Pirouette No. 02/2021 Februar

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20 US-Meisterschaften Jahrzehnten das größte Problem des ukrainischen Verbandes. Das war schon bei Aljona Savchenko und Tatiana Volosozhar so, die jahrelang die beiden besten Paarläuferinnen der Welt waren, aber keine von ihnen startete zu diesem Zeitpunkt noch für ihr Geburtsland. Die Zweitplatzierten Isabelle Martins und Ryan Bedard trainieren bei Rockne Brubaker in Geneva nahe Chicago und gefielen in der Kür mit einer auch schauspielerisch interessanten Version von „The Beauty and the Beast“. Die Bronzemedaillengewinner Valentina Plazas und Maximiliano Fernandez trainieren bei dem nach Canton bei Detroit gewechselten Paarlauftrainer Jim Peterson. Eistanzsieger wurden die Shpilband-Schüler Katarina Wolfkostin (16) und Jeffrey Chen (18), Siebte der Junioren-WM 2020 und seit knapp zwei Jahren zusammen. Chen ist der jüngere Bruder von Karen Chen (21), die bei diesen US- Meisterschaften Bronze gewann. Vor allem ihre Muse-Kür gefiel mit einer durchgehenden Choreografie, auch wenn man die Musik inzwischen schon allzu oft auf dem Eis gehört hat. Sie hatten ihre Teilnahme wegen einer Sehnenverletzung in seinem Knie schon zurückgezogen, aber Eric Prober Isabelle Martins und Ryan Bedard Oona und Gage Brown, Fotos: Ritoss Joseph Klein Katarina Wolfkostin und Jeffrey Chen ein zweiter Arzt hatte eine andere Meinung und genehmigte ihre Teilnahme am frühen Morgen des ursprünglich geplanten Fluges nach Las Vegas. Daraufhin machte der Verband die Rückzugsmeldung rückgängig. Oona Brown und Bruder Gage, vor einem Jahr Vierte in der Juniorenkonkurrenz der Bavarian Open und Zehnte der Junioren-WM, belegten in Las Vegas Rang zwei. Die Eistänzer aus Long Island nahe New York liefen ihre Kür zum bekannten „Nothing Else Matters“ der Gruppe Metallica. Katarina DelCamp und Ian Somerville aus der Kiliakov- Schule gewannen Bronze. ••• Anastasia Smirnova und Danylo Siianytsia
21 Portrait: Jaroslav Paniot Der schwierige Weg vom Ukrainer zum Amerikaner Mit dem vierten Platz bei den US-Meisterschaften (siehe Seite 17) konnte der 23 Jahre alte Ukrainer Jaroslav Paniot zum ersten Mal sein Potenzial ausschöpfen. Er verpatzte keinen einzigen Sprung und bewies, dass er ein potenzieller Spitzenläufer ist. Jaroslav Paniot Portrait Er ist Einzelkind und stammt aus Odessa. Zwei Jahre trainierte er auch in Moskau, dann in Kiev und zog mit 14 Jahren mit seiner Mutter Oksana nach Kalifornien. Dort trainierte er bei Landsmann Viacheslav Zagorodniuk, der ihm die schwierigsten Sprünge beibrachte, außerdem schloss er dort eine ukrainische Fernschule ab. Weiterhin startete er für die Ukraine, unter anderem bei acht Junioren Grand Prix, darunter 2014 und 2016 beim Pokal der Blauen Schwerter, 2016 und 2017 bei der Junioren-WM und 2015 bei der WM (Platz 24). 