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Pirouette No. 02/2021 Februar

Die US-Meisterschaften Die ursprünglich in der SAP Arena im kalifornischen San Jose geplanten Meisterschaften wurden in die für ihr Anti-Corona-Konzept bewährte Orleans Arena nahe Las Vegas verlegt. Wie schon bei Skate America gab es auch diesmal keine Zuschauer, aber jeder Fan konnte wieder gegen Spenden sein Foto auf einem Pappschild in den Sitzreihen platzieren. Zu den wenigen zugelassenen Gästen zählte unsere Fotografin Robin Ritoss, von der auch das Titelbild dieser Ausgabe stammt. Lesen Sie zu den US-Meisterschaften auch das Portrait: Jaroslav Paniot - Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner. … Topthema: · US-Meisterschaften Weiteres aus dem Inhalt: Corona: Eiskunstlauf in Zeiten der Pandemie · Interview: Udo Dönsdorf geht in den Ruhestand · Interview: Nicole Brünner - Bundesnachwuchstrainer-Assistentin im Einzellaufen · Interview: Claudia Unger - Trainerin der Stuttgarter Eiswelt · Interview: Alexa Knierim & Brandon Frazier · Interview: Bradie Tennell · Interview: Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov · Interview: Jennifer Janse van Rensburg & Benjamin Steffan · Neues aus aller Welt · US-Meisterschaften: Nathan Chen holt fünften Titel, Tennell holt Titel zurück, Hubbell/Donohue knapp vorne · Portrait: Jaroslav Paniot - Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner · Skate Canada Challenge - Ein virtueller Wettbewerb · Egna Dance Trophy: Janse von Rensburg/Steffan werden Zweite · Russische Juniorenmeisterschaften: Gold für Evgeni Semenenko, Sieg für Artemeva/Nazarychev, Ushakova/Nekrasov entscheiden Eistanz-Duell, · Geburtstag: Hilde Lehmann wird 105 - älteste Pirouette-Abonnentin · Sichtweisen: Schweizer Einzelläufer und die Pandemie · Michael Obrecht wurde 70 · Neues aus aller Welt · Französische Meisterschaften Titelbild: Alexa Knierim & Brandon Frazier, Foto: Robin Ritoss Paarlaufsieger der US-Meisterschaften wurden Alexa Knierim und Brandon Frazier, die Shooting-Stars von Skate America. Auch als Printversion erhältlich (Erscheinungstermin 18.2.2021) unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2021.html

Die US-Meisterschaften

Die ursprünglich in der SAP Arena im kalifornischen San Jose geplanten Meisterschaften wurden in die für ihr Anti-Corona-Konzept bewährte Orleans Arena nahe Las Vegas verlegt. Wie schon bei Skate America gab es auch diesmal keine Zuschauer, aber jeder Fan konnte wieder gegen Spenden sein Foto auf einem Pappschild in den Sitzreihen platzieren. Zu den wenigen zugelassenen Gästen zählte unsere Fotografin Robin Ritoss, von der auch das Titelbild dieser Ausgabe stammt. Lesen Sie zu den US-Meisterschaften auch das Portrait: Jaroslav Paniot - Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner. …

Topthema:
· US-Meisterschaften

Weiteres aus dem Inhalt:
Corona: Eiskunstlauf in Zeiten der Pandemie
· Interview: Udo Dönsdorf geht in den Ruhestand
· Interview: Nicole Brünner - Bundesnachwuchstrainer-Assistentin im Einzellaufen
· Interview: Claudia Unger - Trainerin der Stuttgarter Eiswelt
· Interview: Alexa Knierim & Brandon Frazier
· Interview: Bradie Tennell
· Interview: Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov
· Interview: Jennifer Janse van Rensburg & Benjamin Steffan
· Neues aus aller Welt
· US-Meisterschaften: Nathan Chen holt fünften Titel, Tennell holt Titel zurück, Hubbell/Donohue knapp vorne
· Portrait: Jaroslav Paniot - Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner
· Skate Canada Challenge - Ein virtueller Wettbewerb
· Egna Dance Trophy: Janse von Rensburg/Steffan werden Zweite
· Russische Juniorenmeisterschaften: Gold für Evgeni Semenenko, Sieg für Artemeva/Nazarychev, Ushakova/Nekrasov entscheiden Eistanz-Duell,
· Geburtstag: Hilde Lehmann wird 105 - älteste Pirouette-Abonnentin
· Sichtweisen: Schweizer Einzelläufer und die Pandemie
· Michael Obrecht wurde 70
· Neues aus aller Welt
· Französische Meisterschaften

Titelbild:
Alexa Knierim & Brandon Frazier, Foto: Robin Ritoss
Paarlaufsieger der US-Meisterschaften wurden Alexa Knierim und Brandon Frazier, die Shooting-Stars von Skate America.

Auch als Printversion erhältlich (Erscheinungstermin 18.2.2021) unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2021.html

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<strong>Pirouette</strong><br />

Nr. 2 | <strong>Februar</strong> 2<strong>02</strong>1<br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Alexa Knierim & Brandon Frazier<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

<strong>Pirouette</strong>-Facebook<br />

US-Meisterschaften


2<br />

Eiskunstlauf in Zeiten der Pandemie<br />

Corona<br />

Eiskunstlauf in Europa<br />

und dem Rest der Welt<br />

in Zeiten der Pandemie<br />

Während Russland in dieser Saison so gut<br />

wie alle geplanten und sogar zusätzliche<br />

Wettbewerbe abgehalten hat – vom Sichtungslaufen<br />

über die nationale Russland-<br />

Pokal-Serie und den Grand Prix bis den<br />

Russischen Meisterschaften und dem<br />

neuen Team-Event – hatten die Läufer im<br />

Rest der Welt viel weniger Gelegenheit,<br />

sich mit hochklassiger Konkurrenz zu<br />

messen oder überhaupt zu starten. Die<br />

<strong>Pirouette</strong> hat über alles berichtet, hier geben<br />

wir ein Jahr nach Beginn der Pandemie<br />

einen Überblick über die Situation in<br />

Europa und im Rest der Welt.<br />

Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr<br />

2<strong>02</strong>0 waren fast alle Eiskunstläufer weltweit in<br />

häuslicher Quarantäne und hielten sich so gut es<br />

ging in Form. Die Trainer, nationale Verbände<br />

und die ISU organisierten online Trainingseinheiten.<br />

Nach und nach öffneten die Hallen wieder<br />

zumindest für Kadersportler, was von Land zu<br />

Land und sogar von Region zu Region unterschiedlich<br />

war. In Deutschland zum Beispiel<br />

durften in Bayern Eistanzpaare zunächst keine<br />

Elemente wie Hebungen und <strong>Pirouette</strong>n trainieren,<br />

bei denen sie sich berühren, während das in<br />

Berlin schon möglich war.<br />

Deutschland war das erste Land der Welt, dass<br />

im September mit der Nebelhorn Trophy einen<br />

„echten“ (also nicht virtuellen, per Internet ausgetragenen)<br />

Wettbewerb abhielt. Das war ermutigend.<br />

Aber mit dem Herbst stiegen die Corona-<br />

Infektionen überall wieder an und mehr und<br />

mehr Wettbewerbe wurden abgesagt. Dennoch<br />

hielten einige Länder nicht nur nationale Meisterschaften,<br />

sondern sogar internationale Wettbewerbe<br />

ab: Die Deutsche Eislauf-Union trotzte<br />

der Pandemie und organisierte die NRW-Autumn<br />

Trophy sowie die Deutsche Meisterschaft. In Ungarn<br />

fanden zwei kleinere internationale Wettbewerbe<br />

sowie die nationale Meisterschaft statt.<br />

Die Italiener boten ihren Läufern drei (ein vierter<br />

ist eventuell geplant) zusätzliche Wettkämpfe<br />

plus die Meisterschaft an. Weißrussland organisierte<br />

den „Ice Star Minsk“ sowie die Offene<br />

Weißrussische Meisterschaft mit internationalen<br />

Teilnehmern. Zumindest nationale Meisterschaften<br />

gab es in Polen (Drei-Länder-Meisterschaft<br />

mit der Slowakei und Tschechien) und Österreich.<br />

Estland verlegte seine im Dezember vorgesehene<br />

Meisterschaft auf Ende Januar. Aber viele andere<br />

Nationen verschoben ihre Titelkämpfe auf unbestimmte<br />

Zeit oder sagten sie ganz ab: zum Beispiel<br />

Großbritannien, Schweden, die Schweiz und<br />

Finnland. Frankreich strich zunächst den Grand<br />

Prix, dann die Meisterschaft. Im Dezember fand<br />

dafür eine Art Sichtungslaufen ohne Zuschauer<br />

statt (siehe Seite 17 im Januarheft) und die<br />

Meisterschaft ist im <strong>Februar</strong> mit reduzierter Teilnehmerzahl<br />

nachgeholt worden.<br />

In Asien hielten Japan und China ihre Grand<br />

Prix mit einheimischen Läufern sowie nationale<br />

Wettbewerbe ab, in Japan sogar zum Teil mit<br />

Zuschauern. Südkorea dagegen strich zunächst<br />

alle Events, als im Winter die Pandemie erneut<br />

aufflammte. In den USA konnten die Sportler<br />

bei Skate America und der US-Meisterschaft<br />

starten, dazu gab es virtuelle Wettbewerbe. Am<br />

schlechtesten von allen größeren Verbänden<br />

schneidet im internationalen Vergleich Kanada<br />

ab. Skate Canada sagte alle Wettkämpfe ab, es<br />

gab nur die virtuelle „Skate Canada Challenge“,<br />

für die die Läufer im Dezember Videos aufnahmen,<br />

die im Januar gezeigt und bewertet wurden.<br />

Das sorgte für viel Frust unter Trainern und<br />

Läufern, die sahen, was anderswo möglich war.<br />

Insgesamt waren und sind die Wettkampf-<br />

Möglichkeiten für Eiskunstläufer nach wie vor<br />

sehr eingeschränkt. Nur Russland bot seinen<br />

Sportlern die mit Abstand besten Bedingungen,<br />

wurde aber auch kritisiert, weil sich viele Läufer<br />

und Trainer mit Corona infizierten. Dabei ist unklar,<br />

wo sich die einzelnen Personen wirklich<br />

angesteckt hatten und ob die Infektionen nicht<br />

vor allem auf eigene Nachlässigkeit bzw. die<br />

anderer im Umfeld zurückzuführen waren und<br />

weniger auf die Teilnahme an Wettbewerben.<br />

Corona-Fälle wurden unter anderem auch in<br />

Deutschland, Frankreich, Italien, den USA und<br />

Kanada bekannt. Wie viele es tatsächlich waren<br />

oder sind, lässt sich nicht sagen, da das Thema<br />

anders als in Russland in anderen Ländern nicht<br />

so öffentlich diskutiert wird.<br />

In vielen Ländern der Welt, auch in Deutschland,<br />

ist allem der Nachwuchs von der Pandemie<br />

schwer betroffen, denn Kinder können vielerorts<br />

gar nicht oder nur sehr eingeschränkt<br />

trainieren und nicht wenige werden nach monatelanger<br />

Unterbrechung aufhören. Das ohnehin<br />

sehr dominante Russland dagegen wird eher<br />

gestärkt aus der Krise hervorgehen. Vor großen<br />

Problemen stehen die meisten Synchronteams<br />

in aller Welt, weil sie wegen der Nähe zueinander<br />

und ohne den Status einer olympischen<br />

Sportart nur wenig oder gar nicht trainieren<br />

können. <br />

Tatjana Flade<br />

Besuchen Sie die<br />

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WM soll stattfinden<br />

Am 28. Januar tagte wieder einmal der Vorstand<br />

der ISU online und gab anschließend<br />

bekannt, dass die schwedischen Behörden<br />

weiterhin die Zustimmung zu einer WM in<br />

Stockholm vom 22. bis 28. März gegeben<br />

haben, allerdings ganz oder fast ohne Zuschauer.<br />

Es soll ein strenges Corona-Konzept<br />

geben, mit obligatorischen Tests aller Akkreditieren<br />

schon vor der Ankunft und vielen<br />

Beschränkungen. Die nächste Vorstandssitzung<br />

ist für den 2. März geplant und dann<br />

wird wohl endgültig entschieden, ob die WM<br />

stattfinden kann. Schon jetzt wurde eigens<br />

ein WM-Lied veröffentlicht, das die Russin<br />

Polina Gagarina und der Schwede Mans Zelmerlöv<br />

singen, und das auf der Homepage<br />

der ISU angehört werden kann. Für die besten<br />

sechs Läufer bzw Paare soll es Preisgeld<br />

geben, die Einzellauf-Weltmeister erhalten je<br />

64.000 Dollar, die Paare zusammen je<br />

90.000. Die DEU hat bereits das erwartete<br />

Team für die WM nominiert, mit den beiden<br />

Berliner Paaren Minerva Hase/<strong>No</strong>lan Seegert<br />

und Annika Hocke/Robert Kunkel im Paarlaufen,<br />

den Eistänzern Katharina Müller und<br />

Tim Dieck und den Einzelläufern Nicole<br />

Schott und Paul Fentz.<br />

Abgesagte und<br />

stattfindende Wettbewerbe<br />

Einen offiziellen Termin für nachgeholte<br />

eventuelle Bayerische Meisterschaften konnte<br />

das Sportamt Oberstdorf bei Redaktionsschluss<br />

dieses Heftes noch nicht nennen. Die<br />

Synchron-WM, die im April in Zagreb stattfinden<br />

wollte, wurde abgesagt, ebenso die<br />

Deutschen Synchron- und Jugendmeisterschaften<br />

in Berlin. Die Deutschen Nachwuchsmeisterschaften<br />

sollen dagegen am<br />

letzten Märzwochenende in Dortmund stattfinden,<br />

wenn die Mehrheit der Landesverbände<br />

zustimmt. Der alljährliche Erwachsenenwettbewerb<br />

in Oberstdorf wurde von Mai auf<br />

den 8. bis 13. <strong>No</strong>vember verschoben.<br />

Grand Prix-Serie 2<strong>02</strong>1<br />

Der Terminplan für die kommende Grand<br />

Prix-Serie wurde veröffentlicht:<br />

22.10. – 24.10. Skate America<br />

(Ort steht noch nicht fest)<br />

29.10. – 31.10. Skate Canada in Vancouver<br />

05.11. – 07.11. Cup of China<br />

(Ort steht noch nicht fest)<br />

12.11. – 14.11. NHK Trophy<br />

(Ort steht noch nicht fest)<br />

19.11. – 21.11. Internationaux de France<br />

in Grenoble<br />

26.11. – 28.11. Rostelecom Cup in Moskau<br />

09.12. – 12.12. Grand Prix Finale in Osaka<br />

(Japan) <br />

krk


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Inhalt<br />

Corona: Eiskunstlauf in Zeiten der Pandemie 2<br />

Interview: Udo Dönsdorf 4<br />

Interview: Nicole Brünner 6<br />

Interview: Claudia Unger 7<br />

Interview: Alexa Knierim & Brandon Frazier 8<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

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Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite<br />

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Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

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Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

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<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Facebook<br />

Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov<br />

im Interview auf Seite 10, Foto: Flade<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>Februar</strong> bis Ende März<br />

(mit großem Vorbehalt)<br />

18.<strong>02</strong>. – 21.<strong>02</strong>. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

19.<strong>02</strong>. – 20.<strong>02</strong>. Schweizer Elitemeisterschaften<br />

in Luzern, abgesagt<br />

25.<strong>02</strong>. – 28.<strong>02</strong>. Bellu Memorial in Bukarest,<br />

abgesagt<br />

25.<strong>02</strong>. – 28.<strong>02</strong>. Challenge Cup in Den Haag<br />

(Niederlande)<br />

25.<strong>02</strong>. – 28.<strong>02</strong>. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart, abgesagt<br />

26.<strong>02</strong>. – 03.03. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

01.03. – 07.03. Junioren-WM (abgesagt)<br />

04.03. – 07.03. Deutschland-Pokal in Erfurt,<br />

abgesagt<br />

11.03. – 14.03. Tirnavia Cup in Trnava,<br />

abgesagt<br />

12.03. – 14.03. Coupe de Printemps,<br />

abgesagt<br />

18.03. – 21.03. Skate Celje (Slowenien)<br />

22.03. – 28.03. Weltmeisterschaften in<br />

Stockholm (Schweden)<br />

25.03. – 28.03. Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

(falls Landesverbände<br />

zustimmen)<br />

26.03. – 27.03. Abu Dhabi Classic Trophy<br />

(Vereinigte Emirate)<br />

26.03. – 28.03. Egna Spring Trophy (Italien)<br />

Alle Synchronwettbewerbe wurden abgesagt<br />

oder auf unbestimmte Zeit verschoben.<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

16. März 2<strong>02</strong>1<br />

Interview: Bradie Tennell 9<br />

Interview: E. Tarasova & V. Morozov 10<br />

Interview: J. Janse van Rensburg & B. Steffan 11<br />

Neues aus aller Welt 12<br />

US-Meisterschaften14<br />

Portrait: Jaroslav Paniot 21<br />

Skate Canada Challenge 22<br />

Egna Dance Trophy 23<br />

Russische Juniorenmeisterschaften 24<br />

Geburtstag: Hilde Lehmann 26<br />

Schweizer Einzelläufer und die Pandemie 28<br />

Michael Obrecht wurde 70 30<br />

Neues aus aller Welt 31<br />

Französische Meisterschaften 31<br />

Titelbild:<br />

Paarlaufsieger der US-Meisterschaften<br />

wurden die Shooting Stars<br />

Alexa Knierim und Brandon Frazier<br />

Foto: Robin Ritoss


4<br />

Udo Dönsdorf<br />

Sportdirektor Udo Dönsdorf (links)<br />

bei den Olympischen Winterspielen 2018,<br />

zusammen mit Kavita Lorenz und<br />

Joti Polizoakis und Tanz-Bundestrainer<br />

Martin Skotnicky.<br />

Foto: Dave Carmichael<br />

Interview<br />

Udo Dönsdorf<br />

»Wir müssen darauf achten, dass wir alle Talente<br />

in allen Vereinen erfassen«<br />

Zum Jahresende 2<strong>02</strong>0 ist Udo Dönsdorf<br />

mit 68 Jahren als Sportdirektor der DEU<br />

in den Ruhestand getreten. Die DEU<br />

veröffentlichte auf ihrer Website ein<br />

längeres Interview mit ihm, von dem<br />

wir große Teile hier verwenden. Außerdem<br />

hat ihm die <strong>Pirouette</strong> noch weitere<br />

Fragen gestellt.<br />

<strong>Pirouette</strong>/DEU: Wie blicken Sie mit etwas<br />

Abstand insbesondere auf die letzten Jahre<br />

bei der DEU zurück?<br />

Udo Dönsdorf: Einer meiner Hauptaufgaben war<br />

in den vergangenen Jahren die Umsetzung der<br />

Leistungssportreform, die vom Bundesministerium<br />

des Inneren (BMI) und dem Deutschen<br />

Olympischen Sportbund DOSB angestoßen wurde.<br />

Die Implementierung des hauptamtlichen<br />

Vorstandes und des ehrenamtlichen Präsidiums<br />

mit Aufsichtsfunktion in die DEU-Satzung war<br />

ein enormer Fortschritt, der von der DEU-Mitgliederversammlung<br />

2018 beschlossen wurde,<br />

wobei die Benennung des hauptamtlichen Vorstands<br />

noch aussteht. Wichtig war auch der Abschluss<br />

von regionalen Zielvereinbarungen mit<br />

den fünf größeren Landesverbänden zur Entwicklung<br />

des Nachwuchsleistungssports und die<br />

Erweiterung des Leistungssportpersonals. Diese<br />

Professionalisierung ist für die weitere Entwicklung<br />

des Eiskunstlaufens in Deutschland von<br />

großer Bedeutung.<br />

Der schönste Erfolg in Ihrer Amtszeit war<br />

sicher der Olympiasieg von Aljona Savchenko<br />

und Bruno Massot. Wie haben Sie die emotionale<br />

Kür und die spannenden Minuten bis<br />

zur Gewissheit des Sieges in der Eishalle in<br />

Pyeongchang erlebt?<br />

Wenn ich mich in die damalige Situation zurückversetze,<br />

fühlte ich als Mannschaftsleiter<br />

eine ganz besondere Anspannung - unmittelbar<br />

vor der Kür und bis zum letzten Paar des Wett-<br />

bewerbs. Selten war die Spannung in einer Eiskunstlauf-Konkurrenz<br />

so groß. Das Publikum<br />

hatte nach der Kür von Aljona und Bruno mit<br />

großem Erstaunen innegehalten, es spürte, dass<br />

etwas Besonderes passiert war. Am Ende reichte<br />

es zum Sieg und die ganze Spannung löste sich<br />

in sehr großer Freude der ganzen deutschen<br />

Mannschaft auf. Es war eine Sensation, eine<br />

Jahrhundert-Kür, so ähnlich wie von Jayne Torvill<br />

und Christopher Dean 1984 in Sarajevo. Niemand<br />

hätte gedacht, dass Aljona und Bruno als<br />

Viertplatzierte nach dem Kurzprogramm, die als<br />

Erste der letzten Gruppe aufs Eis mussten, noch<br />

Olympia-Gold gewinnen. Aber sie haben an sich<br />

geglaubt. Das ist ein sehr schönes Beispiel für<br />

alle Sportler und Trainer: Niemals aufgeben.<br />

Welche internationalen Erfolge deutscher<br />

Läufer der vergangenen drei Jahrzehnte würden<br />

Sie sonst noch hervorheben?<br />

Bei dieser Frage musste ich erst mal die Statistik<br />

bedienen. Während der Zeit, in der ich für<br />

die DEU gearbeitet habe, haben deutsche Eiskunstläuferinnen<br />

und Eiskunstläufer insgesamt<br />

39 Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften,<br />

EM, WM und Olympischen Spielen gewonnen.<br />

Die meisten Erfolge gab es in der Paarlauf-Disziplin:<br />

Mandy Wötzel und Ingo Steuer gewannen<br />

1997 den WM-Titel, später wurde Aljona<br />

Savchenko sechs Mal Weltmeisterin, erst fünfmal<br />

mit Robin Szolkowy, dann nach Olympia in<br />

Mailand noch einmal mit Bruno Massot. Bemerkenswert<br />

war auch die Junioren-WM 2000 in<br />

Oberstdorf, bei der Stefan Lindemann, dank der<br />

hervorragenden Trainerleistung unserer jetzigen<br />

Bundesnachwuchstrainerin Ilona Schinder, als<br />

erster deutscher Eiskunstläufer überhaupt den<br />

JWM-Titel errang. Das war für mich der Beweis,<br />

dass deutsche Eiskunstläufer – zwar nicht regelmäßig<br />

– aber doch punktuell bei solchen Ereignissen<br />

auch ganz vorne mitmischen können.<br />

Herausragend war auch die WM in Dortmund<br />

2004, bei der es durch Stefan Lindemann und<br />

das Eistanzpaar Kati Winkler/René Lohse zwei<br />

deutsche Medaillen gab.<br />

Man kann sagen, Sie haben Ihr Leben lang<br />

für den Eiskunstlaufsport gelebt: Erst waren<br />

Sie selbst Sportler, dann Trainer, dann DEU-<br />

Sportkoordinator und schließlich Sportdirektor.<br />

Was verbinden Sie mit der Sportart oder<br />

anders gefragt, warum hat es Ihnen gerade<br />

das Eiskunstlaufen angetan?<br />

Eiskunstlaufen ist eine der wenigen Sportarten,<br />

die sportliche Leistungen mit Musik und künstlerischer<br />

Darstellung kombinieren. Das ist einzigartig<br />

und hat mich als musisch veranlagtem<br />

Menschen zu der Sportart geführt. Außerdem<br />

hat mich enorm fasziniert, wie man sich so einzigartig<br />

mit Schlittschuhen auf dem Eis bewegen<br />

konnte. Und in der damaligen Zeit war Eiskunstlaufen<br />

dazu noch eine Sportart, die im<br />

Fernsehen zur Prime Time gelaufen ist, wodurch<br />

ich auf diese Sportart aufmerksam wurde.<br />

Was würden Sie heute rückblickend anders<br />

machen als früher?<br />

Ich würde frühzeitiger die Zusammenarbeit mit<br />

den Landeseissportverbänden aufnehmen. Es ist<br />

für den langfristigen Leistungsaufbau enorm<br />

wichtig, dass besonders im Kindesalter die belastbarkeitssichernden<br />

Maßnahmen so früh und<br />

so regelmäßig wie möglich durchgeführt werden.<br />

Hierzu gehört auch ein vielseitiges und<br />

kreatives Trainingsangebot, das sowohl auf dem<br />

Eis als auch außerhalb der Eisbahn angeboten<br />

werden sollte. Die hohen Ausfallquoten in der<br />

Pubertät und auch noch danach resultieren<br />

nämlich häufig durch die Versäumnisse, die im<br />

Training der Kinder vor der Pubertät gemacht<br />

werden. Daraus folgt, dass uns viel zu viele talentierte<br />

Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer<br />

verloren gehen, die wir dringend im Leistungssport<br />

benötigen. Diese genannten Maßnahmen<br />

lassen sich nur in Kooperation mit den Landeseissportverbänden<br />

und deren Vereinen realisieren.<br />

Leider gab es historisch gewachsen immer<br />

eine gewisse Konkurrenz zwischen den Landeseissportverbänden<br />

und der DEU, die zum Teil<br />

noch bis heute besteht. Diese Blockbildung gilt


5<br />

es so schnell wie möglich aufzulösen. Dazu gehört<br />

auch, dass die Trainer eine qualifiziertere<br />

Ausbildung erhalten müssten. Dazu benötigen<br />

wir besonders die Unterstützung unserer 180<br />

Vereine in Deutschland, die immer wieder junge<br />

Menschen für den Eiskunstlaufsport gewinnen<br />

und begeistern<br />

Wir müssen vor allem gemeinsam daran arbeiten<br />

und darauf achten, dass wir alle Talente in<br />

allen Vereinen erfassen und auch begeisterte<br />

Quereinsteiger und Spätentwickler berücksichtigen.<br />

Dazu gehört auch, dass wir rechtzeitig<br />

Sportler der Paarlauf- und Eistanzdisziplin zuführen.<br />

So könnten wir die Potenziale des deutschen<br />

Eiskunstlaufens besser ausschöpfen und<br />

langfristig international eine bedeutendere Rolle<br />

auf der internationalen Bühne spielen. Sollte<br />

uns das gelingen, sehe ich die Zukunft für das<br />

deutsche Eiskunstlaufen durchaus positiv.<br />

Sie waren in den 70er Jahren EM- und WM-<br />

Teilnehmer im Eistanzen und mit Ihrer Partnerin<br />

Christina Henke 1974 auch Weltmeister<br />

im Rolltanzen. Wie hat das damals funktioniert,<br />

dass Sie beide Sportarten parallel<br />

auf so hohem Niveau betrieben haben?<br />

In meiner Heimatstadt Essen gab es nur von <strong>No</strong>vember<br />

bis März die Möglichkeit, Eiskunstlauf zu<br />

betreiben und der Verein hat dafür im Sommer<br />

ein Rollschuhtraining angeboten. So bin ich zu<br />

diesen beiden Sportarten gekommen und wurde<br />

in kurzer Zeit recht erfolgreich. Als wir eine neue<br />

Eishalle erhielten, die ganzjährig geöffnet war,<br />

wurde es schwierig, beide Sportarten miteinander<br />

zu verbinden. Das war neben Schule oder<br />

Studium eine hohe physische Belastung. Ein Jahr<br />

vor den Olympischen Spielen 1976 haben wir<br />

uns ganz aufs Eistanzen konzentriert, es aber<br />

dennoch nicht zu den Olympischen Spielen geschafft.<br />

Das war sehr bedauerlich, aber man<br />

muss im Sport auch Niederlagen hinnehmen.<br />

Nach Ihrer eigenen sportlichen Karriere wurden<br />

Sie Trainer und haben unter anderem das<br />

Eistanz-Paar Saskia Stähler/Sven Authorsen<br />

zu internationalen Meisterschaften begleitet,<br />

darunter die WM 1991 in München. Welche<br />

Erinnerung haben Sie an diese WM?<br />

Die WM in München stand unter einem schwierigen<br />

Stern, es drohte der Golfkrieg. So war –<br />

ähnlich wie jetzt in der Corona-Zeit – lange Zeit<br />

nicht klar, ob die Meisterschaft stattfinden<br />

kann. Aber letztlich konnte sie unter sehr hohen<br />

Auflagen durchgeführt werden. Es war eine tolle<br />

WM, die perfekt organisiert und in der Olympiahalle<br />

vor einem begeisterten Münchener Publikum<br />

stattfand. Die Teilnahme als Trainer mit<br />

meinem Paar war ein Erfolg. Besonders in Erinnerung<br />

geblieben ist mir allerdings die Leistung<br />

von Kanadas Weltmeister Kurt Browning und<br />

der Kampf um Gold im Eistanzen. Weltmeister<br />

wurde das französische Geschwisterpaar Isabelle<br />

und Paul Duchesnay, das von unserem Eistanz-Bundestrainer<br />

Martin Skotnický betreut<br />

und trainiert wurde, mit einer innovativen Kür<br />

zu südamerikanischer Musik. Schon 1988 hatten<br />

sie mit einer mindestens ebenso innovativen<br />

Dschungelkür viel Aufsehen erregt.<br />

Wie hat sich der Eistanz/Eiskunstlauf aus<br />

Ihrer Sicht in den letzten Jahrzehnten verändert<br />

und weiterentwickelt?<br />

Die Weltmeisterschaft 2004 war die letzte<br />

WM mit dem alten 6,0-Wertungssystem. Mit<br />

dem neuen ISU Judging System hat sich die<br />

sportliche Leistung kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Die technischen Schwierigkeitsgrade haben<br />

enorm zugenommen. Das geht heutzutage<br />

so weit, dass einige Eiskunstläufer bereits außer<br />

dem Axel alle Sprünge vierfach im Wettkampf<br />

anbieten. Gleichzeitig wurde der kompositorische<br />

Bereich extrem aufgewertet. Das<br />

bis dahin relativ einfache Schrittmaterial in<br />

den Programmen wurde durch sehr kreative<br />

Schrittverbindungen erweitert. Die Programme<br />

werden mittlerweile nicht mehr von Trainern<br />

entwickelt, sondern von Choreographen, die<br />

ganze Kunstwerke schaffen. Dank des neuen<br />

Wertungssystems konnte sich das Eiskunstlaufen<br />

trotz zunächst großer Kritiken in allen Disziplinen<br />

progressiv entwickeln.<br />

Welche Impulse haben Sie versucht, in Ihrer<br />

Zeit als Sportdirektor zu geben?<br />

Ich habe mich in erster Linie dafür eingesetzt,<br />

die Trainingsstrukturen an den fünf Bundesstützpunkten<br />

zu verbessern und habe alles darangesetzt,<br />

dass wir für die fünf Trainingszentren<br />

den Status Bundesstützpunkt erhalten<br />

konnten. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit<br />

lag darin, dass ein deutlicher Stellenaufwuchs<br />

bei den Trainern und beim zusätzlichen<br />

Leistungssportpersonal erreicht wurde.<br />

Vor gut fünfzehn Jahren hatten wir zwei bis<br />

drei finanzierte Stellen, mittlerweile werden<br />

über zwanzig Stellen durch das Bundesministerium<br />

des Innern und teilweise auch durch<br />

die jeweiligen Länder finanziert. Ein großes<br />

Anliegen war mir auch immer, die Sportler finanziell<br />

von den hohen Kosten zu entlasten.<br />

Ich denke, das ist mit großer Unterstützung<br />

der Finanzgeber gut gelungen. Wenn ich zum<br />

Beispiel daran denke, dass rund zwölf Eiskunstläufer<br />

eine Anstellung bei der Bundeswehr<br />

erhalten, dann hat sich doch einiges getan.<br />

Was lief nicht so erfolgreich wie geplant?<br />

Im Laufe der Zeit gelang es der DEU, den Personalaufwuchs<br />

im Leistungssport deutlich voranzutreiben<br />

und zwar durch deutliche Aufwüchse<br />

der bisherigen Bundes- und zum Teil<br />

auch durch Landesmittel. Das ist einerseits<br />

sehr erfreulich, andererseits muss dieser Personalaufwuchs<br />

fachlich und von der Verwaltung<br />

her betreut werden. Das ist bisher leider<br />

nicht so gut gelungen, weil der zeitliche und<br />

auch personelle Aufwand hierfür sehr umfangreich<br />

ist. Das Problem ist allerdings erkannt<br />

und ich bin zuversichtlich, dass diese<br />

Schwachstelle behoben wird.<br />

Vielen Dank für das Interview und viel<br />

Glück und Zufriedenheit im weiteren Leben.<br />

Udo Dönsdorf befragten Pamela Lechner (DEU)<br />

und Klaus-Reinhold Kany. <br />

•••<br />

Gold für<br />

Aljona Savchenko<br />

und Bruno Massot<br />

bei den Olympischen<br />

Winterspielen 2018<br />

Foto: Flade<br />

Kati Winkler und René<br />

Lohse bei den Deutschen<br />

Meisterschaften 2003<br />

Foto: Krauter<br />

Stefan Lindemann<br />

im Jahr 2001<br />

Foto: Krauter<br />

Udo Dönsdorf<br />

Interview


6<br />

Nicole Brünner<br />

Interview<br />

Nicole Brünner<br />

»Unsere Trainer müssen<br />

für den Eiskunstlauf brennen«<br />

Nicole Brünner aus Regensburg ist seit 17 Monaten Bundesnachwuchstrainer-Assistentin<br />

im Einzellaufen. Zuvor hatten sie<br />

und ihr Ehepartner und Trainer Ferdinand Dedovich in der im<br />

Jahr 2000 eröffneten Donau-Arena in Regensburg eine große<br />

Zahl von erfolgreichen Nachwuchsläufer/innen herausgebracht.<br />

Foto: privat<br />

<strong>Pirouette</strong>: Frau Brünner, können Sie ihre eigene Karriere als Läuferin<br />

zusammenfassen?<br />

Brünner: In Regensburg bin ich unter schwierigsten Bedingungen gelaufen,<br />

denn in meiner Jugend gab es noch keine Halle, sondern nur ein Freistadion.<br />

