Baumeister 2/2021
Vor und hinter der Fassade
Vor und hinter der Fassade
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Köpfe 2<br />
17<br />
Druckerzeugnis<br />
Fassaden aus dem 3D-Drucker, Gebäudehüllen<br />
aus nur einem Material – das sind die Visionen<br />
von Moritz Mungenast, Architekt und Forscher<br />
am Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudehülle der<br />
TU München. Jetzt hat er Gelegenheit für einen<br />
Großversuch am Deutschen Museum in München.<br />
Text:<br />
Thomas Edelmann<br />
Läuft alles wie erwartet – das ist bei Redaktionsschluss<br />
noch unklar –, betritt man das Deutsche<br />
Museum in München durch einen neuen temporären<br />
Eingang an der Nordwestseite. Dessen bereits<br />
von Weitem sichtbare Besonderheit ist eine komplett<br />
3D-gedruckte Fassade, konzipiert und realisiert<br />
von „3F Studio“, einem Unternehmen, das,<br />
eng mit der Forschung verknüpft, neuartige Fassaden<br />
konzipiert und realisiert. Mitbegründer ist<br />
der Architekt Moritz Mungenast, Jahrgang 1974,<br />
der 2019 über Möglichkeiten der 3D-gedruckten<br />
Fassade promovierte.<br />
Wenn in Praxis und Forschung der Architektur neue<br />
Wege beschritten werden, ist Moritz Mungenast<br />
nicht fern. Er studierte Architektur in Kaiserslautern,<br />
München, Lausanne, Barcelona und machte<br />
2003 an der TU München bei Thomas Herzog sein<br />
Diplom. Mungenasts Vision, die er während seiner<br />
Forschungstätigkeit bereits exemplarisch erprobte,<br />
ist eine Gebäudehülle aus nur einem Material,<br />
die in einem Produktionsvorgang entsteht. Zudem<br />
erfüllt sie zugleich mehrere anspruchsvolle funktionale<br />
Aufgaben: Sie ist gestalterisch an einen spezifischen<br />
Standort adaptierbar, sie übernimmt den<br />
Sonnenschutz und ermöglicht eine visuelle Verbindung<br />
zwischen Innen- und Außenraum. Sie<br />
bietet akustische Abschirmung, Wärmedämmung<br />
und Belüftung und ist zugleich strukturoptimiert:<br />
Ähnlich wie vom Knochenaufbau bekannt, wird<br />
Materie während des Fertigungsprozesses nur dort<br />
eingesetzt, wo sie konstruktiv nötig ist.<br />
Seine erste berufliche Station als Architekt führte<br />
Mungenast 2003 zu Auer + Weber + Assoziierte,<br />
wo er an der Entwurfsplanung für Umbau und Erweiterung<br />
der Olympiahalle München (und später<br />
auch an der Ausführungsplanung) mitwirkte. An<br />
ausgezeichneten Wettbewerbsentwürfen des Büros,<br />
etwa für den Neubau des Empfangsgebäudes<br />
für den Münchner Hauptbahnhof, der den ersten<br />
Preis erhielt, war er beteiligt.<br />
Materialforschung<br />
SWA Urban Design in Sydney, ein Büro, das an der<br />
Schnittstelle von Städtebau und Landschaftsgestaltung<br />
arbeitet, war eine nächste Station für<br />
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