im Kanton<br />

Graubünden 1994 und 2001, Geißenalp, Vrin;<br />

Wohnhaus Segmüller, Vignogn; Schule, Duvin<br />

SAB Preis der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für<br />

das Berggebiet<br />

Bruckmann Umweltpreis, München<br />

Eidgenössischer Preis für freie Kunst<br />

Architekturpreis für Bauökologie, Gemeindehalle,<br />

Vrin<br />

Prix Lignum, Ställe und Schlachthaus, Vrin<br />

Internationaler Preis für Neues Bauen in den Alpen<br />

von „Sexten Kultur“, Orts- und Gestaltungsplanung,<br />

Vrin; Schule, Duvin<br />

Anerkennungspreis der Graubündner Regierung<br />

Holzbaupreis Graubünden, Stiva da morts<br />

Arge-Alp-Preis 2004, „architektur-formen-alpengestalten“,<br />

Orts- und Gestaltungsplanung, Vrin<br />

Verschiedene Preise bei Architekturwettbewerben<br />

<strong>ST</strong>/A/R ist auch im Az W Wien und im Napoleonstadel Klagenfurt erhältlich • <strong>ST</strong>/A/R ist auch im Az W Wien und im Napoleonstadel Klagenfurt erhältlich • <strong>ST</strong>/A/R ist auch im


<strong>ST</strong>/A/R Buch XVIII - MAK<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 139<br />

16.<strong>11</strong>.2006 - 05.02.2007 π Un jardin d’hiver*, präsentiert<br />

„Bottom up. Bauen für eine bessere Welt“<br />

9 Projekte für Johannesburg π Mi, 15.<strong>11</strong>.2006, 19 Uhr: Eröffnung<br />

Mit der Ausstellung „Bottom up. Bauen für eine bessere Welt. 9 Projekte für Johannesburg“ wird das Herbst/<br />

Winterprogramm des Az W erneut Ästhetik und soziales Engagement als wesentliche Auseinandersetzung von<br />

Architektur fokussieren. Eine Pionierleistung des Az W war 2003 die Ausstellung „just build it!“ über das mittlerweile<br />

legendäre „Rural Studio“ von Samuel Mockbee in Alabama. Mit dieser Ausstellung wird der weiteren Entwicklung dieser<br />

Bewegung Rechnung getragen und die neun bislang realisierten Projekte der Architekturfakultäten der technischen Universitäten<br />

Innsbruck, Graz und Wien, der RWTH Aachen, des Instituts für Raum und Design, Architektur, der Kunstuniversität Linz<br />

sowie der Fachhochschule Kuchl, die in den Jahren 2004-2006 geplant und in den Townships von Johannesburg gebaut<br />

wurden, gezeigt.<br />

„Bottom up. Bauen für eine bessere Welt“<br />

AZ W<br />

Architekturzentrum Wien<br />

Museumsplatz 1<br />

1070 Wien<br />

T: +43 1 522 31 15<br />

office@azw.at<br />

www.azw.at


<strong>ST</strong>/A/R<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Thomas Redl aus der Serie „Existenzblätter“, 2006, S/W Kopie und Tusche auf Papier


142 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

sb0316_Schaumt210x297abf.qxd 01.04.04 12:21 Uhr Seite 1<br />

Buch XVIII - MAK<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Zapfhähne wissen:<br />

S A L Z B U R G E R S T I E G L . B r a u k u n s t a u f h ö c h s t e r S t u f e .<br />

Demner, Merlicek & Bergmann<br />

Interne Mitteilung an das barocke Leben vom 27. Sept. 2006: <strong>ST</strong>/A/R gratuliert dem Künstler RICHI für die ENTLASSUNG aus dem (8wöchigem)<br />

ALKOHOLKNA<strong>ST</strong>. Wir grüßen das Empfangskomitee in der Eisernen Zeit am Naschmarkt mit Magarita die Schöne den legendären KULTURPAP<strong>ST</strong><br />