Damals gehörte Pflichtlaufen noch dazu. Ich habe den Landeskaderstatus<br />

erreicht, war aber nie im Bundeskader. Für mich und meine Mutter hatte<br />

die Schule absoluten Vorrang. Meine größten Erfolge waren ein dritter<br />

Platz bei den Bayerischen Titelkämpfen und die Teilnahme an den deutschen<br />

Juniorenmeisterschaften. Mit 18 musste ich aus gesundheitlichen<br />

Gründen aufhören und habe dann eine Lehre als Bankkauffrau absolviert<br />

und Lehramt Grundschule sowie Sportmanagement erfolgreich studiert.<br />

Und Ihre ersten Jahre als Trainerin?<br />

Ich habe als Übungsleiterin, im choreographischen Bereich mit Laban-<br />

Tanzausbildung angefangen und später die B- und die A-Trainerausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen. Viel gelernt habe ich auch bei längeren<br />

Aufenthalten in anderen Ländern wie der Schweiz, Finnland und den USA.<br />

Ich habe zusammen mit meinem Mann die Trainingsstützpunkte seinerzeit<br />

in Weiden und aktuell in Regensburg aufgebaut, sowie das Synchronteam<br />

Sunflowers gegründet und trainiert. Seitdem wir eine geschlossene<br />

Halle in Regensburg haben, arbeiten wir dort intensiv mit dem Nachwuchs<br />

und waren mehrmals Bayerns erfolgreichster Verein. Auch in meiner<br />

jetzigen Funktion will ich regelmäßig mit den Kadersportlern und<br />

Trainern am Eis stehen, um den intensiven Kontakt, den Austausch und<br />

die Kommunikation zu halten.<br />

Welche Auswirkungen hat die augenblickliche Pandemie?<br />

Bis Anfang Dezember habe ich alle zwei Wochen mit der Bundesnachwuchstrainerin<br />

Frau Schindler in Workshops und Monitorings an den<br />

Stützpunkten zusammengearbeitet. Mein Steckenpferd war, immer etwas<br />

Neues zu probieren und Sportler/innen und Trainer/innen überall dort<br />

Tipps zu geben, wo sie Fragen haben. Ich versuche mit viel Kommunikation,<br />

sie zu Kreativität zu ermuntern. Wir versuchen, die Sportler(innen) dadurch<br />

bei der Stange zu halten, dass wir ihnen auch Online zeigen, wie<br />

variantenreich man trainieren kann, wenn wir vieles auf Video aufzeichnen.<br />

Viele Kinder und ihre verantwortlichen Trainer haben dadurch noch<br />

mehr das Gefühl bekommen, dass sie wichtig sind und wir als Bundestrainerteam<br />

bei ihnen sind und auf sie zählen. Die Chance dieser Pandemie<br />

ist und war es, die Grundlagen zu vertiefen und die Zeit der fehlenden<br />

Wettbewerbe für eine vielseitige Ausbildung der Athleten zu nutzen und<br />

auch das Wissen der Trainer aufzufrischen.<br />

Hierzu ein wichtiges Update zum Trainerwissen, wie es die Trainerakademie<br />

Köln aktuell sieht: Die Halbwertszeit berufsspezifischen Wissens liegt<br />

bei fünf Jahren, im dynamischen System des internationalen Spitzensports<br />

vermutlich noch kürzer. Deshalb ist es für Trainerinnen und Trainer<br />

enorm wichtig, ihr Wissen regelmäßig aufzufrischen.<br />

Wie klappt die Zusammenarbeit mit Ilona Schindler?<br />

Ich bin mit Frau Schindler oft zusammen in den Eishallen gewesen und<br />

wir haben uns als Team gut arrangiert und unsere Arbeit aufgeteilt. Das<br />

hat sehr gut geklappt, die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt.<br />

Wir haben zwar einen unterschiedlichen Background, da wir aus<br />

verschiedenen Systemen kommen, aber wir ergänzen uns sehr gut. Ich<br />

kann von ihrer großen Erfahrung viel mitnehmen.<br />

Was wollen Sie an der Arbeit der Trainer(innen) verbessern?<br />

Viele Trainer sind nicht gut genug ausgebildet und der Erwerb des Lebensunterhalts<br />

steht bei ihnen ausschließlich an erster Stelle. Aber sie müssen<br />

für den Eislauf brennen, detailverliebt sein und aus Leidenschaft arbeiten.<br />

Genau diese Leidenschaft, den Beruf auszuüben, möchte ich weitergeben.<br />

Junge Trainer müssen freiwillig mehr tun wollen, damit sie besser werden.<br />

Sie müssen wissbegierig und neugierig sein. Die erfolgreichen Trainer der<br />

vergangenen Jahre gehen nun bald alle in Rente. Das Wissen sollte nicht<br />

verloren gehen und wir sollten sie als Mentor für die jüngere Generation<br />

versuchen zu binden. Die Kinder von heute brauchen viel Abwechslung und<br />

immer neuen Input, sonst langweilen sie sich schnell.<br />

Einige Trainer versuchen Methoden aus Russland auf Deutschland zu<br />

übertragen, aber das funktioniert nicht. Es macht zum Beispiel keinen<br />

Sinn, einen schwierigen Sprung, der gerade nicht geht, wochenlang immer<br />

wieder zu trainieren, ohne die Methoden und Ansätze zu verändern.<br />

Monotonie schafft Resignation und die Toleranzschwelle ist nicht mit anderen<br />

Mentalitäten vergleichbar. Wir in Deutschland müssen mit unseren<br />

Möglichkeiten und Voraussetzungen (Schule, Trainingsbedingungen, Finanzen…)<br />

das Beste herausholen und da sind Innovation, Fleiß und<br />

Durchhaltevermögen gefragt. Mein Hauptziel ist es immer, auf kollegiale<br />

Art zu vermitteln, was eine erfolgversprechendere Variante sein könnte,<br />

und zu überzeugen, es anzugehen, aber auch Vieles auszuprobieren und<br />

seine eigene Persönlichkeit zu gestalten. Das Hauptaugenmerk sollte in<br />

der Teambildung liegen, da unsere Sportart so komplex und vielseitig ist,<br />

dass man nur als gutes Team vorankommen kann.<br />

Viele Mädchen scheitern bei uns an der Pubertät. Was wollen Sie<br />

dagegen unternehmen?<br />

Zunächst muss es mehr Kommunikation mit den Trainern geben. Das geht<br />

nur mit Reden, nicht mit Druck. Abkanzeln ist nicht meine Art, sondern<br />

überzeugen. Die Läufer/innen müssen mehr auf die künstlerische Schiene<br />

geführt werden. Wir sind eine Sportart mit frühem Leistungshöhepunkt<br />

und können uns nicht mit Sportarten wie Biathlon oder Bob vergleichen,<br />

die ihr Höchstleistungsalter als Erwachsene haben. Anders als die großen<br />

Eislauf-Nationen haben wir allein aufgrund der Anzahl der Kinder, die<br />

diesen Sport ausüben, nicht viele Talente. Daher müssen wir mit diesen<br />

zarten Pflänzchen behutsam umgehen, sie gut führen und ermutigen,<br />

nicht aufzugeben. Denn wir sind eine Nation mit Schulpflicht, in der nur<br />

wenige später vom Sport leben werden.


7<br />

Eltern, Schule und Vereine – sind das<br />

Problemfelder?<br />

Hier in Regensburg konnten wir das Reinreden<br />

der Eltern in Grenzen halten, auch wenn uns<br />

klar ist, dass sie viel Geld bezahlen. Da der<br />

Vereinsvorstand autonom ist und über großes<br />

sportartspezifisches Wissen verfügt, war der<br />

Rahmen für professionelle Arbeit gesteckt. Im<br />

Zweifelsfall aber ist auch hier mein Motto:<br />

Reden, überzeugen sowie klarstellen, dass jeder<br />

sein Aufgabenfeld hat (Eltern, Trainer, Verein).<br />

Vor allem müssen wir den Eltern verständlich<br />

machen, dass ihre Kinder viel für das<br />

spätere Leben außerhalb des Eises lernen: Disziplin,<br />

Brennen für ein Ziel und für einen Beruf,<br />

nicht nur alleine um Geld zu verdienen,<br />

Teamgeist, Akzeptieren von Sieg und Niederlage,<br />

Lernen aus einem Misserfolg – hinfallen<br />

und wieder aufstehen. In Regensburg gab es<br />

viel Gruppentraining von sechs bis acht Läufer/innen,<br />

damit die Eltern nicht so viel bezahlen<br />

müssen. Das ist eine erfolgreiche Methode<br />

der Kostenreduzierung, auch wenn das nicht<br />

permanent und endlos gehen kann.<br />

Die Zusammenarbeit mit den Schulen klappt<br />

in einigen Stützpunkten gut, besonders mit<br />

den Streckungsjahren. Ich setze mich dafür<br />

ein, dass diese Streckungsjahre auch außerhalb<br />

der Bundesstützpunkte möglich werden.<br />

Denn die besten Bedingungen in den Bundesstützpunkten<br />

haben nicht immer die besten<br />

Ergebnisse hervorgebracht. Hier müssten die<br />

Landesverbände, Vereine und die DEU mehr<br />

kooperieren und dasselbe Ziel verfolgen.<br />

Wie wollen Sie ehemalige Läufer einbinden?<br />

Mich freut es, wenn erfolgreiche und intelligente<br />

Läufer, die einen andern Beruf gelernt<br />

haben, wieder zur DEU zurückkommen, um<br />

ihre Kenntnisse hier spezifisch zu vermitteln,<br />

zum Beispiel als Psychologin wie jetzt Carolina<br />

geborene Hermann, als Ärzte wie Kerstin Kimminus,<br />

oder auch aus anderen Berufsfeldern.<br />

Das können/sollten wir noch weiter ausbauen.<br />

Alles also nach dem Sprichwort von Mahatma<br />

Gandhi: „Wir müssen der Wandel sein, den wir<br />

in der Welt zu sehen wünschen.“<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Mit Nicole Brünner sprach<br />

Klaus-Reinhold Kany.<br />

•••<br />

Claudia<br />

Unger<br />

Foto: privat<br />

»Der Nachwuchs<br />

bricht uns weg«<br />

Seit 2003 ist Claudia Unger in der Stuttgarter<br />

Eiswelt Waldau als Trainerin tätig,<br />

in Baden-Württemberg als Landestrainerin<br />

eingesetzt und zudem Vereinstrainerin<br />

beim Tennis- und Eislaufclub Waldau. Die<br />

<strong>Pirouette</strong> hat mit der früheren Meisterläuferin<br />

und Technischen Spezialistin über<br />

Eiskunstlauf in Corona-Zeiten besonders<br />

am Stützpunkt Stuttgart gesprochen.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie sieht der Alltag auf der<br />

Waldau aus und wer darf überhaupt am Training<br />

teilnehmen?<br />

Unger: Zugänglich ist es nur für Angehörige<br />

vom Landeskader und vom Vorkader, aber nicht<br />

für Nachwuchsläufer, Vereinskinder oder für Anfänger.<br />

Möglich ist wenigstens ein Physio- und<br />

Balletttraining. Trainingszeiten haben wir von<br />

13 - 19 Uhr, aber oft kommen die Kinder infolge<br />

von Home-Office an den Schulen erst nach 14<br />

oder 15 Uhr.<br />

Gibt es besondere Hygienemaßnahmen?<br />

Das ist klar abgesprochen. Alle tragen die Masken<br />

im gesamten Gebäude, in den Fluren, den<br />

Umkleideräumen und auf dem Weg zur Eisbahn.<br />

Erst an der Eisfläche dürfen dann die Masken<br />

abgesetzt werden.<br />

Geschieht alles auf dem Eis oder gibt es auch<br />

ein Online-Training?<br />

ser Zustand darf nicht mehr lange anhalten.<br />

Wettbewerbe wie der Eisemann-Pokal oder<br />

der Heiko-Fischer-Pokal sind ausgefallen und<br />

auch andere Wettbewerbe finden nicht statt.<br />

Kann man da die Läufer überhaupt motivieren?<br />

Dazu kann ich nur wie viele meiner Kollegen<br />

feststellen, dass die Läufer auch ohne Wettbewerbe<br />

ungemein motiviert sind. Sie laufen und<br />

trainieren sogar freier, da der Leistungsdruck<br />

nicht da ist und sie jeden Fortschritt bei Sprüngen<br />

und Elementen dankbar registrieren. Die<br />

Freude am Eislaufen hat also nicht nachgelassen.<br />

Hoffen Sie noch auf einen Wettbewerb in<br />

diesem Frühjahr?<br />

Es wäre natürlich schön, wenn die Deutschen<br />

Nachwuchsmeisterschaften in Dortmund noch<br />

stattfinden können. Das wäre natürlich ein Anreiz<br />

für alle Kaderläufer, die täglich trainieren<br />

und ihr Können unter Wettbewerbsbedingungen<br />

zeigen wollen. Es wäre sicher auch ein Reiz für<br />

uns Trainer, die Sprünge und Elemente noch intensiver<br />

und gezielter zu trainieren.<br />

In Stuttgart gibt es mit dem Stuttgarter ERC,<br />

der TEC Waldau und dem tus Stuttgart<br />

immer noch drei konkurrierende Vereine.<br />

Wäre es da nicht überfällig, dass die Kräfte<br />

in einem Verein gebündelt werden?<br />

Das ist gar nicht so einfach, denn jeder Verein<br />

hat seine besondere Tradition und Geschichte.<br />

Deshalb fühlen sich die Mitglieder zu dem einen<br />

oder anderen Verein hingezogen. Aber in den<br />

letzten Jahren bewegen sich die Vereine immer<br />

mehr aufeinander zu. Es gibt Gemeinsamkeiten<br />

bei den Schnupperkursen und dem Schlittschuhverleih<br />

und man bemüht sich auch um<br />

eine gerechte Eiszeitenverteilung.<br />

Sie sind seit 2005 zudem Technische Spezialistin<br />

für den Einzellauf in der ISU und haben<br />

schon an zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften<br />

gewertet. Was bringt dieser Job<br />

für Sie als Trainerin?<br />

Das bringt enorm viel für die tägliche Arbeit,<br />

denn da bekomme ich zahlreiche Ideen und Anregungen<br />

für die Trainingsgestaltung. Zu sehen,<br />

wie sich die Spitzensportler aufwärmen, wie sie<br />

an die einzelnen Elemente herangehen und welche<br />

Übungen sie beispielsweise vor den Dreifach-<br />

oder Vierfachsprüngen machen, das ist<br />

faszinierend.<br />

Claudia Unger<br />

Interview<br />

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Das Online-Training bauen wir gerade erst mit<br />

einem speziellen Grundlagentraining und auch<br />

einem Trockentraining auf. Alles muss ja laufspezifisch<br />

ausgerichtet werden.<br />

Wenn es kein Training für die Schüler und<br />

den Nachwuchs gibt, befürchten Sie nicht,<br />

dass künftig der Nachwuchs ausbleibt?<br />

Das spüren wir schon jetzt massiv und uns<br />

droht der ganze Nachwuchs, aber auch unsere<br />

eigene Arbeit und Zukunft wegzubrechen. Die-<br />

<strong>No</strong>ch eine abschließende Frage: War schon<br />

eine ihrer Läuferinnen von Corona betroffen?<br />

Das passierte erst kürzlich bei meiner Spitzenläuferin<br />

Marielen Hirling. Sie weilte wegen einer<br />

Zahnbehandlung bei einem Zahnarzt und der erhielt<br />

zwei Tage später die Nachricht, er sei mit<br />

dem Virus infiziert. Also musste auch Marielen<br />

fast zwei Wochen in Quarantäne und fiel für das<br />

Training aus. Es sind wirklich besondere Zeiten.<br />

Mit Claudia Unger sprach Guido Dobbratz. •••


8<br />

Alexa Knierim & Brandon Frazier<br />

Interview<br />

Alexa Knierim & Brandon Frazier<br />

»Gemeinsame Liebe zum Eiskunstlauf<br />

führte uns schneller zum Erfolg«<br />

Alexa Knierim (29) und Brandon Frazier (28) laufen erst seit dem Sommer<br />

2<strong>02</strong>0 zusammen, aber gewannen bereits Skate America sowie den<br />

Titel bei den US-Meisterschaften. Die <strong>Pirouette</strong> interviewte das Paar per<br />

Videoschaltung.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Was waren das für Emotionen, als<br />

Sie mit sehr guten Leistungen den Titel<br />

gewannen?<br />

Brandon: Ich war einfach nur so stolz auf uns.<br />

Wir sind noch ein neues Paar, das dabei ist, die<br />

Grundlagen aufzubauen. In unserem zweiten<br />

live Wettbewerb spürten wir noch etwas Unsicherheit,<br />

aber wir sind rausgegangen und haben<br />

exakt das getan, was wir jeden Tag im Training<br />

machen. Alexa und ich gehen in die richtige<br />

Richtung und machen Fortschritte und allein<br />

das ist für mich persönlich ein Sieg.<br />

Alexa: Obwohl wir etwas Vorsprung hatten, als<br />

wir in die Kür gegangen sind, wollte ich keine<br />

Punkte verschenken. Ich hatte im Hinterkopf,<br />

dass wir eine große Chance zu gewinnen hatten,<br />

und das willst du nicht vergeben. Ich war<br />

ein bisschen nervös beim Aufwärmen, aber ich<br />

dachte an die ganze Arbeit, die wir reingesteckt<br />

hatten und versicherte mir selbst, dass ich das<br />

kann, egal ob ich nervös bin oder nicht.<br />

Von wem ging die Initiative für ein Probetraining<br />

aus?<br />

Alexa: Ich kann nur zustimmen.<br />

Wenn du in die Vergangenheit<br />

schaust, wird sie einen<br />

besonderen Platz in deinem<br />

Herzen haben, den niemand<br />

austauschen oder verändern<br />

kann. Aber du kannst dennoch<br />

neue, besondere Erinnerungen<br />

danach aufbauen, ohne dass<br />

sie etwas von dem wegnehmen,<br />

was vorher war. Für mich<br />

war es vielleicht ein wenig<br />

einfacher als für Brandon,<br />

denn ich hatte etwas Vertrautes<br />

mit der Halle, mit Chris<br />

(Knierim, T.F.), meinen Trainern<br />

und meinem Zuhause. Es ist<br />

natürlich etwas anders, mit einem<br />

anderen Menschen zu<br />

laufen, den du nicht so in- und<br />

auswendig kennst, aber es ist<br />

auch cool, denn du lernst etwas<br />

über dich dabei. Es ist sehr traurig, sich<br />

von dem zu verabschieden, was du gut kennst,<br />

aber es ist noch aufregender, hallo zu etwas<br />

Neuem zu sagen.<br />

dieselben sind und du kannst nicht alles verstehen.<br />

Insbesondere die Würfe und der Twist haben<br />

viel Zeit gebraucht.<br />

Brandon musste seine Wurftechnik<br />

für mich ändern und<br />

wir haben das Glück, dass Chris<br />

dabei ist, denn er konnte Brandon<br />

zeigen, wie er mich früher<br />

geworfen hat. Das ging viel<br />

schneller, als es in Worte zu<br />

übersetzen. Brandon musste<br />

auch den Wurfflip lernen. Zu<br />

den leichten Dingen gehörte<br />

das Zusammenlaufen. Als wir<br />

einander beim ersten Probetraining<br />

an die Hand nahmen, hatten<br />

wir gleich diese Verbindung<br />

und es fühlte sich richtig an.<br />

Das war alles, was wir brauchten,<br />

um zu spüren, dass es<br />

funktionieren wird. Bei den Einzelsprüngen<br />

hatten wir das<br />

Glück, dass wir eine ähnliche<br />

Technik haben und auch die <strong>Pirouette</strong>n<br />

waren sehr leicht für<br />

uns. Aber das, was wir am<br />

meisten gemeinsam hatten, war<br />

unsere Liebe zum Eiskunstlauf,<br />

die uns schneller zum Erfolg<br />

kommen ließ.<br />

Brandon: Ich habe mich sehr<br />

bei den Würfen umgestellt und war offen dafür,<br />

während Alexa sehr offen für neue Ideen bei<br />

Hebungen war und auch Sachen ausprobiert<br />

hat, die außerhalb ihrer Komfortzone lagen.<br />

Brandon: Das war wohl ich. Als Alexa und Chris‘<br />

Rücktritt bekannt wurde, war das ein paar Wochen,<br />

bevor Haven (Denney, T.F.) und ich unsere<br />

Partnerschaft beendeten. Ich habe Alexa kontaktiert.<br />

Aber ich musste zunächst herausfinden,<br />

ob ich weitermachen will, denn nach der Trennung<br />

von Haven war ich fast schon mit zwei<br />

Beinen auf der anderen Seite und bereit, ein<br />

ganz anderes Kapitel außerhalb vom Wettkampfsport<br />

aufzuschlagen. Aber ich sagte mir,<br />

wenn Alexa ein Probetraining machen will, dann<br />

ist das meine letzte Chance.<br />

Sie hatten langjährige Partnerschaften davor<br />

und Alexa ist zudem mit ihrem Ehemann<br />

gelaufen. Wie schwer war es emotional, noch<br />

einmal mit einem neuen Partner von vorn<br />

anzufangen?<br />

Brandon: Das war nicht leicht. Haven und ich<br />

kannten einander fast unser ganzes Leben lang,<br />

die meiste Zeit unserer Karriere. Du entwickelst<br />

eine starke Bindung zu deiner Partnerin auf dem<br />

Eis und wenn es endet, ist es sehr emotional. Es<br />

gibt für alles einen Grund und der Zeitpunkt<br />

hätte nicht besser sein können, aber meine Zeit<br />

mit Haven wird immer einen besonderen Platz<br />

in meinem Herzen haben.<br />

Brandon: Die Art und Weise, wie Chris Alexa<br />

unterstützt, zeigt eine echte, authentische Liebe.<br />

Du könntest erwarten, dass es vielleicht etwas<br />

komisch ist, wenn deine Eispartnerin und<br />

Ehefrau mit einem Neuen läuft, aber Chris will<br />

nur, dass Alexa glücklich ist und er unterstützt<br />

mich sehr.<br />

Wann haben Sie richtig angefangen zu trainieren?<br />

Alexa: Anfang Juni, aber wir waren in einer anderen<br />

Halle und hatten nur wenig Eiszeit und<br />

das Eis war voll, so dass wir wenig qualitativ<br />

hochwertiges Training hatten. Als unsere Halle<br />

Great Park öffnete, sind sie uns sehr entgegengekommen<br />

und ab Mitte Juli, August hatten wir<br />

ein reguläres, sicheres Training an fünf, sechs<br />

Tagen in der Woche.<br />

Welche Elemente sind Ihnen am Anfang<br />

schwerer gefallen, welche leichter?<br />

Alexa: Bei den explosiven Elementen hatten wir<br />

eine sehr unterschiedliche Technik. Wir wussten,<br />

dass die Leute von uns tolle Elemente erwarteten,<br />

weil wir sie mit unseren früheren Partnern<br />

gezeigt haben. Aber als wir anfingen, war es<br />

wie zwei Sprachen, die zwar ähnlich, aber nicht<br />

Was sind die Vor- und Nachteile dieser speziellen<br />

Saison mit wenig Wettbewerben?<br />

Brandon: Der Nachteil ist, dass du nicht viel<br />

Wettkampferfahrung sammeln kannst, nicht<br />

siehst, wie deine Programme bewertet werden,<br />

was du besser machen kannst. Die Vorteile sind,<br />

dass Alexa und ich das Gefühl hatten, wir müssen<br />

so viel arbeiten und wir haben wegen Covid-19<br />

erst so spät im Jahr angefangen. Die Situation<br />

gab uns mehr Zeit, uns zu entwickeln.<br />

Was sind Ihre langfristigen Ziele?<br />

Alexa: Das langfristige Ziel muss einfach sein:<br />

weitermachen, so lange wie es lieben und wir<br />

mithalten können. Natürlich wollen wir unbedingt<br />

nach Peking (zu den Olympischen Spielen,<br />

T.F.), deswegen sind wir zusammengekommen.<br />

Das ist das erste Ziel auf unserer Liste. Langfristig<br />

wollen wir uns pushen, mehr erreichen und<br />

andere inspirieren. Ich denke, wir haben das in<br />

der kurzen Zeit schon gut gemacht, aber wir<br />

können noch viel mehr.<br />

Danke für das Interview, weiterhin viel Erfolg.<br />

Mit Alexa Scimeca Knierim und Brandon Frazier<br />

sprach Tatjana Flade. <br />

•••


Bradie Tennell<br />

»Ich möchte nie immer dieselbe bleiben«<br />

Bradie Tennell (23) gewann ihren zweiten nationalen Titel bei der US-Meisterschaft in<br />

Las Vegas überlegen mit sehr guten Leistungen. Die <strong>Pirouette</strong> traf die Amerikanerin per<br />

