pdf, 5.02 MB - Stift Klosterneuburg
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DAS ST IF T NE U ERLEBEN<br />
„DAS WAR EIN JAHRHUNDERTPROJEKT“<br />
Direktor Leopold Nußbaumer<br />
über die erhofften Auswirkungen<br />
des großen Umbaus<br />
auf den Tourismus und die<br />
zukünftigen Projekte in den<br />
nächsten Jahren.<br />
Was erwartet sich das <strong>Stift</strong> von den<br />
gewaltigen Umbauten der letzten<br />
Jahre?<br />
NUSSBAUMER: Wir haben unser<br />
Angebot wesentlich verbessert und<br />
attraktiver gemacht. Wir erwarten, dass<br />
sich dadurch die Besucherzahlen genauso<br />
steigern werden, wie sich der Stellenwert<br />
des <strong>Stift</strong>s als Ausflugsziel und Kulturdestination<br />
verbessert hat. Dabei hoffen<br />
wir, dass unsere Marketingmaßnahmen<br />
auch durch die Mundpropaganda<br />
unserer Besucher unterstützt werden.<br />
Die Kosten waren gewaltig – ist dies<br />
ausschließlich wirtschaftlich vertretbar<br />
oder stehen da auch noch andere<br />
Gründe dahinter?<br />
NUSSBAUMER: Das war ein Jahrhundertprojekt,<br />
da gelten nicht nur rein wirtschaftliche<br />
Aspekte, sondern auch kaum messbare<br />
der Umwegrentabilität. Das Projekt –<br />
das ja noch nicht abgeschlossen ist – ist<br />
auf eine langfristige Finanzierung auf 20<br />
Jahre angelegt. Auch die kommenden<br />
Generationen werden es nützen.<br />
Natürlich spielen auch noch andere Faktoren<br />
eine Rolle: Wir haben den Auftrag,<br />
unsere Kunstschätze nicht nur zu erhalten,<br />
sondern auch der Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen. Und das kann nur<br />
funktionieren, wenn dies in zeitgemäßer<br />
Form geschieht. Und: Bei der Fernheizung<br />
wäre kurzfristig eine andere Lösung billiger<br />
gewesen, aber aus Verantwortung für<br />
die Umwelt haben wir die Biomasse-<br />
Version gewählt.<br />
Welche Projekte kommen in den<br />
nächsten Jahren?<br />
NUSSBAUMER: Ich sagte schon: Das<br />
Projekt ist noch nicht fertig, sondern auf<br />
das Ziel 2014, die 900-Jahr-Feier unseres<br />
<strong>Stift</strong>s, ausgelegt. Bis dahin werden wir in<br />
Zweijahresschritten immer wieder<br />
Abschnitte fertig stellen: Bis 2008 – zum<br />
900-Jahr-Jubiläum der ersten Erwähnung<br />
eines Altars in Niwenburg – soll die<br />
Kirchenrenovierung abgeschlossen sein,<br />
bis 2010 folgt dann die zweite Ausbaustufe<br />
des Museums mit Einbindung der<br />
Schatzkammer. Die ganze Zeit hindurch<br />
wird die Generalrenovierung des <strong>Stift</strong>s<br />
weitergeführt. Die Dächer des Barocktraktes<br />
sind dabei ein ziemlich großer<br />
Brocken. Bis 2014 soll auch die Adaptierung<br />
der Gartenanlagen fertig sein,<br />
die im Stil der Entstehungszeit ihrer<br />
baulichen Umgebung gestaltet werden<br />
sollen – allerdings nach vorangehender<br />
archäologischer Untersuchung.<br />
„Wir haben genug<br />
Kapazitäten, um unsere<br />
Programme auszuweiten.“<br />
Wie sieht es mit der Zusammenarbeit<br />
mit anderen Tourismuszielen oder<br />
Kultureinrichtungen aus?<br />
NUSSBAUMER: Wir sind Mitglied bei<br />
Klösterreich und arbeiten intensiv mit<br />
den Donauklöstern Göttweig und Melk<br />
zusammen. Ebenso sind wir Mitglied bei<br />
den Top-Ausflugszielen in Niederösterreich.<br />
Durch die Nähe zu Wien ergibt<br />
sich auch eine sehr gute Zusammenarbeit<br />
mit der Wien-Werbung, genauso<br />
wie mit der Niederösterreich-Werbung.<br />
Durch unser Sozialprojekt ergaben sich<br />
gute Kontakte mit Rumänien, und daraus<br />
wurde eine Kooperation mit dem rumänischen<br />
Kulturinstitut. Zukunftsweisend<br />
sind derzeit Ansätze für ein gemeinsames<br />
Auftreten der historischen Stätten<br />
am österreichischen Limes. Auch daran<br />
sind wir interessiert.<br />
Der Tourismus ist ja ein Wirtschaftsbereich,<br />
der dauernd in Bewegung ist.<br />
Ähnlich der Mode gibt es jährlich neue<br />
Trends. Wie weit kann und wird das<br />
<strong>Stift</strong> da mitgehen, inwieweit kann man<br />
sich Ausweitungen der Programme<br />
