Nachrichtenblatt März 2012 - Werbegemeinschaft Geismar ...
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Fortsetzung von Seite 30<br />
„Horch, was kommt von draus herein“. Henkel-Marie schlug die Tür wieder zu und<br />
hat fortan den Unterricht nie wieder gestört.<br />
Eine weitere Geschichte geht auf die Kriegsjahre zurück: Als die ersten Bomberangriffe<br />
auch Göttingen näher kamen, etwa 1943, gab es auch Bombenalarm.<br />
Rekter Jahn ordnete daraufhin für die Schüler an, dass bei Alarm vor 12 Uhr nachts<br />
und je nach Entwarnungszeit der Unterricht eine Stunde später als üblich beginnen<br />
würde, bei Alarm nach 12 Uhr nachts aber kein Unterricht stattfände. Bei einem<br />
nächtlichen Alarm war eine Bombe am Leineberg bei der dortigen „Heila“, Landesheilanstalt,<br />
der heutigen Klink Asklepios nieder gegangen Die Schüler aus Treuenhagen<br />
beschlossen, dort nachzusehen, was passiert war, anstatt in die Schule zu<br />
gehen. Rekter Jahn hatte aber den Alarm weit vor 12 Uhr gehört und fand das Nichterscheinen<br />
der Schüler des Nachsitzens würdig.<br />
Moritz Jahn hat die Stunde des Nachsitzens manchmal vergessen (oder wegen der<br />
Mittagszeit verschlafen?). Dann gab es zwei unterschiedliche Möglichkeiten: Nach<br />
längerem Warten ging ein Schüler nach oben und sah in des Rekters Arbeitszimmer<br />
nach, fand ihn dort aber nicht vor. Er kam wieder herunter und verkündete in damals<br />
üblichem Plattdeutsch „ha is nich doa“. Moritz Jahn aber, inzwischen vom „Nickerchen“<br />
unter der Trauerulme im Schulgarten wieder erwacht und zurück in die Klasse<br />
gekommen, antwortete mit sonorer Stimme „nee, hei is alle doa“. Oder es ergab<br />
sich, dass ha Rekter wirklich nicht da war, vielleicht weil er sich in die UNI-<br />
Bibliothek begeben hatte, dann sprang seine Frau Gesche Christina für ihn ein. Sie<br />
trat dann vor die Klasse und verkündete „für heute nach Hause gehen“. Sie sprach,<br />
obwohl Ostfriesin; aufgrund ihrer bürgerlichen Bildung nur Hochdeutsch.<br />
Neben diesen Ergebnissen einer Direktbefragung liegen zwei schriftlich übermittelte<br />
Erinnerungen an Moritz Jahn vor. Wolf-Rüdiger (gen. Wölfi) Rudolph wohnte mit<br />
seinen Eltern Elly und Lehrer Gerhard Rudolph unter demselben Dach mit Jahns, in<br />
der alten Fachwerkschule. Er schreibt: „Ich habe die Jahnsche Geburtstagsfeier am<br />
27. <strong>März</strong> oft miterlebt. So auch eine, die Ende der fünfziger Jahre auf einen Karfreitag<br />
viel und ich mich also ‚gut’ anziehen musste. Ein Großneffe Moritz Jahns war<br />
auch schon angereist und hatte mein ‚Waffenlager’ mit Holzschwertern u.ä. neben<br />
dem Hühnerstall geplündert, was zu einer Prügelei zwischen uns beiden führte, dass<br />
’die Fetzen flogen’. Moritz Jahn hatte das mitbekommen und er nahm aus dem Bücherschrank<br />
für mich eine ro-ro-ro Ausgabe der ‚Drei Musketiere’ von Dumas heraus,<br />
die er mir schon lange einmal zum Lesen versprochen hatte“ (Anm.: es wurde<br />
nicht durchgängig wörtlich zitiert).<br />
Es gibt einen weiteren schriftlich vorgelegten Bericht über ein Erlebnis Ende der<br />
70er Jahre, der hier aber nur anonym vorgetragen werden kann, da der Name der<br />
schreibenden Person bisher noch nicht gefunden werden konnte. Sie schrieb: „Was<br />
mich damals besonders beeindruckte, war sein kosmopolitisches Engagement, das er<br />
ja fast ausschließlich aus der Lektüre gewonnen hatte. Ein Beispiel ist Afrika. Er<br />
kam aus einem ganz anderen [Welt-]Winkel plötzlich auf Nubien, das alte Königreich<br />
mit seiner Hochkultur zu sprechen. Ganz selbstverständlich, mit vielen Details<br />
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Fortsetzung auf Seite 38