Videoschaltung zum Interview.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Was bedeutet es Ihnen, den Titel<br />

zurückgeholt zu haben?<br />

Bradie: Den Titel wieder geholt zu haben, bedeutet<br />

mir alles. Ich wollte natürlich wieder gewinnen,<br />

nachdem ich 2018 gewonnen hatte und<br />

jetzt, da ich weiß, wie es sich anfühlt, einen Titel<br />

verloren und nun wieder zurückgeholt zu<br />

haben, kann ich es noch mehr schätzen. Außerdem<br />

bin ich jetzt etwas älter und erfahrener.<br />

Sie sind zwei saubere, schwierige Programme<br />

gelaufen. Wie konnten Sie unter den aktuellen<br />

Umständen mit wenig Wettkampferfahrung<br />

eine solche Leistung abrufen?<br />

Ich fühlte mich sehr gut vorbereitet und bereit.<br />

Ich war die ganze Zeit sehr ruhig, obwohl Tom<br />

(Zakrajsek, Trainer, T. F.) nicht hier war und wir<br />

uns in dieser Blase befinden. <strong>No</strong>rmalerweise<br />

siehst du bei der US-Meisterschaft deine Familie<br />

und jetzt ist niemand da. Es war sehr anders,<br />

aber ich konnte meinem Training vertrauen und<br />

ich glaube, deswegen bin ich so gut durchgekommen.<br />

Ich wusste tief in mir, dass ich mich<br />

bestmöglich vorbereitet hatte.<br />

Ihr Trainer konnte wegen eines positiven<br />

Corona-Tests nicht in Las Vegas sein. Wie<br />

sind Sie damit klar gekommen?<br />

Ich bin es zwar gewöhnt, dass mein Trainer immer<br />

bei mir ist, aber ich habe mich sehr sicher<br />

gefühlt. Tom hat mich sehr gut vorbereitet und<br />

er war immer nur einen Anruf weit weg. Er sagte,<br />

er war im Geiste bei mir. Wir haben in der<br />

Woche ein paarmal telefoniert und er war die<br />

ganze Zeit in Kontakt mit seiner Assistenztrainerin<br />

Becky Calvin, die mit mir hier war. Sie<br />

sind ein sehr gut eingespieltes Team.<br />

Was hat sich in Ihrem Training verändert,<br />

seit Sie im Frühjahr zu Tom Zakrajsek nach<br />

Colorado Springs gewechselt sind?<br />

Es sind ziemlich viele Dinge anders, mal abgesehen<br />

von der Höhenluft! Ich trainiere einfach<br />

schlauer und ich vertraue Tom und seinen Methoden.<br />

Die Beziehung zwischen Trainer und<br />

Schülerin ist eine Zusammenarbeit und ich denke,<br />

wir haben eine gute Verbindung zueinander.<br />

Warum haben Sie nach so langer Zeit überhaupt<br />

den Trainer gewechselt?<br />

Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich etwas<br />

feststeckte. Wie Sie sagten, war ich sehr lange<br />

bei meinen früheren Trainerinnen und ich<br />

brauchte einen Wechsel. Ich bin zunächst zu<br />

Tom gegangen, damit er mir bei den Sprüngen<br />

hilft und nachdem ich ein paar Tage mit ihm<br />

Bradie Tennell bei den letzten<br />

Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

Foto: Flade<br />

gearbeitet hatte, gefiel mir sehr, wie er unterrichtete<br />

und ich liebte die Atmosphäre in der<br />

World Arena. Es war ein Bauchgefühl – ich<br />

wusste, dass das der richtige Ort für mich war.<br />

Der Wechsel war sehr gut und ich bin dankbar<br />

für die Unterstützung, die ich bekommen habe.<br />

Ich bin mitten in der Pandemie quer durch das<br />

ganze Land umgezogen. Das hätte ich ohne die<br />

Unterstützung meiner Familie nicht geschafft.<br />

Sie wollten den dreifachen Axel erlernen, wie<br />

sieht es aus damit?<br />

Ja, daran arbeite ich. Ich bin zuversichtlich, dass<br />

ich ihn eines Tages schaffen werde. Aber jetzt in<br />

der Vorbereitung auf die US-Meisterschaft haben<br />

wir ihn natürlich zurückgestellt. Ich hoffe,<br />

dass ich ihn danach wieder aufnehmen kann.<br />

Was können Sie uns über Ihre Programme<br />

„Moderation“ von Florence and the Machine<br />

im KP und „Sarajevo“ von Max Richter und<br />

„Dawn of Faith“ von Eternal Eclipse in der<br />

Kür sagen?<br />

Benoît (Richaud, Choreograph, T.F.) und ich haben<br />

entschieden, beide Programme zu wechseln,<br />

obwohl es eine andere Saison als sonst ist. Ich<br />

mochte meine Programme vom letzten Jahr<br />

sehr, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen und<br />

einen neuen Stil ausprobieren. Ich möchte nie<br />

immer dieselbe bleiben, sondern mich immer<br />

verbessern und ich hatte das Gefühl, dass ich<br />

das nur mit zwei neuen Programmen kann. In<br />

den Programmen gibt es keine richtige Story.<br />

Ich habe nur ein Thema, das ich rüberbringen<br />

möchte. Im KP ist das witzig, frech, flirtend. Die<br />

Kür beginnt etwas düster und wird dann kraftvoller<br />

und ich will zeigen, wie sich die Energie<br />

im Programm steigert, obwohl eigentlich deine<br />

eigene Energie nachlässt: Am Ende der Kür bist<br />

du müde, aber dann ist die Musik am stärksten.<br />

Das war eine lustige Herausforderung für mich.<br />

Wie haben Sie mit Benoît Richaud gearbeitet?<br />

Über Zoom. Am Anfang war das ehrlich gesagt<br />

schwierig für mich, denn es fällt mir schwer,<br />

seine Choreographie sofort umzusetzen und<br />

dann musste ich das auch noch digital tun,<br />

während wir beide auf dem Boden sind oder er<br />

auf dem Boden ist und ich auf dem Eis bin. Aber<br />

je länger ich das gemacht habe, desto mehr<br />

habe ich mich daran gewöhnt und kann mir gar<br />

nicht mehr vorstellen, das nicht mehr zu haben.<br />

Ich freue mich natürlich sehr darauf, ihn wieder<br />

zu sehen, wenn das geht, aber bis dahin bin ich<br />

sehr dankbar für Zoom.<br />

Wie hat das Leben in der Pandemie Sie persönlich<br />

verändert?<br />

Ich denke, ich habe eine viel größere Wertschätzung<br />

für die kleinen Dinge des Lebens, die<br />

man als selbstverständlich hinnimmt, wie einfach<br />

im Café zu sitzen oder mit einer Freundin<br />

shoppen zu gehen. Mir war nicht klar, wie essenziell<br />

diese Dinge für das alltägliche Leben<br />

sind. Manchmal dachte ich ‚ich gehe jetzt mal<br />

zu Starbucks und erledige Papierkram oder so<br />

was‘ und dann fällt mir ein ‚Moment mal, du<br />

kannst jetzt nicht drinnen bei Starbucks sitzen‘.<br />

Das war einfach das normale Leben und jetzt ist<br />

es wie ein Privileg. Ich versuche, so viel es geht<br />

zu Hause zu bleiben, weil ich mir der Lage sehr<br />

bewusst bin und nicht krank werden will. Ich<br />

denke, ich muss meinen Teil zum Wohl der Gesellschaft<br />

beitragen.<br />

Wie denken Sie über die WM?<br />

Die Eiskunstläuferin in mir will natürlich sehr,<br />

dass die WM stattfindet. Aber mir als Mensch<br />

ist klar, dass es Dinge gibt, die wichtiger als<br />

eine Sportveranstaltung sind. Ich glaube, dass<br />

die Gesundheit und Sicherheit eines jeden<br />

oberste Priorität hat und dass das berücksichtigt<br />

werden muss und wird, wenn die Entscheidung<br />

getroffen wird. Ich werde jede Entscheidung respektieren.<br />

Wenn die WM stattfindet, werde ich<br />

natürlich teilnehmen, aber ich werde sehr, sehr<br />

vorsichtig sein. Mein Ziel für die WM ist es, alles<br />

in meiner Macht Stehende zu tun, um den<br />

dritten Startplatz für die US-Damen für die<br />

Olympiamannschaft herauszuholen.<br />

Vielen Dank und alles Gute!<br />

Mit Bradie Tennell sprach Tatjana Flade.<br />

•••<br />

9<br />

Bradie Tennell<br />

Interview


10<br />

Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov<br />

»Wir haben<br />

die richtige Wahl<br />

getroffen«<br />

Die zweimaligen Paarlauf-Europameister<br />

Evgenia Tarasova (26) und Vladimir<br />

Morozov (28) haben sich ihren nationalen<br />

Titel zurückgeholt, den sie im Vorjahr an<br />

Aleksandra Boikova/Dmitri Kozlovskii<br />

verloren hatten.<br />

Foto: Flade<br />

Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Die Russische Meisterschaft war<br />

erst Ihr zweiter Wettbewerb in dieser Saison,<br />

nachdem Sie beide an Corona erkrankt waren<br />

– Vladimir im September und Evgenia im<br />

<strong>No</strong>vember. Wie haben Sie sich auf die Meisterschaft<br />

vorbereiten können?<br />

Evgenia: Nach dem Russland-Pokal in Kazan<br />

Mitte <strong>No</strong>vember sind wir nach Moskau zurückgekommen<br />

und haben eine Woche lang normal<br />

trainiert. Aber dann fühlte ich mich nach einem<br />

Training nicht gut, kam nach Hause und habe<br />

Fieber gemessen. Ich hatte 38,3, das hatte ich<br />

noch nie. Bei mir wurde dann eine Lungenentzündung<br />

festgestellt und nach fünf Tagen verlor<br />

ich den Geruchssinn. Insgesamt saß ich zwei<br />

Wochen zu Hause. Als die Ärzte sagten, dass<br />

alles in Ordnung ist, fing ich wieder mit dem<br />

Training an, aber das war schwer. Die erste Woche<br />

haben wir nur ein oder zwei Elemente<br />

(nacheinander) gemacht. Das ging ganz gut,<br />

aber als wir in der zweiten Woche mit Durchläufen<br />

anfingen, spürte ich, dass ich keine Kraft<br />

hatte. Wir hatten nur dreieinhalb Wochen zur<br />

Vorbereitung auf die Meisterschaft, aber wir<br />

waren sehr froh, dass wir kommen konnten.<br />

Uns fehlen die Wettbewerbe sehr.<br />

Wo und wie haben Sie den Sommer verbracht?<br />

Evgenia: Nach der Absage der WM sind wir<br />

nach Moskau zurückgekehrt und dann wurden<br />

die Grenzen geschlossen und wir konnten nicht<br />

nach Amerika reisen.<br />

Vladimir: Wir haben drei Monate in Moskau<br />

verbracht und zu Hause trainiert, obwohl man<br />

das kaum Training nennen kann – ohne Eis ist<br />

das nicht dasselbe. Wir haben unsere Saisonvorbereitung<br />

im Juni begonnen, als wir zum Trainingslager<br />

nach <strong>No</strong>vogorsk durften. Dort haben<br />

wir einen ganzen Monat lang trainiert und sind<br />

mit einem der ersten Flüge in die USA zurückgekehrt.<br />

Wir haben mit Marina Zueva ein Skelett<br />

für die neue Kür aufgebaut und im August<br />

kam Maxim (Trankov) zu uns. Danach sind wir<br />

nach Russland zurückgeflogen. Als wir uns im<br />

September auf den ersten Russland-Pokal-<br />

Wettbewerb vorbereitet haben, bin ich eine Woche<br />

vorher an Corona erkrankt.<br />

Ihre neue Kür laufen Sie zu Albinoni‘s Adagio.<br />

Wie haben Sie diese Musik ausgesucht?<br />

Vladimir: Das Adagio hat uns von Anfang an<br />

gefallen, aber wir haben lange nach einer etwas<br />

anderen Version gesucht.<br />

Evgenia: Wir wollten etwas Neues, weil schon<br />

viele zum Adagio von Albinoni gelaufen sind.<br />

Marina schlug vor, nach einer Version mit Gesang<br />

zu suchen. Und ich erinnerte mich daran,<br />

dass ich diese Interpretation von Dimash (Kudaibergen,<br />

T.F.) gehört hatte. Das habe ich vorgeschlagen,<br />

Marina hat es gefallen.<br />

Was ist die Geschichte hinter dem Programm?<br />

Vladimir: Evgenia ist das Abbild eines Mädchens,<br />

das nahe ist, aber sie ist nicht materiell,<br />

du stellst sie dir nur vor. Sie ist grob gesagt wie<br />

dein Schatten, zu dem es dich hinzieht, dem du<br />

begegnen möchtest. Sie ist wie dein Leitstern.<br />

Sie haben die Kür Programm zunächst mit<br />

Marina Zueva auf-, aber dann mit Maxim<br />

Trankov umgebaut. Warum?<br />

Vladimir: Zuerst entwerfen wir nur ein Skelett,<br />

in erster Linie die Anordnung der Elemente,<br />

dann irgendwelche Schritte und Übergänge.<br />

Und wenn wir diesen Entwurf haben, schauen<br />

wir, wo es noch leer zwischen den Eingängen<br />

ist, wo es bequem und wo es unbequem ist. Am<br />

Anfang war die Anordnung der Elemente ganz<br />

anders. In der Mitte, wenn der Gesang stark ist,<br />

hatten wir eine Spirale und das war eine Dissonanz<br />

– die Musik steigert sich, aber wir gehen<br />

runter. Wir haben es so umgebaut, dass wir<br />

dort, wo die Musik nach oben geht, unsere Hebungen<br />

machen. Wir sind also mehr von der<br />

Musik ausgegangen und haben uns danach gerichtet<br />

und nicht danach, wie wir die Elemente<br />

gerne anordnen möchten. Das passt, denn die<br />

Musik trägt uns, wir laufen mit ihr und gleich<br />

kommt es dir leichter vor.<br />

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Maxim<br />

Trankov und Marina Zueva?<br />

Vladimir: 2019 sind wir zu Marina gegangen, sie<br />

wurde unsere Haupttrainerin. Sie brauchte natürlich<br />

Zeit, um zu verstehen, wer wir sind und<br />

sie musste mit uns eins zu eins arbeiten. Maxim<br />

kam nach Möglichkeit nach Florida und hat immer<br />

den Kontakt zu uns aufrechterhalten und<br />

das Training kontrolliert. Damals war das für<br />

uns eine Umstellung, ein anderes Land und ein<br />

anderes Trainingssystem. Diese Veränderungen<br />

haben sich sehr auf uns ausgewirkt.<br />

Wann kam Sergei Voronov, der im September<br />

seine Karriere beendet hat, in Ihr Team?<br />

Vladimir: Im <strong>No</strong>vember, vor Kazan. Wir haben<br />

die Zusammenarbeit zuerst ausprobiert, und es<br />

hat uns gefallen. Er ist mehr für die Sprünge,<br />

<strong>Pirouette</strong>n, das Läuferische zuständig und wir<br />

vertrauen ihm. Wir haben früher bei den Sprüngen<br />

viele technische Fehler gemacht und er hat<br />

sie beseitigt. Sergei hilft uns sehr, wir sind sehr<br />

froh, dass wir ihn haben.<br />

In den vergangenen zwei Saisons hatten Sie<br />

einige Schwierigkeiten mit der Stabilität.<br />

Vladimir: Das ist der Sport, du bist nicht ständig<br />

an der Spitze. In der Vergangenheit hatten wir<br />

ein gewisses Limit erreicht. Wir hatten gute Elemente,<br />

aber keine interessanten Programme.<br />

Wir hätten weiter die Elemente abspulen können,<br />

aber das war nicht genug für den nächsten<br />

Schritt. Die ausländischen Spitzenpaare laufen<br />

anders. Die Leute, die Preisrichter wollen Programme<br />

mit Charakter sehen und das ist das,<br />

woran wir gearbeitet haben – damit wir eine<br />

Story haben, damit es reifes Eislaufen ist. Dafür<br />

gibt es keine formale Bewertung, das ist kein<br />

Element, für das du Punkte bekommst. Sagen<br />

wir es so – wir haben einen Schritt rückwärts<br />

gemacht, um zwei Schritte vorwärts zu gehen.<br />

Wie motiviert Sie der Erfolg bei der Russischen<br />

Meisterschaft?<br />

Evgenia: Das gab uns das Selbstvertrauen, dass<br />

wir auf dem richtigen Weg sind und dass wir<br />

die richtige Wahl getroffen haben. Das was wir<br />

gewählt haben, funktioniert und gibt uns Kraft,<br />

jeden Tag zum Training zu gehen und noch<br />

mehr und mehr zu arbeiten. Wenn du dafür<br />

noch eine Auszeichnung erhältst, motiviert dich<br />

das noch mehr.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov<br />

sprach Tatjana Flade.<br />

•••


Die Eistänzer Jennifer<br />

Janse van Rensburg (27)<br />

und Benjamin Steffan (25)<br />

sprachen mit der <strong>Pirouette</strong><br />

per Video-Interview<br />

über ihr Auf und Ab in<br />

dieser Saison.<br />

Foto: Flade<br />

Jennifer Janse van Rensburg<br />

& Benjamin Steffan<br />

»Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken«<br />

11<br />

Janse van Rensburg & Steffan<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie die Saison<br />

bisher erlebt und wie kommen Sie mit der<br />

Situation klar?<br />

Benjamin: Es ist wirklich eine schwierige Saison.<br />

Für uns hat das eigentlich schon im Frühjahr<br />

letzten Jahres angefangen, dass wir improvisieren<br />

mussten. Aber ich finde gerade in der Vorbereitung<br />

haben wir das super gemanagt. Es bringt<br />

ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir<br />

haben immer wieder neue Lösungen gefunden,<br />

die Planungen überarbeitet, die Programme aufgestellt.<br />

Wir hatten das Glück, dass der Rhythm<br />

Dance gleichgeblieben ist. Wir haben ihn natürlich<br />

grundüberarbeitet, aber das Programm stand<br />

schon. Für die Kür haben wir zusammen mit<br />

Herrn Skotnicky eine sehr interessante Lösung<br />

gefunden und einen Mix aus den beiden Programmen<br />

der letzten zwei Jahre zusammengestellt,<br />

was wirklich gut geworden ist.<br />

Jennifer: Wir waren beim Vorlaufen in Dortmund<br />

wirklich auf einem guten Stand. Ende Juli<br />

hatten wir dort gutes Feedback bekommen. Wir<br />

waren guter Dinge und wollten die Nebelhorn<br />

Trophy angehen. Dann kam leider die Verletzung<br />

und es ging wieder bergab in ein kleines Loch.<br />

Benjamin: Wir konnten einen unserer Lieblingswettkämpfe,<br />

normalerweise vor unserem Publikum,<br />

was aber dieses Jahr ja auch nicht gegangen<br />

wäre, aber in unserer vertrauten Eishalle und<br />

Trainingsumgebung, leider nicht laufen. Ich bin<br />

insgesamt ungefähr sechs Wochen ausgefallen.<br />

Mein Knöchel war so entzündet, dass ich nicht in<br />

den Schlittschuh reingekommen bin. Es war<br />

wirklich keine einfache Zeit. Jenni war viel alleine<br />

auf dem Eis. Ich habe geschaut, dass ich neben<br />

dem Eis mache, was ich machen kann. Aber<br />

danach haben wir wieder super anfangen können<br />

zu arbeiten und haben auch den Rückstand sehr<br />

gut aufgeholt. Die ganze Saison ist eine Achterbahn<br />

der Gefühle. Und das trifft ja nicht nur uns.<br />

Alle anderen, unsere Freunde, auch internationale<br />

Konkurrenz, haben genau dieselben Probleme.<br />

Wir haben uns ganz viel mit anderen ausgetauscht,<br />

und das hat uns moralisch unterstützt.<br />

Im <strong>No</strong>vember sind Sie nach Budapest zu dem<br />

Wettbewerb gefahren und wurden dafür kritisiert,<br />

weil gleichzeitig in Dortmund die<br />

NRW Trophy stattfand. Warum haben Sie<br />

sich dafür entschieden?<br />

Jennifer: Budapest stand schon am Anfang der<br />

Saison mit der Beschickungsliste und der Saisonplanung<br />

fest. Aber hauptsächlich sind wir<br />

dorthin gefahren, weil wir bei Herrn Sinicyn ein<br />

Team von Nachwuchs-Eistänzern haben, die ihre<br />

Kadernachweise erbringen mussten. Da es in<br />

Dortmund keine Nachwuchskategorie gab, hatten<br />

wir gleich gesagt, dass wir als gesamtes<br />

Team nach Budapest fahren.<br />

Benjamin: In der <strong>Pirouette</strong> stand, dass die Sportdirektoren<br />

nicht wirklich damit zufrieden waren,<br />

dass wir uns für Budapest entschieden haben.<br />

Uns hat im Vorfeld niemand gesagt, dass es Bedenken<br />

gibt. Wir haben viel Sicherheit aus der<br />

Tatsache gewonnen, dass einige Wochen davor<br />

schon ein Wettkampf in Budapest stattgefunden<br />

hat, zu dem auch Teilnehmer aus Deutschland<br />

angereist sind und bei dem es zumindest meines<br />

Wissens nach keine Probleme gab.<br />

Jennifer: Wir haben vorweg einen Coronatest<br />

machen müssen, den mussten wir bei der Akkreditierung<br />

einreichen. Er war negativ. Vor Ort<br />

wurde täglich bei Eintritt in die Eishalle Fieber<br />

gemessen. Es war alles geregelt und es war Security<br />

da, die darauf geachtet hat, dass alle<br />

Masken getragen haben. Wir haben uns sicher<br />

gefühlt. Es gab übrigens keine weiteren Fälle<br />

unter den Teilnehmern.<br />

Benjamin: Nach der Rückkehr haben wir einen<br />

Test gemacht, der auch bei allen negativ war.<br />

Dennoch sind Sie an Corona erkrankt. Wann<br />

haben Sie das gemerkt?<br />

Jennifer: Nachdem wir alle die negativen Ergebnisse<br />

der Tests von der Rückkehr erhalten hatten,<br />

kamen bei Max Pfisterer und bei Benni einige<br />

Zeit später trotzdem Symptome auf. Ich hatte<br />

damals keine Symptome, die kamen bei mir erst<br />

später, nachdem das Ergebnis meines dritten<br />

Tests da war (jeder von uns dreien hat sich noch<br />

ein drittes Mal testen lassen). Leider war ich am<br />

Tag vor meinem dritten Test – weil ich keine<br />

Symptome verspürte – noch bei einer DEU-Maßnahme<br />

beim Stretching mit weiteren Bundeskadersportlern.<br />

Wir hatten zwar Masken auf, aber<br />

das Gesundheitsamt hat für alle zehn Tage Quarantäne<br />

angeordnet, aus Sicherheitsgründen.<br />

Benjamin: Grundsätzlich ist überhaupt nicht<br />

nachzuvollziehen, wo wir uns angesteckt haben.<br />

Es hängt von so vielen verschiedenen Faktoren<br />

ab, ob ich fit bin, mein Immunsystem gut drauf<br />

ist. Die Ärzte sagen, es ist durchaus nicht auszuschließen,<br />

dass wir uns schon vor der Reise<br />

angesteckt hatten.<br />

Wie haben Sie die Krankheit überstanden?<br />

Jennifer: Ich hatte es ein bisschen schwieriger<br />

als Benjamin. Ich hatte kein Fieber, mein größtes<br />

Symptom waren die Gliederschmerzen. Man<br />

war wirklich richtig platt. Ich hatte mega Rückenschmerzen<br />

und konnte ein paar Nächte<br />

nicht schlafen. Ich habe an die drei Wochen gebraucht,<br />

bis ich mich wieder richtig normal gefühlt<br />

habe.<br />

Im Zusammenhang mit der Deutschen Meisterschaft<br />

hieß es, dass Sie als Aktivensprecherin<br />

eine Absage gefordert hätten. Was ist<br />

da dran?<br />

Jennifer: Peter (Liebers) und ich sind beide Aktivensprecher.<br />

Es ging alles nicht von uns, speziell<br />

nicht nur von mir, aus. Es kamen einige Athleten<br />

und Athletinnen auf Peter und mich uns, die<br />

ihre Ängste bezüglich der DM ausgesprochen<br />

haben. Als Aktivensprecher im Verband ist es<br />

unsere Aufgabe, die Sorgen und Wünsche der<br />

anderen Sportler ernst zu nehmen und deshalb<br />

haben wir uns in einer internen Mail an die DEU<br />

an das Präsidium gewendet und haben gebeten,<br />

nicht alarmiert, also wirklich nur gebeten, die<br />

Entscheidung, die DM jetzt stattfinden zu lassen,<br />

zu überdenken. Und die DM, da keine Europameisterschaft<br />

stattfindet, eventuell ins<br />

nächste Jahr zu verlegen. Wir haben nie eine<br />

Absage gefordert. Die Vertreter des DOSB<br />

(Olympischen Sportbundes) hatten wir nur in<br />

Kopie in Kenntnis gesetzt.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!<br />

Mit Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin<br />

Steffan sprach Tatjana Flade.<br />

•••


12<br />

News<br />

Mindestpunktzahlen für<br />

WM angepasst<br />

Viele Läufer hatten in dieser Saison kaum oder<br />

gar keine Möglichkeiten, bei Wettbewerben zu<br />

starten, bei denen sie die Mindestpunktzahlen<br />

für die WM erwerben können. Daher hat die<br />

ISU Anfang <strong>Februar</strong> die Regeln ausnahmsweise<br />

für Stockholm geändert. Im Prinzip bleiben die<br />

Technischen Punktzahlen wie bisher, weil man<br />

die Qualität der zugelassenen Läufer nicht absenken<br />

will. Damen, Herren, Paare und Tanzpaare<br />

müssen also in dieser Saison (2<strong>02</strong>0/21)<br />

oder der vorhergehenden Saison 2019/20 in<br />

einem KP eines Wettbewerbs im ISU-Kalender<br />

mindestens 30, 34, 27 und 33 Technische<br />

Punkte geschafft haben. In einer Kür (die in<br />

einem anderen Wettbewerb erzielt werden<br />

kann) sind mindestens 51, 64, 44 und 47<br />

Technische Punkte erforderlich.<br />

Anders als bisher darf nur für diese WM diese<br />

Punktzahl auch in der vorletzten Saison<br />

2018/19 erreicht worden sein. Dies hilft zum<br />

Bespiel dem Amerikaner Vincent Zhou, weil er<br />

in dieser Saison nirgendwo gelaufen ist, wo er<br />

eine Mindestpunktzahl erreichen konnte, und<br />

in der vergangenen Saison wegen Verletzung<br />

gar nicht gestartet ist. Zum Zweiten darf dieses<br />

Minimum diesmal auch in einer der drei<br />

oben aufgeführten Saisons bei jedem Juniorenwettbewerb<br />

erreicht worden sein. Wer<br />

auch das nicht vorweisen kann, weil er zum<br />

Beispiel erst neuerdings sehr gut ist oder bei<br />

einem Paar neu zusammenläuft, durfte der ISU<br />

zwischen dem 5. und dem 16. <strong>Februar</strong> Videos<br />

von Kurzprogrammen und Küren und ein genau<br />

vorgeschriebenes Formular schicken. Eine<br />

eigens von der ISU nominierte Jury mit fünf<br />

erfahrenen Preisrichtern und Technischer Jury<br />

wird diese Programme online bewerten und<br />

dem jeweiligen Verband bis 1. März mitteilen,<br />

ob sie die geforderte Mindestpunktzahl erhalten.<br />

In diesem Fall darf der Läufer oder das<br />

Paar in Stockholm starten.<br />

Verfahren gegen Gilles<br />

Beyer eröffnet<br />

Im <strong>Februar</strong> 2<strong>02</strong>0 erschien das Buch „Ein so langes<br />

Schweigen“ der einstigen französischen Paarläuferin<br />

Sarah Abitbol, in dem sie ihren früheren<br />

Trainer Gilles Beyer (64) anklagte, sie vor fast 30<br />

Jahren als Minderjährige mehrfach misshandelt<br />

und vergewaltigt zu haben. Anfang Januar 2<strong>02</strong>1<br />

verhörte die französische Staatsanwaltschaft<br />

nach fast einem Jahr Prüfung nun Gilles Beyer<br />

und eröffnete ein Verfahren, obwohl viele seiner<br />

Taten längst verjährt waren. Aber eben nicht alle,<br />

denn vieles mehr war von insgesamt 21 Trainern<br />

und anderen Betreuern ans Licht gekommen. Abitbol<br />

kommentierte aus ihrem Wohnort bei Miami:<br />

„Endlich!“ Beyer hatte sich zuletzt für seine<br />

Taten entschuldigt, aber das genügt natürlich<br />

nicht, um eine Strafe zu vermeiden.<br />

Besuchen Sie die<br />

<strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />

Foto: Höppner<br />

Karl Jochen Brolich<br />

gestorben<br />

Der langjährige Stuttgarter <strong>Pirouette</strong>-Fotograf<br />

Karl Jochen Brolich ist am 4. Januar wenige<br />

Tage vor seinem 84. Geburtstag in Stuttgart<br />

an Krebs gestorben. In jungen Jahren war er<br />

jahrzehntelang bei der Firma Kodak als Reprograf<br />

beschäftigt, arbeitete also als lichttechnischer<br />

Vervielfältiger von Fotos. So kam er zum<br />

Eiskunstlaufen. Ab den 1960er und 1970er<br />

Jahren reiste er zu vielen Eiskunstlauf- und<br />

Rollkunstlauf-Events in aller Welt und verkaufte<br />

seine oft erstklassigen Fotos (damals<br />

noch schwarz-weiß und natürlich nicht digital)<br />

bis etwa zum Jahr 2000 an die <strong>Pirouette</strong>,<br />

auch an Tageszeitungen, an die DEU und ISU<br />

für Programmhefte, Plakate sowie an Läufer<br />

und Eltern. Als langjähriges Mitglied des ERC<br />

Stuttgart kam er dort öfter zum Training ans<br />

Eis und im Sommer auf die Rollschuhbahn.<br />

Sein letzter Wettbewerb war die EM 2<strong>02</strong>0 in<br />

Graz. Schon zuvor und erst recht danach<br />

konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht<br />

mehr so reisen wie gewollt und war im Herbst<br />

2<strong>02</strong>0 mehrfach im Krankenhaus. Am 14. <strong>Februar</strong><br />

ist er in Backnang, der Heimatstadt seiner<br />

Nichte, beerdigt worden.<br />

Reed/Ambrulevicius in<br />

Montreal<br />

Das litauische Tanzpaar Allison Reed und Saulius<br />

Ambrulevicius hatten bis zum Frühjahr 2<strong>02</strong>0<br />

überwiegend in Oberstdorf bei Rostislav Sinicyn<br />

trainiert, dann wollten sie nach Montreal. Aber<br />

wegen der Reisebeschränkungen war das zunächst<br />

nicht möglich. Daher gingen sie für ein<br />

paar Monate zu Maurizio Margaglio nach Finnland<br />

und starteten von dort aus auch beim<br />

Grand Prix in Russland. Anfang Januar konnten<br />

sie dann nach Kanada, nahmen die Quarantäne<br />

auf sich und trainieren jetzt in der Ice Academy<br />

von Montreal.<br />

Grassl hatte Coronavirus<br />

Der Meraner Einzelläufer Daniel Grassl schrieb<br />

Anfang <strong>Februar</strong> im Facebook, er sei glücklich,<br />

dass er nach sechswöchiger Pause wieder eislaufen<br />

darf. Seine Mutter sei im Dezember positiv<br />

auf Corona getestet worden und drei Tage später<br />

er auch. Nach drei Wochen Quarantäne zu Hause<br />

wurde bei einer gründlichen Herz- und Lungenuntersuchung<br />

von ihm festgestellt, dass er<br />

noch ein Problem am Herz hat, und erhielt<br />

nochmals zwei Wochen Trainingsverbot. Dies sei<br />

eine sehr schwere Zeit für ihn gewesen, weil er<br />

Angst hatte, nie wieder eislaufen zu dürfen. Aber<br />

eine neue Untersuchung Ende Januar ergab, dass<br />

alles wieder normal sei. Daher wolle er sich nun<br />

für das Finale der inneritalienischen Serie und<br />

vor allem auf die WM vorbereiten.<br />

Daniel Grassl<br />

Foto: privat<br />

Neue Tanzschule in Florida<br />

Der britische Eistänzer John Kerr, der mit seiner<br />

Schwester Sinead von 2003 bis 2011 zu den<br />

besten europäischen Tanzpaaren zählte, und der<br />

Türke Alper Ucar, der bis 2018 aktiv war und als<br />

Läufersprecher im Tanzkomitee der ISU sitzt,<br />

haben eine neue Eistanzschule in Florida gegründet.<br />

Sie befindet sich in Pembroke Pines,<br />

etwa 25 Kilometer nordwestlich von Miami.<br />

WM-Senderechte für<br />

ARD und ONE<br />

TV-Kommentator Daniel Weiss sagte der <strong>Pirouette</strong>,<br />

anders als im Internet zu lesen war,<br />

haben auch in diesem Jahr die ARD und ihr<br />

Tochtersender ONE wieder die Senderechte<br />

für die WM in Stockholm vom 24.03. bis<br />

28.03. Es seien wieder viele Stunden Liveund<br />

zusammenfassende Übertragungen geplant.<br />

Die genauen Sendezeiten veröffentlichen<br />

wir im Märzheft.<br />

Neue Erdbeben in Kroatien<br />

Schon am 8. Dezember war die EM im kroatischen<br />

Zagreb abgesagt worden, weil die hohen<br />

Infektionszahlen keinen Wettbewerb zuließen,<br />

die moderne Ice Arena als Krankenstation für<br />

Corona-Patienten diente und die ältere und oft<br />

für Eislauf-Events genutzte Halle „Dom Sportova“<br />

bei einem Erdbeben im März 2<strong>02</strong>0 beschädigt<br />

wurde und geschlossen werden musste. In<br />

den letzten Dezembertagen gab es erneute mittelschwere<br />

Erdbeben im Lande, deren Zentrum<br />

50 km südlich von Zagreb lag, Aber auch in der<br />

Hauptstadt wurden wieder Gebäude in Mitleidenschaft<br />

gezogen.


