Seminare leiten - MitOst e.V.
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<strong>Seminare</strong> <strong>leiten</strong><br />
Wir haben einige, die Seminarleitung zu ihrem Beruf gemacht<br />
haben oder ihre Erfahrung zumindest dort nutzen können. Ilze<br />
Skuja etwa ist beim Thema »Coaching« in ihrer Heimat Lettland<br />
ganz vorne. Tornike Guruli aus Georgien gibt <strong>Seminare</strong> für die<br />
Weltbank – das Handwerkszeug dazu hat er unter anderem bei<br />
uns bekommen. Katja Petchenikhina aus Moskau ist bei PricewaterhouseCoopers<br />
im Fortbildungsbereich tätig, auch bei ihr<br />
hat unsere Ausbildung eine große Rolle gespielt.<br />
Schon sehr früh <strong>leiten</strong> eure Auszubildenden selbstständig<br />
ein Sommerseminar – im Team mit zwei noch lernenden<br />
und einem voll ausgebildeten Kollegen. Eine ganz schöne<br />
Verantwortung...<br />
Stimmt. An so einem Seminar nehmen etwa 20 Leute aus 10 oder<br />
15 Ländern teil, die dann zwei Wochen lang 24 Stunden täglich<br />
zusammen sind. Viele davon sind zum ersten Mal im Ausland! Da<br />
passiert schon eine ganze Menge – von Knöchelbrüchen bis hin<br />
zu schwierigen Konflikten in der Gruppe. Verantwortungsvoll ist<br />
die Rolle der Seminarleiter aber noch in einer anderen Hinsicht:<br />
Ohne sie könnte das Theodor-Heuss-Kolleg nicht so erfolgreich<br />
arbeiten. Die Seminarleiter sind diejenigen, die die Teilnehmer<br />
als erste zu Gesicht bekommen – sie definieren die Qualität des<br />
Kollegs. Sie sind es, die die Teilnehmer begeistern müssen, den<br />
Funken übertragen, von dem ich eben schon sprach.<br />
Was für eine Rolle spielt Autorität bei der Leitung eines<br />
Seminars?<br />
Autorität stellt sich von selbst ein – entweder, wenn man sich<br />
mit dem Thema gut auskennt oder wenn man die Gruppenprozesse<br />
gut versteht. Viel stärker als auf Autorität setzen wir<br />
aber auf den Vertrauensbonus, den die Seminarleiter in der<br />
Gruppe genießen – einfach dadurch, dass sie aus der gleichen<br />
Lebenswelt kommen wie die Teilnehmer. Sie sind etwa gleich<br />
alt, haben meist einen universitären Hintergrund, befinden sich<br />
in einem fremden Land. Das ist viel glaubwürdiger, als wenn<br />
sich zum Beispiel ein Stiftungsvertreter vor sie hinstellt. Trotz<br />
der Gemeinsamkeiten der Gruppenteilnehmer gibt es natürlich<br />
auch Unterschiede. Diese können Konflikte verursachen, mit<br />
denen wir nicht so leicht fertig werden. Zum Beispiel machen<br />
wir uns gerade durch eine Fortbildung fit für den Umgang mit<br />
zentralasiatischen Seminarteilnehmern und deren kulturellen<br />
Hintergründen.<br />
Zwischen Welten<br />
Seminarleiter<br />
im filmischen Fokus<br />
Seminarleiter-Ausbildung im<br />
Theodor-Heuss-Kolleg<br />
<strong>MitOst</strong> magazin # 0<br />
Wie entstehen Gruppenkonflikte? Wie<br />
erreiche ich mit einer Gruppe ein bestimmtes<br />
Ziel, ohne selbst zu sehr zu<br />
steuern? Wie evaluiere ich ein Sommerseminar?<br />
Wie macht man eine Abrechnung?<br />
Mit diesen und anderen Themenfeldern<br />
beschäftigen sich die Teilnehmer<br />
der dreijährigen Seminarleiterausbildung<br />
des Theodor-Heuss-Kollegs. In den etwa<br />
120 Tagen Lernzeit wechseln sich Phasen<br />
der Reflexion (Lerntreffen, Fortbildung)<br />
mit denen des »Learning by doing« (Leitung<br />
von Sommerseminaren im Team)<br />
ab. Gearbeitet wird nach dem Prinzip des<br />
selbstgesteuerten Lernens: Mittels eines<br />
Portfolios bestimmt der Lernende Ziele,<br />
Inhalte, Tempo und Lernwege weitgehend<br />
eigenständig. Pro Jahrgang werden<br />
fünf Leute ausgebildet und durchgängig<br />
von zwei Betreuern begleitet. Bewerben<br />
können sich Kollegiaten sowie Aktive<br />
aus dem Netzwerk Initiative Mittel- und<br />
Osteuropa. Mehr Informationen unter<br />
www.theodor-heuss-kolleg.de<br />
Im Theodor-Heuss-Kolleg treffen Seminarleiter etwa aus der Ukraine,<br />
Georgien und Tschechien auf Teilnehmer aus Usbekistan,<br />
Lettland und Albanien. Oder aus Ungarn und der Slowakei –<br />
die Kombinationen sind vielfältig. Für diese Begegnungen interessiert<br />
sich <strong>MitOst</strong>-Mitglied Stefanie Trambow. Seit Sommer<br />
2007 begleitet sie im Rahmen ihres Alumni-Projekts »Zwischen<br />
Welten« einen künftigen Seminarleiter mit der Kamera durch<br />
die verschiedenen Stadien seiner Ausbildung. »Wie verändern<br />
Erfahrungen in interkulturellen Kontexten Menschen, ihr Denken<br />
und Handeln? Dem bin ich mit meiner Studie auf der Spur.<br />
Wie wirkt interkulturelle Kompetenz und wozu braucht man sie?<br />
Wie kann sie im Rahmen von <strong>Seminare</strong>n des Theodor-Heuss-<br />
Kollegs vermittelt und gewonnen werden? Und welche Rolle<br />
spielen dabei bestimmte Wertvorstellungen? Ich analysiere<br />
Prozesse, die sehr persönlich und von Situation zu Situation<br />
unterschiedlich sind.« Der einzige Nachteil des Projekts liegt in<br />
der Natur von Langzeitstudien: Im Falle von »Zwischen Welten«<br />
müssen wir mit einer Fertigstellung des Films wohl noch bis<br />
zum Jahr 2010 warten.