WOLL Magazin 2021.3 Herbst I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
WOLL Magazin 2021.3 Herbst I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
WOLL Magazin 2021.3 Herbst I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
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<strong>Herbst</strong> 2021<br />
17<br />
10 Jahre<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Brilon</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />
<strong>Willingen</strong> und<br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
Sauerland<br />
Die jungen Glöckner<br />
von Bredelar<br />
<strong>Brilon</strong>s Mehrgenerationenhaus<br />
Im Portrait: Neerdar bei <strong>Willingen</strong><br />
Altes Madfelder Fachwerk in neuem Glanz<br />
Sauerland Digital:<br />
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<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von
DER PAPIERKREISLAUF: NEU ERFUNDEN!<br />
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benutzten Handtuchpapier entleeren lassen.<br />
IHR ORGANISATION<br />
UNTERNEHMEN<br />
Waschraum<br />
Nach der Verwendung sammeln Sie<br />
Ihr Handtuchpapier wie gewohnt separat<br />
im Abfallbehälter.<br />
Verarbeitung als Rohstoff<br />
Ihr gebrauchtes Handtuchpapier<br />
wird bei der WEPA als Rohstoff<br />
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Der Kreis schließt sich<br />
Zusammen schließen wir den Kreislauf,<br />
wenn Sie das BlackSatino Hygienepapier<br />
wieder in Ihren Waschräumen einsetzen.<br />
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Handtuchpapier? Wir holen es ab!<br />
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Papierabfallmengen eingesammelt und als Rohstoff für die<br />
Produktion von BlackSatino Hygienepapier verwendet. Dadurch<br />
verbleibt das gebrauchte Papier im Sauerland, wird dem<br />
Wertstoffkreislauf hinzugefügt und stärkt so die Nachhaltigkeit auch<br />
bei kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region.<br />
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Ihre direkten Ansprechpartner:<br />
Henrik Stolle<br />
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BlackSatino ist eine Marke der WEPA Professional GmbH
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
<strong>WOLL</strong> feiert 10-jähriges Jubiläum: Im Oktober 2011 brachte Hermann-J. Hoffe<br />
die erste Ausgabe für Schmallenberg, Eslohe und Umgebung heraus. Dem<br />
<strong>WOLL</strong>-Gründer ist es gelungen, aus vier Buchstaben eine bedeutende Marke<br />
zu entwickeln und sie mit Leben zu füllen: Worte, Orte, Land und Leute. Da<br />
kann man nur aus vollem Herzen und voller Freude gratulieren. Inzwischen sind<br />
weitere fünf regionale Ausgaben auf dem Markt wie die für <strong>Brilon</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />
<strong>Willingen</strong> und <strong>Diemelsee</strong>.<br />
Wohnen im Sauerland: So lautet unser Schwerpunktthema in der <strong>Herbst</strong>ausgabe.<br />
Prof. Sabine Keggenhoff, „mit Kopf und Herz hier verortet“, weiß, dass das<br />
Sauerland eine Lebensqualität bietet, wie es sie in den großen Städten nicht gibt.<br />
Einen Blick in die „Zellen“ der Mescheder Benediktinerabtei durfte unsere Redakteurin<br />
Monika Loerchner werfen. Die Mönche fühlen sich hier nicht wie im<br />
Gefängnis, sondern schätzen die Zellen als Rückzugsorte, wie die ursprüngliche<br />
Bedeutung der Zelle auch lautet.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Unser Redakteur Andreas Melliwa hat die <strong>Marsberg</strong>er Notärztin Dr. Anna Bödefeld-Hötger<br />
besucht und berichtet über ihr Leben „zwischen Rettungswagen und<br />
Runkelrüben“. Er hat in seinem Heimatort Silas und Julius Pape, „die jungen<br />
Glöckner von Bredelar“, besucht. Sie läuten die Kirchenglocken per Hand. Das<br />
Abendläuten mutet wunderbar wie ein Minikonzert an. Völlig andere Klänge erzeugt<br />
der 15-jährige Marlon Ohms aus Madfeld. Als „DJ Maroox“ gibt er richtig<br />
Gas. Sein Hobby will er später zum Beruf machen.<br />
Viel Freude bei der Lektüre der <strong>WOLL</strong>-<strong>Herbst</strong>ausgabe!<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-bmwd@woll-magazin.de<br />
facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 3
<strong>Brilon</strong><br />
05 Huberta<br />
06 Das Mehrgenerationenhaus<br />
15 Die <strong>Brilon</strong>er Innenstadt<br />
16 Krankenhaus Maria Hilf<br />
31 Altes Fachwerkhaus Madfeld<br />
52 Drooff Kaminöfen<br />
60 Hygienepapierhersteller WEPA<br />
66 Die <strong>Brilon</strong> Stadtmauer<br />
67 BMS Industriebau<br />
69 Von Sauerländer Hampelmännern<br />
74 Der alte Plackweg<br />
<strong>Marsberg</strong><br />
08 Perspektive<br />
10 Schuh- und Orthopädiehaus Borghoff<br />
54 Drama auf der Eresburg<br />
56 Haus & Gartenservice René Elias<br />
60 Hygienepapierhersteller WEPA<br />
66 Perfekt Prior<br />
76 Die jungen Glöckner von Bredelar<br />
128 Notärztin Dr. Anna Bödefeld-Hötger<br />
79 Huckepack-Äpfel<br />
83 Egger Holzwerkstoffe<br />
90 Heckmann Bau<br />
99 <strong>Brilon</strong>er Möbelwerke<br />
112 DJ Maroox aus Madfeld<br />
125 Pastor Ansgar Drees<br />
<strong>Willingen</strong><br />
12 Ortsporträt Neerdar<br />
58 Ortsnamen <strong>Willingen</strong><br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
64 Erinnerungen an Ferien in Strombruch<br />
Schwerpunkt “So baut und wohnt<br />
das Sauerland” ab Seite 19<br />
Aus dem Sauerland<br />
18 Nebel<br />
70 Die „Olsberger Hütte“<br />
73 Kuhgeflüster im <strong>Herbst</strong><br />
80 Kloster Oelinghausen<br />
84 Schaukeln mach glücklich<br />
86 Bigger Werkstatt<br />
88 Sauerland-Comic<br />
89 Gedicht<br />
92 Schiedsrichterin Victoria Filthaut<br />
95 Annas kleine Farm<br />
98 Alexa Macketing<br />
100 Outdoor-Fitness in den Henneauen<br />
102 Lampenschirmbauer Werner Mittler<br />
105 IHK Podcast ORIENTIERBAR<br />
106 Erben gesucht!<br />
108 Leckere Kürbissuppe<br />
109 Schriftstellerin Andrea Hundsdorfer<br />
114 Gute Geschichten aus Südwestfalen<br />
116 Der Mensch dahinter: Hermann Hoffe<br />
119 48 Woll-Köpfe<br />
122 E-Auto im Sauerland laden?<br />
124 <strong>WOLL</strong>-ABO<br />
131 Premium-Verteilstellen/Impressum<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Hubertas<br />
Ecke<br />
Anke Kemper<br />
Tach zusammen.<br />
Mensch, wenn ich so rausschau: Jetzt ist schon das zweite<br />
Jahresdrittel dadurch. Und wieder ist so viel Neues zu entdecken<br />
gewesen. Ich hatte Glück, denn mein Futtergeber,<br />
für die, die es an dieser Stelle noch nicht wissen: Mein Futtergeber<br />
nennt sich ‚mein Besitzer´ und ich lasse ihn in seinem<br />
Glauben, hat auf seine Frau, die ich übrigens nach wie<br />
vor sehr schätze, gehört und mir eine wunderschöne Sommerweide<br />
auf einem Bergrücken zwischen zwei wunderschönen<br />
Dörfern gepachtet. Als Beisteller, aber dazu komme<br />
ich später.<br />
Neue Leute, neue Vierbeiner und manchmal sogar im<br />
Doppelpack und alle genießen sichtlich das Leben im Sauerland.<br />
So wie, die Namen hab ich Gespräch der Zweibeiner<br />
aufgeschnappt, Verena und Christoph mit ihrem „Ole“<br />
sowie Elisabeth und Norbert mit „Buddy“, die regelmäßig<br />
zum Gassigehen vorbeikommen. Zwei Australien Shepherds,<br />
also Ole und Buddy, die das Umfeld als Welpen neu<br />
erkunden. Da ist jetzt richtig Leben in der Bude. Und der<br />
neue Tag-Nacht-Rhythmus hinterlässt doch Spuren in Form<br />
von Augenringen. Also bei den Zweibeinern.<br />
Ruhiger leben da schon Petra und Willi auf der anderen Seite<br />
des Hügels. Mit ihrem temporären Pensionshund im Seniorenalter<br />
sind sie nicht mehr so regelmäßig gefordert und<br />
genießen dafür bei schönem Wetter das Leben im Sauerland<br />
in ihrem Cabrio. Spannend wird sicherlich sein, ob nach den<br />
Jahren der Schützenfest-Abstinenzen und dem guten Leben<br />
wohl die Uniform noch passt, wenn es mal wieder so weit ist?<br />
Gut leben sollen auch die Schafe, die mit mir hier auf der<br />
Weide stehen. Während Buddy und Ole schon so tun, als<br />
wären sie die Hütehunde schlechthin, bin ich mir meiner<br />
Aufgabe voll bewusst. Seit vor einigen Jahren mal ein Wolf<br />
zwischen Bontkirchen und dem <strong>Diemelsee</strong> gesehen worden<br />
ist, schwelgt mein Besitzer in der stolzen Meinung, dass<br />
sein Grautier, also ich, jeden Wolf von der Herde fernhalte.<br />
Dabei ist der einzige Wolf weit und breit nur ein Wolfgang,<br />
der als Jagdaufseher mit seinem Allrad-Jimmy regelmäßig<br />
hier lang kommt. Und der jagt keine Schafe – glaube ich.<br />
Obwohl als er neulich stolz seinen geschossenen Muffel -<br />
also doch, nur eben ein Wildschaf - in geselliger Runde als<br />
leckeren Sonntagsbraten angeboten hat, kam es zum Eklat.<br />
Nachbar Manfred musste natürlich wieder eine unflätige<br />
Bemerkung dazu abgeben, als er verkündete: „Also schießen<br />
tut unser Jäger schon lange nicht mehr. Der fährt nur noch<br />
mit seinem Jimmy im Wald rum und wenn er Glück hat, erlegt<br />
er auch was. Zumindest war auf meinem letzten Braten<br />
noch das Profil zu erkennen und seitlich stand spiegelverkehrt<br />
“Pirelli“ zu lesen. Was soll ich sagen? Manfred kauft<br />
sein Fleisch nun wieder beim Metzger seines Vertrauens.<br />
Ach ja – man möge es mir verzeihen - wenn ich mal wieder<br />
jemandem durch meine veröffentlichte Sichtweise zu nahegetreten<br />
bin, weil er sich hier wiedergefunden hat. Aber<br />
schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer Esel. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 5
Das <strong>Brilon</strong>er Mehrgenerationenhaus ist ein<br />
beliebtes Ziel für Jung und Alt<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
Leuchtturm ohne Strand und Meer<br />
E<br />
in Leuchtturm ist normalerweise<br />
von weitem gut zu sehen,<br />
wie könnte er sonst auch<br />
Orientierung schaffen und Menschen<br />
die richtige Richtung zeigen. Beim<br />
<strong>Brilon</strong>er Familienzentrum „Leuchtturm<br />
e.V.“ ist das anders. Das schmucke<br />
Mehrgenerationenhaus versteckt<br />
sich geradezu am Rande des Kreishausparks,<br />
ein großer Garten mit<br />
ausgedehntem Spielplatz umgibt das<br />
historische Fachwerkhaus. Wenig<br />
deutet darauf hin, dass sich hier seit<br />
16 Jahren ein beliebter Treffpunkt<br />
entwickelt hat. Eine Tagesstätte für<br />
Jung und Alt.<br />
„Genau so soll es sein“, sagt Michaela<br />
Kuse, Erste Vorsitzende des Trägervereins<br />
„Leuchtturm“ und Gründungsmitglied,<br />
„häuslich und familiär. Wir wollen<br />
bewusst keine herkömmliche KiTa<br />
mit sterilen weißen Wänden sein.“ Dem<br />
alten Gemäuer fällt es nicht schwer, eine<br />
heimische Atmosphäre auszuströmen.<br />
Allerdings stand dafür viel Arbeit an, als<br />
der Verein 2005 das ehemalige Wohnhaus<br />
von der Stadt angemietet hat. Langer<br />
Leerstand hatte deutliche Spuren<br />
hinterlassen. „Schon damals wäre es<br />
ohne viele ehrenamtliche Helfer nicht<br />
gegangen,“ sagt Michaela Kuse, „und so<br />
ist es bis heute geblieben!“<br />
Am Anfang stand<br />
geballte Frauenpower<br />
Der Impuls für das Mehrgenerationen-Projekt<br />
„Leuchtturm“ kam, wie so<br />
häufig, von außen. Sieben Frauen haben<br />
sich an einem Abend im Jahr 2004<br />
zusammengesetzt, „um in <strong>Brilon</strong> endlich<br />
anzukommen“ – so beschreibt es<br />
die Erste Vorsitzende heute. Einige der<br />
Frauen waren nämlich mit ihren Familien<br />
neu zugezogen und fanden nur<br />
schwer Anschluss in der alteingesessenen<br />
Hansestadt. Zunächst bot der frisch<br />
gegründete Verein „Leuchtturm“ nachmittags<br />
Hausaufgabenhilfe im <strong>Brilon</strong>er<br />
Jugendzentrum „Alfred-Delp-Haus“ an.<br />
Schnell wurde klar, dass der Bedarf riesig<br />
war, und so wagte der Verein schon<br />
ein Jahr später den Schritt, in ein eigenes<br />
Haus umzuziehen. „Ohne Hilfe aus<br />
dem Rathaus wäre das nicht gelungen,“<br />
ist Michaela Klus noch heute dankbar,<br />
„und dieses sehr gute Verhältnis zur<br />
Stadt ist bis heute geblieben!“<br />
Haus soll Hilfe und<br />
Orientierung bieten<br />
Der Verein „Familienzentrum Leuchtturm“<br />
ist in freier Trägerschaft, politisch<br />
und religiös ungebunden. Allen soll hier<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Hilfe gewährt und Orientierung gegeben<br />
werden, wie ein Leuchtturm eben.<br />
Da kullern bei einigen Kindern allerdings<br />
oftmals am Anfang bittere Tränen:<br />
Da ist nix mit Strand und Meer,<br />
und die Eltern müssen erstmal erklären,<br />
warum es auch mitten im Sauerland<br />
einen Leuchtturm geben kann.<br />
Von der U3-Betreuung bis<br />
zum Sonntags-Frühstück<br />
Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die<br />
Betreuung von Kleinst- und Kindergarten-kindern<br />
und meistens ab Mittag die<br />
Hausaufgabenhilfe für Schüler bis 14<br />
Jahren. Neben sieben Festangestellten<br />
bringen sich hier die vielen ehrenamtlichen<br />
Helfer ein – meist junggebliebene<br />
Rentner und Pensionäre,<br />
von ehemaligen Lehrern über<br />
einen Gärtner bis zu einer<br />
Zahnärztin. Mittlerweile gibt<br />
es zusätzlich ein Frauencafé,<br />
Sonntagsfrühstück, Erzählabende<br />
bis hin zu Entspannungskursen.<br />
Und mehr. „Wir sind für jeden<br />
jederzeit offen“; macht Constanze Becher,<br />
Zweite Vorsitzende des Vereins die<br />
Arme ganz breit, „wer bei uns anklingelt,<br />
wird hereingebeten und wir sprechen<br />
miteinander. Das hilft oft schon,<br />
oder wir finden gemeinsam Lösungen.“<br />
Anbau im <strong>Herbst</strong> geplant<br />
Das Konzept des Vereins kommt gut<br />
an. Eltern können die Betreuungszeiten<br />
für die Kinder flexibel wählen, so wie<br />
sie es einrichten können. Das Angebot<br />
für die Senioren wächst. Die alte Villa<br />
platzt aus allen Nähten, deshalb soll<br />
demnächst ein passender Anbau folgen,<br />
finanziert aus Fördertöpfen. Vielleicht<br />
bleibt dann ja auch ein schmaler Streifen<br />
Sand übrig – gegen die kullernden<br />
Tränchen… ■<br />
Jung und Alt<br />
fühlen sich<br />
hier wohl
Perspektive<br />
Nicht nur <strong>Marsberg</strong> ist sehenswert, auch auf<br />
den Wegen rings um <strong>Marsberg</strong> hat<br />
man wundervolle Aussichten.<br />
sabrinity<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Auf der Waldroute zwischen Obermarsberg und Giershagen.<br />
Vom Wanderparkplatz Kalvarienberg ein Stück in Richtung Giershagen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 9
Anzeige<br />
Borghoff in<br />
<strong>Marsberg</strong>-Bredelar<br />
DAS HAUS<br />
FÜR IHRE<br />
FUSSGESUNDHEIT.<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
S<br />
eit 121 Jahren verkauft die Familie Borghoff in<br />
<strong>Marsberg</strong>-Bredelar Schuhe. Tradition wird hier großgeschrieben,<br />
aber immer im Takt der aktuellen Entwicklung.<br />
Jüngstes Beispiel ist der neue Um- und Anbau des<br />
Geschäftslokals direkt an der B7. Nach außen sachlich und<br />
elegant, innen warm und modern mit historischen Bildern.<br />
„Wir möchten so unsere Schuhe in einem angenehmen, hellen<br />
und zeitlosen Ambiente präsentieren und gleichzeitig unser Orthopädie-Angebot<br />
noch stärker hervorheben,“ erklären die beiden<br />
Geschäftsführer Marcel Borghoff und Wilhelm Dülme ihr<br />
Konzept. Marcel Borghoff ist zusammen mit seiner Frau Mona<br />
hauptsächlich für den Schuhhandel verantwortlich, Dülme leitet<br />
als Orthopädieschuhmachermeister die modern eingerichtete<br />
Werkstatt. Auch Sohn Philipp ist als Meister bei „Borghoffs“ beschäftigt,<br />
zusammen mit einer weiteren Orthopädie-Schuhmachermeisterin<br />
und vier Facharbeiterinnen ist die Orthopädie für<br />
die Zukunft gut aufgestellt.<br />
Spezialgebiet Kinderschuhe<br />
„Unser Hauptsortiment sind modisch-bequeme Schuhe, die auch<br />
für orthopädische Einlagen geeignet sind“, sagt Marcel Borghoff<br />
beim Schlendern durch den Laden, „aber auch Kinder- und<br />
Kleinkinderschuhe sind seit Anfang an ein wichtiges Thema bei<br />
uns. Hier stehen Beratung und Erfahrung bei uns an erster Stelle!<br />
Regelmäßige Kinderschuhseminare sind hier enorm wichtig“,<br />
sagt Marcel Borghoff, selbst Familienvater.<br />
Orthopädie wird digitaler<br />
Die Orthopädieabteilung ist bei Borghoff nochmals gewachsen.<br />
Es gibt nun einen vierten Behandlungsraum in dem u.a. die Beine<br />
z.B. für die Kompressionstherapie mit einem 360° Scanner<br />
digital vermessen werden.<br />
Als nächster Schritt soll ein 3-D-Drucker für die Herstellung von<br />
Einlagen und Maßschuhen angeschafft werden. Die gesamte<br />
Produktion läuft dabei vor Ort in Bredelar ab, nichts wird mehr<br />
ausgelagert. Das Leder kommt aus Deutschland und Italien.<br />
„Bei uns werden Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit immer<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Wilhelm Dülme<br />
Marcel und Mona Borghoff<br />
Philipp Dülme bei der Bearbeitung am PC<br />
wichtiger. Wiederverwendbare Materialen z.B. aus PET oder<br />
Wallnüssen werden wir in Zukunft, wo es möglich ist, einsetzen“,<br />
erklärt Wilhelm Dülme. Regelmäßige Schulungen und<br />
Weiterbildungen hält das 22 Mitarbeiter starke Team auf dem<br />
Laufenden.<br />
Neben der Herstellung von orthopädischen Einlagen, Maßschuhen<br />
und Zurichtungen, ist Borghoff auch Spezialist für die diabetische<br />
Schuhversorgung und Umänderung von Sicherheitsschuhen.<br />
Bandagen, Orthesen und Kompressionstrümpfe runden das<br />
Angebot ab.<br />
Seit diesem Jahr werden in der Reparaturwerkstatt sämtliche<br />
Outdoorschuhe der Firma Salewa aus ganz Europa auf Vordermann<br />
gebracht. „Das Leben eines Schuhs können wir mit einer<br />
Reparatur oft verlängern, das ist praktizierte Nachhaltigkeit und<br />
gut für die Umwelt! “ sind sich die Geschäftsführer einig. Das<br />
Schuhhaus Borghoff sieht es als seine wichtigste Aufgabe an,<br />
das Vertrauen der Kunden täglich neu zu rechtfertigen, sei es bei<br />
Beratung, Passform und Qualität. In Zeiten von Onlinehandel<br />
und Pandemie gilt es mehr denn je, diese Aspekte zu pflegen und<br />
noch weiter auszubauen und dem Kunden ein verlässlicher Partner<br />
vor Ort zu sein. ■<br />
Neubereifung für ihre „Alten“<br />
Borghoff - Schuhhaus und Orthopädie<br />
Sauerlandstraße 87 | 34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel: +49 2991 316<br />
www.borghoff-bredelar.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 11
Neerdar bei <strong>Willingen</strong><br />
Gestohlene Kirchenglocken und<br />
Tauben auf dem Dach<br />
Andreas Melliwa<br />
Iris Böning<br />
W<br />
illingen steht für die<br />
meisten Außenstehenden<br />
für Party, Fun, für 6.000<br />
Besucher pro Wochenende und knapp<br />
ein Million Übernachtungen pro Jahr.<br />
Zu Vor-Coronazeiten. <strong>Willingen</strong>, die<br />
Gemeinde <strong>Willingen</strong>, steht aber auch<br />
für acht Ortsteile, sprich für acht<br />
Dörfer mit Fachwerkhäusern, mit<br />
traumhafter Natur und verwurzelten<br />
Einwohnern. Dörfer wie zum Beispiel<br />
Neerdar.<br />
Stolz und in sich ruhend sitzt Ortsvorsteher<br />
Jürgen Bangert am langen Tisch<br />
des Holzpavillon in der Ortsmitte. Vor<br />
drei Jahren haben sie die überdachte<br />
Sitzgarnitur als Gemeinschaftsaktion<br />
auf eine leichte Anhöhe gestellt, in den<br />
Schatten der historischen Sankt Pankratius-Kirche<br />
und direkt neben das<br />
Dorfgemeinschaftshaus. „Der Pavillon<br />
hat sich zu einem echten Treffpunkt<br />
entwickelt“, sagt er sichtlich stolz, „sowohl<br />
für uns Neerdarer als auch für<br />
die Touristen, die in Neerdar Station<br />
machen.“ Manche Besucher meinen,<br />
damit wäre auch das einzige Highlight<br />
von Neerdar beschrieben. Bangert findet<br />
das nicht schlimm, und außerdem<br />
stimme das sowieso nicht.<br />
Mit knapp 100 Einwohnern und 35<br />
Häusern gehört Neerdar eher zu den<br />
kleineren Willinger Dörfern. Aber fünf<br />
eingetragene Vereine zeugen von einem<br />
St. Pankratius-Kirche<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Morgenstund<br />
hat Gold im Mund<br />
regen Innenleben. Feuerwehr und<br />
Schützenverein sind natürlich gesetzt,<br />
dazu kommen der Heimat- und Verkehrsverein,<br />
die „Alten Kameraden“<br />
und der Rot-Kreuz-Ortsverein. „Das<br />
alles funktioniert aber nur, weil viele<br />
Neerdarer, die nicht mehr vor Ort<br />
wohnen, trotzdem ihren Vereinen die<br />
Treue halten“, erklärt Dennis Kasper<br />
von der „Kyffhäuser Schützenkameradschaft,<br />
„Das gilt auch für die Vorstandsposten,<br />
die ´ne Menge Arbeit<br />
bedeuten“.<br />
Gepflegtes Dorfleben<br />
Geblieben sind noch eine Kneipe, ein<br />
Schreinerei-Betrieb und zwei Landwirte<br />
im Nebenerwerb. Nicht wenige<br />
fühlen sich in Neerdar abgehängt,<br />
weil auch der Öffentliche Nahverkehr<br />
so gut wie nicht existiert. Es gibt zwar<br />
einen Bahnhof, aber da rauschen die<br />
Züge nur durch. Ein attraktives Baugebiet<br />
soll junge Familien nach Neerdar<br />
locken; zwei Häuser sind auch<br />
schon entstanden, fünf Bauplätze<br />
noch frei. Wer kommt, sollte flexibel<br />
sein, denn zum Einkaufen, zur Schule,<br />
zum Arzt oder zur Arbeit geht’s<br />
notgedrungen in die Nachbarschaft<br />
nach <strong>Willingen</strong>, Usseln oder Korbach.<br />
Was bleibt, ist eine wohltuende Abgeschiedenheit<br />
und Ruhe, die die Neerdarer<br />
eng zusammenleben lassen. Und<br />
Frühstück von der<br />
Arbeit zur Arbeit<br />
– ab 5:30 Uhr<br />
R7 Imbiss Diner<br />
Bredelarer Str. 60<br />
34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel. 02992 - 6599640<br />
www.runte-marsberg.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 13
Treffpunkt Pavillon<br />
Tiny-Haus von außen<br />
Dorfgemeinschaftshaus<br />
die immer mehr Touristen zu schätzen<br />
wissen. Die Neerdarer setzen auf das<br />
Wandern. Einmal geht der Premiumweg<br />
„Uplandsteig“ mitten durchs Dorf<br />
und auch der Diemelsteig kratzt an der<br />
Dorfgrenze. In Neerdar selbst kann<br />
man auf dem Köhlerweg, dem Drei-<br />
Dörfer-Weg und dem Staatsweg auf<br />
ausgeschilderten Routen das Dorf umrunden<br />
– die längste Strecke ist knapp<br />
sieben Kilometer lang. „Wir werden da<br />
von den Willinger Tourismusprofis toll<br />
unterstützt“, ist Jürgen Bangert froh.<br />
Dorfidyll und Großstadttrubel<br />
als ideale Mischung<br />
Der Pavillon in der Dorfmitte ist bei<br />
den Wanderern ein beliebter Pausenplatz.<br />
„In den Sommermonaten sehe<br />
ich hier fast täglich Gruppen rasten“,<br />
freut sich Thomas Bangert, „und der<br />
Rundumblick zeigt dann auch die verborgene<br />
Schönheit unseres Dorfes“.<br />
Ortsvorsteher Jürgen Bangert kurbelt<br />
das Leben in seinem Dorf kräftig an.<br />
Zusammen mit seinem Bruder Thomas<br />
hat er zwei nagelneue Tiny-Häuser in<br />
den großen parkähnlichen Garten seines<br />
Hauses gestellt. „Wir leben gern<br />
St. Pankratius-Kirche<br />
hier in dieser wunderschönen Natur<br />
und merken, dass auch Gäste das zu<br />
schätzen wissen! Die Häuser werden<br />
supergut angenommen“.<br />
Die Brüder sehen ihre Heimat mittlerweile<br />
aus verschiedenen Blickwinkeln.<br />
Während Jürgen als Ortsvorsteher<br />
buchstäblich vor Ort lebt und arbeitet,<br />
hat es Thomas beruflich nach Berlin<br />
verschlagen. „Das Pendeln war eine<br />
bewusste Entscheidung, aber ich habe<br />
mein Standbein immer noch in Neerdar.<br />
Zum Teil in Berlin und zum Teil<br />
im Homeoffice in Neerdar, das ist die<br />
perfekte Mischung“, sagt der Immobilienfachmann.<br />
Ein Leben wie im Taubenschlag<br />
Neerdar ist nämlich ruhig, aber lange<br />
nicht tot. Alle vier Jahre gibt’s ein<br />
Meilerfest, und alle zwei Jahre ein<br />
Schützenfest. Bei allen Festen feiert das<br />
Nachbardorf Bömighausen kräftig mit<br />
– die sind mit 260 Einwohnern immerhin<br />
eineinhalb Mal größer als Neerdar.<br />
Man versteht sich ausgezeichnet, was<br />
zwischen Nachbardörfern bekanntlich<br />
nicht selbstverständlich ist. Und im<br />
Tiny-Haus von innen<br />
Sommer haben die Tauben Neerdar<br />
für sich entdeckt. Direkt neben dem<br />
Dorfpavillon haben die Neerdarer ein<br />
Schwalben-Rundhaus gebaut – in rund<br />
drei Meter Höhe thronen auf einem<br />
Pfahl 25 Schwalbennester aus Holz.<br />
Für jedes Nest hat eine Familie eine Patenschaft<br />
übernommen.<br />
Verkaufte Kirchenglocken<br />
wieder aufgetaucht<br />
Auch im Winter wird in Neerdar die<br />
Gemeinschaft gepflegt. Jeweils am<br />
29.12. wandert das gesamte Dorf zur<br />
Debeshütte im Wald, dort wird das alte<br />
Jahr mit einem kleinen Fest, organisiert<br />
vom Schützenverein, rustikal verabschiedet.<br />
Im Dorf sind dann auch die<br />
Glocken der Neerdarer St. Pankratius-<br />
Kirche zu hören. Das war nicht immer<br />
so: Im 30-jährigen Krieg haben die<br />
Neerdarer sie verkauft. Und erst 1972<br />
sind die drei Glocken dann per Zufall<br />
im Heizungskeller der Korbacher Kilianskirche<br />
wiederentdeckt worden. 333<br />
Jahre nach dem Notverkauf erklangen<br />
sie dann wieder an ihrer alten Stelle.<br />
Am Heiligen Abend werden sie dann<br />
traditionell von Hand geläutet. ■<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Oliver Dülme, Christian Leisse, Thomas Frye und Christof Bartsch (v.l.)<br />
<strong>Brilon</strong> punktet mit Einkauf und Gastronomie<br />
So macht Innenstadt Spaß<br />
Andreas Melliwa<br />
J<br />
etzt haben es die <strong>Brilon</strong>er offiziell schwarz auf<br />
weiß: das anerkannte „Institut für Handelsforschung<br />
(IFH)“ in Köln gibt ihrer Innenstadt eine<br />
gute Note, in der Schule würde man sagen „Zwei<br />
Minus“. Fast 400 Passanten hat das Institut an einem<br />
Donnerstag und an einem Samstag in <strong>Brilon</strong> befragt.<br />
Insgesamt haben an der Studie, die seit sieben Jahren erhoben<br />
wird, bundesweit 106 Städte teilgenommen. Aus<br />
der Region sind es Neheim, Meschede, Soest, Bad Sassendorf<br />
und eben erstmals <strong>Brilon</strong>.<br />
Besonders mit dem Angebot an Einzelhandelsgeschäften sind<br />
die befragten Besucher der <strong>Brilon</strong>er Innenstadt mehr als zufrieden.<br />
<strong>Brilon</strong> punktet vor allem mit Bekleidungsläden, Schuhund<br />
Lederwarengeschäften sowie mit Apotheken. „Einkaufen<br />
ist deshalb auch der am meisten angegebene Grund für den<br />
Besuch der <strong>Brilon</strong>er Innenstadt“, sagt Thomas Frye von der Industrie-<br />
und Handelskammer in Arnsberg, „das ist längst nicht<br />
in allen Städten so!“<br />
Essen und Trinken über dem Durchschnitt<br />
Aber auch das attraktive und umfangreiche gastronomische<br />
Angebot zieht viele Besucher in die pittoreske Fachwerk-Innenstadt.<br />
„42 Prozent der Befragten haben gesagt, dass sie auch<br />
wegen der Restaurants, Cafés und Eisdielen in die City kommen“,<br />
so Frye weiter, „Im Bundesdurchschnitt sagen das nur<br />
20 %“. Ungewöhnlich ist auch, dass die Innenstadtbesucher<br />
überwiegend aus <strong>Brilon</strong> selbst kommen, nur 30 % aus dem<br />
Umland. Das zeigt: die <strong>Brilon</strong>er kaufen trotz anziehenden Online-Handels<br />
am liebsten immer noch vor Ort ein. „Wir werden<br />
als attraktive Einkaufsstadt mit Aufenthaltsqualität wahrgenommen!“<br />
ist Christian Leisse vom <strong>Brilon</strong>er Gewerbeverein<br />
„Prima <strong>Brilon</strong>“ hochzufrieden.<br />
Jugend bleibt aus<br />
Allerdings zeigt die Umfrage auch: Die Innenstadtbesucher<br />
sind im Durchschnitt 50 Jahre alt, junge <strong>Brilon</strong>er bis 25 Jahre<br />
finden nur selten den Weg in die Einkaufsmeile. „Wir müssen<br />
hier durch speziell zugeschnittene Angebote besser werden“,<br />
gibt <strong>Brilon</strong>s Wirtschaftsförderer Oliver Dülme zu, „andererseits<br />
sind die Älteren natürlich aufgrund ihrer Kaufkraft die attraktivere<br />
Zielgruppe. Die Jugend sucht ihre Spezialgeschäfte eher<br />
in Mittelzentren wie Paderborn oder Neheim. Das ist so“. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 15
Anzeige<br />
Neue Intensivstation im Krankenhaus<br />
Maria Hilf, <strong>Brilon</strong><br />
EFFEKTIVE MEDIZIN<br />
UND PFLEGE AUF<br />
HÖCHSTEM NIVEAU<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Seitens des bestens geschulten Fachpersonals ist das <strong>Brilon</strong>er Krankenhaus<br />
Maria Hilf schon lange auf höchstem Niveau. Nun ist auch die Ausstattung<br />
der neuen Intensivstation auf gleicher Stufe angelangt. Nach<br />
acht Monaten Bauzeit wurde im August die 500 Quadratmeter große Station<br />
eröffnet. Die Freude über die neuen Räumlichkeiten und deren Ausstattung ist<br />
bei allen Beteiligten groß.<br />
Der Chefarzt der Anästhesie- und Intensivmedizin,<br />
Dr. Johannes Richter, ist<br />
mehr als zufrieden mit dem Ergebnis:<br />
„Diese neue Intensivstation ermöglicht<br />
effektive Medizin und Pflege auf höchstem<br />
Niveau in einem für Patienten, aber<br />
auch Pflegepersonal und Ärzte, optimal<br />
und mit viel Liebe für feine Details gestaltetem<br />
Umfeld.“<br />
Zum Umfeld gehören die großzügige<br />
und moderne Gestaltung. Viel Licht<br />
fällt durch die großen Fensterflächen.<br />
Als Mediziner weiß Dr. Richter, dass<br />
Räume, die eine helle und freundliche<br />
Ausstrahlung besitzen, zum Wohlbefinden<br />
beitragen. Aber das ist bei Weitem<br />
nicht der einzige und auch nicht der<br />
größte Pluspunkt der neuen Intensivstation.<br />
Insgesamt gibt es neun Bettenplätze in<br />
drei Doppel- und drei Einzelzimmern.<br />
Die Einzelzimmer haben eine Größe<br />
von 25 m², die Doppelzimmer sind 40<br />
m² groß. Damit entsprechen sie den<br />
Empfehlungen der DIVI*. Zwecks effektiver<br />
Isolierung haben die Einzelzimmer<br />
zusätzlich eine Schleuse und<br />
Klimatechnik.<br />
Alle Bettenplätze sind vollständig für<br />
die maximale Intensivtherapie eingerichtet,<br />
verfügen über einen PC-Arbeitsplatz<br />
mit Zugriffsmöglichkeit auf alle<br />
Patientendaten (Röntgen, CT, MRT,<br />
Labor, Mikrobiologie). Zusätzlich gibt<br />
es Beatmungsgeräte von Dräger, neue<br />
Spritzen- und Infusionspumpen und<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
vier Dialyseplätze. Somit kann durch<br />
eine zentrale Überwachung eine bestmögliche<br />
Versorgung garantiert werden.<br />
Auf der Station gibt es außerdem Blutgasanalysegeräte<br />
und einen klimatisierten<br />
Medikamentenraum inkl. digitaler<br />
Kühlschranktemperaturüberwachung.<br />
Schon bei der Planung wurde alles dafür<br />
getan, dass die ohnehin schon qualitativ<br />
hochwertige intensivmedizinische<br />
Versorgung noch weiter verbessert wird.<br />
Außerdem wurden die Arbeitsbedingungen<br />
und das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter<br />
optimiert. Eine zeitgemäße,<br />
zukunftsfähige Infrastruktur und bestmögliche<br />
Prozesse tragen dazu bei.<br />
Finanziert wurde der Umbau hauptsächlich<br />
durch eine Einzelförderung des<br />
Landes im Rahmen des Investitionsprogramms<br />
2019. Die Kosten für den<br />
Gesamtbau belaufen sich auf etwa 1,5<br />
Mio. Euro.<br />
Abschließend sagt Chefarzt Dr. Richter:<br />
„Die neue Intensivstation<br />
haben sich alle<br />
gemeinsam verdient“<br />
- Dr. Johannes Richter<br />
„Wenn man berücksichtigt, unter welch<br />
extremen Bedingungen alle Mitarbeiter<br />
der Intensivstation im Rahmen der Pandemie<br />
unsere Patienten versorgt haben,<br />
dann kann ich nur sagen: Die neue Intensivstation<br />
haben sich alle gemeinsam<br />
verdient.“ ■<br />
Städt. Krankenhaus Maria-Hilf <strong>Brilon</strong> gGmbH<br />
Am Schönschede 1 ∙ 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel: 0 29 61/780 – 0<br />
Fax: 0 29 61/780 – 12 40<br />
www.krankenhaus-brilon.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 17
Nebel -<br />
das undurchschaubare Wetter<br />
Valerie Eßfeld<br />
Es<br />
sieht so aus, als ob ganz<br />
viele einzelne Sonnenstrahlen<br />
sichtbar wären…<br />
Für dieses Phänomen ist der Nebel verantwortlich,<br />
auf den man besonders<br />
häufig bei morgendlichen Spaziergängen<br />
im herbstlichen Wald und an Gewässern<br />
trifft. Durch die Wassertropfen<br />
in der Luft wird das Sonnenlicht so<br />
gestreut, als würden einzelne Sonnenstrahlen<br />
sichtbar.<br />
Erst ab einer Sichtweite von weniger<br />
als einem Kilometer spricht man von<br />
Nebel, bei einem bis vier Kilometern<br />
von Dunst. Das Wort „Nebel“ leitet sich<br />
aus dem griechischen „nephel“ = Wolke<br />
ab. ■<br />
FUGENLOS VOLL IM TREND – HALTBARE<br />
UND BELASTBARE WÄNDE UND BÖDEN MIT FUTADO<br />
Futado ist ein echtes Multitalent unter den Oberflächenbeschichtungen.<br />
Der mineralische Spachtel bedient mit seiner<br />
fugenlosen Ästhetik nicht nur einige aktuelle Wohntrends,<br />
sondern bietet außerdem zahlreiche Produktvorteile.<br />
Mit maximal 3 mm Auftragsstärke lässt sich Futado problemlos<br />
auf vorhandene Oberflächen auftragen. Damit ist das<br />
Produkt optimal zu Sanierungs- und Renovierungszwecken<br />
geeignet. Statt alte Untergründe, wie Fliesen, mühsam abzutragen,<br />
kann Futado einfach auf den vorhandenen Untergrund<br />
überspachtelt werden. Staub und Schmutz sind bei der<br />
Renovierung damit tabu. Das Ergebnis: fugenlose, rutschsichere<br />
und vor allem pflegeleichte Oberflächen. Egal ob auf<br />
Wänden, Böden oder Treppen – Futado ist nahezu für jeden<br />
Anwendungsbereich geeignet. Mit der Rutschklassifizierung<br />
R9, ist es sogar im Badbereich anwendbar. Aufgrund seiner<br />
nässeunempfindlichen Eigenschaften lässt sich der fugenlose<br />
Spachtel auch im Duschwandbereich verarbeiten. Dadurch<br />
lassen sich einheitlich fugenlose und minimalistische Räume<br />
schaffen, welche weiter, höher und geräumiger wirken. Das<br />
ist vor allem in kleinen und wenig belichteten Räumen von<br />
großem Vorteil. Der Spachtel ist in zahlreichen Farben erhältlich.<br />