Koch/Nüchtern endgültig<br />

zurückgetreten<br />

13<br />

Morry Stillwell, Quelle: www.usfigureskating.org<br />

Zwei US-Funktionäre<br />

gestorben<br />

Morry Stillwell, der von 1995 bis 1998 US-Verbandspräsident<br />

und auch anschließend noch<br />

sehr einflussreich als nationaler Preisrichter<br />

war, ist am 25. Dezember im Alter von 93 Jahren<br />

gestorben. In seiner Amtszeit konnte er den<br />

Zehn-Jahresvertrag über 100 Millionen Dollar<br />

mit der Fernsehgesellschaft abc abschließen,<br />

der dem Verband vorher und nachher nie wieder<br />

annähernd erreichte finanzielle Möglichkeiten<br />

eröffnete. In den Jahren nach der Harding-<br />

Kerrigan-Affäre von 1994 stand das Eiskunstlaufen<br />

in den USA auf dem Höhepunkt seiner<br />

Beliebtheit und fast jedes Wochenende liefen<br />

irgendwelche speziell für das Fernsehen gemachte<br />

Eislaufveranstaltungen im Fernsehen. In<br />

seine Amtszeit fiel auch die mit der ISU, Kanada,<br />

Deutschland, Frankreich und Japan (später<br />

auch mit Russland) begründete Grand Prix-Serie.<br />

Mit 79 Jahren gestorben ist am 19. Dezember<br />

auch John Lefevre, der ab 1998 lange Jahre<br />

Sportdirektor des US-Verbandes war.<br />

13 Monate nach ihrem letzten Wettbewerb, den<br />

Deutschen Meisterschaften Anfang Januar 2<strong>02</strong>0<br />

in Oberstdorf, erklärten die Eistänzer Shari Koch<br />

und Christian Nüchtern endgültig ihren Rücktritt<br />

vom Leistungssport. Nüchtern sagte der <strong>Pirouette</strong>,<br />

rückblickend seien sie etwas unter ihren<br />

Möglichkeiten geblieben. „Wir hatten aus<br />

heutiger Sicht ein paar unwichtige jugendliche<br />

Streitereien und hatten beide auch mit der einen<br />

oder anderen Verletzung zu kämpfen. Aber<br />

wir hatten auch viele schöne Momente, einmal<br />

als Junioren, als wir zweimal unter den Top Ten<br />

der Junioren-WM landeten. Ein Highlight war<br />

auch unsere Bronzemedaille bei der Universiade<br />

in Almaty im Jahr 2017. Unsere erfolgreichste<br />

Saison war 2018/19, als wir für unseren einzigen<br />

Grand Prix in Helsinki nominiert wurden<br />

und uns für die EM und WM qualifizieren konnten.<br />

Das haben wir besonders Barbara Fusar Poli<br />

und Stefano Caruso in Mailand zu verdanken,<br />

mit denen wir wirklich hart gearbeitet haben.“<br />

Koch sagte der DEU: „Das Feeling bei diesen<br />

großen Wettbewerben, wie auch beim Grand<br />

Prix in Helsinki, das waren schon Highlights, die<br />

man nie mehr vergessen wird.“ Nüchtern fährt<br />

fort: „Allerdings sind wir im Frühjahr und Sommer<br />

2019 nach der Rückkehr nach Berlin nicht<br />

wieder richtig in die Gänge gekommen. Das lag<br />

auch an meiner hartnäckigen Fußverletzung.“<br />

Daher konnten sie sich in der Saison 2019/20<br />

nicht noch einmal für EM und WM qualifizieren.<br />

Foto: Höppner<br />

Koch schrieb im Facebook: „Meine Karriere als<br />

Leistungssportlerin zu beenden war wohl die<br />

schwerste Entscheidung, die ich bis jetzt treffen<br />

musste. Ich habe als Sportlerin täglich jede<br />

Menge Ehrgeiz mitbringen müssen, welcher<br />

mich immer antrieb weiterzumachen, durchzuhalten<br />

und zu kämpfen. (…) Das Leben als Eiskunstläuferin<br />

hatte viele tolle, aber auch viele<br />

Schattenseiten. (…) Ich gewann tiefe Freundschaften<br />

und<br />

begegnete inspirierenden<br />

Personen.<br />

Ich sammelte<br />

unbezahlbare Erfahrungen,<br />

entwickelte Disziplin<br />

und großen Kampfgeist.<br />

All dieses war eine<br />

unglaubliche Schule des<br />

Lebens, ohne die ich<br />

nicht die wäre, die ich<br />

heute bin.“ Beide sind<br />

im Augenblick dabei, ihr Studium in Berlin abzuschließen.<br />

Ihr fehlt im dualen Studium nur noch<br />

die Abschlussarbeit in Medienwissenschaften<br />

und Wirtschaft/Politik/Gesellschaft und er will<br />

2<strong>02</strong>2 einen Abschluss in Betriebswirtschaft machen.<br />

Koch arbeitet nebenberuflich als Trainerin<br />

in Berlin und Nüchtern will eine Ausbildung als<br />

Technischer Spezialist anfangen. Insofern bleiben<br />

beide dem Eislaufen verbunden.<br />

News<br />

Papadakis/Cizeron<br />

verzichten auf WM<br />

Foto: © ISU<br />

Die französischen Eistänzer Gabrielle Papadakis<br />

und Guillaume Cizeron gaben Ende Januar bekannt,<br />

dass sie auch dann nicht an der WM in<br />

Stockholm teilnehmen werden, wenn sie stattfindet.<br />

Ihr Training sei nicht so konstant möglich<br />

gewesen wie erforderlich, außerdem sei Cizeron<br />

im Sommer länger am Corona-Virus erkrankt<br />

gewesen und habe noch immer keine<br />

gute Kondition. Daher wollen sie sich schon<br />

jetzt auf die Olympische Saison konzentrieren<br />

und hoffen, ab September wieder die üblichen<br />

Wettbewerbe laufen zu können. krk


14<br />

US-Meisterschaften<br />

Chen, Tennell, Hubbell / Donohue und Knierim / Frazier triumphierten<br />

US-Meisterschaften in Las Vegas<br />

Ein Bericht von Klaus-Reinhold Kany mit Fotos von Robin Ritoss<br />

Ursprünglich sollten die US-Meisterschaften<br />

2<strong>02</strong>1 wie schon 2012 und 2018<br />

in der SAP Arena der kalifornischen Millionenstadt<br />

San Jose stattfinden, der<br />

„Hauptstadt des Silicon Valley“ nahe San<br />

Francisco. Aber diese war nicht gut geeignet<br />

für ein so streng abgeschirmtem<br />

Anti-Corona-Konzept in einer finanziell<br />

und organisatorisch aufwendigen „Blase“<br />

(„bubble“). In San Jose hätten die meisten<br />

Läufer, Trainer, Offiziellen und Organisatoren<br />

nur mit risikoreichem Shuttle-Bus<br />

vom Hotel zur Halle kommen können und<br />

die Parksituation ist ungünstig. Event-Direktor<br />

Bob Dunlop sagte, bei Skate America<br />

in Las Vegas hätten sich alle an die<br />

Regeln gehalten, niemanden musste man<br />

hinauswerfen und alle seien glücklich gewesen,<br />

dass das Event abhalten wurde.<br />

Beim Grand Prix wurde unter allen Akkreditierten<br />

kein einziger positiver Corona-<br />

Fall bekannt. Daher entschloss sich der<br />

Verband, die nationalen Meisterschaften<br />

in dieselbe bewährte Orleans Arena zu<br />

verlegen. San Jose erhielt als Trost die<br />

Meisterschaften 2<strong>02</strong>3, nachdem sie 2<strong>02</strong>2<br />

schon fest an Nashville vergeben sind. Ein<br />

Grund für Las Vegas war auch, weil dort<br />

schon ein von den Behörden genehmigtes<br />

Konzept vorlag, ähnlich wie in Dortmund<br />

für die Deutsche Meisterschaft nach der<br />

NRW Trophy.<br />

Wie bei Skate America gab es keine Zuschauer,<br />

Eltern, Verwandte und Freunde, nur minderjährige<br />

Sportler durften eine(n) Begleiter(in) mitbringen.<br />

Jeder Fan konnte wieder gegen Spenden<br />

sein Foto auf einem Pappschild in Lebensgröße<br />

in die ersten Sitzreihen platzieren, wovon etwa<br />

500 Personen Gebrauch machten. Unter anderem<br />

war in der vierten Reihe über dem „u“ des<br />

Wortes „Figure“ der Bandenaufschrift auch ein<br />

Foto des französischen Läufers Romain Ponsart<br />

zu erkennen, dem Freund der Skate America-Siegerin<br />

Mariah Bell. Es gab wieder Beifall vom<br />

Band, was viele Läufer motivierte. Neu war eine<br />

Bildschirmwand in der Tränenecke hinter den<br />

sitzenden Läufern, in der Fans zu sehen waren,<br />

die zu Hause ihre Handykamera auf sich eingestellt<br />

hatten. Man sah, wie sie nach den Programmen<br />

Beifall klatschten und Transparente<br />

hochhielten. Ganz besonders aufwendig war,<br />

dass unter den sichtbaren Fans stets auch direkte<br />

Familienangehörige oder Freunde des gerade<br />

gestarteten Läufers waren, denn das bedeutete,<br />

dass die Techniker alle paar Minuten<br />

auf andere Handys umschalten<br />

mussten. Für NBC kommentierten<br />

wieder Tara Lipinski,<br />

Johnny Weir und Profi-Kommentator<br />

Terry Gannon, zwar vor Ort,<br />

aber mit Abstand voneinander.<br />

Alexa Knierim und Brandon Frazier<br />

Fotos Ritoss<br />

Alle Akkredierten sollten sich<br />

zwei Wochen vor der Meisterschaft<br />

diszipliniert an die üblichen<br />

Regeln halten und schon<br />

einen Corona-Test machen. Bei<br />

der Ankunft mussten sie sich<br />

alle noch einmal testen lassen.<br />

Ein speziell reservierter Parkplatz<br />

lag nur wenige Meter vom einzig<br />

erlaubten Nebeneingang des einzig<br />

zugelassenen Hotelflügels, denn<br />

viele (zum Beispiel alle Kalifornier)<br />

kamen mit dem Auto. Alle mussten<br />

sich in ihr Zimmer einschließen und<br />

durften es bis zum negativen Testergebnis<br />

nicht verlassen. Dort bekamen sie<br />

drei Mahlzeiten vor die Zimmertüre geliefert.<br />

Erst dann durften sie in die Halle.<br />

Die Zimmer mussten sie selbst reinigen,<br />

um Ansteckungen durch das Hotelpersonal<br />

zu verhindern, nur frische<br />

Bettwäsche und Handtücher wurde<br />

vor die Türe gelegt. Nur ein<br />

Trainer pro Läufer oder Paar war<br />

zugelassen. Schreibende Journalisten<br />

hatten gar keinen Zugang,<br />

konnten aber live Fragen<br />

in der virtuellen Interviewzone<br />

und bei den Pressekonferenzen<br />

stellen oder auch größere Interviews<br />

verabreden. Die <strong>Pirouette</strong><br />

entschied sich für Online-Interviews<br />

mit den Siegern<br />

Bradie Tennell und Alexa<br />

Knierim/Brandon Frazier (siehe<br />

Seiten 8 und 9), die<br />

auch von Europa aus problemlos<br />

klappten. Nach<br />

seinem Auftritt griff jeder<br />

Teilnehmer in einen<br />

nur für ihn (oder sie)<br />

reservierten Korb, in<br />

dem er Jacke, Maske,<br />

Schlittschuhschoner,<br />

Akkreditierung und<br />

Trinkflasche gelegt<br />

hatte, denn kein<br />

Kontakt zum Trai-


15<br />

ner war erlaubt. Etwas fragwürdig war wieder,<br />

dass die Läufer nach ihrem Wettbewerb schon<br />

in der Tränenecke beim Ausschnaufen wieder<br />

Masken tragen mussten, obwohl sie dort alleine<br />

saßen. Einzig der <strong>No</strong>ch-Ukrainer Jaroslav Paniot<br />

verzichtete auf eine Maske, aber er ist bisher<br />

kein Mitglied des US-Verbandes (siehe Seite 21).<br />

In den USA gibt es auch für den vierten Platz<br />

noch eine „Pewter Medal“ (Zinnmedaille oder als<br />

Slangwort: Blechmedaille). Bei den Siegerehrungen<br />

nahmen sich die Läufer(innen) ihre Urkunden<br />

und Medaillen selbst von einem Tisch neben<br />

dem Podium. Die Paarläufer und Eistänzer durften<br />

sich ihre Medaillen gegenseitig umhängen.<br />

In allen vier Kategorien zeigten die Besten so<br />

gute Leistungen, dass sie bei einer WM Medaillenchancen<br />

hätten. Die Bewertungen waren allerdings<br />

generell national überhöht, so wie in<br />

vielen Ländern bei nationalen Wettbewerben.<br />

Jessica Calalang und<br />

Brian Johnson<br />

Ashley Cain-Gribble<br />

und Timothy LeDuc<br />

Neue Paarlaufmeister<br />

mit bekannten Gesichtern<br />

Die Paarlaufkonkurrenz hatte ein relativ gutes<br />

Niveau. Neue Paarlaufmeister wurden die Shooting<br />

Stars und Skate America-Sieger Alexa Knierim<br />

und Brandon Frazier, obwohl sie erst im März<br />

2<strong>02</strong>0 das erste Probetraining absolvierten und<br />

wegen der Corona-Pandemie erst ab Sommer<br />

2<strong>02</strong>0 im südkalifornischen Irvine zusammen trainieren<br />

konnten. Aber sie haben viele Jahre Erfahrung<br />

in früheren Partnerschaften und sind ziemlich<br />

sprungsicher, was bei US-Paaren selten ist.<br />

Im KP gelangen alle sieben Elemente, darunter<br />

die vier Level-Elemente mit Level 4. Der Vortrag<br />

zu „In the End“ von Linkin Park bzw. Tommy Profitt<br />

und „Too Far Gone“ von der amerikanischen<br />

Underground-Gruppe Hidden Citizens war flüssig,<br />

wirkte routiniert und brachte trotz früher Startnummer<br />

3 immerhin 77 Punkte. Frazier kommentierte:<br />

„Ich bin so dankbar, dass wir auch in diesem<br />

Jahr nationale Meisterschaften haben und<br />

es ist gut, dass wir wieder in dieser Halle sind.“<br />

Auch in der Kür zur Musik „Fall on Me“ von Andrea<br />

Bocelli und Sohn Matteo blieben sie so gut<br />

wie fehlerfrei, mit 3T-2T, 3S, erstklassigen Hebungen<br />

und Würfen und etwas übertriebenen<br />

Komponenten von etwa 9,3, sogar eine 10,0.<br />

Choreograf ist Eistänzerin Renee Roca, die Frazier<br />

schon kannte. Auch der sonst immer recht<br />

ernste Läufer hat das Strahlen nach der Kür gelernt.<br />

Trainerin Jenni Meno sagte: „Was wir<br />

heute gesehen haben, spiegelt das tägliche Training<br />

wider.“ Zweimal pro Woche arbeiten sie<br />

online mit Nina Mozer und immer wieder auch<br />

mit Rafael Arutunian und Assistent Michal Brezina,<br />

die in derselben Halle unterrichten. Alle<br />

waren sich einig, dass sie sich noch verbessern<br />

wollen. Da weder Skate America noch die US-<br />

Meisterschaften für die WM-Mindestpunktzahl<br />

zählten, haben sie noch kein WM-Minimum.<br />

Aber eine WM-Sonderregelung (siehe Seite 12)<br />

erlaubt dem US-Verband, der ISU Videos ihrer<br />

Programme einzuschicken, die dann von einer<br />

ISU-Jury online bewertet werden. Sie waren so<br />

gut, dass sie die Mindestpunkte problemlos erreichen<br />

müssten.<br />

Die Silbermedaillengewinner Jessica Calalang<br />

und Brian Johnson sind Trainingskameraden der<br />

Sieger im Team um Jenni Meno und Todd Sand.<br />

Im temporeichen KP zu „Light of the Seven“ aus<br />

der auch in Deutschland bekannten TV-Serienmusik<br />

„Game of Thrones“ stürzte Calalang beim<br />

etwas unterdrehten 3S und der weggeworfene<br />

dreifache Wurflutz war auch nicht ideal. Dafür<br />

zeigten sie wieder einmal den imposantesten<br />

Twist des Feldes, für den alle sieben Preisrichter<br />

eine +5 gaben. „Wir haben vor allem an der Beziehung<br />

zueinander auf dem Eis gearbeitet“, erklärte<br />

Johnson. In der Kür zu einer romantisierten<br />

Version von „Who Wants to Live Forever“<br />

wurden aus sechs Punkten Abstand zu den Siegern<br />

23. Zum einen, weil Calalang den 3S vorwärts<br />

landete und Johnson ihn mit der Hand<br />

touchierte, und zum zweiten, weil Calalang beim<br />

3T zu Boden ging und daher keine Kombination<br />

schaffte. Der Twist war wieder Weltklasse, die<br />

Würfe und zwei Hebungen ebenfalls, aber die<br />

Axel-Lassohebung landete sie wackelig auf zwei<br />

Füßen. Dank des neunten Platzes von Cain-Gribble/LeDuc<br />

bei der WM 2019 wurden Calalang<br />

und Johnson für den zweiten US-Startplatz bei<br />

der WM nominiert. Sie hatten das Minimum<br />

schon in der Saison 2019/2<strong>02</strong>0 geschafft.<br />

Ashley Cain-Gribble und Timothy LeDuc aus<br />

dem Großraum Dallas lagen nach dem KP schon<br />

12 Punkte zurück, weil Cain-Gribble beim unterdrehten<br />

3S zu Boden ging, beim weggeworfenen<br />

Wurflutz mit dem zweiten Fuß das Eis<br />

streifte und auch ihr Twist nur guter Durchschnitt<br />

war. Hebung und Schrittfolge gelangen<br />

dagegen erstklassig. In der zweitbesten Kür des<br />

Tages patzte LeDuc beim 3R und Cain-Gribble<br />

stieg beim Wurfsalchow um, die anderen neun<br />

Elemente glückten gut bis sehr gut. Das reichte<br />

für den ersten WM-Ersatzplatz. Audrey Lu und<br />

Misha Mitrofanov, die im vergangenen Jahr mit<br />

dem Trainerehepaar Olga Ganisheva und Alexei<br />

Letov von Texas in eine neue Halle nach <strong>No</strong>rwood,<br />

etwa 30 km südwestlich von Boston, gezogen<br />

waren, lagen nach einem fehlerfreien KP<br />

aussichtsreich. Aber in der Kür waren ihre Komponenten<br />

nicht hoch genug für eine Medaille,<br />

außerdem stürzte Mitrofanov beim 3T und die<br />

letzte Hebung war bei sonst guten, aber eben<br />

nicht sehr guten Elementen etwas unsicher.<br />

Emily Chan und Spencer Howe wechselten ebenfalls<br />

mit Trainer Letov an die Ostküste. Sie liefen<br />

stabiler als früher mit insgesamt nur zwei größeren<br />

Fehlern. Aber ihre Elemente sind nicht sehr<br />

souverän. Howe trainierte früher mit anderen<br />

Partnerinnen bei Bruno Marcotte in Kanada. Olivia<br />

Serafini und der früher für Kanada aktive<br />

Mervin Tran, der 2012 für Japan mit Narumi Takahashi<br />

sogar einmal eine WM-Bronzemedaille<br />

gewonnen hatte, erhielten niedrige Levels und<br />

zeigten Schwächen bei den Einzelsprüngen. Ihren<br />

allerersten gemeinsamen Wettbewerb liefen Katie<br />

McBeath (24), die 2018 ihre Karriere als Einzelläuferin<br />

beendet hatte, und der sehr paarlauferfahrene<br />

Nathan Bartholomay (31), ebenfalls<br />

Schüler von Meno/Sand. Er hatte im Sommer<br />

2019 noch offengelassen, ob nach der Trennung<br />

von Deanna Stellato und der Ausheilung von Verletzungen<br />

noch einmal eine neue Partnerin suche.<br />

Die Einzelsprünge gingen bei McBeath allesamt<br />

daneben, auch der Wurfrittberger in der<br />

Kür, während die Hebungen viele Pluspunkte erhielten.<br />

Die drei Paare von Dalilah Sappenfield<br />

aus Monument in Colorado (Deardorff/Johnson,<br />

McIsaac/Sadusky – beide Paare trennten sich<br />

nach der Meisterschaft - und Burden/Rounis)<br />

mussten zu Hause bleiben, weil in ihrem Umfeld<br />

jemand am Coronavirus erkrankt war. Sappenfield<br />

bedauerte dies auf Facebook sehr, hielt sich aber<br />

an die Regeln. Sie schrieb, zum Glück sei keiner<br />

der sechs Läufer(innen) infiziert. Kayne/O’Shea<br />

hatten sich im Dezember 2<strong>02</strong>0 getrennt.<br />

Paare | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Alexa Knierim / Brandon Frazier 1 1 228.10<br />

2 Jessica Calalang / Brian Johnson 2 3 205.29<br />

3 Ashley Cain-Gribble / Timothy LeDuc 4 2 200.52<br />

4 Audrey Lu / Misha Mitrofanov 3 4 197.97<br />

5 Emily Chan / Spencer Howe 5 5 177.06<br />

6 Olivia Serafini / Mervin Tran 6 6 169.88<br />

7 Katie McBeath / Nathan Bartholomay 7 7 163.73<br />

8 Laiken Lockley / Keenan Prochnow 9 8 145.24<br />

9 Evelyn Grace Hanns / Jim Garbutt 8 9 140.93<br />

US-Meisterschaften


16<br />

US-Meisterschaften<br />

Nathan Chen holt fünften Titel<br />

Der zweimalige Weltmeister Nathan Chen gewann<br />

erwartungsgemäß seinen fünften nationalen<br />

Titel in Folge. Nur der legendäre Dick Button<br />

war zwischen 1946 und 1952 mit sieben<br />

US-Meisterschaften noch erfolgreicher. Sein<br />

Studium an der mehr als 4.000 Kilometer entfernten<br />

Elite-Universität von Yale konnte er zunächst<br />

aus Kalifornien online fortführen und<br />

hat es nun, wie im Interview im <strong>No</strong>vemberheft<br />

2<strong>02</strong>0 gesagt, bis zu den Olympischen Spielen<br />

unterbrochen. Denn ihn wurmt noch immer,<br />

dass er bei seinen ersten Spielen 2018 nach<br />

verpatztem KP auch mit der besten Kür nur<br />

Fünfter geworden war. Seitdem hat er jedoch<br />

jeden Wettbewerb gewonnen, auch zwei Duelle<br />

2019 mit Yuzuru Hanyu. In der erst 2018/19 gebauten<br />

Vierfachhalle in Irvine (zwischen Los Angeles<br />

und San Diego) bieten sich ihm mit Rafael<br />

Arutunian beste Bedingungen und Wunsch-Eiszeiten.<br />

Für das im Prinzip fehlerfreie KP mit 4L,<br />

3A und 4F-3T zu einer bearbeiteten Version von<br />

Isaac Albeniz‘ spanischem „Asturias“ gab man<br />

ihm 113 Punkte, aber es fehlte etwas an Eleganz<br />

und perfekten Ausläufen. Auch die <strong>Pirouette</strong>n<br />

spulte er mehr ab, als er sie zelebrierte.<br />

Ein bisschen sahen das auch die Preisrichter so<br />

und gaben ihm für Sprünge und <strong>Pirouette</strong>n keine<br />

einzige +5. Nur in der rasanten Schrittfolge<br />

konnte er seine ganze Stärke ausspielen und erhielt<br />

hierfür ausschließlich +5.<br />

Jason Brown, Fotos: Robin Ritoss<br />

Herren | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Nathan Chen 1 1 322.28<br />

