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MoinMoin Angeln 22 2021

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Schleswig (ckb) – „Das hier<br />

sind die Originalgläser, mit<br />

denen der Künstler gearbeitet<br />

hat. Das ist schon etwas<br />

Besonders“, betont Niels Luithardt<br />

und fährt mit seinen<br />

Händen über vier auf dem Kopf<br />

stehende Wassergläser. Gleich<br />

daneben stehen eine Vase<br />

und eine Flasche. Die Objekte<br />

sind nicht zufällig so angeordnet.<br />

Sie sind ein Nachbau des<br />

Ölbildes „Gläserstillleben“<br />

von Christopher Lehmpfuhl (Öl<br />

auf Leinwand, 2014, 30 x 24<br />

cm), das hinter dem Modell an<br />

der Wand hängt. Neben dem<br />

Nachbau befindet sich ein weiteres<br />

Modell mit flacheren, optisch<br />

verschobenen Objekten.<br />

„Hier kann ich die Perspektive<br />

ertasten“, ergänzt er, „und<br />

ganz rechts habe ich noch das<br />

2-D Relief. Alle drei Modelle<br />

zusammen erzeugen ein Bild<br />

in meinem Kopf und helfen dabei,<br />

dass ich mir das Stillleben<br />

vorstellen kann.“<br />

Niels Luithardt engagiert sich<br />

im Deutschen Verein der Blinden<br />

und Sehbehinderten in<br />

Studium und Beruf e. V. sowie<br />

bei Andersicht e. V. Gemeinsam<br />

mit anderen blinden und<br />

sehbehinderten Menschen hat<br />

er, sozusagen als Experte in<br />

eigener Sache, in einer Fokusgruppe<br />

eine Reihe inklusiver<br />

Angebote rund um Christopher<br />

Lehmpfuhls Ausstellung „Farbrausch“<br />

entwickelt.<br />

Weltweit befassen sich Museen<br />

auf unterschiedlichen<br />

Ebenen mit dem Thema Barrierefreiheit.<br />

„Das ist leider<br />

über Jahrzehnte vernachlässigt<br />

worden“, betont Stiftungsdirektor<br />

Prof. Dr. Dr. h.c.<br />

Claus von Carnap-Bornheim.<br />

„Die Stiftung der Schleswig-<br />

Holsteinischen Landesmuseen<br />

stellt sich dieser wichtigen<br />

Aufgabe.“ Dass Barrierefreiheit<br />

nicht nur bedeutet, Schwellen<br />

Wenn im Kopf ein Bild entsteht<br />

zu senken und den Zugang<br />

für Rollstuhlfahrer zu ermöglichen,<br />

hat man auf der Schlossinsel<br />

längst verstanden. Texte<br />

in leichter Sprache, Filme mit<br />

Gebärdensprache beispielweise<br />

sind an vielen Stellen<br />

bereits state of the Art. Das<br />

aber genügt den Museumsmachern<br />

nicht. Sie haben einen<br />

anderen Anspruch – und<br />

der heißt: Design for all. Das<br />

Ziel ist es, Ausstellungen so<br />

zu konzipieren, dass sie alle<br />

Menschen erreicht und für alle<br />

reizvoll ist – für Sehende und<br />

Nicht-Sehende, Hörende und<br />

Nicht-Hörende, Menschen mit<br />

und ohne Handicap. „Wir sind<br />

auf einem guten Weg und arbeiten<br />

seit einiger Zeit an Einzelangeboten“,<br />

erklärt Steffi<br />

Kuthe (Bildung und Vermittlung).<br />

„Das wollen wir immer<br />

weiter professionalisieren.“<br />

Rolf Zacharias ertastet am 3D-Relief Perspektive und räumliche Wirkung<br />

eines Bergpanoramas (Glockner-Duett, 2013 Öl auf Leinwand 180 x 480<br />

cm). Dabei werden Farben durch unterschiedliche Strukturen der Oberfläche<br />

dargestellt.<br />

Öffnungszeiten<br />

der Ausstellung<br />

Die Ausstellung „Farbrausch“<br />

ist noch bis zum 17.<br />

Oktober <strong>2021</strong> in der Reithalle<br />

zu sehen und zu ertasten.<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis<br />

