weihnachtsbeilage_sachsen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Weihnachten mit Abstand –<br />
wie machen Sie das?<br />
Der Freistaat Sachsen hat<br />
seine Kontaktbeschränkungen<br />
zur Eindämmung<br />
der Corona-Pandemie<br />
Mitte Dezembernocheinmal<br />
verschärft. Auch wenn diese<br />
an den Weihnachtstagen etwas<br />
gelockert sind – die Infektionszahlen<br />
sind nach wie vor besorgniserregend,<br />
die Situation in den<br />
Krankenhäusern bleibt dramatisch.<br />
Daher appellieren Klinikleiter<br />
sowie Chefs kommunaler<br />
Verwaltungen, Weihnachten im<br />
kleinen Kreis zu feiern. Auch<br />
wenn das gerade beim Fest der<br />
Familie besonders schwerfällt.<br />
Wie gehen die Menschen in der<br />
Region damit um?Die Rundschau<br />
hat sich umgehört.<br />
Für Elvira und Gerd Schönfelder,<br />
Rentner ausWeißwasser,blieblange<br />
ein Fragezeichen. Eigentlich<br />
soll ihr Sohn aus Bayern anreisen.<br />
Nun hoffen die Weißwasseraner,<br />
dass erkommt. Nach Berlin zum<br />
Rest der Familie geht es schon<br />
mal nicht. „Da wären wir fünf<br />
Haushalte. Das geht gar nicht“,<br />
sagt Elvira Schönwälder. Auch<br />
wenn es ruhigeWeihnachten und<br />
andere Feiertage als sonst werden,<br />
soll Leckeres auf den Tisch.<br />
Wahrscheinlich wird es Kaninchen<br />
geben. Das Wichtigste sei,<br />
dass alle gesund bleiben, finden<br />
die Senioren. „Und imnächsten<br />
Jahr haben wir diesen Mist hoffentlich<br />
überstanden.“<br />
Werner Stewig aus Hoyerswerda begrüßt<br />
imCorona-Jahr zu Weihnachten<br />
seine Kinder und Enkel<br />
nicht in Hoyerswerda. „Das hat<br />
der Familienrat telefonisch beschlossen“,<br />
sagt der Rentner. Er<br />
wolle verhindern, dass bei dem<br />
Gerdund Elvira Schönwälder aus<br />
Weißwasser werden im kleinen<br />
Kreis feiern.<br />
AdaSommeraus Brieske-Dorf<br />
lädt ihreEnkel zum Weihnachtsessenein.<br />
Treffen auf engem Raum doch einer<br />
den anderen unwissentlich<br />
ansteckt. Werner Stewig verbringt<br />
die Festtage mit seiner<br />
Frau eher ruhig und krönt siemit<br />
dem obligatorischen Weihnachtsspaziergang.<br />
„Angesichts der vielen<br />
Corona-Totensollendie Menschen<br />
vorsichtig sein“, ist sein<br />
Credo.<br />
FOTO: REGINA WEISS<br />
FOTO: HEIKE REISS<br />
Umfrage<br />
Die Lausitzer haben<br />
sich auf die aktuellen<br />
Kontaktbestimmungen<br />
eingestellt.<br />
Sie machen das<br />
Bestedraus und<br />
feiern im kleinen<br />
Kreis mit der Familie.<br />
Die Schülerinnen Nicole Ressel<br />
undJolina Labus feiern wie gewohnt<br />
mit ihren Familien.<br />
FOTO: HEIKE REISS<br />
Kerstin Freidelverbringtdie<br />
Weihnachtstage mit Wohnstättenbewohnern<br />
in Hoyerswerda.<br />
Ur-SenftenbergerPeter Pohlmannsieht<br />
Weihnachten gelassenentgegen.<br />
Er bleibt allein.<br />
Kerstin Freidel aus Hoyerswerda arbeitetinder<br />
Wohnstätte der Lausitzer<br />
Werkstätten inihrer Heimatstadt<br />
Hoyerswerda. Sie wird<br />
in diesem Jahr die Weihnachtstage<br />
mit den Bewohnern verbringen–erstmals<br />
auch den Heiligen<br />
Abend. „Darauf und auf die gegenseitige<br />
Bescherung freue ich<br />
mich, denn so bin ich nicht allein“,<br />
sagt die 52-jährige Hoyerswerdaerin.<br />
Das sonst übliche<br />
Weihnachtsessen mit ihren Kindern,<br />
Geschwistern und den Verwandten<br />
in einer Gaststätte muss<br />
in diesem Jahr coronabedingt ausfallen.<br />
„Die erwachsenen Söhne<br />
bekommen wenigstens jeder ein<br />
Weihnachtspäckchen“, so Kerstin<br />
Freidel.<br />
FOTO: KATRIN DEMCZENKO<br />
FOTO: HEIKE REISS<br />
DerGörlitzer Landrat Bernd Lange<br />
willauf die Stollentour 2020<br />
nicht verzichten.<br />
Werner Stewig aus Hoyerswerda<br />
verzichtet im Corona-Jahr auf<br />
eine großeWeihnachtsfeier.<br />
Bernd Lange, Landrat im Kreis Görlitz<br />
(CDU), will auf eine gelebte<br />
und beliebte Tradition amHeiligen<br />
Abend nicht verzichten: die<br />
Stollentour durch Einrichtungen<br />
des Kreises. „Jetzt erst recht, um<br />
in den Einrichtungen Danke zu<br />
sagen“, so der Kommunalpolitiker<br />
vor einigen Tagen gegenüber<br />
der Rundschau. AmAbend und<br />
FOTO: REGINA WEISS<br />
FOTO: KATRIN DEMCZENKO<br />
über die Feiertage stehen dann<br />
seine Frau und möglicherweise<br />
auch die Kinder im Mittelpunkt,<br />
wenn sie denn kommen.Das Festessen<br />
–den Gänsebraten–nimmt<br />
dann in bewährter Weise ebenfalls<br />
Bernd Lange in Angriff.<br />
Auch in Brandenburg sind am<br />
Heiligabend und anden beiden<br />
Weihnachtsfeiertagen etwas<br />
mehr Kontaktemöglich. Die Lausitzer<br />
machen die Menschen das<br />
Beste draus:<br />
Ada Sommer (69), Rentnerin aus<br />
Brieske-Dorf, kann diese Einschränkungen<br />
nachvollziehen:<br />
„Ich feiere dieses Jahr im erlaubten,<br />
kleinen Rahmen mit meinen<br />
Enkeln und deren Familien, die<br />
auch hier aus der Gegend kommen.“<br />
Ihre Kinder, die in der<br />
Schweiz leben, dürften wohl zu<br />
Weihnachten nicht nach Deutschland<br />
kommen. Die Schweiz ist als<br />
Risikogebiet eingestuft.<br />
Die Schipkauerin Nicole Ressel (14)<br />
und ihreFreundin Jolina Labus (13),<br />
aus Brieske werden Weihnachten<br />
wie gewohnt mit ihren jeweiligen<br />
Familien feiern. „Es können lediglich<br />
meine Tanten und weitere<br />
Verwandte, die weiter weg wohnen,<br />
nicht kommen“, so Nicole<br />
Ressel.<br />
PeterPohlmann (81), Rentneraus<br />
Senftenberg, blickt ebenso ohne<br />
Aufregung auf das diesjährige<br />
Weihnachtsfest: „Für mich ist das<br />
ein Tagwie jederandere auch. Ich<br />
lebe allein und werde daher die<br />
Zeit für mich nutzen. So ist das<br />
eben.“ Coronabedingt müsse er<br />
dabei keine Abstriche machen.<br />
rw/dcz/hrx<br />
Fahrzeug- und Teilehandel<br />
Frohe Weihnacht<br />
und ein gutes neues Jahr<br />
Das wünschen wir von Herzen all<br />
unseren Kunden und Geschäftspartnern<br />
und bedanken uns auf diesem Wege<br />
für die gute Zusammenarbeit<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Glas- und Gebäudereinigung<br />
Sachsendamm 9<br />
02943 Weißwasser<br />
Tel. (0 35 76) 20 43 97<br />
André Möschk<br />
Bautzener Str. 3<br />
02953 Bad Muskau<br />
Tel.: (03 5771) 96196<br />
Handy: 01 51-2695 3141<br />
E-Mail: negema@online.de<br />
Frohe Weihnachten und unfallfreie Fahrt im<br />
neuen Jahr wünschen wir allen unseren Kunden,<br />
Geschäftspartnern und Freunden.<br />
Ihr Dachdeckerteam Melchior<br />
wünscht frohe Weihnachten<br />
und einen guten Rutsch<br />
ins Jahr 2021.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir wünschen unseren Kunden<br />
und ihren Angehörigen zu den<br />
bevorstehenden Festtagen<br />
besinnliche Stunden und einen<br />
Weißwasser<br />
Görlitzer Straße 3<br />
24 Stunden-Rufbereitschaft<br />
03576/5 56 70 00<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
gesunden Jahreswechsel.<br />
<br />
<br />
Herzlichst, Bianca Holz<br />
<br />
<br />
Brennstoffhandel &Transport<br />
Georg Fenske<br />
Clara-Zetkin-Str. 22•02953 Bad Muskau<br />
Tel.: 0357 71/6857-0<br />
<br />
<br />
<br />
•Fax: 03 5771/68 5722<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ein frohes Weihnachtsfest und<br />
<br />
ein gutes neues Jahr, verbunden mit<br />
dem Dank für das entgegengebrachte <br />
Vertrauen, wünscht den Kunden und <br />
Geschäftspartnern<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Muskauer Str. 150, 02957 Krauschwitz<br />
Tel.035771–592,<br />
www.dachdecker-melchior.de<br />
FroheFesttage<br />
und fürdas kommende Jahr<br />
Gesundheit, Glück und Erfolg.<br />
ORTHOPÄDIE-SCHUHTECHNIK<br />
Schmidt<br />
Orthopädie-Schuhmachermeister<br />
Hermannstraße 53 ·02943 Weißwasser ·Tel.: 03576/207760<br />
Mo.–Mi. 8–12 u. 14–18 Uhr, Do. geschl., Fr. 8–16 Uhr<br />
Dachdecker -Klempner<br />
und Sanitär GmbH Melchior<br />
Roland Melchior<br />
Impressum<br />
Sonderveröffentlichung desMedienhauses LAUSITZER RUNDSCHAU<br />
Verlag und Herausgeber: LR Medienverlag GmbH,<br />
Straße der Jugend 54, 03050Cottbus<br />
Geschäftsführer: Clemens Braun, Tilo Schelsky<br />
Redaktion: OliverHaustein-Teßmer (V.i.S.d.P.),<br />
Antje Posern<br />
Layout: Katrin Janetzko<br />
Anzeigenverkauf: LR Media-VerkaufsgesellschaftmbH, Irina Juckenburg<br />
Druck: LR Druckerei GmbH<br />
RUNDSCHAUdirekt: 0355-481555<br />
Die Datenschutzhinweiseder LR Medienverlag GmbH<br />
finden Sie hier: www.lr-online.de/datenschutz<br />
FürihreKundentreue im vergangenen<br />
Jahr möchtenwir uns, das Team vom<br />
Autohaus Derno GmbH bei Ihnen ganz<br />
herzlich bedanken. Wirwünschen Ihnen<br />
ein schönes Weihnachtsfest,Zeit zu<br />
entspannen und einen guten Start<br />
ins neue Jahr!
