25 Jahre SIEBEN: März Ausgabe
25 Jahre SIEBEN:
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Stadt im Wandel – Holzer Straße
31
Stadtkasse, Kämmerei und Steueramt sind in dem historischen Gebäude an der Holzer Straße 33
untergebracht, das Details aus vergangener Zeit aufweist und dessen Inschrift das Baujahr verrät.
1934 waren hier laut Aufzeichnungen von Gerhard Kraus als Eigentümerin Irmgard Fresenius
geb. Hube, Witwe Minna Hube geb. Klauenberg, Kraftfahrer August Klingebiel, Witwe Sophie
Rühmekorf geb. Klauenberg und die Privatière Hermine Schünemann gemeldet.
Holzer Straße 1995:
Gäste sitzen vor dem Café Becker.
Wie wird die Holzer Straße in
Zukunft aussehen? SIEBEN: regional
hat beim Baudezernenten der
Stadt Alfeld (Leine) Mario Stellmacher
nachgefragt.
„Die Holzer Straße ist keine Einkaufsstraße,
wir werden hier den Schwerpunkt
auf die Wohnqualität legen.
Dabei liegt es uns sehr am Herzen, dass
das Kino als wichtige Kultureinrichtung
erhalten bleibt. Mit dem Pocket
Park haben wir das Gelände nach
dem notwendigen Abriss der maroden
Immobilie durch eine Aufenthaltsmöglichkeit
für Groß und Klein im Freien
aufgewertet. Das Konzept der „perforierten
Stadt“ findet hier Umsetzung
und bringt Licht in die Innenstadt.
Der neue Belag im Bereich des Warnedurchlasses
ist keine Dauerlösung.
Für den Bereich ab der Einmündung
Ständehausstraße bis zur Hildesheimer
Straße steht noch eine Straßengrundausbausanierung
an. Diese
planen wir für 2022/23 und werden
dabei auch Konzepte für den Fahrradverkehr
mitdenken.
Eine Versammlung mit Bürgerbeteiligung
vor einiger Zeit ergab den
Wunsch, die Holzer Straße wieder für
den Fahrzeugverkehr zu öffnen, aber
keinen Durchgangsverkehr zuzulassen.
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten
am Warnedurchlass wollen
wir dieses nun umsetzen. Daher verhindert
eine Absperrung die Abfahrt
über den Marktplatz. Ich könnte mir
für den Bereich Abfahrt Ständehausstraße
bis zum Marktplatz auch eine
gemischte Verkehrsfläche vorstellen,
also eine gemeinsame Nutzung
von zu Fuß Gehenden, Rad- und
Autofahrenden.
Außerdem arbeiten wir daran, in
ein Städtebauförderungsprogramm
aufgenommen zu werden. Es hat
sich gezeigt, dass ein Euro aus dem
Förderprogramm sieben Euro aus
privaten Mitteln nach sich zieht.
Unsere Hoffnung ist, dass dadurch
Immobilienbesitzer zu Investitionen
animiert werden und somit auch
Leerstände wieder mit Leben gefüllt
werden.“
Fotos: Veranstalter, Susanne Röthig, alt-alfeld.de
Informationen vom Stadtführer Frank Weber
Holzer Straße 16 A ist die Adresse der ehemaligen Villa Reiche. Diese liegt
unmittelbar hinter dem Wall noch im Bereich der Altstadt, die in alter Zeit an
dieser Stelle durch das Holzer Tor betreten werden konnte. Tierhändler Karl
Reiche, der Erbauer der Villa, war bereits vor seinem Mitbewerber Ludwig
Ruhe von Grünenplan nach Alfeld gezogen und weltweit unterwegs. Um
Konkurrenz zu vermeiden, wurde ein mündlicher Vertrag zwischen Reiche
und Ruhe abgeschlossen. Reiche sollte sich bis ins Jahr 1900 nur dem Großtierhandel,
Ruhe sich dem Kanarienvogelhandel widmen. Es wird deshalb
erzählt, dass zu jener Zeit auch in den Gärten der Villa Reiche große afrikanische
Wildtiere gegrast haben, die auf den Weiterverkauf warteten. Geht
man nur wenige Meter von der Holzer Straße abweichend den Wall hoch in
Richtung Kalandstraße, so läuft man auf der bereits um 1874 entstandenen
Flaniermeile der Stadt und kommt alsbald zu einem Gebilde, welches die
Grotte genannt wird und an Muschelschalen erinnert. Die Grotte stammt
wahrscheinlich auch aus den Jahren um 1875. Man kann sich deshalb lebhaft
vorstellen, dass die auf dem Wall Flanierenden hier innegehalten
haben könnten, um die Tiere im Garten der Villa Reiche zu betrachten. 1910
übernahm die Tierhandlung Ruhe einen Teil der Firma Reiche, einschließlich
einiger Mitarbeiter. Später hieß es dann: „Als Reiche sich zur Ruhe setzte,
wurde Ruhe reich“.
Ansicht im Februar 2021 in Richtung Marktplatz.