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Spiegel»-Affäre

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Franziska Augstein, Tochter des Herausgebers der Zeitschrift „Der Spiegel“, Rudolf Augstein und<br />

Monika Hohlmeier, Tochter von Franz-Josef Strauß, diskutieren auf der Konferenz zur Spiegel-<strong>Affäre</strong>.<br />

lers Fazit. Juristisch sei der Fall mit einem Debakel<br />

für die Adenauer-Regierung zu Ende<br />

gegangen. Die Prüfung von 20 Millionen Dokumenten<br />

habe den Verdacht des Landesverrats<br />

gegen die «<strong>Spiegel»</strong>-Redakteure damals<br />

nicht bestätigt, sagte Wehler.<br />

Nach eigener Darstellung arbeitet das Magazin<br />

aktuell weiter an der Aufarbeitung des<br />

Politik-Skandals und auch seiner eigenen Vergangenheit.<br />

«Wir werden uns auch unangenehmen<br />

Tatsachen stellen», kündigte<br />

Mascolo an. Er verwies darauf, dass vor der<br />

<strong>Affäre</strong> auch in der Redaktion «alte Nazis beschäftigt<br />

waren, unter ihnen sogar einige<br />

hochrangige SS-Offiziere». Da sei der «<strong>Spiegel»</strong><br />

nicht besser gewesen als der Rest der<br />

Republik. «Aus heutiger Sicht war es gewiss<br />

ein Fehler, und das ist leicht einzuräumen,<br />

sich Leuten mit brauner Vergangenheit zu bedienen.»<br />

In diese Kerbe schlugen auch Frei und Hachmeister,<br />

die zu einer sehr kritischen Analyse<br />

der Anfangsjahre des «<strong>Spiegel»</strong> kamen. So<br />

sei in einigen Texten aus den Jahren 1948 bis<br />

1956 der Jargon der alten SS-Zeit - «Landserton»<br />

- beibehalten worden. Dies auch deshalb,<br />

weil Augstein etwa den früheren<br />

SS-Mann Horst Mahnke in leitender Position<br />

angestellt hatte, so die Einschätzung der beiden<br />

Experten. Das Podium resümierte, dass<br />

die «<strong>Spiegel»</strong>-<strong>Affäre</strong> nicht ohne die Vorgeschichte<br />

der 50er-Jahre der Bundesrepublik<br />

zu verstehen sei.<br />

Zum Abschluss der Konferenz am Sonntag<br />

wird ein Auftritt des damaligen Hamburger<br />

Innensenators Helmut Schmidt (SPD) erwartet.<br />

Strauß gegen Augstein -<br />

Töchter erzählen<br />

«Familien-Geschichten»<br />

Für viele Experten war die «<strong>Spiegel»</strong>-<br />

<strong>Affäre</strong> ein Kampf zwischen Rudolf<br />

Augstein und Franz Josef Strauß. 50<br />

Jahre nach jenem Skandal im Herbst<br />

1962 bat der «<strong>Spiegel»</strong> ihre Töchter<br />

aufs Podium - und erstmals tauschten<br />

sie sich öffentlich über ihre Väter aus.<br />

Hamburg (dpa/lno) - Ihre Väter waren sich in<br />

inniger Abneigung verbunden. 50 Jahre nach<br />

dem Höhepunkt der legendären Fehde von<br />

«<strong>Spiegel»</strong>-Gründer Rudolf Augstein und<br />

Franz Josef Strauß lieferten sich ihre Töchter<br />

nun einen munteren Schlagabtausch. Mal<br />

spitzzüngig, mal angriffslustig, mal kokett -<br />

bei einer Podiumsdiskussion über jenen turbulenten<br />

Polit-Thriller im Herbst 1962 duellierten<br />

sich Franziska Augstein (48) und<br />

Monika Hohlmeier (50) am Sonntag in Hamburg<br />

auf Augenhöhe. Auch wenn sich die beiden<br />

Frauen nicht in vielen Punkten einig<br />

wurden, stimmten sie doch in einem überein:<br />

«Gelangweilt haben sie nie.»<br />

Zu Beginn dankte der stellvertretende «<strong>Spiegel»</strong>-Chefredakteur<br />

Martin Doerry Hohlmeier,<br />

dass sie der Einladung in «die Höhle des<br />

Löwen» gefolgt sei. Schließlich hatten das<br />

Magazin und Rudolf Augstein jahrelang<br />

gegen den «gefährlichen Mann» Strauß, der<br />

niemals Bundeskanzler werden sollte, angeschrieben.<br />

«Wenn es um Franz Josef Strauß<br />

ging, war der Fokus des "Spiegel" schon besonders<br />

scharf», so die frühere bayerische<br />

Kultusministerin Hohlmeier.<br />

Vor allem die Feindseligkeit im «brutalen<br />

Wahlkampf» von 1980, die auch in dem Hamburger<br />

Magazin transportiert worden sei,<br />

habe dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten<br />

ganz tiefe Verletzungen zugefügt.<br />

Sie sei auch hier, um manch Lebenslügen über<br />

ihren Vater reduzieren zu wollen, sagte Hohlmeier,<br />

die für die CSU im Europaparlament<br />

sitzt. In der «<strong>Spiegel»</strong>-<strong>Affäre</strong>, an deren Ende<br />

Strauß seinen Hut als Verteidigungsminister<br />

nehmen musste, sei sich ihr Vater seiner Fehler<br />

sehr wohl bewusst gewesen. «Das war für<br />

ihn eine ganz, ganz tiefe Wunde.»<br />

Franziska Augstein hält viele der Vorwürfe,<br />

die ihr Vater gegen Strauß in seinen Artikeln<br />

gerichtet hatte, auch rückblickend für verständlich<br />

und gerechtfertigt. Zugleich habe<br />

ihr Vater Strauß für dessen Humor und analytische<br />

Intelligenz geschätzt. Ohnehin habe<br />

er vielerlei Anlass gehabt, den Widersacher<br />

aus dem Süden dankbar zu sein, schließlich<br />

habe sich die Auflage des «Spiegels» damals

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