2 Vincent Zhou 2 2 291.38<br />

3 Jason Brown 3 4 276.92<br />

4 Yaroslav Paniot 4 3 266.97<br />

5 Maxim Naumov 5 5 244.20<br />

6 Jimmy Ma 6 8 230.78<br />

7 Tomoki Hiwatashi 9 6 230.14<br />

8 Camden Pulkinen 7 9 220.10<br />

9 Eric Sjoberg 11 10 213.39<br />

10 Dinh Tran 10 11 210.79<br />

11 Aleksei Krasnozhon 16 7 206.76<br />

12 Joseph Kang 8 14 203.45<br />

13 Joonsoo Kim 13 12 197.12<br />

14 Ryan Dunk 14 13 192.66<br />

15 Jordan Moeller 12 15 191.33<br />

16 Peter Liu 15 16 171.18<br />

17 Mitchell Friess 17 17 163.07<br />

Vincent Zhou<br />

<strong>No</strong>ch mehr von Perfektion entfernt war die Kür,<br />

obwohl sie 4F, 4S, 4T-3F, 4T-3T und 3A enthielt.<br />

Aber beim ersten 4L stürzte er beinahe, beide<br />

Toeloop-Kombinationen waren etwas knapp gelandet<br />

und zwei <strong>Pirouette</strong>n nicht ganz regelgerecht.<br />

Das Medley des anspruchsvollen US-Komponisten<br />

Philipp Glass interpretierte er gut, aber<br />

nicht herausragend. „Heute war ich etwas vorsichtig“,<br />

sagte er selbstkritisch. „Ich bin nicht<br />

aggressiv genug an die Elemente herangegangen,<br />

sondern wollte immer wieder Kraft sparen,<br />

aber das ist keine gute Einstellung.“ Eine besondere<br />

Ehre erfuhr Chen drei Tage nach den Meisterschaften,<br />

denn als einer von nur drei Sportlern<br />

(die beiden anderen waren Sommersportler)<br />

durfte er auf seinen Wunsch hin an der Vereidigung<br />

des neuen US-Präsidenten Joe Biden teilnehmen,<br />

zwar diesmal nur online, aber ohne das<br />

Virus wäre er Gast auf der Ehrentribüne gewesen.<br />

Schon früher hatte er sich politisch pro-demokratisch<br />

geäußert, so wie privat die übergroße<br />

Mehrheit der amerikanischen Eislauffamilie.<br />

Vincent Zhou, Olympia-Sechster von 2018 und<br />

WM-Dritter von 2019 aus Colorado Springs, aber<br />

zwischendurch bei Lee Barkell ein paar Monate<br />

in Toronto, glückte ein ausgezeichnetes KP mit<br />

4L-3T (mit beiden Händen über dem Kopf beim<br />

4L), 4S, 3A und mehr Ausdruck als früher zur<br />

Filmmusik „Vincent“ über den Maler Vincent van<br />

Gogh. Dafür erhielt er 107 Punkte und kam Chen<br />

recht nahe. In der Kür zu „Algorythm“ von Muse<br />

glückten dem Schüler von Christy Krall, einer<br />

ehemaligen Deutschen, dieselben Sprünge, dazu<br />

ein zweiter 3A und eine 3L-Eu-3S-Kombination.<br />

Den Flip riss er allerdings auf und beim zweiten<br />

4L ging er zu Boden. Später sagte er, er überlege,<br />

beide Programme auch für die olympische Sai-<br />

son zu verwenden. Im Januar hatte er noch kein<br />

WM-Minimum, weil er<br />

2019/20 nicht gestartet war.<br />

Aber eine Sonderregelung erlaubt<br />

auch ein Minimum aus der<br />

vorletzten Saison (WM-Dritter).<br />

Jason Brown war nicht bei Skate America, weil<br />

er im Oktober nicht über die in der Regel geschlossene<br />

Grenze aus Kanada anreisen wollte,<br />

auch eine kleine Fußverletzung und Motivationsprobleme<br />

hatte, sondern gab bei den US-<br />

Meisterschaften sein Saisondebüt. Sein KP zum<br />

Spiritual „Sinnerman“ der amerikanischen<br />

Bluessängerin Nina Simone war stilistisch absolute<br />

Weltklasse. Ohne Vierfachversuch konnte<br />

er sich mit weniger Nervenflattern auf die Elemente<br />

konzentrieren, die allesamt ausgezeichnet<br />

gelangen, auch der 3A mit überwiegend +4.<br />

Die <strong>Pirouette</strong>n und die Schrittfolge erhielten zu<br />

Recht viele +5 und unter den 35 möglichen<br />

Komponenten drückte die Jury insgesamt elfmal<br />

10,0, denn das Ganze zur Choreografie von Rohene<br />

Ward war ein einziges Kunstwerk, das er<br />

auch in der olympischen Saison beibehalten<br />

will. Weniger gelungen war die Kür zu der für<br />

ihn von David Wilson nicht glücklich gewählten<br />

Musik des Ballett-Musicals „Slaughter on 10th<br />

Avenue“, denn Brown ist kein Gangster- oder<br />

Arbeiter-Typ und zu Recht gingen die Komponenten<br />

nach unten. Einen Vierfachen wird der<br />

26-Jährige wohl nicht mehr lernen, aber er<br />

probierte ihn wieder einmal vergeblich. Den<br />

zweiten Axel riss er auf, was nochmals fast<br />

zehn Punkte kostete. Alle anderen Elemente<br />

waren wieder exzellent und wurden auch entsprechend<br />

bewertet, aber er verlor die Kürwertung<br />

gegen den <strong>No</strong>body Jaroslav Paniot.<br />

Nathan Chen


17<br />

Eine echte Überraschung war der vierte Rang<br />

des 23-jährigen Paniot, der im vorigen Jahr<br />

Zehnter gewesen war und schon zwei Jahre auf<br />

die Freigabe von der Ukraine wartet. Daher war<br />

er trotz Rang vier auch kein Ersatzläufer für die<br />

WM. Die <strong>Pirouette</strong> hatte ihn zuletzt im Sommer<br />

2019 beim Glacier Falls-Wettbewerb in Kalifornien<br />

getroffen, bei dem er Zweiter wurde und<br />

sagte, er wolle Amerikaner werden und in den<br />

USA leben, weil er keine Perspektive in der Ukraine<br />

sah. Damals trainierte er bei Viacheslav Zagorodniuk<br />

(Foto auf Seite 20 des Septemberheftes<br />

2019), inzwischen bei Todd Eldredge. Diesmal<br />

glückten ihm 4F-3T (knapp), 3A und 3L im KP<br />

und sogar 4F, 4T-3T, 4T, 3A und zwei 3L in der<br />

ebenfalls fehlerfreien Kür, in der er Jason Brown<br />

schlug und nur wenige Zehntelpunkte von Zhou<br />

entfernt war. Auch stilistisch wirkte er im KP zu<br />

„Sway“ von Michael Bublé und in der Kür zu einem<br />

Elvis Presley-Medley dank Choreografien<br />

von Misha Ge überzeugender als früher. „Alles<br />

lief gut, weil ich endlich in der besten Form meines<br />

Lebens bin“ sagte er. Man muss eben einfach<br />

arbeiten, arbeiten, arbeiten, dann bekommt<br />

man auch ein gutes Ergebnis.“ Das hat er wohl<br />

früher zu wenig getan (siehe Artikel Seite 21).<br />

Maxim Naumov, 19-jähriger Sohn der früheren<br />

russischen Paarlaufweltmeister Shishkova/Naumov<br />

aus Boston, bestätigte seine gute Leistung<br />

bei der Junioren-WM von 2<strong>02</strong>0 (Platz fünf).<br />

Nach einem makellosen KP mit vier Dreifachen<br />

glückte eine praktisch ebenfalls fehlerfreie Kür<br />

mit acht Tripelsprüngen. Raum für Verbesserungen<br />

hat er noch im Ausdruck. Jimmy Ma ging<br />

mit Letov an die Ostküste und scheint dort konstanter<br />

zu trainieren als früher. Denn er lief stabiler<br />

und konnte in der Kür sogar eine gute<br />

4T-3T-Kombination landen. In der Tränenecke<br />

erkannte er an einem der Bildschirme<br />

seinen bellenden Hund zu Hause und rief<br />

„That’s my dog“. Alexei Krasnozhon zog<br />

ebenfalls mit Letov nach <strong>No</strong>rwood bei<br />

Boston, er, Ma und Mitrofanov teilen<br />

sich dort ein Apartment, aber seine<br />

Meisterschaft ging daneben. Im KP<br />

verpatzte Krasnozhon alle drei<br />

Sprünge und eine <strong>Pirouette</strong>. In der<br />

Kür versuchte er sich mit unterdrehtem, aber<br />

immerhin gestandenem 4R zu rehabilitieren,<br />

aber einiges andere war nicht einwandfrei. Am<br />

folgenden Tag erklärte er, er habe seinen Traum<br />

von der Teilnahme an Olympischen Spielen aufgegeben,<br />

weil er wohl bis 2<strong>02</strong>2 keine US-Staatsbürgerschaft<br />

erhalte und wolle nur noch bis zu<br />

den Spielen eislaufen und dann ein neues Kapitel<br />

in seinem Leben aufschlagen. Selbstkritisch<br />

erkannte der 20-Jährige, dass er zu kräftig für<br />

einen Einzelläufer geworden ist. Als Paarläufer<br />

könnte er noch Karriere machen, aber er schrieb<br />

der <strong>Pirouette</strong>, daran habe er nie gedacht.<br />

Tomoko Hiwatashi, Juniorenweltmeister von<br />

2019, lief zu unsauber für eine Position weiter<br />

vorne, auch Camden Pulkinen patzte mehrfach.<br />

Mit Joseph Kang und Peter Liu waren immerhin<br />

zwei Läufer des österreichischen Trainers Viktor<br />

Pfeifer aus Wilmington (der Heimatstadt des<br />

neuen US-Präsidenten Biden) am Start, aber sie<br />

waren weit von der Spitze entfernt. Ilia Malinin<br />

(16), der bei Skate America Aufsehen wegen<br />

seiner zweimal zwei Vierfachsprünge und Platz<br />

fünf erregt hatte, fehlte wegen Trainingsrückstand<br />

nach einem Ermüdungsbruch, sagte Mutter<br />

und Trainerin Tatjana Malinina der <strong>Pirouette</strong>.<br />

Auch Andrew Torgashev fehlte, offiziell wegen<br />

Verletzung.<br />

Tennell holt Titel zurück<br />

Bradie Tennell wurde nach 2018 zum zweiten<br />

Mal US-Meisterin. Im Sommer war sie aus ihrer<br />

Heimat bei Chicago nach Colorado Springs gewechselt,<br />

weil sie sich von dem dortigen Trainer<br />

Tom Zakrajsek bessere Sprünge und vielleicht<br />

auch den 3A oder einen Vierfachen erhoffte.<br />

Diese Sprünge versuchte sie noch nicht, aber die<br />

anderen Sprünge sind souveräner geworden. Sie<br />

wird nie eine die Zuschauer mitreißende glamouröse<br />

Läuferin werden, ist aber eine, die die<br />

Elemente regelgerecht und oft sehr gut zeigt,<br />

dank Choreograf Benoît Richaud jedes Jahr etwas<br />

besser präsentiert und dafür auch von der<br />

Jury relativ gut belohnt wird. Das KP blieb mit<br />

3L-3T, 3F und 2A und anspruchsvollen Schritten<br />

ebenso fehlerfrei wie die Kür mit sieben Dreifachen,<br />

das hat schon lange keine Amerikanerin<br />

mehr geschafft. Aber einmal 10,0 für die Interpretation<br />

der Kürmusik ist sicherlich zu hoch,<br />

denn sie zeigt zu wenige Emotionen. Zakrajsek<br />

konnte nicht mitkommen, weil er sich zehn Tage<br />

zuvor mit dem Virus infiziert hatte (er sprach<br />

von einer „milden Form nur mit Schnupfen und<br />

Husten“), aber seine Assistenztrainerin Becky<br />

Calvin war dabei. Interviews gibt Tennell nicht<br />

so gerne, so dass eine amerikanische Kollegin<br />

schrieb: „Sie spricht durch ihre Programme, nicht<br />

durch ihre Worte.“ Für die <strong>Pirouette</strong> machte sie<br />

aber eine exklusive Ausnahme, siehe Seite 9.<br />

Amber Glenn<br />

Damen | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Bradie Tennell 1 1 232.61<br />

2 Amber Glenn 5 2 215.33<br />

3 Karen Chen 4 3 214.98<br />

4 Alysa Liu 2 4 213.39<br />

5 Mariah Bell 3 5 199.95<br />

6 Lindsay Thorngren 6 7 178.89<br />

7 Audrey Shin 10 6 176.82<br />

8 Gabriella Izzo 7 9 171.76<br />

9 Rena Ikenishi 8 8 169.89<br />

10 Pooja Kalyan 9 12 157.46<br />

11 Finley Hawk 14 11 152.84<br />

12 Starr Andrews 17 10 152.13<br />

13 Gracie Gold 12 13 149.05<br />

14 Emilia Murdock 15 14 138.80<br />

15 Violeta Ushakova 16 15 136.26<br />

16 Heidi Munger 13 16 136.05<br />

17 Hanna Harrell 11 17 130.72<br />

Platz zwei für Amber Glenn aus dem Großraum<br />

Dallas war eine echte Überraschung. Bei Skate<br />

America hatte sie noch gesundheitliche Beschwerden,<br />

aber jetzt war sie wieder fit. Beim<br />

sechsminütigen KP-Warmlaufen hatte sie vor<br />

den Augen der schon beobachtenden Jury einen<br />

einwandfreien 3A gestanden, der sehr hilfreich<br />

für ihre Komponenten war. Im Wettbewerb landete<br />

sie den 3A dann vorwärts, aber alles andere<br />

gelang, ebenso wie eine fehlerlose Kür mit<br />

sechs Dreifachen und verbesserter Interpretation<br />

(Choreograf Misha Ge), aber ohne 3A-Versuch.<br />

Trotz Silber wurde sie nicht für die WM<br />

nominiert, weil sie in den vergangenen Jahren<br />

nicht so stark gelaufen war. <strong>No</strong>miniert wurde<br />

stattdessen Karen Chen, die wieder elegant lief,<br />

aber beide Sprünge in ihrer KP-Kombination 3L-<br />

3T unterdrehte; auch der 3R war grenzwertig<br />

(q). In der Kür zu dem bekannten chinesischen<br />

„Butterfly Lovers Violinkonzert“ waren nur drei<br />

der sieben Dreifachversuche nicht unterdreht.<br />

Vorjahresmeisterin Alysa Liu ist international<br />

auch in dieser Saison noch zu jung für den Start<br />

bei der WM. Wegen eines Wachstumsschubes<br />

von fast zehn Zentimetern und einer Hüftverletzung<br />

im Herbst hat sie die im Vorjahr gezeigten<br />

4L und 3A aus ihren Programmen genommen,<br />

konnte aber vor allem stilistisch überzeugen.<br />

Denn dank der intensiven Arbeit mit dem in ihrer<br />

Heimatstadt Oakland bei San Francisco lebenden<br />

italienischen Choreografen Massimo Scali, der<br />

wegen Corona zurzeit ihr Haupttrainer ist, hat<br />

Bradie Tennell<br />

US-Meisterschaften


18<br />

US-Meisterschaften<br />

sie wesentlich an Eleganz und Ausstrahlung gewonnen.<br />

Das KP mit 3L-3T blieb fehlerfrei, in der<br />

Kür fehlte aber bei drei Sprüngen eine dritte<br />

saubere Umdrehung. Enttäuschend war der Auftritt<br />

und der fünfte Platz der Skate America-Siegerin<br />

Mariah Bell. Im KP ging der 3L daneben, in<br />

der Abba-Kür waren bei der Arutunian-Schülerin<br />

nach dem Auftakt-Sturz beim 3F nicht weniger<br />

als vier weitere Sprünge unsauber. Nicht so<br />

überzeugend wie bei Skate America lief Audrey<br />

Shin, in keiner guten Form war die viel höher als<br />

Rang 12 eingestufte Starr Andrews und auch<br />

Gracie Gold war von ihrer früheren Stärke fast so<br />

weit entfernt wie bei Skate America. Zakrajsek-<br />

Schülerin Paige Rydberg wurde bei der Ankunft<br />

positiv getestet und durfte nicht starten. Courtney<br />

Hicks fehlte wegen einer Hüftoperation und<br />

Polina Edmunds, weil sie nach Jahren ohne<br />

Wettbewerb offiziell ihren Rücktritt erklärt hatte.<br />

tuellen Pressekonferenz witzelte der sonst oft<br />

schweigsame Donohue: „Man sieht nicht so<br />

gut, wie glücklich wir sind, weil wir Masken<br />

tragen. Aber wir grinsen wie Affen, denen man<br />

eine neue Banane gegeben hat.“<br />

Madison Chock und Evan Bates waren nicht bei<br />

Skate America, weil Chock damals noch unter<br />

den Nachwirkungen einer außerhalb des Eises<br />

passierten Gehirnerschütterung litt, sondern<br />

gaben erst bei den US-Meisterschaften ihr Saisondebüt.<br />

Im Rhythmustanz interpretierten sie<br />

„Too Darn Hot“ von Cole Porter mit viel Raffinesse<br />

und ausgezeichneten Elementen und lagen<br />

hier vier Zehntelpunkte vorne. Fast alles gelang<br />

erstklassig in ihrer Kür, dem zum Markenzeichen<br />

gewordenen ägyptischen Schlangentanz<br />

der vergangenen Saison mit dem von der ISU im<br />

Sommer 2<strong>02</strong>0 preisgekrönten Kostüm, das die<br />

<strong>Pirouette</strong> schon im März 2<strong>02</strong>0 auf dem Titel<br />

Hubbell/Donohue knapp vorne<br />

Obwohl der Eistanz schon viele Jahre (zumindest<br />

vor Nathan Chen) die erfolgreichste Disziplin<br />

des US-Verbandes ist, wurde er am wenigsten<br />

im US-Fernsehen übertragen. Zurzeit besitzen<br />

die USA zwei Weltklassepaare, die bei der<br />

WM mit den Spitzenpaaren aus Russland um<br />

die Medaillen kämpfen können. Alle drei Medaillengewinner<br />

von Las Vegas trainieren in der<br />

Ice Academy of Montreal in Kanada und durften<br />

als US-Bürger zur Meisterschaft über die Grenze.<br />

Anschließend wollten sie noch kurz Familie<br />

und Freunde besuchen und mussten dann nach<br />

der Rückkehr in Montreal zwei Wochen in Quarantäne,<br />

bevor sie wieder trainieren und sich<br />

auf die hoffentlich stattfindende WM vorbereiten<br />

durften. Bei Skate America war Romain<br />

Haguenauer als Trainer dabei, diesmal Patrice<br />

Lauzon, der ebenfalls erst zwei Wochen nach<br />

der Rückkehr wieder aufs Eis durfte.<br />

Kaitlin Hawayek und Jean-Luc Baker<br />

Zum dritten Mal knapp US-Meister nach 2018<br />

und 2019 wurden Madison Hubbell und Zachary<br />

Donohue. Im Rhythmustanz zu drei gesungenen<br />

Stücken aus dem Musical Burlesque von<br />

Christina Aguilera lagen sie knapp hinter ihren<br />

schärfsten Konkurrenten, weil die zweite der<br />

vier Schlüsselstellen des Finnsteps wegen eines<br />

Taktfehlers nicht anerkannt wurde. Alles andere<br />

gelang sehr flüssig und ausgezeichnet. In der<br />

Kür waren sie überwiegend zu schon vor sechs<br />

Jahren einmal im Wettbewerb und vor zwei<br />

Jahren als Schaulaufnummer verwendeten Hallelujah-Musikstücken<br />

zurückgekehrt. Nach Skate<br />

America hatte auch Olympiasieger Scott Moir<br />

eine Woche mit ihnen an der Kür gearbeitet.<br />

Siebenmal 10,0 war sicherlich übertrieben, aber<br />

das Ganze war durchaus erstklassig. In der vir-<br />

Eistanz | Meisterklasse<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Madison Hubbell / Zachary Donohue 2 1 224.56<br />

2 Madison Chock / Evan Bates 1 2 222.93<br />

3 Kaitlin Hawayek / Jean-Luc Baker 3 3 212.55<br />

4 Caroline Green / Michael Parsons 4 4 192.39<br />

5 Molly Cesanek / Yehor Yehorov 5 5 177.40<br />

6 Lorraine McNamara / Anton Spiridonov 6 6 162.86<br />

7 Eva Pate / Logan Bye 7 7 154.93<br />

8 Livvy Shilling / Alexander Petrov 8 8 131.10<br />

9 Hilary Asher / Ryan O‘Donnell 9 9 122.68<br />

10 Breelie Taylor / Tyler Vollmer 10 10 100.76<br />

11 Cara Murphy / Joshua Levitt 11 11 96.91<br />

Madison Hubbell und Zachary Donohue


Caroline Green und<br />

Michael Parsons<br />

Fotos: Robin Ritoss<br />

hatte. Aber ein Stolperer von Bates bei den<br />

Twizzles kostete mindestens zwei Punkte und<br />

damit den Titel, auch wenn sie vier Komponenten<br />

von 10,0 erhielten. Bronzemedaillengewinner<br />

Kaitlin Hawayek und Jean-Luc Baker überzeugten<br />

im Rhythmustanz wieder mit dem „Saturday<br />

Night Fever“ und in der Kür zu „Heart of<br />

Glass“ von Philip Glass. Beide Programme gelangen<br />

fehlerlos, obwohl Hawayek im Training<br />

vor dem Rhythmustanz mit einem Konkurrenten<br />

heftig zusammengestoßen war.<br />

Caroline Green und Michael Parsons, erst in der<br />

zweiten Saison zusammen, untermauerten ihre<br />

schon zuvor gezeigten guten Leistungen, sowohl<br />

im Rhythmustanz zu „I Turned the Corner“ und<br />

„What Do I Need With Love?“ aus dem Filmmusical<br />

Thoroughly Modern Millie als auch in der<br />

Kür zu einem Medley aus Musikstücken von<br />

Prince. Sie trainieren ebenso bei Alexei Kiliakov<br />

in Virginia wie die Fünftplatzierten Molly Cesanek<br />

und Yehor Yehorov, die in der vergangenen<br />

Saison noch als Junioren die Egna Trophy gewannen.<br />

Lorraine McNamara und ihr neuer<br />

Partner Anton Spiridonov liefen in der Kür zu<br />

Stücken von Pink Floyd mit zwei zu langen Hebungen<br />

in der Kür. Zu Hause in <strong>No</strong>vi bei Detroit<br />

bleiben mussten Christina Carreira und Anthony<br />

Ponomarenko, die gute Chancen auf den vierten<br />

Platz gehabt hätten. Aber Ponomarenkos Apartment-Mitbewohner<br />

Vadym Kolesnik (Juniorenweltmeister<br />

2<strong>02</strong>0 mit Avonley Nguyen) war kurz<br />

zuvor vom Weihnachtsurlaub aus der Ukraine<br />

zurückgekehrt und bei der Einreise positiv getestet<br />

worden. Sein Testergebnis erhielt er erst,<br />

als er schon in der gemeinsamen Wohnung war.<br />

Eine Woche nach den Meisterschaften verkündeten<br />

Carreira und Ponomarenko, dass sie die<br />

Trainer Shpilband verlassen und wechselten zu<br />

Scott Moir in die „Zweigstelle“ der Montrealer<br />

Ice Academy bei London/Ontario. Weder Nguyen<br />

noch Kolesnik haben übrigens bisher neue Tanzpartner<br />

gefunden.<br />

Juniorenmeisterschaften<br />

Drei Tage nach dem Ende der Meisterklasse<br />

fanden an gleicher Stelle die Meisterschaften<br />

der Junioren mit vielen neuen<br />

Namen statt.<br />

Gold bei den Damen gewann Isabeau Levito aus<br />

dem Bundesstaat New Jersey nach einem so gut<br />

wie fehlerfreien KP und einer Kür zu Malaguena<br />

mit drei guten und drei leicht unterdrehten<br />

Dreifachen. Silber holte die erst 12 Jahre alte<br />

Tammy Gambill-Schülerin Kanon Smith, die<br />

ebenfalls einige Probleme hatte, ihre Sprünge<br />

rückwärts zu landen. Platz drei ging an Clare<br />

Seo, ebenfalls aus Colorado Springs und Schülerin<br />

von Tammy Gambill. Dem Sieger der männlichen<br />

Junioren, Eric Prober aus Florida, glückte<br />

im KP ein 3A, in der Kür sogar zwei 3A. Er gefiel<br />

auch stilistisch mit Choreografien von Silvia<br />

Fontana (der Ehefrau von John Zimmerman) und<br />

Eistanz-Olympiasieger Evgeni Platov. Der 16<br />

Jahre alte Joseph Klein, Schüler von Damon Allen<br />

in Colorado Springs, hatte noch keinen 3A<br />

im Repertoire, aber saubere andere Sprünge. Sa-<br />

Isabeau Levito<br />

muel Mindra aus Portland in Oregon kam trotz<br />

zwei Stürzen und ohne 3A-Versuche auf den<br />

dritten Platz.<br />

Die Paarlaufmeister Anastasia Smirnova (16) und<br />

Danylo Siianytsia (20) sind beide im ukrainischen<br />

Dnipro aufgewachsen, das bis 2016 Dnepropetrovsk<br />

hieß, haben aber erst in den USA zueinander<br />

gefunden. Ihre deutschstämmige Trainerin<br />

Trudy Oltmanns in Minnesota erzählte einer<br />

Journalistin vom US-Verband: „Er kam mit 15 in<br />

die USA. Ich holte ihn am Flughafen an, aber er<br />

konnte noch kein Englisch und beherrschte noch<br />

nicht einmal einen sicheren einfachen Axel. Aber<br />

er hatte einen starken Willen, Paarläufer zu werden.<br />

Er war begabt, machte rasante Fortschritte,<br />

war sehr lernwillig und konnte mit 17 alle Dreifachen<br />

einschließlich Axel, aber seine ersten beiden<br />

Partnerinnen waren nicht sehr stark. Dann<br />

sah er auf der Partnersuch-Website „IcePartner-<br />

Search.com“, dass Anastasia aus seiner Heimatstadt<br />

einen Partner suchte. Er kannte sie gar<br />

nicht, weil sie vier Jahre jünger war als er. Wir<br />

arrangierten ein Probetraining und wussten nach<br />

wenigen Minuten, dass sie die richtige Partnerin<br />

ist. Er blühte innerhalb von Stunden auf und<br />

Beide waren glücklich, dass sie ihre Muttersprache<br />

miteinander sprechen konnten.“ Beide saßen<br />

jeden Abend am Bildschirm, um online Englisch<br />

zu lernen. Aber auch sie tat sich mit 13 Jahren<br />

am Anfang ohne Englisch schwer und video-telefonierte<br />

jeden Tag mit ihren Eltern,<br />

die in der Ukrai-<br />

ne bleiben mussten.<br />

<strong>No</strong>ch haben beide keine<br />

US-Staats-<br />

bürgerschaft, aber er<br />

sammelt schon fleißig Belege<br />

dafür.<br />

2<strong>02</strong>0 wurden sie Zehnte der Junioren-WM<br />

und die Olympischen<br />

Spiele von 2<strong>02</strong>6 sind ihr Fernziel.<br />

Im jazzigen KP erhielten sie schon<br />

einige +5 für Twist, Todesspirale und<br />

Hebung, aber Smirnova hatte in beiden<br />

Programmen Probleme mit den Einzelsprüngen.<br />

Sie sind wieder einmal Ukrainer,<br />

die ihr Land verlassen und für ein anderes<br />

starten. Der Verlust aller guten Läufer ist seit<br />

Kanon Smith<br />

19<br />

US-Meisterschaften


20<br />

US-Meisterschaften<br />

Jahrzehnten das größte Problem des ukrainischen<br />

Verbandes. Das war schon bei Aljona Savchenko<br />

und Tatiana Volosozhar so, die jahrelang<br />

die beiden besten Paarläuferinnen der Welt waren,<br />

aber keine von ihnen startete zu diesem<br />

Zeitpunkt noch für ihr Geburtsland. Die Zweitplatzierten<br />

Isabelle Martins und Ryan Bedard<br />

trainieren bei Rockne Brubaker in Geneva nahe<br />

Chicago und gefielen in der Kür mit einer auch<br />

schauspielerisch interessanten Version von „The<br />

Beauty and the Beast“. Die Bronzemedaillengewinner<br />

Valentina Plazas und Maximiliano Fernandez<br />

trainieren bei dem nach Canton bei Detroit<br />

gewechselten Paarlauftrainer Jim Peterson.<br />

Eistanzsieger wurden die Shpilband-Schüler Katarina<br />

Wolfkostin (16) und Jeffrey Chen (18),<br />

Siebte der Junioren-WM 2<strong>02</strong>0 und seit knapp<br />

zwei Jahren zusammen. Chen ist der jüngere<br />

Bruder von Karen Chen (21), die bei diesen US-<br />

Meisterschaften Bronze gewann. Vor allem ihre<br />

Muse-Kür gefiel mit einer durchgehenden Choreografie,<br />

auch wenn man die Musik inzwischen<br />

schon allzu oft auf dem Eis gehört hat. Sie hatten<br />

ihre Teilnahme wegen einer Sehnenverletzung<br />

in seinem Knie schon zurückgezogen, aber<br />

Eric Prober<br />

Isabelle Martins und<br />

Ryan Bedard<br />

Oona und Gage Brown, Fotos: Ritoss<br />

Joseph Klein<br />

Katarina Wolfkostin<br />

und Jeffrey Chen<br />

ein zweiter Arzt hatte eine andere Meinung<br />

und genehmigte ihre Teilnahme am frühen<br />

Morgen des ursprünglich geplanten Fluges nach<br />

Las Vegas. Daraufhin machte der Verband die<br />

Rückzugsmeldung rückgängig. Oona Brown und<br />

Bruder Gage, vor einem Jahr Vierte in der Juniorenkonkurrenz<br />

der Bavarian Open und Zehnte<br />

der Junioren-WM, belegten in Las Vegas Rang<br />

zwei. Die Eistänzer aus Long Island nahe New<br />

York liefen ihre Kür zum bekannten „<strong>No</strong>thing<br />

Else Matters“ der Gruppe Metallica. Katarina<br />

DelCamp und Ian Somerville aus der Kiliakov-<br />

Schule gewannen Bronze.<br />

•••<br />

Anastasia Smirnova<br />

und Danylo Siianytsia


21<br />

Portrait:<br />

Jaroslav Paniot<br />

Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner<br />

Mit dem vierten Platz bei den US-Meisterschaften (siehe Seite 17) konnte<br />

der 23 Jahre alte Ukrainer Jaroslav Paniot zum ersten Mal sein Potenzial<br />

ausschöpfen. Er verpatzte keinen einzigen Sprung und bewies, dass er ein<br />

potenzieller Spitzenläufer ist.<br />

Jaroslav Paniot<br />

Portrait<br />

Er ist Einzelkind und stammt aus Odessa. Zwei<br />

Jahre trainierte er auch in Moskau, dann in Kiev<br />

und zog mit 14 Jahren mit seiner Mutter Oksana<br />

nach Kalifornien. Dort trainierte er bei<br />

Landsmann Viacheslav Zagorodniuk, der ihm die<br />

schwierigsten Sprünge beibrachte, außerdem<br />

schloss er dort eine ukrainische Fernschule ab.<br />

Weiterhin startete er für die Ukraine, unter anderem<br />

bei acht Junioren Grand Prix, darunter<br />

2014 und 2016 beim Pokal der Blauen Schwerter,<br />

2016 und 2017 bei der Junioren-WM und<br />

2015 bei der WM (Platz 24). 2016 ging er auf<br />

Wunsch des Verbandes zu Nikolai Morozov, der<br />

mit ihm vor allem am Laufstil arbeitete, aber er<br />

kehrte bald wieder zurück nach Kalifornien,<br />

diesmal zu Tammy Gambill. Im September 2017<br />

qualifizierte er sich bei der Nebelhorn Trophy<br />

für die Olympischen Spiele 2018, aber dort verpatzte<br />

er das KP total und kam nur auf den<br />

letzten Rang 30. Auch bei der EM 2018 versagten<br />

seine Nerven im KP und er verfehlte auch<br />

dort das Finale. Er kündigte zwar immer wieder<br />

etwas großspurig an, dass er Ambitionen für<br />

Spitzenplätze habe und mehrere Vierfache beherrsche.<br />

Aber in den Wettbewerben bis jetzt<br />

hatte er oft schwache Nerven und riss Sprünge<br />

auf oder stürzte.<br />

Im Herbst 2018 wurde er für seinen ersten<br />

Grand Prix nominiert, der NHK Trophy. Aber<br />

schon vorher litt er unter einem Ermüdungsbruch<br />

in der Leiste und bat seinen Verband um<br />

eine Absage. Diesen Wunsch lehnten die Verbandsoffiziellen<br />

ab, weil schon Flug und Hotel<br />

für ihn, Trainer und Preisrichter gebucht<br />

(und für den Trainer auch bezahlt) seien.<br />

Also startete er mit Schmerzmitteln,<br />

lief schwach und wurde Letzter.<br />

Aber er hatte etwas erreicht:<br />

„Am Telefon hatte ich mit<br />

dem Verband den Kompromiss<br />

vereinbart, dass ich dafür auf die Ukrainische<br />

Meisterschaft kurz nach der NHK Trophy<br />

verzichten und meine Verletzung auskurieren<br />

darf. Denn für die EM und WM wollte ich wieder<br />

fit sein.“ Nach der NHK Trophy bestritt dieselbe<br />

Verbandsperson, dass es solch eine Absprache<br />

gegeben habe, und bestand auf seiner<br />

Teilnahme an den nationalen Meisterschaften.<br />

Paniot: „Von diesem Augenblick an hatte ich<br />

kein Vertrauen mehr in meinen Verband, weil<br />

das offensichtlich gelogen war, und beschloss,<br />

für die USA zu starten.“ Weil der Abschied nicht<br />

ohne Krach verlief, verzögerte die Ukraine seine<br />

Freigabe. <strong>No</strong>ch immer wartet er auf die Papiere,<br />

aber die <strong>Pirouette</strong> erfuhr auf Nachfrage beim<br />

ukrainischen Verband, dass es im Mai 2<strong>02</strong>1 so<br />

weit sein soll. Weil er schon lange in den USA<br />

lebt, ist er zuversichtlich, dass er noch 2<strong>02</strong>1<br />

die US-Staatsbürgerschaft erhält.<br />

Nach sechs Monaten ohne Eistraining wegen<br />

Corona wechselte er im Sommer 2<strong>02</strong>0 zu Todd<br />

Eldredge, dem im Sommer 2019 nach Irvine gekommenen<br />

Weltmeister von 1996. Dieser stabilisierte<br />

seine Sprünge und offensichtlich auch<br />

sein Selbstbewusstsein. Zunächst besorgte er<br />

ihm erstklassige Schlittschuhe eines Sponsors,<br />

denn damit hatte er zuvor oft Probleme. Als<br />

nächstes bestand Eldredge darauf, jeden Tag<br />

beide Programme mit sauberen Sprüngen<br />

durchzulaufen, was Paniot vorher nicht tat,<br />

außerdem regelmäßig mit dem Athletiktrainer<br />

vor Ort zu arbeiten. Als das klappte,<br />

brachte Eldredge ihm bei, die Nervosität vor<br />

den Sprüngen abzuschütteln. Paniot sagte:<br />

„Todd sagte mir, denk nicht so viel nach, sondern<br />

geh die Sprünge mit Tempo an. Wenn<br />

dein Körper gut trainiert ist, reagiert er automatisch<br />

und du wirst sie meistens stehen.“<br />

Zuvor musste Paniot oft mit vielen Kleinen zusammen<br />

auf dem Eis trainieren, weil Top-<br />

Coach Rafael Arutunian keine anderen Trainer<br />

in seinen Stunden duldete. Eldredge konnte mit<br />

den Paarlauftrainern Meno und Sand absprechen,<br />

dass Paniot jetzt auf deren Eis darf, weil<br />

meist nur zwei Paare gleichzeitig trainieren.<br />

Sein Ziel für die kommende Saison ist die Qualifikation<br />

für die Olympischen Spiele, was natürlich<br />

für die Ukraine viel leichter gewesen wäre.<br />

Denn jetzt muss er mindestens einen der drei<br />

Top-Amerikaner schlagen. Dafür will er den 4L<br />

mit Armen über dem Kopf als zweiten Vierfachen<br />

ins KP nehmen („den kann ich schon“)<br />

und in die Kür mehr als drei Vierfache einbauen.<br />

Dass TV-Kommentator Johnny Weir<br />

bei den US-Meisterschaften sagte, mit<br />

noch besserem Stil könne er ein<br />

Spitzenläufer werden, hat<br />

ihn zusätzlich motiviert.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Jaroslav Paniot<br />

