Pirouette No. 07/2020 September

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Florant Amodio in Vaujany
Hier hat Florent Amodio (30), der Europameister
von 2011 und Vierte der EM 2016 zum Abschluss
seiner Karriere, vor drei Jahren seine
Schule gegründet. Er ist einer von wenigen
französischen Trainern, die nicht in die Schweiz,
nach Nordamerika oder in andere Länder gezogen
sind. Am 12. September ist die Hochzeit mit
der früheren Eistänzerin Sofia Gassoumi (28)
geplant, die von 2008 - 2011 als Juniorin mit
Arnaud Pasztory lief (unter anderem 12. beim
Pokal der Blauen Schwerter 2010) und die er in
Vaujany als Konditionstrainerin engagiert hat.
Nicht in Vaujany war entgegen mancher Vermunach
Europa. Aber Ponsart hofft auf bessere Zeiten
mit zwei neuen Programmen. Das KP plant
er zu „Fix You“ von Coldplay und die Kür zu einem
Elvis Presley-Medley. Beide Programme hat
Amodio choreografiert. 3A, 4T und 4S sind geplant,
aber diese Sprünge sind nicht stabil, auch
nicht im Training bei meinem Besuch. Von einem
Olympiastart zum Abschluss seiner Karriere
spricht der stilistisch stets überzeugende
28-Jährige ebenfalls, aber das wird schwer.
Luc Economides (21) galt einmal als große französische
Hoffnung, aber bis jetzt ist ihm der
Sommertraining
Florent Amodio
Fotos: Kany
Vaujany liegt etwa 50 Kilometer
südöstlich von Grenoble und ist ein
in den vergangenen zehn Jahren sehr
stark gewachsener Wintersportort mit
den in Frankreich üblichen riesigen, optisch
oft unschönen Wohnkästen. Die
Fassade der erst wenige Jahre alten Eishalle,
die mit einem Bowlingcenter und
Restaurants verbunden ist, hat man mit
Holz verkleidet, um wenigstens etwas
alpenländisches Flair zu suggerieren.
Francois Pitot
Harley Windsor
Florent Amodios Eislaufschule
in Vaujany
Luc Economides
tungen Amodios früherer Trainer Nikolai Morozov.
Amodio sagte, dieser habe keine Einreiseerlaubnis
nach Frankreich erhalten, aber wenn er
wieder dürfe, käme er. Denn man habe schon
mehrere Camps zusammen veranstaltet und
würde dies gerne demnächst wieder tun.
Vor dem Eistraining kann ich das Konditionstraining
von Amodios Gruppe von 13 Läufer/innen
in einer Turnhalle neben der Eishalle beobachten.
Romain Ponsart, Dritter der französischen Meisterschaften
im Dezember 2019 (hinter Kevin Aymoz
und Adam Siao Him Fa, der übrigens im
Sommer von Brian Joubert zu Laurent Dépouilly
wechselte), erzählt mir von schwierigen Zeiten.
Wenige Stunden vor der Kür beim Grand Prix
2018 in Grenoble erfuhr er, dass sein Cousin bei
einem Autounfall tödlich verunglückt war. Einige
Wochen später wurde er trotz guter französischer
Meisterschaft nicht für die WM 2019 nominiert,
weil der Verband lieber einen Startplatz
verfallen ließ. Dann kamen Rückenbeschwerden
und Visaprobleme mit den USA, weil er mit einem
Touristenvisum unerlaubterweise mehr als
drei Monate bei Rafael Arutunian trainiert hatte.
Wegen dieses Fehlers konnte er anschließend
auch kein Sportlervisum beantragen. Er darf bis
heute nicht in die USA einreisen, jetzt auch noch
wegen Corona. Aber sobald er darf, will er wieder
nach Kalifornien. Er habe immer noch regelmäßigen
Online-Kontakt zu Arutunian und auch
zu seiner Freundin und US-Läuferin Mariah Bell.
Diese war im vergangenen Sommer mal bei ihm
in Frankreich und besuchte außerdem ihren Vater,
der in Genf arbeitet. Jetzt darf auch sie nicht
Durchbruch noch nicht gelungen, vor allem weil
er wenig Emotionen weckt. Das neue KP läuft er
zum klassischen Adagio von Albinoni, die Kür zu
einem Charlie Chaplin-Medley, in der er mehr
schauspielerisches Talent entwickeln soll. Den
3A beherrscht er, den 4S will er ebenfalls zeigen.
Neben seiner eigenen Karriere arbeitet er
online schon am Trainerdiplom. Ursprünglich
kommt er aus dem nordfranzösischen Rouen,
wechselte aber vor zwei Jahren, weil Amodio
ein besser strukturiertes Training anbietet.
Im zweiten Jahr ist der für Frankreich startende
Amerikaner Philip Warren bei Amodio, der zuvor
bei Annick Dumont gewesen war. Er tritt hier
und da bei Shows auf, zum Beispiel bei Art on
Ice in der Schweiz, in Plushenkos-Shows und in
Japan, aber zuletzt ist alles ausgefallen. Aber er
will trotz Knieproblemen weiterhin ISU-Wettbewerbe
laufen und hat sich nach dem obligatorischen
Masters-Wettbewerb, der in der ersten
Oktoberwoche in Villard de Lans geplant ist, für
die Finlandia Trophy in der zweiten Oktoberwoche
angemeldet. Mittelfristig strebt er die französische
Staatsbürgerschaft an. Musik von
James Brown im KP und die Filmmusik „Kill Bill“
in der Kür hat er ausgewählt. Ein vielversprechender
Junior, der im Juni von Joubert zu
Amodio wechselte, ist Francois Pitot (15). Er ist
etwas frustriert, dass nach dem letztjährigen
Junioren Grand Prix in Courchevel (Rang 12)
und den Olympischen Jugendspielen im Januar
(Platz 13) die Juniorenserie diesmal ausfällt.
Nun hofft er auf die Junioren-WM 2021, ob in
China oder anderswo.
Philip Warren