Von dezenten Grau- oder Weißtönen, bis hin zu knalligen<br />
Farben, ist hier für jeden Geschmack etwas dabei.<br />
Sind 18 Sie - neugierig <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> – 2021 wir beraten Sie gerne!<br />
34431 <strong>Marsberg</strong>-Bredelar - Sauerlandstraße 5<br />
Tel.: 02991 6205 - Fax: 02991 1780<br />
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Leben im Sauerland<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Verlags-Spezial<br />
So baut und wohnt<br />
das Sauerland<br />
Fotoquelle: Olsberg GmbH<br />
Neue Wertschätzung des ländlichen Raums Seite 20<br />
Lebensqualität, die Städte nicht bieten können Seite 24<br />
Ab ins schöne Eigenheim Seite 28<br />
Hasse chehört…? Seite 30<br />
Herzensprojekt einer Madfelder Innenarchitektin Seite 31<br />
Moderne Stadtvilla mitten im Sauerland Seite 34<br />
Umzug von Vosswinkel nach Bachum - mit Haus Seite 36<br />
Tische aus echtem Altholz Seite 39<br />
Warstein, Rosengasse 5 Seite 40<br />
„Eine Zelle ist ein Rückzugsort“ Seite 43<br />
Das eigene Traumhaus realisieren Seite 46<br />
Leben in Oberhenneborn Seite 48<br />
Der Buiterling: Bauen im Sauerland Seite 50<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 19
Paul Senske<br />
Zimmermann Haus/<br />
Werbstatt<br />
Bauen und Wohnen:<br />
Nachfragen nach Wohnungen<br />
jeglicher Form und Couleur<br />
im Trend<br />
Neue Wert schätzung<br />
des länd lichen Raums<br />
Die Stadt Arnsberg hat in<br />
ihrem Handlungskonzept<br />
„Zukunft Wohnen Arnsberg<br />
2030“ ein anspruchsvolles Leitbild<br />
formuliert, das auf alle Kommunen<br />
des Sauerlandes und der<br />
Hellweg-Region übertragen werden<br />
kann und in ähnlicher Weise auch<br />
so formuliert wird: „Wohnen wollen<br />
alle – In Arnsberg finden alle Menschen<br />
mit ihren vielfältigen Lebensstilen,<br />
in allen Lebensphasen und mit<br />
jedem Geldbeutel ein breites Angebot<br />
an Wohnungen.“ Die Nachfrage nach<br />
Wohnungen jeglicher Form und Couleur<br />
ist derzeit groß, der Markt teilweise<br />
überhitzt. Corona hat zudem<br />
eine Tendenz verdeutlicht und beschleunigt,<br />
die sich vorher schon abgezeichnet<br />
hatte und die von Dr. Birgitta<br />
Plass und Michaela Röbke von<br />
der Stadt Arnsberg als „neue Wertschätzung<br />
des ländlichen Raums“ bezeichnet<br />
wird.<br />
Dr. Birgitta Plass und Michaela Röbke<br />
leiten den Fachbereich Planen, Bauen,<br />
Wohnen und berichten auch von Anfragen<br />
u. a. aus dem Raum Dortmund<br />
nach Bauplätzen und Wohnungen in<br />
der „polyzentralen“ Stadt zwischen<br />
Ballungsraum und Arnsberger Wald.<br />
Michael Stelte, Mitarbeiter des Fachbereichs<br />
Stadtplanung der Stadt <strong>Brilon</strong>,<br />
spricht von einem „überhitzten Wohnungsmarkt“:<br />
„Die Nachfrage, die sich<br />
vor allem auf die Kernstadt konzentriert,<br />
ist unglaublich hoch. Aber auch<br />
die Ortsteile, die nah an der Kernstadt<br />
liegen, sind gefragt.“ <strong>Brilon</strong> geht für die<br />
kommenden Jahre von einem Bedarf<br />
von 700 bis 1.000 zusätzlichen Wohneinheiten<br />
aus. Ähnlich sieht es in der<br />
Kreis- und Hochschulstadt Meschede<br />
aus: „Die 70 Bauplätze der zwei neuen<br />
Wohngebiete Ziegelei II und Liegnitzer<br />
Straße beispielsweise waren in kürzester<br />
Zeit vergriffen.“, sagt Klaus Wahle,<br />
Fachbereichsleiter Planung & Bauordnung.<br />
„Meschede zieht als attraktiver<br />
Wohnort.“ Auch die Gemeinde Ense,<br />
ein gefragter Arbeits- und Wohnort,<br />
verzeichnet ein ähnliches Bild. „Viele<br />
junge Enser Bürgerinnen und Bürger<br />
wollen bauen oder suchen passende<br />
Wohnungen“, erklärt Stefanie Müller<br />
vom Fachbereich Bauen und Gemein-<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
„Innenentwicklung<br />
hat Vorrang vor<br />
Außenentwicklung“<br />
- Dr. Birgitta Plass<br />
deentwicklung. „Auch von außerhalb<br />
kommen Anfragen.“ Die Wertschätzung<br />
der heimischen Region als attraktiver<br />
Standort für Wohnen und<br />
Arbeiten hatte sich bereits in den letzten<br />
Jahren abgezeichnet, Corona hat<br />
die Tendenz verstärkt. Günstigere Bauund<br />
Mietpreise als in den Ballungsräumen,<br />
niedriges Zinsniveau, Homeoffice,<br />
hoher Freizeitwert waren und sind<br />
die wichtigsten Beschleuniger der Entwicklung,<br />
die weiter anhält, obwohl inzwischen<br />
die Miet- und Baulandpreise<br />
sowie die Baukosten auch in der Region<br />
teilweise deutlich gestiegen sind.<br />
Nachfrage nach<br />
„urbanem Wohnraum“<br />
Ein Trend zeichnet sich deutlich ab: die<br />
Nachfrage nach „urbanem Wohnraum“<br />
in der Region. Für Arnsberg gilt das<br />
besonders für die drei großen Stadteile<br />
Neheim, Alt-Arnsberg und Hüsten.<br />
„Familien, junge Paare und Wohngemeinschaften,<br />
Jugendliche, Senioren<br />
insbesondere der Nachfamilienphase,<br />
Menschen mit geringem Einkommen,<br />
aber auch Flüchtlinge suchen und konkurrieren<br />
hier um Wohnraum“, heißt es<br />
im Handlungskonzept der Stadt. Ähnlich<br />
sieht es auch in den anderen Kommunen<br />
aus. „Die Menschen ziehen auch<br />
im Alter um, das hat es früher nicht gegeben“,<br />
so Klaus Wahle über die Situation<br />
in Meschede. „Sie ziehen vom Berg<br />
runter in die Stadt.“ Das gelte auch für<br />
junge Familien. <strong>Brilon</strong>s Bürgermeister<br />
Dr. Christof Bartsch umschreibt die<br />
Suche nach urbanem Wohnraum im<br />
„lebenswerten Standort im Grünen“ so:<br />
„Die Menschen ziehen der Versorgung<br />
hinterher – in die Kernstadt und in die<br />
nahegelegenen Dörfer.“<br />
Wie kann der Wunsch nach „urbanem<br />
Wohnraum“ befriedigt werden? Die<br />
handelnden Akteure sind sich einig,<br />
dass vor allem „verdichtete Wohnformen“<br />
wie Mehrfamilienhäuser, Reihenhäuser,<br />
Kettenhäuser oder besondere<br />
Bau- und Wohngruppen an geeigneten<br />
Standorten infrage kommen. Nachverdichtung,<br />
Umbau, Aufstockung oder<br />
Abriss und Ersatzneubau gelten als bevorzugte<br />
Maßnahmen – alle mit hohem<br />
Standard im Hinblick auf Klimaschutz,<br />
Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.<br />
„Die Nachverdichtung, also die Nutzung<br />
freier Flächen im Bereich bestehender<br />
Bebauung, spielt eine dominierende<br />
Rolle“, sagt Klaus Wahle. „Bauen<br />
im Bestand, also im bebauten Bereich<br />
bleiben.“ „Die Innenentwicklung hat<br />
Vorrang vor der Außenentwicklung“,<br />
fasst es Dr. Birgitta Plass zusammen.<br />
„Die Fläche ist endlich.“ In <strong>Brilon</strong> beispielsweise<br />
stehen 600 bebaubare Fläche<br />
zur Verfügung, davon 250 in der Kernstadt,<br />
alle fast ausschließlich in privater<br />
Hand. Den Flächenverbrauch erheblich<br />
zu reduzieren: Dieses Gebot gilt in der<br />
ganzen Region.<br />
Umbau des alten Arbeitsamtes<br />
als pilotträchtiges Beispiel<br />
Ein pilotträchtiges Beispiel für die Philosophie<br />
der Nachhaltigkeit sind die<br />
Kernsanierung und der Umbau des<br />
alten Arbeitsamtes zu einem Mehrgenerationenhaus<br />
in der Mescheder<br />
Steinstraße. Die sogenannten barrierefreien<br />
Variowohnungen in den unteren<br />
Etagen werden zunächst von Studenten<br />
der Fachhochschule genutzt und können<br />
mittelfristig ohne großen Aufwand<br />
als Wohnungen für Senioren umgebaut<br />
werden. Die beiden oberen Etagen des<br />
fünfstöckigen Gebäudes sind Büroräume.<br />
Das Modellvorhaben wurde vom<br />
Bund mit 550.000 Euro gefördert und<br />
gilt als „Leuchtturm“ für nachhaltiges<br />
Bauen. Als weiteres beispielhaftes Projekt<br />
in Meschede gilt das Bauvorhaben<br />
auf dem Gelände der ehemaligen Franz-<br />
Stahlmecke-Schule. Teile des Gebäudes<br />
werden abgerissen, 14 Baugrundstücke<br />
für Einfamilienhäuser, Eigentums- und<br />
Mietwohnungen, betreutes Wohnen<br />
sowie für eine Demenz-WG sind erschlossen.<br />
Großes Interesse findet auch<br />
der geplante Bau eines Beginenhofs<br />
in Meschede. Es ist ein Wohnprojekt<br />
für Frauen (Siehe weiteren Artikel). In<br />
Neheim entsteht der Garten.Hof, eine<br />
moderne Baugruppe mit fünf Einfamilienhäusern,<br />
die durch einen zentralen<br />
Garten und ein gemeinsam nutzbares<br />
„Hofhaus“ verbunden sind. Großes Potenzial<br />
wird einem Bauvorhaben mitten<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 21
Baugebiet Neheim Moosfelde<br />
(Foto: Volksbank Sauerland)<br />
in Neheim-Moosfelde bescheinigt. Die<br />
Volksbank Sauerland vermarktet auf<br />
dem Gelände des ehemaligen Combi-<br />
Marktes 25 Wohneinheiten, 24 für Einfamilienhäuser<br />
und Doppelhaushälften<br />
sowie eine Parzelle für ein Mehrfamilienhaus.<br />
Für Moosfelde bedeutet das<br />
eine weitere Aufwertung des Quartiers.<br />
Bevölkerungsrückgang nicht so<br />
stark wie befürchtet<br />
Beim Blick in die Zukunft und auf<br />
die weitere Entwicklung des Wohnens<br />
spielen die demografische Entwicklung<br />
und die gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
eine entscheidende Rolle. Es zeichnet<br />
sich ab, dass die Region Einwohner<br />
verlieren wird, aber nicht in dem Maße,<br />
wie es frühere Prognosen vermuten und<br />
befürchten ließen. Der Anteil junger<br />
Menschen, die nach Studium oder Ausbildung<br />
(„Bildungswanderung“) wieder<br />
in die Region zurückkehren, wird<br />
größer. Fest steht, dass die Bevölkerung<br />
älter wird. In Arnsberg zum Beispiel<br />
werden 2030 die „Best Ager“ genannten<br />
Jahrgänge (zwischen 58 und 73 Jahre<br />
alte Menschen) die größte Gruppe<br />
stellen. Die Wohn- und Lebensformen<br />
werden nicht nur für die Senioren vielfältiger<br />
sein, so die Einschätzung der<br />
Stadtplaner. Wichtig werden danach<br />
generationengerechte, nachhaltige und<br />
sozial durchmischte Wohnquartiere<br />
sein. Ein weiteres wichtiges Kriterium<br />
wird bezahlbare (Miet-)Wohnungen für<br />
junge Menschen (Starter) und junge Familien<br />
sein. Individuelle Wohnformen<br />
müssen von den handelnden Akteuren<br />
auf dem Wohnungsmarkt unterstützt<br />
werden. Für das Erscheinungsbild der<br />
Kommunen spielt zudem die Baukultur<br />
auch mit moderner Architektur eine bedeutende<br />
Rolle.<br />
Bei allem Trend zu urbanen Wohnformen<br />
im Sauerland: Die Dörfer dürfen<br />
nicht vergessen werden, so der Tenor<br />
in den Kommunen. „Die Dörfer in<br />
<strong>Brilon</strong> liegen uns am Herzen“, erklärt<br />
Dr. Christof Bartsch. „In den Dörfern<br />
haben wir keine strukturellen Leerstände.“<br />
Die Politik und die Dorfgemeinschaften<br />
sind in den letzten Jahren mit<br />
Dorferneuerungsprogrammen aktiv gewesen.<br />
IKEK (Integriertes kommunales<br />
Entwicklungskonzept), DIEK (Dorfinnen-Entwicklungskonzept)<br />
und LEA-<br />
DER, das Förderprogramm der EU, haben<br />
zu einer erheblichen Aufwertung,<br />
besonders der Dorfkerne, geführt. „Die<br />
Dorfkerne haben eine zentrale Bedeutung<br />
für den Zusammenhalt“, so Stefanie<br />
Müller. Neuausweisungen von<br />
Baugebieten sind weiterhin möglich,<br />
sollen aber vorwiegend in Form von<br />
Arrondierungen erfolgen. „In den Dörfern<br />
hat sich eine Menge getan“, betont<br />
Michaela Röbke. Wichtig seien künftig<br />
auch die Themen Digitalisierung der<br />
kleinen Stadtteile und Mobilität mit<br />
verbesserten Angeboten im öffentlichen<br />
Personen-Nahverkehr und der Ausbau<br />
der Radwegenetze. ■<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 23
EINE<br />
LEBENS-<br />
QUALITÄT,<br />
DIE STÄDTE<br />
NICHT<br />
BIETEN<br />
KÖNNEN<br />
Die Neheimerin Sabine<br />
Keggenhoff über das Bauen<br />
und Wohnen im Sauerland<br />
Christel Zidi<br />
Tom Linke<br />
P<br />
rof. Dipl.-Ing. Sabine Keggenhoff<br />
aus Neheim ist Innenarchitektin<br />
und Architektin. Als geborene<br />
Sauerländerin hat sie einen besonderen<br />
Bezug zur heimatlichen Baukultur. Sie<br />
weiß um die Geschichte und versteht es,<br />
moderne Strukturen in die gewachsene<br />
Kulturlandschaft einzubinden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie gefällt Ihnen das Sauerland<br />
aus Sicht der Architektin?<br />
Sabine Keggenhoff: Ich fühle mich hier<br />
ausgesprochen gut aufgehoben. Ich selbst<br />
bin im Sauerland geboren und aufgewach-<br />
Sabine Keggenhoff in einem (fast fertigen) Haus am Ufer des Möhnesees.<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
sen, also hier mit Kopf und Herz verortet<br />
- persönlich und beruflich.<br />
Die Stadt- und Dorfstrukturen sind<br />
historisch gewachsen, sie erzählen eine<br />
lange Geschichte. Eingebettet in die<br />
grünen, schwingenden Landschaften,<br />
umgeben von einer Vielzahl an Seen,<br />
spiegeln sie vielfältige Entstehungsgeschichten.<br />
Mir ist es ein Anliegen, an<br />
erster Stelle den historischen Kontext<br />
der gebauten Umwelt in der Bewertung<br />
hinzuzuziehen. Gestaltung und Machbarkeiten<br />
der Zeit wirken prägnant auf<br />
regionale Bauweisen. Die Summe aller<br />
Teile hat damit vollste Berechtigung.<br />
Ich schätze u. a. die traditionellen Bauten<br />
sehr, wegen der handwerklichen<br />
Qualitäten und deren Konsequenz, die<br />
den „Geist des Ortes“, in der Architektur<br />
und Innenarchitektur auch Genius<br />
Loci genannt, belegen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Fahren Sie manchmal durch<br />
das Sauerland und denken: „Oh<br />
nein!“ angesichts architektonischer<br />
Bausünden?<br />
Sabine Keggenhoff: Das kommt<br />
durchaus schon vor. Die gebaute Umwelt<br />
ist mein Beruf, meine Passion - und<br />
es ist mir unmöglich diese wertneutral<br />
zu betrachten. Vor allem die Nachkriegszeit<br />
hat uns baukulturell Gebäude<br />
hinterlassen, deren Qualität in der Substanz<br />
heute kaum bestehen kann. Oft<br />
handelt es sich dabei um Gebäude, die<br />
weder außen noch innen identitätsbildende<br />
Bezüge zum Ort aufweisen; mit<br />
guter Absicht entworfen, Gebäude, die<br />
die Errungenschaften der bauhausgeprägten,<br />
modernen Architektur schlicht<br />
fehlinterpretierten. Quadratisch, praktisch<br />
- des Öfteren fehlt mir persönlich<br />
das „gut“.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wo sehen Sie architektonische<br />
Meisterleistungen – an neuen als<br />
auch an historischen Bauten?<br />
Sabine Keggenhoff: Historisch betrachtet,<br />
denke ich an die vielen Fachwerkbauten<br />
- Meisterleistungen ihrer<br />
Zeit und darüber hinaus. Gebäude, die<br />
seit vielen Jahrhunderten existieren und<br />
dem Menschen nach wie vor ein Zuhause<br />
bieten. Mich inspiriert das Haus der<br />
Stille von Peter Kulka in Meschede. „Ein<br />
Ort in der Welt, aber nicht von dieser<br />
Welt sollte das neue Gästehaus der Abtei<br />
werden,“ heißt es und diese Leitidee<br />
ist im Gebäude jederzeit wirkungsvoll<br />
sphärisch spürbar. Das in der neueren<br />
Zeit entstandene Arnsberger Sauerlandmuseum<br />
von Bez+Kock, als auch das<br />
Gemeindehaus der Christuskirche in<br />
Neheim, geplant und umgesetzt von unserem<br />
Büro, sind aus Architekturwettbewerben<br />
hervorgegangen und als vorbildliche<br />
Bauten mehrfach preisgekrönt.<br />
Ich empfinde sie als impulsgebende Gebäude,<br />
die gekonnt zwischen Tradition<br />
und Moderne vermitteln. Diese Beispiele<br />
verstehe ich als moderne Architektur,<br />
die ein zeitgemäßes Verständnis mit<br />
dem Geist des Ortes verwebt. Es wird<br />
so ein spannungsvoller Kontrast hervorgerufen,<br />
der sein Umfeld bereichert und<br />
einlädt, räumliche Wahrnehmungen<br />
jenseits von Konventionen zu schärfen.<br />
Als Planende Altes mit Neuem zu fügen,<br />
stellt immer eine Herausforderung dar.<br />
Ein emphatisches Vorgehen im Prozess<br />
als auch in Bezug auf die gestalterischen<br />
Mittel ist notwendig. Besonders wenn er<br />
intensive Veränderungen mit einbezieht,<br />
kann dies polarisierende Reaktionen<br />
hervorrufen. Nicht nur der bauliche Bestand,<br />
sondern auch damit verknüpfte<br />
Seit 25 Jahren Ihr „in Ihrer Nähe“ Spezialist für<br />
Treppenlifte<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 25
Assoziationen, Traditionen, Erinnerungen und Rituale<br />
werden in ein neues Gesamtgefüge eingebunden.<br />
<strong>WOLL</strong>: “Baukultur ist der immaterielle Reichtum<br />
unserer Region“ ist die „Charta zur Sauerland-Baukultur<br />
in Südwestfalen“ überschrieben.<br />
Inwieweit kann der einzelne Bürger dazu beitragen?<br />
Sabine Keggenhoff: Im ersten Schritt geht es darum,<br />
die eigenen Sinne zu schärfen. Genauer hinschauen,<br />
die eigene, gebaute Umwelt in den Blick<br />
nehmen und dadurch ein Gespür für Baukultur zu<br />
entwickeln.<br />
Im Auge des Betrachters ist die Bewertung der gebauten<br />
Umwelt etwas sehr Subjektives. Da wir aber<br />
diese gemeinsam erschaffen, ist ein Dialog essenziell.<br />
Eben dieser stellt bereits einen immens wichtigen,<br />
baukulturellen als auch gesellschaftlichen Beitrag<br />
dar. Gleichgültigkeit ist hier fehl am Platz, denn<br />
Gleichgültigkeit sorgt für Beliebigkeit, Beliebigkeit<br />
führt zu Identitätsverlust.<br />
Spannende Aussicht<br />
Haus mit Durchsicht<br />
Foto: Constantin Meyer<br />
<strong>WOLL</strong>: Schwarz-weiße Fachwerkhäuser, Schieferdächer<br />
und die Einbettung in das Grün der<br />
Wiesen und Wälder sind typisch für das Sauerland.<br />
Passen sich auch moderne Häuser an die für<br />
das Sauerland typischen gestalterischen Parameter<br />
an?<br />
Sabine Keggenhoff: Mit unserem heutigen Bewusstsein<br />
um das Bewahren eines baukulturellen<br />
Erbes, betrachte ich die Ist-Situation als richtungsweisend.<br />
Es ist wichtig anzuerkennen, dass Architektur<br />
schon immer dem Wandel der Zeit verschrieben<br />
war. In dem Sinne würde ich moderne Architektur<br />
per se nie als etwas „Fremdes“ beschreiben, dass sich<br />
anzupassen hat. Im Gegenteil, den Kontrast zwischen<br />
alt und neu herauszuarbeiten, ist ein wichtiges<br />
architektonisches Stilmittel - es geht im Kern um<br />
Respekt und Achtsamkeit. Andernfalls laufen wir<br />
Gefahr, dass unsere Gebäude durch simples Kopieren<br />
aussagelose, historisierende Repliken werden.<br />
Seit einigen Jahren wird dem ländlichen Raum in<br />
weiten Architekturdiskursen wieder ein höherer<br />
Stellenwert beigemessen. Die Lebensqualität in naturnahen,<br />
weitläufigeren Strukturen mit ausgeprägtem<br />
sozialen Netzwerk hat viele Anreize, die Städte<br />
einfach nicht bieten können. Coronabedingt haben
sich diese Diskurse um den ländlichen<br />
Raum noch einmal positiv intensiviert.<br />
Das Leben im Lockdown hat bei vielen<br />
Menschen ein Umdenken herbeigeführt.<br />
Ein möglicher Rück- oder Zuzug<br />
neuer Bewohner könnte gestalterische<br />
Impulse und neue, z.B. infrastrukturelle<br />
Bedürfnisse mitbringen, im privaten<br />
wie im öffentlichen Raum. Ziel dabei:<br />
bestehende Strukturen zu beleben, um<br />
die Stadt- und Dorfkerne wieder zu reaktiveren.<br />
Es ist in jedem Fall hochinteressant,<br />
wie sich diese Phase unseres<br />
Lebens auch langfristig baulich auswirken<br />
wird.<br />
Zur Person:<br />
Die Innenarchitektin Sabine Keggenhoff<br />
konnte die Qualifizierung zur Architektin<br />
durch die Realisierung diverser Hochbauprojekte<br />
erlangen. Über den sog. „Genieparagrafen“<br />
der Landesbauordnung<br />
NRW, der dies unter anspruchsvollen Voraussetzungen<br />
zulässt.<br />
Von innen nach außen, von außen zurück:<br />
KEGGENHOFF | PARTNER bietet<br />
durch die Verknüpfung der Disziplinen<br />
Architektur und Innenarchitektur einen<br />
nachhaltigen Mehrwert, der das Potenzial<br />
von Raum zielführend, angemessen<br />
und atmosphärisch zu vermitteln vermag.<br />
2001 von Sabine Keggenhoff und Michael<br />
Than in Arnsberg-Neheim gegründet,<br />
agiert das Büro deutschland- und europaweit.<br />
In interdisziplinären Projektteams<br />
werden vielfältige Aufgaben in variierenden<br />
Größenordnungen bearbeitet.<br />
Ihre Beziehung zur Innenarchitektur<br />
nahm in den 80er Jahren ihren Anfang,<br />
inspiriert durch eine Nachbarsfamilie:<br />
Das Zuhause der (Kunst-)Sammlerin und<br />
des Bauingenieurs „kontrastierte durch<br />
klare Linienführung mit einer guten<br />
Portion Selbstbewusstsein den restlichen<br />
Ortskern“. Die beiden nahmen Vorbildcharakter<br />
für die damals Jugendliche an,<br />
die so eine besondere Sensibilität gegenüber<br />
Wohnumfeldern entwickelte. „Immer<br />
schon war ich gerne Beobachterin mit<br />
einem analytischen Geist. An einem Tag<br />
in den 80er Jahren verstand ich dann zum<br />
ersten Mal, dass Raum als Kommunikationsmittel<br />
funktioniert, einen Ausdruck<br />
der eigenen Identität formuliert. Ohne<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche Trends haben sich in<br />
den letzten Jahren im Bereich Innenarchitektur<br />
durchgesetzt?<br />
Sabine Keggenhoff: Eine der bedeutendsten<br />
Strömungen unserer Zeit,<br />
geknüpft an unsere gesellschaftlichen<br />
Wertvorstellungen und die sog. ‚Megatrends‘,<br />
ist das Thema der Nachhaltigkeit.<br />
Dies bezieht sich auf alle Parameter<br />
von Planungs- und Herstellungsprozessen,<br />
vom Objekt über den Raum bis<br />
zum Gebäude. Trends in Einrichtungsfragen<br />
tangieren uns lediglich bedingt,<br />
wir agieren hier so unabhängig wie<br />
möglich. Wir treten ein für eine qualitativ<br />
hohe Material- und Produktbeschaffenheit<br />
sowie eine außerordentlich hohe<br />
handwerkliche Qualität in der Verarbeitung.<br />
Nutzer spüren die Authentizität<br />
von Material, die durch Natürlich- und<br />
Langlebigkeit zum Tragen kommt.<br />
Unsere Konzeptionen denken Patina,<br />
eine würdevolle Alterung, immer mit.<br />
Geschichten, die Material und Objekt<br />
durch ihre Nutzung erzählen, haben<br />
einen immens hohen und nachhaltigen<br />
Stellenwert. ■<br />
Worte, immens aussagekräftig. Ich war<br />
beeindruckt, verzaubert - und mein Berufswunsch<br />
stand fest.“<br />
Sabine Keggenhoff arbeitet und lebt in<br />
einem sehr offenen Grundriss, weitläufig,<br />
kommunikativ und lichtdurchflutet.“ Ihr<br />
Arbeitskontext ist farblich in schwarz-weiß<br />
gehalten - „bis ins Detail, da bin ich sehr<br />
konsequent.“ Diese Kombination erzeugt<br />
für sie „einen inspirierenden Kontrast<br />
und besticht gleichermaßen durch seine<br />
ordnende Neutralität.“ Und weiter erklärt<br />
sie: „Wie ein Passepartout rahmt dieses<br />
Konzept meine Gedanken und Impulse.<br />
Dieses bietet Raum und Freiheit in der<br />
vertrauensvollen und mich ausfüllenden<br />
Arbeit für unsere Auftraggeber - vor allem<br />
in der täglichen intensiven Auseinandersetzung<br />
mit Material, Form und Farbe.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 27
Anzeige<br />
Ab ins schöne Eigenheim!<br />
Dank Büdenbender schon innerhalb eines Jahres<br />
offen, gemütlich“ – diese drei<br />
Wörter fallen der Familie spontan ein,<br />
„Modern,<br />
wenn sie an ihr Eigenheim denkt. In<br />
ländlicher Lage im Kreis Soest haben sie sich ihren Traum<br />
vom Eigenheim erfüllt. Mit der Firma Büdenbender sind<br />
sie rundum zufrieden, vor allem von dessen Verlässlichkeit:<br />
„Von der Unterschrift bis zum Einzug verging<br />
genau ein Jahr, was genau dem verabredeten Zeitplan<br />
entsprach.“ Das Haus stand nach der Fertigstellung des<br />
Kellers bereits nach zwei Tagen und der Innenausbau<br />
wurde nach nur drei Monaten abgeschlossen.<br />
Das Gesamtkonzept in Verbindung mit einer „freundlichen<br />
und glaubwürdigen Vertriebsbetreuung“ hat sie vollends<br />
überzeugt. Punkte wie freie Planungsmöglichkeiten, transparente<br />
Preisgestaltung und moderne Ideenentscheidungen<br />
gehörten mit dazu. Besonderen Wert hat die Familie darauf<br />
gelegt, dass der Grundriss ihren Vorstellungen entspricht.<br />
Und so fällt das diffusionsoffene Haus in Holzständerbauweise<br />
schon durch das versetzte Pultdach auf: 16 bzw. 7<br />
Grad Neigung – ganz nach den Vorstellungen der Bauherren.<br />
Das Dach wirkt nicht nur ausgesprochen modern, sondern<br />
bietet auch größtmöglichen Gestaltungsspielraum für<br />
die beiden versetzten Wohnebenen. Wichtig war der Familie<br />
auch, dass sie die Elektroinstallation in Eigenleistung umsetzen<br />
konnten und diese mit der restlichen Bauplanung Hand<br />
in Hand ging. „Das war gar kein Problem. Unser Wunsch<br />
wurde unterstützt und voll mit eingeplant“, erinnert sich der<br />
Bauherr. Weitere Besonderheiten sind die Luft-Wasser-Wärmepumpe<br />
und die Fußbodenheizung. Ihre Entscheidung<br />
für Büdenbender – aufgrund der freien Planungsmöglichkeiten<br />
und transparenten Preisgestaltung – war also genau<br />
das Richtige. All ihre Vorstellungen sind ganz nach ihren<br />
Wünschen und ihrem Geschmack umgesetzt worden. Vom<br />
Ergebnis sind sie begeistert. In Ihrem neuen149 m² (ohne<br />
Keller) großen Haus in offener Bauweise und mit lichtdurchfluteten<br />
Räumen fühlten sie sich von Anfang an zu<br />
Hause und rundum wohl. Nach dem schönsten Moment<br />
gefragt, antworten sie: „Es gibt nicht den einen schönsten<br />
Moment“. Jeder neue Tag in unserem Traumhaus bringt<br />
immer wieder schöne Momente mit sich.“ Wer nun eine<br />
Vorstellung davon bekommen möchte, wie sein Traumhaus<br />
aussehen könnte, ist herzlich eingeladen, das Büdenbender<br />
Musterhaus in Bestwig zu besichtigen – nach vorheriger Terminabsprache<br />
oder jeden Samstag und Sonntag zwischen 14<br />
und 17 Uhr. ■<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
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Kochen<br />
18.22 m²<br />
WC/DU<br />
6.29 m²<br />
Arbeiten<br />
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Flur<br />
5.92 m²<br />
Bad<br />
10.43 m²<br />
Schlafen<br />
12.24 m²<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 29
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Fine, wat will denn der Otto bei euch<br />
im Chatten bauen? Der Friedel hat jesacht,<br />
„Hömma,<br />
der Otto is am Ausmessen dranne für nen<br />
Schuppen.“<br />
„Ne Lisbeth, kein Schuppen. Nen Tiny House nennt man<br />
dat.“<br />
„Wat is dat denn?“<br />
„Nen janz kleines Haus mit dem Nötigsten, wat man so<br />
braucht, woll?“<br />
„Und wofür will der Otto dat machen?“<br />
„Na, für uns zwei. Wir sind ja auch nich mehr die Jüngsten,<br />
da brauchen wa doch nich mehr so viel Platz, weißte. Wat<br />
sollen wa denn dann mit nem janzen Haus samt Keller?“<br />
„Ohne Keller? Dat jet ja jarnich.“<br />
„Doch, dat mut. Nur nen Wohnraum mit Küche, nen Bad<br />
und ne Schlafkoje, chlaube ich.“<br />
„Ja biste jescheit? Dann haste keinen Bastelkeller mehr für<br />
den Otto?“<br />
„Ne.“<br />
„Und kein Bügel- und Handarbeitszimmer für dich?“<br />
„Ne, auch net. Dat braucht man doch allet jar nich.“<br />
„Haste Töne! Und wo lasst ihr alle Plörren und Jedöns, wat<br />
man so im Haus hat?“<br />
„Na verkaufen, verschenken, wechschmeißen. Is doch voll<br />
der Trend. Wir behalten nur noch dat, wat man wirklich<br />
brauchen tut, woll?“<br />
„Und dann hockt ihr den janzen Tach zusammen auf einer<br />
Bude?“<br />
„Wird im Alter wohl nich so schlimm sein, odda?“<br />
„Dat chibt Mord und Totschlach, so wie ich euch kennen tu.<br />
Da bin ich mir abba sicha. Und überhaupt: wat macht ihr<br />
denn dann mit eurem Haus?“<br />
„Weißichnich, vermieten, denke ich.“<br />
„Dann haste so nen paar Mietnomaden im eigenen Haus<br />
und du selbst hockst im Chatten inner Hütte? Ich weißjanich.<br />
Dat würde ich mir abba nochmal überlejen.“<br />
„Soweit sind wa ja auch noch nich. Der Otto misst ja erst mal<br />
und guckt, ob dat überhaupt passt.“<br />
„Na Chottseidank. Also, ich würde es erst mal mit nem<br />
Wohnmobil testen. Wenn ihr drei Wochen Urlaub durchhaltet<br />
auf engstem Raum, dann chönnta imma noch überlejen.“<br />
„Chute Idee. Und wenn dat allet nich klappt, dann machen<br />
wa ne WG zusammen.“<br />
„Wer? Der Otto und du mit de Mietnomaden?“<br />
„Ne, der Otto und ich mit euch zusammen, woll?“ ■<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Altes Fachwerkhaus trifft auf<br />
modernen Einrichtungsstil<br />
DAS HERZENS-<br />
PROJEKT EINER<br />
MADFELDER<br />
INNENARCHITEKTIN<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
K<br />
ein noch so kleines Detail<br />
wird dem Zufall überlassen.<br />
Keine Materialauswahl, kein<br />
Farbton, kein Blickwinkel. Nachdem<br />
Petra Schluer vor wenigen Jahren das<br />
Nebenhaus aufwendig und detailgetreu<br />
historisch zu einem wahren<br />
Schmuckstück umgebaut hat, geht sie<br />
nun ihr wahres Herzensprojekt an.<br />
Petra Schluer<br />
Die studierte Innenarchitektin ist gerade<br />
dabei, ihre Diplomarbeit von damals umzusetzen.<br />
Im Hause der Schwiegereltern<br />
schafft sie aus Deele und Stallungen einzigartige<br />
Räume, die eine architektonische<br />
Meisterleistung aus „Tradition trifft<br />
Moderne“ darstellen.<br />
Mit Herzblut und Begeisterung packt sie<br />
auch selbst mit an, um alles ihren Wünschen<br />
und Vorstellungen entsprechend<br />
umzusetzen. Natürlich unterstützt von<br />
der gesamten Familie, die ja später auch<br />
vom gelungenen Endergebnis profitieren<br />
wird! ■<br />
Ein Sauerländer Fachwerkhaus von innen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 31
EINBLICKE IN DAS<br />
MADFELDER FACHWERKHAUS<br />
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Deele und Stallungen<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 33
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Moderne Stadtvilla<br />
mitten im Sauerland<br />
Janine und Timo Bültmann haben<br />
mit Wiese und Heckmann ihr<br />
Traumhaus realisiert<br />
Anne von Heydebrand<br />
Jürgen Eckert<br />
Das Jahr 2018 werden Janine und Timo Bült<br />
mann wohl nie vergessen. Es war ein Glücksjahr<br />
für die beiden, denn neben ihrer Hochzeit<br />
im Sommer, konnten sie im <strong>Herbst</strong> endlich ihr Traumhaus<br />
beziehen. Die Planungen wurden strikt verteilt:<br />
Er Haus. Sie Hochzeit. Und damit sich das junge Paar<br />
auf das Wesentliche konzentrieren konnte, stand ihnen<br />
mit Wiese und Heckmann ein starker Baupartner zu<br />
Seite.<br />
Mittlerweile hat sich das Paar in ihren eigenen vier Wänden<br />
eingelebt. Die 160 Quadratmeter große Stadtvilla mit<br />
Doppelgarage ist noch immer ihr absolutes Traumhaus.<br />
Janina und Timo Bültmann hatten genaue Vorstellungen,<br />
wie ihr Eigenheim aussehen soll und brachten ihre Ideen<br />
selbst zu Papier. Dass es ein Haus aus Holz wurde, war<br />
Zufall. „Wir haben unsere Zeichnung einer befreundeten<br />
Architektin gezeigt, die selbst in einem Holz-Rahmen-Bau<br />
von Wiese und Heckmann lebt. Wir waren von ihrem Haus<br />
und der tollen Holzdecke begeistert und haben uns dann<br />
ein Angebot dort eingeholt“, erzählt Timo Bültmann. Eine<br />
Entscheidung, die sie nie bereut haben. Es passte von Anfang<br />
an zwischen dem Unternehmen und den Bauherren<br />
aus Heringhausen. „Wir haben uns dort einfach wohlgefühlt.<br />
Alle waren nett und sind voll auf unsere Wünsche<br />
eingegangen. Wir haben uns so gut beraten gefühlt, dass<br />
wir dann auch gar kein anderes Angebot mehr eingeholt<br />
haben“, erklärt die 29-jährige Reiseverkehrskauffrau. Für<br />
sie war es wichtig, dass sie immer einen Ansprechpartner<br />
hatten. „Das Unternehmen ist ja ganz in der Nähe und<br />
wenn während der Bauphase irgendwelche Fragen aufkamen,<br />
waren sie sofort da.“<br />
Im April 2018 lieferte Wiese und Heckmann schließlich<br />
die Außenwände inklusive Kunststofffenster sowie Außenputz.<br />
Drei Tage später stand die Außenhülle und für die<br />
Bauherren begann die eigentliche Arbeit. Den Ausbau des<br />
Hauses wollten sie in Eigenregie fertig stellen. Eine anstrengende<br />
Zeit für das Paar, die sie allerdings nichts missen<br />
wollen. „Wir würden alles wieder genau so machen“, meint<br />
Timo Bültmann. Doch seiner Frau ist auch klar, dass sie<br />
das alles niemals ohne Hilfe geschafft hätten. „Ohne die<br />
Unterstützung unserer Familie wäre das alles sehr schwer<br />
geworden.“<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Der Traum hat sich erfüllt<br />
Heute ist das Haus mit seinen 160 Quadratmetern Grundfläche<br />
auf zwei Etagen zum echten Wohlfühlort für das<br />
Paar geworden. Die moderne Küche ist zum Wohn- und<br />
Essbereich offengehalten. Durch die großen, bodentiefen<br />
Fensterelemente ist der Mittelpunkt des Hauses lichtdurchflutet<br />
und bietet an jeder Stelle einen Zugang zum mehr als<br />
1.000 Quadratmeter großen Garten. Während im Erdgeschoss<br />
noch ein Gästezimmer sowie ein Bad untergebracht<br />
ist, befindet sich im Obergeschoss das Schlafzimmer mit<br />
abgeteilter Ankleide, sowie das Familienbad und zwei Kinderzimmer.<br />
Ihr persönliches Highlight: Die weiß-lasierte<br />
Massivholzdecke, die auf beiden Ebenen zu finden ist und<br />
die sie auch schon bei ihrer Architektin begeistert hat.<br />
werden. Für frische Luft sorgt obendrein eine Lüftungsanlage.<br />
Sie säubert und filtert die Frischluft, bevor sie ins Haus<br />
gelangt. Für die beiden Allergiker ein echter Pluspunkt. „In<br />
unserer alten Wohnung haben uns ständig die Augen gejuckt<br />
und wir mussten niesen. Jetzt ist es viel besser. Kein<br />
Vergleich mehr zu früher“, beschreibt Janine Bültmann die<br />
neue Wohnqualität. ■<br />
Während der Planung entschloss sich das Paar für eine<br />
Luftwasserwärmepumpe. Diese nutzt zur Energiegewinnung<br />
die Außenluft und kann unabhängig von grundstücks-<br />
und wasserrechtlichen Bedingungen eingesetzt<br />
Leistungsumfang Wiese und Heckmann<br />
- Entwurf & Bauantrag<br />
- Planungsleistungen & Bauleitung<br />
- Bodenplatte<br />
- Holzrahmenbau<br />
- Fenster<br />
- Außenputz<br />
Hausdaten<br />
- Einfamilienhaus mit Doppelgarage<br />
- Kein Keller<br />
- Dachform: Zeltdach<br />
- Wohnfläche ca. 160 m²<br />
Bauweise und Materialien<br />
- Holzrahmenbauweise<br />
- Dämmung mit Mineralwolle<br />
- sichtbare Massivholzdecken (Fichte) über Erdgeschoss<br />
