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Strombuds-Mann
26
Früher
war alles
Besser
Teil 4
JÖRG VARGA ist ein fester Knotenpunkt in der
Wiener Metal-Szene. Als Band- und Konzert-
Photograph, als früheres DEVASTATING ENEMY-
Mitglied, Captain bei CALL THE MOTHERSHIP
und als einer der Betreiber des sogenannten
Big Bois Podcasts (einem Youtube-Channel, der
sich dem Geschehen in der
österreichischen Musikszene
widmet) gibt es wohl kaum
eine Person, die einen besseren
Überblick über vergangenes
und aktuelles
Szenegeschehen hat. Deshalb
bat ich ihn im November um
ein Gespräch zu diesem doch
sehr spannenden Thema, dessen
Conclusio ihr hier nun lesen
könnt.
Fangen wir das Thema mit
einer „sozialwissenschaftlichen“
Frage an: Was soll Szene
überhaupt sein? Befragt man
Wikipedia, so bekommt man
folgende Antwort: „Szene
ist eine Form von lockerem
Netzwerk; einem Netzwerk,
in dem sich unbestimmt viele
beteiligte Personen und
Personengruppen vergemeinschaften.“
Ein Kuchen,
der gröSSer wird
Warum die Szene heute besser ist
Im Gespräch mit Mike Seidinger sagte Ex-PUNGENT-STENCH-Drummer Alex Wank in unserer letzten Ausgabe,
dass früher „natürlich“ alles besser war, weil man „damals halt jung war“. Besonders davon betroffen sei offenbar der
Zustand der Wiener Metalszene, obgleich sich das Interesse an selbiger eben aufgrund seines Alters sehr in Grenzen
hält (das hat er gesagt, nicht ich!). Diese Aussage konnte und wollte ich selbstverständlich nicht so einfach stehen
lassen – und habe mir für meinen aktuellen Artikel Verstärkung geholt.
Jörg Varga, hier im typischen
CALL THE MOTHERSHIP Bühnenoutfit
Eine Szene kann sich im
Umfeld von Musikern, Malern, Schauspielern
oder schlichtweg von diversen Clubs entwickeln
und passiert im Regelfall relativ organisch
durch die entstandenen sozialen Kontakte in
einem dementsprechenden Umfeld. In unserem
Fall sind das die Musiker und Fans der unterschiedlichen
Metal-Subgenres, die sich aufgrund
der Musik als gemeinsamer Nenner auf
den gleichen Konzerten und in den gleichen
Clubs treffen und sich in weiterer Folge zu
„szenetypischen“ Aktivitäten verabreden (wie
z.B. eine Band zu gründen).
Als Jörg Teil der Metal-Szene wurde, war er zunächst
nur ein Fan. „Wir haben zu Bands wie
LORDS OF DECADENCE aufgeschaut, der damaligen
Band von Norbert Leitner (Wiener
Musikproduzent) sowie BEFORE THE FALL,
ARTAS oder PERISHING MANKIND. Die waren
schon sehr gut!“.
© Jörg Varga
Diese Bewunderung war es
wohl zum Teil, die zum Antrieb
seines Werdegangs in
den kommenden Jahren wurde.
Jörg wollte Teil dieser Gemeinschaft
werden, die zum
damaligen Zeitpunkt eine lose
Verknüpfung aus unterschiedlichen
Musik gruppen und
Personen war und fing an, sich
einzubringen. Zunächst schoss
er Kon zert- und Bandfotos für
lokale Acts, doch relativ bald
startete seine Karriere als aktiver
Musiker. Mit DEVASTATING
ENEMY spielte er laut eigener
Aussage überdurchschnittlich
viele Shows. 2014 dann das
Aus nach einem absolut würdigen
Abschiedskonzert in
einer ausverkauften „Szene
Wien“, die zeigte, dass es sich
bei der Combo um mehr als
eine lokale Underground-
Band handelte.
Danach wurde es musikalisch kurzfristig etwas
ruhiger um den sanften Hünen. Er widmete sich
wieder mehr der Photographie und schnell war
er im Wiener Umfeld DER Photograph, zu dem
man ging, wenn man hochqualitative Bandfotos
haben wollte. Jeder, der in einer Metal(core)-Band
spielte, wusste relativ bald, wer er war. Und so
passierte es auch, dass seine Worte und seine
Taten in der Szene langsam mehr Gewicht bekamen.
„Es ist schön und gut, wenn du Musiker
in einer Szene bist - doch das ist hier fast jeder.
Jeder hat eine Band, jeder mischt irgendwo mit.
Wenn du als Teil der Szene wahrgenommen
werden möchtest, dann brauchst du ein zweites
Standbein - in meinem Fall die Photographie!“.
Doch das sollte nicht Jörgs einziger Beitrag
bleiben: 2019 startete er mit seinem Freund
Peter Gordebeke den Big Bois Podcast - einem
Youtube-Channel, der allen möglichen Personen
aus der heimischen Metalszene eine Bühne bietet.
Zu Gast waren u.a. bereits Martin Borovnik
(Betreiber des Viper Rooms) oder Marthyn
Jovanovic (Ex-BELPHEGOR). Doch auch zahlreiche
mal mehr, mal weniger bekannte Gesichter kann
man bei ihrem Format „Scenetalkers“ erblicken,
bei dem zwei Musiker von Underground-Bands
über diverse Themen weitestgehend unmoderiert
plaudern. Und da bin ich endlich bei dem
Punkt angekommen, der greifbar macht, wieso
unsere Szene lebendiger und aktiver ist denn je.
„Szene ist ein Kuchen. Wenn sich eine Band
gründet, Lieder aufnimmt und diese auf die
Bühne bringt, dann wird der Kuchen größer.
Jeder Content Creator, jeder Stagehand, jeder
Fan trägt dazu etwas bei. Und das ist prinzipiell
etwas Positives!“. Und wer sich den Channel
des Big Bois Podcasts und in weiterer Folge die
Scenetalkers ansieht, wird feststellen, dass es da
draußen einen ganzen Haufen aktiver Bands
gibt bzw. geben muss. Noch nie war das Angebot
in unserer Hauptstadt so groß und so vielfältig.
Für jeden ist irgendwo eine Truppe dabei, die
seine neue Lieblingsband werden könnte. Und
schon allein deshalb muss man sagen, dass die
Szene heute bestimmt besser ist als noch vor
wenigen Jahrzehnten.
In diesem Sinne freue ich mich auf euer
Feedback, einiges davon drucken wir gerne im
kommenden Heft ab; meinen nächsten Artikel
zum Thema gibt es folglich in Ausgabe #21! Bis
dahin wünsch ich euch noch einen tollen Start
ins Jahr 2021, wir lesen uns!
Stefan
www.facebook.com/jorg.varga
FRÜHER WAR ALLES BESSER?
Wir bitten um eure Meinung zum Thema und
verlosen unter allen diesbezüglichen Einsendungen
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DIE SZENE LEBT
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Programm: www.planet.tt