3 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
DasBuschweibel aus Rietschen<br />
liest Lausitzer Sagen<br />
Märchenhaft Marion Kuchrabegeistertsichseit ihrer Kindheit für das Zusammenspiel vonMenschund Natur.<br />
ZurWeihnachtszeit lässtsie als Buschweibel in ihren Erzählungen Gestalten<br />
der Lausitzer Sagenwelt wieder auferstehen. VonHeikeReiß<br />
Die Lausitz ist reich<br />
an Mythen und<br />
Sagen. Die Geschichten<br />
drehen<br />
sich um illustreFiguren wie<br />
Riesen, Zwerge,Schatzgeister,<br />
Nixen oder alte und<br />
neue Zauberer. Marion<br />
Kuchra aus Rietschen kennt<br />
die Lausitzer Sagenwelt wie<br />
keine Zweite: Aufgewachsen<br />
in Kittlitz, einemOrtsteil der<br />
Stadt Löbau, zog essie später<br />
der Liebe wegen nach<br />
Rietschen. „Schon als Kind<br />
habe ich gerne Sagen der<br />
Oberlausitz gelesen. Ich war<br />
fasziniert“, sagt Marion Kuchra<br />
heute. „Ich war auf dem<br />
Stromberg, auf dem Löbauer<br />
Berg und viel inder Natur unterwegs.<br />
Die Landschaften<br />
strahlenfür mich immer etwas<br />
Heimeliges aus.“<br />
Nach der Gründung des Erlichthofes<br />
1990 reifte in ihr die<br />
Idee,als Buschweibel denMenschen<br />
von nah und fern die Sagen<br />
der Region nahezubringen.<br />
Der Begriff Buschweibel<br />
stammt von der gleichnamigen<br />
Figur einer Oberlausitzer Sage,<br />
die in Königshain angesiedelt ist.<br />
„In Kittlitz gibt eseinen Pfarrbusch,<br />
eine dichte Ansammlung<br />
von Haselnusssträuchern. Ich<br />
stelle mir vor, dassdas Buschweibel<br />
dort drinnenlebt“, soMarion<br />
Kuchra.<br />
„In allen Sagenist<br />
Wahrheit drinund<br />
ein bisschen<br />
Wunderbares.“<br />
Seit mehreren Jahren erzählt<br />
sie regelmäßig in der Scheune des<br />
Erlichthofes lokale Sagen. „In allen<br />
Sagen, in allen Märchen ist<br />
Geschichte drin, ist Geografie<br />
drin, ist Wahrheit drin und ein<br />
bisschen Wunderbares. Etwas,<br />
das man nicht erklärenkann“,ergänzt<br />
sie lächelnd.<br />
Zu ihren Auftritten nimmt sie<br />
stets eine Ausgabe des Buches<br />
„Sagen der Oberlausitz“mit. Aus<br />
den 330 Geschichten wählt sie<br />
passend zur Jahreszeit und zum<br />
jeweiligen Publikum aus, welche<br />
Sagensie erzählen wird. Mit Karten<br />
und Begleitmaterialien aus<br />
der Natur,die zumMärchen passen<br />
und vom Publikum in die<br />
Hand genommen werden können,<br />
können sich die Zuhörer in die<br />
Geschichte hineinversetzen.<br />
Dabei seien die Sagen in ihren<br />
ZurWeihnachtszeit erzählt Marion Kuchra:<br />
„Die kleinen Leutevon Swabedoo“<br />
Einst lebten kleine, glückliche Leute auf der Erde, ineinem<br />
Dorf namens Swabedoo. Sie waren fröhlich und<br />
grüßten jeden, den sie trafen. Jeder von ihnen trug über<br />
der Schulter einen Beutel mit kleinen, weichen Pelzchen.<br />
Wenn zwei Swabedoooahs aufeinander trafen,<br />
schenkten sie sich gegenseitig eines der Pelzchen. Es ist<br />
etwas Besonderes, einem Anderen etwas Warmes und<br />
Flaumiges zu schenken. So gaben und bekamen die kleine<br />
Leute von Swabedoo gerne Pelzchen und waren<br />
ohne Zweifel glücklich über diesen Brauch.<br />
Eines Tages traf einer von ihnen auf einen großen, grünen<br />
Kobold. Er streckte ihm ein Pelzchen entgegen,<br />
doch der Kobold wehrte abund sagte: „Gib nicht jedem<br />
eines davon! Sonst gehen dir bald die Pelzchen aus.“<br />
Der Swabedooah war verwirrt. Wenn jeder jedem ein<br />
Pelzchen schenkt, wie sollten sie dann ausgehen? Doch<br />
die Zweifel waren gesät.<br />
Augennicht nur für Kinder interessant.<br />
„Bei den Älteren merke<br />
ich, dass sie im Herzen auch immer<br />
ein Stück weit Kind geblieben<br />
sind. Besondersindiesen Zeiten<br />
helfen uns Geschichten weiter.<br />
Wir brauchen unsere Wurzeln.<br />
Ohne diese schweben wir im<br />
Raum.Zuachten, wasimVergangenen<br />
gewesen ist oder erzählt<br />
Aufdem Erlichthof erzählt dasBuschweibel regelmäßig Sagenaus<br />
der Region.<br />
Archivfoto: Marion Girth<br />
Dem Nächsten, den er traf, schenkte der Kleine kein<br />
Pelzchen mehr. Bald taten dies immer mehr und das<br />
Gleichgewicht geriet aus den Fugen: Es gab Streit darum,<br />
wer wie viele Pelzchen besaß und wie viele Pelzchen<br />
eine Mahlzeit wert sein durften. Das grämte viele<br />
der kleinen Leute. Sie waren nicht mehr fröhlich, gingen<br />
gebückt. Einige wurden krank. Das erschrak den<br />
Kobold, wollte erdoch nicht, dass den kleinen Leuten<br />
ein Leid geschah. Er wolle ihnen nur zeigen, dass die<br />
Welt auch manchmal kalt sein kann.<br />
Aus diesem Grund holte eraus seiner Höhle viele kleine<br />
Beutel mit stacheligen Steinen hervor und verteilte<br />
diese an die Bewohner des Dorfes. So konnten die kleinen<br />
Leute wieder etwas schenken, wenn sie einander<br />
begegneten. Doch die Steine waren kalt und unhandlich.<br />
Sie machten die kleinen Leute unsicher. Man wusste<br />
nicht, ob der Gegenüber die Geste freundlich meinte.<br />
Nicht wenige Dorfbewohner kramten deshalb bald die<br />
Pelzchen unter ihren Betten hervor, lüfteten sie aus und<br />
begannen sie an Freunde, die sie des Weges trafen, zu<br />
verschenken.<br />
Wie leuchteten da die Augen der Beschenkten! Ein weiches<br />
Pelzchen statt der stacheligen Steine. Nicht wenige<br />
eilten unverzüglich nach Hause, holten ihre Pelzchen<br />
heraus und gaben dem Schenkenden eines zurück. Doch<br />
die Steine verschwanden nie gänzlich. Die Welt der<br />
Swabedooah hat sich geändert. Doch wer weiß, vielleicht<br />
bekommst du auch eines Tages ... ?<br />
wurde, spielt für die Zukunfteine<br />
Rolle. Deswegen sind viele der<br />
Geschichten auch heute noch<br />
lehrreich.“<br />
Im Advent erzählt Marion<br />
Kuchra besonders gern die Geschichte<br />
der kleinen Leute von<br />
Swabedoo. Darin verlieren die<br />
Leute durch von außen gesäte<br />
Zweifel den Glauben aneine Gemeinschaft,<br />
in der jeder auf den<br />
anderen achtgibt. Das hat Folgen<br />
für die Dorfgemeinschaft.<br />
Die Rietschenerin verweistauf<br />
das Schlesische Hungertuch. Den<br />
traditionell imBlaudruck gehaltenen<br />
Stoff ziert ein Spruch, der<br />
vorÜbermutaufgrund vonmateriellemBesitz<br />
warnt: „DieArmut<br />
schafft Demut, diese wiederum<br />
den Fleiß, aus Fleiß entsteht<br />
Reichtum“,rezitiert sie. Mit dem<br />
Reichtumkomme jedoch auch eigennütziges<br />
Handeln, das wiederum<br />
zu Krieg und Armut führen<br />
könne, sodass der Kreislauf von<br />
Neuem beginnt. Im Fall vonSwabedoo<br />
ändere dies den Geist der<br />
Gemeinschaft für immer.<br />
„Es ist nicht nur ein Abtauchen<br />
in Märchen, sondern auch eine<br />
Möglichkeit, das Gute in der Welt<br />
zu zeigen und Probleme auf eine<br />
sanfte Weise anzusprechen“, erläutert<br />
Marion Kuchra. „So werden<br />
die Zuhörer zum Nachdenken<br />
angeregt und können selbst<br />
hinterfragen, wassie in ihrem Leben<br />
vielleicht ändern möchten.“<br />
Denn das sei die größte Stärke<br />
der Geschichten: die Welt ein<br />
kleines Stück besser zu machen.<br />
Als Buschweibel nimmtMarionKuchra ihreZuhörer mit aufeinefantastische<br />
Reise.<br />
Foto:HeikeReiß<br />
Foto:Jiri Hera/shutterstock.com<br />
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu.<br />
Für uns ist das die Gelegenheit, auf die<br />
vergangenen Monate zurückzublicken.<br />
Wir sehen dabeivor allemauf dasgroße Vertrauen<br />
unddie Treue, die unsunsere Kundenjeden Tag<br />
geschenkt haben. h Dafürmöchten wir uns von Herzen<br />
bei Ihnen bedanken.<br />
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein<br />
schönesFest und entspannte Feiertage.<br />
Kommen Siegut insneue Jahr und starten Sie<br />
mit voller Kraft durch.<br />
Ihr Team vom Skoda-Autohaus<br />
Am AltenDorf e.K.<br />
August-Bebel-Straße 18a<br />
Weißwasser<br />
Telefon 03576-218170<br />
www.skoda-weisswasser.de<br />
H Ä U S L I C H E<br />
KRANKEN- &ALTENPFLEGE<br />
RENATE LIEBICH<br />
PROFESSIONELLE BETREUUNG menschlich gemacht<br />
Fr.-Bodelschwingh-Str. , Weißwasser<br />
für 25 Jahre Vertrauen und angenehme Zusammenarbeit<br />
Wir möchten unsbei allen bedanken, die unsinden vergangenen<br />
25 Jahren Vertrauenschenkten,uns begleitet haben unduns unterstützten.<br />
Ein besonderes Dankeschön geht an unsere Mitarbeiter,<br />
ohne sie wäre dieser Erfolg nicht machbar.<br />
16 Jahredavon istunsere Pflegefachkraft Ilona L. ein Teil von unserem<br />
Team. Wir schätzen ihre langjährige undgewissenhafte Arbeit sehr<br />
und wünschen ihr im Namen aller Hilfeempfänger und Kollegen alles<br />
Gute für den Ruhestand, möge sie ihninbester Gesundheit genießen.<br />
Möchten Sie auch ein Teil unseres Teams werden ? Wenn Sie<br />
Pflegefachkraft oder Pflegekraft sind dann bewerben Sie sich bei uns.<br />
Wir wünschen unseren Hilfeempfängern,<br />
Mitarbeitern, sowie Kooperationspartnern<br />
Frohe Weihnachten &<br />
ein Gutes neues Jahr.<br />
Telefon: <br />
www.pflegedienstweisswasser.de
4 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Weiße Weihnacht istdie Ausnahme<br />
Ein Blick aufsWetter Früher gabeszu<br />
Weihnachten immer Schnee. Mit diesem<br />
Vorurteil räumt Günter Kobelaus Ortrand<br />
auf.Der 93-jährigeHobbymeteorologe<br />
dokumentiert seit Jahrzehnten das Wetter.<br />
VonTorsten Richter-Zippack<br />
ZuWeihnachten 2020 jährt<br />
sich ein kleines Jubiläum<br />
zum zehnten Mal: 2010<br />
waren die Festtage letztmalig<br />
komplett weiß. In der Heiligen<br />
Nacht vom 24. auf den<br />
25. Dezember schneite esinOrtrand<br />
und Umgebung unentwegt,<br />
sodasssichdie bereitsvorhandene,<br />
18Zentimeter starke Schneedecke<br />
am ersten Feiertag auf<br />
24 Zentimeter erhöhte. Am<br />
27. Dezember waren es bereits<br />
36 Zentimeter, tags darauf sogar<br />
40 Zentimeter.<br />
Aufgeschrieben hatdiese Werte<br />
der Ortrander Günter Kobel.<br />
Underweiß nochmehr:„Im Jahr<br />
2010 winterte es in unserer Gegend<br />
bereits Ende November ein.<br />
Am 1. Dezember 2010 lagen schon<br />
17 Zentimeter Schnee, am2.Dezember<br />
bereits 30 Zentimeter.<br />
Der ganze Monat war durch und<br />
durch winterlich.“<br />
Das Jahr 2010 hatte bereitsmit<br />
Schnee und Eis begonnen. Lagen<br />
am Neujahrstag zwei Zentimeter<br />
Schnee in der Pulsnitzstadt, warenesam11.<br />