und Dachgeschoss, weiß-lasiert<br />
- Kunststofffenster (innen weiß, außen anthrazit) /<br />
Kunststoffhaustür<br />
- Fassade: weißer Außenputz<br />
Wiese und Heckmann GmbH<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 35
UMZUG<br />
VON<br />
VOSSWINKEL<br />
NACH<br />
BACHUM –<br />
MIT HAUS<br />
Christel Zidi<br />
Marc Niemeyer<br />
T<br />
ransloszierungen, also die Versetzung<br />
von Häusern, gab es gelegentlich auch<br />
im Sauerland. Beispiele sind die Gevelinghauser<br />
Mühle, die Forstscheune in Madfeld,<br />
Haus Böhlsdorf in Warstein oder die Theodorus-Kapelle<br />
in Neheim. Die Nachfahren<br />
eines solchen „Hausversetzers“ haben wir in<br />
Arnsberg-Bachum getroffen: Stefan und Hubert<br />
Kemper. Noch als Kinder lebten sie mit Eltern<br />
und Geschwistern in dem alten Bauernhaus.<br />
Heute direkt gegenüber.<br />
Früher standen vor dem Elternhaus der<br />
beiden Brüder zwei Kastanienbäume<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Hier, in diesem alten Bauernhof sind Stefan und Hubert<br />
Kemper großgeworden. Besonders Hubert Kemper, der ältere<br />
der beiden Brüder, kann sich gut daran erinnern, dass<br />
oft Bachumer aus dem unteren Dorf zu ihnen ins Haus<br />
kamen. Nicht in der „Guten Stube“, sondern in der Küche<br />
saßen dann die Gäste. Dem ein oder anderen schmeckte<br />
auch der Korn, den der Vater eigens für den Besuch auf den<br />
Tisch gestellt hatte.<br />
Vom Schäfer zum Bauern<br />
„Mein Urgroßvater, der eigentlich Voßwinkeler war, arbeitete<br />
als Schäfer auf dem Hof Ebel“, weiß Stefan Kemper.<br />
„Später hat er sich hier oben das Haus aufgebaut. Nach und<br />
nach kaufte er Land hinzu – und im Laufe der Jahre wurde<br />
aus der Schäferei ein Bauernhof.“ Während Hubert Kemper<br />
in die Fußstapfen seines Vaters trat und bis vor einigen<br />
Jahren als Landwirt tätig war, ging der jüngere Bruder,<br />
Stefan Kemper, in die Industrie. Geregeltere Arbeitszeiten<br />
machten es möglich, dass er zwölf Jahre als Schützenoberst<br />
der St. Isidor-Schützenbruderschaft Bachum wirkte. Die<br />
Kempers - eine rundum beliebte und anerkannte Familie<br />
in Bachum. Eine Anerkennung, die dem Urgroßvater, dem<br />
Erbauer des Hofes, lange Zeit versagt geblieben war …<br />
Die Geschichte des Hauses<br />
Der Neheimer Josef-Georg Pollmann hat sich intensiv mit<br />
der Geschichte dieses Hauses und den damaligen „Auswirkungen<br />
auf das Gemeindeleben“ befasst. Er berichtet<br />
in einem Aufsatz* davon, dass das Haus ohne Absprache<br />
mit der Gemeindevertretung errichtet wurde. Absprachen,<br />
so Pollmann, gab es wahrscheinlich nur interne, zwischen<br />
dem Schäfer Kemper und seinem Auftraggeber, dem Bauern<br />
vom Kaiser-Hof (heute Ebel), einer der Urhöfe Bachums.<br />
Warum Kaiser seine Hudefläche für ein Haus abgab,<br />
ist nicht bekannt. Deshalb mutmaßt Pollmann, „Haus<br />
Kemper könnte durchaus ein neues Hirtenhaus für Kaiser<br />
gewesen sein.“<br />
Dass dieses Haus 1848 transloziert wurde, versetzt von<br />
Voßwinkel nach Bachum, gilt als bewiesen. In den alten<br />
Akten des Arnsberger Stadtarchives ist zu lesen, dass das<br />
Haus von „Voßwinkel nach Bachum gefahren“ wurde. Eine<br />
Ganzteil-Translozierung“ etwa? „Auch die Zeitangabe „des<br />
Morgens“ lässt, so Pollmann, den Rückschluss zu, dass es<br />
sich um eine „Nacht- und Nebelaktion“ handelte.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 37
Hausversetzungen und<br />
Translozierungen<br />
in alter Zeit<br />
Nichts wirklich Seltenes, denn<br />
in früheren Jahrhunderten entstanden<br />
aufgrund „unregelmäßiger<br />
Zuweisungspolitik für<br />
Siedlungswillige viele Häuser<br />
‚schwarz’“. Die Häuser wurden<br />
oftmals heimlich errichtet und<br />
mussten am nächsten Morgen<br />
fertig sein, da sie sonst abgerissen<br />
wurden.<br />
Die Balken der Fachwerkhäuser waren miteinander<br />
verzapft und ließen sich so leicht wieder voneinander<br />
trennen. Das Lehmgefache zwischen den Holzbalken<br />
musste anschließend allerdings erneuert werden. Als Transportmittel<br />
dienten wahrscheinlich Baumstämme, auf denen<br />
die großen Teile auflagen. Mithilfe von Pferden konnte<br />
das Schwergut dann bewegt werden.<br />
Gemeindemitglied ohne Rechte<br />
Bei seinen gründlichen Recherchen fand Pollmann heraus,<br />
dass der Schäfer Kemper 1852 ein Bittschreiben an<br />
die Gemeindevertretung Bachum schickte. Der Inhalt ist<br />
nicht bekannt, aber die Antwort: Kemper musste von da<br />
an jährlich einen Taler als „Communalgefälle“ an die Gemeindekasse<br />
entrichten. Damit war er zwar in die Gemeinde<br />
aufgenommen, allerdings „unter Ausschließung aller<br />
Stefan und Hubert Kemper<br />
Nutznießung“. Aufgrund dieser Querelen<br />
war das Leben für den Schäfer wohl<br />
nicht einfach, denn, so Pollmann,<br />
„ohne irgendein Anrecht auf<br />
Nutznießung dörflicher Rechte<br />
konnte im Prinzip jeder kleine<br />
Fehltritt als Frevel ausgelegt<br />
werden.“ „Das haben die gar<br />
nicht gern gesehen, dass man so<br />
weit außerhalb ein Haus baute“,<br />
weiß auch Stefan Kemper. Und<br />
Pollmann zitiert aus den Akten des<br />
Stadtarchivs: „ …weit von den nächsten<br />
Häusern mitten im Walde wo gar<br />
kein ordentlicher Weg dahin fürth und der<br />
ganzen Gemeinde zum Nachteil seye.“ Bereits 1858<br />
wollte Schäfer Kemper ein neues Haus errichten - wegen<br />
des schlechten Zustandes des 1848 errichteten Hauses oder<br />
zur Hofvergrößerung. Beim geplanten Neubau gab es aber<br />
Streit mit einem weiteren Bachumer Neuansiedler, worauf<br />
Kemper sein Haus wohl nur auf seiner Parzelle vergrößern<br />
durfte.<br />
All das ist lange her. Die Hausstreitigkeiten längst aus dem<br />
Wege geräumt und Bachum wieder ein „friedliches Dörfchen“<br />
– mit den Kempers, die noch immer weit draußen<br />
wohnen, aber trotzdem „mittendrin“ sind, als wichtige<br />
Mitglieder der Bachumer Dorfgemeinschaft. ■<br />
Aufsatz aus dem Buch “Bauten in Bewegung”: Eine Translozierung 1848 und ihre<br />
Folgen für das Gemeindeleben im sauerländischen Bachum (Josef –Georg Pollmann)<br />
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dem Fachwerk geborgen und nachhaltig aufbereitet.<br />
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bestimmen Astlöcher, kleine Splintstreifen, Kernrisse und eine<br />
lebhafte Maserung die Optik – jeder Altholz-Esstisch ist somit<br />
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Gepflegte und gelebte Warsteiner Heimatgeschichte<br />
Warstein, Rosengasse 5<br />
Sabina Butz<br />
S. Droste<br />
Auf der Suche nach der Rosengasse 5 in Warstein findet man sich in einer kleinen Nebenstraße mit gemischten<br />
Mehrfamilienhäusern ohne besondere Auffälligkeiten oder gar ästhetischem Anspruch. Noch bevor man die Hausnummer<br />
5 erkennt, steht da ganz plötzlich und unvermutet ein kleines, malerisches altes Häuschen in einem zauberhaften<br />
Garten mit alten Obstbäumen und vielen, vielen Bauernpflanzen, reichlich dekoriert mit bäuerlichen Nutzgegenständen<br />
und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Hier wird sich schon so mancher Besucher verblüfft die Augen gerieben<br />
haben. Sind wir im Märchenwald gelandet? Ein Heimatmuseum mitten in einer unscheinbaren Gegend? Der 71-jährige<br />
Eigentümer, Manfred Gödde, Warsteiner Urgestein, gelernter Kaufmann mit 30-jähriger Sparkassen-Berufstätigkeit und<br />
35-jähriger Politikerfahrung, unter anderem als Warsteiner Bürgermeister, empfängt uns vor der Haustür. Er stellt uns<br />
als erstes seine Lebensgefährtin, Anni Dunker vor, ohne deren Unterstützung „das alles gar nicht möglich wäre“.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was genau versteckt sich hinter der Adresse Rosengasse<br />
5 in Warstein?<br />
Manfred Gödde: Das älteste Haus Warsteins. Ich habe es<br />
von meinen Eltern geerbt und ab 2014 vollständig renoviert.<br />
Eine Renovierung unter Denkmalschutz und liebevoller Bewahrung<br />
alter Schätze, wie Haushaltsgegenstände, Werkzeug<br />
und Spielzeug der ehemaligen Bewohner. Heute vermiete<br />
ich es an Feriengäste und biete Führungen für kleine<br />
Besuchergruppen an.<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche historischen Fakten gibt es zur Rosengasse<br />
5?<br />
Manfred Gödde: Im Jahr 1617 wurde Warstein durch einen<br />
verheerenden Stadtbrand völlig vernichtet. Die Stadtväter<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
entschieden, dass der Wiederaufbau auch außerhalb der bis dahin geltenden<br />
Stadtgrenzen stattfinden durfte, ohne dass die Bürger ihr Bürgerrecht verlieren<br />
sollten. Auf einer solchen Parzelle „Bruch 28“ könnte eines dieser Häuser gestanden<br />
haben, das mit noch brauchbaren Baumaterialien aus den verbrannten<br />
Häusern errichtet wurde. Der jetzige Mescheder St.- Walburga-Pfarrer Michael<br />
Schmitt, gebürtiger Warsteiner, ist historisch sehr versiert und ausgewiesener<br />
Experte in der Regionalgeschichte. Er konnte einen entsprechenden Nachweis<br />
für den Namen „Lourweges Haus“ aus dem Jahr 1757 aus einem alten Kirchenbuch<br />
erbringen. Bis heute hat das Haus noch bei vielen älteren Warsteinern den<br />
Beinamen „Lorwigs Häuseken“.<br />
Meine Großmutter, Elisabeth Sprave, geb. Felmecke, ist in diesem Haus geboren<br />
worden, meine Mutter hat es geerbt und nun ist es in meinem Besitz. Das<br />
Haus ist ca. 400 Jahre immer bewohnt worden. Zu den Bewohnern zählten<br />
neben den Familienangehörigen eine Kuh und ein Schwein, manchmal auch<br />
zwei, die in den Ställen rechts und links der Deele untergebracht waren. Dazu<br />
kamen natürlich noch jede Menge Hühner, und ein Hofhund dürfte auch nicht<br />
gefehlt haben. Ich kann mich noch gut erinnern, wie 1956 die letzte Kuh aus<br />
dem Haus geführt wurde. Damals verwirrten mich die Tränen in den Augen<br />
meiner Verwandten, heute verstehe ich ihre Trauer.<br />
<strong>WOLL</strong>: Warum haben Sie 2014 die aufwändige Restauration vorgenommen?<br />
Manfred Gödde: Das Haus war heruntergekommen und sollte ganz abgerissen<br />
werden. Es entsprach einfach nicht mehr unserem Wohnstandard. Da ich immer<br />
schon alle möglichen alten Dinge gesammelt habe, zerriss es mir förmlich<br />
das Herz. Es muss genetisch begründet sein, denn das alte, krumme, verwunschene<br />
Haus enthielt so viele kleine Kostbarkeiten, von altem Geschirr über<br />
Haushaltsgegenstände, Bilder und Handwerkszeug, die ich einfach nicht entsorgen<br />
konnte.<br />
So reifte der Plan, das Häuschen bewohnbar und vermietbar wieder herzurichten.<br />
Der Denkmalschutz musste beachtet werden, die kleinen Ställe mussten zu<br />
Wohnraum umfunktioniert werden, ein Badezimmer fehlte, Elektro-, Heizungund<br />
Sanitäranlagen wurden installiert bzw. renoviert. Eine Menge Arbeit, aber<br />
schon von Anfang an bekam ich von Warsteiner Bürgern und auch überregio-<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 41<br />
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In der Diele<br />
In der Küche<br />
In der Schlafstube<br />
nal die eine oder andere „Kostbarkeit“, mit der Bemerkung<br />
„Wir können damit nichts mehr anfangen, aber Du weißt<br />
diese Dinge doch zu schätzen“. So entstand eine beachtliche<br />
Sammlung von alten Gebrauchsgegenständen, die immer<br />
noch weiter ergänzt wird, wobei die meisten Gegenstände<br />
original aus dem Haus stammen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie beurteilen Ihre Mieter das Haus?<br />
Manfred Gödde: Bislang haben wir nur begeisterte Reaktionen<br />
zu hören bekommen. Die Gäste sprechen von einer<br />
besonderen Gemütlichkeit, einer Puppenstube oder einem<br />
Knusperhäuschen. Man fühlt sich wohl in diesem Haus und<br />
behandelt das Inventar sehr respektvoll. Bisher haben wir<br />
überhaupt keine negativen Erfahrungen machen müssen.<br />
Auch die kleinen Führungen, die ich gelegentlich anbiete,<br />
werden sehr geschätzt und sind immer wieder auch für mich<br />
eine Bestätigung, dass ich mit meiner Einschätzung, das<br />
Alte zu bewahren, vielen Menschen aus der Seele spreche.<br />
<strong>WOLL</strong>: Gibt es etwas, was Sie den Warsteiner Bürger/<br />
innen sagen möchten?<br />
Manfred Gödde: Der Denkmalschutz wird von mir als Privatperson<br />
akzeptiert, respektiert und finanziert. Das erkennen<br />
viele Warsteiner Bürger/innen an. Mein Idealismus wird<br />
als solcher gewertschätzt.<br />
Es ist ein schönes Gefühl, alte Traditionen in alten Häusern<br />
hautnah und nachfühlbar zu gestalten.<br />
Zugegeben, es ist ein kostspieliges Hobby. Alte, denkmalgeschützte<br />
private Gebäude vor Verfall und Abbruch zu retten,<br />
sollte auf dem Land und in der Stadt umfangreich unterstützt<br />
werden. ■<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
„Friede den Einkehrenden, Heil den<br />
Gehenden“ – Gastfreundschaft spielt<br />
bei den Benediktiner-Mönchen eine<br />
große Rolle.<br />
Bei den Benediktiner-Mönchen<br />
in Meschede<br />
„Eine Zelle ist ein<br />
Rückzugsort“<br />
Monika Loerchner<br />
I<br />
ch betrete die Zelle von Bruder Benjamin. Eine Matratze<br />
liegt auf dem kalten Steinboden. Die Wände<br />
sind kahl und feucht, das winzige Fenster vergittert.<br />
„Monika?“ - Georg, mein Fotograf, bringt mich zurück<br />
in die Wirklichkeit. „Wenn du mal kurz zur Seite gehen<br />
könntest?“ Zurück im Hier und Jetzt stehe ich inmitten<br />
eines lichtdurchfluteten Raumes. Alles ist ganz anders, als<br />
ich es mir vorgestellt habe. Aber fangen wir von vorne an.<br />
„Wie leben eigentlich Mönche heutzutage?“ – Dieser Frage<br />
wollte ich auf den Grund gehen. Zu meiner Überraschung<br />
zeigte sich P. Cosmas Hoffmann, Prior der Abtei Königsmünster<br />
in Meschede, sehr angetan von der Idee. Nachdem V.<br />
Abt Aloysius Althaus seine Zustimmung gegeben hatte, stand<br />
einem Besuch bei den Brüdern vom Orden des Heiligen Benedikt<br />
nichts mehr im Wege. Ich werde von Bruder Benjamin,<br />
55, und Bruder Symeon, 29, begrüßt. Bruder Benjamin ging<br />
im Alter von 21 Jahren ins Kloster, Bruder Symeon ist seit vier<br />
Georg Giannakis<br />
Jahren Teil des drittgrößten Benediktinerordens Deutschlands.<br />
50 Brüder zwischen 27 und 92 Jahren gehen hier „zusammen<br />
durch Dick und Dünn“, wie Bruder Symeon sagt.<br />
Ora et labora et lege<br />
Die Gebete werden immer zu festen Zeiten verrichtet, geben<br />
den Brüdern Halt. Dazwischen gemeinsames Essen, Zeit zum<br />
Studieren. „Viele kennen nur ‚Ora et labora‘, dabei heißt es auch<br />
noch ‚et lege‘, also ‚Bete und arbeite und lies!“, erklären mir die<br />
Mönche. Dann führen sie also ein Leben, in dem jede Minute<br />
verplant ist? Kopfschütteln. „Wir haben einen ganz normalen<br />
Acht-Stunden-Arbeitstag“, sagt Bruder Symeon. Bruder Benjamin<br />
ergänzt: „Wir haben sogar drei Wochen Urlaub im Jahr.“<br />
Dennoch vermisst er die fehlende Spontanität, „dass ich mich<br />
nicht mehr in mein privates Auto setzen und irgendwohin fahren<br />
kann.“ Tatsächlich teilen sich die 50 Brüder sechs Fahrzeuge.<br />
Und was vermisst ein Mönch wohntechnisch am meisten?<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 43
„Ein eigenes Badezimmer!“ Bruder Benjamin<br />
lacht. „Das wird Ihnen jeder Brüder unterschreiben.“<br />
In den Zellen<br />
besser: Sie werden von der freundlichen, individuellen Einrichtung<br />
beiseite gefegt, verblassen unter dem einfallenden Sonnenlicht.<br />
Ich bin baff. Während Georg Fotos schießt, versuche<br />
ich mein Bestes, doch noch einem Hauch Mittelalter auf die<br />
Spur zu kommen.<br />
Die Zimmer der Mönche sind circa 14 qm<br />
groß. „Natürlich heißt es ‚Zelle‘, aber wir<br />
sind hier ja nicht im Gefängnis“, erklärt<br />
mir Bruder Symeon. Tatsächlich<br />
bedeutet das Wort „Zelle“ in seiner<br />
ursprünglichen Bedeutung „Rückzugsort“.<br />
Der ist umso wichtiger, wenn<br />
man ansonsten alles miteinander teilt.<br />
Zwar verfügen viele Brüder über<br />
ein Handy oder Laptop, jedoch<br />
werden diese überwiegend als<br />
Arbeitsgeräte eingesetzt. Präsenz<br />
in den sozialen Medien,<br />
Live-Streams der<br />
Gottesdienste bei You-<br />
Tube. Darf man das<br />
überhaupt? „Zu Zeiten<br />
des Heiligen Benedikts<br />
gab es zum Beispiel<br />
das Wort ‚privat‘<br />
gar nicht “, so Bruder<br />
Benjamin. Daher<br />
müssen die Mönche es<br />
schaffen, die Regeln des<br />
Ordensgründers in die<br />
heutige Zeit zu übersetzen,<br />
„sonst enden wir als<br />
Museum.“ Wir betreten<br />
das Innere des Klosters,<br />
gehen über hellen Boden<br />
aus Muschelkalk. Die Flure<br />
sind still, aber hell. Bis jetzt<br />
ist nichts so, wie ich es mir<br />
vorgestellt hatte. Bruder Benjamin<br />
öffnet eine Tür. „Bitte,<br />
kommen Sie hinein.“ Ich betrete ein wunderschönes, helles,<br />
geschmackvoll eingerichtetes Zimmer. Sorgfältig ausgewählte<br />
Bilder schmücken die Wände. Viele Bücher und zwei Hanteln<br />
verraten, womit sich Bruder Benjamin in seiner freien Zeit<br />
beschäftigt. Das Zimmer strahlt pure Behaglichkeit aus. In<br />
Bruder Symeons Zimmer ergeht es meinen Vorurteilen nicht<br />
Bruder Symeon und Bruder<br />
Benjamin bei einem Spaziergang<br />
im klostereigenen Park.<br />
Alltagsleben<br />
„Sicher haben Sie doch eine Putzkraft?“ „Nein,<br />
wir halten unsere Zimmer selbst sauber. Für die<br />
Duschen und Toiletten gibt es einen Putzplan.“ Nur<br />
nicht für die Küche. Die Brüder werden nämlich<br />
über die Großküche versorgt, die auch Gästehaus<br />
und Café beliefert. „Wir werden zu<br />
gut versorgt“, verrät Bruder Benjamin<br />
und lacht. „Sonst bräuchte ich ja keine<br />
Hanteln!“ Wir schauen uns noch<br />
eines der acht Gästezimmer an. Hier<br />
können männliche Nicht-Mönche<br />
einige Zeit lang das Kosterleben<br />
kennenlernen („Gehen<br />
Mönche eigentlich in<br />
Rente?“ – „Gott sei Dank<br />
nicht“, sagt Bruder Benjamin),<br />
sich Gott wieder<br />
annähern. Ein Angebot,<br />
das oft und gern genutzt<br />
wird. Zwanglose Treffen<br />
der Brüder finden im<br />
Park statt, bei kaltem oder<br />
schlechtem Wetter im Fernsehraum.<br />
Wenn ein WM-<br />
Spiel stattfindet, läuft der<br />
Fernseher.<br />
Eine neue, große Familie<br />
„Manche Menschen denken,<br />
wir wären halbe Engel“,<br />
erzählt Bruder Benjamin.<br />
„Dabei sind wir auch nur<br />
Menschen!“ „Streiten Sie sich auch mal?“, frage ich vorsichtig.<br />
Bruder Symeon nickt. „Auf jeden Fall! Aber wir halten uns an<br />
die Regel, dass man bis zum Abend wieder Frieden schließen<br />
soll.“ Bruder Benjamins alter Novizenmeister pflegte immer<br />
zu sagen, dass Mönche in erster Linie Menschen sind, danach<br />
Christen und erst an dritter Stelle Mönch, „sonst haben Sie<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Helle Möbel, fröhliche Farben:<br />
Die Mönchszelle von Bruder Benjamin.<br />
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Besonders genießt er die wunderschöne Aussicht über Meschede.<br />
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Dieser Zusammenschluss<br />
besteht nur<br />
am Ende ein unmenschliches oder unchristliches Mönchtum.“ Bruder Symeon ergänzt:<br />
„Man kann Gott ja auch dienen, wenn man kein Mönch ist. Jeder Mensch<br />
ist anders.“<br />
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Darum ist es den Mönchen auch wichtig, dass niemand überstürzt in den Orden<br />
eintreten kann. Intensive Gespräche und eine lange Probezeit klären, ob jemand<br />
wirklich zum Mönch berufen ist. Ist das der Fall, findet er in der Abtei Königsmünster<br />
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Gibt es denn auch Freundschaften unter den Mönchen? „Natürlich“, sagt Bruder<br />
Benjamin. „Wenn es einem schlecht geht, muss man an eine Tür klopfen können.<br />
Das hat für mich auch viel mit einem Zuhause zu tun.“ ■<br />
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EIGENE TRAUMHAUS REALISIEREN<br />
„J<br />
edes neue Haus/Projekt ist so individuell wie<br />
der Mensch, der dahintersteht“, sagt Matthias<br />
Pape von Zimmermann Haus in Schmallenberg.<br />
Für ihn ist die Zusammenarbeit mit den Bauherren<br />
immer wieder anders, aber stets unglaublich spannend.<br />
So ist es ihm auch mit Thorsten Schulte und seiner Lebensgefährtin<br />
Katharina Schmidt ergangen. In Oberhenneborn<br />
hat das Paar in diesem Jahr sein Traumhaus errichten lassen.<br />
Beide sind - wie geplant -Anfang August eingezogen. Auch<br />
ein wenig stolz, “ein für uns so großes Projekt gemeistert zu<br />
haben.”<br />
“Unser Plan war es von vornherein, in ein möglichst fertiges<br />
Haus ‚ohne noch vorhandene Baustellen’ zu ziehen und das<br />
haben wir auch geschafft.“ Den Traum vom eigenen Haus<br />
haben viele Menschen. Matthias Pape weiß, dass der Weg<br />
dorthin selten einfach ist: „Vieles muss berücksichtigt, Kleingedrucktes<br />
gelesen und Gesetzespassagen richtig verstanden<br />
werden. Es gibt so vieles, was beachtet werden muss, das kostet<br />
viel Geduld und Zeit.“ Wichtig für Bauherren, sich dann<br />
auch für den richtigen Anbieter zu entscheiden. Das Oberhenneborner<br />
Paar hat für sich die richtige Entscheidung getroffen:<br />
„Uns war nach viel Recherche und Vergleich von vielen Anbietern<br />
letztlich wichtig, dass wir mit einem lokalen Anbieter<br />
bauen und somit immer einen greifbaren Ansprechpartner in<br />
der Nähe haben. Die Firma Zimmermann Haus hat uns von<br />
Anfang an ‚an die Hand genommen’ und uns während der<br />
ganzen Bauphase super begleitet.“<br />
Lösungsorientiert und im Sinne<br />
des Kunden<br />
Das Bauherrenpaar hatte sich schon im Vorfeld viele Gedanken<br />
gemacht. Die Grundrissplanung setzten sie dann – nach<br />
ihren Bedürfnissen - mit der Architektin, Petra Schirmer von<br />
Zimmermann Haus, um. Dann konnten die Bauherren beobachten,<br />
wie aus den Planungen, auf Papier bzw. am Computer,<br />
das schöne Haus mit Holzverschalung in Oberhenneborn entstand.<br />
Ein spannender Prozess für alle Beteiligten. „Betrachten<br />
wir heute rückblickend unsere ersten eigenen Skizzen zum<br />
Eigenheim, dann haben wir, um einige gute Ideen von Petra<br />
Schirmer ergänzt, genau unser Traumhaus realisieren können.<br />
Natürlich gab es während der Bauphase immer mal wieder<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
„Wir würden auch noch einmal<br />
mit Zimmermann Haus bauen“<br />
Probleme, die es zu lösen galt. Aber<br />
auch da muss man wirklich sagen, dass<br />
Christian Himmelreich, der Bauleiter,<br />
immer lösungsorientiert und in unserem<br />
Sinne die Probleme aus der Welt<br />
geschaffen hat.“<br />
Bei der Planung mussten nicht nur das<br />
Wohnen, sondern auch die selbständige<br />
Tätigkeit und damit das Homeoffice<br />
und die Hobbys im Grundriss vereint<br />
werden: „Wir haben mit einem großzügigen<br />
Büro im Erdgeschoss alle Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen. Das Büro<br />
ermöglicht es mir, in meiner nebenberuflichen<br />
Tätigkeit als Grafiker auch<br />
Kunden zu empfangen, ohne dass diese<br />
durch die privaten Räume gehen müssen.<br />
Zudem haben wir alle Räume im<br />
Haus entsprechend mit Netzwerk-Anschlüssen<br />
ausgestattet, um auch dort<br />
unabhängig arbeiten zu können“, berichtet<br />
Thorsten Schulte.<br />
Als „Kellerersatz“ wurde ein ziemlich<br />
großes Garagengebäude direkt an das<br />
Haus angebaut, so dass das Bauherrenpaar<br />
immer auf kurzen und trockenen<br />
Wegen direkt in das Haus kommen<br />
kann. Auch der Hauswirtschaftraum<br />
im EG ist sehr zentral gelegen und sorgt<br />
zusätzlich für kurze Wege. Es mangelt<br />
also nicht an Bewegungsfreiraum. Insgesamt<br />
sind die Räume, wie der Bauherr<br />
berichtet „alles in allem recht großzügig<br />
geschnitten und wir freuen uns über<br />
unseren großen Garten von rund 600<br />
m² mit direktem Zutritt aus Küche und<br />
Wohnzimmer.“ Wie wichtig eine gute<br />
Planung für die Zukunft ist, weiß das<br />
junge Bauherrenpaar auch: „Ja, auch das<br />
war für uns ein Thema bei der Planung<br />
(wenn auch nicht das Wichtigste). Unser<br />
Erdgeschoss ist so geplant, dass aus dem<br />
jetzigen Büro im Grunde jederzeit ein<br />
Schlafzimmer entstehen könnte. Auch<br />
das Gäste-Bad im EG haben wir entsprechend<br />
mit einer bodentiefen Dusche<br />
versehen, um im Falle des Falles unabhängig<br />
vom Hauptbad im OG zu sein.“.<br />
Thorsten Schulte und Katharina<br />
Schmidt sind mit den Leistungen, der<br />
Zusammenarbeit mit Zimmermann-<br />
Haus „ohne Übertreibung: wirklich<br />
sehr zufrieden.“ Und so können beide<br />
einstimmig sagen: „Wir würden auch<br />
noch einmal mit der Firma Zimmermann<br />
Haus bauen.” ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 47
Oberhenneborn setzt auf<br />
Natur und das „Wir-Gefühl“<br />
Andreas Melliwa<br />
Klaus-Peter Kappest<br />
V<br />
or 36 Jahren ist Schmallenberg-Oberhenneborn<br />
zu einem der attraktivsten Dörfer Deutschlands<br />
gewählt worden. Die Goldmedaille im Wettbewerb<br />
„Unser Dorf soll schöner werden“ war damals eine<br />
große Überraschung – besonders für die Oberhenneborner<br />
selbst. Denn sie hatten eigentlich nicht mehr getan,<br />
als die Schönheit ihrer Heimat ins rechte Licht zu setzen.<br />
Und damit haben sie auch heute noch Erfolg…<br />
Die Augen glänzen noch wie damals, wenn Annette Göddeke<br />
von der Preis verleihung in Berlin erzählt: Fünf Jahre lang<br />
hatten die Oberhenneborner immer wieder am Wettb ewerb<br />
„Unser Dorf soll schöner werden“ teilgenommen, jedes Jahr<br />
war man dem großen Ziel ein Stück nähergekommen. 1985<br />
gelang dann der große Coup. Bundesgolddorf – Oberhenneborn<br />
gehörte zu den 13 schönsten Dörfern Deutschlands.<br />
„Morgens um acht kriegten wir den Anruf“, erinnert sich<br />
die damalige Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins,<br />
„danach war hier Ausnahmezustand!“ Oberhennebor ner,<br />
die bereits auf dem Weg zu Arbeit waren, kehrten wieder<br />
um, die Kirchen glocken läuteten, der Schützenverein ließ<br />
Böllerschüsse los.<br />
Alles begann in der Dorfkneipe<br />
Ohne das gemütliche Frauen- Treffen in „Wüllners Landgasthof“<br />
wäre es wohl nie soweit gekommen. Der damalige<br />
Ortsvorsteher fragte Anfang der 1980er-Jahre vorsichtig<br />
nach, ob denn nicht eine der Damen ein bisschen Zeit hätte,<br />
etwas fürs Dorf zu tun. „Wenn, dann alle von uns!“ war die<br />
Antwort, und die Keimzelle des Dorfverschönerungsvereins<br />
war geboren. Alle weiteren Planungen liefen dann auch in<br />
der Kneipe zusammen, hauptsächlich beim sonntäglichen<br />
Frühschoppen. Der war gesetzt: Pünktlich nach dem letzten<br />
Lied in der Messe ging’s zu „Wüllners“, Warsteiner und<br />
Veltins vom Fass, die dunklen Zigarren machten rechts vom<br />
Tresen die Runde, die hellen links rum.<br />
Feuchtbiotope, Unkraut und Kopfsteinpflaster<br />
„Wir hatten Glück, dass damals ein Umdenken im Wettbewerb<br />
stattfand“, erinnert sich Annette Göddeke, „zuvor<br />
sollten sich die Dörfer zu einer Art Kur ort entwickeln. Jetzt<br />
rückte die Natur, das Dorf als Lebensraum in den Mittelpunkt“.<br />
Das gefiel den Oberhennebornern und sie legten<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
los: Wilde Wiesen wurden angelegt, Feuchtbio tope,<br />
das alte Kopfstein pflaster unter der dicken Asphaltdecke<br />
hervorgeholt. „Wir haben etwas für uns, fürs<br />
Dorf gemacht, und das hat wohl letztlich den Ausschlag<br />
gegeben!“ sind sich die Oberhenneborner<br />
sicher.<br />
Ein Dorf voller (Foto)Perspektiven<br />
Den Schwung aus der Wettbewerbs zeit haben sie ins<br />
Heute mitgenommen. Medaillen hat es zwar nicht<br />
mehr gegeben, aber das Dorf hat sich behutsam<br />
weiterentwickelt. Zahl reiche Wanderrouten sind<br />
entstanden, wie zum Beispiel die Golddorf-Route<br />
mit Bienenlehrpfad und – als letztes Projekt – die<br />
Fotoroute. Auf dem Rundwanderweg hat der<br />
renommierte Landschaftsfotograf Klaus-Peter Kappest<br />
besonders reizvolle Stellen zum Fotografieren<br />
ausgesucht, auf Schildern gibt er dort Tipps für<br />
optimale Aufnahmen. Der Clou sind fest installierte<br />
Stative, an denen jeder sein Handy oder Fotoapparat<br />
festmachen kann. Wer will, kann auch eine Fototour<br />
mit dem Meister selbst buchen.<br />
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Als Geheimtipp entlang der Wanderwege gilt allerdings<br />
der Osterfeuerplatz. Hier hat Annette Göddeke<br />
an ihrem Lieblingsort einen kleinen unterirdischen<br />
Getränkevorrat angelegt. Bier, Limo, Cola und<br />
Wasser, alles da für Jedermann. Die Kasse ist ein<br />
kleines Kästchen und Vertrauenssache. Bodenständiger<br />
Charme im besten Sinne des Wortes. Und so<br />
wollen die Oberhenneborner ihren Ort wei ter pflegen.<br />
Vielleicht reicht’s ja dann doch noch mal für<br />
Böllerschüsse und Glockenläuten. Irgendwann… ■<br />
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www.becker-matratzen.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 49
Sabina Butz<br />
Anke Kemper<br />
Der Buiterling: Bauen im Sauerland<br />
Prozent der Deutschen leben mietfrei in einer<br />
Wohnung oder einem Haus. 48,6 Prozent<br />
51,4 leben zur Miete. Damit liegen wir europaweit<br />
auf dem niedrigsten Wert, nirgendwo sonst gibt es weniger<br />
selbstgenutztes Wohneigentum als bei uns. Die Gründe für diese<br />
Zurückhaltung dürften vielfältig sein, für den HSK könnten folgende<br />
Fakten eine maßgebliche Rolle spielen:<br />
Da möchte zum Beispiel ein Bewohner der Kreisstadt ein Einfamilienhaus<br />
bauen. Einen Bauplatz hat er geerbt, was für einen<br />
echten Poahlbürger nicht unwahrscheinlich ist. Die Finanzierung<br />
steht, fehlt nur noch die Umsetzung in die Tat: Als Erstes<br />
sucht unser Bauherr einen Architekten. Als Poahlbürger hat<br />
man da natürlich so seine Rücksichtsnahmen zu bedenken. Der<br />
Architekten-Schwager muss bedacht werden, sonst hängt der<br />
Haussegen schief. Vielleicht könnte man aber für die Statik den<br />
Kegel-, Skat- oder Schützenbruder einsetzen? Schwierig, weil<br />
immer einer zu kurz kommt und dann vielleicht verstimmt sein<br />
könnte. Die einzelnen Gewerke, so nennt man die notwendigen<br />
Handwerkerdienste beim Bau, stellen dann ein ähnlich schwieriges<br />
Problem dar, wie die Sitzordnung beim Kommunionskaffeetrinken<br />
oder nächsten Familienfest. Wenn der Installateur oder<br />
der Dachdecker nicht im engsten Familienkreis gefunden werden<br />
kann, dann bestimmt im erweiterten Bekanntenkreis. Schon<br />
wieder dürfte die Entscheidung für diesen oder jenen, bei mehreren<br />
anderen liebenswerten und gleich qualifizierten Freunden<br />
eine Verstimmung auslösen. Den Maler des Innenbereichs, der<br />
sich der Beobachtung von draußen entzieht, könnte man vielleicht<br />
nach Preis-Leistung auswählen, vorausgesetzt, er fährt ein<br />
neutrales Auto. Bei der Gartenanlage könnte man ja selber Hand<br />
anlegen, und so allen Problemen aus dem Weg gehen, wenn da<br />
nicht der angeheiratete Neffe wäre, der sich doch gerade erst<br />
selbstständig gemacht hat und dringend Aufträge benötigt.<br />
Das ganze Dilemma dürfte für den Poahlbürger der einzig denkbare<br />
Anlass sein, einmal den Buiterling zu beneiden, der frei von<br />
solchen Überlegungen, fröhlich seinen Bau vorantreibt. Gönnen<br />
wir es dem Buiterling, er hat ja sonst nicht unbedingt viel zu<br />
lachen. ■<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Feng Shui im Land der 1000 Berge<br />
Christel Zidi<br />
OHNE BAMBUS UND OHNE BUDDHAS<br />
W<br />
er ein gutes Einrichtungsgefühl hat, sich in<br />
seinem Haus wohlfühlt und weiß, dass sich dort<br />
auch Gäste schnell heimisch fühlen, handelt aus<br />
dem Bauch heraus nach uralten Regeln. In China hat man<br />
diese Gesetzmäßigkeiten schon vor langer Zeit niedergeschrieben<br />
und zwar in der Harmonielehre Feng Shui.<br />
Die Hauptaufgabe des Feng Shui ist es, eine Harmonie zwischen<br />
dem Menschen und seiner Umgebung zu schaffen. Ganz<br />
schlicht ausgedrückt geht es darum, die positiven Kräfte zu<br />
stärken und die negativen meiden. Um diese alte Wissenschaft<br />
in Vollendung zu verstehen, benötigt es einer langen Ausbildung.<br />
Natürlich kann man sich von einem Feng-Shui-Experten<br />
beraten lassen, sich entsprechende Sachbücher kaufen oder<br />
einen Kurs besuchen. Für den Anfang reicht aber schon ein<br />
gutes Bauchgefühl, um die wichtigsten Regeln verstehen und<br />
umsetzen zu können.<br />
Im Feng Shui spricht man von Energie, die fließen soll. Chi<br />
wird sie dort genannt. Dieses Chi kann man sich einfach als<br />
einen kleinen Strom vorstellen, der durchs Haus fließt. Dieser<br />
Strom möchte nicht stolpern, nicht hängenbleiben. Nicht an<br />
ungünstig stehenden Möbelstücken und schon längst nicht an<br />
lagernden Kisten. Wie ein kleines Kind, das mit ausgebreiteten<br />
Armen durch die Wohnung läuft. Würden sich ihm in<br />
Ihrem Haus Hindernisse auftun? Zu schnell sollte dieser Fluss<br />
natürlich auch nicht fließen, wie das in langen, engen Fluren<br />
passieren kann. Sonst lösen sich gute Energiesammlungen zu<br />
schnell auf. Ein quer liegender oder quer gemusterter Teppich<br />
kann das vermeiden.<br />
Das Chi liebt Pflanzen, schöne Dekorationen. Keine ausgestopften<br />
Tiere und toten Blumen. Es mag am liebsten aufgeräumte<br />
Räume – am besten nach Zweck geordnet. So sollte z.<br />
B. das Schlafzimmer nicht zum Home Office werden. Denn<br />
wer findet schon Ruhe, wenn er vor dem Einschlafen auf unerledigte<br />
Aktenberge blickt? Hört sich doch ganz logisch an<br />
und nicht nach unverständlichem Chinesisch, oder?<br />
Bett und Sofa sollten nicht frei im Raum stehen, sonst geben<br />
Sie uns nicht das Gefühl von Sicherheit. Der direkte Blick zur<br />
Tür ist ebenfalls von Bedeutung. Denken Sie nur einmal an<br />
Ihren letzten Restaurantbesuch. Haben Sie da, im noch nicht<br />