Foto: Ritoss


22<br />

Skate Canada Challenge<br />

Virtueller Wettbewerb<br />

Skate Canada Challenge<br />

Anders als der US-Verband hat der benachbarte<br />

kanadische Verband seine<br />

Meisterschaften und die Nachwuchsmeisterschaften<br />

wegen der unterschiedlichen<br />

Trainingsbedingungen und innerkanadischen<br />

Reisebeschränkungen abgesagt,<br />

ebenso wie zuvor schon den Grand Prix,<br />

den Junioren Grand Prix, die Autumn Classics,<br />

den Challenge, die kleineren Wettbewerbe<br />

und schon im vergangenen März die<br />

WM. Damit hatte kein kanadischer Läufer<br />

außer dem in Alaska (USA) lebenden Keegan<br />

Messing in dieser Saison bisher die<br />

Möglichkeit eines echten Wettbewerbs.<br />

Innerhalb des ähnlich wie Deutschland föderalen<br />

Staates waren die Trainingsbedingungen<br />

sehr unterschiedlich. In der Provinz Alberta mit<br />

den Großstädten Edmonton und Calgary waren<br />

sämtliche Hallen komplett geschlossen, auch für<br />

Spitzenläufer. In Ontario und Quebec mit den<br />

Städten Toronto, Montreal und Oakville konnten<br />

dagegen zumindest die<br />

Spitzenläufer recht viel<br />

trainieren. In der Atlantikprovinz<br />

<strong>No</strong>va Scotia<br />

Piper Gilles<br />

und Paul Poirier<br />

Foto: Carmichael<br />

wurde normal trainiert, denn dort gab es oft<br />

tagelang keinen einzigen neuen Corona-Fall<br />

mehr. Aber die Provinz schottet sich streng ab.<br />

Um wenigstens eine Art von Wettbewerb zu<br />

veranstalten, wurde der eigentlich als Qualifikation<br />

für die Meisterschaften geplante Skate<br />

Canada Challenge virtuell abgehalten. Nach<br />

der Absage der echten Meisterschaften dient<br />

er nun als entscheidendes Kriterium, falls der<br />

Verband Läufer für die WM nominiert. Zuletzt<br />

sah es anders als noch im Dezember so aus, als<br />

ob auch Kanadier zur WM reisen dürfen, falls<br />

sie stattfindet, womöglich wird ihnen die Teilnahme<br />

freigestellt. Dagegen spricht, dass seit<br />

1. <strong>Februar</strong> eine neue landesweite Bestimmung<br />

vorschreibt, dass alle Rückkehrer nach Kanada<br />

für eine Woche in einem streng bewachten<br />

Hotel an den Flughäfen in eine einwöchige<br />

Quarantäne mit Tests und für diesen Aufenthalt<br />

2.000 kanadische Dollar (1400 Euro) zahlen<br />

müssen, bevor sie zurück in ihre Wohnungen<br />

dürfen.<br />

Bei dem Challenge liefen Ende <strong>No</strong>vember und<br />

Anfang Dezember die Läufer in ihrer jeweiligen<br />

leeren Trainingshalle ihre Programme unter<br />

Aufsicht eines Preisrichters des kanadischen<br />

Verbandes. Sie wurdem<br />

Verband ge-<br />

den aufgezeichnet und<br />

schickt. Dieser<br />

sammelte die Videos<br />

und zeigte<br />

sie einer Online-Jury,<br />

die sie<br />

dann bewertete.<br />

Erst Mitte Januar sa-<br />

hen Läufer, Fans und Medien<br />

von ihren Wohnzimmern aus<br />

gleichzeitig die Bewertungen und Platzierungen,<br />

mit Kommentar von Ted Barton.<br />

Das ist natürlich kein echter Wettbewerb<br />

mit Lampenfieber.<br />

Eistanzsieger wurden die Favoriten Piper<br />

Gilles und Paul Poirier aus der Schule von<br />

Carol Lane mit 223 Punkten. Der Rhythmustanz<br />

zu einer gesungenen Version von<br />

„Mac and Mable“ wie im Vorjahr war<br />

erstklassig. Auch in der Kür zu<br />

„Both Sides“ von Joni Mitchell<br />

leisteten sie sich keinerlei<br />

Fehler und erhielten<br />

sogar neunmal Komponenten<br />

von 10,0 unter 35<br />

möglichen. Auf Rang zwei<br />

mit 206 Zählern kamen die<br />

Nebelhorn-Sieger Laurence<br />

Fournier Beaudry und Nikolaj<br />

Sörensen, die früher für Dänemark<br />

liefen und wegen einer<br />

Knieoperation von ihm seit <strong>No</strong>vember<br />

2019 nicht mehr gestartet<br />

waren. Im Rhythmustanz<br />

interpretierten die<br />

Schüler der Montrealer Tanzschule wieder Bonnie<br />

& Clyde. Sie wurden sogar mit mehr technischen<br />

Punkten als Gilles/Poirier belohnt, weil<br />

sie ausschließlich Level 4 erhielten und sogar<br />

eine 10,0 für die Interpretation der Musik. Die<br />

neu enthüllte Kür zu „Roots – The Return to<br />

the Inner Temple“ gelang ebenfalls gut, aber es<br />

gab noch ein paar Ecken und Kanten. Platz drei<br />

ging an die einstigen Juniorenweltmeister Marjorie<br />

Lajoie und Zachary Lagha, die eine neue<br />

Kür zu „Rio“ präsentierten, vor Haley Sales und<br />

Nikolas Wamsteeker. Carolane Soucisse und<br />

Shane Firus waren zum Zeitpunkt der Aufzeichnung<br />

verletzt und konnten sich daher<br />

nicht platzieren.<br />

Sieger bei den Paaren mit 206 Punkten wurden<br />

erwartungsgemäß Kirsten Moore-Towers und<br />

Michael Marinaro aus der Marcotte-Schule in<br />

Oakville. Im KP zu „Gimme All Your Love“ von<br />

Alabama Shakes ging der Wurfrittberger daneben,<br />

alles andere gelang sicher. In der Kür zu<br />

dem Liebeslied „The Blower’s Daughter“ von<br />

Damien Rice klappten neun der elf Elemente.<br />

Die ersten beiden Hebungen präsentierten sie<br />

ausgezeichnet, aber die dritte war zu kurz (hier<br />

gab es Wertungen zwischen +5 und -4) und ihr<br />

Wurfsalchow war auf zwei Füßen gelandet. Im<br />

Herbst hatten sie wegen einer Rippenverletzung<br />

von ihr eine Weile pausieren müssen. Auf<br />

Rang zwei mit 172 Zählern kamen Lori-Ann<br />

Matte und Thierry Ferland, Platz drei belegte<br />

das neue Paar Deanna Stellato und Maxime<br />

Deschamps. Nur auf Rang sechs landeten Justine<br />

Brasseur (Nichte der Weltmeisterin Isabelle<br />

Brasseur) und Zachary Daleman (Bruder der<br />

Einzelläuferin Gabrielle Daleman).<br />

Die Herrenkonkurrenz mit 262 Punkten gewann<br />

Roman Sadovsky (21), Schüler von Tracey<br />

Wainman aus dem Großraum Toronto, wie die<br />

Meisterschaften 2<strong>02</strong>0. Im Muse-KP glückten<br />

gute 4S und 3A zu raumgreifenden Schritten,<br />

während der 3T nach dem 3L unterdreht war.<br />

Der erste 4S erhielt auch in der Kür (zu „Chasing<br />

Cars“) überwiegend +4, der zweite in einer<br />

Folge mit 3S war jedoch nicht einwandfrei,<br />

aber vier der fünf Dreifachen wurden positiv<br />

bewertet. Hinter ihm platzierte sich Nam<br />

Nguyen mit 256 Zählern, der in der Kür einen<br />

geplanten 4S und einen 3R aufriss, sonst hätte<br />

er gewonnen. Auf Rang drei kam der neu in die<br />

Meisterkasse aufgestiegene Corey Circelli (235)<br />

aus Brian Orsers Schule, vor Joseph Phan (230),<br />

Conrad Orzel (218), der einen Nebenverdienst<br />

als Model hat, und Nicolas Nadeau (210). Keegan<br />

Messing durfte nicht teilnehmen, weil der<br />

kanadische Verband niemandem im US-amerikanischen<br />

Alaska vertraute, korrekt zu filmen<br />

und eine nicht gemogelte und nur einmal gelaufene<br />

Kür zu garantieren. Aber er dürfte nach<br />

der guten Leistung bei Skate America den einzigen<br />

Startplatz für die WM erhalten. Der in<br />

Kalifornien lebende Stephen Gogolev hatte erst<br />

kurz zuvor wegen eines mit Verletzungen verbundenen<br />

Wachstumsschubes wieder mit dem<br />

Training begonnen und war noch nicht fit. Auf<br />

Platz 12 (unter 24 Läufern) rangierte Bruce<br />

Waddell, der außerdem im Eistanzen Juniorensieger<br />

mit Natalie D‘Alessandro wurde. Er ist<br />

vielleicht der einzige Eistänzer der Welt, der bei


Janse von Rensburg/Steffan<br />

Zweite<br />

in Egna<br />

Am ersten <strong>Februar</strong>wochenende fand in<br />

der inzwischen sehr wettbewerbserfahrenen<br />

Würth-Arena der Südtiroler<br />

Kleinstadt Egna/Neumarkt die Egna Eistanz<br />

Trophy statt. Ursprünglich hatte die<br />

DEU alle drei deutschen Meisterklasse-<br />

Tanzpaare nominiert. Aber Katharina<br />

Müller und Tim Dieck hatten eine Woche<br />

zuvor dank der Mithilfe von DEU-Sportdirektorin<br />

Claudia Pfeifer, der russischsprachigen<br />

Münchner Preisrichterin Ekaterina<br />

Zabolotnaia und Bundestrainer Martin<br />

Skotnicky beim russischen Konsulat in<br />

München endlich ihr langersehntes Visum<br />

erhalten. Sie machten sich sofort auf den<br />

Weg zu ihrer Haupttrainerin Angelika<br />

Krylova nach Moskau. Lara Luft und Maximilian<br />

Pfisterer gingen in Egna auch<br />

nicht an den Start, weil Pfisterer wieder<br />

Fieber bekam und noch immer durch das<br />

Corona-Virus geschwächt ist. Beim Antikörpertest<br />

stellte sich heraus, dass er<br />

doch daran erkrankt war.<br />

Verdiente Sieger mit 178 Punkten wurden – wie<br />

bei der Nebelhorn Trophy – die in Egna trainierenden<br />

tschechischen Geschwister Natalie<br />

Taschlerova und Filip Taschler. Im Rhythmustanz,<br />

unter anderem zu Musik der Jersey Boys,<br />

lagen sie 2,18 Punkten vor den Deutschen, weil<br />

sie mit mehr Dynamik liefen, insbesondere bei<br />

den Twizzles, und obwohl nur eine der vier<br />

Schlüsselstellen beim Finnstep anerkannt wurde.<br />

Ihre Kür zu einem Medley von etwas finsteren<br />

argentinischen Tangos konnte noch stärker mit<br />

Tempo und sehr guten Elementen überzeugen,<br />

bei denen Bewertungen von +3 dominierten.<br />

Einzige Deutsche am Start blieben Jennifer Janse<br />

van Rensburg und Benjamin Steffan, die die<br />

DEU richtigerweise als Ersatz für die WM gemeldet<br />

hat und die auch das Minimum haben.<br />

Die Oberstdorfer zeigten einen gelungenen<br />

Rhythmustanz zu „Cabaret“ mit guten Levels.<br />

Bei ihrem Finnstep wurden drei Schlüsselstellen<br />

anerkannt. In der modernen Kür zu „Paint It<br />

Black“ und „Sweet Dreams“ erhielten sie viele<br />

Bewertungen von +2. Der Lauffluss war insgesamt<br />

überzeugend, die Hebungen aber etwas<br />

weniger spektakulär als früher. Bei den Twizzles<br />

gab es eine kleine Unsicherheit und ihnen fehlte<br />

ein bisschen Feuer, denn auch sie haben wegen<br />

ihrer Corona-Infektion noch nicht ganz die<br />

Form vom Herbst (siehe Interview Seite 5). Die<br />

Komponenten erreichten im Durchschnitt etwa<br />

7,3 und insgesamt ergab das 168 Punkte.<br />

»<br />

Jennifer Janse van Rensburg<br />

und Benjamin Steffan<br />

Benjamin: „Wir sind im Großen und<br />

«<br />

Ganzen<br />

zufrieden mit dem, was wir gezeigt haben.<br />

Beide Programme waren nicht komplett fehlerfrei<br />

und es gibt noch Punkte, die wir verbessern<br />

können. Aber es war super, wieder<br />

einen Wettbewerb zu laufen und das Wettkampfgefühl<br />

zu bekommen.“<br />

Jennifer: „Wir kennen unsere Baustellen und<br />

werden daran arbeiten.“<br />

Foto: privat<br />

Bronze holten die Italiener Carolina Moscheni<br />

und Francesco Fioretti mit 160 Zählern, die im<br />

Rhythmustanz zur Filmmusik La La Land und in<br />

der Kür zu einer Violinbearbeitung von Rachmaninovs<br />

Zweitem Klavierkonzert liefen. Die Levels<br />

waren gut, aber künstlerisch überzeugten sie<br />

weniger als die Deutschen. Auf Platz vier kamen<br />

die etwas brav laufenden Chiara Calderone und<br />

Francesco Riva aus Mailand mit 142 Punkten.<br />

Riva leistete sich bei der Serpentinenschrittfolge<br />

der Kür einen größeren Sturz, bei dem seine<br />

Partnerin beinahe noch über ihn gefallen wäre.<br />

Kurzfristig abgesagt hatten die Schweizer Anna<br />

Wroblewska und Stéphane Walker.<br />

Französische Juniorenpaare vorne<br />

12 Juniorenpaare waren am Start, darunter vier<br />

französische aus der Schule von Karine Arribert<br />

in Villard de Lans, die die Plätze 1, 2, 4 und 5<br />

einnahmen. Überlegene Sieger mit 165 Punkten<br />

wurden Loicia Demougeot und Théo Le Mercier,<br />

die ISU Juniorenfinalisten der vergangenen Saison,<br />

deren wichtigstes Saisonziel eigentlich eine<br />

Medaille bei der (abgesagten) Junioren-WM im<br />

März in China war und die nun in die Meisterklasse<br />

aufsteigen müssen. Im Rhythmustanz interpretierten<br />

sie mit viel Verve das Musical „Ain’t<br />

Misbehavin‘“, in der Kür die im Einzellauf schon<br />

öfter, aber im Eistanzen sehr selten verwendete<br />

und von Barbara Streisand gesungene Musik des<br />

Films Yentl mit dem Titel „Papa, Can You Hear<br />

Me“ mit viel Stil und Einfühlungsvermögen. Je<br />

eine Schrittfolge erhielt nur Level 2, aber alles<br />

andere gelang erstklassig. Silber mit 141 Zählern<br />

ging an ihre Trainingskameraden Marie Dupayage<br />

und Thomas Nabais, Bronze mit 136 Punkten<br />

an die bei Barbara Fusar Poli in Mailand<br />

trainierenden Tschechen Denisa Cimlova und<br />

Vilem Hlavsa. Auf Platz 12 kamen die österreichischen<br />

Geschwister Corinna und Patrick Huber<br />

mit nur 77 Punkten. Deutsche Juniorenpaare<br />

waren nicht am Start. Klaus-Reinhold Kany<br />

23<br />

Egna Dance Trophy<br />

demselben Wettbewerb auch einen Vierfachsprung<br />

landete.<br />

Rang eins bei den Damen ging an Madeline<br />

Schizas aus Oakville mit insgesamt 175 Punkten.<br />

Im KP war sie beim 3R beinahe gestürzt,<br />

so dass sie nur auf dem vierten Zwischenrang<br />

lag. Aber in der sturzfreien Kür glückten fünf<br />

gute und ein leicht unterdrehter Dreifacher, so<br />

dass sie noch nach vorne kam. Alison Schumacher<br />

aus Toronto kam mit 168 Punkten auf<br />

Rang zwei. Gabrielle Daleman hat ihren Burn-<br />

Out wohl überwunden, trainierte wieder und<br />

landete auf Rang drei mit 165 Zählern, vor<br />

Kaiya Ruiter (163), Michelle Long (158) und<br />

Veronik Mallet (155). Klaus-Reinhold Kany<br />

Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan<br />

Natalie Taschlerova und Filip Taschler, Foto: Krauter


24<br />

Russische Juniorenmeisterschaft<br />

Blick in die Zukunft<br />

Die russische Juniorenmeisterschaft<br />

Aus Krasnojarsk berichtet Tatjana Flade<br />

Die russische Juniorenmeisterschaft in Krasnojarsk Anfang <strong>Februar</strong> bewies einmal<br />

mehr, auf welchem hohen Niveau sich der Eiskunstlauf in Russland befindet – und<br />

dabei sind die drei Top-Juniorinnen nicht einmal gestartet. Nicht nur bei den Damen,<br />

sondern auch in den anderen Kategorien hat Russland viele Talente, von denen einige<br />

sich international durchsetzen werden. Der geplante Junioren Grand Prix im September<br />

soll ebenfalls in der modernen, freundlichen Halle „Kristall“ mit zwei Eisbahnen stattfinden.<br />

