Bad Driburger Kurier 365
Der Lockdown geht weiter...
Der Lockdown geht weiter...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Bad</strong> <strong>Driburger</strong> <strong>Kurier</strong> Nr. <strong>365</strong> 2. März 2021 Seite 2<br />
MdL Matthias Goeken macht sich<br />
für schnelles Ende des Lockdowns<br />
stark / Goeken und Haase wollen<br />
Werbegemeinschaften helfen<br />
Goeken fordert klare<br />
Öffnungsperspektive<br />
Gespräch an der Theke<br />
Heute beim Spaziergang im Kurpark<br />
Alles was Recht ist Heinrich, diese sogenannten Corona-Schutzverordnungen<br />
gehen mir ganz schön auf den Senkel.<br />
Sag bloß Anton – was meinst Du denn genau?<br />
Naja, Heinrich, die Kneipen sind immer noch zu und dann diese ganzen<br />
Kontaktverbote rauf und runter – was soll das denn bringen? Schon<br />
allein die Tatsache, dass wir mit so einer komischen Maske rumlaufen<br />
müssen nervt mich total. Und wehe, man lässt sich in der Öffentlichkeit<br />
ohne Mund/Nasenschutz erwischen – schon gibt’s was auf die Ohren.<br />
Und das ist auch richtig und gut so Anton – denn mit einer COVID-<br />
Infektion ist weiß Gott nicht zu spaßen. Die kann bei Ausbruch der<br />
Krankheit ja im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Aber auch wenn<br />
nicht – die Krankheit selbst ist ja alles andere als Zuckerschlecken.<br />
Da geht’s wirklich knallhart zur Sache. So einen Ausbruch gilt es mit<br />
allen Mitteln zu verhindern. Und da bietet die Maske, aber auch strenge<br />
Hygieneregeln – sprich ganz oft Händewaschen und Desinfizieren,<br />
sowie Kontaktvermeidung nun mal den besten Schutz.<br />
Schön und gut Heinrich – aber sind nicht die ganzen Hygieneregeln<br />
und Verordnungen nicht mächtig übertrieben?<br />
Das mag der eine oder andere der jetzt erkrankt möglicherweise vorher<br />
auch gedacht haben Anton. Aber jetzt ist es für diejenigen zu spät. Jetzt<br />
haben sie diese schlimme Infektion mit COVID an den Hacken und<br />
können froh sein wenn keine Folgekrankheiten auftreten.<br />
Du machst mich wirklich nachdenklich Heinrich. Da muss ich an meine<br />
Oma denken, die dereinst sagte „Vorsicht ist besser als Nachsicht!“<br />
Womit Deine Oma absolut recht hatte Anton. Es ist wie es ist: mit<br />
Maske im Gesicht und Abstand halten heißt gesund bleiben. Dir jedenfalls<br />
alles Gute.<br />
Bleib auch Du gesund Heinrich.<br />
Kuno<br />
Montagmorgen um 8 Uhr. Es ist bereits das dritte Telefonat,<br />
das der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete heute führt.<br />
Und wie bei fast allen Gesprächen dreht es sich um Corona<br />
und die Auswirkungen in <strong>Bad</strong> Driburg und Umgebung. Am anderen<br />
Ende der Leitung ist Manfred Hütte vom <strong>Bad</strong> <strong>Driburger</strong> <strong>Kurier</strong>. Es<br />
werden die Fragen gestellt, die zurzeit ganz Deutschland beschäftigen:<br />
Wann können wir endlich wieder das „normale“ Leben aufnehmen?<br />
Lockdown bedroht<br />
Existenzen<br />
Eigentlich ist die Karnevalszeit<br />
eine sitzungsfreie Zeit, tatsächlich<br />
reiht sich eine digitale Sitzung an<br />
die andere. Gemeinsam mit dem<br />
Parteikollegen und Bundestagsabgeordneten<br />
Christian Haase geht<br />
Matthias Goeken zu Besuch im Modehaus Stamm in Nieheim.<br />
Carsten Lödige (Friseur Stenner) im Gespräch mit Matthias Goeeken.<br />
Goeken dahin, wo der Lockdown<br />
die Existenzen bedroht: Es gab ein<br />
digitales Meeting mit dem Werbering<br />
Brakel, mit dem Modehaus Stamm<br />
in Nieheim und mit dem Modehaus<br />
Klingemann. Das ist nur eine kleine<br />
Auswahl, so Goeken im Telefonat,<br />
tatsächlich ist das Mitglied des<br />
Verkehrsausschusses sowie des<br />
Ausschusses für Wirtschaft, Energie<br />
und Landesplanung so etwas wie ein<br />
Blitzableiter für den wachsenden<br />
Unmut und das Unverständnis der<br />
Wirtschaft. Er lernt die persönliche<br />
Betroffenheit und die Not der meist<br />
inhabergeführten Unternehmen im<br />
Kreis aus erster Hand kennen. Wichtiger<br />
als jede Überbrückungshilfe sei<br />
jetzt eine klare Öffnungsperspektive.<br />
„Es muss jetzt gezeigt werden, wie<br />
es weitergeht“, sagt er zum <strong>Bad</strong><br />
<strong>Driburger</strong> <strong>Kurier</strong>. Deshalb wolle er<br />
sich noch in dieser Woche mit Christian<br />
Haase und allen Werbegemeinschaften<br />
im Kreis kurzschalten und<br />
Initiativen vorantreiben. Dazu zählen<br />