voll besetzten Restaurant, einen Platz mittendrin, mit dem<br />
Rücken zur Tür gewählt?<br />
Spiegel sollten nicht direkt gegenüber Türen platziert werden.<br />
Selbst der schönste Mensch erschrickt, wenn er beim Hereinkommen<br />
„eine Person“ erblickt. Nichts gegen Deckenspiegel,<br />
aber am frühen Morgen die Augen aufzuschlagen und direkt<br />
in das eigene Gesicht zu blicken, ist zumindest sehr gewöhnungsbedürftig?<br />
Spiegel im Schlafzimmer sollten also immer<br />
gut platziert sein. Leichter wird es, im Esszimmer einen passenden<br />
Platz für Spiegel zu finden. Hier sehen sie nicht nur<br />
dekorativ aus, sondern symbolisieren direkt überm Tisch den<br />
sich verdoppelnden Speisenreichtum.<br />
Das Chi liebt Licht. Wenn schon durch die Fenster nicht genügend<br />
hereinkommt, so sollte man mit natürlichem Licht<br />
nachhelfen. Es gibt Tageslichtlampen und LED-Lichter, die<br />
natürliches Tageslicht zaubern und für eine gute Stimmung<br />
sorgen.<br />
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, können Sie die ersten<br />
Feng-Shui-Kenntnisse gleich und mit Erfolg anwenden. Ihren<br />
persönlichen Wohngeschmack können Sie beibehalten. Denn<br />
Feng-Shui lässt sich auch in Häusern mit westlichem Interieur<br />
wunderbar anwenden. Mitten im Sauerland und je nach<br />
Geschmack auch ohne fernöstlichen Bambus und Buddha-<br />
Statuen. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 51
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Ihr Kopfkino angesprungen ist, sollten Sie nicht lange<br />
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52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
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weniger als halb so viele Emissionen ausgestoßen, wie gesetzlich<br />
zugelassen.“, so Jacqueline Frigger.<br />
Im letzten Jahr wurde DROOFF als erster Kaminofenhersteller<br />
mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet.<br />
„Damit haben wir wirklich alle Register der innovativen<br />
Umwelttechnologie gezogen. Unser APRICA 2 hat die härteste<br />
Kaminofenprüfung in Deutschland bestanden.“ Erklärt<br />
Jacqueline Frigger und fügt noch hinzu: „Außerdem pflanzen<br />
wir für jeden verkauften Kaminofen einen Baum. Deutschlandweit,<br />
aber natürlich auch heimatnah, im „DROOFF-<br />
Wald“ am Borberg.“<br />
Holzöfen im Trend<br />
„Ein Kaminofen ist nicht mehr nur ein Kaminofen, sondern er<br />
ist ein Möbelstück und muss zur übrigen Einrichtung passen.“,<br />
betont Thomas Mucha, Leitung Werksverkauf. Deshalb bietet<br />
DROOFF eine facettenreiche Kollektion: Kaminöfen in verschiedenen<br />
Stahl- und Natursteinverkleidungen. In rund oder<br />
eckig. Sogar mit Drehfunktion, Panoramascheibe oder Ganzglasfront.<br />
Einige Modelle lassen sich über Eck stellen und mit<br />
einer Holz-Sitzbank ausstatten. Ein Kaminofen mit Backfach<br />
eignet sich perfekt für Rundum-Genießer, die sich einfach mal<br />
einen leckeren Snack in den (Kamin-) Ofen schieben möchten.<br />
Wer nicht länger auf gemütliche Kaminofenstunden verzichten<br />
möchte und gleichzeitig großen Wert auf umweltfreundliches<br />
Heizen legt, kann dank eines DROOFF Kaminofens beides<br />
miteinander verbinden … ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 53
Kein Geringerer als Cheruskerfürst<br />
Arminius war es, dessen Herz für<br />
eine <strong>Marsberg</strong>erin schlug. Thusnelda<br />
hieß die Schöne. Ihr Vater, der Cheruskerfürst<br />
Segestes, lebte – so ist es zumindest in<br />
vielen Erzählungen zu lesen – auf der Eresburg<br />
bei <strong>Marsberg</strong>.<br />
Schon im Jahre 58 v. Chr. waren die Römer<br />
unter dem Kommando Julius Cäsars bis an der<br />
Rhein vorgedrungen. Arminius, dessen germanischer<br />
Name nicht mehr bekannt ist, wurde<br />
um 17 v. Chr. geboren. Er war der Sohn des<br />
Cheruskerfürsten Segimer. Wenige Jahre nach<br />
seiner Geburt hatte der damalige Kaiser Tiberius<br />
auch das Land der Cherusker erobert, das<br />
sich von der oberen Weser im heutigen Ostwestfalen<br />
bis zur Elbe in Niedersachsen erstreckte.<br />
Foto: Johannes Gehrts, Public domain, via Wikimedia Commons<br />
Arminius und die<br />
Fürstentochter Thusnelda<br />
Drama auf der<br />
<strong>Marsberg</strong>er<br />
Eresburg<br />
Christel Zidi<br />
Arminius und sein Bruder Flavus wurden als<br />
Geiseln nach Rom verschleppt. Da sie als Führer<br />
germanischer Stämme eine höhere Stellung<br />
besaßen, hatten sie bei den Römern, in dessen<br />
Heer sie dienten, einige Privilegien. Von Arminius<br />
ist bekannt, dass er mit dem römischen<br />
Militärwesen vertraut war und das römische<br />
Bürgerrecht erworben hatte. In dieser Zeit gewann<br />
bzw. erschlich er sich das Vertrauen des<br />
Statthalters Varus.<br />
Um das Jahr 7/8 n. Christus kehrte Arminius<br />
in das Stammesgebiet der Cherusker zurück.<br />
Hier war es innerhalb der Cherusker-Stämme<br />
zu Spannungen gekommen. Der <strong>Marsberg</strong>er<br />
Fürst Segeste war nicht dazu bereit, seine Tochter<br />
Arminius zur Frau zu geben. Also entführte<br />
dieser seine Jugendliebe Thusnelda, brachte sie<br />
auf seine Burg und verlebte eine glückliche Zeit<br />
mit ihr.<br />
Als der römische Statthalter Varus im Jahre 9<br />
n. Chr. mit seinen Truppen bis an die Weser<br />
vorrückte, sah Arminius die Zeit für einen Aufstand<br />
gekommen. Segestes, der weiter mit den<br />
Römern sympathisierte, hatte den römischen<br />
Statthalter eindringlich vor Arminius gewarnt<br />
und dass dieser ihn in den Hinterhalt locken<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
wolle. Doch der Varus vertraute ihm unerschütterlich und sah<br />
ihn weiter als seinen Verbündeten an.<br />
Ein Fehler, wie sich schon bald für ihn herausstellen sollte. Bestens<br />
vertraut mit allen römischen Militärstrategien, gelang es Arminius,<br />
die Römer in die Falle zu locken. Es kam zur berühmten<br />
Varusschlacht, aus der die Cherusker als Sieger hervorgingen.<br />
Germanien war von den Römern befreit.<br />
Die vorherigen Spannungen und zusätzlich die Entführung<br />
Thusneldas hatten die Situation zwischen den Cherusker-Stämmen<br />
verschärft, es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.<br />
Segestes gelang es, Arminius in seine Gewalt zu bringen und ihn<br />
einige Zeit gefangen zu halten. Seine schwangere Tochter, die ihren<br />
Mann aufrichtig liebte, wollte jedoch nicht in ihr Elternhaus<br />
bzw. die elterliche Festung zurückkehren. Deshalb ließ Segestes<br />
sie im Jahre 14 n. Chr. entführen.<br />
Arminius belagerte daraufhin die Eresburg – nicht zuletzt ging<br />
es dabei auch um seine Ehre. Allerdings hatte er keinen Erfolg.<br />
Segestes war es gelungen, römische Truppen zur Hilfe kommen<br />
zu lassen, die sodann den Belagerungsring sprengten. Damit war<br />
er seinen Schwiegersohn wider Willen zunächst los. Seine Tochter<br />
lieferte er skrupellos an die Römer aus, die sie nach Ravenna<br />
brachten. Dort in Gefangenschaft gebar sie Arminius Sohn<br />
Thumelius. Drei Jahre nach ihrer Entführung starb Thusnelda.<br />
Ob an gebrochenem Herzen, gebrochenem Genick und vielleicht<br />
durch Enthauptung lässt sich nicht mehr feststellen.<br />
Arminius, ihr Geliebter, unter dessen Führung die größte germanische<br />
Schlacht geschlagen wurde, war es nicht mehr gelungen,<br />
seine Frau und Geliebte zurückzuerobern. Er starb, vergiftet<br />
durch einen Verwandten, im Jahre 21 n. Chr., also vor genau<br />
2.000 Jahren. ■<br />
“Die Hermannsschlacht”<br />
“Die Hermannsschlacht” - das Werk von<br />
Heinrich von Kleist war seit dem 20.<br />
Jahrhundert Pflichtlektüre für unzählige<br />
Schüler. Einige Schüler waren von dem<br />
Drama genervt und machten die weibliche<br />
Hauptfigur des Stückes zum Synonym<br />
für nervige Ehefrauen. Später wurde das<br />
Schimpfwort Tussi daraus abgeleitet.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 55
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„Mit jedem Mitarbeiter wurde<br />
mein Unternehmen stärker“<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Der Obermarsberger René<br />
Elias hat in den sieben Jahren<br />
seiner Selbständigkeit<br />
schon so einiges erreicht. Für den „absoluten<br />
Bauchmenschen“ ging es mit<br />
viel Einsatz und Risiko, aber ohne<br />
Rückschläge bisher nur bergauf. Dabei<br />
setzt der Firmenchef vor allem auf seine<br />
derzeit siebenköpfige Mannschaft<br />
aus den verschiedensten Gewerken.<br />
René Elias kennt sich aus mit Böden,<br />
mit Pflastersteinen ebenso wie mit Gartenerde.<br />
Wohl deshalb hat er nicht „auf<br />
Sand gesetzt“, obwohl er auch bei großen<br />
Entscheidungen und hohen Investitionen<br />
stets seinem Bauchgefühl vertraut<br />
hat. Trotzdem hatte der Erfolg selbst ihn<br />
überrascht: „Ich hätte das nicht für möglich<br />
gehalten. Was den Maschinenpark<br />
und unsere Arbeit angeht, sind wir ganz<br />
weit vorne.“<br />
Gerade erst hat der Garten- und Landschaftsbauer<br />
einen selbst geplanten Bauhof<br />
in der <strong>Marsberg</strong>er Mühlenstraße<br />
errichtet. Bis auf das Dach, das von der<br />
Firma Armin Scholand gebaut wurde,<br />
haben seine Mitarbeiter komplett alles in<br />
Eigenregie gebaut. In der 500 m² großen<br />
Halle ist der Fuhrpark untergebracht:<br />
„Fünf Bullis, Radlader, Hoflader, Minibagger<br />
und sehr viele weitere Maschinen<br />
und Kleingeräte - alles für den täglichen<br />
Einsatz. Es kommt daher selten vor, dass<br />
wir eine Maschine zu mieten müssen“,<br />
berichtet der Obermarsberger, „Auf dem<br />
Außengelände mit 1.500 m² ist genügend<br />
Platz, für die Lagerung von unseren stets<br />
benötigten Materialien. In Zeiten von<br />
Baumaterial-Mangel oder langen Lieferzeiten,<br />
hat uns das sehr geholfen“<br />
Ein gut aufgestelltes Team<br />
Das Team um René Elias ist an allen Tagen<br />
des Jahres gut beschäftigt. „Schlechtwetter“<br />
heißt für sie nicht, die Hände in<br />
den Schoss zu legen, sondern dann gilt<br />
es, sich um andere Dinge kümmern.<br />
Manchmal sind das Innenarbeiten,<br />
manchmal Wartungs- und Reparaturaufgaben.<br />
Für den Chef heißt es dann<br />
auf jeden Fall Büroarbeiten, da er diese<br />
alle selber macht.<br />
Mit seinem siebenköpfigen Team ist<br />
René Elias gut aufgestellt. Seine Mitarbeiter<br />
kommen aus den unterschiedlichsten<br />
Handwerksberufen: Maurer,<br />
Betonbauer, Dachdecker, Putzer/Maler,<br />
Maschinist, Gärtner bzw. Gärtnerin, da<br />
auch zwei Frauen im Handwerker-Team<br />
sind. Mit den vielfältigen Aufgaben haben<br />
sich auch die Aufgabenbereiche geweitet.<br />
Der Maurer packt ebenso beim<br />
Landschaftsbau an wie der Maler bei<br />
der Grünflächenpflege. „Vielseitigkeit ist<br />
unsere Stärke!!! Das ist unser Slogan und<br />
gibt uns ein Alleinstellungsmerkmal in<br />
<strong>Marsberg</strong> und der näheren Umgebung“,<br />
so Elias.<br />
Stärke und Alleinstellungsmerkmal<br />
Mit gleich drei Gewerken ist die Firma<br />
in die Handwerksrolle eingetragen: Fliesenarbeiten,<br />
Raumausstattung und Straßenbau/Pflasterarbeiten.<br />
Das Portfolio<br />
des Unternehmens ist gut aufgestellt:<br />
Neben den üblichen Aufgaben eines<br />
Landschafts- und Gartenbauers wie Rasen<br />
mähen, Hecken schneiden, Baumfällung,<br />
Zaunbau werden auch Pflaster,<br />
Fliesen- und Mosaikarbeiten übernommen.<br />
Ebenso Trockenbau- und Baggerarbeiten<br />
und Hausmeistertätigkeiten<br />
Raumausstattung und Winterdienst für<br />
Bestandskunden gehören dazu.<br />
„Seit drei Jahren sind wir sehr stark in<br />
den WPC-Sektor eingestiegen, Terrassen,<br />
Balkone uvm. Dieses hat dann dazu<br />
geführt, dass wir uns im Bereich Poolanlagen<br />
versucht haben. Und auch das<br />
war bzw. ist ein voller Erfolg, sodass wir<br />
mittlerweile sechs Poolanlagen gebaut<br />
haben und weitere in der Bestellung<br />
sind. Hierbei möchte ich erwähnen,<br />
dass dies nicht ohne die Firma DKV,<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
in Person von Michael Hörster möglich<br />
wäre, der uns die Wannen liefert<br />
und sich sehr stark für uns engagiert“,<br />
berichtet Elias. „Das Hauptgeschäft ist<br />
aber die Grünanlagenpflege und Gartengestaltung,<br />
wo wir auch sehr gute<br />
und namhafte Referenzen vorweisen<br />
können, dazu kommen dann die vielen<br />
privaten Dauerpflege-Kunden. Viele<br />
Kunden in der näheren Umgebung sind<br />
beim Haus & Garten Service mit einem<br />
Rundum-Sorglos-Paket unter Vertrag.“<br />
Für René Elias ist die Zufriedenheit jedes<br />
einzelnen Kunden wichtig, somit<br />
hat er eine sehr hohe Anforderung an<br />
sich selbst sowie an den Arbeiten, die<br />
erledigt werden.<br />
Der Schritt in die Selbständigkeit<br />
Zwei Jahre hatte René Elias für eine damals<br />
am <strong>Diemelsee</strong> ansässige Firma gearbeitet.<br />
„Nach Feierabend habe ich mir<br />
dann meine eigene Firma aufgebaut“, erzählt<br />
er. Die Maschinen der alten Firma<br />
durfte er dazu nutzen. „Damals hatte für<br />
mich jeder Tag bis zu 17 Stunden, und<br />
das sieben Tage pro Woche. 2015 machte<br />
er sich selbständig, arbeitete als Subunternehmer<br />
für die Firma – und stellte<br />
seinen ersten Mitarbeiter ein. Mit dem<br />
Eintritt des zweiten, Stefan Nawroth,<br />
kamen weitere Arbeiten hinzu, vor allem<br />
im Bereich Pflasterarbeiten. Letztendlich<br />
stand er vor der Entscheidung, bei<br />
der Firma aufzuhören und seine eigene<br />
Firma zu puschen – alternativ die Firma<br />
zu übernehmen. Er entschied sich für die<br />
Übernahme, und das war genau richtig.<br />
Eine neue und gute Konstellation<br />
Seine frühere Chefin, arbeitet heute<br />
als Angestellte bei ihm. Diese neue<br />
Konstellation erwies sich sowohl für<br />
den Kundenstamm der früheren Firma<br />
Behle als auch für den jetzigen Haus &<br />
Garten Service von René Elias als ideal.<br />
„Ohne das Engagement meiner Mitarbeiter und ohne das meiner Lebensgefährtin<br />
Angelina Bauer, die mir privat und auch in der Firma absolut den<br />
Rücken freihält, wäre es nicht möglich, das Unternehmen so erfolgreich zu<br />
führen. Dafür Danke!“<br />
Ohne sich an neue Gesichter gewöhnen<br />
zu müssen, erhielten die Kunden<br />
zusätzliche Leistungen. Auf der einen<br />
Seite z. B. die Pflasterarbeiten, auf der<br />
anderen das Schneiden von Hecken.<br />
Ein Mehrwert, vor allem in Zeiten, in<br />
denen bei fast allen Handwerksbetrieben<br />
mit Wartezeiten gerechnet werden<br />
musste. Der Firmenchef benötigte<br />
schon bald weitere Mitarbeiter.<br />
Seit 2016 stetig bergauf<br />
René Elias setzt voll auf die Stärke seiner<br />
Mitarbeiter, auf deren Können und<br />
Teamgeist. Dafür hat er sich Facharbeiter<br />
ins Unternehmen geholt, die jeder für<br />
sich eine Bereicherung sind. Und er setzt<br />
auf den guten Ruf seiner Firma, den man<br />
sich hart erarbeitet hat, sowie auf die Weiterempfehlung,<br />
die für eine kleine Firma<br />
Gold wert ist. Und so kann er heute auch<br />
voller Stolz sagen:<br />
„Wir sind ein starkes Team auf einem goldenen<br />
Weg, wenn die Zeiten so arbeitsreich<br />
bleiben.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 57
Ortsnamen in der Gemeinde <strong>Willingen</strong><br />
Damit ein Ort eindeutig gekennzeichnet war, um<br />
z. B. Abgaben richtig zuzuordnen, musste er<br />
einen Namen haben. Also suchte man ein besonderes<br />
Merkmal heraus. Manchmal waren das die ersten<br />
Siedler, manchmal geo- oder topografische Besonderheiten<br />
wie Flüsse oder Klöster.<br />
Böninghausen<br />
Wenn irgendwelche Rechtsgeschäfte mit dem Ort in Verbindung<br />
standen, wurde er auch urkundlich erwähnt. Allerdings<br />
gab es die meisten Ortsnamen schon wesentlich früher.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die meisten Namen<br />
mehr oder weniger stark verändert. Deshalb ist es nicht immer<br />
leicht, eine genaue Zuordnung festzulegen. Wir<br />
haben uns einmal umgehört, woher die Ortsnamen<br />
in der Gemeinde <strong>Willingen</strong> kommen. Dies haben<br />
wir erfahren:<br />
Erste Erwähnung als Bovenchusen (1266). Mögliche<br />
Deutung: boven = oben oder oberhalb bzw. buuven<br />
= ansässig sein, das Feld bestellen, als Bauer leben.<br />
Christel Zidi<br />
S. Droste<br />
Eimelrod<br />
Hemmighausen<br />
Bei Ersterwähnung (1024) hieß der Ortsname wohl „Emmigarothun“<br />
bzw. „Emigarothun“. Das bedeutet in etwa<br />
„eingezäuntes Gebiet“. Vermutlich war eine gewisse Sonderstellung<br />
zur damaligen Zeit der Grund für die<br />
erwähnte Bezeichnung.<br />
Erste Erwähnung als Hemmi(n)chusen (1260). Mögliche<br />
Deutung: „Bei den Häusern des Hemmo“.<br />
Neerdar<br />
1244 wurde „Neyrthere“ erstmals urkundlich erwähnt. Im<br />
Ortsnamen ist die germanische Bezeichnung der Nertereanoer<br />
erhalten geblieben, eines Unterstammes der Chatten,<br />
des Germanenstamme, der in Nordhessen siedelte.<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Rattlar<br />
Erste urkundliche Erwähnung als Rathalara (1168).<br />
Die Endsilbe „lar“ deutet auf die Lage im Tal hin.<br />
Im Althochdeutschen hatte die Endsilbe aber auch<br />
die Bedeutung von „Hürde, Lattenwerk, Gerüst“.<br />
Schwalefeld<br />
Älteste schriftliche Erwähnung unter dem Namen sualvelde<br />
um das Jahr 1333. Der Name bedeutet Schwalbenfeld.<br />
Usseln<br />
Ersterwähnung als Uslon (1332). Die Vorsilbe „Us“<br />
steht im Indogermanischen für „nass/feucht“<br />
Welleringhausen<br />
Erst urkundliche Erwähnung als Walberinchusen (1194). Der<br />
Personenname, der dem Wortteil „Weller“ zugrunde liegt, ist<br />
mit dem zuerst um 985/986 nachgewiesenen, gleich zu behandelnden<br />
Ortsnamen „Waliereshusun“ (in der weiteren Nachbarschaft<br />
der Siedlung) überliefert.<br />
<strong>Willingen</strong><br />
Ersterwähnung 1380 als Wildinghen. Für die Herkunft des Ortsnamens<br />
gibt es zwei Versionen: Die erste bezieht sich darauf, dass<br />
<strong>Willingen</strong> zum Jagdgebiet der Grafen von Waldeck zählte. „Wild“<br />
mit den Endungen „ingen“ war gebräuchlich, bzw. im Plattdeutschen<br />
sprach man über Willjen. Bei der zweiten Version ist überliefert, dass<br />
die Jagdhunde an einer Linde (Plattdeutsch: Linge) in der Nähe des<br />
Bahnhofs angebunden. Aus Wild und Linge könnte <strong>Willingen</strong> entstanden<br />
sein. ■<br />
Quellen: LAGIS Hessen, Ortsvorsteher<br />
und Ortsheimatpfleger der Gemeinde<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 59
Werk Arnsberg-Müschede<br />
WEPA kontinuierlich weiterentwickeln<br />
WEPA Stiftung fördert gemeinnützige Initiativen<br />
<strong>WOLL</strong>-Interview mit WEPA-Vorstandsmitglied Andreas Krengel<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
WEPA<br />
Der Hygienepapierhersteller WEPA ist<br />
eines der größten und bedeutendsten<br />
Familienunternehmen im Sauerland<br />
und darüber hinaus. Von einem Handelsbetrieb<br />
für Schrank-, Einschlag- und Geschenkpapiere,<br />
der 1948 gegründet wurde, hat sich<br />
WEPA zu einem europäischen Branchenführer<br />
mit 13 Standorten in Europa<br />
entwickelt. <strong>WOLL</strong>-Herausgeber Hermann-J.<br />
Hoffe traf sich mit Andreas<br />
Krengel (32), der seit Januar dieses<br />
Jahres neben seinem Vater Martin<br />
Krengel und zwei weiteren Vorständen<br />
das Unternehmen leitet, zum<br />
Interview. Andreas Krengel gab dabei<br />
aufschlussreiche Einblicke in die Unternehmensphilosophie<br />
der WEPA Gruppe sowie<br />
die neugegründete Stiftung.<br />
<strong>WOLL</strong>: WEPA wurde vor mehr als 70 Jahren<br />
von Ihrem Großvater gegründet. Heute ist<br />
das Unternehmen eines der größten Industrieunternehmen<br />
im Sauerland und der drittgrößte<br />
Hygienepapierhersteller in Europa.<br />
Was ist aus Ihrer Sicht der Hauptgrund für<br />
diese Entwicklung?<br />
Andreas Krengel: Entwicklung bedeutet ja<br />
immer auch, Veränderungen und Herausforderungen<br />
proaktiv anzunehmen, sich immer<br />
wieder neue Ziele zu setzen und selbst aktiv<br />
gestalten zu wollen. Diese Grundhaltung, diese<br />
Zukunftsorientierung ist das, was uns seit<br />
mehr als 70 Jahren ausmacht und was in der<br />
DNA des Unternehmens verankert ist. Das<br />
unternehmerische Denken meines Großvaters,<br />
sich kontinuierlich den Herausforderungen des<br />
Marktes zu stellen, leben wir auch in der zweiten<br />
und dritten Generation unseres Familienunternehmens.<br />
Diese Grundhaltung ist dabei<br />
nicht nur in der Unternehmensführung verankert,<br />
sondern bei allen unseren rund 4.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern an unseren 13<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
europäischen Standorten. Die Kultur<br />
unseres Familienunternehmens ist<br />
geprägt durch Zukunftsorientierung,<br />
Teamorientierung und Werteorientierung.<br />
Dies sind aus meiner Sicht<br />
ganz wichtige Grundpfeiler unserer<br />
bisherigen und auch für unsere weitere<br />
Entwicklung.<br />
<strong>WOLL</strong>: Vom Handelsbetrieb zu<br />
einem europäisch aufgestellten<br />
Familienunternehmen mit Marktführerschaft<br />
in bestimmten Bereichen:<br />
Das zeigt eine beeindruckende<br />
Unternehmensgeschichte sowie<br />
ein besonderes Anspruchsdenken. Wie blicken Sie auf<br />
die Entwicklung des Unternehmens zurück?<br />
Andreas Krengel: Natürlich erst einmal mit großem<br />
Stolz. Stolz auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />
diese Entwicklung getragen haben. Und stolz natürlich<br />
auf den Gründer sowie die zweite Generation, heute mit<br />
meinem Vater als CEO der Gruppe, die das unternehmerische<br />
Denken im Unternehmen verankert haben, kontinuierlich<br />
fordern und fördern und so das Unternehmen<br />
erfolgreich ausrichten. Für mich in der dritten Generation<br />
ist es wichtig, dass dieses unternehmerische Denken<br />
beibehalten wird. Dies lebe ich heute operativ als Vorstandsmitglied<br />
in meiner Verantwortung unter anderem<br />
für unseren aktuellen Strategie- und Transformationsprozess,<br />
den wir 2019 mit unserem Strategieprogramm „Perform<br />
& Transform – WEPA 2023“ eingeleitet haben. Und<br />
dies lebe ich auch auf Seiten der Familie, zusammen mit<br />
meinen Mitgesellschafterinnen und Mitgesellschaftern.<br />
Wir verstehen uns als Unternehmerfamilie und verantwortungsbewusste<br />
Eigentümer und nicht als Investoren.<br />
Das unternehmerische Denken wird somit auch über die<br />
Eigentümerstellung in das Unternehmen getragen, sodass<br />
wir im Vorstand das Familienunternehmen kontinuierlich<br />
weiterentwickeln können.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie funktioniert das Zusammenspiel von Familie<br />
und Unternehmen?<br />
Andreas Krengel: Mit dem Blick nach vorne ist es für<br />
mich persönlich wichtig, die Leidenschaft zu haben, sowohl<br />
das Familienunternehmen als auch die Unternehmerfamilie<br />
weiterzuentwickeln. Hier haben wir die Strukturen<br />
auf Seiten der Unternehmerfamilie auch immer<br />
Vorstand der Wepa-Stiftung (von links nach rechts):<br />
Martin Krengel, Andreas Krengel und Ingmar Lohmann<br />
an der Entwicklung des Unternehmens ausgerichtet. Als<br />
wachsende Unternehmerfamilie, die mittlerweile 17 Mitglieder<br />
zählt, haben wir uns eine klare Family Governance<br />
gegeben und halten alle Mitglieder der Unternehmerfamilie<br />
nah am Herzstück: der WEPA. So ist die gesamte Unternehmerfamilie<br />
mindestens zweimal im Jahr gemeinsam<br />
an unseren internationalen Standorten präsent, um dort<br />
die Unternehmerfamilientage zu veranstalten. Hier diskutieren<br />
wir zur Familienstrategie, informieren aus dem<br />
Vorstand über die Entwicklung des Unternehmens und<br />
bringen die Unternehmerfamilie und die Führungsmannschaft<br />
zusammen. Für die Unternehmerfamilie und die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns die Prägung als<br />
Familienunternehmen sehr wichtig und dies ist in unserer<br />
Kultur wahrnehmbar.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was hat das Sauerland dazu beigetragen?<br />
Andreas Krengel: Das Sauerland hat unsere Wertekultur<br />
geprägt. Wir sind als Familie hier aufgewachsen, der<br />
Großteil der Familie lebt auch heute noch im Sauerland.<br />
Die sauerländischen Werte hat mein Großvater ins Unternehmen<br />
hineingetragen, allem voran die sprichwörtliche<br />
sauerländische Bodenständigkeit. Für WEPA gelten heute<br />
drei Unternehmenswerte: Respekt, Engagement und<br />
Nachhaltigkeit. Die leiten sich aus den Werten ab, die<br />
mein Großvater familiär immer sehr geprägt und die er<br />
meinem Vater und seinen Brüdern mitgegeben hat: Seid<br />
ehrlich, aufrichtig, fleißig. Ja, wir sind mittlerweile ein<br />
europäisches Familienunternehmen mit 13 Standorten in<br />
Europa. Aber unsere sauerländischen Wurzeln sind von<br />
großer Bedeutung.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 61
Werk <strong>Marsberg</strong><br />
<strong>WOLL</strong>: Mit der Gründung einer Stiftung geht WEPA<br />
einen neuen Weg in Bezug auf die gesellschaftliche Verantwortung<br />
eines Unternehmens. Wie kam es dazu?<br />
Andreas Krengel: Die WEPA Stiftung wurde als gemeinnützige<br />
und unternehmensverbundene Stiftung Anfang<br />
des Jahres von uns als Unternehmerfamilie gegründet.<br />
Wir hatten uns überlegt, wie wir unseren Anspruch als<br />
Unternehmerfamilie und Familienunternehmen – gemeinsam<br />
Verantwortung übernehmen und Zukunft gestalten<br />
– weiter stärken können. Dieser langfristige Beitrag<br />
für die Gesellschaft ist nun über das Wirken des<br />
Familienunternehmens hinaus auch in der gegründeten<br />
Stiftung verankert.<br />
Bei WEPA stellen wir Produkte des täglichen Bedarfs her,<br />
die ein sicheres Hygienegefühl vermitteln und zum Wohlbefinden<br />
von Millionen von Menschen in Europa beitragen.<br />
Hierbei spielt Nachhaltigkeit für uns eine wichtige<br />
Rolle und so sind wir beispielsweise europäischer Marktführer<br />
in der Herstellung von Hygienepapieren aus Recyclingfasern.<br />
Hierüber können wir schon einen echten gesellschaftlichen<br />
Beitrag leisten und Veränderung im Sinne<br />
der Nachhaltigkeit herbeiführen. Wir vertreiben beispielsweise<br />
umgerechnet rund vier Milliarden Rollen Toilettenpapier<br />
pro Jahr, können also eine gewisse Relevanz für die<br />
Themen Hygiene und Nachhaltigkeit generieren.<br />
Mit der WEPA Stiftung greifen wir die Themen Hygiene<br />
und Nachhaltigkeit auf sowie die Themenfelder lebenslanges<br />
Lernen und Familienunternehmertum und fördern in<br />
diesen vier Themenfeldern gemeinnützige Projekte. Wir<br />
wollen so einen weiteren gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />
Das passt auch genau zu unserem Purpose, unserer Sinnstiftung,<br />
die wir bei WEPA mit „Together for a better life“<br />
beschreiben.<br />
<strong>WOLL</strong>: Können Sie uns die Höhe des Stiftungskapitals<br />
nennen und wie es angelegt wird?<br />
Andreas Krengel: Bei Gründung der Stiftung hat die<br />
Unternehmerfamilie diese mit einer stimmrechtslosen Beteiligung<br />
am Unternehmen ausgestattet, sodass sie hierdurch,<br />
neben weiteren Zuflüssen aus Zustiftungen, ihren<br />
Stiftungsauftrag zur Förderung des Gemeinwohls langfristig<br />
erfüllen kann. Die enge Verbindung zur Unternehmerfamilie<br />
und zum Unternehmen sichert die Langfristigkeit<br />
der Stiftung, die ja qua definitionem auf Ewigkeit ausgerichtet<br />
ist.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Mit den Mitteln, die der Stiftung jährlich zur Verfügung<br />
stehen, werden gemeinnützige Projekte gefördert und umgesetzt.<br />
Daher steht nicht eine Anlage im Vordergrund,<br />
sondern die Umsetzung des Stiftungszwecks.<br />
<strong>WOLL</strong>: In der Stiftungsurkunde wird als Ziel der Stiftung<br />
die langfristige Förderung gemeinnütziger Initiativen<br />
in den Themenfeldern Hygiene, ökologische und<br />
soziale Nachhaltigkeit, lebenslanges Lernen und Familienunternehmertum<br />
beschrieben. Was konkret bedeutet<br />
das? Wen und was wollen Sie fördern?<br />
Andreas Krengel: In den vier genannten Themenfeldern<br />
werden wir, über die Förderung von Wissenschaft und<br />
Forschung, die Förderung von Aus- und Weiterbildung,<br />
die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und<br />
des Wohlfahrtswesens den Stiftungszweck erfüllen. Die<br />
Einbettung hier im Sauerland ist uns wichtig, aber auch<br />
der europäische Fokus, den wir mit der Stiftung verfolgen.<br />
Es werden gemeinnützige Initiativen unterstützt,<br />
aber auch eigene Projekte initiiert. Sowohl größere als<br />
auch kleinere Initiativen. So planen wir beispielsweise im<br />
Sommer, an allen europäischen WEPA Standorten eine<br />
gemeinsame „Clean the forest“- und „Clean the river“-<br />
Aktion zu starten. Ein lokales Beispiel ist, dass wir in den<br />
vergangenen Wochen beim Transfer zum Impfzentrum im<br />
Sauerland diejenigen Mitbürgerinnen und Mitbürger unterstützt<br />
haben, für die ein eigener Transfer nicht möglich<br />
war. Und wir setzen aktuell Projekte in Einrichtungen vor<br />
Ort zur Versorgung mit Hygieneprodukten um, in denen<br />
aufgrund der Covid-19-Situation großer Bedarf herrscht.<br />
Darüber hinaus befinden wir uns in der Evaluierung von<br />
größeren Projekten in den genannten vier Themenfeldern,<br />
die unter anderem über Projektanträge an uns herangetragen<br />
werden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Gibt es ein Thema, das Ihnen persönlich sehr<br />
am Herzen liegt?<br />
Andreas Krengel: Unser Familienunternehmen zukunftsorientiert<br />
und verantwortungsvoll weiter erfolgreich mitauszurichten.<br />
Zusammen mit einem großartigen WEPA<br />
Team und der langfristigen Perspektive der Unternehmerfamilie.<br />
Unser Anspruch ist es, das Familienunternehmen<br />
erfolgreich in die nächste, die vierte Generation zu führen.<br />
Bis dahin sind es noch ein paar Jahrzehnte und wir haben<br />
noch viel vor. Das treibt mich mit viel Leidenschaft täglich<br />
an.<br />
<strong>WOLL</strong>: Ein Blick in die Zukunft. Wo steht WEPA in<br />
zehn Jahren?<br />
Andreas Krengel: In zehn Jahren ist WEPA weiterhin<br />
ein zukunftsorientiertes Familienunternehmen mit europäischer<br />
Marktabdeckung und sauerländischen Wurzeln.<br />
Für unsere Kunden sind wir der nachhaltigste und agilste<br />
Partner erster Wahl für persönliche und professionelle<br />
Hygienelösungen. Mit einem breiten Produktportfolio im<br />
Themenfeld „Nachhaltige Hygienelösungen“. Für unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir weiterhin<br />
ein attraktiver Arbeitgeber, bei dem man sich persönlich<br />
weiterentwickeln kann, der einen fordert und fördert und<br />
der Verantwortung in seinem Handeln zeigt. Dies auch<br />
in Bezug auf alle weiteren Stakeholder. Als Unternehmen<br />
haben wir zudem die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />
nicht nur ernstgenommen, sondern in Strukturen<br />
und Prozesse umgesetzt, und ziehen daraus die Stärke<br />
für die weitere Ausrichtung. In vielen Bereichen sind wir<br />
hier schon sehr weit und wollen uns erfolgreich weiterentwickeln.<br />
<strong>WOLL</strong>: Vor kurzem hat sich die WEPA Gruppe dem<br />
Innovations-Ökosystem „Maschinenraum“ angeschlossen.<br />
Was hat es damit auf sich?<br />
Andreas Krengel: Das ist ein Zusammenschluss von<br />
deutschen Mittelständlern und Familienunternehmen,<br />
die gemeinsam an Themen von aktueller Bedeutung arbeiten<br />
wollen: an den Transformationsthemen, unter anderem<br />
im Hinblick auf Innovation, Digitalisierung und<br />
Nachhaltigkeit. Für uns sind Kollaborationen, wie im<br />
„Maschinenraum“, und Kooperationen mit Partnern in<br />
unserer Wertschöpfungskette wichtige Bausteine unserer<br />
Strategie. Wir glauben daran, dass man gemeinsam mehr<br />
erreichen kann, gerade bei den großen Transformationsthemen.<br />
Deshalb sind wir auch dem „Maschinenraum“<br />
beigetreten, um eigene Erfahrungen zu teilen, von den<br />
Erfahrungen anderer zu profitieren sowie gemeinsame<br />
Kollaborationen und Kooperationen anzustoßen, um die<br />
Zukunft mutig zu gestalten.<br />
Herzlichen Dank, Herr Krengel, für das interessante<br />
Gespräch, und weiterhin erfolgreiche Geschäfte im<br />
Markt für „nachhaltige Hygienelösungen“. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 63
Erinnerungen an Ferien in Stormbruch<br />
Von Schnippelbohnensuppe<br />
und Gerstensaft<br />
Gisela Wilms<br />
Iris Böning<br />
K<br />
ennen Sie auch so etwas?<br />
Man hört den Namen eines<br />
Menschen, oder, wie in diesem<br />
Fall, den eines Dorfes und schon<br />
spielt sich im Kopf ein Film aus vergangenen<br />
Zeiten ab, an die man sich<br />
gerne erinnert. Mein mir ist es das<br />
Dörfchen Stormbruch, mit dem mich<br />
viel verbindet.<br />
Stormbruch heißt das kleine Dorf, in<br />
dem ich damals als Großstadtkind meine<br />
Ferien verbracht habe. Meine Mutter<br />
war dort geboren, Großeltern, Tanten,<br />
Onkel, Kusine und Vetter blieben Zeit<br />
ihres Lebens in dem Ortsteil, der seit<br />
1972 zur Gemeinde <strong>Diemelsee</strong> gehört.<br />
Oft war ich in den ersten Jahren meiner<br />
Kindheit nicht dort, denn in den<br />
Fünfzigern war es nicht so leicht wie<br />
heute, „mal eben“ die Großeltern zu besuchen,<br />
selbst wenn diese nur 120 km<br />
entfernt lebten. Keine Autobahnen sowie<br />
schlecht ausgebaute Straßen machten<br />
den Ausflug zu einem langwierigen<br />
Abenteuer. Und wenn dann eine wie ich<br />
das Autofahren nicht vertragen konnte,<br />
war die Reise zu den Verwandten wahrlich<br />
kein Vergnügen. Jedes Mal stieg ich<br />
völlig bleich aus dem Auto, im Gegensatz<br />
zu meinem kleinen Bruder, der<br />
putzmunter heraussprang.<br />
Ferienarbeit mit Erholungswert<br />
Oma wartete schon auf uns und tischte<br />
uns ihre leckere Schnippelbohnensuppe<br />
