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8 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />

Bescherkind gibt Hoffnung und Zuversicht<br />

Wendischer Brauch Die Spreewaldweihnacht im Freilandmuseum Lehde<br />

istindiesemJahr ausgefallen. Dafürlebt der Niederlausitzer Brauch desBescherkindes<br />

in der Lübbenauer Altstadt auf. VonPeter Becker<br />

DasBescherkindund seineBegleiterin in der LübbenauerAltstadt.<br />

Im Freilandmuseum Lehde<br />

wird alljährlich zur Spreewaldweihnacht<br />

der NiederlausitzerBrauch<br />

des Bescherkindes<br />

gezeigt. Der Heimatverein<br />

Rubisko, der wendische Trachten<br />

und Bräuche pflegt, hat sich dabei<br />

am Jänschwalder Bescherkind<br />

orientiert und die Figur weitestgehend<br />

an das Original angelehnt.<br />

Vereinsvorsitzende Andrea<br />

Pursche: „Wir wollten den Besuchern<br />

des Freilandmuseums etwas<br />

Besonderes, aber auch Authentisches<br />

bieten. Dass dieser<br />

Wegrichtig war, beweist nicht zuletzt<br />

der Andrang der Besucher,<br />

wenn wir durch das Freilandmuseum<br />

schreiten: Sie wollen vom<br />

Bescherkind Trost und Zuversicht<br />

vermittelt bekommen und<br />

freuen sich über die Wünsche<br />

und über die vergoldeteNuss, die<br />

wir jedem als Glücksbringer<br />

schenken.“<br />

Andrea Pursche hatweder Aufwand<br />

nochMühegescheut,diese<br />

Figur über die Jahre zuetablieren.<br />

Sie berichtet, dass sie spüre,<br />

wie sehr sich „die Menschen da<br />

draußen“ nach Glück und Zufriedenheitsehnen.<br />

Abwechselnd mit<br />

anderen Vereinsfrauen stellt sie<br />

das Bescherkind dar oder ist als<br />

Begleitperson dabei.<br />

Sie erleben dabei so ziemlich<br />

alle menschlichen Gefühlsregungen,<br />

von Hoffnung auf Gesundheitbis<br />

hin auf Verbesserung der<br />

persönlichen Lebensbedingungen,<br />

manchmal begleitet vonTränen<br />

in den Augen. Kinder schauen<br />

staunend und vollerErwartung<br />

in das verdeckte Gesicht –und<br />

sind manchmal auch ein wenig<br />

enttäuscht, denn eine Nuss wird<br />

nicht von jedem Kind als Geschenk<br />

angesehen.Hier hilftdann<br />

elterliche Aufklärung über die<br />

erste Betroffenheit hinweg. Es<br />

kommt sogarvor,dassGästeihre<br />

Nuss vomVorjahr mitbringen und<br />

nur eine neue Segnung wünschen.<br />

All das kommtbei den Organisatorengut<br />

an, denn es zeigt, dass<br />

dasBescherkind einen festen und<br />

nicht wegzudenkenden Platz im<br />

Ablauf der Spreewaldweihnacht<br />

hat.<br />

In diesem Jahr finden bekanntlich<br />

keine Veranstaltungen im<br />

Freilandmuseum Lehde statt.<br />

„Aber das Bescherkind soll dennoch<br />

stattfinden –gerade indieser<br />

Zeit, in der wir Menschen<br />

Hoffnung und Zuversicht mehr<br />

denn je brauchen“, sagt Andrea<br />

Pursche.<br />

Im Rahmen des Lübbenauer<br />

Adventskalenders, eine Aktion<br />

der Altstadthändler, öffnete sich<br />

am 9. Dezemberdie Türder Lübbenauer<br />

Touristinfo. Mit Abstand,<br />

gewährleistet durch eine etwas<br />

längereBirkenrute,wünschtedas<br />

Bescherkind inBegleitung von<br />

Foto:Peter Becker<br />

Nadine Feist Ehrerbietung mit<br />

Glück und Segen; das Streicheln<br />

der Wangemusstefreilich entfallen.<br />

Dafür war der Mundschutz<br />

des Bescherkindes überflüssig,<br />

denn das mehrfach bedeckte Gesicht<br />

bot so etwaswie Vollschutz.<br />

Die vergoldete Nuss, überreicht<br />

von der Begleiterin, wurde sehr<br />

dankbar angenommen.<br />

Brauch wirdauch in der<br />

Oberlausitz gepflegt<br />

Auch um Schleifeund Hoyerswerda<br />

wirdder Brauch desBescherkindes<br />

gepflegt.Mehrals zwei Stunden dauert<br />

es,die großeHoyerswerdaer Festtracht<br />

anzulegen. Dazu gehören bis zu<br />

fünf Unterröckeinverschiedenen Farben,<br />

ein plissierter schwarzerÜberrock<br />

und zwei Schürzen, wovondie<br />

obereweiße mit kunstvoller Lochstickerei<br />

versehen ist. VonHoyerswerda<br />

über Neustadt/Spree,Sabrodt bis<br />

Schleifevariieren die Trachten. Beider<br />

Schleifer Trachtgibt es acht Variationen,<br />

weil jedesKirchspiel ein eigenes<br />

sorbischesChristkind hat.Meist werden<br />

die Trachtenteile über Generationen<br />

vererbt.Hauben und Tücher sind<br />

Prachtstücke, besticktund verziert<br />

mit bunten Bändernund Perlen. Zur<br />

Ausstattung gehört ein Glöckchen,<br />

mit dem es sich bemerkbar macht.<br />

In der sorbisch-katholischen Region<br />

der Oberlausitz gibt es diesen<br />

Brauch nicht.Lediglich um Sollschwitz<br />

bei Wittichenau besucht die „Barborka“,<br />

das Abbild der heiligen Barbara,<br />

am Vorabend des4.DezembersFamilien<br />

mit kleinen Kindern. rhf<br />

RenateScharfweiß,wie das<br />

Hoyerswerdaer Bescherkind<br />

richtig angezogenwird.<br />

Archivfoto: T. Richter-Zippack

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