weihnachtsbeilage_sachsen
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9 WEIHNACHTEN 2020 Donnerstag, 24. Dezember 2020<br />
365 Tage im Jahr für herrenlose Katzen da<br />
Sie heißen Heike, Martha,<br />
Klein Bärbel oder Wolfgang.<br />
Die Katzen pesen<br />
durch das Haus vonSusanne<br />
Seidler,über Couch, Tisch und<br />
Stühle. Die Herzbergerin betreibt<br />
eine der vielen Pflegestellen des<br />
Tierschutzvereins Tierhilfe Südbrandenburg.<br />
Die Namen, die<br />
auch in den Impfpasseingetragen<br />
werden, hatsie den Katzen selbst<br />
gegeben. „Ich nehme gern etwas<br />
ältereNamen“, sagt Susanne Seidler<br />
und streichelt Klein Bärbel.<br />
350 Tiere, vorrangig Katzen,<br />
habendie Vereinsmitglieder 2019<br />
an neueBesitzervermittelt.Etwa<br />
400,soschätzen sie,werden es in<br />
diesem Jahr sein. Viele dieserTiere<br />
sind durch Susanne Seidlers<br />
Pflege gegangen.<br />
Angefangen hat alles 2015, als<br />
es in Herzberg große Probleme<br />
mit zahlreichen Friedhofskatzen<br />
gab. Der Verein Tierhilfe Südbrandenburg<br />
hatte sich imNovember<br />
zuvorgegründet, wargerade<br />
ein Vierteljahr alt und Susanne<br />
Seidler die ersteVorsitzende.<br />
„Wir haben die Katzen<br />
eingefangen und kastrieren lassen.<br />
Damals haben auch die erstenTiere<br />
bei uns übernachtet.So<br />
nahm dann alles seinen Lauf“, erzählt<br />
sie. InErmangelung eines<br />
Tierheims im Raum Herzberg<br />
wurden wie bei Susanne Seidler<br />
auch bei anderen Vereinsmitgliedern<br />
Pflegestellen eingerichtet.<br />
19 sind esheute insgesamt.<br />
Wenn Menschen nicht wissen,<br />
wohin mit ihren Katzen, oder<br />
wenn sich für die Jungen keine<br />
Besitzer finden, melden sie sich<br />
bei der Tierhilfe Südbrandenburg.<br />
„Wir schauen uns die Tiere<br />
dann vor Ort an. Wenn sie<br />
neun, zehn Wochen alt sind, trennen<br />
wir sie von der Mutter und<br />
sorgenauch dafür,dassdiese kastriert<br />
wird“, berichtet Susanne<br />
Seidler. Sind die Katzen in ihrer<br />
Obhut, kümmert sich die Tierfreundin<br />
darum, dass sie entwurmt,<br />
geimpft,und gechipt werden.<br />
„Wenn die Katzen dann an<br />
neue Besitzer gegeben werden,<br />
sind sie grundimmunisiert und<br />
Weihnachten mit Vierbeinern Ganze19Pflegestellen hat der<br />
Tierschutzverein TierhilfeSüdbrandenburgimHerzbergerRaum.<br />
Eine vonihnen betreut Susanne Seidler.Seit fünf Jahren<br />
kümmert sie sich täglich um Katzen –auchamHeiligabend,<br />
ihrem 50.Geburtstag. VonBirgit Rudow<br />
haben einen guten Start“, erklärt<br />
Susanne Seidler. Etwa dreimal in<br />
der Woche ist sie miteinem oder<br />
mehrerenihrer Schützlinge beim<br />
Tierarzt. Die Kosten dafür trägt<br />
ebensowie für das Futterder Verein.<br />
Ebenso sorgfältig wie bei der<br />
Aufnahme in die Pflegestellen<br />
geht die Tierhilfebei der Vermittlung<br />
der Katzen vor. Das professionelle<br />
Engagement desVereins<br />
hatsichrumgesprochen. Interessenten<br />
kommen nicht nur aus der<br />
näheren Umgebung, sondern<br />
auch aus Dresden, Berlin oder<br />
Meißen und ab und an sogar aus<br />
den alten Bundesländern.<br />
Susanne Seidler informiert<br />
sich genau darüber, wie und wo<br />
Auch KaterWilli warinder Obhut<br />
derHerzbergerTierschützer.<br />
Mittlerweile haterein<br />
neuesZuhausegefunden.<br />
Foto:TierhilfeSüdbrandenburg/<br />
gillmar/shutterstock.com<br />
Seit fünfJahrenbetreut die Herzbergerin Susanne Seidler eineTierpflegestelle desTierschutzvereins<br />
Tierhilfe Südbrandenburg. Am Herzenliegenihr auch krankeoderverletzte Katzen, wieKleinBärbel, die<br />
durch den Katzenschnupfen einAugeverlorenhat.<br />
Foto:Birgit Rudow<br />
die künftigen Besitzerleben,wie<br />
alt sie sind, wie es mit den Familienmitgliedern<br />
funktioniert. „Es<br />
kann schoneine Weile dauern,bis<br />
wir uns für eine Weitergabe entscheiden.<br />
Schließlich soll sowohl<br />
für die Besitzer als auch für die<br />