auf. Bald war der Stress der Fahrt vergessen,<br />
die Ferien konnten beginnen.<br />
Vielleicht wird sich die jüngere Generation<br />
wundern, was wir damals unter<br />
„Ferien“ verstanden haben: Früh aufstehen,<br />
Brote schmieren, Milch oder<br />
Tee abfüllen und ab ging es zur Arbeit,<br />
wo in der Mittagszeit auf dem Feld der<br />
Picknick-Korb geleert wurde. Doch zuvor<br />
hieß es je nach Jahreszeit: Gemüse<br />
und Obst ernten, Heu zusammenharken<br />
(nix mit Trecker und Maschinen:<br />
reine Handarbeit), das Stroh zu Garben<br />
aufstellen und die Kühe von der Weide<br />
in den Stall treiben. Ich kam mir ziemlich<br />
wichtig vor, wenn ich - mit Stock<br />
bewaffnet - den Tieren den Weg von der<br />
„Laubocke“ oder von der Weide „Hinterm<br />
Hagen“ diktierte. Kam dann doch<br />
mal der Trecker zum Einsatz, schmetterte<br />
Onkel Karl während der Fahrt oft<br />
das Lied „Hohe Tannen weisen die Sterne“.<br />
Das war besser als Musik aus dem<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Gemälde von Werner Moog, der einige Zeit in Stormbruch lebte<br />
Autoradio! Wenn ich dann noch, wohlgemerkt<br />
unter strenger Aufsicht, selbst<br />
lenken durfte, kannte mein Glücksgefühl<br />
keine Grenzen.<br />
Natur pur, Bewegung an der frischen<br />
Luft und viel Schlaf (wir fielen jeden<br />
Abend todmüde ins Bett) sorgten dafür,<br />
dass wirklich von Erholung gesprochen<br />
werden konnte. Fernsehgerät? Fehlanzeige.<br />
Handy? Tablet? Phhh! Filme bot<br />
uns die Natur, wir brauchten nicht die<br />
aus dem Kasten. Dennoch: Einen Social-Media-Kanal<br />
gab es damals auch<br />
schon. Der funktionierte allerdings etwas<br />
anders als die heutigen. Wichtige<br />
Nachrichten wurden von Schüers Anna<br />
verkündet. An zentralen Stellen des<br />
Dorfes bat sie durch kräftiges Läuten<br />
ihrer Handglocke um Aufmerksamkeit.<br />
War diese hergestellt, las sie mit<br />
lauter Stimme die Informationen für<br />
die Dorfbewohner vor, die entweder aus<br />
dem Fenster schauten, oder sich um sie<br />
gescharrt hatten.<br />
Warten auf das nächste<br />
Schützenfest<br />
Und dann das Schützenfest, das alle vier<br />
Jahre an Pfingsten gefeiert wurde. Das<br />
ganze Dorf putzte sich heraus, alle zogen<br />
sich festlich an und hatten gute Laune.<br />
Da ich mittlerweile Sauerländerin bin,<br />
kann ich mir gar nicht vorstellen, wie<br />
es wäre, Schützenfest nur alle vier Jahre<br />
feiern zu können! Nun, damals als Kind<br />
aus dem Bergischen, wo es so etwas gar<br />
nicht in der Form gab, war ich mit dem<br />
vierjährigen Rhythmus zufrieden. Man<br />
wartete zwar ungeduldig auf das nächste<br />
Fest, war dafür aber auch schon vier<br />
Jahre älter und durfte mehr. Zum Beispiel<br />
Bier trinken, was mir an meinem<br />
17. Geburtstag beigebracht wurde. Wie<br />
ich diese Lernphase überstanden habe,<br />
werde ich hier nicht beschreiben, nur<br />
so viel: Meine Kinder haben von meiner<br />
Erfahrung profitiert, indem ich sehr<br />
viel Verständnis zeigte, als sie ihre erste<br />
Bekanntschaft mit dem Gerstensaft gemacht<br />
hatten und dies kurzzeitig bereuten.<br />
Meine Besuche heute sind seltener geworden.<br />
Die Verwandten leben, bis auf<br />
Kusine und Vetter, nicht mehr und viele<br />
der Menschen, die mich damals begleitet<br />
haben, ebenfalls nicht. Nur eines<br />
wird sich nie ändern. Meine Erinnerung<br />
an sehr schöne, einprägsame Aufenthalte<br />
in dem Dorf meiner Mutter. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 65
Die <strong>Brilon</strong>er<br />
Stadtmauer<br />
Sicher und<br />
geschützt<br />
wohnen…<br />
Christel Zidi<br />
Haus Hövener<br />
… dafür benötigt man heute einbruchsichere<br />
Fenster und Türen. Im Smart<br />
Home reicht eine kleine Bedieneinheit,<br />
die intelligent vernetzte Sicherheitsprodukte,<br />
wie Alarmanlagen<br />
und Überwachungskameras, Schlösser<br />
u. a. steuert.<br />
Im Mittelalter war es weitaus schwieriger,<br />
für den Schutz der Bewohner zu<br />
sorgen. Vielerorts umgaben hohe Steinmauern<br />
die Städte, um sie so vor Feinden<br />
zu schützen. Pförtner überwachten<br />
strengstens, wer in die Stadt hineinkam<br />
Gemälde von Walter Hemming<br />
und wer sie verlassen durfte. Durch die<br />
Stadt hindurch führten zwei Hauptstraßen,<br />
die sich am Markt kreuzten.<br />
Die <strong>Brilon</strong>er Mauer wurde erstmal 1434<br />
und 1449 erwähnt, die Pforten schon in<br />
der Kriegsordnung von 1362 beschrieben.<br />
Vier Tore besaß die Stadtmauer,<br />
die durch eine starke Mauer verbunden<br />
waren. Zwischen den Porten befanden<br />
sich jeweils drei Wachtürme. Einzig das<br />
Derkerer Tor ist erhalten geblieben, die<br />
anderen wurden schon zu Beginn des 19.<br />
Jahrhundert abgerissen. Auf dem Foto ist<br />
die im Westen gelegene „Lederker Porte“<br />
(nach der Siedlung Ledrike) zu sehen,<br />
die 1742 ohne Vorwarnung zusammenbrach,<br />
wieder aufgebaut wurde und dann<br />
bis 1824 stand. Das Gemälde stammt<br />
von Walter Hemming und befindet sich<br />
im Archiv des Museums Haus Hövener<br />
in <strong>Brilon</strong>.<br />
Wer sich bei beginnender Dunkelheit<br />
noch vor den Mauern der Stadt aufhielt,<br />
musste zusehen, dass er noch rechtzeitig<br />
die Pforten erreichte, denn bei Nacht<br />
wurden die großen hölzernen Torflügel<br />
geschlossen. ■<br />
Martin Strottner arbeitet seit Anfang 2018 als Geselle und Vorarbeiter bei Hermann Prior und<br />
startete im März 2020 mit dem Meisterkurs im Berufsbildungszentrum Arnsberg. Seit April<br />
2021 ist er Maler- und Lackierermeister. Das Meisterstück im Stil von Harry Potter begeistert<br />
durch verschiedene Techniken mit hochwertigen Materialien, wie zum Beispiel eine Kalk-Lehmtechnik,<br />
Dispersionstechnik in Wildlederoptik & Schabloniertechnik.<br />
Besonders ins Auge stechen die Lacktechniken, die mit höchster Präzision und verschiedenen<br />
Arbeitsverfahren (z.B. Folientechnik, Bierlasur, Sprenkeltechnik) angefertigt wurden. Durch<br />
das gut abgestimmte Farbkonzept wirkt das Meisterstück elegant und zeitlos. Es ist derzeit im<br />
Ladenlokal bei Perfekt Wand- und Bodendesign Prior in der Hauptstraße ausgestellt.<br />
Maler- und Fußbodenfachbetrieb<br />
Martin Strottner<br />
66 - <strong>WOLL</strong> Maler- <strong>Herbst</strong> und LackierermeisterMeisterstück<br />
2021<br />
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denn „das ist top“, so Marcel<br />
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68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Mode anno dazumal<br />
Von Sauerländer Hampelmännern und Rümpken<br />
Christel Zidi<br />
Anke Kemper<br />
N<br />
och bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
hatte “Leibwäsche”<br />
den vorrangigen Zweck,<br />
seinen Besitzer zu wärmen. Das<br />
scheint sehr lange her bei einem<br />
Blick in die Auslage heutiger<br />
Dessousläden.<br />
Unsere Leserin M. Schäfer kann<br />
sich noch an ganz andere Kleidungsstücke<br />
erinnern: „Der ‚Hampelmann’<br />
war früher eine Unterhose<br />
für junge Burschen. Etwas längere Ärmel<br />
und Beine. Hinten wurde zugeknöpft. Und es<br />
gab einen Hosenklapp (für hinterlistige Zwecke)“,<br />
erinnert sich die <strong>Brilon</strong>erin.<br />
„Dann gab es noch ein Rümpken (Leibchen)<br />
aus Baumwolle zum Knöpfen. Daran waren<br />
an den Seiten Knöpfe und langes Lochgummiband.<br />
Unten waren die Kneifer,<br />
um die langen Wollstrümpfe festzuhalten.“<br />
Hört sich nicht unbedingt nach<br />
“Wohlgefühl beim Tragen an”... Mit<br />
dem Aussehen der Unterwäsche haben<br />
sich auch die Namen geändert. Ob<br />
moderne Leibwäsche allerdings immer<br />
bequem ist, darf man beim Anblick z. B. eines<br />
Stringtangas allerdings doch bezweifeln. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 69
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Olsberger Hütte Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
444 JAHRE AM<br />
FUSSE DES OLSBERGS<br />
Sonja Funke<br />
Olsberg GmbH<br />
Mächtig prangt er über der Stadt: der 703 Meter hohe Olsberg ist das Wahrzeichen der gleichnamigen<br />
HSK-Kommune. Ohne das heimische Gestein, das Sauerländer Eisenerz, indes gebe es auch ein Unternehmen<br />
nicht, das zu seinen Füßen liegt: die Olsberg GmbH. In diesem Jahr besteht die „Olsberger Hütte“,<br />
wie sie im Volksmund genannt wird, seit 444 Jahren und ist eines der ältesten Familienunternehmen Deutschlands.<br />
Sie ist mit Geschichte und Identität der 14.500-Einwohner-Stadt unmittelbar verbunden.<br />
Glühend rot fließt das 1.400 Grad heiße Metall in die Form.<br />
Es ist vollbracht, ein neues Gussstück hergestellt. In der<br />
Olsberg GmbH werden heute hochwertige Produkte für den<br />
internationalen Maschinenbau hergestellt.<br />
Eisenverhüttung ist ein uraltes Geschäft, schon bei den Germanen<br />
wurde sie nachgewiesen. In Olsberg nahm alles am<br />
Gießereibelegschaft 1880 Die Gießerei 1935<br />
Eisenberg seinen Anfang. 1577 wurde die Olsberger Eisenhütte<br />
mit eigener Erzförderung erstmalig urkundlich erwähnt,<br />
um 1700 wurde ein Hammerwerk an den Verhüttungsbetrieb<br />
angeschlossen, es konnten Schmiedeeisen hergestellt werden.<br />
Mit dem Abriss der alten Eisenhütte und dem Neubau eines<br />
modernen Industriebetriebs wurden im Jahr 1823 die Weichen<br />
für die Zukunft gestellt. Eine Dampfmaschine und der Bau<br />
des ersten Kupolofens brachten<br />
den Durchbruch hin zur<br />
Eisengießerei. „Heute schmelzen<br />
wir hochwertiges Gusseisen,<br />
um daraus Produkte wie<br />
zum Beispiel Motoren- und<br />
Pumpengehäuse für namhafte<br />
Maschinenbau-Unternehmen<br />
herzustellen. Dafür<br />
setzen wir zu mehr als 90 Prozent<br />
metal lische Schrotte ein,<br />
es handelt sich also um einen<br />
hochgradigen Recyclingpro-<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Olsberg GmbH heute: Moderner Standort mitten im Grünen<br />
zess“, betont Ulrich Herrmann, einer der beiden Geschäftsführer<br />
des Unternehmens.<br />
Die Olsberger identifizieren sich mit ihrer „Hütte“ und<br />
nicht selten arbeiten hier Einheimische in der dritten,<br />
wenn nicht sogar vierten Generation ihrer Familie. „Und<br />
das betrifft ganz unterschiedliche Bereiche. Waren Großvater<br />
und Vater zum Beispiel in der Produktion beschäftigt,<br />
arbeitet der Sohn heute in der Verwaltung“, sagt<br />
Stefan Osebold, Geschäftsführer. Auch das Unternehmen selbst<br />
hat eine langjährige, bis heute anhaltende Familiengeschichte.<br />
Wie keine andere prägte Anfang des 20. Jahrhunderts die Hütten-Chefin<br />
Ida Kropff-Federath das Unternehmen und den<br />
Ort. Die von ihr gegründete Stiftung kümmert sich bis heute<br />
um das Wohl von Kindern und Jugendlichen in Olsberg. Nach<br />
ihrem Tod im Jahre 1918 wurden die Unternehmensanteile von<br />
drei Nichten und Neffen übernommen. Die drei Familien bilden<br />
bis heute den Gesellschafterstamm.<br />
„Tradition und Innovation gehören bei uns untrennbar zusammen“,<br />
betonen die beiden Geschäftsführer. Das Unternehmen<br />
schöpft aus seiner Erfahrung und hat über die Jahrzehnte<br />
gleichzeitig immer wieder bewiesen, dass es sich neu aufstellen<br />
kann, wenn dies der Markt erfordert. Die Gießerei ist bis heute<br />
das Herzstück der Firma. „Noch vor mehreren hundert Jahren<br />
bis hin in die 70er Jahre haben wir viele Produkte für den Endverbraucher<br />
hergestellt. Heute fertigt unsere Grauguss-Sparte<br />
Ausgezeichnetes Design: Olsberg PALENA Compact<br />
mit schneeweißer Keramikabdeckung<br />
High-Tech Gussprodukt für die Industrie<br />
Die Olsberg GmbH hat drei Geschäftsbereiche: die<br />
Gießerei, das Feinblechwerk sowie die Kamin- und<br />
Pelletöfen-Sparte zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien. Im Bereich der raumluftunabhängigen<br />
Kaminöfen ist das Unternehmen Weltmarktführer.<br />
Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 260 Mitarbeiter<br />
an seinen Standorten in Olsberg, <strong>Brilon</strong> und<br />
Königshütte/Harz, davon 210 in Olsberg. Der Umsatz<br />
liegt bei rund 60 Mio. Euro im Jahr.
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Moderner Olsberg Ofen<br />
Feinblechtechnik für Industriekunden<br />
vor allem für die Industrie“, sagt Ulrich Hermann. Von Waffel-<br />
und Bügeleisen über Grabkreuze bis hin zu Gussfenstern<br />
machte sich das Unter-<br />
nehmen einen Namen,<br />
gekrönt wurde dies<br />
mit der Herstellung<br />
von Kochherden und Zimmeröfen aus<br />
Guss.<br />
Die Olsberg-Öfen sind bis heute geblieben,<br />
als eine weitere Sparte des Unternehmens.<br />
Wäh- rend wunderschön<br />
verzierte gusseiserne<br />
Exemplare im Eingangsbereich<br />
der Ver-<br />
waltung an frühere<br />
Zeiten erinnern, finden sich im<br />
Kundencenter zum Beispiel moderne<br />
Scheitholz- und Pellet- öfen mit neuester<br />
Steuerungstechnik. Diese Heiz- geräte sorgen für wohliges<br />
Ambiente in heimischen Wohnzimmern.<br />
Aus der Fertigung für Elektrospeicherheizungen, die vor wenigen<br />
Jahren eingestellt wurde, ist das dritte Standbein des<br />
Unternehmens hervorgegangen: die Feinblechtechnik. Hier<br />
sind modernste Blechbearbeitungsmaschinen wie Laser- und<br />
Stanzanlagen im Einsatz. Diese Unternehmenseinheit fertigt<br />
zum Beispiel Bauteile für Kühlregale ebenso wie Wechselrichter-<br />
oder Schaltschrankgehäuse. Kunden sind ebenfalls namhafte<br />
Industrieunternehmen.<br />
Olsberg ist ein<br />
attraktiver Arbeitgeber<br />
Stolz und unverrückbar blickt der Olsberg auf das Unternehmen.<br />
Mitarbeiter sind gekommen und gegangen, es wurde gebaut<br />
und verändert. 444 Jahre sind ein stolzes Alter und sie<br />
bergen ihre ganz eigene Verpflichtung. Dass es erfolgreich weitergeht,<br />
daran arbeitet die gesamte „Hütten-Familie“. ■<br />
Hätten Sie´s gewusst?<br />
Es gibt nur wenige Unternehmen, die in Reinform<br />
nach dem Ort benannt sind, in dem sie ihren Standort<br />
haben. Dass ein Betrieb wie die Olsberg GmbH auch<br />
noch direkt unterhalb des gleichnamigen Berges liegt,<br />
dürfte einzigartig sein.<br />
1972 gelang Olsberg mit dem „Hobby-Gussgrill“ ein<br />
Verkaufsschlager, der bis heute von vielen genutzt wird<br />
und einen hohen Nostalgiefaktor hat. Es wurden rund<br />
1 Mio. Exemplare verkauft.<br />
Olsberg GmbH | Hüttenstraße 38 | 59939 Olsberg<br />
02962 / 805 - 0 | www.olsberg.com<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Kuhgeflüster im <strong>Herbst</strong><br />
Kuhgeflüster im <strong>Herbst</strong><br />
Peter P. Neuhaus<br />
Vom Mittelmaß<br />
von Peter P. Neuhaus<br />
Die Kuh flog niemals auf den Mond,<br />
sah nie Amerika.<br />
Sie ist zufrieden, wo sie wohnt –<br />
wie Tante Erika.<br />
Die Kuh schrieb niemals ein Poem,<br />
obwohl sie’s sicher kann.<br />
Sie fuhr nicht selbst nach Bethlehem,<br />
sie schickte ihren Mann.<br />
Sie schnurrt nicht und sie haart nicht sehr,<br />
taugt nicht als Kind-Ersatz.<br />
Sie fährt nicht mit dem Nahverkehr,<br />
zahlt Standardsteuersatz.<br />
Ist keine, die sich groß beschwert,<br />
braucht keine Majestät,<br />
geht ungern nur ins Jazzkonzert,<br />
sah niemals Breaking Bad.<br />
Sie denkt nicht übers Große nach,<br />
das Ganze juckt sie kaum.<br />
Und liegt sie dann im Schlafgemach,<br />
vergisst sie Zeit und Raum.<br />
Die Kuh, sie ist zufrieden schon<br />
mit wenig. Von derWelt<br />
erwartet sie nicht Gotteslohn,<br />
nicht Auto, Haus, nicht Geld.<br />
Die Kuh isst nicht beim Sternekoch<br />
und trinkt nur selten Gin.<br />
Am Abend sagt sie:„Sicher doch …“<br />
und legt sich friedlich hin.<br />
Sie hofft nicht auf den großen Spaß.<br />
Sie ist und bleibt bloß: Kuh.<br />
Ist glücklich mit dem Mittelmaß,<br />
genau wie ich und Du.<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann und die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
im Buch "Kuhgeflüster – Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland"<br />
15,90 € / ISBN-978-3-943681-63-5 / Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag<br />
Erhältlich im www.woll-onlineshop.de oder in den Sauerländer Buchhandlungen<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann und die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
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„Das ganze Buch ist gut.“<br />
Thomas Gsella<br />
Auf den sauerländischen Weiden und in den dunklen<br />
Wäldern der berühmten Mittelgebirgs region zwischen<br />
Ural und französischem Zentralmassiv tummeln sich Tiere,<br />
die sich allerlei zu erzählen haben.<br />
Das wird von Rüdiger Tillmann genaustens beobachtet<br />
und in bunten Cartoons festgehalten. Und darüber muss<br />
man Worte verlieren. Also reimt Peter P. Neuhaus, was<br />
die Tierwelt hergibt.<br />
Immer wieder steht im Zentrum dieser Beobachtungen<br />
die Kuh, die Symbolfigur des Lands der tausend Berge, in<br />
dem am Ende der Geschichte manchmal sogar Cowboys<br />
gen Horizont ziehen sollen. Und wenn die grad nicht da<br />
sind, tut’s eben die Kuh.<br />
Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland R. Tillmann / P. P. Neuhaus<br />
ÜSTER<br />
Rüdiger Tillmann Peter P. Neuhaus<br />
KUHGEFLÜSTER<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 73<br />
aus dem Sauerland
Der alte Plackweg führt von Kloster Himmelpforten bis <strong>Brilon</strong>-Esshoff<br />
Auf uralten Wegen<br />
Christel Zidi<br />
Georg Giannakis<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Ob<br />
der Sachsenherzog Widukind,<br />
der Name bedeutet<br />
übrigens Waldkind,<br />
im achten Jahrhundert mit<br />
seinem weißen Ross tatsächlich über<br />
die Höhen des Arnsberger Waldes gestürmt<br />
ist, ist zumindest vorstellbar.<br />
Auf jeden Fall hatte er von den Bergkämmen<br />
aus sicherlich auch eine tolle<br />
Rundumsicht.<br />
Natürlich nicht ganz so atemberaubend,<br />
wie vom 35 Meter hohen, architektonisch<br />
hochinteressanten Lörmecketurm,<br />
der eine Panoramasicht vom Hochsauerland<br />
über den Haarstrang und die Westfälische<br />
Bucht bis hin zum Teutoburger<br />
Wald bietet.<br />
Der 2008 eröffnete Turm befindet sich<br />
unweit des Plackweges, eines uralten<br />
Handelsweges. Genauer gesagt auf einem<br />
älteren Zweig des Plackweges, 300<br />
Meter westlich des Kamm-Hauptgipfels<br />
(581,5 Meter ü. NN), der in Richtung<br />
Kallenhardt führt.<br />
Vom ehemaligen Kloster Himmelpforten<br />
über den Stimmstamm bis nach <strong>Brilon</strong>-<br />
Esshoff verlief die Handelsstraße. Am<br />
Warsteiner Kopf kreuzte er einen anderen<br />
Handelsweg, den Kriegerweg, der<br />
von Siegen nach Paderborn führte. Noch<br />
heute sind die Spuren der Pferdegespanne<br />
in den tiefen Hohlwegen erkennbar.<br />
Die gleichnamige, 143,23 km lange<br />
Wanderstrecke (X 1) des Sauerländischen<br />
Gebirgsvereins verläuft von Hagen bis<br />
zur Diemeltalsperre. Dieser Weg ist auch<br />
mit dem Fahrrad befahrbar. Dem, der<br />
nicht gerade mit einem E-Bike unterwegs<br />
ist, sondern mit einem ganz normalen<br />
Drahtesel, wird sich der Name des Plackweges<br />
schon bald erschließen. Denn<br />
einer Deutung nach stammt das Wort<br />
„Plaggen“ von „plack“ oder „placken“,<br />
also „sich anstrengen“. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 75
Zum Gottesdienst läuten die Pastorensöhne<br />
die Kirchturm-Glocken per Hand<br />
Die jungen Glöckner von Bredelar<br />
W<br />
enn Silas Pape (12) und sein Bruder Julius (16) jeden Samstagabend<br />
spätestens um Viertel vor sechs zu Hause sein müssen, dann<br />
wundert das ihre Freunde schon lange nicht mehr. Sie wissen: Die<br />
beiden müssen zum „Beiern“. So wird traditionell das Anschlagen der Kirchenglocken<br />
per Hand bezeichnet. In Deutschland ist das Beiern vor allem im<br />
Rheinland Brauch. Im sauerländischen <strong>Marsberg</strong>-Bredelar geschieht es deshalb<br />
auch eher aus der Not heraus…<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
Julius, Markus und Silas Pape
Bis vor zwei Jahren konnte Pfarrer Markus Pape die Glocken<br />
„seiner“ Kirche in Bredelar noch bequem elektrisch<br />
schwingen lassen. So wie es in den allermeisten Kirchen im<br />
Sauerland üblich ist. „Doch unser Turm hat leichte Risse bekommen.<br />
Nicht dramatisch, aber zusätzliche Erschütterungen<br />
tun ihm nicht gut. Da haben uns Experten geraten, auf<br />
das Schwingen der Glocken zu verzichten.“ Doch ein Gottesdienst<br />
ohne Kirchenläuten – unvorstellbar. Und auch auf<br />
das samstägliche Abendläuten um sechs wollten und sollten<br />
die Bredelarer nicht verzichten. Deshalb blieb nur noch der<br />
Handbetrieb.<br />
Allerdings fiel Vater Markus Pape dafür aus. 60 Stufen rauf<br />
in den engen Glockenschacht, und 60 Stufen wieder runter<br />
– das ist selbst für den sportlichen Pfarrer vor dem Gottesdienst<br />
nicht zu machen. Und so dürfen die beiden jüngsten<br />
Söhne ran.<br />
Abendläuten als Mini-Konzert<br />
Julius und Silas Pape<br />
Die finden das cool - und ihre Freunde auch. Wenn die<br />
Glocken erklingen müssen, krabbeln Silas und Julius in<br />
die Turmspitze, wo zwei Glocken übereinander hängen.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 77
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Viel Platz ist nicht. Der kleinere Silas<br />
sitzt an der oberen Glocke auf einem<br />
schmalen Brett, unter ihm gegenüber<br />
der schon ziemlich große Julius.<br />
Mit einer Leine ziehen sie dann den<br />
Klöppel der Glocke gegen die innere<br />
Glockenwand, die Glocke selbst bleibt<br />
starr. Beide tragen natürlich einen Gehörschutz,<br />
denn es wird laut. Richtig<br />
laut.<br />
Sie sind im Laufe der Zeit ein eingespieltes<br />
Team geworden. Denn das<br />
Läuten der Glocken erfolgt nach einer<br />
festgelegten Reihenfolge, nach einer<br />
Art Melodie. „Da ist ein gutes Rhythmusgefühl<br />
gefragt“, erklärt Silas, „Da<br />
verstehe ich mich mit Julius blind.<br />
Wenn Papa mal aushilft, muss ich<br />
mich schon mehr konzentrieren. Der<br />
hat’s nicht so damit…“<br />
Beim samstäglichen Abendläuten läutet<br />
Silas zunächst fünf Minuten die<br />
kleine Glocke. Dann gibt es drei mal<br />
drei Schläge mit der großen Glocke,<br />
und anschließend läuten beide Glocken<br />
im Wechsel. Das gesamte „Konzert“<br />
dauert exakt 15 Minuten. Dabei<br />
kommen die Jungs auf bis zu 46<br />
Schläge in der Minute.<br />
Der Herr Pfarrer kommt<br />
ins Schwitzen<br />
Feingefühl ist auch bei Sondereinsätzen<br />
gefordert, zum Beispiel, wenn bei<br />
Beerdigungen der Trauerzug von der<br />
Kirche zum Friedhof läuft. So lange<br />
müssen die Glocken läuten – allerdings<br />
verschwindet der Tross schnell<br />
aus dem Sichtbereich des Turms.<br />
Also schätzen die Jungs die Zeit bis<br />
die Trauernden das Grab erreichen –<br />
bisher hat es immer gut hingehauen.<br />
Pfarrer Pape kommt dagegen zum<br />
Beginn des Gottesdienstes schon mal<br />
ins Schleudern: Beginn ist nämlich,<br />
wenn seine Söhne mit dem Handläuten<br />
aufhören. Ist er dann noch auf<br />
dem Weg vom Pfarrhaus zur Kirche,<br />
rauscht er schon mal mit fliegendem<br />
Talar hinter den Altar…<br />
Die Glöckner sitzen in<br />
der ersten Reihe<br />
Im Winter ist der Einsatz im Glockenturm<br />
allerdings öfters eine Herausforderung.<br />
„Dann geht’s mit Taschenlampe<br />
die Stufen rauf, und auf<br />
die Sitzbretter weht auch schon mal<br />
eine Schicht Pulverschnee“, erzählt<br />
Silas und lacht, „Das I-Tüpfelchen<br />
sind dann die leicht angefrorenen<br />
Plastik-Ohrenschützer!“ Allerdings<br />
werden die beiden durch einen fulminanten<br />
Fernblick entschädigt. Besonders<br />
in der Silvesternacht haben<br />
sie eine Premium-Sicht auf das Feuerwerk,<br />
weit über <strong>Marsberg</strong> hinaus.<br />
„Einfach nur cool“ – finden die beiden<br />
Glöckner von Bredelar. ■<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Huckepack-Apfel<br />
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Das Wort “Huckepack” lässt Erinnerungen an die Kindheit wach<br />
werden. Was damit gemeint ist, weiß jeder: etwas auf dem Rücken<br />
tragen. Der erste Wortteil “Huck” stammt vom Wort “hucken” ab<br />
und bedeutet “eine Last tragen”. Beim zweiten Wortteil “pack” sind sich die<br />
Sprachforscher nicht sicher. Entweder ist damit der Rücken (niederdeutsch:<br />
Back) oder das Bündel (mittelhochdeutsch: Pack) gemeint. Gerhard Frese<br />
aus <strong>Brilon</strong>-Madfeld hat diesen Huckepack-Apfel in seinem Garten entdeckt.<br />
Der große und der kleine haben nur einen gemeinsamen Stiel. Fruchtstiele<br />
sind übrigens mehr als nur eine Aufhängung, über sie erhält die Frucht alles,<br />
was sie zum Wachsen benötigt. (c.z.) ■<br />
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Leben im Kloster Oelinghausen<br />
Ruhe und Kraft finden bei<br />
der „Königin des Sauerlandes“<br />
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übt eine besondere<br />
Faszination auf Besucher<br />
aus. Das altehrwürdige<br />
Klostergebäude strahlt von außen<br />
Ruhe und Gelassenheit aus, während der Kircheninnenraum<br />
einen warmen, vom barocken Altar und der Orgel<br />
kommenden Glanz ausstrahlt. In der Krypta lenkt nichts<br />
vom Wesentlichen ab, dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden<br />
Gnadenbild der Mutter Gottes mit Jesus Christus<br />
auf ihrem Schoß. Kerzen brennen Tag und Nacht davor.<br />
„Hier ist ein Ort der Kraft“, weiß Schwester Maria Gabriela von<br />
den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP). Im<br />
November sind es 30 Jahre, die sie hier als Therapeutin tätig ist.<br />
„Mein Orden hat seinerzeit die Nachfolge der Mariannhiller<br />
Missionare übernommen.“ Seit sechs Jahren wird die ausgebildete<br />
Ergotherapeutin von Schwester Lucia Maria im Klosterkonvent<br />
unterstützt. Schwester Lucia Maria ist verantwortlich<br />
für die Wallfahrtsseelsorge.<br />
„Wenn wir sichtbar sind, werden wir auch<br />
angesprochen“ – Sw. Maria Gabriela<br />
Beide Ordensschwestern suchen und finden täglich neue Begegnungen<br />
mit Besuchern vor Ort. „Hier kann man Ruhe ganz<br />
anders erleben“, hat Schwester Lucia Maria festgestellt. Sie hatte<br />
zuvor in einem Jugend- und Erwachsenenhaus in Heiligenstadt<br />
in Thüringen gearbeitet. Dem Ruf ihres Ordens zum Kloster<br />
Oelinghausen folgte die studierte Gemeindereferentin und lebt<br />
jetzt im Sauerland an jenem Ort, an dem täglich die Menschen<br />
auf der Suche sind. „Sie wollen ihre Gedanken sortieren oder<br />
aber das Gespräch suchen.“ Schwester Maria Gabriela: „Wenn<br />
wir sichtbar sind, werden wir auch angesprochen.“ Und der<br />
Redebedarf sei groß bei den Familien, Paaren oder Einzelbesuchern.<br />
Aus dem Märkischen Kreis kommen viele, darunter<br />
auch viele Fahrradfahrer. „Viele stecken eine Kerze in der Krypta<br />
an“, so Schwester Maria Gabriela. Die Gedanken dazu können<br />
in einem „Anliegenbuch“ zu Papier gebracht werden.<br />
Die Schwestern stehen gerne zur Seite in „ihrem“ Kloster, sind<br />
aber auch für den Küsterdienst vor den Messfeiern zuständig.<br />
Eigene Auszeiten nehmen sie sich in ihrem Klostergarten. Dieser<br />
ist ihr alleiniges Refugium.<br />
Geo-Caching Tour: Rund um den Heiligen Geist<br />
Besucher finden sich aber auch alleine zurecht, so bei der Geo-<br />
Caching-Tour. „Rund um den Heiligen Geist“, stellte Schwester<br />
Lucia Maria das Thema vor, über das am Kircheneingang Informationsmaterial<br />
bereitliegt. Sie macht vielfältige Angebote<br />
zur Wallfahrtsseelsorge – ob ein Krippenweg im Advent oder zu<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Ostern ein Weg zu biblischen Stationen.<br />
Wenn es die Corona-Vorschriften wieder<br />
möglich machen, wird auch das „Mobile<br />
Kloster“ wieder eingesetzt. Mit einem<br />
VW Bulli ist die Ordensschwester dann<br />
unterwegs zu Schulen und Großveranstaltungen,<br />
um Workshops anzubieten<br />
und Begegnungen zu suchen.<br />
„Königin des Sauerlandes“<br />
Die Faszination sei ungebrochen, das<br />
Gnadenbild der Mutter Gottes als „Königin<br />
des Sauerlandes“ zu besuchen.<br />
„Hier ist ein Ort für alle Generationen –<br />
in der Krypta kann man als Mann ganz<br />
für sich sein“, weiß die Seelsorgerin aus<br />
vielen Begegnungen, dass Männer einen<br />
Besuch nutzen, um zu reden, oder aber<br />
auch, um die Gedanken zu sortieren.<br />
„Das Kloster ist ein Ort der Kraft – und<br />
das ist spürbar.“<br />
Besondere Kraftplätez<br />
Schwester Maria Gabriela und Schwester Lucia Maria (v.l.)<br />
Besondere Kraftorte seien in der Krypta<br />
die vordere Sitzreihe ganz rechts und<br />
draußen vor dem Kloster der Walnussbaum.<br />
„Man kann es spüren.“ Schwester<br />
Lucia Maria und Schwester Maria Gabriela<br />
schöpfen vom Kloster viel Kraft für<br />
sich und ihre Arbeit. „Wir haben lange,<br />
aber reich gefüllte Tage“, fasste Schwester<br />
Maria Gabriela zusammen.<br />
Dreharbeiten im Kloster<br />
Sie erinnert sich noch an eine Zeit mit<br />
sehr viel Stress, in der das Kloster als<br />
Drehort für den Fernsehfilm „Dem<br />
Himmel sei Dank“ diente. Im Jahr 2005<br />
war dies, als Marie-Luise Marjan nicht<br />
die Mutter Beimer spielte, sondern eine<br />
evangelische Pfarrerin. Weitere Schauspieler<br />
waren Hans Peter Hallwachs<br />
und Ulrich Pleitgen. Es galt, die Dreharbeiten<br />
mit denen der Kirchenbesucher<br />
und denen der ergotherapeutischen Praxis<br />
abzustimmen; dies war nicht immer<br />
ganz einfach, gelang aber doch immer<br />
in Absprache mit allen Beteiligten. „Ich<br />
musste Frau Marjan beibringen, wie<br />
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• HxB: wetterfest, 100cm x weil 57 cm) pulverbeschichtet<br />
• seitlich eingearbeitete Laschen<br />
(Erdstecker/Erdspieß,<br />
HerzWerk ermöglichen klein die sichere Befestigung<br />
29,25 weiterer Euro/Stück Dekorationselemente (Bänder,<br />
(mit<br />
Schleifen,<br />
Fixierfuß,<br />
Anhänger)<br />
HxB: 51cm x 30cm)<br />
• solide Aufnahme 51cm für Blumentöpfe/ x 30cm)<br />
Lieferzeit: Dekomaterial ca. 10 Arbeitstage,<br />
• bzw. auf kurzfristig Wunschab auch Lager in individuellen Farben<br />
Kontakt: (RAL-Töne) Thomas Münstermann<br />
02961 9718 222<br />
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inkl. Mwst, ab Werk:<br />
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(mit solidem Zweibein,<br />
bzw. HxB: 100cm x 57 kurzfristig cm) ab Lager<br />
Caritasverband <strong>Brilon</strong> e.V.<br />
Werkstätten St. Martin<br />
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HxB: 51cm x 30cm)<br />
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bzw. kurzfristig ab Lager<br />
Kontakt: Thomas Münstermann Münstermann<br />
02961 9718 222<br />
t.muenstermann@caritas-brilon.de<br />
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Caritasverband <strong>Brilon</strong> e.V.<br />
Werkstätten St. Martin<br />
Werkstätten St. Martin<br />
Tageseinrichtung zur<br />
beruflichen und sozialen<br />
Rehabilitation<br />
Hinterm Gallberg 12<br />
59929 <strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 81
man segnet“, erinnert sich Schwester Maria Gabriela, wie sie die<br />
Schauspielerin auf ihre Rolle vorbereitete.<br />
Promis hat sie als „normale“ Menschen erlebt, die hier arbeiteten,<br />
aber auch in Drehpausen hier Kraft schöpften. Und so geht<br />
es letztlich Jung und Alt, die hier im Gebet verharren wollen.<br />
„Kloster Oelinghausen ist ein Ort, wo man Halt macht und<br />
gestärkt wieder geht.“ ■<br />
Kurzer geschichtlicher Überblick<br />
1174 Gründung als Prämonstratenserkloster<br />
Um 1200 Bau der ersten romanischen Klosterkirche<br />
1390 urkundliche Erwähnung einer Orgel<br />
1714 die Orgel erhält ihr heutiges Aussehen<br />
1804 Auflösung des Klosters Oelinghausen<br />
1828 Erwerb des Klostergutes durch das Haus<br />
des Grafen von Fürstenberg-Herdringen<br />
1904 selbständige Pfarrkirche mit Filialkirchen<br />
in Holen und Oelinghausener Heide<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
1953 bis 1991 Mariannnhiller Missionare leiten das Kloster<br />
Ab 1992 beziehen die Schwester der hl. Maria Magdalena<br />
Poste (SMMP) das Kloster und richten eine<br />
Ergotherapiepraxis ein<br />
2003 St. Petri Oelinghausen wird Teil des Pastoralverbundes<br />
„Kloster Oelinghausen“<br />
2013 Kloster Oelinghausen gehört mit zum neuen<br />
pastoralen Raum Katholische Kirchengemeinde<br />
St. Petri Hüsten und ist seitdem Klosterkirche
Neue digitale Ansätze<br />
EGGER- AUSBILDUNG<br />
GOES DIGITAL<br />
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Christel Zidi<br />
Philipp Nolte<br />
H<br />
eute schon an übermorgen denken – nach diesem<br />
Prinzip handelt die Firma EGGER in <strong>Brilon</strong>. Nicht<br />
umsonst steht EGGER deshalb als äußerst erfolgreiches<br />
und mehrfach ausgezeichnetes Unternehmen da. Auch<br />
in Sachen Ausbildung und Azubi-Gewinnung ist der Betrieb<br />
Vorreiter und nutzt dafür alle digitalen Möglichkeiten.<br />
Blogs, Podcasts und Videos<br />
Dass EGGER die Azubi-Findung am Herzen liegt, zeigen schon<br />
deren Azubi-Podcasts. Hier finden sich Anleitungen, worauf man<br />
bei der Bewerbung achten muss, welche Möglichkeiten und Zukunftsaussichten<br />
das Werk bietet u.v.m. Zu Wort kommen dabei<br />
sowohl Ausbilder als auch Azubis. Zudem kann man über den<br />
„EGGER Azubi Podcast“, der über YouTube, Spotify und Apple<br />
Podcast zu empfangen ist, persönliche Einblicke in die Ausbildung<br />
bei EGGER bekommen. News zur Ausbildung erhält man<br />
auch über den Ausbildungs-Blog auf der Firmen-Homepage.<br />
Hier erscheinen regelmäßig Posts für die Auszubildenden, zum<br />
Beispiel wie man das Azubi-Taxi nutzen kann.<br />
ARRIERE<br />
Virtuelle Betriebstour<br />
Um einen (virtuellen) Blick hinter die Kulissen zu bekommen,<br />
wurden vor Kurzem Inhalte für eine VR-Brille produziert, mit<br />
N<br />
der eine virtuelle<br />
