Bruder Klaus · Niklaus von Flüe in den Zeugnissen seiner ...
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da nahm <strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> Abschied <strong>von</strong> mir und ist seit der Zeit nie<br />
mehr bei mir gewesen.» Ich redete noch viel mit der Frau und dem<br />
Sohne. Der Junge ist <strong>von</strong> aufrechter Haltung wie <strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong>, er<br />
gleicht ihm, als wäre er ihm aus dem Gesicht geschnitten. Ich gab<br />
ihm e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kgeld.<br />
Man muss sich merken, dass <strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Frau im<br />
Jahre 1467 nach Christi unseres Herrn Geburt, am Sankt Gallustage,<br />
wegg<strong>in</strong>g. <strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> nahm Abschied <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong><br />
der festen Me<strong>in</strong>ung, sich <strong>in</strong>s Ausland zu begeben und als Pilger<br />
<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er heiligen Stätte zur anderen zu wandern. Nun geschah es,<br />
als er mit diesem Vorsatz <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Frau wegg<strong>in</strong>g und <strong>in</strong> Richtung<br />
Basel wanderte, da hatte <strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> <strong>von</strong> Gott e<strong>in</strong> Gesicht, e<strong>in</strong>e<br />
Offenbarung und Mahnung, so dass er vor Basel wieder umkehrte<br />
und nach Unterwal<strong>den</strong> zurückg<strong>in</strong>g, zu se<strong>in</strong>em Anwesen. Hier<br />
sprach er aber weder mit se<strong>in</strong>er Frau noch mit se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern,<br />
noch mit jemand anderem, sondern blieb während der Nacht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Kuhstall neben se<strong>in</strong>em Wohnhaus. Am Morgen stand er<br />
früh auf und g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Stück weit <strong>in</strong> <strong>den</strong> nahen Wald. Er trug Holz<br />
zusammen und deckte Holz und Laub darüber und machte sich<br />
so e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e <strong>Klaus</strong>e. Als die Schweizer vernahmen, dass <strong>Bruder</strong><br />
<strong>Klaus</strong> gewillt war, da se<strong>in</strong> Leben zu führen, fällten sie im Wald<br />
grosse Bäume und bauten dort e<strong>in</strong>e Kapelle mit drei Altären und<br />
daran e<strong>in</strong>e <strong>Klaus</strong>e, wo er jetzt wohnt und e<strong>in</strong> heilig Leben führt.<br />
<strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> hat seit dem Tag, als er <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Frau Abschied<br />
nahm, weder gegessen noch getrunken.<br />
<strong>Bruder</strong> <strong>Klaus</strong> ist e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>er Mann, etwa <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter, <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
besten Jahren bei Fünfzig. Er hat braunes Haar, noch ke<strong>in</strong> graues.<br />
Er hat auch e<strong>in</strong> wohlgestaltetes, gut gefärbtes, schmales Gesicht,<br />
und er ist überhaupt e<strong>in</strong> schlanker Mann mit e<strong>in</strong>er angenehmen,<br />
guten deutschen Sprache.<br />
Er war <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e mächtige Amtsperson.<br />
Auch <strong>in</strong> vielen Gerichtsverhandlungen war er dabei.<br />
Als die Schweizer sich darüber wunderten, daß er nicht mehr<br />
aß und nicht mehr trank, ließen sie ihn sogleich Tag und Nacht<br />
bewachen, um sicher zu gehen, daß ihm nicht jemand tagsüber<br />
oder nachts heimlich etwas zu essen oder zu tr<strong>in</strong>ken brachte.<br />
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