Januar schon 22 Zentimeter.<br />
Wenige Tage zuvor war<br />
Schneesturm Daisy über die Region<br />
gerast und hatte für zahlreiche<br />
Schneeverwehungen gesorgt.<br />
Auch sonstwar 2010 wettermäßig<br />
rekordverdächtig. Denn in<br />
manchen Wetterstationen der<br />
Lausitz wurden erstmals mehr als<br />
1000 Liter Niederschlag proQuadratmeter<br />
registriert. In Ortrand<br />
warenesimmerhin 868 Liter. Der<br />
statistische Durchschnitt bewegt<br />
sich zwischen 560 und 570 Litern<br />
je Quadratmeter.<br />
Günter Kobel muss eswissen.<br />
Schließlich beobachtet und dokumentiert<br />
der mittlerweile93-Jährigedas<br />
Wetterinder Regionseit<br />
Jahrzehnten. „Seit 28Jahren bin<br />
ich für den Deutschen Wetterdienst<br />
tätig, gebe regelmäßig die<br />
gefallenen Niederschlägedurch“,<br />
sagt der Ortrander. Bereits zu<br />
DDR-Zeiten interessiertesich der<br />
Lehrer für Mathematik und Physik<br />
für das Wetter. Kein Wunder,<br />
dass Kobelander Schwarzheider<br />
Wandelhof-Schule eine Arbeitsgemeinschaft<br />
„Junge Meteorologen“<br />
mit sechs Schülern ins Leben<br />
gerufen hatte.<br />
Letzte weiße Weihnacht 2010<br />
Die weißen Weihnachten haben<br />
Günter Kobel dabei besondersinteressiert.<br />
„Klar glauben viele<br />
Leute,dassesfrüherzuden Festtagen<br />
öfter weiß war als heute.<br />
Aber das stimmt nicht. Keineswegs<br />
gab eszuWeihnachten jedes<br />
Jahr Schnee und Eis.“ 1969<br />
ging dieser Traum inErfüllung,<br />
ebenso 1970,1976, 1981,1986, 1995,<br />
2000, 2001, 2002 und 2009. Und<br />
eben 2010.<br />
Seitdem hat esnicht eine weiße<br />
Weihnacht mehr gegeben. Laut<br />
Deutschem Wetterdienst gibt es<br />
bundesweit statistisch gesehen<br />
nur alle sieben bis acht Jahre ein<br />
weißes Fest. Demzufolge wären<br />
Schnee und Eisvom 24.bis 26. Dezember<br />
also überfällig.<br />
Doch welches Wetter müsste<br />
sich einstellen, dassesinder Lausitz<br />
tatsächlich zum Fest einwintert?<br />
„Wir bräuchten eine nordwestliche<br />
Strömung, die den<br />
Seit 28 Jahren misstGünter Kobel täglichden Niederschlag undgibt die Summe an den Deutschen Wetterdienst<br />
weiter.<br />
Foto:Torsten Richter-Zippack<br />
Schnee bringt“, sagt der Hobbymeteorologe.<br />
„Anschließend<br />
müsste sich eine Nord- oder<br />
Nordostlage einstellen, die polare<br />
Kälte bringt, damit die weiße<br />
Pracht auch liegenbleibt.“Inden<br />
vergangenen Jahren herrschten<br />
zu Weihnachten dagegen stets<br />
westliche oder südwestliche Luftströmungen<br />
vor. Die gab esfrüher<br />
aber auch schon. Beispielsweise<br />
zu Heiligabend 1977. Damals<br />
wurden plus 16 Grad Celsius<br />
gemessen.<br />
„Ich denke, es liegt am Klimawandel,<br />
dass wir heute kaum<br />
mehr weiße Weihnachtenhaben“,<br />
sagt Günter Kobel. „Luft- und<br />
Meeresströmungen verändern<br />
sich durch das Abschmelzen des<br />
Eises am Nordpol“, lautet seine<br />
Begründung. Seit Jahren befasst<br />
sich der Ortrander mit diesem<br />
Phänomen. „Es macht mir Angst“,<br />
gesteht der pensionierte Lehrer.<br />
Um die Veränderungen zu dokumentieren,<br />
misst er trotz seiner<br />
93 Jahre täglich um 7.30 Uhr<br />
den Niederschlag und gibt die Daten<br />
an den Wetterdienst nach<br />
Potsdam weiter. „Falls esbei mir<br />
mal nicht gehen sollte, springt<br />
mein Schwiegersohnein“, erklärt<br />
Kobel. Der Meteorologie möchte<br />
er aber solange treu bleiben, wie<br />
es seine Gesundheit zulässt. „Und<br />
es wäre mein Traum, wenn ich<br />
noch eineweiße Weihnacht erleben<br />
dürfte.“<br />
Verlässliche Vorhersage<br />
nurfür drei Tage<br />
Wetter istein chaotischesSystem.<br />
Deshalb lässt es sich trotz modernsterTechnik<br />
nur so schwer vorhersagen.<br />
Verlässlich isteinePrognose von<br />
maximal drei Tagen. Bis zu acht bis<br />
zehn Tagenkönnen die Vorhersagen<br />
noch eine Trefferquotevon bis zu<br />
80 Prozent aufweisen, sagt HobbymeteorologeGünter<br />
Kobel. Alles, was<br />
darüber hinausgeht,gehört ins Reich<br />
der Spekulation.
5 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Weihnachtsvorbereitungen im Haus derBegegnungen in Hoyerswerda: Die Bufdis SilkeSchönert-Strege<br />
und Kristina Fabrizius(v.l.) habeninder Möbelwerkstatt gespendetenWeihnachtsschmuck angeboten.<br />
Leiterin MadlenKrenz zeigthierdie liebevoll in buntes Weihnachtspapier verpackten Geschenke für die<br />
Tafel-Kinder.<br />
Fotos: Katrin Demczenko<br />
ImAdventschreiben oder malen<br />
Kinder Wunschzettel,<br />
basteln Geschenke und warten<br />
sehnsüchtig auf die große<br />
Bescherung unterm Christbaum.<br />
Das stimmt für viele Jungen<br />
und Mädchen, aber einige –<br />
leider auch in Hoyerswerda<br />
–können Weihnachten nicht so<br />
unbeschwert feiern.<br />
Um sieund ihreFamilien kümmert<br />
sich das Team vomHaus der<br />
BegegnungeninTrägerschaftdes<br />
vbff(Vereinbarkeit vonBeruf und<br />
Familie fördern) in der Hoyerswerdaer<br />
Ulrich-von-Hutten-Straße<br />
31. „Jetzt imLockdown ist das<br />
schwierig, aber 2021 wollen wir<br />
wieder durchstarten, sobald wir<br />
dürfen“, sagt Madlen Krenz, die<br />
Leiterin der Einrichtung.<br />
AufGeschenkefür die Kinder<br />
wirdnicht verzichtet<br />
Hilfsbereit In diesemJahr müssen die Mitarbeiter im Haus der Begegnungen in<br />
Hoyerswerda wegender Corona-Pandemie auf vielesverzichten, mit dem sie vorallem<br />
Kindern eine Freude gemachthätten. Trotzdem lassen sie sich nicht entmutigen und<br />
engagieren sich –damit die Kinder und ihreFamilien ein schönesWeihnachtsfesthaben.<br />
VonKatrin Demczenko<br />
Corona schränktAngeboteein<br />
Üblicherweise habe die Kreativgruppe<br />
den Speisesaal geschmückt,<br />
in dem immer inder<br />
letzten Woche vor den Ferien<br />
Schulklassen ihreWeihnachtsfeiern<br />
hatten, berichtet Bärbel Zimmerhackel.<br />
Sie war 2018 als Bundesfreiwilligendienstlerin<br />
(Bufdi)<br />
beteiligt und hatte mit den Kindern<br />
Geschenke gebastelt. „Ach,<br />
das war eine schöne Zeit“, erinnertsie<br />
sich gern zurück. Derzeit<br />
kocht sie als Euro-Jobberin mit<br />
anderen Mitarbeitern Mittagessen<br />
und reicht esden Kunden<br />
durchs Fenster.<br />
IhreKollegin JennyGregorerzählt<br />
von Plätzchen, die die Küche<br />
imAdvent für jene Kinder<br />
und Jugendlichen gebacken hat,<br />
die in der Hoyerswerdaer Tagesklinik<br />
für Psychiatrie,Psychotherapie<br />
und Psychosomatik behandelt<br />
werden. In den Vorjahren haben<br />
diese Patienten im Haus der<br />
Begegnungen Weihnachten gefeiert.<br />
2020 können sie wenigstens<br />
in der Klinik leckeres Gebäck aus<br />
der Küchedes Hauses derBegegnungen<br />
naschen.<br />
Hausder Begegnungen in Hoyerswerda<br />
Im Haus der Begegnungen<br />
desTrägers<br />
vbff (Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familien fördern<br />
in Ost<strong>sachsen</strong> e.V.)<br />
in der Ulrich-von-Hutten-Straße<br />
31 finden Familien,<br />
Frauen sowie<br />
Asylbewerber Unterstützung,<br />
die ihr Leben<br />
neu ordnen wollen. Die<br />
Suppenküche, die Möbelwerkstatt,die<br />
Tafel<br />
sowie die Kleiderkammer<br />
geben HilfeinNotsituationen.<br />
DerJobtreff<br />
unterstützt Arbeitslose,<br />
und die Alltagsbegleiter<br />
kümmern sich um Senioren.<br />
Die Sozialberatung<br />
hilftallen Menschen, die<br />
bei Behörden Anträge<br />
stellen müssen.<br />
Kontakt:<br />
Telefon<br />
03571 609886<br />
Puppentheater muss warten<br />
Im Advent 2019 kamen Kita- und<br />
Hortkinder aus Hoyerswerdaund<br />
Umgebung in das Puppentheater<br />
in der Ulrich-von-Hutten-Straße<br />
31. Auf der Bühne erlebten sie<br />
kreativ veränderte Geschichten<br />
aus Kinderbüchern, berichtet deren<br />
Schöpferin Madlen Krenz.<br />
Mit der Puppenspielgruppe hat<br />
sie die Stücke geprobt, die Kulissen<br />
wurden vonder Kreativgruppe<br />
mit der Hand gemalt. Und<br />
wenn Kita-Kindernicht kommen<br />
konnten, fuhren eben die Puppenspieler<br />
mit einer kleineren Bühne<br />
zu ihnen. Wie Madlen Krenz<br />
erzählt, waren sie schon öfter in<br />
den Einrichtungen in Bernsdorf,<br />
Bluno undimBetriebskindergartender<br />
Firma Pewo in Bergen. Sie<br />
wünscht sich, dass all diese Auftritte<br />
bald wieder möglich sein<br />
werden.<br />
Etwas hat sich dann aber auch<br />
in diesem Corona-Jahr nicht geändert:<br />
Alle Kinder bis zum<br />
zwölftenLebensjahr,deren Eltern<br />
die Tafelnutzen, erhaltenvon den<br />
Mitarbeitern des Hauses ein<br />
Weihnachtsgeschenk.<br />
So können sich 107 Kinderentsprechend<br />
ihres Geschlechtsund<br />
Alters über Puppen, Spiele, Teddys,<br />
spannende Bücher und einen<br />
Schoko-Weihnachtsmann freuen,<br />
zählt Madlen Krenz auf.Sie weiß:<br />
Das wäre ohne freiwillig spendende<br />
Bürger und Firmen aus<br />
Hoyerswerda nicht möglich. Dafür<br />
ein dickes Dankeschön! Die<br />
Eltern haben die Päckchen für<br />
ihre Kinder pünktlich vorm Fest<br />
zur Öffnungszeit der Tafel erhalten.<br />
Kristina Fabrizius, die derzeit<br />
als Bufdi in der Möbelwerkstatt<br />
im Haus der Begegnungen arbeitet,<br />
freutsich für ihren Sohn über<br />
diese Aktion. Er gehört auch zu<br />
jenen 50 Kindern, die einen<br />
Wunschzettel bei der Initiative<br />
„MitmachstadtHoyerswerda“ abgeben<br />
durften.<br />
Projekt„Mitmachstadt“hilft<br />
Dabei erfüllen Hoyerswerdaer<br />
Bürger 200 Kinderwünsche im<br />
Wert von jeweils maximal<br />
20 Euro. Die kleinen Empfänger<br />
haben ihrePäckchen gestern und<br />
vorgestern im Lausitz-Center<br />
vomWeihnachtsmann überreicht<br />
bekommen. Center-Manager DieterHenkehat<br />
dabei streng auf das<br />
Einhalten der Abstände und Hygienevorgaben<br />
geachtet.<br />
Da der Weihnachtsmann im<br />
Advent Hilfe braucht, hatte Madlen<br />
Krenz den Familien die<br />
Wunschzettel indie Briefkästen<br />
geworfen. Kristina Fabrizius<br />
dankt ihr und meint: „Zwei Geschenke<br />
mehr unterm Tannenbaum<br />
sind doch toll.“ Dann zeigt<br />
sie die hübschen Weihnachtskrippen<br />
undChristbaumkugeln, die in<br />
der Adventszeit neben den sonst<br />
in der Möbelwerkstatt erhältlichen<br />
Schränken und Sofasstehen.<br />
All das seien ebenfalls Spenden,<br />
die helfen, dass jede Familie ein<br />
schönes Weihnachtsfest feiern<br />
kann, sagt Kristina Fabrizius.