BRILON<br />
Betriebsführung und spannende Einblick in die<br />
Folgende Ausbildungsplätze bietet Egger derzeit an:<br />
Duales Studium<br />
• Bachelor of Engineering – Holz und Möbeltechnik<br />
• Bachelor of Art – BWL Handel/Holzbetriebswirtschaft<br />
ttttttttttttttttttttttttt<br />
Ausbildung<br />
• Elektroniker für Automatisierungstechnik<br />
e suchen • Fachinformatiker eine neue für Herausforderung? Systemintegration<br />
Dann sind<br />
• Fachkraft für Abwassertechnik<br />
• Fachkraft für Lagerlogistik<br />
e bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />
r hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
milienfreundlichen Region. Hier finden Sie zum<br />
Ausbildung ermöglicht werden. Der Träger erhält spektakuläre<br />
Bilder von Maschinen und Anlagen, von den riesigen Hallen<br />
und den Mitarbeitern. Viele Ausbildungsberufe lassen sich auf<br />
diese Weise einmal „ansehen“. Die VR-Brille soll demnächst bei<br />
Messen, Schulbesuchen oder auch bei Vorstellungsgesprächen<br />
eingesetzt werden und Schülerinnen und Schülern einen unvergesslichen<br />
Blick hinter die Kulissen von EGGER ermöglichen.<br />
„Denn“, so Julian Schirp, Personalreferent/Ausbildung, „Bilder<br />
sagen oft mehr als 1000 Worte“.<br />
Praktikum<br />
Wer alle digitalen Erkundungsmöglichkeiten genutzt hat und<br />
noch immer unschlüssig ist, kann auch - ganz klassisch – als<br />
Schülerpraktikant, Fachpraktikant oder Ferienarbeiter die verschiedenen<br />
Ausbildungsberufe erschnuppern. Vielleicht sind Sie<br />
dann „übermorgen“ der nächste Facharbeiter bei EGGER, erfolgreich<br />
und qualifiziert wie das Unternehmen selbst. ■<br />
Hier geht’s zum Video:<br />
• Fachlagerist<br />
• Holzbearbeitungsmechaniker<br />
• Industriekaufmann<br />
• Industriemechaniker für Betriebstechnik<br />
• Kaufmann im E-Commerce<br />
• Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung<br />
• Maschinen- und Anlagenführer<br />
• Produktionstechnologen<br />
• Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik<br />
(Alle Ausbildungsbildungsangebote gelten für m/w/d)<br />
EGGER Holzwerkstoffe | <strong>Brilon</strong> GmbH & Co. KG<br />
Im Kissen 19 | 59929 <strong>Brilon</strong><br />
T +49 800 344 3745 (Service-Center) | T +49 2961 770 0 (Vermittlung)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 83<br />
<strong>WOLL</strong> Winter 2020 - 83
Neuer Themenweg in Ostwig<br />
Schaukeln macht glücklich<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
Als ich in Ostwig dort ankomme,<br />
wo ich mit der Fotografin<br />
und meinem Interviewpartner<br />
verabredet bin, höre ich schon die<br />
Kinder jauchzen. Die Sonne scheint<br />
so warm auf den Schützenplatz, als<br />
wolle sie sagen, dass sie doch nicht<br />
vergessen habe, dass gerade Hochsommer<br />
ist. Die kleinen Kinderbeine fliegen<br />
wild durch die Luft – auf und ab,<br />
auf und ab. Denn hier befindet sich<br />
die erste Station des neuen Schaukelweges<br />
in Ostwig.<br />
In Zukunft markieren extra angefertigte<br />
Schilder mit selbstentworfenem Logo<br />
den etwa 1,4 Kilometer langen Rundweg.<br />
Vom Schützenplatz geht es über<br />
eine kleine Brücke, die sich über die leise<br />
dahinplätschernde Elpe spannt. Wir<br />
folgen dem Bachlauf und gehen schon<br />
bald durch ein Holztor bergauf. Bei dem<br />
Wetter kommen wir gut ins Schwitzen<br />
– bis auf die Kinder, die flink und unbeschwert<br />
vor uns herumwuseln und<br />
schon lange am Schaukeln sind, wenn<br />
wir an der nächsten Station ankommen.<br />
Aber die Wege sind gut ausgebaut und<br />
auch mit dem Kinderwagen befahrbar.<br />
„Meine Frau und ich waren im Urlaub<br />
und da haben wir so etwas gesehen und<br />
direkt gedacht: Das wäre doch auch etwas<br />
für Ostwig“, erinnert sich Ortsvorsteher<br />
Manfred Ramspott. „Wir haben<br />
überlegt, ob wir den Weg auf dieser Seite<br />
der Elpe, durch den Wald oder oben<br />
beim Sportplatz anlegen. Aber hier hat<br />
man dadurch, dass eben nicht so viele<br />
Bäume am Wegesrand stehen, diesen<br />
einzigartigen Panorama-Blick.“<br />
Es dauert nicht lange, da kann man den<br />
Blick erahnen, den man schon bald über<br />
den Ort haben wird. Und richtig – wir<br />
werden nicht enttäuscht. Von hier aus<br />
schaut man über das gesamte Dorf – ein<br />
herrlicher Ausblick. Und dazu noch die<br />
tollen Schaukeln – von der Hängematte<br />
bis zur Riesenschaukel. Hier kann man<br />
nicht nur die Seele, sondern auch die<br />
Beine baumeln lassen.<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Die richtige Auswahl<br />
„Die Auswahl der Schaukeltypen für<br />
die jeweiligen Standorte war gar nicht<br />
so leicht. Man musste schauen, ob die<br />
Schaukeln für alle Altersgruppen geeignet<br />
sind.“ Und dann sollten die Schaukeln<br />
sich ja auch ins Landschaftsbild<br />
einfügen: „Da haben wir wirklich lange<br />
drüber nachgedacht“, erzählt der Ostwiger.<br />
„Am Ende haben wir uns für sechs<br />
ganz unterschiedliche Schaukeltypen<br />
entschieden. Beim Material haben wir<br />
Robinienholz gewählt, da das gut hierher<br />
passt und sehr widerstandsfähig ist.“<br />
Als wir den Berg wieder gemütlich hinuntergelaufen<br />
sind, kommen wir zu<br />
einer eingezäunten Station direkt neben<br />
der Elpe. Dort steht eine Schaukel, mit<br />
der auch Menschen mit Handicap ihren<br />
Spaß haben können. „Diese Schaukel<br />
und auch einige der anderen stehen auf<br />
Privatgrundstücken – das hat hier in<br />
Ostwig wirklich ganz problemlos geklappt.“<br />
Wie viel Arbeit das Projekt war und wie<br />
viel Zeitdruck dahinter stand, ist heute<br />
schon fast vergessen, denn am Ende hat<br />
es sich doch gelohnt: „Regionalmanagerin<br />
Miriam Schulte-Remmert hat uns<br />
sehr unterstützt, dieses LEADER-Projekt*<br />
umzusetzen. Es gab für unser kleines<br />
Team so viel zu beachten. Für uns<br />
war das komplettes Neuland.“<br />
Ein paar Kleinigkeiten stehen noch an,<br />
aber wenn das erledigt ist, soll es – wenn<br />
die Umstände es endlich erlauben – eine<br />
große Einweihungsfeier geben, an der<br />
der ganze Ort und alle Vereine teilnehmen<br />
können. „Durch die Pandemie sind<br />
so viele Feiern ausgefallen, da nehmen<br />
wir die offizielle Eröffnung des Schaukelweges<br />
gerne zum Anlass, mal wieder<br />
zusammenzukommen.“ ■<br />
Beim Schaukeln werden Endorphine<br />
ausgeschüttet, die nicht nur<br />
glücklich machen, sondern auch<br />
das Schmerzempfinden verringern.<br />
Außerdem stärkt das Schaukeln<br />
Bänder, Muskeln und Sehnen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 85
Anzeige<br />
Und ab geht die Post…<br />
Bigger Werkstatt ist Lettershop-Dienstleister<br />
für Unternehmen<br />
Britta Melgert<br />
sabrinity<br />
R<br />
osi und Werner Hillebrand sind bereits vor vielen Jahren von Meschede ins Rheinland gezogen. Dennoch<br />
hängt ihr Herz noch am Sauerland. Logisch, dass sie keine Ausgabe des <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>s verpassen möchten.<br />
Sie haben sich, wie viele andere Sauerländer auch, für ein Abo entschieden. Neu ist: Seit diesem Jahr wird<br />
ihnen das <strong>Magazin</strong> aus Bigge zugesandt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bigger Werkstatt übernahmen<br />
diese Aufgabe.<br />
Birgit Brandt, eine von zwei Gruppenleiterinnen des Dienstleistungszentrums<br />
(DLZ) aus dem Werkstattbereich der<br />
Josefsheim gGmbH, führt uns durch die Räume, in denen<br />
gut 30 Menschen mit Beeinträchtigung ihrer täglichen Arbeit<br />
nachgehen. „Wir übernehmen hier bereits seit vielen Jahren als<br />
Dienstleister für etliche regionale oder überregionale Unternehmen<br />
und Organisationen diverse Tätigkeiten in Zusammenhang<br />
mit dem Versand von Prospekten, Katalogen, Mailings<br />
usw., teils sogar mit Lagerhaltung und Druckservice. Ob<br />
individueller Brief mit einem angeforderten Prospekt, ob 200<br />
Mailings oder 2000 – wir kümmern uns darum! Und dass<br />
wir nun auch für das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> von AXO.MEDIA zuständig<br />
sind, freut uns natürlich besonders.“<br />
Kiloweise <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>e<br />
Vier Mal im Jahr heißt es hier künftig: „<strong>WOLL</strong> muss in die<br />
Post“. Die frischen <strong>Magazin</strong>e müssen in Umschläge gepackt<br />
und adressiert werden, evtl. kommt eine Rechnung dazu,<br />
dann werden die Briefe frankiert und zur Post gefahren. „Da<br />
kommen etliche Kilos zusammen“, weiß Birgit Brand, und ergänzt:<br />
„Auch die buchhalterischen Tätigkeiten rund um das<br />
Abo wurden auf uns übertragen.“<br />
„Kann nicht - gibt’s nicht“<br />
Für Menschen mit Beeinträchtigung bieten diese Aufträge<br />
eine Chance auf ein normales Arbeitsleben mit einer Regelarbeitszeit<br />
von 35 Stunden pro Woche. „Im Vergleich zur<br />
Arbeitskraft ohne Beeinträchtigung ist unser Zeitaufwand<br />
leicht höher, doch für uns ist unsere Tätigkeit enorm wichtig“,<br />
berichtet Birgit Brandt, die selbst seit Geburt mit einer Gehörschädigung<br />
lebt. „Unser Leitspruch ist: Kann nicht - gibt’s<br />
nicht. Jeder von uns wird nach seinen Möglichkeiten eingesetzt,<br />
auch um die Motorik und die kognitiven Fähigkeiten zu<br />
fördern. Es gibt Aufgaben, die nur am Computer ausgeführt<br />
werden. Bei anderen Tätigkeiten benötigt man zupackende<br />
Hände. Im Zweifel muss halt ein Hilfsmittel her und da tut es<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
manchmal schon eine einfache Anti-Rutschmatte, wenn der<br />
zweite Arm, beispielsweise aufgrund einer Lähmung, nicht<br />
einsetzbar ist. Die Freude und der Stolz, etwas Wichtiges leisten<br />
zu können, sind fast nicht beschreibbar. Daher sind wir<br />
dem Verlag, aber auch allen anderen Unternehmen, die uns<br />
als Dienstleister wählen, sehr dankbar.“<br />
Beitrag für die Gesellschaft: Voller Abo-Preis geht<br />
direkt an das DLZ<br />
Auch bei AXO.MEDIA ist man froh über diese Kooperation.<br />
„Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen“, berichtet<br />
Dirk Bannenberg, der Herausgeber des <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>s.<br />
Für die Bearbeitung der vielen Abonnements musste eine neue<br />
Lösung gefunden werden, und da bot sich natürlich die Auslagerung<br />
an das Josefs-Team, mit dem wir bereits längere Zeit<br />
sehr gut zusammenarbeiten, an. Und wir wurden nicht enttäuscht.<br />
Der Workflow läuft störungsfrei und bei Absprachen<br />
können wir kurze Wege nutzen. Uns gefällt aber besonders,<br />
dass dort Menschen mit Beeinträchtigung nach ihren Wünschen<br />
und Fähigkeiten arbeiten und dadurch gefördert werden.<br />
Daher haben wir uns entschieden, den gesamten Abo-<br />
Preis dem DLZ der Bigger Werkstätten zufließen zu lassen:<br />
unser Beitrag für die Gesellschaft.“<br />
Was gibt es Schöneres, als eine solche Win-Win-Situation?<br />
Und auch unsere Abonnenten, inklusive Rosi und Werner,<br />
wird es freuen, woll! ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 87<br />
josefsheim-bigge.de
D<br />
TEN EINEM FAST<br />
LEID TUN!<br />
Auszug aus dem Sauerland- Comic<br />
9<br />
„Das Wunder von<br />
Döneken“, Band 2.<br />
Das Buch ist im Buchhandel<br />
und bei Amazon erhältlich.<br />
ISBN 978-3-00-024707-1<br />
Verlag: Zeyen-Design, <strong>Brilon</strong><br />
9<br />
BESUCHT UNS AUF DER HOCHZEITS-<br />
MESSE IN DER BALVER HÖHLE<br />
03. OKTOBER 2021<br />
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GESCHÄFTSZWEIGE DER:<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
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www.i-dexe.net
<strong>Herbst</strong>zeit – Erntezeit<br />
Robert Dröge<br />
Die ersten Stürme künden es an,<br />
den <strong>Herbst</strong> man schon fast sehen kann,<br />
erste Blumen welken, es färbt sich der Wald,<br />
Spinnennetze verbergen nun manchen Spalt,<br />
unter den Füßen raschelt das Laub,<br />
<strong>Herbst</strong>idylle, wohin man auch schaut.<br />
Der Bauer, er hat nun sehr wenig Zeit -<br />
Getreide, Kartoffeln, sie sind bereit<br />
und bei trockenem Wetter und Sonnenschein<br />
bringt er dankbar seine Ernte ein.<br />
Tomaten, Beeren, Trauben am Strauch und Reben,<br />
wer ernten will, der muss sich sputen, sich regen.<br />
Doch gar manches Obst, man glaubt es kaum<br />
bleibt ungepflückt einfach hängen am Baum,<br />
oder liegt darunter, vermodert, verfault,<br />
denn pflücken, auflesen ist Mühe, leichter ein Kauf.<br />
Dazu die Schale, stets sauber und glatt,<br />
keine, die Risse, raue Stellen hat,<br />
wenn auch teuer, das ist doch egal,<br />
Hauptsache genug in reicher Auswahl.<br />
In früheren Jahren wurde aufgelesen, gepflückt,<br />
denn ein Korb voller Obst, für viele war´s Glück.<br />
Aber lassen wir das, genießen die Zeit,<br />
bevor der Winter sich macht bereit. ■<br />
Dicke Sauerländer®<br />
BOCKWURST<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 89
Anzeige<br />
Heckmann Bau <strong>Brilon</strong><br />
Standort<br />
<strong>Brilon</strong><br />
ES GEHT UM MEHR ALS UM MASCHINEN,<br />
KUBIKMETER UND STAHLBETON<br />
Standort<br />
Hamm<br />
Christel Zidi<br />
Heckmann Bau<br />
Als sich Bernhard und Therese Heckmann 1921 in Hamm mit einem<br />
Tief- und Straßenbauunternehmen selbstständig machten, hätten sie<br />
sich wohl kaum vorstellen können, welch erfolgreiches Unternehmen<br />
einmal aus ihrem Familienbetrieb entstehen würde. Zur „Unternehmensfamilie<br />
Heckmann“ gehören heute fünf eigenständige Firmen mit sich ergänzenden<br />
Schwerpunkten, die untereinander bestens vernetzt sind und regelmäßig<br />
ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen.<br />
„Menschen sind die entscheidenden<br />
Faktoren in<br />
unserem Unternehmen“<br />
- Josef Thiele<br />
Eines dieser Unternehmen ist Heckmann<br />
Bau in <strong>Brilon</strong>. Drei Geschäftsführer<br />
teilen sich hier nicht nur die<br />
Verantwortung für das Unternehmen,<br />
sondern – gemeinsam mit ihren Mitarbeitern<br />
- auch die Freude am Bauen:<br />
Josef Thiele, Wolfgang Püschel und<br />
Martin Karnein.<br />
Hohe Fertigungstiefe<br />
90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
Ursprünglich lag der Schwerpunkt der<br />
1985 auf Initiative von Martin Karnein<br />
gegründeten Firma Heckmann Bau <strong>Brilon</strong><br />
im klassischen Tief- und Straßenbau.<br />
Ab Mitte der 1990er-Jahre wurden immer<br />
mehr Komplettlösungen angeboten.<br />
Und so plant und erstellt Heckmann<br />
Bau <strong>Brilon</strong> heute Büro-, Industrie- und<br />
Infrastrukturprojekte – auf Wunsch<br />
auch schlüsselfertig. Zum Leistungsportfolio<br />
gehören sämtliche Erdarbeiten,<br />
Kanal- und Entwässerungsarbeiten,<br />
Ver- und Entsorgungsleitungen, Straßenbauarbeiten<br />
sowie Stahlbetonbauarbeiten.<br />
Absolute Verlässlichkeit<br />
Aus dem reinen Anbieter von Bauleistungen<br />
ist längst ein kunden- und<br />
lösungsorientiertes Generalbauunternehmen<br />
geworden. Auch die Kundenstruktur<br />
veränderte sich von<br />
öffentlichen Auftraggebern hin zu<br />
Gewerbe- und Industriekunden sowie<br />
Kunden in der Energiewirtschaft.<br />
Seine Fertigungstiefe, Erfahrung und<br />
fachliche Kompetenz machen Heckmann<br />
Bau für Kunden attraktiv und<br />
effizient. Was den Erfolg des Unternehmens<br />
aber letztlich ausmacht, ist<br />
die absolute Verlässlichkeit, „der ehrliche<br />
und faire Umgang mit unseren<br />
Kunden und Mitarbeitern“, wie Josef<br />
Thiele betont. Langjährige und gute<br />
Verbindungen zur heimischen Industrie,<br />
besonders zur Holz- und Möbelindustrie<br />
bestätigen das.<br />
Klare Werte<br />
Der Erfolg von HECKMANN gründet<br />
sich auf das Zulassen von Veränderungen<br />
und auf Zusammenhalt.<br />
Durch das Setzen klarer Werte entstand<br />
eine Firmenphilosophie, die auf<br />
überzeugende Kompetenz, auf gelebtes<br />
Vertrauen („Unser Wort gilt“ – Martin<br />
Karnein) und klare Kommunikation<br />
fußt. Kundenorientierung und Mitarbeiterentwicklung<br />
sind prägende Elemente<br />
des Unternehmens.
Wolfgang Püsche, Josef Thiele,<br />
Martin Karnein (v.l.)<br />
Unter der Dachmarke HECKMANN sind<br />
folgende Unternehmen vereint:<br />
Feuerwache <strong>Willingen</strong><br />
Ständige Weiterentwicklung<br />
• Bernhard HECKMANN Bauunternehmung, Hamm<br />
• HECKMANN Bau, <strong>Brilon</strong><br />
• HECKMANN Bauland und Wohnraum<br />
• HECKMANN Bauplus<br />
• HECKMANN Service<br />
Die Umsetzung des Fortschritts in<br />
Form modernster Geräte und Maschinen,<br />
aber auch die Digitalisierung,<br />
Arbeitsschutz- und Workflow-Optimierung<br />
ließen HECKMANN große<br />
Technologiesprünge machen: „Während<br />
damals die meisten bei Lasertechnik<br />
an Science-Fiction dachten,<br />
haben wir damit bereits Rohre in nie<br />
gekannter Präzision verlegt“, erinnert<br />
sich Martin Karnein, „1970 stand bereits<br />
der erste Computer in der Lohnbuchhaltung“.<br />
Derzeit beschäftigt man sich intensiv<br />
mit dem Thema „Building Information<br />
Modeling“ (BIM). Mittels entsprechender<br />
Software können Bauprojekte<br />
visualisiert, effizient geplant und<br />
anschließend ein noch reibungsloserer<br />
Projektablauf erzielt werden. Damit hat<br />
man jederzeit den perfekten Überblick,<br />
selbst über Details.<br />
Mitgestaltung erwünscht<br />
optimal in die Projekte eingebracht<br />
werden. Einsatzfreudige und eigenverantwortliche<br />
Mitarbeiter können sich<br />
für Führungspositionen qualifizieren.<br />
Für Wolfgang Püschel ist Heckmann<br />
„ein 5-Sterne-Unternehmen, das Mitarbeitern<br />
die Freiheit lässt neue Wege<br />
zu gehen. Jeder darf mitgestalten, wenn<br />
das Unternehmen dadurch nach vorne<br />
kommt.“<br />
Kunden und Mitarbeiter<br />
sind das Wertvollste<br />
Ausbilden, Weiterbilden, Fördern –<br />
darauf setzen die drei <strong>Brilon</strong>er Geschäftsführer.<br />
Martin Karnein: „Wenn<br />
wir uns für die Menschen im Unternehmen<br />
interessieren, Talente entdecken,<br />
Menschen unterstützten und<br />
ihre persönliche Entwicklung fördern,<br />
entwickelt sich auch unser Unternehmen<br />
insgesamt ganz von selbst weiter.“<br />
Worte, denen auch Taten folgen:<br />
Zum 1. August dieses Jahres wurden<br />
25 neue Auszubildende eingestellt, in<br />
16 verschiedenen Berufen. Damit liegt<br />
das Verhältnis der Auszubildenden zur<br />
Gesamtbelegschaft bei 1:6, die landesweit<br />
höchste Ausbildungsquote in der<br />
Baubranche.<br />
Trotz allem Fortschritt und der ständigen<br />
Weiterentwicklung bleiben bei<br />
HECKMANN die Fundamente absolute<br />
Verlässlichkeit, Vertrauen und<br />
Verantwortung erhalten. Und wie kann<br />
man das schöner ausdrücken als Martin<br />
Karnein mit den Worten: „Unsere<br />
Kunden und unsere Mitarbeiter/innen<br />
sind das Wertvollste. Seit 100 Jahren –<br />
und das bleibt auch so.“ ■<br />
Regelmäßig fachlich geschult, kann<br />
das erworbene Wissen der aktuell 470<br />
Mitarbeiter der Heckmann-Familie<br />
Gallbergweg 36 | 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel. 02961 97860 | www.heckmann-bau-brilon.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 91
Sie weiß,<br />
was sie will<br />
Respekt und Gerechtigkeit: Victoria<br />
Filthaut (17) ist die einzige<br />
Schiedsrichterin im Fußballkreis<br />
Arnsberg<br />
Paul Senske<br />
Tom Linke<br />
S<br />
ie ist 17 Jahre jung, leidenschaftliche<br />
Fußballerin des TuS Voßwinkel und<br />
Schiedsrichterin – die einzige im<br />
Fußballkreis Arnsberg. Victoria Filthaut<br />
hat als Referee früh Verantwortung übernommen,<br />
auf dem grünen Rasen an Selbstbewusstsein<br />
gewonnen und viel fürs Leben<br />
gelernt. Ihr Credo: Gerechtigkeit<br />
und Respekt. „Ich mache von Beginn<br />
an klar, dass sie Respekt vor<br />
mir haben, was umgekehrt auch<br />
für mich gilt“, sagt Victoria,<br />
die in der Regel Spiele von<br />
Jungen-Teams pfeift und<br />
als „professionelle Spielleiterin“<br />
geschätzt wird.<br />
Die Schülerin des Neheimer<br />
Ursula-Gymnasiums<br />
weiß, was sie will: Ein<br />
Ziel ist es, in der Bundesliga<br />
zu pfeifen, als<br />
Spielerin könnte sie sich<br />
ebenfalls die höchste<br />
Klasse vorstellen.<br />
Auch beruflich hat sie<br />
klare Vorstellungen:<br />
Sie will Grundschullehrerin<br />
werden.<br />
92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Dass Victoria den Weg zum Fußball gefunden hat, liegt auch und<br />
besonders an ihrem Onkel Tobias Filthaut, der als Mentor und<br />
Trainer den TuS zu einer Hochburg des Damen- und Mädchen-<br />
Fußballs aufgebaut hat. Derzeit sind über 30 junge Frauen und<br />
Mädchen aktiv. „Ohne Tobi wäre ich niemals beim Fußball gelandet“,<br />
erzählt Victoria. „Meine Mutter Alejandra<br />
hat immer gesagt, Fußball sei kein<br />
Sport für Mädchen.<br />
Da geht‘s lang!<br />
Tobi hat sich bei meiner Mutter für<br />
mich eingesetzt und sie schließlich überzeugt.“<br />
Im Alter von sechs Jahren durfte Victoria<br />
schließlich zum Training ins Waldstadion, das<br />
ihr großen Spaß gemacht hat. Fußball wurde ihre Leidenschaft,<br />
weil es in dieser Sportart „immer neue Herausforderungen<br />
gibt“. Zuvor und parallel zum Fußball hatte sie an mehreren<br />
anderen Sportarten wie Tennis, Schwimmen, Leichtathletik, Turnen<br />
oder Taekwondo geschnuppert. „Victoria ist eine sehr gute<br />
Fußballerin, sie ist schnell, zuverlässig und hat einen starken linken<br />
Fuß“, betont Tobias Filthaut. „Sie hat großes Potenzial. Mich<br />
freut auch, dass sie sich im TuS als Junior-Coach engagiert.“ Großes<br />
Potenzial wird Victoria auch als Schiedsrichterin attestiert.<br />
Die Ausbildung hat sie im Winter 2018 absolviert und seitdem mit<br />
André Franzisko einen Mentor an ihrer Seite. Für Victoria ist er<br />
ein „wahrer Glücksfall“. Franzisko ist Vorstandsmitglied des TuS<br />
Voßwinkel, Polizeibeamter und selbst Schiedsrichter, der Victoria<br />
berät und zu den Spielen begleitet. „Mit André habe ich die auf<br />
dem Platz wichtige deutliche Ansprache geübt, auch die Körpersprache<br />
habe ich gelernt. Er hat mir zudem gezeigt, wie man an<br />
die Kabinentüren klopft, um die Mannschaften aufs Spielfeld zu<br />
bitten.“ Diese Übungen waren für Victoria wichtige Weichenstellungen.<br />
„Als Schiedsrichterin wirst du von den Jungs oft belächelt.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 93
Viktoria Filthaut mit ihren Bezugspersonen: André Franzisko und Tobias Filthaut (re)<br />
„André hat mir gezeigt, wie man an die<br />
Kabinentüren klopft“ - Victoria Filthaut<br />
Aber ich lasse mir nicht auf der Nase herumtanzen. Ich erwarte<br />
Respekt. Auch in der Schule trete ich jetzt selbstbewusster<br />
auf, beispielsweise wenn ich ein Referat halte.“<br />
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Ihr Mentor sieht Victoria auf einem sehr guten Weg: „Sie ist<br />
extrem professionell, lässt sich nicht beirren und löst deeskalierend<br />
auch schwierige Situationen“, so Franzisko. „Sie ist eine<br />
starke, selbstbewusste und angenehme Persönlichkeit.“ Tobias<br />
Filthaut lobt besonders ihren hohen Gerechtigkeitssinn und<br />
ihr souveränes Verhalten auf dem Spielfeld. „Auch von dummen<br />
Sprüchen von außerhalb lässt sie sich nicht beirren.“<br />
Sie hilft Kindern bei<br />
der Hausaufgabenbetreuung<br />
Fußball ist ein wichtiges und belebendes Element in ihrem<br />
Leben, aber nicht alles. Victoria engagiert sich im Spielmannszug<br />
Voßwinkel, spielt Querflöte und lernt derzeit trommeln.<br />
Sie interessiert sich für Geschichte; ihr Großvater Michael,<br />
einer der Redakteure der „Voßwinkler Rückblicke“, hat sie<br />
in die entsprechende Spur gebracht. Sie hilft Kindern in der<br />
Hausaufgabenbetreuung der Grundschule Wickede: „Kinder<br />
liegen mir am Herzen.“ Ihr Berufsziel kommt nicht von ungefähr:<br />
Sie will Grundschullehrerin werden. Nach dem Abitur<br />
im nächsten Jahr geht es nach Köln zum Studium. Dem Fußball<br />
bleibt sie mit ihren ambitionierten Zielen erhalten. ■<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Annas kleine Farm<br />
Junge Landwirtin schafft Paradies für seltene Hühnerrassen<br />
Helmut Gaida<br />
S. Droste<br />
F<br />
ür Anna-Maria Aust aus Kallenhardt wurde ein Kindheitstraum wahr: Die Schaffung eines Paradieses für<br />
seltene Hühnerrassen und ein persönlicher Rückzugsort. Inzwischen ist das für jeden zugängliche Grundstück in<br />
Kallenhardt Anziehungspunkt für Groß und Klein, für Kindergärten und Wanderer.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 95
Laufenten<br />
Besuch im Paradies<br />
Die Eingabe von „Lütke Linde 4 in Rüthen“ ins Navigationssystem<br />
erweist sich als Volltreffer mit dem Hinweis:<br />
„Anna´s Chicken Farm“. Hier sitzt - völlig entspannt -<br />
Anna-Maria Aust, 23 Jahre alt und gelernte Landwirtin,<br />
mitten in ihrem kleinen Paradies. Sie strahlt eine innere<br />
Ruhe und Zufriedenheit aus. Ohne abgehoben zu wirken,<br />
stimmt sie der Beschreibung “paradiesischer Zustände<br />
im kleinen Rahmen” spontan zu und bestätigt: „Hier ist<br />
mein persönlicher Rückzugsort nach einem stressigen Arbeitstag“.<br />
Neben den inzwischen 40 Hühnern können sich ihre Besucher<br />
auch an fünf Bretonischen Zwergschafen erfreuen.<br />
Die kleinste Schafsrasse der Welt stammt ursprünglich von<br />
der rauen, französischen Atlantikinsel Quessant und stand<br />
kurz vor dem Aussterben. Eine widerstandsfähige und absolut<br />
pflegeleichte Rasse, die ganze Arbeit leistet - auch für<br />
Annas Rasen: „Schließlich braucht mein Rasen auch einen<br />
natürlichen Rasenmäher“.<br />
Artenrettung - seltener Hühnerrassen<br />
Bei Anna „hängt es einfach in den Genen“ dass der<br />
Berufswunsch Landwirtin konsequent umgesetzt wurde.<br />
Schon ihre Familie war landwirtschaftlich orientiert.<br />
Schon vor längerer Zeit hatte Anna den Entschluss gefasst,<br />
in der Nähe ihres Elternhauses ein Grundstück zu erwerben.<br />
In der “Lütke Linde 4” fand sie eines, auf dem von<br />
Behördenseite her auch nicht zwangsläufig innerhalb einer<br />
bestimmten Zeit ein Haus errichtet werden musste. Denn<br />
Anna hatte andere Pläne, als sie das Grundstück zu ersten<br />
Mal sah: „Hier bau ich einen Hühnerstall“.<br />
“Im Einvernehmen mit der netten Nachbarschaft”, so<br />
Anna wurde dann die „Hühnerstube“ gebaut und das erste<br />
Paar einer seltenen Hühnerrasse erworben: das „Westfälische<br />
Totlegerhuhn“.<br />
Wegen ihrer hohen Legeleistung hießen diese Hühner<br />
ursprünglich Alltagsleger oder Dauerleger (Im Platt- und<br />
Niederdeutschen´”Doutleijer”). Falsch ins Hochdeutsche<br />
Annas Hühnerfarm<br />
Seramas, die kleinsten Hühner der Welt<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
übersetzt, wurde später daraus das Wort “Totleger”.<br />
(Quelle: Wolf-Diemtar Unterweger: Das Hühnerbuch)<br />
Diese besondere Liebe zu seltenen und vom Aussterben<br />
bedrohte Hühnerrassen führte Anna durch ganz NRW<br />
und nach Hessen. Der Erfolg vieler anstrengender Recherchen<br />
und Reisen zeigt sich heute durch insgesamt 40<br />
eigene, besondere und besonders seltene Hühner. Darunter<br />
auch Seramas, die kleinsten Hühner der Welt.<br />
machte. Des Öfteren fragten Besucher schmunzelnd nach<br />
dem Huhn „mit der Warnweste“. Inzwischen genießt das<br />
frühere Batterie-Legehuhn seinen Lebensabend auf Annas<br />
kleiner Farm. Linda legt jetzt nur noch gelegentlich ein Ei<br />
und sitzt ansonsten am liebsten in der Sonne, im Rüthener<br />
Hühnerparadies. ■<br />
Linda, das nackte Huhn mit der Warnweste<br />
Nicht nur seltene Hühnerrasse finden bei Anna ein<br />
Zuhause. Auch ein Huhn aus einer Legebatterie fand<br />
schließlich den Weg in die Hühner-Stube. Anna hatte Mitleid<br />
mit dem halb zerfetzen Tier, nahm es auf und nannte<br />
es Linda. Dem frierenden, fast federlosen Huhn wurde<br />
ein gelber Pullover gestrickt, der es damit zur Attraktion<br />
Linda (Mitte), jetzt ohne Warnweste<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 97<br />
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„ALEXA,<br />
was ist das älteste Gewerbe der Welt?“<br />
„Ich habe das hier im <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> gefunden:“<br />
Z<br />
unächst beruhigen Sie sich<br />
bitte, wir sind nicht so schlüpfrig<br />
unterwegs, wie Sie vielleicht<br />
gerade denken. Denn: Das älteste<br />
Gewerbe der Welt ist unzweideutig<br />
Marketing. Zugegeben, der Begriff<br />
Marketing ist erst im vorigen Jahrhundert<br />
entstanden und fasst die Prozesse<br />
rund um Verkaufen von Produkten<br />
und Dienstleistungen zusammen.<br />
Dazu zählt natürlich besonders die<br />
Kommunikation, oder wie es früher<br />
hieß: Werbung, Reklame.<br />
Und so lichtet sich der Nebel. Denn<br />
es war eine gelungene Werbeaktion<br />
von Eva, mit der Adam zum verbotenen<br />
Biss in den Apfel verführt wurde.<br />
Kommt Ihnen diese Methode bekannt<br />
vor? Sie werden bestätigen: Ja, das ist<br />
Marketing. Viel älter geht´s nicht.<br />
Sauerländer sind die Besten?<br />
Vermutlich waren es dann die frühen<br />
Vorfahren der Sauerländer, die die<br />
Vorzüge und Möglichkeiten von Marketing<br />
erkannt und noch wichtiger,<br />
auch konsequent genutzt haben.<br />
<strong>WOLL</strong>-Autor Michael Martin, der<br />
durch mehrere stammtisch-wissenschaftliche<br />
Studien den Sauerländern<br />
aufs Maul geschaut hat, behauptet<br />
in seinem Werk „Sauerländer. Besser<br />
geht’s nicht.“ felsenfest: „Die Sauerländer<br />
sind einfach die Besten. Vom<br />
lieben Gott nach seinem Ebenbild<br />
erschaffen aus Mutter Erde und Vater<br />
Durst. Die Krönung vonner Schöpfung.<br />
Das Gelbe von zwei bis drei<br />
Eiern. Das Mett in der Wurst, und so<br />
weiter!“<br />
Wir wollen an dieser Stelle die Lobhudelei<br />
des Autors beenden, denn<br />
schon nach diesen ersten Sätzen wird<br />
die reklamemäßige Hervorhebung der<br />
Sauerländer deutlich. Wer denkt nicht<br />
bei Mutter Erde und Vater Durst an<br />
die beliebten Sauerländer Biermarken?<br />
Oder wer freut sich bei „das<br />
Gelbe von zwei bis drei Eiern“ nicht<br />
sofort an das Sauerländer Eierbacken?<br />
Und wer<br />
das Wort Wurst nur hört,<br />
bekommt knackige „Dicke Sauerländer“<br />
in die Augen. Geschickt und<br />
konsequent nutzen Sauerländer die<br />
Chancen und Möglichkeiten des<br />
Marke tings. Innovative Produktentwicklung,<br />
strategische Markenbildung,<br />
kluge Marktpositionierung<br />
und weitsichtige Vertriebspolitik stehen<br />
hinter den Erfolgen bekannter<br />
Mar ken wie FALKE, WARSTEINER<br />
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in der Nachbarschaft nachhören,<br />
wie sie den Markt bearbei ten?<br />
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„Dönekes“ an der Sauerland-Universität zu Blüggelscheidt-Mosebolle.<br />
Zusammen mit meinem Marketingclub-Team forsche ich am Geheimnis,<br />
warum es so viele welt-erfolgreiche Sauerländer Unternehmen gibt. Zugegeben:<br />
Noch tappen wir ein wenig im Dunkeln, aber wir bleiben am Ball…<br />
Mehr Marketing-Dönekes in den kommenden <strong>WOLL</strong>-Ausgaben!<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 99
Outdoor-Fitness<br />
in den Henneauen<br />
Breitensport und Wohlbefinden<br />
in grüner Umgebung<br />
Louisa rudert „auf dem Trockenen“<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
Dominik und Marco tun was für Ihre<br />
Oberschenkelmuskulatur<br />
Beinschwung: Lisa und Nina beim<br />
schwebenden Lauftraining<br />
Kornelia und Frank Topp stärken ihre Rückenmuskulatur<br />
im Sitzen und im Stehen<br />
Etwas Bewegung tut gut. Egal,<br />
ob der Körper nach einem<br />
langen Arbeitstag Abwechslung<br />
vom langen Sitzen braucht, ob<br />
die Waage immer wieder bedenklich<br />
warnt oder man einfach fit bleiben<br />
möchte – Sport hilft. In der Kreisstadt<br />
kann man seit Kurzem ein besonderes<br />
Angebot nutzen: Dank der großzügigen<br />
Spende der Bürgerstiftung Meschede<br />
wurden in den Auen entlang<br />
der renaturierten Henne hochwertige<br />
Fitness-Geräte aus wetterbeständigem<br />
Aluminium installiert, die nun<br />
Fitnessbegeisterten und Gelegenheitssportlern<br />
gleichermaßen zur Verfügung<br />
stehen – und das sogar rund um<br />
die Uhr und kostenlos.<br />
Koordination in den Armbewegungen<br />
Wir treffen vor Ort auf die Familie Topp<br />
aus Arnsberg. „Wir sind speziell wegen<br />
dieser Fitness-Strecke, von der uns<br />
Freunde erzählt haben, hierhergekommen“,<br />
berichtet Frank Topp. Auch Ehefrau<br />
Kornelia, Tochter Louisa und deren<br />
Freund Dominik Jäkel sind dabei. Die<br />
Stimmung ist gut. „Wir haben bereits<br />
vier der sieben Geräte ausprobiert und<br />
sind begeistert“, verrät Louisa, die sich<br />
nun gemeinsam mit dem Freund an den<br />
beeindruckenden Armzug-Liegestütz-<br />
Trainer begibt.<br />
Für Anfänger und „alte Hasen“<br />
Sieben Geräte – jedes ist anders. Beweglichkeit,<br />
Koordination, Kraft und Aus-<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Warteschlangen gibt’s in den Henneauen<br />
bisher nur für’s lustige Foto<br />
dauer sollen beispielsweise verbessert<br />
werden. Tafeln mit Beschreibungen der<br />
Übungen sind an jedem Gerät vorhanden<br />
und geben auch Tipps für unterschiedliche<br />
Schwierigkeitsgrade. Geübte,<br />
wie z. B. Dominik, erkennen die<br />
verschiedenen Möglichkeiten vermutlich<br />
sofort. Als Anfänger hingegen schauen<br />
wir teils staunend auf die vorgeführten<br />
Übungen, die wir sonst vielleicht nur aus<br />
dem Fernsehen kennen. Aber auch Zuschauen<br />
kann ja Spaß machen.<br />
Joggingstrecke mit tollem Upgrade<br />
Auch Lisa Droste aus Freienohl mit<br />
Freund Marco Jäger und Schwester Nina<br />
sind heute hier. „Das Joggen entlang<br />
des Hennesees, die Himmelstreppe hinunter<br />
und dann zum Abschluss diesen<br />