2016 ging er auf Wunsch des Verbandes zu Nikolai Morozov, der mit ihm vor allem am Laufstil arbeitete, aber er kehrte bald wieder zurück nach Kalifornien, diesmal zu Tammy Gambill. Im September 2017 qualifizierte er sich bei der Nebelhorn Trophy für die Olympischen Spiele 2018, aber dort verpatzte er das KP total und kam nur auf den letzten Rang 30. Auch bei der EM 2018 versagten seine Nerven im KP und er verfehlte auch dort das Finale. Er kündigte zwar immer wieder etwas großspurig an, dass er Ambitionen für Spitzenplätze habe und mehrere Vierfache beherrsche. Aber in den Wettbewerben bis jetzt hatte er oft schwache Nerven und riss Sprünge auf oder stürzte. Im Herbst 2018 wurde er für seinen ersten Grand Prix nominiert, der NHK Trophy. Aber schon vorher litt er unter einem Ermüdungsbruch in der Leiste und bat seinen Verband um eine Absage. Diesen Wunsch lehnten die Verbandsoffiziellen ab, weil schon Flug und Hotel für ihn, Trainer und Preisrichter gebucht (und für den Trainer auch bezahlt) seien. Also startete er mit Schmerzmitteln, lief schwach und wurde Letzter. Aber er hatte etwas erreicht: „Am Telefon hatte ich mit dem Verband den Kompromiss vereinbart, dass ich dafür auf die Ukrainische Meisterschaft kurz nach der NHK Trophy verzichten und meine Verletzung auskurieren darf. Denn für die EM und WM wollte ich wieder fit sein.“ Nach der NHK Trophy bestritt dieselbe Verbandsperson, dass es solch eine Absprache gegeben habe, und bestand auf seiner Teilnahme an den nationalen Meisterschaften. Paniot: „Von diesem Augenblick an hatte ich kein Vertrauen mehr in meinen Verband, weil das offensichtlich gelogen war, und beschloss, für die USA zu starten.“ Weil der Abschied nicht ohne Krach verlief, verzögerte die Ukraine seine Freigabe. Noch immer wartet er auf die Papiere, aber die Pirouette erfuhr auf Nachfrage beim ukrainischen Verband, dass es im Mai 2021 so weit sein soll. Weil er schon lange in den USA lebt, ist er zuversichtlich, dass er noch 2021 die US-Staatsbürgerschaft erhält. Nach sechs Monaten ohne Eistraining wegen Corona wechselte er im Sommer 2020 zu Todd Eldredge, dem im Sommer 2019 nach Irvine gekommenen Weltmeister von 1996. Dieser stabilisierte seine Sprünge und offensichtlich auch sein Selbstbewusstsein. Zunächst besorgte er ihm erstklassige Schlittschuhe eines Sponsors, denn damit hatte er zuvor oft Probleme. Als nächstes bestand Eldredge darauf, jeden Tag beide Programme mit sauberen Sprüngen durchzulaufen, was Paniot vorher nicht tat, außerdem regelmäßig mit dem Athletiktrainer vor Ort zu arbeiten. Als das klappte, brachte Eldredge ihm bei, die Nervosität vor den Sprüngen abzuschütteln. Paniot sagte: „Todd sagte mir, denk nicht so viel nach, sondern geh die Sprünge mit Tempo an. Wenn dein Körper gut trainiert ist, reagiert er automatisch und du wirst sie meistens stehen.“ Zuvor musste Paniot oft mit vielen Kleinen zusammen auf dem Eis trainieren, weil Top- Coach Rafael Arutunian keine anderen Trainer in seinen Stunden duldete. Eldredge konnte mit den Paarlauftrainern Meno und Sand absprechen, dass Paniot jetzt auf deren Eis darf, weil meist nur zwei Paare gleichzeitig trainieren. Sein Ziel für die kommende Saison ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele, was natürlich für die Ukraine viel leichter gewesen wäre. Denn jetzt muss er mindestens einen der drei Top-Amerikaner schlagen. Dafür will er den 4L mit Armen über dem Kopf als zweiten Vierfachen ins KP nehmen („den kann ich schon“) und in die Kür mehr als drei Vierfache einbauen. Dass TV-Kommentator Johnny Weir bei den US-Meisterschaften sagte, mit noch besserem Stil könne er ein Spitzenläufer werden, hat ihn zusätzlich motiviert. Klaus-Reinhold Kany Jaroslav Paniot Foto: Ritoss
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