Liste der ausgewählten Texte für die Straßenbahnen - Stadt Augsburg
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5. Schreibwettbewerb<br />
an <strong>Augsburg</strong>er Schulen<br />
Unter dem Motto »Die <strong>Stadt</strong> lebt – und sie regt<br />
zum Schreiben an« haben Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>Augsburg</strong>er Schulen zahlreich an dem Wettbewerb<br />
teilgenommen. Hier <strong>die</strong> 101 besten Beiträge ...<br />
ein anDerer tag<br />
Ein neuer Tag.<br />
Ein sonniger Tag.<br />
Ein an<strong>der</strong>er Tag.<br />
Ich sitze in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, meiner <strong>Stadt</strong>. Auf<br />
einer Parkbank, jedoch mit dem Rücken zum Park.<br />
Menschengewusel und Tiergewimmel.<br />
Elegante, graue Männer mit Aktentasche:<br />
Die einen eilen zielstrebig und zügig vorbei, <strong>die</strong><br />
an<strong>der</strong>en sitzen mit tiefen Stirnfurchen in ihren Autos.<br />
Ein pulsierendes Knäuel lärmen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit<br />
Schultaschen rollt an : »Hey du Blödmann, ich hab den<br />
Fünfer ja wohl zuerst gesehen!!! Gib ihn mir, meiner!!!«<br />
»Weißt du doch überhaupt nicht, kann ich doch auch<br />
vorher gesehen haben!!!«<br />
Die Tauben flattern aufgeschreckt in alle Himmels-<br />
richtungen. Gekläffe, Geknurre und ein Schrei,<br />
üble Schimpfsalven von den Passanten an den<br />
Hundebesitzer, von dem Hundebesitzer an seinen<br />
Hund, von vielen Hunden an <strong>die</strong> Tauben.<br />
Die Sicht wird von einem Kin<strong>der</strong>wagen versperrt.<br />
Das kleine, propere, lebensfreudige, strampelnde<br />
Baby erreicht den Höhepunkt des Lärmpegels.<br />
Aber ich bin ganz gelassen. Frühstückskino.<br />
Eine gemeinsame Aktion von:<br />
Beitrag Nummer<br />
64<br />
Heute schaue ich allen dabei zu, wie sie sich müde in<br />
ihrem <strong>Stadt</strong>plan den Sightseeingtourweg suchen,<br />
wie sie ihr Leben im Verkehr riskieren, wie sie in <strong>die</strong><br />
Fallen des Alltags tappen, das Schicksal verfluchen<br />
o<strong>der</strong> darüber lachen.<br />
Und ich freue mich über jeden gefundenen<br />
Glückscent, bin froh um jedes eine Haar und verfluche<br />
jeden unfreundlichen, intoleranten, unsozialen, doofen<br />
Busfahrer, dessen einziges Hobby es ist, den Leuten<br />
<strong>die</strong> Tür vor <strong>der</strong> Nase zuzumachen und abzufahren!!!<br />
Ein Sitznachbar gesellt sich zu mir. Er betrachtet das<br />
Treiben eine halbe Sekunde, um sich dann wie ein<br />
kleines Kätzchen zusammen zu rollen und in seinen<br />
Traum zu versinken. Ab und zu lässt er mich ein paar<br />
Sätze an seinen Gedanken teilhaben.<br />
Nun betrachte ich <strong>die</strong> Welt hinter mir kopfüber.<br />
Ein Spatz hüpft herum, entdeckt eine Currywurst<br />
– ein ganzer Pulk tschilpt ein Freudenkonzert.<br />
Die <strong>Stadt</strong>gärtnerin pflegt liebevoll das Blumenbeet,<br />
davor hat sie <strong>die</strong> Büsche von den Flaschen befreit.<br />
Auf <strong>der</strong> Liegewiese kuscheln junge Paare, Familien<br />
spielen neben Schulschwänzern.<br />
Die Klänge einer Gitarre hängen in <strong>der</strong> Luft – genauso<br />
wie <strong>der</strong> Geruch von frischen Brötchen. Ich schließe <strong>die</strong><br />
Augen, schnuppere und schmunzle.<br />
Heute bin ich mitten in meiner <strong>Stadt</strong> und mitten im<br />
Leben.<br />
Rosa Koeniger<br />
Alter: 17 Jahre<br />
Maria-Theresia-Gymnasium<br />
Klasse 11 b<br />
www.ottmann-poeltl.de