vorstellen?<br />
NUSSBAUMER: Wir haben gerade einen<br />
großen Schritt getan, und wir werden<br />
zumindest im Zwei-Jahres-Rhythmus<br />
weitere Möglichkeiten und Attraktionen<br />
schaffen. Eine davon ist etwa die im März<br />
2007 wieder stattfindende Orchideenausstellung<br />
mit internationaler Beteiligung.<br />
Außerdem stehen wir bei der<br />
Nutzung verschiedener Möglichkeiten<br />
erst am Anfang – wie etwa beim Kinderatelier.<br />
Wir haben sozusagen noch genug<br />
Kapazitäten, um unsere Programme auszuweiten.<br />
<strong>Klosterneuburg</strong> ist eine Stadt mit<br />
ausgesprochen wenig Gästebetten.<br />
Hotelprojekte kommen immer wieder<br />
in den Medien vor – wie weit ist das<br />
<strong>Stift</strong> an so einem Projekt interessiert?<br />
NUSSBAUMER: Das <strong>Stift</strong> hat bereits<br />
derartige Projekte initiiert – aber Hotelbetreiber<br />
und mögliche Partner haben<br />
immer wieder die Wirtschaftlichkeit<br />
angezweifelt. Deshalb wurden sie<br />
bisher nicht umgesetzt. Es wurde auch<br />
immer wieder versichert, dass die Wienbesucher<br />
in Wien wohnen wollen. Aber<br />
wir können damit auch gut leben.<br />
Unser Programm ist auf Tagesausflüge<br />
zugeschnitten, und durch die kurze<br />
Anreise von Wien aus – sowohl mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit<br />
dem Pkw oder Bus – können wir Wiener<br />
und Wienbesucher gleich gut ansprechen.<br />
Einführung: In den Gängen gleich hinter der Sala terrena erhält der Besucher Basisinformationen über das <strong>Stift</strong>.<br />
Zusammenarbeit mit der Sammlung<br />
Essl – bringen zusätzliche Möglichkeiten,<br />
sich ausgiebig mit Kunst und Kultur zu<br />
beschäftigen. Angebote also, bei denen<br />
ein erster Besuch Lust auf weitere Visiten<br />
macht.<br />
Vielfältige Gastronomie<br />
Im <strong>Stift</strong> soll aber nicht nur in vermehrtem<br />
Maße Kultur konsumiert werden. Auch<br />
kulinarisch wurde ausreichend vorgesorgt.<br />
Zum beliebten <strong>Stift</strong>scafé im Pfortenhof –<br />
das neben Kaffee und Kuchen auch einen<br />
Mittagstisch und Schmankerln anbietet –<br />
haben sich weitere Gastronomie-Einrichtungen<br />
gesellt: Neben dem neuen<br />
Besuchereingang wartet das Café Escorial<br />
mit der typischen Karte eines Wiener<br />
Kaffeehauses auf. Ebenfalls neu ist das<br />
Restaurant Schüttkasten, in dem Haubenkoch<br />
Gerald Höhenberger nicht nur für<br />
eine exquisite Speisekarte, sondern auch<br />
für einen günstigen Tagesteller sorgt.<br />
Himmel und Erde ...<br />
Direktor Leopold Nußbaumer, berufsbedingt<br />
eher ein Mann der Zahlen, fasst<br />
den neuen Auftritt geradezu lyrisch<br />
zusammen: „Wenn der Besucher aus der<br />
Garage heraustritt, hat er die Pracht des<br />
<strong>Stift</strong>s vor sich. Der Weg über den Hügel<br />
dauert einige Minuten – Zeit, um Abstand<br />
zu gewinnen vom Stress, Abstand von den<br />
Sorgen des Alltags. Beim Betreten der Sala<br />
terrena wird er von den Kunstschätzen<br />
einer anderen Zeit gefangen genommen.<br />
Er kann die Pracht des Barock erleben, und<br />
wenn er hinaustritt auf den <strong>Stift</strong>splatz und<br />
hinübergeht zur <strong>Stift</strong>skirche, dann hat er<br />
die Möglichkeit, Himmel und Erde einander<br />
begegnen zu lassen – wie unser<br />
Eröffnungsslogan geheißen hat …“ ■<br />
Neu eröffnet. Café Escorial und Kinderatelier sind zwei der neuen Einrichtungen.<br />
DAS ST IF T NE U ERLEBEN<br />
ES WERDE<br />
Der Umbau war der Presse<br />
viele Schlagzeilen wert.<br />
Regionalzeitungen wie die NÖN,<br />
Qualitätsblätter wie die Presse und<br />
selbst der Boulevard berichteten vom<br />
Umbau und der Eröffnung am 4. Mai.<br />
Auch im Fernsehen war das <strong>Stift</strong> prominent<br />
vertreten: ZiB, ein Österreich-<br />
Bild Spezial und Bundesland heute<br />
brachten ausführliche Beiträge.<br />
12 | Willkommen im <strong>Stift</strong> HERBST/WINTER 2006<br />
HERBST/WINTER 2006 Willkommen im <strong>Stift</strong> | 13