Parcours zu nutzen, ist großartig. Dabei<br />
kann man sich an der frischen Luft auszupowern<br />
und bekommt den Kopf frei“,<br />
so Lisa. Marco ergänzt: „Das Laufen<br />
oder Joggen wird durch diese tollen Geräte<br />
richtig aufgewertet. Die Qualität ist<br />
weitestgehend mit der im Fitness-Center<br />
vergleichbar.“ Nina hingegen verrät<br />
uns schmunzelnd ihren Geheimtipp:<br />
“Wenn hier am Ende unserer Strecke<br />
die Füße brennen, dann bietet die<br />
Henne die Chance, die müden Beine<br />
darin zu erfrischen, ob nun auf einem<br />
dicken Stein am Ufer sitzend oder, wie<br />
in einer Kneippanlage, durch den Fluss<br />
watend.“<br />
Spielplatz für Große<br />
Die Begeisterung teilen scheinbar<br />
auch andere. Sowohl Familien, sportliche<br />
Senioren, ein paar junge Frauen,<br />
eine joggende Fußballmannschaft und<br />
Wanderer kommen des Weges. Hier<br />
ist was los! Man grüßt sich und lächelt<br />
einander zu. Ein bisschen fühlt man<br />
sich wie auf einem Spielplatz für Große.<br />
Warum also nicht einfach mal was<br />
Neues ausprobieren? Vielleicht macht<br />
dieses Trainingsgerät, das so seltsam<br />
aussieht, ja tatsächlich Spaß? Vielleicht<br />
hilft die Übung dem verspannten Rücken?<br />
Vielleicht spürt man nach dem<br />
Training Muskeln an Stellen, wo man<br />
es gar nicht mehr gekannt hatte? Und<br />
vielleicht profitiert ja nicht nur der Bewegungsapparat,<br />
sondern man lernt<br />
auch nette Leute kennen? „Alles durchaus<br />
möglich“, ist sich Kornelia Topp<br />
sicher. „Doch ganz sicher ist, dass man<br />
von dieser tollen, grünen Umgebung<br />
beeindruckt ist und mit einem Gefühl<br />
des Wohlbefindens heimkehrt. Und<br />
wir kommen bestimmt wieder!“ ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 101
Ein Stück Neheimer Industriegeschichte:<br />
Noch mit 80 Jahren fertigt Werner Mittler<br />
Lampenschirmgestelle an<br />
„Ich habe das Gefühl,<br />
noch gebraucht<br />
zu werden“<br />
Paul Senske<br />
Philipp Nolte<br />
Von Rentnerdasein keine Spur: Auch mit 80 Jahren bereitet Werner Mittler die Arbeit Freude.<br />
Den „Blaumann“ hat Werner<br />
Mittler seit 65 Jahren an<br />
und darauf ist er stolz. Der<br />
gelernte Gürtler fertigt noch im Alter<br />
von 80 Jahren in seiner Werkstatt in<br />
der Neheimer Burgstraße Lampenschirmgestelle.<br />
Mittler verkörpert als<br />
letzter verbliebener „Einzelkämpfer“<br />
ein Stück Neheimer Leuchtenindustrie-Geschichte<br />
und beliefert einen<br />
festen Kundenstamm. Die Werkstatt<br />
im Hinterhof gleicht einem Industriemuseum<br />
mit besonders hohem ideellem<br />
Wert. „Ich habe das Gefühl, noch<br />
gebraucht zu werden“, sagt Mittler.<br />
„Mir macht die Arbeit Spaß.“<br />
Seit 1977 ist Mittler mit der Firma Hücker<br />
& Mittler selbstständig. Über Jahrzehnte<br />
an seiner Seite Kumpel Heinz<br />
Hücker, den er seit der gemeinsamen<br />
Gürtler-Lehre 1956 kannte und der<br />
am 23.08.21 verstarb. Ihre beruflichen<br />
Wege waren unzertrennlich: Die großen<br />
Neheimer Leuchtenfirmen Egon Hillebrand<br />
und Schröder, zwischendurch die<br />
Firma Albers, so lauteten die Stationen,<br />
ehe sie sich selbstständig machten. Vor<br />
der Gründung der eigenen Firma 1977<br />
produzierten sie „nach Feierabend“ schon<br />
Lampenschirmgestelle. 2014 schied Hücker,<br />
inzwischen auch 80, aus gesundheitlichen<br />
Gründen aus der Fima aus.<br />
Mittler ist seitdem Einzelkämpfer, eine<br />
Aushilfe erledigt die Büroarbeit. „Heinz<br />
rief mich jeden Montag zwischen 10 und<br />
11 Uhr an, darauf freute ich mich. Es gab<br />
immer viel zu bereden.“<br />
Natürlich geht es um die Geschäfte, die<br />
laufen in der umkämpftem und von Krisen<br />
gebeutelten Leuchtenindustrie „gut“.<br />
Der entscheidende Grund ist die Tatsache,<br />
dass die Senior-Firma Drahtgestelle<br />
für Sonderanfertigungen von Lampenschirmen<br />
fertigt. Der Kundenstamm<br />
steht für den Zulieferer aus Neheim.<br />
Hauptabnehmer ist die Firma Peters<br />
Leuchten (Peters Design) in Rinteln in<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Die Werkstatt gleicht einem Industriemuseum mit vielen Schätzen.<br />
„Die Werkstatt ist<br />
mein Leben“<br />
- Werner Mittler<br />
Niedersachsen, die seit 1919 Leuchten<br />
und Sonderleuchten baut, auch und besonders<br />
für Hotels in Europa. „Darunter<br />
sind auch bekannte 5-Sterne-Hotels wie<br />
in München oder Paris“, betont Mittler.<br />
Daneben beliefert Mittler vier bis fünf<br />
kleinere Firmen.<br />
Der Blick in seine Werkstatt ist atemberaubend,<br />
sie atmet Neheimer Leuchtengeschichte<br />
und erinnert an die kleinen<br />
Zulieferbetriebe in der Möhnestraße,<br />
wo in der Lampen-Blütezeit vor über<br />
100 Jahren praktisch in jedem Keller<br />
Leuchtenteile für die großen heimischen<br />
Firmen von Weltruf hergestellt wurden.<br />
„Die Werkstatt ist mein Leben.“ Und<br />
gleicht einem Museum. Sieben Schweißmaschinen,<br />
eine aus dem Zeitraum<br />
1935/1940, Schere, Ringautomat, eine<br />
pneumatische Bewusst Maschine zum Abkanten,<br />
drei Maschinen mit Handbetrieb - eine<br />
ist ein umgestalteter Poststempel - finden<br />
sich hier, wecken Erinnerungen und lassen<br />
die Herzen der Tüftler und Heimatforscher<br />
höherschlagen. Die Werkstatt ist<br />
eine wahre Fundgrube, ein Schatz. Und<br />
was geschieht mit der Werkstatt, wenn<br />
er mal aufhören sollte? „Dann wird die<br />
Werkstatt hier abgebaut und in Rinteln<br />
bei Peters wieder aufgebaut. Diesen Deal<br />
habe ich mit dem Seniorchef von Peters<br />
vereinbart.“<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 103
1946 als Vertriebener aus<br />
Schlesien nach Neheim<br />
gekommen<br />
Ans Aufhören denkt Mittler noch lange<br />
nicht. „Wenn ich das Wort aufhören in<br />
den Mund nehme, dann will das keiner<br />
hören, ich werde sofort abgeblockt.“ Er<br />
hat die Rente längst durch, die Arbeit ist<br />
Hobby und vermittelt das Gefühl „gebraucht<br />
zu werden“. Der Neheimer hat<br />
sich einen Traum erfüllt. 1946 war er<br />
als Vertriebener aus Schlesien nach Neheim<br />
gekommen, sein Vater arbeitete als<br />
Schweizer (Melker) auf Gut Moosfelde.<br />
Mittler besuchte die damalige Volksschule<br />
in der Burgstraße, in unmittelbarer<br />
Nähe seiner jetzigen Werkstatt.<br />
51 Jahre ist er inzwischen mit Ehefrau<br />
Sigrid verheiratet, Anja und Axel heißen<br />
die Kinder. Jahrelang war er als Hundeführer<br />
mit eigenen Boxern unterwegs. Er<br />
ist bekennender und treuer Schalke-Fan<br />
– auch in diesen nicht leichten Zeiten.<br />
Zugleich interessiert ihn alles, was mit<br />
Sport zu tun hat. Im Sport kennt er sich<br />
genauso gut aus wie bei den Lampen. ■<br />
Mittlers Lampenschirmgestelle<br />
in Pariser 5-Sterne-Hotels<br />
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104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
Wiegers-Gabelstapler GmbH & Co. KG | Unterm Ohmberg 15 · 34431 <strong>Marsberg</strong>
Orientierbar - der neue Podcast<br />
für Eltern, Schüler/-innen und Lehrkräfte<br />
Im<br />
Frühjahr dieses Jahres<br />
hat der Ausbildungskonsens<br />
Hellweg-Sauerland<br />
einen Podcast veröffentlicht, der<br />
sich in erster Linie an junge Menschen<br />
wendet, die sich in der Berufsorientierung<br />
bzw. kurz vor Ende ihrer Schullaufbahn<br />
befinden. Aber auch deren<br />
Eltern soll er ansprechen, da ihnen<br />
in diesem Entscheidungsprozess eine<br />
wichtige Beraterrolle zukommt.<br />
„Die Themen, die dieser Podcast beinhaltet,<br />
sind vielfältig“, weiß IHK-Ausbildungsberater<br />
Sebastian Rocholl, „genauso<br />
vielfältig wie die Wege, die junge<br />
Menschen heute bei Ihrem Einstieg in<br />
die berufliche Karriere gehen können.“<br />
Im Podcast kommen Eltern zu Wort,<br />
Ausbilder, Azubis. Aber natürlich auch<br />
die verschiedenen Partner von Karriere-hier.<br />
Schüler/-innen „Als Netzwerkpartner und Lehrkräfte<br />
Orientierbar - der neue Podcast<br />
für Eltern, plaudern<br />
wir aus dem Beratungsnähkästen und<br />
versuchen erfolgreiche Tipps zu geben.“<br />
Neben anderen Medien (Homepage<br />
Die Region Hellweg-Sauerland mit ihren Ausbildungsbetrieben bietet vielfältige und<br />
zukunftsorientierte Chancen für einen erfolgreichen Karrierestart vor der eigenen<br />
Haustür. Grund genug, diese Themen rund um Ausbildung, Bewerbungszeit und<br />
Praxistipps aufzugreifen und hörbar zu machen.<br />
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Berufsorientierung, um Ausbildungsberufe<br />
usw. einmal tiefergehend zu besprechen<br />
und spannende Einblicke in<br />
die Karrierewelt hier in unserer schönen<br />
Region zu bekommen.<br />
„Orientierung 2go“<br />
Dass Podcasts das persönliche Beratungsgespräch<br />
ersetzen, verneint Sebastian<br />
Rocholl definitiv: „Das persönliche<br />
Gespräch, haben wir in letzter Zeit<br />
schmerzlich gelernt, ist nicht durch diese<br />
Medien zu ersetzen. Aber sie ergänzen<br />
Beratungsangebote, bereiten diese<br />
vor oder beantworten auch wesentliche<br />
Fragen, sodass man sich in der direkten<br />
Beratung tiefergehend um den Kern der<br />
Berufs- bzw. Karriereweg- oder Lehrstellenfindung<br />
Scannen - Reinhören - Abonnieren kümmern kann.“<br />
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So vielfältig wie die Karrierewege<br />
Mit dem Start ist es geglückt: In den<br />
ersten Wochen konnten wir 600 Downloads<br />
und über 90 Abonnenten über die<br />
unterschiedlichen Anbieter (Spotify,<br />
Apple Podcasts, Google Podcasts, Lopodio<br />
Kreis Soest oder unter karrierehier.de.)<br />
erreichen. „Das Feedback ist<br />
durchgängig positiv“, zeigt sich Rocholl<br />
erfreut. „Wichtig ist, dass die Themen<br />
gut rüberkommen und der Ton stimmt.<br />
Hierzu arbeiten wir aber auch mit einem<br />
externen, regionalen Podcastproduzenten<br />
zusammen.“<br />
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Monatlich soll eine Folge des Podcast<br />
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bislang sind so fünf Folgen online.<br />
Und es geht weiter: „Aktuell kommen<br />
wir aus der Sommerpause mit zwei<br />
Sonderfolgen zum Sommer der Ausbildung“,<br />
so Rocholl, „Weitere Folgen sind<br />
schon in den Planungen ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 105
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Anja Ullrich aus Wallen<br />
kümmert sich um ungeklärte Nachlässe<br />
ERBEN GESUCHT!<br />
Britta Melgert<br />
Georg Giannikis<br />
„U<br />
nser aktuell höchster Nachlass, für den<br />
wir Hinterbliebene als Erben suchen, beträgt<br />
400.000,00 Euro“, erzählt Anja Ullrich.<br />
Immer wieder versterben Menschen, ohne ein gültiges<br />
Testament zu hinterlassen. In solchen Fällen tritt die gesetzliche<br />
Erbfolge ein. Das bedeutet, den nächsten Familienangehörigen<br />
steht das Vermögen, oder Anteile davon,<br />
zu. Doch was, wenn zunächst keine Verwandten bekannt<br />
sind? „Genau dann werden wir tätig“, so Anja Ullrich.<br />
„Wir sind als Nachlasspfleger im hiesigen Raum tätig!“<br />
Den schönen Traum vom Brief aus Amerika, in dem ein Notar<br />
einen Erben für das Vermögen eines verstorbenen Onkels sucht,<br />
hat wohl jeder schon mal geträumt. Doch auch hier im Sauerland<br />
gibt es gelegentlich ungeklärte Familienzugehörigkeiten, unvollständige<br />
Stammbäume oder nicht auffindbare Verwandte. Gemeinsam<br />
mit ihrer Angestellten Brigitte Berkenkopf macht sich<br />
Anja Ullrich in solchen Fällen ans Werk.<br />
Die gesetzlichen Vertreter der unbekannten Erben<br />
Auch wenn kein Vermögen, vielleicht sogar Schulden, vorhanden<br />
sind, gibt es Arbeit für die beiden. „Generell gilt: Wenn ein<br />
Mensch alleinstehend verstirbt, ist oft der Einsatz von Nachlasspflegern<br />
erforderlich“, so Anja Ullrich. „Meistens kommen unsere<br />
Aufträge vom Amtsgericht. Von diesem Augenblick an sind<br />
wir die gesetzlichen Vertreter der unbekannten Erben und übernehmen<br />
daher alle dessen Rechte und Pflichten.“<br />
Gut versteckt im Kulturbeutel: 30.000,00 Euro<br />
Brigitte Berkenkopf beschreibt ihre Tätigkeit so: „Wir gehen<br />
möglichst zeitnah, immer zu zweit, in die Wohnung des Verstorbenen<br />
und verschaffen uns eine erste Übersicht. Gibt es ein<br />
Testament? Manchmal ist es ordentlich in einem Ordner abgeheftet;<br />
bei anderen liegt es im Schlafzimmer unter den gebügelten<br />
Taschentüchern. Wir schauen auch nach Sparbüchern, Schmuck,<br />
wertvollen Bildern, kostbaren Möbeln, Edelmetallen oder Bar-<br />
106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
geld. Erst kürzlich fanden wir im unauffälligen Kulturbeutel<br />
einer Verstorbenen 30.000,00 Euro in 50er-Scheinen, verpackt<br />
in Alufolie. Alle Werte müssen ordentlich dokumentiert und verwahrt<br />
werden.“<br />
Ohne Testament wird die Suche aufwändig<br />
Anja Ullrich ergänzt: „Meist schleppen wir waschkörbeweise Akten<br />
und Unterlagen in unser Büro nach Meschede-Wallen, und<br />
daraus entsteht viel Arbeit für die nächsten Wochen: Strom und<br />
Telefon abmelden, Abos beenden, das Konto auflösen und Vieles<br />
mehr. Zudem muss der Mietvertrag gekündigt und die Ausräumung<br />
der Wohnung beauftragt werden. Falls ein Testament<br />
gefunden wurde, prüfen wir dessen Gültigkeit, denn oft scheitert<br />
es beispielsweise schon daran, dass der letzte Wille nicht unterschrieben<br />
wurde. Dann, aber auch bei fehlendem Testament,<br />
müssen die Erben oft aufwändig gesucht werden.“<br />
Im Einsatz für den privaten Erben<br />
Doch nicht nur vom Amtsgericht kommen die Aufträge für das<br />
Nachlassverwalter-Team aus Wallen. „Auch Privatleute können<br />
sich an uns wenden“, berichtet Anja Ullrich. „Oft ist eine Erbauseinandersetzung<br />
schwierig, wenn nicht alle Verwandten bekannt<br />
sind oder irgendwo im Ausland leben. Doch bevor diese<br />
nicht nachweisbar gefunden wurden, wird kein Erbschein erstellt<br />
und das Erbe kann nicht angetreten werden. Diese kniffelige Recherchearbeit<br />
übernehmen wir dann ebenfalls gern. Wir nehmen<br />
Kontakt zu Behörden auf und setzen unser, durch regelmäßige<br />
Schulungen erworbenes, Expertenwissen fachmännisch ein,<br />
um eine Lösung innerhalb einer akzeptablen Zeit anzustreben.<br />
Durch unsere Kontakte innerhalb eines großen Netzwerkes sind<br />
Unterlagen in fremden Sprachen keine Hürde mehr. Wenn es<br />
aber bloß um ein Dokument geht, das seinerzeit in Sütterlin geschrieben<br />
wurde, reicht auch unser eigenes Wissen aus, um uns<br />
auf die Suche nach den fehlenden Erben zu machen.“<br />
Dank Expertenwissen zur Miss Marple<br />
Beide Damen sind sich einig: „Jeder Fall ist anders, aber fast immer<br />
ist unsere Aufgabe spannend. Da werden wir regelmäßig zur<br />
sauerländischen Miss Marple.“ ■<br />
Anja<br />
Ullrich<br />
gültig bis<br />
17.06.2022<br />
Mitgliedsnr. 10302005<br />
Anja Ullrich<br />
Nachlasspflege<br />
Berufsbetreuung<br />
Zum Brückenberg 29a<br />
59872 Meschede<br />
Tel. 02903 3999883<br />
Fax 02903 3999877<br />
info@anja-ullrich.de<br />
www.anja-ullrich.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 107
Silvia Padberg<br />
Unser Spaghettikürbis-Bolognese-Rezept<br />
<strong>Herbst</strong>zeit ist Kürbis-Zeit<br />
Der <strong>Herbst</strong> ist zurück und damit erobert auch der Kürbis mit seiner<br />
Sortenvielfalt wieder die Küchen. Hokkaido, Butternut, Muskatkürbis,<br />
Bischofsmütze, Spaghettikürbis… Weltweit soll es über 800<br />
verschiedene Kürbissorten geben. Wir haben uns für den Spaghetti-Kürbis entschieden.<br />
Lecker-deftig, wie man es im Sauerland mag, gehört die Spaghettikürbis-Bolognese<br />
auf jeden Fall zu den Speisen, die man nicht nur einmal genießen<br />
möchte.<br />
Zutaten für 2 Personen:<br />
1 großer Spaghettikürbis<br />
1 Gemüsezwiebel<br />
4 Knoblauchzehen<br />
400 g Rinderhackfleisch<br />
200 ml passierte Tomaten<br />
300 g Tomaten<br />
1 EL Kokosöl<br />
3 EL frischer Oregano<br />
400 g Champignons<br />
2 TL Chilipulver<br />
1 frische Chili (optional)<br />
1 Prise(n) Salz<br />
1 Prise(n) Pfeffer<br />
geriebener Käse<br />
So schmeckts nochmal so gut<br />
beim Grillen mit frischen<br />
Grillbroten und Baguettes<br />
Hauptgeschäft <strong>Brilon</strong><br />
Friedrichstraße 1<br />
02961-4959<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo., Mi. & Do. 6:00 -13:00 Uhr<br />
Di. & Fr. 6:00-18:00 Uhr<br />
Sa. 6:00-13:00 Uhr<br />
So. 8:00-11:00 Uhr.<br />
Filiale <strong>Brilon</strong> Madfeld<br />
Bernhard-Bartmann-Str.3<br />
02991-9629712<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo., Mi. & Do. 6:00 -13:00 Uhr<br />
Di. & Fr. 6:00-12:30 Uhr & 14:30-18:00 Uhr<br />
Samstag 6:00-12:30 Uhr<br />
108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
Sonntag 7:30-10:30 Uhr<br />
Zubereitung:<br />
Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Spaghetti Kürbis halbieren und die enthaltenen<br />
Kerne auslöffeln. Mit der geschnittenen Seite nach unten auf ein Backblech<br />
legen. Etwas Wasser auf das Backblech geben und die Kürbishälften für 30 Minuten<br />
in den Ofen geben. Während der Kürbis im Ofen gart, wird die Bolognese-<br />
Sauce vorbereitet. Kokosöl in einer Pfanne erhitzen. Gemüsezwiebel kleinschneiden<br />
und im Öl anbraten, bis sie glasig werden. Gepresste Knoblauchzehen zu den<br />
Zwiebeln geben. Alles zusammen kurz anbraten. Hackfleisch hinzugeben und so<br />
lange braten, bis alles hellbraun ist. Tomaten enthäuten, entkernen, dann in kleine<br />
Würfel schneiden. Mit den passierten Tomaten zum Hackfleisch geben und gut<br />
verrühren. Frische Kräuter und Gewürze zugeben und etwa 30 Minuten einkochen<br />
lassen. Am Ende die geputzten, in Scheiben geschnittenen Champignons in<br />
die Sauce hinzugeben. Vorsichtig den Kürbis aus dem Ofen holen, drehen und<br />
mit einer Gabel das Fadenfruchtfleisch herauslösen. Entweder die Bolognese mit<br />
dem Fruchtfleisch geschichtet in zwei Schalen des Kürbis geben oder das Fruchtfleisch<br />
direkt mit dem Hack mischen. Wer mag, kann das Ganze mit etwas Käse<br />
bestreuen! Guten Appetit!<br />
Der ursprünglich aus Japan stammende Spaghettikürbis hat mit einem<br />
Emissionswert von unter 130 Gramm eine gute CO2-Bilanz. Durch seinen<br />
recht hohen Vitamin-A-Gehalt unterstützt er das Sehvermögen. Das<br />
enthaltene Kalium regt die Nieren- und Blasenfunktion an. Mit seinem<br />
fadenartigen Fruchtfleisch ist der Spaghettikürbis eine gute und vor allem<br />
kalorienarme Pasta-Alternative
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
„Ich habe meine Figuren<br />
alle im Kopf; ich<br />
mache die Augen<br />
zu und sie sind da.“<br />
Ein Plausch mit der Sichtigvorer Schriftstellerin Andrea Hundsdorfer<br />
Margarethenring, Sichtigvor. Von hier aus unternimmt Andrea Hundsdorfer die spannendsten Reisen. Zum<br />
Beispiel ins magische Reich Atramento. Dafür braucht sie nichts weiter als Stift, Zettel und Klemmbrett.<br />
Mittlerweile hat die Autorin mehr als 20 Bücher geschrieben. Angefangen mit Kinder- und Jugendbüchern<br />
widmet sie sich nun auch der Erwachsenenliteratur.<br />
<strong>WOLL</strong>: Hallo Andrea! Wir kennen uns ja, sind beide bei<br />
den BördeAutoren. Umso mehr freue ich mich, dich jetzt<br />
mit Fragen löchern zu dürfen. Erzähl doch erstmal ein<br />
bisschen von dir!<br />
Andrea Hundsdorfer: Ich bin 55 Jahre alt, verheiratet und<br />
habe zwei erwachsene Söhne. Ursprünglich komme ich aus<br />
Möhnesee-Günne und bin das sechste von sieben Kindern.<br />
Ich bin gelernte Pferdewirtin, habe aber mit 25 nochmal umgesattelt<br />
auf Fremdsprachenkorrespondentin. Seit neun Jahren<br />
arbeite ich im Vertrieb.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie bist du zum Schreiben gekommen?<br />
Andrea Hundsdorfer: Ich schreibe gern Gedichte für besondere<br />
Anlässe. Als ich dann für meine Patentochter eine Geschichte<br />
mit ihr als Titelheldin schrieb, dachte ich mir, ich<br />
könnte doch auch ein Buch schreiben.<br />
<strong>WOLL</strong>: 2008 erschien dein Debütroman „Neele“. Seitdem<br />
sind jede Menge Bücher hinzugekommen. Überwiegend<br />
Kinder- und Jugendromane, stimmt‘s?<br />
Andrea Hundsdorfer: Genau. Normalerweise bin ich auch<br />
recht rege mit meinen Büchern unterwegs, lese viel an Grundschulen.<br />
Das fehlt mir wirklich sehr.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 109
<strong>WOLL</strong>: Von Kindern bekommt man sicher ein ungeschöntes<br />
Feedback, oder?<br />
Andrea Hundsdorfer: Da merke ich sofort, ob ich so lustig<br />
und spannend schreibe, dass die Kinder daran Spaß haben.<br />
Ich habe aber auch Freundinnen, denen ich meine Sachen vorher<br />
zeige.<br />
<strong>WOLL</strong>: Und die sind ehrlich?<br />
Andrea Hundsdorfer: Die sind oft voll des Lobes, hauen mir<br />
aber auch schon mal was um die Ohren. Testleser müssen ehrlich<br />
sein, nur durch konstruktive Kritik wird man besser.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was ist das Schwierigste am Schreiben?<br />
Andrea Hundsdorfer: Gar nichts.<br />
<strong>WOLL</strong> (lacht): Gut. Was ist dann das Herausforderndste?<br />
Andrea Hundsdorfer: Die Charaktere sympathisch zu schreiben.<br />
Du hast die Geschichte im Kopf und alles macht Sinn,<br />
aber sie muss auch für die Leser plausibel und spannend sein.<br />
<strong>WOLL</strong>: Du nimmst ja mittlerweile auch sehr erfolgreich<br />
an Schreibwettbewerben teil…<br />
Andrea Hundsdorfer: Ja, da habe ich jetzt Blut geleckt!<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie findest du die Ideen?<br />
Andrea Hundsdorfer: Die ploppen einfach so auf. Später verselbstständigt<br />
sich die Geschichte auch oft. Das liebe ich, dieses<br />
der Fantasie freien Lauf lassen; ich kann tun, was immer<br />
ich will.<br />
<strong>WOLL</strong>: Aber ein paar Regeln muss man doch beachten!?<br />
Andrea Hundsdorfer: Ja klar! Wenn ich eine Obduktion beschreibe,<br />
muss das alles auch so stimmen. Aber wenn ich wie<br />
in „Yanapaii“ beschließe, dass eine Schneekugel ein Tor zu<br />
einer anderen Welt ist, dann ist das so.<br />
<strong>WOLL</strong>: „Obduktion“? Das klingt eher nach Erwachsenenbuch.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was ist das Schönste am Schreiben?<br />
Andrea Hundsdorfer: Das Wort „Ende“! (Lacht) Dass ich<br />
bei der Recherche so viele Leute und Orte kennenlerne. Und<br />
der Schreibprozess an sich. Ich liebe die Ich-Perspektive, die<br />
Szenenwechsel, durch die ich eben auch in die Gedanken der<br />
Bösewichte eintauchen kann.<br />
110 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Andrea Hundsdorfer: Das war für einen Krimi. Dafür habe<br />
ich auch ein Interview mit einem Pressesprecher der Polizei<br />
geführt und war zu Besuch in der Pathologie der Uni Dortmund.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wann und wie oft schreibst du?<br />
Andrea Hundsdorfer: Manchmal schreibe ich die Nächte<br />
durch, dann wieder eine Woche lang gar nicht. Auf jeden Fall<br />
schreibe ich abends, ich muss den Tag erst hinter mir haben.<br />
<strong>WOLL</strong>: Worum geht es in deinen Kinder- und Jugendbüchern?<br />
Andrea Hundsdorfer: Die Protagonisten erleben in meinen<br />
Büchern die unglaublichsten Abenteuer. Dabei lernen sie, zu<br />
ihren Schwächen zu stehen. Es ist schwierig, erwachsen zu<br />
werden, aber gemeinsam ist man stark.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was liest du eigentlich privat?<br />
Andrea Hundsdorfer: Fast alles. Ich lese einen 1.000 Seiten-Wälzer<br />
genauso wie eine Liebeskomödie, die man in drei<br />
Stunden wegschnubbelt.<br />
<strong>WOLL</strong>: Du bist seit einigen Jahren Jurymitglied des Kreativwettbewerbs<br />
für Schüler/innen des Medienzentrums<br />
Soest. Wie ist das?<br />
Andrea Hundsdorfer: Ich bin immer wieder positiv überrascht,<br />
wie kreativ manche sind.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was braucht man sonst noch, um als Schriftsteller/in<br />
erfolgreich zu sein?<br />
Andrea Hundsdorfer: Ein dickes Fell und langen Atem.<br />
Beim Schreiben ist viel Handwerk dabei, aber Talent kann<br />
auch nicht schaden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Woran arbeitest du im Moment?<br />
Andrea Hundsdorfer: Der Krimi liegt gerade bei einer Literaturagentur.<br />
„Atramento“ geht im <strong>Herbst</strong> in den Druck und<br />
aktuell schreibe ich an einer Liebeskomödie.<br />
<strong>WOLL</strong>: Hast du zum Schluss noch einen Schreibtipp?<br />
Andrea Hundsdorfer: Man sollte schreiben, was einen selbst<br />
begeistert. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 111
DJ Maroox alias Marlon Ohms aus <strong>Brilon</strong>-Madfeld<br />
„Bei meinen Auftritten<br />
gebe ich richtig Gas“<br />
Manfred Eigner<br />
sabrinity & privat<br />
M<br />
it 15 Jahren schon zu wissen, welcher beruflichen Tätigkeit man unbedingt nachgehen will, ist in diesem<br />
Alter schon an sich bemerkenswert. Dass er damit sein Hobby zum Beruf machen kann, beneidenswert. Dass<br />
beides möglich ist, beweist Marlon Ohms aus <strong>Brilon</strong>-Madfeld. Parallel zu seiner schulischen Ausbildung<br />
startet Marlon unter seinem eingetragenen Künstlernamen MAROOX eine steile Karriere in einem nicht alltäglichen<br />
Beruf: als DJ<br />
<strong>WOLL</strong>: Für viele junge Leute ist es eine spannende Aktion,<br />
auf privaten Partys den DJ zu machen und die Feiernden<br />
mit Musik, meist als persönliche Sammlung auf<br />
dem Notebook, zu unterhalten. Was ist der Unterschied zu<br />
dem, was du als DJ „MAROOX“ machst?<br />
Marlon Ohms: Da werden alle Musikrichtungen gespielt und<br />
der DJ passt sich der Veranstaltung entsprechend an. Ich gebe<br />
bei meinen Auftritten eine strikte Linie aus „Elektro House“<br />
in meinem 90-minütigen Programm vor.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was war der Auslöser für deine Leidenschaft<br />
„aufzulegen“?<br />
Marlon Ohms: Ich bezeichne es als performen, weil es mehr<br />
Entertainment ist. Bei meinen Auftritten gebe ich richtig Gas.<br />
Einfluss hat sicherlich, dass Musik in unserer Familie - von DJ<br />
bis Sängerin - zu finden ist.<br />
<strong>WOLL</strong>: Du planst das als deinen Hauptberuf anzustreben.<br />
Welche Voraussetzungen braucht man dafür und gibt<br />
es auch so etwas wie eine Ausbildung für diesen Beruf?<br />
112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Marlon Ohms privat...<br />
Marlon Ohms: Ein Ausbildungsberuf ist es nicht, darum ist<br />
mir der schulische Abschluss besonders wichtig. Aber die Weichen<br />
sind gestellt. Voraussetzung ist ein gutes Musikfeeling<br />
und eine gute Zusammenarbeit mit anderen DJ´s. Von Paul<br />
Kold und mir ist beispielsweise das erfolgreiche Mashup Pack,<br />
das in den Elektro House Charts Platz #01 und im ALL Genre<br />
Platz #04 belegt, entstanden. Gemeinsam mit dem Platin<br />
verifizierten Produzenten MOKABY bilden die beiden DJ´s<br />
mein Management.<br />
<strong>WOLL</strong>: Der DJ steht auf seiner Bühne und sorgt für Stimmung.<br />
Das kann man sehen; doch welche Vorbereitungen<br />
und was für ein Equipment ist Voraussetzung, um so professionell<br />
arbeiten zu können?<br />
Marlon Ohms: Wichtig ist im Vorfeld die Arbeit an Notebook<br />
und Mischpult. Da wird der Auftritt mit speziellen Programmen<br />
vorbereitet, wie das angesprochene Mashup Pack,<br />
bei dem erfolgreiche Lieder zusammengemischt und beim<br />
Refrain beispielsweise Bässe eingespielt werden. Bei mir zu<br />
...und am Mischpult<br />
Hause und mit noch umfangreicherer Technik in den Studios.<br />
Das erfordert ein absolut exaktes zeitgenaues Arbeiten,<br />
um am Ende das Sounderlebnis zu erreichen. Beim Auftritt<br />
Online, in Clubs oder Open Air ist neben dem Mischpult<br />
der USB-Stick mit den gespeicherten Vorbereitungen mein<br />
Equipment als DJ.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was waren bisher besondere Highlights?<br />
Marlon Ohms: Ein Highlight war meine erste offizielle Performance<br />
48 HOURS Live aus Braunschweig. Erfolgreichster<br />
Auftritt 2NIHGHTS 1STREAM in der Toskana Therme<br />
in Bad Schandau für den Twitch Kanal von Anastasia<br />
Rose sowie mein Auftritt auf einem Partyboot in Novalja<br />
Kroation, wo ich erste Publikumserfahrung sammeln konnte.<br />
Derzeit arbeite ich mit meinem Management an eigenen<br />
Produktionen.<br />
Wer möchte, kann marooxmusic auf den Sozialen Medien<br />
begleiten. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 113
Gute Geschichten aus Südwestfalen<br />
Positiv, dynamisch, echt...<br />
“Summer of Pioneers”: Ein NRW-weit einzigartiges Projekt in Altena<br />
Die Stadt stellt ihren Gästen günstigen<br />
Wohnraum und modern ausgestattete<br />
Coworking-Spaces zur Verfügung. Die<br />
Pioniere haben im Gegenzug Projekte<br />
und Ideen im Gepäck, wie man modernes<br />
Leben auf dem Land in Altena und<br />
in der Region Südwestfalen gestalten<br />
kann.<br />
15 kreative Pioniere, eine Gastgeberstadt,<br />
sechs Monate Zeit und viele neue<br />
Ideen und Impulse: So könnte man den<br />
„Summer of Pioneers“ kurz und knapp<br />
beschreiben. Hier in Südwestfalen ist<br />
das NRW-weit einzigartige Projekt vor<br />
kurzem an den Start gegangen.<br />
Die Pioniere sind da!<br />
Anfang Juni sind 15 Digitalarbeitende<br />
und Kreative aus ganz Deutschland in<br />
Altena eingetroffen. Im Rahmen des<br />
„Summer of Pioneers“ wollen sie den<br />
Großstadtdschungel von Köln, Berlin<br />
oder Hamburg hinter sich lassen und das<br />
Leben auf dem Land austesten – in einer<br />
Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.<br />
Ideen für neues Leben<br />
auf dem Land<br />
Die Idee der Initiatoren: Altena und die<br />
Pioniere sollen voneinander profitieren.<br />
Ihre Ideen sind beispielsweise für das<br />
Gelände der „Schwarzenstein-Brache“<br />
gefragt, einem Relikt aus Zeiten,<br />
in denen die Stadt an der Lenne eine<br />
Gelddruckmaschine war. Sprichwörtlich.<br />
Denn in Altena wurden bis 1980<br />
Rohlinge für die D-Mark hergestellt.<br />
Seitdem die Maschinen ruhen, liegt das<br />
Industriegelände brach. Das soll sich<br />
ändern – und die Sichtweisen der Pioniere<br />
sind für dieses große Vorhaben ein<br />
wichtiger Impuls.<br />
Foto: Michael Bahr<br />
Foto: Felix Weber<br />
Foto: Alexander Schirm<br />
Darum schneidet Südwestfalen in einer<br />
Umfrage so gut ab…<br />
Zahlreiche Job-Möglichkeiten, viele<br />
Wohlfühl-Orte und die Natur immer<br />
vor der Nase. Südwestfalen hat viele<br />
Pluspunkte, für Menschen, die sich<br />
nach dem Leben auf dem Land sehnen<br />
und hier in der Region beruflich<br />
Fuß fassen wollen. Das bestätigte nun<br />
eine Umfrage im Rahmen des bundesweiten<br />
Projekts „Starke Regionen“.<br />
Wie ein Sternekoch aus Südwestfalen<br />
YouTube erobert…<br />
Tipps und Tricks für die heimische<br />
Küche direkt von einem Sternekoch?<br />
Diese exklusive Kochschule gibt es auf<br />
dem YouTube-Kanal von Felix Weber.<br />
Der einzige Sternekoch im Sauerland<br />
will dort – neben seiner Arbeit im Fünf-<br />
Sterne-Hotel Deimann in Schmallenberg<br />
– Hobbyköch*innen inspirieren<br />
und fürs Kochen begeistern.<br />
Coole Geschenk-Idee für Freunde oder Familien:<br />
Per “Trecker-Tour” die Region erkunden<br />
Tolle Idee aus <strong>Brilon</strong>! Mit den Touren<br />
von Alexander Schirm kann man die<br />
wunderschöne Landschaft im Land<br />
der tausend Berge hinter dem Lenkrad<br />
eines restaurierten Oldtimer-Treckers<br />
erleben. Das „Treckerwandern“ eignet<br />
sich perfekt für Betriebsausflüge, oder<br />
als Geschenk für die Familie, Freunde,<br />
Mitarbeitende und Kunden.<br />
114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Junge Macherin mit 21 Jahren Chefin im Speditionsbusiness<br />
AUF DIESEM<br />
BILD HABEN<br />
SICH 150<br />
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FÜHRER<br />
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Foto: Südwestfalen Agentur,<br />
Patrick Bonzel<br />
Südwestfalen ist ein echter “Hier geht<br />
was!”-Raum! Genau das zeigt die Reihe<br />
“Junge Macher*innen”. 59 junge Menschen<br />
stellen sich selbst und ihr Herzensprojekt<br />
hier in der Region vor. So<br />
auch Milena Grilo Da Costa. Sie wagte<br />
2018 den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
und kaufte im Alter von 21 Jahren<br />
Firmenanteile der Spedition „GlexX Logistik<br />
GmbH“ aus Meschede. Seitdem<br />
führt sie das Unternehmen gemeinsam<br />
mit zwei Geschäftspartnern. Als Gesellschafterin<br />
und Geschäftsführerin<br />
kümmert Sie sich um die Bereiche<br />
Verwaltung, Personal, Buchhaltung<br />
und Ausbildung. Wow!<br />
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Das klingt doch alles<br />
zu schön, um nicht da zu sein!<br />
Diese und weitere gute Geschichten<br />
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Foto: Rothaarsteigverein e.V. / Klaus-Peter Kappest<br />
www.suedwestfalen-mag.com<br />
Gefördert durch:<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 115
10 Jahre <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>: Hermann-J. Hoffe prägte aus vier Buchstaben<br />
eine faszinierende Sauerländer Marke<br />
„Das Schöne<br />
auf Papier<br />
bringen“<br />
Paul Senske<br />
Tom Linke<br />
Es<br />
ist eine Erfolgsgeschichte<br />
der<br />
besonderen Sauerländer<br />
Art: Das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
feiert zehnjähriges Jubiläum. Das<br />
beliebteste Wort der Sauerländer<br />
Alltagssprache, die vier Buchstaben<br />
mit Leben gefüllt - Worte, Orte, Land<br />
und Leute - und sie zu einer einzigartigen<br />
und faszinierenden Marke mit Strahlkraft<br />
über die Region hinaus entwickelt: Für<br />
<strong>WOLL</strong>-Gründer und Verleger Hermann-J. Hoffe<br />
aus Schmallenberg-Kückelheim ist das <strong>Magazin</strong> ein<br />
Lebenswerk, für die Sauerländer verkörpert es Heimat<br />
