23.12.2012 Aufrufe

Liste der ausgewählten Texte für die Straßenbahnen - Stadt Augsburg

Liste der ausgewählten Texte für die Straßenbahnen - Stadt Augsburg

Liste der ausgewählten Texte für die Straßenbahnen - Stadt Augsburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5. Schreibwettbewerb<br />

an <strong>Augsburg</strong>er Schulen<br />

Unter dem Motto »Die <strong>Stadt</strong> lebt – und sie regt<br />

zum Schreiben an« haben Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>Augsburg</strong>er Schulen zahlreich an dem Wettbewerb<br />

teilgenommen. Hier <strong>die</strong> 101 besten Beiträge ...<br />

Das leben leben<br />

»Hey! Wie geht’s?« Ich setzte mich neben mich.<br />

»Du schon wie<strong>der</strong>!« Ich schnaubte genervt.<br />

»Kannst du mich nicht ein einziges Mal in Ruhe<br />

lassen?« Ich grinste mich an. »Das … wird wohl<br />

unmöglich sein.« Ich schwieg. Seufzend zog ich <strong>die</strong><br />

schmutzige Luft tief ein. »Stillstand.«, murmelte ich.<br />

»Einfach nur Stillstand.« »Hier?« Verdutzt blickte<br />

ich mich um. Vor mir <strong>die</strong> Gleise, über mir <strong>die</strong> Brücke,<br />

<strong>die</strong> Straße. »Wieso hier? Die Züge fahren vorbei,<br />

dort oben sitzen <strong>die</strong> Menschen in Autos und<br />

<strong>Straßenbahnen</strong>. Alles ist in Bewegung. Alles lebt!«<br />

»Lebt etwas, nur weil es sich bewegt? Hier zum<br />

Beispiel, in <strong>die</strong>ser Betonwelt, ist doch im Grunde<br />

alles tot.« Ich blickte mich unglücklich an. »Nichts ist<br />

einfach tot. Nicht mal eine Geisterstadt ist tot.<br />

Der Wind, Pflanzen, Tiere, sie alle beleben sie doch<br />

immer noch.« »Stillstand also.« Ich blickte betrübt<br />

drein. Wir schwiegen beide, starrten auf <strong>die</strong> Gleise vor<br />

uns. »Ist Stillstand also mit dem Tod gleichzusetzen?«<br />

»Wenn etwas im Stillstand ist – wie zum Beispiel<br />

eine <strong>Stadt</strong> bei Nacht – ist es auf eine bestimmte Art<br />

auch tot?« Ich runzelte <strong>die</strong> Stirn. »Nein!« Ich schüttelte<br />

den Kopf. »Red doch keinen Mist!«<br />

Eine gemeinsame Aktion von:<br />

Beitrag Nummer<br />

32<br />

»Das hast du doch gerade selbst gesagt!« Ich schwieg<br />

und dachte über <strong>die</strong> Frage nach. »Nein, <strong>der</strong> Tod ist<br />

unausweichlich. Aber ein Pendel im Stillstand …«<br />

»… kann man wie<strong>der</strong> in Bewegung setzen.«,<br />

vollendete ich den Satz. Ich nickte bestätigend.<br />

»Genau!« »Also ist <strong>der</strong> Tod das Ende?«, fragte ich<br />

weiter. »Aber manchmal lebt man auch nicht richtig.<br />

Man lebt nicht immer ganz.« Ich blickte zu mir<br />

herauf. »Das klingt entmutigend.« »Wieso denn?<br />

Wenn man das mal wirklich verstanden hat, kann man<br />

es doch besser machen.« »Wir müssen einfach aus<br />

dem Stillstand ausbrechen und uns in Bewegung<br />

setzen?« »Das LEBEN in Bewegung setzen.«,<br />

korrigierte ich, sprang von <strong>der</strong> Mauer und landete<br />

neben mir. »Wie ein Zug, <strong>der</strong> anfährt!« Beide blickten<br />

wir auf und beobachteten den Zug, <strong>der</strong> wartend im<br />

Bahnhof stand. Wir blickten uns mit leuchtenden<br />

Augen an, dann fassten wir uns an <strong>der</strong> Hand und<br />

rannten auf den Zug zu. Gemeinsam stieg ich ein und<br />

fuhr davon.<br />

Isabel Weigl<br />

Alter: 16 Jahre<br />

Gymnasium bei St. Anna<br />

Klasse 10 b<br />

www.ottmann-poeltl.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!