Katzen alles gutpassen“, sagt sie.<br />
Die neuen Eigentümer müssen<br />
eine Schutzgebühr bezahlen und<br />
erhalten einen Vertrag, in dem<br />
zum Beispiel auch festgelegt ist,<br />
dass Katzen kastriert werden<br />
müssen.<br />
SusanneSeidlerkümmert sich<br />
aber nicht nur um die niedlichen<br />
kleinen Kätzchen undKater,sondern<br />
auch umkranke und alte<br />
Tiere. Und sie wünscht sich natürlich<br />
auch für sie ein liebevollesneues<br />
Zuhause.Wie zumBeispiel<br />
für Klein Bärbel, die mit einem<br />
Katzenschnupfenindie Pflegestelle<br />
kam und wegen der<br />
Krankheit ein Auge verloren hat.<br />
Oder die alte Katze, die sie im<br />
vergangenen Jahr an eine ältere<br />
Dame vermittelt hat –zur besten<br />
Zufriedenheit vonKatze und neuer<br />
Besitzerin.<br />
92 Tiere, darunter auch fünf<br />
Kaninchen,befinden sich zurzeit<br />
in den 19 Pflegestellen der Tierhilfe.<br />
Neun Katzen umsorgt Susanne<br />
Seidler aktuell selbst. Für<br />
die Herzbergerin heißtdas, jeden<br />
Morgen um halb fünf aufzustehen<br />
und sich als erstes den Tieren zu<br />
widmen. Sie macht die Katzenklos<br />
fertig und versorgt die Tiere<br />
mit Futter. Erst dannkümmert<br />
sie sich umsich selbst.<br />
Zum Glück helfen ihr Mann<br />
und ihre Mutter mit, sagt sie.<br />
Denn nach ein paar klärenden Telefongesprächen,<br />
die zumeist<br />
noch anstehen, muss sie zur Arbeit.<br />
„Viele denken, wir machen<br />
das hauptberuflich. Aber das ist<br />
nicht der Fall. Alle Pflegestellenbetreuerinnen<br />
sind auch noch berufstätig,<br />
haben Ehemänner,Partner,<br />
viele auch Kinder. Wir machen<br />
das alles ehrenamtlich. Jeden<br />
Tag, das ganzeJahr.Wenn die<br />
Familien nicht mitziehen würden,<br />
wäre das garnichtmöglich“, sagt<br />
Susanne Seidler.<br />
Wersolch eine Aufgabe übernimmt,<br />
der braucht vor allem eines:<br />
eine besondere Liebe zum<br />
Tier. Und er darf nicht empfindlich<br />
sein, meint dieHerzbergerin.<br />
Denn die Katzen leben praktisch<br />
im Haushalt mit. Sie haben zwar<br />
ihreKatzenzimmer,aber sie brauchen<br />
auch die sozialen Kontakte.<br />
Und obwohl es bei ihren Schützlingen<br />
ein ständigesKommenund<br />
Gehen ist, baut Susanne Seidler<br />
zu jeder Katze eine Beziehung<br />
auf.<br />
Und sie leidet sehr, wenn ein<br />
Tier krank ist und es ihr trotz aller<br />
Bemühungen nicht gelingt,<br />
sein Leben zu retten. Auch das<br />
kommt vor. „Dann bin ich sehr<br />
traurig. Das geht allen in den Pflegestellen<br />
so“, sagt sie. Dafür entschädigen<br />
aber viele schöne Momente.<br />
Zum Beispiel, wenn die<br />
gesamteKatzenfamilie zufrieden<br />
schnurrend vordem Kamin liegt.<br />
Ihr Herz schlägt für die Tiere.<br />
Da macht es ihr auch nicht viel<br />
aus, dass die Familie wegen der<br />
kleinen Wildfänge wohl auch in<br />
diesem Jahr wieder auf den Weihnachtsbaum<br />
verzichten muss.<br />
Unddas, obwohl Susanne Seidler<br />
am Heiligabend Geburtstag hat<br />
und in diesem Jahr auch noch 50<br />
wird. Diese besonderen Anlässe<br />
lassensichaberauch ohneBaum<br />
schön gestalten, sagt sie.<br />
„Wenn die Katzen<br />
an neue Besitzer<br />
gegeben werden, sind<br />
sie grundimmunisiert<br />
und haben einen<br />
gutenStart.“<br />
Einen Wunsch möchte Susanne<br />
Seidler aber anbringen: Werzu<br />
Weihnachten Tiere verschenken<br />
oder sich ein Haustier anschaffen<br />
möchte, der sollte sich sehr genau<br />
überlegen, ob die Voraussetzungen<br />
für das Tier aber auch für<br />
die Besitzer wirklich gegeben<br />
sind, sagt sie. Denn sonst könnte<br />
es sein, dass die niedliche Katze<br />
vomWeihnachtsabend in einigen<br />
Wochen gar nicht mehr soniedlichineiner<br />
der Pflegestellen der<br />
Tierhilfe landet.<br />
DerVerein hat einen eigenen Internetauftritt<br />
tierhilfe-südbrandenburg.de<br />
und istinsozialen Medien wie Facebook<br />
und Instagram sehr aktiv.