6 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Allein zu Haus oder gemeinsam –<br />
wasbringtdas Fest?<br />
Weihnachten im Corona-Jahr Eine Familien-Beraterin erzählt,was siederzeit erlebt und<br />
hält Anregungen bereit für eine Weihnacht in besonderer Zeit. VonBeate Möschl<br />
„<br />
Weihnachten im Corona-Jahr<br />
ist andersals<br />
je zuvor. Wasmacht<br />
das mit uns und dem<br />
Fest? Manuela Werner von<br />
der Ehe-, Familien- und Lebens-Beratungsstelle<br />
der Caritas<br />
in Cottbus berät Menschen mit<br />
Problemen allen Alters, aus Familien<br />
inverschiedenen Situationen,<br />
als Eltern, Großeltern und<br />
auch Alleinstehende.<br />
„Jede Lebens-Form hat ihre eigenen<br />
Herausforderungen, die<br />
sich manchmal zu Weihnachten<br />
zuspitzen“, sagt sie und räumt mit<br />
einer irreführenden Annahme<br />
auf: „DieKontakt-und Reisebeschränkungen<br />
sind ein Einschnitt<br />
für alle, aber nicht allein<br />
die Ursache für unerfüllteErwartungen<br />
zum Fest. Natürlich geben<br />
sich alle Mühe, aber die Probleme,<br />
die das ganze Jahr über bestehen,<br />
sind Weihnachten nicht<br />
plötzlich weg.“<br />
Einschränkungen ein Segen?<br />
So erlebt sie, dass beispielsweise<br />
Patchwork-Familienoft einorganisatorisches<br />
Problem an den<br />
Feiertagen haben,alle Groß- und<br />
Stiefgroßeltern unter einen Hut<br />
zu bringen. Oder dass Alleinstehende<br />
sichfürchten vorden langen,<br />
einsamen Feiertagen, „an denensie<br />
sich besondersallein fühlen“.Auch<br />
vonGroßmüttern weiß<br />
sie zu berichten, die traurig sind,<br />
weil sie doch immer fürihreKinder<br />
da waren, sich nun aber keiner<br />
mehr blicken lässt, und selbst<br />
die Enkelanderes im Sinn haben,<br />
als Weihnachten bei Oma zu verbringen.<br />
Kann essogesehen nicht sogar<br />
sein, dass Ausnahmesituationen,<br />
wie wir sie in diesem Jahr erleben,imZweifel<br />
ein Segen sind?<br />
Weil es den üblichenWeihnachts-<br />
Manuela Werner istpsychologische Beraterin in der Ehe-, Familien-und Lebens-Beratungsstelle der Caritas in Cottbus.<br />
stress, enttäuschte Erwartungen,<br />
Kränkungen und Streit vermeiden<br />
hilft, wenn man sich garnicht erst<br />
sieht?<br />
Ein Gedanke, der verbreitet ist,<br />
aber nur scheinbar Charme hat,<br />
wie Manuela Werner deutlich<br />
macht. „Es ist ja nicht nur das<br />
Coronavirus, der das Weihnachtsfest<br />
in diesem Jahr problematisch<br />
macht, sondern die Frage, wie flexibel<br />
der Einzelne mit der Situation<br />
umgeht. Corona wirkt wie<br />
ein Brennglas. Probleme können<br />
sich verdichten oder entspannen.“<br />
Kontaktbeschränkungen könnten<br />
zwar ein willkommener Vorwand<br />
sein, anstrengende Weihnachtsbesuche<br />
bei Eltern oder<br />
Großelternzumeiden. „Aberdie<br />
Mutteroder Großmutter, dieihre<br />
Kinder und Enkel kennt und<br />
weiß, dass sie nie wirklich gerne<br />
kommen, wirdtrotzdem gekränkt<br />
sein, auch wenn die Corona-Auflagen<br />
als Begründung herhalten.“<br />
Andererseits gibt es Großel-<br />
Zwischen Weihnachts-Wunsch-Idylle undRealität<br />
Die Kinder und Enkel<br />
haben „wenig Zeit“ und<br />
Lust,zur Großmutterzu<br />
kommen?Dann fragen<br />
Sie sie doch mal, wassie<br />
gerne essen, spielen<br />
oder sonstsomögen.<br />
Haben Sie es rausgefunden,<br />
überlegenSie gemeinsam,<br />
wie sie das<br />
am besten umsetzen<br />
und einplanen können,<br />
damit alle eine gute<br />
Zeit miteinander verleben.<br />
Kennen Sie sich in<br />
dem Metier Ihrer Enkel<br />
nicht aus, können Sie es<br />
sich vonIhnen erklären<br />
lassen. Bekannte mit<br />
gleichaltrigen Enkeln<br />
können Sie befragen.<br />
Sie sind allein und gar<br />
keiner hat sich nach Ihnen<br />
erkundigt? Gehen<br />
Sie in Vorleistung, rufen<br />
Sie IhreBekannteoder<br />
IhreNachbarin an, von<br />
der Sie wissen, dasssie<br />
auch allein ist. Fragen<br />
Sie, wie es ihr geht.Vielleicht<br />
verabreden Sie<br />
sich ja, den nächsten<br />
Spaziergang zusammen<br />
zu unternehmen oder zu<br />
einem festen Termin<br />
wieder miteinander zu<br />
reden, am Telefonoder<br />
bei einer TasseTee.<br />
Ihnen fehlt eine gute<br />
Idee,wie Sie auf die kritischen<br />
Momentereagieren?GuteIdeen<br />
haben<br />
oftdie guteFreundin,<br />
die Kinder,auch Arbeitskollegen.<br />
Fragen Sie<br />
doch bei Ihnen nach,<br />
wie es ihnen mit Weihnachten<br />
geht,obsie<br />
auch Angst vordem Alleinsein<br />
oder dem Familienbesuch<br />
haben, was<br />
sie tun, wassie lassen<br />
und wassie viel lieber<br />
tun würden.<br />
NächstesJahr wird<br />
allesbesser,sagen<br />
Sie? Glückwunsch! Das<br />
istder ersteSchritt zu<br />
einem richtig guten<br />
Plan. Schreiben Sie auf,<br />
wasIhnen in den Sinn<br />
kommt,und sammeln<br />
Sie, wasdie Familie an<br />
Ideen geäußert hat.So<br />
haben Sie die ersten<br />
Ideen schon griffbereit,<br />
wenn es an die Planung<br />
desnächstenWeihnachtsfestes<br />
geht.<br />
Corona wirkt<br />
wie ein Brennglas.<br />
Probleme können<br />
sich verdichten oder<br />
entspannen.<br />
„<br />
Fürdie<br />
schlimmsten<br />
Momente machen<br />
wir einen<br />
Notfall-Plan.<br />
Foto:Beate Möschl<br />
tern, die sagen, ihnen sei es egal,<br />
ob sie sich mit Corona anstecken.<br />
Ihnen sei wichtig, Weihnachten<br />
in Familie zuerleben.<br />
„Auf der einen Seite ist dieser<br />
Wunsch sehr gut zu verstehen.<br />
Gleichzeitig möchten erwachsene<br />
Kinder ihre Eltern und Großeltern<br />
nicht unnötig gefährden,<br />
weil sie denken, es sich nie verzeihen<br />
zu können, wenn ihreLieben<br />
dann erkranken“, schildert<br />
Manuela Werner aus der Beratungspraxis<br />
und sagt: „Ich glaube,<br />
trotz offizieller Lockerungen<br />
zu Weihnachten wird das zu bedenken<br />
sein, und esmuss eine<br />
Entscheidung getroffen werden in<br />
der Familie.“<br />
Das müsse niemand allein mit<br />
sich ausmachen, sagt sie und<br />
empfiehlt, miteinander zureden,<br />
auszusprechen, was einen bewegt,<br />
und dem anderen zuzuhören,<br />
welche Sorgen und Bedürfnisse<br />
er hat. „So lassen sich gemeinsam<br />
Entscheidungen treffen,<br />
mit denen amEnde jeder gut leben<br />
kann.“ „Wir haben hier viele<br />
Menschen, die Sorgen und Nöte<br />
haben, wenn sie an die Weihnachtsfeiertage<br />
oder Silvester<br />
denken. Oft kennen sie die Momente,indenen<br />
es amschlimmstenwird,<br />
ziemlich genau. Fürdiese<br />
Momente machen wir hiergemeinsam<br />
einen Plan, eine Art<br />
Notfall-Plan, falls es wirklich<br />
schlimm wird“, erzählt Manuela<br />
Werner.<br />
Doch wie sieht so ein Notfall-Plan<br />
aus? „Das ist natürlich<br />
hochverschieden“, sagt Manuela<br />
Werner und erzählt vonder Frau,<br />
die sich für einen besonderen<br />
Weihnachtsspaziergang entschieden<br />
hatund sich dafür ihren Lieblingsmantel<br />
zurechtlegt. „Andere<br />
suchen einen besonderen Ort auf,<br />
der ihnen Kraftgibt oder gute Erinnerungen<br />
schenkt. Auch<br />
DVDs werden gern bereitgelegt<br />
oder ein gutesBuch. Eine Seniorin<br />
hat einfach ihre Freundinnen<br />
gefragt, ob sie sie zu bestimmten<br />
Zeiten anrufen kann.<br />
Die haben sich dann reihum dazu<br />
verabredet. AmEnde haben alle<br />
Freude daran gehabt.“<br />
Kreativ werden<br />
Wasaber, wenn der traditionelle<br />
Gang zur Kirche nicht möglich<br />
ist? „Das kann ein harter Einschnitt<br />
sein“, sagt Manuela Werner.<br />
Sie macht Mut, dann kreativ<br />
zu werden und Spiritualität mal<br />
anders zu leben: „Es gibt viele<br />
Ideen zum Beispiel imInternet.<br />
Viele Kirchgemeinden machen<br />
sich richtig gute Gedanken dazu<br />
und stellen sie zur Verfügung.“ So<br />
kann der unfreiwillige Verzicht<br />
auf den Weihnachts-Gottesdienst<br />
auch inspirierend sein<br />
und einmal mehr bewusst werden<br />
lassen, was wirklich wichtig<br />
ist.<br />
Maurer- &Klinkerarbeiten ·Putzleistungen<br />
Meinen Kunden wünsche ich besinnliche<br />
Weihnachtsfeiertage sowie ein gesundes<br />
underfolgreichesneues Jahr!<br />
Ralf Gebhardt<br />
Pflasterweg7<br />
03130Spremberg<br />
Tel. 03563-34 26 56<br />
Fax 035 63-6 08 09 14<br />
Funk 0173-9 33 53 76<br />
Pflasterarbeiten ·Mauerwerksabdichtungen
7 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Wenn im Spreewald<br />
die Fließezufrieren,<br />
wird gefühlt jeder<br />
Einwohner zum Geheimtippgeber<br />
–oder auch zum<br />
Geheimtipp-Geheimhalter –, was<br />
die besten Stellen für freches Flitzen<br />
auf den Flächen angeht. Jahr<br />
um Jahr warntdie Wasserschutzpolizei<br />
vordem Betreten derFließe<br />
–und das ist gut so, denn um<br />
ordentlich zuzufrieren und sämtliche<br />
Eisprinzessinnen, Puckjäger<br />
und andere Kufenfreunde sicher<br />
zu tragen, braucht es schon ein<br />
paar eiskalte Nächte –und auch<br />
Tage.<br />
Ein Traum aus Eis<br />
Doch wenn die Temperatur ausreichend<br />
lange unter null verharrt,<br />
verwandelt sich die Fließlandschaft<br />
in einen majestätischen<br />
Traum aus Eis. Geeignete<br />
Flächen gibt es viele –von der<br />
überschwemmten Wiese über<br />
den zugefrorenen See bis zu den<br />