Und dann wird es noch nicht bis zu minus 37 Grad kalt sein.<br />

Neues Sternchen Sofia Akatieva<br />

Die neue russische Juniorenmeisterin heißt Sofia<br />

Akatieva, ist 13 Jahre alt und kommt – wie<br />

auch sonst – aus der Schule von Eteri Tutberidze.<br />

Akatieva beherrscht den 3A und 4T, aber<br />

nicht alles gelang in Krasnojarsk. Im KP war der<br />

Axel leicht unterdreht (q), in der Kür stürzte sie<br />

dabei und der Sprung wurde abgewertet. In der<br />

Kür zu „Mulan“ glänzte sie mit 4T-2T und sechs<br />

Dreifachen, aber der zweite 4T war unsauber.<br />

Sie kann nicht nur springen, sondern ist auch<br />

»<br />

elegant und ausdrucksstark (220,00 Punkte).<br />

Sofia Akatieva<br />

„Die Kür und das KP waren nicht<br />

«<br />

ideal. Im<br />

Training konnte ich die Programme sauber<br />

laufen und alle Elemente gelangen gut. Vielleicht<br />

habe ich irgendwo nicht genug getan,<br />

weniger Sprünge gemacht, als ich hätte sollen<br />

und ich war zu nervös. Aber ich bin zufrieden,<br />

dass ich den ersten 4T in der Kombi<br />

machen konnte und die zweite Hälfte der<br />

Kür gut gelaufen bin. Bis zum letzten Moment<br />

war ich aufgeregt (ob es reicht).“<br />

Akatievas gleichaltrige Trainingskameradin Adelia<br />

Petrosian hat noch keinen 3A oder Vierfachsprung<br />

im Repertoire, aber überzeugte mit flotten<br />

Laufstil und sicheren dreifachen Sprüngen.<br />

Besonders die Kür zu dem bekannten armenischen<br />

Stück „Artsakh“ interpretierte sie mit Hingabe<br />

und sagte später, dass ihr das Programm<br />

besonders am Herzen liege, da ihr Vater Armenier<br />

sei. Mit Silber hatte sie angesichts der starken<br />

Konkurrenz nicht gerechnet (211,87). Petrosian<br />

und Akatieva sind in der kommenden Saison<br />

erstmals im Junioren Grand Prix startberechtigt.<br />

Bronze ging an Sofia Muraveva, die seit dieser<br />

Saison in der Schule von Evgeni Plushenko trainiert.<br />

Den geplanten 4T riskierte die 14-Jährige<br />

nicht, sondern setzte auf saubere Programme<br />

und das zahlte sich aus (208,13). Sofia Samodelkina<br />

galt als eine Topfavoritin, aber im KP stolperte<br />

sie beim 3A, konnte immerhin noch einen<br />

3T für die Kombi dranhängen. Der erste 4S in der<br />

Kür ging daneben und wurde abgewertet, der<br />

zweite in Kombination mit 2T war sehr gut und<br />

sogar im „Rippon-Stil“. Auf den 4R verzichtete<br />

sie, weil er nicht stabil genug ist (4./207,64). Auf<br />

Platz 5 kam Elizaveta Berestovskaia, die mit Samodelkina<br />

beim ehemaligen weißrussischen<br />

Spitzenläufer Sergei Davydov bei ZSKA Moskau<br />

trainiert. Eigentlich beherrscht sie den 4T, aber<br />

weil sie im Training instabil war, ließ sie ihn<br />

weg. Auch die Mädchen auf den folgenden Rängen<br />

hatten ein hohes Niveau.<br />

Besonders hervorzuheben ist<br />

Agneta Latushkina, die in der<br />

russischen Provinz größtenteils alleine<br />

und mit Hilfe von Videos trainiert, aber bis<br />

3L alles springt (11.). Zwei 4T glückten Plushenko-Schülerin<br />

Veronika Zhilina (12.).<br />

Gold für Evgeni Semenenko<br />

Einige sahen Evgeni Semenenko aus St. Petersburg<br />

nach guten Leistungen im Herbst und<br />

Winter bereits als Medaillenkandidat für die<br />

Russische Meisterschaft, aber der Wettbewerb<br />

ging für den Schüler von Alexei Mishin in die<br />

Hose. In Krasnojarsk rehabilitierte sich der<br />

17-Jährige. Im KP war er fehlerfrei, in der Kür<br />

zeigte er einen guten 4T und sieben Dreifache,<br />

nur den geplanten 4S riss er auf. Die Sprungausläufe<br />

sind allerdings oft nicht sehr elegant,<br />

was Pluspunkte kostet. Der Sieg war dennoch<br />

klar und verdient (247,37 Punkte). Trainer Mishin<br />

hat damit das erste Mal seit 2010 wieder<br />

den Herren-Titel in der Meisterklasse und bei<br />

Evgeni Semenenko<br />

Sofia Akatieva<br />

den Junioren geholt – damals mit Evgeni Plushenko<br />

und Artur Gachinski, heute mit Mikhail<br />

Kolyada und Semenenko.<br />

Der weithin unbekannte Alexander Golubov<br />

schnappte sich überraschend Silber vor Egor<br />

Rukhin, auch er keiner der Topfavoriten. Golubov<br />

stammt aus Nizhnyi <strong>No</strong>vgorod, aber trainiert seit<br />

vier Jahren in Moskau, aktuell bei Ksenia Ivanova.<br />

Er hat den 3A und 4S im Repertoire, an der<br />

Präsentation und dem Gesamtpaket muss er<br />

noch arbeiten (236,58). Der Moskauer Rukhin<br />

wechselte vor einem Jahr von der Tutberidze-<br />

Schule zu ZSKA Moskau und heilte seine Rückenverletzung<br />

aus. Obwohl er stark gewachsen


25<br />

ist, konnte er seine Sprünge im Laufe der Saison<br />

stabilisieren und den 4T sowie 4S ins Programm<br />

nehmen. In der Kür wurde der erste 4S versehentlich<br />

als 3S eingegeben, was aber schnell<br />

auffiel und am Ende des Wettbewerbs korrigiert<br />

wurde (235,71). Das Nachsehen hatte Ilia Yablokov,<br />

der nach dem KP noch auf Rang zwei lag,<br />

aber nach zwei Stürzen bei einem 4T und 3S zurückfiel<br />

(4./234,24). Der hochtalentierte Nikolai<br />

Ugozhaev (14) aus St. Petersburg wagte den im<br />

Training gezeigten 4L nicht, aber die Dreifachen<br />

beherrscht er sicher, war allerdings beim 3A im<br />

KP umgestiegen. Für sein Alter ist er sehr ausdrucksstark<br />

(5.). Sein Trainingskamerad bei Veronika<br />

Daineko ist der ebenfalls künstlerisch erstklassige<br />

Andrei Kutovoi, der aber mit dem 3A<br />

Probleme hatte und deshalb nur Zehnter wurde.<br />

Vorjahresmeister Daniil Samsonov war in der<br />

Saison wegen seiner Knieprobleme noch nicht<br />

gestartet und patzte mehrfach (7.).<br />

Sieg für Artemeva/Nazarychev<br />

Russland hat auch im Paarlauf viele Talente.<br />

Welche davon in der Meisterklasse erfolgreich<br />

sein werden, hängt von vielen Faktoren ab, aber<br />

das Potenzial ist da. Iuliia Artemeva/Mikhail Nazarychev<br />

aus Perm setzten sich überraschend<br />

deutlich vor den Petersburgern Ksenia Akhanteva/Valeri<br />

Kolesov durch, weil sie einen leicht höheren<br />

Schwierigkeitsgrad in der Kür hatten und<br />

mehr Pluspunkte bei den Elementen sammelten.<br />

Die Dritten der Junioren-WM hatten sowohl das<br />

KP zu „Senza Parole“ als auch die Kür zu „Bohemian<br />

Rhapsody“ beibehalten und präsentierten<br />

ihre Programme fehlerfrei und mit viel Verve. In<br />

der Kür standen sie 2A-Euler-3S und den 3T sowie<br />

Wurfflip und Wurffrittberger sicher (204,50).<br />

Iuliia Artemeva und<br />

Mikhail Nazarychev<br />

wieder fit und das Paar kam ohne Patzer durch<br />

das KP zum Cirque du Soleil und die Kür zu Pink<br />

Floyd „Shine on You Crazy Diamond“ (194,26).<br />

„Ich war fast einen Monat lang nicht auf dem<br />

Eis, aber wir konnten seit Anfang Januar wieder<br />

voll trainieren und haben uns intensiv auf die<br />

Meisterschaft vorbereitet,“ sagte Kolesov.<br />

Anastasia Mukhortova/Dmitri Evgeniev aus der<br />

Mozer-Schule in Moskau waren Fünfte nach<br />

dem KP, weil sie beim 2A gestolpert war. In der<br />

Kür zu Musik aus dem Film „Paganini – Der Teufelsgeiger“<br />

gelangen alle Elemente inklusive 3S-<br />

Euler-2S und 3T sowie gute Würfe, so dass sie<br />

noch aufs Treppchen kamen (188,77). Die Silber-<br />

und Bronzemedaillengewinner müssen in<br />

die Meisterklasse aufsteigen. Artemeva/Nazarychev<br />

könnten bei den Junioren bleiben und haben<br />

noch nicht entschieden, was sie machen.<br />

Die zweimalige Junioren-WM-Medaillengewinnerin<br />

Polina Kostiukovich läuft seit dieser Saison<br />

mit Alexei Briukhanov. Das Duo hinterließ einen<br />

guten Eindruck und wäre sie nicht beim 3S in<br />

der Kür gestürzt, hätten sie Bronze geholt<br />

(187,33). Ekaterina Petushkova/Evgeni Malikov<br />

aus dem Club von Tamara Moskvina rutschten<br />

nach gutem KP auf den fünften Platz ab, weil<br />

sie in der Kür eine Hebung abbrachen (179,85).<br />

Dahinter platzierten sich mit Karina Safina/Sergei<br />

Bakhmat und Daria Boiarintseva/Maxim<br />

Shagalov weitere solide Paare.<br />

Ushakova/Nekrasov entscheiden<br />

Eistanz-Duell<br />

Im Eistanz gab es zwei Wettbewerbe: die ersten<br />

Drei machten die Medaillen unter sich aus, der<br />

Rest kämpfte um die Rangfolge dahinter. Arina<br />

Ushakova/Maxim Nekrasov waren wie auch in<br />

ihren anderen Wettbewerben der Saison sehr<br />

überzeugend. Im Rhythmustanz zu „Chicago“<br />

stimmten die Levels und der schwungvolle Vortrag.<br />

Auch in der dramatischen Kür zu „Der<br />

Meister und Margarita“ konnte das Paar aus<br />

Odintsovo fast das Maximum an Levels herausholen<br />

und tanzte mit Ausdruck (187,55).<br />

Elizaveta Shanaeva/Devid Naryzhnyy liefen ihren<br />

ersten kompletten Wettbewerb der Saison.<br />

Beide waren nacheinander an Corona erkrankt<br />

» «<br />

„Im fünften Anlauf haben wir endlich diesen<br />

Arina Ushakova<br />

Titel gewonnen, was uns sehr freut. Ich freue<br />

mich auf die Meisterklasse, bei den Junioren<br />

reicht es langsam. Wir haben in unserer ersten<br />

Meistersaison keine Erwartungen, aber<br />

wir wollen uns gleich als starkes Paar präsentieren<br />

und uns nicht hinten anstellen.“<br />

und insbesondere er brauchte viel Zeit, um sich<br />

zu erholen. Die Dritten der Junioren-WM 2<strong>02</strong>0<br />

kamen aber in gute Form und nah an die Sieger<br />

heran. Den Rhythmustanz zu Bonnie & Clyde<br />

hatten sie beibehalten. Weil die erste Sequenz<br />

des Pflichttanzes Tea Time Foxtrot nur einen Level<br />

zwei hatten, lagen die Moskauer auf dem<br />

dritten Zwischenrang. Sie stellten eine neue Kür<br />

zu „Amaluna“ aus dem Cirque du Soleil vor, in<br />

der er einen fremden Planeten besucht und sich<br />

in eine Außerirdische verliebt. Sie hatte ein paar<br />

Punkte weniger in der Technik und die Kür wirkte<br />

nicht ganz so mitreißend wie die von Ushakova/Nekrasov<br />

(184,19). Auch sie werden<br />

nächstes Jahr in der Meisterklasse laufen. Bei<br />

den Junioren bleiben können und wollen dagegen<br />

die drittplatzierten Irina Khavronina/Dario<br />

Chirizano, die wie die Sieger bei Alexei Gorshkov<br />

und Maxim Bolotin trainieren. Die Gewinner<br />

der Olympischen Jugendspiele 2<strong>02</strong>0 haben sich<br />

technisch und läuferisch sehr gut entwickelt<br />

und dürften in der kommenden Saison das Top-<br />

Juniorenpaar werden. Im Rhythmustanz interpretierten<br />

sie „Hipster“ aus einem gleichnamigen<br />

russischen Film, in der Kür zu etwas hektischer<br />

Klaviermusik schlüpfte der Sohn eines Italieners<br />

und einer Russin in die Rolle eines verrückten<br />

Pianisten (181,60). Ekaterina Andreeva/<br />

Ivan Desiatov aus Moskau wurden mit soliden<br />

Vorträgen Vierte (167,92). Die höher eingeschätzten<br />

Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol<br />

wurden nur Siebte, nachdem sie in einer<br />

Kür-Schrittfolge stürzte. Das Paar trainiert bei<br />

Anjelika Krylova und Oleg Ovsiannikov, die nun<br />

als Trainer wieder vereint sind. Angelopol ist<br />

außerdem ein Neffe von Ovsiannikov. •••<br />

Russische Juniorenmeisterschaft<br />

Mikhail Nazarychev<br />

»„Für uns war das der wichtigste Wettbewerb<br />

«<br />

der Saison. Wenn es kein Corona gäbe, wäre<br />

das die Ausscheidung für die Junioren-WM<br />

gewesen. Deswegen war ich persönlich nervös,<br />

aber im Lauf der Kür ging die Nervosität<br />

weg und wir sind gut gelaufen. Von den<br />

Punkten her war das fast das Maximum, das<br />

wir erreichen konnten, aber ein paar Kleinigkeiten<br />

hätten wir besser machen können.“<br />

Arina Ushakova<br />

und Maxim Nekrasov<br />

Fotos: Flade<br />

Die Junioren-WM-Zweiten Akhanteva/Kolesov<br />

hatten anders als ihre Konkurrenten im Dezember<br />

nicht bei der Meisterschaft starten können,<br />

weil er am Fuß verletzt war. Doch nun war er


26<br />

Hilde Lehmann<br />

Geburtstag<br />

Mit 105 ist noch<br />

nicht Schluss Eine Laudatio auf die<br />

älteste Abonnentin<br />

der <strong>Pirouette</strong> von<br />

Christine Stüber-Errath<br />

Christine Stüber-Errath<br />

gratuliert Hilde Lehmann<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

„Liebe Christine, ich bin jetzt von Charlottenburg mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln bis hierher zum Prenzlauer Berg gefahren,<br />

weil ich Sie unbedingt kennenlernen wollte.“…<br />

… So stand Hilde Lehmann ganz unerwartet<br />

vor mir, als ich 2010 mein Buch<br />

„Die <strong>Pirouette</strong>nkönigin“ in der Berliner<br />

Kulturbrauerei vorstellte. Ich war dann<br />

total überrascht, als sie sagte: „Mit Ihrer<br />

ehemaligen Trainerin Inge Wischnewski<br />

bin ich oft gemeinsam Rollschuh gelaufen.<br />

Und dann später trafen wir uns<br />

auch auf Schlittschuhen wieder. Es ist so<br />

interessant für mich als Berlinerin aus<br />

dem Westteil der Stadt, etwas über den<br />

Eiskunstlaufsport im Osten Berlins zu<br />

erfahren. Und über Inge Wischnewski,<br />

die ich so gut kenne.“<br />

Das hat mich so berührt, weil ich das Buch „Die<br />

<strong>Pirouette</strong>nkönigin“ zum 80. Geburtstag von Inge<br />

Wischnewski als Dankeschön für meine Trainerin<br />

verfasst hatte. Darin kommen alle ihre<br />

Schützlinge zu Wort und es werden zahlreiche<br />

Geschichten aus dem Berliner Eiskunstlaufsport<br />

erzählt. Wenige Wochen nach diesem Geburtstag<br />

verstarb Inge Wischnewski und ich konnte<br />

ihr so noch eine Freude machen. Das habe ich<br />

alles Hilde Lehmann erzählt und sie wiederum<br />

berichtete mir von ihrem ereignisreichen Leben<br />

und welche große Rolle der Sport für sie immer<br />

gespielt hat. Es war interessant für mich, dass<br />

Hilde schon 1938 in Frankfurt am Main, wo sie<br />

als Kindermädchen gearbeitet hatte, regelmäßig<br />

auf der Rollschuhbahn trainierte. Und als Neumitglied<br />

im SCC meldete sie sich gleich 1949<br />

für einen Übungsleiterlehrgang an, wo sie dann<br />

auch Inge Wischnewski kennenlernte.<br />

Hildes Temperament und ihre Lebensfreude haben<br />

mich sofort verblüfft. Ich staunte nicht<br />

schlecht, als sie sagte, dass sie 94 Jahre alt sei.<br />

Ihr Alter hat man ihr wirklich nicht angesehen.<br />

Und ich fragte mich, wie macht Hilde das nur,<br />

so jugendlich zu wirken.<br />

Wir haben uns jedenfalls nie mehr aus den Augen<br />

verloren und ich darf heute sagen, dass ich<br />

mit Hilde eng befreundet bin und sie ist mein<br />

Vorbild. Sie hat es geschafft, möglichst die Dinge<br />

im Leben zu tun, die sie liebt und die ihr<br />

Spaß machen. Rollschuhlaufen zum Beispiel -<br />

1949, also kurz nach dem Krieg, wurde sie Mitglied<br />

im SC Charlottenburg und gehörte dort 37<br />

Jahre lang zu den ehrenamtlichen Übungsleiterinnen.<br />

Später zeigte sie vielen Kindern die ersten<br />

Schritte auf dem Eis. Auch ihrer Tochter Sabine,<br />

die 1949 gerade einmal 5 Jahre zählte,<br />

brachte sie das Eislaufen bei. Wenn ich mir<br />

dann noch vorstelle, dass Hilde in dieser schweren<br />

Zeit alleinerziehend war, dann verneige ich<br />

mich tief. Was für eine Lebensleistung!<br />

Hilde war immer ein kleines, ja sogar kränkliches<br />

Mädchen, aber alles was sie anpackte,<br />

machte sie mit besonderem Ehrgeiz. Sie war der<br />

Überzeugung, dass sie alles schaffen konnte –<br />

trotz ihrer Zierlichkeit. Und sie folgte immer ihren<br />

Träumen. Als Kind wollte sie unbedingt<br />

Rollschuhlaufen lernen. Eigene Rollschuhe wären<br />

für sie das Größte gewesen, aber dieser<br />

Wunsch ging erst mit 22 Jahren in Erfüllung, als<br />

sie dank ihrer Stelle als Haushaltshilfe in Frankfurt<br />

am Main ihr erstes Paar kaufen konnte. Hilde<br />

sagt selber von sich, dass sie als junge Frau<br />

„jede freie Minute“ auf Roll- oder auf Schlittschuhen<br />

stand. Es ist an dieser Stelle unmöglich,<br />

alle Stationen dieses langen Lebens zu beleuchten,<br />

aber erwähnen möchte ich unbedingt,<br />

dass Hilde - egal wie schwierig ihre persönliche<br />

Situation auch war -, immer gekämpft hat, nie<br />

ans Aufgeben dachte.<br />

Eine Charaktereigenschaft, die auch mir gegeben<br />

ist. Ich weiß aber, wie viel Mut es kostet, in<br />

scheinbar aussichtslosen Situationen optimistisch<br />

zu bleiben und den Glauben an die Wunder<br />

dieser Welt nicht zu verlieren. Ich nenne das<br />

immer mein „Hummel-Prinzip“. Die Hummel<br />

kann ja eigentlich aus aerodynamischen Gründen<br />

nicht fliegen, weil sie zu dick ist für die<br />

Fläche ihrer Flügel. Sie weiß das aber nicht und<br />

fliegt trotzdem.<br />

Zurück zu meinem Vorbild Hilde Lehmann.<br />

Wenn ich ihre Lebensgeschichte lese, dann kann<br />

ich nur ganz tief den Hut ziehen. Allein mit einem<br />

Kind in der völlig zerstörten Stadt Berlin<br />

und einem einzigen Zimmer. Küche, Bad und Toilette<br />

musste sie sich mit anderen Parteien teilen.<br />

18 Jahre wohnte sie so. Wahnsinn. Aber<br />

Hilde war nicht traurig und sie beklagte sich<br />

auch nicht. Im Gegenteil, sie versuchte etwas zu<br />

tun, das ihr Freude bereiten konnte und entdeckte<br />

das Theater für sich. Seit 1948 bis heute<br />

ist sie Mitglied der „Freien Volksbühne“. Aber<br />

nicht nur Mitglied, nein, Hilde besuchte bis weit<br />

über ihren Hundertsten hinaus regelmäßig die<br />

Vorstellungen und Veranstaltungen der „Freien<br />

Volksbühne“. Genau das fasziniert mich so sehr<br />

an dieser Frau, sie steht immer mitten drin im<br />

Leben und ist in Bewegung. Körper und Geist<br />

anstrengen, das hält fit - so ihre Meinung.


27<br />

Hilde Lehman mit Tochter Sabine heute …<br />

… und früher, Foto: privat<br />

Bürgermeister Naumann überreicht<br />

eine Flasche guten Wein<br />

In Berlin hat sie über 20 Jahre im „Sportpalast“<br />

und später dann in der Deutschlandhalle bei allen<br />

Rollkunstlauf-Meisterschaften hinter den<br />

Kulissen ehrenamtlich mitgewirkt. Sozusagen<br />

als „Guter Geist“ im Hintergrund half Hilde in<br />

den Umkleideräumen der Läuferinnen und Läufern,<br />

nahm regelmäßig Nadel und Faden zur<br />

Hand für kleinere Reparaturen am Kostüm, hielt<br />

aufdringliche Autogrammjäger fern, überbrachte<br />

wichtige Nachrichten und wurde nach einer<br />

missglückten Kür auch schon mal zur Seelentrösterin.<br />

<strong>No</strong>ch heute schwärmt Hilde davon,<br />

dass sie im „Sportpalast“ Marika Kilius und<br />

Hans-Jürgen Bäumler kennenlernen durfte, auch<br />

Ina Bauer, Rudi Cerne und alle Eiskunstläuferinnen<br />

und Läufer, die in den 60er, 70er und 80er<br />

Jahren Rang und Namen hatten. Hinter der<br />

Bühne war sie unermüdlich im „Sportpalast“ tätig,<br />

bis dieser 1973 abgerissen wurde.<br />

In den folgenden Jahren besuchte Hilde regelmäßig<br />

die Wettkämpfe und Shows im Berliner<br />

Erika-Hess-Eisstadion. Dort gehört sie eigentlich<br />

fast zum Inventar. Jedenfalls sitzt sie immer auf<br />

demselben Platz. Aber auch bei allen anderen<br />

Berliner Eiskunstlauf-Veranstaltungen ist Hilde<br />

inzwischen so eine Art „Maskottchen“. Sie war<br />

natürlich dabei, als ich im Dezember 2016 –<br />

wenige Tage vor meinem 60. Geburtstag – im<br />

Erika-Hess-Eisstadion noch einmal vor Publikum<br />

mit einem Show-Tanz auftrat. Im Refrain des<br />

Musiktitels von Veronika Fischer „Wenn ich eine<br />

Schneeflocke wär“ heißt es: „Kinderzeit ist lange<br />

her“. Bei Hilde sind das nun über 100 Jahre.<br />

Ich bekomme schon beim Schreiben eine Gänsehaut.<br />

Sie hat sich für so vieles engagiert, zum<br />

Beispiel für den Berlin Marathon als Streckenposten<br />

bis zu ihrem 92. Lebensjahr.<br />

2018 nahm sie mit 1<strong>02</strong> Jahren voller Freude die<br />

Einladung zur Kino-Filmpremiere des berührenden<br />

Eislauf-Films „Die Anfängerin“ an. Eine große<br />

Ehre für mich, dass es in diesem authentischen<br />

Film auch um meine Eislaufkarriere geht.<br />

Es ist immer etwas los im Leben von Hilde Lehmann.<br />

So ist sie auch ein treuer Fan des alljährlichen<br />

Drehorgel-Festivals in Berlin. Auf dem<br />

Breitscheidplatz erlebte Hilde 2018 mit 1<strong>02</strong><br />

Jahren ein wirklich stimmungsvolles Fest.<br />

gelspielerin einzuladen. War das eine Freude, als<br />

vor dem Eingang der Seniorenresidenz „Wilhelm-<br />

Stift“ in Charlottenburg „Happy Birthday“ angestimmt<br />

wurde. Da war Hilde nicht zu bremsen<br />

und schunkelte – wie in alten Zeiten - fröhlich<br />

lachend mit. Sie wirkte plötzlich wie in einen<br />

Jungbrunnen gefallen und strahlte übers ganze<br />

Gesicht. Das ist es wohl auch, warum Hilde so<br />

ein Vorbild für mich ist: Sie genießt den Moment,<br />

ohne zu fragen, was kommt danach. Bewundernswert!<br />

Genau wie ihr Kampfgeist. In den<br />

letzten drei Jahren hat Hilde zwei Beckenring-<br />

Brüche und einen Oberschenkelbruch überstanden<br />

und als Krönung nun auch noch kurz vor ihrem<br />

105. Geburtstag das „Corona-Virus“ besiegt.<br />

Ich bin voller Dankbarkeit, dass ich Hilde kennengelernt<br />

habe, dass ich beim 100. Geburtstag<br />

und jetzt auch beim 105. dabei sein durfte.<br />

Mit Hildes Tochter Sabine, die am 24. Dezember<br />

2<strong>02</strong>0 auch schon 76 Jahre … jung wurde, haben<br />

wir es geschafft, trotz „Corona“ eine Outdoor-<br />

Geburtstagsrunde zu organisieren, die Hilde in<br />

vollen Zügen genießen konnte. Wie in jedem Jahr<br />

kamen der Bezirksbürgermeister, Familienangehörige,<br />

Sportkameradinnen und erstmalig auch<br />

eine Vertreterin der Familienministerin Franziska<br />

Giffey zum Gratulieren. „Jubel-Jette“ spielte<br />

„Hoch soll sie leben“ und trotz der kalten Temperaturen<br />

war uns allen warm ums Herz. Wenn ich<br />

das alles so aufschreibe, wundert es mich eigentlich<br />

nicht, dass Hilde Lehmann auch zu den ersten<br />

Abonnenten der <strong>Pirouette</strong> gehörte. Genau<br />

gesagt war sie Anfang der 50er Jahre die achte<br />

Abonnentin in der Geschichte dieser Zeitschrift.<br />

Seitdem erwartet sie jede Ausgabe mit großer<br />

Freude und studiert alle Artikel ganz ausführlich.<br />

Wie sehr wird sie sich freuen, nun in diesem<br />

Heft diesen Artikel über sich zu lesen. Hilde<br />

ist im Herzen jung geblieben und das beweist<br />

sie auch immer wieder.<br />

2018, als ich mit Hilde im Korbsessel beim Finale<br />

der BTSC Weihnachts-Gala eine Runde auf<br />

dem Eis drehte, leuchteten ihre Augen und sie<br />

hat laut gerufen: „Ach ist das schön!“<br />

Diese Szene steht symbolisch für den ZDF-Film<br />

„Mit 100 ist noch nicht Schluss“, der in der ZDF-<br />

Reihe 37 Grad 2018 gezeigt wurde (3sat Mediathek).<br />

Genau das könnte Hildes Motto sein, denn<br />

wer sie an ihrem 105. Geburtstag erlebt hat, war<br />

tief beeindruckt von ihrer Freude am Leben, der<br />

Fähigkeit, den Moment zu genießen, von ihrem<br />

Optimismus, den sie ausstrahlt und von ihrer<br />

sympathischen Bescheidenheit. Deshalb habe ich<br />

meinem Vorbild Hilde Lehmann in großer Bewunderung<br />

für ihre „weltmeisterliche Lebensleistung“<br />

an ihrem 105. Geburtstag meine WM-<br />

Goldmedaille von München 1974 verehrt. Allein<br />

der Gedanke, dass Hilde beim Blick auf die Medaille<br />

Freude empfindet und sich so noch lange<br />

an ihren 105. Geburtstag erinnern wird, macht<br />

mich glücklich. Hilde hat mir gezeigt, dass es<br />

wichtig ist, an sich zu glauben, und dass Träume<br />

wahr werden können.<br />

•••<br />

Hilde Lehmann<br />

Geburtstag<br />

Wie großartig, dass Sabine – Hildes Tochter -<br />

zum 105. Geburtstag ihrer Mutter am 14. Januar<br />

2<strong>02</strong>1 die Idee hatte, „Jubel-Jette“, eine Drehor-<br />

Besuchen Sie die<br />

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28<br />

Schweizer Einzelläufer und die Pandemie<br />

Sichtweisen<br />

Meisterschaften entpuppen sich als<br />

Ein Markenzeichen der Saison<br />

2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 sind Absagen von nationalen<br />

und internationalen Wettbewerben.<br />

Die aktuelle Lage stellt die Aktiven<br />

vor ungewohnte Probleme. Eisläuferinnen<br />

und Eisläufer trainieren über Jahre<br />

tagein und tagaus, um als „Belohnung“<br />

an Meisterschaften teilzunehmen und<br />

ihre Programme vor Publikum zu zeigen.<br />

Urplötzlich begann vergangenen März<br />

eine Zeit, in der ein Virus zu einem großen<br />

Teil die üblichen Abläufe beinahe<br />

zum Erliegen brachte. Die Saison<br />

2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 fiel bislang großenteils der<br />

