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Stark!Strom 22

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Strom-Legende

„Leave A Scar“ dürfte als Titel wohl Programm

sein, wobei meiner Meinung

nach auch „Kick Some Asses“ zutreffend

wäre. Da steckt eine eindeutige

Message dahinter, oder?

Absolut! Und vielen Dank, dass

meine Intention angekommen ist,

haha. Ich würde aber auch dahinter

stehen, wenn es nicht ganz so

angekommen wäre. Bislang habe

ich aber fast ausnahmslos positives

Feedback erhalten. Es scheint, als

ob wir alles richtig gemacht hätten.

Wer sind denn „wir“?

Jugend

forscht

Fünf Jahre ist es her, dass sich die unvergessenen TWISTED SISTER im Rahmen ihrer Abschiedstournee

auch hierzulande mit einem fulminanten Auftritt beim Nova Rock von ihren Fans verabschiedeten.

Für immer, wohlgemerkt. Zumindest betonen Sänger DEE SNIDER und Co., dass der Abschied

endgültig und selbst lukrative Angebote sinnlos wären.

Seine Energie und Motivation lebt der legendäre Frontmann nun mit der nach ihm benannten Truppe aus,

die uns mit „Leave A Scar“ (Napalm Rec.) ein neues, echtes Hammer-Album kredenzt.

Ob der markanten, unverwüstlichen Stimme weiß man zwar auf Anhieb, mit wem man es zu tun hat,

stilistisch indes ging der Haudegen keineswegs auf „Nummer sicher“, sondern überrascht

mit einem vergleichsweise heftigen Gerät in zeitgemäßem Klangbild.

Mehr dazu verrät DEE SNIDER am Stark!Strom-Phone:

Meine Bandkollegen und alle anderen, die ihren

Beitrag dazu geleistet haben, dass „Leave A Scar“ so

klingt, wie es klingt. Die Band ist zwar nach mir benannt,

weil ich es nicht für nötig empfand, mich um

einen Bandnamen zu kümmern, ein Soloalbum ist

die Scheibe aber definitiv nicht! Im

Gegenteil, vor allem unser Gitarrist

Charlie Bellmore kam immer wieder

mit Riffs und Songideen, die

mich förmlich umgehauen haben.

Auch Jamey Jasta (HATEBREED-

Sänger, Anm.), den ich erneut für die

Produktion gewinnen konnte, war

davon begeistert. Außerdem habe

ich alle Songs im Vorfeld meiner

Tochter vorgespielt.

Weil?

Weil ich ihren Geschmack zu schätzen und erst

durch sie viele Acts der aktuellen Generation kennengelernt

habe. Zwar sind alle meiner Kinder

Rock- und Metal-Fans, das Mädel fährt aber auf die

brachialsten Sounds ab und entwickelte zudem ein

Faible für den Underground, nicht einmal Jamey

konnte mit allen von ihr empfohlenen Truppen

etwas anfangen. Sie besitzt offenbar ein gewisses

© Holden Leeds

Forscher-Gen, denn sie kommt fast wöchentlich

mit neuen Bands und Alben an. Deshalb hat Jamey

nach dem Fertigstellen der Tracks gemeint, wir sollten

zunächst sie fragen, ob die Songs auch etwas

taugen, hehe.

Neben Mr. Jasta ist mit George Fisher von CANNIBAL

CORPSE eine weitere Ikone der Extreme Metal-Szene auf

dem Album zu hören, wie kam es denn zur Kooperation

mit dem „Corpsegrinder“?

Für viele Altersgenossen klingt es zwar

eher schräg, dass ich als 66-Jähriger

mit Musikerkollegen zusammenarbeite,

die nicht nur meine Kinder sein

könnten, sondern obendrein auch

noch Sounds von sich geben, die man

lapidar als „Krach“ bezeichnet, doch

das stört mich kein bisschen. Ich finde

es sogar sehr inspirierend!

Im Prinzip war es wieder mein Töchterchen, das

mich dazu animierte, mal eine Nummer mit einem

Death Metal-Sänger aufzunehmen. Dass ich dann

auf Anhieb an eine der bekanntesten Stimmen der

Szene gelangt bin, muss ich wohl als Glück betrachten.

Offenbar war der Kerl aber noch viel mehr von den

Socken als ich selbst, denn er hat auf meine Anfrage

fast ehrfurchtsvoll geantwortet. George war von

Anfang an schwer begeistert, einen Gastbeitrag auf

„Time To Choose“ abzuliefern und entpuppte sich

obendrein als überaus netter Typ.