flachen Fließen mit dicker Eisschicht,<br />
die man sonst als Wasserweg<br />
fürs Kahnfahren nutzt.<br />
Geheimtipp-Kenner dürfen so<br />
manchen Abschnitt an den knackig-kalten,<br />
sonnigen Tagenganz<br />
für sich (und dann dieses Jahr<br />
auch coronakonform) genießen.<br />
Für Freunde des geselligen Eisausflugs<br />
gab es in den vergangenen<br />
Jahren spontane Anlaufpunkte<br />
mit Glühwein und wärmenden<br />
Leckereien.<br />
Eislaufen in der Historie<br />
Historischgesehen warendie zugefrorenen<br />
Fließe im Spreewald<br />
weniger fürsVergnügen, sondern<br />
für die Arbeit wichtig. Im Lübbener<br />
Stadt- und Regionalmuseum<br />
gibt eseinen ganzen Fundus an<br />
Schlittschuhkufen aller Art, die<br />
unter die Winterschuhe geschnalltwurden.<br />
Die Postkartenbildervon<br />
Heutransporten übers<br />
Eis, manchmal handkoloriert,<br />
sind im kollektivenSpreewaldgedächtnis<br />
ebenso verankert.<br />
Undzwargleich neben der vergnüglichen<br />
Seite, den Spreewäldern<br />
mit ihren Stoßschlitten, Kindern<br />
und –ein besonderer Hingucker<br />
–Frauen der FließlandschaftinTracht.Wer<br />
sie erblickt,<br />
fragt sich unwillkürlich, wie<br />
warm (oder besser: wie kalt) das<br />
ist – immerhin entsteht beim<br />
Schlittschuhlaufen ein gewisser<br />
Fahrtwind. Die Vorstellung lässt<br />
Wenn der Spreewald<br />
zur Eislandschaft wird<br />
Winterzeit Aufschnellen Kufenüberzugefrorene Fließe flitzen, klare<br />
Luft undstille Landschaftgenießen –ein Traum, der sich nicht jeden<br />
Winter erfüllt.Doch wasträgt die Spreewälderin, wenn es kalt wird?<br />
VonIngvil Schirling<br />
So sieht’sbei den Spreewälderinnen unterm Rock aus. Die Steinkirchner Trachtenträgerinnen zeigen, wie<br />
sie sich im Winter warmhalten. Die unbedecktenKörperteiledienendann der Abkühlung,wenn es beim<br />
Tanzen heißwird. DasFotoentstand vordem Lübbener Haus Burglehn.<br />
Foto:privat<br />
Die Tracht,die AlexandraEhrlich<br />
trägt, wärmt allein schon durch<br />
die Stofflagen. Dennoch gibt es<br />
als KälteschutzWollstulpen.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Undlos geht‘s! Mitviel Glück<br />
bietet sich im Winter dieser<br />
Spreewald-Anblick, wenn die<br />
Fließe zugefrorensind.<br />
FOTO: KATRIN KUNIPATZ<br />
AlexandraEhrlichzeigt dieälteste<br />
Tracht in Steinkirchen. Drunterkommt<br />
der Unterrock,andere<br />
tragen spezielle Unterhosen.<br />
FOTO: INGVIL SCHIRLING<br />
schaudern, dass er<br />
am Ende neben Armen<br />
und Beinenwomöglich<br />
auch noch<br />
tiefer liegende<br />
Schichten auskühlen<br />
könnte.<br />
Betrachten wir also nach den<br />
historischen Schlittschuhkufen<br />
die Etage darüber: Wasträgt die<br />
Spreewälderin unterm Rock, damit<br />
sie nicht auskühlt? Eine junge<br />
Frau, diedas wissen mussund<br />
mit ihren Antworten nebenbeibeweist,dassdie<br />
Trachtentradition<br />
im Spreewald nach wie vorgelebt<br />
wird, kommt aus Lübben-Steinkirchen.<br />
Alexandra Ehrlich trägt die älteste<br />
Tracht des Ortsteils der<br />
Spreewald-Kreisstadtund ist Teil<br />
einer aktivenGruppe vonjungen<br />
Leuten, die Fastnacht, Spinte und<br />
andere Höhepunkte feiern –<br />
selbst wenn sie zwischenzeitlich,<br />
vonBerufswegen, weiter wegtätig<br />
sind. Die Tracht wurde von<br />
der Großmutter ihres Freundes<br />
an sie weitergegeben –eine große<br />
Ehreunter Spreewälderinnen.<br />
„Sie passte wie angegossen“,sagt<br />
die Steinkirchnerin, die in der<br />
Spreewald-Info der TKS Lübben<br />
arbeitet. Sie habe nichts ändern<br />
lassen.<br />
AufschnellenKufen<br />
übers Eis flitzen -dieses<br />
Vergnügen gehört zum<br />
Spreewald wie der Zimt<br />
in den Glühwein. Vonder<br />
Historie, die nicht immer<br />
nur mit der vergnüglichen<br />
Seite,sondern auch viel<br />
mit Arbeit zu tunhatte,<br />
zeugtdie<br />
Kufensammlung im<br />
Museum Schloss Lübben.<br />
Foto:Katrin Kunipatz<br />
Die Tracht istwarm<br />
Grundsätzlich wärmt die Tracht<br />
ohnehin durch die vielen Lagen.<br />
„Wir haben lange Unterbuxen“,<br />
sagt AlexandraEhrlich, „aber wir<br />
tragen sie eher, damit man beim<br />
Tanzen, wenn die Röcke fliegen,<br />
nicht zu viel sieht“, sagt sie<br />
schmunzelnd.<br />
Dass diese Buxen zusätzlich<br />
wärmen, ist auf dem Wegzuden<br />
winterlichen Spinte-Veranstaltungen<br />
recht praktisch.<br />
Die Steinkirchnerinnen<br />
machten sich eine<br />
Gaudi daraus, ausnahmsweise<br />
– im<br />
Lübbener Trachtenfestjahr<br />
bei der bedeutsamen<br />
Auftakt-Spinte–mal die Röckezu<br />
heben und Einblick in die blütenweißen<br />
„Unter“-Welten zu geben.<br />
Die Buxeschützt vorkaltem Luftzug<br />
–und für die Beine gibt es<br />
Wollstulpen, die aufwärts der<br />
Fußknöchel bis zu den Oberschenkeln<br />
reichen. Auch die<br />
Arme können derart bedeckt werden,<br />
und für den Oberkörper über<br />
dem Schultertuch gibt es Boleros<br />
oder Blazer.<br />
„Am besten gleich tanzen“<br />
Alexandra Ehrlichs Geheimtipp<br />
ist aber noch ein anderer: „Am<br />
besten schnell einmarschieren<br />
und gleich tanzen“, beschreibt sie<br />
augenzwinkernd die Strategie bei<br />
den Winterveranstaltungen. Das<br />
macht die Wollstulpen schon<br />
überflüssig.<br />
Dass heutzutage junge Frauen<br />
in Spreewaldtracht auf historischen<br />
Kufen ihre Pirouetten drehen,<br />
ist wirklich sehr selten. Vielleicht<br />
zieht, Pandemiefreiheit<br />
vorausgesetzt, mit der Lübbener<br />
Eisbahn solch ein Postkartenmotiv<br />
auf dem Marktplatz ein. Das<br />
wäre historisch.<br />
Bis dahin greift die Spreewälderin<br />
zu dem Mittel, das alle Fans<br />
des Draußenseins im Winter<br />
schätzen: Funktionsunterwäsche<br />
und Thermohose. Der Jagd nach<br />
dem Eishockey-Puck und dem<br />
Ausflug in die Eislandschaft stehen<br />
dann weder Rock noch Luftzug<br />
im Wege.
8 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Bescherkind gibt Hoffnung und Zuversicht<br />
Wendischer Brauch Die Spreewaldweihnacht im Freilandmuseum Lehde<br />
istindiesemJahr ausgefallen. Dafürlebt der Niederlausitzer Brauch desBescherkindes<br />
in der Lübbenauer Altstadt auf. VonPeter Becker<br />
DasBescherkindund seineBegleiterin in der LübbenauerAltstadt.<br />
Im Freilandmuseum Lehde<br />
wird alljährlich zur Spreewaldweihnacht<br />
der NiederlausitzerBrauch<br />
des Bescherkindes<br />
gezeigt. Der Heimatverein<br />
Rubisko, der wendische Trachten<br />
und Bräuche pflegt, hat sich dabei<br />
am Jänschwalder Bescherkind<br />
orientiert und die Figur weitestgehend<br />
an das Original angelehnt.<br />
Vereinsvorsitzende Andrea<br />
Pursche: „Wir wollten den Besuchern<br />
des Freilandmuseums etwas<br />
Besonderes, aber auch Authentisches<br />
bieten. Dass dieser<br />
Wegrichtig war, beweist nicht zuletzt<br />
der Andrang der Besucher,<br />
wenn wir durch das Freilandmuseum<br />
schreiten: Sie wollen vom<br />
Bescherkind Trost und Zuversicht<br />
vermittelt bekommen und<br />
freuen sich über die Wünsche<br />
und über die vergoldeteNuss, die<br />
wir jedem als Glücksbringer<br />
schenken.“<br />
Andrea Pursche hatweder Aufwand<br />
nochMühegescheut,diese<br />
Figur über die Jahre zuetablieren.<br />
Sie berichtet, dass sie spüre,<br />
wie sehr sich „die Menschen da<br />
draußen“ nach Glück und Zufriedenheitsehnen.<br />
Abwechselnd mit<br />
anderen Vereinsfrauen stellt sie<br />
das Bescherkind dar oder ist als<br />
Begleitperson dabei.<br />
Sie erleben dabei so ziemlich<br />
alle menschlichen Gefühlsregungen,<br />
von Hoffnung auf Gesundheitbis<br />
hin auf Verbesserung der<br />
persönlichen Lebensbedingungen,<br />
manchmal begleitet vonTränen<br />
in den Augen. Kinder schauen<br />
staunend und vollerErwartung<br />
in das verdeckte Gesicht –und<br />
sind manchmal auch ein wenig<br />
enttäuscht, denn eine Nuss wird<br />
nicht von jedem Kind als Geschenk<br />
angesehen.Hier hilftdann<br />
elterliche Aufklärung über die<br />
erste Betroffenheit hinweg. Es<br />
kommt sogarvor,dassGästeihre<br />
Nuss vomVorjahr mitbringen und<br />
nur eine neue Segnung wünschen.<br />
All das kommtbei den Organisatorengut<br />
an, denn es zeigt, dass<br />
dasBescherkind einen festen und<br />
nicht wegzudenkenden Platz im<br />
Ablauf der Spreewaldweihnacht<br />
hat.<br />
In diesem Jahr finden bekanntlich<br />
keine Veranstaltungen im<br />
Freilandmuseum Lehde statt.<br />
„Aber das Bescherkind soll dennoch<br />
stattfinden –gerade indieser<br />
Zeit, in der wir Menschen<br />
Hoffnung und Zuversicht mehr<br />
denn je brauchen“, sagt Andrea<br />
Pursche.<br />
Im Rahmen des Lübbenauer<br />
Adventskalenders, eine Aktion<br />
der Altstadthändler, öffnete sich<br />
am 9. Dezemberdie Türder Lübbenauer<br />
Touristinfo. Mit Abstand,<br />
gewährleistet durch eine etwas<br />
längereBirkenrute,wünschtedas<br />
Bescherkind inBegleitung von<br />
Foto:Peter Becker<br />
Nadine Feist Ehrerbietung mit<br />
Glück und Segen; das Streicheln<br />
der Wangemusstefreilich entfallen.<br />
Dafür war der Mundschutz<br />
des Bescherkindes überflüssig,<br />
denn das mehrfach bedeckte Gesicht<br />
bot so etwaswie Vollschutz.<br />
Die vergoldete Nuss, überreicht<br />