rechtssichere Sonntagsöffnungen<br />
und weitere Hilfen.<br />
Politiker als Blitzableiter<br />
„Ich stehe wie ein Sender zwischen<br />
Kaimauer und Schiff“, sagt Goeken,<br />
und manchmal sei der Sender auch<br />
eine Art Blitzableiter. Goeken<br />
vermittelt seine Eindrücke an die<br />
Ministerinnen und Minister in Land<br />
und Bund und hofft auf eine klare<br />
Öffnungsperspektive. Allerdings<br />
werden die Coronaregeln in Berlin<br />
entschieden, in der Bund-Länder-<br />
Konferenz, die Minister, das Parlament<br />
und die gewählten Politiker<br />
sind daran nicht oder nicht direkt<br />
beteiligt. „Kein Politiker muss für<br />
seine Taten haften“, sagt er, „dann<br />
sähen manche Entscheidungen anders<br />
aus“. „Viele Politiker in Berlin<br />
quer durch alle Parteien wissen gar<br />
nicht, wie das wahre Leben aussieht“,<br />
sagt der frühere Unternehmer und<br />
Handwerksmeister, was zu einer<br />
„gestörten Wahrnehmung“ führe.<br />
Und mit diesen Entscheidungen ist<br />
Goeken nicht immer einverstanden.<br />
„Es muss sich etwas ändern“, sagt<br />
er und fordert eine Abkehr von einer<br />
Öffnungsperspektive, die sich alleine<br />
an den Inzidenzwerten (35 oder 50<br />
Infizierte pro 100.000 Einwohner)<br />
orientiere. Was hält Goeken von den<br />
verspäteten Zahlungen von Hilfen<br />
an die Unternehmen? Das was die<br />
Unternehmen jetzt brauchen, seien<br />
klare Öffnungsperspektiven. Dann<br />
sprach er sich für Direkthilfen aus,<br />
für die Stundung von Steuern und<br />
Sozialversicherungsbeiträgen, denn<br />
„Liquidität steht vor Rentabilität“.<br />
Die Antragsverfahren von Überbrückungshilfen<br />
seien zu kompliziert.<br />
Sie müssten auch gerade bei den<br />
vielen inhabergeführten Geschäften<br />
im Kreis Höxter den Unternehmerlohn<br />
beinhalten.<br />
Impfen als<br />
Gegenstrategie<br />
Lockerungen erst ab Inzidenzwerten<br />
von 35 oder 50 zu ermöglichen,<br />
lehnt Goeken ab, denn diese Werte<br />
resultieren daraus, wie viel getestet<br />
wird. Vielmehr sollte die Krankenhausversorgung,<br />
die Schwere der<br />
Krankheitsfälle, die Impfquote, die<br />
Zahl der immunen Bundesbürger zu<br />
einer „gemixten Zahl“ zusammengeführt<br />
werden. Gerade durch die Impfung<br />
der älteren Menschen erwartet<br />
Goeken eine deutliche Senkung der<br />
Todesfälle der mit oder an Corona<br />
Verstorbenen.<br />
„Aus der Krise lernen“<br />
„Wir müssen aus diese Krise neu<br />
lernen“, sagt Goeken zum Ende des<br />
Telefonats, „müssen den Datenschutz<br />
anpassen, müssen den Staat schlanker<br />
gestalten, Bürokratie abbauen<br />
und Abläufe effektiver gestalten“. Er<br />
begrüßt Schnelltests für Jedermann<br />
und setzt auf die Impfungen. Goeken<br />
kritisiert die Terminvergabepraxis<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung bei<br />
den Impfungen. Aus der anfänglichen<br />
Impfeuphorie sei eine Mangelverwaltung<br />
geworden. „Jetzt müsste<br />
es langsam besser vorangehen“,<br />
ist Goeken optimistisch. Er spricht<br />
sich dafür aus, im ländlichen Raum<br />
Hausärzte in den Praxen impfen zu<br />
lassen. Selber werde er sich auch impfen<br />
lassen und bei den Impfstoffen<br />
nicht wählerisch sein: „Ich nehme<br />
das was kommt“. Goeken rechnet<br />
damit, dass die Pandemie unsere<br />
Art zu leben ändern wird. Vielleicht<br />
werde die jährliche Impfung zur<br />
Regel, vielleicht sehen Stadt- und<br />
Schützenfeste in Zukunft komplett<br />
anders aus, vielleicht werden die<br />
hohen Hygienestandards demnächst<br />
selbstverständlich. Nachdenklich<br />
wurde Goeken, als seine dreieinhalbjährige<br />
Enkeltochter ihm ihren<br />
größten Weihnachtswunsch verriet:<br />
Endlich wieder in den Kindergarten<br />
zu dürfen. So müsse man bei der<br />
Beurteilung auch die Schäden durch<br />
Vereinsamung, Verarmung und anderer<br />
Begleitumstände mit einbeziehen.<br />
Goekens eigener<br />
„Lock-down“<br />
Der 1. März 2021 ist übrigens für<br />
Matthias Goeken ein besonderer<br />
Termin, eine Art „Lock(en)-down“<br />
im positiven Sinne. Um 8.30 Uhr hat<br />
er endlich nach mehreren Monaten<br />
wieder einen Termin mit dem Friseur<br />
seines Vertrauens. Inzwischen<br />
hat sich Goeken mit seinem langen<br />
Deckhaar angefreundet und will<br />
seine Frisur leicht ändern. „Da lasse<br />
ich dann aber lieber Profis ran“,<br />
lacht der Handwerksmeister und <strong>Bad</strong><br />
<strong>Driburger</strong> Bürger.