Kurti Kalb und dem Künstler Rudolf Polansky


<strong>ST</strong>/A/R Buch XVIII - MAK<br />

Nr. <strong>11</strong>/2006 143<br />

Foto und Text Gabriele Petricek<br />

Fontana di Trevi von Nicola Salvi erbaut von 1732 bis 1762<br />

Das Rauschen der Fontäne beherrschte den Platz, der zunächst ein mächtiges Geräusch gewesen war, dem er näherkam, es anschwellen hörte, es aushorchte, ihm nachging, bis er<br />

davor stand. Lamper schaute das Sprühen, Schäumen, Gischten und Spritzen, das er zwar von in unkontrollierte Tiefen sich stürzenden Wasserfällen kannte, nie zuvor hingegen<br />

derart meisterlich domestiziert gesehen hatte. Das vielmehr seine Vollendung erst erfuhr, durch jene den Brunnen eng umstehenden Häuser, die das Ganze zu einem gewaltigen,<br />

beeindruckenden Naturereignis bauschten, ein Schauspiel, dem die Seitengassen beredt Echos sprudelten. Lamper studierte die grob gebrochenen Steinformationen, Platten, die sich<br />

übereinander geschoben, gegeneinander geprallt zu sein schienen, geborsten, die nun die Wege des Wassers führten, das sogar hinauf zu fließen schien, wilde Wasser, die den Stein<br />

muldeten, ihn schürften, schliffen. Das Steinwerk ahmte die Eigenschaft des Wassers, ja, der Wolken und des Himmels, wie überhaupt den Charakter alles Ephemeren. Und wie<br />

kunstfertig herausgemeißelte Gewächse diesen Stein aufbrachen, denen nebenbei Ruderalpflanzen gesellten, deren Samen angeweht und im Stein tief geankert, dieser Künstlichkeit<br />

durch Wuchs und Willen spotteten, ganz natürlich sie übertrumpften. Und wie sich diese grotesken, schroffen Steinschübe und schnaubenden und stäubenden Flügelpferde und<br />

Menschenfiguren dem barocken Plan fügten. Wie sich weiter oben doch alles gewissenhaft und vollendet zu einer beruhigten, gleichwohl lebhaften, allemal glattpolierten und<br />

wohlbemessenen Fassade durchsetzte und gliederte. Lisenen, Säulen, Fensterausschnitte, Nischen. Gebändigt die Natur. Gewaltig die Ordnung. Und ein Gleichgewicht hielt alles in<br />

Schwebe. Endlos das Rauschen.


144 Nr. <strong>11</strong>/2006<br />

Im Rahmen der Kooperation<br />

Buch XVIII - MAK<br />

MAK ART SOCIETY und Schoellerbank<br />

my favourite object –Künstler und Architekten zeigen ihre Lieblingsobjekte im MAK<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Die neu ins Leben gerufene MAK-Reihe KÜN<strong>ST</strong>LER IM FOKUS zeigt<br />

essentielle Werkgruppen maßgeblicher zeitgenössischer Künstler<br />

in konzentrierten Einzelpräsentationen für jeweils sechs Monate.<br />

Beginnend mit „Rainer, sonst keiner! Überschriftungen.“<br />

präsentiert das MAK einen der international bedeutendsten<br />

österreichischen Künstler.<br />

Ein bisher nie gezeigter Teil des Werkes von Arnulf Rainer sind die von ihm<br />

für nahezu alle seine Ausstellungen selbst gestalteten Plakate. In<br />

seinem mehr als fünf Jahrzehnte umspannenden Oeuvre entwickelte er<br />

unterschiedlichste Werkgruppen, die weltweit in hunderten Einzel- und<br />

Gruppenausstellungen präsentiert wurden.<br />

„Rainer, sonst keiner! Überschriftungen.“ gibt einen Einblick in Arnulf<br />

Rainers beeindruckendes kalligrafisches Werk.<br />

<strong>11</strong>. Oktober 2006 bis 4. März 2007 • MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

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