von der Begleiterin, wurde sehr<br />
dankbar angenommen.<br />
Brauch wirdauch in der<br />
Oberlausitz gepflegt<br />
Auch um Schleifeund Hoyerswerda<br />
wirdder Brauch desBescherkindes<br />
gepflegt.Mehrals zwei Stunden dauert<br />
es,die großeHoyerswerdaer Festtracht<br />
anzulegen. Dazu gehören bis zu<br />
fünf Unterröckeinverschiedenen Farben,<br />
ein plissierter schwarzerÜberrock<br />
und zwei Schürzen, wovondie<br />
obereweiße mit kunstvoller Lochstickerei<br />
versehen ist. VonHoyerswerda<br />
über Neustadt/Spree,Sabrodt bis<br />
Schleifevariieren die Trachten. Beider<br />
Schleifer Trachtgibt es acht Variationen,<br />
weil jedesKirchspiel ein eigenes<br />
sorbischesChristkind hat.Meist werden<br />
die Trachtenteile über Generationen<br />
vererbt.Hauben und Tücher sind<br />
Prachtstücke, besticktund verziert<br />
mit bunten Bändernund Perlen. Zur<br />
Ausstattung gehört ein Glöckchen,<br />
mit dem es sich bemerkbar macht.<br />
In der sorbisch-katholischen Region<br />
der Oberlausitz gibt es diesen<br />
Brauch nicht.Lediglich um Sollschwitz<br />
bei Wittichenau besucht die „Barborka“,<br />
das Abbild der heiligen Barbara,<br />
am Vorabend des4.DezembersFamilien<br />
mit kleinen Kindern. rhf<br />
RenateScharfweiß,wie das<br />
Hoyerswerdaer Bescherkind<br />
richtig angezogenwird.<br />
Archivfoto: T. Richter-Zippack
9 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
365 Tage im Jahr für herrenlose Katzen da<br />
Sie heißen Heike, Martha,<br />
Klein Bärbel oder Wolfgang.<br />
Die Katzen pesen<br />
durch das Haus vonSusanne<br />
Seidler,über Couch, Tisch und<br />
Stühle. Die Herzbergerin betreibt<br />
eine der vielen Pflegestellen des<br />
Tierschutzvereins Tierhilfe Südbrandenburg.<br />
Die Namen, die<br />
auch in den Impfpasseingetragen<br />
werden, hatsie den Katzen selbst<br />
gegeben. „Ich nehme gern etwas<br />
ältereNamen“, sagt Susanne Seidler<br />
und streichelt Klein Bärbel.<br />
350 Tiere, vorrangig Katzen,<br />
habendie Vereinsmitglieder 2019<br />
an neueBesitzervermittelt.Etwa<br />
400,soschätzen sie,werden es in<br />
diesem Jahr sein. Viele dieserTiere<br />
sind durch Susanne Seidlers<br />
Pflege gegangen.<br />
Angefangen hat alles 2015, als<br />
es in Herzberg große Probleme<br />
mit zahlreichen Friedhofskatzen<br />
gab. Der Verein Tierhilfe Südbrandenburg<br />
hatte sich imNovember<br />
zuvorgegründet, wargerade<br />
ein Vierteljahr alt und Susanne<br />
Seidler die ersteVorsitzende.<br />
„Wir haben die Katzen<br />
eingefangen und kastrieren lassen.<br />
Damals haben auch die erstenTiere<br />
bei uns übernachtet.So<br />
nahm dann alles seinen Lauf“, erzählt<br />
sie. InErmangelung eines<br />
Tierheims im Raum Herzberg<br />
wurden wie bei Susanne Seidler<br />
auch bei anderen Vereinsmitgliedern<br />
Pflegestellen eingerichtet.<br />
19 sind esheute insgesamt.<br />
Wenn Menschen nicht wissen,<br />
wohin mit ihren Katzen, oder<br />
wenn sich für die Jungen keine<br />
Besitzer finden, melden sie sich<br />
bei der Tierhilfe Südbrandenburg.<br />
„Wir schauen uns die Tiere<br />
dann vor Ort an. Wenn sie<br />
neun, zehn Wochen alt sind, trennen<br />
wir sie von der Mutter und<br />
sorgenauch dafür,dassdiese kastriert<br />
wird“, berichtet Susanne<br />
Seidler. Sind die Katzen in ihrer<br />
Obhut, kümmert sich die Tierfreundin<br />
darum, dass sie entwurmt,<br />
geimpft,und gechipt werden.<br />
„Wenn die Katzen dann an<br />
neue Besitzer gegeben werden,<br />
sind sie grundimmunisiert und<br />
Weihnachten mit Vierbeinern Ganze19Pflegestellen hat der<br />
Tierschutzverein TierhilfeSüdbrandenburgimHerzbergerRaum.<br />
Eine vonihnen betreut Susanne Seidler.Seit fünf Jahren<br />
kümmert sie sich täglich um Katzen –auchamHeiligabend,<br />
ihrem 50.Geburtstag. VonBirgit Rudow<br />
haben einen guten Start“, erklärt<br />
Susanne Seidler. Etwa dreimal in<br />
der Woche ist sie miteinem oder<br />
mehrerenihrer Schützlinge beim<br />
Tierarzt. Die Kosten dafür trägt<br />
ebensowie für das Futterder Verein.<br />
Ebenso sorgfältig wie bei der<br />
Aufnahme in die Pflegestellen<br />
geht die Tierhilfebei der Vermittlung<br />
der Katzen vor. Das professionelle<br />
Engagement desVereins<br />
hatsichrumgesprochen. Interessenten<br />
kommen nicht nur aus der<br />
näheren Umgebung, sondern<br />
auch aus Dresden, Berlin oder<br />
Meißen und ab und an sogar aus<br />
den alten Bundesländern.<br />
Susanne Seidler informiert<br />
sich genau darüber, wie und wo<br />
Auch KaterWilli warinder Obhut<br />
derHerzbergerTierschützer.<br />
Mittlerweile haterein<br />
neuesZuhausegefunden.<br />
Foto:TierhilfeSüdbrandenburg/<br />
gillmar/shutterstock.com<br />
Seit fünfJahrenbetreut die Herzbergerin Susanne Seidler eineTierpflegestelle desTierschutzvereins<br />
Tierhilfe Südbrandenburg. Am Herzenliegenihr auch krankeoderverletzte Katzen, wieKleinBärbel, die<br />
durch den Katzenschnupfen einAugeverlorenhat.<br />
Foto:Birgit Rudow<br />
die künftigen Besitzerleben,wie<br />
alt sie sind, wie es mit den Familienmitgliedern<br />
funktioniert. „Es<br />
kann schoneine Weile dauern,bis<br />
wir uns für eine Weitergabe entscheiden.<br />
Schließlich soll sowohl<br />
für die Besitzer als auch für die<br />
Katzen alles gutpassen“, sagt sie.<br />
Die neuen Eigentümer müssen<br />
eine Schutzgebühr bezahlen und<br />
erhalten einen Vertrag, in dem<br />
zum Beispiel auch festgelegt ist,<br />
dass Katzen kastriert werden<br />
müssen.<br />
SusanneSeidlerkümmert sich<br />
aber nicht nur um die niedlichen<br />
kleinen Kätzchen undKater,sondern<br />
auch umkranke und alte<br />
Tiere. Und sie wünscht sich natürlich<br />
auch für sie ein liebevollesneues<br />
Zuhause.Wie zumBeispiel<br />
für Klein Bärbel, die mit einem<br />
Katzenschnupfenindie Pflegestelle<br />
kam und wegen der<br />
Krankheit ein Auge verloren hat.<br />
Oder die alte Katze, die sie im<br />
vergangenen Jahr an eine ältere<br />
Dame vermittelt hat –zur besten<br />
Zufriedenheit vonKatze und neuer<br />
Besitzerin.<br />
92 Tiere, darunter auch fünf<br />
Kaninchen,befinden sich zurzeit<br />
in den 19 Pflegestellen der Tierhilfe.<br />
Neun Katzen umsorgt Susanne<br />
Seidler aktuell selbst. Für<br />
die Herzbergerin heißtdas, jeden<br />
Morgen um halb fünf aufzustehen<br />
und sich als erstes den Tieren zu<br />
widmen. Sie macht die Katzenklos<br />
fertig und versorgt die Tiere<br />
mit Futter. Erst dannkümmert<br />
sie sich umsich selbst.<br />
Zum Glück helfen ihr Mann<br />
und ihre Mutter mit, sagt sie.<br />
Denn nach ein paar klärenden Telefongesprächen,<br />
die zumeist<br />
noch anstehen, muss sie zur Arbeit.<br />
„Viele denken, wir machen<br />
das hauptberuflich. Aber das ist<br />
nicht der Fall. Alle Pflegestellenbetreuerinnen<br />
sind auch noch berufstätig,<br />
haben Ehemänner,Partner,<br />
viele auch Kinder. Wir machen<br />
das alles ehrenamtlich. Jeden<br />
Tag, das ganzeJahr.Wenn die<br />
Familien nicht mitziehen würden,<br />
wäre das garnichtmöglich“, sagt<br />
Susanne Seidler.<br />
Wersolch eine Aufgabe übernimmt,<br />
der braucht vor allem eines:<br />
eine besondere Liebe zum<br />
Tier. Und er darf nicht empfindlich<br />
sein, meint dieHerzbergerin.<br />
Denn die Katzen leben praktisch<br />
im Haushalt mit. Sie haben zwar<br />
ihreKatzenzimmer,aber sie brauchen<br />
auch die sozialen Kontakte.<br />
Und obwohl es bei ihren Schützlingen<br />
ein ständigesKommenund<br />
Gehen ist, baut Susanne Seidler<br />
zu jeder Katze eine Beziehung<br />
auf.<br />
Und sie leidet sehr, wenn ein<br />
Tier krank ist und es ihr trotz aller<br />
Bemühungen nicht gelingt,<br />
sein Leben zu retten. Auch das<br />
kommt vor. „Dann bin ich sehr<br />
traurig. Das geht allen in den Pflegestellen<br />
so“, sagt sie. Dafür entschädigen<br />
aber viele schöne Momente.<br />
Zum Beispiel, wenn die<br />
gesamteKatzenfamilie zufrieden<br />
schnurrend vordem Kamin liegt.<br />
Ihr Herz schlägt für die Tiere.<br />
Da macht es ihr auch nicht viel<br />
aus, dass die Familie wegen der<br />
kleinen Wildfänge wohl auch in<br />
diesem Jahr wieder auf den Weihnachtsbaum<br />
verzichten muss.<br />
Unddas, obwohl Susanne Seidler<br />
am Heiligabend Geburtstag hat<br />
und in diesem Jahr auch noch 50<br />
wird. Diese besonderen Anlässe<br />
lassensichaberauch ohneBaum<br />
schön gestalten, sagt sie.<br />
„Wenn die Katzen<br />
an neue Besitzer<br />
gegeben werden, sind<br />
sie grundimmunisiert<br />
und haben einen<br />
gutenStart.“<br />
Einen Wunsch möchte Susanne<br />
Seidler aber anbringen: Werzu<br />
Weihnachten Tiere verschenken<br />
oder sich ein Haustier anschaffen<br />
möchte, der sollte sich sehr genau<br />
überlegen, ob die Voraussetzungen<br />
für das Tier aber auch für<br />
die Besitzer wirklich gegeben<br />
sind, sagt sie. Denn sonst könnte<br />
es sein, dass die niedliche Katze<br />
vomWeihnachtsabend in einigen<br />
Wochen gar nicht mehr soniedlichineiner<br />
der Pflegestellen der<br />
Tierhilfe landet.<br />
DerVerein hat einen eigenen Internetauftritt<br />
tierhilfe-südbrandenburg.de<br />
und istinsozialen Medien wie Facebook<br />
und Instagram sehr aktiv.