Freitag von 10 bis 17 Uhr<br />

Samstag und Sonntag von 10<br />

bis 18 Uhr.<br />

Weitere Informationen unter<br />

gibt es Im Internet unter<br />

www.landesmuseen.sh. Dort<br />

ist auch der eGuide zu finden.<br />

Fotos: Kleimann-Balke<br />

Mit dem inklusiven Angebot in<br />

Lehmpfuhls „Farbrausch“ ist<br />

ein großer Schritt in diese Richtung<br />

getan.<br />

Neben dem beschriebenen<br />

Tastmodell zum Gläserstillleben<br />

entstanden Mitmach-<br />

Stationen, an denen man sich<br />

buchstäblich an Farbe herantasten<br />

und sie sogar riechen<br />

kann. Für die bessere Orientierung<br />

und die Möglichkeit,<br />

sich auch als Mensch mit Sehbehinderung<br />

die Ausstellung<br />

selbstständig zu erschließen,<br />

sorgen ein Bodenleitsystem<br />

sowie ein taktiler Lageplan. An<br />

der Kasse liegen Begleithefte<br />

in Großschrift und Braille bereit.<br />

Auch die Ausleutung der<br />

Werke und die Schriftgröße der<br />

Bildbeschilderung wurde an<br />

die Bedürfnisse Sehbehinderter<br />

angepasst. Ein webbasierter<br />

eGuide bietet zusätzliche<br />

Audiodeskriptionen zu jedem<br />

Themenbereich. Sie entstanden<br />

in enger Zusammenarbeit<br />

mit der preisgekrönten Filmbeschreiberin<br />

Hela Michalski:<br />

„Mir ist es wichtig, dass meine<br />

Beschreibungen schnell in den<br />

Kopf hineingehen und ich die<br />

Vorstellung richtig lenke“, erklärt<br />

sie, „häufig ist es dabei<br />

wichtig, wie man beginnt. Es<br />

ist für einen blinden Menschen<br />

ein großer Unterschied, ob es<br />

in der Beschreibung heißt „Ein<br />

Haus steht in einem Garten“,<br />

oder „In einem Garten steht<br />

ein Haus“. Früher, so erzählt<br />

Hela Michalski, waren Museumsbesuche<br />

für sie sinnlos –<br />

man konnte nichts anfassen.<br />

Das sich das auf der Schlossinsel<br />

bereits geändert hat, ist<br />

zu einem großen Teil der Fokusgruppe<br />

zu verdanken, die<br />

sich mit viel Sachverstand dem<br />

Thema Barrierefreiheit im Museum<br />

gewidmet hat. Nun geht<br />

es darum Erfahrungen zu sammeln<br />

und das Angebot weiterzuentwickeln<br />

– denn da sind<br />

sich alle einig, Barrierefreiheit<br />

und Inklusion werden auch im<br />

Masterplan für die Schlossinsel<br />

von großer Bedeutung sein.<br />

Mit Hilfe der Tastmodelle kann sich<br />

Niels Luithardt das Gläserstillleben<br />

von Christopher Lehmpfuhl gut<br />

vorstellen.<br />

SEITE 3<br />

Schleswig/<strong>Angeln</strong> - 2. Juni <strong>2021</strong> - Seite 3<br />

Sonntagsfrühschoppen und<br />

Glücksmeditationen<br />

Schleswig (mm) – Der Offene<br />

Garten bietet allen Interessierten<br />

in Zukunft feste<br />

Termine, um in zwangloser,<br />

inspirierender Atmosphäre<br />

neue und alte Bekannte<br />

leichter treffen zu können.<br />

Zum einen findet in Zukunft<br />

jeden Sonntag ab 11 Uhr ein<br />

Frühschoppen/Brunch im<br />

Garten statt, zu dem jeder<br />

Gast etwas mitbringt. Im<br />

Vordergrund steht zwanglose<br />

Geselligkeit und die<br />

Möglichkeit, dabei auch<br />

neue Menschen von nah<br />

und fern leicht kennen zu<br />

lernen.<br />

Hörerlebnisse<br />

Des weiteren finden jeden<br />

2. und 3. Dienstag im Monat<br />

ab 10:30 Uhr kleine Glücksmeditationen<br />

und Hörerlebnisse<br />

statt. Lässt sich Glück<br />

wirklich atmen? Der Offene<br />

Garten lädt ein, hierzu die<br />

Probe aufs Exempel zu machen,<br />

sich eine eigene Meinung<br />

zu bilden und sie mit<br />

den anderen TeilnehmerInnen<br />

anschließend zu diskutieren.<br />

Vorkenntnisse sind<br />

nicht erforderlich.<br />

Unterstützung<br />

Zu den kostenlosen Treffen<br />

kommt man spontan vorbei.<br />

Auf die Einhaltung bestehender<br />

Coronaregeln wird<br />

geachtet. Bei regnerischem<br />

oder sehr kühlem Wetter<br />

entfallen die Termine.<br />

Bei dieser Gelegenheit<br />

weist der Offene Garten darauf<br />

hin, dass er für geeignete<br />

kleine, nicht gewerbliche<br />

Outdoor-Veranstaltungen<br />

gerne kostenlos Raum und<br />

Unterstützung gibt. Interessierte<br />

können sich jederzeit<br />

mit ihren Ideen per Email<br />

unter OffenerGarten@t-online.de<br />

melden.<br />

Foto: J. Thaysen

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