Covid-19-Pandemie zum Opfer. Eisläuferinnen<br />

und Eisläufer sehen sich zu<br />

ewig dauernden Trainingseinheiten gezwungen.<br />

Hunderttausende von Freizeiteisläufern<br />

sind weltweit ganz zur Inaktivität<br />

gezwungen. Niemand weiß, wie es<br />

weitergehen wird. Alle sind Vermutungen<br />

und eigenen Überlegungen ausgeliefert,<br />

obwohl persönliche Entscheidungen<br />

für die nächsten ein, zwei Jahre gefällt<br />

werden sollten. Für die Aktiven sind<br />

ausgefallene Wettbewerbe schmerzhafte<br />

Einschnitte in den Karriereabläufen.<br />

Sie haben ja in ihren Aktivjahren keine<br />

beliebig vielen Startmöglichkeiten, etwa<br />

an Landesmeisterschaften, an Europaund<br />

Weltmeisterschaften, an Olympischen<br />

Winterspielen und anderen internationalen<br />

Wettkämpfen.<br />

Aktives Abwarten<br />

Wie bewältigen die jeweils drei Erstpatzierten<br />

der letzten Schweizer Titelkämpfe 2<strong>02</strong>0 in Biel/<br />

Bienne die aktuelle Lage? Die Rangliste lautete<br />

damals bei den Herren: 1. Lukas Britschgi, 2.<br />

Nurullah Sahaka, 3. Nicola Todeschini, bei den<br />

Damen: 1. Alexia Paganini, 2. <strong>No</strong>émie Bodenstein,<br />

3. Yasmine Kimiko Yamada.<br />

Lukas Britschgi<br />

Für die nationale Spitze wog die kürzliche Absage<br />

der Landesmeisterschaft sowie der EM<br />

schwer. So meinte Schweizermeister Lukas<br />

Britschgi hierzu: „Natürlich ist es schade, dass<br />

die beiden Meisterschaften abgesagt wurden,<br />

aber diese Entscheide waren absehbar. Wir befinden<br />

uns nun mal in dieser Krise und die<br />

Entscheidungen waren vernünftig.“ Dem zweifachen<br />

Titelträger wird so nun eine dritte<br />

Goldmedaille vorerst verwehrt, er ist aber<br />

beim On- und Off-Ice-Training nicht eingeschränkt.<br />

„Die finden alle in Oberstdorf statt.<br />

Als Haupttrainer habe ich Michael Huth und<br />

fürs Athletiktraining ist Seppi Neuhauser zuständig.“<br />

Abgesagtes ist abgehakt, der Blick<br />

richtet sich nach vorne: „Sicherlich sind die<br />

Olympischen Winterspiele 2<strong>02</strong>2 in Peking<br />

mein großes Ziel und hoffentlich kann ich den<br />

Schweizer Startplatz für die OS an den Weltmeisterschaften<br />

im März sichern.“ Britschgi<br />

meint im Weiteren: „Die Pandemie bringt neue<br />

Herausforderungen mit sich, die wir alle gemeinsam<br />

zu bewältigen haben. Wichtig für<br />

mich persönlich ist es, mich trotz der abgesagten<br />

Wettkämpfe motiviert zu halten, die Ziele<br />

nicht aus den Augen zu verlieren, mich täglich<br />

aufs Training zu fokussieren und sobald sich<br />

die Möglichkeit ergibt, meine Bestleistungen zu<br />

liefern.“ Dazu passt ein Hinweis aus dem Trainingsalltag<br />

des Läufers vom Eissport Club Frauenfeld:<br />

„Momentan arbeite ich weiterhin an<br />

meinen vierfachen Sprüngen, besser gesagt an<br />

Toeloop und Salchow. Neben dem Studium und<br />

dem täglichen Training nutze ich die freie Zeit<br />

für meine sozialen Kontakte.“<br />

Lukas Britschgi<br />

Fotos: Albert René Kolb<br />

Nurullah Sahaka<br />

Die Reaktion von Nurullah Sahaka zu den Absagen<br />

der Schweizermeisterschaft und der EM<br />

erstaunt nicht: „Für einen Moment war ich<br />

traurig und enttäuscht. Ich hatte mich schon<br />

mental wie auch physisch vorbereitet. Ganz<br />

überraschend war es aber nicht, denn auch andere<br />

Wettkämpfe, an welchen ich gerne teilgenommen<br />

hätte, wurden abgesagt.“ Zuversicht<br />

schöpft der Vizemeister 2<strong>02</strong>0 aus der Tatsache,<br />

dass für ihn ein Training auf der KEK in Küsnacht<br />

möglich ist. „Ja, ich trainiere sowohl auf<br />

als auch außerhalb des Eises. Ich habe das<br />

Glück, dass mir meine gewohnte Trainingseishalle<br />

zur Verfügung steht. Dies kann für das<br />

Off-Ice-Training aber nicht behauptet werden.<br />

Die Benutzung des Kraftraums ist für die Eiskunstläufer<br />

bedauerlicherweise untersagt, somit<br />

stehen mir die Geräte nicht mehr zur Verfügung.<br />

Die Regeln werden beachtet.“ Sahaka<br />

nutzt die Zeit, um mit seinem Coaching Team<br />

Alisa Besseghier, Chafik Besseghier, Martina<br />

Pfirter und Cornelia Leroy an den Vierfachen zu<br />

arbeiten. Trotz vieler Ungewissheiten schmiedet<br />

Sahaka Pläne: „In den nächsten zwei Jahren<br />

will ich an den Europameisterschaften und den<br />

Weltmeisterschaften teilnehmen. Dafür trainiere<br />

ich hart. Ich würde sehr gerne den Quotenplatz<br />

für die Olympischen Spiele für die<br />

Schweiz holen.“ Eisläufer sind zurzeit froh,<br />

überhaupt trainieren zu können. So macht der<br />

21-Jährige nichts speziell anderes in diesen Tagen.<br />

„Ich genieße es zu trainieren.“ Aber zu der<br />

heutigen Situation hat Sahaka eine klare Meinung:<br />

„Tatsächlich, die Zeiten sind speziell, aber<br />

die Pandemie-Maßnahmen sind begründet.<br />

Man sollte immer das Beste daraus machen.“<br />

Nurullah Sahaka<br />

Nicola Todeschini<br />

Nicola Todeschini<br />

„Ich war traurig, als die Schweizermeisterschaft<br />

und die EM abgesagt worden sind“, bestätigt<br />

Nicolas Todeschini und ergänzt: „Denn


Fata Morgana<br />

wir bereiten uns intensiv auf diese Anlässe vor.<br />

Es war eine schwierige Saison für uns, weil wir<br />

in Italien mehrere Lockdowns hatten.“ Todeschini<br />

blieb aber nicht nur wegen den behördlichen<br />

Maßnahmen eingeschränkt: „Nach dem<br />

ersten Lockdown im Frühling verletzte ich mir<br />

Sehnen im linken Knöchel. Ich habe noch immer<br />

Schmerzen, kann aber wieder trainieren.<br />

Den 4T kann ich einfach nicht so oft wiederholen,<br />

wie ich möchte, ansonsten schmerzt es.<br />

Aber ich kämpfe jeden Tag, und jeden Tag geht<br />

es besser.“ Absagen von Wettkämpfen gefallen<br />

niemandem. „Für die EM haben wir alle dies<br />

erwartet und ehrlich, ich erwarte dies auch für<br />

die WM. Ich denke aber, das Wichtigste heute<br />

und morgen ist, dass die Leute in der Welt sicher<br />

und gesund sein können“, stellt Todeschini<br />

klar. „Wir arbeiten an den Vierfachsprüngen.<br />

Ich wäre glücklich, den 4S erneut zu beherrschen<br />

und in naher Zukunft gar den 4L. Aber<br />

alles zu seiner Zeit. Erst kommt das Zeigen<br />

fehlerloser Programme und als Voraussetzung<br />

hierfür die Ausheilung der Verletzung“, gibt<br />

sich der 23-Jährige zuversichtlich. Wie für alle<br />

Aktiven ist eine Planung schwierig geworden.<br />

„Das ist ziemlich hart, wir wissen ja nicht einmal,<br />

wie die laufende Saison aussehen wird.<br />

Vieles ist ziemlich verwirrend. Aber eine WM<br />

und eine Olympiade werden immer ein Ziel<br />

sein“, versucht Todeschini abzuwägen.<br />

und dann führen die Vorbereitungen und die<br />

Arbeit ins Nichts, das ist ein wenig unbefriedigend.<br />

Ich habe das Training für die Wettkämpfe<br />

immer gerne, weil es dich in einen speziellen<br />

‘State of Mind’ führt. Es zwingt dich, deinen<br />

ganzen Fokus und deine ganze Energie ins Training<br />

zu stecken, um jenen Anlass vorzubereiten.<br />

Die laufende Saison war bis jetzt sehr hart bei<br />

so vielen Annullierungen. Aber ich verstehe,<br />

dass die für diese Anlässe verantwortlichen<br />

Leute das tun müssen, was für alle sicher ist,<br />

und dass sie die richtigen Schritte anordnen für<br />

einen Stopp der Weiterverbreitung von Corona.<br />

Ich ziehe eher eine Annullation eines Anlasses<br />

vor, als Leute unnötiger Gefahr auszusetzen.“<br />

arbeiten, diese Stile in meine Programme der<br />

nächsten Saison einfließen zu lassen.“<br />

Aber auch die EM-Vierte 2<strong>02</strong>0 macht sich Gedanken<br />

zur aktuellen Situation in der Welt. „Es<br />

sind ganz klar spezielle Zeiten. Covid-19 brachte<br />

mich definitiv zum Nachdenken. Es liess mich<br />

erneut realisieren, wie wichtig Familie und<br />

Freunde sind. Wie wichtig es ist, deinen Liebsten<br />

mitzuteilen, dass du dich um sie kümmerst<br />

und dass du dankbar bist, dass sie in deinem<br />

Leben sind. Es ist nicht für alle selbstverständlich,<br />

Essen auf dem Tisch zu haben, ein geheiztes<br />

Zuhause und unterstützende Freunde. Die<br />

Wahrheit ist, dass viele Leute kämpfen müssen<br />

und Probleme haben. Wir alle sollten Mitgefühl<br />

und Empathie haben.“<br />

29<br />

Schweizer Einzelläufer und die Pandemie<br />

Sichtweisen<br />

Auch für den französischsprachigen Schweizer<br />

änderte sich einiges in dieser speziellen Zeit:<br />

„Ich arbeite als Assistenz-Coach in Brixen. Und<br />

ich liebe dies. Ich verbringe viel Zeit mit der<br />

Familie hier und die Person, mit welcher ich<br />

mein Leben teile, steht nun an erster Stelle für<br />

mich. Mein Leben generell hat nun einen anderen<br />

Stellenwert, und ich vermute, dass ich<br />

heute glücklicher bin als bisher.“ Zwischendurch<br />

räumt der Bronzegewinner der Schweizermeisterschaft<br />

2<strong>02</strong>0 mit einem Lächeln ein:<br />

„Netflix wurde ganz praktisch. Und mit meinen<br />

Skating Kollegen spiele ich oft Video-Spiele.“<br />

Auch Todeschini macht sich Gedanken zur Aktualität:<br />

„Ich kann es kaum erwarten, bis das<br />

Leben wieder normal ist. Wir sind alt genug,<br />

um das Leben, so wie es heute ist, zu akzeptieren.<br />

Aber die Kinder wachsen in dieser<br />

merkwürdigen Zeit auf – sie verdienen Besseres.<br />

Daher sollten wir alle ein Beispiel sein, um<br />

es zu verdienen, das Ganze bald zu überstehen.<br />

Und hoffentlich erhalten wir hier bald<br />

auch einen Impfstoff. Ich kann es nicht erwarten,<br />

dass dies geschieht, und wir ein normales<br />

Leben zurückerhalten. Mehr Arbeit, mehr Zeit<br />

draußen zu verbringen, mehr Leben.“<br />

Alexia Paganini<br />

Die Saisonplanung von Alexia Paganini war vorgegeben.<br />

Dann änderte sich alles. „Meine erste<br />

Reaktion auf die Absagen der EM und der<br />

Schweizermeisterschaft war Enttäuschung. Ich<br />

fühlte mich körperlich und mental vorbereitet,<br />

Alexia Paganini<br />

Die dreifache Schweizermeisterin in Serie ist<br />

im Training nicht beeinträchtigt. „Ich denke,<br />

ich habe Glück, dass ich in den letzten Monaten<br />

bequem und sicher trainieren konnte.<br />

Mein Trainingsteam in Champéry macht das<br />

Größtmögliche, um das Training auf dem<br />

höchsten Niveau zu halten, Off-Ice-Training<br />

eingeschlossen. Ich betrachte mich aufgrund<br />

der Umstände vom Glück begünstigt.“ Bei dem<br />

vielen Training findet die 19-Jährige gar keine<br />

Zeit, sich um irgendwelche anderen Interessen<br />

zu kümmern. Auch bezüglich der Zukunft gibt<br />

sie sich zurückhaltend: „Ich habe es nicht gerne<br />

zu spekulieren und Vorhersagen zu machen.<br />

Ich will auf dem höchstmöglichen Niveau trainieren<br />

und mein Bestes geben. Wo immer<br />

mich dies dann hinführt.“ Mit dem zweifachen<br />

Weltmeister Stéphane Lambiel als Haupttrainer<br />

nutzt Paganini „diese Extra-Zeit, um an<br />

Dingen zu arbeiten, die ich derart ausgiebig in<br />

einer normalen Wettkampfsaison nicht trainieren<br />

könnte“. Sie erklärt: „Wir studieren<br />

neue spektakuläre Sprünge ein und verfeinern<br />

meine Technik von Sprüngen, die ich schon<br />

beherrsche. Nebst den Sprüngen machen wir<br />

viel bezüglich dem künstlerischen Teil des Eiskunstlaufs.<br />

Wir suchen unterschiedliche Tanzstile<br />

und Bewegungen, von denen wir denken,<br />

dass sie zu mir passen. Und wir werden daran<br />

<strong>No</strong>émie Bodenstein<br />

<strong>No</strong>émie Bodenstein<br />

Auch für <strong>No</strong>émie Bodenstein waren die Absagen<br />

der Wettbewerbe keine Überraschung.<br />

„Ich hatte dies erwartet, aber es war enttäuschend“,<br />

meinte die 18-Jährige. Die Möglichkeit,<br />

in der Eishalle in Lausanne zu trainieren,<br />

kann sie im Moment aber nicht nutzen. „Auf<br />

meinem Heimrink könnte ich mit einer Maske<br />

eislaufen. Aber ich bin verletzt, so skate ich<br />

jetzt nur ein wenig, um das Gefühl für das Eis<br />

nicht zu verlieren“, erklärte Bodenstein. Die<br />

Verletzung ist auch der Grund, weshalb die Vizeschweizermeisterin<br />

von 2<strong>02</strong>0 zurzeit mit ihrem<br />

Trainer Michael Huth keine Elemente auf<br />

dem Eis üben kann. „Zur Hauptsache trainiere<br />

ich jetzt Off-Ice, aber ich hoffe, in der nahen<br />

Zukunft meine Elemente auf dem Eis wieder<br />

zu beherrschen.“ Sie nutzt die Verletzungszeit<br />

für anderes. „Ich gehe in die Schule und fokussiere<br />

mich auf mein letztes Schuljahr.“ Zur<br />

heutigen Zeit meint Bodenstein: „Es fühlt sich<br />

sehr unterschiedlich an, so wie heute zu leben.<br />

Aber es ist auch eine Gelegenheit andere Dinge<br />

zu tun, wie Zeit mit der Familie zu verbringen<br />

oder Dinge zu tun, für die wir gewöhnlich<br />

keine Zeit haben würden.“


30<br />

Schweizer Einzelläufer und die Pandemie<br />

Sichtweisen<br />

Yasmine Kimiko Yamada<br />

Yasmine Kimiko Yamada<br />

Foto: Kolb<br />

Einen interessanten Gedanken zu den Absagen<br />

führt Yasmine Kimiko Yamada ins Feld:<br />

„Auch wenn ich fest gehofft hatte, dass sie<br />

mit einem gut durchdachten Schutzkonzept<br />

diese Wettkämpfe durchführen könnten, waren<br />

die Absagen nicht ganz überraschend. Die<br />

Pandemie ist immer noch sehr ernst zu nehmen,<br />

und ich denke die Gesundheit der Organisatoren<br />

und Sportler hat erste Priorität. Zudem<br />

haben nicht alle Sportler/innen die gleichen<br />

Voraussetzungen, sich vorzubereiten,<br />

was es auch zu einem unfairen Wettkampf<br />

machen würde.“ Aber auch bei der 23-jährigen<br />

Schweizermeisterin 2017 fällt auf, dass<br />

sie sich durch nichts unterkriegen lässt: „Für<br />

mich ist eines der größten Ziele, mich weiter<br />

zu verbessern als Eiskunstläuferin. Ich werde<br />

hart arbeiten, dass ich mich weiterhin mit den<br />

Besten messen darf. Natürlich habe ich auch<br />

die Olympiade 2<strong>02</strong>2 im Auge, aber ich werde<br />

mich mehr auf meine Leistung konzentrieren.“<br />

Yamada muss nicht pausieren, sie trainiert an<br />

verschiedenen Orten im Raum Zürich. „Es ist<br />

mir möglich, auf dem Eis zu trainieren, natürlich<br />

mit Einschränkungen und angepassten<br />

Trainingszeiten. Im Moment ist mein Coaching<br />

Team etwas außergewöhnlich, da mein Trainer,<br />

Stanislav Samohin, mich nur via Video coachen<br />

kann. Etwas anders als sonst ist auch,<br />

dass durch diese spezielle Lage meine Mutter<br />

oft mit ins Training kommt und mich unterstützt.“<br />

Und da ist noch etwas: „Was ich durch<br />

diese Pandemie für mich entdeckt habe, ist das<br />

Spazieren und Wandern mit meiner Familie.<br />

Ich schätze es sehr, diese Zeit in der Natur.“<br />

Wie ihre Kolleginnen und Kollegen macht sich<br />

auch Yamada so ihre Gedanken zum Geschehen:<br />

„Es ist manchmal schwer zu glauben, was<br />

gerade passiert in der Welt. Es ist wichtig, den<br />

Zusammenhalt nicht zu verlieren und auch geduldig<br />

zu bleiben. Wir sollten füreinander da<br />

sein, uns bewusst sein, was unsere Taten für<br />

Folgen haben könnten, und wir sollten uns<br />

weiterhin an die Regeln halten, so dass wir<br />

alle bald wieder in einen normalen Alltag zurückkehren<br />

können.“ Albert René Kolb<br />

Michael Obrecht wurde 70<br />

Seinen 60. Geburtstag feierte er noch mit einer großen Rollschuh-Gala. Nun beging<br />

Rollkunstläufer Michael Obrecht seinen 70. Geburtstag am 17. Januar eher in kleiner<br />

Runde. Aber sicherlich haben ihm Freunde gratuliert, denn er war einer der erfolgreichsten<br />

deutschen Sportler dieser Sportart. Zwischen 1965 und 1975 wurde der gebürtige<br />

Freiburger siebenmal Deutscher Meister und viermal Weltmeister und erhielt<br />

für seine Verdienste auch das Silberne Lorbeerblatt des Bundesinnenministeriums.<br />

Bei seinem letzten WM-Titel 1974 in La Coruna<br />

errangen zudem Sigrid Müllenbach (Saarbrücken)<br />

bei den Damen und der langjährige DEU-<br />

Sportdirektor Udo Dönsdorf mit seiner Essener<br />

Partnerin Christine Henke im Rolltanzen Goldmedaillen;<br />

damals war Deutschland Weltspitze.<br />

Auch nach seiner Karriere war Obrecht als Trainer<br />

und Choreograph in der Freiburger Schauenberghalle<br />

äußerst erfolgreich. Er formte zahlreiche<br />

Talente wie Frédérique Florentin oder seinen<br />

Landsmann Frank Albiez zu Weltmeistern.<br />

Bekannt war Obrecht zudem für seine zahlreichen<br />

Märchen wie die „Schneekönigin“ oder<br />

später für seine Musical-Märchen-Shows, die er<br />

kurz vor Weihnachten mit viel Aufwand und<br />

Herzblut inszenierte. Sie waren tagelang ausverkauft<br />

und standen stets unter einem besonderen<br />

Tochter für Mayer und<br />

Virtanen<br />

Das deutsch-finnische Eislauf-Ehepaar Alina<br />

Mayer-Virtanen und Valtter Virtanen freut sich<br />

über die Geburt seiner Tochter. Das Kind kam<br />

am 5. Januar zur Welt, Baby und Eltern seien<br />

wohlauf, schrieb der frisch gebackene Vater auf<br />

Instagram. Virtanen, der zeitweise in Oberstdorf<br />

trainiert und länger dort gewohnt hat, ist Arzt<br />

von Beruf und noch aktiver Sportler, seine Ehefrau<br />

hat ein Psychologiestudium abgeschlossen<br />

und strebt eine Karriere als Trainerin an.<br />

Kiibus und Selevko gewinnen<br />

Estnische Meisterschaft<br />

Eva-Lotta Kiibus und Alexander Selevko haben<br />

ihre Titel bei der Estnischen Meisterschaft am<br />

letzten Januarwochenende verteidigt. Kiibus<br />

stürzte im KP beim 3T und lag zunächst auf<br />

dem dritten Platz, aber mit der besten Kür<br />

konnte sie trotz ein paar Fehlern noch aufholen<br />

und knapp gewinnen (176,80 Punkte). Nach ihrer<br />

Corona-Erkrankung war sie noch nicht in<br />

Topform. Silber ging an Gerli Linnamäe (176,<br />

49) vor Kristina Shkuleta-Gromova (164,48). Der<br />

ältere der Selevko-Brüder setzte sich mit 226,55<br />

Punkten klar vor Trainersohn Arlet Levandi<br />

durch (198,64). Mihhail Selevko wurde Dritter<br />

(187,25). Er hatte nach dem KP geführt, weil<br />

sein Bruder Alexander nur einen 2L gezeigt und<br />

Levandi die Kombi zu 3F-2T reduziert hatte. In<br />

der Kür ging Alexander Selevko zwei 4L an, die<br />

aber beide nicht einwandfrei waren. Levandi lief<br />

bis auf einen 1R sauber, aber ohne 3A und Vierfache.<br />

Paare und Eistänzer waren nicht am<br />

Start. Die Meisterschaft war von Mitte Dezember<br />

auf Ende Januar verschoben worden.<br />

Motto. Einmal ging es um Mary Poppins, das andere<br />

Mal um die Schuhe des Manitu oder dann<br />

wieder um den Starlight Express. Oft standen<br />

Weltmeister aus dem In- und Ausland im Mittelpunkt<br />

der Aufführungen und stets ließ sich der<br />

innovative Obrecht dazu etwas Neues einfallen.<br />

<strong>No</strong>ch immer ist der Freiburger als Trainer aktiv,<br />

auch wenn er zurzeit wegen Corona nur die Kaderläufer<br />

viermal in der Woche betreuen kann.<br />

Dem Bundes- und Landestrainer fehlt vor allem<br />

die Arbeit mit dem Nachwuchs und er befürchtet,<br />

dass manche Talente sich anderen Interessen<br />

zuwenden. Deshalb wünscht er sich, dass<br />

die Halle bald wieder allen Läufern zur Verfügung<br />

steht und er so sein reichhaltiges Wissen<br />

besonders dem Nachwuchs weitergeben kann. <br />

<br />

Guido Dobbratz<br />

Team Zagitova schlägt Team<br />

Medvedeva<br />

Bei einem neuen innerrussischen Team-Wettbewerb<br />

Anfang <strong>Februar</strong> in Moskau hat die Mannschaft<br />

von Olympiasiegerin Alina Zagitova die<br />

von Evgenia Medvedeva geschlagen. Zuvor besiegte<br />

eine Damen-Auswahl die Herren bei einem<br />

Sprungwettbewerb. Bei dem vom russischen<br />

TV initiierten Showwettkampf gab es viele<br />

herausragende Leistungen zu sehen. Ein ausführlicher<br />

Bericht erscheint in der nächsten<br />

Ausgabe der <strong>Pirouette</strong>.<br />

Maria Sotskova getrennt<br />

Erst im Sommer hatte Ex-Läuferin Maria Sotskova<br />

(20) ihre Hochzeit mit dem Musikproduzenten<br />

Mikhail Omeltchuk angekündigt, nun<br />

hat sich das Paar ein paar Monate später wieder<br />

getrennt. „Ich habe viele Fehler begangen,<br />

die nicht zulässig sind. Es sollte wohl nicht<br />

sein. … Ich war überzeugt, dass wir zusammengehören,<br />

egal was kommt, denn wir sind eine<br />

Familie. Aber wir sind auseinandergegangen<br />

und daher lassen wir uns scheiden,“ schrieb<br />

Omeltchuk auf Instagram. Ob das Paar tatsächlich<br />

geheiratet hatte, ist aber unklar, denn es<br />

gab bis auf ein Foto, auf dem die Ex-Sportlerin<br />

Omeltchuk als ihren Ehemann bezeichnete, keine<br />

offiziellen Bilder oder Informationen über<br />

eine Hochzeit. Sotskova hatte im Juli 2<strong>02</strong>0 offiziell<br />

ihre Karriere beendet. Die Olympiateilnehmerin<br />

von 2018 bekam Ärger mit der Anti-<br />

Dopingagentur, weil sie Tests versäumt hatte.<br />

Sie hatte zwar de facto 2019 aufgehört, es<br />

aber versäumt sich inaktiv zu melden (siehe <strong>Pirouette</strong><br />

8/20). <br />

tat


Kommt Martinez zurück?<br />

Der philippinische Läufer Michael Christian<br />

Martinez hatte bei den Olympischen Spielen<br />

2014 und 2018 die Plätze 19 und 28 belegt und<br />

war anschließend vom Eislaufen zurückgetreten.<br />

Ende Januar 2<strong>02</strong>1 bestätigte der philippinische<br />

Verbandspräsident Nikki Cheng nationalen Medien,<br />

dass Martinez versuchen werde, sich für<br />

die Spiele 2<strong>02</strong>2 wieder zu qualifizieren. Das<br />

wollen allerdings auch seine beiden nationalen<br />

Rivalen Christopher Caluza (30), der noch 2<strong>02</strong>0<br />

bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften gestartet<br />

war (Platz 18) und Edrian Paul Celestino<br />

(22), der dort Rang 20 belegt hatte. Martinez<br />

ging Mitte 2<strong>02</strong>0 wieder zu Trainer Nikolai Morozov,<br />

der ihn schon früher betreut hatte.<br />

Scott Moir wird „Zweigstellenleiter“<br />

von Montreal<br />

Die Ice Acedemy von Montreal wächst und<br />

wächst. In der größten Stadt der Provinz Quebec<br />

ist längst nicht mehr genug Platz für die mehr<br />

als 20 Paare. Daher hat man jetzt in West-Ontario<br />

eine Zweigstelle gegründet, mit Olympiasieger<br />

Scott Moir als Cheftrainer. Während seine<br />

Partnerin Tessa Virtue in den letzten drei Jahren<br />

viele Werbeträger gefunden hat, häufig auf<br />

Wohltätigkeitsveranstaltungen aktiv war und<br />

nebenbei noch ein Studium abgeschlossen hat,<br />

blieb Moir oft im Hintergrund, machte hier mal<br />

eine Choreografie und da mal ein bisschen. Jetzt<br />

hat ihn die Leidenschaft als Trainer gepackt und<br />

er übernahm die neu geschaffene Stelle des<br />

Cheftrainers der Ice Academy von West-Ontario,<br />

seiner Heimatregion rund um London/Ontario. In<br />

der Eishalle des Dorfes Komoka (1.200 Einwohner)<br />

im Westen von London/Ontario, in der seine<br />

Mutter und seine Tante ihm die ersten Schritte<br />

auf dem Eis beibrachten, wird er seine Schule<br />

eröffnen. Ganz in der Nähe lebt auch seine Verlobte<br />

Jaclyn Mascarin, die er eigentlich im Sommer<br />

2<strong>02</strong>0 heiraten wollte. Aber Corona erlaubte<br />

keine große Feier, die nun eventuell im Sommer<br />

2<strong>02</strong>1 stattfinden soll. Mit ihr war Moir schon als<br />

Siebenjähriger kurzzeitig gelaufen, hatte sie<br />

dann aber aus den Augen verloren.<br />

Überwiegend will Moir zunächst mit Kleinen arbeiten,<br />

aber kaum war die Schule eröffnet, kamen<br />

schon die ersten Prominenten, die bei ihm<br />

trainieren wollen. Christina Carreira und Anthony<br />

Ponomarenko, das wohl viertbeste Tanzpaar der<br />

USA, kündigten ihren Umzug aus <strong>No</strong>vi bei Detroit<br />

an, wo sie sieben Jahre bei Igor Shpilband waren.<br />

Der Wechsel nach Kanada scheint etwas verwunderlich,<br />

weil die Kanadierin Carreira kurz davor<br />

ist, nach jahrelangem Bemühen endlich die US-<br />

Staatsbürgerschaft zu erhalten, die Ponomarenko<br />

schon seit seiner Geburt hat. Üblicherweise dürfen<br />

Aspiranten auf die US-Staatsbürgerschaft die<br />

Vereinigten Staaten für einige Zeit nicht verlassen,<br />

weil die Behörden sonst nicht glauben, dass<br />

ihr Wunsch nach der US-Staatsbürgerschaft<br />

ernst gemeint ist. Aber Carreira schrieb der <strong>Pirouette</strong><br />

auf Nachfrage, sie werde weiterhin in<br />

den USA wohnen und jeden Tag nach Canada<br />

zum Training pendeln, das sei mit ihrem Einwanderungsanwalt<br />

so abgesprochen. krk<br />

Michael Christian Martinez<br />

bei Olympia 2018<br />

Foto: Carmichael<br />

Wegen der gesunkenen Zahl von Corona-Infektionen<br />

durfte der französische Verband am ersten<br />

<strong>Februar</strong>wochenende relativ kurzfristig eine<br />

Eiskunstlauf-Meisterschaft (ohne Synchron,<br />

Shorttrack und Eisballett wie sonst üblich) in<br />

Vaujany nahe Grenoble abhalten, der Halle von<br />

Florent Amodios Schule. Allerdings war die Zahl<br />

der Teilnehmer seitens der Behörden beschränkt,<br />

was zu einigem Unmut führte. Nur fünf Herren<br />

durften an den Start gehen. Ausgerechnet Amodios<br />

Schüler Luc Economides wurde nach zuletzt<br />

schwächeren Leistungen ausgeschlossen.<br />

Er protestierte dagegen, ließ seine Charles-<br />

Chaplin-Kür mit zwei gelungenen 3A und einer<br />

Reihe von weiteren guten Dreifachen filmen<br />

und stellte sie ins Netz, damit jeder sehen kann,<br />

wie gut er ist. Aber es half nichts. Ebenfalls<br />

nicht dabei war Adrien Tesson, der stattdessen<br />

an einem Filmprojekt in Paris mitarbeitete und<br />

ein Fotoshooting von sich machen ließ.<br />

Zum vierten Mal Herrenmeister wurde Kevin<br />

Aymoz, diesmal mit 284 Punkten. Im KP glückte<br />

ein sauberer 4T, eine gute 3L-3T-Kombinaton<br />

und ein knapper 3A. Auch durch die Kür kam er<br />

ohne Sturz und präsentierte dabei einen einwandfreien<br />

4T, zwei sehr gute 3A und fünf weitere<br />

Dreifache. Weitere geplante Vierfache zeigte<br />

er allerdings nicht. Zweiter wurde Adam Siao<br />

Him Fa mit 244 Punkten, zwei Stürzen bei dreifachen<br />

Sprüngen im KP, aber gutem 4T. Zu Beginn<br />

der Kür punktete er mit 4T und 4S, auch<br />

später konnte er überzeugen. Romain Ponsart<br />

gewann Bronze mit 209 Punkten, zunächst mit<br />

knapper 4T-3T-Kombination und gestürztem 3A<br />

im KP. Wegen einer gebrochenen Rippe hatte er<br />

in der Kür Probleme beim Atmen, konnte aber<br />

immerhin einen unterdrehten 4T und fünf solide<br />

Dreifache plus einen fast gestürzten 3A zeigen.<br />

Street Dance<br />

als Rhythmustanz<br />

Das Eistanzkomitee der ISU hat bereits die Regeln<br />

für die kommende Saison veröffentlicht,<br />

weil sich manche Paare schon jetzt auf die<br />

kommende Saison vorbereiten, insbesondere<br />

wenn sie wissen, dass sie im Spätwinter keinen<br />

Wettbewerb mehr laufen. Die vorgeschriebene<br />

Musikwahl für die olympische Saison werden<br />

alle Arten von Street Dance sein, also Hip Hop,<br />

Disco, Swing, Funk, Reggae und ähnliches. Die<br />

gesungenen Texte dürfen keine aggressiven, sexistischen<br />

oder beleidigenden Inhalte haben.<br />

Der Pflichtteil wird bei den Junioren zum Blues<br />

und in der Meisterklasse zum Mitternachtsblues<br />

gelaufen.<br />

krk<br />

Französische Meisterschaften<br />

Platz vier mit 177 Zählern ging an den Monegassen<br />

Davide Lewton Brain, der seit kurzem<br />

immer bei französischen Meisterschaften mitlaufen<br />

darf. Ziemlich schwach mit nur 142<br />

Punkten war Francois Pitot, der Startrecht als<br />

bester Junior hatte, aber in der Kür fünf Elemente<br />

völlig verpatzte.<br />

Als neue Meisterin kürte man in Abwesenheit<br />

der nicht aus den USA gekommenen Maé-Bérénice<br />

Méité mit 170 Punkten Brian Jouberts<br />

Schülerin Léa Serna. Das KP war mit 3L-2T so<br />

gut wie fehlerlos, die Kür aber mit drei guten<br />

und einigen misslungenen Sprüngen durchwachsen.<br />

Silber holte die früher für die Schweiz<br />

gestartete Maia Mazzara mit mehreren unterdrehten<br />

und abgewerteten Sprüngen. Die international<br />

noch unbekannte Lola Ghozali aus<br />

Reims kam mit 156 Punkten auf den dritten<br />

Rang, vor Lorine Schild (150) und Sophie Sprung<br />

(128). Paarlaufmeister wurden Cléo Hamon und<br />

Denys Strekalin mit 172 Zählern. Im KP ging<br />

Hamons 3T daneben, alles andere war solide. In<br />

der Kür zur Filmmusik „The Fifth Element“<br />

glückten zehn der elf Elemente, nur die dritte<br />

Hebung musste Strekalin abbrechen. Eine Klasse<br />

schwächer mit 149 Punkten waren Coline Keriven<br />

und <strong>No</strong>el Antoine Pierre, die bei Sprüngen<br />

und Hebungen patzten.<br />

Im Eistanzen gingen ohne die beiden Duos aus<br />

Montreal nur zwei Paare an den Start, auch Julia<br />

Wagret/Pierre Souquet und Natacha Lagouge/Arnaud<br />

Caffa fehlten. Meister mit 194 Punkten<br />

wurden Adelina Galyavieva und Louis Thauron.<br />

Im Rhythmustanz zu Musik von Abba erhielten<br />

sie dreimal Level 3 und zweimal Level 4. Auch die<br />

neue, etwas ätherische Kür gelang ausgezeichnet.<br />

Auf Platz zwei kamen Evgenia Lopareva und<br />

Geoffrey Brissaud mit<br />

Anzeige<br />

189 Zählern. Den<br />

Rhythmustanz liefen<br />

sie zu „Too Darn Hot“<br />

aus dem Musical Kiss<br />

Me Kate, die Kür zu<br />

„Adagio for Tron“ aus<br />

dem Film Tron.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

31<br />

News


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der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

16. März 2<strong>02</strong>1<br />

WIR TRAUERN 2<strong>02</strong>0 UM<br />

ÄGYPTEN: 13. Juli Mohamed Monir, Printjournalist | AFGHANISTAN: 30. Mai<br />

Amiri Samir, Fernsehjournalist | 30. Mai Sabih Schafik, Fernsehmitarbeiter |<br />

12. <strong>No</strong>vember Daji Alijas, Radiojournalist | 10. Dezember Malalai Maiwand,<br />

Fernsehjournalistin | 10. Dezember Taher Chan, Fernsehmitarbeiter/Fahrer |<br />

BANGLADESCH: 11. Oktober Iliyas Hossain, Zeitungsreporter | HONDURAS:<br />

1. Juli Jorge Posas, Fernsehjournalist | 1. Juli German Gerardo Vallecillo, Fernsehjournalist<br />

| 28. September Luis Almendares, freier Journalist | INDIEN: 19. Juni<br />

Shubham Mani Tripathi, Zeitungsreporter | 8. <strong>No</strong>vember Isravel Moses, Fernsehjournalist<br />

| 12. <strong>No</strong>vember Parag Bhuyan, Print-/Fernsehjournalist | 28. <strong>No</strong>vember<br />

Rakesh Singh »Nirbhik«, Printjournalist | IRAK: 10. Januar Safaa Ghali, Kameramann |<br />

10. Januar Ahmad Abdelsamad, Fernsehreporter | 20. Januar Jussef Satar,<br />

Fotojournalist | 11. <strong>Februar</strong> Nisar Thanun, Fernsehgeschäftsführer | 6. Juli Hischam<br />

al-Haschimi, Publizist | 12. August Huner Rasul, Fernsehjournalist | IRAN:<br />

12. Dezember Ruhollah Sam, Blogger | JEMEN: 2. Juni Nabil Hassan, Foto-/Videojournalist<br />

| KOLUMBIEN: 13. August Abelardo Liz, Radioreporter | MEXIKO:<br />

1. <strong>Februar</strong> Víctor Fernando Álvarez Chávez, Onlinejournalist | 30. März Maria Elena<br />

Ferral Hernández, Zeitungsreporterin | 16. Mai Jorge Miguel Armenta Ávalos,<br />

Printjournalist | 2. August Pablo Morrugares, Onlinejournalist | 9. September Julio<br />

Valdivia Rodríguez, Polizeireporter | 29. Oktober Arturo Alba Medina, Fernsehjournalist<br />

| 9. <strong>No</strong>vember Israel Vázquez Rangel, Onlinejournalist | 9. Dezember Jaime<br />

Castaño Zacarías, Fotojournalist | NIGERIA: 21. Januar Alex Ogbu, Korrespondent |<br />

24. Oktober Onifade Pelumi, Fernsehjournalist | PAKISTAN: 15. <strong>Februar</strong> Aziz Memon,<br />

Print-/Fernsehjournalist | 26. Mai Zulfiqar Mandrani, Printjournalist | 23. Juli Anwar Jan<br />

Kethran, Printjournalist | 25. September Abid Hussain Abidi, Printjournalist |<br />

PARAGUAY: 12. <strong>Februar</strong> Lourenço »Léo« Veras, Onlinejournalist | PHILIPPINEN:<br />

5. Mai Rex Cornelio, Radiojournalist | 14. September Jobert Bercasio, Fernsehjournalist<br />

| 10. <strong>No</strong>vember Virgilio »Vir« Maganes, Radiojournalist | RUSSLAND:<br />

9. <strong>No</strong>vember Alexander Tolmatschew, Printjournalist | SAUDI-ARABIEN: 19. Juli<br />

Saleh al-Schehi, Printjournalist | SOMALIA: 16. <strong>Februar</strong> Abdulwali Ali Hassan,<br />

Reporter | 4. Mai Said Yusuf Ali, Fernsehjournalist | SYRIEN: 5. <strong>Februar</strong> Amdschad<br />

Aktalati, Fotograf | 20. <strong>Februar</strong> Abdel Nasser Hadsch Hamdan, Fotograf |<br />

26. Oktober Raschid Bakr, Reporter/Kameramann | 12. Dezember Hussein Chattab,<br />

Fernsehjournalist | VENEZUELA: 18. August José Carmelo Bislick, Radiojournalist<br />

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