10 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Sovielist klar: Weihnachten<br />
fällt 2020 nicht aus. Auch<br />
nicht wegen Corona. Aber<br />
es wirdein anderes Fest als<br />
sonst. Familien bleiben weitestgehend<br />
unter sich. Übermäßige<br />
Kontakte müssen eingeschränkt<br />
werden, soll die Pandemie bald<br />
vorüber sein. Wieaber wirddann<br />
die Bescherung der Kinder zelebriert?<br />
Wird der Weihnachtsmann<br />
dennoch die Geschenke<br />
bringen?<br />
Reinhard Schwan aus Doberlug-Kirchhain<br />
hat schon imNovember<br />
diese Frage für sich entschieden.<br />
Erwird heute unterwegs<br />
sein. Aber er hat längst<br />
nicht so viele Termine,wie in den<br />
vergangenen Jahren.<br />
Bescherung an der Haustür<br />
Heiligabend in der Pandemie Es istdie Fragealler Fragen am Heiligabend 2020 –mitteninder weltweiten<br />
Corona-Pandemie: Wirdder Weihnachtsmann unterwegssein? Wie soll er bloßdie vielen Geschenkeübergeben?<br />
ReinhardSchwanaus Doberlug-Kirchhain weiß Antworten. VonHeikeLehmann<br />
ReinhardSchwanaus Doberlug-Kirchhainist auch 2020 alsWeihnachtsmann unterwegs.<br />
Die Wunschzettelvon Kindernsammelt derWeihnachtsmann in seinem<br />
goldenen Weihnachtsmannbuch.<br />
Fotos: HeikeLehmann<br />
Kann man einenWeihnachtsmann<br />
beschenken?Klar, mit einem<br />
Bilderbuch zum Beispiel.<br />
Eine Kita kamauf die Idee.<br />
Zeichnungen derKinderwurden<br />
darin gebündelt.<br />
Weihnachtsmann seit 1994<br />
Der 62-Jährige zieht seit 1994 als<br />
Weihnachtsmann von Haus zu<br />
Haus. Reinhard Schwan ist der<br />
Älteste von vier Geschwistern<br />
und stammt aus Sonnewalde. Als<br />
sie klein waren, spieltedie Großmutter<br />
ihnen den Weihnachtsmann.<br />
Er selbst ist stets darauf<br />
bedacht, denMythosWeihnachtsmann<br />
nicht zu zerstören. Selbst,<br />
wenn er ungewöhnliche Wege gehen<br />
muss. In Werenzhain kam er<br />
mal nach getaner „Arbeit“ aus<br />
dem Saal, wolltesich, wie ihm geheißen,<br />
in der Bauernstube nebenan<br />
umziehen. Doch erhatte<br />
nicht mit der Neugier der Kinder<br />
gerechnet. Die Pfiffigsten waren<br />
ihm nachgelaufen und harrten<br />
nun vor der Tür, bis der Weihnachtsmann<br />
wieder herauskam.<br />
Er aber stieg durchs Fenster und<br />
benutzte dann die Haupttür wie<br />
jeder andere andiesem Abend.<br />
Es dauert nur einen Moment,<br />
bis aus Reinhard Schwan mit Bart,<br />
Perücke, Brille und Mantel der<br />
Weihnachtsmann wird. Bestellt<br />
man ihn, ist der Weihnachtsmann<br />
1,82 Meter groß und wiegt<br />
103 Kilo. Erhinterlässt Fußstapfen<br />
der Größe 45. Uhr und Ring<br />
sind tabu, denn Kinder sind sehr<br />
aufmerksam.<br />
Zu seinem Markenzeichen gehört,<br />
dass erüber die Kinder, die<br />
er beschenkt, ganz gern ein bisschen<br />
Bescheid weiß. Das macht<br />
Eindruck. Also nimmt erwenige<br />
Tage vorHeiligabendKontakt zu<br />
den Eltern auf.Die Informationen<br />
schreibt oder klebt er–wenn die<br />
Eltern ihm einen Zettel inden<br />
Briefkasten werfen –inein dickes<br />
Buch. „Schließlich ist der Weihnachtsmann<br />
schon ein älterer<br />
Herr. Kein Mensch verlangt von<br />
ihm, dass ersich alles merken<br />
kann“, sagt Schwan.<br />
Das papierne Gedächtnis ist<br />
von großem Vorteil. Er erklärt:<br />
„Ich kann nachschlagen und<br />
manchmal Dinge überEltern,die<br />
schon als Knirpse vor mir saßen,<br />
einfließen lassen.“ Ermag, wenn<br />
Kinder auf seinen Besuch vorbereitet<br />
sind. „Manche setzen sich<br />
sogar für mich ans Klavier“, erzählt<br />
er.<br />
Einmal hat er21Familien am<br />
Heiligabend und den Feiertagen<br />
abgeklappert. Heiligabend bei<br />
Schwans selbst begann nicht selten<br />
erst nach 21 Uhr. Aber auch<br />
ein Weihnachtsmann ist nicht unbegrenzt<br />
belastbar. „Vor einigen<br />
Jahren bin ich amzweiten Feiertagmit<br />
Vorhofflimmern im Krankenhaus<br />
gelandet“, erinnert er<br />
sich.<br />
Dennochist es jedes Jahr das<br />
Gleiche: Die ersteAnmeldung<br />
trudelt ein Jahr vorher ein, obwohl<br />
er gar keine Werbung<br />
macht. Wieabernun umgehen<br />
mit der Pandemie? Hat der<br />
Weihnachtsmann Angst vor Corona?<br />
„Jein“, antwortet er. „Meine<br />
Tochter arbeitet als Rettungsassistentin,meine<br />
Frau in der Altenpflege,<br />
meine andere Tochter<br />
im MedizinhausKröger. Wirhalten<br />
uns an die Bestimmungen.<br />
Mein Bruder hatte sich dennoch<br />
infiziert. Und ich will das nicht<br />
haben.“<br />
Er sagt: „Es wird eine Bescherung<br />
mit Abstand. Und eswird<br />
keine Fotosmit Weihnachtsmann<br />
und Kindern geben. Aber Kinder<br />
verstehen das. Meine Enkeltochter<br />
ist sieben und glaubt noch an<br />
den Weihnachtsmann.Sie hatgesagt,<br />
er kann ja auf der Straße stehen<br />
bleiben und die Geschenke<br />
ablegen und sie bleibt imHausflur.“<br />
Klingt nach einer gutenLösung.<br />
Weiß sie, dass ihr Opa im<br />
Kostüm steckt? „Vermutlich<br />
nicht, sie hatzwarmal gesagt, der<br />
Weihnachtsmann hört sich an,<br />
wie der Opa. Da habe ich geantwortet,<br />
würde er sich wie die<br />
Oma anhören, wäre es ja nichtder<br />
Weihnachtsmann“, erzählt Reinhard<br />
Schwan.<br />
Drückenwir die Daumen, dass<br />
alle Weihnachtsmänner heute<br />
verschont bleibenvom Virus. Sie<br />
sind für uns und unsere Kinder<br />
unterwegs.<br />
Weihnachtsmann-<br />
Ehrenkodex<br />
DerWeihnachtsmann mag prinzipiell<br />
alle Kinder von0bis 100 und älter.<br />
DerWeihnachtsmann strahltGüte<br />
und Harmonie aus. DerWeihnachtsmann<br />
istgroßzügig und freundlich zu<br />
allen. DerWeihnachtsmann istgeduldig<br />
und ruhig, denn er hat Zeit für jeden.<br />
DerWeihnachtsmann kennt Gedichte,<br />
Geschichten und Weihnachtslieder.Der<br />
Weihnachtsmann schafft<br />
eine schöne und frohe Stimmung. Der<br />
Weihnachtsmann flucht nie. Der<br />
Weihnachtsmann isst,trinktund telefoniert<br />
nicht im Kostüm und im Beisein<br />
vonPersonen (mit Ausnahme,<br />
der Anlasserfordert etwasanderes).<br />
DerWeihnachtsmann raucht nicht im<br />
Kostüm. DerWeihnachtsmann ist<br />
stetskorrektgekleidet.<br />
Quelle: www.weihnachtsbüro.de
11 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Hölzern wirkt Angela<br />
Merkel in Spremberg.<br />
Schließlich hatdie Bundeskanzlerin<br />
derzeit so<br />
manche harte Nuss zu knacken:<br />
Eine Nussknackerin verbirgt sich<br />
dann auch hinter der Figur mit<br />
Mundschutz in der Hausarztpraxis<br />
Rust. Und eine Sprechstundenhilfe<br />
macht bereits amFensterdeutlich:<br />
Hier kuriert ein Arzt<br />
mit Sammlerherz seine Patienten.<br />
Weihnachtsmänner, Könige,<br />
Bergleute, Soldaten mit Pickelhaube,Jäger,Matrosen,<br />
Mäusekönig<br />
neben Hase und Pandabär<br />
und sogar Braut und Bräutigam<br />
im kunstvollen Design tummeln<br />
sich auf dem Wegzum Wartezimmer.<br />
Als Einzelstück darf Kollege<br />
„Herr Doctor“ nicht fehlen.<br />
Im Sprechzimmer hält ein lebensgroßer<br />
Soldat Wache. „Ein<br />
Geschenk zu meinem 50. Geburtstag.<br />
Stünde er nicht auf dem<br />
Sockel, wäre er so groß wie ich:<br />
ein Meterachtzig“, sagt der Hausarzt<br />
und präsentiert stolz die<br />
Großfigur aus Neuhausen bei<br />
Seiffen.<br />
Aber egal. Klein, groß, dick,<br />
dünn. Eine Nussknacker-Parade<br />
aus verschiedenen Farben, Formen<br />
undMaterialienfülltdie Vitrinen.<br />
Mehr als 6000 zählen zur<br />
Sammlung von Gerd Rust, die<br />
wohl in ihrer Art zu den größten<br />
Deutschlands gehört. Dazu kommen<br />
noch mindestens 500 Räuchermännchen.<br />
„Irgendwann<br />
habe ich aufgehört zu zählen“,<br />
sagt der 72-Jährige.<br />
Sammeln beginnt in Siebzigern<br />
Feuer gefangen hat erMitte der<br />
70er-Jahre. In einem Thüringischen<br />
Kunstgewerbeladen erstand<br />
er seinen ersten Nussknacker,<br />
einen aus Holz gedrechselten<br />
Soldaten aus Sonneberg. „In<br />
der DDR warendie Burschen fast<br />
nur mit Vitamin Bzubekommen,<br />
blieben doch kaum acht Prozent<br />
von ihnen im Lande“, erinnert<br />
sich der Arzt. Daseine Leidenschaft<br />
groß war, eroft im Erzgebirge<br />
rund um Seiffen und auf<br />
Märkten unterwegs war, brachte<br />
er es bis zur Wende immerhin auf<br />
150 Exemplare. Danach wuchsen<br />
natürlich die Möglichkeiten. Heute<br />
steigert er auch kräftig imInternet<br />
mit. „Da lässt sich dann<br />
auch schon einmal ein Nussknacker<br />
mit Teigbart entdecken, der<br />
vom Urvater des weltbekannten<br />
Seiffener Nussknackers Wilhelm<br />
Füchtner gedrechselt wurde.<br />
Am liebsten aber nimmt Gerd<br />
Rust die Stückepersönlich in Augenschein:<br />
„Ich sehe vonWeitem,<br />
ob es ein Original ist oder eine<br />
billige Nachbildung aus Asien“,<br />
sagt er. Wobei auch von dort inzwischen<br />
recht interessante Arbeiten<br />
kommen, schränkt erein.<br />
Ein ganz Großer bewacht diePraxis. Ohne Sockel misstder treue Soldat<br />
einen Meterachtzig undist somit genausogroßwie derMediziner,der<br />
ihn zu seinem 50.Geburtstag erhielt.<br />
Sprechstunde<br />
im Reich der<br />
Nussknacker<br />
Sammelleidenschaft DerSprembergerArzt<br />
GerdRustist vonmehr als 6000 grimmigen<br />
Gesellen aus Holz, Metall und Porzellan<br />
umzingelt.Erbesitzt eine beachtliche<br />
Sammlung vonNußknackern.<br />
VonIda Kretzschmar<br />
DerNapoleon ausdem Jahre1820ist dasälteste Stückdes Sammlers.<br />
Fotos: IdaKretzschmar<br />
JahrhundertealteHandwerkskunst<br />
Gerd Rust teilt mit anderen<br />
die Leidenschaft<br />
für diese Handwerkskunst.<br />
Amerikaner sind<br />
verrücktnach Nussknackern,<br />
dort gibt es etwa<br />
1000 Liebhaber.In<br />
Deutschland besitzen<br />
50 bis 60 mehr als<br />
1000 Nussknacker.<br />
Die älteste Nusszange<br />
stammt aus dem<br />
Jahr 400 vorChristus<br />
und istamFundort in<br />
Süditalien zu bestaunen.<br />
Geschnitzte Figuren<br />
tauchen erstmals im<br />
14. Jahrhundert auf.Erste<br />
gedrechselteHolzfiguren<br />
aus dem Erzgebirge<br />
werden auf das Jahr<br />
1870 datiert.Esgab sie<br />
allerdingsdavor bereits<br />
in Bayern und Thüringen<br />
in anderer Gestalt.JacobGrimm<br />
führt die<br />
Entwicklung dieserFigurenauf<br />
Götzenfiguren<br />
zurück, die vonden<br />
Menschen aufgestellt<br />
wurden, um Hausgeister<br />
zu besänftigen.<br />
Im Erzgebirge erlebte<br />
die Nussknacker-Produktion<br />
aus der Not heraus<br />
nach dem Ende des<br />
Bergbaus einen unglaublichen<br />
Aufschwung.<br />
DerinSeiffen<br />
ansässigeZimmermann<br />
Wilhelm Füchtner<br />
(1844–1923) schnitzte<br />
Mitte des19. Jahrhundertsden<br />
ersten Nussknacker<br />
und leitetedamit<br />
die Geburtsstunde<br />
der legendären HandwerkskunstimErzgebirge<br />