und Wohlfühlen.<br />
Hoffe. „Wir wollen das Schöne in Wort und Bild auf<br />
Papier bringen. Das Sauerland ist schön und hat<br />
viele Schätze.“ Diese „Schätze“ birgt <strong>WOLL</strong><br />
inzwischen in sechs regionalen Ausgaben,<br />
verschiedenen Sonder-<br />
Meilensteine fürs Sauerland gesetzt: Hermann-J. Hoffe.<br />
116 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter
im Sauerland<br />
im Sauerland<br />
editionen und füllt mit kluger Strategie<br />
auch auf den sozialen Kanälen eine<br />
Marktlücke. Dass <strong>WOLL</strong> im Oktober<br />
2011 mit der ersten Ausgabe für Eslohe<br />
und Schmallenberg auf den Markt kam<br />
und die Menschen „regelrecht begeistert<br />
waren“, hat viel mit der Leidenschaft von<br />
Hermann-J. Hoffe fürs Sauerland zu<br />
tun. Der 69-Jährige ist im schnuckeligen<br />
Schmallenberg-Kückelheim fest verwurzelt,<br />
hat aber nie den Blick nach draußen<br />
und für andere Dinge verloren. Der Familienvater<br />
- Ehefrau Roswitha, Töchter<br />
Katharina und Juliana - ist bodenständig<br />
und heimatverbunden sowie weltoffen<br />
und innovativ zugleich. Das <strong>Magazin</strong><br />
trägt seine Handschrift.<br />
Erste Erfahrungen als Redaktionsmitglied<br />
der Jugendzeitung „Wir“<br />
Erste journalistische Erfahrungen als<br />
Mitglied der Jugendzeitung „Wir“ in<br />
Arpe/Kückelheim sowie seine Lehr- und<br />
Berufszeit in der europaweit operierenden<br />
Schmallenberger Firma Falke waren<br />
wichtige Etappen. „Wir haben damals<br />
als Jugendgruppe über Themen aus dem<br />
Dorf berichtet, für die sich auch die<br />
Westfälische Rundschau interessierte.<br />
Darauf waren wir richtig stolz.“ In eine<br />
„völlig neue Welt“ tauchte Hoffe während<br />
seiner zweijährigen Lehrzeit als Indu s-<br />
triekaufmann bei Falke ein. Vom ersten<br />
Tag an lernte er in der Werbeabteilung.<br />
„Die Werbewelt hat mich fasziniert, ich<br />
war begeistert und neugierig zugleich.“<br />
Nach Beendigung seiner Lehre 1971 -<br />
der heutige Landrat Dr. Karl Schneider<br />
absolvierte übrigens im selben Zeitraum<br />
seine Lehre bei Falke - baute Hoffe sein<br />
Fachabitur, studierte in Hagen Betriebswirtschaft<br />
mit dem Schwerpunkt Marketing,<br />
verlor aber nie den Kontakt zu<br />
Falke, die Werbewelt ließ ihn einfach<br />
nicht los. Er arbeitete in den Semesterferien<br />
in der Firma und erhielt zum 1. 8.<br />
1975 2. Mach einen hinne Vertrag als Werbeassistent. 7. Schmacht Er<br />
arbeitete 4. Hömma an <strong>Magazin</strong>en (Falke-<strong>Magazin</strong>)<br />
9. dicke<br />
und 5. Prospekten Ker maßgeblich 10. mit, Schmackes war auf<br />
Modeschauen und organisierte sie auch:<br />
Die Zeit bei Falke hat ihn geprägt. Eine<br />
legendäre Fachanzeige der Firma „begleitet“<br />
ihn heute noch: Falke in Schmallenberg<br />
als „das Herz Europas“. „Diese Anzeige<br />
ist geradezu symptomatisch für das<br />
Sauerland und seine Weltoffenheit: Wir<br />
sind europa- und weltweit mit unseren<br />
Firmen unterwegs und zugleich stolz auf<br />
die Heimat.“<br />
Bis 1981 arbeitete Hoffe bei Falke. Nach<br />
einem zweijährigen Intermezzo als Produktmamanager<br />
in Meinerzhagen machte<br />
er sich selbstständig: Marketing und<br />
Kommunikation als Standbeine. Bekannte<br />
Sauerländer Firmen wie Severin<br />
in Sundern und WEPA in Müschede<br />
waren seine Kunden. Für Severin organisierte<br />
er 1992 das 100-jährige Betriebsjubiläum<br />
mit Bundeskanzler Helmut<br />
Kohl als Ehrengast, 2003 das 111-jährige<br />
Bestehen der Firma, die damals auch in<br />
DIE DIE SUCHE NACH DEM SCHÖNSTEN WORT. WORT.<br />
N<br />
ur ein Wort ist notwendig um seinem Gegenüber zu sagen:<br />
Ich bin ein Sauerländer! Und auf die Suche nach diesem<br />
ur ein Wort ist notwendig um seinem Gegenüber zu sagen:<br />
Ausdruck machte sich die Kur und Freizeit GmbH auf der Social<br />
Ich bin ein Media Sauerländer! Plattform „Facebook“ Und auf und die stellte Suche eine nach ganz einfache diesem<br />
Frage: „Wir suchen euer liebstes, typisch sauerländisches Wort!<br />
Ausdruck machte sich die Kur und Freizeit GmbH auf der Social<br />
Einen typischen Satz oder ähnliches… Kreative Ideen sind<br />
Media Plattform gefragt“. „Facebook“ Das Interesse und an dieser stellte Umfrage eine hat über ganz die einfache Grenzen<br />
Frage: „Wir suchen<br />
des<br />
euer<br />
Schmallenberger<br />
liebstes,<br />
Sauerlands<br />
typisch sauerländisches<br />
Anklag gefunden: 13.700<br />
Wort!<br />
Stimmen wurden abgegeben. Aus den ursprünglichen drei<br />
Einen typischen Wörtern, Satz oder die die Kur ähnliches… und Freizeit GmbH Kreative zur Abstimmung Ideen frei sind<br />
gefragt“. Das Interesse gegeben an hatte, dieser ist dank Umfrage Nutzerkommentaren hat über eine lange die Liste Grenzen mit<br />
originellen Begriffen und Ausdrücken aus dem Sauerland geworden.<br />
Ein<br />
des Schmallenberger Sauerlands<br />
sauerländisches<br />
Anklag<br />
Wort hatte<br />
gefunden:<br />
die Nase schnell<br />
13.700<br />
vorn:<br />
Stimmen wurden „Woll“ abgegeben. wurde zum Favoriten Aus erkoren. den ursprünglichen Doch das Rennen ist noch drei<br />
nicht entschieden. Bisher noch unerwähnte oder wenig beachtete<br />
linguistische Perlen wie „Unsere“ (als Bezeichnung für die<br />
Wörtern, die die Kur und Freizeit GmbH zur Abstimmung frei<br />
gegeben hatte, ist Eltern), dank Nutzerkommentaren „Wem gehörse“ oder „Hümmeken“ eine lange haben also Liste noch mit<br />
Chancen in die Top Ten zu gelangen. Wer Lust hat, sich an der<br />
originellen Begriffen und Ausdrücken aus dem Sauerland geworden.<br />
Ein sauerländisches www.facebook.com/Schmallenberger.Sauerland Wort hatte die Nase schnell tun. Neben vorn: der<br />
Abstimmung und Diskussion zu beteiligen, kann dies unter<br />
Umfrage gibt es hier auch Fotos, Veranstaltungen und vieles<br />
„Woll“ wurde zum Favoriten erkoren. Doch das Rennen ist noch<br />
mehr rund um unsere Region. (kr)<br />
nicht entschieden. Bisher noch unerwähnte oder wenig beachtete<br />
linguistische Perlen<br />
Die Top Ten<br />
1. woll<br />
wie „Unsere“ (als<br />
6. Ette<br />
Bezeichnung für die<br />
2. Mach hinne 7. Schmacht<br />
Eltern), „Wem gehörse“ oder „Hümmeken“ haben also noch<br />
3. Ne? 8. Guck ma auf´n Tacho<br />
Chancen in die Top<br />
4. Hömma<br />
Ten zu gelangen. Wer<br />
9. dicke<br />
Lust hat, sich an der<br />
5. Ker 10. Schmackes<br />
Abstimmung und Diskussion zu beteiligen, kann dies unter<br />
www.facebook.com/Schmallenberger.Sauerland tun. Neben der<br />
Umfrage gibt es hier auch Fotos, Veranstaltungen und vieles<br />
mehr rund um unsere Region. (kr)<br />
Die Top Ten<br />
1. woll 6. Ette<br />
3. Ne? 8. Guck ma auf´n Tacho<br />
01_39_<strong>WOLL</strong>_<strong>Magazin</strong>.indd 19<br />
N<br />
Quelle: 1. <strong>WOLL</strong>-Ausgabe Eslohe/Schmallenberg Oktober 2011<br />
W.O.L.L. Oktober 2011 - 19<br />
Sachen Sportsponsoring unterwegs war<br />
und u. a. Stabhochspringer Danny Ecker<br />
(ein Sechs-Meter-Springer) unter Vertrag<br />
hatte. Mit WEPA als Sponsor des TC<br />
Blau-Weiß Sundern war er in der Tennis-<br />
Bundesliga unterwegs.<br />
01_39_<strong>WOLL</strong>_<strong>Magazin</strong>.indd 19 26.09.11 09:35<br />
Intensive Beschäftigung mit<br />
den neuen Medien<br />
Parallel zu seiner Marketing- und Kommunikationstätigkeit<br />
für namhafte Firmen<br />
beschäftigte sich Hoffe intensiv mit<br />
den aufkommenden neuen Medien. Er<br />
ahnte, das Social Media eine Kommunikations-Plattform<br />
mit riesigem Potenzial<br />
ist. „Wenn man so will, wird das, was<br />
früher am Stammtisch diskutiert wurde,<br />
heute über die sozialen Medien ausgetauscht,<br />
eine Art Dorfklatsch.“<br />
„Die Werbewelt hat<br />
mich fasziniert“<br />
- Hermann-J. Hoffe<br />
W.O.L.L. Oktob<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 117
Gleichzeitig<br />
stellte<br />
er sich die<br />
Frage, warum es<br />
für Schmallenberg und<br />
Umgebung kein klassisches<br />
Glanzmagazin wie beispielsweise in Düsseldorf gab. Es reifte<br />
daher die Idee, ein <strong>Magazin</strong> „für die Region, in der man lebt“,<br />
ins Leben zu rufen. „Die Prämisse war, dass der Titel aus vier/<br />
fünf Buchstaben bestehen und was mit dem Sauerland zu tun<br />
haben muss und dass sich die Menschen wiederfinden“, erzählt<br />
Hoffe. „Die Buchstaben mussten sitzen.“ Sie saßen – und wie:<br />
„Wir haben uns für das Wort Woll entschieden, es ist ein typisches,<br />
identitätstiftendes Sauerländer Wort mit Alleinstellungsmerkmal.“<br />
Die Entscheidung im Sommer 2011 war goldrichtig.<br />
Einige Wochen später brachte eine Facebook-Umfrage der<br />
Schmallenberger Kur- und Freizeit GmbH zu Tage: Woll ist<br />
das schönste, beliebteste und markanteste Wort der Sauerländer<br />
Alltagssprache. Einen entsprechenden Artikel mit einer Analyse<br />
der Ergebnisse („Kauderwelsch im Sauerland“) hat Hoffes<br />
Tochter Katharina in der ersten <strong>WOLL</strong>-Ausgabe veröffentlicht.<br />
Hoffe und seinen Mitstreitern war aber auch klar, dass vier<br />
schöne Buchstaben allein nicht reichen würden. „Wir mussten<br />
aus den Buchstaben was machen und sie mit Leben füllen.“ Das<br />
geniale Ergebnis: W.O.L.L. - Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Der Name wurde als Marke beim Patentamt angemeldet und<br />
hat sich zu einer starken Sauerländer Marke entwickelt. Das<br />
erste <strong>Magazin</strong> erschien im Oktober 2011 für den Bereich Eslohe/Schmallenberg.<br />
Das durch Anzeigen finanzierte <strong>Magazin</strong><br />
wurde kostenlos verteilt und „uns praktisch aus den Händen<br />
gerissen“. Von Beginn an im Team waren der niederländische<br />
und erfahrene Redakteur Tiny Brouwers, der im Sauerland<br />
heimisch gewordene Ostfriese und Gestalter Rainer Zepernick<br />
sowie das Schmallenberger Satzstudio Glade. Die <strong>WOLL</strong>-Philosophie<br />
ist bis heute gültig: Das Schöne aus dem Sauerland,<br />
die verborgenen Schätze zu bergen und sie in Wort und Bild<br />
auf Papier bringen, das auch vor dem Hintergrund der Globalisierung.<br />
„Die Menschen müssen sich in ihrer kleinen und<br />
großen Lebenswelt im <strong>Magazin</strong> wiederfinden, das wünschen<br />
sie sich auch.“<br />
Übrigens: Die in der ersten Ausgabe im Oktober 2011 in Posterform<br />
veröffentlichten Namen (Kauderwelsch im Sauerland)<br />
stießen auf ein sensationelles Interesse. „Macht doch Plakate<br />
bzw. Poster daraus“, so der Tenor. Heute sind die <strong>WOLL</strong>-Poster<br />
ein echter Hit, nicht nur im Sauerland. ■<br />
„Wir mussten die vier Buchstaben mit<br />
Leben füllen“ - Hermann-J. Hoffe<br />
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<strong>WOLL</strong><br />
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Ein starkes Team für Worte, Orte, Land und Leute im Sauerland<br />
Ein <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> macht sich nicht von allein.<br />
In jeder Ausgabe steckt eine Menge Herzblut, Engagement,<br />
Können und Fleiß. Immerhin gilt es,<br />
pro Jahr rund 2.300 <strong>Magazin</strong>seiten mit wunderschönen<br />
Geschichten und Bildern aus dem Sauerland zu erstellen.<br />
Und auch die gut 83.000 Fans und Follower in den<br />
sozialen Medien möchten regelmäßig mit interessanten<br />
Posts (ca. 1.500 pro Jahr) informiert werden.<br />
Doch wer steckt eigentlich hinter dieser Medienmarke? Wer<br />
recherchiert und schreibt all diese Geschichten? Wer macht<br />
die Bilder dazu? Wer setzt und druckt das <strong>Magazin</strong>? Wer ist<br />
für Werbung und Anzeigen verantwortlich? Auf den folgenden<br />
Seiten finden Sie die Antwort. Erkennen Sie jemanden<br />
wieder? ■<br />
Andreas Melliwa<br />
Redaktion<br />
Anke Kemper<br />
Redaktion + Illustration<br />
Antonius Henke<br />
Medienberatung<br />
Britta Melgert<br />
Redaktion + Backoffice<br />
Catharina Schäfer<br />
Gestaltung<br />
Christel Zidi<br />
Redaktion + Lektorat<br />
Daniela Rose<br />
Vertrieb <strong>Magazin</strong>e<br />
Daniela Weber<br />
Redaktion<br />
Ohne Bild: Anne von Heydebrand, Redaktion | Carla Wengeler, Redaktion + Social Media | Daniel Kaminski, Gestaltung<br />
Dirk Kochsiek, Vertrieb <strong>Magazin</strong>e | Georg Giannakis, Redaktion + Fotos | Marc Niemeyer, Fotos<br />
Matthias Koprek, Redaktion + Fotos | Walter Eilhard, Medienberatung<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 119
Dirk Bannenberg<br />
Herausgeber + Geschäftsführer<br />
Gisela Wilms<br />
Redaktion<br />
Harald Kröger<br />
Medienberatung<br />
Helmut Gaida<br />
Redaktion<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Herausgeber<br />
Inga Bremenkamp<br />
Redaktion + Video<br />
Iris Böning<br />
Fotos<br />
Julius Kolossa<br />
Redaktion<br />
Luca Cramer<br />
Gestaltung<br />
Manfred Haupthoff<br />
Redaktion<br />
Manfred Eigner<br />
Redaktion<br />
Markus Weber<br />
Redaktion<br />
W<br />
Monika Loerchner<br />
Redaktion<br />
Nicola Collas<br />
Redaktion<br />
Oliver Schaeffer<br />
Verkaufsleiter<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Petra Kleine<br />
Redaktion<br />
Philipp Nolte<br />
Fotos<br />
Rainer Grundhoff<br />
Medienberatung + Druck<br />
Robert Hinkel<br />
Redaktion<br />
Sabina Butz<br />
Redaktion<br />
OLL<br />
Sabrina Voss (Sabrinity)<br />
Fotos<br />
Silvia Padberg<br />
Redaktion + Social Media<br />
Sonja Funke<br />
Redaktion<br />
Sonja Nürnberger<br />
Redaktion + Social Media<br />
Sophie Schmucker<br />
Gestaltung<br />
Stefan Droste<br />
Fotos<br />
Susanne Droste<br />
Fotos<br />
Tom Linke<br />
Fotos<br />
Vanessa Schulte<br />
Anzeigen + Digital Sales<br />
Verena Sen<br />
Redaktion<br />
Willi Bannenberg<br />
Senior-Chef<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 121
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jedermann?<br />
„Stimmt nicht”, klärt uns Thomas<br />
Pöttgen, Geschäftsführer von Pro-<br />
Charge aus Freienohl, auf. “Die Förderung<br />
erhält man nur, wenn man entweder<br />
den Strom dafür z.B. mit PV selbst<br />
produziert oder einen Öko-Stromtarif<br />
nutzt. Auch bei Privatleuten. Andernfalls<br />
geht man leer aus oder man muss<br />
später die Förderung zurückzahlen.”<br />
Er muss es wissen: Der überzeugte<br />
E-Mobilist beschäftigt sich bereits jahrelang<br />
mit diesem boomenden Markt und<br />
hat daher im Juni 2020 die Pro- Charge<br />
GmbH in Freienohl gegründet. Diese<br />
bietet neben Wallboxen auch Beratungen,<br />
Planungen und günstige Ökoladestromtarife<br />
an.<br />
Strom und Benzin mit einer einzigen<br />
Karte tanken<br />
Und es läuft richtig rund: Die Auftragsbücher<br />
sind voll – hauptsächlich mit Aufträgen<br />
von Firmen, Gastgebern (Hotels,<br />
Ferienwohnungen, Gastro), Wohnungsgesellschaften<br />
und Stellplatzbetreibern.<br />
Und das mittlerweile Europaweit. Um<br />
das schnelle Wachstum auch stemmen<br />
zu können, hat sich Pöttgen mit dem<br />
Arnsberger Unternehmer Andreas Grüne<br />
einen erfahrenen Partner ins Boot geholt.<br />
“Als Tankstellenbetreiber sahen wir den<br />
aktuellen Trend hin zu E-Mobilität naturgemäß<br />
zunächst kritisch. Jetzt, nach dem<br />
Einstieg bei Pro-Charge, haben wir in diesem<br />
Zukunftsmarkt einen Fuß in der Tür<br />
und sind positiv gespannt auf die weitere<br />
Entwicklung”, sagt Grüne, Geschäftsführer<br />
und Inhaber vom Arnsberger Traditionsunternehmen<br />
Grüne Energie.<br />
Sowohl Pöttgen als auch Grüne sind sich<br />
einig, dass die Zusammenarbeit Früchte<br />
tragen wird: “Zusammen mit unseren<br />
Tanknetz-Partnern werden wir zukünftig<br />
das öffentliche Laden von Strom wie<br />
auch das Tanken mit Diesel oder Benzin<br />
mit einer Karte deutschlandweit anbieten<br />
können. Gerade für Fuhrparkbetreiber ist<br />
das ein echtes Plus!”, so Grüne.<br />
Herstellerunabhängig<br />
Pro-Charge fungiert bei der Ladeinfrastruktur<br />
als Händler und Projektpartner.<br />
“Ein Hersteller verkauft natürlich am<br />
ehesten seine eigenen Produkte. Ob diese<br />
aber für den Kunden bei Preis und Leistung<br />
optimal sind, steht auf einem anderen<br />
Blatt”, so Pöttgen über die Unabhängigkeit<br />
seiner Firma. Daher arbeitet das<br />
Pro-Charge-Team Herstellerunabhängig<br />
und kann die am besten geeignete Wallbox<br />
für den jeweiligen Einsatzzweck empfehlen.<br />
Förderung: Mehr als nur 900 Euro<br />
Neben der Wallbox an sich kommen auf<br />
Immobilienbesitzer weitere Investitionen<br />
zu: Haus-Elektroinstallation, Hausanschlusskosten<br />
(bei größeren Anlagen),<br />
smarte Stromzähler und Erdarbeiten.<br />
Manche Leistungen sind über die 900,-<br />
für die Wallbox hinaus förderfähig, etwa<br />
mit dem Programm Progres NRW. “Dabei<br />
werden zum Teil auch Beratungsleistungen<br />
sowie die Erd- und Pflasterarbei-<br />
122 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
ten mit bis zu 50 % bezuschusst”, ergänzt<br />
Matthias Stirnberg, weiterer Geschäftsführer<br />
bei Pro-Charge. Als ehemals technische<br />
Führungskraft eines großen Klinikums<br />
und technischer Leiter bei einem<br />
Schaltschrankbauer ist er bestens vertraut<br />
mit den Besonderheiten größerer Gebäudeinstallationen.<br />
Auch die Konstruktion<br />
und Planung von Schaltschränken<br />
kann Pro-Charge somit aus einer Hand<br />
anbieten.<br />
Autohäuser und Elektroniker<br />
Aufgrund der Unabhängigkeit ist Pro-<br />
Charge auch erster Partner sowohl für<br />
Autohäuser wie auch für Elektroinstallationsbetriebe.<br />
“Wir installieren selber<br />
nichts, wir verkaufen auch keine Fahrzeuge,<br />
aber wir stehen unseren Partnern<br />
kompetent zur Seite. Bei Direktanfragen<br />
vermitteln wir die Installation immer zu<br />
unseren guten Partnern in der jeweiligen<br />
Region”, ergänz Thomas Pöttgen.<br />
Fazit<br />
Nahezu alle Fachleute sind sich einig: Der<br />
Elektromobilität gehört die Zukunft. Sowohl<br />
der politische wie auch gesellschaftliche<br />
WiIlle ist dazu vorhanden. Die nächsten<br />
Jahre werden im Bereich Mobilität<br />
einen Umbruch zeigen, wie wir ihn zuletzt<br />
von der Pferdekutsche auf das Automobil<br />
gesehen haben. Die Frage ist nicht ob, sondern<br />
wann mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge<br />
elektrisch betrieben werden. Daher<br />
ist jetzt der beste Zeitpunkt, mit dem Ausbau<br />
der Infrastruktur zu beginnen. Für<br />
Fragen zum Thema Wallbox steht das<br />
Pro-Charge Team unter 02903 96990 02<br />
montags bis freitags von 08:00 bis 14:00<br />
Uhr zur Verfügung oder besuchen Sie die<br />
Website www.pro-charge.net . ■<br />
Andreas Grüne (links) und Thomas Pöttgen<br />
setzen auf Elektromobilität im Sauerland<br />
Tipp für Gastgeber<br />
“Optimale Route für E-Bikes": Freizeit- und Routenplanungs-APPs wie Komoot & Co. weisen gezielt Gastgeber mit<br />
E-Ladestationen aus. Entsprechend wird die Route geplant, entsprechend mehr Gäste finden den Weg, kehren ein und<br />
verzehren – und sei es nur zum Warten, bis das Vehikel (ob Bike oder Auto) wieder aufgeladen ist.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 123
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124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021<br />
10 Jahre<br />
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17<br />
Sauerland<br />
<strong>Herbst</strong> 2021<br />
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Rüthens alte Rathaustreppe<br />
17<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
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Pastor Ansgar Drees<br />
aus <strong>Brilon</strong><br />
„Man muss menschlich<br />
in der Lage sein, den<br />
Beruf auszuüben“<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
Pastor Drees nimmt sich Zeit für ein persönliches Gespräch.<br />
Einfühlsam hört er zu, gibt Impulse und ist dankbar dafür, Anteil nehmen zu dürfen.<br />
In<br />
Zeiten, in denen das Ansehen<br />
der Kirche enormen<br />
Schaden erlitten hat, tut es<br />
gut, auch von Menschen, speziell von<br />
Geistlichen berichten zu können, die<br />
segensbringend für ihre Gemeinden<br />
im Einsatz sind. Pastor Ansgar Drees<br />
aus <strong>Brilon</strong> ist einer von ihnen.<br />
„Es sind die Begegnungen mit Menschen,<br />
die mir Freude machen“, verrät<br />
mir Pastor Ansgar Drees (56), und diese<br />
Freude merkt man ihm an. „Wenn<br />
sie sich mir öffnen, sich mir anvertrauen,<br />
mir das Gefühl geben, dass ich<br />
Anteil haben darf, dann ist das beglückend<br />
für mich. Es bereichert mich,<br />
dass ich den Lebensnerv der Menschen<br />
begleiten darf.“<br />
Das tut er in der Tat in vielfältigster Art<br />
und Weise, quasi von der Wiege bis zur<br />
Bahre. „Wenn ich bei Taufgesprächen<br />
das Glück der Eltern sehe, wenn sie<br />
einfach nur ihr Kind anschauen, dann<br />
berührt mich das sehr“, erzählt er mir.<br />
„Oder die Kommunionkinder in ihrer<br />
Vorfreude auf ihr Sakrament. Aber auch<br />
ein Trauergespräch kann voller Hoffnung,<br />
liebevoller Erinnerungen und<br />
tiefer Dankbarkeit sein.“ Denn die Botschaft<br />
lautet: Gott ist bei euch!<br />
Für Pastor Drees war es immer wichtig,<br />
die gesamte seelsorgerische Breite<br />
abzudecken und für alle Gruppen der<br />
Gesellschaft da zu sein. So zählen auch<br />
Kindergarten-Gottesdienste, schulseelsorgerische<br />
Tätigkeiten, die Arbeit mit<br />
Menschen mit Behinderung im Caritasverband,<br />
in Seniorenheimen und<br />
Beistand für Kranke ebenso zu seinem<br />
abwechslungsreichen Tagesprogramm<br />
wie Messfeiern, Erstkommunionen oder<br />
Trauungen. Dabei ist er aufgrund des<br />
Pastoralen Raumes im Pastoralteam<br />
unter der Leitung des Propstes für die<br />
Stadt <strong>Brilon</strong> mit allen ihren Dörfern zuständig.<br />
„Ich sehe es als große Chance, direkt<br />
vor Ort den seelsorgerischen Auftrag zu<br />
haben“, erklärt er mir. „Jede Begegnung<br />
ist ein kleiner Baustein, dass das Reich<br />
Gottes für die Menschen ein bisschen<br />
spürbarer wird. Die großen Fragen werde<br />
ich dabei bestimmt nicht lösen, aber<br />
das will und kann ich auch gar nicht!“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 125
Ich fang das einfach mal an…<br />
Dass aus ihm überhaupt mal ein Pastor<br />
werden würde, hätte er selbst nicht gedacht.<br />
Aufgewachsen im überwiegend<br />
protestantischen Bielefeld suchten die<br />
Eltern ihm eine katholische Schule aus<br />
und prägten seine Werte. Es gab auch<br />
einen Onkel, der Franziskaner war, und<br />
natürlich war Ansgar auch Messdiener.<br />
Dann waren da noch diese Vikare, mit<br />
denen man sich in der Freizeit traf, lachte<br />
und Spaß hatte, und die so einen positiven<br />
und zufriedenen Eindruck auf ihn<br />
machten.<br />
Fußball bei Arminia Bielefeld<br />
Die engagierte Religionslehrerin hatte<br />
ebenfalls entscheidenden Einfluss<br />
auf Ansgar Drees und nicht zuletzt<br />
auch der Kirchenorgel-Lehrer. „Wenn<br />
er spielte, geschah das mit so viel Gefühl,<br />
dass man spürte, dass er es zur<br />
Ehre Gottes tat. Man hörte in seinem<br />
Orgelspiel förmlich seinen Glauben an<br />
Gott heraus.“ Nach einer kleinen Pause<br />
fügt er hinzu: „Ich selbst habe damals<br />
übrigens auch Orgel gespielt.“ Nebenbei<br />
aber auch Fußball, bei der Arminia in<br />
Bielefeld.<br />
„Ich fang das einfach mal an“, dachte er<br />
sich nach dem Abitur, aber es sollte erst<br />
alles noch reifen mit dem Theologiestudium,<br />
denn zunächst kam die 15-monatige<br />
Bundeswehrzeit, bevor es in Paderborn,<br />
im Leokonvikt losging.<br />
„Man muss menschlich in der Lage sein,<br />
den Beruf auszuüben“, erläutert er mir.<br />
Da man das selbst für sich nicht abschließend<br />
beurteilen kann, bat er be-<br />
Vielen Menschen ist ihr Glaube abhanden gekommen. Pastor<br />
Drees ist es daher ein besonderes Anliegen, uns allen die Botschaft<br />
Gottes nahe zu bringen. Er wird nicht müde zu vermitteln,<br />
dass der Glaube uns Kraft gibt, unser Leben zu meistern.<br />
126 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
freundete Menschen, deren Urteil er<br />
vertraute, vor und während des Studiums<br />
um ihre ehrliche Meinung. Sie<br />
hielten ihn für geeignet!<br />
Trotzdem gönnte er sich nach dem<br />
Vordiplom eine Auszeit und absolvierte<br />
ein freiwilliges soziales Jahr in<br />
einem Altenheim. Mit Schichtdienst,<br />
Wochenendarbeit und unendlich vielen<br />
Eindrücken. In dieser Zeit durfte<br />
er bei Priestern wohnen und deren<br />
Alltag kennenlernen, worüber er sehr<br />
dankbar war.<br />
Ein Auslandsjahr im kulturell faszinierenden<br />
Wien war ebenfalls Bestandteil<br />
seines Studiums. Nach dem Diplom<br />
entschied er sich, ein Jahr nach Italien<br />
in die Nähe von Florenz zu gehen. Er<br />
verbrachte dort ein geistliches Jahr in<br />
einer Gemeinschaft aus Priestern und<br />
Theologiestudenten, in dem neben<br />
Gebet und Austausch ein altes Franziskanerkloster<br />
durchrenoviert wurde.<br />
Auch diese Zeit hat ihn geprägt und<br />
birgt schöne Erinnerungen.<br />
… und wenn der Bischof mich<br />
jetzt noch haben will…<br />
Nun war Ansgar Drees bestärkt darin,<br />
seinen eingeschlagenen Weg weiter zu<br />
gehen: „Und wenn der Bischof mich<br />
jetzt noch haben will, dann komme<br />
ich und gehe zuversichtlich meinen<br />
Weg!“ So ging er ins Priesterseminar,<br />
versprach unter anderem ein Leben in<br />
Bescheidenheit und Ehelosigkeit, als<br />
er zum Diakon geweiht wurde. 1994<br />
war dann im Paderborner Dom die<br />
feierliche Priesterweihe. „Das war ein<br />
ganz besonderer Moment für mich,“<br />
erinnert er sich dankbar. „Insgesamt<br />
18 junge Priester wurden geweiht und<br />
ich war einer von ihnen.“<br />
Jetzt steht er selbst schon seit vielen<br />
Jahren vorne am Altar und versucht<br />
seinen „Schäfchen“ Impulse zu geben<br />
und ihnen die Botschaft Gottes zu<br />
konkretisieren und näher zu bringen.<br />
Er tut es noch immer mit ganzem<br />
Herzen und der gleichen Überzeugung<br />
und Hingabe wie zu Beginn.<br />
Das kommt bei den Menschen gut an.<br />
Als ihn seine Mutter hier besuchte,<br />
stellte sie das gleich fest. „Junge“, sagte<br />
sie zu ihm, „die Herzlichkeit, mit der<br />
die Menschen dir hier begegnen, zeigt<br />
mir, wie gut du hier gelitten bist.“<br />
So fühlt er sich selbst sehr wohl im<br />
Sauerland, hat längst Gefallen an den<br />
zunächst ungewohnten Schützenfesten<br />
gefunden, genießt die Natur und<br />
steckt bei seinen Spaziergängen am<br />
Borberg gern ein Kerzchen für die<br />
Menschen im Tal vor der Mutter Gottes<br />
an. ■<br />
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„Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ Diesen Bibelvers<br />
wählte Pastor Ansgar Drees als Primizspruch<br />
und er begleitet ihn durchs Leben<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 127
LEBEN ZWISCHEN RETTUNGS-<br />
WAGEN UND RUNKELRÜBEN<br />
Nach dem Dienst schaltet die<br />
<strong>Marsberg</strong>er Notärztin Dr. Anna<br />
Bödefeld-Hötger auf ihrem<br />
Bauernhof komplett ab<br />
Andreas Melliwa<br />
Tom Linke<br />
W<br />
er Kinder hat mit aufgeschlagenen<br />
Knien, kennt<br />
sie. Wer sich beim Sport<br />
den Fuß verknackst, kennt sie. Wer<br />
am Wochenende plötzlich Herzstiche<br />
hat, kennt sie. Und wer den Rettungswagen<br />
alarmieren musste, hat sie<br />
vermutlich auch kennengelernt. Die<br />
Chirurgin Dr. Anna „Anne“ Bödefeld<br />
ist die „Ärztliche Leiterin der Zentralen<br />
Notaufnahme“ am <strong>Marsberg</strong>er<br />
St- Marienhospital. Viele sagen auch<br />
einfach: Sie ist das Herz der Ambulanz.<br />
Seit 36 Jahren gehört sie zum<br />
Stamm des <strong>Marsberg</strong>er Hospitals, nur<br />
unterbrochen von ihrer Ausbildungszeit<br />
zum Facharzt der Chirurgie. Die<br />
hat sie in Münster absolviert. „Ich bin<br />
halt bodenständig durch und durch!“<br />
sagt die gebürtige <strong>Marsberg</strong>erin voller<br />
Überzeugung. Das liegt auch daran,<br />
dass sie „vom Hof kommt“, wie man<br />
im Sauerland sagt. Und bis heute<br />
findet Frau Doktor in der Landwirtschaft<br />
Abstand und Ausgleich von ihrem<br />
stressigen Beruf.<br />
128 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021
Als sie 1978 ihren späteren Mann<br />
Willi Hötger kennenlernt, geben die<br />
meisten ihrer Freunde und auch in<br />
der Familie den beiden nur wenig Zukunft.<br />
Denn Willi ist junger Landwirt<br />
mit eigenem Hof, und Anne ist<br />
gerade auf dem Sprung zum Medizinstudium<br />
nach Düsseldorf. „Da lernste<br />
ruck-zuck ´nen feschen Arzt kennen<br />
– so die Prognosen. Aber gegen Willi<br />
kam keiner an. 1986 wurde geheiratet,<br />
„…und ich habe es nie bereut!“<br />
Mit der Heirat war auch klar: Die beiden<br />
werden weiterhin im Sauerland<br />
leben. „Dabei habe ich mich zweimal<br />
gegen eine vermutlich steile Karriere<br />
entschieden,“ sagt Anne Bödefeld<br />
ohne Groll, „Einmal hatte ich das Angebot,<br />
mit meinem Professor zusammen<br />
die Herzchirurgie in Bad Oeynhausen<br />
mit aufzubauen. Und ich habe<br />
nach dem Studium eine feste Stelle an<br />
der Uniklinik in Münster angeboten<br />
bekommen. Aber ich wollte aus dem<br />
Sauerland nicht weg“.<br />
Von Kindesbeinen mit der Landwirtschaft<br />
verbunden<br />
Es war aber nicht nur der buchstäbliche<br />
Stallgeruch, der sie letztlich auf<br />
dem elterlichen Hof in <strong>Marsberg</strong>-Beringhausen<br />
hielt. Sondern es war auch<br />
die schwere Erkrankung ihres Vaters,<br />
dem es immer schwerer fiel, sich um<br />
Haus und Hof zu kümmern. „Als er<br />
zum ersten Mal plötzlich ins Krankenhaus<br />
musste, fiel bei mir auch<br />
die Entscheidung, Ärztin zu werden.<br />
Denn es stand Spitz auf Knopf, aber<br />
mein Vater hatte schon lange den Pastor<br />
gesehen, ehe mal ein Arzt vorbeikam.<br />
Das konnte nicht sein!“ Bereits<br />
während des Studiums und auch als<br />
fertige Ärztin half Anne dann regelmäßig<br />
auf dem Hof mit. In der Erntezeit<br />
kam es nicht selten vor, dass sie<br />
sogar in der Mittagspause vom Krankenhaus<br />
direkt zum Acker fuhr. „Vieh<br />
treiben, Strohfuder packen, Runkeln<br />
hacken – ich hab gemacht, was auf<br />
dem Hof gerade so anfiel. Das erdet<br />
ungemein.“<br />
Alltag in der Klinik ist<br />
eine Wundertüte<br />
Nach dem Tod des Vaters übernahm<br />
Annes Bruder Meinolf den Hof, aber<br />
auch er wurde krank und starb früh.<br />
Nun kümmerte sich Ehemann Willi<br />
um den Hof in Beringhausen, parallel<br />
zu seinem eigenen in Bad Wünnenberg.<br />
Mittlerweile hat Annes Neffe<br />
Johannes die Hofstelle übernommen.<br />
„Das Leben auf dem Hof begleitet<br />
mich aber immer noch,“ sagt Anne<br />
Bödefeld, „und es prägt meine Arbeit<br />
in der Klinik nach wie vor!“ Denn<br />
Medizin und Landwirtschaft haben<br />
für sie viel gemeinsam: Wenig ist zu<br />
kalkulieren, oft müssen Entscheidungen<br />
kurzfristig gefällt werden. Auf<br />
dem Hof sind es zum Beispiel die Unwägbarkeiten<br />
des Wetters, im Krankenhaus<br />
können plötzlich Komplikationen<br />
auftreten. Anne Bödefeld ist<br />
das bewusst: „Wenn ich morgens zur<br />
Klinik fahre, ist der Arbeitstag eine<br />
Wundertüte. Ich weiß nie, was mich<br />
erwartet. Beim Landwirt ist das ähnlich!“<br />
Die Nähe zu den Menschen auf dem<br />
Land hilft auch bisweilen bei der ersten<br />
Diagnose. „Ich kenne sehr viele<br />
hier, und sehr viele kennen mich.<br />
Wenn zum Beispiel ein Bauer mitten<br />
in der Erntezeit zur Behandlung ins<br />
Krankenhaus kommt, dann weiß ich:<br />
„Dem muss es wirklich schlecht gehen,<br />
sonst wäre er auf dem Acker. Da<br />
gehen bei mir sämtliche Alarmleuchten<br />
an!“<br />
Das Leben auf dem Hof begleitet die Ärztin.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> 2021 - 129
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Dr. Anna Bödefeld-Hötger und<br />
ihr Mann Willi Hötger.<br />
Königin der Ambulanz<br />
Persönliche Schicksalsschläge und die<br />
tägliche Nähe von Leid und Tod haben<br />
die Notärztin demütig gemacht. Und<br />
gelehrt, das Leben zu feiern. Höhepunkt<br />
bisher war ihr Jahr als Beringhäuser<br />
Schützenkönigin 2006/2007. „Das war<br />
´ne tolle Zeit,“ erzählt sie noch heute begeistert,<br />
„Die Leute haben sich mit mir<br />
gefreut. Auch die, von denen ich wusste,<br />
dass sie eigentlich krankgeschrieben<br />
sind. Die haben sich dann eher in die<br />
zweite Reihe gedrängelt.“ Anne Bödefeld<br />
hat dann aber dicht gehalten, denn<br />
„beim Schützenfest, da wird gefeiert, da<br />
vergesse ich alles, was den Job angeht“.<br />
Allerdings wurde sie in diesem besonderen<br />
Jahr des Öfteren von den Patienten<br />
mit „Ihre Majestät“ angesprochen…<br />
„Wenn ich morgens<br />
zur Klinik fahre, ist der<br />
Arbeitstag eine Wundertüte.<br />
Ich weiß nie, was mich erwartet.<br />
Beim Landwirt ist das ähnlich“<br />
- Anna Bödefeld-Hötger<br />
Familie und Glaube<br />
geben ihr Kraft<br />
Die <strong>Marsberg</strong>er kennen sie und wissen,<br />
woher sie kommt. Das Bodenständige,<br />
die Augenhöhe, das Wissen um ihre<br />
persönlichen Schicksalsschläge helfen<br />
oft auch bei schwierigen Gesprächen mit<br />
Patienten. Sie selbst baut auf ihren Glauben.<br />
„Gott bewahrt nicht vor allem Leid,<br />
er hilft aber bei allem Leid“ – aus diesem<br />
Satz des Hl. Augustinus hat sie nicht nur<br />
selbst Kraft geschöpft, sondern auch so<br />
manchen Patienten gestützt. „In machtlosen<br />
Situationen sage ich mir: Das hat<br />
der Herrgott so gewollt“. Das hilft. Und<br />
das Familienleben mit Ehemann Willi<br />
und den beiden Töchtern. Anna-Sophie<br />
ist Försterin geworden, und Agnes Ärztin.<br />
Unfallchirurgin. Sie wohnt mit ihrer<br />
kleinen Familie ebenfalls auf dem Hof<br />
der Bödefelds in Bad Wünnenberg. Sie<br />
wird wissen, warum… ■<br />
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