So ist es nun mal im Leben. Die Alten inspirieren die

Jungen, und die wiederum animieren die Alten zum

Weitermachen. Oder sogar dazu, mal etwas Neues

zu probieren. Mir ging es schon bei meinem ersten

Zusammentreffen mit Jamey im Vorfeld von „For The

Love Of Metal“ (Vorgänger-Album aus 2018, Anm.) so.

Die Scheibe würde ohne ihn völlig anders klingen.

Und so abwegig ist es ja auch wieder nicht, mit jüngeren

Kollegen etwas zu unternehmen. Ich geh' halt

bloß nicht mit ihnen zum Angeln oder zum Bowling,

sondern ins Studio, haha.

Was pandemiebedingt aber gar nicht so einfach war.

Nein, absolut nicht. Dieses ver****

Virus! Zum Glück verfügen wir allesamt

über gut ausgestattete Home-

Studios. Jamey hatte wohl den meisten

Aufwand, er bekam die Dateien

aller Musiker zugeschickt und machte

sich dann mit Volldampf an das

„Puzzeln“ der Spuren. Am Ende kam

noch unser Drummer Nick Bellmore

ins Spiel, der sich um das Mastering

und den Mix kümmerte. Sehr zu meiner

Zufriedenheit übrigens.

Hatte das Virus Einfluss auf die Musik selbst?

Auf jeden Fall! Einige Songs wären unter „normalen

Umständen“ sicher nicht ganz so heftig ausgefallen.

Wir mussten uns einfach unseren Frust von der Seele

spielen, die aufgestauten Aggressionen und die überschüssige

Energie rauslassen.

„Für andere in meinem Alter

mag der Ausgang mit dem

Dackel den Tag erfüllen…“

This Is Our Life,

„…da kann mich auch

so eine Pandemie

nicht stoppen!“

This Is Our Song!

Was man schon dem Opener „I Gotta Rock (Again)“ anhört.

Die Nummer lässt aber auch vermuten, dass du bereits das

Licht am Ende des Tunnels siehst, richtig?

Yes! Es kann doch nicht ewig so weitergehen! Ich

mache seit fast 50 Jahren Musik und bin immer

noch voll motiviert, da kann mich auch so eine

Pandemie nicht stoppen! Auf einer Bühne zu stehen

und mit meinen Fans eine Rockshow zelebrieren

zu können, ist für mich immer noch eine der

essentiellsten Inspirationsquellen

überhaupt!

Noch dazu weiß ich, dass nicht nur

ich mich mit meinen Kids über Musik

austausche, sondern Tausende von

Eltern auf diesem Erdball das ebenso

tun. Nicht erst bei den letzten

TWISTED SISTER-Shows durfte ich beobachten,

dass mehrere Generationen

an Fans zugegen waren. Viele Eltern

haben ihre Kids mitgebracht, die wiederum noch

den Großvater überredeten, auch mitzukommen.

So etwas gibt es vielleicht nicht in jedem Genre, im

Metal aber definitiv!

Abgesehen vom stark!en neuen Album, was kannst du

unseren Lesern an weiteren Aktivitäten berichten? Im

Lockdown setzten viele Labels vermehrt auf Neuauflagen,

vielleicht auch ein Thema für deine WIDOWMAKER-

Scheiben aus den frühen 90ern?

Oh, ich arbeite nahezu ständig, mir wird nicht langweilig,

keine Angst! Für andere in meinem Alter mag

der Ausgang mit dem Dackel den Tag erfüllen, aber

dazu gehöre ich noch lange nicht. Ich fühle mich fit

und gesund, mir fehlt es an nichts, und ich bin bis in

die Haarspitzen motiviert.

Zurzeit bin ich mit einer neuen Broadway-Geschichte

beschäftigt, die mir sehr viel Spaß bereitet. Und ich

finde es verdammt cool, dass du WIDOWMAKER

erwähnst. Diese Band hat leider nicht einmal zu

Lebzeiten jenen Respekt erhalten, der ihr zugestanden

wäre. Aber egal, ist nun mal so.

Re-Releases sind leider nicht ganz

so einfach, dazu müsste ich mich

zunächst um einige rechtliche

Angelegenheiten kümmern. Wir haben

damals alles dem Label und dem

Management überlassen, was natürlich

ein Fehler war. Eine Neuauflage

wäre aber eine spannende Sache,

zumal wir einiges an unveröffentlichtem

Material in irgendwelchen

Archiven gelagert haben müssten…

(lechz, hechel, Andi).

Das wäre - wie auch ein baldiges „live-haftiges“ Wiedersehen

mit der Rampensau - eine verdammt coole Sache.

Und bis dahin empfehlen wir den intensiven Genuss von

„Leave A Scar“.

www.deesnider.com, www.facebook.com/facedeesnider

Walter

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