ein.<br />
Die Nußknacker-Vitrinen<br />
Nur ein kleiner Teil der Sammlung<br />
ist in der Hausarztpraxis zu<br />
sehen. Daheim hat erfünf Zimmer<br />
für seine dekorativen Gesellenreserviert.<br />
Die eigens im Erzgebirge<br />
angefertigten Vitrinen<br />
stehen inReihen hintereinander<br />
und reichen bis zur Decke.<br />
„Traditionellhabendie Kunsthandwerker<br />
den Nussknackern<br />
die Gestalt der Obrigkeit gegeben,<br />
die sich nun durch das Nüsseknacken<br />
untertan machen<br />
mussten.Essind Karikaturen der<br />
Obrigkeit. Deshalb der grimmige<br />
Gesichtsausdruck, der bei jedem<br />
etwas anders ist“, erklärt der<br />
Sammler. In seiner Stube hängt<br />
ein Wandbild, deren elektronische<br />
Stimme das Lied der Nussknacker<br />
nach Heinrich Hoffmann<br />
von Fallersleben (1809-1894) anstimmt:<br />
„Doch die Schalen, ei, die<br />
schmeiß ich Lieber andern hin,<br />
weil ich König bin …“<br />
Zu schade zum Nüsse knacken<br />
Zum Nüsse knacken sind dem<br />
Arzt seine Gefährten zu schade.<br />
„Einigen sieht man an, dass sie<br />
früher durchaus hart arbeiten<br />
mussten. Undmanche sind so stabil<br />
gefertigt, dasssie das auch gut<br />
können“, weiß er. Erselbst benutzt<br />
eine ererbte Metallzange.<br />
Nussknacker aus Messing bewahrt<br />
er ebenso inseiner Sammlung<br />
wie Raritäten aus Meißner<br />
Porzellan, die alle um die 100 Jahre<br />
alt sind. Sie gehören zu seinen<br />
wertvollsten Lieblingsstücken.<br />
Wie auch sein ältester Nussknacker<br />
–ein Napoleon aus Holz und<br />
Pappmaché aus dem Jahre 1820.<br />
Seinem dreijährigen Enkel Moritz<br />
haben es vor allem die Nussknacker<br />
mit Spieluhr angetan.<br />
Jetzt rückt GerdRust die Weihnachtsmänner<br />
und Bergleute<br />
nach vorn. Die Jahreszeit spielt<br />
für ihn dennoch kaum eineRolle.<br />
Täglich sucht erdie Gesellschaft<br />
seiner Nussknacker. Von ihnen<br />
umzingelt, fühlt er sich wohl. Nur<br />
aus dem Schlafzimmer sind sie<br />
vonseiner Frau verbannt worden.<br />
„König Nussknacker, so heiß<br />
ich.Harte Nüsse, die zerbeißich.<br />
Süße Kerne schluck ich fleißig.“<br />
Dabei folgt die scheinbar bunt<br />
durcheinander gewürfelte Truppe<br />
durchaus einer strengen Ordnung.<br />
Sieist nach Herstellern sortiert.<br />
Eigentlich sollten viele seiner<br />
Nussknacker jetzt in Doberlug-Kirchhain<br />
ineiner Ausstellung<br />
stehen. Corona hat das verhindert.<br />
„Einerseits ist es<br />
traurig, weil es schon viel<br />
Arbeit gemacht hat, sie einzuordnen<br />
und einzupacken.<br />
Andererseits bin ich froh,<br />
dass meinen Gefährten<br />
nichts passieren kann“,sagt Gerd<br />
Rust. Auch der Treff der SammlergemeinschaftimNussknackermuseum<br />
Neuhausen musste im<br />
Mai ausfallen.<br />
Aufder Spur der Holzkerle<br />
Während er die Holzkerle wieder<br />
aus den Kistennimmt,fallenihm<br />
Geschichten ein. Alle wesentlichen<br />
Hersteller wollteerpersönlich<br />
kennenlernen. So fährt er<br />
nach der Wende auch in den<br />
Odenwald, um sich bei Lothar<br />
Junghänel umzusehen, dessen geschnitzte<br />
Kreationen weltberühmtsind.<br />
„Ich bin ein Sammler<br />
aus Spremberg“, stellt er sich vor<br />
und fügt hinzu: „Das werden Sie<br />
nicht kennen.“ Von wegen! Es<br />
stellt sich heraus, Junghänel<br />
wuchs am Fuße des Erzgebirges<br />
auf.„Auspolitischen Gründen hat<br />
er in Cottbus imKnast gesessen,<br />
bevor die Familie in die Bundesrepublik<br />
abgeschoben wurde“, erfährt<br />
Rust. Nach dem Toddes Vaters<br />
übernimmt Sohn Hanno allein<br />
die Werkstatt. Junghänels<br />
Nussknacker überqueren noch<br />
immer den Atlantik.<br />
Einmal vor zwölf Jahren kam<br />
ein Paket aus den alten Bundesländern.<br />
Eine gebürtige Sprembergerin<br />
schickte Rust einen geschnitzten<br />
Rübezahl. „Sie werden<br />
schon Verwendung finden“,<br />
schrieb sie. Und ob.<br />
Aber was ist nun mit der hölzernen<br />
Kanzlerin? Rust verrät<br />
nicht, wo sie herkommt. Nur so<br />
viel: „Sie ist aus Holz gefertigt,<br />
aufgeschnitten und wieder<br />
verleimt, umsie stabiler zu machen<br />
–und eine Seltenheit.“<br />
Eine ungewöhnliche Sprechstundenhilfeinder Hausarztpraxis von<br />
GerdRustinSpremberg. Sie begrüßtdie Patienten meistbereitsam<br />
Fenster.
12 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
Christmettekommt ins Wohnzimmer<br />
Tradition Weil die Menschen wegender<br />
Corona-Einschränkungen nicht in die Kirche<br />
kommen, geht der traditionelle musikalische<br />
Gottesdienstzuden Menschen. Dabei<br />
macht moderne Technik auch einen Ausflug<br />
in die Geschichtemöglich.<br />
VonBirgit Keilbach<br />
Hans-Jürgen Kayser hat historische Mitschnitte vonChristmetteund<br />
anderen Gottesdiensten sowie Konzerte Bandfür Band digitalisiert.<br />
Minutefür Minuteder ChristmettehabenPfarrer Martin Meyerund<br />
Jugendleiter Marco Bräunig (l.) für das Videozusammengestellt.<br />
Wenn sich die Heilige<br />
Nacht ihrem Ende<br />
zuneigt, wird in<br />
Luckau eine Tradition<br />
zelebriert, deren Ursprünge<br />
bis ins Mittelalter zurückreichen.<br />
In der ausschließlichvon Kerzen<br />
erleuchtetenHallenkirche wirdin<br />
der Frühe des ersten Weihnachtstagesdie<br />
Christmette nacheinem<br />
überlieferten Ritual gefeiert. Aus<br />
der ganzen Region und weit darüber<br />
hinaus strömen etwa<br />
1000 Menschen heran, um ab<br />
sechs Uhr diesen besonderen und<br />
in Brandenburg einmaligen Gottesdienst<br />
zuerleben.<br />
Dieses Weihnachten wird die<br />
Kirche leer bleiben. Corona<br />
macht eine Aufführung der<br />
Christmette unmöglich. Doch<br />
ganz auf das Erlebnis verzichtet<br />
werden muss nicht. Die Christmette<br />
wirdals Videogottesdienst<br />
im Internet gezeigt.<br />
Das Material dafür haben PfarrerMartin<br />
Meyer,Mitglieder der<br />
Kirchengemeinde und weitere<br />
Luckauer zusammengetragen, bearbeitet<br />
und zusammengestellt.<br />
„Beim Aufräumen im Lager der<br />
Kantorei habenwir ein altes Tonbandgerät<br />
und Bänder mit Aufnahmen<br />
von der Christmette gefunden“,<br />
sagt Hans-Jürgen Kayser.<br />
Die Aufnahmen seien 1956,<br />
1975 und vor allem in den<br />
1960er-Jahren entstanden.<br />
Wiebereits seine privatenTonbänder<br />
digitalisierte erauch die<br />
historischen Aufnahmen der<br />
Christmetten. „Die Aufnahmen<br />
habeich so authentisch gelassen,<br />
mit den Nebengeräuschen inder<br />
Kirche.“ Gut drei Wochen lang<br />
setzte er sich im November<br />
abends hin und überspielte die<br />
Bänder.<br />
Um die Tausend Kerzen erleuchten die großeHallenkirche St.Nikolai<br />
in Luckau zur Christmette. Während desQuempas-Singens bewegen<br />
die Besucher zahlreiche Lichterscheren.<br />
Fotos: Birgit Keilbach<br />
AlteAufnahmen wieder belebt<br />
Ausschnitte davonwerden im Video<br />
von der Christmette ebenso<br />
zu hören sein wie weitereTonaufnahmen<br />
ab1964. Private Videos<br />
aus den Jahren nach 1990 und<br />
zahlreiche Fotos von der Mette<br />
gingen nach einem Aufruf im<br />
Pfarrbüro ein.<br />
Auch das Archiv des Niederlausitz-Museums<br />
erwies sich als<br />
ergiebige Quelle für historisches<br />
Material. „Das ältesteBildist von<br />
1961 und zeigt die dreiSternevor<br />
dem Hochaltar, die für die Heiligen<br />
Drei Könige stehen“, sagt<br />
Pfarrer Meyer. Gemeinsam mit<br />
Jugendleiter Marco Bräunig fügte<br />
er Tonund Bilder sowie Videos<br />
vor der großen Leinwand im<br />
Haus des CVJM zusammen. Minute<br />
für Minute brachten sie Musik<br />
und Bilder stimmig inEinklang.<br />
„Wir haben viele Bilder bekommen<br />
und brauchen sie auch<br />
alle, um die ganz besondere Atmosphäre<br />
der Christmette authentisch<br />
im Video erlebbar zu<br />
machen“, erläutert der Pfarrer.<br />
Der musikalische Gottesdienst<br />
am Weihnachtsmorgen wird in<br />
Luckau schon seitfast 300 Jahren<br />
gefeiert. „Die gesamte organisatorische<br />
Vorbereitung liegt in den<br />
Händen der Kantorei“, sagt Helga<br />
Tucek. Die ehemaligeLeiterin<br />
des Niederlausitz-Museums in<br />
Luckau besucht die Christmette<br />
seit 1974 injedem Jahr und singt<br />
seit vielen Jahren im Kantoreichor.<br />
Zahlreiche spezielle Kerzenständerbestücken<br />
die Sänger<br />
üblicherweise mit Wachslichtern,<br />
darunter 54 Lichterscheren.<br />
Diehistorisch überlieferteBeleuchtung<br />
hatte Kantor Horst<br />
Schinke, der von 1950 bis 1992 an<br />
der Nikolaikirche wirkte, wieder<br />
belebt und sich insgesamt sehr<br />
um die Christmettenkultur verdient<br />
gemacht. Er forschte inalten<br />
Schriften und fand die originale<br />
Handschrift der Luckauer<br />
Christmettenkantate. Siewar 1736<br />
erstmals aufgeführt worden.<br />
Komponiert habe sie Andreas<br />
Müller, von 1726 bis 1775 Kantor<br />
in Luckau. Weil Müller kurz vor<br />
Weihnachten verstarb, wurde<br />
„Festo Nati Christi“ vermutlich<br />
ihm zu Ehren seitdem zum festen<br />
Bestandteil der Christmette.<br />
Aus dem Mittelalter stammt<br />
die Tradition des Quempas-Singens.<br />
An vier verschiedenen Stellen<br />
in der Kirche stehen die Chöre<br />
und singen abwechselnd jeweils<br />
eine Zeile der zwölf Strophen<br />
des Quempas: der<br />
Kantoreichor auf der Orgelempore,<br />
der Altarchor vor dem Hochaltar,<br />
der Soldatenchor auf der<br />
Südempore,der Schusterchor auf<br />
der Nordempore. Dazu bewegen<br />
Chöre und Besucher die Lichterscheren.<br />
Es sei ein erhalten gebliebener<br />
heidnischer Brauch, mit<br />
dem böse Geister vertrieben werden<br />
sollen. Die mit brennenden<br />
Kerzen bestückten Scheren wirkten,<br />
als bewege sich eine Feuerschlange.<br />
300 JahrealteTradition<br />
Eine Stunde dauert die Christmette<br />
mit immer gleichem Ablauf.<br />
Danach gehen die Luckauer<br />
nicht gleich auseinander,sondern<br />
treffen sich inder Familie, mit<br />
Freunden und Bekannten zum<br />
Weihnachtsfrühstück. Auch das<br />
wird indiesem Jahr ausfallen.<br />
„Ich kann es mir noch garnicht<br />
richtig vorstellen, wie es dieses<br />
Jahr ohne Christmette in der Kirche<br />
sein wird“, sagt Hans-Jürgen<br />
Kayser.Auch in Kriegszeiten soll<br />
die Christmette nie ausgefallen,<br />
allerdingsmit verhangenen Fenstern<br />
gefeiert worden sein.<br />
Helga Tucek: „Die Christmette<br />
ist der Höhepunkt des kirchlichen<br />
Lebens in Luckau und der<br />
Inbegriff fürdas Weihnachtsfest.“<br />
Deshalb werden am Weihnachtsmorgen<br />
wie immer die Glocken<br />
der Nikolaikirche läuten. „Zugleich<br />
wird das Christmette-Video<br />
auf dem Youtube-Kanal unserer<br />
Kirchengemeinde freigeschaltet“,<br />
sagt Pfarrer Meyer.