HOMO Littera: Das Magazin, Ausgabe 4/2021
Vierteljährlich erscheinende Broschüre über Publikationen und Autoreninterviews aus dem Hause HOMO Littera
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~ AUTORENINTERVIEW ~
Gay Movie Moments
geschrieben habe ich
wohl mehr als drei
Jahre, wenngleich
nicht ausschließlich
an diesem Projekt.
Parallel dazu sind
auch meine letzten
beiden Romane entstanden.
Wie darf man sich
die Arbeit rund um
„Gay Movie Moments“
vorstellen?
Hast du dir bereits
während des/der
Films/Serie Notizen
gemacht? Oder bist du der klassische
Zuseher, der danach seine
Überlegungen niederschreibt?
Wie sah die Vorgehensweise zu
„Gay Movie Moments“ aus?
Paul – Auf manche der ausgewählten
Filme bin ich rein zufällig
gestoßen, andere standen von
Anfang an auf meiner Liste, über
die ich in Gay Movie Moments
unbedingt schreiben wollte. Mehrere,
über die ich sehr positive
Kritiken gelesen hatte, musste ich
nach dem Anschauen wieder von
dieser Liste streichen, weil sie
mich entweder einfach nicht
überzeugt haben oder weil es sich
dabei zwar um Streifen handelte,
die im Kanon des queeren Kinos
einen mitunter sogar wichtigen
Platz innehaben, für mich aber
nicht das aufgewiesen haben,
worum es mir eben in erster Linie
ging: um den Gänsehautmoment,
der dir die Tränen in die Augen
oder einen Angstschauer über den
Rücken treibt oder dir das Herz
übergehen lässt vor Mitgefühl.
Wenn ich mich für einen Film
entschieden habe, kam ein zweites
oder sogar drittes Anschauen
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mit dem Notizblock, wobei es bei
deutschen und englischen Filmen
einfacher war, Originalzitate aufzuschreiben,
als bei Filmen in
anderen Sprachen. Woran soll
man sich da halten? An Untertitel?
An Drehbuchauszüge, wie
man sie im Internet findet?
Dummerweise gibt es da nämlich
zuweilen beträchtliche Unterschiede.
Deshalb habe ich mich
dazu entschieden, englische Zitate
immer im Original zu belassen,
um zumindest hier keine Verzerrungen
zu riskieren; die meisten
Leserinnen und Leser werden
diese Zitate wohl verstehen.
Was dann folgte, war die Recherche
über die Hintergründe
der Produktionen, Schauspieler,
Regisseure, die Rezeption.
Ich hatte dann eine Datei mit
sehr umfangreichen Notizen zu
dem jeweiligen Film, in die ich
auch Zitate aus anderen Büchern
oder von Philosophen
und Autoren aufnahm, die mir
zur Handlung und dem Thema
als passend erschienen. Der
letzte Schritt – und das war
immer der, der mir am meisten
Spaß machte – war, aus diesem
umfangreichen Konvolut an
Ideen einen möglichst eleganten
und präzisen Text zu formen,
der trotz der oftmals tiefgehenden
Überlegungen, die
darin ausgedrückt werden,
doch leicht und verständlich